actlive – Sep/Okt 2010

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Kultur in Baden www.actlive.de

SeP/Ok t 2010 Kostenlos

Kunst Musik Theater Klaus Maria Brandauer: Kapit채n Ahab

Sonstiges

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Freiburg Salzstrasse 29 Ecke Augustinergasse Telefon 0761/36455 2-laender-stube@web.de 3


Inhalt actlive · Kultur in Baden · September / Oktober 2010

Theater Klaus Maria Brandauer: Kapitän Ahab Sinfonisches Melodram Der Ring des Nibelungen Bühnenfestspiel für drei Tage und einen Vorabend von Richard Wagner Lirum Larum Lesefest Das Kinderliteraturfest im Freiburger Theater

MUSIK Im Zeichen des Streichquartetts Donaueschinger Musiktage Festliche Tage alter Musik Erstes internationales Between the Beats Jazz-Festival Rebekka Bakken Morning Hours Tipps:

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Coloro - Stage TV, Sichuan Modern Dance Company, A Bowl of Blues »Aschenputtel - Das Musical«, »Pasión de Buena Vista«, Hamburg Ballett Verdi: »Otello«, Elina Garancˇa, »Das Lied von der Erde« ORSO, Giovannis Zimmer

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KUNST durch die Wand mit Annegret Eisele, Pe Lang und Miriam Sturzenegger »Ich will begreifen, was ich sehe« Der Maler Herbert Maier Miró »Die Farben der Poesie« Mehr als der Mann mit der Tube Ein Besuch bei Jürgen Brodwolf Das Museum Das Museum für Aktuelle Kunst – Sammlung Hurrle Durbach »Assemblage Mystique« Regula Stocks alias Honorée Tipps: Faulerbad 2010 Peter-Cornell Richter: Photographie Nacht der Museen

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Sonstiges So ein Theater! 21. Staufener Kulturwoche Tipps: Ulan und Bator, Sebastian Reiß / Herbert Schäfer

Editorial Über das Internetportal actlive.de Impressum

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Theater

Klaus Maria Brandauer: Kapitän Ahab Sinfonisches Melodram nach dem Roman „Moby Dick“ 29.09.2010 - 20:00 Uhr Veranstalter Festspielhaus Baden-Baden

Der großartige Wiener Burgschauspieler Klaus Maria Brandauer war im Festspielhaus Baden-Baden bereits zweimal mit gefeierten Projekten zu Gast. Im Jahr 2006 mit „Peer Gynt“ von Edvard Grieg und in der vergangenen Saison mit Felix Mendelssohn-Bartholdys „Ein Sommernachtstraum“. Zur Eröffnung der Herbstfestspiele 2010 widmet er sich einem abermals spannenden Projekt: Brandauer schlüpft nämlich in die Rolle des rachsüchtigen Kapitän Ahab aus dem Roman „Moby Dick“ von Herman Melville. Ob als „Mephisto“, „Wallenstein“ oder James Bond-Bösewicht „Largo“, Klaus Maria Brandauer liebt es markige, gebrochene Charaktere darzustellen. In der sinfonischen Bühnen-Parabel „Kapitän Ahab“ wird Brandauer erneut Interpretationsspielraum genug haben, um alle Register seines darstellerischen Könnens zu ziehen. Seine Mission diesmal lautet: „Jenen weißen Wal zu jagen über alle Seiten der Erde, bis dass er schwarzes Blut spritzt und die Finne von sich streckt.“ Die Musik zu dem „ozeanischen“ Projekt „Kapitän Ahab“ stammt von Libor Sima. Er hat die tosenden Fluten gegen die sich Kapitän Ahab mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln wendet, kongenial in Partiturform gegossen. Der vielseitig begabte Libor Sima studierte an der Musikhochschule Stuttgart 6

und ist seit dem Jahr 2001 Solo-Fagottist des RSO Stuttgart. In Zusammenarbeit mit Martin Mühleis (Regie und Konzeption) entstand eine ideale Symbiose aus Musik und Sprache, die Kapitän Ahabs unerbittliche Jagd nach dem weißen Wal mit allen Zwischentönen plastisch werden lassen. Begleitet wird Klaus Maria Brandauer von der traditionsreichen Staatskapelle Dresden unter Leitung von Sebastian Weigle. Die Staatskapelle ist das einzige Orchester, das über viereinhalb Jahrhunderte hinweg kontinuierlich Bestand hatte und dabei stets zu den herausragenden Klangkörpern gehörte. International ist der unverkennbare Klang des als „Wunderharfe“ bezeichneten Orchesters berühmt. Keine Frage also: Bei diesem prominent besetzten „Kapitän Ahab“ garantieren Klaus Maria Brandauer und seine „Crew“ für einen abwechslungsreichen, vor Spannung knisternden Abend im Festspielhaus Baden-Baden.

Weitere Informationen unter www.festspielhaus.de


Editorial

Die Freude, wenn es sonntags regnet.

Alexandra Lippeck

Das kompetente und inspirierende Gutachten von Charles Landry über Freiburgs Potenzial hat es auf den Punkt gebracht: Freiburg ist führend in Kultur und Kreativität. Es hat die schnellen Strukturen, um kreative Nischen zu besetzen und sich überregional Achtung und Gehör zu verschaffen. Die außergewöhnliche Dichte an Kulturschaffenden von Weltrang ist weit über Freiburgs Grenzen hinaus bekannt und 30% der Freiburger nehmen bereits heute aktiv am kulturellen Leben teil. actlive hat sich zum Ziel gesetzt, mit seinem von Grund auf neuen, zeitgemäßen Konzept, möglichst Viele, die noch nicht im Kulturleben angekommen sind und daran teilnehmen, zu motivieren, den Sprung in die Live-Kultur zu wagen. Einzigartig dabei: das attraktive Printmagazin, das mit seiner außergewöhnlichen Qualität eine bislang unerreichte Verweildauer beim Leser erzielt. Einzigartig auch: die Funktionalität der werbefreien! Online-Plattform. Ihr Kernstück ist das mit über 4000 ausgesuchten Terminen umfassendste regionale Portal für anspruchsvolle Kultur; das einzige, inklusive den Veranstaltungen des Freiburger Theaters – durchgängig mit vollem Online-Service bis hin zum Ticketkauf. Wie überfällig dieser Service war, bestätigen die um 300% gestiegenen Zugriffe auf die Website, innerhalb des letzten Monats. actlive hat sich während des letzten Jahres zu einem wichtigen, nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil in der kulturellen Szene entwickelt.

Wir meinen: Kultur tut gut!

www.berndwolf.de

Wenn Sie mehr über die neuen Möglichkeiten erfahren möchten, wie komfortabel und leicht Sie ab jetzt die für Sie besten Veranstaltungen finden, auswählen und direkt buchen können, so lesen Sie weiter auf Seite 8. Und rechtzeitig zum Herbstbeginn stellen wir auch die Langzeittermine der Galerien, Museen und Ausstellungen mit ein. Also dann, ab jetzt können Sie sich auch auf verregnete Sonntage freuen.

www.reservix.de

Herzlichst

www.agenturwitt.de Alexandra Lippeck M.A.

www.hofmann-druck.de

HOFMANN DRUCK

www.gls.de

Unter www.actlive.de/Magazin können Sie diese Ausgabe auch komfortabel auf Ihrem Rechner lesen. Ebenso finden Sie unter dem Menüpunkt ARCHIV alle bereits erschienenen Ausgaben. 7


Kultur im Netz Fenster zu anderen Wirklichkeiten

Diesen Sommer veröffentlichte die BAT-Stiftung für Zukunftsfragen eine Studie, nach der Fernsehen, Telefonieren und Radiohören, bei 4000 Befragten mit jeweils über 90% an der Spitze der beliebtesten Freizeitaktivitäten stehen. Dem entspricht eine weitere Tatsache, dass, bezogen auf die Gesamtbevölkerung, lediglich 5% regelmäßig einmal im Monat und 20% hin und wieder, also bis zu dreimal im Jahr Live-Veranstaltungen besuchen. Die überwiegende Mehrheit von 75% nutzen diese Möglichkeiten dagegen überhaupt nicht. Was ausgesprochen bedauerlich ist, vermitteln doch gerade LiveErlebnisse, Erfahrungen, die durch nichts zu ersetzen sind. Sucht man nach den Ursachen, warum inmitten einer Fülle hochwertiger Kultur nur Wenige damit erreicht werden, kommt man an der Rolle der Medien nicht vorbei. 8

Betrachtet man konventionelle Printmedien, wird man feststellen, dass deren Konzepte bereits vor 30-40 Jahren entstanden sind. (Hätte man uns in den sechziger - oder siebziger Jahren, als Jugendliche, Vergleichbares zumuten wollen, man hätte bis in die Zeit des ‚Stürmer’ zurückgehen müssen.) Überwiegend anzeigenfinanzierte Printmedien muten im Vergleich zu den Möglichkeiten moderner, elektronischer Medien, wie vom Aussterben bedrohte Dinosaurier an. Sie sehen sich im scheinbar hoffnungslosen Konflikt verstrickt, sich mittels Websiten ein modernes Mäntelchen umzuhängen, deren Inhalt und Nutzwert aber derart begrenzt zu belassen, dass die Auflagenhöhe des Prints nicht geschmälert wird. Denn nach wie vor gilt: Auflagenhöhe = Werbeumsatz. Nur so ist zu erklären, dass gut gemachte Internetdienste mit entsprechendem Inhalt wie Google, Ebay und Amazon, aber


auch Onlinebanking oder andere Auskünfte zu gigantischen Höhenflügen abheben, während sich regionale Kulturkommunikation großteils immer noch in Printmedien mit dutzenden Seiten dröger Veranstaltungstabellen ergießt, deren Finanzierung dazu mit grotesk sinnfremder und der Kultur konterkarierender Werbung erkauft werden muss. Es ist also höchste Zeit für Neues. actlive geht einen völlig neuen Weg; nicht entweder oder, sondern als sinnvolle Kombination eines integrierten Print- und Online-Konzepts. Dieses setzt sich sowohl in der Technik als auch in der Gestaltung deutlich vom Gewohnten ab. Der erste Eindruck: es fehlen Werbeeinblendungen. Stattdessen präsentiert actlive.de eine Bildstärke, deren beein-

druckende Strahlkraft machtvoll motiviert. Die Leichtigkeit moderner elektronischer Kommunikation erleben Sie beim Lesen unseres blätterbaren i-magazines auf Ihrem Computer. Sie können Inhalte bequem suchen, kopieren, an Freunde weiterleiten, im Archiv stöbern, oder den zahlreichen Links zu unendlich vielen, weiteren Informationen folgen. Das ist nicht nur komfortabel, sondern auch ökologisch sehr sinnvoll. Denn wenn nur eine begrenzte Anzahl von Veranstaltungen immer nur für einen verschwindend geringen Kreis interessierter Leser relevant ist, warum muss dann immer alles gedruckt und mit Unmengen Papier transportiert werden? Im Menü ‚Veranstaltungen’ können Sie nach Lust und Laune aus über 4000 ausgesuchten Kulturveranstaltungen wählen. Die Bedienung gestaltet sich auch hier denkbar einfach: 9


Nach dem Öffnen des Menüs sind erst einmal alle der weit über 4000 Veranstaltungen, inklusive des Freiburger Theaters, abrufbar.

War die Suche erfolgreich und Sie sind auch mit den noch angebotenen Plätzen zufrieden, so können Sie direkt hier Ihre Tickets bestellen – leichter geht’s nicht.

Wenn Sie schon mehr oder weniger genau wissen, wonach Sie suchen wollen, geben Sie Ihren Text direkt in die entsprechenden Felder ein: Veranstaltungsname, Spielstätte oder Ort und können gezielt suchen.

actlive bietet Ihnen dabei die renommiertesten und sichersten Buchungs- und Zahltechniken, die zur Verfügung stehen. Kommen wir zum letzten und womöglichen wichtigsten Punkt: Was kostet actlive? Für den Nutzer nichts! Wir finanzieren uns nicht primär über Werbung, sondern über content. Und wenn Ihnen actlive gefällt, können auch Sie unsere Arbeit unterstützen, indem Sie Ihre Eintrittskarten auf www.actlive.de buchen. Dabei wird man zwar nicht steinreich, aber sicher glücklicher.

Zum einfach mal Stöbern und sich inspirieren lassen, klicken Sie eine oder mehrere Ihrer Lieblingssparten an. Werden, was zu erwarten ist, zu viele Veranstaltungen angezeigt, reduzieren Sie die Menge nach Wunsch anhand der Datumseingabe oder einer Umkreissuche, bis Sie aus den 4000 Veranstaltungen genau die zu diesem Zeitpunkt für Sie passende herausgefiltert haben. 10


Der Ring des Nibelungen

Foto: M.KORBEL

Bühnenfestspiel für drei Tage und einen Vorabend von Richard Wagner Veranstalter Theater Freiburg

Mit großem Erfolg wurde im Mai 2010 der Vierte Teil des Monumentalwerkes »Der Ring des Nibelungen« von Richard Wagner auf der Bühne des Freiburger Theaters aufgeführt. Nun, als Krönung zum Hundertsten Bestehen, hat der Besucher gleich zweimal die Möglichkeit den kompletten Ring zu erleben, einmal im September 2010 und einmal im Januar 2011. Über drei Tage und einen Vorabend hinweg entwickelt Richard Wagner die berühmte Tragödie, geprägt von zwischenmenschlichen und göttlichen Verstrickungen, starken Gefühlen wie Macht, Gier, Hoffnungen und verratener Liebe. Alle Figuren in Wagners »Ring«-Drama, seien es Götter, Riesen, Zwerge oder Menschen, tragen schwer an ihrer Geschichte – vom Göttervater Wotan über die Walküren bis hin zum Hoffnungsträger Siegfried. Und so erfährt der Zuhörer, mitgerissen von von den wagnerischen Melodien, vom Scheitern einer Welt, in der die Familie ein Mythos ist, Kapital den Geist korrumpiert und das Schicksal unausweichlich scheint. Wäre da nicht Brünnhildes erlösende Weltentat, in der die Parabel von Macht und Liebe am Ende ihre Lösung findet.

Zweimal in der Jubiläumsspielzeit, im September 2010 und im Januar 2011, können Sie Richard Wagners »Der Ring des Nibelungen« im Ganzen erleben. Regie von Frank Hilbrich Einführung im Winterer-Foyer: jeweils eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn Termine 1. Zyklus: Das Rheingold / Di 21.09.10 Die Walküre / Mi 22.09.10 Siegfried / Fr 24.09.10 Götterdämmerung / So 26.09.10

Termine 2. Zyklus: Das Rheingold / Mo 03.01.11 Die Walküre / Di 04.01.11 Siegfried / Do 06.01.11 Götterdämmerung / Sa 08.01.11

Mit Unterstützung der TheaterFreunde Freiburg, der EXCELLENCE-INITIATIVE der TheaterFreunde Freiburg und des Richard-Wagner-Verbandes Freiburg

Weitere Informationen unter: www.theater.freiburg.de 11


Foto: Buhl

Lirum Larum Lesefest Das Kinderliteraturfest im Freiburger Theater Termin 13.10. – 19.10.2010

Bereits zum 17. Mal findet das beliebte Lirum Larum Lesefest in Freiburg statt. Wieder einmal können Kinder und Jugendliche nach Lust und Laune lesen, lauschen, schauen und staunen. Neben Ausstellungen, Workshops und Theateraufführungen, sind eine Vielzahl an Lesungen geplant – sowohl öffentlich als auch in Schulen. Neben Sabine Ludwig, Jürgen Banscherus, Milena Baisch, Sibylle Rieckhoff, und Thomas Rosenlöcher, lesen Iva Procházková, Christa Kozik, Barbara Steinitz, Annette Neubauer, Jack Gleich und Bettina Obrecht aus bekannten Kinder- und Jugendbüchern. 12


Foto: Buhl

Einen weiteren Höhepunkt bildet sicher dass international gefragte Musiktheater ADESA aus Ghana. Bereits vor 5 Jahren waren sie schon einmal in Freiburg gewesen und hatten mit ihren afrikanisch inspirierten Stücken das Publikum begeistert. Dieses Jahr werden Sie mit dem Stück „Jabahee“ auftreten. Am 17.10. wird die in Freiburg lebende Sprecherin und Schauspielerin Petra Gack in einer Premiere das Hörbuch „Till Eulenspiegel“ präsentieren. Und auf die Besucher ab 7 Jahren wartet nach dem Lesetheater „Schnurzpeipegal“ der Bastelworkshop „Mini-Koffertheater“, bei dem sie selbst aktiv werden und ihre Fantasie spiele lassen können.

Neben den Lesungen wird es ein umfangreiches Angebot an weiteren spannenden Veranstaltungen für Kinder und Eltern geben: eine Filmreihe des Kommunalen Kinos mit Filmen, die auf Drehbüchern von Christ Kozik basieren („Gritta vom Rattenschloss“, „Moritz in der Litfaßsäule“, u.a.) eine offene des Moira Fetterman Balletts und eine Ausstellung mit Kinderbuchillustrationen von Jacky Gleich. Zudem sind die Buchhandlungen Rombach, Herder und Fundvogel vertreten, so dass auch der Lesehunger gestillt werden kann.

Weitere Informationen unter www.freiburg.de/lesefest 13


MUSIK

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Foto: SWR-Fotoredaktion

Foto: SWR-Fotoredaktion

Im Zeichen des Streichquartetts Donaueschinger Musiktage vom 15. bis 17.10.2010

Die Donaueschinger Musiktage stehen in diesem Jahr ganz im Zeichen des Streichquartetts. Eingeladen wurden mit dem Arditti Quartet aus London, Quatuor Diotima aus Paris und dem JACK Quartet aus New York drei Streichquartette, die drei Generationen und drei unterschiedliche Interpretationskulturen repräsentieren. Darüber hinaus wird mit Quatuor VI „Hinterland“, Hapax für Streichquartett und Orchester von Pascal Dusapin die repräsentativste und exklusivste aller Kammermusikgattungen in das Orchester integriert und mit „Salon Orange“ von Georg Nussbaumer klangkünstlerisch als Installation aufgearbeitet. Damit findet die von der Ernst von Siemens Musikstiftung geförderte Trilogie zu instrumentalen Gattungen, die 2008 mit der „ensembliade“ zum Kammerensemble begann und 2009 zum Orchester fortgesetzt wurde ein vorläufiges Ende. Zum nunmehr vierten Mal dürfen die Donaueschinger Musiktage die Radio Kamerfilharmonie Hilversum unter der Leitung von Peter Eötvös begrüßen. Doch den Kern des Festivals bildet wieder einmal mehr das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden

und Freiburg unter der Leitung von Sylvain Cambreling und Rupert Huber sowie das SWR Vokalensemble Stuttgart und das Freiburger Experimentalstudio, zwei weitere Klangkörper des SWR. Zur Ur- bzw. Deutschen Erstaufführung gelangen 22 Werke von Komponisten aus 15 Nationen. Darunter posthum „Arc-en-ciel“ von Ivan Wyschnegradsky für sechs Flügel, deren mikrotonales Stimmungssystem die Grundlage für Georg Friedrich Haas’ Concerto grosso für sechs Flügel und kleines Orchester bilden. Weiterhin sind Uraufführungen von Peter Ablinger, Ondrej Adamek, Aaron Cassidy, James Dillon, Brian Ferneyhough, Vinko Globokar, Alan Hilario, Felipe Lara, Liza Lim, Alvin Lucier, Philippe Manoury, Michael Norris, Klaus Ospald, Alberto Posadas, James Saunders, Simon Steen-Andersen, Marco Stroppa u.a. zu hören. Alle Werke sind im Auftrag des Südwestrundfunks (SWR) entstanden. Weitere Informationen unter www.swr.de/swr2/donaueschingen Das komplette Programm finden Sie hier (hier das PDF Vorprospekt anhängen)

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Unten: Kastens

Tasteninstrument

Festliche Tage alter Musik Veranstalter Schloßkonzerte Bad Krozingen

Schloss Bad Krozingen, heute in Privatbesitz, wurde im Jahre 1579 erbaut und um die Mitte des 18. Jahrhunderts von Johann Caspar Bagnato umgebaut. Aus dieser Zeit stammen die reichen Stuckarbeiten sowie die kostbare Ausstattung des ehemaligen Festsaales, die den stilvollen Rahmen für die regelmäßig dort statt findenden Konzerte bilden. Bei den Schlosskonzerten wird ausschließlich auf historischen Instrumenten musiziert.

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Freitag, 10. September 2010, 19:30 Uhr Leidenschaft Unter dem Titel „Leidenschaft“ beschäftigt sich die vom Freiburger Barockorchester und dem ensemble recherche veranstaltete Ensemble Akademie in diesem Jahr mit einem zentralen Thema der Musikgeschichte: Leidenschaft als Triebfeder jeglichen Musikmachens und Musikhörens – aber auch als Inspiration für Komponisten sowohl von Alter als auch Neuer Musik. Im Konzert präsentieren ausgewählte Kursteilnehmer der 7. Ensemble-Akademie Freiburg das mit den Dozenten vom Freiburger Barockorchester und dem ensemble recherche gemeinsam Erarbeitete in einem moderierten Konzert mit kurzen Einführungen in die einzelnen Werke.


Foto: Luecke

Samstag, 25. September 2010, 19:30 Uhr „Himmel und Erde“ Liederabend mit Werken von Robert Schumann Ekkehard Abele, Bariton Enno Kastens, Fortepiano (Conrad Graf, Wien um 1825)

Sonntag, 26. September 2010, 16:00 Uhr Offrandes musicales Aline Zylberajch und Martin Gester an zwei Cembali, spielen Werke von Antonio Soler, François Couperin und Johann Sebastian Bach.

Robert Schumann ist wie kaum ein Anderer von diesen beiden Polen - „Himmel und Erde“ – dominiert worden. Mal wurde er vom Himmlischen gezogen, dann wieder ganz mit dem Irdischen vereint, oft hin- und hergerissen auf der Suche nach einer (inneren) Heimat und letztlich schmerzvoll gescheitert an dieser großen Aufgabe, beide Teile im Leben zu verbinden. An diesem Liederabend erklingen im ersten Teil einzelne Lieder von verschiedenen Dichtern, die um das Thema „Himmel und Erde“ kreisen; im zweiten Teil kommt Schumanns bedeutender Liederkreis op. 39 nach Gedichten von Eichendorff zu Gehör.

Oft wurden die Großen und Mächtigen mit Meisterwerken (offrandes musicales) oder Widmungen in Musik beschenkt, häufig aber auch waren es Schüler, Frauen, Kinder und Kollegen, denen diese Gaben zuteil wurden. Einige solcher himmlischer Geschenke sind in diesem Konzert zu hören: Solers galante Konzerte für zwei Cembali, seinem Schüler, Prinz Gabriel gewidmet, Bachs für die musikalische Erziehung seiner Söhne komponierten Triosonaten und Couperins „L’Apothéose de Corelli“, eine Huldigung an seinen verehrten Vorgänger. Weitere Informationen unter www.schlosskonzerte-badkrozingen.de 17


Erstes internationales Between the Beats Jazz-Festival Denzlingen bei Freiburg vom 23. bis 25. September 2010: Ein Event der Extraklasse mit hochkarätigen Musikern wie Manu Katché, Dan Berglund’s Tonbruket, Medeski Martin & Wood, Rusconi, Malia und Wolfgang Dauner

Am Anfang war da die Idee, ein Festival zu installieren „abseits des Mainstream“ dafür mit handverlesener Musik auf höchstem Niveau. Ein mutiges Vorhaben in Zeiten in denen das Wort „Krise“ die Schlagzeilen beherrscht. Doch die beiden Initiatoren Markus Muffler und Dennis Wiesch scheinen mit ihrer Philosophie das Zentrum des Zeitgeistes getroffen zu haben. Ihre Idee wurde von internationalen Musikergrößen aus den Bereichen Jazz, Soul und Funk begeistert angenommen. Mit der Zusage von Manu Katché, einem der bedeutendsten Jazzmusiker der heutigen Zeit, war das Qualitätsniveau bereits garantiert. Der französische Schlagzeuger und Komponist spielte in seiner langen und erfolgreichen Karriere schon in den Bands von Sting, Peter Gabriel, Joni Mitchell, den Dire Straits und vielen mehr. Dieser Tage erschien sein drittes Album „Third Round“. Auch das Schweizer Trio Rusconi ist aus der internationalen Jazz18

szene nicht mehr wegzudenken und die aus Malawi stammende Sängerin Malia ist eine der weiblichen Jazz- und Soulstimmen der heutigen Zeit. Dass ihre großen Vorbilder Ella Fitzgerald und Nina Simone sind, spürt man in jedem Song ihrer drei Alben. Einen ausgezeichneten Ruf als Liveband genießt auch die Band Medeski Martin & Wood. Sie spielten in ihrer erfolgreichen Karriere in den bedeutendsten Jazzclubs und auf unzähligen internationalen Festivals. Dan Berglund mit seiner neuen Formation Tonbruket oder auch Dieter Ilg und noJazz garantieren ebenso die Hochklassigkeit dieses Festivals. Dafür steht natürlich auch der legendäre Pianist und Komponist Wolfgang Dauner, der im Rahmen seines 75. Geburtstages eines seiner seltenen Solokonzerte beim Between the Beats Jazz-Festival geben wird. Außergewöhnlich ist auch die Location dieses Festivals. „Als Meisterwerk zeitgenössischer Architektur“ von der Presse titu-


Fotos: Between the Beats

liert, wird das Kultur- und Bürgerhaus Denzlingen vom 23. bis 25. September zum Veranstaltungsort mit idealen akustischen Voraussetzungen. Die elegant geschwungenen Formen, die edlen Materialien und deren Verarbeitung, sowie die nachhaltige Bauweise des Hauses fügen sich in eine beeindruckende Lage im Grünen mit Schwarzwaldblick ein. Passend zum Niveau der Künstler und ihrer Musik. Mit dem Between the Beats Jazz-Festival ist ein Pflichttermin für Musikliebhaber entstanden, die Qualität abseits des Mainstream schätzen. Ihnen wird Musik geboten, voller Spannung und Überraschungen, die im Jazz verwurzelt ist, sich aber auch in die Genres Electronica, Rock oder Pop vorwagt.

Weitere Informationen unter www.between-the-beats.de


Foto: © Rebekka Bakken

Rebekka Bakken - Morning Hours Do 07.10.2010 - 20:00 Uhr Veranstalter Burghof Ort: Lörrach

Sie ist die vielleicht wandlungsfähigste unter den skandinavischen Sängerinnen. 1970 im norwegischen Lier bei Oslo geboren, lernte Rebekka Bakken in jungen Jahren das Geigen - und Klavierspiel Doch schon bald zeigte sich ihre Leidenschaft für Gesang, zuerst für norwegische Volks- und Kirchenlieder, dann für Rhythm & Blues sowie Soul und Rock. Mitte der Neunziger entschloss sie sich dann, nach einem abgebrochenen Studium der Philosophie und Wirtschaft, sich hauptberuflich der Musik zu widmen. Zehn Jahre lang schulte sie sich in New York, bevor sie erstmals mit dem österreichischen Gitarristen Wolfgang Muthspiel die europäische Bühne betrat und schließlich 2003 eine Solokarriere begann, die Jazz, Pop, Blues und Folk zu feinster nordischer Songwriterkunst vereinigt. Mittlerweile hat sich die einst freche Newcomerin zur seriösen Konzertsaalkünstlerin gemausert, die mit schier unerschöpflichem Talent ihr Publikum immer wieder neu zu überraschen und zu bezaubern weiß. 20

In ihrem aktuellen Album „Morning Hours“, welches bereits als emotionales Meisterwerk gefeiert wird, finden wir nun eine sanfte Wandlung hin zur Countrypop-Ballade, verfeinert durch Norah-Jones-Produzent Craig Street. Aufgenommen wurden die Lieder dort, wo ein perfekter Musikgeist wirkt: in der Nähe von Woodstock. Vielleicht wirken sie gerade deshalb auf der Bühne so verzaubernd, romantisch und kraftgeladen, wenn die hochgewachsene Rotblondine mit der bestechenden Strahlkraft in der Stimme über Femmes Fatales, Verletzlichkeiten und die schöpferische Schönheit des Morgens singt. Das Lörracher Publikum, das Bakken schon in verschiedenen Besetzungen erleben konnte, wird neue Nuancen an der Norwegerin entdecken können.

Weitere Informationen unter www.burghof.com


Coloro - Stage TV Sa 09.10.2010 - 20:00 Uhr Veranstalter Burghof Ort: Lörrach Coloro ist eine multimediale Bühnenshow; ein spektakulärer Mix aus Jonglage, Akrobatik, Einrad, Artistik und raffinierter Videoanimation. Interaktive Sequenzen verbinden die artistisch hochstehenden Nummern und schaffen eine Vernetzung zwischen dem reellen Geschehen auf der Bühne und der virtuellen Welt der Fernsehgeräte. Coloro ist eine Live-Show mit Bildstörungen: Ein Programm, in dem die Moderatorin zum Spielball des Jongleurs und TV-Geräte zu Akrobatikpartnern werden. Ein faszinierendes Spektakel, in dem Realität und virtuelle Welt auf virtuose und neuartige Weise zusammenspielen. Foto: © STAGE TV

Weitere Informationen unter www.burghof.com

Sichuan Modern Dance Company: Le sacre du printemps Choreographie: Heddy Maalem Di 12.10.2010 - 20:00 Uhr Veranstalter Burghof Ort: Lörrach Bereits im Jahr 2004 beschäftigte sich der französische Choreograph Heddy Maalem mit dem ebenso überwältigenden wie skandalträchtigen „Le sacre du printemps“ (Rite of Spring oder Frühlingsopfer) des russischen Komponisten Igor Strawinsky. Mit afrikanischen Tänzern zeigte Heddy Maalem damals seine erste Version dieses Werkes. Inspiriert von dem unglaublichen Überlebenswillen des chinesischen Volkes nach dem Erdbeben von Wenchuan, widmet sich Maalem nun erneut diesem Stoff. Zusammen mit der 2007 gegründeten Sichuan Modern Dance Company, dem Sichuan Symphony Orchestra und der Medien-Künstlerin Chen Qiulin, welche eine Filmprojektion für das Ballett schuf, nutzt er auch dieses Mal moderne Tanzformen für seine Sichtweise auf das Werk.

Foto: © Sichuan Modern Dance Company

In Kooperation mit Culturescapes Weitere Informationen unter www.burghof.com

A Bowl of Blues Fr 15.10. & Sa16.10.2010 - 20:00 Uhr Veranstalter Burghof Ort: Lörrach Zum sechsten Mal öffnet der Burghof seine Pforten für zwei Abende voller Blues-Facetten aus neuer Hörperspektive. Diesmal werfen wir auch einen Blick auf Länder, in denen das Genre nicht gerade seine Urwurzeln hat, aber dennoch globale Verankerung feiert. Dass der Blues in Skandinavien auf fruchtbaren Boden fällt, kann man nicht erst seit gestern beobachten: Bjørn Berge und Thorbjørn Risager beweisen das eindrucksvoll mit Akustik-Power und R&B-Hitze, während der Niederländer Hans Theessink mit Terry Evans eine Blues-Brücke über den Teich schlägt und Sherman Robertson Zydeco, Rock und Soul mit Blues vereint. Foto: © Thorbjoern Risager

Weitere Informationen unter www.burghof.com

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Musik Alle Termine und Tickets www.actlive.de

»Aschenputtel - Das Musical« Frei nach den Gebrüdern Grimm (Familien-Musical für Kinder ab 6 Jahre) So 31.10.2010 15:00 Uhr Veranstalter Festspielhaus Baden-Baden In „Aschenputtel — Das Musical“ wird die klassische Geschichte von dem armen, verwaisten Mädchen modern interpretiert: Romantische Balladen, ein fetziger Tango, eine singende Ratte sowie der „Brauttanz-Walzer“ laden zum Träumen und Mitsingen ein! Und damit der Prinz seine Braut findet, wird ein großes Prinzessinnen-Casting veranstaltet. Wie es sich für ein richtiges Märchen gehört, müssen die Helden ihre Aufgaben meistern, damit es am Ende heißen kann: „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“ Foto: Cocomico

Präsentiert von Cocomico Theaterprojekte Köln Weitere Informationen unter www.festspielhaus.de

»Pasión de Buena Vista« A Music & Dance Experience - Live from Cuba Mi 27.10.2010 20:00 Uhr Veranstalter Festspielhaus Baden-Baden Heiße Rhythmen, mitreißende Tänze, exotische Schönheiten und traumhafte Melodien führen Sie durch das aufregende Nachtleben Kubas. „PASIÓN DE BUENA VISTA“ entführt Sie auf die Straßen der karibischen Insel und vermittelt Ihnen pure kubanische Lebensfreude. Eine 10 köpfige Live Band von alt eingesessenen kubanischen Unikaten, in Kuba umschwärmte Sänger und Tänzer der Extraklasse sowie eine einzigartige Bühnenkulissen mit atemberaubenden Projektionen werden Sie mit dem Humor und dem Temperament Kubas anstecken … Präsentiert von Christian Simon Productions Weitere Informationen unter www.festspielhaus.de

Hamburg Ballett - John Neumeier „Endstation Sehnsucht“ Fr 15.10.2010 20:00 Uhr Sa 16.10.2010 19:00 Uhr So 17.10.2010 18:00 Uhr Veranstalter Festspielhaus Baden-Baden

Foto: Holger Badekow

„Ein Ballett wie ein Donnerschlag. Ein Ballett, das bannt wie das Auge einer Schlange.“ So jubilierte „Die Welt“ über das Stück, das auf den ersten Blick so gar nichts Neumeierhaftes hat. Von wegen hübsche Menschen in traumhaften Umgebungen! Hier schlägt der Zeiger auf Hochspannung aus, die Emotionen sind roh, die spezifische Stimmung von New Orleans, wo die Handlung spielt, hat eindeutig auf die Choreographie abgefärbt. Nun ist Neumeier aber doch zu Recht der Zauberer des Schönen, und so gibt es auch hier die traumhaften Pas de deux, als deren Erneuerer dieser Künstler gilt. „Endstation Sehnsucht“ ist ein Drama, das durch seine Verfilmung berühmt geworden ist – als Ballett bekommt es jetzt endgültig Züge eines Klassikers. Weitere Informationen unter www.festspielhaus.de

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Verdi: »Otello« Konzertante Aufführung Do 30.09.2010 20:00 Uhr Veranstalter Festspielhaus Baden-Baden Jung ist er immer noch, Nachwuchstalent längst nicht mehr. Daniel Harding gelangen die paar Interpretationen für die berühmte einsame Insel, CD Aufnahmen, die konkurrenzlos sind und seinen Spitzenrang beweisen. Es gibt größere Namen - größere Dirigenten gibt es wenige. Harding ist jetzt auf der Höhe seiner Kunst, er dirigiert schlafwandlerisch und dabei hellwach. Bei kaum einem Werk kann er so gut seinen Rang zeigen wie bei Verdis Otello, dieser monumentalen Choroper, die zu dirigieren einem Jonglierakt mit fünf Bällen gleicht. Oder mit acht Weltstars! Heppner, Harteros & Co.: Wir sind wahrlich stolz auf diese Top Besetzung, die nach der Premiere im Festspielhaus mit dem Werk auf Welttournee geht. In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln.

Foto: zweidreieins

Weitere Informationen unter www.festspielhaus.de

Elina Garanc ˇa Habanera Fr 01.10.2010 20:00 Uhr Veranstalter Festspielhaus Baden-Baden Sie ist jung, sie sieht gut aus und ihr Mezzosopran beeindruckt mit einer geradezu luxuriösen Pracht: Elina Garanča ist Lettlands Geschenk an die Welt. Die Sängerin brillierte im Festspielhaus neben Anna Netrebko und Edita Gruberová und gilt momentan als die glaubwürdigste Sängerdarstellerin ihrer Generation: eine Frau, die sich in ihre Rollen eingräbt, die ihre Partien lebt und sich nicht damit begnügt, brillante Gesangstechnik abzuliefern. Auf allen großen Bühnen dieser Welt zu Hause, wurde sie im Festspielhaus Baden-Baden so recht eigentlich erst entdeckt. Seitdem kehrt sie immer wieder gerne hierher zurück und begeistert ihr treu ergebenes Publikum.

Foto: gabo dg

Weitere Informationen unter www.festspielhaus.de

»Das Lied von der Erde« Kent Nagano & Mahler Chamber Orchestra Sa 02.10.2010 19:00 Uhr Veranstalter Festspielhaus Baden-Baden Es ist, als wenn man langsam durch einen Garten ginge - so charakterisiert Toshio Hosokawa, der Komponist unserer Uraufführung, seine Musik. Und vom Gang durch einen Garten zum „ Lied von der Erde“ ist es nur ein kleiner Schritt: Kent Nagano stellt mit Mahlers „Lied“ ein europäisches Werk vor, das auf Nachdichtungen chinesischer Lyrik fußt, „Sternlose Nacht“ eines in Europa ausgebildeten Japaners gegenüber. Das ist doch einmal ein positiver Globalisierungseffekt! „Das Lied von der Erde“ ist dazu noch vielleicht Mahlers schönstes Opus. Nun gibt es endlich die Möglichkeit, Maestro Nagano live mit diesem Werk zu erleben!

Foto: Nicolas Ruel

Weitere Informationen unter www.festspielhaus.de 23


Wolfgang Roese

Foto: Rainer Muranyi

ORSO Rock Symphony Night Giovanni`s Zimmer Sa 02.10.2010 20:00 Uhr Veranstalter Rothaus Arena Ort Freiburg

nach James Baldwin Veranstalter KIEW / Kammerspiel im E – WERK Ort Freiburg

Endlich ist es soweit! Die RockSymphoniker des ORSO stellen ihr neues Konzertprogramm vor. Neben Rock- und Pop-Titeln halten erstmalig auch Soul- und Funk-Elemente Einzug in das Programm. Wolfgang Roese, künstlerischer Kopf des ORSO, hat sich diesmal u. a. Künstler wie Madonna, Depeche Mode, Jamiroquai, The Temptations, The Pointer Sisters sowie Metallica angenommen. Auch das ein oder andere Highlight aus dem aktuellen Filmmusik-Programm „Sounds Of Cinema“ wird zu hören sein und es wird auch niemand auf Deep Purple, Pink Floyd, Queen oder Supertramp verzichten müssen. Überraschungen inklusive.

Nachdem Jesse ¬Coston die Saison in Breisach als Regisseur mit neuem Besucherrekord abgeschlossen hat, präsentiert er am 30. September seine neue Inszenierung von Giovannis Zimmer von James Baldwin im E-Werk. Thema des Stücks ist der Mut zum Anderssein am Beispiel einer tragischen Liebesgeschichte, die im Pariser Schwulenmilieu angesiedelt ist. Coston, der das Stück bereits vor 30 Jahren schon einmal gespielt hat, betont, dass es ihm besonders darum gehe, zu zeigen, dass es auch heute noch mit großen Schwierigkeiten verbunden ist, seine eigene Sexualität zu finden und den Mut zu haben, diese zu leben. James Baldwin schildert diese tragische Bindung zwischen zwei Männern mit künstlerischem Takt und souveräner Offenheit.

Weitere Informationen unter: www.orso.org 24

Regie: Jesse Coston Es spielen: Steve Walter, Adam Sikora, Elisabeth Kreßler, Jakob Blessing, Rainer Muranyi Premiere: 30.09.2010 Weitere Termine: 1,2,3,7,9,10,14,15 u.16 Oktober jeweils 20 Uhr


„zwei licht tische“, 2010 von Claudio Magoni und Ursula Bohren-Magoni

Faulerbad 2010

Kunst auf der Liegewiese Skulpturenausstellung vom 19. September 2010 bis 20. Mai 2011 Neue Skulpturen präsentiert der Förderverein „Kunst im Faulerbad e.V.“ ab 19. September im Außenbereich des Freiburger Faulerbades. Unter dem Motto „Kunst auf der Liegewiese“ zeigen folgende Künstler aktuelle Arbeiten: Jörg Bollin, Margot Degand, Walter Diederichs, Roland Dörfler, Manfred Dörner, Christoph Düpper, Darko Kalic, Claudio Magoni, Ursula Bohren Magoni, Jürgen Oschwald, Vera Peter, Leonie von Rothen, Monika Schmidt, Alexander Schönfeld, Jörg Siegele, Peter Zimmermann und Heinz Treiber. Vernissage am Sonntag, den 19. September wird um 17:00 Uhr mit einem musikalischen Willkommen von Werner Englert eröffnet. Nach der Begrüßung durch Udo Eichmeier vom Kulturamt der Stadt Freiburg und Wolfgang Daum vom Förderverein Kunst im Faulerbad e.V. führt die Kunstexpertin Christine Moskopf mit einem Rundgang in die Ausstellung ein. Die „Kunst im Faulerbad“ ist seit elf Jahren eine Bereicherung des Kultursommers in Freiburg. Das Projekt geht auf die Idee des Freiburger Künstlers Jörg Siegele zurück, der es seit 1998 die jährlich wechselnde Dauerausstellung auf der Liegewiese des Freiburger Faulerbades organisiert. Dieser Brückenschlag zwischen ambitionierter moderner Kunst und dem eher profanen Ambiente eines öffentlichen Schwimmbades hat sich inzwischen zu einem Geheimtipp für Kunstliebhaber entwickelt. Vernissage: Sonntag, 19. September 2010, 17:00 Uhr, Fauler Str.1 Führungen: Christine Moskopf M.A. Öffnungszeiten: täglich von 12:00 bis 18:00 Uhr zu besichtigen.

Weitere Informationen unter www.kunstimfaulerbad.de 25


Kunst

Miriam Sturzenegger: se promener, lisant au livre de soi-mĂŞme, 2009 Foto: Ralph KĂźhne

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Annegret Eisele: Refraction / Lichte Weite, 2009 Foto: Goedewaagen Fotografie

durch die Wand mit Annegret Eisele, Pe Lang und Miriam Sturzenegger Galerie Kunsthaus L6 Ort Freiburg

Farbbahnen fliessen von der Decke und laufen auf dem Boden aus. Annegret Eisele ordnet sie meist in Gruppen, so dass sie sich durch ihre klaren Formen zu einem stabilen, aber dynamischen Ganzen verbinden. Anziehende Farben bricht sie mit nicht fassbaren Tönen. Die Grössen, Zwischenräume und Spalten schaffen Bezüge zum menschlichen Körper wie auch zum architektonischen Raum. Die Leuchtkraft der Farben erzeugt jedoch eine eigene sinnliche Dimension, die sich aus dem rechtwinkligen Gefüge der Architektur löst. Eisele ist eine von drei Künstlern, die von der Kuratorin Meret Arnold zur Ausstellung durch die Wand im Kunsthaus L6 eingeladen worden sind. Der Titel spielt mit den verschiedenen Funktionen einer Wand: die Wand als Hindernis, als etwas, das

die Sicht begrenzt, gleichzeitig aber auch etwas sichtbar beziehungsweise hörbar macht, indem sie Reflexionen erzeugt, Licht- und Schallwellen zurückwirft. Nicht zuletzt beschwört der Titel die Radikalität eines Kunstwerks, die im Entstehungsprozess wie auch in der Materialisierung zum Ausdruck kommt. Klänge und Licht sind wichtige Aspekte bei Miriam Sturzenegger und Pe Lang. Sturzenegger baut Wände aus weiss gestrichenen Holzplatten, die sich als Paravent im Raum auffalten. Sie schaffen eine offene Struktur, die eine Intensivierung des Raumgefühls und der Wahrnehmung bewirkt. Die Wände werden zu vibrierenden Membranen, die Geräusche aus dem Aussenraum ins Innere filtern und sich kontinuierlich im Licht verändern. 27


Pe Lang, moving objects series | n° 68 - 427, 2010 Foto: Pe Lang

Pe Lang, dem im Frühsommer der Swiss Art Award für seine Installation aus poetischen, kinetischen Objekten verliehen wurde, interessiert sich für Klänge und Bewegungen, die mit Erwartungshaltungen brechen und komplexe, nicht antizipierbare Abläufe und Muster entwerfen. Der autodidaktisch arbeitende Künstler entwickelt Software und Motoren, mit denen er Objekte zum Laufen und Materialien zum Klingen bringt. Die Effekte übertönen den technischen Ursprung mit ihrer lebendigen, organischen Wirkung. Bei allen drei Künstlern ist die sinnliche Erfahrung der Ausgangspunkt, von dem her sich Wege in weitere gedankliche Räume öffnen. Sie arbeiten in unterschiedlichen Medien, doch ist ihren Arbeiten eigen, dass sie sich einem von aussen aufgesetzten 28

Sinn entziehen und erst in der unmittelbaren Erfahrung durch den Betrachter eine sinnstiftende Wirkung entfalten. Die Ausstellung wird kuratiert von Meret Arnold Eröffnung: Freitag, 17. September, 18 Uhr Dauer der Ausstellung: 18. September bis 17. Oktober Öffentliche Führung mit der Kuratorin: So, 26. September, 15 Uhr Finissage mit einer Performance von Pe Lang: So, 17. Oktober, 17 Uhr Zur Ausstellung erscheint eine Publikation mit grossformatigen Abbildungen der realisierten Arbeiten. Weitere Informationen unter www.freiburg.de/kunsthausl6 www.annegreteisele.net und www.pelang.ch


www.post-fine-arts.com

Peter-Cornell Richter: Photographie Veranstalter: Katholische Akademie Freiburg

Die vertrauten Formen und Bewegungen von Wasser und Wind verwandeln sich in eine neue Substanz mit eigener Sprache. Der Fels, das Blatt, das Wildwasser sind noch erkennbar. Das Abbild in seiner Reduktion eröffnet neue Dimensionen, die die eigentlichen Strukturen der Natur sichtbar werden lassen und auch andere Deutungen eröffnen. »Nicht für die Augen alleine, für das Empfinden arbeite ich. Das Photographieren ist für mich mehr als nur das Reproduzieren eines vorgefundenen und arrangierten Anblicks. Die Poesie einer Begegnung, ein durch das Licht herbeigerufener flüchtiger Zustand lassen mich, im Versuch, eine dadurch angeregte Bildidee zu verwirklichen, zur Kamera greifen.« (Peter-Cornell Richter)

Hauptausstellung: Bernd Wehner, „Von der Leichtigkeit“ 17. September bis 23. Oktober 2010 Vernissage: Freitag, 17. September, 19 h Im Kabinett:

Ausstellungsdauer: 17. September bis 13. Oktober 2010 Eröffnung: Do, 16. September 2010, 20.00 Uhr, durch Herrn Telemach Wiesinger (Lichtbildner, Riegel am Kaiserstuhl). Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 8.30 bis 18.15 Uhr, Freitag von 8.30 bis 15.30 Uhr und während der Veranstaltungen der Akademie

‚Druckgraphische Arbeiten der Moderne‘

Weitere Informationen unter www.katholische-akademie-freiburg.de

POST FINE ARTS · Brombergstr. 17c · 79102 Freiburg

17. September bis 16. Oktober 2010 und anschließend KH Schmeißer, ‚Frühe Kleinformate‘ 19. Oktober bis 5. November 2010 Vernissage: Dienstag, 19. Oktober, 19 h

Tel. +49 (0) 761 3 19 68 75· contact@post-fine-arts.com Geöffnet Dienstag – Freitag 15 – 19 h · Samstag 12 – 18 h


»Ich will begreifen, was ich sehe« Der Maler Herbert Maier Veranstaltungsort: Morat-Institut Freiburg, Verlängert bis zum 25. September 2010!

Komplexe zeit-räumliche Erfahrung will der Maler Herbert Maier mit seinen teils monumentalen Lasurbildern vermitteln, die er „Speicher“ nennt. In den Hallen des Freiburger Morat-Instituts für Kunst- und Kunstwissenschaft finden sie noch bis zum 25. September ihren idealen Ausstellungsort. Der Kulturjournalist Stefan Tolksdorf sprach mit Herbert Maier über seine Weltreisen und den langen Weg von der Inspiration zum Bild.

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actlive: Ihrer Malerei gehen lange, zum Teil abenteuerliche Reisen voraus. Warum ist davon auf der Leinwand so wenig zu spüren?

Maier: Es stimmt, Reisen sind eine wichtige Inspirationsquelle für meine malerische Arbeit, aber das bedeutet nicht, dass ich unmittelbar motivisch auf Reiseindrücke reagiere. Es graut mir vor jeder Art von Exotismus. Zwischen einem auf einer Reise erfahrenem `Bild der Fremde` und einem Gemälde liegt ein langer Prozess der Sondierung und Sublimierung. Er beginnt mit Foto, Zeichnung oder Aquarell, koppelt sich vom motivischen Anlass aber dann weitgehend ab. Schon meine Skizzen und Fotos verraten zumeist nicht, wo sie entstanden sind.


Speicher/Grosses Mexiko, 2008/2009, Öl a. Lw., 240 x 990 cm Foto: Bernhard Strauss

Gebaute Strukturen scheinen Sie motivisch stärker zu faszinieren, als

Sie lassen sich sehr intensiv auf die Fremde ein, wandern wochen-

Landschaften oder Menschen.

lang durch Mali oder den Dschungel von Guatemala. Hat diese kör-

In meinen Skizzenbüchern finden sich auch Portraits. Was mich fasziniert, ist vor allem der intensive Blick aufs Detail. Die `gebaute Struktur` in Kultur und Natur entspricht eher meinem Anspruch, mit und in der Fläche Raumwirkung zu erzielen. Die eng gefügte Mauer eines Maya-Tempels, die Flechtwand einer afrikanischen Hütte oder der Lichtstrahl auf eine getünchte Wand liegt mir in dieser Hinsicht näher als etwa die Weitläufigkeit einer Steppenlandschaft ,die allerdings auch in die Arbeit mit einfließt.

perliche Grenzerfahrung auch mit Abenteuerlust zu tun?

Wie kommen Sie auf Ihre Reiseziele?

Das Sie zunächst auch fotografisch festhalten. Worin besteht die Ei-

Oft genügt nur ein Foto, um mich für ein Land zu interessieren, es muss aber ein starker Drang entstehen, das Gefühl, genau diese Reise passe jetzt zum Stand meiner Arbeit. Reisen ist für mich ja kein Urlaub. Was ich suche, ist nicht Erholung, sondern geistige Herausforderung, und die liegt für mich vor allem in der Gleichzeitigkeit unterschiedlichster Kulturen und Bewusstseinszustände. Es reizt mich, tief in ganz andere Weltwahrnehmungsmuster einzudringen und sie visuell zu erfassen.

genart Ihres fotografischen Blicks?

Mit dem Wort „Abenteuer“ stehe ich auf deutlichem Kriegsfuss. Mein intensivstes Erlebnis besteht im Begreifen, im tieferen Eindringen in komplexe Strukturen. Und ich merke, dass ich beim Zeichnen weit mehr erkenne als beim bloßen Anschauen. Dazu bedarf es geistiger Leere und Vorurteilsfreiheit, weshalb ich mich auf meine Reisen auch nicht durch intensive Lektüre vorbereite. Mein Abenteuer ist die Überraschung durch das Fremde.

Es geht mir um den Zusammenhang zwischen den Dingen und um das, was sie werden, wenn ich sie voneinander isoliere. John Berger hat einmal gesagt, Malerei entwickle ihre Sprache an den Erscheinungen, die sie übersetzt, Fotografie besitze gar keine eigene Sprache, sondern dokumentiere Vergangenes, ist retrospektiv. Die Idee meiner „Speicher“ ist, Zeiten und so auch das Vergangene zu aktualisieren, präsent zu machen. 31


Speicher/aus Naturzeit-Gebautezeit, 2006/2007, Öl a. Lw., 240 x 330 cm

In Ihren Bildern ist das Impuls gebende Erlebnis aber zugunsten von

Gibt es bei Ihnen noch eine Grenze zwischen Gegenständlichem und

Struktur und Farbe stark zurück getreten. Sie erzählen von nichts.

Abstraktem?

Von meinen Reisen erzählen meine Skizzenbücher. Die zeitliche Folge des Erzählens, das Nacheinander der Eindrücke möchte ich in meinen Ölbildern ja gerade eliminieren und ersetzen durch die Intensität des Gleichzeitigen. Was darin stattfindet ist eine Synchronisierung von Räumen und Zeiten, die das ursprüngliche Erlebnis allenfalls noch als Substrat enthält.

Nein. Jedes gemalte Bild von einem Gegenstand ist doch abstrakt, gemalt ist er nicht das reale Ding. Auf der anderen Seite kann sich Farbe, und wie ich schon sagte, sogar Leere gegenständlich verdichten. Schon beim Zeichnen überfällt mich Skepsis: Was sehe ich eigentlich, wenn ein Motiv durch das wechselnde Licht und eine veränderte Perspektive sich ständig einem statischen Sosein entzieht? Andererseits, wenn ich das Gesehene im Bild isoliere, muss ich die Dichte des verlorenen Zusammenhangs anderweitig wiederherstellen.

Die besondere Erlebnisqualität Ihrer Bilder liegt in der Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Sichtweisen: Ein Flächengefüge kann sowohl als rhythmisch durchpulster Raum, als auch gewissermaßen als Wand wahrgenommen werden. Liegt dieser Erfahrung ein konkretes Erlebnis

Versuchen Sie das über die Monumentalität Ihrer Bilder?

zugrunde?

Monumentalität hängt nicht am äußeren Format. Das kleinste Morandi-Stilleben kann monumentale Wirkung entfalten. Die Größe meiner Bilder hat vielmehr mit dem Körper des Betrachters zu tun, dass er quasi in sie hinein steigen muss. Die Erfahrung von Form und Fläche soll den Betrachter bis in seine Physis hinein erfassen. Ich mache meine Formate von meiner Absicht abhängig.

Als ich einmal die Katakomben von Neapel besuchte, entfernte ich mich von der vorgegebenen Touristenroute und stand plötzlich vor einem vollkommen dunklen Seitengang. Wie eine schwarze Scheibe schien dieser Raum auf mich zuzukommen, geradezu physisch vibrierend. Da wusste ich: Auch die Leere kann körperlich sein. Die schwarze Scheibe füllte mich innerlich aus und führte zu den „Leerekörper“ der großen Holzschnitte. 32


Skizzenbuch, Freiburg/Peru

Raumaufnahme im Morat-Institut Freiburg Foto: Bernhard Strauss

Skizzenbuch, Kreta

Herbert Maier verlängert bis zum 25. September 2010

Sie suchen beim Malen ein vertieftes Verständnis von Wirklichkeit. Ist das denn nur über die Fläche zu erreichen?

Das Bild ist zuallererst eine Fläche. Der Raum und die Dinglichkeit in meinen Bildern entstehen im Betrachter aus der Fläche heraus und fallen auf sie zurück. Wie der Sehvorgang Raum und Dinglichkeit erzeugt, das soll dem Betrachter latent gegenwärtig sein. Ich versuche auf dem Weg abseits einer konkreten Motivik in der Schichtung der Lasuren allmählich Dichte zu gewinnen, - ohne Volumen und Blick dirigierender Perspektive – bis ich ahne: Das hat jetzt ganz stark mit Realität zu tun, da kommt jetzt Realität ins Bild. In diesem Moment kommt die Fotografie ins Spiel und ich erkenne Gesehenes wieder. Sie ist wie ein Beweis, dass das Gemalte nicht eigentlich im luftleeren Raum Abstraktes ist. Dann schließt sich der Kreis. Was ich ´Rekonstruieren von Wirklichkeit´ nenne, ist also eigentlich ein vertieftes Wieder-Finden.

Morat-Institut für Kunst und Kunstwissenschaft Lörracher Str. 31 D - 79115 Freiburg i.Br. Tel + 49 - 761 - 476 59 16 Öffnungszeiten: Samstags 11h bis 18h, und nach Vereinbarung

Herr Maier, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Weitere Informationen unter www.herbertmaier.org

Weitere Informationen unter www.morat-institut.de


L´Or de l´azur
, 1967 Foto: Jaume Blassi

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La Sieste, 1925

Silence, 1968

Foto: bpk / CNAC-MNAM / Jean-François Tomasian

Foto: bpk / CNAC-MNAM / Jean-François Tomasian

Miró - »Die Farben der Poesie« Veranstalter: Museum Frieder Burda Ort: Baden-Baden bis 14.November 2010

Die große Sommerausstellung im Museum Frieder Burda widmet sich noch bis zum 14. November 2010 dem Künstler Joan Miró. Unter dem Titel „Miró. Die Farben der Poesie“ zeigt das Museum rund 100 Werke des Katalanen, der die Kunst des 20. Jahrhunderts so stark geprägt hat. Die Bilder decken sechs Jahrzehnte des Werks von Miró ab. Mehrere renommierte Privatsammler und Museen aus aller Welt haben Bilder nach BadenBaden geschickt: unter anderem das Centre Pompidou in Paris, die Fondation Beyeler in Riehen, die Kunstmuseen von Basel und Bern, die Phillips Collection in Washington und das Museo Thyssen-Bornemisza in Madrid. Es ist eine größere Zahl an Kunstwerken direkt aus dem Besitz der Familie Miró zu sehen, was eine äußerste Seltenheit ist. Auch die Fundació Joan Miró in Barcelona und Palma de Mallorca leiht dem Museum Frieder Burda hochkarätige Werke. Insgesamt sind über 30 internationale Leihgeber in die Miró-Schau eingebunden. Die farbenfrohen Gemälde bilden den Schwerpunkt der Ausstellung und werden durch Papierarbeiten, Keramiken und Skulpturen ergänzt. Kuratiert wurde die Ausstellung von Jean-Louis Prat. Er hat bereits

zu Lebzeiten Mirós Ausstellungen für ihn organisiert und war gut mit ihm befreundet. Jean-Louis Prat gilt als weltweit beachteter Experte zum Thema Skulptur. Er kuratierte für das Museum Frieder Burda 2008 bereits die Ausstellung „Die Skulpturen der Maler“ und im Jahr 2006 die große Chagall-Ausstellung, die über 190.000 Kunstinteressierte besuchten. Poetische Sprache „Miró malte nicht abstrakt oder figurativ, er verwendete eine sehr poetische Sprache in seinen Bildern“, erklärt Jean-Louis Prat. Zeitgenossen Mirós hätten die Farbe aus ihren Bildern verbannt, für ihn sei sie jedoch immer von enormer Bedeutung gewesen. Entsprechend dominieren Farben wie Rot, Grün, Gelb und Blau die Gemälde, die in der Ausstellung zu sehen sind und im natürlichen Licht des Richard Meier Baus erstrahlen. Miró bewunderte die Natur, alltägliche Objekte und ihre Schönheit faszinierten und inspirierten ihn. Freiheit, Humor, Leichtigkeit, aber auch ästhetische Brüche prägen das Werk des 1893 in 35


Der Sammler Frieder Burda (rechts) und Joan Punyet Miró, der Enkel Mirós Foto: Museum Frieder Burda, Baden-Baden

Femme et oiseau dans la nuit, 1945 Foto: Joan Ramon Bonet

Barcelona geborenen Malers, Zeichners, Keramikers und Bildhauers, der stets darum bemüht war, nicht in Stillstand zu verharren oder in der Vergangenheit zu leben. Gezeigt werden auch die seltenen kleineren Formate aus den frühen Schaffensjahren Mirós. Anhand dieser Werke lässt sich seine künstlerische Entwicklung nachvollziehen, von einer figürlichen Darstellung zu symbolhaften Bildmotiven und immer wiederkehrenden Zeichen. Diese geheimnisvollen Zeichen und Farbflecken auf der Leinwand, die einer Musik-Partitur gleichen, aber doch aus einer Art Traumwelt zu stammen scheinen, sind typisch für die Gemälde Mirós. Sie finden sich auch in den Keramiken und Skulpturen wieder, die den Bildern gegenübergestellt sind. Wendepunkte im Schaffen Mirós Die Ausstellung im Museum Frieder Burda hebt die Wendepunkte im Schaffen Mirós hervor. Joan Miró sagte selbst über sein Werk: „Die Menschen werden zunehmend besser verstehen, dass ich die Türen zu einer anderen Zukunft geöffnet 36

habe, einer Zukunft ohne Irrlehren und Fanatismen.“ Begleitende Wandtexte und historische Fotografien ermöglichen es den Besuchern, das Leben und Wirken Mirós nachzuvollziehen. Zur Ausstellung erscheinen ein umfassender Katalog sowie der Audioguide mit begleitendem Bildband. Info: „Miró. Die Farben der Poesie“ bis 14. November 2010 parallel in der Museumsgalerie (Untergeschoss) bis 19. September 2010 Sigmar Polke aus der Sammlung Frieder Burda 23. September – 17. Oktober 2010 Aya Takano (SWR3 New Pop Art Künstlerin 2010) 20. Oktober – 14. November 2010 Abstrakter Expressionismus aus der Sammlung Frieder Burda parallel im Medienraum (Untergeschoss) 20. Oktober – 14. November 2010 Richard Meier: Das Juwel im Park (Ausstellung zur Entstehungsgeschichte des Museum Frieder Burda) Weitere Informationen unter www.museum-frieder-burda.de


Illuminierte Hauptstr.

Foto: Bruno Illiuus

»Nacht der Museen«

am 03. September 2010 in Zell am Harmersbach von 19 -24 Uhr. Für Nachtschwärmer, Romantiker, Kunstfreunde und Wunderfitzige!

Malerei als Erkenntnispraxis »Malerei ist für mich visuelles Denken. Ich muss es im Bild sehen, im Widerspruch:

Eine besondere Atmosphäre bietet die 9. Nacht der Museen in Zell am Harmersbach. Lichterglanz, Live-Musik, traditionelle Gerichte, Stadtführungen bei Nacht, Kutschfahrten, ein Fackelweg durch die historische Altstadt und natürlich die Zeller Museen, mit ihrer einzigartigen Vielfalt und Spannungsbreite, laden zu einer unvergleichlichen Sommernacht in der ehemals kleinsten freien Reichsstadt ein.

Das Dingwerden, das Körper- und Raumwerden im Zeitlichen aus der Fläche heraus.«

Freier Eintritt zu den Attraktionen der Zeller Museumsnacht: -Storchenturm Museum -Fürstenberger Hof - Zeller Keramik mit Keramik Museum -Villa Haiss Museum für zeitgenössische Kunst -Hirschturm -Alte Waschkuchi Herber Maier Weitere Informationen unter www.zell.de

Künstler

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Begegnung am Nil, 160 x 130 cm, 2010

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Mehr als der Mann mit der Tube Ein Besuch bei Jürgen Brodwolf

Den Initialimpuls seines Werks hat der Künstler klar benannt: „Mit der Tubenfigur fing 1959 alles an…Die Biographie dieser Urfigur ist mit meiner Biographie aufs engste verknüpft – die eine ist ohne die andere nicht mehr denkbar“. Gemeint ist die Erkenntnis, dass weniger die Farbe, als die ausgedrückte Tube dem Wesen des Menschen entspräche, seinem Sehnen und Leiden in Gestalt jener embryonalen Gekrümmtheit, die gleichermaßen an Geburt und Tod gemahnt. „Urerfahrung“, nennt Jürgen Brodwolf diesen Ausgangspunkt seines Werks, doch hat sein Lieblingsmotiv in den folgenden beinahe fünf Jahrzehnten verblüffende Gestaltverwandlungen und -Verknüpfungen erfahren. Zur Pappmascheeplastik mutierte die bühnenhaft arrangierte Metalltube, zur bandagierten, fragilen Gaze- Figur, zur Bronzeplastik unterschiedlichsten Formats, zur röntgenbildhaften Bestandsaufnahme, ja selbst zur beklemmenden Groß- Installation. Bewegend ist er noch immer, der gekrümmte Körper im Raum, die existentiellste Reduktion des Menschen in der Haltung des Erwachens und Sterbens. Er ist Brodwolfs Markenzeichen, seine Obsession. Der Besuch in seinem Haus ist ein Gang durch ein Museum seiner Kunst und ihrer Inspirationen. Alberto Giacometti und Oskar Schlemmer grüßen von den Wänden und im karg möblierten

Hauptraum setzt die Zeichnung eines gotischen Chorfreskos einen sakralen Akzent. Allenthalben trifft der Blick auf gekrümmte Gestalten und spätestens im Dachgeschoss kann man sich des leichten Schauers nicht erwehren: Brodwolfs Figurenfundus erinnert mitunter an eine Aufbahrungshalle. Anderes wirkt wie in fossiler Erstarrung oder langsamer Metamorphose. Ein beleuchtetes Miniaturtheater mit beweglichen Drehbühnen, in das man wie in einen Guckkasten blickt, vervielfacht die silberne Tubenfigur mittels Spiegeln ins Unendliche. Ein ornamentales Panoptikum. Schließlich jene frühe, asketische Arbeit im Untergeschoss, - ein Schrein, der eine Allegorie des menschlichen Lebens zu bergen scheint: Bewegungsabläufe einer abstrahierten menschliche Figur hinter Glas, gereiht wie in einer Versuchsanordnung. Beginn oder Ende, beschrieben in wechselnden Krümmungsgraden. Da verwundert es kaum, zu erfahren, dass in diesem klostergleichen Haus viel geboren und gestorben wurde, es nacheinander als Siechenheim und Geburtsklinik diente. 39


Die Flut II, 130 x 160 cm, 2010

Der Künstler jedenfalls ist hier am rechten Ort. Er liebe das Markgräfler Land und seine Menschen“, bekennt der geborene Schweizer, „die Lebenden, wie die berühmten Toten und ihre Lebensgeschichten: Annette Kolb, René Schickele, Johann Peter Hebel…“ Bestimmend war für ihn stets der Einfluss der Literatur; insbesondere des absurden Theaters, das ihn begeisterte, damals im Berlin der fünfziger und sechziger Jahre, als er mehr Anschluss an die literarische als an die Künstler-Szene fand: „Ich konnte nicht anders, als die Bildfläche als Bühne zu begreifen.“ Indem er Plexiglasplatten mit transparenten Zeichnungen aus rot erodierten Stahlrahmen zieht – Erinnerungsarchiv eines halben Jahrhunderts, schwärmt er vom Wolkenlesen auf dem Tüllinger Berg: „Sie machen das, was ich immer tun wollte: fließend schöpfen!“. Auch die Frage nach der Unfertigkeit, stellt sich hier nicht. Auch seine Figuren seien nie ganz zu Ende geformt: „ich kann mich nie ganz entscheiden, wann sie vollendet sind.“ Die Bewegung des Flusses, die Gestaltfindung in der Verformung hat seinen jüngsten Arbeiten Ausdruck verliehen: Bronzeplastiken und Eisengüsse, die er im alten Gewölbekeller aufbewahrt: Die Vereinzelung seiner Figur, - auf diesen teils amorphen Reliefs ist sie gewissermaßen im Sozialen aufgehoben. Seine Arbeit wird 40

erzählerisch: Gruppen von Gestrandeten, kopflose Rudimente im stummen Dialog – in einer Katastrophenlandschaft. Das Thema „Flut“ bewege ihn – nicht erst seit dem Tsunami. Sein Elternhaus bei Brienz wurde von einer Schlammlawine beinahe zugedeckt und auch in seinem Sommerdomizil im Tessin hat er die Tücken der Natur erfahren. Dort findet er die für sein Schaffen unabdingbare Ruhe, eine Welt im Kleinen, „mein Tibet“. Der Eindruck von Brodwolfs Figuren mag andere Erwartungen wecken, doch vor uns sitzt kein existentiell Beladener, sondern ein liebenswerter Sucher, der Gelassenheit gelernt hat, auch in Bezug auf seine Kritiker. Die Tube sei längst ausgedrückt, hieß es immer wieder, doch Jürgen Brodwolf weiß: Zu seinen Lebzeiten erschöpft sich das Thema nicht. Im Gegenteil: die Fülle seiner Möglichkeiten fühlt er wachsen - analog zu den schwinden Jahren: „Schauen Sie, meine Bronzegüsse! Sehen sie nicht aus wie Felsen im Versasca-Tal? In der renommierten Galerie Henze-Ketterer-Triebold in Basel-Riehen wird er erstmals diese neuen Plastiken präsentieren; zeitgleich im ehemaligen Großherzoglichen Palais in Badenweiler seine BuchProjekte: Hommagen an die geliebten Dichter sublime Bildpoesien, die Zeit brauchen, zum Blättern, Erkennen und Assoziieren.


Brodwolf Atelier

JÜRGEN BRODWOLF Neue Werke vom 28. August – 27. November 2010 Veranstalter: Galerie Henze & Ketterer & Triebold Ort: Riehen/Basel

Das Lochbild-Portrait der verehrten Meret Oppenheim etwa dünnt von Seite zu Seite mehr aus, bis zum völligen Verschwinden. Das Zitat des Schriftstellers Erhard Kästner „Jeder Mensch braucht etwas Wüste“ gerät ihm zum Anlass von Kasten-Bilden, in denen Farbpigment über alte Fotos rieselt, der Briefwechsel zwischen Thomas Mann und René Schickele wird zur Vorgabe einer Collage, die figurenhaft auch die Asche aus dem heimischen Herd mit einbezieht – immer wieder das Thema Zeit! Bei der Hommage an den Jubilar des Jahres, Johann Peter Hebel, fand ein Zufallsfund Verwendung: Dokumente aus der Lebenszeit des Poeten und Kirchenmanns, die er im alten Pfarrhaus Vogelbach entdeckte. Dort, an seinem Wohnsitz im Markgräfler Land, hat Jürgen Brodwolf vor einem halben Jahrhundert sein Thema entdeckt. Doch lässt sich der poetische Bildschöpfer auf den Spuren der Dadaisten und Surrealisten nicht auf den Künstler der Tuben reduzieren. Dies beweisen einmal mehr die zwei laufenden Ausstellungen Doch wen wundert s´: Brodwolfs Lieblingsgedicht ist Hebels „Vergänglichkeit“.

Weitere Informationen unter www.juergenbrodwolf.de

Dem seit über 50 Jahre währenden zentralen Motiv der Figur, insbesondere der Tubenfigur, treu bleibend hat der Künstler Kompositionen zusammengefügt, in denen der Verlauf, die Geschichte der Figur ablesbar wird. Diese begleitet seit 1959 das Schaffen des Künstlers und erscheint in immer neuen Varianten in seinem Werk. Nun sind sind in den vergangenen Monaten neue Figurenkästen, Figurenbilder und Bronzen im Atelier-Haus in Kandern entstanden, welche die ganz konsequente künstlerische Entwicklung in Brodwolfs Werk widerspiegeln. Unsere Ausstellung, zu der wir Sie herzlich in unseren Galerieräumen in Riehen/Basel begrüssen, umfasst die abgebildeten Werke sowie weitere neue Arbeiten des Künstlers.

Vernissage: Samstag, 28.08.2010, 12-19 Uhr Öffnungszeiten: Di - Fr: 10 - 12 Uhr und 14 – 18 Uhr Sa: 10 – 16 Uhr, So und Mo geschlossen

Weitere Informationen unter www.henze-ketterer-triebold.ch


Dieter Krieg (1937-2005), ohne Titel (Model), 1999 Š VG Bild-Kunst, Bonn 2010

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Norbert Kricke (1922-1984)

Karl Otto Götz (geb. 1914), „17.5.1954“, 1954

Raumplastik, 1961

© VG Bild-Kunst, Bonn 2010

Das Museum Das Museum für Aktuelle Kunst – Sammlung Hurrle Durbach

Mit der Eröffnung des Museums für Aktuelle Kunst – Sammlung Hurrle Durbach am 10. Juli 2010 wurde die facettenreiche Kulturlandschaft am Oberrhein durch eine ganz besondere Institution für moderne und zeitgenössische Kunst bereichert. Das neue Museum mit rund 1.700 Quadratmetern Ausstellungsfläche befindet sich im 4. Obergeschoss des Hauses Vier Jahreszeiten und bietet dem Besucher, neben einer außergewöhnlichen Sammlerperspektive, einen Ort zum Sehen, Staunen und spielerischem Lernen. Initiator und Gründer des Museums ist der Sammler Rüdiger Hurrle, der dem Museum seine Sammlung zur Verfügung stellt. Im halbjährlichen Rhythmus werden wechselnde Präsentationen gezeigt und vertiefende Sonderausstellungen veranstaltet. Die Eröffnungsausstellung Den Anfang macht die Ausstellung „Wegbereiter – Wegbegleiter. Kunst der letzten 60 Jahre“, die erste Einblicke in die

Sammlung Hurrle gewährt. Im Zentrum dieser Sammlung stehen die deutsche Kunst nach 1945 und ihre Vorläufer zu Beginn der 1920er Jahre (u.a. Walter Dexel, Adolf Hölzel, Gretel Haas-Gerber). Gelegentlich entdecken die Besucher auch eine regionale Akzentuierung, was am Oberrhein den Blick über die Grenzen nach Frankreich und in die Schweiz einschließt. Insgesamt laden 225 Bilder, 25 Skulpturen und fünf größere Installationen von mehr als 170 Künstlern zum Kunstgenuss ein. Die Ausstellung präsentiert einen dichten und niveauvollen Querschnitt durch das Kunstgeschehen der letzten 60 Jahre – in ihrer Form einzigartig in deutschen Museen! Der historischen Entwicklung entsprechend lassen sich das Nebeneinander und gelegentliche Gegeneinander von abstrakter und figurativer Kunst ablesen. Mit Hauptwerken des deutschen Informel der 1950er und 1960er Jahre, unter anderem von Künstlern aus den Gruppen „Quadriga“ und „ZEN49“, sowie den zeitgleich in Frankreich entstehenden „Realités Nouvelles“ bildet die „Lyrische Abstraktion“ einen Schwerpunkt 43


Ernst Wilhelm Nay (1902-1968), „Gelb zu Grau“, 1954

der Sammlung. Werke von K.R.H. Sonderborg, Peter Brüning, Karl Otto Götz, Emil Schumacher und Thomas Grochowiak treten in Dialog mit Bildern von Rupprecht Geiger, Adolf Fleischmann, Theodor Werner, Ernst Wilhelm Nay oder Rolf Cavael. Ebenso große Aufmerksamkeit wird den Brüchen und Kontinuitäten in der Entwicklung der Figuration in den 1920er Jahren und nach dem Zweiten Weltkrieg geschenkt. Werke von Paul Kleinschmidt, Karl Hubbuch, Otto Laible, Karl Hofer oder Otto Dix führen dabei anschaulich die Fortschreibung einer „Tradition der Moderne“ vor Augen. „Das Unbekannte in der Kunst“ und die Anfänge einer „Neuen Figuration“ werden nicht nur von Willi Baumeister und HAP Grieshaber, sondern auch durch die nächstjüngere Generation, etwa mit Werken von Horst Antes, Herbert Kitzel, Rainer Küchenmeister, Hans Baschang oder Heinz Schanz formuliert. Von der „Karlsruher Figuration“ führt der Weg über die Protagonisten der Münchner Gruppen - „Spur“ mit Lothar Fischer, Heimrad Prem, Helmut Sturm, H.P. Zimmer, 44

- „Wir“ mit Heino Naujoks, Florian Köhler, Helmut Rieger, - „Geflecht“ mit Reinhold Heller, Hans Matthäus Bachmayer - „Kollektiv Herzogstraße“ mit Heiko Herrmann, Dietrich Bartscht, Thomas Niggl, Helmut Sturm, Heinz Weld u.a. direkt in die bewegten 1980er Jahre, in der nicht nur den „Jungen Wilden“ im Westen, sondern auch der ganz eigenständigen Entwicklung der Kunst in der ehemaligen DDR Aufmerksamkeit geschenkt wird. Dem „Phänomen Berlin“ als Inselmetropole wird dabei in ungewöhnlichen Gegenüberstellungen Rechnung getragen. Der Besucher trifft auf Werke von Bernd Koberling, Bernd Zimmer, Markus Lüpertz, Helmut Middendorf, Georg Baselitz, K.H. Hödicke, Elvira Bach, Jörg Immendorff und Rainer Fetting sowie auf Wolfgang Mattheuer, Arno Rink, Willi Sitte, Volker Stelzmann und Hartwig Ebersbach. Die Zeitreihe der letzten 60 Jahre Deutsche Kunst wird aufgelockert durch einige ausgewählte Einzelpositionen, die jeweils mit Werkblöcken in der Sammlung vertreten sind. So sind


Horst Antes (geb. 1936), Ocker-Figur mit Wunde, 1970 © VG Bild-Kunst, Bonn 2010

Felix Droese, Johannes Grützke, Herbert Kitzel, Florian Köhler, Dieter Krieg, Georg Karl Pfahler und Hans Scheib eigene Räume gewidmet. Konzentriert sich die Sammlung bis in die 1990er Jahre auf die klassischen Medien Malerei, Bildhauerei und Graphik, so erweitert sich das Spektrum bei den Werken junger, zeitgenössischer Kunst auch um Fotografie und installative Werke. Mit der von Rüdiger Hurrle inszenierten Reihe „Profile in der Kunst am Oberrhein“ stehen hier Absolventen der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe und der Stuttgarter Hochschule sowie die jüngste Künstlergeneration aus Baden-Württemberg im Zentrum. Sie haben in Berlin einen neuen Brennpunkt gefunden und bestimmen von dort aus die internationale Situation mit: neben Wolf Pehlke, Harald Häuser, Robert Schad oder Gabi Streile sind dies die jungen Künstler Nicole Bianchet, Peter Böhnisch, Tim Ernst, Wolfgang Ganter, Donna Stolz oder Wolfgang Lugmair.

Zum Abschluss der Ausstellung findet der Besucher Werke der international bekannten Objektkünstler John Bock und Andreas Slominski sowie überraschende Installationen des Schweizers Christian Herter und des Musée Igor Balut Paris. Diese Highlights aktueller Kunst sind eigens für das Durbacher Museum konzipiert worden. In der Museumscafeteria lässt sich der Besuch in entspannter Atmosphäre ausklingen. Bei einer Tasse Kaffee oder einem Glas Durbacher Weinspezialitäten können die Besucher beeindruckende Ausblicke in den Schwarzwald, in die Rebhänge des bekannten Weinortes Durbach sowie in die Rheinebene bis hin zu den Vogesen genießen. Laufzeit der Ausstellung: 10. Juli – 14. November 2010

Weitere Informationen unter www.museum-hurrle.de 45


Regula Stocks alias Honorée

»Assemblage Mystique« Veranstalter European Art Gallery Ort Badenweiler 21.08. – 28.09.2010

Wer kennt nicht die Ikonenwand oder Ikonostasis, wie sie in griechisch-orthodoxen Kirchen, vor allem in Rußland, den Altarraum von der übrigen Kirche trennt und deren Ursprung bis zum Pantheon in Rom zurückreichen dürfte? Steht man nun als Betrachter vor Honorées großformatigem Triptychon (360 x 115.5 cm) – der Mitteilteil allein hat 116 Kassetten, zu denen auf den Flügeln je 49 weitere kommen – so kann der Eindruck einer „Urverwandtschaft“ entstehen. Zwar bilden christliche Motive die Ausnahme, doch die Figuren, Masken, Symbole und Ornamente könnten der Schatzkammer vieler Kulturen entstammen. Nennen wir also diese Wand mit den farblich fein abgestimmten, gerahmten Miniaturen einfach eine Idolostasis, laut dem ursprünglichen Wortsinn „Gestalt“. Das Raffinement, mit dem diese oft sakral wirkenden Bilder zusammen gestellt sind, erlaubt keine Zuweisung zum Genre naiver Kunst.

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Triptychon von Regula Stocks alias Honoré

Auch der Einwand, die drei Tableaus entbehrten einer Mitte, lässt sich nicht halten: Hat doch jede Kassette ihren eigenen, sinngebenden Fokus, dem nichts überzuordnen ist. Sehen wir uns in der neueren Kunstgeschichte nach stilistisch vergleichbaren Werken um, so fällt uns vielleicht die Pariser Malerin Séraphine Louis (1864-1942) mit ihren fantasievollen Floralbildern auf, aber auch der französische Meister Jean Lurçat (1892-1966), der mit die schönsten Tapisserien der Gegenwart schuf. Und doch: Die harmonische Ausstrahlung des Triptychon von Honorée ist wohl unvergleichlich. (E. Sturm, Basel, Dezember 2009) Die European Art Gallery zeigt vom 21.08.-28.09.2010 die Werke der Objektkünstlerin Regula Stocks alias Honorée (*1955 Lörrach). „Assemblage Mystique“, Werke aus, „Trouvailles“, Perlen, Stoffteilen, Glas, Papier, Holz, Metall, Farbschichten, dreidimensionale

Objekte entstehen, Idole, Kachinas, Amulette, Totems, Fellmasken. In den Arbeiten findet sich Hinweise auf die Kunst Altpersiens, auf die des Nahen Ostens, auf Garnbilder der Huichol der Sierra Madre Mexikos, auf Scharrbilder der prähistorischen Nazca-Kultur oder Goldarbeiten der Muisca oder Tolima-Kultur Kolumbiens, um nur einige zu nennen. Ab 2. Oktober 2010 zeigt die Galerie die Ausstellung, „Herrlich Weiblich“, mit Künstlern der Galerie. Weitere Projekte außerhalb sind: „Kunst am See“ im Seehotel Kronenhof (Bodensee in Berlingen (CH) Mark Bleuler (Maler, geb. Luzern) mit „Bis du das?“ vom 03.0921.-12.12.2010 Weitere Informationen unter www.european-art-company.eu 47


Tintenherz, Foto: MGMG

So ein Theater! 21. Staufener Kulturwoche vom 1. – 17. Oktober 2010 Veranstalter Stadt Staufen

In diesem Jahr wird die Staufener Kulturwoche zum 21.Mal durchgeführt und wir laden Sie herzlich zu diesem Festival ein. Hervorgegangen aus den Baden-Württembergischen Literaturtagen, die 1989 in Staufen stattfanden, stand die Kulturwoche Jahr für Jahr unter einem anderen Motto. Kabarett, Theateraufführungen, Lesungen, Konzerte, Filme und Vorträge haben sich jeweils mit diesem Thema beschäftigt – in diesem Jahr nun liegt der Schwerpunkt auf verschiedenen Theaterinszenierungen. Landesbühnen, Stadt- und Staatstheater, Privattheater, Amateurtheater und freie Theater – Deutschland ist das Land mit der größten Theaterdichte der Welt. Rund 31 Millionen Zuschauer aller Altersklassen besuchen Jahr für Jahr die fast 110.000 Auf48

führungen in den etwa 150 öffentlich getragenen Theatern, den ebenso vielen Spielstätten und Festivals ohne festes Ensemble, in den rund 280 Privattheatern und bei den ca. 100 deutschen Tournee- und Gastspielbühnen ohne festes Haus. Hinzu kommt noch eine schier unüberschaubare Anzahl freier Theatergruppen. Zu einem kleinen Einblick in diese Vielfalt unserer einmaligen Theaterlandschaft soll unser diesjähriges Programm beitragen, zu dem wir Sie herzlich einladen. Auch Dank der Unterstützung unserer Sponsoren können wir in diesem schwierigen finanziellen Jahr für die Stadt dieses Kulturfestival wieder durchführen – dafür ein herzliches Dankeschön! Weitere Informationen unter www.staufen.de


Nachtigallen Schirm

Freitag 1.10. 17.00 Uhr SPK Vernissage/Signier- u. Zeichenstunde PETER GAYMANN Cartoons in Anwesenheit des Künstlers Ausstellung bis 22.10.2010 19.40 Uhr Joki Bad Krozingen Spielfilm-Klassiker „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ USA 1866 20.00 Uhr Martinsheim Young Opera Company I LOVE YOU, YOU‘RE PERFECT, NOW CHANGE Samstag 2.10. 20.00 Uhr Martinsheim Theater 1098 „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ von Edward Albee Sonntag 3.10. 16.00 Uhr Stubenhaus Vortrag Dr.NONI HÜFNER Die Kunst der Ehezerrüttung 19.00 Uhr Martinsheim Erzähltheater BEA VON MALCHUS Die 7 Todsünden Mittwoch 6.10. 20.00 Uhr Martinsheim Politisches Kabarett HEINRICH PACHL Die Spur der Scheine Freitag 8.10. 15.00 Uhr Bibliothek Theater Maskara (ab 5 J.) „Der Goldene Vogel“ 20.00 Uhr Stubenhaus Hand-, Schatten- u. Bauchtheater GÜNTER FORTMEIER Hand in Sicht - Meerdeutige Comedy 20.00 Uhr AKT PREMIERE Auerbachs KT DER SPIELER nach Dostojewski Regie:E Busch Samstag 9.10. 20.00 Uhr Martinsheim Opernparodien ANNETTE POSTEL Sing oper stirb - Operette sich wer kann

Annette Postel

Sonntag 10.10. 19.00 Uhr Martinsheim Multimediale Bühnenshow STAGE TV Coloro Das hat die Welt noch nicht gesehen Mittwoch 13.10. 20.00 Uhr Martinsheim Premium-Country-Konzertlesung THOMMIE BAYER & DIE NACHTIGALLEN Aprilwetter Mi/Do 13./14.10. 20.00 Stubenhaus Freiburger Puppenbühne FAUST- die Puppenschau Donnerstag, 14.10. 20.00 Uhr Bürgerhaus Wettelbrunn Folklore aus Paraguay Ana Bernal und Javier Miers Freitag 15.10. 16.00 Uhr Martinsheim Kindertheater ab 6 J. TINTENHERZ von Cornelia Funke 20.00 Uhr Stubenhaus Mundart mit Chormusik WOLFGANG SCHÄFER & DIE CANTANTEN Johann Peter Hebel Samstag 16.10. 20.00 Uhr Stubenhaus Literarisches Cabaret CHRISTOF STÜHLIN Deutschland. Wir bitten um Ihr Verständnis Sonntag 17.10. 16.00 Uhr Stubenhaus DER BELCHE STOHT VERCHOHLT... Hebels großes Poem Gedicht „Vergänglichkeit“ Rezitation: Markus Manfred Jung Vortrag Prof. Hans-Martin Gauger 19.00 Uhr Stubenhaus Konzertlesung NINA HOGER, ANNE EHMKE & THE CURIOUS Literatursommer 2010 Ein Hebel-Abend

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Verschiedenes Alle Termine und Tickets www.actlive.de

Ulan und Bator Wirrklichkeit (Comedy) Fr / Sa 17. / 18.09.2010 Veranstalter Vorderhaus Ort: Freiburg

20:30 Uhr

Zwei Männer in Grau warten auf der Bühne, wie das Publikum auf den Beginn der Veranstaltung. Plötzlich machen die beiden eine Entdeckung: kurioserweise und auch für die Herren selbst nicht ganz nachvollziehbar finden sie in ihren Hosentaschen Mützen vor ... Mützen, die die Träger zum Mittelpunkt eines für sämtliche Lachmuskeln gefährlichen, insgesamt sehr skurrilen Abends machen. Spiegeln die beiden „das Publikum“? Oder sind sie Insassen einer Anstalt? Oder erleuchtete Clowns? Die Fragen bleiben offen in dieser neuartigen Bühnenkunst, die ohne doppelten Boden, Einspieler und Tricks auskommt. Gänzlich ohne roten Faden wird das Publikum mit durch das irrwitzige Programm genommen, das sich jeden Abend anders präsentiert und neu (er)findet wie beim Jazz. Wenn es einen humoristischen Beleg für Paralleluniversen gibt, dann in Ulan & Bators „Wirrklichkeit“. Weitere Informationen unter www.vorderhaus.de

Sebastian Reiß / Herbert Schäfer Reiß liest …- Sebastian Reiß und Gast stellen Lieblingsbücher vor (Lesung) So 17.10.2010 19:00 Uh Veranstalter Vorderhaus Ort: Freiburg Jedes Jahr wird man von einer Welle neuer Romane überrollt. Ein wenig Orientierung im Bücherdschungel wird uns Sebastian Reiß geben. Er wühlt sich durch Berge von Neuerscheinungen, um ganz subjektiv seine Entdeckungen und damit neue Lieblingsbücher vorzustellen. Reiß preist die Bücher nicht einfach nur an, sondern er liest auch daraus vor. Sein Gast ist der Schauspieler Herbert Schäfer. Schäfer war lange im festen Ensemble des Theater Freiburg und arbeitet mittlerweile als freier Schauspieler u.a. am Bay. Staatstheater München, Schauspielhaus Zürich und als Sprecher bei arte, SWR und bei zahlreichen Hörbuchproduktionen. Sebastian Reiß arbeitet als Produzent und Regisseur bei Sprach- und Hörbuchaufnahmen und ist Lesestimme bei diversen Literaturfestivals.

Einladung ins Mittelalter:

Weitere Informationen unter www.vorderhaus.de

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Glanz und Untergang der Hohenstaufen

Drei Bustouren zur Mannheimer Großausstellung „Die Staufer und Italien“ Über 30 Jahre nach der wegweisenden „Staufer-Ausstellung“ in Stuttgart 1977 widmen die Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim dem bedeutendsten deutschen Herrschergeschlecht des Mittelalters eine spektakuläre kulturgeschichtliche Historienschau: „Die Staufer und Italien“. Der Kulturjournalisten und Studienreiseleiter Stefan Tolksdorf organisiert zu diesem Anlass zwei interessante Tagesfahrten am 9. Oktober und 20. November, (Tel. 0761 500293) und eine dreitägigen „großen Staufer-Fahrt vom 15.-17. Oktober (Tel: 07661/ 9019200). Besucht werden unter anderem das Kernland der Staufer um die namensgebende Burg Hohenstaufen, das Hauskloster Lorch, die Kaiserpfalz Wimpen, die Reichsburg Trifels mit der Ausstellung der Reichsinsignien und der Kaiserdom von Speyer. Zwei Übernachtungen in guten Hotels bei Göppingen und Heidelberg, Führung durch die große Mannheimer Ausstellung, Schiffahrt auf dem Neckar. Filme, Musik und Kurzvorträge. Eine Einladung ins Mittelalter!


Impressum Kultur in Baden www.actlive.de

Visuelle Kommunikation Print/ Packaging/ Web/ seP/oK t 2010 Kostenlos

Kunst MusiK theater Klaus Maria Brandauer: Kapitän Ahab

sonstiges

» Alle Termine und Tickets unter www.actlive.de

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Herausgeber: Stefan Sinn (V.i.S.d.P.) sinn@zeitform-medien.de Redaktion:

Stefan Tolksdorf, Alexandra Lippeck M.A.

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Christoph Rankers www.rankers-kreation.de

Verwaltung: Telefon: E-Mail:

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Verlag: Zeitform Medien GmbH Kulturpark Freiburg Haslacherstraße 43 79115 Freiburg Geschäftsführung: Stefan Sinn Telefon: 0761 / 76 776 90 Fax: 0761 / 76 776 99 www.zeitform-medien.de Copyright für Inhalt: Alle Bilder:

Die Herausgeber. Alle Inhalte sind vollumfänglich urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur mit schriftlicher Genehmigung. So weit nicht anders angegeben vom Veranstalter 51


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