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KulturTipps

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Breite-Lehenmatt

Breite-Lehenmatt

Drei Lebenskrisen

Drei Frauen, die alle etwas Gemeinsames verbindet. Orna, geschiedene Gymnasiallehrerin, lebt mit ihrem kleinen Sohn in Tel Aviv. Auf einem Dating-Portal lernt sie Gil kennen. Er: Anwalt, geschieden, zwei Kinder. Nach mehreren Chats folgen Treffen, bei denen seine unaufdringliche und einfühlsame Art es ihr ermöglichen, die anfängliche Zurückhaltung aufzugeben. Emilia, Pflegekraft aus Riga, wurde nach Israel vermittelt, wo sie sich um einen schwer kranken Mann kümmert. Nach seinem Tod reicht ihr winziger Lohn in einem Seniorenheim für den Lebensunterhalt nicht aus. In ihrer Verzweiflung wendet sie sich an den Sohn des Verstorbenen, der ihr aber nur einen illegalen Job vermitteln kann. Ella, Ehefrau eines Berufssoldaten und dreifache Mutter, will ihren unbefriedigenden häuslichen Verpflichtungen entfliehen. Sie hat sich für ein Masterstudium eingeschrieben und verbringt die Vormittage mit ihrem Laptop regelmässig in einem Café. Hier lernt sie einen sympathischen Mann kennen; man kommt sich näher. Vordergründig wird in der Geschichte von den Lebenskrisen der drei Frauen erzählt. Doch entpuppt sie sich als grossartiger Kriminalroman voller psychologischer Spannung mit raffinierten, unerwarteten Wendungen.

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Dror Mishani: «Drei», Diogenes Verlag 2018

MusikTipp von Sigfried Schibli

Meisterhaft gespielt

Das Beethoven-Jahr 2020 ist vorbei, aber diese CD-Edition hallt nach. Sie ist den 16 Streichquartetten des Meisters gewidmet. Und das französische Ébène-Quartett setzt mit seiner Einspielung auf sieben Compact Discs Massstäbe. In Beethovens frühen Werken für zwei Violinen, Bratsche und Cello herrscht eine schwerelose Leichtigkeit vor, die staunen macht. Dass «mittlere» Quartette so manche Überraschung bieten, machen die drei Herren und die Dame an der Bratsche zum Beispiel im dritten «Rasumovsky-Quartett» mit seinen scharfen Dissonanzen bewusst. Und das unvergleichliche und späte Quartettwerk Beethovens wird durch das fast ohne Vibrato auskommende Spiel der vier Franzosen in ein neues Licht getaucht. Die Aufnahmen entstanden auf einer Welttournee des Quartetts in Amerika, Asien, Afrika, Australien und Europa. Umso verblüffender ist die gleichbleibend hohe Qualität der Einspielungen!

«Beethoven Around the World». The Complete String Quartets. Quatuor Ébène. Warner/Erato (7 CDs)

Evolution aus Marmor

Wenn alle Museen und Galerien geschlossen sind, sucht der kunstsinnige Mensch nach Alternativen im öffentlichen Raum. Und findet sie auch in Basel-Ost. Zum Beispiel bei der spiralförmigen Fussgänger- und Velobrücke, welche die Breite mit dem Gellert verbindet — unterhalb des «Galgenhügels». Dort hat der Bildhauer Ludwig Stocker 1978 die Marmorskulptur «Einrollen Ausrollen» geschaffen, die wie ein Totempfahl in die Höhe ragt. Stocker, der 1932 in Herisau geboren wurde, hatte den Auftrag dazu im Rahmen eines Wettbewerbs des Basler Kunstkredits erhalten. Die gut zehn Meter hohe Stele besteht aus fünf Säulen und vier kleineren Würfeln. Das Ganze symbolisiert laut Stocker die Evolutionstheorie. Da immer wieder unberufene «Künstler» die Säule garnieren und die Evolution damit auf eigene Faust weitertreiben, sind alle paar Jahre aufwendige Restaurationsarbeiten notwendig, zuletzt Mitte 2018. Für diese kommt der Kanton auf. www.tiny.cc/stele

B-Movie präsentiert: FilmTipp von Niggi Schäfer

Frauen über 30

Leila (Michèle Rohrbach) will unbedingt ein Kind. Aber sie ist bereits über 30, und viele Männer halten es wohl mit Allschwil-Posse: «Fraue über zwanzig / sin ranzig». Logo, dass sie bei den Männern kaum eine Chance hat, sowohl online als auch an der Ü30-Party, an der sich so oder so vor allem Senior*innen vergnügen … Ihre Schwester Amanda (Sarah Hostettler) hingegen hat ganz andere Probleme: Sie hat Kind und Mann, fokussiert sich aber ganz auf ihre Karriere. Leilas beste Freundin Sophie (Anne Haug) hingegen ist zwar alleinerziehend, lernt aber trotzdem — oder gerade deshalb — einen sehr interessanten Mann kennen … Natascha Beller, bekannt als SRF-Autorin («Der Bestatter» u. a.), legt ein witziges Debüt vor, das über weite Strecken wirklich so humorvoll und skurril ist, wie andere Deutschschweizer Filmemacher*innen sein möchten. Ein Debüt, das Lust auf mehr macht!

Natascha Beller: Die fruchtbaren Jahre sind vorbei, Schweiz 2019, 89 Min., Dialekt, Untertitel d/e/f, DVD im Handel erhältlich.

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