Trostberger Tagblatt - 55 Jahre und gerne noch ein bisschen länger

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55 Jahre und gerne noch ein bisschen länger Adolf Georg feiert ein besonders Betriebsjubiläum – Ans Aufhören denkt der 73-Jährige noch lange nicht

Von Johanna Pfingstl

Seebruck. 55 Jahre im Dienst. Dieses Betriebsjubiläum muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Die meisten Arbeitnehmer bringen es auf höchstens 40 Jahre in einem Unternehmen, ehe sie in den Ruhestand gehen. Der Chieminger Adolf Georg hat solche Wegmarken schon lange hinter sich, und geht es nach ihm, dürfen gerne noch weitere folgen.

„Servus Adolf“, ruft eine ältere Frau, während sie einen Servierwagen mit Kaffee den Gang im Hauptgebäude der Firma Regnauer entlang schiebt. Lächelnd grüßt der 73-Jährige zurück und spaziert weiter zu einer der Fertigungshallen. Adolf Georg kennt fast alle der 250 Mitarbeiter im Seebrucker Unternehmen Regnauer Fertigbau. Seit mehr als einem halben Jahrhundert ist der 73-Jährige dort beschäftigt. Er hat mehr als die Hälfte der bald 90jährigen Firmengeschichte miterlebt und mitgeprägt, er hat alle Firmenchefs kennengelernt. Seniorchef Engelbert Regnauer rechnet kurz nach: „Nein, kein anderer Mitarbeiter war bisher so lange bei Regnauer, wie Adolf Georg.“

Der Chieminger hat 1962 bei der Firma angefangen. Daheim in Thauernhausen, Gemeinde Chieming, nur wenige Kilometer von Seebruck entfernt, hatte Georgs Familie einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb. Wie es damals üblich war, lernten auch die jungen Leute, die aus der Landwirtschaft kamen, einen Beruf. Georg entschied sich, als Helfer und Maschinenführer bei der Seebrucker Firma anzufangen. 1963 bekam er eine Anstellung als Zimmerer-Lehrling. Georg kann sich noch gut daran erinnern, wie er in seiner Lehrzeit in ganz Deutschland unterwegs war. In München, Augsburg, Schweinfurt, Rheine, Wilhelmshafen. Seniorchef Engelbert Regnauer hat Georgs Weg in der Firma von Anfang an begleitet: „Er war immer recht aktiv und couragiert“, betont er. Da war es selbstverständlich, dass Adolf Georg nach seinem 18-monatigen Wehrdienst von 1966 bis 1968 zurück in das Unternehmen kam. Bis 1973 war er Werkmeister für

Sorgfältig prüft Adolf Georg, ob sich die Balken auf der richtigen Arbeitshöhe befinden.

− Fotos: Pfingstl/Regnauer

Raumzellenbau. Bis 1976 hat er Adolf Georg betritt die große die Abteilung Wohnhausbau mit Fertigungshalle. Kreissägen kreiaufgebaut. Weil Georg das Unterschen, Bohrmaschinen rattern. nehmen mittlerweile bestens Georg geht durch die Gassen zwikannte, war seine Expertise an alschen den Holzbalken. Langsam len Fronten gefragt. Einmal, erfährt er mit seiner Hand an einem zählt er, habe es geheißen, „Du der Balken entlang, prüft, ob er musst sofort nach Wilhelmshaauf der richtigen Höhe aufgebockt fen.“ Georg wurde, kaum hatte er ist, damit sich die Arbeiter leichter seine Sachen gepackt, nach Müntun. Adolf Georg achtet bei seichen zum Flughafen gefahren, nem Rundgang auch darauf, dass nach Berlin geflogen, mit dem jeder Sicherheitsschuhe trägt, eiZug nach Bremen gefahren, dann nen Gehörschutz auf hat und dass ging mit dem Taxi weiter. Ein andie Farbeimer auf der richtigen deres Mal gab es auf einer BaustelHöhe stehen. le auf dem Wendelstein Probleme. Geschäftsführer Michael Regnauer (rechts) und Seniorchef Engelbert Alle paar Wochen arbeitet er au„Sie haben mich mit dem Hub- Regnauer (links) gratulierten Adolf Georg zu seinem besonderen Jubiläum. ßerdem als Sicherheitsdienst im schrauber auf den Berg geflogen Unternehmen. Achtet darauf, und am Abend wieder runter“, er- nete sich 1985. Er wurde zum Si- ckenfertigung. Am 31. Dezember dass alle Türen abgesperrt sind, innert er sich. In der Zwischenzeit cherheitsbeauftragten für seine 2007 ging Adolf Georg dann offi- die Maschinen aus sind und alles hatte er oben ein kleines Fertig- Abteilung. Als 1992 eine Sicher- ziell in Rente. Dass er ab dem 1. Ja- in Ordnung ist. haus aufgestellt. heitskraft für das ganze Unterneh- nuar 2008 daheim bleibt und sei55 Jahre im Dienst. Das reicht Ab 1976 rückte die Ausbildung men gesucht wurde, entschied nen Lebensabend mit seiner Frau, dem 73-Jährigen noch nicht. „Sostärker in seinen Fokus. Ehren- sich Georg, eine Ausbildung in dem Sohn und den drei Enkelkin- lange es mir gesundheitlich gut amtlich war er im Prüfungsaus- diesem Bereich zu absolvieren. dern genießt, vielleicht neue Hob- geht, will ich das weiter machen“, schuss für die Zimmerer-Prüfung „Ich unterstütze die Geschäftslei- bys anfängt; das war für ihn von sagt er. Dann nickt er seinen Kolzuständig, teils auch als Vorsit- tung und achte darauf, dass die vornherein ausgeschlossen. Da- legen in der Halle zufrieden zu. zender. Bis 2010 war er obendrein Vorschriften und Auflagen einge- für fühlte er sich einfach noch zu Alle Vorschriften werden eingefür die Ausbildung der Zimmerer halten werden und schule die Mit- fit. Seit zehn Jahren arbeitet er halten, alles passt. Adolf Georg bei Regnauer verantwortlich. arbeiter.“ 2001 wechselte er als darum in Teilzeit weiter als Sicher- bahnt sich seinen Weg zurück ins Wieder ein anderes Feld eröff- Werkmeister in die Dach- und De- heitsfachkraft bei Regnauer. Freie.


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