179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart Ausgabe 3/2012
Volles Programm Unternehmen im In- und Ausland setzen auf Software und IT-Dienstleistungen aus der Region Stuttgart
Fahrgesch채ft im Dienst der Forschung Geld verdienen mit dem eigenen Auto Mehr EU-Mittel f체r den Mittelstand
Titelthema: Überschrift des Titelthemas Mannschaftsspieler
Die Forscher des Stuttgarter DLR-Instituts für Fahrzeugkonzepte entwickeln ganz neue Konstruktionsideen. Dabei setzen sie auch auf neuartige Materialien und Baustrukturen, deren Verhalten bei Unfällen noch unbekannt ist. Mit ihrer Komponentenprüfanlage können die Wissenschaftler den Aufprall solcher Fahrzeugteile testen, ohne eine komplette Karosserie zu bauen. Ein Schlitten beschleunigt die Bauteile auf fast 65 Stundenkilometer.
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Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2012
Inhalt
Matthias Hangst
Editorial
Solches Engagement zahlt sich langfristig aus, denn globale Trends starten ihren Siegeszug häufig in freien Initiativen. Wilde Ideen von heute sind die Umsätze von morgen. Und IT erzielt ihre Wertschöpfung kundennah vor Ort – zwei gute Gründe für eine Wirtschaftsförderung, der Szene in ihrer ganzen Breite besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
willkommen
Die Software- und IT-Dienstleistungsbranche ist für einen technologisch starken Standort wie die Region Stuttgart doppelt wichtig: Als Wachstumsmarkt leistet sie einen wichtigen Beitrag zu Wertschöpfung und Beschäftigung. Zugleich sind ihre hochwertigen Produkte und Dienstleistungen für die Entwicklung anderer Branchen und für eine zukunftsfähige Wirtschaft und Gesellschaft unverzichtbar. Bereits heute entfällt rund ein Drittel der Wertschöpfung eines Automobils auf Elektrik und Elektronik, Tendenz steigend.
IT macht das Leben bunter. Zu einem kompletten ITStandort gehört eine lebendige Community, als Schnittstelle zur Film- und Kreativwirtschaft wie beim Internationalen Trickfilmfestival, aber auch für experimentelle Freiräume ganz abseits der ökonomischen Logik. Nur bei oberflächlicher Betrachtung hat das eine nichts mit dem anderen zu tun. Deshalb startet die regionale Wirtschaftsförderung nicht nur Initiativen wie Cars-IT und kooperiert mit verschiedenen IT-Branchentreffs in der Region, sondern unterstützt ebenfalls Netzwerke, etwa zum Thema Open Source, und begleitet einen Wettbewerb von Spieleentwicklern.
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Neu in der Region Fahrgeschäft im Dienst der Forschung
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Branchenfokus Werbung mit und ohne Mondschein / Seit Jahrzehnten fahrradverrückt / Der farbige Würfel reist um die Welt
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Titelthema: Software und IT-Dienstleistungen Volles Programm Unternehmen im In- und Ausland setzen auf Software und IT-Dienstleistungen aus der Region Stuttgart
Szene mit Wachstum
Während in unseren Kernbranchen Fahrzeug- und Maschinenbau trotz der hohen Wettbewerbsfähigkeit langfristig weniger Menschen Arbeit finden werden, ist die IT-Branche ein Jobmotor. Dank ihrer Technologiestärke hat die Region Stuttgart große Chancen, den prognostizierten Schwund mindestens zu kompensieren, indem Maschinenbaufirmen und Zulieferer mehr produktbegleitende IT-Dienstleistungen anbieten und Ingenieursdienstleister vom steigenden Elektronik- und IT-Anteil in Industriegütern profitieren.
Aktuell Neuigkeiten aus der Region Stuttgart / Wussten Sie schon, …?
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Im Gespräch: Thomas Franke
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Szenen eines Lebens Michael Ohnewald porträtiert den Unternehmer Rolf J. Heiler
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Wissenschaft Durch die Atmosphäre mit scharfen Kanten / Schnelle Muskelerholung durch Stützstrümpfe / Mit Rosmarin gegen Gammelwurst
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Innovation Kraftprotz Keramik / Wer hat‘s erfunden?!
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Existenzgründung Geld verdienen mit dem eigenen Auto
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Fachkräfte Vielfältige Belegschaften machen Mittelständler erfolgreicher / Ganz normale Jobs in der Industrie – trotz Behinderung
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Freizeit In zwei Stunden durch das Weltall / Kalender / Tipps
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Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell Mehr EU-Mittel für den Mittelstand / Termine / Meldungen
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Impressum / nächste Ausgabe
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179 Kommunen – ein Standort. Ludwigsburg Rems-Murr Stuttgart
raumzeit3 | Judith Schenten
Böblingen
Esslingen
Göppingen
Dr. Walter Rogg Geschäftsführer Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS)
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Stuttgart Marketing
Aktuell
kompakt
Eine S-Bahn fürs Murrtal Der Bau der Verlängerung der S-BahnLinie 4 von Marbach am Neckar nach Backnang hat begonnen. Bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2012 soll die knapp 14 Kilometer lange bisherige Regionalbahnstrecke mit weiteren Stationen in Erdmannhausen, Kirchberg und Burgstall fit für die S-Bahn werden. Für die etwa 80.000 Einwohner im Einzugsbereich verdoppelt sich das Verkehrsangebot nahezu. So wird die S-Bahn unter der Woche im Halbstunden-, abends und an den Wochenenden im Stundentakt fahren. Ebenfalls neu ist ein Nachtbus, der in den Wochenendnächten verkehrt. „Die S-Bahn wird einen Entwicklungsschub für den Nordosten unserer Region bringen“, sagte der Vorsitzende des Verbands Region Stuttgart, Thomas S. Bopp, anlässlich des Baustarts. Die Gesamtkosten von rund elf Millionen Euro teilen sich das Land, die Region Stuttgart und die Landkreise Ludwigsburg und Rems-Murr. s-bahn-region-stuttgart.de
Stuttgart ist Kulturmetropole Nr. 1 Stuttgart hat das vielfältigste Kulturangebot Deutschlands. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, für die das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) die 30 größten deutschen Städte untersucht hat. Stuttgart konnte sich deutlich durchsetzen, gefolgt von Dresden, München und Berlin. Für die Studie hatten die Autoren zahlreiche Indikatoren verglichen, darunter die kulturelle Infrastruktur mit Opernhäusern und Theatern, die kulturelle Bildung an Musik- und Kunsthochschulen und die Annahme des Angebots durch die Bewohner, etwa anhand verkaufter Theater- und Museumskarten. „Stuttgart glänzt mit einer großen Zahl von Theaterplätzen, Investitionen in die Kultur- und Bibliothekslandschaft sowie mit Top-Platzierungen im Hinblick auf Theater- und Museumsbesucher“, begründete Dr. Silvia Stiller vom HWWI das gute Abschneiden der Landeshauptstadt.
Land stärkt Fraunhofer-Institute Das Land Baden-Württemberg stellt für den Ausbau der Fraunhofer-Institute rund 64,5 Millionen Euro bereit. Neben Freiburg und Mannheim profitiert insbesondere der Standort Stuttgart von den angekündigten Investitionen in die Forschungsinfrastruktur. So sollen die Produktionstechnik-Kompetenzen der Universität Stuttgart und der Fraunhofer-Institute im neuen „Stuttgart Technology and Innovation Center“ S-TEC gebündelt werden. Wissenschaftler beider Institutionen werden hier zusammen mit der Industrie beispielsweise Bearbeitungstechnologien im Leichtbau entwickeln. Der dafür erforderliche Neubau wird vom Land mit 10,7 Millionen Euro gefördert. Ferner ist ein Systemhaus Oberflächentechnik geplant, das mit neun Millionen Euro bezuschusst wird. fraunhofer.de
Leseohren e. V.
Windräder sollen wachsen Stuttgart Marketing
wussten Sie schon,...
hwwi.org
... dass der Cannstatter Wasen das größte Schaustellerfest Europas ist? Seit bald 200 Jahren findet alljährlich das Cannstatter Volksfest statt. Mit rund 320 Schaustellern, Wirten und Krämermarkthändlern beansprucht das traditionsreiche Fest locker den Titel des größten Schaustellerfestes Europas – vor dem Münchner Oktoberfest mit rund 200 Betrieben. Allein die Fronten aller Buden und Fahrgeschäfte erstrecken sich über etwa fünf Kilometer. Sie bieten rund 1.500 Arbeitsplätze.
Mit großer Mehrheit hat die Regionalversammlung der Region Stuttgart dem Entwurf einer Fortschreibung des Regionalplans zugestimmt, nach dem auf knapp 100 möglichen Standorten rechnerisch bis zu 400 große Windräder entstehen könnten. Bis November können sich Gemeinden, Behörden und Naturschutzverbände zu diesen Standorten äußern. Mit den so gewonnenen Erkenntnissen, etwa zur Flugsicherung oder zum Landschaftsund Vogelschutz, könnte sich die Zahl der Standorte zwar noch verringern. „Am Ende wird es in der Region Stuttgart ausreichend Spielräume für die Nutzung von Windenergie geben“, ist sich Planungsdirektor Thomas Kiwitt jedoch sicher. Als „Quantensprung für die Windkraft“ bezeichnete der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller das Vorgehen der Region. „Nur wenn die Energiewende in der innovativen Region Stuttgart gelingt, können sich andere daran ein Beispiel nehmen.“ region-stuttgart.org/wind
Ausgezeichnete Bildungsideen Drei herausragende Bildungsprojekte aus der Region Stuttgart sind unter den Preisträgern des Wettbewerbs „Ideen für die Bildungsrepublik“. Ausgezeichnet wurden Seminare des Kreisjugendrings Rems-Murr, die türkischstämmigen Eltern helfen, ihre Kinder aktiver im Bildungsund Berufsorientierungsprozess zu unterstützen. Zu den Preisträgern gehören auch die rund 400 Lesepaten des Stuttgarter Vereins Leseohren. Sie bieten in Kitas, Schulen, Bibliotheken und anderen Einrichtungen regelmäßig Vorlesestunden an. Vorbildlich fand die Jury zudem das Projekt „JuKi – Jugend für Kinder“ aus Bietigheim-Bissingen, bei dem sich Jugendliche engagieren, um Kindern mit geringen Deutschkenntnissen zu gleichen Bildungschancen zu verhelfen. Mehr als 1.100 Bildungsprojekte aus ganz Deutschland hatten sich bei dem Wettbewerb beworben. land-der-ideen.de
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Neu in der Region
Im größten Fahrsimulator Europas sausen reale Autos durch virtuelle Landschaften
Auch wie durchschnittliche Fahrer solche neuen Systeme akzeptieren, kann im Simulator ausprobiert werden. Dafür vermittelt das FKFS der Industrie auch Probandengruppen „mit definierter Zusammensetzung von Alter, Geschlecht und Fahrweise“. Bei allem wissenschaftlichen Ernst ist es für die sicher vergnüglich, durch virtuelle Landschaften zu sausen. Tobias Schiller
Rein äußerlich ähnelt er einem Fahrgeschäft auf dem Rummel, doch anders als bei Wilder Maus & Co. geht es hier mit Ernst zur Sache: Mit ihrem neuen Fahrsimulator wollen Forscher der Universität Stuttgart und des Forschungsinstituts für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart (FKFS) intelligente elektronische Systeme untersuchen und entwickeln, die Autofahrer unterstützen.
erprobt
Fahrgeschäft im Dienst der Forschung
Nach drei Jahren Bauzeit ist die Anlage jetzt in Betrieb, rund sieben Millionen Euro haben Uni, FKFS, Bund und Land investiert. Untergebracht in einem neuen zweistöckigen Anbau des Instituts für Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen auf dem Campus Vaihingen, ist der neue Fahrsimulator der größte Europas. Die Anlage besteht aus einer halbkugelförmigen Kabine mit fünf Metern Durchmesser, die auf ein komplexes Bewegungssystem montiert ist. Das Besondere: Über eine Brücke können reale Serien- und Vorserienfahrzeuge in den Simulator fahren. Über eine Schnittstelle wird die Autoelektronik mit dem Simulator verbunden, so dass Lenkung, Pedale, Schaltung und alle Anzeigen normal funktionieren.
Forscher und Firmen können hier neue Anzeige- und Bedienkonzepte risikolos testen, etwa Systeme, die ein Auto bei Gefahr automatisch bremsen. Im Fokus stehen zudem Assistenzsysteme speziell für Elektrofahrzeuge, beispielsweise um die Reichweite zu verbessern. „Das moderne Kraftfahrzeug ist durch eine hohe und steigende Zahl von elektronischen Regel- und Assistenzsystemen gekennzeichnet“, erklärte FKFS-Vorstand Prof. Dr. Hans-Christian Reuss bei der Einweihung. „Neben der Energie- und CO2 -Einsparung wird künftig die Unfallvermeidung einen Schwerpunkt bilden. Unsere Forschungen werden dazu beitragen, die Zahl der Verkehrsopfer zu reduzieren.“
FKFS/Uni Stuttgart
Nach dem Verschließen der Kabine sind Auto und Fahrer rundum von einer Projektionsfläche umgeben, auf die zwölf Projektoren realistische Szenerien werfen. Das Bewegungssystem simuliert alle Beschleunigungskräfte und Wackelbewegungen beim Fahren realitätsnah – in acht Richtungen. Und sogar an den Sound haben die Entwickler gedacht: Ein Schallsystem ahmt die Geräusche des eigenen und anderer Fahrzeuge nach.
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Branchenfokus
Werbung mit und ohne Mondschein Kreder Neon aus Schwieberdingen entwirft und produziert seit über 60 Jahren kreative Lichtwerbung
Unternehmen rücken sich gerne ins rechte Licht. Neben Werbekampagnen und Marketing nutzen Firmen vor Ort gerne Lichtreklame, um aufzufallen. Ob Flughafen, Schauspielhaus, Weltfirma oder sogar eine Kirche – mit Neonleuchtstoffröhren oder LED-Lampen zeigt man Flagge. Die Firma Kreder Neon Stuttgart GmbH aus Schwieberdingen entwirft seit über 60 Jahren Lichtwerbung.
„Die Glasrohmasse wird angeliefert. Alles Weitere machen wir selbst“, erklärt Görgens. Die Leuchtröhren werden einzeln geblasen und in die richtige Form gebogen, danach mit Neon- oder Argongas befüllt. Die Leuchtstoffe ergeben die Farben. Nicht nur Unternehmen werben mit Lichtreklame für sich. Filderstadt präsentiert sich seit 2009 als Messestadt und zeigt das mit neun beleuchteten Pylonen, die den Standort an Straßen auch nachts sichtbar machen. Das Besondere daran ist, dass sie mit Solarenergie betrieben werden und komplett autark sind. Mit der ersten solarbetriebenen Lichtwerbung in Deutschland gewann Kreder 2009 den „Best Practice Light Advertising Award“.
Elektrotechnik
Kreder Neon
Der Wunsch des Möglinger Pfarrers, ein beleuchtetes Kreuz auf seine Kirche zu setzen, bescherte der Kreder Neon GmbH eine zweite Auszeichnung für das erste beleuchtete LED-Kreuz in Deutschland. Mit Hilfe von Spenden wurde diese Verbindung von Tradition und Innovation realisiert. Drei Meter hoch und zwei Meter breit strahlt das weiße Kreuz bis hinüber zur Autobahn A 81.
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Eines der größten Projekte war der riesige Mercedesstern, der sich über der ehemaligen Daimler-Zentrale in Stuttgart-Möhringen dreht. „Dieser Auftrag war schon knifflig“, erzählt Simone Görgens, die den Familienbetrieb leitet. Andere Spezialfirmen hatten bereits abgelehnt, denn beim Autobauer wollte man etwas Besonderes. „Der Stern sollte so aussehen, als ob sich die Sonne im Metall spiegelt und das bitteschön auch bei Nacht.“ Schließlich hatte ein Mitarbeiter angesichts der Waschmaschinentrommel zu Hause die passende Idee. Der Metallrahmen bekam eingebohrte Löcher und die innen liegenden Neonröhren wurden mit einer speziellen Steuerung versehen, damit bei Nacht eine optische Reflexion entsteht. Wer leuchtende Reklame machen möchte, muss ein praktisches Händchen haben. Das Unternehmen beschäftigt neben Schreinern, Elektromonteuren sowie Schilder- und Lichtreklameherstellern als einer der wenigen Betriebe in der Branche noch Glasbläser. Viele Schriftzüge und Lichtobjekte werden aus Glasstäben geformt. Auch das grüne Logo mit der geballten Faust, das die Interimsspielstätte des Stuttgarter Schauspielhauses zierte (Bild), hat das Schwieberdinger Unternehmen auf diese Weise in Szene gesetzt.
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Besonders kreativ müssen Görgens und ihre 17 Mitarbeiter sein, wenn Künstler wie Chris Nägele raumhohe leuchtende Spiralen entwerfen, die an Luftschlangen erinnern. „Wir haben natürlich ein Modell und die Maße, aber dann hängt es von der langjährigen Erfahrung des Glasbläsers ab, dass alles so wird, wie es soll. Und trotzdem funktioniert es nicht immer auf das erste Mal“, sagt Görgens. „Wenn dann alles klappt, ist man schon stolz“, meint die Chefin. Sie hat die Meisterprüfung zum Schilderund Lichtreklamehersteller gemacht und zusätzlich die Ausbildung zur Technikerin für Farbe und Gestaltung absolviert. 2008 übernahm sie das Unternehmen von ihrem Vater. Gegründet wurde der Betrieb im Jahr 1950 in Stuttgart. „Im Jahr 2008 sind wir nach Schwieberdingen gezogen, weil wir weiter wachsen und Platz brauchen“, sagt Simone Görgens. Astrid Schlupp-Melchinger
Kreder Neon Stuttgart GmbH Gründungsjahr: 1950 Sitz: Schwieberdingen Mitarbeiter: 17 kreder.de
Ingenieursdienstleistungen
Branchenfokus
Seit Jahrzehnten fahrradverrückt Das Zedler-Institut in Ludwigsburg erstellt Gutachten, Prüfsysteme und Bedienungsanleitungen für Fahrräder Fahrräder haben in den vergangenen Jahren eine rasante technische Entwicklung durchgemacht. Aus dem einfachen Drahtesel sind Hightech-Geräte geworden. Neben Spaß und Nutzen gehören leider auch Unfälle, Diebstähle, Schadensfälle und Ärger über schlechte Qualität zum Fahrradalltag. Der Ludwigsburger Diplom-Ingenieur Dirk Zedler gehört zu den wenigen öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen für Fahrräder. Seit er sich 1993 selbstständig gemacht hat, ist Zedlers Team auf heute 13 Spezialisten angewachsen, die jährlich bis zu 500 Gutachten für Versicherer, Gerichte, Rechtsanwälte, Firmen und Privatpersonen erstellen. „Wir analysieren Materialversagen, beurteilen Steifigkeit, Haltbarkeit und sonstige Eigenschaften aller
Fahrradbauteile und -bauteilgruppen oder ermitteln den Neuwert eines aktuellen Fahrrades gleicher Art und Güte bei Einbruch oder Diebstahl“, erklärt Dirk Zedler. „In unserem einzigartigen Archiv mit Daten aus 30 Jahren finden sich selbst exotische Fahrradmarken und -modelle.“ Der Erfahrungsschatz der Zedler – Institut für Fahrradtechnik und -sicherheit GmbH fließt auch in Bedienungsanleitungen und Handbücher für unzählige Fahrradhersteller ein. Sie gehören zu den führenden in Europa und wurden vielfach mit Bestnoten versehen – zuletzt von der Stiftung Warentest. Neben den Gutachten und Betriebsanleitungen begann Dirk Zedler bereits 1994, Prüfsysteme für Fahrräder zu
entwickeln und zu bauen. „Mit unseren Prüfsystemen, die wir hier in Ludwigsburg herstellen, können wir Fahreigenschaften in Zahlen fassen, die Betriebssicherheit prüfen, Montagefehlern vorbeugen und somit die Qualität des Fahrrads sichern“, erklärt Dirk Zedler. Alle Systeme können Fahrradhersteller auch kaufen. Seit November 2011 darf sich Zedler zudem „Fahrradfreundlichster Arbeitgeber Baden-Württembergs“ nennen. Ein leichtes Spiel, denn er und sein Team identifizieren sich voll und ganz mit dem Produkt Fahrrad: „Man kann schon sagen, dass wir fahrradverrückt sind.“ (som) zedler.de
Der farbige Würfel reist um die Welt
Idee, Schmuck herzustellen. Allerdings nicht aus Gold oder Silber, sondern aus Industrieteilen. Dieses Experiment hat funktioniert: 1987 gründeten sie und ihr Mann Nils Eckrodt die Firma Cœur de Lion. Dieses Jahr feiert das Unternehmen sein 25. Jubiläum. Das kreative Herz der Firma ist fest in Stuttgart verwurzelt: Entworfen und produziert wird seit jeher in der Landeshauptstadt.
ist weniger eben mehr: „Zurückhaltung ist die schönste Art, um aufzufallen“, sagt Chef-Designerin Carola Eckrodt. „In puncto Qualität legen wir überhaupt keinen Wert auf Understatement“, so lautet ein Grundsatz des Unternehmens. Um diesen Anspruch einzulösen, fertigen in der Stuttgarter Firmenzentrale mehr als 50 Mitarbeiter die gesamte Kollektion in Handarbeit.
Ende der 1980er-Jahre, als die Musik von New-Wave- und Punk-Bands eher düster als lebensfroh war, kam die Stuttgarter Designerin Carola Eckrodt auf die
Auch ihrem Stil ist die Marke während der letzten 25 Jahre treu geblieben. Die Form ist schnörkellos: Kreise, Rauten und vor allem Würfel sind häufig. Manchmal
Wer die bunten Accessoires in Schmuckgeschäften oder Kaufhäusern sucht, wird allerdings nicht fündig. Außerhalb der Region und auf Reisen gibt es hingegen gute Chancen, in internationalen Museumsshops auf die Stuttgarter Schmuckstücke zu stoßen: Das Guggenheim Museum in New York war Vorreiter, seitdem gibt es die Kollektion auch in der Royal Academy of Arts in London und dem Bauhaus-Museum in Weimar. Auch in der Luft – bei Lufthansa und Swiss – kann man Cœur de Lion erwerben. Insgesamt ist das Unternehmen in rund 30 Ländern der Welt vertreten. (vem) coeur.de
Cœur de Lion
Stahl, Acryl und Glas – in der Industrie sind das häufig verwendete Materialien. Dass aus diesen kühlen Werkstoffen farbenfroher Schmuck werden kann, erscheint widersprüchlich, denkt man doch eher an kalte Fabrikhallen als an hochwertige Colliers. Dieser Gegensatz ist das Geheimnis von Cœur de Lion, der Schmuckmarke, die durch viele bunte Acrylwürfel berühmt wurde.
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Kreativwirtschaft
Cœur de Lion entwirft und fertigt Schmuck in Stuttgart, der auch in Museumsshops verkauft wird
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Hermit ist eine Klasse für sich. Der schnellste Supercomputer Deutschlands wirft die Prozessoren an, wenn universitäre Spitzenforschung oder die Industrie extreme Rechenkapazitäten fordern. Rund 60 Wissenschaftler programmieren, visualisieren und forschen am Höchstleistungsrechenzentrum der Universität Stuttgart an Projekten, die den Technologiestandort weiter nach vorne bringen.
Titelthema: Software und IT-Dienstleistungen
Unternehmen im In- und Ausland setzen auf Software und IT-Dienstleistungen aus der Region Stuttgart
Innovative Computerprogramme und IT-Dienstleistungen aus der Region Stuttgart sind in vielen Branchen und Bereichen gefragt. Mit dem starken Industriestandort, der wissenschaftlichen Infrastruktur und einer lebendigen Szene im Rücken hat sich ein IT-Standort ganz eigener Prägung entwickelt. „In München wird Bier getrunken, aber in Stuttgart wird geschafft!“ Mit dieser entschiedenen Feststellung von HP-Gründervater Bill Hewlett war das Rennen gelaufen: Die Deutschlandzentrale und gleichzeitig erste Produktionsstätte der Hewlett-Packard Company außerhalb der USA wurde im Jahr 1959 vor den Toren der baden-württembergischen Landeshauptstadt in Böblingen errichtet. Die Niederlassung fand sich in bester Nachbarschaft wieder: Bereits sechs Jahre zuvor hatte der zweite US-Platzhirsch, IBM, dort sein Forschungs- und Entwicklungszentrum eingerichtet und damit eine Region endgültig zum Fliegen gebracht, in der die IBM-Vorläuferfirma Deutsche Hollerith-Maschinen Gesellschaft (DEHOMAG) 1926 ihre erste Stuttgarter Geschäftsstelle bezogen hatte. Heute beschäftigen die beiden US-Riesen in ihren Deutschlandzentralen und weiteren Standorten der Region Stuttgart zusammen knapp 10.000 Männer und Frauen, das ist mehr als ein Drittel aller Beschäftigten der Branche. Doch obwohl von HP und IBM zahlreiche Impulse ausgegangen sind und noch immer ausgehen, ist die IT- und Softwarebranche in der Region mittelständisch geprägt. 1.122 Unternehmen mit 26.574 Beschäftigten zählt das European Cluster Observatory, damit gehört die Region Stuttgart zu den europäischen Top Ten.
Universität Stuttgart / Eppler
Mit den nackten Branchenzahlen indes ist der Standort nur unzureichend charakterisiert, denn seine Qualität bezieht er in hohem Maße von der Einbindung in die umgebende Struktur, wie es Volker Smid, Vorsitzender der Geschäftsführung von HP Deutschland, formuliert: „Die Region Stuttgart wird ja mitunter dank ihrer technologischen Kompetenzen in Anspielung auf die kalifornische Ideenschmiede auch als ‚Swabian Valley‘ bezeichnet. Die Innovationskraft der etablierten Technologieunternehmen einschließlich der Automobilindustrie, die wegweisenden Forschungsaktivitäten der Hochschulen und Institute und nicht zuletzt die Gründungsinitiativen und Partnernetzwerke machen diese besondere Stärke aus.“ Auf diesem Humus haben sich vor allem Anbieter von unternehmensbezogener IT erfolgreich entwickelt. Prototypisch dafür steht etwa die Cenit AG. 1988 von ehemaligen IBM-Mitarbeitern gegründet, bestand das Geschäftsmodell zunächst darin, eine vom amerikanischen IT-Riesen vertriebene CAD-Industriesoftware zu verkaufen,
titelthema
Volles Programm anzupassen und die notwendige Schnittstellensoftware zu entwickeln. Später folgte eine Kooperation mit FileNet, dem Marktführer für Dokumentenmanagement- und Workflowsoftware. Dies führte schon bald zum Gewinn von Kunden aus der Finanzbranche wie der Allianz und der Bausparkasse Schwäbisch Hall. „Neben Kunden aus der Fertigungsindustrie sind Finanzdienstleister unser zweites Standbein. Hier liegt unser Fokus auf Lösungen zur Verwaltung, Verarbeitung und Analyse von digitalen Dokumenten und Informationen“, sagt der Vorstandssprecher Kurt Bengel. Schon früh setzte das Stuttgarter Unternehmen auf Internationalisierung, gründete Auslandsgesellschaften in den USA, der Schweiz, Frankreich und Rumänien. „Nah am Kunden zu sein, ist als Dienstleister das A und O“, weiß Bengel. Ein Meilenstein auf dem Weg zu noch mehr Internationalität war die Gründung einer Tochter in Japan im vergangenen Jahr. Heute ist Cenit ein führendes deutsches Softwarehaus und IT-Dienstleister mit weltweit 700 Mitarbeitern, 300 davon am Stuttgarter Hauptsitz. Weit stärker noch als Cenit hat GFT Technologies den Finanzsektor als wichtigste Kundenbasis. 1987 in Sankt Georgen im Schwarzwald gegründet, gehört der IT-
Beschäftigung in Deutschland Maschinenbau Fahrzeugbau SW/IT-Dienstleistungen
Entwicklung bis 2030 (in 1.000) 1.200 1.100 1.000
1.094 1.049
1.071 1.040
900
1.032 1.016 1.005
947
918
885
800 700 600
672 2010
810 2015
2020
2030
Quelle: Prognos Deutschland Report 2030, Fraunhofer ISI (2006).
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Titelthema: Software und IT-Dienstleistungen Deutschland hat auch in der ITBranche seine Stärken im Mittelstand. Warum kommen fast alle globalen IT-Großunternehmen aus den USA? Sie entwickeln ausschließlich im teuren Deutschland und sind mit dem Gütesiegel „Software Made in Germany“ ausgezeichnet worden.
Frank: Wenn Sie über Amazon einen Tennisschläger bestellen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Händler mit unserer Software eFulfilment Plattform eFP arbeitet. Die Bestellung wird direkt in die eFP eingelesen, dort automatisiert bearbeitet und bis zum Versand weitergeleitet. Während des gesamten Prozesses muss niemand eingreifen; selbst Zahlungs- und Retourprozesse verarbeitet die Software automatisch. Mit unserer selbstentwickelten eFP integriert der Händler umsatzstarke Drittkanäle mit nur einer Software und managt sein gesamtes E-Business.
Finden alle Prozesse von der Entwicklung bis zum Kundenmanagement vor Ort statt, wird direkte und lückenlose Kommunikation gewährleistet. Ohne Hürden wie Verständigungsprobleme oder Zeitverschiebungen werden zum Beispiel Probleme innerhalb kürzester Zeit gelöst – und das wissen Kunden zu schätzen. Außerdem wollen wir den Standort Deutschland, an dem wir gerne leben, dauerhaft fördern. Peilen Sie mit Ihren heute 35 Mitarbeitern bereits den internationalen Markt an? Wir planen, unsere E-Business-Software mittelfristig auch international zu vermarkten. Immerhin liefert nahezu jeder unserer Kunden in Länder inner- und außerhalb der EU. Die Internationalisierung ist damit ein logischer Schritt.
Dienstleister mit 1.300 Mitarbeitern und Standorten in Brasilien, USA und fünf europäischen Ländern heute zu den Großen der Branche in Deutschland. Im Jahr 2008 hat das Unternehmen der zentralen Lage wegen seinen Hauptsitz in die Landeshauptstadt verlegt. Auch für die Spirit/21 AG sind Finanzdienstleister eine wichtige Kundengruppe. Das Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen, das mit 750 festen und freien Mitarbeitern zu den zehn führenden mittelständischen Informationsund Kommunikationsdienstleistern in Deutschland zählt, hat seine Firmenzentrale im Softwarezentrum Böblingen/ Sindelfingen (Kasten S. 13). Für dessen Geschäftsführer Hans-Ulrich Schmid ist die auffällige Präsenz von Finanzinstituten als Nachfrager von IT-Dienstleistungen kein Zufall: „Banken und Versicherungen sind IT-affine Unternehmen, die beim Kundenmanagement und anderen Geschäftsprozessen schon sehr früh auf elektronische Datenverarbeitung gesetzt haben.“ Neben der Finanzbranche konzentriert sich Spirit/21 insbesondere auf die fertigende Industrie und entwickelt individuelle Softwarelösungen für den Fahrzeugbau.
Industrie als Kundenbasis Mit den industriellen Kernbranchen der Region Stuttgart ist die IT-Branche eng verknüpft: Sie sorgt für Effizienz in den Entwicklungs- und Produktionsprozessen und hält auch immer mehr Einzug im Produkt selbst. Beispiel Automobil: Der Schaltplan des klassischen deutschen 10
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Mit SAP haben wir zumindest einen Global Player Made in Germany. Ich denke, die USA haben viel früher das Prinzip des Wagniskapitals – insbesondere in der IT – erkannt und in diesen Bereich investiert. Es scheint mir, als seien wir in Deutschland oft zu konservativ und zu wenig risikobereit – was zugleich in vielen Bereichen ein Vorteil ist. Wie schwierig ist es für Sie, Personal zu gewinnen? Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger. Der Fachkräftemangel ist in unserer Branche extrem. Wir arbeiten eng mit Personalagenturen zusammen und präsentieren uns auf relevanten und reichweitenstarken IT-Plattformen als zukunftsorientierter Arbeitgeber. Des Weiteren setzen wir stark auf die Ausbildung durch uns selbst und qualifizieren junge Nachwuchskräfte im eigenen Haus. Wir achten darauf, dass sich unser Team aus verschiedenen und dennoch harmonischen Charakteren zusammensetzt, die sich gegenseitig fördern und fordern.
Familienfahrzeugs aus den 1950er-Jahren, des VW Käfer, war recht übersichtlich: Hupe, Blinker, Tankuhr und Deckenleuchte konnten mit wenig Draht angesprochen werden. Im Zeitalter von ABS, Navigationsgeräten und Assistenzsystemen würde eine konventionelle Verkabelung bereits am Gewicht der Drähte scheitern. Vor allem aber erreichen die Bits und Bytes unterm Autodach nur mit Hilfe von vernetzten Systemen schnell genug das richtige Steuergerät. Auf der industriellen Basis aus Herstellern und Zulieferfirmen sind in der Region Stuttgart die entsprechenden Anbieter entstanden. Die Vector Informatik GmbH in Stuttgart wurde 1988 von zwei ehemaligen Bosch- und einem HP-Mitarbeiter gegründet. Heute ist Vector-Software bei Autos fast aller Hersteller weltweit an Bord. Standardisierte Softwarekomponenten ermöglichen das Einbinden von Steuergeräten unterschiedlicher Zulieferer in ein Automobil-Netzwerk. Im
eFulfilment
179: Herr Franke, wenn ich bei einer großen Internetplattform einen Tennisschläger kaufe, was hat das mit eFulfilment zu tun?
Vector
im gespräch
Thomas Franke
Titelthema: Software und IT-Dienstleistungen
Thomas Franke Sie sitzen in einer der stärksten und innovativsten Wirtschaftsregionen der Welt. Bringt das Vorteile? Sowohl zahlreiche Kunden als auch Dienstleistungspartner oder Zulieferer befinden sich in räumlicher Nähe. Die kurzen Wege erleichtern die Kontaktpflege und den Kundenservice maßgeblich. Ideal ist die Nähe zu den Hochschulen. Wir arbeiten zum Beispiel seit Jahren mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mosbach zusammen, deren Studenten wir während ihres Studiums der Fachinformatik in der Praxisphase begleiten. Daneben gibt es zahlreiche weitere Universitäten und Fachhochschulen in direkter Umgebung – und damit natürlich auch zahlreiche junge Fachkräfte. Die Hochschuldichte hier ist für uns ein absolutes Plus. Die Vielzahl an anderen IT-Unternehmen verstärkt wiederum den Kampf um diese Fachkräfte.
Geschäftsführender Gesellschafter eFulfilment Transaction Services GmbH Thomas Franke, geboren 1981 in Burghausen, hat an der Berufsakademie Mosbach Wirtschaftsinformatik studiert und mit der Prüfung zum Diplom-Wirtschaftsinformatiker abgeschlossen. Bereits seit 1999 ist er im E-Commerce aktiv und war 2002 Mitgründer der heutigen Expercash GmbH in Mannheim. Die eFulfilment Transaction Services GmbH gründete er 2004 und leitet sie seither als Geschäftsführender Gesellschafter. Daneben engagiert er sich bei den Wirtschaftsjunioren. Die eFulfilment Transaction Services GmbH ist ein Technologieanbieter für den Internethandel und hat sich auf Software für den Mehrkanalhandel spezialisiert. Zu den Kunden zählen große, weltweit agierende Konzerne wie auch der kleinere Mittelstand. Neben dem Hauptsitz in Ludwigsburg unterhält eFulfilment eine Niederlassung in Bingen und beschäftigt derzeit 35 Mitarbeiter.
titelthema
Die Fragen stellte Helmuth Haag
Segment Vernetzungs- und Kommunikationssoftware für verteilte Systeme sind die Stuttgarter Weltmarktführer und erwarten wegen der weiter zunehmenden Elektronikkomplexität im Automobil, etwa durch Fahrerassistenzsysteme, alternative Antriebskonzepte und Infotainment-Anwendungen, weiteres Wachstum. Auch die Gigatronik-Gruppe ist an führender Stelle mit der Verknüpfung von Elektronik und IT im Automobil verbunden. Seit ihrer Gründung im Jahr 2001 zeichnet sich die Firma durch ein rasantes Wachstum aus und beschäftigt aktuell 850 Mitarbeiter, 300 davon im Umfeld des Stuttgarter Hauptsitzes. „In den letzten zehn Jahren haben wir das Fahrzeug vernetzt, in den nächsten zehn Jahren werden wir das Fahrzeug mit der Umwelt vernetzen“, verkündet der Vorsitzende der Geschäftsführung Dr. Edwin Tscheschlok selbstbewusst. Visionäre Themen sind hier die Vernetzung von Fahrzeugen mit mobilen Endgeräten und deren Einbindung in nachhaltige Mobilitätskonzepte – eine Kernkompetenz der Region Stuttgart und ein Wachstumsfeld gleichermaßen. Die wenigsten IT-Unternehmen in der Region, die industriebezogene Produkte und Dienstleistungen anbieten, erreichen die Größe von Gigatronik oder Vector. Sehr oft sind sie klein, aber spezialisiert und nicht minder erfolgreich: Für das Daimler-E-Mobilitätsprojekt Car2Go hat der Böblinger IT-Dienstleister JohnTec GmbH die Betreuung der Software übernommen. Die Stuttgarter Infoman AG,
eine Ausgründung des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, hat eine Software zur Verwaltung von Kundendaten für den Maschinenbau entwickelt. Die iFAKT GmbH mit Sitz in Stuttgart bietet Prozessplanungs- und Simulationssoftware für produzierende Unternehmen. Namhafte internationale Werkzeughersteller wie auch mittelständische Werkzeugschleifbetriebe bilden die Kundenbasis der ISBE GmbH in Stuttgart, die sich auf die softwarebasierte Entwicklung, Simulation und Optimierung von Zerspanungswerkzeugen konzentriert. Inhaber Dr. Claus Itterheim hat am Institut für Steuerungstechnik der Universität Stuttgart promoviert und dort erste wichtige Kundenkontakte geknüpft. Solche Firmen profitieren gleichermaßen von den zahlreichen Industriekunden wie auch von der wissenschaftlichen Infrastruktur. „Die Verfügbarkeit gut ausgebildeter Absolventen der Hochschulen vor Ort ist für uns ein wichtiger Vorzug der Region Stuttgart“, betont etwa Vector-Geschäftsführer Dr. Thomas Beck.
Internethandel erfordert Hochtechnologie Aus der akademischen Umgebung zieht auch eine ganze Reihe erfolgreicher Anbieter im Internethandel ihren Nutzen. Die dmc digital media center GmbH, die Branchengrößen wie Kaufhof, Deutsche Telekom und Bosch zu ihren Kunden zählt, setzt bei Marktstudien auf die Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart. Denn bei Design, Technologie, Konzeption und Marketing von
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Joachim Wendler/Fotolia.com
formen wie Onlineshop, Marktplatz oder den klassischen stationären Handel und verknüpft diese mit Logistik und Zahlungsservices“, beschreibt der Geschäftsführende Gesellschafter Thomas Franke sein Rundum-sorglos-Paket (Interview S.10). Auch für ihn steht fest: „Die Hochschuldichte hier ist für uns ein absolutes Plus.“
Internetshops sind Kreativität und Innovation wichtige, den Erfolg bestimmende Faktoren. „80 Prozent der Kunden plädieren für eine Verknüpfung der Verkaufskanäle und möchten etwa online bestellte und gelieferte Ware in der Filiale zurückgeben“, hat der HdM-Professor Harald Eichsteller für dmc herausgefunden. Wer das Gras wachsen hört und solche Verbraucherwünsche frühzeitig erkennt, kann sich den entscheidenden Vorsprung verschaffen. So ist es dmc gelungen, zu Deutschlands größtem unabhängigen und inhabergeführten Dienstleister für den Onlinehandel zu werden. Die beiden Gründer und Geschäftsführenden Gesellschafter Andreas Schwend und Daniel Rebhorn haben an Stuttgarter Hochschulen Wirtschaftsingenieurwesen und Informatik studiert und nach einer kurzen Zeit als Angestellte 1995 in Fellbach die eigene Firma gegründet. Heute haben die 240 Mitarbeiter der Firmenzentrale ihre Büros im Cannstatter Römerkastell, eine 30-köpfige Niederlassung findet sich in Berlin. Bereits als Student der Betriebswirtschaft an der Berufsakademie in Stuttgart bewies Rolf J. Heiler im zarten Alter von 21 Jahren Geschäftssinn und programmierte nebenbei Unternehmenssoftware. Mit der Heiler Software AG ist er heute einer der führenden internationalen Anbieter von Unternehmenssoftware für das Management von Produktinformationen (Porträt S. 14). Nahezu allgegenwärtig im Onlinehandel ist die eFulfilment Transaction Services GmbH aus Ludwigsburg, die eine Software entwickelt hat, mit deren Hilfe sich regionale Einzelhändler und Hersteller an Umsatzriesen wie Amazon, eBay oder Quelle.de ankoppeln. „Unsere Lösung verbindet Vertriebs-
Die wenigen Beispiele zeigen die große Bedeutung des wissenschaftlichen Umfelds für die Entwicklung eines Wirtschaftsstandortes, als Basis für wissensbasierte Existenzgründungen oder aber für die wirtschaftliche Verwertung wissenschaftlicher Leistungen. Die Liste renommierter Einrichtungen in der Region ist lang: zahlreiche ingenieurwissenschaftlich und informationstechnisch orientierte Institute der Universität Stuttgart, die technisch geprägten Hochschulen Stuttgart und Esslingen, die HdM in Stuttgart sowie die renommierten Fraunhofer-Institute. Einrichtungen wie das Institut für Animation, Visual Effects und digitale Postproduktion an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg bauen Brücken zur Kreativwirtschaft. Welche handfesten Vorteile Firmen aus der umgebenden Forschungs- und Transferlandschaft ziehen können, zeigt beispielhaft eine Kooperation der Winnender Firma Kärcher mit dem Fraunhofer IAO und dem Experten für Virtual-Reality-Software (VR) Visenso. Um bei der Produktentwicklung Kosten und Zeit zu sparen, setzt der Marktführer von Reinigungsgeräten Simulationssoftware ein, die technische Vorgänge dreidimensional darstellt. Konstrukteure und Designer verwenden diese unter anderem, um Strömungen zu berechnen. Vom Fraunhofer IAO ließ sich Kärcher eine speziell angepasste VR-Anlage konzipieren. Die dazugehörige Software stammt vom Institut selbst sowie vom Stuttgarter Unternehmen Visenso, das aus dem Höchstleistungsrechenzentrum der Universität Stuttgart hervorgegangen ist. Visenso ist Gründungsmitglied des Virtual Dimension Center (VDC) mit Sitz in Fellbach, eines von 13 Kompetenzzentren, die von der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) initiiert wurden und in denen Firmen mit Forschungseinrichtungen kooperieren.
Open Source in der Region Stuttgart Open Source ist Software mit offenem Quellcode, an deren Weiterentwicklung sich beliebig viele Menschen und Firmen beteiligen können. Bekannte Anwendungen sind das Betriebssystem Linux, das Smartphone-Betriebssystem Android und der Internet-Browser Firefox. In der Region Stuttgart konzentriert sich besonders viel Open-Source-Kompetenz. Von Böblingen aus wurde Linux auf IBM-Großrechner gebracht. Das dortige
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IBM-Forschungs- und Entwicklungszentrum ist eines der weltweit größten Linux-Center des Unternehmens. Studierende aus der Region haben die populäre Benutzeroberfläche KDE initiiert. Als ihr „Erfinder“ gilt Matthias Ettrich aus Bietigheim-Bissingen. Laut einer Studie des Fraunhofer IAO gibt es in der Region Stuttgart rund 1.000 zumeist kleinere ITUnternehmen, die ihren Umsatz vollständig mit Dienstleistungen auf Basis freier Software erzielen. Die Open Source
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Business Alliance, eine bundesweite Vereinigung von IT-Firmen und privaten wie öffentlichen Anwendern, ist bei der MFG Baden-Württemberg mit Sitz in Stuttgart angesiedelt. Da freie Programme service- und beratungsintensiv sind, sorgen sie für Wertschöpfung vor Ort. Ihr Marktanteil ist in den vergangenen Jahren ständig gestiegen. opensource.region-stuttgart.de
titelthema
Titelthema: Software und IT-Dienstleistungen
Titelthema: Software und IT-Dienstleistungen
Das Softwarezentrum Böblingen/ Sindelfingen e. V. wurde 1995 von den Städten Böblingen, Sindelfingen, der IHK-Bezirkskammer Böblingen sowie dem Land Baden-Württemberg initiiert. Mit 8.300 Quadratmetern Büroflächen gehört es zu den größten branchenbezogenen Technologiezentren in Europa. Ein Erweiterungsbau mit zusätzlichen 3.000 Quadratmetern schafft ab Februar 2014 Raum für weitere Firmen. „Wir sind gleichzeitig Themenimmobilie und Netzwerk und bieten unseren Mietern und Mitgliedern günstige Flächen, Unternehmensservices und Kooperationsmöglichkeiten“, erklärt Geschäftsführer Hans-Ulrich Schmid.
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Softwarezentrum Böblingen/Sindelfingen Etwa 90 IT-Unternehmen haben sich im Softwarezentrum niedergelassen. Beispiele: Die SPIRIT/21 AG ist mit 450 festen und 300 freien Mitarbeitern eine der erfolgreichsten Gründungen der Region und zählt zu den zehn führenden mittelständischen IuK-Dienstleistern in Deutschland. Die crossbase mediasolution GmbH bietet eine eigene Publishing-Software für gedruckte und digitale Publikationen an. Als Spin-Off des Instituts für Hochfrequenztechnik der Universität Stuttgart hat die AWE Communications GmbH eine Standardsoftware für die Planung von Mobilfunknetzen entwickelt.
Netzwerke, Szene und Initiativen Gerade die dynamische und ständigem Wandel unterworfene, von zahlreichen kleinen und mittleren Firmen geprägte Software- und IT-Branche hat eine starke Affinität zum Netzwerkgedanken. Hier sind Kreativität, Flexibilität und Innovation zu Hause. Firmen begegnen sich in vielfältigen Kooperationsformen, etwa bei der Initiative Baden-Württemberg Connected (bwcon) mit Sitz in der Landeshauptstadt, einer Plattform für den Transfer von Erfahrungen, Wissen und Ideen. Das Softwarezentrum Böblingen/Sindelfingen bietet Flächen, Unternehmensservices und Kooperationsmöglichkeiten. Ganz anders „shackspace“, der Hackspace Stuttgart, der sich als digitales Bastlerzentrum sieht und „eine offene Werkstatt für menschenfreundliche Computerkultur mit Programmierung und Ergebnistoleranz“ betreibt, wie es auf der Website des Vereins heißt. Mit Medienlabor, Elektrowerkstatt, Küche, Seminarraum und Rechenzentrum bietet das selbstverwaltete Zentrum in der Ulmer Straße genügend Platz auch für „Träumer und Abweichler“ – wie an 400 Hackspaces auf der ganzen Welt. Beim Gamedev Hackathon Stuttgart wiederum, der im Juli 2012 zum ersten Mal ausgetragen wurde, haben Teams aus Programmierern, Designern und IT-Studenten in einer kreativen Atmosphäre Spiele von Grund auf entwickelt und am Ende von einer Jury prämieren lassen. „Solche Basisinitiativen sind das Salz in der Suppe eines jeden IT-Standorts. Neue Dinge entstehen dort, wo unabhängige und unangepasste Menschen Freiräume zum Experimentieren erhalten. Daraus können ökonomisch interessante Dinge entstehen“, benennt WRS-Geschäftsführer Dr. Walter Rogg die Berührungspunkte zu den freien Gruppen.
Mit Partnern wie der MFG BadenWürttemberg, bwcon, der WRS oder der Böblinger Akademie für Datenverarbeitung arbeitet das Softwarezentrum seit vielen Jahren eng zusammen. softwarezentrum.de
Ein prominentes Beispiel dafür ist das freie Betriebssystem Linux. Seine Geburtsstunde schlug, als der Finne Linus Torvalds einen Betriebssystemkern programmierte und in einem berühmt gewordenen Posting der Netzgemeinde vorstellte. Weltweit stürzten sich zunächst Freaks, Nerds und Computerverrückte auf das neue Spielzeug, das bald zur Mutter aller Open-Source-Programme wurde. Schon bald war deren wirtschaftliche Relevanz offensichtlich. Einer lebendigen Szene vor Ort und Linux-Zentralen großer Firmen ist es zu verdanken, dass die Region Stuttgart heute eine führende Rolle bei freier Software spielt (Kasten S. 12). Open Source ist eine weitere Facette des IT-Standorts Region Stuttgart, der seine Stärke aus der bunten Vielfalt bezieht: Unternehmen organisieren Kundendaten für Großbanken, programmieren Software für Car-SharingProjekte, lassen in Smartphone-Kameras virtuell die Berliner Mauer wiederauferstehen, entwickeln und vertreiben Europas meistverkaufte Software für Augenoptiker und weisen Mekka-Pilgern per Handy-App den richtigen Weg. Traditionelle Industriefirmen bilden die Kundenbasis für Softwareentwickler, IT-Dienstleister und Engineering-Dienstleister mit starkem IT-Bezug. Hochschulen und Forschungseinrichtungen stellen Rechnerkapazitäten zur Verfügung, sorgen für neue Erkenntnisse, hervorragend ausgebildete Fachkräfte und wissensbasierte Existenzgründungen. Unterstützende Einrichtungen wie die WRS oder bwcon initiieren und unterstützen Netzwerke und übergreifende Kooperationsprojekte. All diese Faktoren haben eine IT-Landschaft hervorgebracht, die in ihrer Struktur verblüffend dem Industriestandort ähnelt: vom Mittelstand geprägt, spezialisiert, innovativ, international und vernetzt. Dies sind Eigenschaften, die auch für die Zukunft Wachstum und Dynamik erwarten lassen. Helmuth Haag
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Szenen eines Lebens Die Heiler Software AG hat ihren Umsatz im vergangenen Jahr um 48 Prozent gesteigert. Hinter dem Stuttgarter Unternehmen steckt ein Mann, der vom Versicherungsmakler zum Softwarearchitekten wurde. Die Geschichte eines bemerkenswerten Aufstiegs. Von Michael Ohnewald Genau zwei Menschen sind dabei, als an einem tristen Wintertag in 2.400 Metern Höhe eine Idee ins Fliegen kommt. Es ist der 31. Dezember 1987. Auf dem Hörnli in Arosa friert ein junges Paar. „Ich muss mich entscheiden“, sagt er. „Ich gehe deinen Weg mit“, sagt sie. Dies ist, wenn man so will, die Schlüsselszene im biografischen Film von Rolf J. Heiler, dem Chef der Heiler Software AG. Der Mann kennt sich aus mit Fotos und Filmen. Seit seiner Jugend hat er ein Faible für Kameras, erwärmt sich an ihrer Technik und hält das Familienleben im Bild fest. Sein ganz persönlicher Film besteht aus Szenen, die nur in seinem Kopf konserviert sind. An diesem Morgen gibt er sie in einem Weilimdorfer Konferenzraum frei. Heiler sitzt an einem ovalen Tisch, an dem für gewöhnlich eckige Probleme gelöst werden. Er trägt ein blaues Jackett zur beigen Hose. Wache Augen blicken unter der Randlos-Brille aus einem neugierigen Gesicht. Heiler schenkt sich einen Kaffee aus einer Thermoskanne namens „President“ ein, bevor er den Film abspielt, in dem er die Hauptrolle spielt und gleichzeitig Regie führt. Die Rückblende beginnt mit der Nahaufnahme eines Studenten, der sich an der Berufsakademie in Stuttgart mit Betriebswirtschaft befasst. Seine Tage sind ausgefüllt und meist auch die Nächte. Morgens verkauft der Student Versicherungen, mittags sitzt er in Vorlesungen und nachts schreibt er für sein Büro aufwändige Programme am Computer. „Man muss es so sehr wollen, dass man sich ab einem bestimmten Punkt nicht mehr fragt, ob es schiefgehen könnte.“ Rolf Heiler, der umtriebige Student, wurde 1959 in Göppingen geboren und hat das Gymnasium zunächst nach der Mittleren Reife verlassen, um eine Lehre als Versicherungskaufmann zu machen. Seine Leidenschaft sind Kameras. Mit 13 hat er vom Vater seinen ersten Apparat bekommen, eine Kodak instamatic, 35-mmKleinbildfilm. Mit 15 jobbte er sechs Wochen in einer Korntaler Kistenfabrik und kaufte sich vom Lohn seine erste Canon. Später wird er sich dem Filmen widmen und modernste Technik anschaffen, die es ihm ermöglicht, eigene Welten zu schaffen. 14
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Bevor es so weit ist, befasst er sich im Hörsaal mit Marktwirtschaft und wird zu ihrem glühenden Verfechter. Regulierte Märkte sind ihm suspekt. Wer die Nase vorne haben will, prägt er sich ein, darf nie stehen bleiben. Heiler kauft sich einen Computer für sein Büro. Als Selfmade-Softwerker schreibt er Programme für den Hausgebrauch. Irgendwann klopft eine Zahnradfabrik an, die Hunderte von Teilen anbietet und den Einkauf automatisieren will. Heiler entwickelt in vielen Nachtschichten die neue Unternehmenssoftware. Nach dem Studium betreibt er sein Versicherungsbüro weiter und taucht nebenbei immer tiefer in die Welt der Programmierkunst ein. 1987 entscheidet er sich auf dem Hörnli in Arosa, das alte Leben hinter sich zu lassen. In einem Zimmer der Wohnung fängt er an. Es gibt mancherlei Gründe, warum gute Ideen nicht zünden. Einer davon ist das Verzagen. Heiler denkt nicht ans Scheitern. „Man muss es so sehr wollen“, sagt er, „dass man sich ab einem bestimmten Punkt nicht mehr fragt, ob es schiefgehen könnte.“ „Es geht jeden Tag darum, die Welt ein bisschen zu verbessern.“ Der Autodidakt entwickelt eine programmierbare Textverarbeitung und eine Grafik-Bibliothek, die ihm viele Kunden beschert. Mitte der 1990er-Jahre klingelt das Telefon und am anderen Ende der Leitung meldet sich der Chefentwickler des Walldorfer Softwarekonzerns SAP. Das renommierte Unternehmen will Heilers Textverarbeitung ins Hauptprogramm einbauen. Ein großer Auftrag. Der nächste kündigt sich an einem regnerischen Samstag im Wohnzimmer an, wo ihm seine Frau plötzlich einen Zeitungsartikel zeigt. „Kapital sucht Risiko“ lautet die Überschrift. Eine Wirtschaftsinitiative fahndet im Auftrag des Landes nach innovativen Geschäftsideen. Heiler setzt sich spontan an den Computer und tippt seine Gedanken herunter. In seinem Kopf nimmt ein Web-Shop Gestalt an, den Firmen individuell nutzen können, ohne dafür programmieren zu müssen. Sein Entwurf wird prämiert, der Geschäftsführer von Hewlett-Packard Deutschland, Klaus-Dieter Laidig, meldet sich und coacht die junge Firma. Wenig später steht eine Investment-Bank aus England parat, und auch die Walldorfer Softwareschmiede zeigt Interesse an einer Beteiligung. Im Jahr 2000 geht die Heiler Software AG an die Börse.
Reiner Pfisterer
porträt
Titelthema
Der Chef ist auf Wolke sieben. Von der Datencloud der Zukunft ahnt er noch nichts, wohl aber von den gegenwärtigen Chancen, die in der Warenwirtschaft des Internets liegen. „Im Prinzip sind wir Maschinenbauer“, sagt er über seine Branche. „Wir nehmen stupide Arbeit weg von Menschen und überantworten sie einem programmierten Gerät.“ Gesegnet mit der Gabe, nicht alles bis ins letzte Detail planen zu wollen, verwandelt der Betriebswirt sein Softwarehaus in eine Internetfirma. Dabei gibt es Aufs und Abs im neuen Markt, auch für die Investoren. Manche gehen, Heiler bleibt. Für große Unternehmen entwickelt er ausgeklügelte Beschaffungssysteme auf der Basis von elektronischen Katalogen. Er setzt dabei auf Komplettlösungen. „Die Kunden wollen nicht zum IT-Spezialisten werden“, sagt er, „sie wollen nur die Software nutzen.“ Die Company in Weilimdorf wächst, stellt Mitarbeiter ein, fasst Fuß in den USA, arbeitet für Unternehmen wie Daimler und Coca Cola. Früher als andere erkennt der Vorstandsvorsitzende, dass immer mehr Datenfriedhöfe in den unendlichen Weiten des Internets entstehen. Viele Betriebe haben diverse Datentöpfe, aus denen sie sich bedienen. Manche davon sind längst verrostet. Heiler spezialisiert sich darauf, die vagabundierenden Produktinformationen in eine Datenquelle umzuwandeln, die zyklisch gepflegt wird, auf dass gereinigte Produkte am Ende in alle Absatzkanäle sprudeln. Das spart Geld und steigert den Absatz.
Ein harter Job in einer harten Branche. Heiler entspannt sich am Wochenende, indem er Filme mit hochmodernen Kameras dreht, die er sich jetzt leisten kann. Mit ihnen erzählt er vor allem Urlaubsgeschichten. Seine Frau und die drei Kinder sind die Hauptdarsteller. In der Familie erdet er sich. Zu Hause sucht er die innere Mitte zwischen beruflichen Hochs und Tiefs. Seine Frau hilft ihm dabei. „Sie ist mein Kompass“, sagt er. Der biografische Film geht zu Ende. Im Konferenzraum nebenan debattieren IT-Spezialisten hinter einer Glaswand über das nächste Projekt. 150 Mitarbeiter hat das Unternehmen mittlerweile auf der Lohnliste. Im vorigen Jahr hat die Firma den Umsatz um 48 Prozent auf knapp unter 20 Millionen Euro gesteigert. Abspann. Der Hausherr lehnt sich zurück und kneift dabei für einen Moment die Augen zu wie der nachdenkliche Robert Redford in „Der Pferdeflüsterer“. Rolf Heiler hat seine Geschichte erzählt. „Es geht jeden Tag darum, die Welt ein bisschen zu verbessern“, sagt er zum Abschied. Das nächste Drehbuch ruft. Es zieht ihn an den Schreibtisch.
Für seine Reportagen und Porträts ist Michael Ohnewald mit den renommiertesten Preisen ausgezeichnet worden, die im deutschen Journalismus vergeben werden. Für 179 porträtiert der Ludwigsburger Autor herausragende Persönlichkeiten aus der Region.
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Wissenschaft
Durch die Atmosphäre mit scharfen Kanten DLR
Zehn Minuten dauerte der Flug – dann landete das kantige Raumfahrzeug Shefex II im Meer westlich von Spitzbergen. Im Juni hatten die Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) die sieben Tonnen schwere und fast 13 Meter lange Rakete von Norwegen aus gestartet. Beim Wiedereintritt in die Atmosphäre überstand der Flugkörper Temperaturen von über 2.500 Grad. Nach dem Flug zogen die Wissenschaftler eine positive Bilanz. „Shefex II ist wie vorberechnet geflogen, wir haben für alle Experimente umfangreiche und wertvolle Daten in Echtzeit erhalten“, sagt Projektleiter Hendrik Weihs vom DLR-Institut für
Bauweisen- und Konstruktionsforschung in Stuttgart. Bereits seit zehn Jahren arbeitet das DLR an der Technologie. Die Struktur des Flugkörpers besteht aus ebenen Flächen, die einfacher und somit kostengünstiger als die üblichen abgerundeten Formen hergestellt werden können. „Mit dem Flug sind wir wieder einen Schritt weiter auf dem Weg, ein Raumfahrzeug zu entwickeln, das Steuerungs- und Flugmöglichkeiten hat wie zum Beispiel das Space Shuttle – nur deutlich billiger“, so Weihs. (tos) dlr.de/stuttgart
Blühende Landschaften, mildere Temperaturen und eventuell sogar Regen: Mit einem Computermodell erforschen Atmosphärenwissenschaftler von der Universität Hohenheim, unter welchen Voraussetzungen sich die Wüste begrünen lässt und wie sich dadurch das regionale Klima verändert. „Über Wäldern und Plantagen erhitzt sich die Luft stärker als über dem unbewachsenen Sandboden“, erklärt Prof. Dr. Volker Wulfmeyer vom Institut für Physik und Meteorologie. „Unser Modell zeigt, dass so kleinräumige Temperaturunterschiede entstehen. Sie verursachen nicht nur Wind, sondern führen auch dazu, dass sich Wolken bilden und schließlich Regen fällt.“
Praktische Bestätigung für seine Computermodelle bekommt Wulfmeyer aus Israel. Dort haben Wissenschaftler schon vor Jahren einen Pinienwald in der Negev-Wüste gepflanzt. Die Anpflanzung trägt sich selbst durch 100 bis 200 Millimeter Niederschlag pro Jahr. Allerdings warnt der Forscher: „Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Wüstenwälder ab einer bestimmten Größe auch das überregionale Klima beeinflussen.“ Ein Fokus der Computersimulation liege deshalb auch auf diesem Effekt: „Wir müssen unbedingt wissen, wo die Obergrenze liegt.“ (tos) uni-hohenheim.de
Mit Rosmarin gegen Gammelwurst Um Wurst und Fleisch haltbar zu machen, wird heute vor allem Nitritpökelsalz eingesetzt. Doch das hat einen schlechten Ruf, weil beim Erhitzen krebserregende Stoffe entstehen könnten. Alternativen finden Wissenschaftler der Universität Hohenheim jetzt bei den Pflanzen. Nelkenöl etwa besitzt Bestandteile, die die äußere Hülle von Bakterien durchlöchern. Rosmarin legt die Energieproduktion der Angreifer lahm. „Insgesamt dürfte es mehr als 1.400 Pflanzen mit derartigen Wirkstoffen geben“,
w.r.wagner/Pixelio.de
erforschen
Blühende Landschaften in der Wüste
schätzt Prof. Dr. Jochen Weiss vom Institut für Lebensmittelwissenschaft und Biotechnologie. Doch die Herausforderungen schlummern im Detail. So haben viele Pflanzenstoffe einen Eigengeschmack: „Keiner möchte eine Ginseng-Lyoner essen, zumindest nicht in Deutschland“, sagt Weiss. Eine Idee der Forscher ist, Wirkstoffe zu kombinieren, die Bakterien auf verschiedene Weise angreifen, wobei jeder einzelne Stoff aber unter der Geschmacksschwelle bleibt. Weiss: „Unser Ziel ist es, ein Set von zehn bis 15 Systemen zu entwickeln, bei denen verschiedene Kombinationen gezielt Schimmel, Hefe oder Bakterien angreifen.“ (tos) uni-hohenheim.de
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Schnelle Muskelerholung durch Stützstrümpfe Von wegen uncoole Stützstrümpfe: Immer mehr Laufsportler tragen beim Training wadenhohe Kompressionsstrümpfe und berichten über positive Effekte. Auch die Sportbekleidungsindustrie wirbt mit großen Versprechen: Die Spezialsocken sollen die Muskelkraft steigern und die Erholung der Muskulatur nach dem Sport beschleunigen. Forscher der Hohenstein Institute in Bönnigheim konnten in einer neuen Studie allerdings keine Hinweise auf eine signifikante Auswirkung der Strümpfe auf die Laufleistung finden. Überrascht hat die Wissenschaftler jedoch die Konzentration eines Botenstoffs im Blut der Sportler, der den Erholungswert eines Muskels anzeigt. Der hohe Gehalt sei ein klares Signal für eine schnellere Muskelerholung, die der Kompressionswirkung zugeschrieben werden könne, heißt es in einer Mitteilung. „Nicht nur während des Sports, auch beim Tragen danach könnten Kompressionstextilien zum Beispiel belastungsbedingte Muskelschmerzen und -schwellungen vermindern oder Maximalleistung, Sprint- und Sprungkraft des Körpers schneller wieder herstellen“, so Prof. Dr. Dirk Höfer von den Hohenstein Instituten. (tos) hohenstein.de
Innovation
Kraftprotz Keramik Die Firmen Leonhardt und Oximatec haben mit der Uni Stuttgart einen neuen Werkstoff entwickelt
Leonhardt
Um die nützlichen Eigenschaften beider Stoffe zu vereinen, wandte sich Leonhardt vor vier Jahren an das Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile (IFKB) der Universität Stuttgart. In einem vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekt ist Leonhardt und seiner Tochterfirma Oximatec nun ein Durchbruch gelungen, der alle Erwartungen übertroffen hat: Discharge Machinable Ceramics, kurz Dimacer, heißt die entstandene Hochleistungskeramik. Übersetzt bedeutet der Name „erodierbare Keramik“. Sie ist nicht nur langlebig, sondern auch elektrisch leitend und kann daher mittels Funkenerosion bearbeitet werden. Das Geheimnis? Ein bestimmter Anteil des leitfähigen Materials Titancarbid, das dem Werkstoff auch seine graue Farbe verleiht. Scharfe Kanten, filigrane Aussparungen oder empfindliche Oberflächen sind jetzt kein Problem mehr. Härte und Lebensdauer haben darunter nicht gelitten: In Testversuchen hat sich gezeigt, dass die Verschleißfestigkeit der neuen Keramik deutlich höher ist als die von gehärtetem Stahl. Zudem ist das neue Material um fast ein Drittel leichter.
Im Werkzeugformenbau ist Dimacer bereits im Einsatz und hat sich bewährt. Mittlerweile haben auch andere Branchen ihr Interesse bekundet, mit denen Leonhardt anfänglich nicht gerechnet hatte: Luft- und Raumfahrt, Automobilindustrie und Schmuckverarbeitung zählen dazu. Leonhardt ist begeistert über die Zusammenarbeit mit der Universität Stuttgart: „Wir konnten auf dem kleinen Dienstweg in vier Jahren sehr viel erreichen – sonst hätten wir für diese Entwicklung viel länger gebraucht.“ Am IFKB ist aus diesem Projekt eine Promotionsstelle entstanden, die die Entwicklungen weiterverfolgt. Für Dimacer hat Leonhard ein Patent angemeldet und eine eigene Vertriebsfirma gegründet. Unter dem Namen Leroxid soll das neue Material auf dem Markt erhältlich sein. (vem) oximatec.de
Der Bürokopierer
Develop
Wer hat‘s erfunden?!
„Bei Keramik denken die meisten Menschen an Waschbecken oder Kaffeetassen“, sagt Geschäftsführer Dr. Wolfgang Leonhardt. „Das hat mit unserer Hochleistungskeramik überhaupt nichts zu tun.“ Schließlich war der Graveurbetrieb nicht auf der Suche nach einem Material für den Haushalt, sondern für den industriellen Werkzeug- und Formenbau. Bislang wurde hierfür meist gehärteter Stahl verwendet, weil dieser stabil, günstig und unkompliziert zu bearbeiten ist. Allerdings hat er nur eine sehr beschränkte Lebensdauer: Je nach Beanspruchung können die Werkzeuge schon nach kurzer Zeit abgenutzt sein, so dass sie gewartet oder durch neue ersetzt werden müssen. Das kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld, weil jeder Stillstand die Produktionskosten in die Höhe treibt. Keramik ist ebenfalls hart und temperaturbeständig, doch sie besitzt keine elektrische Leitfähigkeit. Damit lässt
sie sich mit dem üblichen Fertigungsverfahren im Werkzeugbau, dem Funkenerodieren, nicht in die gewünschte Form bringen. Als Material für Werkzeuge war sie daher bislang ungeeignet.
Bürokopierer eine haargenaue Kopie, so das Werbeversprechen der jungen Firma.
James Watt ist bekannt als Erfinder der Dampfmaschine. Dass der Schotte 1779 den Kopierer erfunden hat, wissen wenige. Die „Watt‘sche Presse“ erzeugte einen direkten Abdruck eines mit Spezialtinte beschriebenen Dokuments auf ein durchscheinendes Papier. Ein aus heutiger Sicht umständliches Verfahren. Umständlich blieb das Kopieren von Dokumenten, bis sich 1948 ein Stuttgarter der Sache annahm: Walter Eisbein. Zusammen mit Konrad Kral und Arno Lippinghoff gründete er in Stuttgart-Zuffenhausen das Unternehmen Develop, das mit dem Blitzkopierer Develop D 10 den ersten sogenannten Trockenkopierer auf den Markt brachte. Das vereinfachte
entwickeln
Scherben bringen Glück – davon ist zumindest der Volksmund überzeugt. In der Industrie dagegen sorgen zerbrochene Werkzeuge oder Spritzgießformen für verärgerte Mienen. Damit dieses Szenario der Vergangenheit angehört, hat der Graveurbetrieb Leonhardt aus Hochdorf zusammen mit Wissenschaftlern der Universität Stuttgart eine neue Keramik für den Werkzeugbau entwickelt, die extrem hart und langlebig ist.
fotografische Verfahren ermöglichte es, erstmals bei Tageslicht und ohne Fixierprozess zu arbeiten. In nur zwei Minuten erzeugte der erste in der Breite nutzbare
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Das neue Verfahren fand in den 1950erJahren schnell weltweit Verbreitung, nicht zuletzt durch die Lizenzvergabe des Eisbein’schen Patents an weitere Hersteller. Doch schon in den 1960ern übernahm eine Technik aus den USA die Vorreiterrolle: Das von Xerox entwickelte elektrostatische Verfahren, das auch heute noch in Druckern und Kopierern eingesetzt wird. Develop hatte dennoch Erfolg und die Firma gibt es noch heute: Als Tochter des Konica-Minolta-Konzerns vertreibt Develop vom niedersächsischen Langenhagen aus Systeme und Software zur Dokumentenproduktion und zum Doku(tos) mentenmanagement.
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Existenzgründung
Auf der Online-Plattform autonetzer.de können Privatleute ihr Auto an Nutzer aus der näheren Umgebung vermieten
Geld verdienen mit dem eigenen Auto Klaus hat einen Citroën Berlingo, den er nur selten nutzt. „Mein Auto steht die meiste Zeit im Hof und wird nicht gefahren“, sagt der Schreiner aus Ludwigsburg. Und weil er als Familienvater pragmatisch denkt, teilt er seinen Kombi seit Kurzem mit Bekannten und Nachbarn. „Wenn man aus der Corporate-Welt kommt, ist die Gründung eines Start-ups wie ein Sprung ins kalte Wasser.“ Auch Sebastian aus Stuttgart wollte sein Auto besser auslasten. Zur Arbeit in Untertürkheim fuhr er mit öffentlichen Verkehrsmitteln, für Ausflüge in die Innenstadt nahm er lieber das Rad. Verkaufen mochte er seinen Audi A2 dennoch nicht. Deshalb hat er den Wagen – wie Klaus auch – auf der Plattform autonetzer.de eingestellt. Der Unterschied zwischen Klaus und Sebastian? Für Klaus ist Autonetzer ein netter Zusatzverdienst, für Sebastian Ballweg ein Vollzeitjob. Denn der 35-jährige Stuttgarter
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hat sich mit Autonetzer seine Vision vom eigenen Unternehmen erfüllt. Nach sieben Jahren im Einkauf bei der Daimler AG war für ihn der Zeitpunkt gekommen, etwas Neues zu machen. Zunächst war das Geschäft mit dem privaten Carsharing für den studierten Betriebswirt eine Selbstständigkeit auf Probe: Zwei Tage schaffte er weiterhin bei Daimler, den Rest der Woche feilte er am Businessplan und an dessen Umsetzung. Schon bald stellten sich erste Erfolge ein und mit ihnen die Gewissheit, dass das Konzept funktionieren kann. Kurz nach dem Projektauftakt ging Sebastian Ballweg auf Markus Gößler zu. Der Unternehmensberater stieg bei Autonetzer ein und gemeinsam gründeten die beiden im August 2010 ihr eigenes Unternehmen. „Wenn man aus der Corporate-Welt kommt, ist die Gründung eines Start-ups wie ein Sprung ins kalte Wasser“, erinnert sich Sebastian Ballweg. „Vieles ist komplett neu, und um alles muss man sich zunächst einmal selbst kümmern.“
Besonders intensiv kümmerten sich die beiden Gründer in den folgenden Monaten um eine Versicherungslösung. Denn alle Autos, die über Autonetzer vermittelt werden, sind vollkaskoversichert – unabhängig von der KFZ-Versicherung des Vermieters. „Andernfalls würde wohl kaum jemand sein Auto an einen quasi Fremden ausleihen“, so Sebastian Ballweg. Heute buchen die Nutzer der Plattform die Versicherung für einen geringen Pauschalbetrag automatisch mit. Dazu kommen – je nach Auto – noch einmal zwischen 15 und 50 Euro für die Fahrzeugmiete. Die Registrierung ist kostenlos und unverbindlich. Wer sein Auto aus irgendeinem Grund doch nicht vermieten will oder für den angefragten Zeitraum selbst benötigt, kann jederzeit ablehnen. Ein Nutzungsvertrag kommt erst zustande, wenn beide Seiten – Mieter und Vermieter – verbindlich zugesagt haben. Die komplette
Autonetzer GmbH Gründungsjahr: 2010 Sitz: Stuttgart Mitarbeiter: 6 Registrierte Autos: Mehr als 1.000 autonetzer.de
Abwicklung – von der Vertragsausfertigung über die Bezahlung bis hin zur Nutzerbewertung – läuft über Autonetzer. Bezahlt wird über PayPal, Lastschrift oder Kreditkarte. „Wir wachsen monatlich zweistellig“, freut sich Sebastian Ballweg. „Deutschlandweit haben bis heute 1.000 Fahrzeugbesitzer ihr Auto bei uns eingestellt. Insgesamt zählen 5.000 registrierte User zur Autonetzer-Community.“ Seit sich das Geschäft mit dem privaten Carsharing rechnet, zeigen sich immer mehr Investoren an Autonetzer interessiert. „Wir haben bewiesen, dass das Konzept funktioniert. Das Risiko für einen Geldgeber ist also inzwischen relativ gering“, glaubt Ballweg. Über Baden-Württemberg Connected e. V. (bwcon) haben sie einen Business Angel kennengelernt, der ihnen zudem wertvolle Kontakte in die Industrie vermittelte.
gründen
Autonetzer.de
Existenzgründung
Wofür sie das frische Kapital verwenden würden, auch das wissen die Jungunternehmer bereits: „Wir würden mit dem Geld schnell skalieren“, sagt Ballweg. Das bedeutet zuallererst, das Team aufzustocken, Marketing und Vertrieb auszubauen und natürlich am Produkt zu feilen: „Wir arbeiten gerade an einer Mobile App, damit die Plattform noch attraktiver und benutzerfreundlicher wird.” Michaela Kürschner
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Fachkräfte
Vielfältige Belegschaften machen Mittelständler erfolgreicher Prof. Dr. Meike Tilebein vom Institut für Diversity Studies an der Universität Stuttgart über unterschiedliche Talente als wichtige Ressource
Universität Stuttgart
arbeiten
Wie sieht es im Alltag der Firmen aus?
179: Diversity Management ist zurzeit in aller Munde. Sie forschen schon seit vielen Jahren zu diesem Thema. Können Sie den Begriff für uns definieren? Tilebein: Als Instrument der Unternehmensführung zielt Diversity Management darauf ab, alle Fähigkeiten und Potenziale der Beschäftigten eines Unternehmens wertzuschätzen und diese optimal einzubeziehen. Zu den personalen Merkmalen zählen beispielsweise Geschlecht, Religion oder Weltanschauung, Alter, sexuelle Orientierung, Behinderung und ethnischkulturelle Prägung. Auch unterschiedliche Bildungshintergründe zählen dazu.
In den vergangenen Jahren ging es bei vielen Firmen darum, zu verhindern, dass Minderheiten im Betrieb benachteiligt werden. In dieser Betrachtung versteht man Diversity Management nicht als Chance, sondern eher als Problemstellung, die gelöst werden muss. Aktuell begreifen jedoch immer mehr Firmen, dass die unterschiedlichen Talente ihrer Mitarbeiter wichtige Ressourcen sind. Welche konkreten Vorteile haben die Betriebe, wenn sie die vielfältigen Potenziale ihrer Mitarbeiter gezielt fördern und nutzen?
Es ist in erster Linie sehr wichtig, wertschätzend miteinander umzugehen. Das ist vor allem eine Frage der Unternehmenskultur und muss von der Geschäftsführung vorgelebt werden. Grundsätzlich beeinflusst Diversity zudem den gesamten Personalmanagement-Prozess. Das beginnt bei der Rekrutierungsstrategie, die eine Vielfalt bei den Bewerbungen bewusst anstreben kann. Dazu gehört es auch, vielfältige Kompetenzen mit entsprechenden Personalentwicklungsstrategien gezielt zu fördern und zu belohnen. Ist Diversity Management auch ein Thema für Kleinbetriebe?
Wertvolle Chancen entstehen vor allem dann, wenn Firmen die besonderen Kompetenzen ihrer Beschäftigten systematisch einsetzen. Unternehmen, deren Mitarbeiter die Kultur und Sprache ausländischer Kunden oder anderer Branchen verstehen, können diese sehr viel besser bedienen und sich dadurch von der Konkurrenz abheben.
Ja, auf jeden Fall. Gerade die KMU verfügen oft über beste Voraussetzungen für ein aktives Diversity Management. Sie haben häufig keine so streng definierten Prozesse wie die größeren Firmen und sind deshalb naturgemäß schon sehr flexibel.
Auf der anderen Seite kann die Arbeit in gemischten Teams doch auch sehr anspruchsvoll sein. Was sind die Erfolgsfaktoren?
ids.uni-stuttgart.de
Die Fragen stellte Monika Nill
Ganz normale Jobs in der Industrie – trotz Behinderung „Bei uns ist der Umgang mit behinderten Menschen alltäglich. Sie kommen freudig jeden Morgen durchs Firmentor und stehen ihren Mann in der Produktion und Montage.“ So beschreibt Jürgen Hahn, Geschäftsführer der Reinert Kunststofftechnik GmbH, den Alltag in dem Unternehmen aus Bissingen an der Teck. Der Familienbetrieb mit 130 Mitarbeitern stellt hauptsächlich technische Kunststoffteile für die Automobilindustrie her. Seit 1997 arbeiten im normalen Schichtbetrieb mittlerweile zehn Menschen mit geistiger Behinderung. Sie gehen bei Reinert Kunststofftechnik vollkommen selbstständig ihrer Arbeit nach und sind,
wie Jürgen Hahn berichtet, völlig in den Tagesablauf integriert. Sie bedienen Maschinen, entgraten und montieren Teile oder prüfen und verpacken fertige Produkte. Dies funktioniere sehr gut, so der Geschäftsführer: „Viele Kollegen, die Unternehmen leiten, zweifeln daran, dass sich Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung so gut integrieren lassen. Aber das ist gut machbar.“ Jürgen Hahn hofft, dass er anderen Firmen Mut macht, sich dem Thema zu nähern und abzuklären, ob dies im eigenen Umfeld möglich wäre. „Unsere behinderten Mitarbeiter sind besonders zuverlässig und hochmotiviert und
durch diese sinnvolle Tätigkeit erhalten sie große Bestätigung“, sagt er. „Ob bei der Entlohnung oder beim Urlaubsanspruch – sie werden gleich behandelt.“ Für das gelebte soziale Engagement im Umgang mit behinderten Menschen ist die Firma mit dem Mittelstandspreis 2012 des Landes und der Caritas ausgezeichnet worden. „Für uns ist diese hohe Auszeichnung der bisher bedeutendste Preis“, freut sich der Geschäftsführer. „Es bringt allen Seiten etwas, behinderte Menschen im Betrieb zu haben. Für uns alle ist dies seit Langem Normalität und für jeden Nichtbehinderten eine wertvolle Erfahrung.“ (asm) reinert-kunststofftechnik.de
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Freizeit
In zwei Stunden durch das Weltall Der Planetenweg zwischen Ludwigsburg und Bietigheim bringt den Himmel auf Erden
Entlang einer Wanderstrecke sind die wichtigsten Punkte unseres Sonnensystems markiert. Größen und Abstände der Sonne und ihrer neun Planeten sind im Maßstab eins zu einer Milliarde dargestellt. Die tatsächliche Entfernung zwischen Sonne und Pluto beträgt sechs Milliarden Kilometer – macht nach Adam Riese sechs Kilometer Wegstrecke in der Ludwigsburger Miniaturausgabe.
Künstlerisch ausgearbeitete Stelen, die Studierende der PH Ludwigsburg entworfen haben, heben die einzelnen Planetenstandorte heraus. Schüler des Berufsschulzentrums Bietigheim-Bissingen fertigten Gestelle an für bronzene, auch mit Blindenschrift versehene Informationstafeln mit wissenschaftlichen Daten zur Sonne und den Planeten.
Rund 200 Meter nördlich des Favoriteparks in Ludwigsburg-Eglosheim beginnt der Besuch bei der Sonne selbst. Der Weg verläuft in Richtung Norden über
6. Oktober und 3. November 2012 Jugendstil mit Kuchen Führung durch Park und Haus der Villa Franck in Murrhardt. Das Jugendstil-Ensemble wurde für den Zichorienfabrikanten Robert Franck erbaut. Heute gibt es dort Kultur, Kaffee und Kuchen. villa-franck.de 2. bis 5. November 2012 Gallusmarkt Großer traditioneller Jahrmarkt in der Innenstadt von Kirchheim unter Teck mit Feuerwerk und Vergnügungspark auf dem Ziegelwasen. kirchheim-teck.de
Die Realisierung dieses Projekts übernahmen die sechs Kommunen BietigheimBissingen, Freiberg, Ingersheim, Ludwigsburg, Remseck und Tamm. In den jeweiligen Rathäusern sind Faltblätter zum Planetenweg erhältlich. Und wer sich die Abfolge der Planeten auch nach der Wanderung noch nicht merken kann, dem sei folgende Eselsbrücke auf den Weg gegeben: Mein (Merkur) Vater (Venus) erklärt (Erde) mir (Mars) jeden (Jupiter) Sonntag (Saturn) unsere (Uranus) neun (Neptun) Planeten (Pluto, obwohl der offiziell nicht mehr als Planet gilt). (asm) goethe.lb.bw.schule.de/ planetenweg-lb
9. bis 10. November 2012 Motocross live Spannung in der Hanns-Martin-SchleyerHalle mit Motocross-Piloten aus aller Welt: Beim ADAC Supercross begeistern Freestyler mit rasanten Motorradshows. supercross-stuttgart.de 10. bis 11. November 2012 Hoch das Bein Ballettgala der Tanzstiftung Birgit Keil: Internationale Tanzstars und junge Talente zu Gast im Forum am Schlosspark in Ludwigsburg, begleitet von der Württembergischen Philharmonie Reutlingen. forum.ludwigsburg.de
tipps
bis 11. November 2012 It’s John. John Cage. John Cage hat entscheidend zur Entwicklung neuer Formen von Musik, Tanz und Bildender Kunst beigetragen. Zum 100. Geburtstag präsentiert die Staatsgalerie Stuttgart grafische Arbeiten und nie gezeigtes Material. staatsgalerie.de
Fotos: Stadt Ludwigsburg
das Schloss Monrepos zum Wilhelmshof, durch den Brandholz-Wald bis an den südlichen Rand des Bietigheimer Forstes. Vom letzten Standort aus, Pluto, ist die S-Bahn-Station Bietigheim zu erreichen.
erleben
Über dem Himmel beginnt die Unendlichkeit. Der Weltraum ist trotz riesiger Teleskope und hochauflösender Fotos schwer zu fassen. Doch wer möchte nicht gerne nach den Sternen greifen, die Lichtjahre schrumpfen lassen und durch unser Sonnensystem reisen? Maßstabsgerecht verkleinert und mit Planeten zum Anfassen gelingt es eher, die gewaltigen Dimensionen begreifbar zu machen. Schüler des Ludwigsburger Goethe-Gymnasiums haben vor sechs Jahren einen Planetenweg ins Leben gerufen.
Theologie trifft Botanik Unschuld, Reinheit, Macht, Größe oder Schönheit – in der Bibel sind viele Begriffe mit Blumen und Pflanzen verbunden, etwa in der Symbolik von Rose, Lilie oder Myrte. Etwa 110 Pflanzenarten werden im Buch der Bücher namentlich erwähnt. Die evangelische Kirchengemeinde in Korb hat im alten Pfarrgarten einen Bibelgarten mit 66 beschrifteten Pflanzen angelegt, der besichtigt werden kann. Auch im Scharnhauser Park in Ostfildern gibt es einen kleinen Bibelgarten. bibelgarten-korb.hahninkorb.de Wasser marsch! Alles, was Floriansjünger interessiert, versammelt das Feuerwehrmuseum in Winnenden: Feuerlöschkübel, Brandmelder, Helme, Orden und natürlich Löschfahrzeuge. Eine besondere Sehenswürdigkeit sind die Magirus-Pferdezugleitern aus den 1920er-Jahren sowie die Automobilspritze Benz-Gaggenau von 1925. 2002 eröffnete das Feuerwehrmuseum im alten Güterschuppen, im Herbst soll ein moderner Anbau mit Cafeteria in Betrieb gehen. feuerwehrmuseum-winnenden.de
30. November bis 2. Dezember 2012 Am Neckarknie Stimmungsvoller Weihnachtsmarkt in der festlich geschmückten Altstadt von Plochingen mit Kunsthandwerkermarkt im Alten Rathaus und musikalischem Begleitprogramm. plochingen.de
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Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell
Mehr EU-Mittel für den Mittelstand Das Podium „10. Brüssel Background“ informierte über das neue EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020
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Beim „10. Brüssel Background“ der WRS und des Steinbeis-Europa-Zentrums Stuttgart haben Vertreter der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments einen Überblick über die geplante KMU-Förderung mit Horizon 2020 gegeben. „Bisher bringt nur ein knappes Viertel der Teilnehmer an EUForschungsprogrammen marktrelevante Innovationen hervor. Der Rest landet in der Schublade“, bedauert Gunnar Matthiesen von der Exekutivagentur für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation der Europäischen Kommission. Mit Horizon soll das besser werden. Die EU will stärker auf KMU setzen, um die Lücke zwischen Forschung und Markt zu überbrücken. Die derzeitigen Pläne für ein eigenes KMU-Förderinstrument bei Horizon 2020 sehen vor, dass teilnehmende Firmen in den ersten sechs Monaten ein Konzept und Machbarkeitsstudien erstellen. Erfolg versprechende Projekte erhalten anschließend für ein bis zwei Jahre weitere Fördergelder, um ein marktfähiges Produkt zu entwickeln.
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In einer anschließenden dritten Phase erhält das Unternehmen organisatorische Unterstützung bei der Kommerzialisierung des neuen Produkts, etwa Hilfestellungen für den Marktzugang. Fotos: WRS
Von 2014 an soll es für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) leichter werden, an Fördergelder für Forschungs- und Innovationsprojekte zu kommen. So jedenfalls sehen die Pläne der EU-Institutionen aus, die derzeit das Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 diskutieren. Das Programm bedeutet eine Neuausrichtung der europäischen Forschungsförderung: Ausgestattet mit 80 Milliarden Euro soll Horizon neben Forschungsmaßnahmen aus der Wissenschaft verstärkt auch Innovationsprojekte aus der Wirtschaft fördern.
Der baden-württembergische EU-Parlamentarier Michael Theurer begrüßte die Entwicklungen. Gerade für das mittelständisch geprägte Baden-Württemberg spiele Horizon mit seinem Augenmerk auf KMUs künftig eine große Rolle. Er plädierte jedoch für eine Reduzierung der Bürokratie. „Ein gewisses Maß an Kontrolle muss natürlich sein“, so Theurer. „Wenn Sie bei Steuerzahlerverbänden fragen, ob Fördergelder ohne Kontrolle vergeben werden, bekommen Sie natürlich ein klares Nein.“ Nichtsdestotrotz sei es ein Anliegen, dass die Verfahren einfacher gemacht werden. „Am Bürokratieabbau sind auch wir stark interessiert“, pflichtete Gunnar Matthiesen bei. So sei im Plan für Horizon eine Vereinfachung der Antragstellung vorgesehen. Franz Josef Landen, Geschäftsführer der Ribler GmbH, berichtete aus der Praxis, dass die Kapitalbeschaffung für Innovationsprojekte über Banken oft schwierig sei: „Der Banker versteht oft nicht, worum es geht“, so sein Urteil. „Daran scheitert es dann, der Antrag wird abgelehnt.“ Bei Förderinstitutionen der EU sehe das anders aus, allerdings bedürfe es einer fundierten Unterstützung und Begleitung der Unternehmen: „Wenn man das Instrumentarium in Brüssel sieht, bekommt man als KMU schon ein bisschen das Zittern. Ich kann nur empfehlen, die Beratung von Institutionen wie dem Steinbeis-EuropaZentrum in Anspruch zu nehmen“, so der Geschäftsführer. Tobias Schiller
Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2012
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der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart 8. bis 10. Oktober 2012 Expo Real Auf der wichtigsten europäischen Messe für Gewerbeimmobilien wirbt die WRS gemeinsam mit Unternehmenspartnern und kommunalen Wirtschaftsförderern um Investoren. Ort: Messe München exporeal.region-stuttgart.de 8. bis 11. Oktober 2012 Treffpunkt Region Stuttgart Umfangreiches Begleitprogramm zu den Messen Motek, f-cell und Battery + Storage mit Fachinformationen und Gesprächen zu Geschäftschancen in der Region Stuttgart. Ort: Messe Stuttgart region-stuttgart.de/ treffpunkt2012 22. und 23. Oktober 2012 Invest in Future Kongress zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie und zu Aspekten einer zeitgemäßen Betreuung, Erziehung und Bildung. Ort: Haus der Wirtschaft, Stuttgart invest-in-future.de 25. Oktober 2012 Nemo – New Mobility Design Kongress Vertreter aus der Kreativwirtschaft und dem Fahrzeugbau diskutieren über die Gestaltung neuer Technologien und Fahrzeugkonzepte der Zukunft. Ort: Porsche-Museum, Stuttgart kreativ.region-stuttgart.de 20. November 2012 Innovationsfinanzierung im Mittelstand Welche Instrumente gibt es zur Finanzierung von Innovationen? Welche Instrumente sind für welches Unternehmen in welcher Situation geeignet? Expertenvorträge und Beispiele aus der Praxis helfen weiter. Ort: Literaturhaus Stuttgart wrs.region-stuttgart.de 26. bis 28. November 2012 Existenzgründerseminar RemsMurr-Kreis Dreitägiges Beratungsangebot der Kreiswirtschaftsförderung Rems-Murr und des Beratungsinstituts RKW Baden-Württemberg zu den wichtigsten Themen einer Existenzgründung. Ort: Außenstelle Landratsamt, Backnang gruender.rems-murr-kreis.de
Neue Büromarktstudie geplant Verlässliche Marktdaten sind eine wichtige Grundlage für Investitionsentscheidungen und für die Attraktivität eines Standortes. Deshalb möchte die WRS gemeinsam mit der Stadt Stuttgart und dem Verband Immobilienwirtschaft Stuttgart (IWS) die Büromarktstudie der Münchner BulwienGesa AG für den Standort Region Stuttgart aktualisieren lassen. Die heute verfügbaren Daten stammen aus dem Jahr 2006/2007. An der Fortschreibung des Marktberichts können sich auch Immobilienunternehmen beteiligen.
Wiki für Teilereinigung Das Cleaning Excellence Center (CEC) hat das erste deutsche Internet-Lexikon zur industriellen Teilereinigung aufgebaut. Mit der neuen Informationsplattform, die mit finanzieller Unterstützung der WRS entstanden ist, will das Kompetenznetzwerk für industrielle Bauteil- und Oberflächenreinigung mit Sitz in Leonberg das Branchenwissen gebündelt zur Verfügung stellen. Ähnlich wie bei Wikipedia kann sich jeder als Autor betätigen. Derzeit arbeitet das CEC am Aufbau eines Tutoren-Gremiums, das die Qualität der Artikel sichern soll. Der zweite Schritt sieht ein Online-Forum für Fragen und Diskussionen vor. Zudem ist ein Branchenatlas geplant, mit dessen Hilfe Interessierte schnell den richtigen Ansprechpartner für ihre Reinigungsaufgabe finden können. cec-leonberg.de/cleanwiki
immo.region-stuttgart.de
Vom Museum über die Unternehmensausstellung, vom Messestand bis zum Expo-Pavillon: Die Region Stuttgart ist ein Zentrum der Messeund Ausstellungsgestaltung. Hier sitzt die Crème de la Crème der deutschen Kommunikationsagenturen. Sie arbeiten international und interdisziplinär: An den Projekten in aller Welt sind Bühnenbildner und Medientechniker, Architekten und Maschinenbauer, Interaktionsdesigner und Innenarchitekten, Psychologen und Eventmanager beteiligt. Die nächste 179-Ausgabe erscheint im Dezember 2012.
Herausgeber Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) Friedrichstraße 10 70174 Stuttgart Telefon 0711 2 28 35-0
Wettbewerbsfaktor Design Bereits zum siebten Mal haben sich Designer, technische Leiter, Ingenieure und Firmenchefs aus der Region Stuttgart beim Fachkongress „Design Prozess“ über Design als entscheidendes Kriterium für den Markterfolg industrieller Güter ausgetauscht. Ein Vortrag informierte beispielsweise, wie intuitive Touchscreens etwa eines iPads auf industrielle Anwendungen übertragen werden können. Wie virtuelle Produktentwicklung und fotorealistische 3D-Modelle Firmen dabei unterstützen können, innovativer zu arbeiten, war ein weiteres Thema. Der Fachkongress wird jährlich von mehreren Kompetenzzentren mit Unterstützung der WRS organisiert. fachkongress-design.de
VDC gewinnt Innovationspreis Das Virtual Dimension Center (VDC) hat den Innovationspreis IT der Initiative Mittelstand erhalten. Mit dem Angebot 3D-Fitness-Check landete das regionale Kompetenzzentrum mit Sitz in Fellbach in der Spitzengruppe aus über 2.500 Bewerbern. Den Fitness-Check hat das VDC mit Unterstützung der WRS entwickelt. Mit seiner Hilfe können kleine und mittlere Firmen mit geringem Aufwand prüfen, wie sie moderne Simulations- und Visualisierungstechniken in 3D für die Produktentwicklung nutzen können. vdc-fellbach.de
Geschäftsführer Dr. Walter Rogg Verantwortlich Helmuth Haag (hel) Redaktion Tobias Schiller (tos) tobias.schiller@region-stuttgart.de
Lenz
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info@region-stuttgart.de wrs.region-stuttgart.de
impressum
Hochtief Solutions AG
Kommunikation im Raum
nächste ausgabe
Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell
22 spanische Ingenieure angeworben
Autoren dieser Ausgabe Helmuth Haag (hel), Michaela Kürschner (mik), Sonja Madeja (som), Verena Mönch (vem), Monika Nill (nil), Michael Ohnewald (moh), Tobias Schiller (tos), Astrid Schlupp-Melchinger (asm) Gestaltung Projektgruppe Visuelle Kommunikation, Ludwigsburg
Die „Aktion Nikolaus“ im vergangenen Dezember zur Anwerbung spanischer Ingenieure hat zu 22 Arbeitsverträgen bei kleinen und mittleren Firmen in der Region Stuttgart geführt. Der Steuerungskreis Arbeitsmarktmonitor Region Stuttgart, an dem die WRS beteiligt ist, hatte mit Unterstützung des Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg 97 Jobsuchende zu Vorstellungsgesprächen in die Region eingeladen. Zuvor hatten die Unternehmen geprüft, welche Bewerberprofile im Hinblick auf ihre Qualifizierung und ihre Sprachkenntnisse für die angebotenen Stellen in Frage kommen. Nach Erhebungen des Steuerungskreises fehlen in der Region Stuttgart derzeit 1.900 Maschinen- und Fahrzeugbauingenieure und 2.600 Elektroingenieure.
Erscheinungsweise Quartalsweise
fachkraefte.region-stuttgart.de
region-stuttgart.org region-stuttgart.de
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Abonnement/Abbestellung 179@region-stuttgart.de 179.region-stuttgart.de Zur besseren Lesbarkeit wird teilweise auf die weibliche Form verzichtet.
Die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH ist eine Tochter des Verband Region Stuttgart. Das Infomagazin „Region Stuttgart aktuell” können Sie auf der Website des Verbandes einsehen und bestellen:
Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2012
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