Quartierkurier 2-2021

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Quartierkurier 2/2021 Schwerpunkt

Die Hochhäuser kommen Nach und nach wurde das Gellertfeld mit Kleingärten überbaut und es entstanden Reiheneinfamilienäuser, Mehrfamilienhäuser und Läden. 1955 wurde die TennisAnlage des Casino Tennis-Clubs an der Emanuel BüchelStrasse erstellt. Der siebengeschossige Wohnbau der Wohngenossenschaft Jurablick an der Urs Graf-Strasse 7—13 (Abb.) wurde 1958/59 von Ernst Mumenthaler und Otto Meier erbaut, das Mehrfamilienhaus an der Karl Jaspers-Allee 21—25 von Hans Peter Baur im Jahr 1959. Das Säuglings- und Kinderheim «Auf dem Gellert» wurde 1966 eingeweiht. Sowohl der Kindergarten an der Karl Jaspers-Allee 39 mit Baujahr 1961 und die Alterssiedlung Gellertfeld (1958—61) stammen von den Architekten Max Rasser und Tibère Vadi. Erinnerungen und Wehmut Thomas Müry, Daniel Koenig und Gaudenz Furler, die für die Titelseite dieser Ausgabe des Quartierkuriers vor der Urs Graf-Strasse bzw. vor dem ehemaligen Gellertfeld posieren, sind alle an der Speiserstrasse aufgewachsen und haben die Veränderungen beim Gellertfeld in den 1950er- und 1960er-Jahren mitDer Turmbau zu Basel. erlebt. Daniel Koenig erinnert In der Mitte des Gellertfeldes entsteht 1964 die Gellert­ sich, dass er als Schüler auf dem kirche. Foto z. V. g. «Trampelpfad» entlang dem Kornfeld zum Gellert-Schulhaus gelaufen ist und dass man in den 50er-Jahren auch hie und da noch Pferde im Quartier sah. Thomas Müry und Gaudenz Furler haben 1964 geholfen, die Kirchenglocken des Glockenturms der Gellertkirche hochzuziehen. Den zentralen Bau der Gellertkirche entwarf Curt Peter Blumer, der

Das noch unbebaute Gellertfeld (rechts) in den 1930er-Jahren. Gut erkennbar sind der Karl Barth-Platz (Bildmitte), die ebenfalls noch unbebaute Luftmatte (links oben) und das Zeughaus (links unten)  Foto: z. V. g.

den Architekturwettbewerb gewann. Die Überbauung des Gellertfeldes wurde von der umliegenden Nachbarschaft auch mit Wehmut beobachtet. Die Aussicht über das weite Feld, der traditionelle Spaziergang entlang der Natur und damit das Stadtrandgefühl gehörten mit der Überbauung unweigerlich der Vergangenheit an. Der «Bappe» von Thomas Müry sorgte sich auch, dass aus dem mehrstöckigen Hochhaus an der heutigen Karl Jaspers-Allee «von oben herab gegafft wurde» und ärgerte sich über dessen Schattenwurf. Mehr Platz, mehr Toleranz Der Gegend entlang den Gleisen der Bahnlinie bei der heutigen Galgenhügel-Promenade (die Autobahn gab es damals ja noch nicht), wurde damals «Wildnis» genannt und hauptsächlich von Steinkaninchen bewohnt. Gaudenz Furler erinnert sich, dass er mit Feuerpfeilen auf die Eisenbahn geschossen hat. Und Thomas Müry hatte einmal den Zug auf der Höhe Sissacherstrasse einfach gestoppt und ist zum Erstaunen seiner Mutter um einiges früher als angekündigt nach Hause gekommen. Die drei damals jungen Quartierbewohner Furler, Koenig und Müry sind sich einig, dass es damals nicht nur einfach mehr «Platz» gab, sondern dass auch die Freiheiten und Toleranz, was das «Seich-Machen und Lärmen» anbelangte, damals grösser waren als heute.

Ostern 1950. Das Gellertfeld vom Fussgängerweg längs der Ost-Verbindungsbahn her gegen den St. Alban-Ring. Zu sehen ist auch der Polizeiposten (Bildmitte, Abbruch 1966).  Foto: Hans Batschelet

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