Kultur in Baden
April / Mai 2010 Kostenlos
Theater TANZ Cedar Lake Contemporary Ballet Musik Kunst Literatur
Kulturkommunikation im Internet www.actlive.de 1
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Editorial
Liebe Leserinnen und Leser, eine Skulptur von allen Seiten betrachten, ihre Wirkung im Raum sinnlich erleben und begreifen. Den Pinsel-Strich auf dem Gemälde nachvollziehen, die Farben spüren – den Geigenton als Schweben erleben, die Pausen fühlen. Das Live-Erlebnis ist einmalig und durch nichts zu ersetzen. Diese Erfahrung steht im Zentrum des Kunstgenusses. Und man erlebt sie jedes Mal neu und anders. actlive ist die Vorfreude darauf. Mit Interviews, Insights und Insider-Blicken gehen wir nah dran an Kunst und Kultur. actlive ist die Plattform für Kulturdialog und Kulturkommunikation – und sie wächst und gedeiht.
Wir meinen: Kultur tut gut!
Blättern Sie unser Heft in Ruhe durch, verfolgen Sie im Internet die Spuren weiter – und buchen Sie direkt Ihre Live-Erlebnisse. Davon wünsche ich Ihnen ganz viele und ganz spannende!
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Inhalt actlive · Kultur in Baden · April / Mai 2010
Theater Das Geisterschiff Eine musikalische Groteske mit Kolsimcha / SE Richard III I Love You, You‘re Perfect, Now Change Musical Revue in zwei Akten (1996) EIN MASKENBALL Oper von Giuseppe Verdi Le Grand Macabre Oper von György Ligeti Lüg mir in mein Gesicht Ein Hochzeitsstück von Paul Brodowsky Das JugendBallettEnsemble und AproposDance tanzen Peter Pan
6 -7 8 9 10 -11 12 13 14 -15
GeFLÜGELtage Angela Buddecke, Pigor und Eichhorn, Sven Ratzke Tom Hadyn und Uta Köbernick Termine: Bernd Lafrenz, Kay Ray und Urban Priol
16 -17 18 -19
TANZ Cedar Lake Contemporary Ballet On This Planet - Annonciation - Frame of View
20 -21
MUSIK Termine: Goldene Zeiten, Eckart Runge, Roberto Fonseca Termine: Renaud und Gautier Capuçon, Nigel Kennedy, Rolando Villazón
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22 -23 24 -25
KUNST Löcher in der Welt Im Gespräch: Der Maler Dirk Sommer Jean-Michel Basquiat Die Entdeckung Altägyptens Ägypten-Begeisterung Die Gleichzeitigkeit des Seins Collagen des Bildhauers Jörg Bollin Auf:bruch, 4 Positionen zeitgenössische Museum Biedermann Ich fühle meine Bilder. Rainer Muranyi – Fotodesigner aus Freiburg Reinhold-Schneider-Preis 2010
26 -29 30 31 32 33 - 37 38 - 41 42 - 44
Gartenkultur Ein Parktraum vor den Toren Freiburgs: Der Auguste Viktoria Park in Umkirch Bezaubernde Heimat für Fischreiher, Graugänse und Singschwäne.
45 - 47
LITERATUR Termine: ANNE WEBER liest aus „Luft und Liebe“ LUKAS HAMMERSTEIN liest aus „Wo wirst du sein“ ARNO GEIGER liest aus „Alles über Sally“
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Editorial Impressum
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Theater
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Fotos: Judith Schlosser
Das Geisterschiff Eine musikalische Groteske mit Kolsimcha / SE Veranstalter Theater Basel
Zwischen Lampedusa und Sizilien, unmittelbar vor der Festung Europa, versank 1996 ein Schiff mit fast 300 Flüchtlingen. Seither fanden die Fischer Leichenteile in ihren Netzen. Aber die Küstenwache unternahm nichts und die Fischer warfen die grausigen Funde zurück ins Meer. Der Kutter wurde zum Geisterschiff erklärt und nie gehoben. Keiner fragte nach den Ertrunkenen. Es hatte sie nie gegeben. Obexers Stück spielt sechs Jahre später, der Vorfall ist bekannt geworden. Zwei ehrgeizige Jung-Journalisten sind unterwegs zum Unglücksort. An Bord eines Luxusdampfers nähern sich ein ominöser Bestattungsunternehmer und ein linkischer Akademiker mit abstrusen Theorien über den Fliegenden Holländer. Daneben eine Kuratorin auf der rastlosen Suche nach der ultimativen UtopiePerformance. Sie alle sollen einen Beitrag leisten am Kongress zum «Unbehagen über die Erscheinungen an den europäischen Rändern». «Das Geisterschiff» ist ein groteskes Requiem über die
schmerzhafte Auflösung von Sicherheiten. Es verbindet aktuelle Fakten mit mythischen Elementen und stellt die Frage nach Mitverantwortung und dem Ursprung von Schuld. Florentine Klepper inszeniert das Stück als musikalische Groteske mit der für diesen Abend komponierten Live-Musik von der Basler Band Kolsimcha. Margareth Obexer, 1970 in Brixen, Südtirol geboren, lebt als freie Autorin und Journalistin in Berlin und ist Verfasserin mehrerer Theaterstücke, Hörspiele und Erzählungen. Die Basler Band Kolsimcha besteht seit gut zwanzig Jahren und tourt mit ihrer eigenwilligen Musik, die sich zwischen Jazz, Klezmer und europäischer Klassik bewegt, durch die ganze Welt. Der Pianist und Komponist Olivier Truan komponiert neben der BandMusik auch Theater- und Filmmusiken («Gripsholm») sowie klassische Musik. Weitere Informationen unter: www.theater-basel.ch 7
Foto: Judith Schlosser
Richard III Veranstalter Theater Basel
Ausgeburt an Hässlichkeit, Scheusal, Mörder, Intrigant und Verräter – Richard III ist all das, schamlos und aus kaltem Vorsatz: Weil er ungeliebt ist und nicht lieben kann, beschliesst er, ein Bösewicht zu sein. Ein Feind des Schönen, der Glückseligkeit und der Liebe – eine destruktive Energie. Er will König werden. Der Weg dahin führt über Leichen. Er geht ihn ohne zu zögern bis zum Ende, berechnend, kalt, zielbewusst. Und paradoxerweise ist ausgerechnet dieser Richard auch der grösste Verführer der Literaturgeschichte. Seine Verführungen sind aberwitzig, sie hebeln die menschliche Vernunft aus, sie finden am Grab der ermordeten Widersacher statt. Er ist brillant, erfolgreich, in seiner Konsequenz unwiderstehlich. Ihm verfällt, wer ihn am meisten hassen müsste. Und Richard ist auch der einsamste aller Theaterhelden. Für ihn gibt es keine Referenz, keine Instanz ausserhalb seiner selbst, abgesehen von den Gesetzmässigkeiten der Bereicherung und der Karriere. Er agiert frei von Empathie, ohne Reue, er kann und will 8
der Welt nicht vergeben, dass sie ihn einmal ausgestossen hat. Noch im Sterben kann er nichts anderes empfinden als den Horror vor dem Monster, das er selber ist. Der Regisseur und Bühnenbildner Michael Simon ist für seine eigenwilligen Raumkonzeptionen bekannt. Er arbeitete für William Forsythe, entwarf Bühnenbilder für Oper und Ballett in Amsterdam, Genf, Zagreb, Tokio und New York. In Frankfurt inszenierte er gemeinsam mit Heiner Goebbels. Furore machte 1994 seine Inszenierung «The Black Rider» nach Wilson/Burroughs/Waits. Es folgten Opern- und Schauspielinszenierungen u.a. in Nürnberg, Amsterdam, am Wiener Burgtheater, an der Volks- und der Schaubühne in Berlin und am Theater Basel («Golem», «Der Alpenkönig und der Menschenfeind»).
Weitere Informationen unter: www.theater-basel.ch
Foto: Britt Schilling
I Love You, You‘re Perfect, Now Change Musical Revue in zwei Akten (1996) Veranstalter Young Opera Company und E-Werk Freiburg
Worum geht’s? Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen, das wusste schon Loriot und wahrscheinlich auch Adam und Eva. Dem ewigen Up und Down zwischen den Geschlechtern widmet sich nun auch die Freiburger Young Opera Company. Mit dem Off-Broadway-Hit I Love You, You`re Perfect, Now Change (1996) von Jimmy Roberts und Joe DiPietro betritt das Ensemble ab 9. April im Freiburger EWerk erneut Musical-Terrain.
Witwe anbaggert. Mal bissig und frech, mal wunderbar witzig und dann wieder sentimental werden auf amüsante Weise die Irrungen und Wirrungen des menschlichen Liebeslebens beleuchtet. Musikalisch begleitet wird das Quartett von Cornelius Bauer auf der Violine und Klaus Simon am Klavier. Gesungen und gesprochen wird komplett auf Deutsch! Ein „Muss“ für alle, die schon mal geliebt und noch nicht genug davon haben.
Martina Mühlpointner, Miriam Lotz, Markus Alexander Neisser und Frank Winkels singen und spielen sich durch 20 wunderbar pointierte Szenen und nehmen die Zuschauer mit auf eine urkomische Reise durch das schwindelerregende Spektrum moderner Männer-Frauen-Beziehungen: Vom Single-Dasein über das erste Date und die Ehe bis hin zum Flirt auf dem Friedhof, auf dem ein rüstiger Rentner noch eine knusprige
Premiere: Freitag, 9. April 2010, 20.30 Uhr Weitere Vorstellungen: 10./16./17./22./23./24./29./30. April und 1. Mai, jew. 20.30 Uhr; 18./25. April und 2. Mai, jew. 19 Uhr Veranstaltungsort: Kammertheater im E-Werk Weitere Informationen unter: www.youngoperacompany.de www.ewerk-freiburg.de 9
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Foto: M. Korbel
Foto: M. Korbel
Foto: M. Korbel
EIN MASKENBALL
Oper von Giuseppe Verdi Mit Unterstützung der EXCELLENCE-Initiative der TheaterFreunde Freiburg e.V. Veranstalter Theater Freiburg
Nannte Richard Strauss seine »Salome« ein »Scherzo mit tödlichem Ausgang«, so trifft dieses Spiel mit Kontrasten erst recht auf Giuseppe Verdis »Ein Maskenball« zu: Galanterie, Komödie und Leichtsinn stehen unmittelbar neben hoffnungsloser Leidenschaft, gefährlicher Eifersucht und eiskaltem Mord. Unentrinnbar ist das Schicksal, das von Anbeginn als prophetische Weissagung über der Handlung liegt: Das Leben ein tödliches Spiel – unvorhersehbar und vielschichtig verwoben sind die Ereignisse, die zum tragischen Ausgang führen. »Dramatische Charaktere, gemischte Farben und Lebendigkeit der Motivationen« fordert Verdi in den fünfziger Jahren von den neuen Opern, und: keine l’art pour l’art, sondern die Wahrheit der Gefühle. Auch wenn die Zensur 1859 verlangte, dass die historisch brisante Handlung des schwedischen Königsmordes ins ferne Amerika verlegt wird, konnte das der inneren Dynamik dieses Schicksalsdramas nichts anhaben.
Musikalische Leitung: Gerhard Markson | Regie: Joan Anton Rechi | Bühne: Alfons Flores | Kostüme: Moritz Junge | Video & Animation: Martin Urrigshardt | Chor: Bernhard Moncado | Dramaturgie: Dominica Volkert Mit: Lini Gong, Anja Jung, Rossella Ragatzu; Matthias Flohr, Ulrich Himmelsbach, Gary Jankowski, Jin Seok Lee, Juan Orozco, Volker Stief, Germán Villar
Vorstellungen im April: 1., 11., 30.4., je 19.30 Uhr und 5.4., 15 Uhr Vorstellungen im Mai: 20.5., 28.5., je 19.30 Uhr Vorstellungen im Juni: 11. und 18.6., je 19.30 Uhr Vorstellungen im Juli: 2., 10. und 16.7., je 19.30 Uhr Weitere Informationen unter: www.theater.freiburg.de 11
Foto: M. Korbel
Le Grand Macabre
Oper von György Ligeti Veranstalter Theater Freiburg
In Breughelland wird’s Abend. Aus der Tiefe steigt Nekrotzar, der große Makabre, und rüstet sich zu einem Vernichtungsfeldzug: Pünktlich um Mitternacht will er die Welt untergehen sehen. Die Welt: ein eigenartiges Konglomerat aus Saufkumpanen, lüsternen Weibern, versponnenen Astronomen, unreifen Herrschern oder stotternden Chefs der Geheimpolizei. Und wer ist dieser »Grand macabre« wirklich, der schließlich im Suff sein eigenes Vorhaben vergisst? Als sich Ligeti Anfang der 70erJahre dem Phänomen Oper widmete, wollte er sie »überfarbig, comicartig, gefährlich-bizarr, ganz übertrieben, ganz verrückt« haben. Diesem wahrhaft grotesken Karnevalsspiel wohnt eine sehr spezifische Frage inne: Können uns der Tod und dunkle Zukunftsängste egal sein? Zählt nur das Hier und Jetzt? Schein und Sein, Fiktion und Realität, Sehnsucht und Pragmatismus prallen in diesem fast schon barock anmutenden Lebensbild leidenschaftlich opulent aufeinander. 12
»Die Sänger, der Opern- und Zusatzchor, das Philharmonische Orchester, ja das ganze Haus: Sie boten eine souveräne Leistung. Mit enormer Selbstverständlichkeit bewegten sich die Philharmoniker in diesem vertrackten Klangkosmos, der so bunt ist wie die Pullover, die Ligeti mit Vorliebe trug. In Szene und Klang hat Freiburg sein bei der Premiere mit viel Zustimmung aufgenommenes Musiktheater-Ereignis dieser Saison. Oper, die kein Museum sein will. Schwere Kost, aber lohnend. Tod, wo ist dein Stachel? Hurra, wir leben noch.« Badische Zeitung
Vorstellungen: 15. und 17.4. (letzte Vorstellung!), je 19.30 Uhr Hinweis: Einführung im Winterer-Foyer: jeweils eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn. Mit Übertiteln. Weitere Informationen unter: www.theater.freiburg.de
Foto: M. Korbel
Lüg mir in mein Gesicht
Ein Hochzeitsstück von Paul Brodowsky Veranstalter Theater Freiburg
Sveta, die Weißrussin, braucht eine Aufenthaltsgenehmigung. Ihr Freund Tilman erklärt sich bereit, sie zu heiraten, will die Hochzeit aber nicht feiern. So sitzen sie gemeinsam mit seiner Mutter Erika und Svetas bester Freundin Luisa in der Wohnung. Dann kommt Svetas Bruder vorbei, ein betrunkener Jungspediteur auf Durchreise. Alle haben sich das ganz anders vorgestellt. Lüg mir in mein Gesicht, sag mir, was ich hören will, auch wenn es nicht die Wahrheit ist. Paul Brodowsky hat im Auftrag des Theater Freiburg ein Stück geschrieben, das um das Phänomen »Double Bind« kreist. Mit diesem Begriff wird die lähmende, weil doppelte Bindung eines Menschen an paradoxe Botschaften oder Signale und deren Auswirkungen beschrieben. Dabei geraten explizite Aussagen mit impliziten Anweisungen oder Werten in einen für den Einzelnen unlösbaren Konflikt.
»Ich bin hier und schaue sie an, die Kassiererin, und lüge der plötzlich ins Gesicht, mitten rein, und mich durchschießt dieses Gefühl von Machtnichtszulügen, dieses Machtgefühl, ‘Nichts, ich lass es liegen’, sage ich, dabei hab ich schon den ersten Würfel Kau-, also Klaugummi in den Händen.«
Vorstellungen im April: 9. und 21.4., je 20 Uhr Vorstellungen im Mai: 9. und 28.5., je 20 Uhr Weitere Informationen unter: www.theater.freiburg.de 13
Das JugendBallettEnsemble und AproposDance tanzen Peter Pan
Junges Publikum Veranstalter: Freundeskreis für künstlerischen Tanz e.V.
Wer kennt sie nicht, die zauberhafte Geschichte vom fliegenden Peter Pan, der nicht erwachsen werden will, und darum in Nimmerland lebt mit anderen “verlorenen Jungs”, die ebenfalls nicht erwachsen werden wollen. Immer wieder zieht es ihn nach London zu dem Haus, in dem die drei Kinder Wendy, John und Michael mit ihren Eltern leben. Die Mutter erzählt ihren Kindern viele spannende Geschichten und Peter Pan hört aufmerksam zu, damit er sie den Jungs wiedergeben kann. Eines Abends, als er mit seiner kleinen Elfe “Glöckchen” dort auftaucht, um seinen verlorenen Schatten zu finden, wacht Wendy auf und hilft ihm den Schatten zu fangen. Zum Dank nimmt Peter Pan Wendy und ihre Brüder nach Nimmerland mit. Hier nun 14
fangen die Abenteuer richtig an. Sie lernen u.a. die “verlorenen Jungs”, Indianer und Meerjungfrauen kennen, und kämpfen gegen die Piraten und Captain Hook, Peter Pans ärgsten Feind. Die Handlung wird tänzerisch umgesetzt von den Mitgliedern des JugendBallettEnsembles und der Ballettschule AproposDance. Von den Jüngsten, die Sterne darstellen bis zu den ältesten Mitgliedern, den Meerjungfrauen, werden fast alle Tanzrichtungen vorgeführt.
Termine: Freitag, den 16. April um 19 Uhr und Samstag, den 17. April um 16 Uhr Bürgerhaus Zähringen
Foto: Die verlorenen Jungs
Freude am Tanz Das JugendBallettEnsemble (JBE) wurde 1987 von Karin Wagner-Wolf unter dem Namen “Die Freiburger Kinder- und Jugendtanzbühne” ins Leben gerufen. 1998 übernahm die ausgebildete Tänzerin und Pädagogin Nicola Müller-Williams die Leitung des Ensembles. Die heutige Truppe setzt sich aus Mädchen und Jungens verschiedener Ballettklassen (2. Grad bis fortgeschritten) der renommierten Ballettschule “AproposDance” in Ebringen zusammen. Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen, die viel Freude am Tanzen haben, Gelegenheit zu geben, vor Publikum aufzutreten. Voraussetzung dazu ist, dass sie ab elf Jahren mindestens zweimal pro Woche Ballettunterricht nehmen. Die Proben des JBE fin-
den ausschließlich am Wochenende und in den Schulferien statt. Das JBE ist finanziell unabhängig von der Ballettschule AproposDance und muss deshalb seine Produktionen selbst finanzieren. Unterstützt wird das Ensemble vom Freundeskreis für künstlerischen Tanz e.V., der die Ausgaben für Kostüme, Bühnenbild, Werbung, Beleuchtung, Raummiete usw. trägt. Die Einnahmen von Vorstellungen decken selten die Ausgaben, und so ist das JBE immer auf Spenden angewiesen. Wer jedoch einmal eine Vorstellung des JugendBallettEnsembles gesehen hat weiß, dass es sich hierbei um eine einmalige Einrichtung handelt.
Weitere Informationen unter: aproposdance@t-online.de 15
GeFLÜGELtage 2010 Alle Termine zwischen Basel & Baden-Baden unter: www.actlive.de
Foto: DAVID BALTZER / bildbuehne.de
Angela Buddecke
Pigor singt Benedikt Eichhorn muss begleiten.
Nächste Woche fang ich an. Veranstalter: Vorderhaus Ort: Freiburg
Und Ulf Chansons à Texte Veranstalter: Vorderhaus Ort: Freiburg
Auch im fünften, aktuellen Bühnenprogramm von Angela Buddecke ist wieder alles drin, was einen intelligenten und unterhaltsamen Abend ausmacht.
Sie sind witzig, intelligent und bösartig und haben dabei einen Charme und eine Unverschämtheit, die einem den Atem verschlägt.
Die begabte Lyrikerin, Komponistin und Performerin zeigt sich in Hochform mit 12 neuen, eigensinnigen Songs, Musik die perlt und peppt, Leichtigkeit, Tiefgang, Humor in allen Farben, Weisheit, Frechheit und Präsenz. Von allem etwas und gerade deshalb aus einem Guss. Kurios wie das Leben. Kein Kabarett. Das Solo einer Künstlerin, die ihr Herz auf der Zunge trägt und immer für mehr als nur eine Überraschung gut ist. „Ihr Humor ist erfrischend einfach und unprätentiös, sodass man sich das eine oder andere Mal angesichts all der Einfälle verwundert die Augen reibt. Nein, das Leben ist wahrlich nicht nur beschwerlich‘, jedenfalls gerade dann nicht, wenn man zwei Stunden davon mit Angela Buddecke verbracht hat.“ (Basler Zeitung)
Pigor zetert, regt sich auf über hustende Zuschauer, aber er singt auch den Blues des weißen Mannes, der auf der Suche nach der verlorenen Zeit erkennt, dass er sein Leben mit Kaffeeklatsch, Kindergeschwafel und Kleinkunst vertrödelt hat. Begleitet wird Pigor von seinem Pianisten Benedikt Eichhorn, der in den letzten Programmen zuviel Oberwasser bekommen hatte und nun kräftig eins übergebraten bekommt. Lachender Dritter im Dauerstreit ist Ulf, der sympathische DJ, der einen Pianisten wie Benedikt Eichhorn, hat er ihn erst einmal gesampelt, per Knopfdruck wegrationalisieren könnte. Wenn er wollte. „... Pigor & Eichhorn machen süchtig.“ (Neue Rheinzeitung), „Zynisch und gemein, und vor allem: intelligent und sprachgewandt.“ (taz), Musikkabarett - „Mies, fies, gut.“ (Süddeutsche Zeitung)
Termin: 13. April 2010
Termin: 14. April 2010
Weitere Informationen unter: www.vorderhaus.de www.angelabuddecke.com | www.alexia-agathos.de
Weitere Informationen unter: www.vorderhaus.de www.pigor.de
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Sven Ratzke Debut Glamour Cabaret | Veranstalter: Vorderhaus Ort: Freiburg Der deutsch-niederländische Entertainer Sven Ratzke gleicht einem glamourösen Wirbelsturm. In seiner neuen Show „dEBUT“ regiert das Absurde. Nichts ist so wie es scheint. Auf unwahrscheinliche und hintergründig-witzige Weise befruchten sich deutsche und niederländische Eigenarten in Ratzkes flamboyantem Kosmos: einem verrauchten Nachtklub irgendwo zwischen Berlin und Amsterdam. Begleitet von den zwei renommierten Jazzvirtuosen Charly Zastrau (Piano, Schifferklavier, Melodika) und Cord Heineking (Bass, Singende Säge) verwandelt Sven Ratzke jeden Auftritt in eine burleske, bizarre Nacht zwischen den Welten. „Unverschämt sexy und großartiges Entertainment!“ (Berliner Morgenpost) Foto: Hanneke Kuijpers
Termin: 15. April 2010 Weitere Informationen unter: www.vorderhaus.de | www.sven-ratzke.de
Tom Hadyn Pikanterien Österreichisches Chansonkabarett | Veranstalter: Vorderhaus Ort: Freiburg Dort wo „Hundstrümmerl“ zu Seitensprüngen zwingen, sabbernde Lustgreise auf erotomane Finanzbeamtinnen treffen und der Leichenschmaus zum kulinarischen Event avanciert, ist der „G‘schichteldrücker“ und Chansonnier Tom Haydn nicht weit. Aufrichtig schräg, genussvoll-makaber und einfühlsam-böse sind die Texte seiner kabarettistischen Intermezzi und Lieder, die er mit seinem unverwechselbaren Idiom und einer ordentlichen Portion Selbstironie kredenzt. Dabei richtet er seinen subtilen Blick stets auf das Treiben hinter den vermeintlich wichtigen Dingen des Lebens; auf jene „Pikanterien“ eben, die dem Dasein erst die richtige Würze verleihen. Foto: B. Kuehn
Musiker: Michael Flügel (Piano) Termin: 16. April 2010 Weitere Informationen unter: www.vorderhaus.de | www.tom-haydn.de
Uta Köbernick Sonnenscheinwelt lieder. texte. kabarett | Veranstalter: Vorderhaus Ort: Freiburg Für Uta Köbernick ist Humor eine ernste Sache. Mit „Ein bisschen Frieden, ein bisschen Liebe“ hat ihr Abend in etwa soviel zu tun, wie ein Liebeskuss mit dem Biss in eine Zitrone. Mit Gitarre, Geige oder am Klavier begleitet sie ihre Attacken und lässt ihre trotzigen Pointen und Kehrtwendungen wie ein Fallbeil auf die niedersausen, denen sie einst ihr Herz schenken wollte. Ein Volltreffer an Wahrheit, Klugheit und Lebensfreude, ein Saunagang für Geist und Herz, denn das versteht Uta Köbernick meisterhaft: Die Jauchegruben dieser Welt zu sehen und zu benennen, aber vor dem Abrutschen auszusteigen und zu sagen: „ich hab vergessen, worums geht“. Termin: 17. April 2010 Weitere Informationen unter: www.vorderhaus.de | www.utakoebernick.ch 17
THEATER Alle Termine zwischen Basel & Baden-Baden unter: www.actlive.de
Foto: Bildarchiv Bernd Lafrenz
Foto: Andreas Elsner
Bernd Lafrenz
Kay Ray
Der widerspenstigen Zähmung – frei nach Shakespeare Veranstalter: Vorderhaus Ort: Freiburg
Haarscharf (Comedy) Veranstalter: Vorderhaus Ort: Freiburg
Der Freiburger Schauspieler Bernd Lafrenz gibt seit 26 Jahren Shakespeares große Dramen und Komödien auf der Bühne rasant und pointiert im Alleingang.
“Nicht jeder, der einen Bombensack hat, ist einTerrorist!“ So spricht Kay Ray, das frechste Aphrodisiakum des Erdballs. Kay Ray macht und will Spaß - mit allen Schikanen! Rote RastaLocken, gelbe Schuhe mit grünen Sohlen, oder auch mal weizenblonde Strubbelmähne, rote Stiefel mit blauem Absatz. Blitzschnell, intuitiv schnappt das pfiffige Improvisationswunder nach Fäden, die sein Publikum arglos auslegt, strickt daraus in der nächsten Sekunde sein hemmungslos prickelndes Programm, hüpft als freies Radikal über die Bühne und stellt springteufelgleich jeden Rauschgoldengel in den Schatten.
Wie tragisch das Original auch sein mag, bei Lafrenz kann sich das Publikum sicher sein, dass die Komik nicht zu kurz kommt. Mit seinem neuesten Stück „Der widerspenstigen Zähmung“ wird Lafrenz erneut sein komödiantischen Temperament sondergleichen unter Beweis stellen. Mit eigenen Texten spielt Bernd Lafrenz in ganz und gar eigener, urkomischer Manier mit extremer Wandlungsfähigkeit sämtliche Rollen aus Shakespeares Stück. Ob nun die liebliche Bianca, den verliebte Lucentio oder den listige Petruchio bei seinem Versuch die wilde Katharina zu zähmen - sie alle werden von einem Mann verkörpert und dies mit Bravour.
Mit expressiver Stimme singt der androgyne Edel-Punk große Pop-Perlen, interpretiert eigenwillig große Diven wie Marlene Dietrich, Zarah Leander, Milva... und erzählt charmant, nonchalant, kess, selbstironisch, Stories über große Politik und kleine Nickeligkeiten, spießige Provinzler, exzentrische Friseure, hysterische Tunten oder kauzige Tanten. Ein schrill schillernder, wandlungsfähiger Froschkönig, zum Knutschen und „An-die-Wandknallen“, in dem ein empfindsamer, hellwacher Prinz steckt. „Der mit einer sensationellen Stimme gesegnete Kay Ray hat eine neue überwältigende Form der Unterhaltung kreiert.“ Kölner Stadtanzeiger
Freiburg Premiere Termin: 21.-23.04. und 24.04. je 20:30 Uhr Regie: Abel Aboualiten, Paris. Koproduktion mit dem Stadttheater Minden
Termin: 05.05.10 20:30 Uhr
Weitere Informationen unter: www.berndlafrenz.com
Weitere Informationen unter: www.kayray.de
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Urban Priol Wie im Film (Kabarett) Ort: Paulussaal Freiburg
Stolz verkündet die Praktikanten-Combo von Schwarz-Gelb: „Wir fahren in der Krise auf Sicht!“ So did the ‚Titanic’. Als kleines Prinzip Hoffnung muss herhalten, dass die Eisberge, die auf Kollisionskurs liegen, dank der Klimaerwärmung bis zum Crash abgeschmolzen sind. Und die selbsternannten Weltklimaretter feiern es schon als Erfolg, dass bei ihren verbalen Ausblähungen immerhin kein Methangas freigesetzt wird. Da sehnt man sich nach großem Kino, hofft darauf, dass irgendwann Bruce Willis erscheint und mit einem Satz die Probleme löst: „Geben Sie mir den Präsidenten!“. Man stelle sich das in seiner ganzen Erbärmlichkeit bei uns vor: Bruce Willis verlangt nach dem Präsidenten und es erscheint – Horst Köhler, der gerade bei einer Charity-Gala ein Fohlen getauft hat und ganz herzlich von seiner Frau grüßen lässt. Mittendrin im tagesaktuellen Dickicht: Urban Priol. Er verknüpft Zusammenhänge, durchleuchtet das Dunkel, bringt Sprechblasen zum Platzen. Bis man verwundert den Kopf schüttelt: Wie im Film. Natürlich mit Überlänge. Demnächst in Ihrem Theater. James Bond will return.
Termin: 24.04.10 19:30 Uhr Weitere Informationen unter: www.kayray.de
www.schwaer-horn-art.de
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Foto: Carina Musk Anderson
Foto: Carina Musk Anderson
Cedar Lake Contemporary Ballet On This Planet - Annonciation - Frame of View Veranstalter: Festspielhaus Ort: Baden-Baden
„Um mit uns zu tanzen, muss man den Panzer ablegen und sich öffnen für andere Kulturen. Da kann sich keiner hinter seiner Technik verstecken“, formuliert Benoit-Swan Pouffer, der künstlerische Leiter des New Yorker Cedar Lake Contemporary Ballet seine Vision vom Tanzen. In der Tat hat man sich beim Cedar Lake Ballet ganz der Weiterentwicklung des Tanzes verschrieben und bringt in enger Zusammenarbeit mit ausgezeichneten Choreographen neue Ballette einem weltweiten Publikum nahe. Beobachtet man die halsbrecherischen Körperverdrehungen und immer neuen, kreativen Bewegungen der athletischen Tänzerinnen und Tänzer, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die im Jahr 2003 von Nancy Laurie gegründete Kompanie hat sich mit ihrem hohen künstlerischen und tänzerischen Können längst einen Spitzenplatz in der Welt des Tanzes erobert. Seit dem Jahr 2005 fungiert BenoitSwan Pouffer als künstlerischer Leiter. Zu seinem Baden-Badener Debüt bringt das Cedar Lake Contemporary Ballet Stücke mit, die besonders von ihrem Kontrast zwischen Musik und Bewegung leben. Das Gastspiel beginnt mit der Uraufführung des Balletts „On this Planet“, welches Benoit-Swan Pouffer für das Festspielhaus Baden-Baden kreiert hat. Die Musik stammt von dem jungen schwedischen Komponisten Mikael Karlsson und wurde bei ihm exklusiv in Auftrag gegeben. Als zweites Werk des Abends wird das Duett „Annonciation“ vertanzt, welches
von dem französischen Choreographen Angelin Preljocaj geschaffen wurde. Die Uraufführung dieses mit einem „Bessie Award“ ausgezeichneten Werks fand im Jahr 1996 am Joyce Theater mit dem Ballet Preljocaj – National Choreographic Centre aus Aix-en-Provence statt. Das Cedar Lake Contemporary Ballet führte „Annonciation“ zum ersten Mal im Juni 2008 auf. Musikalisch basiert „Annonciation“ unter anderem auf Antonio Vivaldis „Magnificat“. Bei „frame of view“, dem letzten Werk des Abends, wird unter anderem zu Titeln wie „And the door is still open“ von Dean Martin, der Barcarolle von Jacques Offenbach oder zeitgenössischen, vom Kronos Quartett interpretierten Stücken getanzt. Die BallettAbende des Cedar Lake Contemporary Ballet im Festspielhaus Baden-Baden versprechen also viele spannende, mit hochkarätigem zeitgenössischem Tanz erfüllte Stunden.
Termin: Freitag, 16. April 2010, 20:00 Uhr Samstag, 17. April 2010, 19:00 Uhr Sonntag, 18. April 2010, 18:00 Uhr Weitere Informationen unter: www.festspielhaus.de 21
MUSIK Alle Termine zwischen Basel & Baden-Baden unter: www.actlive.de
Foto: Rafal Wamka
Foto: Thomas Rabsch
Goldene Zeiten - Neue Deutsche Lieder
Eckart Runge - Artist in Residence
Veranstalter Burghof Lörrach
Veranstalter Burghof Lörrach
Freuen Sie sich auf die zweite Auflage von Goldene Zeiten, auf liederliche Abende, bei denen wir Ihnen erneut einen abwechslungsreichen Querschnitt aus der jungen deutschen Liederszene vorstellen werden:
Zu welch faszinierenden Ergebnissen ein offener Blick für Stilrichtungen führen kann, wird diese Veranstaltungsreihe zeigen. Eckart Runge muss man im Burghof kaum noch vorstellen: In erster Linie ist er ein begnadeter Musiker – Cellist im Artemis Quartett, für viele das beste Streichquartett überhaupt. Aber das reicht dem weltoffenen Perfektionisten nicht. Gleichermaßen intensiv beschäftigt er sich mit Tango, Jazz oder mit Filmmusik. Eine seiner großen Stärken ist die Moderation – fundiert, aber immer sympathisch lebensnah muss der Zuhörer, der sich von ihm nicht an klassische Musik heranführen ließe, wohl erst noch geboren werden...
Am ersten Abend (16.04.) treffen zwei deutsche Popformationen der Extraklasse aufeinander: Großstadtgeflüster mit ihren frechen und provokant-intelligenten Texten zu peppigen Club-Sounds und die Pop-Poetin Bernadette La Hengst, die mit ihren Songs zwischen Elektro-Dub, spielfreudigem Krautbeat und swingendem Lovers-Soul ihr Publikum elektrisiert – unterstützt von Knarf Relloem und GUZ. Johanna Zeul zähmt das van Thom – die Überschrift des zweiten Abends (17.04.). Sie wird als neue Prinzessin der deutschsprachigen Musik gefeiert: Johanna Zeul spielt deutschen Antifolk und Singer-/Songwriter-Punk. Sven van Thom gilt als kleinster größter Songwriter Deutschlands. Ausgestattet mit skurrilen 70er Jahre Krawatten und einer großen Portion Humor schreibt van Thom große Popsongs, die zwischen Melancholie und absurdem Humor pendeln. Präsentiert von: Der Sonntag & SWR3 und studiVZ Großstadtgeflüster: La Hengst, Knarf Relloem und GUZ Fr 16.04.2010
CelloCinema: Mit Eckart Runge, Jacques Ammon und den Mimen der Compagnie Bodecker & Neander Fr 23.04.10, 20 Uhr RussianSoul: Mit Eckart Runge und Jacques Ammon Sa 24.04.10, 20 Uhr Saite an Saite – Innenansichten eines Streichquartetts Mit Eckart Runge und dem Signum Quartett Mo 26.04.10, 20 Uhr Silence: Mit den Mimen der Compagnie Bodecker & Neander So 25.04.10, 15 & 20 Uh
Sven van Thom & Band: Johanna Zeul & Band Sa 17.04.2010
Weitere Informationen unter: www.lahengst.com www.johannazeul.de | www.grossstadtgefluester.de www.myspace.com/svenvanthom 22
Weitere Informationen unter: www.celloproject.de www.bodecker-neander.com | www.signum-quartett.de
VESTIMENTS
F I S C H E R AU 10 F R E I B U R G F O N + 4 9 ( 0 ) 761 20 20 9 2 4 MOKOSHJI@MOKOSHJI.DE W W W.MOKOS HJI.DE
Foto: Tomas Miña
Roberto Fonseca Veranstalter Burghof Lörrach
Für viele ist er zurzeit der beste Jazzpianist der Welt: Roberto Fonseca. „Besser kann man nicht spielen“, sagen Zuschauer, die eines seiner Konzerte besucht haben. Der Buena Vista Social Club lässt grüßen, denn ab 2003 begleitete Fonseca das weltweit tourende Ensemble als musikalisches Highlight. Seine Konzerte, in denen Latin-Jazz und Son vom Feinsten zu hören ist, sind Ereignisse die mit energetischer Wucht auf höchstem Spielniveau Tradition und Moderne in einem großartigen Quintett zusammenbringen.
Termin: So 16.05.2010, 20 Uhr Weitere Informationen unter: www.robertofonseca.com www.burghof.com 23
MUSIK Alle Termine zwischen Basel & Baden-Baden unter: www.actlive.de
Foto: Ribes Vo von Tao
Foto: David Crookes
Renaud und Gautier Capuçon
Nigel Kennedy
Klaviertrios Pfingstsonntag Veranstalter: Festspielhaus Ort: Baden-Baden
Bach meets Ellington Veranstalter: Festspielhaus Ort: Baden-Baden
Renaud und Gautier Capuçon. Nein, hier handelt es sich nicht etwa um französische Modeschöpfer, sondern um einen Geiger und einen Cellisten – eben um die Capuçon Brüder.
Seit seinem sensationellen Konzert-Debüt mit Mendelssohns e-moll- Violinkonzert im Jahr 1977 in der Londoner Royal Festival Hall mit dem Philharmonia Orchestra unter Riccardo Muti hat Nigel Kennedy eine unglaubliche künstlerische Entwicklung hinter sich gebracht. Mit seiner Guarneri-Geige aus dem Jahr 1735 tritt Nigel Kennedy heute nicht nur als klassischer Geiger, sondern genauso als Jazz-, Rock-, und Pop-Star auf die großen Bühnen der Welt.
Die Capuçons gelten als hervorragende Solisten und ein Kritiker bezeichnete das Bruder Duo einst als ein „einziges Groß-Instrument“. Sie werden im Festspielhaus Baden-Baden im Doppelpack zu erleben sein und durch den exzellenten Pianisten und langjährigen Kammermusikpartner Frank Braley ergänzt. Zusammen werden sie das technisch hoch anspruchsvolle Klaviertrio von Maurice Ravel sowie Franz Schuberts Notturno op. 148 D 897 in Es-Dur und sein beliebtes Trio für Klavier, Violine und Violoncello B-Dur, op. 99 D 898 spielen. Mit Sicherheit entführen sie die Hörer erneut in ungeahnte Klangwelten voller Leidenschaft, Tragik und Freude.
So wird er in diesem Konzert im Festspielhaus Baden-Baden die Parallelen und Vereinbarkeiten zwischen der Musik des großen Barockkomponisten Johann Sebastian Bach sowie des berühmten Jazzmusikers und Komponisten der 1920er Jahre Duke Ellington eindrucksvoll unter Beweis stellen. Mit von der Partie an diesem Abend sind das brandneue „Orchestra of Life“ und das Nigel Kennedy Quintet. Als Stargäste stoßen der Multi-Instrumentalist Orphy Robinson am Marimba- und Vibraphon sowie der britische Gitarrist Doug Boyle hinzu.
Termin: 23. Mai 2010, 18 Uhr
Termin: 22. April 2010, 20 Uhr
Weitere Informationen unter: www.festspielhaus.de
Weitere Informationen unter: www.festspielhaus.de
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Foto: Felix Broede / DG
Rolando Villazón Roando Villazón kehrt zurück Veranstalter: Festspielhaus Ort: Baden-Baden
Er ist wieder da! Der energiegeladene mexikanische Tenor Rolando Villazón feiert nach erfolgreicher Stimmbandoperation sein Comeback auf den Bühnen der Welt. Der Terminkalender ist bereits wieder gut gefüllt mit Auftritten in Wien, Paris, London, München, Zürich und natürlich im Festspielhaus Baden-Baden. Auf dem Programm stehen ausgewählte Arien und Instrumentalstücke von Georg Friedrich Händel. Begleitet wird er im Festspielhaus von den auf Originalinstrumenten musizierenden „Gabrieli Consort and Players“ unter Leitung des innovativen britischen Dirigenten Paul McCreesh. Außerdem mit dabei an diesem Abend ist die britische Sopranistin Lucy Crowe. In dieser Saison wird sie unter anderem ihr Debüt an der Bayerischen Staatsoper München sowie bei den Salzburger Festspielen geben. Rolando Villazón befindet sich bei seiner Rückkehr nach Baden-Baden also in bester musikalischer Gesellschaft.
"Kultur ist das Thema, das Freiburg und die ganze Region besonders verbindet. Tradition und Moderne, etabliert und alternativ, große Bühne und freche Kleinkunst: Vielfalt prägt unsere Szene und das macht den ganz besonderen Reiz unseres Kulturlebens aus."
Termin: 29. April 2010, 20 Uhr
Dieter Salomon
Weitere Informationen unter: www.festspielhaus.de
Oberbürgermeister von Freiburg
KUNST
Löcher in der Welt Im Gespräch: Der Maler Dirk Sommer
Der Rheinländer und ehemalige Blues-Musiker Dirk Sommer zählt zu den erfolgreichsten Künstlern der Region. Seinen „Durchbruch“ erzielte er mit seinen viel beachteten Fußballbildern zur WM. Jetzt erhielt der in Hugstetten lebende Künstler den Auftrag zur künstlerischen Gestaltung des Kreuzfahrtschiffes Aida. Der Kulturjournalist Stefan Tolksdorf nahm dies zum Anlass für ein Interview. 26
Titel: Stillleben, 2008
Herr Sommer, als Maler bewegen Sie sich im Zwischenbereich von Ab-
Wie würden Sie selbst den Charakter dieser Bilder beschreiben?
straktion und Gegenständlichkeit, intensiver Farbinszenierung und einem
Als Abfolge von Möglichkeiten in offenen Systemen, als eine Reise ohne Koordinaten und ohne Ziele aber mit Orten, die den Augen Halt bieten: Schriftzeichen, Flächen, Zeichnungen. Das ist alles. Es wird nichts bewiesen und nicht argumentiert.
starken grafischen Impuls. Ausgangspunkt ist immer die Zeichnung, die mitunter sehr vorläufig wirkt oder den Charakter einer Chiffre annimmt. In welcher Gefühlslage entstehen Ihre besten Bilder?
Was ich male, ist Ausdruck eines vitalen Lebensgefühls: spontan, ungefiltert, unzensiert. Faszination steht immer am Anfang - und grenzenlose Neugier. Die meisten Impulse bekomme ich auf meinen Reisen durch Mittelamerika, wo ich zum ersten Mal einen nahezu magischen Respekt von den Steinschriftzeichen der präkolumbianischen Hochkulturen empfand. Das Skizzenbuch ist mein ständiger Begleiter. Gegenständliche Motive oder erlebte Szenen werden darin zu Bewegungschiffren, und daheim übertrage ich diese „Erlebnisfetzen“ dann in großformatige Ölbilder.
Sie sagten, dass in Ihren Bildern nahezu alles Platz hat und dass Sie selbst noch Verzeichnungen akzeptieren. Unter welchen Umständen würden Sie ein Bild denn verwerfen?
Wenn mein Vater sagt, dass es ein schön gemaltes Bild sei. Schönheit, im Sinne von Farbharmonie und Farb-Formbalance scheint aber durchaus auch ein Kriterium ihres Malens zu sein. Das Hässliche als bewusst gewählte Kategorie kommt jedenfalls nicht vor.
Wahrscheinlich weil ich so ein umgänglicher und Harmonie lie27
KUNST
Bilder aus der Serie „Indianer“ - Oktober 2009
bender Mensch bin - aber ein Feind jeder Langeweile und jeder Berechenbarkeit. Ich kann nicht garantieren, dass ich morgen nicht ganz anders male.
keit des „so und nicht anders“ ist mir allerdings suspekt. Ebenso wie pompöse Gesten und jedes geschlossene Gedankensystem. Ein immer wiederkehrendes Motiv sind die Reminiszenzen an Ihre nie-
Ihre hoch gelobten Brooklyn Drawings, entstanden 1997 während eines
derrheinische Heimat, allen voran der tief liegende Horizont, der vor allem
Arbeitsaufenthaltes in New York, verstehen sie als eine Art Journal, parallel
auf Ihren neuen “digitale Multiplikationen“ – Mischformen aus Fotografie
zum Tagebuch. Wie austauschbar sind für Sie Sprache und Zeichnung?
und Malerei- immer wieder auftaucht.
Beides hat den Charakter einer spontanen Ortsbestimmung, besser: eines Austestens von Möglichkeiten. Mit der Sprache wie mit der Zeichnung sprenge ich die Erwartungen an einen konkreten Informationsgehalt – und überrasche mich selbst.
Manchmal setze ich auch noch die Doppelspitze des Kölner Doms als ironische Wegmarke hinzu. Tatsächlich zehrt meine Kunst sehr von Kindheitserinnerungen. Aber die Kindheit ist für mich kein Zufluchtsraum. Den gibt es generell nicht. Wir können schwer ertragen in offenen Systemen zu leben, suchen Halt unter dem vermeintlich sicheren Dach von Religionen, Ideologien oder anderen Sicherungssystemen. Aber die Welt ist voller Löcher. Eben davon handeln meine Bilder, die von der Kölner Galerie Knut Osper gut vertreten werden.
Man könnte die Vorläufigkeit und Unbestimmtheit Ihrer zeichnerischen Entwürfe, dieses typische Schweben zwischen Ruhe und Aktion, auch für Entscheidungsschwäche halten.
Jeder Absolutheitsanspruch eines Bildes, diese kolossale Eindeutig28
Serie Mexico, 09.September
Gern spiegeln Sie Raumfragmente ineinander, wobei der Eindruck von
Warum hat man sich für Dirk Sommer entschieden?
Offenheit und Weite vorherrscht. Mit einiger Berechtigung könnte man
Sicher hat die Monographie von Hans-Joachim Müller in dem von ihm edierten „Kritischen Lexikon der Gegenwartskunst“ die Rederei auf mich aufmerksam gemacht. Über die Bielefelder Galerie Samuelis Baumgarte, die das Projekt betreut, kam der Kontakt zustande, und im Februar wurde der Vertrag unterschrieben. Zunächst liefere ich zwei große Wandbilder, die übrigens nichts mit Meer und Schifffahrt zu tun haben. Aber mehr wird noch nicht verraten.
Sie auch einen modernen Landschaftsmaler nennen. Bis 2003 sind Sie nicht auf die Idee gekommen, die menschliche Figur ins Bild zu setzen. Wie kamen Sie zu Ihrem Fußballbilder-Zyklus?
Ich bin ein passionierter Fan. Mein Freund, der Sportreporter Marcel Reif, mit dem ich regelmäßig Spiele besuche, beauftragte mich mit dem ersten Bild. Bis zur WM hatte ich dann 200 beisammen, die zum Teil von großen Vereinen, wie auch dem SC Freiburg gekauft wurden. Andere stellte ich in der Ausstellung „Rundlederwelten“ im Berliner Gropiusbau aus. Es ging mir darum, etwas vom Thrill dieses Sports einzufangen: den Augenblick, der über Sieg und Niederlage entscheidet.
Herr Sommer, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Nun haben Sie einen sehr interessanten Großauftrag erhalten: die künstlerische Ausstattung des größten deutschen Kreuzfahrtschiffes.
Weitere Informationen unter: www.dirksommer-tigermann.de 29
KUNST
Jean-Michel Basquiat Museum Fondation Beyeler Ort Basel
Die Fondation Beyeler widmet dem berühmten amerikanischen Maler und Zeichner Jean-Michel Basquiat (1960–1988) eine grosse Retrospektive. Aus Anlass des 50. Geburtstages des bereits mit 27 Jahren auf tragische Weise verstorbenen Künstlerstars veranstaltet, ist sie die erste umfassende Ausstellung in Europa. Seine Werke sind von eben jener Intensität und Energie geprägt, die auch sein kurzes Leben bestimmten. In acht Jahren gelang es Basquiat nicht nur, vergleichbar mit Egon Schiele, in kürzester Zeit ein umfassendes Œuvre zu schaffen, sondern auch neben der vorherrschenden konzeptuellen Kunst und der Minimal Art neue figurative und expressive Elemente zu etablieren. Als 21-Jähriger wurde er zu einem der jüngsten Documenta-Teilnehmer und zum entscheidenden Vorläufer der Jungen Wilden, aber auch der Kunst der 1990er-Jahre. Die euphorische Aufnahme seiner Arbeiten, vor allem in Europa, sicherte ihm auch den Durchbruch in den USA. Der kometenhafte Aufstieg des jungen Künstlers, dessen Mutter aus Puerto Rico und dessen Vater aus Haiti stammte, schien viele in den USA zu schockieren: Basquiat war ohne künstlerische Ausbildung und kam aus dem New Yorker Underground. Seit seinem 18. Lebensjahr hatte er mit seinen von Zorn getragenen, wilden Graffiti Hausmauern in SoHo und U-Bahn-Waggons bedeckt. In seinen symbolgeladenen Bildern verschrieb er sich mit großer Intensität dem Kampf gegen Kapitalismus, Ungleichheit und Rassismus. Dabei fand er für seine kraftvollen Kompositionen wider die Hierarchie und Regeln Inspi30
Untitled, 1981
rationen in der Comicmalerei, in Kinderzeichnungen, Werbung oder der Pop Art ebenso wie in der aztekischen, afrikanischen, griechischen, römischen und der alltäglichen Kultur. Stets waren seine mit skeletthaften Silhouetten, maskenhaften Grimassen und Piktogrammen gespickten Werke von höchster Aktualität und Brisanz. Die retrospektiv angelegte Ausstellung ist der Neubewertung und der Neuentdeckung einer der schillerndsten Persönlichkeiten der Kunstgeschichte gewidmet. Basquiats Freundschaften mit Andy Warhol ebenso wie mit Keith Haring und Madonna sind legendär. Anhand von etwa 100 Hauptwerken aus zahlreichen amerikanischen und europäischen Museen und privaten Sammlungen wird die einzigartige künstlerische Entwicklung und kunsthistorische Bedeutung Basquiats nachgezeichnet. Die Ausstellung wird von Dieter Buchhart kuratiert, der auch für die Ausstellung «Edvard Munch» in der Fondation Beyeler (2007) verantwortlich war. Der Estate of Jean-Michel Basquiat in New York unterstützt die Ausstellung. Zweite Station der von der Fondation Beyeler konzipierten Ausstellung ist das Musée d’art Moderne de la Ville de Paris. Termin: 9. Mai bis 5. September 2010 Weitere Informationen unter: www.beyeler.com
Sarg-Ensemble der Tahai Foto: Andreas F. Voegelin
Die Entdeckung Altägyptens Das Museum für Kultur und Technik des 19. Jahrhunderts inszeniert die Ägypten-Begeisterung unserer Urgroßväter – mit erstaunlichen Exponaten. Ausstellung: Museum für Kultur und Technik Baden-Baden Ungebrochen ist die Faszination Altägyptens. Doch erst im 19. Jahrhundert wurde aus dem fernen Traumbild erlebbare Realität: eine dichte Abfolge von Expeditionen, Ausgrabungen, künstlerischen Anverwandlungen und neuen Formen touristischer Vermarktung. Erst das wissenschaftsgläubige 19. Jahrhundert entdeckte das Land am Nil wirklich. Es vermaß und dokumentierte seine monumentalen Grabanlagen, entschlüsselte seine Hieroglyphen. Hinter den spektakulären Fassaden und geheimnisvollen Mumien wurden die Umrisse eines Zeitalters kenntlich, das geprägt war von umfassenden medizinischem und astrologischem Kenntnissen, einer komplexen Erinnerungskultur und faszinierender Mythen und Göttergestalten, die auch die jüdische und christliche Glaubenswelt maßgeblich prägten. Die neue Ausstellung im Museum für Kultur und Technik des 19. Jahrhunderts in Baden-Baden inszeniert nun eine atemberaubende Zeitreise in die Pionierjahre der Ägyptologie. Erstklassige Sammlungsstücke aus Schweizer Privatkollektionen wie Mumien, Schrifttafeln und Textilien werden gezeigt. Zugleich wird die wachsende Faszination der Europäer thematisiert. Nicht erst seit dem napoleonischen Feldzug zwischen 1798 und 1801 gewann Ägypten eine Faszination, die Künstler und Wissenschaftlern gleichermaßen erfasste. Zunächst lag der Schwerpunkt des Interesses in der (größtenteils räuberischen) Aneignung der teils ungehobenen Schätze. Erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts wuchs ein Bewusstsein für die noch junge Ägyptologie und den Erhalt der historischen Denkmäler. Die Entschlüsselung der ägyptischen Hie-
roglyphen durch Champollion im Jahre 1822 gilt als wissenschaftlicher Wendepunkt. Der Lauf des Nils avancierte zum touristischen Reiseziel: Thomas Cook organisierte 1869 die erste Kreuzfahrt mit einem Dampfschiff auf dem Nil; im selben Jahr wurde Lesseps´ Suez-Kanal eingeweiht, 1871 die Oper Aida in Kairo uraufgeführt. Doch ihr Schöpfer Giuseppe Verdi schlug eine Einladung des Khediven aus, mit ihm bis nach Kairo zu reisen. Die wenigsten Künstler haben das Land jemals selbst bereist: Die Ägypten-Maler Andreas und Oswald Achenbach etwa gelangten nur bis Sizilien. Der Schweizer Wilhelm Dieudonné Stieler (1888-1912) war eine erfreuliche Ausnahme. 1908/09 bereiste er das Land und war von seiner alten Kultur zutiefst fasziniert. Er legte eine Sammlung von Aegyptiaca an, die den Kern der Baden-Badener Ausstellung bildet und von der Stiftung für ein Schweizerisches Orient-Museum, betreut wird. Ein weiterer Höhepunkt ist die filmische Aufbereitung einer touristischen Reise durch Ägypten Anfang des 20. Jahrhunderts. Die neue Technik der digital aufbereiteten Stereotypie-Fotos macht es möglich, bei einer Pyramidenbesteigung und bei der Erkundung einer Grabkammer unmittelbar „dabei zu sein“. Schon dieses Erlebnis lohnt den Besuch der umfangreichen Ausstellung, die von Direktor Matthias Winzen und seinem Team erneut wie ein großer spannender Bild-Essay aufbereitet wurde.
Weitere Informationen unter: www.industrie-kultur.de 31
Titel: Welttheater
Die Gleichzeitigkeit des Seins Collagen des Bildhauers Jörg Bollin Ausstellung: Im Freiburger Solar Info Center Unter dem Titel „Die Gleichzeitigkeit des Seins“ zeigt der Freiburger Bildhauer Jörg Bollin (Atlas-Skulptur Intercity-Hotel am Freiburger Hauptbahnhof) erstmals vom 16. April bis 18. Juni im Tagungs- und Kongresszentrum SIC Forum (Solar Info Center, Emmy-Noether-Str. 2) eine Einzelausstellung seiner seit 2005 entstandenen Collagen. Die kleinformatigen Werke im Maß 16 x 20 cm und 20 x 20 cm auf weißem Karton (50 x 70 cm) sind Ausdruck der Auseinandersetzung des Künstlers mit dem aktuellen Zeitgeschehen. Indem Jörg Bollin Zeitungs- und Zeitschriftenbilder, Plakatfetzen und Schriftfragmente, Farbe und Zeichnung zu Collagen verbindet, setzt er die Bildinhalte neu und macht sie quasi zum Sprachrohr seiner eigenen Sichtweise auf ein bestimmtes 32
Thema. So wird auch der Betrachter aufgefordert, Stellung zu beziehen und über eine bestimmte gesellschaftspolitische Fragestellung nachzudenken. Besonders interessiert Jörg Bollin die Ambivalenz des menschlichen Seins, die Gleichzeitigkeit von Gut und Böse, von Moral und Schuld in der Wertigkeit unserer Kultur.
Vernissage: Freitag, 16. April, 19 Uhr Ausstellungsdauer: 17. April bis 18. Juni 2010 Weitere Informationen unter: www.joerg-bollin.de
Auf:bruch 4 Positionen zeitgenössischer Kunst Andreas Kocks – Sebastian Kuhn – Nunzio – Reiner Seliger
Die Sammlerin Margit Biedermann in einer Skulptur von Nunzio, o.T., 2006
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„Auf:bruch – Eine klare Aussage und Ansage. Aber woraus und wohin brechen wir auf? Was brechen wir auf?“ Diese Fragen stellt die Sammlerin Margit Biedermann den Lesern und sich in ihrem Vorwort zum aktuellen Ausstellungskatalog. Im September 2009 eröffnete das Museum Biedermann mit einer Ausstellung, die erste Einblicke in die Sammlung Biedermann ermöglichte. Künftig soll die umfangreiche Sammlung in Wechselausstellungen aus immer anderen Perspektiven und unter verschiedenen thematischen Schwerpunkten vorgestellt werden. Mit der Ausstellung „Auf:bruch“ beginnt die Reihe dieser wech34
selnden Präsentationen. Dabei bezieht sich der Begriff „Auf:bruch“ sowohl auf die ausgestellten Werke wie auf die kommenden Ausstellungen, denn die private Kunstsammlung – über viele Jahre und nach persönlichen Kriterien gewachsen –, soll näher beleuchtet, also buchstäblich in ihre Bestandteile „aufgebrochen“ werden. Kunst ist nicht alltäglich und will es auch nicht sein. Aber Kunst spielt oft mit dem Alltäglichen, bringt es in ungewohnte Zusammenhänge und rückt manches in den Fokus, was sonst unbeachtet bleibt. Die intensive Auseinandersetzung mit verschiedenen, eher ungewohnten Materialien, mit klassischen und neuen Formprinzipien und der Idee von Dynamik und Statik verbindet
K端nstler: Reiner Seliger, big yellow, 2008 und broken stuff, 2010
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Sebastian Kuhn, Your Inner Tectonics, 2009, © VG Bild-Kunst, Bonn
die installativ-skulpturalen Arbeiten der vier Bildhauer. Gewohnte Ordnungen und Strukturen werden aufgebrochen und zu neuen, überraschenden Formen zusammengefügt, die den Betrachter aufgrund ihrer vielschichtig strukturierten Oberflächen und der oft riesigen Ausmaße unmittelbar in Bewegung versetzen und anregen verschiedene Perspektiven einzunehmen. So ist Nunzio ein Künstler, der – wie er selbst sagt – vom Raum lebt. Aber nicht in Form einer abstrakten Idee, sondern als Element, in dem sich die Teile bewegen und anordnen. Nunzio nutzt oft Holz, das er in vertikale Bahnen schneidet und mit verschiedenen Facetten versieht, um es anschließend dem Feuer auszusetzen. Die so erzeugte Kohleschicht reagiert stärker auf das einfallende Licht, und lässt die Oberflächen lebendiger und bewegter erscheinen. 36
Im wahrsten Sinne des Wortes „aufgebrochen“ sind die Materialien bei Reiner Seliger. Eine eigenartige Faszination geht von den wohlproportionierten, harmonischen und oftmals monumentalen Formen aus. Bruchstücke von Styropor, Kreide, Glas oder Marmor schichtet er zu Wänden, Zylindern oder Kugeln, die gleichermaßen Fragilität und Flüchtigkeit wie kraftvolle Präsenz und zeitlose Ruhe ausstrahlen. Die skulpturalen Arbeiten von Sebastian Kuhn sind widerspenstig und zugleich von einer ausgewogenen Balance. Die miteinander verschränkten, verschiedenartigen Materialien, die von Weihnachtskugeln über Kabelstränge und farbige Plexiglasscheiben bis zu kompletten Türen oder Regalsystemen reichen, erzählen zwar von ihrer früheren Nutzung, scheinen dabei aber von einer inneren Sprengkraft angetrieben zu sein, die sich auf Form und Raum überträgt.
Andreas Kocks, In the Beginning, 2007 Foto: Bernhard Strauss
Die großformatigen Papierarbeiten von Andreas Kocks suggerieren eine explosionsartige Bewegung. Durch feine Ein- und Ausschnitte sowie die Überlagerungen des Papiers befreit Kocks das Material von seiner Flächigkeit und öffnet es für die Dreidimensionalität. Dadurch verändert sich der Raum selbst, scheint in Bewegung zu geraten und wird zum ästhetischen Erlebnis. Raum und Zeit, Materialien und Gewohnheiten sowie vermeintlich feste Strukturen und Systeme werden in und durch die Werke der vier Künstler aufgebrochen. Zugleich lädt die Ausstellung dazu ein, mit Neugier auf Entdeckungstour zu gehen und sich von den Kunstwerken im doppelten Sinn des Wortes bewegen zu lassen. Oder wie es die Sammlerin Margit Biedermann formuliert: „Wohin wir aufbrechen, ist jedem selbst
überlassen. Aber Sie werden sehen und spüren, wie Ihnen wertarme Materialien wie Holz, Papier, Plexiglas und Styropor helfen werden, gewohnte Wege zu verlassen und in „Aufbruchstimmung“ frisch gestärkt aus dem Museum in den Alltag zu gehen.“
07. März - 22. August 2010 Auf:bruch - 4 Positionen zeitgenössischer Kunst Andreas Kocks - Sebastian Kuhn - Nunzio - Reiner Seliger Weitere Informationen unter: www.museum-biedermann.de 37
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Titel: Schafskopf
Rainer Muranyi
Ich fühle meine Bilder. Rainer Muranyi – Fotodesigner aus Freiburg
Rainer Muranyis Bilder sind eigensinnig, provokant und manchmal einfach nur schön. Sie zeugen von tiefen Gefühlswelten und feinen intimen Augenblicken in oft idyllischer Umgebung, gelegentlich mit einer Spur Tragik verwoben. Der heute 35 Jährige Fotograf aus Sanktanna, Rumänien, lebt und arbeitet seit 2000 in Freiburg. Wir sprachen mit dem bekennenden Menschenfreund über seine Arbeit und die Quellen seiner Inspirationen.
kommt mir jedoch mein Studium sehr zugute, von der Gestaltung und dem Aufbau der Bilder bis hin zur Farbkomposition. In Ihren Bildern werden Innen- und Außenansichten der Protagonisten besonders deutlich.
Mich interessiert die Inszenierung des Gefühls, das ich durch meine Bilder transportieren möchte. Selbst bei Mode geht es nicht nur darum, eine Klamotte abzubilden, sondern die Stimmung einzufangen. Menschen definieren sich über Mode und geben ein Statement damit ab, ob sie wollen oder nicht.
Herr Muranyi, Sie sind ausgebildeter Grafiker. Was brachte Sie zur Fotografie?
Während meines Studiums hat sich relativ bald abgezeichnet, dass mich Menschen, ihre Körpersprache und deren Ausdrucksmöglichkeiten faszinieren. Die Diplomarbeit und die Arbeit mit den Drag Queens hat mich darin weiter bestärkt. Es war eine Collage aus Filmmaterial über das Leben der Protagonisten mit einer krassen Gegenüberstellung von Porträtfotos der Tänzer, vor und nach der Show. Bei meiner Arbeit als Grafiker hat mir das Zwischenmenschliche gefehlt und das stundenlange vor dem Rechner sitzen war mehr als unbefriedigend. Die Fotografie hatte mich schon immer interessiert, weshalb ich danach die Ausbildung zum Fotografen gemacht habe. Bei der Umsetzung meiner Ideen
Beauty-Fotografie ist für mich die Kür! Unter Beauty verstehe ich, interessante Gesichter, die ich tagtäglich sehe, von einem unschuldigen Mädchen bis hin zu älteren Gesichtern, die Geschichten erzählen. Diese Gesichter berühren mich und ich bekomme sofort Impulse und Ideen, wie ich diese fotografieren würde, um meine Empfindungen damit zu unterstreichen. Oft helfen mir nur ein paar kleine Pinselstriche meiner Maskenbildner, um diese Aussage zu unterstreichen. Das kann ein kleiner Bart an einer Frau sein, um ihre maskuline Seite zu zeigen, ein paar Wimpern mehr, um die Augen zu betonen oder ein zu helles Make-up, um die Zartheit eines jungen Mädchens zu unterstreichen. 39
Titel: Stille
Ihre Bilder wirken nicht wie Schnappschüsse, sondern stets bis ins Detail durchkomponiert. Woher erhalten Sie Ihre Inspirationen und Ideen für Ihre Bildserien?
Mich inspirieren ganz unterschiedliche Dinge. An erster Stelle sind es die Menschen selbst. Das kann morgens die Bäckerin sein, meine Nichte, wenn sie schlaftrunken aus dem Bett kommt, Filme, Musik, oder auch Arbeiten anderer Fotografen. Und manchmal sind es einfach nur Stimmungen oder Situationen aus dem Alltag. Dabei geht es mir darum, wie ich diese Gefühle: Freude, Leid, Einsamkeit, Liebe, Sexualität etc. in Bilder übersetzen kann. Ich erkläre, welche Stimmung ich gerne einfangen möchte, und lasse mich dann überraschen, auf welche Weise die Modelle mitgehen. Dies gelingt jedoch nicht immer. Ein gutes Beispiel dafür ist der “Schafskopf”, der mit meinem Modell Erstaunliches gemacht hat. Es war eine Zusammenarbeit mit der Maskenbildnerin Isabell Neu, deren Arbeiten mich schon immer fasziniert haben und mit der ich unbedingt einmal ein Projekt realisieren wollte. Zusammen hatten wir viele Ideen entwickelt. Das Spannende daran war, zu sehen, was Ihre Arbeit mit dem Modell, zusammen mit meiner Inszenierung, angestellt hat. Wichtig ist dabei, dass ich meine Bilder fühlen muss. Mein Körper ‚spricht’ zu mir, sobald ein Bild in meinem Kopf entsteht. 40
Wenn ich das Bild dann inszeniere, begebe ich mich auf eine Reise und arbeite mich soweit vor, bis ich diesen ganz kurzen aber entscheidenden Moment eingefangen habe. Es ist stets nur ein ganz kurzer Augenblick, den ich nicht wiederholen kann. Ist dieser Moment eingetreten, ist es nicht nur ein Glücksgefühl, das damit einhergeht. Ich weiß dann ganz genau, dass das Bild gut ist und ich es habe. Punkt! Herr Muranyi, neben Ihren künstlerischen Arbeiten produzieren Sie auch Auftragsarbeiten, sogenannte Commercials. Können Sie bei Ihrer Liebe zur Fotografie und der Faszination des menschlichen Ausdrucks zwischen Dienstleistung und künstlerischem Schaffen trennen?
Ich muss es lernen. Weil jedes Bild das nach draußen geht, wie ein Kind ist, das auf Reise geht. Gott sei Dank hilft mir die Erfahrung und Routine. Anders ist es bei meinen freien Arbeiten, die ohne Leidenschaft nicht möglich wären. Hätte ich keine Visionen und Lust auf Bilder, wäre das reine Zeitverschwendung. Ihre Bilder zeugen von tief verwurzelten Gefühlen und einem ungewohnten, oft irritierenden Blick auf die Dinge. Welche Erfahrungen haben Sie am meisten geprägt?
Zum einen sicher die Auswanderung als Zehnjähriger mit meiner Familie aus Rumänien und die anschließende Integration
Titel: Forest
in Deutschland. Das war ein ziemlicher Einschnitt in meinem Leben, der mit vielen Ängsten, Zurückweisungen und Schwierigkeiten verbunden war. Zum anderen sind es Erfahrungen aus dem alltäglichen, heutigen Leben. Ich muss mich oft und immer wieder aufs Neue fragen, wer ich bin und wohin ich möchte und ich denke, das ist sehr wichtig. Mich prägen Erlebnisse aus dem richtigen Leben, das kann die Geburt eines Kindes sein, der Tod meiner Oma, Verliebtsein, das Glück, viele Freunde zu haben - alles was mich emotional bewegt und mich am Leben hält. Darüber denke ich viel nach und damit möchte ich arbeiten.
Biographie Geboren 1974 in Sanktanna/Rumänien. 1996-2000 Studium Kommunikationsdesign an der Fachhochschule für Gestaltung Mannheim. 2001-2002 Ausbildung zum Fotografen an der Gertrud-Luckner-Gewerbeschule in Freiburg. Zurzeit freiberufliche Tätigkeit als Grafiker und Fotodesigner für verschiedene Agenturen und Verlage.
Wo sehen Sie sich in Zukunft?
Wenn es nach mir ginge, würde ich nur meine Ideen umsetzen, aber das bezahlt mir keiner. Aber ich habe das Glück, dass ich einen Beruf habe, der mir Spass macht, wenn er auch enorm anstrengend ist. Ich möchte meine Bilder ausstellen und bin daher auf der Suche nach passenden Galerien. Ebenso möchte ich mich räumlich vergrößern, wobei meine Basis auch weiterhin Freiburg bleiben wird. Herr Muranyi, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Weitere Informationen unter: www.rainermuranyi.de 41
KUNST
Thomas Kitzinger, Foto: Emil Bezold
Thomas Kitzinger, Kabel
Reinhold-Schneider-Preis 2010
Thomas Kitzinger, Beatrice Adler und Stefanie Gerhardt Preisübergabe am 22. April, 19:30 Uhr, Historisches Kaufhaus
Der Reinhold Schneider–Preis ist der einzige Kulturpreis der Stadt Freiburg im Breisgau und wird alle zwei Jahre turnusmäßig wechselnd in den Bereichen Literatur, Musik und Darstellende Kunst verliehen. Neben dem Hauptpreis, der mit 15.000 EUR dotiert ist, wird eine Ehrengabe bzw. ein Stipendium, dotiert mit 6.000 EUR, vergeben. Über die Preisvergabe entscheidet unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters eine Jury aus Gemeinderäten und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Ein wichtiges Kriterium ist die Verbundenheit des Preisträgers und/oder seines Werkes mit Freiburg. In diesem Jahr wird der Preis an den Maler Thomas Kitzinger (Hauptpreis) sowie an die bildenden Künstlerinnen Beatrice Adler und Stefanie Gerhardt (Förderpreis) vergeben. 42
Thomas Kitzinger Die Werke des 1955 geborenen und seit langem in Freiburg lebenden und arbeitenden Malers von Portraits und Stilleben werden im In- und Ausland ausgestellt. Sein Portrait des badischen Staatspräsidenten Leo Wohleb hängt im Historischen Kaufhaus in Freiburg. Der Autodidakt ist, in einem durchaus traditionellen Sinn, ein glänzender Maler. Jedoch nutzt er sein Können, um die Behauptung der Tradition zu unterlaufen. Seine Bilder täuschen nicht vor, dass sich Wirklichkeit aneignen ließe. Seine gemalte Stillebenwelt mutet zutiefst unverfügbar – ja, unwirklich an. Erkennen zieht er in Zweifel. Ein Realist des Zweifels.
B.Adler, Foto: Klaus Breisacher
Beatrice Adler, Jahrgang 1979, verdichtet die Welt auf sinnlich erlebbare Farbbilder. Streng liniert wird der Bildraum von oben nach unten gegliedert. Sie verbietet sich jeden Duktus, es gibt keine Überkreuzungen. Die entstehende Farbvarianz, das Zusammenklingen der Farbstufen entsteht aus dem Leermalen des Pinsels. Trotz dieses funktionalen Entstehungsprozess sind ihre Bilder unerklärlich lyrisch und körperlich in ihrer Farbpräsenz. Ihre ungegenständlichen Bildern stehen Naturstudien gegenüber, die das überbordend Wachsende in streng geordnete Kompositionen zwingt. Beatrice Adler ist Absolventin der Freiburger Außenstelle der Staatlichen Akademie für Bildende Künste Karlsruhe und Meisterschülerinnen von Frau Professorin Leni Hoffmann. 43
Stefanie Gerhardt, geb. 1974, studierte zwischen 2002 und 2007 Freie Malerei/Grafik an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und schloss ihr Studium im Jahr 2008 als Meisterschülerin von Prof. Leni Hoffmann ab. Stefanie Gerhardt lebt und arbeitet in Freiburg. Im Jahr 2007 erhielt sie den Medienkunstpreis Oberrhein und den Freiburger Akademiepreis. 2008 wurde sie für den Kunstförderpreis des Regierungspräsidiums Karlsruhe ausgewählt und 2009 wurde ihr das Auslandsstipendium der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe zuerkannt. Die Künstlerin nutzt verschiedene Medien. Zum einen erschafft sie großformatige figürliche Pastellzeichnungen auf Transparentpapier. Zum anderen arbeitet sie mit Videoinstallationen. Stefanie Gerhardt gelingt es in ihren Videoarbeiten durch das Zusammensetzen von verschiedenen Bildspuren ihr gegenständliches Sujet in eine ungegenständliche Zusammensicht zu überführen. Banale Handlungen und Dinge gewinnen durch eine kleine Verrückung ihren ungewöhnlichen Werkstatus. Ihr Ansatz speist sich aus der Schöpfung eines zeitlichen „Zwischenraumes“, der das bewegte Bild in den Status einer erinnerten Malerei führt. Dieser Prozess scheint in ihren Pastellzeichnungen umgekehrt. Überlebensgroße Bewegungsabläufe sind im Moment festgehalten. Im Nähertreten bleibt nichts als der farbige Einzelstrich.Ihre Arbeiten sind intellektuell anregend, humorvoll und von großer handwerklicher Präzision. 44
S.Gerhardt, Chiara 2008,Foto: Felix Gross
Gartenkultur
Ein Parktraum vor den Toren Freiburgs: Der Auguste Viktoria Park in Umkirch
Diesen royalen Gartentraum hätte man in der unmittelbaren Umgebung von Freiburg kaum erwartet. Der „Queen Auguste Victoria Park“ am südlichen Ortsrand von Umkirch ist noch immer ein Geheimtipp – schon weil er sich (leider) nur an wenigen Tagen im Jahr dem Publikum öffnet. Der ausgefallene Name ist eine Hommage an die letzte Königin von Portugal. Auguste Victoria von Hohenzollern- Sigmaringen hatte – bereits in seinem englischen Exil – den letzten König von Portugal geheiratet. Als frühe und wohl auch lustige Witwe zog sich die „Queen“ auf die von ihrem Bruder, dem Fürsten von Hohenzollern, abgetretene Parkparzelle bei Umkirch zurück und baute sich auf diesem Areal 1933 (!) ihr eigenes „Schlösschen“: ein Landhaus im Stil des Neobarock. Die gärtnerischen Ambitionen der historisch eher unbedeutenden Dame hielten sich in Grenzen. Zwar träumte sie von einem großen englischen Park im Stil eines von ihr und ihrem Gatten bewohnten Landsitzes in Middelsex - „Fullwell Park“- so nannte sie auch das neue Anwesen -, doch beschränkte sich ihre eigene Parkkreation auf das unmittelbare Umfeld des schmucken Hauses, den so genannten „Pleasureground“: neobarocke Blütenrabatten, Wasserbassins und eine stattliche Einfahrt. Nach dem Tod der Erbauerin diente das von der Freiburger Universität erworbene Haus unterschiedlichen Zwecken, ehe der neue Besitzer Werner Semmler den Traum der Queen in großem Stil weiter träumte. Inspiriert vom Schlosspark der Fürstenberger in seiner Heimatstadt Donaueschingen hatte sich der Ästhet ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: einen eigenen Landschaftspark im Stile des exzentrischen Fürsten Hermann von Pückler-Muskau. Das bedeutete, den dichten Baumbestand
und das sumpfige Areal den gartenbaulichen Vorstellungen des Romantikers anzupassen, gewundene Wasserläufe mit Staustufen, ovale Teiche und erhabene Sichtachsen anzulegen, eine Landschaft inszeniert wie auf einem Bild von Claude Lorrain. Mehrere Tausend Kubikmeter Erdreich hat der Bauherr zu diesem Zweck bewegt, den dichten Laubwald zum durchsonnten Hain gelichtet, wo jede Blickachse, jede Baumgruppe, jede Wasserspiegelung zum Gesamtbild passt und sich immer neue, überraschende Ansichten auftun. Nicht zu vergessen die Tiere, denen sich der Naturfreund so verbunden fühlt. Für Fischreiher, Graugänse und Singschwäne, Hunderte von Froschlurchen und im Gesträuch brütende Singvögel hat Semmler große Teile seines 11 Hektar großen Parks im Naturzustand belassen: „Ich möchte der Natur etwas von dem zurückgeben, was ihr der Mensch tagtäglich nimmt.“ Wie ein floraler Komponist kommt sich der Gartenplaner dabei vor. In eine rot färbende Eichengruppe setzt den im Herbst gelb leuchtenden Akzent eines Tulpenbaums, dem satten Dunkel eines Mammutbaums ordnet er das sanfte Grün einer Sumpfzypresse bei. Und neben einer leuchtend gelben Gruppe von Ginko-Bäumen ertönt ab Oktober der scharlachroten Baß einer Coccinea-Eiche. Gleich dreimal spiegelt sich sein Schlösschen in den gestaffelten und wie Naturseen geformten Wasserläufen. Pate stand die natürliche Rheinauenlandschaft. Gemächlich wandelt der Spaziergänger auf mäandern Kiespfaden durch einen Wiesengrund, auf dem im April Tausende Narzissen blühen, erfährt Natur in behutsamer Lenkung, als Ort vollkommener Ruhe und Harmonie – wobei sich die Begeisterung seines Schöpfers auf Schritt und Tritt mitteilt. Einen „würdigen Erben von Fürst Pückler“, nennt der ostdeutsche Parkexperte 45
Helmut Rippel, den Enthusiasten in Umkirch. 2002 wurden seine Anstrengungen mit dem Europäischen Gartenschöpfungspreis geehrt – für Semmler ein Ansporn für weitere Aktivitäten. Der einst die Dreisam in Freiburg überspannende Luisensteg, soll sich am Südende des Parks als Belvedere erheben, eine Orangerie als Tagungszentrum an der Mauer des Anwesens entstehen, und auch die irgendwann von Wasser umgebene Graspyramide im Stil von Pücklers Grabhügel, möchte Semmler mit einem Gebäude oder Kunstwerk krönen. Ein immer unfertiges Gesamtkunstwerk ist dieser Park im Werden, der seinen ganzen Reiz erst in vier Jahrzehnten entfalten wird – wenn die von Werner Semmler angepflanzten Baumgruppen und Solitäre ihren vollen Kronenumfang entfaltet haben. Diesen Zustand, das weiß der Gartenschöpfer, wird er selbst nicht mehr erleben. Aber überdauern soll sein Gesamtkunstwerk- vielleicht im Rahmen einer Stiftung.
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Am Samstag, 16. Mai inszenieren der Kulturjournalist Stefan Tolksdorf und die Rezitatorin Anna Seidenglanz einen literarischen Rundgang durch den Queen Victoria Auguste Park. Besucht werden auch die Eremitage Arlesheim und der Garten Landhaus Ettenbühl. Fahrten und Reisen zu grünen Paradiesen: Vom 27. April- 2. Mai führt Stefan Tolksdorf zu den „grünen Weltkulturerben“ unseres Landes. Besucht werden u.a. die Parks des Fürsten Pückler in Branitz und Muskau, das „Parkreich Wörlitz“, die Gärten von Potsdam und die Schöpfungen der Wilhelmine von Bayreuth. Am 22. Mai führen Stefan Tolksdorf und Anna Seidenglanz durch die historischen Gärten von Schoss Schwetzingen und den Bergpark Bensheim Auerbach Information und Anmeldung: 07661/9019200 Informationen unter: www.queen-auguste-victoria-park.de
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LITERATUR Alle Termine zwischen Basel & Baden-Baden unter: www.actlive.de
ANNE WEBER
LUKAS HAMMERSTEIN
liest aus „Luft und Liebe“ Veranstaltersort: Theater Freiburg, Winterer-Foyer
liest aus „Wo wirst du sein“ Veranstaltersort: Theater Freiburg, Winterer-Foyer
Wo die Liebe sich in Luft auflöst, fängt Literatur an: »Luft und Liebe« ist eine mitreißende Liebes- und Verratsgeschichte, ein großes literarisches Vergnügen.
Die Liebe, die uns vom Leben abhält: sehnsüchtig und radikal, zärtlich und utopisch, leidenschaftlich romantisch.
Die große Liebe – gibt es das? Anfang vierzig und in Herzessdingen längst an das ganz normale Glück oder Unglück gewöhnt, begegnet sie in Paris einem nicht mehr ganz jungen Mann mit Bauchansatz, nach dem sich auf der Straße niemand umdrehen würde. Aber entgegen aller Erwartungen ist er der Mann, auf den die Heldin gewartet hat: Er ist zärtlich, aufmerksam und charmant, Hals über Kopf verliebt und verspricht ihr den Himmel auf Erden. Und um die Idylle vollkommen zu machen, lebt dieser Märchenprinz auf einem Schloss in der französischen Provinz. Zu schön, um wahr zu sein? Als die Träume – gemeinsames Leben, Hochzeit, Kind – Realität werden sollen, zerplatzen sie wie Seifenblasen. Und die mit großer Leichtigkeit und funkelnder Ironie erzählte Geschichte nimmt ein Ende mit Schreckencv.. Anne Weber, geboren 1964, lebt in Paris und der Bretagne. Ihre Bücher, die sie auf Deutsch und Französisch schreibt, erscheinen in beiden Ländern zugleich. Sie übersetzt sowohl aus dem Deutschen ins Französische, als auch aus dem Französischen ins Deutsche. Zuletzt erschienen von ihr ›Besuch bei Zerberus‹ (2004), ausgezeichnet mit dem Heimito-von-Doderer-Preis, und ›Gold im Mund‹ (2005), in Klagenfurt ausgezeichnet mit dem 3sat-Preis.
Eine Bankerin wird entführt: Lisa Locust, die Ikone des maroden Kapitalismus. Zu den Tätern, einer Gruppe junger Aktivisten, gehört auch der 50jährige Maximilian Klein, der in Lisa schnell seine alte Freundin aus Kindertagen wiedererkennt. Max hat in seinem Leben vieles aufgegeben, nur eins nicht: seine radikale, Jahrzehnte überdauernde Liebe zu Lisa. Es ist eine Liebe, die ihn sein eigenes Leben beinahe verpassen lässt. In der langen Nacht, in der er bei der Entführten Wache hält, berühren sich ihre Leben noch einmal, ein letztes Mal. Wie haben wir gelebt? Wen haben wir geliebt? Wo wirst du sein? »Irgendwann überkam Max das Gefühl, etwas im Leben falsch zu machen, genauer: alles.« Lukas Hammerstein, geboren 1958 in Freiburg, studierte Jura und Philosophie. Er veröffentlichte mehrere Romane, zuletzt »Die 120 Tage von Berlin« und »Video«. Darüber hinaus ist Hammerstein Autor zahlreicher Radiofeatures und Essays zu Ästhetik und Politik.
Termin: Mi. 14.04.2010, 20 Uhr
Termin: Di. 27.04.2010, 20 Uhr
Weitere Informationen unter: www.theater.freiburg.de In Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Walthari.
Weitere Informationen unter: www.theater.freiburg.de In Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Walthari.
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KissenuniKate ObjeKte Vintage gebrauchswaren hildastr.17 • 79102 Freiburg mO - Fr 12 bis 19 uhr
ARNO GEIGER liest aus „Alles über Sally“ Veranstaltersort: Theater Freiburg, Winterer-Foyer
Alfred und Sally sind schon reichlich lange verheiratet. Das Leben geht seinen Gang, allzu ruhig, wenn man Sally fragt. Als Einbrecher ihr Vorstadthaus in Wien heimsuchen, ist plötzlich nicht nur die häusliche Ordnung dahin: In einem Anfall von trotzigem Lebenshunger beginnt Sally ein Verhältnis mit Alfreds bestem Freund. Und Alfred stellt sich endlich die entscheidende Frage: Was weiß ich von dieser Frau, nach dreißig gemeinsamen Jahren? Arno Geiger, der international gefeierte Buchpreisträger aus Österreich, schreibt noch einmal den großen Roman vom Liebesverrat. Eine Geschichte von Ehe und Liebe in unserer Zeit. Arno Geiger, 1968 in Bregenz geboren, aufgewachsen in Wolfurt / Vorarlberg. 1993 Abschluss des Studiums der Deutschen Philologie, Alten Geschichte und Vergleichenden Literaturwissenschaft in Wien und Innsbruck. 1986 – 2002 Arbeit als Videotechniker bei den Bregenzer Festspielen. 1996 Einladung zum Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. Arno Geiger lebt als Schriftsteller in Wolfurt und Wien. Für sein Werk erhielt er unter anderem den Friedrich HölderlinFörderpreis (2005), den Deutschen Buchpreis (2005) und den Johann Peter Hebel-Preis (2008).
Termin: Mi. 19.05.2010, 20 Uhr Weitere Informationen unter: www.theater.freiburg.de In Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Walthari.
www.hildaszimmer.de www.hildaszimmer.de
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Impressum kuLTur iN BadeN
april / Mai 2010 Kostenlos
TheaTer TaNZ Cedar Lake Contemporary Ballet Musik kuNsT LiTeraTur
Kulturkommunikation im Internet www.actlive.de 1
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@ Online
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Intelligenter Kulturgenuss Das Kulturmagazin www.actlive.de 50
Cedar Lake Contemporary Ballet Dancer: Jessica Lee Keller Titelfoto: Steven Baillie
Herausgeber: Stefan Sinn (V.i.S.d.P.) sinn@zeitform-medien.de Redaktion:
Stefan Tolksdorf, Alexandra Lippeck M.A.
Artdirektion:
Christoph Rankers www.rankers-kreation.de
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Von Van Eyck bis Jan Vermeer Die große Kunstreise durch Holland & Flandern
Die Bilder der Malergenies Jan Van Eyck und Johannes Vermeer
1. Tag: Fahrt über Metz mit Kathedralenbesichtigung nach Brüssel
markieren die Eckpunkte einer einzigartigen Kunstblüte: die Glanz-
2.Tag: Besichtigung von Brüssel mit dem Museum der Schönen Künste mit Hauptwerken von Pieter Brueghel & des neuen Margritte-Museums.
zeit des Herzogtums Burgund im 15. und den Zenit der Vereinigten Niederlande m 17. Jahrhundert. Wie reizvoll, die Kunstmetropolen Hollands und Belgiens auf einer einzigen Reise zu erkunden - von den Idealstandorten Brügge und Delft! Der Kunstjournalist StefanTolksdorf, ein intimer Kenner der niederländischen Kunst, vermittelt Ihnen mit der ihm eigenen Verve das malerische Brügge, das faszinierende Brüssel, das mittelalterliche Gent, das barocke Antwerpen, das grachtenreiche Delft, den eleganten Regierungssitz Den Haag & das pulsierende Amsterdam.
3. Tag: Besichtigung der herrlichen Stadt Brügge mit der Liebfrauenkirche (Michelangelo-Madonna) und dem Memlingmuseum. 4. Tag: Fahrt über Antwerpen, wo Sie ein Rundgang erwartet mit Kathedrale und Rubenshaus nach Delft 5. Tag: Rundgang durch das schöne Delft Nachmittags: Fahrt nach Den Haag mit Besuch des weltberühmten Museums Maurizhuis mit Vermeers Meisterwerk „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“. Nachmittags: Fahrt ans Meer. 6. Tag: Fahrt nach Amsterdam Besuch des Reichsmuseums. Gelegenheit zur Stadtführung durch den Reiseleiter mit Grachtenfahrt oder Besuch des Van Gogh-Museums. 7. Tag Heimfahrt über t´ Hertogenbosch mit seiner herrlichen Kathedrale, Heimat des Malers Hyronimus Bosch.
Erfahrene einheimische Fachkräfte und der Reise-Experte Stefan Tolksdorf sorgen für den reibungslosen Ablauf einer faszinierenden Kulturreise.
Vom 09. - 15. Mai 2010
Information: Winterhalter Reisen 07661/9019200 www.arte-gusto.com
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www.friseur-sander.de