179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart Ausgabe 2/2013
Kettenfett im Blut Firmen aus der Region Stuttgart entwickeln Hochtechnologie für Fahrräder und E-Bikes
Wenn die Realität nicht echt genug klingt Schwarze Kunst zartbitter Wer länger sitzt, ist früher tot
Mannschaftsspieler
Wer auf Künstlernamen wie Ellie Minate, Anjabolika oder Silicon Sally trifft, ist unfehlbar unter den Stuttgart Valley Rollergirls gelandet, dem ältesten Roller-Derby-Verein in Deutschland und amtierenden Deutschen Meister in dieser trendigen Sportart. Mit viel Körperkontakt rempeln sich die Spielerinnen in rasanter Rundfahrt durch einen Pulk von Gegnerinnen – blaue Flecken und verstauchte Knöchel inbegriffen. Für die „Bouts“ genannten Wettkämpfe brezeln sich die Ladys mit reichlich bunter Schminke und wilden Frisuren auf. Beim Finalturnier der zehn besten deutschen Teams von 28. bis 30. Juni in der Eiswelt Stuttgart wollen die Valley Girls den Heimvorteil nutzen und ihren Titel mit Macht verteidigen. 2
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Inhalt
Matthias Hangst
Editorial
Dass immer mehr Menschen das Zweirad auch im Alltag nutzen, ist nicht zuletzt der Technik zu verdanken. Zweiräder sind heute Hightech, leichter und bequemer als je zuvor. Nicht zuletzt die elektrische Unterstützung bringt viele Menschen wieder in den Sattel. Menschen und Firmen aus dem Hightech-Herzen des Landes liefern dazu entscheidende Beiträge. So entwickelt sich die Region Stuttgart mehr und mehr zur Kompetenzregion für moderne Mobilität. Gemeinsam mit vielen Partnern unterstützen auch der Verband und die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart diese Entwicklung. In den letzten Jahren ist dabei eine große Zahl innovativer Projekte und Initiativen entstanden – auch mit Fokus auf Zweiräder, von Pedelec-Verleihstationen an S-Bahnhöfen bis zu touristischen E-Bike-Touren. Ob auf zwei oder auf vier Rädern: Die hiesigen Ideen helfen, Mobilitätsfragen rund um den Globus zu beantworten.
willkommen
Heute versteht sich die Automobilbranche zunehmend als Mobilitätsbranche. Daimler etwa verleiht Elektroautos und verknüpft mit der Mobilitäts-App Moovel sämtliche Verkehrsträger vom Taxi bis zur U-Bahn. Es gilt, Menschen möglichst effizient von A nach B zu bringen. Dafür müssen nicht immer eineinhalb Tonnen Blech in Bewegung gesetzt werden: Fahrräder, E-Bikes und Pedelecs sind entscheidende Bausteine für eine zukunftsfähige Mobilität, vor allem im urbanen Raum.
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Neu in der Region Schöner wohnen mit Schwimmbad und Kino
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Branchenfokus Spannende Lösungen / Wenn die Realität nicht echt genug klingt
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Titelthema: Zweiradtechnologie Kettenfett im Blut Firmen aus der Region Stuttgart entwickeln Hochtechnologie für Fahrräder und E-Bikes
Moderne Mobilität Die Region Stuttgart ist die Geburtsregion des Automobils. Dass hier, im Kernland der motorisierten Mobilität, sich auch die Zweiradtechnik entfaltet, erstaunt vielleicht. Doch es gibt viel Gemeinsames. Früher gehörte es fast zum guten Ton für eine Autofirma, auch Zweiräder im Programm zu haben. Der Audi-Vorläufer NSU aus Neckarsulm war zeitweise der weltgrößte Zweiradhersteller. Das Stuttgarter Autohaus Staiger begann als Fahrradgeschäft, Räder der Marke gibt es heute noch. Ja, sogar in den allerersten Anfängen finden sich enge Bande: Gottlieb Daimlers erstes Motorgefährt war bekanntlich der „Reitwagen“, das erste Motorrad der Welt.
Aktuell Neuigkeiten aus der Region Stuttgart / Wussten Sie schon, …?
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Im Gespräch: Wolfgang Renner
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Elektrisiert vom Rad Michael Ohnewald porträtiert den Ludwigsburger Ingenieur Dirk Zedler
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Wissenschaft Kohlekraftwerke verkürzen das Leben / Zwischen Kuhstall und Internet / Wirken Nahrungsmittel auf das menschliche Erbgut? / Bytes statt Bücher
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Innovation Wie am Fließband / Wer hat‘s erfunden?!
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Existenzgründung Schwarze Kunst zartbitter
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Fachkräfte Arbeitgebermarketing ist ohne Web 2.0 kaum noch denkbar / Mitarbeiter finden mit Social Media
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Freizeit Rathaus mit acht Ecken / Kalender / Tipps
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Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell Wer länger sitzt, ist früher tot / Termine / Meldungen
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Impressum / Nächste Ausgabe
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179 Kommunen – ein Standort. Ludwigsburg Rems-Murr Stuttgart
raumzeit3 | Judith Schenten
Böblingen
Esslingen
Göppingen
Dr. Walter Rogg Geschäftsführer Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS)
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Aktuell
Der Schwäbische Dickkopf-Landweizen ist von der Organisation Slow Food in ihre „Arche des guten Geschmacks“ aufgenommen worden. Die alte regionale Weizensorte besitze eine sehr gute Backqualität und einen hohen Eiweißgehalt und steht bereits auf der roten Liste bedrohter einheimischer Nutzpflanzen, heißt es in der Begründung. Ein pensionierter Professor der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) und eine Stuttgarter Bäckerei verhalfen der fast ausgestorbenen Sorte zu einer Wiederauferstehung. Seit 2008 baut das Bäckerhaus Veit im Rahmen eines Projekts mit Prof. Dr. Jan Sneyd nun im Biosphärengebiet Schwäbische Alb den Dickkopfweizen wieder an und stellt handwerkliche Backwaren her. Weitere schwäbische Passagiere in der Arche des guten Geschmacks sind das Filderspitzkraut, die Champagnerbratbirne, die Alblinse und die Albschnecke.
Bosch
kompakt
Schwaben in der Arche
Mit tragbarem Holzspalter zum Bundessieg Beim Wettbewerb „Jugend forscht“ wurden Patrick Ziesel (18) aus Alfdorf und Joshua Rikker (18) aus Burgstetten Bundessieger im Fachgebiet Arbeitswelt. Die beiden Azubis von Stihl und Bosch haben einen tragbaren Holzspalter entwickelt, der das Fällen großer Bäume und das Holzspalten leichter und sicherer macht. Dank der Konstruktion genügt ein einfacher Schnitt mit einer handelsüblichen Motorsäge, um den Stamm anschließend zu spalten. Die Jury war nach eigenen Angaben von der Praxistauglichkeit und dem hohen Nutzwert der Erfindung begeistert.
slowfood.de
wussten Sie schon,...
... dass in Esslingen die älteste Sektkellerei Deutschlands steht? Georg Christian Kessler gründete das Unternehmen 1826. Er lernte sein Handwerk in Frankreich bei der berühmten Champagnerkellerei Veuve Clicquot. Kessler Cabinet ist die älteste Sektmarke Deutschlands. Der Sekt wurde weltweit in den besten Hotels angeboten, in den 1920er-Jahren auf den Luftschiffen der Zeppelin-Reederei serviert und avancierte 1956 zum „Kanzler-Sekt“ für offizielle Empfänge der Bundesregierung. Die Esslinger Gewächse müssen bei Verkostungen mit französischem Champagner den Vergleich nicht scheuen. Bis zu drei Millionen Bläschen perlen in einem Glas Kessler-Sekt – ein Indiz für höchste Qualität. Eine viertel Million Flaschen Sekt lagern in den bis zu zwölf Meter tiefen Kellern unter der Esslinger Altstadt.
Das grüne Autohaus Jährlich werden in Deutschland rund 50 Millionen Autos gewartet. Esslinger Wissenschaftler erforschen jetzt, wie Autowerkstätten nachhaltiger werden können. „Angesichts dieser Zahl wird es immer wichtiger, im Bereich Service rund um das Automobil neue Lösungen anzubieten“, sagt Professor Norbert Schreier von der Hochschule Esslingen. Schreier und seine Studenten befassen sich im Rahmen von Studien-, Abschluss- und angewandten Forschungsarbeiten mit der Nachhaltigkeit und Effizienz von Autohäusern. Dabei nehmen sie sowohl die Architektur der Gebäude als auch die Werkstatt und ihre Technik unter die Lupe. Die Wissenschaftler beschäftigen sich unter anderem mit der Frage, wo die größten Energieverbraucher in den Werkstätten sitzen und wie der Verbrauch gesenkt werden kann. Den meisten Strom verbrauchen Druckluft, Lackierkabinen sowie die computergestützten Systeme und das Laden der Batterien. Schreier ist sich darüber bewusst, dass bei der Durchsetzung des grünen Autohauses Geduld gefragt ist: „Ein Kfz-Mechaniker mit Benzin im Blut wird sich nicht über Nacht für Nachhaltigkeit interessieren.“ hs-esslingen.de
Patrick Ziesel ist Auszubildender im Berufsfeld Mechatronik bei Stihl, Joshua Rikker lernt bei Bosch den Beruf des Werkzeugmechanikers. Beide sind im zweiten Lehrjahr. Für ihre Entwicklungsleistung haben die Jungforscher nicht nur ein Preisgeld von 2.500 Euro erhalten, sondern auch eine Einladung zum Treffen der Nobelpreisträger an den Bodensee. jugend-forscht.de
Nach Stuttgart zurück für die Zukunft Die Recaro Holding hat ihren Hauptsitz von Kaiserslautern nach Stuttgart verlegt. Mit dem Umzug habe Recaro ein neues Kapitel in der Firmengeschichte aufgeschlagen, sagte der geschäftsführende Gesellschafter Martin Putsch: „Der Umzug ist nicht nur ein Standortwechsel, sondern Ausdruck unserer Neuausrichtung als Markenunternehmen. Die klare Orientierung an der Marke Recaro ist nun elementarer Kern unserer Strategie. Die Stadt ist geprägt von einem innovativen, international ausgerichteten Mittelstand und als Technologie- und Designhochburg der perfekte Standort für uns.“ Die Firma kehrt damit zu ihren Wurzeln zurück. Denn die Anfänge der Unternehmensgruppe liegen im Karosseriewerk Reutter & Co., das die Familie Reutter 1906 in Stuttgart gegründet und 1963 verkauft hat. Unter dem Namen Recaro (REutter CAROsserie) wurde die Firma zum Sitzspezialisten. Heute gehören die Recaro Aircraft Seating (Flugzeugsitze) in Schwäbisch Hall und Recaro Child Safety (Autokindersitze) in Marktleugast zur Gruppe. Dagegen ist die Recaro Automotive Seating mit dem Werk in Kirchheim unter Teck Teil des US-Konzerns Johnson Controls und für den Automobilbereich Lizenznehmer der Marke Recaro. recaro.com
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Neu in der Region
Schöner wohnen mit Schwimmbad und Kino Gorillas und Bonobos haben ihr neues Gehege in der Wilhelma bezogen
Ein Kino mit Videovorführungen steht ebenso den menschlichen Besuchern zur Verfügung, die sich den Affen künftig ganz nahe fühlen dürfen. Nicht nur, dass sie die Tiere in den neuen Innengehegen dank offener Dächer hören und riechen können, sie dürfen wie die Gorillas in einem Stocherlabyrinth ihre Geschicklichkeit testen. Kinder können sich in einer original Primatenhängematte ganz und gar zum Affen machen. Rund 22 Millionen Euro hat die neue Anlage gekostet, 9,5 davon hat der Verein der Freunde der Wilhelma beigesteuert. Im Mai sind acht Gorillas und vorläufig noch 13 Bonobos eingezogen – bei drei Weibchen hat sich Nachwuchs eingestellt, zum ersten Mal seit mehreren Jahren. Platz ist im neuen Affenreich ausreichend vorhanden. Ein großer Garten mit Schwimmbad für die Gorillas sowie ein großzügiger Kletterparcours bei den Bonobos bieten Raum für Bewegung und Gelegenheit, sich auch mal aus dem Weg zu gehen. Egal ob heiße Sommer- oder mildere Wintertage – die Tiere entscheiden je nach Lust und Laune, ob sie sich lieber drinnen oder draußen aufhalten. Helmuth Haag
Wilhelma Stuttgart
Das neue Affenhaus glänzt zudem durch modernste Technik. Kameras in den Gehegen erleichtern den Tierpflegern die Kontrolle in schwierigen Phasen wie Geburten oder bei der Eingewöhnung von Neuzugängen – etwa bei der europaweit bedeutenden Aufzuchtstation für verstoßene Babys. In den Boden eingelassene Waagen machen mühelose Gewichtskontrollen möglich. Sogar an ein Heimkino haben die Innenarchitekten gedacht: Eine Auswahl von Filmen sorgt bei den Bonobos für
Abwechslung, den Flachbildschirm bringen die Tiere eigenhändig zum Flimmern, höchstens eine halbe Stunde täglich ist erlaubt. Natürlich gibt es auch bei ihnen Streit um das richtige Programm.
tierisch
Wer umzieht, will sich verbessern. Den Gorillas und Bonobos in der Stuttgarter Wilhelma ist dies auf überzeugende Weise gelungen. Ihre neue Heimat bietet für die Tiere 13-mal mehr Fläche als das alte Gehege und deutlich mehr Lebensqualität. „Die Anlage für afrikanische Menschenaffen berücksichtigt die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse über ihre Haltung und ihre Bedürfnisse“, sagt Wilhelma-Direktor Dieter Jauch. So sind etwa die Innenräume mit bis zu sieben Metern deutlich höher als im Altbau – speziell die kletterlustigen Bonobos haben daran ihre Freude. Draußen endet ihre Welt gar erst in 15 Metern Höhe. Innen bietet die Einstreu aus Rindenschrot beiden Affenarten mehr Natürlichkeit, und die Gehege besitzen Gitterdächer, die auch zur Fütterung der Tiere genutzt werden: Wer essen will, muss klettern. Neue Spielgeräte zur Beschäftigung der Primaten wurden gemeinsam mit der Reutlinger Ringelbachschule für Körperbehinderte geplant und dort auch angefertigt.
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Branchenfokus
Spannende Lösungen Die Andreas Maier GmbH aus Fellbach ist ein gefragter Spezialist für Werkzeuge zum Spannen, Schrauben und Schließen
werkzeugbau
Als führender Hersteller in Europa fertigt die Andreas Maier Schloss- und Werkzeugfabrik, kurz AMF, mittlerweile Tausende Produkte aus den Bereichen Spannen, Schrauben und Schließen. „Wir bieten Spannlösungen für nahezu jede Anwendung, ob mechanisch, pneumatisch, hydraulisch oder magnetisch, und können alles spannen, was auf einem Maschinentisch festgehalten werden muss. Mit Hilfe unserer Werkzeuge werden die Rüstzeiten systematisch und dauerhaft reduziert“, erklärt Johannes Maier, Urenkel des Gründers und seit zehn Jahren Firmenchef. Namhafte Kunden aus dem Automobil- und Maschinenbau bestellen seit Jahrzehnten bei AMF Spannwerkzeuge oder Schraubenschlüssel. „Von unseren über 5.000 verschiedenen Produkten haben wir permanent 98 Prozent auf Lager. Durch dieses breite Produktportfolio ersparen wir unseren Kunden, sich ständig mit einer Vielzahl von Lieferanten und Ansprechpartnern auseinandersetzen zu müssen“, erklärt Johannes Maier. Der Gründer Andreas Maier war zunächst beim Hofschlossermeister König Wilhelms II. von Württemberg in die Lehre gegangen und hatte dort die grundlegenden handwerklichen und technischen Fähigkeiten eines Schlossers erworben. Seine anschließenden Wanderjahre führten ihn in die Schweiz, nach Frankreich und in die rheinländischen Industriegebiete. Für die Produktion seiner Schlösser beschäftigte er anfangs überwiegend Weinbauern aus der Fellbacher Gegend, die sonst in den Wintermonaten arbeitslos waren. Doch schon nach kurzer Zeit wurden die Schlösser ganzjährig produziert. Da sie handwerklich so gut gearbeitet und dabei preiswert waren, gaben die anderen Schlosser der Region die eigene Herstellung auf und verbauten stattdessen die Produkte von Andreas Maier. Ab 1928 wurden die Fellbacher Schlösser am Fließband gefertigt, kontrolliert und verpackt. Schon damals ergänzten Schraubenschlüssel und einfache Spannelemente die Fabrikation und machten sie krisenfest.
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AMF
In alten Haustüren sind die legendären „Fellbacher Schlösser“ noch immer zu finden, mit denen Andreas Maier im Jahr 1890 den Grundstein für die erste und einzige Schlossfabrik im Königreich Württemberg legte. Die Qualitätsschlösser, ab 1928 industriell gefertigt, sind durch die Prägung eines stilisierten Schlossbarts unverwechselbar. Bis heute gehören sie fest zum Produktprogramm, werden aber nur noch für den Außenbereich, für Garten- oder Garagentore produziert.
Heute bietet AMF Werkzeuglösungen für jede Anwendung, so unterschiedlich die Anforderungen in der Praxis auch sein mögen. „Wir haben nicht nur unser Produkt im Fokus, sondern möchten den Entstehungsprozess an der Maschine des Kunden optimieren und maßgeschneiderte Rundumlösungen anbieten“, sagt Johannes Maier. Dafür zerbrechen sich die 18 der 220 Mitarbeiter, die in der Konstruktions- und Entwicklungsabteilung tätig sind, den Kopf. Wo es keine Standardlösung gibt, werden Spannwerkzeuge nach Bedarf eigens angefertigt, die Ideen und Anregungen dazu kommen häufig von den Kunden. Ein aktuelles Beispiel ist das neue Markierungswerkzeug, mit dem Werkstücke automatisch und dauerhaft direkt an der CNC-Maschine gekennzeichnet werden können, was einen bisher ausgelagerten Arbeitsprozess einspart. Nach wie vor sind mechanische Spannelemente und Schnellspanner, die in der Möbelindustrie wie im Metallbau eingesetzt werden, der Renner und aus dem Portfolio nicht wegzudenken. Seit Jahrzehnten entwickelt AMF in diesem Bereich ständig neue Produkte und führt sie erfolgreich im Markt ein. Und das nicht nur in Deutschland. Die Schloss- und Werkzeugfabrik ist international präsent und expandiert weiter in den Wachstumsmärkten China, Türkei, Russland, Indien und Mexiko. 40 Prozent der Produkte werden exportiert. Sonja Madeja
Andreas Maier GmbH & Co. KG Gründungsjahr: 1890 Sitz: Fellbach Mitarbeiter: 220 Umsatz: 37 Mio. Euro amf.de
Branchenfokus
Wenn die Realität nicht echt genug klingt
Das Tonstudios Gress in Stuttgart bietet viel Platz für Klang: weite Räume, hohe Decken, Säulen als Raumteiler. Es ist bereits das fünfte Tonstudio, das Alexander und Raymond Gress eingerichtet haben. Über Zwischenstationen in Sindelfingen und Shanghai sind sie mit zwei Niederlassungen in Stuttgart und Göppingen angekommen. Vor fast 25 Jahren haben die Brüder das Tonstudio gegründet – anfänglich als reines Musikproduktionsstudio. Inzwischen sind sie zu einem weltweit bekannten Audiodienstleister geworden, Projekte aus ihrem Haus haben mehr als 40 internationale Preise gewonnen. Alexander Gress arbeitet hauptsächlich als Sounddesigner für Filme und Klanginstallationen, Raymond ist Komponist und Toningenieur. Viele freie Spezialisten unterstützen die beiden. Während sich die Dependance in Göppingen auf Musik spezialisiert hat, entstehen in Stuttgart hauptsächlich Klänge für Filme und Sounddesign für Messen, Veranstaltungen oder Ausstellungen.
stapft und sich auf raschelndes Heu legt, während ein Cowboy an einer Zigarette zieht. Öffnet man die Augen wieder, verpufft das Trugbild: Die Sandwüste entpuppt sich als Betonplatte mit Kieselsteinen, das Heu als ein Knäuel Magnetbänder ausrangierter Musikkassetten und das Zigarettenknistern ist in Wirklichkeit eine Prise Sand, die auf dem Handballen verrieben wird. „Das Original klingt meist nicht so gut“, erklärt Gress. Um den Hörgewohnheiten zu entsprechen, braucht es deshalb überzogene, künstlich hergestellte Geräusche. „So klingt die Wirklichkeit zwar oft nicht, aber so sind wir sie gewohnt“, sagt der Sounddesigner, der schon zahlreiche Dokumentationen hörbar gemacht hat, beispielsweise für die WDR-Reihe „Abenteuer Erde“. Speziell bei Tierdokumentationen sind fast alle Geräusche im Nachhinein erstellt.
kreativwirtschaft
Das Tonstudio Gress aus Stuttgart feilt am perfekten Ton für Filme, Musik und Ausstellungen
Eine besondere Ecke des Tonstudios in der Stuttgarter Hallstraße ist die sogenannte Spielwiese, wo akustische Illusionen erzeugt werden. Hier liegen Backsteine, Kabelbündel, Werkzeugkisten und Hölzer auf blankem Boden scheinbar wahllos durcheinander. „Nein, das ist kein Müll“, lacht Raymond Gress, „hier entstehen unsere Geräusche.“ Mit geschlossenen Augen hört man die Schritte eines Esels, der durch den Grand Canyon
Tonstudio Alexander & Raymond Gress GbR Gründungsjahr: 1989 Sitz: Stuttgart Internationale Auszeichnungen: 40
Tonstudio Gress
Klänge können auch der Inszenierung von Kunstwerken und Objekten dienen. Ein Beispiel hierfür ist der Siegerpokal der Fußballweltmeisterschaft 2006, der während des Turniers im Stuttgarter Kunstmuseum ausgestellt war. Die Trophäe stand in einem fast leeren Raum, allein von Orgelspiel und Choralgesängen umrahmt. Der Pokal wurde dadurch zu einem ehrwürdigen, fast sakralen Gegenstand. „Die Wirkung von Musik wird oft unterschätzt“, erklärt Gress. Diese Meinung vertritt er nicht allein: George Lucas, der Regisseur von Star Wars, hat einmal gesagt, dass der Ton 50 Prozent des Filmerlebnisses ausmacht.
Bei der Vertonung von Filmen kommt es auch darauf an, das Geräusch zum richtigen Zeitpunkt einzusetzen. Millisekunden sind hierfür entscheidend. Rund 100 Tonspuren laufen neben den Bildern – sie erzeugen Atmosphäre. Fehlen plötzlich Windrauschen, Schritte, Stimmen und Musik, wirkt der Film unfertig und leblos. Auch hier gilt das Motto „Viel hilft viel“. Eine große Auswahl an Klängen zur Verfügung zu haben, ist die Grundlage ihrer täglichen Arbeit, daher pflegen die Brüder ein Archiv: „Geräusche werden auch alt“, sagt er. „Eine Straße aus dem Jahr 1970 klingt ganz anders als heute.“ Verena Mönch
tonstudio-gress.de
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Mit viel Leidenschaft für Technik bauen Christoph Walter und Andreas Krafft in Denkendorf Mountainbikes für höchste Ansprüche, nahezu komplett aus Carbon und mit vielen Hightech-Komponenten aus der Region Stuttgart. Die Kohlenstoff-Bikes sind keine Massenware, jedes Fahrrad wird von Spezialisten vor Ort handmontiert. Für die Qualität seiner Arbeit verbürgt sich der Monteur mit einer Unterschrift auf der Plakette am Oberrohr – auf der auch das genaue Bike-Gewicht vermerkt ist. Beim Topmodell steht: „7700g“.
Titelthema: Zweiradtechnologie
Firmen aus der Region Stuttgart entwickeln Hochtechnologie für Fahrräder und E-Bikes
Zweiräder haben sich von einst eher schlichten Drahteseln zu schick designten Hightech-Geräten für Alltag und Freizeit gemausert, die das Zeug zum Statussymbol haben. In der Region Stuttgart sitzt eine ganze Reihe von Firmen, die Zweiradtechnik in Vollendung entwickeln und anbieten.
„Der Verbrennungsmotor sitzt auf dem Sattel“ wirbt Porsche für seine schnittigen und standesgemäß hochpreisigen Fahrräder. Auch mit Stern kann man auf zwei Rädern unterwegs sein: Drei exklusive Radmodelle hat Mercedes-Benz im Angebot. Und 2013 ist die Daimlertochter Smart ebenfalls in den Zweiradmarkt vorgestoßen, das innovative Design-E-Bike lässt auch Anzugträger entspannt an der Rush Hour vorbeiflitzen. Mit ihren Zweirädern liegen die Autobauer voll im Trend: In den letzten zehn Jahren ist die Fahrradnutzung um 50 Prozent gestiegen, wie Zahlen von Infratest belegen. Statistiken des Zweirad-Industrie-Verbands zeigen zudem: Die Zweiradkäufer sind bereit, immer mehr Geld zu investieren, das Technologie- und Qualitätsbewusstsein steigt. Für die Hochtechnologieregion Stuttgart ist das eine gute Nachricht. Denn die Geburtsregion des Automobils ist nicht nur auf vier Rädern erfolgreich, sondern auch auf zweien. Nicht zufällig ist beispielsweise der größte Automobilzulieferer der Welt im Zweiradmarkt aktiv: Ein beträchtlicher Teil der Fahrräder mit elektrischem Hilfsmotor kommt heute mit Antriebstechnik von Bosch.
Gerade der „elektrische Rückenwind“ macht es für immer mehr Menschen attraktiv, sich auf zwei Rädern fortzubewegen. Die Produktion von E-Bikes in Deutschland ist in den letzten Jahren geradezu explodiert, allein seit 2010 hat sie sich verdoppelt. Über 1,3 Millionen E-Bikes sind heute auf den Straßen Deutschlands unterwegs. Von diesem Boom schneiden sich viele Firmen in der Region Stuttgart eine dicke Scheibe ab, nicht nur die etablierten wie Bosch: Der junge Markt bietet exzellente Entwicklungsmöglichkeiten für Firmengründer.
titelthema
Kettenfett im Blut
Zum Beispiel in Schorndorf: Seit 2010 baut dort die Firma Remsdale Mountainbikes mit elektrischer Unterstützung. Das Besondere: Statt eines außen angeschraubten Akkublocks haben die Schorndorfer die Batterie in den Fahrradrahmen integriert. „Unser unauffälliges Design hat die gesamte Fachwelt in Staunen versetzt.
KW Sports
„Aktuell verbauen über 50 Fahrradmarken unsere Systeme in ihren Rädern“, sagt Ulrich Lippmann von Bosch eBike Systems. Dabei ist der Stuttgarter Konzern noch gar nicht so lange in diesem Segment tätig, erst 2011 ist die Serienproduktion gestartet. Der schnelle Erfolg der jungen Bosch-Sparte basiert auf der langjährigen Erfahrung des Konzerns und zeigt, wie sich verschiedene Technologien gegenseitig befruchten können: 80 Millionen Elektromotoren für verschiedenste Einsatzbereiche laufen bei Bosch jährlich vom Band – da waren es nur noch wenige Schritte zum Motor für E-Bikes. Das Wissen um millionenfach bewährte Lithium-Ionen-Batterien für die Bosch-Elektrowerkzeuge kommt dem E-Bike-Akku zugute. Und die umfassenden Erfahrungen mit Autoelektronik – jedes Jahr baut Bosch mehr als 100 Millionen elektronische Steuergeräte und mehr als 220 Millionen Sensoren – fließen in den Bediencomputer, die Leistungselektronik und die Sensorik der E-Bike-Systeme ein.
Remsdale
Bosch baut Bike-Batterien
Bei der Messe Eurobike mussten wir mit Schildern darauf hinweisen, dass es sich um E-Bikes handelt“, berichtet Till Rydyger, der vor der Remsdale-Gründung zehn Jahre als Ingenieur in der Autoindustrie tätig war. Neben der aufgeräumten Optik ist mit dem integrierten Akku das Gewicht besser verteilt – das bei den Remsdale-Bikes dank konsequenten Leichtbaus ohnehin nicht besonders hoch ist: Bis zu zehn Kilo Gewichtsvorteil gegenüber herkömmlichen E-Bikes verspricht Rydyger. Damit geht’s auch bei leerem Akku noch leicht vorwärts.
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Titelthema: Zweiradtechnologie
im gespräch
Wolfgang Renner 179: Welche Rolle spielt für Centurion die Nähe zu den Mountainbike-Paradiesen Schwarzwald und Schwäbische Alb? Renner: Wer hier aufwächst, entwickelt zwangsläufig die Neugier, diese fantastischen Landschaften zu erkunden. Centurion bedeutete schon immer Naturverbundenheit und Natur bedeutet Inspiration für Centurion. Welche Vorteile bietet Ihnen der Standort in der Hightech-Region Stuttgart? Wir arbeiten immer wieder mit Partnern aus dem Südwesten zusammen. So hat das Büro Slogdesign aus Biberach mehrfach dazu beigetragen, dass unsere Räder mit Designpreisen ausgezeichnet worden sind. Die Antriebssysteme unserer Pedelecs kommen von Bosch, mit denen wir auch in der Entwicklung eng kooperiert haben. Da war die räumliche Nähe natürlich nicht unpraktisch.
An sonnigen Sonntagen sind die Radwege proppenvoll, Montagfrüh stehen wir wieder im Stau. Was muss passieren, dass die Radbegeisterung auch im Alltag noch größer wird? Auf die Stadt Stuttgart bezogen ist die Antwort eindeutig: Da muss noch ganz viel passieren! Stuttgart präsentiert sich als ausgesprochen „lebensfeindliche“ Stadt für Radfahrer. Die Politik hat einen immensen Nachholbedarf. Was hat sich in der Zweirad-Branche in den letzten Jahren verändert? Jede Menge. Die Fahrradbranche ist reich an großartigen Innovationen. Wer sich noch an die Zeiten vor indexierten Schaltungen oder gefederten Fahrwerken erinnern kann, weiß, was gemeint ist. Als letzte große Innovation überstrahlen natürlich E-Bikes und Pedelecs die Branche.
Was bedeutet der E-Bike-Boom für Ihre Branche? Wir freuen uns sehr, dass durch E-Bikes und Pedelecs die Zahl der Bürger, die sich für ein Fahrrad begeistern können, nochmals größer geworden ist. Pedelecs bieten sehr vielen Menschen die großartige Möglichkeit, Rad zu fahren. Das ist eine äußerst erfreuliche Entwicklung für unsere Gesellschaft – in vielerlei Hinsicht. Welche Rolle spielen Image und Aussehen eines Fahrrads? Selbstverständlich eine sehr große – wie bei so vielem im Leben. Das „Habenwollen“-Gefühl ist vor allem in Zeiten von „Gefällt mir“ noch wichtiger geworden. Bei Centurion achten wir deshalb bereits beim Einsteigerfahrrad auf eine ausgewogene und attraktive Mischung aus Funktion und Design.
Pinion
Stuttgarter Westen. Rund 1.000 Elmotos im Jahr verkauft ID Bike, ein Erfolg, der zu neuen Ideen beflügelt. Zusammen mit Partnerfirmen aus dem Südwesten, der „Sieben-Schwaben-Allianz“, haben die Stuttgarter jüngst das „Seven-S“ auf den Markt gebracht, ein Pedelec fast ganz aus schwäbischer Produktion. Und ab Ende 2013 wird eine schnellere Version des Elmotos erhältlich sein, ein elektrisches „Achtzigerle“ (Foto S. 12), das sich mit 80 Stundenkilometer Spitzengeschwindigkeit auch auf Überlandstrecken dem fließenden Verkehr anpasst.
Ganz auf Muskelkraft verzichtet das Elmoto der IDBike GmbH, einer Ausgründung des Stuttgarter Designund Entwicklungsbüros IPDD: Mit knapp 50 Stundenkilometern Spitzengeschwindigkeit fällt die Designperle auf zwei Rädern in die Kategorie der Kleinkrafträder. „Das Elmoto ist als Nachbarschaftsfahrzeug perfekt“, beschreibt der IPDD-Chef Stefan Lippert den Stadtflitzer, der ein echtes Südwestprodukt ist. Die Rahmen etwa kommen aus Dotternhausen, montiert werden die Bikes in einer Manufaktur mit zwölf Mitarbeitern mitten im 10
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Nicht allein die Verkaufszahlen des Elmoto sind ein Erfolg, auch der Muttergesellschaft IPDD hat es neue Kunden beschert. „Für uns war das Elmoto ein echter Türöffner“, sagt Lippert. „Das Know-how, das wir entwickelt haben, steckt mittlerweile in vielen weiteren E-Bikes. Die Hersteller haben uns die Tür regelrecht eingerannt.“ Dabei war IPDD schon vor dem Elmoto keine kleine Nummer. 1994 als Designagentur in Stuttgart gegründet, hat sich das heute 20-köpfige Team zu einem der großen Anbieter für Produktdesign und Entwicklung in Deutschland gemausert. Ein Schwerpunkt sind Dienstleistungen für Kunden aus der Zweiradbranche: Von Zubehör fürs Fahrrad über diverse Komponenten bis hin zu Helmen, Taschen und ganzen Fahrradrahmen reicht die Palette. „Wir arbeiten für viele große Marken und Hersteller aus Deutschland und Asien“, sagt Lippert. Welche das sind, darf er allerdings nicht verraten.
Titelthema: Zweiradtechnologie
Wolfgang Renner Viele Fahrräder sind schon heute kostspielige Hightech-Fahrzeuge. Wohin geht die Reise? Das Fahrrad hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt und ist kaum mehr vergleichbar mit dem, was wir etwa noch vor 25 oder 30 Jahren kannten. Diese Entwicklung verlief etwa parallel zu dem, was sich auf dem Automarkt abgespielt hat – und dieser Fortschritt kostet natürlich. Man muss aber unbedingt festhalten, dass der Radfahrer heutzutage auch tatsächlich sehr viel mehr Fahrrad für sein Geld bekommt. Die Fragen stellte Tobias Schiller
Die Region Stuttgart ist die Erfinderregion schlechthin. Nirgendwo in Deutschland werden mehr Patente angemeldet. Diesem Ruf wird auch die hiesige Zweiradbranche mehr als gerecht. Etwa Centurion aus Magstadt, der größte Radhersteller in der Region: Gründer Wolfgang Renner (Interview oben) brachte BMX nach Deutschland, baute das erste deutsche Serien-Mountainbike, hat das Trekkingbike erfunden und eine Technik gegen das Aufschaukeln vollgefederter Räder. Ein weiterer innovativer Radhersteller gleich in der Nachbarstadt steht für solide Handarbeit: In Weil der Stadt produziert die Velotraum GmbH exklusive Fahrräder, die individuell an die Körpermaße des Fahrers angepasst und vor allem als Reiseräder geschätzt werden. Mit einer Messmaschine werden die Maße der Kunden genommen, vier bis sechs Wochen später steht das persönliche Traumrad zur Abholung bereit – Hightech passend wie ein Maßanzug. Dabei setzt Velotraum auch auf Komponenten aus der Region. Neu im Sortiment etwa ist das Topmodell „VK-12“ mit einem Rahmen aus Baden-Württemberg und einem komplett neu entwickelten Antriebskonzept – made in Denkendorf. Das Denkendorfer Getriebe ist der Porsche des Fahrradantriebs – und dort hat die junge Herstellerfirma Pinion auch ihre Wurzeln: In der Zuffenhausener Sportwagenschmiede haben sich die beiden Ingenieure Christoph Lermen und Michael Schmitz während des Studiums
Wolfgang Renner war einer der Ersten, die Tibet mit dem Fahrrad erkundeten, und er überquerte zusammen mit Andreas Heckmair und Wolfgang Strittmatter erstmals mit dem Mountainbike die Alpen. Heute folgen jährlich Tausende Biker dem Mythos „Alpencross“ auf der klassischen Heckmair-Route. 1976 begann der 29-jährige Kunstradler, Straßenrenn- und Querfeldeinfahrer, in Magstadt Rennräder zu bauen. 1979 brachte er den BMX-Sport nach Deutschland, 1982 baute er das erste deutsche SerienMountainbike, zwei Jahre später das erste Trekkingbike der Welt. Mit der „No Pogo“Technologie verhinderte Centurion 1996 das Aufschaukeln vollgefederter Räder. Die Merida & Centurion Germany GmbH gehört heute zu den Erfolgreichsten der Branche, etwa 120.000 Fahrräder pro Jahr verkauft die Firma weltweit. 60 Mitarbeiter in Magstadt sind für die technische Entwicklung verantwortlich, die Produktion übernehmen Partner aus Taiwan.
Merida & Centurion
titelthema
Hightech – passend wie ein Maßanzug
Gründer und Geschäftsführer der Merida & Centurion Germany GmbH
kennengelernt. In dem Umfeld von Hochschule, automobiler Hightech und privater Bike-Begeisterung reifte die Idee, Techniken und Qualitätsstandards aus dem Automotive-Engineering auf die Fahrradschaltung zu übertragen und dafür gemeinsam eine Firma zu gründen.
Die Neuerfindung der Fahrradschaltung Herausgekommen ist ein komplett neues Fahrradgetriebe: die Tretlagerschaltung. Das Schalterwerk ist also vorne an der Kurbel statt am Hinterrad untergebracht. „Mit dem P1.18-Getriebe haben wir kein einzelnes Produkt, sondern vielmehr eine neue Basistechnologie entwickelt“, sagt Christoph Lermen. Alle Teile sind in einem kleinen Gehäuse gut geschützt eingekapselt und zentral im Fahrradrahmen integriert. Auf diese Weise ist das Gewicht besser verteilt, das Getriebe dauerhaft haltbar und fast wartungsfrei, versprechen die beiden Ingenieure. Nicht nur Velotraum, viele weitere Hersteller waren überzeugt von der Weltneuheit aus der Region Stuttgart. Bei der letzten Messe Eurobike haben bereits zwölf Fahrradhersteller Modelle mit Pinion-Antrieb präsentiert. Es zeigt sich: Wer sich im Weltzentrum des Automobilbaus auf die Suche nach Herstellern von Zweiradtechnik macht, entdeckt Erstaunliches. Hersteller von kompletten Hightech-Bikes bis hin zu Spezialrädern (Kasten S. 12) finden sich, hochinnovative Komponentenhersteller und spezialisierte Dienstleister wie IPDD oder das Ingenieurund Sachverständigenbüro für Fahrradtechnik Zedler,
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Titelthema: Zweiradtechnologie Körperteile kommt aus Markgröningen: Mit Protektoren des Orthopädietechnik-Unternehmens Ortema schützen sich wagemutige Downhillfahrer vor ernsthaften Verletzungen an Nacken, Ellenbogen oder Knien.
ID-Bike
Erfindergeist, Begeisterung für Technik, Kreativität und ein genauer Blick auf die Details: Mit diesem Erfolgsrezept der Region Stuttgart gewinnt auch die hiesige Zweiradbranche immer schneller an Fahrt. Die Region sei eine „ganz besondere Tüftler-Bastler-Welt, in der die Leute aus purer Begeisterung heraus mit ein bisschen Hirnschmalz aus einem Stück Blech ein tolles Teil bauen“, sagt Stefan Lippert von IPDD. „Vor allem in der Welt der Zweiradkomponenten ist die Region Stuttgart ganz klar der Champion.“ Bemerkenswert ist insbesondere die Menge junger Firmen, gegründet von Bike-Enthusiasten, die in der dynamischen Technologiewelt der Region beste Wachstumsbedingungen finden. ein europaweit führender Spezialist für Gutachten, Handbücher und Prüfsysteme (Porträt S. 14). Aber auch über die Entwicklung und Produktion von Technik hinaus sitzen hier viele bedeutende Firmen – etwa im Handel: Die Stuttgarter Paul Lange & Co. beispielsweise ist seit 1967 der deutsche Generalvertreter für die weltbekannten Shimano-Komponenten und vertritt mittlerweile 26 weitere Radmarken – von A wie Ambrosio bis Z wie Zéfal. Die Internetstores GmbH aus Esslingen am Neckar ist mit fahrrad.de und weiteren Webshops in ganz Europa einer der größten Zweiradhändler im Netz. Auch wer sich gegen Schweißnässe, Regen oder die unliebsamen Folgen von Stürzen schützen möchte, wird auf der Suche nach Produkten aus der Region fündig. Die hochwertige Radbekleidungsmarke Gonso stammt nicht, wie der Name vielleicht vermuten ließe, aus Italien, sondern von der Schwäbischen Alb und gehört heute zu Maier Sports aus Köngen. Ebenso verhält es sich mit Cratoni: Nicht in Roma, sondern in Rudersberg werden die Fahrradhelme dieses Namens entwickelt und produziert. Mit der Firma KED Helmsysteme in Freiberg am Neckar sitzt gleich ein zweiter erfolgreicher Helmhersteller in der Region. Schutzausrüstung für andere
Leichtbau ohne Leichtsinn Noch während seines Ingenieurstudiums in Esslingen hat der begeisterte Mountainbiker Sigi Strohn den Prototypen einer Kettenführung aus Carbon gebaut. Zuvor gab es die Bauteile, die bei extremen MountainbikeDisziplinen wie Four Cross und Downhill verhindern, dass die Kette abspringt, nur aus Aluminium und Stahl. „Carbon als Werkstoff bietet eine ganze Reihe von Vorteilen“, erläutert Strohn. Zum einen natürlich das geringe Gewicht, aber auch die Stabilität: „Alu verbiegt. Früher mussten die Fahrer fast nach jeder Fahrt die Kettenführung nachjustieren. Carbon geht auch bei hohen Beanspruchungen immer wieder in die Ausgangsposition zurück.“ Schnell hat sich eine ganze Reihe von Profifahrern für seine Entwicklung interessiert, er begann, die Teile zu verkaufen. 2011 hat er seinen Job in der Industrie an den Nagel gehängt, um sich ganz dem Projekt Carbocage zu widmen. Heute exportiert er seine Teile bis nach Australien, in der Four-Cross- und Downhillszene gelten sie als Nonplusultra. „Fast alle deutschsprachigen Fahrer bei den Europa- und Weltmeisterschaften fahren Carbocage, 2012 wurden beide damit gewonnen“, berichtet der Gründer stolz.
Findig: Spezialräder aus der Region
Gehirntraining auf zwei Rädern Dank eines Gelenks in der Mitte des Rahmens knicken die Snaix Neurobikes aus Ludwigsburg beim Kurvenfahren, gelenkt wird aus der Hüfte. Das ungewöhnliche Fahrgefühl schult Hirn, Balance und Koordination. snaix.com
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Radballräder Das Radsporthaus Düll aus Holzgerlingen liefert Spezialräder für den Radball. Sieben Weltmeistertitel, viele Europa- und Landesmeisterschaften wurden auf Düll-Rädern gewonnen. radsport-duell.de Dreiräder mit Neigetechnik Komfortable Liege-Dreiräder baut Tripendo aus Bietigheim-Bissingen. Das Besondere: Wie ein schnittiger ICE legen sie sich in die Kurve. tripendo.com
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Anja Belle
Der regionale Erfindergeist bringt immer wieder ungewöhnliche Produkte hervor – auch in der Zweiradbranche.
Besichtigen lässt sich das dynamische Gründungsgeschehen auch in Denkendorf: Quasi Tür an Tür zu den Getriebespezialisten von Pinion entstehen seit kurzem komplette Mountainbikes der Spitzenklasse. Erst 2012 haben Andreas Krafft und Christoph Walter ihre Firma Quantor gegründet, im April 2013 sind sie mit ihren Hightech-Rädern für höchste Ansprüche auf den Markt gegangen. „Wir machen Leichtbau ohne Leichtsinn“, sagt Krafft. „Das heißt, wir setzen Leichtbau dort ein, wo es Sinn macht.“ Das aber konsequent: Luftige 7.700 Gramm bringt das leichteste Modell auf die Wage. „Wir haben uns das Ziel gesetzt, immer besser zu sein“, sagt Krafft. „Das wollen wir unter anderem durch Qualität aus der Region erreichen.“ So beziehen die beiden Fahrradbauer viele der Komponenten aus der Nähe. Etwa die Sattelstützen und Lenker: Diese Bauteile werden in Esslingen handgefertigt vom Carbonspezialisten Carbonice – gegründet 2008 in Kirchheim unter Teck. „Durch den speziellen Lagenaufbau des Carbonmaterials dämpft die Carbonice-Sattelstütze harte Schläge und Lastspitzen besonders gut“, schwärmt Krafft. „Die Teile hat Carbonice in Zusammenarbeit mit uns entwickelt, da war die räumliche Nähe natürlich ideal.“ Vorbau und Naben der Quantor-Bikes kommen aus dem Schwarzwald, auch die Laufräder werden individuell in Deutschland gefertigt. Ein weiterer Lieferant ist Acros aus Renningen: Die Firma hat sich mit Leichtbau-Schaltungen, Steuersätzen, Naben, Lagern und Laufrädern einen exzellenten Ruf in der Szene erworben. „Als Technologiestandort ist die Region Stuttgart für uns hochinteressant“, sagt Krafft. „Hier finden Sie ja an jeder Ecke eine CNCFräse!“, staunt der gebürtige Pfälzer.
Härtetest fürs Material direkt vor der Tür „Faszinierende Technik für die Mobilität von Menschen zu entwickeln, ist eine Kernkompetenz der Region Stuttgart – egal ob auf zwei oder vier Rädern“, sagt Dr. Walter Rogg, der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS). „Schließlich hat Gottlieb Daimler in Stuttgart nicht nur das Auto, sondern auch das Motorrad erfunden.“ Fahrräder und E-Bikes seien essenzielle Bausteine nachhaltiger Mobilität, die Dynamik der hiesigen Zweiradbranche zeige, dass davon auch die regionale Wirtschaft profitiert. Interessant für die Zweiradindustrie am Standort Region Stuttgart ist auch, dass das Material gleich vor Ort im Alltag getestet werden kann – wenn es sein muss unter härtesten Bedingungen. Die Mountainbike-Paradiese der Schwäbischen Alb und des Nordschwarzwaldes liegen direkt vor der Haustüre. Und welche deutsche Großstadt kann schon von sich behaupten, eine legale Downhillstrecke mit allen Schikanen auf dem Stadtgebiet zu haben? In Stuttgart wird das diesen Frühsommer Wirklichkeit. Die Voraussetzungen für die Funsportart sind hier ideal: Die steilen Hänge des Stuttgarter Kessels sind für halsbrecherische Bergabfahrten mit hochgerüsteten Mountainbikes schon lange beliebt – umso mehr, als die Zahnradbahn mit ihrem Fahrradanhänger einen Liftbetrieb zum ÖPNVTarif ermöglicht.
Doch auch wer es beschaulicher mag, wird in der Region Stuttgart fündig: Eine schier unüberschaubare Vielfalt von ausgewiesenen Radtouren listet die Website der regionalen Tourismusgesellschaft, zum Teil mit besonderen Konzepten wie die „Literarischen Radwege“ zu Gedenkstätten, Handlungsorten und wichtigen Schauplätzen der Literaturgeschichte. Mit dem Radroutenplaner des Stuttgarter Verkehrsverbundes lassen sich auch für den Alltag autoarme Wege zusammenstellen. Und für diejenigen, denen die Topografie der Region Stuttgart eine allzu große Hürde ist, gibt es verschiedene Angebote für E-Bikes, etwa die Leih-Pedelecs namens „Kessel-Kraxler“.
Carbocage
titelthema
Titelthema: Zweiradtechnologie
Wer da auf dem rechten Weg bleiben möchte, setzt auf Verlagsprodukte aus der Region: Der Reisebücher- und Landkartenkonzern MairDumont aus Ostfildern hat eine reiche Palette zu bieten, von den Kompass-Fahrradführern und -karten bis zu den innovativen Fahrrad-Navis von Falk. Die MagicMaps GmbH aus Pliezhausen gleich vor den Toren der Region ist ein Pionier in Sachen digitaler Fahrradkarten und hat bei mehreren Tour-de-France-Übertragungen für ARD und ZDF die 3D-Tourenverläufe animiert. Die Motor Presse Stuttgart schließlich produziert nicht nur Zeitschriften für Auto und Motor, sondern auch für Sport: Mit „MountainBIKE“ und „RoadBIKE“ gibt sie Europas jeweils größte Magazine ihrer Sparte heraus. Radhersteller und Komponentenschmieden, E-BikeBastler und Ingenieurbüros, Gründer und Zubehörhersteller bis hin zum passenden Navigationsgerät: Die Zweiradbranche in der Region Stuttgart hat viele Facetten. Gemeinsam ist den Menschen und Firmen, die dahinter stehen: Sie brennen für ihre Produkte, Qualität, Technik und Design sind stets vom Feinsten. Die Ingenieure mit Kettenfett im Blut sind damit eindeutig Kinder der Heimatregion von Porsche, Daimler & Co. Tobias Schiller
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Elektrisiert vom Rad In seinem Institut löst er eckige Probleme, damit es auch in Zukunft rund läuft: Der Ludwigsburger Ingenieur Dirk Zedler ist bundesweit gefragt, wenn es um die Technik von Bikes geht. Von Michael Ohnewald
In Leidenschaft steckt das Leiden, und wenn man es genauer betrachtet, hängt das eine nicht selten mit dem anderen zusammen. Dirk Zedler kann davon ein Lied singen. Der Mann ist leidenschaftlicher Pedalritter. Sein Pferd ist das Stahlross und seine Mission die Überzeugung, dass die Mobilität von morgen weniger von vierrädrigen PS-Giganten und mehr von federleichten Hightech-Maschinen bestimmt sein sollte. Das Leid liegt darin, dass sich Menschen nicht so leicht umgewöhnen. Revolutionen dauern ihre Zeit in diesen Breitengraden. „Es ist zäh“, sagt Zedler. „Aber ich bin ausdauernd.“ Bei ihm ist ein solcher Satz keine Drohung, eher ein Versprechen. 50 Jahre alt ist der Ingenieur und zwei Drittel davon beschäftigt er sich mit Rädern und ihrem technischen Potenzial. Mit der Zweiradmaterie ist es bei ihm wie mit dem Salzwasser. Je mehr man davon zu sich nimmt, desto durstiger wird man. „Das Pedelec bringt vielen Menschen die Freude an der Bewegung und an der Natur zurück.“ Es ist früher Nachmittag. Der Hausherr sitzt in seinem Büro vor einer Wand, an der drei Rennräder hängen. Sie haben ihm gute Dienste geleistet und stehen für die Evolution des Fahrrads, das bei immer mehr Technik immer noch leichter wird. Das älteste hat er sich 1985 gebraucht gekauft und damit seinen ersten Triathlon bestritten. Lange her. Damals konnte sich noch keiner vorstellen, dass Drahtesel unter Strom stehen, Berge zu Hügeln schrumpfen und in Ludwigsburg ein bundesweit gefragter Fahrradfetischist einen Jahresumsatz von einer Million Euro einfährt. Man darf es wohl eine Erfolgsgeschichte nennen. Seine hat eine Botschaft. Die Botschaft von Dirk Zedler ist, dass man an eine Sache glauben muss, auch wenn es sonst keiner tut. Als er sich 1993 selbstständig machte, ist er zur Industrie- und Handelskammer nach Stuttgart gefahren. „Guten Tag, ich möchte öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Fahrräder werden“, sagte er. „Wer braucht das denn?“, konterte sein Gegenüber gelangweilt. In der Autoregion konnte man sich beim besten Willen nicht vorstellen, welches Potenzial in einer velophilen Zukunft schlummern sollte.
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Als Triathlet kannte er sich aus mit schwierigem Gelände, und also strampelte er weiter. Woche für Woche. Tag für Tag. Bis sie ihn akzeptiert haben. Verdient hat er in der Anfangszeit nur wenig, gearbeitet umso mehr. Die Stunden, die zählen, sind die Stunden, die nicht gezählt werden. Die meisten Freunde aus seinem Studiengang hatten längst feste Anstellungen und monatliche Überweisungen ihrer Arbeitgeber. Er hatte nur diesen Traum. Er war eher zufällig gereift. Nach Abitur und Bundeswehr studiert Zedler Kraftfahrzeugbau in Karlsruhe, wo die Professoren im Anzug durch die Stadt radeln. Er tut es ihnen gleich und schafft sich ein rostiges Vehikel an, mit dem er alle Strecken zurücklegt. Irgendwann fragt ihn jemand, ob er bei einem Triathlon mitmachen wolle. Das Schrauben beginnt. Als Autodidakt tüftelt er an seinem Sportgerät und baut die ersten Scheibenräder aus Glasfaser. Ein solches Hobby kostet Geld. Der Student verdient es sich, indem er bei einem Radsportgeschäft in Ludwigsburg jobbt, wo ein Freund arbeitet. In der vorlesungsfreien Zeit radelt Zedler von Karlsruhe 85 Kilometer in die Barockstadt, arbeitet im Laden und fährt abends wieder zurück. Learning by doing. Der Rest ist schnell erzählt. Nach dem Studium wird er Geschäftsführer in dem Radsportgeschäft, merkt aber bald, dass im Verkaufen nicht seine wahre Berufung liegt. Dirk Zedler fasst den Entschluss, Sachverständiger für Räder zu werden. Die Konkurrenz ist überschaubar, bundesweit gibt es nur zwei Kollegen. Pioniere haben es nicht leicht. In den ersten Jahren sponsern ihn die Eltern. Die ersten Gerichte wenden sich an den Fachmann, um Schadensfälle zu regulieren. Egal ob leichte Carbonrahmen oder schwere Sattelstützen, Fahrradverschleiß oder Materialermüdung: Der Ingenieur schaut genau hin. Fleißig baut Zedler ein gewaltiges Archiv auf. Er sammelt Tausende von Preislisten und Katalogen und kann fast jedes Fahrradmodell der letzten 30 Jahre in Ausstattung und Preis beschreiben. Immer mehr Versicherungen setzen auf seinen Rat. Je teurer die Räder werden, desto öfter versuchen findige Radler an ein neues Modell zu kommen, indem sie ihre Hausratversicherung bemühen. Nicht immer stimmen die Angaben über das Modell mit der Wirklichkeit überein.
Reiner Pfisterer
porträt
Titelthema
Eine Fahrradzeitschrift kauft ihn als sachkundigen Werkstatt-Kolumnisten ein, Hersteller ordern verständliche Betriebsanleitungen. Die Aufträge kommen bald nicht nur aus der ganzen Republik, sondern auch aus Nachbarländern. Die technischen Dokumentationen für neue Modelle verfasst der Meister mit seinem Team in 24 Sprachen. 2001 stellt er den ersten Mitarbeiter ein und baut sich ein drittes Standbein auf, das viel Geld kostet, aber ein wichtiger Teil seines Traums wird: Zedler sorgt für vorausgreifende Gewissheit, indem er in seinem schallgedämmten Labor prüft, wie belastbar und sicher Rahmen, Sättel, Tretlager oder Lenker vor der Markteinführung sind. Dafür entwickelt er eigene Prüfmaschinen, die er auch an Hersteller verkauft. Man kann sich das alles im Ledersessel vor dem Schreibtisch nur schwer vorstellen. Der Firmenchef hat genug erzählt. Jetzt will er was zeigen und schlägt einen Rundgang durchs Haus vor, in dem er heute 15 Mitarbeiter beschäftigt, darunter einige Ingenieure. Man kann Rad fahren oder Rad leben. Spätestens jetzt wird klar, dass auch beides geht. Zedler öffnet Vitrinen mit Radgabeln, die nicht hielten, was sie versprachen, und führt durch Räume, in denen die Geschichte der pedalgestützten Mobilität konserviert ist. Ein original Diamant-Rennrad der Tour de France hat im hauseigenen Museum seinen Platz neben dem ersten vollgefederten Modell von 1890. „Das Rad war damals der Motor der Industrialisierung“, sagt der Profi. 120 Jahre später wiederholt sich die Geschichte, und der gute alte Drahtesel wird erneut zum Motor einer Hochtechnologie, die Elektromobilität heißt.
Jede Tour geht irgendwann zu Ende. Der Radsachverständige kehrt in sein Büro zurück, in dem sich die Arbeit stapelt. Sein Urteil ist gefragt, die Auftragsbücher sind voll. Immer mehr hat er jetzt mit E-Bikes zu tun, die bei ihm geprüft werden. Manche rüsten einfach ihr altes Rad mit einem neuen Akku nach. Zedler kann nur davon abraten. Motor und Akku verändern die Konstruktion. Und die gesamte Velobranche. 2009 wurden in Deutschland 150.000 E-Bikes verkauft. 2012 waren es 400.000. Der Pionier findet das gut. „Das Pedelec bringt vielen Menschen die Freude an der Bewegung und an der Natur zurück.“ Der Unternehmer geleitet den Besucher zur Türe. Davor gibt es überdachte und beleuchtete Fahrradparkplätze. Die Mitarbeiter dürfen alle Modelle testen und ihre privaten Räder jederzeit vor Ort reparieren. Sie können an ihrem Arbeitsplatz duschen, Handtücher und Shampoo stellt der Chef ebenso wie Apfelsaftschorle. Das hat ihm den Titel „fahrradfreundlichster Arbeitgeber“ im Land eingetragen. Selbstverständlich fährt er selbst auch im Winter mit dem Rad ins Büro. Bei wichtigen Terminen in der Stadt nimmt er das E-Bike, auf dem er nicht schwitzt. Das Rad sei jetzt steuerlich dem Auto gleichgestellt, merkt er zum Abschied an. Wer hätte das noch vor einigen Jahren gedacht? „Es tut sich langsam was“, sagt Dirk Zedler, der immer daran geglaubt hat.
Für seine Reportagen und Porträts ist Michael Ohnewald mit den renommiertesten Preisen ausgezeichnet worden, die im deutschen Journalismus vergeben werden. Für 179 porträtiert der Ludwigsburger Autor herausragende Persönlichkeiten aus der Region.
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Wissenschaft
erforschen
Kohlekraftwerke verkürzen das Leben Schadstoffe aus deutschen Kohlekraftwerken verursachen jedes Jahr rechnerisch etwa 33.000 verlorene Lebensjahre. Das hat eine Studie der Universität Stuttgart im Auftrag der Umweltschutzorganisation Greenpeace ergeben. Wie die Untersuchung des Instituts für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) zeigt, bestehen die größten Gesundheitsrisiken nicht in der direkten Umgebung des Kraftwerks, sondern in etwa 50 bis 150 Kilometer Entfernung. Dies liegt daran, dass die schädlichen Schwefel- und Stickstoffabgase aus den Kraftwerken mit Ammoniak aus der Landwirtschaft chemisch reagieren. Dieser Umwandlungsprozess benötigt einige Zeit, währenddessen verteilt der Wind die Schadstoffe. Für die Untersuchung haben die Wissen-
schaftler zunächst per Computer die Ausbreitung und die chemische Umwandlung der Stoffe in der Atmosphäre simuliert und deren gesundheitsgefährdende Wirkungen mit Hilfe vorhandener epidemiologischer Studien ermittelt. Der Betrieb der 67 größten deutschen Kohlekraftwerke führte demnach zum rechnerischen Verlust von insgesamt 33.000 Lebensjahren in ganz Europa, davon knapp die Hälfte in Deutschland. Dies entspricht einem durchschnittlichen Verlust von 1,8 Stunden pro Person, die aber sehr ungleich verteilt sind. Die weit überwiegende Mehrheit trägt keinerlei Schaden davon, dieser konzentriert sich vielmehr auf einen sehr kleinen Teil der Bevölkerung. (hel) ier.uni-stuttgart.de
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Zwischen Kuhstall und Internet
Wirken Nahrungsmittel auf das menschliche Erbgut? Wissenschaftler der Hochschule Esslingen wollen herausfinden, ob und wie Nahrungsmittel die DNA menschlicher Zellen beeinflussen. Schwerpunkt ist die Entwicklung von Systemen, die in der Lage sein sollen, ein zuverlässiges Testverfahren für die Wirkungen von Nahrungsmitteln auf Zellen zu finden. „Bisher ist kaum nachgewiesen, dass Lebensmittel einen Einfluss auf die Genetik haben“, sagt Bettina Weiß, Professorin für Angewandte Naturwissenschaften im Studiengang Biotechnologie. Im Mittelpunkt stehen dabei antioxidative oder entzündungshemmende Wirkungen. Die Testreihe beginnt mit Amarant, später soll die Wirkung weiterer Lebensmittel erforscht werden. Die Hochschule kooperiert bei dem Vorhaben auch mit der Universität Hohenheim, auf deren Versuchsfeldern dazu verschiedene Amarant-Sorten angebaut werden. (hel) uni-hohenheim.de
Eine einzigartige soziologische Langzeitstudie untersucht unter Beteiligung der Universität Hohenheim das Leben in verschiedenen ländlichen Räumen in Deutschland. Dazu begeben sich seit 1952 alle 20 Jahre Interviewer auf das flache Land, derzeit läuft die vierte Untersuchungswelle in 14 Dörfern. Die Forscher wollen ein möglichst genaues und vollständiges Bild der Lebensverhältnisse in diesen Dörfern und deren Umgebung erhalten und befragen die Bewohner etwa zu ihrer Kindheit, sozialen Unterstützungsstrukturen, Landwirtschaft, neuen Medien und regionalen Arbeitsmärkten. Für das Team der Universität Hohenheim liegt der Fokus auf dem Alltagsleben: „Wir wollen zum Beispiel wissen, welche Infrastruktureinrichtungen sie im Dorf nutzen und wie
zufrieden sie damit sind, wo sie arbeiten und mit welchem Verkehrsmittel sie dorthin kommen. Ob sie sich in einem Verein engagieren. Ob sie einen privaten Internetzugang haben und wie stark dieser genutzt wird“, sagt die Hohenheimer Teamleiterin Dr. Simone Helmle. 20 Interviewer waren dazu jüngst in Kusterdingen bei Tübingen und im südbadischen Vogtsburg-Bischoffingen unterwegs. Sobald die Befragungen ausgewertet sind, diskutieren die Wissenschaftler ihre Ergebnisse mit den Dorfbewohnern. Seit der deutschen Vereinigung gehören auch Dörfer in Sachsen, Brandenburg und MecklenburgVorpommern zum Hohenheimer Forschungsgebiet. (hel)
Euro gefördert wird. Sein Ziel ist es, deutschsprachige Dichtungstheorien, sogenannte Poetiken, besser zu verstehen: Durch Methoden aus der Informatik, der Computerlinguistik und der geisteswissenschaftlichen Hermeneutik soll die Arbeit für Literaturwissenschaftler einfacher, schneller und übersichtlicher werden. Der Grund? Allein die Lektüre der umfangreichen Poetiken ist enorm zeitaufwändig, bevor die Untersuchung beginnen kann. Forscher aus Darmstadt
sollen daher die Texte einscannen, damit Wissenschaftler der Uni Stuttgart Analysewerkzeuge entwickeln können, mit deren Hilfe sie die Dateien untersuchen. Beim Vergleich der Poetiken lassen sich so Gemeinsamkeiten, Unterschiede oder Entwicklungen leichter ablesen. Das Projekt reiht sich ein in die interdisziplinäre Fachrichtung eHumanities – der Anwendung von modernen Informationstechnologien in der Geisteswissenschaft. (vem)
uni-hohenheim.de
Bytes statt Bücher „Da steh‘ ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor!“ Schon Goethes Faust musste feststellen, dass endloses Studieren nicht zwangsläufig zur Erkenntnis führt. Um hier Abhilfe zu schaffen, haben sich Literaturwissenschaftler und Computerlinguisten der Universitäten Stuttgart und Darmstadt zusammengetan. Seit März arbeitet das Team um Professor Sandra Richter aus Stuttgart am Pilotprojekt ePoetics, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 650.000
uni-stuttgart.de
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Innovation
Wie am Fließband
Die Innocyte GmbH, eine Ausgründung des Fraunhofer IPA, hat eine Lösung gefunden, die auf Druckunterschieden basiert, und ein Gerät namens „Split.It“ entwickelt, das auf jeden Labortisch passt. „Es ist preiswert, arbeitet genau, ist nahezu wartungsfrei und wird die Arbeit mit Zellen erleichtern, wenn nicht
sogar revolutionieren“, prognostiziert der Molekularbiologe Dr. Michael Fritsche, der bei Innocyte für die Produktentwicklung verantwortlich ist. Denn verglichen mit der Robotermethode kostet das von Innocyte entwickelte Verfahren nur ein Sechstel. Gegenüber dem manuellen Prozess ist es nicht nur billiger, sondern auch besser: Denn nur der automatisierte Produktionsprozess garantiert eine konstante Qualität und die exakte Reproduzierbarkeit der Zellkulturen. Zudem minimiert sich das Verschmutzungsrisiko. So können die Labore schneller und effizienter arbeiten. Innocyte hat eine rasante Unternehmensentwicklung hinter sich. Seit der Gründung im Sommer 2011 hat das Team um Gründer und Geschäftsführer Roland Huchler ein Labormuster gebaut, zum Patent angemeldet, einen Geschäftsplan erstellt, das Gerät auf zahlreichen Messen angepriesen und mehrere Wettbewerbserfolge eingefahren. Noch dieses Jahr
soll Split.It serienmäßig produziert auf den Markt kommen. Danach wollen die Stuttgarter Gründer weitere Geräte rund um die automatisierte Zellkultur entwickeln, so dass eine komplette Produktfamilie entsteht. Ihre Finanzkraft verdankt das Start-up bisher mehreren Risikokapitalgebern: In einer ersten Finanzierungsrunde haben der Hightech-Gründerfonds des Bundes, die MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg über den Seedfonds BW und Fraunhofer Venture einen sechsstelligen Betrag investiert. (hel) innocyte.com
entwickeln
Weltweit gibt es etwa 40.000 Labore, die Zellen für die biologische und medizinische Forschung produzieren, etwa zur Entwicklung von Medikamenten, um Tierversuche zu ersetzen, oder zum Herstellen von künstlichem Gewebe. All diese Labore stehen bisher vor dem gleichen Problem: Die Reproduktion der Zellen muss entweder in mühevoller Handarbeit vorgenommen werden oder es sind hohe Investitionen in aufwändige Robotertechnik notwendig. Einem jungen Technologieunternehmen aus Stuttgart ist es zu verdanken, dass bald beides der Vergangenheit angehören wird.
Innocyte
Die Stuttgarter Innocyte GmbH automatisiert die Produktion von biologischen Zellen
Christine Hardt aus Dresden schusterte ein Gestell aus Taschentüchern und Männerhosenträgern zusammen, eine britische Variante kombinierte Draht und Seide.
Die Idee hatte er nicht als Erster. Bereits im Mittelalter gab es Kleidungsstücke, die dem heutigen Büstenhalter verblüffend ähnlich waren. Selbst die Antike kannte Vorrichtungen, deren Zweck es war, die weibliche Brust zu stützen. Der Korsettfabrikant Sigmund Lindauer aus Bad Cannstatt hat aber für den globalen Siegeszug des BHs gesorgt, indem er erstmals einen Büstenhalter in Serie produzierte und international vermarktete. Um das Jahr 1912 ließ er sich den Brusthalter, der „ohne Versteifung auf der Haut zu tragen“ war, patentieren und läutete so den Niedergang des Korsetts ein. Für Millionen von Frauen war die Zeit der quälenden Einschnürung vorbei. Fortan kamen sie in den Genuss eines bequemen Kleidungsstücks aus elastischem Trikotgewebe, ohne lästige Längs- und Querstützen aus so rustikalen Materialien wie Stahl, Fischbein und Tierhorn.
Privat
wer hat‘s erfunden?
Der Büstenhalter
Der Zeitgeist spielte dem frauenfreundlichen Kleidungsstück in die Hände. Mediziner und Frauenrechtlerinnen wetterten gleichermaßen gegen den einengenden Schnürpanzer. Um die Jahrhundertwende meldeten allein sieben Tüftler aus fünf Ländern unabhängig voneinander ein BHähnliches Gebilde zum Patent an.
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So kann der Siegeszug der rein textilen Lösung aus dem Hause Lindauer nicht verwundern. Werbesprüche mit Kultpotenzial trugen das Ihrige zum Erfolg bei. „Frauenschönheit ist Frauenmacht“ und „Bergauf, bergab, durch Wald und Feld / Hautana straff den Körper hält“ machten Lindauers Markennamen Hautana berühmt. So wurde Hautana zum Synonym für Büstenhalter wie Jahrzehnte später Tempo für Papiertaschentücher. In Böblingen, bis 1979 Produktionsort, war Hautana für einige Jahre sogar der größte Arbeitgeber. (hel)
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Existenzgründung
Typolade aus Stuttgart versendet Botschaften aus Schokoladebuchstaben
Rund 550 Jahre nach Johannes Gutenberg ersetzen zwei Stuttgarterinnen dessen Bleibuchstaben durch Süßes: „Sag‘s mit Schokolade“ – so einfach lässt sich die clevere Geschäftsidee beschreiben. Die Kundenbandbreite reicht von Privatleuten, die den Partner mit „Mein süßer Schatz“ zum Geburtstag überraschen, bis zu Firmen, die ihren Unternehmensnamen als essbare Leckerei verschenken, um in angenehmster Erinnerung zu bleiben.
„Mit der Zeit entstand der Wunsch, sich selbst- ständig zu machen – und unsere Vorliebe für Schokolade haben wir darin auch untergebracht.“
Die Idee der beiden Schokoliebhaberinnen kam nicht von ungefähr. Christine Voshage ist Grafikdesignerin und Sandra Kübler absolvierte eine grafische Ausbildung sowie ein Innenarchitektur-Studium. „Vor zehn Jahren haben wir uns kennengelernt, als wir für dieselbe Firma tätig waren“, erzählt Voshage. „Mit der Zeit entstand der Wunsch, sich selbstständig zu machen – und unsere Vorliebe für Schokolade haben wir darin auch untergebracht.“
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Lange Zeit tüftelten die Macherinnen an den Gießformen der Buchstaben. Die einzelnen Lettern mussten sich deutlich vom Sockel abheben, die Buchstaben benötigten eine ansprechende Größe. „Schwierig war es auch, die Schokolade heil aus der Form herauszubekommen“, erzählt Sandra Kübler von ihren ersten Versuchen. Schokolade schmeckt zwar gut, zeigt sich aber als launische Diva, wenn sie in Form gebracht werden soll. „Damit das Ergebnis perfekt wird, gibt es sehr viel zu beachten, etwa die Temperatur der geschmolzenen Schokolade.“ Die Verarbeitung macht nun ein ausgewiesener Profi und ausgebildeter Chocolatier: Konditormeister Michael A. Wulf von der Konditorei Schurr in Stuttgart-Heslach liefert zuverlässig alle Buchstaben von A bis Z. Hochwertige französische Schokolade mit einem Kakaoanteil von 70 Prozent gießt er von Hand. Anlässe, um die schwarze Kunst der Schokolade vorzuführen, gibt es zur Genüge: als Glückwünsche für festliche Anlässe, als Geschenkanhänger, Beigabe zu Einladungen oder als Namensschild auf einer gedeckten Tafel. Mehr als einmal hat Typolade einen Heiratsantrag aus Schokolade geliefert. „Liebe schmilzt nicht“, diesen Spruch bestellte ein Mann, der seiner Freundin zuvor das Wort „Liebe“ geschenkt hatte. „Die hatte den Liebesbeweis dann dummerweise neben den Herd gestellt, wo er geschmolzen ist“, erzählt Christine Voshage, „und wir hatten einen neuen Auftrag.“
gründen
Existenzgründung
Als sie 2006 nebenher mit dem Geschäft begonnen haben, waren es ausschließlich private Kunden, die die schwarze Kunst der süßen Buchstaben schätzten. Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet: Heute ordern vorwiegend Geschäftskunden Botschaften, die ihren Kunden auf der Zunge zergehen. Edel und individuell verpackt gehen die Buchstaben dann auf Reisen. Neben Einzelaufträgen werden auch vorgefertigte Geschenkboxen angeboten, in denen ein schokoladiges „Danke“ oder „Herzliche Glückwünsche“ verpackt sind. Satzund Sonderzeichen sind ebenso zu erhalten wie oft gewünschte Symbole – etwa Herzen und Sterne. Möchte ein Kunde ein schokoladiges Firmenlogo, ist dies für die grafisch versierten Inhaberinnen kein Problem. Neben Zartbitter sind auch andere Sorten möglich, ebenso wie bunte Buchstaben. Für den kurzfristigen Bedarf haben die Typolade-Chefinnen immer genügend fertige Buchstaben zur Hand, größere Bestellungen werden „just in time“ produziert. Wer zusehen möchte, wie das essbare Alphabet entsteht, engagiert die Unternehmerinnen von Typolade für ein Event-Setzen direkt vor Ort bei Messen oder Firmenveranstaltungen.
Sogar in Paris ist man bereits auf die Stuttgarter Schokoladentexte aufmerksam geworden. Ihr erster Großauftrag kam 2008 für das Weihnachtsgeschäft aus dem Pariser Luxuskaufhaus Printemps und nötigte den Schokolademacherinnen einiges ab. „Damals hatten wir noch die alten, umständlicheren Gießformen“, erklärt Kübler. Heute bestehen die Formen aus einfach zu handhabendem Polycarbonat. Mehr als eine halbe Tonne Schokolade haben Sandra Kübler und Christine Voshage seit der Gründung in alle Welt geschickt. Auch über ihren Online-Shop setzen sie ihre Ware mittlerweile über Deutschland hinaus ab. Astrid Schlupp-Melchinger
Gründungsjahr: 2006 Sitz: Stuttgart Mitarbeiter: 2 feste, 1 freier Bisher verkauft: 500 Kilogramm typolade.de
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Fachkräfte
Arbeitgebermarketing ist ohne Web 2.0 kaum noch denkbar Veit Mathauer, geschäftsführender Gesellschafter bei der Stuttgarter PR-Agentur Sympra, über die Ansprache von jüngeren Zielgruppen
Sympra
arbeiten
Welche Plattformen sind besonders vielversprechend?
179: Welche Rolle spielen soziale Medien beim Arbeitgebermarketing von mittelständischen Unternehmen? Mathauer: Jugendliche und junge Erwachsene informieren sich heute überwiegend online und tauschen sich auf diese Weise auch mit Freunden aus. Wer mit dieser Zielgruppe auf gleicher Augenhöhe kommunizieren möchte, muss sich auf die Web-2.0-Welt einlassen. Das bietet gerade den kleineren Unternehmen vielfältige Chancen, wahrgenommen zu werden und direkt mit interessanten Bewerbern in Kontakt zu kommen.
Facebook und Xing gehören sicherlich zu den wichtigsten Medien. Abhängig von den Branchen gibt es außerdem fachspezifische Plattformen. Bei Facebook liegt die Redaktion und der damit verbundene Aufwand zentral in der Hand des Unternehmens. Es bestimmt die Botschaften und kann diese direkt an die Community kommunizieren. Bei Xing schafft das Unternehmen nur den Rahmen, indem es beispielsweise ein gelungenes Kurzprofil und aktuelle Stellenanzeigen veröffentlicht. Hier werden vor allem die aktuellen Mitarbeiter zu zentralen Markenbotschaftern. Wenn ein Unternehmen weltweit rekrutieren möchte, ist LinkedIn eine interessante Alternative oder Ergänzung. Was sind zentrale Erfolgsfaktoren für das Web 2.0? Grundsätzlich gilt: Wenn ich es mache, dann muss ich es gut machen. Man muss regelmäßig aktiv sein und zielgruppen-
adäquat auftreten. Sonst kann der Schuss nach hinten losgehen. Wichtig ist außerdem, dass das Niveau der Beiträge hinsichtlich Menge und Qualität auch langfristig gehalten wird. Nach zwei Monaten sind viele Themen abgearbeitet, dann brauchen die zuständigen Mitarbeiter Zeit, um zu recherchieren und weiterhin interessante Inhalte zu posten. Welchen Aufwand muss man betreiben, um Wirkung zu erzielen? In jedem Fall ist eine hauptverantwortliche Person notwendig, die täglich dafür Zeit hat, in der Social-Media-Welt zu Hause ist und die Firma gut kennt. Eine zweite sollte mindestens involviert sein, damit ein Betrieb nicht in der Luft hängt, wenn ihn der zuständige Mitarbeiter unerwartet verlässt. Die Fragen stellte Monika Nill sympra.de
Mitarbeiter finden mit Social Media
Xing war der Einstieg in das Social-MediaEngagement – die Internet-Kontaktplattform dient zur Direktansprache von potenziellen Mitarbeitern. Zielgruppe sind vor allem Fachkräfte ab 30 Jahren im deutschsprachigen Raum. Die Agentur hat auf der Online-Plattform auch ein kostenpflichtiges Unternehmensprofil platziert und schaltet mehrmals jährlich Stellenanzeigen. Weltweit sucht dmc
auf LinkedIn und bekommt schon mal mehrere Hundert Bewerbungen auf eine Anzeige. Etliche Mitarbeiter – unter anderem zwei Web-Entwickler aus der Ukraine – hat die Firma bereits über diesen Weg eingestellt. Seit 2009 sind die Experten für OnlineShops auch auf Facebook aktiv. „Hier geht es vor allem darum, dmc als Arbeitgebermarke zu etablieren und potenzielle Mitarbeiter neugierig auf uns zu machen“, erläutert die Personalreferentin Alexandra Beisch. Sie erlebt Facebook als ein sehr emotionales Medium, bei dem der Humor nicht zu kurz kommen sollte. Bilder, Videos und Geschichten aus dem Arbeitsalltag bei dmc oder informative Interviews mit aktuellen Mitarbeitern und Praktikanten geben der Agentur ein lebendiges und sympathisches Gesicht. Auf YouTube finden sich weitere Kurzinterviews mit Mitarbeitern, die zum Beispiel beschreiben, was ein E-Commerce-Bera-
dmc
Mit 250 Mitarbeitern entwickelt die Stuttgarter dmc digital media center GmbH komplexe E-Commerce-Lösungen für Kunden wie Intersport, die Deutsche Telekom oder Galeria Kaufhof. „Fachkräfte mit betriebswirtschaftlichem Hintergrund und profunden Kenntnissen in der IT-Entwicklung oder im Consulting sind rar“, betont der Geschäftsführer Andreas Schwend. Die E-Commerce-Schmiede arbeitet systematisch daran, bekannter zu werden und sich als attraktiver Brötchengeber zu positionieren.
ter oder ein Projektmanager bei dmc alles können sollte. Auch auf der größten deutschen Arbeitgeber-Bewertungsplattform kununu ist dmc aktiv. Laut Alexandra Beisch sollte jedes Unternehmen genau beobachten, welches Meinungsbild in den sozialen Netzwerken transportiert wird. Der Internetdienstleister motiviert alle Mitarbeiter, aktiv für zahlreiche Rückmeldungen zu sorgen und ihre ehrliche Meinung auf den entsprechenden Bewertungsplattformen kundzutun. Mit Erfolg: dmc hat zwischenzeitlich das „Top Company“-Gütesiegel bei kununu erworben. (nil) dmc.de
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Freizeit
Rathaus mit acht Ecken
bis 19. Juli 2013 Schiller und die Frauen In Schillers Geburtshaus in Marbach am Neckar spüren spezielle Führungen für Frauen den weiblichen Familienmitgliedern mehrerer Generationen nach. Auch die Unterschiede zwischen dem einfachen Leben in Schillers frühen Jahren und dem adligen Leben in einer Residenzstadt kommen zur Sprache. schillerstadt-marbach.de 18. bis 20. Juli 2013 Bohnenviertelfest Stuttgart In der historischen Altstadt von Stuttgart trifft man sich in den stimmungsvollen Gassen. Cocktails, gutes Essen, coole Bands – einfach Kult! das-bohnenviertelfest.de 9. bis 10. August 2013 Tour de Vin Die Weinmeile in den Weinbergen hinter der Kelter in Stuttgart-Rotenberg lädt mit weißen Zelten, bestem Rebensaft und einem himmlischen Blick ins Neckartal ein. collegium-wirtemberg.de
Das romantische Ambiente bietet sich für Brautpaare geradezu an. Sie dürfen auch das prunkvolle Innere genießen. Im obersten Stockwerk, dem Belvedere, bietet das
19. bis 20. Juli 2013 Ab ins Wasser Beim 24-Stunden-Schwimmen der DLRG Waiblingen im Freibad darf jeder ins Wasser und entscheiden, wie lange er drinbleibt. 24hschwimmen.de 20. Juli 2013 Klassik und Feuerwerk Auf der Festinwiese des Seeschlosses Monrepos in Ludwigsburg spielt das Orchester der Schlossfestspiele zum Picknick mit Sternschnuppen und Feuerwerk. schlossfestspiele.de
erleben
1782 ließ Franz Georg Ernst von Sturmfeder das markante Wasserschloss erbauen, das er und seine Nachfahren allerdings kaum nutzten. Sie lebten lieber in Mannheim und München. Louise von Sturmfeder, die 1789 geboren wurde, zog es noch weiter weg. Sie wurde die Erzieherin des Kaisers Franz Joseph von Österreich und seines Bruders Kaiser Maximilian von Mexiko. 1939 kaufte die Gemeinde den Nachfahren der Freiherren das reizvolle Gebäude ab.
Beeindruckend ist auch der öffentlich zugängliche Schlosspark, der als Landschaftsgarten von keinem Geringeren als Friedrich Ludwig von Sckell angelegt wurde. Von dem berühmten Gartenarchitekten stammen unter anderem der Schwetzinger Schlossgarten sowie der Englische Garten in München. Im Grundgerüst des Parks sind die Gestaltungsprinzipien Sckells noch deutlich erkennbar. Er verband auf harmonische Weise See, Wiesenflächen, Bäume und Wegkreuzungen. Möglichst natürlich, mit mehr Grün als Blumen sollte der kunstvoll angelegte Landschaftsgarten aussehen – so wollte es das Ideal der Zeit. Ein Tannenhügel bildet den melancholischen Hintergrund zum Grabmal der früheren Schlossherrin.
Trauzimmer einen unvergleichlichen Ausblick. Seit neuestem können Brautpaare zur Erinnerung an ihren großen Tag im Park einen Rosenstock pflanzen und mit ihrem Namensschild versehen. Im Frühjahr und Herbst finden im märchenhaften Ambiente des Rathauses Kunstausstellungen statt. Einmal jährlich kommen auch die Ohren mit einem klassischen Konzert zu ihrem Schmaus. (asm)
tipps
Es hat acht Ecken, ist von Wasser umgeben und war einmal ein Schloss. Die Gemeinde Oppenweiler nördlich von Backnang besitzt das wohl außergewöhnlichste Rathaus in der Region Stuttgart. Der achteckige Bau im klassizistischen Stil entstand an der Stelle einer Wasserburg aus dem späten 13. Jahrhundert. Er liegt noch immer auf einer Insel, umgeben von einem großzügigen Schlosspark.
Gemeinde Oppenweiler
In Oppenweiler residiert die Gemeindeverwaltung im Schloss
Schöne Kräuter Der Heilpflanzengarten der Wala GmbH in Bad Boll-Eckwälden wirkt eher wie ein Ziergarten und nicht wie eine unternehmerisch genutzte Anbaufläche. Er liefert die natürlichen Inhaltsstoffe für die Produkte des Arzneimittelund Kosmetikherstellers und wird nach strengen biologisch-dynamischen Richtlinien bewirtschaftet. Über 150 Kräuter und Heilpflanzen ziehen Vögel an und versorgen den Sommer über Insekten und mehr als 20 Bienenvölker mit Nahrung. Auf Anfrage wird der 4,5 Hektar große Kräutergarten für Führungen geöffnet. wala.de Mit Kindern in den Wald In Weissach-Flacht lädt ein kinderwagengerechter, zwei Kilometer langer Rundweg ein, den Wald mit allen Sinnen zu erkunden. Zehn Erlebnisstationen und zahlreiche Quiztafeln vermitteln anschaulich und abwechslungsreich Wissen über den Wald und seine Bewohner. Von einem Hochsitz aus lassen sich Tiere erspähen. Man kann die Welt mit den Augen eines Insekts betrachten oder mit dem „Baumtelefon“ nachvollziehen, wie ein Specht einen hochkletternden Marder bemerkt. weissach.de
2. bis 25. August 2013 Im Strohländle Drei Wochen lang lädt das Strohländle auf der Engelbergwiese in Leonberg mit einem vielseitigen Angebot und kulinarischen Leckereien ein. In den Strohballen darf getobt werden! seifenkistle.de
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Wer länger sitzt, ist früher tot
WRS /Ina Giersch
Bei der EU-Konferenz „Health Connect“ drehte sich alles um Ernährung und Bewegung
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Europa bekommt immer mehr Gewicht: Die Anzahl der übergewichtigen Menschen in den EU-Staaten hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. Heute schleppt rund die Hälfte aller EUBürger zu viele Kilos mit sich herum, bei den Kindern ist es immerhin ein Viertel. Weil dies auch wirtschaftlich nicht folgenlos bleibt, hat die WRS mit dem Projekt Afresh ein europäisches Gesundheitsnetzwerk aufgebaut, das sich mit Ernährung und Bewegung befasst. Dort tauschen sich Wissenschaftler und Praktiker aus acht europäischen Regionen über ihre Erfahrungen bei der Vorbeugung und Behandlung von ernährungsbedingten Erkrankungen wie Krebs, Diabetes und Herz-KreislaufKrankheiten aus. Rund drei Millionen Euro Fördermittel stellt die EU dafür zur Verfügung, etwa eine halbe Million davon fließt in die Region Stuttgart. Regionale Partner sind unter anderem das Klinikum Christophsbad Göppingen, das Klinikum Stuttgart und die Universitäten Stuttgart und Hohenheim. Bei der Konferenz Health Connect im Mai in Stuttgart haben rund 120 Teilnehmer aus ganz Europa über das Zusammenspiel von Ernährung und Bewegung gesprochen. „Ein Überangebot an Nahrungsmitteln und weniger Bewegung im Alltag sorgen dafür, dass die Zahl der lebensstilabhängigen Erkrankungen immer weiter zunimmt. Wir wollen gemeinsam nach Wegen suchen, um die Menschen für eine gesunde Lebensweise zu gewinnen“, brachte Thomas S. Bopp, Vorsitzender des Verbands Region Stuttgart, das Kongressthema auf den Punkt.
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Auf europäischer Ebene hat das Thema sogar Einzug in die EU-Wachstumsstrategie 2020 gehalten. Denn zu wenig Bewegung, falsche Ernährung sowie Alkohol- und Tabakmissbrauch schaden nicht nur der Gesundheit der betroffenen Menschen, sondern führen europaweit zu Fehlzeiten am Arbeitsplatz von bis zu sechs Prozent, berichtete Philippe Roux von der Generaldirektion Gesundheit und Verbraucher der Europäischen Kommission: „Wir müssen besser informieren und zu Bewegung ermuntern, unsere wichtigsten Zielgruppen sind Kinder und Jugendliche, Alte und sozial Schwache“, sagte Roux auf dem Stuttgarter Kongress. Auch Unternehmen müssen sich „dem gesamtgesellschaftlichen Problem Gesundheit“ stellen, vor allem angesichts der demografischen Entwicklung, betonte Jürgen Leinwand von der IHK Region Stuttgart. Vor allem die kleinen und mittleren Firmen hätten bei der Gesundheitsförderung noch Nachholbedarf. Sie erhalten in der Region Stuttgart Unterstützung, etwa von der IHK oder von der Initiative BeneFit der WRS. Ganz und gar handfeste Unterstützung bei der persönlichen Gesunderhaltung leistete eine Vorturnerin der Krankenkasse AOK. Sie brachte die Konferenzteilnehmer nach dem Mittagessen in Bewegung und setzte so die Erkenntnis des Sportwissenschaftlers Prof. Dr. Wolfgang Schlicht von der Universität Stuttgart in die Praxis um: „Der Diabetes sitzt im Stuhl“, formulierte er in seinem Vortrag das Risiko von Bürojobs und riet dazu, öfter mal aufzustehen oder regelmäßig am Stehtisch zu arbeiten, denn: „Wer länger sitzt, stirbt früher.“ Helmuth Haag
Das Standortmagazin der Region Stuttgart 2/2013
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Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell
der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart
4. Juli 2013 Netzwerkgespräche Kommunale Wirtschaftsförderung: Breitbandinternet Die Veranstaltung informiert über Probleme und Handlungsmöglichkeiten für eine bessere Versorgung mit Breitbandinternet in den Kommunen der Region Stuttgart. Angesprochen sind Bürgermeister und Wirtschaftsförderer der Region. Ort: Verband Region Stuttgart wrs.region-stuttgart.de 15. Juli 2013 Film Commission Montagsseminar Die Anwältin für Medienrecht Dr. Heidrun Huber informiert über Filmrecht für Dokumentarfilm und gibt zahlreiche Praxisbeispiele. Ort: Film Commission Region Stuttgart, Literaturhaus film.region-stuttgart.de 18. Juli 2013 Betriebliche Gesundheitsförderung für Fortgeschrittene Der Workshop liefert Experteninformationen und stellt Leuchtturmprojekte der betrieblichen Gesundheitsförderung vor. Ort: WRS, Stuttgart benefit.region-stuttgart.de 20. September 2013 Preisverleihung Innovationspreis Weiterbildung Drei kleine und mittlere Firmen erhalten den Innovationspreis Weiterbildung Region Stuttgart für beispielhafte Initiativen, die zur Steigerung der Qualität und Attraktivität der betrieblichen Weiterbildung beitragen. Ort: Treffpunkt Rotebühlplatz, Stuttgart innovationspreis-weiterbildung.de 30. September bis 2. Oktober 2013 World of Energy Solutions Unter einem Dach vereinen sich die f-cell, die Battery+Storage und der e-mobil BW Technologietag zur World of Energy Solutions. Besucher erwartet eine internationale Messe und die Konferenz zu den Themen E-Mobilität, Wasserstoff-, Brennstoffzellen- und Speichertechnologie. Ort: Messe Stuttgart world-of-energy-solutions.de
Privat
service
Die nächste 179-Ausgabe erscheint im September 2013.
innovationspreis-es.de
Herausgeber Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) Friedrichstraße 10 70174 Stuttgart Gestaltung und Layout: projektgruppe.de. Gedruckt auf Papier mit FSC-Zertifizierungssiegel, www.fsc.org
Telefon 0711 2 28 35-0 info@region-stuttgart.de wrs.region-stuttgart.de Geschäftsführer Dr. Walter Rogg
Kreativwirtschaft in der Region Stuttgart
Verantwortlich Helmuth Haag (hel)
Zukunftsfähige Mobilität Ideen und Projekte aus der Region Stuttgart
05.04.13 11:32
WRS
wrs_8seiter_kreativ_2013_05.indd 1
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landkreis-goeppingen.de
Ausgezeichnetes Netzwerkmanagement Das Virtual Dimension Center (VDC) in Fellbach hat eine weitere Auszeichnung für sein Clustermanagement erhalten. Nach einer Evaluation durch das Europäische Sekretariat für Cluster-Analyse hat das regionale Kompetenzzentrum das Qualitätsprädikat „Cluster Management Excellence Label Gold“ verliehen bekommen. Das VDC ist das sechste Netzwerk in Deutschland und das 15. in Europa, das diese Auszeichnung erhält. Das VDC wurde 2002 innerhalb der Kompetenzzentren-Initiative der WRS gegründet. „Es hat sich rasch zu einem Netzwerk von internationalem Format entwickelt“, sagte WRS-Geschäftsführer Dr. Walter Rogg. „Durch Kooperationen haben mittelständische Firmen im VDC Projekte auf den Weg gebracht, die sie alleine nicht hätten verwirklichen können, wie zum Beispiel eine Visualisierungslösung, die Kommunen bei der Standortentscheidung für Windräder unterstützt“, beschreibt er den praktischen Nutzen des Netzwerks. vdc-fellbach.de
Gemeinsam geht es schneller und besser – dies gilt nicht zuletzt für Innovationsprozesse. Um die eigene Entwicklungsleistung zu verbessern, nutzen Firmen in der Region Stuttgart zunehmend das Knowhow von Kunden, Lieferanten und Forschungspartnern. So begegnen sie dem wachsenden Innovationsdruck, der durch immer kürzere Produktzyklen entsteht. Das Öffnen von Innovationsprozessen erhöht die Effizienz und bringt mehr neue Produkte auf den Markt.
Der Landkreis Esslingen hat zum sechsten Mal seinen Innovationspreis ausgeschrieben. Er ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert und zeichnet beispielhafte Leistungen aus, etwa bei der Entwicklung neuer Produkte, Verfahren und Dienstleistungen sowie innovativer Konzepte. Teilnahmeberechtigt sind kleine und mittlere Unternehmen aus Industrie, Handwerk, Dienstleistung und Handel mit Sitz im Landkreis Esslingen. Bewerbungsschluss ist der 8. Juli 2013.
Neuer Kreiswirtschaftsförderer Alexander Fromm ist neuer Kreiswirtschaftsförderer des Landkreises Göppingen. Der 56-jährige Absolvent der Wirtschaftsuniversität St. Gallen beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit Stadt- und Regionalentwicklung und ist im Landkreis kein Unbekannter: 2008 übernahm Fromm im Auftrag des Kreistags die Analyse der Wirtschaftsstrukturen des Landkreises Göppingen und leitete daraus ein Konzept für die Entwicklung und Neupositionierung des Landkreises ab. Der folgende Kreisentwicklungsprozess mit 20 Einzelmaßnahmen wird seither umgesetzt. Wie in den Landkreisen Böblingen, Esslingen und Rems-Murr ist auch der Göppinger Kreiswirtschaftsförderer bei der WRS angestellt. Seinen Arbeitsplatz hat er im Landratsamt, ist aber in die Prozesse, Strukturen und Netzwerke der WRS eingebettet und kann zudem ihre Datenbanken nutzen. Finanziert wird die Stelle gemeinsam von der WRS, dem Landkreis und der Kreissparkasse Göppingen.
Open Innovation
22.03.13 09:13
impressum
Innovationspreis Landkreis Esslingen
nächste ausgabe
Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell
Redaktion Tobias Schiller (tos) tobias.schiller@region-stuttgart.de
Neue Broschüren über Mobilität und Kreativwirtschaft
Autoren dieser Ausgabe Helmuth Haag (hel), Sonja Madeja (som), Verena Mönch (vem), Monika Nill (nil), Michael Ohnewald (moh), Tobias Schiller (tos), Astrid Schlupp-Melchinger (asm)
Zwei neue WRS-Broschüren „Zukunftsfähige Mobilität” und „Kreativwirtschaft” zeigen die Stärken dieser Branchen in der Region Stuttgart. Sämtliche Teilmärkte der Kreativwirtschaft wie Verlage, Software und Spiele, Werbung, Film und Musikwirtschaft sind in der Region Stuttgart vertreten. Diese Anbieter profitieren von ihrer räumlichen Nähe zu starken Kunden aus der Industrie. Die Publikation stellt Firmen, Einrichtungen, Projekte und WRS-Angebote für die Kreativbranche vor.
Gestaltung Projektgruppe Visuelle Kommunikation, Ludwigsburg
Die Mobilitätsbroschüre informiert über zahlreiche Projekte in der Region Stuttgart, die unter dem Dach verschiedener Förderprogramme umgesetzt werden. Dort kommen E-Bikes, Pedelecs, Autos mit Batterieantrieb und Brennstoffzelle, elektrische Kleintransporter und Omnibusse zum Einsatz. Carsharing-Konzepte werden in Wohnbauprojekte integriert. kreativ.region-stuttgart.de nachhaltige-mobilitaet.regionstuttgart.de
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Erscheinungsweise Quartalsweise Abonnement/Abbestellung 179@region-stuttgart.de 179.region-stuttgart.de Zur besseren Lesbarkeit verzichten wir teilweise auf die weibliche Form.
Die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH ist eine Tochter des Verband Region Stuttgart. Das Infomagazin „Region Stuttgart aktuell” können Sie auf der Website des Verbandes einsehen und bestellen: region-stuttgart.org region-stuttgart.de
Das Standortmagazin der Region Stuttgart 2/2013
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