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Pannen drosseln den Fortschritt

Seit über einem Jahr wird an den neuen Straßenabschnitten der SS 49 bei Kiens und Percha gearbeitet. Doch man hat nicht den Eindruck, dass der Bau der beiden sogenannten ‚Dorfumfahrungen‘ planmäßig voranschreiten würde.
In Kiens gab’s den Aussetzer im Bereich der Westeinfahrt. Ursache war die Störung der Trassenführung durch einen Hotelbau, der im Nachhinein aufgezogen wurde. Eine Planänderung wurde deshalb notwendig. Das kostete Zeit und Geld. Team-K-King Kölle und seine Thronprinzessin Elisabeth Rieder bezifferten die dadurch verursachten Mehrkosten mit fünf Millionen Euro. Weil diese zu Lasten der Steuerpflichtigen gingen, befassten sie den Rechnungshof mit der Angelegenheit. Bislang hat sich dieser dazu nicht geäußert. In Percha sollte der Tunnel-Anstich unterhalb des „Urthalers“ noch im März erfolgen, doch nichts wurde daraus. Wegen der Abstandsunterschreitung zur Eisenbahn mussten die Arbeiten im Bereich der Westeinfahrt einige Wochen ausgesetzt bzw. arg reduziert werden. Vor vierzehn Tagen ist der Anstich nun tatsächlich erfolgt. Um schneller voranzukommen, die verlorene Zeit vielleicht doch noch wettmachen zu können, kam ein zweiarmiger Bagger zum Einsatz, den der Bauingenieur Daniel Alfreider als Weltneuheit propagierte. Für Weltneuheiten hat der ‚Assessur por mobiltè‘ der Autonomen Provinz Bozen offensichtlich einen besonders ausgeprägten Spürsinn, denn schon im Zuge der grundlegenden Instandsetzung der Brunecker Südumfahrung (Bereich St. Lorenzen – Waldheim im Jahr
2019) ließ er eine als Weltneuheit etikettierte Asphaltierungsmaschine auffahren, welche in einem Zug die gesamte Straßenbreite bearbeitete und dadurch die sonst übliche, doch bruchgefährdete Asphaltnaht in der Fahrbahnmitte vermied.

KNAPPER ZEITPLAN
Sowohl die Umfahrung von Kiens als auch jene von Percha sollten innerhalb 2025, jedenfalls vor Beginn der Olympischen Spiele Milano Cortina (Feber 2026) befahrbar sein.
Was im Falle von Kiens kein Problem sein sollte, ist für Percha sehr wohl eines, es sei denn, der Jumbo-Bi-Arm und Gefolgschaft schaffen das schier Unmögliche. Rückblende: Der Spatenstich für die Umfahrung Kiens wurde am 26. November 021 getan; in Percha lief derselbe Film, wenn auch mit anderen Akteuren, am 19. Januar 023 ab. Mit der Einrichtung der Baustellen und anderen Vorarbeiten wurde in beiden Fällen allerdings schon Monate vorher begonnen. Zusammengenommen ergeben die
Schwieriger Parcours
Zu jener Zeit als noch Luis Durnwalder die Kanzel des SVP-Triebwagens beherrschte und die Signale der von edelweißem Charme beeinflussten Fahrt durch die Provinz las, sie deutete und die Fahrweise danach regulierte, konnte sich Thomas Widmann im 1.-Klasse-Abteil entspannt zurücklehnen, denn kein anderer bzw. keine andere machte ihm, dem Regierungsmitglied der Autonomen Provinz Bozen, damals zuständig für Wirtschaft und Mobilität, den Raum oder die Luft im Honigkuchen-Wagen streitig (3). Kurzum: Er saß, wie man so sagt, fest im Sattel. Bis 2013, als Arno Kompatscher den vollsten Futtertrog im Edelweißstall ansteuerte, ihn auch eroberte und damit Durnwalder die Zügel aus der Hand nahm. Im Zuge des Politturniers lockerte der neue Parcourschef Widmanns Sattelgurt. Dieser verlor den Halt – fiel zu Boden. Wiederholte Aufspringversuche missglückten. Selbst der niederere Rücken des Ponys, na- mens Kleinedelweiß, wurde dem über Jahre hinweg umworbenen Parteiritter nun verwehrt. Aus Sicht der Parteiführung nicht ganz zu Unrecht, denn es bestünde tatsächlich die Gefahr, dass das kleine Edelweiß größer und das große Edelweiß kleiner würde, noch kleiner als es durch den akuten Mitgliederschwund der letzten Jahrzehnte ohnehin schon geworden ist. Freilich wäre auch eine Fusion der beiden Edelweiße nach den Wahlen denkbar, wodurch die größte‘ mögliche Größe der Bergblume erhalten bliebe. beiden Umfahrungen einen neuen Straßenabschnitt von rund sechs Kilometern, wovon in etwa die Hälfte im Tunnel verläuft. Die Gesamtkosten werden zurzeit mit rund 180 Millionen Euro (70 plus 110) zzgl. IVA beziffert. Verkehrsminister Matteo Salvini, der beim Spatenstich in Percha übers Netz zugeschaltet war, versprach zum Anlass der Provinzverwaltung einen Zuschuss in Höhe von 30 Millionen - Nachbesserungen nicht ausgeschlossen. // wp
Wie auch immer, Widmanns Rückkehr in den Provinz- und Regionalrat bei den Wahlen im Herbst ist keineswegs ausgeschlossen. Der Honigzug ist für ihn zwar abgefahren, doch als erprobter Gymkhana-Pilot weiß er nur zu genau, wie man sich in schwierigem Gelände am besten verhält und bewegt. Diese Tauglichkeit haben er und sein Motorsportpartner, Toni Ebner, sich bei unzähligen Turnieren angeeignet. Und sie kamen immer zum Ziel. Warum also auf dem Parcours durch die Wahlurnen nicht – unter welchem Symbol auch immer? // wp

SOZIALE PHOBIE (TEIL 1)
Ich glaube, ich habe eine soziale Phobie und das schon mein gesamtes Leben lang. Als Kind war ich in Gruppen immer zurückgezogen und hatte Angst, von den anderen ausgelacht oder drangsaliert zu werden. Als Jugendlicher ging es etwas besser, denn ich hatte einen sehr guten Freund, mit dem ich die meiste Zeit verbrachte. Aber auch damals habe ich Gruppen eher gemieden. Nun bin ich erwachsen und vor ca. einem Jahr hat diese Angst wieder richtig zugeschlagen. Beruflich hat es sich ergeben, dass ich vermehrt an Sitzungen teilnehme, in welchen ich das Wort ergreifen muss. Das fällt mir unglaublich schwer und ich habe Angst davor, mich zu blamieren. Ich verkrampfe mich dann und fange an zu schwitzen und hoffe jedes Mal, dass es nicht zu sehr auffällt.
Als weitere Belastung ist inzwischen hinzugekommen, dass ich es kaum mehr schaffe, den Bericht vor anderen auszufüllen.
Tatsächlich weist die Symptomatik, welche Sie beschreiben, auf eine soziale Phobie hin.
Dabei handelt sich aber um Ängste, welche sich auf soziale Situationen beziehen und sich vorwiegend um die Furcht drehen, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen und/oder sich zu blamieren. Deshalb werden soziale Situationen in der Regel gemieden. Bei ausgeprägten sozialen Phobien treten auch deutliche körperliche Symptome auf, wie Zittern, Schwitzen, Herzrasen, Atemnot, Sprechhemmungen, Übelkeit, Beklemmungsgefühle, Schwindel, Benommenheit, u.a.m..
Welche und wie viele körperliche Symptome auftreten, ist individuell unterschiedlich, ebenso wie die sozialen Situationen, die angstbesetzt sind. Typische Situationen sind u.a.: Sprechen in Gruppen bzw. in der Öffentlichkeit, Essen mit nicht sehr nahestehenden Personen, öffentliche Aufführungen, Unterzeichnen von Dokumenten in Anwesenheit anderer, Telefonate oder das Führen von Gesprächen mit „fremden“ Personen oder auch das Knüpfen von neuen Kontakten.
Unterschieden wird zwischen der generalisierten sozialen Phobie und der spezifischen sozialen Phobie. Bei der spezifischen sozialen Phobie ist die Angst nur auf ausgewählte spezifische Situationen gerichtet, während bei der generalisierten Form mehr oder weniger alle sozialen Bereiche angstbesetzt sind.
Der Grund, weshalb bei Ihnen diese Angst gerade vor einem Jahr wieder so deutlich aufgetreten ist, hängt vermutlich damit zusammen, dass die Angst durch einen Auslöser erneut angefacht wurde. Der Auslöser kann unterschiedlicher Natur sein. Beispielsweise könnten die veränderten beruflichen Anforderungen als Auslöser fungiert haben. Sie beschreiben, dass im Beruf wieder vermehrt Sitzungen anfallen, in welchen Sie das Wort ergreifen müssen. Unter Umständen könnte eine Situation in diesen Sitzungen die latente Angst wieder vermehrt angefeuert haben. Alternativ könnten aber auch Umstände aus anderen Lebensbereichen die Ängste wieder anregt haben, z.B. Konflikte in Beziehungen mit anderen Personen, Entscheidungskonflikte, Zukunftssorgen, Stressphasen, etc.. Letztlich kommen diverse äußere aber auch innere Auslöser infrage, welche dafür verantwortlich sein können, dass diese Ängste wieder vermehrt in den Vordergrund getreten sind.
Ich fange beim Schreiben an zu zittern und kann nicht mehr richtig schreiben. Wenn es irgendwie möglich ist, vermeide ich das Ausfüllen vor anderen, aber dies ist nicht immer möglich.
Können Sie mir sagen, wieso diese Angst jetzt wieder so stark eingeschlagen hat?
Im Internet habe ich gelesen, dass man soziale Phobie behandeln kann – geht dies auch, wenn man dies schon ein Leben lang hat? Falls ja, wie würde so eine Behandlung aussehen?
Wenn Sie die soziale Phobie bewältigen möchten, spielen diese Auslöser kaum eine Rolle. Dafür ist es notwendig, an den Ursachen und den Teufelskreisdynamiken zu arbeiten.
Ein Teufelskreis entsteht durch die Vermeidung der Situationen. Je mehr bestimmte Situationen gemieden werden, desto mehr verstärkt dies die Angst vor diesen Situationen.
Ein weiterer sehr relevanter Teufelskreis entsteht durch den Versuch, jede Art von Blamage zu verhindern bzw. zu verstecken. Die Angst jemand könnte sehen, dass man schwitzt, zittert oder errötet, erhöht den inneren Stress und dieser aktiviert das vegetative Nervensystem, welches wiederum die Symptome verstärkt.
Auf die Behandlung und Bewältigung von sozialer Phobie werde ich aus Platzgründen in der nächsten Ausgabe eingehen.
An dieser Stelle möchte ich jedoch noch Ihre zweite Frage beantworten: Ja, beim Großteil der Betroffenen ist es möglich, eine soziale Phobie zu behandeln, auch wenn Sie bereits ein Leben lang besteht. Realistischerweise sollte man jedoch davon ausgehen, dass die Angst vor sozialen Situationen weitgehend reduziert, aber nicht immer gänzlich gelöst werden kann.
Wenn Sie eine Frage stellen möchten, können Sie diese anonym schriftlich oder telefonisch an unsere Redaktion richten oder Sie deponieren Ihre Frage direkt bei
Dr. Egon Mair Psychologe - Psychotherapeut - Coach - Supervisor Stadtgasse Nr.
53, 39031 Bruneck;