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MOUNTAINBIKE
DAS NETZWERK DES TAREK RASOULI
Bei ihm laufen die Fäden zusammen: Der Bike-Manager (in der Mitte) kennt auf zwei Rädern die Götter und die Welt – und bringt sie zusammen.
DER KULT-FILMER DEREK WESTERLUND
Von „New World Disorder“ bis „Where the Trail Ends“: Er setzt die Athleten in Szene.
DER LOCAL HERO ERIK FEDKO
Tarek hat den besten deutschen Freerider einst bei einem kleinen Event entdeckt.
DER EVENT-GURU TODD BARBER
Erfinder des legendären Red Bull Rampage und weiterer Bike-Spektakel
DIE TRIAL-IKONE DANNY MacASKILL
Der Mann, der uns immer wieder staunen lässt, ist mittlerweile mehr Freund als Klient von Tarek.
DIE ÄRZTIN DR. CHRISTINE BACHMANN
Behandelt Tareks Biker und weitere Top-Athleten.
DER TRAINER LORENZ WESTNER
Kümmert sich um begnadete Körper auch in schwierigen Lagen.
DER BIKEPARK-VISIONÄR KORNEL GRUNDNER
Setzte Leogang in Salzburg auf die Bike-Landkarte – auch dank Tareks Events. DER YOUTUBESUPERSTAR
FABIO WIBMER
Der gebürtige Osttiroler hat die Ideen, Tarek und Co tragen sie in die Welt.
DIE BESTE SCHWESTER NATHALIE TANOS
Stellvertretende Geschäftsführerin bei Rasoulution und Tareks rechte Hand
DER FREERIDEÜBERFLIEGER EMIL JOHANSSON
Der Freerider mit dem vielleicht größten sportlichen Potenzial weltweit vertraut auf Tareks Netzwerk.
WIEDER AUF DEN BEINEN
Es ist ein persönlicher Durchbruch: Seit kurzem kann Tarek wieder eigene Schritte machen – mit Hightech-Unterstützung des Exoskeletts EksoNR von Ekso Bionics und immer in Begleitung einer Physiotherapeutin. So will er am 9. Mai sogar beim Wings for Life World Run wieder als Läufer starten.
Die Revolution: Ein Kolumnist erfndet etwas andere Bike-Events Nach der intensiven Reha-Phase machte Tarek da weiter, wo er vor dem Unfall aufgehört hatte: Er jammerte nicht, sondern managte sich selber, genau wie er es immer getan hatte. Nutzte seine Kontakte. Er schaute beim Magazin „Bike“ rein und kam mit dem Auftrag für eine ständige Szene-Kolumne raus. Schließlich die Anfrage, ob er sich zutrauen würde, ein Event zu organisieren. Hatte er zwar noch nie gemacht, aber er hegte schon lange den Traum, auch Menschen jenseits der Szene für Bike-Events zu begeistern. Und so wählte er die Location nicht versteckt in den Bergen, sondern bei Konstanz am Bodensee und setzte auf Good Vibes und Partystimmung. Aus „Ride to the Lake“ sollte später der Red Bull District Ride entstehen, ein BikeSpektakel vor zehntausenden Zuschauern, zuletzt etwa in der Nürnberger Altstadt. Ermutigt vom Erfolg in Konstanz, gründete Tarek mit einer Freundin eine Event-Agentur: Rasoulution.
Die Begeisterung und der Optimismus, mit denen Tarek an die Sache heranging, erweckten Dinge zum Leben, die sonst nie und nimmer funktioniert hätten. Das Feuer, das damals auffackerte, brennt heute unverändert hell: Wenn er vorab den streng geheimen Pilot des jüngsten Danny-MacAskill-Videos „The Slabs“ durchschickt, freut er sich wie ein Kind, weil einem seiner Athleten wieder einmal etwas Unfassbares gelungen ist und er seinen Teil dazu beitragen konnte.
Die Familie: Eine Heimat für globale Zweirad-Stars entsteht Rasoulution bietet nämlich auch AthletenManagement, also genau das, was Tarek einst für sich selbst gemacht hat, bloß viel, viel professioneller. Es sind nicht die Schlechtesten, die auf Rasoulution vertrauen: YouTube-Megastar Fabio Wimber zum Beispiel. Das deutsche Supertalent Erik Fedko. Danny MacAskill, längst mehr Kumpel als Kunde. Wer bei Rasoulution ist, gehört zur Familie. Als den schwedischen Jungstar Emil Johansson monatelang mysteriöse Rückenprobleme quälten, ließ Tarek ihn nach München einfiegen, wo Spezialisten ein Problem mit einem Wirbel diagnostizierten, außerdem ein Autoimmun-Problem. Nach zehn Monaten konnte Emil sein Comeback auf dem Bike geben: „Ohne das persönliche Engagement von Tarek weiß ich nicht, wie es ausgegangen wäre. Dafür bin ich ihm total dankbar!“
Elf Athleten hat Rasoulution elf Athleten unter Vertrag. Wie sucht ihr die aus? „Spezielles Talent. Und ganz wichtig ist ihr Charakter. Ihre Offenheit, Umgänglichkeit und Bodenständigkeit.“ Die letzte Entscheidung trifft Tarek. Ein junger Local Boy wie Erik Fedko kann es genauso schaffen wie jüngst ein bis dato völlig unbekannter Japaner namens Tomomi Nishikubo, den Tarek auf Videos entdeckte. Oder man nimmt den klassischen Weg wie Fabio Wibmer, der als Sechzehnjähriger bei einem von Tarek und Danny MacAskill organisierten Camp auffällt, behutsam reift, mit „Fabiolous Escape“ den YouTube-Hit des Jahres landet – und dann zum globalen Star wird: Der Clip „Wibmer’s Law“ zählte zu Redaktionsschluss über 160 Millionen Views.
Das Ergebnis: ein neues Level für das Fahrrad-Universum Das alles liest sich wie ein Märchen. Fest steht: Die Freeride-Szene wäre nicht so professionell und präsentabel, würde nicht Tarek mit seiner Crew die Standards hochschrauben. Vorbei sind die Zeiten, in denen Poster von Mountainbikern nur in den Zimmern der Freaks hingen. Typen wie MacAskill oder Wibmer kennt heute jedes Kind. Auch dass Events um so viel sicherer geworden sind, bei gleichzeitig immer ärgeren Stunts, ist ein Verdienst von – nicht nur, aber auch – Tarek Rasouli. Wenn er vom Rollstuhl aus befndet, dass eine Landung breiter gemacht werden soll, wer würde da widersprechen? Oder dass es eine Kameraposition gibt, die die Action der Kids besser einfängt? Oder tausend Details, die nur jemand kennt, der dem Sport seit fast drei Jahrzehnten so viel gegeben hat? „Und warum gibt es im Großraum München nur drei Pumptracks, aber hunderte Fußballplätze?“, fragt Tarek provokant, und man ahnt, womit er sich die nächsten Jahre beschäftigen wird.
Das einzig unlösbare Problem bleibt jenes mit den zehn wichtigsten Menschen seiner Karriere. Typen mit einem dermaßen fest gewobenen Beziehungsnetz kann man kaum in ein so enges Korsett zwängen – sie brauchen Events, um dort alle zu treffen. Wie passend, dass Tarek Rasouli diese Events veranstaltet. Dieser Mann ist goldrichtig da, wo er ist.
Hast du dir jemals überlegt, wo du heute ohne den Unfall wärst? „Vermutlich wäre ich viel zu lang bloß Rider geblieben und hätte einiges versäumt.“ Wenn er da so sitzt, beim Red Bull Rampage in Utah, dem Red Bull District Ride in Nürnberg oder einem kleinen Event irgendwo, wenn die Jungs draußen sind und fahren, wenn alles läuft, dann fällt ihm manchmal der Satz ein, den er einst zwei Stunden vor dem großen Crash gesagt hat: „What a beautiful view from a wheelchair.“
Am 9. Mai: Mit Tarek für die gute Sache laufen
Wings for Life World Run
Weltweit starten zeitgleich alle Teilnehmer zum Wings for Life World Run. Jeder läuft einzeln, eine App feuert dich an und signalisiert, wenn dich das virtuelle Catcher Car eingeholt hat. Die Einnahmen fließen zu 100 Prozent in die Rückenmarksforschung. Übrigens, über die App kannst du auch Tareks Rasoulution-Laufteam beitreten. Sei dabei: wingsforlifeworldrun.com
Zusammen stark für die Forschung
Wie die Wings for Life Stiftung Querschnittslähmung heilen will.
Robotergestützte Reha, Proteine, die Nervenwachstum fördern, künstliche Intelligenz, die maßgeschneiderte Therapien berechnet: Weltweit fördert die von Botschaftern wie Tarek Rasouli unterstützte Wings for Life Stiftung wegweisende Forschungsprojekte zur Heilung von Querschnittslähmung – und ermöglicht damit schon heute vielen Betroffenen ein besseres Leben. Mehr Infos: wingsforlife.com
Göteborg: Klarén vor der schwedischen Zentrale von Volvo, der Muttermarke des Polestar
„Wir legen die Karten offen auf den Tisch“
Wie umweltfreundlich ist E-Mobilität wirklich? Gibt es klimaneutrale Fahrzeuge? Und: Fahren wir morgen überhaupt noch eigene Autos? FREDRIKA KLARÉN, Nachhaltigkeitsmanagerin bei der Volvo-Tochter Polestar, über die neue Ehrlichkeit der Autoindustrie.
Interview WERNER JESSNER
Tnachhaltig ist sie noch längst nicht. Wir sprechen das ganz offen aus, weil wir glauben, dass die Automobilindustrie ihre Art der Kommunikation dramatisch ändern muss: hin zu absoluter Transparenz und Ehrlichkeit, gerade wenn es um EMobilität geht.
Da haben Sie viel zu tun. Offzielle Durchschnittsverbräuche hatten in der Vergangenheit selten etwas mit der Realität zu tun, und niemanden hat es groß gekümmert …
Ich hoffe, dass die Kunden bei Autos bald ebenso genau hinschauen werden, wie sie es bei Lebensmitteln oder Bekleidung ohnehin bereits tun. Wir wollen, dass sie jene Informationen bekommen, die sie – ganz zu Recht – verlangen, wenn sie ein he red bulletin: Was macht eigent- neues Auto kaufen. Eine Studie besagt, lich eine Nachhaltigkeits-Managerin dass 36 Prozent der Autoindustrie aktiv bei einem Autohersteller? misstrauen. Wir stellen dem absolut fredrika klarén: Ich versuche, die transparente Kommunikation entgegen.
Energie und die Ideen, die es innerhalb von Polestar gibt, zu kanalisieren. Unsere Wie bringt ein kleiner Hersteller wie
Leute hier wollen Dinge anders machen Polestar seine Konkurrenten dazu, als in der Autoindustrie bisher üblich – bei Offenheit und Nachhaltigkeit mitnachhaltiger. Ich möchte daraus eine zuziehen?
Strategie formen, die diese Power best Es gibt ja bereits Netzwerke in der möglich nutzt. Industrie, und sie wachsen. Uns eint das gemeinsame Ziel. Wir sollten einheit
Wie macht man das? Ich versuche, kompromisslos zu sein, liche Standards haben, wie wir den CO²Abdruck eines Autos messen, aus Fairness wenn wir uns im Dreieck Nachhaltigkeit, unseren Kunden gegenüber, die sich zu
Kosten und Aufwand bewegen. Recht Vergleichbarkeit erwarten. Dazu muss man klar kommunizieren, wie
Das heißt, ein Polestar darf mehr gemessen wurde, und diese Standards
kosten, wenn er dafür die Kriterien der Nachhaltigkeit erfüllt?
Es kann auch heißen, dass wir mehr arbeiten müssen, um bessere Lösungen zu fnden. Ein Beispiel: Für unsere Fabrik in Shanghai mussten wir uns zwischen einer Heizung mit Biogas und einer mit
Strom entscheiden. Gas wäre billiger gewesen, aber damit hätten wir keine CO²neutrale Fabrik mehr gehabt. Mit Strom aus erneuerbaren Energien geht das. müssen für alle gleich sein. Noch gibt es ein großes Wirrwarr. Wir sind die Ersten, die die Karten offen auf den Tisch legen, auch wenn uns viele Zahlen noch nicht gefallen, und wir wissen, dass wir besser werden müssen. Wir sprechen das offen aus. Auswüchse wie Autos, die als „klimaneutral“ beworben werden, sollte es nach unserem Verständnis nach nicht geben. Kein Auto ist CO²neutral.
Gehen wir also davon aus, dass ein Polestar nachhaltig produziert wird. Tanke ich „schmutzigen“ Strom, verhagelt das die Öko-Bilanz aber ganz schnell wieder.
Egal welchen StromMix man tankt: Früher oder später erreicht man den Punkt, ab dem ein EAuto einen kleineren CO²Fußabdruck hat als eines mit Verbrennungsmotor. Über die Lebensdauer eines Autos gemessen, lässt er sich durch erneuerbare Energien grob gesprochen halbieren. Wofür wir als Hersteller verantwortlich sind, ist die Energie, die im
„Echte Nachhaltigkeit erreicht man nur, wenn innovative Technologien für die ganze Industrie zugänglich sind.“
Echte und behauptete Nachhaltigkeit sind oft enge Verwandte, Stichwort „Greenwashing“. Wie stellen Sie sicher, dass das nicht passiert?
Als Polestar 2017 gegründet wurde, schrieb man „no bullshitting“ in der Unternehmenskultur fest. Das gilt auch für die Kommunikation. Oft wird ja so getan, als wäre EMobilität der Königsweg für nachhaltige Mobilität. Die Wahrheit ist: EMobilität mag aktuell bereits die beste Lösung sein, aber wirklich