05.06.18 13:06:09
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SERIE: WIE GEHT INNOVATION? REGNAUER FERTIGBAU SETZT AUF „BIM“
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Digital auf Alpenländisch „Vitalgebäude fürs Business“ ist neben dem Bau von Fertighäusern für den privaten Bereich das Kerngeschäft von Regnauer. Das bedeutet mehr als viel Holz und Wohlfühlatmosphäre für die späteren Nutzer der Gewerbebauten. Michael Regnauer hat vielmehr digitale Innovationen bei der Planung und agile, interne Prozesse installiert. VON ELISABETH SENNHENN
Seebruck – Die Architekten und Planer beim Fertigbauexperten Regnauer sind schon angekommen in der fünften Dimension. Mit der hochmodernen, rechnergestützten Planungsmethode BIM (Building Information Modeling) sind sie in der Lage, Modelle von Gebäuden von 3D bis zu 5D digital zu erfassen. Der Vorteil gerade im Gewerbebau: 5-D-BIM berücksichtigt beispielsweise auch Gebäudekosten und das Facility Management, also technische Anlagen und Einrichtungen, Wartung, Instandhaltung. So entsteht ein zentraler Datenbestand, der Informationen zum Gebäude auch in Echtzeit wiedergeben kann. Industrie und Dienstleister, Bildungsträger und die Medizinbranche gehören deutschlandweit und grenzüberschreitend zu den Regnauer-Kunden. „Wir verzahnen die Planungsprozesse direkt im BIM, das reduziert Schnittstellenreibung und Kosten und macht effizient“, ist Geschäftsführer Michael Regnauer überzeugt. Die meisten Architekten würden auch heute noch, mehrere Jahre nach der Einführung von Programmen zur Erzeugung digitaler Gebäude„Zwillinge“, mit 2-D-Plänen arbeiten. Je mehr Dimensionen jedoch hinzukämen, des-
to transparenter – im wahrsten Sinne des Wortes – und übersichtlicher wird das „Projekt Haus“ für Bauherren, Architekt und Baufirma sowie die beteiligten Gewerke. „Bei uns im Haus sind mit dem digitalen Gebäudemodell selbst die Daten unserer Maschinen verknüpft; wir können die technischen Kennzahlen für die Energieplanung und Lüftung darstellen, auch die Preise der Einzelteile“, greift Regnauer einige wenige Beispiele heraus. Integrale Planung ist dabei das Stichwort, und BIM macht sie möglich.
Entscheidung für agiles Management Das Gegenstück dazu ist die konventionelle Planung, die in der Praxis oft erschwert ist durch Kommunikationsprobleme zwischen den Planungsbeteiligten – etwa Bauherr, Architekt, Statiker, Haustechnik, Planer und andere Dienstleister. Die integrale Planung, könnte man vereinfacht darstellen, vereint alle architektonischen, technischen, physikalischen und funktionalen Eigenschaften eines Bauwerks im zentralen Datenmodell. So zu arbeiten, erfordert auch ein Umdenken im Bauunternehmen. Mit innovativen Methoden geht die 240 Mann und Frau starke Seebrucker Belegschaft das Thema an. Regnauer greift dabei etwa auf agiles Management zurück, das auch ihm selbst und seinen Führungskräften im Haus einiges abverlange. Überwiegen würden aber die Vorteile: Der Kunde bekommt alles aus einer Hand und er hat am Ende ein Gebäude, das nicht nur in Material und Bauweise nachhaltig ist, sondern auch in der Nutzung selbst. Denn, das spielt bei aller Digitalisierung immer noch die Hauptrolle, das Familienunternehmen Regnauer mit seiner fast 90-jährigen Firmengeschichte ist heute spe-
zialisiert auf Vitalgebäude. „Für jeden Job die beste Aura“ ist dabei einer der Ansprüche. Im eigenen Regnauer Vitalbüro in Seebruck hat der Firmenchef in dritter Generation verwirklicht, was er auch jährlich dutzendfach für Unternehmenskunden umsetzt: Hier hat sein Team funktionale und variable Arbeitswelten geschaffen und effiziente Kommunikationswege. „Für jede Tätigkeit gibt es die ideale Raum- und Arbeitsplatzsituation, so kann man auch innerhalb eines Arbeitstages flexibel zwischen den Aufgaben wechseln.“ Ein intelligentes Raumkonzept trifft bevorzugt auf Holz, Glas, Naturmaterialien, großzügige (Farb-)Flächen und viel Tageslicht. Wenn Regnauer mit dem Bau eines Geschäftsgebäudes beauftragt wird, greift ganz am Anfang erst einmal eine Strategie, die sich „Programming“ nennt. Dahinter steckt eine wissenschaftlich fundierte und in der Praxis erprobte Methode, bei der ein Anforderungsprofil erarbeitet wird, das alle wichtigen Einflussfaktoren berücksichtigt.
Virtueller Besuch beim künftigen Gebäude Regnauer: „So wie kein Gebäude dem anderen gleicht, ist auch jede Unternehmenskultur individuell. Arbeitswelten ändern sich, und mit ihnen die Anforderungen an die Arbeitsplatzgestaltung.“ Arbeit finde nicht mehr zwingend am Schreibtisch statt, „sondern immer öfter an Third Places.“ An Orten der „dritten Art“, die in ihrer Nutzung variabel sind, mal Denkraum, mal Rückzugs-, Kreativ- oder Konferenzraum. Es gehe heute beim Arbeiten ums Vernetztsein, Kooperieren, um das Aufrechterhalten von Informationsflüssen, um körperliche und geistige Bewegungsfreiheit, ums seelische Wohlbefinden, ergänzt Hans Georg Furtner, Ingenieur für Holztechnik, Prokurist
So sieht es nicht überall aus am Firmensitz von Regnauer Fertigbau in Seebruck. Geschäftsführer und Ingenieur Michael Regnauer, im rustikal-alpinen Gäste-Empfangsraum: „Das ist doch mal was anderes.“ FOTO SEN und Objektbau-Verkaufsleiter. Bevor die Regnauer-Architekten also an die Entwürfe gehen, stellt das Planer-Team den Kunden viele Fragen: Warum soll gebaut werden? Wie sind die Arbeitsabläufe, welche Philosophie lebt man?
Arbeitet man beim Kunden in Einzel-, Team- oder Großraumbüros? Sind solche weltlichen Fragen geklärt und stehen die ersten Entwürfe, darf der Kunde in virtuelle Sphären eintauchen: Eine App für Augmented Reality (Erweiter-
te Realität) erlaubt vorab, das Gebäude etwa auf dem Smartphone in seiner späteren Umgebung zu entdecken, um es herum zu „laufen“ und schon einmal zu beurteilen, wie vital sich später darin arbeiten lässt.
BIM – Building Information Modeling 4D-, 5D-, 6D- und 7D-BIM: Zwei- oder dreidimensional wird in Zukunft wohl weitgehend abgelöst. Datenmodelle lassen sich durch BIM um viele Komponenten erweitern. Bezieht man etwa die vierte Dimension „Zeit“
ein, wird vorab der Bauablauf visualisiert. 5D-BIM bezieht auch Mengen, Baukosten und Ressourcen mit ein. Dadurch können Bau- und Montageprozesse simuliert werden. Mit 6D-BIM kommen Lebenszyklus-
aspekte (Gebäudebewirtschaftung, Abriss, Entsorgung, Recycling der Materialien) hinzu. 7D-BIM berücksichtigt die Gebäude-Nutzung und ist daher besonders interessant für Firmenbauten.