RCKSTR Mag. #147 | Juli 17

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#147 | JULI 2017

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TRADITIONS-FIGHTER MIT TIEFGANG

TEKKEN 7

VETERANENTREFFEN

BANDAI NAMCO

Ein paar neue Figuren, einige neue Techniken, eine neue (und komplett bescheuerte) Geschichte: «Tekken 7» bietet das, was Fans von der Reihe erwarten und stösst blutige Anfänger damit vor den Kopf. von Schimun Krausz Left Punch, zweimal rasch Left Kick, danach das Steuerkreuz nach rechts unten und schliesslich nochmals Left Kick – so, äh, simpel befehlen Sie Serien-Liebling Jin in «Tekken 7» die Feint Kick Combo. Ist ja noch lernbar, denken Sie, knacksen selbstgefällig mit den Fingern und verschlucken sich an Ihrem Lutscher, als Sie merken, dass jeder der knapp 40 Kämpfer über 70 bis 80 solcher Moves verfügt. Wenn Sie jetzt noch nicht das Handtuch geworfen haben, sind Sie entweder ein «Tekken»-Veteran oder einfach unglaublich leidensfähig, äh, lernwillig. Ödipuskomplex Obwohl Kenner und Neulinge grundlegend unterschiedliche Spielerlebnisse haben, dürften sie sich in einem Punkt einig sein: «Tekken 7» ist ziemlich schwach auf der Brust. Also abgesehen vom Figuren-Roster, das auf der männlichen Seite übrigens das absolute Gegenteil von schwach auf der Brust ist – ernsthaft, die Typen sehen alle aus, als würden sie auf Instagram Fitness-Profile mit weit über einer Million Follower unterhalten. Die ein- bis dreistündige Singleplayer-Kampagne (je nach Schwierigkeitsgrad, der finale Gegner sorgt schon auf «Normal» für gegen die Wand geschmetterte Controller) dreht sich (glaubs) um einen Sohn, der wegen seiner toten Mutter seinen Vater lynchen will, ein Robotermädchen, das ständig seinen Kopf verliert und eine Frau, deren Doppel-D-Körbchen sich auch bei Dropkicks in Überschallgeschwindigkeit kaum einen Millimeter bewegen – gute Gene oder guter Chirurg? Klä-

ren wir noch ab. Wer die Serie kennt, freut sich ob der komplett überzeichneten Klischee-Handlung, wer ohne Vorwissen antritt, versteht nicht mal Bahnhof und beim lahmen Erzähler pennen ausnahmslos alle weg. Dazu gibt’s nette Story-Missionen für alle Fighter und eine halbe Handvoll weiterer Offline-Modi; darunter Zwei-Spieler-Matches und Treasure Battle, wo Sie eine Vielzahl der Kostüme und Gadgets (die lächerlichsten/grossartigsten sehen Sie auf der nächsten Seite) freischalten können. Am Grundprinzip ändert sich aber nie etwas, es prügeln sich stets zwei wild frisierte Muskelberge die virtuelle Seele aus dem Leib. Onlinekomplikation Das gilt auch für die Online-Sparte: Egal, ob schnelles Match, Tabellen-Kampf oder Turnier – es bleibt einer gegen einen, Faust gegen Beisserchen, Ferse gegen Schienbein. Wenn ein Internet-Fight zustande kommt, läuft er gut, auch bei Begegnungen mit Hobby-Kneipenschlägern jenseits der Weltmeere. Bis so einer aber gefunden wird, kann auch schon mal ein Viertelstündchen verstreichen. Warum? «Tekken» ist doch bekannt, beliebt, begehrt. Oder? Während Sie warten, verfeinern Sie Ihre Kampfkunst. Jedoch: Dabei die Tastenkombis für die Moves nachschlagen ist nicht (ausser, Sie Multitasker bedienen zusätzlich ein Smartphone mit Internetzugang), was weder logisch noch einsteigerfreundlich ist. Anfänger suchen auch Tutorials (mit Ausnahme von geschätzt drei Erklär-Pop-ups während der Story) vergebens. Klar, die Moves sind im Pausenmenü abrufbar und im Übungsmodus gibt’s zugehörige Demovideos, an die Hand nimmt Sie «Tekken 7» aber nie und lockt Sie auch nicht mit Vielfalt. Stattdessen wartet richtig viel Tiefe auf jene, welche Moves pauken, bis die Daumen wundgescheuert sind. Und dann liegt vielleicht auch mal ein Online-Sieg drin, ohne die neue, überpowerte Rage-Art-Attacke einzusetzen. ; jetzt für PS4, Xbox One und PC

7j


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