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DER DIGITALISIERTE LANDWIRT
Die E-Saat geht auf: Österreichs Landwirtschaft öffnet sich zusehends für digitale Technologien. Innovative Konzepte und smarte Systeme liefern jetzt den Nährboden für Farming 4.0.
Text: Christian Prenger
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Sensosafe von PÖTTINGER: Der digitale Assistent am Mähwerk verhindert Wildunfälle bei Mäharbeiten.
PÖTTINGER BESCHÄFTIGT SICH INTENSIV MIT DEN THEMEN RUND UM DIE DIGITALISIERUNG. MIT UNSERER WELTWEIT EINZIGARTIGEN, INNOVATIVEN SENSORTECHNIK SCHÜTZEN WIR WILD- UND NUTZTIERE.
MARKUS REININGER, PRODUKTMANAGER HEUGERÄTE
Wogende Felder, saftige Wiesen: für Landwirte die Betriebsgrundlage, für andere Lebewesen eine Hochrisikozone. Denn im Zuge von Mäharbeiten können junge Wildtiere schwer verletzt oder sogar getötet werden. In Österreich gehen die Schätzungen von jährlich rund 25.000 solcher Ernteopfer aus. Zusätzlich droht eine fatale Kettenreaktion. Gelangen Kadaver und Grünfutter gleichzeitig in den Silo, beginnt ein Verwesungsprozess. Mit schwerwiegenden Konsequenzen: Kontaminiertes Futter kann bei Nutztieren lebensbedrohlichen Botulismus auslösen. Vergiftungen und alle anderen Horrorszenarien sind jedoch vermeidbar – durch den gezielten Einsatz eines elektronischen Aufpassers. Ein immer wachsames Auge verspricht etwa „Sensosafe“ des Landmaschinenherstellers PÖTTINGER Landtechnik GmbH aus Grieskirchen. Das automatisierte Assistenzsystem agiert mit einem speziellen Sensorbalken am Frontmähwerk, gleichfalls erhältlich als eigenständige Applika-
Veronika Ettinger Marketingleiterin Borealis L.A.T: Digitalisierung unterstützt Ressourcenschonung.
Martin Prenninger IT-Leiter Eiermacher GmbH, setzt auf Software zur Kundenbindung.
WACHSAMES AUGE
tion. Während der Tätigkeit wird die Fläche zur Vermeidung gefährlicher Kontakte ständig gescannt. Taucht ein Vierbeiner im potenziellen Mähbereich auf, schickt das Bedienterminal eine optische und akustische Warnung. Der Traktorfahrer kann umgehend anhalten und sein Mähwerk anheben. Das temperaturunabhängige System ist laut Pöttinger stets funktionstüchtig und trotzt jeder Witterung.
Sinkende Hemmschwelle
Solche Hilfsmittel passen kaum zum alten Klischee einer konservativen Bauernschaft, die mit Computer, Drohnen oder Satellitensteuerung nur zögerlich echte Freundschaft schließt. Ein Wertewandel nimmt kontinuierlich Gestalt an: Zwischen Scheune und Stall geht die digitale Saat auf, Farming 4.0. fällt auch in Österreich zusehends auf fruchtbaren Boden. „Die Usability von Anwendungen steigt, sie sind günstiger erhältlich und wesentlich einfacher zu bedienen. Deshalb sinkt auch die Hemmschwelle, sich mit moderner Technologie und deren Nutzung in der Landwirtschaft auseinanderzusetzen“, unterstreicht Markus Reininger, Produktmanager Heugeräte bei PÖTTINGER. Aber auch handfeste finanzielle Motive fördern die Lust an neuer Technologie. „Der bestehende Kostendruck erfordert präzises Arbeiten und einen optimalen Umgang mit Betriebsmitteln. Digitale Anwendungen verhelfen zu wachsender Effizienz und reduzierten Kosten. Außerdem werden die gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich Düngung und Pflanzenschutz strenger. Teilweise in einem Ausmaß, dass Landwirte Schwierigkeiten haben, die nötigen Erträge oder Qualitäten überhaupt zu realisieren“, erläutert Veronika Ettinger, Marketingleiterin der Borealis AG. Der Austro-Petrochemiekonzern unterstützt die Landwirte mit NutriGuide bei der Düngeplanung sowie mit dem Stickstoffsensor „N-Pilot“ bei der Stickstoff-Bedarfsermittlung im Feld. Der Handsensor ermittelt den Stickstoffbedarf für Getreide direkt am Feld, ausgehend von pflanzlicher Grünfärbung und der Menge an Biomasse. Abhängig vom angestrebten Ertragsniveau wird dann eine konkrete Empfehlung sichtbar. Die exakte Bemessung führt dort zu Einsparungen, wo kein Stickstoff mehr erforderlich ist, und erkennt außerdem Stickstoffmangel, durch den hohe Erträge und gute Qualitäten gefährdet werden. Aber nicht nur auf dem Feld, auch in der Vermarktung ist der digitale Reformwille in der Landwirtschaft groß. Die in der Geflügelbranche erfolgreiche Eiermacher GmbH aus Kremsmünster etwa setzt auf hochmoderne CRM (Customer Relationship Management)-Software. Solche Systeme stärken den guten Draht zur Zielgruppe. Via Klick sind Fachkräfte sofort im Bilde, was E-Mails, SMS oder Termine mit Auftraggebern betrifft. Die Kommunikation zwischen Innendienst und Kollegen auf Achse hat dadurch eine neue Qualität erreicht. Integriert ist besagtes Tool in ein ERP (Enterprise Resource Planning)-Programm, das den Betrieb bei der Organisation unterstützt. Dazu zählen synchronisierte Kontakte auf den Personal-Handys und in der Folge homogene Daten quer über die mobile Hardware. Sollte ein Vertriebsmitarbeiter eine neue Kundentelefonnummer erfassen, gelangt diese Information vom ERP-System weiter auf alle Endgeräte. Martin Prenninger, IT-Leiter von „Die Eiermacher“, zum Nutzen der digitalen Dynamik: „Klare Datenverwaltung erhöht nicht nur Motivation und Produktivität, der Service für Kunden und Lieferanten lässt sich ebenso optimieren. Wenn ein Kollege bei Anrufen zahlreiche wichtige Fakten auf dem Schirm hat, sind viel qualitativere Gespräche möglich.“ Fazit: Nur wer neben Tieren und Feldern auch Daten pflegt, kann als Landwirt auch morgen noch erfolgreich sein. ••
QR-Code scannen
und einen Rundgang im neuen Pöttinger-Werk in St. Georgen machen.