179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart Ausgabe 3/2015
Industrie 4.0 Wie Unternehmen in der Region Stuttgart die vernetzte Produktion vorantreiben
Die Veredler Kalte Leidenschaft Ăœber Stock und Stein
Mannschaftsspieler
Kavalierstart made in Stuttgart: Nur 1,779 Sekunden benötigte das Greenteam der Universität Stuttgart mit seinem Elektrorennwagen für den Sprint von null auf 100 km/h. Die Studentengruppe hat damit beim Jade-Race im ostfriesischen Mariensiel einen neuen Weltrekord für elektrisch angetriebene Fahrzeuge aufgestellt. Mit 1,8 G wirkten auf die Fahrerin dabei Kräfte von fast der doppelten Erdbeschleunigung. Das Greenteam ist ein studentischer Motorsportverein, der jedes Jahr einen offenen einsitzigen Elektro-Formelrennwagen baut.
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Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2015
Mehr als ein Hype Der Begriff Industrie 4.0 hat gute Chancen, zum Wort des Jahres 2015 zu werden. Für die deutsche Industrie war dieses Thema in den letzten Monaten allgegenwärtig: Keine wichtige Leitmesse, von der Hannover-Messe bis zur Cebit, die nicht die engere Verzahnung von Produktion und IT in den Vordergrund gestellt hätte. Wie so oft schwanken die Reaktionen auf die neuen Möglichkeiten der vernetzten Fertigung zwischen Euphorie, Skepsis und Desinteresse. Doch Industrie 4.0 betrifft uns alle und wir brauchen den nüchternen Blick auf Chancen und Risiken: Hochtechnologie und geringe Fertigungsgrößen stärken den Industriestandort Deutschland. Andererseits tauchen neue Wettbewerber auf, die Arbeitswelt wird ganz neue Anforderungen stellen und die Geschäftsmodelle ändern sich.
Inhalt
willkommen
Matthias Hangst
Editorial
Zahlreiche Maschinenbauer aus der Region Stuttgart gehören als Anwender wie als Anbieter zu den Pionieren von Industrie 4.0 – ganz vorne die großen Namen wie Bosch, Festo oder Trumpf. Auch bei den kleineren Unternehmen in der Region gibt es Vorreiter, die sich bereits jetzt für den Wettbewerb positionieren. Die WRS sieht es als ihre Aufgabe an, diese zu unterstützen und gleichzeitig andere Firmen zu ermuntern, die Chancen von Industrie 4.0 mutig zu ergreifen. Auch unsere regionalen Kompetenzzentren widmen sich verstärkt dem Thema, ebenso das Landesnetzwerk Manufuture-BW mit seiner Geschäftsstelle bei der WRS.
Felix Bezler | GreenTeam Uni Stuttgart e. V.
Gerade der Mittelstand mit seiner Schnelligkeit, seiner Flexibilität und seiner Netzwerkerfahrung hat bei der vernetzten Produktion beste Perspektiven. Doch viele mittelständische Maschinenbauer fremdeln spürbar mit dem Gedanken, Teil einer Wertschöpfungskette zu sein und womöglich Dritten den Eingriff in die eigene Fertigungssteuerung zu ermöglichen. Deshalb ist es wichtig, Industrie 4.0 als das zu kommunizieren, was es ist: kein fixer Zustand, sondern eine Vision mit zahlreichen Ausbaustufen ohne festen Fahrplan. Die neue Welt beginnt nicht erst bei autonom agierenden Werkstücken und Maschinen.
Aktuell Neuigkeiten aus der Region Stuttgart / Wussten Sie schon, …?
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Neu in der Region Unterwegs zur Wiege der Industrialisierung
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Branchenfokus Von der Skizze bis zum Modell – alles aus einer Hand / Die Veredler / Kalte Leidenschaft
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Titelthema: Industrie 4.0 Industrie 4.0 Wie Unternehmen in der Region Stuttgart die vernetzte Produktion vorantreiben
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Im Gespräch: Mathias Kammüller Die Menschenfischerin Michael Ohnewald porträtiert die Unternehmerin Susanne Kunschert
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Wissenschaft Älteste Schildkröte der Welt / Keimfrei Richtung Mars / Elektrisch über alle Berge / Vorbild Wasserspinne
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Innovation Über Stock und Stein / Wer hat‘s erfunden…?!
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Existenzgründung Prinzessin Rote Bete trifft auf Kichererbse
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Fachkräfte Mitarbeiter als Wissensvermittler / Mehr Demokratie wagen
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Freizeit Im Visier / Kalender / Tipps
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Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell Da waren es schon fünf / Termine / Meldungen
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Impressum / Nächste Ausgabe
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179 Kommunen – ein Standort.
Kein Zweifel, die Herausforderungen sind groß. Die Maschinenbauer in der Region, ob Großunternehmen oder Mittelstand, werden sie angesichts der neuen Konkurrenz durch amerikanische IT-Giganten nur dann meistern, wenn sie agieren anstatt zu reagieren. Mut machende Beispiele dafür finden sich in der neuen 179-Titelgeschichte ab Seite 8.
Ludwigsburg Rems-Murr Stuttgart Böblingen
Esslingen
Göppingen
Dr. Walter Rogg Geschäftsführer Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS)
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Aktuell
wussten Sie schon,... 4
Die Premiere des internationalen Tanzfestivals „Colours“ im Juli ist vom Publikum euphorisch angenommen worden. 18 Tage lang waren neben dem gastgebenden Ensemble Gauthier Dance im Theaterhaus Stuttgart zahlreiche internationale Namen vertreten, die alle Farben und Facetten des Tanzes zeigten. Ergänzt wurde das Programm durch Workshops, ein Tanzfest in der City und Mitmachaktionen für jedermann. Vor drei Jahren hatte der Stuttgarter Choreograf Eric Gauthier die Idee, ein Tanzfestival mit Compagnien aus aller Welt aus der Taufe zu heben. Der große Erfolg der Premiere mit vollen Sälen und begeisterten Stimmen könnte eine Tradition begründen, 2017 soll eine neue Ausgabe von Colours anknüpfen. coloursdancefestival.com
John Hogg
kompakt
Erfolgreiche Tanzfestival-Premiere
Visitenkarte am Flughafen Mit neuer Ausstattung und frischer Optik präsentiert sich die neu gestaltete TouristInformation im Flughafen Stuttgart. Als Dependance des erfolgreichen i-Punkt in der Innenstadt ist das Infozentrum im Terminal 3 ein repräsentatives Schaufenster der Region Stuttgart im Flughafen. Für Fluggäste, für Beschäftigte der am Flughafen ansässigen Unternehmen, für Kunden der Fernbuslinien sowie für Besucher und Aussteller der Messe Stuttgart ist die Tourist-Information eine attraktive Anlaufstelle. Monitore geben Impulse zu Land und Region, präsentieren den Wirtschaftsstandort und bieten weitere Informationen, ergänzt durch kompetente persönliche Beratung, Fahrkartenverkauf und Hotelzimmervermittlung. Die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) und der Verband Region Stuttgart gehören zu den Partnern. stuttgart-tourist.de
Oscar für Ludwigsburger Diplomfilm Dustin Loose, frischgebackener RegieAbsolvent der Filmakademie BadenWürttemberg in Ludwigsburg, ist mit der weltweit höchsten Auszeichnung für Nachwuchsfilmer geehrt worden: Sein Diplomfilm „Erledigung einer Sache“ hat in Los Angeles den Studenten-Oscar der Academy of Motion Pictures, Arts and Sciences erhalten. Loose setzte sich in der Kategorie „Ausländischer Film“ gegen die internationale Konkurrenz durch. Damit ist bereits zum vierten Mal eine studentische Produktion der Filmakademie mit dem „Student Academy Award“ ausgezeichnet worden. Prof. Thomas Schadt, Direktor der Filmakademie, wertete den Erfolg als „weiteren Beweis dafür, wie gut das Lehrkonzept der Filmakademie funktioniert“. Looses 20-minütiger Spielfilm handelt von einem jungen Mann, der erstmals seinen leiblichen Vater aufsucht. Der Vater sitzt in der geschlossenen Psychiatrie, weil er seinen Bruder umgebracht hat. filmakademie.de
... dass Württembergs Hofbank von einer Frau gegründet wurde? Was heute die Landesbank Baden-Württemberg ist, war im 19. Jahrhundert die Württembergische Hofbank – eine Keimzelle des wirtschaftlichen Erfolgs im Königreich. Gegründet wurde sie 1802 von Herzog Friedrich – sowie von der Jüdin Karoline Kaulla (1739-1809) nebst deren Bruder Jakob. Bis zu ihrem Tod dirigierte die fünffache Mutter das damals bedeutendste württembergische Finanzinstitut und managte zudem als Hofbankière die Finanzen des Königs. Die charismatische Unternehmerin galt zu ihrer Zeit als reichste Frau Deutschlands.
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Industrie investiert kräftig Die Industrie investiert kräftig in den Standort Region Stuttgart. Das zeigt der Strukturbericht Region Stuttgart, der jetzt erschienen ist. Von 2008 bis 2013 lag die Investitionsquote in der regionalen Industrie bei durchschnittlich vier Prozent des Umsatzes und damit deutlich über dem Bundes- (3,2 Prozent) als auch über dem Landesdurchschnitt (3,5 Prozent). Maßgeblich getragen wird die Investitionstätigkeit vom Fahrzeugbau, der für fast zwei Drittel des industriellen Investitionsbudgets verantwortlich ist. Insgesamt habe sich die Wirtschaft in der Region seit 2009 sehr gut entwickelt, heißt es in dem Bericht weiter. Die Beschäftigung habe 2014 einen neuen Höchststand
erreicht, die Prognosen für 2015 und 2016 deuteten auf weiteres Beschäftigungswachstum hin. Der Strukturbericht wird seit über 15 Jahren in einer bundesweit einmaligen Kooperation zwischen Politik, Kammern und Gewerkschaften gemeinsam vom Verband Region Stuttgart, der IHK, der Handwerkskammer und der IG Metall herausgegeben. Im zweijährigen Turnus untersuchen die Forschungsinstitute IAW Tübingen und IMU Stuttgart im Auftrag der Herausgeber aktuelle Entwicklungen und die Strukturen von Wirtschaft und Beschäftigung in der Region. region-stuttgart.de/strukturbericht
Neu in der Region
Unterwegs zur Wiege der Industrialisierung Durch das Filstal führt jetzt eine Route der Industriekultur
Das Routenlogo zeigt immer, wo es langgeht. Ankerpunkte, die nicht unmittelbar am Weg liegen, sind über kurze Abstecher zu erreichen. Eingebettet in den Landschaftspark Region Stuttgart, verknüpft die Route zahlreiche Zeugnisse einer langen und eindrucksvollen Industriegeschichte wie auch einer bis heute lebendigen Unternehmenslandschaft. An allen Stationen zur Industriekultur lässt sich unterwegs Interessantes zu den besonderen Orten, zu Unternehmern und Unternehmen, zu Produkten und Erzeugnissen, zu Baukultur und Denkmalen, zu früheren und heutigen Arbeitswelten erfahren. Geschichte kann man an allen Ecken entdecken: Bevor die Dampfmaschinen das Kommando übernahmen, nutzten die ersten Betriebe die vorhandene Wasserkraft. In Salach wurde bereits im Jahr 1817 eine wassergetriebene Spinnerei gegründet, aus der kurz darauf die Kammgarnspinnerei Schachenmayr hervorging – eine bis heute weltbekannte Marke. Viele Industriedenkmale haben sich mit neuem Leben gefüllt, wie etwa der Kulturpark Dettinger in Plochingen, von wo aus früher Mühlsteine nach ganz Europa exportiert wurden. An anderen Orten lässt sich der Bogen zur Gegenwart schlagen, so in der benachbarten Feldmühle, wo die Ceramtec-Gruppe mit Hochleistungskeramik weltweit Geschäfte macht. Einige Kilometer weiter in Uhingen treibt der Weltmarktführer in der Blechumformung Allgaier seine Innovationen voran, während flussabwärts in Reichenbach bei Starmix der elektrische Händetrockner erfunden wurde. Ob Märklin in Göppingen, WMF in Geislingen, eine Hammerschmiede in Mühlhausen im Täle, die ehemalige Wäschefabrik in Deggingen oder alte Mühlen und historische Bahnhöfe – die Industriegeschichte des Filstals ist vielfältig. Besonders eindrücklich sind auch die persönlichen Geschichten von Menschen aus dem Filstal, die auf der Webseite zur Route der Industriekultur zu
lesen sind. Ein übersichtlicher Führer, den der Verband Region Stuttgart herausgegeben hat, tut ein Übriges. Die einzelnen Orte der Route sind mit dem öffentlichen Nahverkehr oder dem Auto bestens erreichbar. Wer ohne Fahrrad anreist oder gerne etwas flotter als mit reiner Muskelkraft unterwegs ist, kann eine der E-Bike-Miet- und -Ladestationen ansteuern. Führungen, Ausstellungen oder Werksverkäufe sowie gastronomische Angebote ergänzen die eigenen Entdeckungen und machen die Industriekultur vor Ort zu einem Erlebnis. Etliche der beteiligten Kommunen wollen in der Zukunft mit eigenen lokalen Touren an die Route anknüpfen. Astrid Schlupp-Melchinger
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verwurzelt
VRS / Susanne Rauh
Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec lässt sich der Weg in die Vergangenheit am schönsten bewältigen. Die im Juli eröffnete Route der Industriekultur im Osten der Region Stuttgart ist praktischerweise mit dem Filstalradweg verbunden. Das Projekt, das vom Verband Region Stuttgart und den 16 Gemeinden des Filstals getragen wird, führt zu über 100 Standorten von der Quelle bei Wiesensteig bis zur Mündung in Plochingen. Sie bezeugen, dass entlang des Wasserlaufs der Fils die Wiege der württembergischen Industrialisierung stand.
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Branchenfokus
Von der Skizze bis zum Modell – alles aus einer Hand Der Premium-Design- und Entwicklungsdienstleister Silberform AG aus Leonberg arbeitet für alle deutschen Automobilhersteller
fahrzeugbau
Silberform
„Eigene Ideen einzubringen wäre in diesem Business heikel, denn wenn ich einen Außenspiegel, Kotflügel oder ein Rücklicht für den einen Kunden entwerfe, taucht eine ähnliche Idee garantiert auch bei einem anderen Kunden auf, das passiert unterbewusst und lässt sich nicht vermeiden“, erklärt Jürgen Müller. „Deshalb halten wir uns streng an die Vorgaben der Designer, sind froh über Lob und Folgeaufträge, aber die Lorbeeren bleiben beim Chefdesigner des OEMs.“
Im Gegensatz zur Wasch- oder Spülmaschine, bei deren Kauf man weniger auf das Äußere als auf das Fassungsvermögen, den Strom- und den Wasserverbrauch achtet, spielt beim Autokauf das Design eine sehr wichtige Rolle. Entsprechend legen sich die Automobilhersteller bei der Gestaltung ins Zeug. Das geht so weit, dass ein neues Modell, ehe es endlich auf den Markt kommt, monatelang wie ein Staatsgeheimnis versteckt wird. Für Jürgen Müller, Vorstand der Silberform AG aus Leonberg, gehören Verschwiegenheit und Geheimhaltung deshalb zum Credo seines Unternehmens. Nicht nur nach außen, sondern auch zwischen den Kunden darf nicht das geringste Detail durchsickern – und das ist nicht ganz einfach, da alle großen deutschen Automobilhersteller zur Kundschaft des Design-Dienstleisters gehören. Zum Portfolio zählen neben der Design- und Entwurfsphase auch 1:1-Modelle sowie der Bau von Prototypen- und Sonderfahrzeugen. Die ziemlich einmalige Fertigungstiefe macht die erst im Jahr 2010 gegründete Firma heute zu einem der bedeutendsten Designund Entwicklungsdienstleister in Deutschland. Neben dem Hauptsitz im Leonberger Stadtteil Warmbronn – hier sind die Verwaltung und das Engineering angesiedelt – und elf Designstudios und Werkstätten auf dem 10.000 Quadratmeter großen Gelände in Renningen gibt es auch ein kleines Werk im polnischen Krakau. Die Firma hat den Anspruch, ihre Kunden in den hochkomplexen Design- und Entwicklungsprojekten mit Know-how, Innovationskraft und Flexibilität zu unterstützen. Silberform arbeitet den Designern bei Porsche, Daimler und den anderen OEMs – den Originalherstellern – zu, setzt deren Vorgaben um, damit neue Modelle maßstabsgetreu präsentiert werden können.
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Selbstverständlich unterliegt alles, was in den Designstudios geschieht, maximaler Geheimhaltung: Ein- und Ausgänge werden streng kontrolliert, Zugang haben nur die unmittelbar an einem Projekt arbeitenden Mitarbeiter. Fotografieren ist generell verboten, Mobiltelefone dürfen nicht mal mit ins Werk gebracht werden. Drahtloses Internet kommt nicht infrage. Die Auflagen der Automobilhersteller für ihre Zulieferer sind überaus umfangreich, die strengste Zertifizierung Pflicht. „In unserer Arbeit steckt die Zukunft der Automobilindustrie, das ist ein zwar schönes, aber auch sehr anspruchsvolles Geschäft, denn wir arbeiten immer unter extremem Zeitund Sicherheitsdruck“, so Jürgen Müller. Im vergangenen Jahr stellte Silberform 70 Designmodelle im Maßstab 1:1 her, in erster Linie Komplettfahrzeuge aus jeweils bis zu 400 bis 500 Einzelteilen. Um die Modelle in Originalgröße in der geforderten Zeit und Qualität produzieren zu können und um die perfekte visuelle und haptische Darstellung der Fahrzeuge und Ausstattungen zu visualisieren, sind in Renningen alle relevanten Produktionsmittel und modernste Technologien im Einsatz. Die Investitionen in Aus- und Weiterbildung bei Silberform betragen jährlich über eine Million Euro. Denn Müller setzt bei der Suche nach Spezialisten in erster Linie auf Mitarbeiter aus den eigenen Reihen. So ist der größte Teil der 180 Beschäftigten im Unternehmen selbst qualifiziert worden. So gegen den Fachkräftemangel gerüstet, hofft man, in diesem Jahr einen Umsatz von über 20 Millionen Euro zu erwirtschaften. Die Auftragsbücher für die kommenden Jahre sind voll und der nächste strategische Fünfjahresplan ist weitgehend ausgearbeitet. Sonja Madeja
Silberform AG Gründungsjahr: 2010 Sitz: Leonberg Mitarbeiter: 180 silberform.ag
Branchenfokus
Die Veredler Die RHV-Technik GmbH aus Waiblingen verlängert das Leben von Bauteilen aus der Industrie RHV bedient Kunden aus ganz unterschiedlichen Industriezweigen. „Zu uns kommt sowohl der Klärwerksmeister, dessen Welle kaputt ist, als auch das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum, das ein hitzebeständiges Raketenbauteil braucht“, so Hofmann. Bekannte Firmen aus der Region Stuttgart wie Bosch, Mahle, Stihl oder Index gehören ebenfalls zur Kundschaft. Jeder Auftrag sei ein neues Einarbeiten und Forschen nach dem passenden Werkstoff. „Wir leben vom Know-how der Mitarbeiter in der Fertigung“, betont Hofmann.
kratische Hindernisse auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter eingeht. Dazu gehören auch generationengerechte Arbeitszeitmodelle. Die Fluktuation unter den Mitarbeitern sei gering. „Wir haben einen tollen Mitarbeiterstamm. Manch einer bleibt von der Lehre bis zur Rente.“ (leo) rhv-technik.de
Entwickelt hat sich die Firma aus dem Maschinenbau heraus. 1968 machte sich Hofmanns Vater Jochen Rybak als Feinmechaniker in der Steuer- und Regelungstechnik selbstständig, 1977 kam sein Partner Horst Höschele mit dem Schwerpunkt Spritztechnik hinzu. Vor 13 Jahren übernahm Claudia Hofmann die Firma. Den Grund für den Erfolg des Familienunternehmens sieht die Chefin auch darin, dass sie ohne büro-
RHV-Technik
oberflächentechnik
Die Firma RHV aus Waiblingen repariert beschädigte Oberflächen von Druckmaschinen bis hin zu Raketendüsen oder schützt sie vor dem Verschleiß und macht sie damit beständiger. Das Unternehmen wendet dabei die spezielle Oberflächentechnik des thermischen Spritzens an: Werkstoffe werden mit einem Gas-Sauerstoff-Gemisch geschmolzen und dann auf die zu beschichtende Stelle aufgespritzt. „Anders als beispielsweise beim Verchromen erfahren die Bauteile beim thermischen Spritzen keine Gefügeveränderung. Aufgrund der Vielfalt möglicher Spritzmaterialien sind die Anwendungsbereiche beinahe unbegrenzt“, erklärt die Geschäftsführerin Claudia Hofmann. Veredelt wird meist nur an der Stelle, wo die Funktion benötigt wird. So kann ein Bauteil aus Stahl sein und nur an der Stelle, wo der Verschleiß auftaucht, wird eine Keramikschicht aufgetragen.
Kalte Leidenschaft
Martosca
dessen Frau Martina übernahmen diese in den 1990er-Jahren, verkauften sie 2008 und gründeten die Martosca GmbH. „Die Geschäftsidee war, größere Mengen unseres Eises herzustellen und zu vertreiben – weiterhin handwerklich und ohne Geschmackseinbußen, aber auf größeren Maschinen“, erklärt Oscar Slis. Seit 2008 betreiben Martina und Oscar Slis ihre Speiseeismanufaktur Martosca in Nürtingen. Hohes Qualitätsniveau und sorgfältige Handarbeit gehören für die beiden ebenso dazu wie der Verzicht auf künstliche Zusätze und die über mehrere Generationen entwickelten italienischen Rezepte. Oscar Slis’ Vater, der einer der berühmten Eismacherfamilien aus den Dolomiten entstammte, hatte zehn Jahre lang als Eismacher in Brasilien gearbeitet. In den 1960er-Jahren brachte er seine italienischen Eisrezepturen mit nach Deutschland und betrieb bald mehrere Eiscafés in Wendlingen. Sohn Oscar und
Acht Mitarbeiter stellen in einer Schicht bis zu 6.500 Verpackungseinheiten her. „Uns ist der klassische handwerkliche Luftaufschlag wichtig“, sagt Slis, „im Gegensatz zur Industrie, wo dem Eis so viel Luft beigemengt wird, um es cremiger zu machen, dass ein Liter schließlich nur noch 500 Gramm wiegt.“ Bei Martosca wiegt ein Liter Eismasse am Ende immer noch 850 Gramm. Im Repertoire sind – inklusive diverser Sommer- und Wintersorten und einiger Eistorten – 40 Sorten. Die Zutaten für die Erdbeer-, Himbeerund Cassissorbets stammen von hei-
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mischen Obstbauern, Zitronen und Blutorangen kommen als Direktsaft aus Sizilien. Milch, Sahne, Butter, Joghurt und Zucker stammen zu 90 Prozent von regionalen Erzeugern. „Mit den drei Säulen Einzelhandel, Gastronomie und Eigenmarken sind wir sehr gut aufgestellt, wobei der Einzelhandel, der ganzjährig Eis von uns bezieht, die besten Umsätze generiert“, erklärt Slis. Als vierte Säule soll in absehbarer Zeit das sogenannte funktionale Mehrwert-Eis hinzukommen. Es wird vegan, allergenarm und mit natürlichen Zusätzen angereichert sein, die für einen gesunden Organismus förderlich sind. „Wir merken, dass Verbraucher ihre Einkaufsphilosophie ändern, sie kaufen bewusster und nachhaltiger, zunehmend auch vegetarisch oder vegan ein“, so Slis. (som)
lebensmittel
Martosca Speiseeismanufaktur GmbH aus Nürtingen: Speiseeis ohne künstliche Zusätze und Aromen
martosca.de
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Es ist kein Kinderspiel – im Gegenteil: Das überdimensionale Brettspiel „iXX Industrie 4.0“ will Geschäftsführern und Führungskräften von kleinen und mittleren Unternehmen das Thema vernetzte Produktion auf unkonventionelle Weise nahebringen. Und so funktioniert es: Zu Beginn sehen die Mitspieler einen kurzen Film, anschließend würfeln sie ihre Spielfiguren über das Brett und ziehen Informations- oder Fragekarten. Die daraus entstehenden Diskussionen sind der Kern des Spiels. Wie im richtigen Leben gewinnt, wer am meisten Geld sammelt. Öffentlich präsentiert wird das Spiel am 9. Oktober beim Landeskongress der Offensive Mittelstand BW in Stuttgart.
Titelthema: Industrie 4.0
Wie Unternehmen in der Region Stuttgart die vernetzte Produktion vorantreiben
Die Verschmelzung von Produktions- und Informationstechnik ist seit Monaten ein beherrschendes Thema in der deutschen Industrie. Mit ihren zahlreichen Hightech-Industriefirmen und ihrer IT-Kompetenz setzt die Region Stuttgart als Anbieter und Anwender Impulse für die vernetzte Produktion. Vorbei sind die Zeiten, als es auf Computermessen vor allem nüchterne Kästen und überdimensionale Monitore zu sehen gab. Wer dieses Jahr über die weltgrößte ITMesse Cebit schlenderte, wähnte sich bisweilen auf einer Leistungsschau für Hightech-Produktion. In Halle 16 etwa waren am Stand der globalen Innovationsplattform Code-N des Stuttgarter Softwareentwicklers GFT Technologies gleichzeitig vier interaktive Roboter in Aktion zu sehen. Aus einem Hartschaumwürfel mit einem halben Meter Kantenlänge sägten die Maschinen vielfältige Strukturen heraus: Hocker, Schmuckstücke, abstrakte Objekte. Internetnutzer aus aller Welt hatten die kleinen Kunstwerke zuvor mit Hilfe einer 3D-App entworfen und bekamen die fertigen Teile anschließend nach Hause geliefert. „Anstatt nur über das Internet der Dinge zu sprechen, haben wir gezeigt, wie weit die Verzahnung von physischer und digitaler Welt bereits fortgeschritten ist“, sagt Ulrich Dietz, Gründer und Vorstandsvorsitzender von GFT.
Gute Voraussetzungen für Standorte mit hohen Kosten Der Trend zu Hightech-Produktion und zu individuellen Produkten spielt einem Hochkostenstandort wie Deutschland in die Hände. „Es wird möglich sein, individuelle Einzelartikel zum Preis von Massenprodukten herzustellen“, sagt Dr. Mathias Kammüller, Vorstand beim Laser- und Maschinenbauer Trumpf aus Ditzingen, im 179-Interview (S. 10). Dies sieht er als klaren Vorteil für den Standort Deutschland, denn „Losgröße eins aus China lohnt sich nicht: Der Transport von Einzelteilen über lange Strecken macht wirtschaftlich keinen Sinn.“ Trumpf hat das Thema Produktion der Zukunft ganz oben auf der Agenda, treibt unter anderem in der bundesweiten Plattform Industrie 4.0 und der Allianz Industrie 4.0 BW die Umsetzung voran. Dabei kann Trumpf aus reichlich Erfahrung mit 4.0-Anwendungen im eigenen Unternehmen schöpfen. So sind über eine cloudbasierte Plattform weltweit über 10.000 Anlagen mit der Ditzinger Zentrale vernetzt.
Auch wenn man das übliche Wortgeklingel abzieht, das jeden neuen Trend begleitet, klingt dies nach einem gewaltigen Umbruch. „Am Ende wird es eine weitere industrielle Revolution werden“, prophezeit Prof. Dr. Thomas Bauernhansl, Leiter des Stuttgarter FraunhoferInstituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA). Teilweise macht sich Goldgräberstimmung breit: In einer Studie für den Branchenverband Bitkom hält das ebenfalls in Stuttgart ansässige Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) Produktivitätssteigerungen in Höhe von rund 78 Milliarden Euro bis zum Jahr 2025 für möglich. Branchen wie der Maschinenund Anlagenbau könnten über zwei Prozent pro Jahr an zusätzlicher Wertschöpfung erzielen. Für den gleichen
Matthias Ziegler
Offensive Mittelstand / Peter Käpernick
„Internet der Dinge“ oder „Industrial Internet“ sind die gängigen Begriffe im anglo-amerikanischen Sprachraum, in Deutschland hat sich „Industrie 4.0“ durchgesetzt, angelehnt an die Hightech-Strategie der Bundesregierung. Gemeint ist die zunehmende Vernetzung und Digitalisierung der Produktion wie auch der Produkte: Kunden und Geschäftspartner sind in die Wertschöpfungsprozesse integriert, die Serienfertigung wird individualisiert, Produktion und Dienstleistung sind stärker gekoppelt. Teilautonome Maschinen steuern die Interaktion mit den Werkstücken selbst und greifen dabei auf Echtzeitinformationen zurück.
Zeitraum beziffert das Beratungsunternehmen Roland Berger in einer Expertise für den Bundesverband der Deutschen Industrie das zusätzliche Wertschöpfungspotenzial allein für Baden-Württemberg auf mindestens 46 Milliarden Euro bis 2025, für ganz Deutschland sogar auf 425 Milliarden.
titelthema
Industrie 4.0
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Mathias Kammüller 179: US-amerikanische IT-Unternehmen kaufen Roboterfirmen und entwickeln selbst Autos. Muss sich die deutsche Industrie Sorgen machen?
Individualisierung nachkommen. Die Transparenz, die wir durch die Vernetzung hinbekommen, ist die Basis für optimierte Wertschöpfungsnetzwerke.
Kammüller: Der Begriff Industrie 4.0 wurde nicht nur hier erfunden, die Maschinenbau-Nation Deutschland ist auch noch immer führend auf diesem Gebiet. Zwar sind die Amerikaner schneller bei allem, was digitale Geschäftsmodelle betrifft. Was aber die industrielle Umsetzung angeht, ist es umgekehrt – noch. Deutsche Firmen haben bislang häufig die ausgefeilteren Teil-Lösungen parat, jetzt geht es darum, die innovative Agilität der IT-Branche in den klassischen Industriesektoren zu verankern.
Sind kleine Losgrößen ein Vorteil für Hochkostenstandorte?
Welche neuen Möglichkeiten bietet die weitere Vernetzung der Produktion? Dadurch werden effizientere Unternehmensprozesse möglich. Das bedeutet: Unsere Kunden können – genauso wie wir – die Reaktionszeiten und auch die Losgrößen reduzieren und trotzdem der verbreiteten Anforderung nach
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Es wird möglich sein, individuelle Einzelartikel zum Preis von Massenprodukten herzustellen. Diese Einzelprodukte entsprechen dem Trend zur Individualisierung und sind damit eine Anforderung der Zukunft. Und ein Vorteil für den Standort Deutschland – denn Losgröße eins aus China lohnt sich nicht: Der Transport von Einzelteilen über lange Strecken macht wirtschaftlich keinen Sinn. Damit sind kleine Losgrößen eine wichtige Stütze für die Produktion in Hochlohnstandorten. Ist Industrie 4.0 mittelstandsfreundlich? Ja. Denn Industrie 4.0 löst viele Probleme, die gerade unsere kleinen, mittelständischen Kunden umtreiben: Sinkende Losgrößen bei gleichzeitig steigender
Variantenvielfalt bringen heute für unsere Kunden eine ganz neue Komplexität in die flexible Blechfertigung. Viele Aktivitäten, die bisher manuell durchgeführt werden konnten – etwa die Fertigungsplanung –, werden zukünftig nur noch durch IT-gestützte Assistenzsysteme machbar sein. Maschinen können dann nicht nur in Echtzeit über ihren Zustand Auskunft geben, sondern wissen auch sofort, welche eingehenden Aufträge perfekt zu ihrem Rüstzustand oder Material passen. Wenn sich unsere Kunden über eine Cloud mit uns und anderen vernetzen, können sie ihre Abläufe massiv verbessern und gleichzeitig technologisch immer auf dem neuesten Stand bleiben. Was muss die Industrie tun, um unter den neuen Vorzeichen zu bestehen? Wichtig ist in erster Linie eine Offenheit der Branchen füreinander: Wir Maschinenbauer lernen von den Softwareentwicklern beispielsweise gerade, nicht nur in der dinglichen Welt zu denken, sondern in Geschäftsmodellen. Vernetzung ist alles – nicht nur zwischen Maschinen, sondern auch zwischen Lösungsanbietern innerhalb einer Prozesskette.
Bei Bedarf kann eine Maschine in China mit einem Experten in Deutschland Kontakt aufnehmen; falls notwendig, greift dieser direkt in den Produktionsprozess ein. Ein weiteres Beispiel ist eine von Trumpf entwickelte Software für den Einsatz mobiler Endgeräte in der dezentralen Fertigungssteuerung – mit dem reinen Verkauf von Maschinen ist es immer weniger getan, die Bedeutung von Software und Services steigt. So war Trumpf im Jahr 2015 zum ersten Mal unter den Ausstellern der Cebit – in der Code-N-Halle 16.
Ganz vorne in der Reihe der Tempomacher steht der Stuttgarter Technologiekonzern Bosch, der nahezu alle 4.0-Aspekte im eigenen Haus vereint. „Wir forcieren die Vernetzung in allen Bereichen und gestalten sie aktiv mit“, sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung, Dr. Volkmar Denner. Beispiel selbstfahrendes Auto: Ein autonomes Fahrzeug ist das „Smart Product“ par excellence, speziell in der dritten Ausbaustufe, wenn die Autos untereinander vernetzt sein werden und den Verkehrsfluss dezentral steuern können.
Wie Trumpf haben auch andere Maschinenbauer in der Region Stuttgart die Chancen erkannt und entwickeln Anwendungen und Know-how – zum Teil auf allerhöchstem Niveau. Mit gewohnt sicherem Gespür für gelungenes Marketing hat etwa der Esslinger Automatisierungsspezialist Festo seine Bionik-Familie erneut um eine Tierart erweitert. Auf der Hannover-Messe 2015 bekam das erstaunte Publikum erstmals die Bionic Ants präsentiert, eine Gruppe künstlicher Ameisen, die von ihren natürlichen Vorbildern neben der filigranen Anatomie auch das kooperative Verhalten bekommen haben. Um eine schwere Last zu transportieren, kommunizieren die einzelnen Individuen miteinander, dabei entscheidet und handelt jede Ameise autonom: Industrie 4.0 in Reinkultur, denn kommunikationsfähige Komponenten mit dezentraler Intelligenz sind die Basis für das Internet der Dinge.
Als Top-Automobilzulieferer und Weltmarktführer für Sensoren bringt der Technologiekonzern mit Sitz in Stuttgart beste Voraussetzungen dafür mit, dass er in diesem Wachstumsmarkt ein besonders großes Stück vom Kuchen abbekommt. Bei der Küche der Zukunft ist dies durchaus wörtlich zu nehmen: Per Smartphone lässt sich von unterwegs der Backofen starten, während eine im Kühlschrank eingebaute Kamera nachschaut, ob noch genügend Milch im Hause ist. Bosch bietet Hard- und Software für die vernetzte Fertigung an, wie beispielsweise den nach Firmenangaben weltweit einzigen Roboterarm, der die direkte Zusammenarbeit mit Menschen ohne zusätzliche Schutzvorrichtung erlaubt.
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Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2015
Konzernweit ist heute jeder dritte der 45.000 Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung ein Softwareentwickler, Tendenz steigend. Für die eigene vernetzte Fertigung hat Bosch den Innovationscluster „Connected Industry“
Trumpf
im gespräch
Titelthema: Industrie 4.0
Titelthema: Industrie 4.0
Stellt Trumpf heute mehr Softwareentwickler ein als zuvor? Ja, deutlich. Softwareentwickler sind derzeit bei uns die gefragtesten Bewerber, die meisten offenen Stellen haben wir im Bereich Software und IT. Wir haben einen strategischen Fokus auf diese stark wachsende Mitarbeitergruppe gelegt und neue Recruiting-Modelle entwickelt. Individuelle Bewerbertage, frühe Kontaktaufnahme in den Hochschulen oder die Präsenz auf Messen wie der Cebit sind nur einige von vielen Maßnahmen. Was verändert sich durch Industrie 4.0 für die Mitarbeiter? Wenn die Mitarbeiter problemlos mehrere Maschinen gleichzeitig bedienen können, wenn sie auf einfache Art und Weise Transparenz über verschiedene Vorgänge bekommen, können sie ganzheitlichere Aufgaben wahrnehmen. Sie sind nicht mehr nur „Knöpfchendrücker“ an einer einzigen Station, sondern Prozessmanager, die ganze Produktionsprozesse eigenständig lenken und begleiten. Das bedeutet natürlich auch, mehr Verantwortung zu übernehmen.
Dr. Mathias Kammüller Geschäftsführer der Trumpf GmbH + Co. KG und Vorsitzender des Geschäftsbereichs Werkzeugmaschinen In Schwäbisch Hall geboren, studierte Mathias Kammüller an der Universität Stuttgart Maschinenbau und promovierte dort. Seine Industriekarriere startete er als Fertigungsplanungsingenieur und Gruppenleiter bei Bosch in Stuttgart und war anschließend Geschäftsführer Produktion bei einem Bosch-Gemeinschaftsunternehmen in Japan. 1990 wechselte er zur Trumpf-Gruppe und wurde 1993 Geschäftsführer. Seit Juli 2000 ist er zudem Vorsitzender des Geschäftsbereichs Werkzeugmaschinen. Als ein weltweit führender HightechAnbieter stellt Trumpf Werkzeugmaschinen sowie Laser und Elektronik für die Industrie her. Das unabhängige Familienunternehmen zeichnet sich seit vielen Jahrzehnten durch stetiges Wachstum und hohe Innovationskraft aus.
gegründet, der die internen Kompetenzen bündelt und alle 15 Geschäftsbereiche des Konzerns bei der Umsetzung von Industrie 4.0 unterstützt. Rund 200 Mitarbeiter soll der Cluster bis Ende des Jahres beschäftigen. „Viele der bei uns entwickelten Lösungen bieten wir auch externen Kunden an“, sagt dessen Leiter Dr. Stefan Aßmann. Wie kaum eine andere Firma tritt die Bosch-Gruppe gleichzeitig als Leitanbieter und Leitanwender auf – was auch für den Standort Region Stuttgart mit seinen zahlreichen Maschinen- und Anlagenbauern insgesamt gilt.
Mittelstand hinkt hinterher Ein typisches Beispiel ist Bosch auch insofern, als Industrie 4.0 derzeit vor allem von Großunternehmen getrieben wird. „Der Mittelstand hat sich ein bisschen zurückgelehnt“, bedauert der Fraunhofer-IPA-Chef Thomas Bauernhansl. Dabei gibt es durchaus erfolgreiche Beispiele, wie das der Zimmermann Industrieservice Elektrotechnik GmbH in Esslingen mit ihrem Energiemanagementsystem Emsyst 4.0, das mit Unterstützung des Bundeswirtschaftsministeriums entwickelt wurde. Das System vernetzt haustechnische Anlagen, steuert interaktiv Heizung und Beleuchtung ebenso wie Sonnenschutzsysteme. Sein Wissen holt es sich von unterschiedlichsten Informationsquellen – es kennt die Anforderungen der verschiedenen Wochentage, liest den Raumbelegungsplan, nimmt Kontakt mit der Fotovoltaikanlage auf und berücksichtigt die aktuellen Wetterdaten.
Dass solche Erfolgsbeispiele für 4.0-Anwendungen bei kleineren Firmen noch die Ausnahme sind, könnte an der Schwellenangst liegen, vermutet Volker Sieber, Entwicklungsleiter bei der Schnaithmann Maschinenbau GmbH in Weinstadt. „Dem Mittelstand fehlt die IT-Affinität, deshalb wird die Idee hinter Industrie 4.0 teilweise nicht verstanden“, sagt er und kritisiert die Akademisierung der Diskussion: „IT-Slang wie Interoperabilität, Big Data, Smart Grid oder Embedded Systems wirkt auf einen Maschinenbauer abschreckend.“ Weniger akademisch agieren, zum Beispiel in Ausschreibungen für Forschungsprojekte, und nicht die Technologie, sondern den Kundennutzen in den Vordergrund stellen, lauten seine Vorschläge, um Industrie 4.0 weiterzubringen. Und kleineren Firmen rät er, „nicht lange auf Standards oder Richtlinien warten, sondern lieber loslaufen ohne zu zögern“. In einem gemeinsamen Entwicklungsprojekt mit zwei anderen Firmen in der Region Stuttgart hat sein Unternehmen ein Vorzeigebeispiel geliefert: Für eine Drehmaschine eines größeren Herstellers in der Region hat Schnaithmann eine spezielle Zuführtechnik entwickelt, die das Bauteil-Handling zwischen den einzelnen Schritten übernimmt. Die Toleranzen überwacht eine Anlage des Spezialisten für Fertigungsmesstechnik Ernest Lehnert aus Hattenhofen. So können bereits minimale Abweichungstendenzen, ausgelöst etwa durch die
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titelthema
Die Fragen stellte Helmuth Haag
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Festo
fortgeschrittene Abnutzung eines Werkzeugs, in Echtzeit korrigiert werden, bevor fehlerhafte Werkstücke entstehen. Dafür muss eine Vielzahl von Werten mit verschiedenen Messmethoden überwacht werden. Das Resultat ist eine Datenflut, die aufbereitet, bewertet und in Steuersignale umgesetzt wird. „Nicht die Digitalisierung allein ist der entscheidende Aspekt, sondern die Erweiterung der Maschine zum hochvernetzten Wertschöpfungssystem“, erläutert Volker Sieber. „In einem schrittweisen pragmatischen Vorgehen und in der Kooperation mit den richtigen Partnern liegen große Chancen für den Mittelstand.“
Sicherheit entscheidet Hochkomplexe und vernetzte Produktionssysteme wie auch die Zusammenarbeit mit Externen werfen verstärkt die Frage nach der Sicherheit auf. Wie geschützt sind meine Daten in der Cloud? Wie lebe ich damit, dass ein Partner von außen in meine Fertigungssteuerung eingreift? Und wie schütze ich meine Mitarbeiter vor einer unliebsamen Bekanntschaft mit dem Kollegen Roboter? „Der sicheren Automatisierung von Maschinen und Anlagen kommt für Industrie 4.0 eine entscheidende Rolle zu“, weiß Susanne Kunschert, geschäftsführende Gesellschafterin der Pilz GmbH in Ostfildern (Porträt S. 14). Pilz ist eines der führenden und innovativsten Unternehmen auf dem Gebiet der Sicherheit in der Automatisierungstechnik. Das 1987 auf den Markt gebrachte Sicherheitsschaltgerät PNOZ wurde rasch ein Verkaufsschlager und avancierte zum weltweiten Standard. Gemeinsam mit der Daimler AG hat Pilz das Kamerasystem zur 3D-Raumüberwachung von Industrieanlagen SafetyEye entwickelt. Es erkennt beispielsweise, ob sich ein Mitarbeiter in einem Bereich aufhält, in dem er durch eine Bewegung eines Roboterarms zu Schaden kommen könnte. Bei Gefahr kann die Bewegung des Roboters verlangsamt oder gar gestoppt werden. Zäune oder andere trennende Schutzeinrichtungen sind überflüssig. Neben der Automobilindustrie kann Safety-Eye in Bereichen wie der Luftfahrttechnik oder der Verpackungsindustrie eingesetzt werden.
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Die enge Verknüpfung von Fertigungstechnik mit IT und Software ist für die Industrie der Region nichts grundsätzlich Neues. „Schon heute entfällt bei vielen Maschinen die Hälfte des Preises auf Software, aber jetzt kommt der Sprung in die Vernetzung“, markiert der Fraunhofer-IPAChef Thomas Bauernhansl den entscheidenden Punkt. Hier stößt der deutsche Maschinenbau speziell auf die Konkurrenz der nordamerikanischen IT-Konzerne. Wenn Google acht verschiedene Roboter-Hersteller kauft und damit zum Produzenten von humanoiden Robotern, von Roboterkameras und Drohnen wird, muss das bei der produzierenden Industrie Alarm auslösen. Der Versandriese Amazon entwickelt Roboter für die Intralogistik sowie Drohnen für die Zustellung der Pakete. Der Bau des selbstfahrenden Google Car ist ebenfalls keine vertrauensbildende Maßnahme. Welche strategischen Überlegungen hinter diesen Aktivitäten stecken, glaubt Bauernhansl zu wissen: „Google will kein Auto bauen, sondern sich als Dienstleister zwischen Hersteller und Kunden schieben, so dass dieser den Kundenkontakt verliert.“ Schon ist ein neues Geschäftsmodell entstanden und der reine Hersteller hat das Nachsehen. Zunehmend denken deshalb Maschinen- und Anlagenbauer über eine stärkere Lebenszyklus- und Serviceorientierung und über flexible Nutzermodelle wie „Pay per Use“ nach. Dass die produzierende Industrie den IT-Giganten das Feld nicht kampflos überlassen will, zeigt beispielhaft die Daimler AG, die zusätzlich zu ihrem Kerngeschäft Automobilbau den Weg zum Mobilitätsdienstleister eingeschlagen hat, gebündelt in der Dienstleistungstochter Moovel GmbH mit Car-Sharing-Angeboten, Mietwagen, Parkhausservices und Taxidiensten. Die Moovel App zeigt den einfachen Weg zum Ziel und bezieht dabei auch den öffentlichen Verkehr und selbst Mietfahrräder mit ein. Daimlers Carsharing-Anbieter Car2Go ist mit über 13.000 Fahrzeugen in 30 Städten Europas und Nordamerikas Weltmarktführer. Alle 1,4 Sekunden wird der Zentrale in LeinfeldenEchterdingen eine neue Vermietung signalisiert.
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So hat die Region Stuttgart in mehrerer Hinsicht gute Perspektiven: Sie verfügt über reichlich Fertigungsund Software-Know-how und den Firmen steht eine über Jahrzehnte hinweg gewachsene wissenschaftliche Infrastruktur aus Hochschulinstituten und Forschungseinrichtungen zur Seite. Ein Highlight ist das Großprojekt Arena 2036 der Universität Stuttgart, bei dem Industriepartner gemeinsam mit Softwareentwicklern und Messtechnikspezialisten an der Automobilproduktion der Zukunft arbeiten. Die Lernfabrik Advanced Industrial Engineering am Institut für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF) der Uni Stuttgart, die sich auf die Ausbildung für wandlungsfähige Produktion spezialisiert hat und bereits zahlreiche 4.0-Anwendungen enthält, wird zum Anwendungszentrum für Industrie 4.0 ausgebaut. Große Firmen wie HP oder Festo sowie mehrere Fraunhofer-Institute kooperieren dort. Auch solchen Einrichtungen ist es zu verdanken, dass sich laut Strukturstudie „Industrie 4.0 für Baden-Württemberg“ der Südwesten als Anbieter von 4.0-Anwendungen in einer „guten Ausgangsposition“ befindet. Einige Pioniere des Wandels sitzen im Land. Die Untersuchung sieht aber auch Nachholbedarf. So müssten kleine und mittlere Unternehmen (KMU) dabei unterstützt werden, ihr Innovationspotenzial besser auszuschöpfen. Hier kommen Organisationen wie die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) ins Spiel, die mit zahlreichen Veranstaltungen und Unterstützungsangeboten für KMU das Thema in die kleineren Firmen trägt. Dazu gehören ganz klassisch die Vorstellung guter Praxisbeispiele aus dem Mittelstand, aber auch Workshops für die strategieorientierte Vertiefung des Themas. „Es gibt bei den kleineren Unternehmen in der Region einige Vorreiter, die sich bereits jetzt für den Wettbewerb positionieren. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, diese dabei zu unterstützen und gleichzeitig die anderen Firmen zu ermuntern, die Chancen von Industrie 4.0 mutig zu ergreifen“, erläutert WRS-Geschäftsführer Dr. Walter Rogg seinen Ansatz. Die regionalen Kompetenzzentren Packaging Excellence Center, Virtual Dimension Center und Mechatronik BW widmeten sich ebenfalls verstärkt dem Thema, genau wie das Landesnetzwerk Manufuture-BW, das den Aufbau innovationsfördernder Strukturen in der Produktionstechnik unterstütze und seine Geschäftsstelle bei der WRS habe, so Rogg weiter.
Mitarbeiter müssen Neues lernen Wenn die Produktion der Zukunft gravierende Veränderungen auf der organisatorischen Ebene auslöst, bleibt dies nicht ohne Einfluss auf das Führungsverhalten in Unternehmen, auf Entscheidungsbefugnisse der Mitarbeiter und die dafür notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten. Höhere Anforderungen an das Abstraktionsvermögen und die Lesekompetenz bei den künftigen Beschäftigten in der Produktion erwartet etwa Welf Schröter, Leiter des Forums Soziale Technikgestaltung, ein beratendes Netzwerk beim DGB Landesbezirk Baden-Württemberg. „Mitarbeiter mit eher händischem Können müssen
künftig ingenieurähnliche Tätigkeiten übernehmen.“ Mehr und bessere Qualifizierung ist auf diesem Weg ein probates Mittel. Betriebliche Fortbildung, Höherqualifizierung und Lebenslanges Lernen sind die bekannten Instrumente. Arbeiten 4.0 wird vernetzter, digitaler und flexibler sein. Bereits heute reagieren einige Unternehmen darauf. Festo Didactic hat nach eigenen Angaben als erstes Unternehmen der Welt eine cyberphysische Lernfabrik entwickelt, die als modulare Produktionsanlage alle Kernprozesse von Industrie 4.0 für die Weiterbildung abbildet. Auch in der Lernfabrik der Universität Stuttgart finden die kleineren Firmen der Region ein Angebot direkt vor der Haustür. An der Gewerblichen Schule Göppingen bietet die Lernfabrik 4.0 künftigen Facharbeitern die Möglichkeit, sich mit der Arbeitswelt von morgen vertraut zu machen.
Elanders Germany
titelthema
Starkes wissenschaftliches Umfeld
Teilweise ist diese bereits Realität – etwa bei manchen Anwendungen im Druck- und Verlagswesen. Angefangen mit dem Fotobuch hat sich dort ein großer Markt für individualisierte Printprodukte entwickelt. Wer etwa Schokolade schenkt, kann das heute mit ganz persönlicher Note machen: Auf der Website von Ritter Sport aus Waldenbuch wählt er die Lieblingssorte und entscheidet sich für ein Basismotiv, das sich durch ein eigenes Foto und eine Grußbotschaft ergänzen lässt. Mit dem Drücken der Enter-Taste wirft er bei Elanders Germany in Waiblingen die Druckmaschinen für die persönliche Schokoverpackung an – die Zeiten der banalen Pralinenschachtel sind passé. „Für den persönlichen ‚Schoko-Gruß‘ von Ritter Sport haben wir auch die IT-Lösung inklusive Bestellwebsite entwickelt“, berichtet Gründer und Geschäftsführer Peter Sommer. „Die Daten fließen aus dem Internet direkt in unseren Produktionsprozess, so dass die Verpackungen ‚just in time‘ gedruckt und verarbeitet werden können.“ Die Firma, 1982 als kleine Offsetdruckerei gestartet, hat frühzeitig auf individualisierten Digitaldruck gesetzt und ist heute ein international gefragter Dienstleister. Dieses Erfolgsbeispiel in der ansonsten vor allem durch Gegenwind geprägten Druckbranche zeigt eindrucksvoll, wie vernetzte Produktion neue Wachstumsimpulse erzeugen kann. Helmuth Haag
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Die Menschenfischerin Susanne Kunschert ist geschäftsführende Gesellschafterin der Pilz GmbH in Ostfildern, die auf dem Gebiet der sicheren Automatisierung zu den Weltmarktführern gehört. Ihren wachsenden Familienbetrieb leitet sie mit der Ruhe in den letzten Dingen. Porträt einer Wertebewussten. Von Michael Ohnewald
Es gibt Termine, die mit einem Händedruck beginnen und mit einer Umarmung enden. Das geschieht eher selten in einem auf Distanz angelegten Arbeitsleben, das seine Abstände pflegt. Susanne Kunschert ist gesegnet mit der Gabe, Distanz zu überbrücken. Sie tut das nicht aus Kalkül. Es passiert einfach, weil das in ihr wohnt. „Alle krempeln derzeit die Ärmel hoch“ Früher Morgen in Ostfildern. Die Chefin des Hauses kommt gerade vom Interview mit dem Sender Rai. Die Italiener haben das Thema Industrie 4.0 entdeckt, und Susanne Kunschert hat nicht nur ein telegenes Gesicht, sondern auch eine Menge zu erzählen über Maschinen und Produkte, die denken lernen, was ein gewaltiges Potenzial für Produktionssteigerungen birgt. „Das ist ein Thema, das uns als mittelständische Unternehmen wachrüttelt“, sagt die Firmenchefin. „Und alle krempeln derzeit die Ärmel hoch.“ Die einen nennen es Big Data, andere sprechen von Industrie 4.0 oder vom Internet der Dinge. Gemeint ist das Gleiche: Immer mehr Maschinen und Produkte werden miteinander vernetzt und kommunizieren über das Internet in Echtzeit. Die digitale Welle schwappt mehr und mehr in den Alltag der Heutigen, die über ihr Smartphone nicht nur die Beschattung des wetterfühligen Eigenheims steuern, sondern bequem via Internet ihr bestelltes Paket verfolgen, das auf seiner Reise permanent Signale sendet, auf dass der Empfänger genau weiß, wann ihn die Lieferung erreicht. Das alles sind kleine Facetten einer großen Entwicklung, die mit Macht auf die Märkte drängt und auch die Strukturen in vielen mittelständischen Unternehmen verändert, die ihre Mitarbeiter auf die neue Epoche einstimmen. Vorbei sind die Zeiten, in denen Erfinder im Elfenbeinturm neue Produkte schufen, ohne sich darum zu kümmern, was vielleicht daraus werden und wie man sie vernetzen könnte. Moderne Betriebe arbeiten zunehmend in Teams. Maschinenbauer wirken mit Elektronikern und Programmierern zusammen, um am Ende gemeinsam ein Produkt zu schaffen, das über interaktive Sensoren mit der Umwelt kommuniziert.
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Die gewonnenen Daten werden für die Produktion genutzt, für die Wartung und im besten Fall bereits für die nächste Generation des Geräts, das im laufenden Betrieb permanent Daten ausspuckt, welche hilfreiche Fingerzeige über die tatsächliche Nutzung und Betriebsdauer liefern. Das steigert im Zweifel nicht nur die Wertschöpfung, sondern spart auch enorm Kosten. Susanne Kunschert ist eine Art Botschafterin des Neuen, nicht nur, weil in ihrer Firma IT und Produktion längst zu praktikablen Lösungen verschmelzen. Pilz entwickelt und vertreibt Produkte und Dienstleistungen für die sichere Automatisierung, darunter Sensoren, Schaltgeräte, Steuerungen und Antriebe, die letztlich dafür sorgen, dass Menschen in der Produktion sicher und unversehrt ihrem Tagwerk nachgehen können. Das Unternehmen zählt in diesem Segment zu den Weltmarktführern. Neben dem Stammhaus in Ostfildern ist Pilz mit 31 Tochtergesellschaften und Niederlassungen auf allen Kontinenten vertreten. „Auch wenn mit Industrie 4.0 die vierte industrielle Revolution gemeint ist, so ist es doch eher eine Evolution“ Der familiengeführte Betrieb beschäftigt derzeit mehr als 1.900 Mitarbeiter und steigerte 2014 seinen Umsatz auf den neuen Rekordwert von 259,3 Millionen Euro – ein Plus von 11,3 Prozent gegenüber 2013. Dabei setzt die Hightech-Firma zunehmend auf hochgradig vernetzte Strukturen und bietet Industrie-4.0-fähige Automatisierungssysteme an. „Auch wir sind erst auf dem Weg“, sagt Susanne Kunschert bescheiden. Nicht von ungefähr wurde sie indes vom Bundesforschungsministerium in ein 25 Köpfe zählendes Gremium berufen, das sich mit Chancen und Risiken der hochvernetzten Zukunft auseinandergesetzt hat. „Auch wenn mit Industrie 4.0 die vierte industrielle Revolution gemeint ist“, sagt die Betriebswirtin, „so ist es doch eher eine Evolution.“ Diesen Prozess gelte es behutsam auch im Sinne der Mitarbeiter zu gestalten, wobei Susanne Kunschert in diesem Punkt ihre ganz eigene Sicht auf die Dinge hat. „In unserer schnelllebigen
Pilz
porträt
Titelthema: Industrie 4.0
Zeit braucht es mehr denn je Werte, die uns tragen, sonst haut es uns weg. Das Menschliche darf auch in Zukunft nicht zu kurz kommen.“ So denkt man, wenn man Susanne Kunschert heißt und einst in der Abi-Zeitschrift als Berufsziel „Lebenskünstlerin“ vermerkt hat. Eine Kunst ist das Leben in der Tat, und sie hat es sich in der Gewissheit angeeignet, dass es da einen Brunnen gibt, der zu bewässern vermag, jenseits aller Pegelstände, die sich in dieser Welt ständig ändern. Dieser Glaube ist ihr von den Eltern in die Wiege gelegt worden, die ihre 1970 geborene Tochter mit christlichen Werten düngten, nicht aber mit dem Ehrgeiz, eines Tages das Familienunternehmen leiten zu müssen. „Wir Kinder waren in der Berufswahl völlig frei“, sagt Susanne Kunschert im Rückblick. Der Vater starb früh bei einem Flugzeugunglück, die Mutter ließ ihr Raum für die eigene Spiritualität und dafür, die persönliche Mitte zu finden, was im Zweifel wichtiger ist als das Diktat der Quartalszahlen. Susanne Kunschert studierte Betriebswirtschaft und eher nebenbei die Kunst des Lebens. In den Semesterferien jobbte sie in Malawi und lernte bei Pater Franz Stoffel, wie sehr Begegnung bereichert. „Wenn ich hier in Deutschland auf Leute treffe, die ständig unzufrieden sind, dann denke ich oft an das Lachen der Afrikaner.“ Geprägt hat sie auch der Ulmer Theologe und Buchautor Baldur Kirchner, bei dem sie nicht nur immer wieder Schweigeseminare bucht, sondern sich auch seiner Ratschläge bemächtigt. Einer davon wirkt bis heute nach: „Wenn du andere führen möchtest, mögest du gelernt haben, dich selbst zu führen.“
Das hat sie längst verinnerlicht. Susanne Kunschert kann nicht nur mit Zahlen, sondern vor allem auch mit Menschen, die sie für sich gewinnt mit einem fröhlichen Erlebnishunger, der ansteckend wirkt. Das hilft im Alltag durchaus, wenn es darum geht, die Belange der Firma mit den Wünschen ihres zehnjährigen Sohns in Einklang zu bringen, der seine Mutter immer wieder dezent korrigiert, wenn sie mit den Füßen vor ihm steht, aber mit dem Kopf noch im Büro ist. Das Unternehmen leitet sie gemeinsam mit Bruder Thomas und Mutter Renate. „Wir harmonieren bestens“, sagt sie. „Und wenn es mal nicht klappt, beten wir eben zusammen und dann löst es sich.“ Einmal im Jahr organisiert das Trio eine Unternehmensversammlung, in der es darum geht, die Megatrends der Zukunft zu erspüren und die eigenen Strategien zu hinterfragen. Susanne Kunschert ist bestens vernetzt wie die Produktion von morgen – und damit gut aufgestellt. Und doch ist ihr bei alledem bewusst, dass nicht sie es ist, die alle Fäden in der Hand hält. Ihr zeitloser Megatrend bleibt der Glaube. „Ich bin zu der geworden, die ich bin, weil ich mich durch Gott führen lasse“, sagt sie zum Abschied und umarmt ihr Gegenüber, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.
Für seine Reportagen und Porträts ist Michael Ohnewald mit den renommiertesten Preisen ausgezeichnet worden, die im deutschen Journalismus vergeben werden. Für 179 porträtiert der Ludwigsburger Autor herausragende Persönlichkeiten aus der Region.
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Wissenschaft
Keimfrei Richtung Mars
erforschen
SMNS, R. Schoch
Älteste Schildkröte der Welt
Der Paläontologe des Staatlichen Museums für Naturkunde Stuttgart, Dr. Rainer Schoch, hat das Fossil einer 240 Millionen Jahre alten Ur-Schildkröte ausgegraben. Weltweit einzigartig ist der Fund, weil er den Ursprung der Schildkröten nach 200 Jahren Rätselraten klärt. Hatten Forscher bisher angenommen, dass Schildkröten von sehr urtümlichen Sauriern abstammen, legen die Skelettreste aus einem
Steinbruch bei Schwäbisch Hall eine Verwandtschaft mit Echsen, Krokodilen und Vögeln nahe. Eine anatomische Rekonstruktion ergab, dass die Pappochelys, was übersetzt so viel wie „Opaschildkröte“ bedeutet, einer kräftig gebauten Echse ähnlich gesehen haben dürfte. „Die neuen Funde schlagen gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie klären, wie der Bauchpanzer entstand und wie der Schädel der Schildkröten ursprünglich ausgesehen hat und sind daher von großer evolutionsbiologischer wissenschaftlicher Bedeutung“, erläutert Schoch. Nicht nur für die Wissenschaftswelt ist das 20 Zentimeter große Fossil eine Attraktion – in der wissenschaftlichen Sammlung des Naturkundemuseums kann es zukünftig auch von der Öffentlichkeit bestaunt werden. (leo) naturkundemuseum-bw.de
Schon kleinste Verunreinigungen können die Mechanik von Raumfahrzeugen blockieren, einen Kurzschluss verursachen oder gar das Untersuchungsergebnis verfälschen. Damit die für 2018 geplante Marsmission „ExoMars“ so fehlerfrei wie möglich ablaufen kann, haben Forscher des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) aus Stuttgart einen speziellen Reinraum entwickelt. Dort wird unter anderem das Fahrzeug keimfrei gemacht, das über die Planetenoberfläche rollen und bis zu zwei Meter tiefe Bohrungen vornehmen wird. „Damit seine Sensoren, die nach Leben suchen, zuverlässig arbeiten können, darf es kein organisches Material von der Erde einschleppen“, erläutert Udo Gommel vom Fraunhofer IPA. Für das Sterilisieren wird ein Strahl aus feinen Kristallen von gefrorenem Kohlendioxid eingesetzt, welcher in alle Ritzen eindringt und kleinste Verschmutzungen entfernt. Der 70 Quadratmeter große Reinraum ist bereits in Betrieb und nach Angaben der Forscher etwa eine Milliarde mal sauberer als Umgebungsluft. Neben „ExoMars“ wird er auch für weitere Raummissionen genutzt. (kt) ipa.fraunhofer.de
Elektrisch über alle Berge Forscher des Instituts für Flugzeugbau (IFB) der Universität Stuttgart haben ihr Elektroflugzeug „e-Genius“ auf Alpenüberquerung geschickt und damit einen historischen Flug ermöglicht. Kein anderer Batterie-Flieger hat bisher diese Strecke zurückgelegt. Um die Gipfel der Zentralschweiz in sicherer Höhe zu überfliegen, begab sich das Flugzeug auf eine Höhe von 4.000 Metern. Abflug war in Stuttgart, zwei Stunden später erreichte
e-Genius den Zielflugplatz im 320 Kilometer entfernten norditalienischen Calcinate del Pesce. Trotz anspruchsvoller Steigflüge verbrauchte der Forschungsflieger für Hin- und Rückweg nur 83 Kilowattstunden an elektrischer Energie, was einem Energieinhalt von 9,2 Litern Benzin entspricht. Laut Universität sei durch den Flug der Nachweis gelungen, dass Flugzeuge mit Batterieantrieb leistungsfähig und alltagstauglich sind.
„Damit ist ein wichtiger Schritt hin zu einer CO2 -armen und energieeffizienten Luftfahrt gelungen“, heißt es weiter in dem Bericht der Universität. Das Elektroflugzeug wurde am Institut für Flugzeugbau entwickelt und befindet sich seit Mai 2011 in der Flugerprobung. (leo) ifb.uni-stuttgart.de
Vorbild Wasserspinne
Universität Stuttgart / ITKE
Studenten der Universität Stuttgart haben eine Idee aus der Natur in ein ebenso stabiles wie futuristisches Gebäude umgesetzt. Ihr Vorbild waren die Nester der Wasserspinne: Das Tier baut sich unter Wasser Luftglocken, deren Innenseite es nach einem ausgeklügelten Konstruktionsplan mit Spinnfäden auskleidet. Diese halten die Luft im Inneren. Ein interdisziplinäres Team aus Biologen, Paläontologen, Architekten und Ingenieuren unter Federführung des Instituts für Computerbasiertes Entwerfen (ICD) und des Instituts für Tragkonstruktionen und Konstruktives
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Entwerfen (ITKE) übersetzte dieses Vorgehen der Spinne in neuartige Herstellungsverfahren sowie computerbasierte Entwurfs- und Simulationsprozesse. Ein Roboter verklebte 45 Kilometer feinste Carbonfasern an der Innenseite einer aufgeblasenen und formgebenden Folienhülle. Der neue Forschungspavillon auf dem Innenstadt-Campus bricht altes Architekturdenken auf, weil Entwurf und Realisierung ineinander übergehen. (asm) icd.uni-stuttgart.de itke.uni-stuttgart.de
Innovation
Über Stock und Stein
Die Lösung war ein Segway, der als Basis für seine Neukonstruktion diente. Gyroskope, die üblicherweise in der Luft- und Raumfahrt eingesetzt werden, messen 100-mal pro Sekunde Terrain und Körperposition und balancieren den Elektrorollstuhl und den Körper laufend stabil aus. So ist das Gefährt extrem beweglich und die Steuerung kinderleicht. Neigt sich der Fahrer nach vorne, fährt er vorwärts, neigt er sich nach hinten, bremst der Rollstuhl oder fährt bei stärkerer Neigung auch rückwärts.
Die Bewegung der Lenkstange nach rechts oder links bestimmt die Richtung. Der Benutzer muss körperlich in der Lage sein, frei zu sitzen, um das sichere Fahren und Bremsen gewährleisten zu können. Zusätzlich, so ergänzt Fried, „unterstützt die bewegungsgesteuerte Benutzung des F2 auch die feinmotorische Entwicklung des gesamten Oberkörpers“. Auch die integrierten Parkstützen passen sich automatisch dem unterschiedlichen Terrain an. Mit den zwei autonom gesteuerten Elektromotoren sind auch starke Steigungen und Gefälle kein Problem. Der geländegängige Rollstuhl kann bequem an jeder Steckdose aufgeladen werden. Die Hochleistungsbatterien erlauben je nach Terrain eine Reichweite von bis zu 38 Kilometern. Beim Bremsen und auf Gefällstrecken wird die kinetische Energie zum Wiederaufladen des Lithium-Ionen-Akkus verwendet. Forschung, Entwicklung und Produktion der Freee Mobility GmbH erfolgen komplett in Urbach, dort können sich Interessierte auch beraten lassen und an Fahrertrainings teilnehmen. (asm)
Freee Mobility
Über Stock und Stein stößt ein Rollstuhl schnell an seine Grenzen. Hier kommt der „F2“ der Firma Freee Mobility ins Spiel: Den Elektrorollstuhl fürs Gelände hat Andreas Fried aus Urbach entwickelt. Anlass für die Erfindung war ein sehr persönlicher: Sein Bruder Thomas ist seit seinem 33. Lebensjahr querschnittsgelähmt. Dass dessen Bewegungsfähigkeit in der freien Natur sehr eingeschränkt war, ließ Andreas Fried keine Ruhe. Der gelernte Ingenieur und Geschäftsführer der Fried Kunststofftechnik GmbH in Urbach begann vor einigen Jahren auszuprobieren, wie dies zu lösen wäre.
entwickeln
Die Freee Mobility GmbH aus Urbach verhilft gehbehinderten Menschen zu neuer Freiheit
Der Vierfarbenstift Wenn andere schon längst in Rente sind, haben echte Schwaben immer noch etwas zu tun. Von Albert Hirth stammt der praktische Vierfarbenstift, den er 1930 im Alter von 70 Jahren erfand. Im Schaft befinden sich vier wählbare Minen, meist rot, blau, schwarz und grün. Das ist aber nur eine von vielen Ideen, die Hirth zeitlebens in die Tat umsetzte: Rund 350 Patente und Erfindungen sind von ihm überliefert. Der Ingenieur gilt auch als „schwäbischer Edison“, so einfallsreichreich war er. Der Sohn eines Müllers aus Meimsheim hatte einen ständig tüftelnden Vater als Vorbild. Bereits als Jugendlicher wusste Hirth mit Einfallsreichtum zu überzeugen. Er ersann Apparate zum Abwickeln von
Wollsträngen oder eine Vorrichtung, um Nudelteig zu schneiden. Seinen Beruf lernte er von der Pike auf, zuerst als Mechaniker, dann an der Königlichen Baugewerkeschule Stuttgart, dem Vorläufer der heutigen Hochschule für Technik. Hirth war ein Antreiber und Verbesserer, der als Konstrukteur und Betriebsleiter in der Terrot‘schen Strickmaschinenfabrik in Bad Cannstatt tätig war, später die Uhrenproduktion des Uhrenherstellers Junghans rationalisierte und für Robert Bosch arbeitete, der sich höchst beeindruckt von dem jungen Erfinder zeigte. Hirth gründete mehrere Unternehmen in Bad Cannstatt und war Vorsitzender des Verbandes Württembergischer Industrieller. Legendär ist die sogenannte
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Hirth-Verzahnung, eine Verbindung von Wellen, die im Maschinenbau immer noch angewendet wird. Und auch der Vierfarbenstift wird im digitalen Zeitalter noch von namhaften Schreibwarenherstellern angeboten. (asm)
WRS
wer hat‘s erfunden?!
freee.de
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Existenzgründung
Gesundes Brot aus regionalem Getreide im Internet: Das Start-up „MixDeinBrot“ bietet individuelle Bio-Backmischungen
Prinzessin Rote Bete trifft auf Kichererbse Das eigene Brot zu backen, ist seit Langem Trend, ebenso wie der Wunsch, gehaltvollere und damit gesündere Lebensmittel zu konsumieren. Mona Glock, Lebensmittelund Ernährungswissenschaftlerin und Absolventin der Universität Hohenheim, hat daraus eine Geschäftsidee gemacht. Bereits während ihres Studiums, das sie im vergangenen Jahr abgeschlossen hat, begann sie mit den Vorbereitungen. „Es sind sehr viele Dinge, die organisiert werden mussten – von den passenden Lieferanten bis zu Verpackungen und natürlich dem Internetauftritt“, so erzählt Glock von ihren Erfahrungen. Vor allem Freunde von besonderem Brot werden das Start-up willkommen heißen, denn Backwaren aus Urgetreide oder gar aus eiweißreichem Kichererbsenmehl oder Amarant sind gar nicht so leicht erhältlich. Gerade das Angebot an Dinkel und Emmer ist knapp, weil sie im Vergleich zum Weizen nur in kleiner Menge angebaut werden. „Darin liegt auch die besondere Nische, die ich mit meinem Angebot besetze“, erläutert die junge Unternehmensgründerin. Alte Getreidearten ermöglichen völlig neue Geschmackserlebnisse Anstatt zu einer Mühle zu fahren oder sich alle Zutaten bei verschiedenen Anbietern zu besorgen, bestellt man einfach im Onlineshop, der seit Februar des Jahres online ist und „schon sehr erfreulich läuft“, wie die Gründerin berichtet. Gerade alte Getreidearten ermöglichen völlig neue Geschmackserlebnisse. So weist Dinkel einen leicht nussigen Geschmack auf, während Emmer besonders aromatisch ist. „MixDeinBrot“, so nennt sich sowohl die Webseite als auch das Unternehmen, das in Erdmannhausen beheimatet ist.
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In vier Schritten stellt man sich eine individuelle Backmischung zusammen. Zuerst wird eine der 18 verschiedenen Mehlsorten gewählt. Im zweiten Schritt wird die Mehlzusammensetzung erweitert. „Damit entscheidet der Kunde, ob er im Grundsatz ein sehr helles Brot möchte oder lieber ein besonders dunkles“, erklärt Glock. Danach lassen sich der Backmischung Nüsse, Saaten oder Trockenfrüchte zugeben und zu guter Letzt runden Gewürze den Geschmack individuell ab. „Alle Zutaten stammen aus kontrolliert biologischem Anbau“, versichert Glock. Die Mehle kommen von der Frießinger Mühle im benachbarten Kirchberg an der Murr. Weitere Zutaten bezieht sie von renommierten Biobetrieben.
Existenzgründung
Die Vernetzung mit der Universität Hohenheim ist der Unternehmensgründerin ein wichtiges Anliegen. Die Landessaatzuchtanstalt der Universität ist weltweit führend in der Züchtung von Dinkel, Emmer und Einkorn. Die gesundheitliche Wirkung dieser Urgetreide ist bemerkenswert: Einkorn enthält im Vergleich zu Weichweizen die sechs- bis zehnfache Menge an Lutein, das der Körper nicht selbst bilden kann. Es wirkt im menschlichen Auge als UV-Filter und schützt so die Funktion der Netzhaut. Darüber hinaus weisen die alten Sorten ein interessantes Spektrum weiterer gesundheitsförderlicher Inhaltsstoffe auf, weil sie wichtige Quellen für die Vitamine B1, B3, B6 und E sind. Und je höher die Zahl der Mehltype ist, umso höher ist der Mineralstoffgehalt. „Daher sind Vollkornmehle ernährungsphysiologisch wertvoller“, erläutert die Gründerin. „Sie liefern auch mehr Ballaststoffe, Eiweiß und Vitamine.“ Neue Kunden gewinnt sie nicht allein über Mundpropaganda, sondern beim Besuch von Messen. So wird sie im November in Stuttgart bei der „Kulinart“ im Römerkastell vertreten sein. „Dort lassen sich die Leute mit Proben direkt ansprechen und sind schnell überzeugt“, so Mona Glock.
gründen
MixDeinBrot
Die Bio-Brotbackmischungen eignen sich auch hervorragend als Geschenk. So gibt es beispielsweise das selbst zu backende Dinkelbrötchen aus der Tasse. Ein ganz klassisches Geschenk ist hingegen das Paket „Brot & Salz – Alles Liebe“. Es kombiniert eine fertige Backmischung mit dem romantischen Namen „Prinzessin Rote Bete“ – ein Dinkelweißbrot mit Rote-Bete-Pulver – mit einem „Blütenzaubersalz“. Brot und Salz galten früher als Grundnahrungsmittel schlechthin, die Wohlstand und Sesshaftigkeit verkörperten und gerne an Brautpaare, aber auch nach einem Umzug verschenkt werden. Astrid Schlupp-Melchinger
MixDeinBrot Gründungsjahr: 2014 Sitz: Erdmannhausen Mitarbeiter: 1 mixdeinbrot.de
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Fachkräfte
Hahn+Kolb
Mitarbeiter als Wissensvermittler Peter Staub, Leiter der Akademie des Ludwigsburger Werkzeugdienstleisters Hahn+Kolb, über Mitarbeiterschulung durch Kollegen
arbeiten
Für die internen Dozenten sind die Schulungen immer ein zusätzlicher Aufwand, der nicht extra vergütet wird. Wie konnten Sie die Mitarbeiter trotzdem dafür gewinnen? 179: Herr Staub, mit der Akademie, die auf die eigenen Mitarbeiter als Dozenten setzt, haben Sie einen sehr praxisorientierten Weg der Weiterbildung gestaltet. Wie sind Sie dabei vorgegangen? Staub: Zu Beginn ging es für mich darum, zu erheben, was an Kenntnissen im Unternehmen vorhanden ist. Dieses Wissen wurde so strukturiert, dass wir es zielgerichtet an neue Mitarbeiter vermitteln konnten. Wir haben bei den geeigneten Fachleuten dafür geworben, dass sie ihr Know-how in Schulungen an Kollegen weitergeben und so nach und nach einen Dozentenpool aufgebaut. Anfangs standen vor allem Seminarbausteine zu Organisation, Produkten, Firmenkultur und EDV im Mittelpunkt. Schritt für Schritt haben wir weitere Inhalte aufgenommen. Heute beteiligen sich über 40 interne Dozenten an der Akademie.
Wir haben unseren Fachleuten den Nutzen für sich selbst dargestellt. Indem sie die Möglichkeit haben, ihr Wissen zu teilen, können sie dieses in einem Seminar vielen Kollegen auf einmal weitergeben, statt gesondert jedem Einzelunterricht zu geben. Das sorgt auch für eine Entlastung im Tagesgeschäft. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass die Kollegen einen für alle sichtbaren Expertenstatus erlangen, da wir über die Seminare berichten. Wie stellen Sie die Qualität der Schulungen sicher? Nicht jeder Fachmann ist ja automatisch auch ein guter Dozent.
Schulungen unterstützt, in welchen er wichtiges Rüstzeug erhält, um gekonnt unterrichten zu können. Die Akademie sichtet zudem die Unterlagen und fordert von den Teilnehmern ein Feedback, um so kontinuierlich besser zu werden. Was sind die wichtigsten Faktoren für den Erfolg der Akademie? Praxisbezogen sind die Leitlinien, an denen wir die gesamte Personalentwicklungsstrategie ausrichten. Die Akademie sorgt dafür, dass wir die Mitarbeiter bedarfsgerecht weiterbilden. Damit unterstützen wir unsere Wachstumsstrategie und entwickeln die Mitarbeiter so, dass sie zu uns passen. Die Fragen stellte Monika Nill hahn-kolb.de
Die Führungskräfte schlagen aus ihrer Sicht geeignete Mitarbeiter vor und sprechen diese an. Wenn der Mitarbeiter ebenfalls Interesse hat, wird er durch
Mehr Demokratie wagen
Das Familienunternehmen sollte durch die radikale Umorganisation schneller, flexibler und effizienter werden. Begleitet wurde der Veränderungsprozess durch ein kluges Personalentwicklungskonzept, das die Eigenverantwortung der Mitarbeiter stärkte und ihre Potenziale und Talente in den Mittelpunkt stellte. „Wir haben ein durchdachtes Entwicklungsprogramm aufgesetzt, mit dem die Beleg-
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schaft schrittweise an die Veränderungen herangeführt wurde“, berichtet Projektmanager Marco Niebling. Heute sind die rund 50 Mitarbeiter in fünf dynamischen Teams organisiert, die sich selbst managen. Die Mitarbeiter legen unter anderem gemeinsam fest, wie viele Fertigungsstunden sie für eine Aufgabe brauchen, wann sie Urlaub nehmen und mit wem offene Stellen im Team besetzt werden. Durch regelmäßige Job-Rotation sollen sie zukünftig noch flexibler werden und ihr Know-how erweitern. Seit der Einführung des „agilen Projektmanagements“ ist die Produktivität bei Hema um rund 17 Prozent gestiegen. Die Kunden bekommen jetzt schnellere und zuverlässigere Lieferzusagen und die Mitarbeiter sind zufriedener und seltener krank. „Die Unternehmensleitung muss hinter dem Konzept stehen“, sagt Marco Niebling. „Und man sollte
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HEMA
Eine Firmenkultur ohne Hierarchien – in den meisten Maschinenbau-Unternehmen ist das unvorstellbar. Der Bandsägenspezialist Hema aus Frickenhausen hat es trotzdem gewagt: Bis auf die beiden Geschäftsführer und einen Projektmanager wurden in dem Familienunternehmen alle Führungsebenen abgeschafft und durch demokratisch gewählte Teamsprecher ersetzt. Die Meister übernahmen stattdessen wichtige Aufgaben in der Arbeitsvorbereitung und im Kundenservice.
mit allen Beteiligten sehr viel kommunizieren und die Mitarbeiter von Anfang an mit einbeziehen.“ Die Jury des Innovationspreises Weiterbildung Region Stuttgart, den Industrieund Handelskammer, Handwerkskammer und Wirtschaftsförderung Region Stuttgart alle zwei Jahre vergeben, honorierte diese besonders gelungene Kombination von Organisations- und Personalentwicklung mit einem Sonderpreis. (nil) hema-saegen.de
Freizeit
Im Visier
bis 27. September 2015 Flughafengeschichte(n) Mit Ausstellungen und Veranstaltungen begeht die Stadt Böblingen den 100. Geburtstag des Böblinger Flugplatzes, des ersten Landesflughafens in Württemberg. boeblingen.de 11. Oktober 2015 Hänsel und Gretel In der Peterskirche in Vaihingen an der Enz führen das Strohgäu-BrassQuintett und der Erzähler Karlheinz Gabor die Märchenoper von Engelbert Humperndinck auf. vaihingen.de 19. Oktober 2015 Musik von Motown Erstklassige Sängerinnen und Sänger samt Live-Band vermitteln in der Stadthalle Leonberg eine musikalische Begegnung mit dem legendären Plattenlabel. leonberg.de
„Beim ‚Tatort‘, den man im Fernsehen sieht, stimmt nur das Nummerntäfelchen vor der Leiche, aber in der Realität geht es nicht so schnell mit der Spurensicherung“, erklärt Michael Kühner, der als erster Vorsitzender des Polizeihistorischen Vereins mit zwei anderen Kollegen in ehrenamtlicher Arbeit das Museum aufgebaut hat und Interessierte in einer knappen Stunde durch die bewegte Stuttgarter Polizeigeschichte führt. Einen besonderen Schwerpunkt legt das Museum auf die RAF-Zeit und die Rolle der Stuttgarter Polizei im Nationalsozialismus. „Die RAF war die beste Gewerkschaft der Polizei. Wegen der Terrorgefahr wurde massiv aufgerüstet“, erinnert sich Kühner. In hell erleuchteten Vitrinen lässt sich begutachten, wie sich die Uniformen der Polizei vom 19. Jahrhundert bis in die
31. Oktober bis 1. November 2015 „Fühl Dich wohl“ Die Wellness- und Gesundheitsmesse im Congress Center Böblingen bietet alles rund um die Themen Gesundheit, Ernährung, Wellness, Fitness und Schönheit. cc-bs.com 6. bis 15. November 2015 Marbacher Schillerwoche Es gibt ein umfangreiches Kulturprogramm mit Verleihung des Schillerpreises, offene Türen im Schiller-Nationalmuseum und Literaturmuseum der Moderne sowie einen Familiensonntag. schillerstadt-marbach.de
Gegenwart gewandelt haben und welche Waffen die früheren Wachtmeister und modernen „Dienstleister für Sicherheit“, wie Kühner die heutigen Polizisten nennt, bei sich haben. Mit Eindrücken, die von spannend über ulkig bis schockierend reichen, gelangt man am Ende der Museumsführung schließlich in eine originalgetreu eingerichtete Wache im Stil der 1960er-Jahre. (leo) polizeimuseum-stuttgart.de
erleben
Im Verkehrsraum steht eine Verkehrsampelanlage von 1939, die die Beamten damals noch von Hand schalteten. Daneben lässt sich eine in einer Mülltonne versteckte Radarfalle bestaunen. Das Kuriose: Wegen eines Aufruhrs in der Presse wurde sie nie eingesetzt. Spektakuläre Kriminalfälle gibt es im nächsten Raum. Der Fall des Hitler-Tagebücher-
Fälschers Konrad Kujau ist ebenso aufbereitet wie ein grausamer Zementmord von 2007.
tipps
Das Krimi-Format „Tatort“ ist beliebt bei den deutschen Fernsehzuschauern. Jeden Sonntagabend läuft es in Millionen von Wohnzimmern. Wer sich hinter der Mattscheibe hervorwagt, kann mit spannenden Stuttgarter Kriminalfällen auf Tuchfühlung gehen. Im früheren Archiv des Stuttgarter Polizeipräsidiums auf dem Pragsattel sind auf 220 Quadratmetern Themeninseln entstanden, die zu einer Zeitreise in die Polizeigeschichte der Stadt einladen. Historische Bild-, Film- und Tondokumente, wie etwa der Funkverkehr zu einem Polizistenmord in Stuttgart-Gaisburg 1989, machen die einzelnen Ausstellungsstationen anschaulich.
Polizeimuseum Stuttgart
Das Polizeimuseum in Stuttgart führt durch eine bewegte Geschichte
Tropen-Kleinod In sechs klimatisch verschiedenen Bereichen beherbergt das neue Sammlungsgewächshaus der Universität Hohenheim über 1.000 Pflanzenarten. Schwerpunkte der Sammlung sind Pflanzen der afrikanischen Tropen und Subtropen, fleischfressende Pflanzen, Kakteen sowie tropische Nutzpflanzen. Dazu kommen Orchideen, Farne, Bromelien und Wasserpflanzen. Besonders bedeutend ist die seit rund 70 Jahren geführte BegonienSammlung mit rund 200 Arten. Das tropische Kleinod kann sonntags besichtigt werden. uni-hohenheim.de Bronzekunst erleben Das alljährlich verliehene Goldene Bambi stammt aus Süßen. Gruppen können nach Voranmeldung die Produktionsstätten der Kunstgießerei Strassacker besuchen und den Herstellungsprozess kennenlernen. Bronzekunst inszeniert das Unternehmen in eigenen Galerieräumen, wo renommierte, aber auch aufstrebende Künstler vertreten sind. Ein Abstecher durch den Skulpturengarten lohnt sich ebenfalls. strassacker.com
5. und 6. Dezember 2015 Weihnachten bei Kepler Der größte Weihnachtsmarkt im Heckengäu vor stimmungsvoller Kulisse im historischen Weil der Stadt hat Johannes Kepler als Namenspatron. weil-der-stadt.de
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Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell
Da waren es schon fünf
der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart
Neue E-Bike-Stationen in Vaihingen an der Enz und Herrenberg 30. September 2015 Music Award Region Stuttgart Im Rahmen einer feierlichen Gala wird zum fünften Mal der Music Award Region Stuttgart (MARS) an herausragende Musikunternehmen und Künstler verliehen. Ort: Wizemann Areal, Stuttgart
Ort: Messe Stuttgart maschinenbau.region-stuttgart.de 15. Oktober 2015 Falling Walls Lab Stuttgart Ideen, die Grenzen überwinden: Jungakademiker wetteifern mit Kurzpräsentationen darum, die Region Stuttgart beim internationalen Finale des Falling Walls Lab in Berlin zu vertreten. Ort: Haus der Geschichte BadenWürttemberg, Stuttgart facebook.com/hochschulregion 12. bis 14. Oktober 2015 World of Energy Solutions Die World of Energy Solutions zeigt neue Ideen aus den Bereichen Batterien und Energiespeicher, Brennstoffzellen und Wasserstofftechnologie. Ort: Messe Stuttgart world-of-energy-solutions.de 19. Oktober 2015 Invest in Future Der Kongress für Bildung und Betreuung befasst sich unter anderem mit Themen wie „Gründergeist“, „MINT“, „Fachkräftemangel in der Kinderbetreuung“ und „Ein Leben mit Familie und Beruf“. Ort: Haus der Wirtschaft, Stuttgart invest-in-future.de 24. November 2015 Treffpunkt Automotive Das Greenteam der Universität Stuttgart stellt auf der E-Kartbahn im Sensapolis seinen elektrischen Weltrekord-Rennwagen vor. Ort: Flugfeld Böblingen/Sindelfingen cars.region-stuttgart.de
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Seit Juli stehen nun auch in Herrenberg und Vaihingen an der Enz direkt am Ausgang der Bahnhöfe je zehn Pedelecs zum Ausleihen bereit. Nach der Pilotstation in Bietigheim-Bissingen sowie an den Bahnhöfen Schwieberdingen und Waiblingen sind es mittlerweile fünf Stationen, die im Förderprogramm „Modellregion für nachhaltige Mobilität“ von Verband Region Stuttgart und Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) eingerichtet wurden. Das Konzept, das auch das Unterstellen privater E-Bikes ermöglicht, ist in Deutschland bislang einmalig. Die Stationen sind ein Beitrag zum Klimaschutz und ein wichtiger Schritt für eine nachhaltige Infrastruktur, so sehen es alle Beteiligten. Der Vorsitzende des Verbands Region Stuttgart, Thomas S. Bopp, bezeichnete bei der Einweihung in Herrenberg das Projekt als „Paradebeispiel für nachhaltige Mobilität und gleichzeitig für die gute Zusammenarbeit zwischen Kommunen und der Region Stuttgart“. Die Kombination von Bussen und Bahnen mit individuellen Fortbewegungsmitteln sowie das Teilen von Rädern würden bald so selbstverständlich wie das Carsharing heute. Bei den Eröffnungsveranstaltungen wurde auch ein neuer Typ Pedelec vorgestellt, der eigens für die Stationen in der Region Stuttgart entwickelt wurde. Das robuste Zweirad, das sich beim Andocken an die Halterung selbstständig lädt und eine Reichweite von knapp 100 Kilometern hat, ist eine wichtige Voraussetzung für den Rund-um-die-Uhr-Betrieb. Die Handhabung der Station ist denkbar einfach. Nach einmaliger Anmeldung beim Betreiber Nextbike öffnet sich der Eingang per VVS-Mobilpass oder durch Eingabe von Handynummer und PIN. Die Ausleihgebühren werden abgebucht, Nutzer mit dem Mobilpass des regionalen Verkehrsverbundes zahlen bis zu einem Viertel
Stadt Herrenberg
5. bis 8. Oktober 2015 Motek Zur internationalen Fachmesse für Automatisierung Motek bietet die WRS wieder ein Begleitprogramm, unter anderem mit Career Walks, einem Business Brunch und Expertengesprächen.
service
popbuero.de
weniger. Gerade für Pendler, die Busse oder Bahnen nutzen, ist das Pedelec ideal für die letzten Kilometer zum Ziel: Dank des geringen Nachttarifs von maximal zwei Euro kann es bis zum nächsten Morgen mit nach Hause genommen werden. Die E-Bike-Stationen schaffen ein neues Bewusstsein für die Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel. Ein Schlüssel zum Erfolg liegt in der intelligenten Verknüpfung der verschiedenen Fortbewegungsmittel, das wissen auch die Verantwortlichen in der Region Stuttgart. Daher konzentriert sich das regionale Förderprogramm künftig noch stärker auf Intermodalität: Informationssysteme, vernetzte Angebote und Services an zentralen Umsteigepunkten sollen den Wechsel zwischen Rad, Auto sowie Bussen und Bahnen noch einfacher machen. Neben der regionalen Förderung sind die Verleihstationen Teil des Landesprojekts NAMOREG sowie des Schaufensters Elektromobilität LivingLab BWe mobil. 2015 gehen weitere Stationen in Ludwigsburg, Göppingen, Holzgerlingen und Filderstadt in Betrieb. Ab Frühjahr 2016 folgen sieben weitere, dann können auch Bürger in Fellbach, Kirchheim am Neckar, Schorndorf (zwei Stationen), Gerlingen, Plochingen und Remseck von den praktischen E-Bikes direkt am Bahnhof profitieren. Bundesweit ist die Region Stuttgart mit diesem Konzept der vernetzten und nachhaltigen Mobilität federführend. „Die Ideen von Verband Region Stuttgart und Wirtschaftsförderung Region Stuttgart ziehen bereits weitere Kreise“, berichtete Regionaldirektorin Dr. Nicola Schelling bei der Eröffnung in Vaihingen an der Enz. „In Niedersachsen wird ein weiteres erfolgreiches Modellprojekt der Region aufgegriffen.“ Astrid Schlupp-Melchinger nachhaltige-mobilitaet.region -stuttgart.de
Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell
Für den Wettbewerb „Speichern unter“ hat die WRS zusammen mit der Stuttgarter Zeitung den European Newspaper Award erhalten. Bei dem Kreativ- und Designwettbewerb konnten Amateure und Profis Alternativen zum bisherigen Diskettensymbol einreichen. Für das neue Icon kamen rund 2.000 Vorschläge zusammen. Die Stuttgarter Zeitung begleitete den Wettbewerb mehrere Monate lang mit redaktionellen Beiträgen. speichern-unter.net
Location-Tour zu Orten der Badekultur
exporeal.region-stuttgart.de
Welcome Center on Tour Der Welcome Service Region Stuttgart baut sein Angebot weiter aus: Von Oktober an bieten die WRS-Beraterinnen aus dem Welcome Center Stuttgart regelmäßige Sprechstunden in den Landkreisen an. Die mehrsprachigen Beratungstermine in den jeweiligen Kreisstädten liefern internationalen Fachkräften Hilfestellungen bei sämtlichen Fragen rund um das Ankommen, Leben und Arbeiten in der Region Stuttgart. Den Auftakt der regionalen Sprechstunden, die in Kooperation mit den Landkreisfachkräfteallianzen und den Kommunen durchgeführt werden, macht der Kreis Göppingen. welcome.region-stuttgart.de
Die diesjährige Location-Tour der Film Commission Region Stuttgart bringt Filmemacher und Location-Scouts zu überraschenden und bislang unentdeckten Orten der Badekultur. Abseits der bekannten Mineralbäder führt die ganztägige Bustour am 1. Oktober zu Drehorten, die unerwartete Perspektiven bieten, darunter beispielsweise der Badepavillon einer Privatvilla, den ein echter Oskar Schlemmer ziert, die Villa Vopelius in Bad Boll, in der sich bekannte Literaten zur Sommerfrische trafen, oder ein Steinbruch, in dem Jura zur Herstellung von Fango abgebaut wird. Die jährliche Tour soll Filmproduzenten besondere Drehorte in der Region Stuttgart zeigen.
Plattform für junge IT-Unternehmen Mit der Plattform „Neue Helden“ auf der Fachmesse IT & Business bietet die Messe Stuttgart mit Unterstützung der WRS und weiteren Partnern erstmals eine kostengünstige Ausstellungsmöglichkeit speziell für junge IT-Unternehmen. Die „neuen Helden“ präsentieren ihre Ideen an Arbeitsplätzen, die auf mehrere Messestände im regulären Ausstellungsbereich verteilt sind. Dazu ergänzend organisiert die WRS im Rahmen ihrer Initiative HiTURS die Veranstaltung „Start-ups meet Mittelstand“, bei der junge ITFirmen Kontakte zu etablierten Unternehmen knüpfen können.
film.region-stuttgart.de
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European Newspaper Award
Vom 5. bis zum 7. Oktober präsentiert sich die Region Stuttgart wieder auf Europas größter Messe für Gewerbeimmobilien, der Expo Real in München. 26 Unternehmen, Landkreise sowie Kommunen stellen dem internationalen Messepublikum an einem Gemeinschaftsstand (Halle B1, Stand 120) zukunftsweisende Projekte und attraktive Gewerbestandorte aus der Region Stuttgart vor. Die WRS hat den Partnerstand organisiert und wirbt dort für den Immobilienstandort und um Investoren. Im Anschluss an den Empfang des Landes Baden-Württemberg bietet die regionale Standparty am Montagabend mit Musik, regionalen Getränken und Fingerfood Gelegenheit zu Gesprächen, zum Netzwerken und zum informellen Kennenlernen.
Robert Westrich
Region Stuttgart auf der Expo Real
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Autoren dieser Ausgabe Helmuth Haag (hel), Sonja Madeja (som), Monika Nill (nil), Michael Ohnewald (moh), Leonie Rörich (leo), Tobias Schiller (tos), Astrid Schlupp-Melchinger (asm), Katharina Tomaszewski (kt) Gestaltung Projektgruppe Visuelle Kommunikation, Ludwigsburg Erscheinungsweise Quartalsweise
Die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH ist eine Tochter des Verband Region Stuttgart. Das Infomagazin „Region Stuttgart aktuell” können Sie auf der Website des Verbandes einsehen und bestellen: region-stuttgart.org region-stuttgart.de
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Die EU vor der Haustür Im europäischen Binnenmarkt wird entwickelt, produziert, verkauft, verschickt und konsumiert. Firmen und Institutionen aus der Region Stuttgart mischen dabei mit und nutzen mit ihren Ideen die Chancen Europas. So arbeiten sie daran, dass der Wirtschaftsund Forschungsraum weiter zusammenwächst. Die nächste 179-Ausgabe erscheint im Dezember 2015.
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Was heute die Landesbank BadenWürttemberg ist, war im 19. Jahrhundert die Württembergische Hofbank – eine Keimzelle des wirtschaftlichen Erfolgs im Königreich. Gegründet wurde sie 1802 von Herzog Friedrich – sowie von der Jüdin Karoline Kaulla (1739-1809) nebst deren Bruder Jakob. Bis zu ihrem Tod dirigierte die fünffache Mutter das damals bedeutendste württembergische Finanzinstitut und managte zudem als Hofbankière die Finanzen des Königs. Die charismatische Unternehmerin galt zu ihrer Zeit als reichste Frau Deutschlands.
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