179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart Ausgabe 1/ 2010
Weltbaumeister Architekten und Bauingenieure aus der Region Stuttgart überzeugen international mit Maßarbeit
Das Suhrkamp-Archiv ist in Marbach angekommen Beste Balance auf Gibbon Slacklines Zirkeltraining für die Sicherheit
Mannschaftsspieler
Betreten der Baustelle erwünscht: Auf der Jugendfarm Möhringen-Vaihingen toben sich Jungs und Mädels zwischen sieben und zwölf Jahren gründlich aus – und lernen nebenbei Grundtechniken des Bauens. Neben Werkstatt und Ställen mit Hühnern, Ziegen, Eseln und Pferden lädt ein riesiger Hüttenbaubereich ein zum kreativen Bauen, Spielen, Klettern und Experimentieren. Mit rund 40 vergleichbaren Einrichtungen hat die Region Stuttgart ungewöhnlich viele betreute Aktivspielplätze.
Inhalt
Matthias Hangst
Editorial
Aktuell Neuigkeiten aus der Region Stuttgart / Wussten Sie schon, …?
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Neu in der Region Das Suhrkamp-Archiv ist im Deutschen Literaturarchiv Marbach angekommen
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Branchenfokus Milla und Partner bringen Deutschland nach China / Mit einem Klick 1.000 Leute treffen / Mechatronik aus einem Guss
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Titelthema: Architekten und Bauingenieure Solides Fundament
Weltbaumeister Architekten und Bauingenieure aus der Region Stuttgart überzeugen international mit Maßarbeit
Damit rückt eine Branche ins Rampenlicht, die mehr Aufmerksamkeit verdient, weil sie – siehe Stuttgart 21 – für kräftige wirtschaftliche Impulse sorgt und markante Bauwerke hervorgebracht hat, die als Wahrzeichen für Städte oder ganze Länder gelten. Wirtschaft wird immer von Menschen gemacht. Diesen wollen wir mehr Raum geben und freuen uns sehr darüber, dass wir mit Michael Ohnewald einen der profiliertesten deutschen Journalisten für unser Heft gewinnen konnten. Er wird ab sofort außergewöhnliche Unternehmer der Region für 179 porträtieren.
willkommen
Im Schlepptau der Wirtschaftskrise ist ein vermeintlich altmodischer Begriff wieder zu neuen Ehren gekommen: Solidität. Solides Wirtschaften mit einem echten Gegenwert, langfristig orientiertes Handeln statt Schielen nach dem schnellen Euro sind wieder salonfähig geworden. Viele, vor allem viele Mittelständler machen es vor, dass es sich auf Dauer lohnt, verantwortungsvoll zu wirtschaften. Für solide Fundamente sorgen auch Architekten und Bauingenieure aus der Region Stuttgart. An unserem Standort finden sich ungewöhnlich viele herausragende Persönlichkeiten, die das Gesicht der Welt prägen, sei es am Potsdamer Platz in Berlin, in den Fußballstadien Südafrikas oder an den heiligen Stätten islamischer Länder. Die Verbindung von Kreativität und Ingenieurskunst hat sich geradezu als Markenzeichen der Region Stuttgart herauskristallisiert. Unser Titelthema belegt dies mit vielen Beispielen und zeigt auch, wie sehr andere Branchen – vom Hersteller von Bauprodukten bis zum Maschinen- und Anlagenbau – von den exzellenten Leistungen der hiesigen Planer profitieren.
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Im Gespräch: Jörg Schlaich
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Sommers Zeit Michael Ohnewald porträtiert Hans Sommer, Mitbegründer des Projektsteuerers Drees & Sommer
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Wissenschaft Energie aus Biomüll / Zerfallende Familien – dicke Kinder? / Nachhaltig in die Luft gehen
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Innovation Mit Wonne in die Wanne / Wer hat‘s erfunden…?!
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Existenzgründung Alles in bester Balance
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Fachkräfte Gelebte Unternehmenswerte fördern das Engagement der Mitarbeiter / Zirkeltraining für die Sicherheit
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Freizeit Kunst am Faden / Kalender / Tipps
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Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell CWF diskutiert neue Wege zum Produkt / Termine / Meldungen
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Impressum
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179 Kommunen – ein Standort. Ludwigsburg Rems-Murr Stuttgart
Dr. Walter Rogg
raumzeit3 | Judith Schenten
Geschäftsführer Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS)
Böblingen
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Esslingen
Göppingen
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Die S-Bahn der Linie 1 fährt jetzt vom Neckartal bis unter die Teck. Bislang war in Plochingen Endstation, nun hat der Verband Region Stuttgart als Träger der S-Bahn die Strecke über Wernau und Wendlingen bis nach Kirchheim/Teck verlängert. Dies ermöglicht rund 130.000 Menschen aus dem unmittelbaren Einzugsgebiet eine bessere Anbindung an Stuttgart und die Region. In der Gegenrichtung ist das UNESCO-Biosphärengebiet Schwäbische Alb näher an Stuttgart herangerückt. 32,5 Millionen Euro haben Gemeinden, Landkreis Esslingen, Verband Region Stuttgart und das Land Baden-Württemberg für die zusätzlichen rund 13 S-Bahn-Kilometer aufgebracht.
www.s-bahn-region-stuttgart.de
Baustart für Stuttgart 21 Anfang Februar haben die Bauarbeiten für das Projekt Stuttgart 21 offiziell begonnen. Mit dem Ausbau des Prellbocks 49 von Gleis 4 starteten die Vorarbeiten im Gleisvorfeld des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Bis 2012 wird unter anderem zunächst der bestehende Querbahnsteig um 120 Meter in Richtung Bad Cannstatt verlegt, um Platz für die eigentliche Baugrube zu schaffen. „Stuttgart 21 bringt einen enormen Schub für die Stadt- und Regionalentwicklung“, sagte Regionaldirektorin Jeannette Wopperer anlässlich des Baubeginns. „Das Projekt überzeugt durch handfeste Vorteile für den regionalen Nahverkehr und setzt positive Impulse für unseren Wirtschaftsstandort.“ Bis 2019 soll Stuttgart 21 abgeschlossen sein.
Tritonus
www.das-neue-herz-europas.de
Windenergie aus dem Südwesten
... dass die Tritonus Musikproduktion aus Stuttgart meisterhaft im Abstauben von Grammys ist? Für exzellente Klassikeinspielungen hat Tritonus bislang insgesamt 18 Grammy Awards bekommen. Allein im Jahr 2010 gingen gleich mehrere „Oscars der Musik“ nach Bad Cannstatt: Die National Academy of Recording Arts and Sciences mit Sitz in Los Angeles befand eine von Tritonus aufgezeichnete Gustav-Mahler-CD mit der San Francisco Symphony unter Dirigent Michael Tilson Thomas so meisterhaft, dass sie den Stuttgarter Tonmeistern drei vergoldete Grammophone zuerkannte.
Die Wetfeet Offshore Windenergy GmbH aus Wolfschlugen realisiert in der Nordsee den größten deutschen Offshore-Windpark. Er wird ab 2012 saubere Energie für mehr als eine Million Menschen liefern. 80 Windkraftanlagen mit einer Leistung von je fünf Megawatt werden 1,6 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr produzieren. Wetfeet rechnet damit, dass mit dem Windpark jährlich über 1,4 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden und rund 1.000 hochqualifizierte Arbeitsplätze entstehen. Mehrere Unternehmen aus der Region Stuttgart sind als Zulieferer an dem Großprojekt beteiligt, darunter Festo aus Esslingen. „Die Region Stuttgart und Baden-Württemberg als Hochtechnologie-Standort bieten hervorragende Bedingungen für dieses ehrgeizige Projekt“, sagte Eberhard Veit, Vorstandsvorsitzender von Festo. www.wetfeet.de
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Genau 9.127 Bewerbungen gingen im Wintersemester 2009/10 an der Hochschule Esslingen ein – so viele, wie an keiner anderen Fachhochschule in Baden-Württemberg. Das macht sie zur beliebtesten Fachhochschule im Land. Das Studium in Esslingen hat bundesweit einen exzellenten Ruf. Die Ausbildung auf hohem wissenschaftlichem Niveau gilt als besonders gut am Arbeitsmarkt orientiert. Praxissemester und Gastdozenten aus Unternehmen und Verbänden sorgen für Praxisnähe. Mehr als 30 Prozent der Absolventen verbringen zudem einen Teil des Studiums im Ausland.
Sprecherbüro Bahnprojekt Stuttgart-Ulm
Mit der S-Bahn bis unter die Teck
Weitere Erweiterungen des S-BahnNetzes sind im Bau oder in Planung. So wird derzeit die S 60 von Böblingen nach Renningen als Querverbindung im Südwesten der Region gebaut. Im Norden plant der Verband die Verlängerung der S 4 als Ringschluss von Marbach nach Backnang.
wussten Sie schon,...
Esslingen ist beliebteste Hochschule
www.hs-esslingen.de
Daimler
kompakt
Aktuell
Automobilmuseen locken Besucher Über 530.000 Besucher aus aller Welt, 2.555 Führungen und 14.326 gegrillte Steaks im Restaurant Christophorus – das Porsche-Museum in Stuttgart kann genau ein Jahr nach seiner Eröffnung auf eine positive Bilanz zurückblicken. „Unser Museum hat sich in den ersten 365 Tagen zu einer lebendigen Einrichtung entwickelt. In vielerlei Hinsicht wurden unsere Erwartungen deutlich übertroffen“, sagte Museumsleiter Achim Stejskal. Ähnliche Erfolge meldet auch das nur wenige Kilometer entfernte MercedesBenz Museum: Mehr als 2,8 Millionen Besucher haben seit der Eröffnung im Mai 2006 das Haus besucht. Allein im Jahr 2009 waren etwa 630.000 Menschen zu Gast. „Mit unseren Sonderausstellungen und zahlreichen Veranstaltungen haben wir auch im vierten Jahr nach Eröffnung Tausende Besucher überzeugt und gehören nach wie vor zu den besucherstärksten Museen Deutschlands“, sagte Michael Bock, Geschäftsführer der Mercedes-Benz Museum GmbH. Rund 15 Prozent der Besucher kamen aus dem Ausland – aus mehr als 150 Ländern. www.porsche.de/museum www.mercedes-benz.de/museum
Neu in der Region
Die Freude des Auspackens Das Suhrkamp-Archiv ist im Deutschen Literaturarchiv Marbach angekommen
Die Verlagsleitung von Suhrkamp hatte sich für Marbach entschieden, weil die Stadt am Neckar die einzigartige Verbindung eines forschungsstarken Archivs mit gleich zwei Literaturmuseen vorweisen kann: Das Schiller-Nationalmuseum sowie das Literaturmuseum der Moderne (LiMo) sind die weltweit einzigen, ausschließlich für die Ausstellung von Literatur genutzten Häuser. Bundesweit nimmt das Deutsche Literaturarchiv eine herausragende Stellung ein und genießt auch international eine hohe Reputation als Ort geisteswissenschaftlicher Forschung.
Das neu hinzugewonnene Archiv der Verlage Suhrkamp und Insel ist eine ergiebige Quelle wenn es darum geht, in die Literatur- und Ideengeschichte sowie die Buchhandels- und Wirtschaftsgeschichte nach 1945 einzutauchen. Es ist ein wesentlicher Bestandteil des geistigen Erbes der Bundesrepublik Deutschland und dokumentiert unter dem neuen Namen Siegfried Unseld Archiv auch das Leben und Wirken des Verlegers (1924-2002) mit seiner Kindheit in Ulm, der Buchhandelslehre sowie seiner richtungweisenden Begegnung mit Hermann Hesse. Unseld hat die Autoren sehr stark in seine Arbeit einbezogen und gilt als bedeutendster Verleger deutscher Nachkriegsliteratur.
DLA Marbach
Bereits im Juni wird die Öffentlichkeit mit der Ausstellungsreihe Suhrkamp-Insel erste Kostproben zu sehen bekommen. In der Folge werde in Marbach alle vier Monate ein neues Thema aufgefächert, sagt ArchivDirektor Ulrich Raulff. „Wir wollen so auch die Freude des Auspackens etwas teilen.” Astrid Schlupp-Melchinger
abgestaubt
Als „Glücksfall, der einem Archiv nur einmal im Jahrhundert passiert“ wertet Ulrich Raulff, Direktor des Deutschen Literaturarchivs, den Neuzugang, der Manuskripte und Korrespondenzen von Autoren wie Max Frisch, Theodor W. Adorno, Ingeborg Bachmann, Paul Celan, Peter Handke oder Niklas Luhmann enthält. Vergleiche mit der Übernahme des wichtigsten Archivs des 19. Jahrhunderts, dem der Cotta’schen Verlagsbuchhandlung im Jahr 1952, drängen sich auf.
DLA Marbach
Umzug im XXL-Format: 2.600 Kisten mit 20.000 Ordnern und 25.000 Büchern lagern jetzt in Marbach am Neckar und werden im Laufe der nächsten fünf Jahre ausgepackt. Mit dem Archiv der Verlage Suhrkamp und Insel erhält das Deutsche Literaturarchiv, das bereits heute über eine der bedeutendsten Sammlungen deutschsprachiger Literatur und Philosophie des 20. Jahrhunderts verfügt, eine weitere Kostbarkeit.
DLA Marbach
Rund 1.200 Autorennachlässe, 800.000 Bücher, 200.000 Kunstgegenstände, Fotos und Erinnerungsstücke lagern im Marbacher Archiv, dessen Bestände von Hölderlin bis Hofmannsthal, von Kästner bis Kafka, von Rilke bis Ringelnatz reichen. Im Literaturmuseum der Moderne, das in einem ebenso schlichten wie monumentalen Neubau von David Chipperfield in direkter Nachbarschaft untergebracht ist, wird in wechselnden Ausstellungen dieses überlieferte Gedächtnis der literarischen Moderne ausgebreitet.
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Branchenfokus
Milla und Partner bringen Deutschland nach China Der Deutsche Expo-Pavillon 2010 in Shanghai blickt in die Zukunft des urbanen Lebens
Ausstellung: Milla & Partner / Architektur: Schmidhuber + Kaindl
Die Eventagentur Milla und Partner hat Deutschland eingepackt und mitsamt seinen Menschen, Regionen, Unternehmen und Ideen nach Shanghai gebracht. Am 1. Mai öffnet auf der Expo 2010 der Deutsche Pavillon seine Türen, den die Stuttgarter Experten für Kommunikation im Raum konzipiert und mit mehreren Projektpartnern realisiert haben. Damit kommt neben der spektakulären Überdachung des Eingangsbereichs des Expo-Geländes (vgl. S. 13) auch der offizielle Auftritt Deutschlands im Wesentlichen aus der Region Stuttgart.
kulturelle Unterschiede zwischen den beiden Nationen zu überbrücken“, erklärt Redlin die Rolle der Figuren. Der Pavillon präsentiert Deutschland auch als Land der Hochtechnologie: In der Fabrik der Innovationen und im Depot erleben die Besucher zukunftsweisende Produkte und Verfahren deutscher Unternehmen und Institutionen. Unter anderem präsentiert Daimler das Mobilitätskonzept car2go, während die Esslinger Festo AG den nach neuesten Erkenntnissen der Bionik entworfenen Roboterpinguin AquaPenguin vorstellt. Weitere Exponate stammen von den Firmen Kärcher, Stihl, Eisfink, Walter Knoll und WMF.
kreativwirtschaft
Den Höhepunkt des Pavillons bildet die Energiezentrale am Ende des Rundgangs. In der Mitte des Raumes hängt eine Kugel mit einem Durchmesser von drei Metern, besetzt mit 400.000 LED-Leuchten. Animiert von den nun als echte Menschen auftretenden Protagonisten Jens und Yanyan können die Pavillonbesucher die Kugel durch Geräusche und Bewegungen zum Schwingen bringen. Auf ihrer Oberfläche beginnt eine spannungsgeladene Lichtchoreografie mit Bildern und Impressionen, die ein sympathisches und modernes Bild von Deutschland und seinen Menschen vermittelt. Antrieb und Regelung der Kugel wurden von der Universität Stuttgart entwickelt.
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Getreu dem Expo-2010-Motto „Better City, Better Life“ nimmt der Deutsche Pavillon namens Balancity seine Besucher mit auf eine Reise in die Zukunft der modernen Stadtentwicklung. „Balancity zeigt eine futuristische Stadt, in der Erneuerung und Tradition, Urbanität und Natur, Arbeit und Freizeit eine harmonische Verbindung eingehen und so die Lebensqualität steigern“, erklärt Peter Redlin, Kreativdirektor und Geschäftsführer von Milla und Partner, den Kerngedanken des Pavillons. Wie in einer realen Stadt bewegen sich die Besucher zu Fuß, auf Rollbändern und Rolltreppen durch die Ausstellungsräume und erkunden typische städtische Szenarien: Hafen, Fabrik, Depot, Park, Platz, Energiezentrale. Eine Besonderheit sind die beiden zunächst nur virtuell auftretenden Begleiter, der deutsche Student Jens und die chinesische Gaststudentin Yanyan. Gemeinsam stellen sie in gedruckten, Audio- und Videokommentaren Lösungen made in Germany zur Gestaltung des urbanen Lebens der Zukunft vor. „Mit den Dialogen des deutschchinesischen Duos wollen wir aber nicht nur deutsche Technik präsentieren. Uns ist es genauso wichtig, ein authentisches Bild vom Leben in Deutschland zu vermitteln und auf spielerische, leicht verständliche Art inter-
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Mit rund 6.000 Quadratmetern ist der Pavillon in Shanghai die bisher größte deutsche Expo-Präsenz. Verantwortlich für die Realisierung war eine Arbeitsgemeinschaft aus Milla und Partner, Schmidhuber + Kaindl (Architektur und Generalplanung) sowie Nüssli Deutschland (Bauausführung). An den 184 Ausstellungstagen rechnen die Organisatoren mit über neun Millionen Besuchern. Entsprechend bewertet Peter Redlin den Stellenwert des Projekts: „Für Milla und Partner war die Konzeption und Realisierung des deutschen Expo-Beitrags eines der bisher spannendsten Sonderprojekte, verbunden mit vielen Unwägbarkeiten und interkulturellen Herausforderungen.“ Die Erfahrungen für diese Kür schöpfen Milla und Partner freilich aus ihrem Kerngeschäft, der Inszenierung von Veranstaltungen und Messeauftritten vor allem auch für kleine und mittlere Unternehmen. Denise Nüssle www.expo2010-germany.de
Milla und Partner GmbH Gründungsjahr: 1989 Sitz: Stuttgart Mitarbeiter: 35 Festangestellte Umsatz: 10 Mio. Euro www.milla.de
Branchenfokus
Mit einem Klick 1.000 Leute treffen
Struktur AG
Das Angebot gibt es seit Dezember 2004; über 150.000 Anwender nutzen bereits spreed-Webmeetings. Jeder Nutzer kann eine Konferenz mit bis zu drei Teilnehmern kostenlos in Anspruch nehmen. Die Meetings sind gleichermaßen Mac- und PC-kompatibel und funktionieren auch unter Linux. Im Juli 2009 startete spreed auch im XING-Netzwerk – ein Marketingcoup, da XING mit rund acht Millionen Mitgliedern in Europa zu den bedeutendsten OnlineBusinessnetzwerken gehört.
Sind alle Teilnehmer in der Konferenz zugeschaltet, bietet spreed sämtliche Optionen eines herkömmlichen OnlineMeetings, darunter Chats, Präsentationen, gemeinsam nutzbares Whiteboard oder ein Umfragemodul. Weitere Optionen sind Webcams und Telefonkonferenzen. Ob Projektmeeting oder Webinar, Kundensupport oder Jobinterview – „die spreed-Applikation wird den unterschiedlichsten Ansprüchen gerecht”, sagt Niels Mache. „Unsere Kunden veranstalten Meetings von wenigen bis hin zu weit über 1.000 Teilnehmern und sind begeistert.” (asm) www.spreed.com
Mechatronik aus einem Guss 2E mechatronic integriert mechanische und elektrische Funktionen in Spritzgussteile
Wenn sich das Schiebedach im Auto öffnet oder das Stabilitätsprogramm die Fahrzeugkontrolle regelt, dann sind oft Bauteile der Firma 2E mechatronic aus Kirchheim unter Teck im Spiel. Das Unternehmen mit 60 Mitarbeitern ist sehr erfolgreich in den Bereichen Sensorik, Steckverbinder und Medizintechnik. Bei der zukunftsträchtigen MID-Technologie ist 2E mechatronic einer der führenden Anbieter. MID (Molded Interconnect Devices) ist eine Methode, bei der nicht mehr eine Leiterplatte mit Komponenten bestückt wird, sondern die mechanischen und elektrischen Funktionen in ein Spritzgussbauteil integriert sind.
Damit einher gehen viele Vorteile: weniger Material, geringere Fertigungskosten sowie deutlich kleinere elektronische Schaltungen. 2004 startete das Unternehmen die Serienproduktion der weltweit ersten für die Automobilindustrie zugelassenen MID-Baugruppe.
Rund 25.000 Teile hat das Unternehmen bereits an Leica Geosystems verkauft, einen der weltweit führenden Hersteller von Vermessungsinstrumenten. (asm) www.2e-mechatronic.de
Derzeit besonders erfolgreich sind die Kirchheimer mit einem neu entwickelten 360-Grad-Neigungssensor. Er steckt in Laser-Distanz-Messgeräten, die in Sekundenschnelle verschiedene Parameter wie Entfernungen, Flächen oder Volumen unter Berücksichtigung eventueller Winkelfehler ermitteln. Mit der Technik lassen sich auch Solaranlagen optimal ausrichten.
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2E mechatronic
elektronikindustrie
Fügt man die spreed-Applikation seinem dortigen Profil hinzu, ist es als Premium-Mitglied möglich, bis zu fünf weitere Kontakte – auch Nicht-XINGMitglieder – kostenlos zu einer Webund Telefonkonferenz einzuladen, um sich auszutauschen.
Viel schneller und einfacher geht es mit der Konferenzlösung „spreed“, die von der Struktur AG in Stuttgart entwickelt wurde. Das Kunstwort spreed setzt sich aus den englischen Worten spread (Streuung) und speed (Geschwindigkeit) zusammen. „Ein Webbrowser und ein Klick auf den entsprechenden Link von spreed.com genügen, um jederzeit eine Konferenz zu beginnen“, erläutert Niels Mache, Vorstand und Gründer der Struktur AG das einfache Bedienkonzept.
Mal schnell ein Meeting einberufen? So praktisch eine Online-Konferenz auch sein mag – üblicherweise muss erst eine Software heruntergeladen und ein Benutzerkonto angelegt werden, bis E-Mail-Einladungen samt Hyperlink und Zugangscode verschickt werden können.
informationstechnologie
Die Stuttgarter Struktur AG hat großen Erfolg mit Webmeetings, für die ein Browser mit Internetzugang genügt
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Titelthema: Überschrift des Titelthemas
Wegweisend: Familienunternehmen sind in der Region Stuttgart fest verankert und bilden eine entscheidende Säule ihres wirtschaftlichen Erfolgs. Ihre Standorttreue und ihre verantwortliche Unternehmensführung werden geschätzt und von den Heimatkommunen honoriert.
Dass Fernsehkameras und Fans bei der Fußball-WM in Südafrika nicht im Regen stehen, ist einer Firma aus dem Stuttgarter Süden zu verdanken: Das Bauingenieurbüro Schlaich Bergermann und Partner GmbH (SBP) hat Stadien rund um den Globus mit Hightech-Konstruktionen bedacht, so auch die WM-Stadien in Johannesburg (Bild), Kapstadt, Port Elizabeth und Durban.
Titelthema: Architekten und Bauingenieure
Architekten und Bauingenieure aus der Region Stuttgart überzeugen international mit Maßarbeit
Stadiendächer und Moscheekuppeln, Fabrikgebäude und Villensiedlungen, Bürobauten, Bahnhöfe, Botschaften oder Bibliotheken: Bauingenieur- und Architektenbüros aus der Region Stuttgart verbinden Kreativität mit technischem Know-how und setzen rund um den Globus mit intelligenten und ästhetisch anspruchsvollen Bauwerken Maßstäbe. Davon profitieren auch andere Branchen der Region.
burger Fußballstadions: 27.000 Quadratmeter einer textilen Membran spannen sich in 40 Metern Höhe über den Zuschauerrängen, 36 Meter frei überhängend und mit 320 Metern Durchmesser – Maßarbeit und technisch eine Meisterleistung.
Der Wispelwald ist ein Forst am Ortsrand von Oberaichen, einem Stadtteil Leinfelden-Echterdingens. Etwas versteckt zwischen hohen Kiefern steht ein ungewöhnliches Haus, gebaut in den frühen 1950ern vom Stuttgarter BauhausArchitekten Bodo Rasch senior. „An so einem Platz dürfte man heute gar nicht mehr bauen“, sagt Günther Schnell. „Die Arbeitsatmosphäre hier im Wald, weit weg vom Trubel der Stadt, ist phänomenal – und trotzdem sind wir in 20 Minuten mitten in Stuttgart.“
International gefragtes Projektmanagement
Hightech verknüpft mit guter Gestaltung, Perfektion bis in die Details in Verbindung mit großer Kreativität: SL Rasch und SBP sind nur zwei Beispiele für die Leistungen der Bauingenieure und Architekten aus der Region Stuttgart. „Egal wo man auf Baustellentafeln schaut, man stößt immer wieder auf Büros aus dem Großraum Stuttgart“, sagt Manuel Schupp. Schupp, Jahrgang 1959, ist Geschäftsführer der Wilford Schupp Architekten GmbH. Ursprünglich das Tochterbüro von James Stirling und Michael Wilford, den britischen Erbauern der Neuen Staatsgalerie in Stuttgart, hat das heute eigenständige Büro mit Sitz im Herzen der Landeshauptstadt 20 Mitarbeiter. Das Architekturbüro baut vor allem öffentliche Einrichtungen und Firmengebäude, die allermeisten davon im Ausland. Dabei eilt Schupp und seinen Kollegen der Ruf als zuverlässige Planer meist schon weit voraus.
Günther Schnell ist Mitarbeiter der SL Rasch GmbH, die Bodo Rasch junior in den 1980er-Jahren im Haus seines Vaters gegründet hat. Von Oberaichen aus lenkt die heute rund 80 Mitarbeiter starke Firma Aufsehen erregende Bauprojekte im gesamten arabischen Raum. „SL“ steht für „Special and Lightweight Structures“; Leichtbau-Konstruktionen wie zum Beispiel riesige faltbare Sonnenschirme (Foto) und wandelbare Dächer aus Hightech-Membranen sind das Spezialgebiet des Architektur- und Ingenieurbüros.
Grinaker-LTA
Das gilt auch für die Arbeiten eines anderen Bauingenieurbüros aus der Region, der Schlaich Bergermann und Partner GmbH (SBP). Das Stuttgarter Büro konstruierte jüngst unter anderem das neue Dach des Johannes-
SL Rasch, Special and Lightweight Structures GmbH
Eines der spektakulärsten Projekte: Die Vorhöfe der Moschee im saudi-arabischen Medina überdachte Rasch mit 27 verschiebbaren Kuppeln, jeweils 18 mal 18 Meter groß und 80 Tonnen schwer. Tagsüber schützen sie die vielen hunderttausend Pilger, die Jahr für Jahr an diesen zweitheiligsten Ort des Islam kommen, vor der Gluthitze der Wüstensonne. In der Nacht können die geöffneten Vorhöfe auf natürliche Weise auskühlen. Derzeit konstruiert Raschs Büro für den Vorplatz der Moschee eine ganze Phalanx Sonnenschirme – mit 28 Metern Kantenlänge die größten faltbaren Schirme der Welt. Auch wenn es den Kuppeln, Sonnenschirmen und anderen Konstruktionen von „Allahs Schattenmann“, wie ihn das Magazin Der Spiegel tituliert hat, äußerlich kaum anzusehen ist: In ihnen steckt Hightech, oft an der Grenze des Machbaren.
titelthema
Weltbaumeister
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Titelthema: Architekten und Bauingenieure
Jörg Schlaich
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Schlaich: Ehrlich gesagt selten, aber wenn eines unserer Stadien eingeweiht wird, bin ich möglichst dabei. Ich bin kein so großer Fußballfan, dass es sich wegen mir lohnen würde, Stadien zu bauen. Schlaich-Bauwerke stehen in der ganzen Welt, Ihre Dächer, Türme und Brücken sind legendär. Was machen Sie besser als andere Bauingenieure? Eigentlich nichts. Wichtig ist es einfach, zu erkennen, dass der Bauingenieur nicht der Statiker ist, sondern dass er eine gestalterische Aufgabe hat, genauso wie der Architekt. Bei einer Brücke sind wir nicht nur dafür verantwortlich, dass sie stehen bleibt und wirtschaftlich ist, sondern auch, dass sie sich in ihr Umfeld einfügt. Vielleicht bin ich mir etwas mehr als manche meiner Kollegen dieser kulturellen Verantwortung bewusst.
Einerseits aus Bequemlichkeit der Entwerfenden, andererseits aus der falsch verstandenen Sparsamkeit der Bauherren. Wir haben vor einiger Zeit ein paar Brücken der Deutschen Bahn gestalterisch überarbeitet. Die sind sogar billiger geworden. Einfach weil wir alles Unnötige wie Lager und Fugen weggelassen haben. Und Teile, die weggelassen werden, muss man am Ende auch nicht warten. Sie sagen, dass das Bauen immer auch soziale Gesichtspunkte berücksichtigen muss. Wie kann gesellschaftlich verantwortungsvolles Bauen aussehen? Ich wurde 1970 gebeten, in Kalkutta die damals größte Schrägseilbrücke der Welt zu entwerfen – und zwar unter der Bedingung, dass die Inder sie selbst bauen können. Damit bekam die Brücke eine doppelte Wirkung: Als Verbindung über den Fluss und um Arbeitsplätze zu schaffen. Die Brücke hat mindestens 5.000 Menschen vor Ort Arbeit und Brot gegeben. Einige haben sich hinterher selbstständig gemacht mit dem, was sie gelernt haben.
Ja, es gibt hier eine große Offenheit für neue Ideen. Gerade mit dem Tiefbauamt Stuttgart haben wir großes Glück, es war bei Projekten unseres Büros immer sehr begeisterungsfähig für neue Ideen. So konnten wir hier viele Sachen machen, die woanders nicht möglich gewesen wären. Warum ist denn gerade hier in der Region Ihr Berufsstand so gut vertreten? Weil die Schwaben schon immer Tüftler und Bastler waren. Aber es hat auch mit der Tradition und der guten Ausbildung zu tun. Leute wie Fritz Leonhardt haben immer wieder engagierte Schüler angezogen. Außerdem hat die Hochschule immer großen Wert darauf gelegt, dass die angehenden Architekten und Bauingenieure engen Kontakt haben und zusammenarbeiten, die „Stuttgarter Schule“.
Denn nicht nur bei Autos, Maschinen und anderen Produkten ist die Qualitätsarbeit aus dem Südwesten berühmt in der Welt. „Manchmal belächelte Werte der Schwaben wie Fleiß und Zuverlässigkeit bewähren sich auch im Planungsprozess“, schmunzelt Schupp. Carmen Mundorff von der Architektenkammer Baden-Württemberg bestätigt: An den hiesigen Planern werde neben der Entwurfsarbeit besonders die Organisationsfähigkeit in der Projektabwicklung geschätzt. Nicht umsonst kommt der Marktführer in Sachen Projektsteuerung, das Büro Drees & Sommer (S. 14), ebenfalls aus der Region.
große Vertreter der Zunft haben hier gelernt und später selbst ihr Wissen weitergegeben. Die „Stuttgarter Schule“, verbunden mit Namen wie Paul Bonatz (Hauptbahnhof Stuttgart), Fritz Leonhardt (Stuttgarter Fernsehturm), Frei Otto und Günter Behnisch (Olympiapark München), Jörg Schlaich (Brücken, Türme, Dächer) oder Werner Sobek (experimentelle Wohnhäuser), ist in der ganzen Welt ein Begriff.
Das Rüstzeug für eine gute Ausführungsplanung bekommen die Planer bereits in der Ausbildung verpasst. Einmalig ist in der Region auch das Miteinander der Bauingenieure und Architekten: Schon in der Ausbildung erproben die künftigen Planer beider Disziplinen die Zusammenarbeit, etwa im gemeinsamen Institut für Entwerfen und Konstruieren (IEK) der Universität Stuttgart. Heiß begehrt sind auch die Architektur- und BauingenieurStudienplätze an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste und der Hochschule für Technik. Allein an der Universität bewerben sich Jahr für Jahr fast 900 junge Leute auf einen der gut 200 Architektur-Studienplätze. Viele
Dem guten Ruf der Stuttgarter Ausbildungseinrichtungen ist es auch zu verdanken, dass die Region heute die höchste Architektendichte Deutschlands hat: Auf 137 Stuttgarter kommt ein Architekt, rund 10.000 Planer sind es in der Region, in Baden-Württemberg mehr als in ganz Frankreich.
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Die ganze Welt als Baustelle
So entsteht aus Konkurrenzdruck der Zwang zur Qualität und zum Blick über den Tellerrand. „Es gibt hier nicht zu viele Architekten. Es gibt zu viele, die nicht genug Geld verdienen, weil sie sich zu sehr auf den lokalen Markt fokussieren“, meint Manuel Schupp. Der deutsche Markt schrumpfe, schon allein aufgrund der demografischen
Julia Grudda/MFG
179: Herr Schlaich, gehen Sie selbst ins Stadion zum Fußballgucken?
Können Bauingenieure und Architekten aus der Region Stuttgart auch vor Ort zeigen, was sie drauf haben?
titelthema
im gespräch
Warum wird so viel gedankenlos gebaut?
Titelthema: Architekten und Bauingenieure
Jörg Schlaich Bauingenieur Seit fast 30 Jahren beschäftigen Sie sich mit dem Aufwindkraftwerk ... Ich bin davon überzeugt, dass wir Solarkraftwerke in der Wüste bauen müssen, und zwar so, dass die Menschen vor Ort sie bauen können. Damit hat man eine doppelte Wirkung: Energie und Arbeitsplätze. Das wäre die Chance für sie, aus der Armut zu kommen. Es ist unsinnig, hier in Mitteleuropa aus der Sonne Strom zu erzeugen, wenn man’s in der Wüste viel billiger haben könnte. ... aber bislang wurde nur eine kleinere Testanlage Ihres Aufwindkraftwerks gebaut. Wo liegen die Schwierigkeiten? Es fehlt einfach der Wille, etwas umzusetzen. Wir haben ein solches Kraftwerk in Spanien gebaut und einige Jahre erfolgreich betrieben. Seitdem versuchen mein Partner Rudolf Bergermann und ich, noch erfolglos, die Leute von der Idee zu überzeugen. Natürlich geht man ein gewisses Risiko ein. Bei allem, was man das erste Mal macht, kann auch irgendwas schiefgehen. Aber wenn wir den Mut nicht haben, können wir gleich zurück in die Höhlen. Das Interview führte Tobias Schiller
Entwicklung. Aber global gesehen wachse das Volumen: „Es gibt so viel zu planen in der Welt, wir müssen nur schauen, dass wir uns etwas von dem Kuchen holen“, sagt er. Eine Einschätzung der Architektenkammer bestätigt: Die Architekten und Bauingenieure des Südwestens sind im Bundesvergleich schon jetzt besonders exportorientiert. Dennoch: Die Büros, die ihre Geschäfte vorwiegend im Ausland machen, sind eher in der Minderzahl. Die Chance, die eine größere Internationalisierung bietet, sieht auch die Kammer und unterstützt ihre Mitglieder beim Gang ins Ausland.
Türöffner für andere Branchen der Region Wären noch mehr Planungsbüros international aktiv, hätten davon auch andere Branchen einen Nutzen. Denn die Architekten und Bauingenieure tragen nicht nur ihre eigenen Dienstleistungen in die Welt, sondern haben auch Bauprodukte aus dem Südwesten im Gepäck. „Wir sind die Türöffner für die ausländischen Märkte. Ein Architekt oder Bauingenieur, der im Ausland ein Projekt plant, empfiehlt seinem dortigen Bauherrn nur Produkte,
Jörg Schlaich, 1934 in Stetten im Remstal geboren, ist emeritierter Professor der Universität Stuttgart und Mitinhaber des Ingenieurbüros Schlaich Bergermann und Partner (SBP). Weltweit ist der Bauingenieur ein anerkannter Fachmann für unkonventionelle Bauwerke. Bekannt ist er unter anderem durch seine filigranen Fußgängerbrücken, hohen Türme und leichten Seilnetzkonstruktionen, mit denen er oft architektonisches Neuland betrat. Er gestaltete unter anderem in Zusammenarbeit mit Günter Behnisch und Frei Otto das Dach des Münchner Olympiaparks. 1980 gründete Schlaich zusammen mit Rudolf Bergermann sein Ingenieurbüro mit Sitz in Stuttgart, Berlin und New York und heute rund 90 Mitarbeitern. Eine viel beachtete Idee des Bauingenieurs ist das Aufwindkraftwerk, bei dem die Sonne die Luft unter einem riesigen lichtdurchlässigen Dach aufheizt. Die erwärmte Luft steigt durch einen hohen Kamin in der Mitte der Anlage nach oben. Dieser künstliche Aufwind kann in Strom umgewandelt werden. Eine von Jörg Schlaich und seinem Team geplante Versuchsanlage in Spanien zeigte über mehrere Jahre die technische Realisierbarkeit im praktischen Betrieb.
von denen er weiß, dass sie gut funktionieren“, sagt Manuel Schupp. „Und das sind dann eben die Teppiche von Object Carpet aus Denkendorf, Fensterbeschläge von Roto aus Leinfelden-Echterdingen oder Türschließer von Geze aus Leonberg“, zählt der Architekt auf. Derzeit baut sein Büro die britische Botschaft in der georgischen Hauptstadt Tiflis. „Obwohl das ein britisches Gebäude ist, verbauen wir viele deutsche Produkte“, berichtet Schupp. „Wir haben einfach auf dem Weltmarkt keine besseren gefunden.“ Auch SL Rasch setzt auf Firmen aus dem Südwesten. Die spektakulären Sonnenschirme für Medina etwa lässt das Büro vom Kranbauer Liebherr aus Biberach fertigen. Ehningen, Geislingen, Jettingen, Leinfelden-Echterdingen, Steinenbronn, Süßen – das Adressbuch von Raschs Zulieferern liest sich wie ein Ortsverzeichnis der Region Stuttgart. Dennoch: Vieles ertüfteln die Ingenieure im Wispelwald und in einem alten Fabrikgebäude wenige Straßen weiter selbst. Da steht dann mitten im Großraumbüro zwischen den Rechnern der vor sich hin klickenden Ingenieure schon mal ein Teststand, der die Festigkeit einer neuen Membran für ein Zeltdach auslotet.
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Titelthema: Architekten und Bauingenieure
Weltmeister im Betonpumpen Der bislang spektakulärste Coup: Für den im Januar eröffneten Superwolkenkratzer Burdsch Chalifa in Dubai, mit 828 Metern das höchste Gebäude der Welt, pumpte Putzmeister den Beton mit rund 200 bar Druck bis in eine Förderhöhe von 606 Metern. Das war ein Weltrekord und technisch eine Meisterleistung. Pro Kolbenhub lasteten 26 Tonnen Gewicht auf der Pumpe, die gesamte Konstruktion erzitterte unter den Riesenschlägen. Das speziell entwickelte System zur Lagerung und Befestigung des Steigrohrs ist inzwischen zum Patent angemeldet.
Joi Ito
Auch der Maschinenbau aus der Region Stuttgart ist in internationale Großprojekte der Bauwirtschaft involviert. Das Paradebeispiel ist Putzmeister: Das Unternehmen aus Aichtal ist überall dort, wo Beton im Spiel ist, zuverlässig am Werk. Putzmeister schreibt mit spektakulären Einsätzen immer wieder Technikgeschichte, sei es beim Bau des Eurotunnels, des Tschernobyl-Sarkophags oder in China, wo seit Mitte 2008 die Sutong-Brücke den bis zu 14 Kilometer breiten Jangtse unweit seiner Mündung überspannt.
Forschen für die Zukunft des Bauens Innovationskraft im Bereich des Bauens beweisen auch die vielen Forschungseinrichtungen in der Region. Das Institut für Textil- und Verfahrenstechnik (ITV) Denkendorf etwa forscht zu textilen Leichtbaumaterialien, die Gewichtsreduzierung und Energieeinsparung versprechen. Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IBP) sind gefragte Experten für Wärme und Energie, Schall und Brandschutz, Licht und Raumklima. Das Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau (IRB) erschließt das internationale Fachwissen für alle Gebiete des Planens und Bauens. Der Lehrstuhl für Bauphysik der Universität Stuttgart ist unter anderem bekannt für seine ganzheitliche Betrachtung von Ingenieurbauten, insbesondere mit Blick darauf, wie sich Menschen darin wohlfühlen. Und, und, und: Die Liste ließe sich lange fortsetzen. Forschungseinrichtungen und renommierte Ausbildungsstätten, eine große Zahl an Architekten, Bauingenieuren und Fachplanern, Hersteller und Zulieferer von Bauprodukten und -maschinen, aber auch weltweit tätige Bauunternehmen wie Ed. Züblin, Leonhard Weiss oder Wolff & Müller und Verbände wie die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen: Die Region Stuttgart verfügt über alle Elemente eines regelrechten Clusters der Bauwirtschaft. Nur: Nutzen das die Beteiligten?
Individualisten vernetzen sich Sich zu Netzwerken zusammenzuschließen und zu kooperieren, das scheint gerade für die Architekten und Bauingenieure oft noch ein relativ neues Feld zu sein. „Wie die Ärzte waren auch Architekten bis vor wenigen Jahren eher Einzelkämpfer“, sagt Carmen Mundorff von der Architektenkammer. Doch mehr und mehr würde auch ihr Berufsstand die Zeichen der Zeit erkennen.
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Die Kammer wirbt aktiv für die Kooperation in Netzwerken. „Wenn man sich zusammentut, hat man durch die gebündelten Kompetenzen mehr Kraft und kann sich so am Markt besser positionieren“, sagt sie. Auch Manuel Schupp fordert: „Wir müssen versuchen im Schulterschluss zu arbeiten. Jeder hat sein eigenes Marketing, seinen eigenen Großplotter, seine eigene Produktbibliothek. Das ist Quatsch. Wir müssen uns zusammentun, um international erfolgreich zu sein. Wir müssen uns des Clusters in der Region bewusst sein und uns vernetzen, genauso wie es der Automobil- und der Maschinenbau schon macht.“ Schupp selbst ist mit seinem Büro bereits ein Vorreiter in Sachen Kooperation: Zusammen mit fünf weiteren Architekturbüros, vier davon aus der Region, hat er das Netzwerk European Network Architecture (ENA) ins Leben gerufen, ein Zusammenschluss mit insgesamt mehr als 200 Mitarbeitern. Die Büros haben sich vernetzt mit Ingenieuren, Fachplanern und Herstellern von Bauprodukten. In Kooperation mit der Außenhandelskammer und Deutschen Botschaften organisiert ENA beispielsweise Veranstaltungen in ausländischen Wachstumsmärkten, bei denen die Beteiligten ihre planerische Kompetenz zeigen, mit ausländischen Investoren ins Gespräch kommen und so letztlich Projekte an Land ziehen. „Wir haben uns vorgenommen, dass idealerweise immer zwei Architekten gemeinsam an einem ENA-Projekt arbeiten“, erzählt Schupp, „so lernen wir zu kooperieren – und erschließen uns neue Märkte im Ausland.“
Herausragende Bauwerke in der Region
Geradezu ein Wettstreit der Architekturelite – unter ihnen Le Corbusier, Walter Gropius und Hans Scharoun – spielte sich Ende der 1920er-Jahre in Stuttgart ab: Unter der Leitung von Ludwig Mies van der Rohe errichteten die führenden Vertreter des Neuen Bauens in nur 21 Wochen die 21 Musterhäuser der Weißenhofsiedlung. Der Stuttgarter Fernsehturm war weltweit der erste seiner Art, errichtet Ende der 1950er-Jahre nach Plänen von Fritz Leonhardt. Das Konzept war ein solcher Erfolg, dass Leonhardt zusammen mit Wolfhart Andrä in der Folge fast alle
Fernsehtürme in Deutschland baute, so auch in Hamburg, Mannheim, Köln, Nürnberg und Frankfurt. Die Neue Staatsgalerie in Stuttgart, von den britischen Architekten James Stirling und Michael Wilford erbaut und 1984 eröffnet, gilt heute als eines der bedeutendsten Werke der Postmoderne.
Landesmesse Stuttgart GmbH
Auch in der Region Stuttgart selbst gibt es zahlreiche Architektur-Ikonen – gebaut von eigenen Gewächsen wie auch Baumeistern aus aller Welt. Der Stuttgarter Hauptbahnhof, errichtet in den Jahren 1914 bis 1928 nach Plänen von Paul Bonatz, ist da nur ein Beispiel.
Für ambitionierte moderne Architektur stehen zahlreiche weitere Ausstellungsbauten der letzten Jahre: die transparente Galerie Stihl in Waiblingen, das kantige Museum Ritter in Waldenbuch (Foto unten), das würfelförmige Kunstmuseum am Stuttgarter Schlossplatz, der „Flieger“ des Porsche-Museums, die Doppelhelix des Mercedes-Benz-Museums, die gen Himmel strebenden Ausstellungshallen der Messe am Flughafen (Foto oben) und auch das Literaturmuseum der Moderne hoch über dem Neckar in Marbach.
Doch nicht nur neue Märkte im Ausland, auch neue Geschäftsfelder müssen die hiesigen Planer auftun, um weiterhin gute Geschäfte zu machen. Für den Ingenieurbau ist das zum Beispiel der Bereich erneuerbare Energien. Auch hier gibt es in der Region gute Beispiele, wie dies erfolgreich gelingen kann. Das Stuttgarter Bauunternehmen Ed. Züblin etwa, gegründet 1898 und heute nach eigener Aussage die Nummer eins im deutschen Hoch- und Ingenieurbau, ist sehr aktiv auf diesem Gebiet und hat beispielsweise innovative Fundamente für Offshore-Windkraftanlagen und kostengünstige Solarwärmespeicher aus Beton entwickelt. Anlagenbauer wie M+W Zander, weltweit bekannt für schlüsselfertige Hightech-Fabriken, nutzen ihr Know-how für Fotovoltaik und Solarthermie. Auch das ist Ingenieurskunst aus der Region Stuttgart. Innovationsstärke, Qualitätsbewusstsein, Zuverlässigkeit, zunehmende Kooperationsbereitschaft und Internationalisierung: Kann da dem Erfolg der Planer aus der Region Stuttgart noch irgendetwas in die Quere kommen? Es kann. Vergangenes Jahr hat die Wirtschaftskrise auch in der Region an so manche Tür eines Architekten- und Ingenieurbüros geklopft. Gerade im Südwesten schwappt die Krise der Automobilindustrie in die Bauwirtschaft.
Stuttgart-Marketing GmbH
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Titelthema: Architekten und Bauingenieure
Viele Büros hätten Projekte verloren, gerade die großen, berichtet Manuel Schupp. „Wir werden uns dieses Jahr ziemlich warm anziehen müssen. Aber es gab nicht so katastrophale Entlassungen, wie wir alle befürchtet haben.“ Zukunftschancen sieht er beispielsweise in China, das der Einschätzung vieler Experten zufolge recht schnell wieder auf die Beine kommen könnte. Da trifft es sich gut, dass gerade dort dieses Jahr die Weltausstellung stattfindet, auf der auch Vertreter der hiesigen Branche ihr Können beweisen. So werden beispielsweise die erwarteten 70 Millionen Besucher das Expo-Gelände durch die zentrale Expo Axis betreten, dem neben dem chinesischen Pavillon größten Bauwerk auf dem Gelände. Beschirmt werden sie dabei von einer der weltweit größten Membranüberdachungen, die mit 65.000 Quadratmetern und einer freien Spannweite von fast 100 Metern einmal mehr die Grenzen des technisch Machbaren auslotet. Entwurf der Gesamtanlage: Hong Li und Bianca Nitsch, zwei Absolventen der Universität Stuttgart, die heute gemeinsam das Architekturbüro SBA in Shanghai und Stuttgart leiten. Die Konstruktion des Dachtragwerkes kommt vom Büro Knippers Helbig – Sitz: Stuttgart. Tobias Schiller
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Sommers Zeit Fast vierzig Jahre ist es her, dass Hans Sommer ein kleines Ingenieurbüro mit aus der Taufe gehoben hat. Heute ist Drees & Sommer der Branchenprimus im Projektmanagement und zählt weltweit mehr als 1.000 Mitarbeiter. Von Michael Ohnewald
Sein Haar ist pfeffergrau wie der Nachmittag in Stuttgart. Ein Vorhang aus feinen Regentropfen hängt über der Stadt. Draußen ist Winter, drinnen ist Sommer, Vorname Hans, ein fröhlicher Abendländer, 68 Jahre und kein bisschen müde. Ein Espresso, bevor er seine Geschichte erzählt. Die Geschichte eines Mannes, der klein angefangen hat und jetzt Aufsichtsratsvorsitzender einer weltweit agierenden Unternehmensgruppe ist, deren Zahlen für sich sprechen. Betreutes Jahres-Bauvolumen 6,6 Milliarden Euro, 1.050 Mitarbeiter, 137 Millionen Euro Konzernumsatz.
„Ich bin nach wie vor von Stuttgart 21 begeistert. Die Vorteile werden im Ausland ganz anders gesehen als bei uns. Das ist ein Geniestreich.“
China, Russland, Türkei, Vietnam, Spanien, Italien Deutschland – das Leben von Hans Sommer ist konserviert in vielen Mauern und Großbauten. Aqua City Palace in Moskau, Silver Star Tower in Dubai, Potsdamer Platz in Berlin, Daimler in Möhringen. Den Anfang macht Stuttgart. Hans Sommer wird 1941 geboren. Sein Vater ist Beamter beim Autobahnamt in der Jägerstraße. Der Bub treibt sich am Bahnhof auf ungenutzten Gleisen herum. Dort verhilft er nicht nur seinen Lederhosen zu speckig glänzender Patina, sondern sich selbst auch zur Erkenntnis, dass Stuttgart ein Tor zur Welt ist, wenn man es bloß richtig anstellt. Beide Eltern sterben früh, weshalb die Gebrüder Sommer sechs Jahre auf dem Internat der evangelischen Brüdergemeinde in Korntal verbringen. Mit 15 Halbwüchsigen teilen sich die beiden einen Schlafsaal. Hans Sommer, der ein schlechter Schüler ist, lernt eine wichtige Lektion: „Gemeinschaft macht stark.“ Die Erzieher in Korntal sind hart und streng. Bei Verstößen verlangen sie von der Gruppe, den Übeltäter zu verraten. Ansonsten werden alle bestraft. Die Burschen im Internat halten in der Not zusammen.
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Nach dem Abitur wird Sommer Bauingenieur und Architekt. Eher zufällig stößt er 1971 auf ein kleines Planungsbüro, in dem sich Gerhard Drees mit zwei Kollegen darauf spezialisiert hat, die Struktur von Bauabläufen zu entschlüsseln und genaue Terminpläne für Großprojekte zu erstellen. Netzplantechnik nennt sich die aus der Raumfahrt stammende Methode. Bei Polieren und Bauleitern kommt sie anfangs nicht gut an. Die ständigen Nachfragen kosten Zeit und überhaupt: Was soll das neumodische Zeugs? Hans Sommer lernt schnell. Es dauert nicht lang, bis in ihm der Gedanke an ein anderes Problem aufsteigt, das einer Lösung harrt: die Kosten. Immer öfter liest er in der Zeitung von explodierenden Ausgaben bei Großbauten. Viele Architekten taxieren den Preis ihrer Gewerke über die Maßeinheit Kubikmeter umbauter Raum. Zwischen theoretischem Aufmaß und tatsächlichen Ausgaben liegen Welten. Der Laden brummt, der Laden wächst. Das Stuttgarter Ingenieurbüro übernimmt Aufgaben von Bauherren in ganz Deutschland. Termine einhalten, Kosten überwachen. Projektmanagement wird salonfähig, und Hans Sommer ist in vielen Salons unterwegs. Als sich die Wende ankündigt, gerät in Berlin ein Platz in den Fokus, welcher den Geist der Geschichte atmet. Was den Londonern in den goldenen Zwanzigern ihr Piccadilly Circus, war den Berlinern der „Potsdamer“. Viel ist nicht übrig von ihm. Wer sich im Herbst 1989 auf dem Areal am Rand der Berliner Mauer umsieht, benötigt reichlich Fantasie, um sich vorzustellen, was hier früher war und mehr noch, was hier künftig sein könnte. Hans Sommer hat diese Fantasie. Die Stuttgarter Unternehmensgruppe wird Teil eines gigantischen Projekts. Es geht um das neue Herz Berlins, und es geht um zwei Milliarden Euro. Zeitweise überwachen bis zu 200 Mitarbeiter die Bauleistungen am Potsdamer Platz. Sommer ist oft sieben Tage pro Woche unterwegs. Seine Frau, die sich um die beiden Söhne kümmert, sieht ihren Mann selten. Sie plant zu Hause die gemeinsamen Urlaube. „Manchmal habe ich erst am Flughafen erfahren, wohin die Reise geht“, sagt Hans Sommer und grinst. Einmal schließt sie im Hotel sein Geschäftshandy in den Safe. Die Zahlenkombination behält Inge Sommer für sich.
Michael Ohnewald
portrait
Titelthema
Es sind bewegte Zeiten. Eines Abends fliegt er von Berlin zurück ins Ländle, als zufällig ein hagerer Landsmann neben ihm sitzt. Gestatten Heinz Dürr, Bahnchef. „Was schaffet Sie?“, fragt er. Sommer erzählt von seinem Auftrag und hat wenig später den nächsten. Wieder geht es um Milliarden, und zwar dort, wo er als Kind gespielt hat. Am Bahnhof in Stuttgart. Sommer wird Mitgesellschafter der DB Projekt GmbH Stuttgart 21 und einer der intimsten Kenner des milliardenschweren Bauvorhabens. „Das Ding war voll auf der Schiene“, sagt er im Rückblick. Bis der spätere Bahnchef Johannes Ludewig die Notbremse zieht und eine jahrelange Hängepartie beginnt. 2001 verkauft Sommer seine Anteile zurück an die Bahn. Im Gegenzug setzt er sich dafür ein, dass die Planer auch weiter in der Landeshauptstadt bleiben.
Seine Augen glänzen, wenn er davon schwärmt. Ein neues Thema. Wie früher kniet er sich hinein, auch wenn die Knie jetzt aus Titan sind. Was soll’s? Für vorauseilende Befunde vom Altwerden ist Hans Sommer nicht zu haben. Als Freunde neulich bei einem Geburtstag erzählten, dass sie sich in der Seniorenresidenz Augustinum eingekauft haben, wäre er am liebsten davongerannt. Seine Frau hat die Situation gerettet. „Wenn es bei uns soweit ist“, sagte sie, „dann kriegt er eine polnische Pflegerin und ich einen italienischen Chauffeur!“ Es ist spät geworden über der Geschichte von Hans Sommer. Sein nächster Termin steht an. Bevor er hinauf in sein Büro geht, trägt er die leere Espressotasse hinüber zur Spülmaschine der Cafeteria von Drees & Sommer. Einige Kollegen haben auf der Anrichte ihr dreckiges Geschirr stehen lassen. Hans Sommer räumt es ein. Wahre Größe offenbart sich im Kleinen.
Lange her. Stuttgart 21 ist jetzt wieder auf dem Gleis, aber Sommer fährt nicht mehr mit. „Ich bin nach wie vor von Stuttgart 21 begeistert. Die Vorteile werden im Ausland ganz anders gesehen als bei uns. Das ist ein Geniestreich“, sagt er. Seine Firma ist als Projektsteuerer engagiert, er selbst hat andere Pläne. In Zeiten der Erderwärmung und sich zu Ende neigender Ölreserven reizt es ihn, ältere Bürogebäude zu sanieren und wieder marktfähig zu machen. „Ökonomie und Ökologie unter einem Dach“, sagt er als wäre es das elfte Gebot.
Für seine Reportagen und Porträts ist Michael Ohnewald mit den renommiertesten Preisen ausgezeichnet worden, die im deutschen Journalismus vergeben werden. Für 179 porträtiert der Ludwigsburger Autor ab sofort herausragende Unternehmer aus der Region.
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Energie aus Biomüll Wissenschaftler aus der Region Stuttgart suchen gleich in zwei Projekten nach Möglichkeiten, Energie aus Bioabfällen zu gewinnen. Das Stuttgarter FraunhoferInstitut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB will mit Großmarktmüll Autos antreiben. Christian Alber, Absolvent der Hochschule Esslingen, hingegen nutzt altes Brot zum Backen neuen Brotes. Das Augenmerk der Forschungspartner um das Fraunhofer IGB liegt auf der Verwertung nasser Biomasse, Abfällen aus der Lebensmittelindustrie beispielsweise oder vom Großmarkt. Aufgrund ihres geringen Gehalts an schwer abbaubaren
holzigen Anteilen sind gerade diese Abfälle optimal zur Vergärung geeignet. Dabei entsteht Methangas. „Biomethan kann wie Erdgas über das bestehende Netz transportiert werden. Oder wie in unserem Demonstrationsprojekt CNGFahrzeuge (Compressed Natural Gas) antreiben“, erklärt Walter Trösch vom Fraunhofer IGB. Allein aus den kommunalen Bioabfällen Stuttgarts könnte genug Methan für eine kleine Flotte von Müllfahrzeugen mit Erdgasantrieb erzeugt werden. Christian Alber (Foto) indessen hat es auf trockenen Müll abgesehen: Altbrot, von dem alleine in Südwürttemberg jährlich rund 10.000 Tonnen anfallen.
Andrea Kaminski
erforschen
Wissenschaft
Albers Abschlussarbeit an der Hochschule Esslingen zeigt, dass Großbäckereien den Energiebedarf ihrer Backöfen zum Teil mit diesem Altbrot decken könnten. In einer Backofenanlage kann es zentral verbrannt werden und mittels eines Ölkreislaufs mehrere Öfen beheizen. Christian Alber: „Erste Emissionsmessungen lassen uns sehr zuversichtlich sein, nun suchen wir noch einen Investor für die Pilotanlage.“ (tos)
Zerfallende Familien – dicke Kinder? Zu viel, zu fett, zu süß, zu wenig Bewegung – auf diese Formel verkürzten bislang viele Forscher die Ursachen von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen. Wissenschaftler des Instituts für Sozialwissenschaften der Universität Stuttgart haben den Bogen jetzt weiter gespannt. In einer auf fünf Jahre angelegten Studie ermittelten sie die sozialen Ursachen von Fettleibigkeit. Dicke Kinder, so das Ergebnis, seien eine Folge der gesellschaftlichen Modernisierung. Der Strukturwandel seit den 1970er-Jahren habe zu Erziehungsdefiziten geführt,
etwa durch auseinanderfallende Familien, weil die Kinder berufstätiger Eltern sich selbst überlassen seien oder auch nur durch unterschiedliche Tagesabläufe der einzelnen Familienmitglieder. „In den betroffenen Familien isst jeder, salopp gesagt, wann, wo und was er will, und die Freizeitgestaltung folgt demselben Muster“, so der Stuttgarter Sozialwissenschaftler Michael Zwick. Die Forscher fordern ein radikales Umdenken in der Behandlung des Problems. Statt Kindern und Jugendlichen meist
erfolglos Verhaltensänderungen aufzuzwingen, sollte den Rahmenbedingungen für passive Freizeitgestaltung und Überernährung entgegengewirkt werden. So fordern sie etwa, dass Wohngebiete umgestaltet werden zugunsten von Aktivitäten im Freien. Zudem treten sie für die Ampel-Kennzeichnung von Lebensmitteln ein. In Ländern wie Großbritannien habe sich gezeigt, dass dies den Handel und die Hersteller ermutige, auf gesündere Nahrungsmittel umstellen. (tos)
Nachhaltig in die Luft gehen
DLR
Auf der Suche nach Alternativen zum Erdöl erforscht das Stuttgarter DLRInstitut für Verbrennungstechnik neue synthetische Treibstoffe für den Luftverkehr. Aktuelle Ergebnisse zeigen, dass die zukünftigen Treibstoffe dem Kerosin sogar überlegen sein können.
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Erfolgreich getestet ist bereits der synthetische Treibstoff Gas to Liquid (GtL). Dabei wird Erdgas zu flüssigen Kohlenwasserstoffen umgewandelt. GtL ist nach Ansicht der Forscher eine wichtige Brücke zu alternativen Treibstoffen auf Basis von Biomasse. Aktuelle Messungen belegen zudem, dass der Rußanteil bei GtL-Treibstoffen im Vergleich zum her-
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kömmlichen Kerosin deutlich geringer ausfällt – das verbessert auch die Luftqualität in Flughafennähe. Dabei liegt der Einsatz der neuen Treibstoffe in greifbarer Nähe. Ein erster kommerzieller Linienflug mit einer 50-prozentigen Beimischung von GtL fand im Oktober 2009 statt. Manfred Aigner vom DLR prognostiziert: „In den nächsten zehn Jahren ist eine allmähliche Einführung als Beimischung zum herkömmlichen Kerosin zu erwarten. Bis zum Jahr 2030 erwarten wir einen weitgehenden Ersatz des Kerosins durch biomassebasierte Treibstoffe. Dies wird dann eine klimaneutrale Luftfahrt ermöglichen.“ (red)
Innovation
Mit Wonne in die Wanne
Mit der Wanne-auf-Wanne-Technik begann der Aufstieg des Unternehmens. Noch heute lässt Repabad mehr als 1.000 Mal im Jahr alte Badewannen unter einem modernen und körperwärmeren Acryldeckmantel verschwinden. Doch spätestens seit in den 1990er-Jahren die Wellness-Kultur in die Badezimmer Einzug gehalten hat, sind die Ansprüche der Verbraucher enorm gestiegen. Repabad hat sich früh darauf eingestellt. Whirlpools in vielerlei Ausführungen gehören zum Sortiment ebenso wie Duschkabinen, die sich als Dampfbad nutzen lassen. Mit Nebeldüsen und Regenkaskade, MP-3-Dockingstation, dampftauglichen Lautsprechern oder Licht- und Klanginstallationen, die auch über die hauseigene Stereoanlage angesteuert werden können, bietet Repabad vielfältige Möglichkeiten, den privaten Wellnessbereich innovativ und luxuriös zu gestalten.
„Wir bieten natürlich alle gewünschten Sonderanfertigungen und sehen uns als Vorreiter neuer Ideen rund um das hochwertige Bad“, sagt Gunther Stolz. In Wendlingen sind Verwaltung und Entwicklung zu Hause, im benachbarten Kirchheim unter Teck wird produziert. Die Wirtschaftskrise sieht der Juniorchef gelassen. „2009 hatten wir erstmals in der 45-jährigen Firmengeschichte ein leichtes Minus zu verzeichnen – unsere Mitbewerber mussten 20 bis 30 Prozent Einbrüche hinnehmen.“ Derzeit sucht Repabad wieder neue Mitarbeiter, die das 60 Köpfe starke Team verstärken sollen. (asm) www.repabad.de
Der Rechner Wilhelm Schickard aus Herrenberg konstruierte 1623 die erste Rechenmaschine der Welt – er ist damit gewissermaßen der Ur-Ur-Urgroßvater des Computers. Schickards Maschine basierte auf dem Zusammenspiel von Zahnrädern und konnte bis zu sechsstellige Zahlen addieren und subtrahieren; zum Multiplizieren und Dividieren nutzte sie Rechenstäbchen. Wo Taschenrechner heute bei einer zu großen Zahl ein „E“ anzeigen, machte sich Schickards Maschine mit einem Glöckchen bemerkbar. Eingesetzt wurde die Maschine vornehmlich für die astronomischen Berechnungen eines
großen Zeitgenossen: Johannes Kepler aus dem benachbarten Weil der Stadt. Als alltagstauglich allerdings gilt erst ein Rechner von 1770, konstruiert vom Pfarrer und „Uhrmacher Gottes“ Philipp Matthäus Hahn aus Scharnhausen. Hahns Modell in Dosenform mit einer zentralen Antriebskurbel konnte von jedem Uhrmacher repariert werden. Ein funktionstüchtiges Originalexemplar steht im Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart; Schickards Maschine hingegen ist nicht erhalten, erst 1960 wurde sie nach Zeichnungen rekonstruiert. (tos)
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Herbert Klaeren
wer hat‘s erfunden?
Immer wieder machte Repabad mit intelligenten Badelösungen auf sich aufmerksam. Seniorchef Kurt Stolz gründete 1963 mit zwei Partnern, von denen einer nicht mehr im Unternehmen und der andere im Ruhestand ist, eine Firma, um die damals üblichen, aber schlagempfindlichen Emailbadewannen auszubessern. Der Durchbruch gelang den Jungunternehmern, als sie 1968 mit der Idee reüssierten, alte Badewannen mit einer
neuen Acrylwanne zu erneuern, ohne die Fliesen anzugreifen. Die preisgünstige Wanne-auf-Wanne-Technik bemäntelte über Jahre hinweg in deutschen Badezimmern gnädig die Farbwahl einer Zeit, die Moosgrün, Currygelb oder leuchtendes Orange zu den Favoriten im Nassbereich erklärt hatte. Auch Juniorchef Gunther Stolz erzählt grinsend, dass er als Steppke noch in olivgrünem Wasser plantschte.
entwickeln
Eine bequem begehbare, großzügige Duschwanne, die sich per Knopfdruck zur Badewanne schließen lässt, ohne dass ein Tropfen durchdringt? Bei Repabad geht das. Der neueste Clou der innovationsfreudigen Firma aus Wendlingen heißt „Easy-In“ und „ist so dicht wie jede Badewanne“, zerstreut Juniorchef Gunther Stolz die üblichen Bedenken. Ein automatisches Stoppsystem sorgt dafür, dass sich niemand die Finger einklemmt, und es verhindert, dass sich bei voller Wanne die Türe öffnet. Mit dem Produkt ist das Unternehmen seit mehreren Monaten erfolgreich am Markt. Die Idee, die Funktion und Design ideal verbindet, hat Repabad zudem schon mehrere Preise eingebracht, darunter den iF product design award 2009 und den Design Plus. Aktuell ist „Easy-In“ für den Designpreis Deutschland nominiert.
Repabad
Repabad aus Wendlingen bringt weltweit Innovationen in die Badezimmer
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Existenzgründung
Gibbon Slacklines aus Stuttgart versprechen nicht nur jede Menge Spaß: Beim Balancieren auf den bis zu 25 Meter langen Bändern werden Gleichgewichtssinn und Beweglichkeit trainiert.
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Existenzgründung
ID Sports feiert mit Gibbon Slacklines Erfolge rund um den Globus
Gibbons leben in Südostasien und sind die kleinsten Menschenaffen. Als einzige ihrer Gattung bleiben sich Gibbon-Pärchen ein Leben lang treu. Auf vergleichbare Treue ihrer Kunden hofft die Stuttgarter ID Sports GmbH. Seit 2007 entwickelt und vertreibt das Team um Gründer Robert Kaeding unter dem Markennamen Gibbon so genannte Slacklines: Bis zu 25 Meter lange Bänder, die in Kniehöhe zwischen Bäumen oder Laternenmasten gespannt werden, um auf ihnen zu balancieren und allerhand Kunststücke zu machen. Die Balancebewegungen sind dabei dem Bewegungsmuster der Gibbons nicht unähnlich. Die Grünphase einer Fußgängerampel an Stuttgarts viel befahrener Theodor-Heuss-Straße sollte reichen, um eine Slackline zwischen den Ampelpfosten aufzubauen, die Strecke zu überqueren und wieder abzubauen. Ein Schlüssel zum Erfolg der Marke Gibbon liegt in der vereinfachten Montage der Slacklines – womit sie für eine breitere Käuferschicht attraktiv wurden. Denn als ursprüngliches Beiprodukt des Klettersports wurden Slacklines seit den 1980er-Jahren umständlich mittels Knoten, Karabinern und Flaschenzügen befestigt. „Unser Gedanke war ‚Plug and Play’“, sagt Kaeding. Wenige Handgriffe genügen jetzt, um die Slackline per eingebauter Rätsche in Sekundenschnelle aufzuspannen. Um dies der Welt zu zeigen, bedienten sich Kaeding und Konsorten des Videoportals YouTube. Ihre Idee: Die Grünphase einer Fußgängerampel an Stuttgarts viel befahrener Theodor-Heuss-Straße sollte reichen, um eine Slackline zwischen den Ampelpfosten aufzubauen, die Strecke zu überqueren und wieder abzubauen. „Wir hatten einen Riesenspaß und selbst die Autofahrer fanden das witzig“, berichtet Kaeding von der nächtlichen Aktion.
Den Anstoß zur Firmengründung bekam Kaeding im Jahr 2007. Ein Freund brachte ihm eine Slackline aus dem Urlaub mit. „Am Anfang dachte ich: Nicht schon wieder ein neues Trend-Produkt“, schmunzelt Kaeding, der selbst leidenschaftlich Snowboard und Skateboard fährt und früher als Leistungssportler Volleyball spielte. Dennoch spannte der 32-Jährige den Gurt im Garten auf – „und dann hat mich dieser Wurm gepackt. Ich habe geübt und geübt und nach einer halben Stunde konnte ich mich drauf halten, nach zwei Stunden konnte ich die ersten Schritte, am nächsten Tag konnte ich rüberlaufen.“ Sein damaliger Chef Stefan Lippert vom Stuttgarter Dienstleistungsunternehmen für Produktentwicklung und -design IPDD ließ sich von der Begeisterung anstecken und unterstützte Kaedings Idee, selbst Slacklines zu entwickeln und in Eigenregie auf den Markt zu bringen. Für dieses Vorhaben gründeten sie eine eigene Firma – ID Sports war geboren. Mittlerweile elf festangestellte Mitarbeiter steuern von Stuttgart aus Entwicklung, Produktion, Marketing und Vertrieb in 37 Länder. Mit unterschiedlich gestalteten und TÜV-geprüften Produkten für die Altersgruppen fünf bis 99 bedient ID Sports dabei eine breite Zielgruppe vom Spielzeugbis in den Sportgerätemarkt. Neuerdings erobert das junge Unternehmen auch den Therapiebereich. Für Gleichgewichtsschulung und Muskulaturtraining an Knöchel, Knie und Hüfte ist die dreidimensionale Wackelbewegung beim Slacklining ideal. Der Schwäbische Turnerbund und der FC Bayern München setzen Gibbon Slacklines bereits im Training ein. Tobias Schiller
ID Sports GmbH
Die Marketingidee ging auf: Das Video entwickelte sich regelrecht zum Selbstläufer. Fernsehauftritte folgten und täglich tauchen seither neue Clips auf, in denen Fans auf der ganzen Welt ihre neuesten Slackline-Tricks zeigen. Die Belohnung waren 64.000 verkaufte Slacklines gleich im ersten Jahr nach der Gründung – damit war Gibbon Weltmarktführer, nicht zuletzt auch dank der Aufnahme in den Miles & More-Prämienkatalog der Lufthansa.
ID Sports GmbH
gründen
Alles in bester Balance
Gründungsjahr: 2007 Sitz: Stuttgart Mitarbeiter: 11 verkaufte Slacklines: 100.000 (2009) www.gibbon-slacklines.de
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Fachkräfte
Gelebte Unternehmenswerte fördern das Engagement der Mitarbeiter
Wie gelingt es, die Werte eines Leitbilds im Unternehmensalltag mit Leben zu füllen?
ENSINGER GmbH
arbeiten
Klaus Ensinger, Geschäftsführer des Herstellers technischer Kunststoffe Ensinger GmbH in Nufringen, über unternehmerische Verantwortung
179: Herr Ensinger, was bedeutet verantwortungsvolle Unternehmensführung für Sie? Ensinger: Verantwortung heißt, die Konsequenzen des eigenen Handelns abzuschätzen und für die Folgen einzustehen. Im unternehmerischen Kontext heißt dies, das Handeln und die erbrachten Leistungen auf das Wohl der Anspruchsgruppen wie etwa Kunden, Mitarbeiter, Gesellschaft auszurichten und negative Folgen für alle zu vermeiden.
Entscheidend sind die Leute, die kritische Entscheidungen treffen und durch diese beweisen, welch Geistes Kind sie sind. Somit stehen natürlich die Führungskräfte im Blickfeld. Wenn Sie sich Führungskräfte zusammenfinden, die die gleichen Grundsätze teilen und auch harte, aber wertkonforme Entscheidungen treffen, wird sich die entsprechende Kultur einstellen. Deswegen ist auch die Auswahl der Führungskräfte – und ihre Entfernung im Konflikt – besonders wichtig. Wie kommt ethische Unternehmenskultur in konkreten Maßnahmen zum Ausdruck? Die ethische Dimension wird spürbar, wenn etwas getan wird, obwohl es nicht getan werden müsste. Eben nur, weil man es für richtig und geboten findet. Wenn wir zum Beispiel in der Krise etwas für die Arbeitssicherheit tun, was wir angesichts knapper Kassen noch verschieben könn-
ten. Wenn wir einen notorisch rüpelhaften Vorgesetzten entfernen, der „sonst” einen guten Job macht. Wenn wir einer alleinerziehenden Mutter den Job geben, obwohl sie nicht die beste Bewerberin ist, aber das Einkommen am nötigsten braucht. Man kann das nicht immer tun. Aber manchmal tun wir es, weil wir denken, es ist richtig so. Auf welche Weise zahlt sich ethisches Handeln für ein Unternehmen aus? Ich glaube, dass ethische Werte ihre Bedeutung verlieren, wenn sie für Gewinne instrumentalisiert werden. Wie gesagt, man trifft ethische Entscheidungen unabhängig vom Ertrag und akzeptiert, dass sie etwas kosten. Auf die Zufriedenheit und damit indirekt das Engagement der Mitarbeiter haben gelebte Werte aber einen wichtigen Einfluss. Die Fragen stellte Monika Nill www.ensinger-online.com
Zirkeltraining für die Sicherheit
Bei dem Schulungstag an der Carl-StahlAkademie in Süßen absolvierten die Mitarbeiter eine Art Zirkeltraining mit zwölf Themenstationen. Die Palette reichte von Schutzausrüstung über Ladungssicherung, den Umgang mit Gefahrstoffen und Motorsägen bis hin zu Tipps zur gesunden Ernährung sowie einer praktischen Rückenschule.
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Georg Peschel, Leiter der Abteilung Umwelttechnik, machte zum Beispiel seinen Kollegen anhand von Fotos klar, wie man bei Sanierungs- und Abrissmaßnahmen Asbest, PCB und Schimmelpilz erkennt und sich davor schützt. Gerhard Hery, Sicherheitsberater bei der Carl-StahlAkademie, verriet, wie sich Ladung auf Lastwagen mit Antirutschmatten einfach und wirkungsvoll sichern lässt. Gleich mehrere Stationen widmeten sich der richtigen Schutzkleidung. Prokurist Rainer Alber betont: „Wir streben eine langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren Mitarbeitern an, aber auch mit unseren Bauherren, Architekten, Nachunternehmern und Lieferanten. Voraussetzung dafür ist, dass wir es auch zukünftig schaffen, bei gleicher Qualität noch produktiver und kostengünstiger zu arbeiten.“
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Rommel
Das Stuttgarter Bauunternehmen Rommel lässt für die Mitarbeiterschulung seine Baustellen ruhen. Im Januar gab Firmenchef Eberhard Rommel seiner 160-köpfigen Rohbau-Belegschaft einen Tag baustellenfrei und lud sie stattdessen erstmals zu einer ganztägigen Mitarbeiterschulung ein, die als Arbeitszeit vergütet wurde. „Viele würden sich wünschen, dass man sich so um sie kümmert“, sagte Vorarbeiter Erich Romminger.
Ein Teil des Tages widmete sich deshalb der Vertiefung der hauseigenen Standards für Ordnung und planvolles Vorgehen auf Baustellen. Dazu gehören etwa klar definierte Lagerflächen und Verkehrswege, um Stolperfallen zu vermeiden, eine detaillierte Termin- und Ausführungsplanung sowie eine umfassende Dokumentation der Arbeitsfortschritte. (red)
Lahoti
Freizeit
Kunst am Faden
Die Zuschauer sitzen in der ehemaligen Hauskapelle der Schuhmacherzunft. In dieser einzigartigen und sehr intimen Atmosphäre – gerade einmal 25 Personen fasst das Miniaturtheater – entdecken die Besucher Dramen der Weltliteratur auf ganz neue Weise, sei es Shakespeare, Goethe oder aktuell „Taminos Traum”, eine Wortoper, die auf Mozarts Zauberflöte basiert.
20. März 2010 Lange Nacht der Museen Die Bustour zu Kunst, Kultur und Partys als stadtweites Happening. Zehntausende Nachtschwärmer besuchen Museen, Galerien und Kultureinrichtungen in ganz Stuttgart. Ort: Stuttgart www.lange-nacht.de 28. März bis 11. Juli 2010 „Gefühle, wo man schwer beschreiben kann.“ Die vom Haus der Geschichte BadenWürttemberg organisierte große Landesausstellung widmet sich im WM-Jahr dem Fußball im Südwesten. Ort: Kunstgebäude am Schlossplatz, Stuttgart www.hdgbw.de 29. April bis 2. Mai 2010 Stuttgart Barock Verschiedene Ensembles verhelfen vergessenen Werken in historischer Aufführungspraxis zu neuer Beachtung. Das traditionsreiche Festival steht dieses Jahr unter dem Motto „The Tempest – Musik nach William Shakespeare“. Ort: Stuttgart www.stuttgart-barock.de
„Die Intimität ist ideal für das Anliegen des Marionettentheaters“, sagt Weiner, „da das Phänomen der Verwandlung auf der Theaterbühne mit den indirekt geführten Marionetten einfacher funktioniert als mit menschlichen Schauspielern. Die Zuschauer lassen sich schneller auf die Figuren ein.“ Dabei ist die technische Beherrschung des Marionettenspiels nur ein Teil der Sache. Der andere besteht darin, auf dem Umweg über die Fäden den Charakter der Rolle in die starre Spielfigur fließen zu lassen. Und zu alledem benötigen die Spieler eine gehörige Portion körperliche Kraft. „Es ist ein fortgesetzter Kampf gegen die Schwerkraft“, bestätigt Weiner. Das Bühnenbild und die Gestaltung der Marionetten sind auf das Wesentliche reduziert und lassen den Besuchern viel Raum, dem Spiel zu folgen. So wird ein Klassiker wie „Faust” zu einem völlig anderen, berührenderen Erlebnis als es eine übliche Bühneninszenierung vermag.
30. April 2010 Fellbacher Hopf Lange Live-Musiknacht für musikbegeisterte Nachtschwärmer in vielen Lokalen und Lokalitäten. „Gehopft“ wird mit Shuttle-Bussen bis zum Frühstück der Fellbacher Weingärtner eG in der Neuen Kelter. Ort: Fellbach www.fellbach.de
Taminos Traum läuft noch bis einschließlich Juli 2010. Darüber hinaus werden in den Räumen des LIMA weitere Veranstaltungen angeboten: In der Reihe „Bödiger liest!“ stellt der Berliner Schauspieler und Rundfunkmoderator Wolfgang Bödiger in loser Folge seine Lieblingsautoren vor. Im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe „magic moments“ steht die Zauberkunst. (asm) www.lima-theater.de
tipps
Das wohl kleinste Theater in der Region begeht seinen 25. Geburtstag. Das Literarische Marionettentheater, kurz LIMA genannt, liegt versteckt in der malerischen Esslinger Altstadt. Im weinberankten alten Zunfthaus der Schuhmacher in der Landolinsgasse zieht Andreas Weiner die Fäden der Marionetten und bringt Dramen der Weltliteratur auf die kleine Guckkastenbühne. Darüber spannt sich ein gotisches Kreuzgewölbe.
24. Mai 2010 Vaihinger Maientag Eines der ältesten Kinder- und Heimatfeste des Landes mit großem Festumzug und Flößertanz in der Enz-Aue. Ort: Vaihingen an der Enz www.vaihingen.de
erleben
Das Literarische Marionettentheater in Esslingen: Die kleinste Bühne der Region führt klassische Dramen auf
Fortschritt in Kuchen Eine „Mikrowelle“ von anno dazumal, um das mitgebrachte Essen aufzuwärmen, oder ein Bade- und Waschhaus – keine Selbstverständlichkeit für Arbeiter des 19. Jahrhunderts. Um zuverlässige Arbeitskräfte zu halten, ließ der Textilindustrielle Arnold Staub im Filstal eine beispielhafte Siedlung anlegen. Zu den Einrichtungen gehörten Schule, Spital und Apotheke, Bibliothek, Kaufladen sowie Speise- und Festsäle. Die historische Arbeitersiedlung in Kuchen zählt zu den interessantesten Anlagen dieser Art in Mitteleuropa. Das Gelände ist frei zugänglich, Führungen auf Vereinbarung. www.kuchen.de Klitzekleines Kunst-Stück Die Theatergalerie in Neckartailfingen ist eine winzige Bühne in einem denkmalgeschützten ehemaligen Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert. Hier haben multimediale Inszenierungen, Schauspielstücke und Tanzabende ein besonderes Zuhause gefunden. Die charmante Kleinbühne mit 60 Plätzen strahlt mit besonderem Flair, dazu gibt es einen Biergarten mit Holzofen und ein gemütliches Kaminzimmer. www.theatergalerie.net
bis 30. Mai 2010 Mäuse, Menschen, Mausefallen! Die Ausstellung im Museum im Schlössle in Freiberg-Geisingen zeigt die Kulturgeschichte der Maus-Mensch-Beziehung: vom religiösen Mäusekult über die raffiniertesten Fangapparate bis zu den Artgenossen aus der Comic- und Computerwelt. Ort: Museum im Schlössle, Freiberg am Neckar www.freiberg-an.de
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Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell
„Träume, aber schlafe nicht“
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der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart
Fachforum der regionalen Wirtschaftsförderung zeigte beim Creativity World Forum neue Wege zur Produktentwicklung
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Das CWF ist die Hauptveranstaltung der Districts of Creativity, ein Netzwerk der zwölf innovativsten Regionen derWelt. Die WRS als Programmpartner des CWF 2009 organisierte außer einer Rundfahrt durch die Region Stuttgart auch ein Fachforum zum Thema „Engineering Creativity – Creative Engineering“. Dabei wurde deutlich, dass Kreativwirtschaft und Industrie stark voneinander profitieren können, etwa in den Bereichen Produktdesign, Architektur oder Computersimulation. Podiumsgäste und Publikum diskutierten zudem über das Open-Innovation-Konzept, also die Öffnung des bislang meist abgeschotteten Innovationsprozesses von Unternehmen und die strategische Nutzung der Außenwelt für Neuentwicklungen. Open-Source-Software ist ein besonders markantes Beispiel für diesen neuen Ansatz, der aber auch in der Industrie an Bedeutung gewinnt. Bauingenieur Jörg Schlaich (siehe auch Interview S. 10) forderte eine nachhaltige Symbiose zwischen Ingenieuren und Designern, wie es in der Bauwirtschaft zwischen Architekten und Bauingenieuren schon lange üblich ist. Das Zusammenspiel von Form und Funktion verdeutlichte er in seinem Vortrag über die gute Gestaltung von Brücken. Sein Credo: Mit nur sehr wenig Veränderung und der Verknüpfung von Gestaltung und technischer Innovation könnten nützlichere und bessere Bauwerke errichtet werden. Über 500 Angestellte hat das von Produktdesigner Hartmut Esslinger (Foto) gegründete Büro frog design mit Sitz unter anderem in San Francisco und Herrenberg. Seine Arbeiten prägten die Konsumgüterwelt nachhaltig. So hat er am Aufstieg Apples zur Kultmarke entscheidenden Anteil.
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Julia Grudda/MFG
Kreativität und Ideen sind die wichtigsten Wirtschaftsgüter des 21. Jahrhunderts. Diese Erkenntnis stand im Zentrum des Creativity World Forum (CWF) in Ludwigsburg. Zwei Tage lang haben mehr als 1.000 internationale Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik diskutiert, wie sie neue Ideen entwickeln und Innovationen auf den Weg bringen. Am dritten Tag der Konferenz standen zudem Touren in drei kreative Regionen BadenWürttembergs auf dem Programm.
31. März 2010 Wirtschaftsimpulse am Neckarknie Erstes gemeinsames Unternehmerforum von sechs Kommunen am Neckarknie zusammen mit dem BdS und der Wirtschaftsförderung des Landkreises Esslingen. Ort: Stadthalle Plochingen www.wirtschaftsimpulseneckarknie.de
In Analogie zum Erfolg von Open-SourceSoftware vertrat Esslinger beim CWF den Ansatz eines Open-Source-Designs. Er machte deutlich: Nur ein Prozent des Erfolgs eines Designprodukts sei der eigentlichen Idee geschuldet, neun Prozent dem Glück, 90 Prozent aber den kreativen Menschen eines Teams. Sein Aufruf an das Publikum: „Träume, aber schlafe nicht!“ Bereits umgesetzt ist das Open-Innovation-Konzept am High Tech Campus des niederländischen Elektronikkonzerns Philips in Eindhoven. Der Geschäftsführer Frans Schmetz gab in seinem Vortrag Einblicke in diesen neuen Ansatz der Zusammenarbeit. Vor wenigen Jahren ersetzte Philips seine Entwicklungsabteilung durch einen völlig neuartigen Organisationsrahmen. Statt einer abgeschotteten Entwicklungsabteilung etabliert und pflegt Philips seitdem ein dezentrales, offenes „Ökosystem“ eigenständiger Forschungsunternehmen auf dem eigens dafür geschaffenen Gelände. 90 Firmen mit rund 7.000 Mitarbeitern haben sich mittlerweile auf diesem „schlausten Quadratkilometer der Welt“ (Schmetz) angesiedelt. Sie treffen sich, tauschen sich aus, inspirieren und motivieren sich gegenseitig. Die Unternehmen verpflichten sich im Gegenzug, allen anderen Firmen auf dem Campus Nutzungsrechte an den Patenten einzuräumen. Davon profitiert auch Philips. Das Konzept hat durchschlagenden Erfolg: Rund 50 Prozent aller in den Niederlanden angemeldeten Patente kommen mittlerweile aus Eindhoven. Philips hat damit den Wandel von einem geschlossenen Innovationssystem zu einem offenen bereits erfolgreich vollzogen. Tobias Schiller
Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2010
13. bis 14. April 2010 6. Deutsches CSR-Forum Mit der WRS als Partner unterstützt der Kongress die Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien in großen, mittleren und kleinen Unternehmen. Ort: Haus der Wirtschaft, Stuttgart www.envicomm.org 19. bis 23. April 2010 WRS auf der Hannover Messe Am Gemeinschaftsstand von BadenWürttemberg International in Halle 4 informiert die WRS auf der weltgrößten Industriemesse über den Standort, die regionalen Netzwerkinitiativen und Berufschancen in der Region Stuttgart. Ort: Deutsche Messe, Hannover www.hannover-messe.de 20. April 2010 Seminarreihe Immobilienwirtschaft Christiane Stoye-Benk referiert zum Thema Baurecht. Die Reihe richtet sich an Bürgermeister, Wirtschaftsförderer und mit Immobilienthemen befasste Mitarbeiter der Kommunen und Landkreise in der Region Stuttgart. Ort: WRS, Stuttgart immo.region-stuttgart.de 1. bis 9. Mai 2010 Kreativraum Stuttgart Eine Woche der Kreativwirtschaft, unter anderem mit der Animationskonferenz FMX und dem vom Popbüro organisierten Branchentreffen der Musikwirtschaft „Kessel Kongress“. Während des Internationalen Trickfilmfestivals lädt die Film Commission zum Werkstattgespräch bei einem Animationsstudio. Ort: Stuttgart www.kreativraum-stuttgart.de 16. bis 17. Juni 2010 Mittelstands-Messe b2d Die WRS ist Partner der Messe „b2d Stuttgart und Region 2010“, die Mittelständlern verschiedener Branchen eine Plattform zum Aufbau regionaler Beziehungen bietet. Ort: Hanns-Martin-Schleyer-Halle, Stuttgart www.dialogmesse.de
Claus J. Paal ist zum neuen Vorsitzenden des WRS-Aufsichtsrats gewählt worden. Der Unternehmer war seit 2004 für den Verband Region Stuttgart Mitglied des Aufsichtsrats, seit 2009 wird er vom Gesellschafter IHK Region Stuttgart entsendet. Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Geschäftsführer der Paal Verpackungsmaschinen GmbH in Remshalden übt der Maschinenbauingenieur zahlreiche Ehrenämter aus. So ist er unter anderem Präsident der IHK-Bezirkskammer RemsMurr. Zu Paals Stellvertreter wurde Regionalrat Michael Lateier (Bündnis 90/Die Grünen) gewählt. Die Amtszeit der WRSAufsichtsräte beträgt zwei Jahre.
Mit Mechatronik aus der Krise Das enge Zusammenspiel von Mechanik, Elektrotechnik und Software macht die Mechatronik zu einer Schlüsseldisziplin bei Entwicklung und Produktion von Elektromotoren. Über aktuelle Trends dieses Technikfelds informierten sich Ende Januar rund 80 Unternehmer beim Cluster-Workshop Mechatronik in Göppingen. Einig waren sich die Referenten, dass die Region Stuttgart eine gute Basis zur Entwicklung von Elektroantrieben biete. Es müsse aber auch sichergestellt werden, dass in Deutschland nicht nur entwickelt, sondern auch produziert werde. Organisiert hatte die Veranstaltung das Kompetenznetzwerk Mechatronik gemeinsam mit dem Land Baden-Württemberg und dem Steinbeis-Europa-Zentrum.
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www.mechatronik-ev.de
VDC Fellbach bei den Besten Deutschlands Das Virtual Dimension Center in Fellbach gehört zu den besten Technologie-Netzwerken in Deutschland. Das hat eine Vergleichsstudie der Initiative Kompetenznetze Deutschland ergeben. Bei sechs von sieben Kriterien schneidet das regionale Kompetenzzentrum überdurchschnittlich ab. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das VDC im Vergleich mit anderen deutschen Netzwerken „äußerst gut strukturiert und gesteuert“ ist. Das VDC ist eines von 13 Kompetenz- und Innovationszentren in der Region Stuttgart, die von der WRS ins Leben gerufen wurden und deren Arbeit sie koordiniert und unterstützt. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen nutzen die Angebote dieser Einrichtungen. www.vdc-fellbach.de
Viele Maschinenbaufirmen in der Region Stuttgart setzen im globalen Wettbewerb auf hochqualifizierte industrielle Dienstleistungen. Wie eine Umfrage der WRS unter mittelständischen Unternehmen ergeben hat, sehen hier zahlreiche Firmen Chancen, sich gegenüber Anbietern aus Niedriglohnländern neue Wachstumsfelder zu erschließen. Ein Ergebnis der Befragung im Rahmen der neuen WRSInitiative „Industrielle Dienstleistungen im Maschinenbau“ ist aber auch, dass die Firmen bei der Umsetzung einer solchen Strategie hohen Informationsund Beratungsbedarf haben. Die regionale Wirtschaftsförderung wird nun geeignete Instrumente für den Erfahrungsaustausch der Firmen entwickeln, damit die Unternehmen voneinander lernen und profitieren können. wrs.region-stuttgart.de
Die nächste 179-Ausgabe erscheint im Juni 2010.
Herausgeber Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) Friedrichstraße 10 70174 Stuttgart Telefon 0711-2 28 35-0 info@region-stuttgart.de wrs.region-stuttgart.de Geschäftsführer Dr. Walter Rogg Verantwortlich Helmuth Haag Redaktion Tobias Schiller tobias.schiller@region-stuttgart.de
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wrs.region-stuttgart.de
Industrielle Dienstleistungen als Strategie
Virtuelle Realitäten Virtuelle Realität (VR) ist aus Industrie und Bauwirtschaft nicht mehr wegzudenken. In der Entwicklung sind dreidimensionale digitale Produktmodelle bereits Stand der Technik, aber auch Produktionsplanung, Marketing und Werbung setzen zunehmend auf VR. In der Region Stuttgart treffen Entwickler, Anbieter und Anwender von VR-Technologien aufeinander. Zudem ist die Region weltweit bekannt für ausgefeilte Computeranimationen in Filmen und Spielen.
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Neuer Vorsitz des WRS-Aufsichtsrats
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Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell
Grundlagenstudie zur Elektromobilität Baden-Württemberg ist als Forschungsund Entwicklungsstandort für Elektromobilität sehr gut aufgestellt und muss dieses Potenzial auch für die Entwicklung zum Produktionsstandort nutzen. Das geht aus einer Strukturstudie hervor, die das Stuttgarter Fraunhofer IAO im Auftrag des Wirtschaftsministeriums BadenWürttemberg und der WRS erstellt hat. Demnach wird sich die Wertschöpfungsarchitektur des Automobils tiefgreifend ändern, mit starken Konsequenzen für die meist mittelständischen Zulieferunternehmen. Die Studie bildet den Grundstein zur strategischen Ausrichtung der regionalen Wirtschaft auf dem Weg zur Elektromobilität und ist ein Beispiel für die enge Zusammenarbeit von Land und Region. cars.region-stuttgart.de
Autoren diese Ausgabe Helmuth Haag (hel), Monika Nill (nil), Denise Nüssle (nüs), Michael Ohnewald (moh), Tobias Schiller (tos), Astrid Schlupp-Melchinger (asm) Gestaltung Projektgruppe Visuelle Kommunikation, Ludwigsburg Erscheinungsweise Quartalsweise Abonnement/Abbestellung 179@region-stuttgart.de 179.region-stuttgart.de Zur besseren Lesbarkeit wird teilweise auf die weibliche Form verzichtet. Gedruckt auf Papier mit FSC-Zertifizierungssiegel www.fsc.org
Die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH ist eine Tochter des Verband Region Stuttgart. Das Infomagazin „Region Stuttgart aktuell” können Sie auf der Website des Verbandes einsehen und bestellen: www.region-stuttgart.org www.region-stuttgart.de
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Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2010
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179 – Das Standortmagazin der Region Stuttgart erscheint vierteljährlich. Gerne schicken wir Ihnen jedes Heft druckfrisch ins Haus – kostenlos. Füllen Sie dazu einfach die Postkarte unten aus, schicken Sie uns eine E-Mail an 179@region-stuttgart.de oder tragen Sie sich ein auf 179.region-stuttgart.de.
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