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Büro-Trends im Wandel der Zeit

Wie sich doch unsere Bürolandschaft über die Jahrzehnte verändert hat! Seit den ersten Büros im 18. Jahrhundert haben diese Arbeitsräume mehrere Trendwellen erlebt: vom Grossraumbüro über das repräsentative Chefbüro bis hin zum Home- und digitalen Office. Der Arbeitsplatzexperte Steelcase beleuchtet im nachstehenden Artikel vier historische Büro-Trends. Dabei wird auch der Frage auf die Spur gegangen, ob die USA oder Europa der Trendsetter war. Und der Blick voraus, wie das Büro der Zukunft aussehen könnte, darf natürlich auch nicht fehlen.

Das Office in den 1960-er Jahren, Bild: © Steelcase

Die ersten Büros, also Räume, die ausschliesslich für Schreibtischarbeit gedacht waren, kamen um 1800 als Kontore für Händler, Beamte oder Handwerker auf. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren in Europa indes noch kaum mehr als drei Prozent aller Beschäftigten als Büroangestellte tätig; heute liegt der Anteil bei rund 50 Prozent. Dabei wurde die Entwicklung der Office-Landschaft von verschiedenen Strömungen beeinflusst und hat sich oftmals an Ideen aus den USA orientiert – wobei aber auch Europa eine entscheidende Rolle spielte.

Trend 1: Grossraumbüros und der Wunsch nach Effizienz Wie keine andere Büroform steht das Grossraumbüro für Effektivität, Produktivität und Flächeneffizienz. Um das Wirtschaftswachstum nach dem zweiten Weltkrieg zu meistern, hielten in den USA die offenen Bürostrukturen bereits Mitte des 20. Jahrhunderts Einzug. In Europa folgte diese Entwicklung erst einige Jahrzehnte später.

Heute stehen für Organisationen vor allem Fortschritt, Wachstum und Innovation im Fokus. Im Umkehrschluss investieren

sie weiterhin in Grossraumbüros, da diese kollaboratives und kommunikatives Arbeiten sowie gemeinschaftliches Lernen am besten unterstützen sollen. Der Trend zum Grossraum hat sich in den USA bis heute wesentlich stärker durchgesetzt als in Europa: 50 Prozent der Amerikaner arbeiten in sogenannten «Open Spaces», jedoch nur 25 Prozent der Europäer. Ein Grund dafür könnte sein, dass Europa im Unterschied zu den USA stark von bestehender Baustruktur geprägt ist: Die klassischen Verwaltungsgebäude mit langen Fluren und Einzelbüros können erst nach und nach in Grossraumbüros umgewandelt werden.

Trend 2: Repräsentative Chefbüros Dass mit der Zunahme von Grossraumbüros nach und nach alle Einzelbüros – und damit auch das repräsentative Chefbüro – verschwanden, ist ein Irrglaube. «Nach wie vor existiert in Unternehmen weltweit das Chefbüro, wobei der Status einer Führungskraft meist über die Grösse des eigenen Büros definiert wird», bestätigt Marc Nicolaisen, Director Customer Experience beim Büroexperten Steelcase: «Bei uns zog 1996 das Führungsteam aus den Einzelbüros in Open Spaces um, das war für damalige

Verhältnisse eigentlich undenkbar. Vorangetrieben wurde diese Entwicklung von unserem CEO James Hackett, um einen grundsätzlichen Wandel in der Führungskultur anzustossen. Bis heute wird die Entscheidung von allen Führungskräften mitgetragen.»

Was Steelcase schon damals vorantrieb, wird erst heute gang und gäbe. Allmählich rückt eine neue Generation an Vorgesetzten nach, die in der Regel einen sehr modernen Führungsstil pflegt: Status und traditionelle Hierarchien stehen für die Millennials der Generation X und Y eher im Hintergrund, zunehmend wichtiger sind netzwerkbasierte Strukturen und informeller Austausch auf Augenhöhe.

Auch heute noch aktuell: Chef mit Vorzimmerdame

Bild: © Steelcase

Trend 3: Wohlbefinden im Büro Nach mehreren Jahrzehnten, in denen (Flächen-)Effizienz als oberstes Mass der Dinge galt, entstand Anfang des 21. Jahrhunderts ein Gegentrend. Vor allem Arbeitnehmer und Unternehmen in

Europa realisierten, dass Grossraumbüros keine Pauschallösung für besseres Arbeiten sind. Sie begannen, ergonomische Gesichtspunkte stärker in den Vordergrund zu rücken. Eine entscheidende Rolle spielte auch der in dieser Zeit aufkommende Kampf um Fachkräfte: Um die besten Talente zu gewinnen und an sich zu binden, gestalteten Unternehmen ihre Räumlichkeiten wesentlich stärker als bisher unter dem Aspekt des Wohlbefindens.

Steelcase führte bereits 2005 eine Leadership Community mit abgeschlossenen Rückzugsorten sowie eine Vielfalt aus verschiedenen Räumen ein. Damit war der Büroexperte seiner Zeit weit voraus: In Amerika kam die Entwicklung aus Europa, den Menschen und dessen Wohlbefinden in den Mittelpunkt zu rücken, erst etwa zehn Jahre später an. Hauptgrund war die Vielzahl an fest installierten Cubicals, die es nicht zuliessen, flexibel neue Räume oder Rückzugsmöglichkeiten zu gestalten.

Kollaboratives Arbeiten rückt seit zehn Jahren immer weiter in den Vordergrund.

Trend 4: Homeoffice als Folge der Digitalisierung Die nächste Trendwelle kam vor etwa zehn Jahren im Zuge der Digitalisierung auf: Als technische Helfer wie Smartphone und Laptops zunehmend mobiles Arbeiten ermöglichten, forderten immer mehr Mitarbeiter diese Freiheit und Flexibilität ein – das Homeoffice entstand.

Trendsetter dieser Entwicklung waren die USA: Uninspirierende und beengte Grossraumbüros erschwerten kreatives und innovatives Arbeiten, sodass die Menschen die Chancen der Digitalisierung verstärkt nutzten und ihre Arbeitsplätze regelmässig nach Hause oder ins Café verlegten. Europa übernahm diese Idee mit der Zeit, Homeoffice wird hier jedoch bis heute eher als Ergänzung gesehen, weniger als komplett neue Arbeitsform wie in den USA.

Wie sieht das Büro der Zukunft aus? Im Büro der Zukunft wird der Einsatz von Technologien in den kommenden Jahren

noch weit über bisherige Möglichkeiten hinausgehen: «Die Vernetzung von Mensch, Arbeitsort und Technologie wird dank Sensoren oder dem Internet of Things noch enger werden. Irgendwann ist das gesamte Unternehmen – vom Terminkalender über die Möbel, das Raumbuchungssystem, den einzelnen Mitarbeiter bis hin zum Konferenzraum – verknüpft und vernetzt», prognostiziert Marc Nicolaisen. So wird das smarte Büro Nutzer und Organisationen bestmöglich in ihrem Tun unterstützen.

Eine grundlegende Veränderung beobachtet Steelcase auch im Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern: «Die Führungskraft wird mehr zum Coach, weniger zum fachlich inhaltlichen Tonangeber. Die Tendenz dazu ist in Europa und den USA gleichermassen vorhanden – die Schrittlänge in den USA ist jedoch grösser», schätzt Marc Nicolaisen die aktuelle Entwicklung ein.

Dieser Wechsel im Führungsstil ist eng verwoben mit dem räumlichen Umfeld: Erst das schwindende hierarchische Chefbüro und die Zunahme von offenen Bereichen, in denen sich Mitarbeiter unkompliziert austauschen und arbeiten können, macht eine netzwerkbasierte Zusammenarbeit mit flachen Hierarchien möglich. Dafür ist eine Vielfalt aus unterschiedlichen Räumen und Arbeitsmöglichkeiten notwendig – wie Steelcase es seit 2005 im eigenen Unternehmen und seitdem bei zahlreichen Kunden eingeführt hat.

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