BETRIEBLICHE REGELUNGEN FÜR GUTE ARBEIT!
GUTE ARBEIT — WIR REGELN DAS!
DIE INITIATIVE „GUTE ARBEIT — WIR REGELN DAS“ Liebe Kolleginnen, Liebe Kollegen,
die Arbeit hat sich verändert. Digitalisierung, Flexibilität, Arbeitsverdichtung und eine Vielzahl neuer Anforderungen prägen den Arbeitsalltag der Beschäftigten.
DIE ÄNDERUNGEN IN DER ARBEITSWELT MACHEN DEUTLICH, DASS ES EINE NEUE WELLE AN HUMANISIERUNGSFRAGEN GIBT, DIE ES ZU BEANTWORTEN UND ZU REGELN GILT. Wir als IG BCE haben uns in der Vergangenheit immer wieder neuen Themen und Herausforderungen gestellt und arbeitspolitische Themen gestaltet — einerseits ganz konkret mit Betriebsräten im Betrieb und andererseits mit innovativen Tarifen und politischer Mitgestaltung. Für unsere aktuellen arbeitspolitischen Themen können wir auf einen breiten Erfahrungs- und Regelungsschatz zurückgreifen. Zahlreiche Demografieverträge, unsere Offensive Mitbestimmung sowie viele weitere Mittel erlauben es uns, auf den Gesetzgeber Einfluss zu nehmen.
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Eine weitere Stütze sind betriebliche Regelungen, die Gute Arbeit bereits regeln — sichtbar und spürbar für die Kolleginnen und Kollegen im Betrieb.
ENTSCHEIDEND IST IM BETRIEB! Mit der Initiative „Gute Arbeit — Wir regeln das!“ wollen wir diese betrieblichen Lösungen in den Mittelpunkt rücken und gemeinsam an mehr konkreten Regelungen für Gute Arbeit im Betrieb arbeiten und wir wollen die vielen bereits existierenden Regelungen für Gute Arbeit sammeln: Als Anregung und Beispiel für andere Betriebe und als Beleg dafür, wie und wer Gute Arbeit regelt. Wenn ihr also bereits auch gute Beispiele für GuteArbeit-Regelungen im Betrieb habt, schickt sie uns zu. Diese betrieblichen Regelungen sollen unser Schwerpunkt sein, hier wollen wir gemeinsam die laufende Amtszeit bis 2018 nutzen, um in möglichst vielen Bereichen konkrete Regelungen für Gute Arbeit im Betrieb umzusetzen — sichtbar und spürbar.
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GEMEINSAMES VERSTÄNDNIS VON GUTER ARBEIT! Dabei ist klar, Gute Arbeit ist für uns, wenn gesicherte Arbeitsverhältnisse mit einer leistungsgerechten Entlohnung und flexiblen, aber geregelten Arbeitszeiten vorhanden sind. Gute Arbeit liegt dann vor, wenn Beschäftigte dank Entwicklungschancen zufrieden und zuversichtlich sind und Arbeit nicht krank macht.
GEMEINSAM UMSETZEN! Es ist unser Ziel, Gute Arbeit zusammen mit euch in möglichst vielen Betrieben zu regeln. Zu diesem Zweck stellen wir auch konkrete Lösungsvorschläge und Leitlinien für die jeweiligen arbeitspolitischen Themen zur Verfügung. Wir haben ein Baukastensystem entwickelt, das hilft, die komplexen Themen zusammenhängend zu lösen. Lasst uns gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen deutlich machen, wer die besten Ideen für Gute Arbeit hat und den Gestaltungsanspruch im Betrieb zu Recht für sich behauptet.
FÜR UNS IST KLAR: WIR WOLLEN, DASS GUTE ARBEIT AUCH IN EINER VERÄNDERTEN ARBEITSWELT DER NORMALFALL IST UND BLEIBT.
Das war schon immer unser Antrieb. Und ändern wird sich das auch in Zukunft nicht. Dabei wird die Initiative „Gute Arbeit - Wir regeln das!“ uns spürbar und sichtbar voranbringen.
In diesem Sinne herzliche Grüße und Glück auf!
RALF SIKORSKI Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands
INHALT DIE INITIATIVE „GUTE ARBEIT — WIR REGELN DAS“...................................................................................................................................................... 2 DIE ARBEITSWELT VERÄNDERT SICH ......................................................................................................................................................................................... 4 NEUE REGELN FÜR GUTE ARBEIT.................................................................................................................................................................................................. 6 GUTE ARBEIT MIT DER IG BCE ......................................................................................................................................................................................................... 7 UNSERE HANDLUNGSFELDER FÜR KONKRETE BETRIEBLICHE REGELUNGEN: • ARBEITS- UND GESUNDHEITSSCHUTZ............................................................................................................................................................................... 8 • BESCHÄFTIGUNGSPOLITIK UND DEMOGRAFIE .......................................................................................................................................................... 10 • VERÄNDERUNGSPROZESSE UND UNTERNEHMENSKULTUR ............................................................................................................................ 12 • BERUFLICHE BILDUNG UND WEITERBILDUNG...........................................................................................................................................................14 • ARBEITSORGANISATION UND BETRIEBLICHE ARBEITSZEITGESTALTUNG............................................................................................ 16 DER WEG ZUR BETRIEBLICHEN REGELUNG......................................................................................................................................................................... 18 NACHFRAGEN, BETEILIGEN, HANDELN — DER DGB-INDEX GUTE ARBEIT..................................................................................................21 DIE INITIATIVE IM ÜBERBLICK — ZENTRALE WERKZEUGE UND TERMINE ................................................................................................ 22 MITSTREITER ZU MITGLIEDERN MACHEN............................................................................................................................................................................. 23 KONTAKT...........................................................................................................................................................................................................................................................24
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GUTE ARBEIT — WIR REGELN DAS!
DIE ARBEITSWELT VERÄNDERT SICH Seit der letzten großen Debatte über die Humanisierung der Arbeitswelt in den 80er Jahren hat sich die Arbeitswelt stark weiterentwickelt. Arbeitsverdichtung und Stress haben stark zugenommen und gewinnen in der betrieblichen Realität zunehmend an Bedeutung. Schleichender Personalabbau, neue Arbeitsformen und zunehmende Umstrukturierungen führen zu Belastungen der Beschäftigten. Hinzu kommt die Beschleunigung durch eine mehr und mehr digitalisierte Welt.
STRESS UND BURN-OUTS NEHMEN ZU
In Folge der veränderten Arbeitswelt nehmen psychische Erkrankungen kontinuierlich zu. Die Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen sind von 1997 bis 2012 um 165 % gestiegen (Quelle: DAK-Gesundheitsreport 2012). Damit sind psychische Erkrankungen mittlerweile der vierthäufigste Grund für eine Arbeitsunfähigkeit. Zudem sind sie die mit Abstand häufigste Ursache für eine Frühverrentung. Die psychische Gesundheit der Beschäftigten muss deshalb unbedingt geschützt werden.
WOCHENARBEITSZEIT UND GESUNDHEITSBESCHWERDEN 0,15
STÄNDIGE ERREICHBARKEIT — ENTGRENZUNG VON JOB UND FAMILIE
Psychovegetative Beschwerden 0,10 Musculoskeletale Beschwerden
Faktorwerte
0,05 0,00 — 0,05 — 0,10 — 0,15 — 0,20 Kleiner 19
20 — 29
30 — 35
36 — 39
40 — 43
Arbeitszeit in Stunden/Woche
Quelle: Nachreiner 2008
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44 — 49
50 — 59
Größer 60
Die zunehmende Technisierung und Digitalisierung der Arbeitswelt lässt die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen und Arbeit eine immer größere Rolle im Leben der Beschäftigten einnehmen. Fragen der Erreichbarkeit und der Flexibilisierung sind dabei entscheidende Themen, die neu geregelt werden müssen.
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NORMALARBEITSVERHÄLTNIS — IMMER ÖFTER NICHT DER NORMALFALL
Werkverträge, Leiharbeit, Befristung und Selbstständigkeitsmodelle sind Beschäftigungsformen, die in den zurückliegenden Jahren stark zugenommen haben. Das Normalarbeitsverhältnis — unbefristet und mit Tarifbindung — ist durch den Missbrauch dieser Beschäftigungsmodelle verstärkt unter Druck geraten.
ARBEITSWELT GERECHTER UND NACHHALTIGER GESTALTEN
DEMOGRAFISCHE HERAUSFORDERUNGEN
Hinzu kommt, dass durch die demografische Entwicklung die Situation in den Betrieben zusätzlich verschärft wird. Auf der einen Seite müssen Arbeitsprozesse alters- und alternsgerecht gestaltet werden, auf der anderen Seite müssen Entscheidungen bei der strategischen Personalplanung, die Übergabe von Wissen und von Know-how neu geregelt werden.
Die dynamische Arbeitswelt verändert nicht nur die Beschäftigtenstruktur, sondern auch die Unternehmenskultur. Soziale Verantwortung, Nachhaltigkeit, Beteiligungsmöglichkeiten und Aufstiegsgerechtigkeit spielen eine immer wichtigere Rolle.
EIN DRITTEL LIEST JOB-E-MAILS IN DER FREIZEIT „Wie häufig lesen Sie außerhalb der Arbeitszeit dienstliche E-Mails?“ Antworten der Beschäftigten
Ich bekomme keine dienstlichen E-Mails
25,0 %
11,7 %
Täglich oder fast täglich
9,0 %
Mehrmals die Woche
4,7 %
Etwa einmal in der Woche
7,5 %
Seltener als einmal in der Woche
2012 Nie oder fast nie
42,2 %
Abweichung zu 100 % durch Rundung: 3.078 befragte abhängig Beschäftigte 2012 Quelle: Beschäftigtenbefragung der DAK-Gesundheit 2012 © Hans-Böckler-Stiftung 2013
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GUTE ARBEIT — WIR REGELN DAS!
NEUE REGELN FÜR GUTE ARBEIT Heute gilt es, Lösungen für die veränderten Arbeitsbedingungen zu finden. Wir brauchen eine Kultur im Betrieb, die sicherstellt, dass Betriebsräte und Beschäftigte an den Veränderungsprozessen und der sich weiterentwickelnden Arbeitswelt beteiligt werden und sich einbringen können.
Wir müssen die sich verändernde Arbeitswelt mit den dynamischen Lebensmodellen der Beschäftigten in Einklang bringen.
Das heißt konkret: Wir brauchen einen Rahmen, der klar geregelt ist, Beschäftigten aber trotzdem die Möglichkeit bietet, die Vorteile flexibler Arbeitsmodelle zu nutzen.
Wir müssen in einer von Renditezielen geprägten Arbeitswelt Beschäftigte vor Überforderung und unrealistischen Zielen schützen.
Arbeitsverdichtung und Fragen der Arbeitsorganisation werden eine zentrale Rolle für die Zukunft spielen. Auf die strategische Personalplanung im Betrieb Einfluss zu nehmen, wird damit zu einem Schlüsselfaktor.
Wir müssen gesundes Arbeiten bis zur Rente und nicht bis zum nächsten Geschäftsbericht sicherstellen.
Die Gesundheit im Betrieb ist bei einer älter werdenden Belegschaft eins der zentralen arbeitspolitischen Handlungsfelder. Weil gesundes Arbeiten bis zur Rente auch den Grundstein für ein gesundes Leben in der Rente legt.
Wir müssen das Bedürfnis der Beschäftigten nach einer menschengerechten Arbeitswelt wieder in den Mittelpunkt stellen.
Die Humanisierung der Arbeit bleibt eine der zentralen Aufgaben, gemeinsam Gute Arbeit im Betrieb umzusetzen und deutlich zu machen, dass es um mehr geht als Gewinnsteigerung. Es geht besser statt billiger.
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GUTE ARBEIT MIT DER IG BCE Gute Arbeit heißt für uns ein gesichertes Arbeitsverhältnis mit einer leistungsgerechten Entlohnung und flexiblen, aber geregelten Arbeitszeiten. Gute Arbeit bietet Entwicklungschancen und gibt Menschen Zufriedenheit und Zuversicht. Gute Arbeit geht nur mit guter Ausbildung und geregelter Übernahme. Gute Arbeit macht nicht krank. Gute Arbeit ermöglicht die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, sowohl für Frauen als auch für Männer. Es ist entscheidend, die Ziele von Guter Arbeit im Betrieb umzusetzen. Hierzu wollen wir gemeinsam konkrete betriebliche Regelungen treffen, die sicherstellen, dass Arbeitsbedingungen entsprechend gestaltet, und Gute Arbeit im Betrieb gelebt wird.
IG BCE Gewerkschaftssekretär_innen, Betriebsrat, Vertrauensleute, Beschäftigte, Arbeitgeber_innen
Betriebliche Regelung
UNSERE FÜNF ZENTRALEN HANDLUNGSFELDER Wir haben fünf zentrale Handlungsfelder definiert, auf denen wir gemeinsam Gute Arbeit im Betrieb umsetzen wollen. Sie passen wie Bausteine ineinander und können, je nach betrieblicher Situation, zusammengesetzt werden.
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ARBEITS- UND GESUNDHEITSSCHUTZ
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BERUFLICHE BILDUNG UND WEITERBILDUNG
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BESCHÄFTIGUNGSPOLITIK UND DEMOGRAFIE
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ARBEITSORGANISATION UND BETRIEBLICHE ARBEITSZEITGESTALTUNG
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VERÄNDERUNGSPROZESSE UND UNTERNEHMENSKULTUR
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UNSERE HANDLUNGSFELDER FÜR KONKRETE BETRIEBLICHE REGELUNGEN 1.
ARBEITS- UND GESUNDHEITSSCHUTZ
Es ist wesentlich einfacher, krank zu werden als wieder zu genesen. Dabei ist die eingebüßte Arbeitsleistung nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für ihre Unternehmen ein Verlust. Aus diesem Grund ist es wichtig, Gefahrenquellen frühzeitig zu identifizieren und Gesundheitsrisiken zu minimieren. Nur so können arbeitsbedingte Unfälle und Krankheiten in Zukunft vermieden werden. GUTE ARBEIT IST GESUNDE ARBEIT Es ist die zentrale Aufgabe des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, die Gesundheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu erhalten. Dabei versteht die IG BCE unter „Gesundheit“ mehr als die Abwesenheit von Krankheiten und Unfällen. Es ist uns wichtig, Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass die Menschen weder körperlich noch psychisch so belastet werden, dass akute oder chronische Krankheiten entstehen. Mehr noch: Unser Ziel ist es, den Arbeitsplatz zu einem Ort zu machen, an dem die Gesundheit gefördert wird.
GANZHEITLICHE GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG — PSYCHISCHE BELASTUNG Genauso wie gesundheitsgefährdende Arbeitsstoffe oder ein schlechter Arbeitsplatz können sich auch Führungsdefizite, Angst um den Arbeitsplatz und nur schwer erreichbare Leistungsziele negativ auf die Gesundheit der Beschäftigten auswirken. Studien deuten daraufhin, dass Menschen an ihren Arbeitsplätzen verstärkt psychischen Belastungen ausgesetzt sind.
ÜBERPROPORTIONALER ANSTIEG DER FEHLTAGE AUFGRUND PSYCHISCHER ERKRANKUNGEN Zunahme um 165 % seit 1997
ARBEITSUNFÄLLE UND BERUFSKRANKHEITEN
165
170 %
155
Psychische Erkrankungen 150 %
Verbesserte Maschinensicherheit und der sorgfältige Umgang mit gefährlichen Arbeitsstoffen haben dazu geführt, dass die Zahl der Arbeitsunfälle rückläufig und berufsbedingte Erkrankungen seltener geworden sind. Noch mehr Unfälle bzw. Beinahunfälle könnten aber verhindert werden. Deshalb arbeiten wir mithilfe von Experten ständig an konkreten Lösungsansätzen und stellen sie den Betriebsratsgremien zur Verfügung.
Gesamt 130 %
121
110 %
95 83
90 % 70
70 %
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62
61
63
51 43
50 % 25
30 % 10 %
50
17
15
16
16
14 5
0
15
2
-1
1
7
12
14
20
18
7
—10 % 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
Quelle: DAK-Gesundheitsreport 2013
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Deshalb ist es wichtig, physische und psychische Gefahren mittels einer ganzheitlichen Gefährdungsbeurteilung richtig einzuschätzen. Die IG BCE steht hierbei mit kompetenter Beratung zur Seite.
sicherheitsgesetz sowie Leitlinien für künftige Vorschrifts- und Regelwerke bilden die Grundlage für die Arbeit des Ausschusses. Dieser beschäftigt sich mit der Bereitstellung und Nutzung von Arbeitsmitteln sowie dem Betrieb überwachungsbedürftiger Anlagen. Bei Problemen in der Praxis helfen wir gerne.
SUCHT- UND SUCHTMITTELMISSBRAUCH Insbesondere in Verbindung mit Stress z. B. durch die Zunahme von Leistungs- und Arbeitsverdichtung bekommt der Suchtmittelmissbrauch eine besondere Bedeutung. Dabei können neben illegalen Substanzen auch teillegale bzw. legale Suchtmittel und Zwangsmaßnahmen eine Rolle spielen. Für die Arbeit stellen wir Ansprechpartner und Kontakte zu Netzwerken zur Verfügung.
BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT (BGM) Gesundheit beschränkt sich nicht nur auf ein oder zwei Aspekte. Erfolgreiche „Gesundheitsrezepte“ sind multikausal, verfolgen also vielfältige Ansatzpunkte und Herangehensweisen. In der Praxis hat sich ein BGM bewährt, das den Erhalt der Arbeitsfähigkeit ins Zentrum des Handelns rückt. Dadurch werden sowohl die Gesundheit der Beschäftigten als auch personelle Ressourcen geschont.
INTERESSENVERTRETUNG IN FACHGREMIEN Ziel der IG BCE Arbeits- und Gesundheitsschutzstrategie ist es, die bestehenden Präventionsstrategien weiterzuentwickeln und für neuentstandene bzw. -erkannte Gefahren wirkungsvolle Schutzmaßnahmen durchzusetzen. Hierfür engagieren wir uns in den staatlichen und berufsgenossenschaftlichen Gremien, die mit technischen Regeln, Unfallverhütungsvorschriften und Rechtsverordnungen verbindliche Regelungen zur Gestaltung von Arbeitsplätzen und Arbeitsprozessen vorschreiben.
ARBEITSFÄHIGKEIT
Individuelle Gesundheitsförderung Arbeitsgestaltung gesundes Führen
Wirkungskorridor
Gut
Nur individuelle Gesundheitsförderung
Mäßig Schlecht
40
45
Nichts tun 50
55
60
65
Alter in Jahren
Quelle: DAK-Gesundheitsreport 2013
BETRIEBLICHES EINGLIEDERUNGSMANAGEMENT SICHERER UMGANG MIT GEFAHRSTOFFEN Die Arbeit mit Gefahrstoffen sowie der sichere Umgang mit ihnen sind für unsere Branchen von erheblicher Bedeutung. Für alle Fragen sowie zur korrekten Interessenvertretung aller Beschäftigten und zu Novellierungen jeglicher Art sind die entsprechenden staatlichen Ausschüsse zuständig. Gerne stellen wir den direkten Draht zu den Expertinnen und Experten her.
AUSSCHUSS FÜR BETRIEBSSICHERHEIT Die BetrSichVO ist für unsere Branchen besonders wichtig. Das darin enthaltene Geräte- und Produkt-
Das betriebliche Eingliederungsmanagement hilft Menschen nach langer Krankheit wieder zurück in ihren Arbeitsalltag. Dabei ist es wichtig, die vorhandenen Strukturen zukünftig so anzupassen, dass weder die Betroffenen noch ihre Kolleginnen und Kollegen erneut erkranken.
ARBEITSMEDIZINISCHE VORSORGE Das Thema Sucht- und Suchtmittelmissbrauch ist insbesondere in Verbindung mit den Themen arbeitsmedizinische Vorsorge bzw. Einstellungs- und Eignungsuntersuchungen oft Regelungsgegenstand der betriebsrätlichen Praxis. Hierfür werden optimale Betreuungsangebote benötigt. Rufen Sie unser umfängliches Informationsmaterial ab.
Mehr Informationen erhalten Sie unter: www.igbce.de/igbce/gute-arbeit/betriebliche-buendnisse
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2.
BESCHÄFTIGUNGSPOLITIK UND DEMOGRAFIE
Um die Arbeitsbedingungen in der heutigen und zukünftigen Arbeitswelt mitbestimmt und aktiv zu gestalten, gilt ein besonderer Augenmerk den Themen Beschäftigungspolitik und Demografie. Diese Felder umfassen viele zentrale Zukunftsthemen der Arbeitswelt und brauchen in der Praxis zukünftig ein erhöhtes Maß an Aufmerksamkeit und Mitgestaltung. Mit einer Reihe von Handlungshilfen wollen wir diese Themenkomplexe für die betriebliche Gewerkschaftsarbeit aufbereiten.
PERSONALPLANUNG UND ENTWICKLUNG Ein zentraler Baustein ist, Personalplanung im betrieblichen Alltag dauerhaft auf die Tagesordnung zu setzen. Dies wird künftig die Herausforderung für eine erfolgreiche Betriebsratsarbeit sein. Von ihrer konkreten praktischen Gestaltung hängen Beschäftigung und letztendlich der Erfolg des Unternehmens ab.
deutet eine kontinuierliche und zielgerichtete berufliche Fortbildung den Ausbau und Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit für den einzelnen Beschäftigten. Zum anderen bedeutet dies für das Unternehmen Nutzung und Entwicklung des Innovations- und Wertschöpfungspotenzials.
DEMOGRAFIE Eine aktive Personalplanung im Betrieb bietet die Chance, unterschiedliche Interessen und Themen miteinander zu kombinieren. So zum Beispiel im Fall von Weiterbildung und Personalentwicklung: Zum einen be-
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Von besonderer Bedeutung für den zukünftigen Personalbedarf ist neben der wirtschaftlichen und technologischen Entwicklung vor allem der demografische
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Wandel. Dieser ist gekennzeichnet durch eine rückläufige Bevölkerungsentwicklung und steigende Lebenserwartung sowie die betriebliche Altersstruktur. Insbesondere an die Personalbeschaffung, -entwicklung und den Personaleinsatz werden zukünftig erhöhte Anforderungen gestellt. Auf mittlere Sicht ist nicht der Fachkräftemangel das größte Problem für die Betriebe, sondern die im Schnitt immer älter werdende Belegschaft und die damit einhergehenden Herausforderungen. Unser Ziel: Betriebsräte und Belegschaften für die anstehenden Herausforderungen und deren Lösungen sensibilisieren.
DEMOGRAFIE- UND ALTERSSTRUKTURANALYSE Ein erster Schritt kann hier die betriebliche Demografie- und Altersstrukturanalyse bieten. Nach erfolgreicher Durchführung besteht Klarheit über Altersverteilung im Gesamtunternehmen sowie geclustert nach Qualifikationsstruktur, Funktionsstruktur und personalpolitischer Ausgangslage unter Berücksichtigung vergleichbarer Branchendaten. Die Abteilung und die Fachsekretäre in den Landesbezirken bieten hierfür die nötige Beratung und Tools an.
hauptverantwortlich für Fehlbelastungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Dabei ist bei konsistenter und kompetenter Führung, eingebettet in eine transparente Unternehmensstruktur, die Mitarbeiterzufriedenheit deutlich größer. Das erhöht die Personalbindung und wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus.
PREKÄRE BESCHÄFTIGUNG Auch hier brauchen wir konkrete Regelungen. Neben der Durchsetzung der bereits vorhandenen Mitbestimmungsrechte können wir auch wirtschaftliche Argumente gegen den Einsatz von Werkverträgen und Leiharbeit vorbringen. Zudem können Arbeitnehmervertreterinnen und -vertreter durch die Wahrnehmung ihrer Informationsrechte prekäre Beschäftigung unattraktiv werden lassen.
HANDLUNGSFELD BESCHÄFTIGUNGSPOLITIK UND DEMOGRAFIE
Personalplanung und Entwicklung
ALTERS- UND ALTERNSGERECHTES ARBEITEN Darüber hinaus sollten Betriebsräte auf umfassende Weiterbildungsangebote, Gesundheitsförderungsmaßnahmen und eine motivierende Arbeitsorganisation hinwirken — nicht nur für Ältere (altersgerechtes Arbeiten), sondern für alle Altersgruppen (alternsgerechtes Arbeiten).
GUTE FÜHRUNG UND PERSONALBINDUNG
Prekäre Beschäftigung
BESCHÄFTIGUNGSPOLITIK UND DEMOGRAFIE
Demografieanalyse
Alters- und alternsgerechtes Arbeiten
Gute Führung
Zu guter Arbeit gehört zweifelsohne auch gute Führung. Die Anforderungen an das psychische Leistungsvermögen sind gestiegen; Führungskräfte sind
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3.
VERÄNDERUNGSPROZESSE UND UNTERNEHMENSKULTUR
In einer Zeit, in der Menschen mit dem technologischen Wandel Schritt halten müssen und nicht mehr andersherum, gewinnt interne Kommunikation zunehmend an Bedeutung. Ohne Mitbestimmung und Wertschätzung im Betrieb geht es einfach nicht mehr – vor allem nicht, wenn Unternehmen ihr volles Innovationspotenzial ausschöpfen wollen.
VERÄNDERUNGSPROZESSE UND UNTERNEHMENSKULTUR Es ist unser Ziel, Veränderungen zu gestalten und damit Beschäftigung und Gute Arbeit zu sichern. Dafür brauchen wir in vielen Unternehmen eine neue Kultur, die sicherstellt, dass Beschäftigte und ihre Interessen ernst genommen und wertgeschätzt werden. In diesem Sinn sind Beteiligungsmöglichkeiten und eine offensive Unternehmenskommunikation für die Unternehmenskultur von besonderer Bedeutung.
TECHNOLOGISCHER WANDEL/INDUSTRIE 4.0 Die heutige Arbeitswelt ist von einer immer weiter fort-
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schreitenden Digitalisierung und der Einführung neuer Technologien geprägt. Dementsprechend befinden sich zurzeit unzählige Arbeitsprozesse im Wandel. Aktuelle Themen sind unter anderem die Einführung einheitlicher Standards und die Prozessoptimierung. In Zukunft werden auch Fragen des Arbeitnehmerdatenschutzes an Bedeutung gewinnen. Aus diesem Grund ist es wichtig, geplante Maßnahmen frühzeitig zu hinterfragen und alle Beteiligten von Anfang an einzubinden. Es ist wichtig, dass jeder Veränderung ein konkretes, nachvollziehbares Ziel zugrunde liegt. Dieses gilt es zu hinterfragen. Für uns bedeutet das, festzustellen, wie genau sich eine digitalisierte und vernetzte Arbeitswelt auf dem Weg zur Industrie 4.0 auf die Beschäftigten auswirkt.
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INNOVATION Gute Arbeit braucht Innovation und Investitionen in Forschung und Entwicklung ebenso wie in neue Technologien und Produktionsanlagen. Mögliche Standortvereinbarungen und betriebliche Regelungen, die Innovationsideen von Beschäftigten berücksichtigen, können einen guten und wichtigen Beitrag leisten — ganz besonders wenn sowohl Beschäftigung als auch Mitbestimmung des Betriebsrats abgesichert sind.
BETEILIGUNG DER BESCHÄFTIGTEN Beschäftigte wollen sich einbringen und wertgeschätzt werden. Sie haben gute Ideen und sind der Garant für einen langfristigen Unternehmenserfolg. Deshalb wollen wir Regelungen im Betrieb, die sicherstellen, dass Beschäftigte in Entscheidungen und Prozesse miteinbezogen werden.
QUALITÄTSMANAGEMENT (KVP-PROZESSE UND BETRIEBLICHES VORSCHLAGSWESEN)
Oft wird Personal entlassen. Die, die bleiben, müssen mit Arbeitsverdichtung und erhöhtem Leistungsdruck rechnen. Die Anforderungen an jeden einzelnen Mitarbeiter steigen — genau wie die psychische Belastung. Deshalb müssen wir die Folgen von Veränderungsprozessen auf Beschäftigte und ihre Arbeitsbedingungen weiter in den Mittelpunkt rücken und gemeinsam nach Alternativen suchen.
UNTERNEHMENSKOMMUNIKATION/ UNTERNEHMENSWERTE Es ist wichtig, die Beschäftigten über alle Veränderungen zu informieren. Sowohl geplante Maßnahmen als auch Zwischenschritte müssen kommuniziert werden. Eine gelebte Wertschätzung den Beschäftigten gegenüber kommt ohne Mitbestimmung und eine offene und offensive Unternehmenskommunikation nämlich nicht mehr aus.
Ein gut funktionierendes Vorschlagswesen ist notwendig, um Beteiligung auch konkret umsetzen zu können. So können sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an Prozessen beteiligen und ihre Ideen einbringen. Das wiederum hilft dem Unternehmen, sich insgesamt weiterzuentwickeln und sich somit an der Initiative Gute Arbeit zu beteiligen.
REORGANISATIONEN Reorganisationsprozesse, Umstrukturierungen und Outsourcing gehören für viele Betriebsräte zum Betriebsratsalltag und haben erhebliche Folgen für die Beschäftigten.
Quelle: VDI e. V.
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BERUFLICHE BILDUNG UND WEITERBILDUNG
Die IG BCE ist bei Veränderungen und Erneuerungen im Bereich Berufsbildung immer involviert. Dies beinhaltet das gesamte Spektrum von der Berufsvorbereitung über die klassische berufliche Bildung bis hin zur Fortbildung. Wir gestalten damit die Aus- und Weiterbildungsverordnungen, die in den Betrieben umgesetzt und täglich angewandt werden. Die Berufliche Bildung und Weiterbildung ist ein wichtiger und umfassender Bereich im Rahmen der Mitbestimmung. Betriebsräte und Gewerkschaften stehen gemeinsam vor der Aufgabe, die Interessen der Beschäftigten und die Rahmenbedingungen im Bereich Aus- und Weiterbildung mitzugestalten.
DIE QUALITÄT DER AUSBILDUNG STÄRKEN Bei der Ausbildung ist fähiges und qualifiziertes Ausbildungspersonal eine Grundvoraussetzung. Dieses Ausbildungspersonal, unter anderem die haupt- und nebenberuflichen Ausbilder, begleiten die Auszubildenden durch die Ausbildungszeit und vermitteln erforderliche berufstypische Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten.
DEUTSCHLAND SPART AN DER WEITERBILDUNG Die Ausgaben für Weiterbildung betrugen …
Je besser das Ausbildungspersonal im Bereich beruflicher und pädagogischer Fähigkeiten geschult wird, desto besser und reibungsloser verläuft die Ausbildung für das Ausbildungspersonal und die Auszubildenden. Um dies zu gewährleisten, müssen sowohl Ausbilderinnen und Ausbilder als auch ausbildende Fachkräfte die Möglichkeit haben, sich regelmäßig weiterzubilden. Die betriebliche Gestaltung der Qualifizierung und Weiterbildung des Ausbildungspersonals ist eine Herausforderung, an der Betriebsräte sich beteiligen können und müssen.
UNTERSTÜTZUNG DURCH WEITERBILDUNGSBERATUNG Die Anforderungen im erlernten Beruf ändern sich.
14
14,2 Mrd. Euro
9,9 Mrd. Euro
9,7 Mrd. Euro
1995
2009
2010
Quelle: Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2012 © Hans-Böckler-Stiftung 2013
Deshalb ist es wichtig, Fachkräften die Möglichkeit zu bieten, sich im Rahmen von Meister- und Technikkursen oder betriebsinternen Qualifizierungsmaßnahmen weiterzubilden. Dadurch können sich die Beschäftigten sowohl beruflich als auch persönlich weiterentwickeln, was durchaus auch im ökonomischen Interesse des Unternehmens ist.
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DUALE BERUFSAUSBILDUNG: STABILES ERFOLGSMODELL So waren 2011 unterschiedliche Qualifikationen in verschiedenen Beschäftigungssegmenten verteilt. Anteil aller Beschäftigten STAMMBELEGSCHAFTEN
BESCHÄFTIGTE MIT WENIGER ALS 10 JAHREN IM BETRIEB
mehr als 10 Jahre im Betrieb
Facharbeit
Einfache Tätigkeiten
9,9 %
20,9 %
32,2 %
34,6 %
44,5 %
34,5 %
21,9 % 4,4 %
69,2 %
65,4 %
63,4 %
Verteilung der Qualifikation insgesamt
1995
66,4 % 18,6 % 15,0 %
2011
66,6 % 21,9 % 11,5 %
Berufsausbildung
Hochschulstudium
ohne Berufsausbildung
Quelle: Bosch 2014 © Hans-Böckler-Stiftung 2014
Für den Betriebsrat stellt sich damit die Aufgabe, im Interesse der Beschäftigten zu überprüfen, ob die betrieblichen Personalentwicklungsstrukturen und die gelebte Realität in allen Bereichen sinnvoll und angemessen sind.
Eine solche Personalplanung für Kolleginnen und Kollegen im Betrieb ist wichtig und muss daher regelmäßig durchgeführt werden.
Mehr Informationen erhalten Sie unter: www.igbce.de/igbce/gute-arbeit/betriebliche-buendnisse
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5.
ARBEITSORGANISATION UND BETRIEBLICHE ARBEITSZEITGESTALTUNG
Neue Produktionsverfahren und technische Möglichkeiten bedeuten, dass auch der Arbeitsplatz in einem ständigen Wandel ist. Die Arbeit wird immer schneller und flexibler. Deshalb ist es besonders wichtig, darauf zu achten, dass die Arbeitsorganisation hinterherkommt und konkrete Antworten auf betriebliche Arbeitszeitfragen gefunden werden.
LEISTUNGSVERDICHTUNG
E-MOBILITY UND MOBILES ARBEITEN
Vieles ist heute schneller geworden. Die Produktion gewinnt immer mehr an Geschwindigkeit, die Leistungsanforderungen sind gestiegen. Aufgaben, für die noch vor wenigen Jahren ein paar Tage Zeit zur Verfügung standen, sollen heute innerhalb weniger Stunden bearbeitet werden. Dies trifft nicht nur im Büro zu. Auch im Labor und in der Forschung gilt das Prinzip: „Schneller, höher, weiter“.
Eigentlich bieten Smartphones, Tablets und Laptops den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern viele Vorteile. Flexible Arbeitszeitmodelle und mobile Arbeitsmittel können aber durchaus ins Gegenteil umschlagen. Die immer weiter voranschreitende Digitalisierung führt dazu, dass man in vielen Berufen heute mit einem Internetzugang und mobilen Arbeitsmitteln quasi von jedem Ort und zu jeder Zeit arbeiten kann. Das wiederum führt zu ständiger Erreichbarkeit.
„Haben Sie den Eindruck, dass Sie in den letzten 12 Monaten mehr Arbeit in der gleichen Zeit als vorher schaffen müssen?“ Antworten der Beschäftigten
Gar nicht
In geringem Maß
ARBEITSZEITGESTALTUNG
39,0 %
24,0 %
Alle Beschäftigten
10,0 %
In sehr hohem Maß
27,0 %
In hohem Maß
In der betrieblichen Realität nehmen Arbeitszeitkonflikte ebenso zu wie Verstöße gegen gesetzliche Vorgaben und tarifvertragliche Regelungen. Es müssen neue Antworten dafür gefunden werden,
• sodass Vertrauens- und Projektarbeit nicht zu einer reinen Verlängerung der Arbeitszeit führen. © Institut DGB-Index Gute Arbeit Quelle: Repräsentativumfrage zum DGB-Index Gute Arbeit 2013
• sodass das Arbeiten mit mobilen Arbeitsmitteln außerhalb des Betriebes auch als Arbeitszeit erfasst wird und Zeiten ohne dienstliche Erreichbarkeit entstehen.
ARBEITSORGANISATION • sodass geleistete Überstunden nicht ohne AusArbeitgeberinnen und Arbeitgeber haben Arbeitsprozesse so umgestaltet, dass in allen Betriebsteilen wie am Fließband gearbeitet wird. Dies geht auf Kosten der Beschäftigten. Wer täglich auf der Arbeit Höchstleistung bringen soll, braucht ein entsprechendes Arbeitsumfeld und regelmäßige „Verschnaufpausen“.
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gleich verfallen, sondern zeitnah zur Erholung genutzt werden können.
• sodass Beschäftigte die Möglichkeit haben, ihre Wochenarbeitszeit an ihre jeweilige Lebenssituation anzupassen.
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DER BETRIEBSRAT UND ARBEITSZEITFRAGEN Betriebsräte und Gewerkschaften stehen gemeinsam vor der Aufgabe, Arbeit unter den Rahmenbedingungen einer globalisierten und schnelllebigen Wirtschaft gesund und im Interesse der Beschäftigten zu gestalten. Die Arbeitsorganisation und die betriebliche Arbeitszeitpolitik sind hierbei Handlungsfeld, Schauplatz betrieblicher Auseinandersetzungen und Lösungsansatz zugleich. Es gilt, darauf zu achten, dass die Arbeit in einem Betrieb menschengerecht gestaltet ist und Beschäftigte nicht dauerhaft überlastet werden. Das trifft auf die Arbeit im Büro genauso zu wie in Labor- und Forschungsbereichen, in der Produktion und der Instandhaltung. Arbeit muss ein Maß haben und Ziele vorgeben, die auch erreicht werden können.
ARBEITSZEITLAGE Sehr häufig
Oft
Selten
Nie
Wie häufig arbeiten Sie an Wochenenden?
16 %
13 %
31 %
40 %
Wie häufig arbeiten Sie abends in der Zeit zwischen 18:00 und 23:00 Uhr?
14 %
16 %
25 %
45 %
Wie häufig arbeiten Sie nachts, in der Zeit zwischen 23:00 und 6:00 Uhr?
4%
5%
11 %
80 %
Wie häufig wird von Ihnen erwartet, dass Sie außerhalb Ihrer normalen Arbeitszeit, z. B. per E-Mail oder per Telefon, für Ihre Arbeit erreichbar sind?
11 %
12 %
31 %
46 %
Wie häufig erledigen Sie außerhalb Ihrer normalen Arbeitszeit unbezahlte Arbeit für Ihren Betrieb?
5%
10 %
26 %
59 %
© Institut DGB-Index Gute Arbeit Quelle: Repräsentativumfrage zum DGB-Index Gute Arbeit 2013
Mehr Informationen erhalten Sie unter: www.igbce.de/igbce/gute-arbeit/betriebliche-buendnisse
www.gute-arbeit.igbce.de
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GUTE ARBEIT — WIR REGELN DAS!
DER WEG ZUR BETRIEBLICHEN REGELUNG 1 IG BCE berät und unterstützt die Betriebsräte fachlich und rechtlich
2 Beschäftigte einbinden für bessere Regelungen im Betrieb
3 Betriebsrat verhandelt mit dem Arbeitgeber eine konkrete betriebliche Regelung
4 Gemeinsame betriebliche Aktionen und Mitgliedergewinnung
KONKRETE BETRIEBLICHE REGELUNGEN — SO KÖNNTE DER WEG AUSSEHEN! Es braucht einen Plan, um Gute Arbeit zu regeln und zu einer konkreten Vereinbarung zu kommen. Deshalb haben wir uns an erfolgreichen Beispielen der letzten Jahre orientiert und eine mögliche Umsetzung der Themen im Betrieb in fünf Schritten entwickelt. Es ist uns aber ganz wichtig zu betonen, dass wir euch in dieser Broschüre nicht vorschreiben wollen, wie Betriebsräte zu arbeiten haben. Vielmehr möchten wir mögliche Schritte beschreiben, die sich auf dem Weg, eine konkrete betriebliche Regelung umzusetzen, als erfolgreich erwiesen haben.
HANDLUNGSFELDER IM BETRIEB Welche Handlungsfelder und Themenschwerpunkte wir mit Guter Arbeit verbinden, haben wir in den letzten Jahren gemeinsam definiert. Hierzu haben wir auf den Seiten 8 bis 17 dieser Broschüre die zentralen Punkte noch einmal zusammengefasst. Doch welches Thema im konkreten Betrieb Priorität hat, kann nur der Betriebsrat vor Ort entscheiden. Gerne würden wir es schaffen, in der laufenden Amtszeit in allen fünf Handlungsfeldern die wichtigsten Punkte mit den Betriebsräten vor Ort im Betrieb zu regeln.
5 Umsetzung der vereinbarten Änderungen sorgt für Gute Arbeit
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Wochenarbeitszeit und gesundheitliche Beschwerden der Beschäftigten in Prozent
1.
IG BCE BERÄT UND UNTERSTÜTZT DIE BETRIEBSRÄTE FACHLICH UND RECHTLICH
Die gemeinsame Umsetzung von Guter Arbeit im Betrieb wird außer von den Betriebsbetreuerinnen und -betreuern von den Fachsekretären und der Abteilung Arbeitspolitik unterstützt. Neben den bewährten Bildungsangeboten der BWS kommen eine Reihe von Unterstützungsmaterialien sowie ein kontinuierlich anwachsender Fundus an praktischen Beispielen, Hilfestellungen und Musterbetriebsvereinbarungen für die Umsetzung im Betrieb.
RÜCKENSCHMERZEN
46 39
KOPFSCHMERZEN
28 26
NERVOSITÄT
27 18
PSYCHISCHE ERSCHÖPFUNG
22 14
SCHLAFSTÖRUNGEN
20 13
NIEDERGESCHLAGENHEIT
19 14
MAGENSCHMERZEN
13 9
HERZ-, KREISLAUFPROBLEME
12 9
ÜBER 40 WOCHENSTUNDEN
Quelle: Nachreiner 2008
35 - 40 WOCHENSTUNDEN
Arbeitsmittel: PowerPoint-Vorlagen, Redebausteine und Muster-Betriebsvereinbarungen
Die Kontaktinformationen der Initiative finden sich auf der Rückseite der Broschüre. Wir helfen gerne mit Rat und Tat weiter. Bitte kommt auf uns zu.
2.
BESCHÄFTIGTE EINBINDEN FÜR BESSERE REGELUNGEN IM BETRIEB
Die Einbindung der Beschäftigten — sowohl bei dem Identifizieren der zentralen Themenschwerpunkte für den Betrieb als auch bei der Erarbeitung von Lösungsansätzen für die konkrete betriebliche Regelung — hat sich in der Vergangenheit als ausgesprochen erfolgreich erwiesen. Die rechtlichen Grundlagen für Mitarbeiterbefragungen befinden sich in § 93 BetrVG oder in § 80 Absatz 2 Satz 3 BetrVG (sachkundige Beschäftigte).
MOBILE ARBEIT – BESSER REGELN Betriebliche Regelungen für Gute Arbeit!
Für eine erfolgreiche Umsetzung ist es wichtig, die Beschäftigten frühzeitig zu beteiligen und über den Verlauf und die weitere Planung zu informieren. Insbesondere eignen sich Betriebsversammlungen, um über den aktuellen Sachstand der Bearbeitung aufzuklären.
Materialangebot: Broschüren, Flyer, Plakate und Informationsmaterial
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GUTE ARBEIT — WIR REGELN DAS!
3.
BETRIEBSRAT VERHANDELT MIT DEM ARBEITGEBER EINE KONKRETE BETRIEBLICHE REGELUNG
Im Laufe des Verhandlungsprozesses muss im Einzelfall über Transparenz und Beteiligung der Beschäftigten entschieden werden. Die Rahmenbedingungen für die Verhandlungssituation können die Betriebsräte im Betrieb am besten abschätzen. Wer noch Unterstützung und Übung für Verhandlungssituationen braucht, findet bei der BWS entsprechende Angebote.
4.
5.
UMSETZUNG DER VEREINBARTEN ÄNDERUNGEN SORGT FÜR GUTE ARBEIT
Für einen langfristigen Erfolg ist es wichtig, die vereinbarten Regelungen in immer wiederkehrenden Abständen zu überprüfen und zu klären, ob die Zielsetzung und die Beteiligung der Beschäftigten an den Maßnahmen gewährleistet sind. Deshalb sollte man idealerweise in den Regelungen Erfolgskriterien festlegen und beschreiben, wann, wie und von wem der Erfolg der betrieblichen Regelungen kontrolliert wird.
GEMEINSAME BETRIEBLICHE AKTIONEN UND MITGLIEDERGEWINNUNG
Wir wollen die Arbeitsbedingungen sichtbar verändern und Gute Arbeit für alle im Betrieb ermöglichen. Neben Ideen und Engagement brauchen wir hierfür aber auch Organisationsstärke. Dafür benötigen wir Mitglieder. Beschäftigte müssen deshalb über die Anfangsphase hinaus in die Umsetzungsprozesse eingebunden werden. Unser Ziel: Mit Beteiligung und Guter Arbeit Beschäftigte zu Mitgliedern machen. Mit den guten Verhandlungsergebnissen im Rücken bekommen wir auch Rückenwind, um das Thema Mitgliedschaft aktiv und offensiv anzugehen.
MUSTERBETRIEBSVEREINBARUNG zum Umgang mit mobilen Arbeitsmitteln
Musterstadt, 18. September 2014
Auch nach dem Abschluss der Vereinbarung bleibt Mitgliedergewinnung daher ein zentrales Thema.
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NACHFRAGEN, BETEILIGEN, HANDELN — DER DGB-INDEX GUTE ARBEIT Ein gutes Tool zur Beteiligung und Evaluierung der Arbeitssituation im Betrieb ist der DGB-Index Gute Arbeit. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können hier einfach die Qualität ihrer Arbeitsbedingungen bewerten.
Dabei ist die Befragung kein einseitiges Instrument. Im Gegenteil — der Index ermöglicht es den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, selbst Ansprüche zu formulieren. Deshalb gilt: Je mehr die Beschäftigten über den Index beteiligt sind, desto zielgerichteter hilft der Index, Arbeitsbedingungen zu verbessern.
DER DGB-INDEX GUTE ARBEIT:
INDEXERHEBUNGEN IM BETRIEB
Der Fragebogen des DGB-Index Gute Arbeit ist für Mitarbeiterbefragungen in Betrieben, Verwaltungen und Organisationen entwickelt worden. www.dgb-index-gute-arbeit.de
ANPASSUNGSFÄHIG VON DATEN ZU TATEN Der Fragebogen kann durch spezifische Fragen an den einzelnen Betrieb angepasst werden. So können besondere Interessen und Kontexte berücksichtigt werden.
Umfrage und Auswertung helfen, Fehlentwicklungen zu erkennen und wichtige Handlungsfelder und Ziele zu benennen.
STÄRKEN UND SCHWÄCHEN ERKENNEN ERPROBT UND BEWÄHRT Mit der Befragung kann ein Stärken-und-SchwächenProfil der Arbeitsqualität im untersuchten Betrieb erstellt werden.
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Indexbefragungen wurden bereits in zahlreichen Betrieben unterschiedlicher Größe und Typs durchgeführt.
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GUTE ARBEIT — WIR REGELN DAS!
DIE INITIATIVE IM ÜBERBLICK — ZENTRALE WERKZEUGE UND TERMINE Zur Unterstützung der Initiative „Gute Arbeit — Wir regeln das!“ haben wir eine Reihe von Dingen geplant, die wir im Folgenden in der Übersicht darstellen wollen. ANSPRECHPARTNER UND ARBEITSMATERIALIEN Die IG BCE unterstützt Betriebsräte, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei der Umsetzung Guter Arbeit und beim Abschluss von betrieblichen Regelungen. Durch die Betriebsbetreuerinnen und Betriebsbetreuer, Fachsekretärinnen und Fachsekretäre sowie mit konkreten Arbeitsmaterialien: • • • • • • •
Informationsbroschüren Informationsveranstaltungen Musterbetriebsvereinbarungen Qualifizierungsangeboten nach § 37.6 BetrVG Redebausteinen Präsentationen zum Einstieg in das Thema Best-Practice-Lösungen
UNSER ZEITPLAN FÜR GUTE ARBEIT 2014
Start der Initiative „Gute Arbeit — Wir regeln das!“
2015
Forum Arbeitspolitik Schwerpunkt: Arbeits- und Gesundheitsschutz, Arbeitsorganisation und betriebliche Arbeitszeitgestaltung
2016
Schwerpunkt: Beschäftigungspolitik und Demografie, Berufliche Bildung/Weiterbildung
INTERNET Alle Materialien und Unterlagen zur Initiative findet Ihr auf der Seite www.gute-arbeit.igbce.de.
Zwischenbilanz: Umsetzung konkreter betrieblicher Regelungen
2017
6. Ordentlicher Gewerkschaftskongress Bundestagswahl
JOURNAL ARBEITSPOLITIK
Bilanz und Auswertung
Darüber hinaus werden wir allen, deren E-Mail-Adresse wir zur Verfügung haben, regelmäßig im Rahmen des Journals Arbeitspolitik Informationen über die Entwicklung und den Umsetzungsstand unserer Initiative zukommen lassen.
Erfolgskommunikation
2018
Betriebsratswahlen
VERANSTALTUNGEN Regionale Veranstaltungen werden wir auch weiterhin durchführen. Die Seminare zur Umsetzung arbeitspolitischer Themen werden wir in einem eigenen Bildungsprogramm 2015 zusammenfassen.
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MITSTREITER ZU MITGLIEDERN MACHEN Gemeinsame betriebliche Aktionen „Jetzt Mitglied werden, für Gute Arbeit“
Gestalten setzt Gestaltungsmacht voraus. Wenn wir auch künftig in einer veränderten Arbeitswelt Arbeitsbedingungen im Betrieb im Sinne der Beschäftigten positiv gestalten wollen, brauchen wir nicht nur Ideen und Engagementt, sondern wir müssen auch stark sein. Stark im Sinne von Organisationsstärke. Das heißt konkret, dass wir unsere Ideen und unser Engagement für Gute Arbeit im Betrieb auch dazu nutzen wollen, neue Beschäftigtengruppen oder bisher unentschlossene Kolleginnen und Kollegen für die IG BCE zu gewinnen.
AUCH DAS WOLLEN WIR GEMEINSAM ANGEHEN. Deshalb stellen wir euch zur Ansprache der Kolleginnen und Kollegen eine Reihe von Unterstützungsangeboten in entsprechenden Formaten zur Verfügung. Wichtig ist, dass die Beteiligung der Beschäftigten ein entscheidender Teil der Umsetzung von Guter Arbeit im Betrieb ist und somit von vornherein miteingeplant und mitgedacht wird. Wenn ihr Unterstützung zu diesem Thema benötigt, wendet euch jederzeit an die Abteilung Mitglieder/Allgemeine Organisation.
www.bilderfilm.de
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GUTE ARBEIT — WIR REGELN DAS!
KONTAKT FÜR DIE INITIATIVE „GUTE ARBEIT — WIR REGELN DAS!“
ABTEILUNG ARBEITSPOLITIK R 05 11 . 76 31 - 188 P abt.arbeitspolitik@igbce.de
HERAUSGEBERIN: IG BCE — VB 3, ABTEILUNG ARBEITSPOLITIK Königsworther Platz 6, D-30167 Hannover V. i. S. d. P.: Redaktion: Kontakt: Internet: Druck:
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Ralf Sikorski Abteilung Arbeitspolitik abt.arbeitspolitik@igbce.de www.gute-arbeit.igbce.de BWH GmbH — Die Publishing Company
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