Quottom #1 ANGST & SEHNSUCHT (Preview)

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Quottom #1 Winter 2013 CHF 17 â‚Ź 17

Angst und Sehnsucht


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EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser Wir leben in einer spannenden Zeit. Manche mögen klagen, dass alles zusammenbricht und vieles seine Werte verliert. Andere jubeln, dass sich endlich alles verbindet. Doch eins ist sicher: Genau in Zeiten wie diesen zeigen sich Neuanfänge. Realität entsteht im Kopf – sagten wir uns. Nein zu Ideen, die wie Hauskatzen nie mehr Auslauf als die eigenen vier Wände erhalten und Nein zu Zweifeln. Stattdessen sagten wir Ja zu intelligentem Grössenwahnsinn und stürzten uns kopfüber in das waghalsige Vorhaben, ein eigenes Magazin zu gründen. ANGST und SEHNSUCHT, die Themen dieser ersten Ausgabe, flochten sich in die Gedanken der Beteiligten und fanden immer wieder ihren Weg in gute Gespräche und Diskussionen. Wie passend die beiden Begriffe unser Vorhaben allerdings wirklich beschreiben, bemerkten wir erst im Laufe des Prozesses, getrieben von der Sehnsucht nach dem Ziel und dem allgegenwärtigen Was-wenn-es-doch-nicht-klappt-Angstgefühl. Doch wie so oft zahlte sich der Glaube an das, was man tut, aus, und eines ergab das andere, eine Türe nach der anderen öffnete sich. Auf dem langen Weg von der blossen Idee zur papierenen Realität machten wir so einige Entdeckungen. Nicht zuletzt die, dass mit der nötigen Portion Begeisterung und Wille so einiges zu schaffen ist. So entstand und vor allem entsteht Quottom. Ein Magazin, das gleichzusetzen ist mit einem guten Gespräch unter Freunden, das Produkt aus dem, was Menschen miteinander machen. Wir wollen uns mit dem Leben beschäftigen, uns darauf einlassen, verstehen. Frei nach Jorge Bucay: Wir hören Menschen zu, ohne über sie zu urteilen. Wir sagen unsere Meinung, ohne dass wir Ratschläge erteilen. Wir machen Mut, ohne zu bedrängen. Wir halten euch fest, ohne euch festzuhalten. Ihr könnt uns vertrauen, aber ohne Erwartung. Herzlichst Nicolas Walker, Tanja Luchsinger, Ruben Feurer

Cover: Ruben Feurer  &  Nicolas Walker Model: Samuel Seemann

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IMPRESSUM Editor-in-Chief Executive Editor Managing Director Art Direction Photography Director Fashion Director

Nicolas Walker Tanja Luchsinger Ruben Feurer Nicolas Walker, Ruben Feurer Evan Ruetsch Daryl Stone

Redaktion Gülsha Adilji, Laurent Aeberli, Selin Aketin, Lazaro Conde, Audrey Djouadi, Federico Dominguez, Dilan Graner, Iluska Grass, Marius Grieder, Laila Gutknecht, Angela Hofstetter, Jonathan Jäggi, D.M., Simeon Muhl, Reto Naegeli, Maja Nicolin, Andrea Rearte, Laszlo Schneider, Julian Stauffer, Michelle Steinbeck, Yannick Zryd

Künstler Tiziano Autera, Stefan Brucherseifer, Nonda Coutsicos, Philipp Dornbierer (Yehteh), Stella Feurer, Lisa Mettier, Florence Morgenstern, Yves Netzhammer, Tonie-Lina Péclard,Walter Pfeiffer, Yves Sinka, Andreas Spörri, Lorena Strohner, Studio Oiler, Christiane Wiedmer

Korrektorat Programmierung Website Medienverantwortliche Druck Papier

Gabriela Bründler Vedran Zgela, Samuel Seemann Dilan Graner Druckerei Feldegg CH–8603 Schwerzenbach Umschlag: Lessebo Smooth White, 300 gm2 Inhalt: Lessebo Smooth White, 90 gm2

Quottom ist ein halbjährlich erscheinendes Kulturmagazin mit dem Fokus auf gesellschaftlichen Themen und Kunst.

Publikator GmbH Zürcherstrasse 3 CH–8320 Fehraltorf

contact@quottom.com www.quottom.com ISSN 2296-1429

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#1 Winter 2013

Editorial Impressum Vielen Dank

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Kontrastprogramm fürs Gehirn Jonathan Jäggi Was es heisst heute zu leben Gülsha Adijli Twitter auf Papier @NIKKKOXXX Rap Yuppie dä Rapper The Kudu Patrol Julian Stauffer Red Wine Nicolas Walker & Tanja Luchsinger Die Spinne und ich Selin Aktekin Songanalyse Julian Stauffer Seite aus dem Skizzenbuch Stefan Brucherseifer Berauschtes Dichten Jonathan Jäggi

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Wohin des Weges geschätzte Generation? Reto Naegeli Angst im Alltag D.M. Angst und ihre Überwindung Tanja Luchsinger Zeitalter der Angstmacherei Yannick Zryd & Laurent Aeberli

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Freiheit Nicolas Walker Er hat einfach nur Angst Simon Jacoby Umfrage Angst & Sehnsucht Angela Hofstetter Das kollektive Streben nach Individualität Dilan Graner Wo Angst die Sehnsucht überwiegt Tanja Luchsinger Happy ever After Laila Gutknecht Opium fürs Volk (Sehn)sucht Marius Grieder Qué será, será Laszlo Schneider Keine Ahnung Michelle Steinbeck

86 118 122 124 132 174

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Local Grime Evan Ruetsch Guardian Florence Morgenstern Nonda Couticos Mano Fico Yves Sinka Freiheit Yehteh (Philipp Dornbierer) Neo Tourist Ruben Feurer & Nicolas Walker Studio Oiler Skulptur Tiziano Autera Zeichnung Yves Netzhammer Feara und Désirée Lisa Mettier Halle 5 Walter Pfeiffer Home Beuys Evan Ruetsch Good Life Tonie-Lina Péclard Malerei Christiane Wiedmer Sinnlichkeit der Sehnsucht Lorena Strohner 4173 km Norden Ruben Feurer Pool Nonda Coutsicos Illustration Stella Feurer

40 56 64 74 92 94 108 129 130 144 160 184 192 212 216 234 240 246

7


68

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Alex Hofer

Lhaga Konndhor

Nicolas Walker

68

114

Mano Fico

Laura Erba

116

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Naum Hirsl

Mike MeirĂŠ

Nicolas Walker

Audrey Djouadi

8

Nicolas Walker

Nicolas Walker

Nicolas Walker


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Sanda Markovic

Toto Raynal

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208

Kevin Wettstein

Donovan Gregroy

210

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Luca Duran

Wet Moss

Dilan Graner

Andrea Rearte

Lazaro Conde

Maja Nicolin

Simeon Muhl

Selin Aktekin

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Kontrastprogramm f체rs Gehirn

Text:

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Jonathan

J채ggi19


Illustration: Andreas Spörri21 Mein täglicher Gang auf dem Ziffernblatt nähert sich dem dritten Viertel. Drittes Viertel bedeutet erschöpft heimkehren, Arbeitssachen in die Ecke schmeissen und Zeit für mich. Diese Zeit ist genau das, was ich jetzt benötige! Beim Eckwurf meiner Tasche fällt meine Agenda offen zu Boden. «Verdammt, heute ist das Essen mit Lisa, samt ihren Erzeugern!» Die Hektik am Arbeitsplatz hat meinen ganzen Lebenssaft geraubt. Ich bin mir unsicher, ob ich heute interessiert und höflich mein Erscheinungsbild gegenüber ihren Eltern pflegen kann. Obwohl es für unsere Beziehung von grosser Bedeutung sein könnte. Unsere Beziehung gleicht einer Achterbahnfahrt. Wenn nicht bald die nächste Steigung kommt, kommt es zum Aufprall am Boden. Alles ist meine Schuld. Ich hätte ihr mehr Beachtung schenken sollen, anstatt ständig Überstunden zu leisten. Seit ich denken kann, wird bei uns Karriere und Erfolg, im Studiums- und im Arbeitsleben, grossgeschrieben. Das habe ich meinen Eltern zu verdanken. Mit drakonischen Strafen wurde ich gezüchtigt, hatte ich in der Schule versagt. Mit dem Alter wurde es kaum besser, noch immer ist bei jedem Besuch die erste Frage:

«Bist du endlich befördert worden?» In Gedanken gefangen, weckt mich ein Pfeifen aus der Küche. «Der Kaffee ist fertig! Endlich!» Was würde ich bloss ohne dich tun? Ach, du braunes, warmes Gold, gibst mir Kraft und dieses wärmende Gefühl im Bauch. Ich öffne die Balkontür, hole mir eine Kippe raus und atme tief ein. Aus meiner Tasse steigt ein angenehmer Geruch auf. Der Geschmack von Kaffee: unbezahlbar! Meine Auffassung vom Sommer hat dieses Jahr eine ganz neue Bedeutung gewonnen. Der letzte sonnige Tag muss zwei oder drei Wochen her sein. Deshalb wirke ich ziemlich nüchtern beim Betrachten des Wetterberichts. Meine Aufmerksamkeit fixiert sich auf einen Vogel, der in meinem Blickfeld auftaucht. Ich beneide ihn. Kann ihm doch egal sein, was hier für Wetter ist. Die Welt steht ihm offen. Dorthin, wo es lebenswert ist. Wo die Natur einen mit Farben und Formen beschenkt. Wo Vollendung existiert. Wo keine Grenzen den Horizont vermindern. Mein Blick versteift sich auf den Wächter der Lüfte. Erneut überkommt mich die Ernüchterung, als aus dem Flugtier ein schwarzer kleiner Punkt am Ende des Horizonts wird

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Wohin des Weges Text:

Aus den Lautsprechern meines MacBooks summt eine liebliche Melodie, begleitet von Tastenschlägen, denn ich schreibe eine E-Mail, die ich per Knopfdruck irgendwo in die Welt hinausschicke, danach schalte ich den Fernseher ein und klicke mich durch die verschiedensten Sender, bis ich bei einem Bildungskanal steckenbleibe und mir von einem abgemagerten Hornbrillenträger den Zweitaktmotor erklären lasse. Um diesen Motorentanz zu verstehen, bedarf es bereits einiger Konzentration – korrekterweise sollte ich bemerken, dass mein Verständnis für Physik schlechter ist als die Anstellungsbedingungen bei Foxconn. Wie die meisten Zweiundzwanzigjährigen weiss ich nicht, wie ein Computer funktioniert, geschweige denn, was passiert, wenn ich eine E-Mail versende. Von den technischen Raffinessen eines iPhones bis zu den mit Touchscreen ausgerüsteten Ticketschaltern der SBB gar nicht zu sprechen. Ich kann jedes dieser Tools mehr oder weniger problemlos bedienen, damit arbeiten, mein Leben erleichtern, doch hege ich kein Verständnis für die exakten technischen Vorgänge in diesen Geräten. Das Leben heute ist kompliziert. Sehr kompliziert. Das Gros der täglichen Abläufe ist für viele junge (wie auch alte) Menschen bei genauerem Betrachten nicht nachvollziehbar, seien es banale Sachen wie Geld abheben, Lift fahren, einen Zug benutzen. Die

tägliche Abwicklung unseres Lebens ist dank modernster Technik so einfach wie nie zuvor, das Denken wird uns abgenommen, wir sind Teil dieser funktionierenden Maschinerie, solange wir uns nicht zu viele Gedanken über zahllose Vorgänge machen, solange wir ein einfaches Zahnrad bleiben und uns nicht aus der Reihe entfernen. Peter Sloterdijk sagte einst: «Der moderne Könner kann immer weniger. Kompetenter Umgang mit Verhältnissen und Geräten, für die man nicht recht kompetent sein kann, macht einen übergrossen Teil des modernen Berufslebens und Freizeitalltags aus.» Akzeptiert man die fehlende Kompetenz, so funktioniert die Gesellschaft, hinterfragt man sie, so gerät das Individuum ins Stocken. Wie soll man seinen Alltag meistern, wenn man ihn nicht versteht? Wie soll man nach vorne schauen, wenn man das Jetzt nicht sieht? Sind es Dinge wie dieses Unverständnis, die unsere Generation verängstigen, die uns vor Ratlosigkeit erschlaffen lassen? Kurz zum Begriff der Generation: In diesem Kontext kann nur die


geschätzte Generation? Reto Naegeli 22

Rede von jungen Erwachsenen sein, welche gut behütet in einem westlichen, grosskapitalistischen (vielleicht auch neoliberalen und neoimperialistischen?) Land aufgewachsen sind, umgeben von Überfluss und Verschwendung, Dekadenz und Ignoranz. In dieser Generation – der ich ebenfalls angehöre, wie jeder Schweizer in meinem Alter – fehlt offenbar ein Bewusstsein für echte Probleme. Hans beschwert sich, dass sein iPhone ständig Wackelkontakt habe, Kunigunde errötet der Kopf vor Wut, weil es im Cobra-Tram, das ständig zu spät kommt, zu kalt sei und man die Klimaanlage regulieren sollte, und Fritz zertrümmert beinahe den SBB-Ticketschalter, da er nicht versteht, wie er sein Anschlussticket nach Schübelbach-Buttikon lösen soll. Überforderung durch zu viel Fortschritt. Vor ein paar Monaten wurde der deutschsprachige Journalismus auf dieses Thema aufmerksam und erkannte die damit verbundene Polemik. Seit einiger Zeit kursieren in diversen Zeitungen, Kulturmagazinen und Blogs alarmierende Berichte über die Generation Angst, die zu nichts Mut hat und sich vor jeglicher Anstrengung drückt, die mit allem überfordert ist und die sich am liebsten unter ihrer Bettdecke verkriechen würde, die eigenen Fürze inhalieren und dann langsam und dramatisch aus dem Leben scheiden, um möglichst viel Mitleid mit auf den Weg zu nehmen.

Doch sind wir wirklich verängstigt? Demotiviert? Ratlos? Unsereins geniesst ein Bildungssystem, das uns zur Elite der Welt ausbildet, das noch nie so gut war und noch nie so viele Menschen mit einer guten Ausbildung segnete. Theoretisch sind wir also die intelligenteste Generation, die je existierte. Freud hängt uns zu den Ohren raus, während aus der Nase ein Paralleldiagramm tropft und sich der Furz nach Mozarts Neunten anhört. Unsere Köpfe sind randvoll mit Informationen. Nützlichen und unnützen. Unser Leben wird dominiert von Vorgängen, die das Leben einfacher machen, doch das Denken komplizierter. Wir klagen auf hohem Niveau. #firstworldproblems. Wir verbringen zu viel Zeit damit, uns mit uns selbst und unseren angeblichen Problemen zu befassen, die in Wahrheit nur eine Flucht vor der Realität darstellen. Anstatt sich der polyvalenten Bildungsund Berufsmöglichkeiten zu erfreuen, bemitleiden wir uns selbst, in der komplextesten Gesellschaft zu leben, die uns überfordert, da sie zu vielseitig ist. Zu vielseitig? Unsere Generation besteht aus den selbstsüchtigsten Arschlöchern der Welt. Nach sechs Jahren Primarschule kaut der zwölfjährige Schüler unzählige Bleistifte zu Sägemehl, weil er nicht weiss, welche

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Illustration: Yehteh (Philipp Dornbierer23)

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Foto: Nicolas Walker

LUCA D u r a n


Luca Duran tüftelt tagelang in seinem Studio an neuen Sounds. Wenn er dann damit rausgeht, explodiert der Club. Text: Lazaro Conde20

Zürich ist ein hartes Pflaster für aufstrebende Interpreten und Künstler. Das Potential der Limmatstadt ist enorm, wird aber bei weitem nicht ausreichend ausgeschöpft. Das ist gut in der Zürcher Clubszene zu beobachten, das Nachtleben wird hauptsächlich von Mainstream- und Techno-Partys dominiert. Moderne Club-Musik findet – im Vergleich zu den Metropolen Europas – in der Regel nur schwer Anklang beim Zürcher Publikum. Wir wissen aber alle: Die Ausnahme bestätigt die Regel. Der junge Schweizer DJ und Producer Look Like (Luca Duran) ist eines der aussergewöhnlichsten, aufstrebenden Talente des alternativen Zürcher Club-Geschehens. Als die eine Hälfte des DJ-Duos Stereo Youth beschallte er schon früh die Ohren der lokalen Partygemeinde. In Windeseile haben die ersten Stereo Youth Tracks, wie deren Fähigkeiten hinter den Decks, ebenfalls Hörer und Labels ausserhalb der eidgenössischen Grenzen gefunden. Mittlerweile ist Look Like auch als Solo-Produzent bekannt. Er beeindruckte bereits mit der Buggin'-EP, veröffentlicht im Juli 2011 auf Get Flavour Records. Er ist unter anderem auch auf den Labels Anabetic, Moveltraxx und Nobrainer zu hören. Mit der Wordz-EP – der zweiten Veröffentlichung auf Get Flavor Records – gelang ihm ein weiterer Meilenstein in seiner jungen Karriere. Auf der Platte sind nebst drei eigenen Produktionen Remixes von Pur Sim, Frag Maddin und Lokiboi zu finden. Die EP kombiniert verschiedene Genres mit House-Musik und einer ordentlichen Portion Bass. Funky Vocals und eingängige Melodien, die eine unverwechselbare Atmosphäre mit einem 90's Old School Touch schaffen, dürfen dabei nicht fehlen. Ob 3 Uhr morgens im Club oder mittags an der Bahnhofstrasse, die Tracks überzeugen nicht nur musikalisch, sondern auch stilistisch, auf eine für die Schweiz einzigartige Weise. Zu seinem ersten Release kam Luca, wie viele Interpreten unserer Zeit, über das Internet. Er bekam im Sommer 2011 die Möglichkeit, auf dem französischen Label Get Flavor Records seine erste EP zu veröffentlichen. Durch das aktive Uploaden von eigenen Tracks und Remixes auf digitale Plattformen

konnte er sich in der Schweiz und vor allem auch im Ausland eine verbreitete Fan-Community sichern. Aufgewachsen in der Romandie und südamerikanischer Abstammung, beruft sich Luca oft auf seine Wurzeln. Alben von Nas und MC Solaar gehörten zu den ersten in seiner Sammlung. Mit dem Einstieg in die Clubwelt fand er die Komponenten, die er vereinen wollte. Früh schon experimentierte er unter der Woche mit Musik-Programmen und produzierte Beats und Melodien. Am Wochenende wurden die Tracks an den Partys gespielt. Dabei wurde das Internet ebenfalls zu einer wichtigen Plattform für seine Musik und bildete den Grundstein zu seiner Karriere. Durch neue soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter und Myspace ist es uns Menschen des Alltags möglich geworden, spontan mit unzähligen anderen zu kommunizieren und mit jenen zu interagieren, die man sonst nie erreicht hätte, da es rein wegen entfernungsbedingten und zeitlichen Hindernissen nicht möglich wäre. Unsere Generation hat nebst der Realität eine digitale Plattform erhalten, um sich zur Schau zu stellen. Die Jugend sehnt sich nach Kommunikation und Bestätigung in der virtuellen Welt, jenseits der Realität. Bestätigung für ihr Schaffen und ihre Faszination. Nicht nur das Kommunizieren wurde durch das globale Netz vereinfacht, sondern auch die Möglichkeit, sich öffentlich zu präsentieren und mitzuteilen, was einem das Gefühl von absoluter Freiheit gibt. Man meint, das Internet kenne weder Autoritäten noch Gesetze. Zum Problem werden die Freiheiten des Internets erst, wenn man in sozialen Netzwerken Bestätigung für das private Leben sucht. Oder sich nur noch virtuell mit dem privaten Leben einer anderen Person auseinandersetzt. Die Empfindung, so Einfluss auf die Umwelt nehmen zu können, treibt manche dazu, Privates preiszugeben, ohne zu wissen, welche Spuren dies zu hinterlassen vermag. Die Grenze zur Realität ist somit verschwommen und macht uns zu Gefangenen unseres eigenen, selbst gesponnenen Netzes.

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