Studierendenmagazin der UdK
Unter einem Dach UdK Adressen, Kontakte Eure Vertretung – Euer AStA tel 030.31 85 27 65 oder 030.31 85-24 64 (AB) fax 030.31 85-26 70 -
— Öffentlichkeitsreferat eigenart@asta-udk-berlin.de >Anja Wenzel oeffentliches@asta-udkberlin.de >Marion R. Wagner Dienststag 17 bis 19 Uhr — Hochschulpolitik vernetzung@asta-udk-berlin. de >Sven Cishmack Donnerstag 14 bis 16 Uhr unipolitik@asta-udk-berlin.de >Pablo Herrman Mittwoch 14 bis 16 Uhr semesterticket@asta-udkberlin.de >Dirk Eilers Montag 14.30 bis 16.30 Uhr — Finanzen finanzen@asta-udk-berlin.de >Tobias Hömberg Donnerstag 16 bis 18 Uhr — Soziales soziales@asta-udk-berlin.de >Marina Jentsch Montag 14 bis 16 Uhr — Kultur kulturelles@asta-udk-berlin. de >Azul Blaseotto Montag 16 bis 18 Uhr Euer StuPa Ivonne Dippmann (1. Vors.) Patric Macharon (1. Stellv.) Thomas Werner (2. Stellv.) tel 030.31 85-27 65 030.31 85-24 62 (AB) stupa@udk-berlin.de
Eure Fachschaftsräte — Kunst im Kontext Einsteinufer 43–53 Anfragen für Container: kikbox@udk-berlin.de — Bildende Kunst fsrbk@udk-berlin.de Treffen freitags 14.30 Uhr Hardenbergstr. 33, Raum 34 Markus Göst 030.31 85-21 09 — Architektur fachschaftsrat@alink. udk-berlin.de Treffen mittwochs 12 Uhr Hardenbergstr. 33, Raum 335 Andreas Froncala 31 85-29 42 — Industrial Design fsr-id@udk-berlin.de Straße des 17. Juni, Raum 107 Ole Jeschonnek 030.31 85-23 30 — Visuelle Kommunikation/ Experim. Mediengestaltung fsr-emvk@udk-berlin.de Treffen montags 14 Uhr Grunewaldstr. 2–5, Raum 301 Yuky Ryang 030.31 85-12 55 — GWK fachschaftsratgwk@gmx.de Mierendorffstr 28–30, 103 Kai Fischer 030.31 85-25 86 — Musik (Lehramt) musik-fs@udk-berlin.de Treffen dienstags 17 Uhr Lietzenburgerstr. 45, Raum 004 Dominik Mühe 030.31 85-26 38 — Darstellende Kunst fachschaft_fak4@ yahoogroups.de Lietzenburger Str. 45 Anna Hentschel
Orientierung für Anfänger und Fortgeschrittene «OASE» Online Access Service Hochschulöffentlicher PC-Pool Einsteinufer 43–53 tel 030.31 85-25 85 oase@udk-berlin.de Montag – Freitag 12.00–18.45 Uhr Career & Transfer Center Einsteinufer 43–53 tel 030.31 85-26 43 career@udk-berlin.de www.careercenter.udk-berlin. de Immatrikulations- und Prüfungsamt (IPA) Einsteinufer 43–53, 4. OG Montag, Donnerstag 9.30–12.30 Uhr Dienstag 12–15 Uhr tel 030.31 85-23 68 susanne.hagen @intra.udk-berlin.de Studienberatung — Persönliche Beratung Einsteinufer 43–53, Raum 16b Montag, Donnerstag 9.30–12.30 Uhr Dienstag 15–17 Uhr — Telefonische Auskünfte Montag 14–15 Uhr Dienstag 9.30–10.30 Uhr Mittwoch 10–12 Uhr tel 030.31 85-22 04 beratung@udk-berlin.de — Büro für internationale Beziehungen Einsteinufer 43–53, 5. OG Mo, Di & Do 9.30–12.30 Uhr tel 030.31 85-27 89 international@udk-berlin.de — Semesterticketbüro TU Berlin Semtix-Büro Straße des 17. Juni 135 tel 030.314-280 38
Projektförderung — Interflugs Ha Raum 33 tel 030.31 85-25 65 / 31 85-21 08 flugs@iflugs.udk-berlin.de — KKWV Kommission für künstlerische und wissenschaftliche Vorhaben Geschäftsstelle der KKWV Einsteinufer 43–53, Raum 520 tel 030.3185-27 55 gudrun.irmschler@intra.udkberlin.de — Dachbetrag der Fachschaftsrätekonferenz finanzen@asta-udk-berlin.de Studentische Initiativen — Q-Cine Ein Forum für alle die mit Video arbeiten wollen. Hardenbergstraße 33, Raum 9b www.qcine.de — Töchter und Söhne Studentische Kommunikationsagentur GmbH Hardenbergstraße 33 tel 030.31 50-83 10 fax 030.31 50-83 40 kontakt@toechterund soehne.com Kontakt: Heiko Müller — Interflugs Ha Raum 33 tel 030.31 85-25 65 / 31 85-21 08 flugs@iflugs.udk-berlin.de — Forum e. V. Rungestrasse 22–24 10179 Berlin, tel 030.29 36-89 30 info@forum-ev.org
FAXVORLAGE LESERBRIEF
Liebe Eigenart, kunstvoll scheitern heißt: In der nächsten Ausgabe der eigenart machen wir die "Kunst des Scheiterns" zur Hauptsache. Wer an dem Projekt teilnehmen möchte, ist herzlich willkommen.
>> eigenart@asta-udk-berlin.de : : fax: 030.3185-2670
Editorial Liebes Lesepublikum, Hauptsache „Das Monster denkt nach“ dachte sich das Team der eigenart im Wintersemester 2007/08. Ob Bauchkribbelnd, Fingerjuckend oder Haare raufend, am laufenden Band werden an der UdK Ideen losgelassen. Auf Eure Ideen, Phantasmen, Werke, Werte und kulturellen Erzeugnisse sind Viele scharf. Auf Abnormes, Fremdartiges, Ungreifbares oder gar Substanzloses kaum jemand. Monster bewegen sich irgendwie dazwischen, vor allem sind sie aber tatkräftig. Diese 69igste Ausgabe der eigenart fragt Euch, wie bewegt, clever oder unbefangen Ihr in Eurem Studium seid und gibt einen Ausblick... An der Universität der Künste studieren 3731 (WS07/08) Studenten und Studentinnen. Ein Viertel der Haupthörer sind ausländische Studierende. Viele verstehen kein deutsch oder sind neu in Berlin angekommen. Um im Jungle Berlins wenigstens ein bisschen durchzusehen sammelten wir für Euch Berlintipps auf Englisch (S. 14). Im Jahr 2007 quetschte ein Fragebogen die Studierenden der Fakultät Bildende Kunst aus. Die Ergebnisse der Evaluation findet Ihr auf Seite 22. Daran, dass es ein hochschulpolitisch heißes Jahr war, kann sich jeder erinnern. Wie erfinderisch Studierende für ihre Rechte kämpften oder gegen Misstände protestierten, könnt Ihr in UDK POLIS und HALBDURCHLÄSSIG nachlesen. Dass die neue Gesetzgebung zur Datenvorratsspeicherung Künstlern und Journalisten die Finger bricht, wird auf Seite 31 besprochen. Und wie sich Künstler zu Zeiten des Klimawandels benehmen, ermittelte die Rubrik NACHGEFRAGT & HERGEZEIGT. In NETZWERKE erforschte die Freie Klasse gemeinsam mit Genfer Studierenden das „WirGefühl“. Komponisten berichten von ihrem Projekt „kollektiv“ und eine Reportage über das Kollaborationsprojekt Teheran – Berlin berichtet von der kulturellen Wechselwirkung lokaler Kulturtraditionen „hier“ und „dort“. Unsere Absurditätsrubrik LA BAMBA geht auf Schatzsuche nach dem „Nicht Nichts-Sein“. Zu tragisch-komischen Zusammentreffen mit dem Namenlosen bringt Euch das Poster „The Concilium“ im Mittelteil. Wir wünschen Euch monströses Lesevergnügen!
Illustration : Mauro Vallejo
HAUPTSACHE: DAS MONSTER DENKT NACH . . . . . . . . . . . .
4 8
Das Monster in Dir Free Your Idea
NETZWERKE . . . . . . . . . . .
10 12 13 14
Teheran - Berlin Work in Progress 2007 Free and Lost in Cybermedia Individualität oder Kollektivität? Surviving in the Jungle
LA BAMBA . . . . . . . . . . . . .
16 16 18 34
Bewirb Dich doch um ein Stipendium Ein Monster denkt nach Poster: The Concilium Kontakt(-)an(-)Zeichen
NACHGEFRAGT & HERGEZEIGT . . . . . . . . . . .
20 21
Mutter Erde als Behälter Sportler an der UdK
UDK POLIS . . . . . . . . . . . . .
22 24 25 26 27 28 29
Starke Stimmen - Studentische Evaluation Hochschulpolitische Highlights 2007 Lobbyisten an Hochschulen Mit leerem Kopf nickt es sich leichter Mehr Betreuung für ausländische Studierende Scharf auf jedes Zimmer Winterboykott an der HfBK Hamburg
30 31 32
Bürgersteig der Helden Good-bye Grundgesetz Bestrafen Sie den Journalisten
2 34 36
Faxvorlage Leserbrief Impressum Unter einem Dach
HALBDURCHLÄSSIG . . . .
Das Monster in Dir Sechs Studierende der Universität der Künste haben ungewöhnlich gute Strategien, um außergewöhnlich gute Arbeiten vorzulegen
Und was passiert dann mit Deinen Werken? Sie landen im Papierkorb, oder Farbe drüber. Wie ist Deine Stimmung? Freie Lehre oder existentielle Leere? Und wann legt sich Deine Professorin für Dich ins Zeug? Ich habe gute Erfahrungen. Valerie Favre spricht viel mit uns, über ihren persönlichen Lebenssinn, ihren Kampf, den Feminismus und für Frauen in der Kunst. Anfangs war ich auch in so einer „Leere“. Aber ich hab’s dann im Lernstudium gefunden. Ich denke, dafür sind die Studierenden selbst verantwortlich. Wer oder was gibt dir an der Uni die Möglichkeit einer cleveren Reaktion oder Kritik? Politik passiert schon, wie gerade die Diskussion um die Vorratsdatenspeicherung. Man findet irgendwelche Flyer, Aushänge, es wird in Seminaren diskutiert. Also da geschieht durchaus was. Wir sammeln Beschreibungen vom Monster, das nachdenkt. Wie könnte es bei Dir aussehen? Hhm. Ich denke, es ist ein Monster in Menschengestalt. Hat nur so ne Aura. Ich stelle mir das Monster im Atelier vor, so im Halbdunkeln. Die Bilder sind seine Juwelen, die es hütet. Und manchmal trinkt es Wein, zusammen mit anderen Monstern.
Text & Fotos : Friederike Meese und Anja Wenzel
Einen runden Kreis auf mein kariertes Blatt zeichnend, frage ich, ob es schön ist hinter dem Mond. "Nein, es geht wahrscheinlich eher darum, auf den Mond zu kommen", berichtigt mich Anja. Ich zeichne noch einige Pfeile dazu, alle auf meinen „Mond“ gerichtet. Darunter schreibe ich das Wort Strategie. Anja zieht einen halb zerknüllten Zettel aus ihrer Tasche, auf dem eine Reihe von Wörtern gekritzelt ist: ausgebufft, gelenkig, ewig unlösbar, Annektion, Korrespondenzgeschehen. Anja schreibt auf: Friederike sagt: Durch Denken kommt man nicht auf den Mond. Dann zu mir: "Da ist noch das Monster in dir! Kann das auch denken?" Das ist doch ein gutes Leitmotiv. Das Monster denkt nach. Wir wollen herausfinden, wie unsere Kommilitoninnen und Kommilitonen zu ihren Kunstwerken kommen, welcher Ressourcen sie sich bedienen, wie einfallsreich sie ihr Studium meistern. Nachtwandlerisch begeben wir uns an einem Winternachmittag auf einen intuitiven Ausflug zu unterschiedlichen Orten und Studierenden an der UdK.
Sina studiert im 9. Semester Bildende Kunst, Studienrat. Treffpunkt: Klassenbesprechung. Was hat Deinen Professor überzeugt, Dich in seine Klasse aufzunehmen? Ich habe keine Ahnung. Also, ich bin ja erst mal in die Grundlehre gekommen. Dann war ich in der Klasse von Daniel Richter. Und der hat alle aufgenommen. Valery Favre, bei der ich jetzt studiere, meinte zu mir, sie schätze sehr, dass ich mich in vielen verschiedenen Bereichen umsehe, wie Bildhauerei, Druck etc., und dass darin vor allem die Kontinuität meiner Persönlichkeit bleibt, dass ich nicht extrovertiert bin, eher so die „Nachdenkende“.
Hast du Dir eine Strategie zugelegt, die Dir den Weg zeigt? Erst mal anfangen! Und dann die Malerei direkt in dem Bild ansetzen. Ich habe zwar oft eine grobe Skizze im Kopf, aber ich fange gleich auf der Leinwand an. Oft übermale ich eben alles noch mal. Wo arbeitest Du denn und wo lässt Du Dich inspirieren? Wo ich male? Hier, in der UdK, im Atelier. Da habe ich einen Schreibtisch und eine freie Wand. Fast jeden Tag bin ich da, ca. acht, neun, zehn Stunden. Oder zu Hause oder direkt in Ausstellungen. Inspiriert? Naja, auch auf der Straße oder wenn ich Bücher lese.
(*) Akihito (Studium Klavier) und Vitaliy (Studium Gitarre) trafen wir hinter Regalen der Musikliteratur in der Unibibliothek. Was macht Ihr in der Bibliothek? V: Ich recherchiere für ein Referat in Gitarrengeschichte, über den Übergang von der fünf-saitigen zur sechs-saitigen Gitarre, und Akihito hilft mir. Was wird von Euch im Studium erwartet? Wie wurdet ihr aufgenommen? V: Dass wir ein hohes Niveau erreichen, Wettbewerbe gewinnen, uns mit Hilfe der Wettbewerbe entwickeln. Bei der Aufnahmeprüfung wird ein breites Programm gefordert. Man muss gute Haltung zeigen. Das wichtigste ist eigentlich, dass der Professor sieht, dass es für dich eine Perspektive gibt. A: Man muss einfach wirklich gut sein. Wettbewerbe sind Teile vom Studium. Da zeigt man in kurzer Zeit seine Musik. Verfolgt Ihr einen bestimmten Plan, um das Studium zu meistern? V und A: Hauptsächlich besser und besser werden. Wie oft arbeitet Ihr daran? A: Jeden Tag, wenn man gesund ist (gerade ist Akihitos Arm eingegipst, Fahrradunfall). Ich versuche, trotzdem zu spielen. Mehrmals im Jahr hat jede Klasse einen Vortragsabend. V: Das ist wie eine Prüfung und gute Möglichkeit zu zeigen, was man für diese Zeit erreicht hat.
Legt sich Euer Professor für Euch ins Zeug ? V: Dieses Semester habe ich meinen noch nicht gesehen. Er hat einen Assistenten. Der unterrichtet oft. A: Meiner spielt dann Klavier. Und erklärt mit Worten. Wann habt Ihr die Möglichkeit, Euch unter Studenten auszutauschen? V: Im Theorie- und Gruppenunterricht. Und von 12 bis 14 Uhr ist immer Pause, da gehen alle in die TU-Mensa essen und wir sprechen über viele Sachen. Wie sieht für Euch ein Monster aus, das nachdenkt? V und A: Monster???!? Was? In den japanischen Comics kommen oft Monsterwesen vor. A: Ich habe fast nie Comics gelesen. V: Es muss nicht unbedingt so groß sein. A: Für mich muss es groß sein. V: Nicht so riesig. A: Hm, welche Farbe? V: Mit Haaren wahrscheinlich. A: Bei mir ohne Haare. V: Ohne Haare? A: Die Farbe muss einfach anders als bei Menschen sein. Habt ihr keins? Ich meine, ist nicht Kunst auch intuitiv? A: Stimmt, aber ich dachte eigentlich immer, dass ich nicht so kreativ bin. Musiker sind voll mit Phantasien. Wir streben noch dahin. Wenn wir das intuitiv wüssten, wären wir ja Genies.
Yassu studiert im 5. Semester Kostüm- bzw. momentan Bühnenbild. Sofaecke Unibibliothek. Was machst Du gerade? Ich suche Bilder. Für mein aktuelles Stück, „Die Perser“ von Aischylos. Für die Uni? Das haben wir gerade im Semester. Wir sind nicht viele. Im Hauptstudium sind wir auf zwei Gruppen à sechs Leute verteilt, die jeweils mit einem Professor ein Stück bearbeiten. Jeder macht aber seinen eigenen Entwurf. Gehst Du mit einer Strategie an das Stück? Ich schreibe erst mal auf, was mich irritiert, was mich zweimal hingucken lässt. Bei einem Stück, das ich nicht verstehe, setze ich Punkte an, mit denen ich dann assoziiere. Es entsteht ein Netz. Dann fallen immer mehr Punkte weg, manche werden stärker. Die Bilder suche ich nach einem Gefühl im Bauch aus. Ich schaue ganz viele Bilder an und wo es so ein „Wiedererkennen“ gibt, nehme ich das Bild mit. Gerade habe ich lauter Bilder von Altersheimen. Erst war ich eigentlich im Zoo. Ich kopiere mir die Bilder, auch in schwarz-weiß, und geh dann mit Farbe rein.
(*)
(*)
Wo arbeitest Du am besten? Bei mir zu Hause am Fenster. Ich muss jeden Tag erst mal aufräumen, denn da ist der Platz für alles. Wenn ich mit Modellbau anfange, arbeite ich in der Uni. Und wo landen die Ergebnisse? Am Ende des Semesters gibt es eine Präsentation und eine öffentliche Ausstellung der Arbeiten. Danach landen viele Sachen auf dem Müll. Vorher werden sie fotografiert. Legt sich Dein Professor für Dich ins Zeug? Ich glaube, er legt sich schon ganz schön ins Zeug. Er schafft uns Möglichkeiten, praktisch zu arbeiten, kümmert sich also um Kontakte mit Regiestudiengängen, Theatern, Sponsoren und motiviert uns, dass wir untereinander zusammen arbeiten können. Wo gibt es für Dich an der Uni die Möglichkeit einer cleveren Reaktion, Kritik oder Initiative? In den wöchentlichen Gesprächen mit meiner Gruppe und dem Professor. Da geht es ums Hinterfragen, sich selbst zu hinterfragen und hinterfragt zu werden. In den Vorlesungen ist natürlich weniger Eigeninitiative gefragt. Wie sieht ein Monster, das nachdenkt, aus? Mmmh. Gestern, als ich bei den Orang-Utans und Gorillas war, war das ganz schön, weil die so nachdenklich aussahen. Man hat einfach ein Monster. Ist ja auch super anstrengend und nervig, damit umzugehen. Aus der Sprachlosigkeit in eine Art von Sprache zu gehen. Es macht dir auch Zweifel und Angst.
Design-Studierende im ersten Semester: Raffael, Johnie, Malte, Henning, Charlotte und Lisa Warum glaubt Ihr, hier aufgenommen worden zu sein? C: Für unsere Arbeitsmoral. Die wurde auf jeden Fall schon gelobt. Und wahrscheinlich, dass wir gut präsentieren können. H: Bei mir war’s anders. Ich habe scheiße präsentiert, und die Sache hat auch in sich nicht funktioniert. M: Ich glaube, dass es wichtig ist, inwieweit man fähig ist, eine Idee als gut zu erkennen, und sie dann auch umzusetzen. Woran seid Ihr momentan? R: Das wissen wir noch gar nicht. Wir hatten heute eine Einführung in die Werkstätten und morgen bekommen wir unsere Aufgabe. Lisa: Momentan werden erst mal Grundlagen geschaffen, mit denen man dann später entwerfen kann. Und habt Ihr in eurer kurzen Studienzeit schon einen Schlachtplan entworfen? J: Aufschieben, bis der Stress so hoch ist, dass man vor lauter Druck die besten Ideen hat (alle lachen). C: Dadurch, dass wir jeden Tag und so lange hier sind, hat man gar nicht die Möglichkeit, etwas
aufzuschieben. Die Projekte sind so organisiert, dass man sie in der Zeit, wo man hier ist, schaffen kann und auch soll. Wenn ihr nur hier seid, wo ist dann Eure Inspirationsquelle? C: In Ausstellungen natürlich, ganz tolle Bücher, Kataloge, das ganz normale Umfeld. Alles, was man so sieht, ist irgendwie wert, betrachtet zu werden. H: Unsere „Schöpfungen“ später sind ja auch meistens einfach banale Gegenstände. Wir: Gibt es hier auch einen Professor? M: Ja, es gibt einen „Supervisor“, der so alles im Überblick hat. Sonst fachspezifische Professoren, Gastdozenten, ... Wie ist der „Supervisor“ und was macht er für Euch? C: Auf jeden Fall ist er sehr engagiert. H: Das Semester "über uns" hat sich aber auch sehr für uns eingesetzt. C: Aber ich glaube, die Professoren stoßen das an. Die haben zum Beispiel so eine Ralley mit uns gemacht, und dann gab’s Schnittchen. J: Der Professor ist halt oft der Ideen- und Denkanstoßgeber. H: Der Fadenzieher. Was habt ihr denn für eine Ralley gemacht? C: Wir sollten Berlin erkunden. Was es für Ausstellungen gibt, alles Mögliche. M: Designmäßig eben, wo wir unsere Materialien und Werkstoffe herbekommen, wo man günstig Reste herkriegt. L: Am Maybachufer auf dem Markt kriegt man eigentlich alles. Und es hat gute Qualität. J: Aber nicht nur das, auch freizeitmäßig, Plätze wo man hingehen kann. Wie sieht bei Euch ein Monster aus, das nachdenkt? H: Monster können nicht denken. Monster essen. Wie würdet Ihr euer Monster gestalten? Durcheinander: Es soll zwei Hörner haben. – Kleiner Teufel. – Das gefährlichste am Monster sind doch die Augen. – Nee, die Zähne. – Oder es kratzt sich mit seinen großen gefährlichen Krallen an seinem schuppigen Hinterkopf. –Auf jeden Fall sieht das Monster, wenn es denkt, nicht mehr gefährlich aus. – Natürlich, dann ist es so in sich gekehrt. – Oder es holt sein Gehirn raus, mit seinen Krallen, so kann’s besser denken. - Ein Monster ist kein Monster, wenn es denkt, bleiben wir dabei. (später): Ich mach die Füße. – Ich mach den Kopf. – Dann mach ich die Schädeldecke. – Soll das nachdenken?...
in der Schauspielabteilung ist, sich selbst zu finden, sich zu entdecken und kennenzulernen. Auf die Technik wird weniger geachtet. Gibt es für Dich eine Strategie sich diesem Ziel anzunähern? Vielleicht, mich selbst zu überraschen, unvoreingenommen an die Dinge heranzugehen. Viele wollen immer wissen, wie sie sind und beurteilt werden. Das passiert hier aber relativ wenig. Ich hatte so ein Erlebnis bei einer Stimmübung. Ich sollte ein Mmmm sprechen. Ja, durch diese Vibration, hat sich was geöffnet. Da hab ich plötzlich gespürt, wie groß ich eigentlich bin und festgestellt, dass ich sicher 90% von mir noch gar nicht kenne. Das große Unbekannte.... Wo ist dann Dein Arbeitsplatz? Na, eigentlich überall. Mich vorbereiten, das kann ich überall machen, auf der Straße, in der U-Bahn. Sind das diese verrückten Typen in der Bahn? Ja, genau, alles Schauspieler. Und geprobt wird natürlich auf der Bühne, je nach dem. Wo landet diese Arbeit? Ich hoffe, erst mal bei mir, und dann bei den Zuschauern. Dein Material? Der Text. Davon vergesse ich danach relativ viel, aber er ist auch immer wieder abrufbar. Der Schatz wird größer. Gibt es ein Geschichte von einem Professor bei Euch, wie er in Fahrt kommt? Da fällt mir was ein, aber das kann ich nicht erzählen. Aber zum Beispiel Harald Clemen, der tut alles für uns. Bei Proben holt er jeden Morgen einen riesigen Sack Essen, Obst, Süßigkeiten. Das wird auf den Tisch geschüttet, dann wird Kunst gemacht. Manche werden einfach aggressiv und verlassen den Raum. Oft geht es doch sehr um sie selbst. Gibt es einen Ort an der UdK, wo du clever reagieren oder Kritik äußern kannst? Vor Raum 01, dem Büro von Daniel Nartschik, da kann man eigentlich alles loswerden, ja. Und wie sieht Dein Monster aus, wenn es nachdenkt? Das ist wie so ne Gehirnmasse, die sich verkrampft und zusammenzieht. Ich denke an verkopfte Menschen, schon so leicht angegraut. Und, ein Monster muss rücksichtsvoll behandelt werden! Wurde es das, an der UdK? Ja. Zu viel. Sogar beschmust.
(*) Martin, ein Schauspielabsolvent setzt sich in der Cafeteria in der Fasanenstraße zu uns.
(**) Anat studiert an der UdK im Masterstudiengang SODA – „Solo Dance Authorship“.
Du bist also schon ganz fertig hier? Ja, Ende Oktober hatten wir Intendantenvorsprechen. Da wird das „Frischfleisch“ vorgeführt und an die Theater freigegeben. Was wurde im Studium von Dir erwartet? Das Ziel für die persönliche Entwicklung hier
Was heißt SODA? Und Wer studiert das? Solo Dance Authorship ist ein Choreographiestudiengang. Die Leute kommen aus der Performance-Kunst, Theater, Bildende Kunst oder eben Tanz. Man muss verstehen, dass es nicht um das Tanzstück geht. Es sind eher
Strategien. Zum Beispiel so wie: Welche Art von Fragen braucht man, um Kunst zu machen und welche Art von Kunst braucht man, um Fragen zu stellen. Gab es eine Aufnahmeprüfung für Dich? Oh ja. Erst mal sollte ein Text mit 1.000 Wörtern abgegeben werden. Da beschreibst du deine Kunst, was man so untersucht, über deine Stücke und er sollte einen „short joke“ haben. Dann gab es eine Einladung für ein „Solo“, wo man Fragen zum Autor oder Termini wie „Dictation“ bearbeitet. In einem Drei-Tage-Workshop wurde dann ausgewählt. Sie beobachteten, wie wir Dinge machen, wie wir uns dem annähern. Ergebnisse waren gar nicht gefragt. Wie gehst Du an die Dinge heran? In deinem Kopf sind so viele Bilder. Du musst überlegen, wie Du sie auf die Bühne bringst, wie Du sie in eine Performance transformierst. Interessant ist für mich, wo sich „high art“ und die Idee des Mainstream treffen. Popkultur dominiert ja in unserem Leben. Wenn ich dich richtig verstehe, tanzt Du nicht so viel. Wo hältst Du Dich auf, wo arbeitest Du? Ich lese und schreibe. Am Schreibtisch, im konventionellen Theater, im Tanzstudio. Der Ort hat immer einen Kontext. Man muss sich entscheiden, ob mit ihm oder dagegen. Was sagt Dein Professor dazu? Wir debattieren über unser Werk, über Inhalte, Kunst, Form. Eigentlich ist es gar nicht so wichtig, so viel Input von anderen zu bekommen. Wichtig ist es eher eine Struktur zu bauen, die uns anschiebt und uns in unseren individuellen Forschungen begegnet. Wir arbeiten auch daran, die Struktur des Studiengangs zu ändern. Es ist aber ein langer Prozess, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Wir suchen nach einer Lösung, die unsere individuelle Arbeit bewahrt. Meine nächste Frage wäre gewesen, wo und wann Du eine Möglichkeit für clevere Reaktion oder Kritik siehst? Man wartet eine Sekunde, stoppt, gewinnt einen Überblick über das gesamte Studium. Es hat was Politisches; es ist wichtig, zu anderen Semestern Kontakt zu suchen. Ich bin der Autor meiner eigenen Arbeit, meines eigenen Studiums! Und weil mein Studiengang ein Pilotprojekt ist, muss man kritisch sein. Du bist der Kurator Deiner Entwicklung. Also, ich gucke, was relevant für mich ist (...) „Ok. I am not coming“. Was stellst Du Dir unter einem Monster, das nachdenkt, vor? Juliette Lewis. Sie hat eine Rockband, „The Licks“. Sie ist das Monster. Ein Monster muss... sich selbst nicht zu ernst nehmen. Und, es soll den Leuten Liebe geben.
(**)
HAUPTSACHE
Free your Idea Plattform zur Appropiation, Neuinterpretation und Weiterentwiklung von Ideen Text : Das FYI-Team Kaya Behkalam, Eva Michalcak und Birte Kleine-Benne : : Fotos : "Kunst - wirklich grenzenlos?" und "Kunst - wirklich beständig?" Dan Perjovschi
Im Sommersemester 2007 bauten wir im Rahmen des Seminars „Kunst als Handlungsfeld“ am Institut für Kunstwissenschaft und Ästhetik der UdK Berlin die Plattform FREE YOUR IDEA auf. Unser Anliegen war es, ein eigenes Handlungsfeld zu entwickeln, das im besten Fall neue Handlungsformen ermöglicht. Der vorliegende Text beruht auf einer Work in Progress - Konzeption. Er stellt Materialien und Elemente zur Verfügung, die kombiniert, akzentuiert, erweitert oder in einen konkreten Zusammenhang gebracht werden können. Informations- und Kommunikationstechnologien Mit Einsatz und Anwendung der Informations- und Kommunikationstechnologien sind umfangreiche Transformationen in allen Funktionssystemen der Gesellschaft angestoßen. Wie intervenieren die Medien, jedoch nicht als technologische, sondern als soziale, politische oder kulturelle Maschine? Welche Rolle spielt das Internet als Turbotransformator?
FYI ist ein Experiment und erprobt nicht nur neue Formen der Autorenschaft, sondern untersucht das Thema in Theorie und Praxis. Dazu verfasst FYI redaktionelle Beiträge und versammelt Links zum Thema. Hier geht es etwa um die Frage, ob eine Idee in Folge der Trennung von ihrem Autor an Wert verliert. Außerdem: Kann das Prinzip „Autor“ in Zeiten von Internet, Open Source und Netzwerken aufrecht erhalten werden? Who owns the rights to artistic work in today’s information-based economy?
Künstlerische Handlungsfelder Beispiele: etoy.com, WochenKlausur, übermorgen, RTMark, The Yes Men, Yomango, Fehlstelle... Theoretisierung unter www.KunstAlsHandlungsfeld.net (Kleine-Benne, 2006). Autor Das Künstlersubjekt verabschiedet sich von seiner singulären Urheberschaft und tritt im Verbund mit anderen Autoren in multiplen und pluralen Autorenschaften z.B. als Kollektiv, Projekt, Alias oder Algorithmus auf. Werk Abgeschlossene Werkobjekte und symbolische Repräsentationen transformieren zu offenen und dynamischen Handlungsfeldern, zur ndimensionierten „Arena des Handelns“ (Weibel), zu Ereignissen, Projekten und Prozessen. Von ROM-art (read only material) zu RAM-art (radical active material).
„And the owner is...“ Grundsätzlich ist zu unterscheiden zwischen der Traditionslinie des angloamerikanischen Copyrights und der Möglichkeit, Rechte zu übertragen an einen Verwerter einerseits und dem kontinentaleuropäischen Droit d’Auteur sowie der untrennbaren Verbindung zwischen Urheber und Werk andererseits. Die historische Entwicklungslinie von freier Software zu Open Soure zu Open Content in der Folge der Entwicklungen in Berkley und am MIT seit den 70er Jahren sowie die Übertragung der Prinzipien der freien Lizenzierungen auf andere Medien wie Text, Bild oder Audio hat jedoch wesentliche Diskussionen zu den Rechten der Autoren angestoßen. Angemerkt sei, dass bereits 1958 die Autoren der Situationistischen Internationale ihre Texte unter eine „Free-Software-Definition“ stellten.
Bei FYI handelt es sich um den Versuch, Schnittstellen und Schnittmengen zwischen dem geschlossenem System Kunst und anderen gesellschaftlichen Bereichen herzustellen. Kunst wird in diesem Sinne nicht als ein von Institutionen getragenes System, sondern als gesellschaftlicher Freiraum verstanden, in dem alternative Formen von Gesellschaft und sozialen Prozessen entworfen und erprobt werden können. Weitere Informationen unter www.free-your-idea.net.
Kollegiale Parallelaktivitäten Eine Auswahl: 0xdb (www.0xdb.org), The Oil of the 21st Century. Perspectives on Intellectual Property (www.oil21.org), La Biennale de Montréal 2009: Open Culture [www.ciac.ca/biennale2009], Who Makes and Owns Your Work, Stockholm 2007 (www. whomakesandownsyourwork.org). „Intellectual Property is the oil of the 21st century” (Mark Getty, Chairman of Getty Images)
Kunstbegriff Bei dem hier veranschlagten Begriff von Kunst handelt es sich weniger um eine essentialistische oder substanzialistische Vorstellung von Kunst. Unser Kunstbegriff ist nicht konstant, punktuell oder starr konzipiert, sondern dynamisch, prozessual und ereignishaft. Im Weiteren verweisen wir auf die „esthétique relationelle“ von Nicolas Bourriaud (1995), auf die kommunikationstheoretischen Untersuchungen von David J. Krieger zu Kunst als Erschließungsdiskurs (1997) und auf Andrea Frasers Unterscheidung in kulturelle Produktion und künstlerische Praxis (1995).
Die Plattform FYI sammelt Ideen aller Art und macht sie zur Aneignung und Weiterentwicklung zugänglich. Jede Idee – ob absurd, scheinbar unausgereift, phantastisch, schwer umsetzbar oder revolutionär – ist willkommen, und zwar in jedem Status ihrer Ausformulierung. Auch bereits realisierte Ideen oder Werke mit dem abschließenden Siegel der Signatur können auf diese Weise neu interpretiert und verfügbar gemacht werden. Der Konzept-Thread, vergleichbar dem Code einer Software, bleibt offen und kann in anonymer bis kollektiver Form gemeinsam mit anderen Usern bearbeitet werden. Einmal eingeloggt, kann jede/r Ideen veröffentlichen, andere Ideen kommentieren oder weiterentwickeln. Wir freuen uns auf Euren Input!
Referenzen (eine kleine Auswahl) 1967 Gründung der Deutschen Studentenpartei/ Fluxus Zone West (Joseph Beuys – Erster Vorsitzender, Johannes Stuettgen – Zweiter Vorsitzender, Bazon Brock – Dritter Vorsitzender). 1971 Gründung der Organisation für Direkte Demokratie und Volksabstimmung (Joseph Beuys und Johannes Stuettgen). 1972 Gründung der Freien Internationalen Universität (FIU). 1982 „7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“ (Joseph Beuys für doc7). Seit 1993 konkrete Interventionen von WochenKlausur. 1999/2000 Toywar, etoy. Seit 2000 analogue-series#no.2k0023, GeheimRat. 2001 AVL-Ville, Atelier van Lieshout. 2003 Nike Ground, 01.ORG. Seit 2005 Mission Eternity, etoy. Weiterführendes Urheberrechtsrelevantes: www.subsol.c3.hu : : www.creativecommons.org : : www.gnu.de : : www.artwarez.org
Ausstellungspraxis Der geschlossene White Cube mit seinen Redundanzen transformiert zu synergetischen Konvergenzformaten und zu nichtlinearen Praxismodellen. Rezipient Der distanzierte Betrachter und passive Konsument transformiert zu einem involvierten Teilnehmer, Akteur und Mitschöpfer, zum (inter-) aktiven Nutzer, Forscher oder Explorierenden. Von ROMs (read only members) zu RAMs (radical active members). Gesellschaftliche Verantwortung Statt mit Visualisierungen und Repräsentationen tritt Kunst mit Operationen und Eingriffen in die Protokolle gesellschaftlicher Prozesse auf die „Bildfläche“.
"Who's doing the art of tomorrow? How will it be done? What is doing the art of tomorrow?" (Ars Electronica 2001) Kunsthistorische Zitate Auszug aus dem 1. Manifest großer und angesehener Künstlerinnen, Basel 1999, Punkt 7: „Klaut Ideen und verschenkt die besten!“ Fluxus bedeutet „Bewegung --> moving --> moving, immer alles neu anzusehen, damit nichts starr wird“ (Imaginäres Gespräch zwischen Henning Christiansen und Joseph Beuys, 1991). „Sie [die Kunst, Anm. d. Verf.] darf nicht limitiert und sie muss für alle zugänglich und möglicherweise von allen herstellbar sein“ (George Maciunas, 1965).
Text : Kaya Behkalam : : Fotos: Sanna Miericke, Amirali Mohebbinejad : : www.reloadingimages.org
Ein Kollaborationsprojekt von Berliner und Teheraner Künstlern
Teheran–Berlin Work in Progress 2007
NETZWERKE
Ende August 2007 kommt eine Künstlergruppe auf dem Teheraner Flughafen an. Es sind 54 Musiker des Deutschen Symphonie-Orchesters aus Osnabrück, die hier zwei Konzerte geben werden – der erste öffentliche Auftritt eines europäischen Orchesters nach der iranischen Revolution von 1979. In Interviews betonen sie, dass sie als „Kulturbotschafter“ und „zur Stärkung der iranischen Zivilgesellschaft“ nach Teheran gekommen seien. In der OnlineAusgabe des „Spiegel“ werden sie dagegen zu „Ahmadinejads willigen Geigern“ erklärt und ihre Konzertreise mit den Olympischen Spielen 1936 unter den Nazis verglichen. Ein öffentliches Konzert in Teheran, so die Argumentation, würde allein der Stärkung des autoritären Regimes dienen. Nur zwei Wochen zuvor haben wir die iranische Hauptstadt verlassen: rund zwanzig Berliner Künstlerinnen und Künstler, Kunstwissenschaftler – eine Gruppe von Studierenden und Dozenten verschiedener Fachbereiche der UdK. Drei Wochen lang hatten wir hier, gemeinsam mit jungen Teheraner Künstlern des unabhängigen Netzwerks „Parkingallery“ diskutiert, recherchiert und gearbeitet, im September kamen die Teheraner zum Gegenbesuch nach Berlin. Neben Workshops gab es Stadt- und Atelierbesuche, öffentliche Präsentationen und Lectures unter anderem mit Nanna Heidenreich, Khaled Ramadan, Reza Abedini, Hamid Severi, Katharina Sieverding und Wolfgang Knapp. Die Idee, ein Projekt zwischen Berliner und Teheraner Künstlern zu organisieren, war ursprünglich entstanden aus einem persönlichen, biographischen Interesse von Azin Feizabadi, Ashkan Sepahvand und mir. Ein Teil unserer Familien und viele Freunde leben im Iran; seit Langem hatten wir das Bedürfnis, die Künstlerszenen der beiden Städte miteinander zu vernetzen und die für uns relevanten Fragen und Erfahrungsräume für andere zu öffnen. Berlin–Teheran: Das steht auch für das Verhältnis von Zentrum und Peripherie einer
sich mehr und mehr als global verstehenden Kunstwelt. Fragen nach dem Selbstverständnis von Künstlern „hier“ und „dort“ drängen sich auf, Fragen nach der Rolle von Kunst innerhalb der Gesellschaft, der Universalität der Ideen der Moderne und ihren Wechselwirkungen mit lokalen Kulturtraditionen. Kunst unter dem offiziellen Label des "Kulturaustauschs"? Der schmale Grat zwischen „Kulturaustausch“ und der Affirmation politischer Zustände, auf dem sich die Osnabrücker Musiker auf ihrer auf höchster politischer Ebene angesiedelten Abenteuerreise nach Teheran plötzlich und überrascht wiederfanden, war für uns während der fast einjährigen Vorbereitung des Projekts Ausgangspunkt für die zentralen, immer wiederkehrenden Fragen: Wie können Künstler der Gefahr staatlicher Vereinnahmung entgehen? Wie kann Kunst in einem politisch so aufgeladenen Kontext das ihr immanente, kritische und subversive Potenzial entfalten? Die Gefahr, dass Kunst unter dem Label des offiziellen „Kulturaustauschs“ zum Instrument und Wegbereiter staatlicher oder ökonomischer Interessenpolitik werden kann, lässt sich nicht verleugnen. Allerdings kann die Alternative nicht lauten, dass sich die Kultur aus globalen, politischen Belangen heraushält und es sich in der Sicherheit von White Cube und Konzertsaal gemütlich macht. Es geht nur um das Wie – die Form wird hierbei zum politischen Statement, die bloße Organisationsstruktur zur künstlerischen Intervention: Grenzen und Beschränkungen staatlicher Politik hinterfragend und eigene, nichtinstitutionelle und zivilgesellschaftlich verwurzelte Strukturen generierend. Vor diesem Hintergrund verzichteten wir auf die Zusammenarbeit mit staatlichen Institutionen und entschieden uns für eine eher prozessuale Form des Arbeitens. Sechs Monate lang trafen sich die beiden Gruppen wöchentlich separat in Berlin und Teheran, um sich vorzubereiten und auszutauschen. Anstelle einer
objekt- und werkbasierten Auseinandersetzung sollte die Begegnung der Teilnehmer selbst im Vordergrund stehen und die Reflexion der Umstände, innerhalb derer sie kommunizieren, arbeiten und leben. Auch wenn die offene Form des prozessualen Arbeitens immer wieder für Kritik unter den Teilnehmern sorgte, entstanden unter dem Einfluss der inhaltlichen und organisatorischen Debatten individuelle und kollaborative Projekte, in denen die Künstler über Recherche, Interaktion und performative Methoden ihre eigene Position vor Ort oder den künstlerischen Prozess selbst zum Thema machten. "Temporary Marriage" Nazgol Ansarinia und Lise Chevalier beispielsweise beschäftigten sich in ihrem Projekt „Tehran reveries – Berlin repetitions“ mit dem durchreglementierten öffentlichen Raum in den beiden Städten und versuchten die Systeme absurd erscheinender alltäglicher Handlungsabläufe mit der Logik des Traums und des Unterbewusstseins zu ergründen. Martyna Starosta und Melanie Schlachter erkundeten die gesellschaftlichen Freiräume, die sich die Jugend Teherans zum gegenseitigen Kennenlernen erobert hat: Flirten von Auto zu Auto, auf nächtlichen Highways oder in Seitenstraßen der Stadt. Die beiden haben über mehrere Nächte hinweg an dem Spiel teilgenommen und die Erlebnisse in Berlin zu einer Audioinstallation verarbeitet. Auch in der Arbeit „Temporary Marriage“ von Mikala Hyldig tritt die Künstlerin aus der Rolle des distanzierten Betrachters heraus und thematisiert die Institutionalisierung und Reglementierung individueller Lebensbereiche über ihre eigene Person. In einem Video sieht man sie selbst die nur im Iran legitime Ehe auf Zeit abschließen; die Worte des Geistlichen hat sie anschließend katalogisiert, um in ihrer Installation neue Sinnzusammenhänge zu konstruieren. Artur van Balen wiederum besuchte während des Workshops die Familien der iranischen Teilnehmer, um die persische Küche zu
studieren und die Mütter beim Kochen über das Leben und die Kunst ihrer Töchter und Söhne zu interviewen, auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage: Unter welchen Umständen ist Kunst überhaupt eine Option? Fragen bilden auch das Grundgerüst der Audioinstallation von Eva Kietzmann und Sonya Schönberger, Fragen, die sich aus den Widersprüchen der eigenen Präsenz an einem fremden Ort ergeben – als Tourist, Künstler oder Mitglied einer Gemeinschaft. Während Ehsan Behmanesh und Sophie Hamacher in ihrem Film die Unterschiede des Blicks in vertrauter und fremder Umgebung an verschiedenen Orten in Berlin und Teheran in den Fokus rücken, konzentrierte sich Magdalena Kallenberger auf die Teilnehmer selbst und beobachtete, wie diese sich bei der Arbeit mit ihrer Kamera in der Landschaft positionierten. Überwiegend analytisch arbeiteten auch Shervin Afshar, Christopher Eymann und Michael Wamposzyc: Ausgehend vom Konzept islamischer Architektur untersuchten sie das Dominanzverhältnis zwischen Schrift, Bild und Ornament. Den sich bis in die Nacht ziehenden Diskussionen, den Zweifeln, der Kritik und den aufgekommenen Fragen wollten wir eine Form geben. Bei unseren öffentlichen Präsentationen in der Azad Gallery Teheran und einer vom Kunstraum Kreuzberg zur Verfügung gestellten ehemaligen Schule in Berlin – der „Reloading Images Temporary School“ – präsentierten wir eine dreidimensionale Karte, eine kollektive „Mindmap“, die all diese separat wahrgenommenen, persönlichen, politischen und theoretischen Umstände in Verbindung setzte. Während einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufbauend auf ihren Erfahrungen bereits neue Kollaborationsprojekte planen oder initiiert haben, arbeiten wir an einer Fortführung von „Reloading Images: Work in Progress“. Im Sommer 2008 geht es in die syrische Hauptstadt Damaskus.
NETZWERKE
NETZWERKE
Free and Lost in Cybermedia
Individualität oder Kollektivität? Korrespondenz mit Komponisten des "Kollektiv Klangnetz" Text : Anja Wenzel
Die Freie Klasse berichtet von einer Jagd
Hallo liebes Klangnetz, seid Ihr bereit für ein Kollektiv-Interview? Ich brachte in Erfahrung, dass eine Gruppe von Komponisten anfing, gemeinsam, quasi kollektiv, Stücke zu schreiben; die komplette Individualismus-Ausrüstung hätten sie also für das Projekt "kollektiv" beiseite gelegt. Per E-mail-Konferenzschaltung entstand eine spannende Reflexion über Pro und Contras von Gruppenkompositionen.
Text : Sarah Lehn : : Foto : Arthur van Balen
Du sitzt mit sieben weiteren Studierenden unterschiedlicher Fakultäten, Hochschulen, Interessen und unterschiedlichen Alters auf Teppichen in der Eingangshalle des Hauptgebäudes der Universität der Künste Berlin. Es gibt Kekse, Tee und Kaffee, es ist kalter Novemberbeginn, man spricht englisch, denn es sprechen nicht alle deutsch und Du fragst Dich: WAS MACHE ICH HIER?
Die E-mails wurden zwischen dem 30. November und dem 16. Dezember 2007 mit der Betreffzeile "(eigenart) the monster meditates" ausgetauscht. Teilnehmende Komponistinnen und Komponisten waren Alina-Maria, Sarah, Rama*, Kyle*, Yoaf* und Vincent* [* vom Englischen ins Deutsche übersetzt].
Keine Zeit, der Frage nachzuhängen, denn in einer Woche kommt eine uns nahezu unbekannte Gruppe Genfer Studierender der Postgraduate-Fakultät Critical Curatorial Cybermedia. Sie reisen im Rahmen eines Projektes der NGBK (Neue Gesellschaft für Bildende Kunst) nach Berlin; ihr wahres Ziel ist jedoch die Freie Klasse. WAS WOLLEN DIE VON UNS? Sie kennen die letzte Generation der Freiklässler, sind beeindruckt, sie halten uns für Helden im Kampf gegen die Institutionsmühlen. Selbstorganisation, was dort Programm des Studiums ist, soll hier von selbst passieren! Innerhalb einer Woche soll ein gemeinsames Projekt entstehen. Unter dem Druck, sich den Besuchern irgendwie zu präsentieren, geht es also noch viel konkreter darum, uns zu definieren. Kein Konsens in Sicht! WAS UND WER SIND WIR? oder hilft die Frage weiter: WAS WOLLEN WIR ÜBERHAUPT? Jede Idee endet am selben Punkt: erstmal Kennenlernen, Sehen. Ohne für irgendwen irgendetwas zusammenfassen zu müssen. Präsentation, Mindmap, Digital – wir finden alles Nonsens. Wir entscheiden uns für eine Sammlung unserer Interessen, Bilder, Texte, Recherchen... jeder sucht, dann wird getauscht. Zunächst konfus. Den Gästen wird ein Diner in Wedding gekocht. Schüleraustauschfeeling! - keiner wagt es auszusprechen. Aber in dieser Woche gibt es ein neues „Wir“. Dieses stellt bei erstem Glühwein fest, dass nebst Berliner Alltag und Genfer NGBK- Programm kaum Zeit für unsere Zusammentreffen bleibt. Gegenseitiges Kennenlernen und gemeinsames Projekt-Erfinden, Umsetzen, Dokumentieren wird auf eine Unit reduziert. Aus einem langen Treffen werden viele kleine, Schnitzeljagd, die Kamera ist Staffelholz. Deadline: 72 Stunden später, Abflug der Gäste.
Wir haben die Noten per E-Mail und per Post geschickt, wir haben uns während des Komponierens nie getroffen, deshalb "Klangnetz". Am Anfang haben wir englisch miteinander geredet, dann deutsch. "KollektivKlang", weil drei "Teams" drei Takte Musik gemeinsam hatten. >> Alina-Maria (Gruppenkomposition Webfehler)
>>berlin-geneva.wikispaces.com.<<
MISSION 0 Take the camera out of locker 580 in the Volkswagenbibliothek. Code: 5851. Further information- check Your emails! MISSION 1 Five people: Each- Find, steal, earn, get something as a present. Meet, build together a sculpture from the objects, as big as possible, in a public space, You precisely chose. Document the action. MISSION 2 Sms 16.11. Du musst zu S/U Station Warschauerstr, zu Imbiss Wunderlampe, Warschauerstr.59, fragen da um tüte CCC, there inside instructions! Dann Tüte wieder abgeben.Von jetzt an bis 24 h hast du Zeit! MISSION 3 Two persons: Find a Skatepark in Revalerstraße. Find out what the place has to do with world-economy.% MISSION 4 Two people: You are chosen. Make music together with... and record it without camera. MISSION 5 I lost a DVD (in the place where we ate and slept on the day of our arrival) which I anyway wanted to give to all of You. Find it, watch it. Keep in contact.
Gewisse Fragen - Dichte, Dramaturgie, Pausen, Takte entschieden wir dann wirklich zusammen. Kompositorisch bedeutete die Arbeit sicherlich für jeden, Kompromisse zu machen - eben "nur ein Teil" zu sein und nicht "das Ganze". Gleichzeitig hatte man aber einen tieferen Einblick in das musikalische Denken des anderen. Als besonders bereichernd empfand ich speziell auch die gemeinsame Probe mit Snezana und dem Ensemble "adapter": Worauf achtet Snezana? Was ist ihr wichtig? Wie probt sie? Natürlich war es wie immer ein besonderer Moment, die eigene Musik das erste Mal "live" - im Raum - und nicht im Kopf zu hören. Ich bin generell eher ein Einzelgänger, schon dem alltäglichen Kollektiv in der U-Bahn versuche ich per Fahrrad möglichst zu entgehen. Ich schätze das Individuelle und denke, dass es im Künstlerischen die Möglichkeit zu etwas Unverwechselbarem gibt. Ein Zusammenwirken und -arbeiten würde ich mir für die Komposition eher generell als Austausch vorstellen: und zwar genreübergreifend! >>Sarah (Gruppenkomposition 3+x) Ich würde sagen, dass es eine ganze Menge Mut braucht, mit deinen eigenen ästhetischen Vorlieben locker umzugehen, um dem Stück zu gestatten, zu etwas zu wachsen, das wir nur kollektiv kontrollieren können. So wie es Jahre dauert, ein ästhetisches Vokabular für seine eigene Arbeit aufzubauen, glaube ich, dass es genau so schwer ist, diese Ideen zu Seite zu stellen, um eine gemeinsame Sprache zwischen vier verschiedenen Komponisten zu finden. Dies war die Achillesferse unserer Gruppe, welche wir versuchen in unseren zukünftigen Rengakompositionen zu überwinden. >>Vince (Rengakomposition Blossom, Moon) In gewissem Maße gibt es das Thema von multiplen, individuellen “View Points”, “Styles”, “Egos” etc., was stark kollidiert mit der Zusammenarbeit für ein gemeinsames überindividuelles Ziel. Ich kann nicht für die anderen Kollektive sprechen, aber bei der Renga-Gruppe glaube ich, dass wir alle vier eine
irgendwie ähnliche Perspektive auf Komposition haben und deswegen war es leichter, zusammen zu arbeiten. Nochmal, ich kann nicht für die anderen Gruppen sprechen, aber während der Aufführung von “Moon” gab es Momente, wo ich nicht sagen konnte, wer die betreffende Sequenz geschrieben hat. Weil die Sequenzen ziemlich kurz waren und auch die Methode, die wir zum Komponieren benutzten (oder ist es nur mein schlechtes Gedächtnis?), konnte ich das Stück manchmal genießen, als wenn ich nichts damit zu tun gehabt hätte (was ich gut finde). Aber ich schweife ab... >>Kyle (Rengakomposition Blossom, Moon)
Das Konzept der Gruppenkomposition ist für mich eng verwandt mit aleatorischer Kompositionsorganisation, wo Offenheit als Teil der inneren Struktur des Stückes eingegliedert ist. Mit diesen offenen Einheiten können Parameter des Stückes von anderen intelligenten Quellen kontrolliert werden und somit als erkenntliche Variablen behandelt werden. Ich denke, es gibt noch eine Menge zu entdecken in der Gruppenkomposition. Vielleicht können wir in Gruppenkomposition eher die Organistation von Gruppensystemen erkennen, wie bei Cages formalen Designs oder in dem Werk des Komponisten und Improvisators Radu Malfatti oder dem von Cardew, als den "Willen-des-Indiviums"-Ansatz. >>Rama (Rengakomposition Blossom, Moon)
Ich stand auch unter dem Eindruck, dass es eine generelle, durchgeführte Charakteristik dieser Stücke war, die sich in diesem Projekt zeigte, dass ihnen die Konzentration fehlte, die ein gut geschriebenes, individuelles Stück normalerweise hat. Mit Konzentration meine ich die Einheit innerhalb einer gewissen logisch aufgebauten Welt, in der das Stück funktioniert. Das heißt, sich nicht zu verzweigen, sondern eher ein ausgewogenes Maß von Intensität beizubehalten, um die Aufmerksamkeit des Zuhörers zu behalten. Ich schätze, dass der offenbarste Grund für die Diskrepanz zwischen dem Prozess und dem Ergebnis unser gemeinsamer Mangel an Erfahrung mit solch einer Kompositionsmethode ist. Im Falle der Renga-Gruppe haben wir ein kleines Regelwerk angenommen, welches gleichzeitig zur Orientierung, als Leitlinie und Beschränkung diente. Das einzige Konstrukt, das diese rigiden Regeln überschritt, war ein vages ästhetisches Gefühl, das wir anstrebten. P.S.: Was ist mit dem Monster? >>Yoaf (Rengakomposition Blossom, Moon) Die Komponisten, Studierende und Absolventen der HfM Hans Eisler und UdK, brachten das Projekt "kollektiv" am 15. November 2007 innerhalb der Konzertreihe des Vereins Klangnetz mit dem Ensemble adapter auf die Bühne.
Materialen zum Projekt und zum Entstehungsprozess der Stücke sind auf der Website zu finden: www.kollektiv.klangnetz.org.
NETZWERKE
Surviving in the Jungle Tipps for foreign Students Text : Meritxell Martínez Pauné : : Illustration : Almudena Lobera
AStA finances your art projects If you have an art project shared with other UdK students from different disciplines, you can ask AStA (Allgemeiner Studierenden Ausschuß) for financial help. After presenting your project and being accepted, you might get until 400,-€. AStA is the student committee that fights for UdK students' rights and it is a good link to meet people and (maybe) to join other student's projects!
24-Hour-People Erasmus students never watch the clock. Need to print your homework on Sunday? Need to buy some food urgently for your guests or “something useful” in the pharmacy during the night? Berlin never closes! Here are some examples: 1. Emergency-office: In the Zoologischer Garten Media Point (Hardenbergplatz 2. 10623 Berlin. Tel: 030 398 05 51) you can print, copy, send faxes, call or web-surfing 24 hours a day! Every print or copy costs 0,10 euros. Other copy-shops open every day until 12 PM like Trigger (Aldabertstr. 7-8; except Saturday), Central Station Druck & Kopie (Danziger Str. 173) or Media Point Alexanderplatz (until 1 AM!). 2. Pharmacies: There is one 24 hours Pharmacy in the first floor of Hauptbahnhof, but if it’s to far away then you can ask for the nearest one calling (030) 310031 after 20 PM. 3. Supermarkets: Some of the Kaiser’s supermarkets are open until 12 PM. There´s one near the U&S-Bahn stations Schönhauser Alle, Warschauer Straße and Gneisenaustraße. Kaiser is a bit more expensive than others, but reasonably cheap in case of need. Try also at Ostbahnhof where you find a Lidl and a Rewe, both open weekly from 8 AM to 8 PM. Leo Worterbuch The online dictionary www.leo.org is your weapon against getting lost in translation. It lets you easily translate german into english, spanish and french and gives lots of different translation options, in figurate, literal sense and idioms, too. Of course with all the kasus declinations and verbal conjugations! And if you are looking for an extra advice to carefully translate some words, don’t worry at all: Leo have also online forums to discuss every word with the other users! Where am I? Getting lost in Berlin is rather impossible using online map www.stadtplandienst.de: fill in the postal code, street-name and door-number and you’ll know exactly where to go! Brandenburg by train With the Brandenburg-Ticket you can travel all through Berlin and Brandenburg for little money. It costs 26 euros and includes maximum five travellers with regional trains in second-class seats during all the weekend, from friday 9 AM until monday 3 AM!
Berlin movies If you want to feel the lyrical Berlin, just watch these movies about it and try to recognize the streets and the corners just after the wall’s fall. Watch “Der Himmel über Berlin” every Tuesday and Wednesday at Central Kino (4:30 PM; Rosenthalerstr. 39; entry 5,50 €). You´ll also love “Berlin Alexanderplatz” (1931) and “Die Sinfonie der Großtadt” (1927) plus different ethnic movie-cycles twice a week.
The central UdK's faculty in Einsteinufer has a PC-Pool (4th floor) and opens from Monday to Friday 12 to 19 PM. As a welcome gift, you'll receive five free prints with your first registration (wow!). The Zentralbibliothek (Fasanenstr. 88) has a large quantity of pcpools in its 6th floor, almost all internet-connected. You can also websurf with your own lap but you'll need a DSL-cable (rentable for 1 € a day).
Free WI-FI (W-Lan in german) With your own laptop: Some bars and shops offer free connection to their costumers. Search your nearest hot spot at http://free-hotspot.jiwire.com. At Sony Center in Potsdamer Platz and S-Bahn stations Ostbahnhof and Hauptbahnhof you can join free wireless access. Ask for the keyword at the customer service kiosks. Some of UdK's facculties offer free WLAN for students. Ask for your personal nickname and password at the porter´s office. If you don’t have a laptop:
Sight-seeing by Bus Don’t ever try to visit all Berlin’s monuments by foot in one day! Take it easy, do it by bus! Bus 100 and 200 will bring you through the greatest hits for 2,10€ or freely if you already have the Semester Ticket. They both leave from Alexanderplatz to Zoologischer Garten. Taking the 100 you might go through Potsdamer Platz and at the Kulturforum (next to the Tiergarten). Number 200 goes beside the Reichstag, then crosses the Tiergarten untill the Siegesäule then turns towards the station Zoologischer Garten.
Self-made WGs Finally you´ve found your perfect WG (Wohngemeinschaft = your collective) and now… it’s time to make it personal! Perhaps you'll need some furniture or electric device, or simply just want to feel more comfortable. If you join Berlin temporarily you won’t waste much money with stuff that you certainly can’t bring home packed in your luggage, won't you? So, before invading the closest Ikea, think about the cheapest and most authentic options: 1. The magazine Zweite Hand contains a long offers & requests section, but also exchanges and gifts. You can find furniture, cars, clothes, jobs and much more. It costs 2,30 € and you can find it every thursday, friday and sunday in all Berlin's kiosks. The weekly leisure-magazines Zitty and Tip also have some classified pages, but much less updated. 2. Around ten different Flohmärkte (flee-markets) provide the city of the most kitsch, vintage, freaky, poppy or simply cheap second-hand fourniture. Spoons, towels, chairs, dishes, overcoats, bikes… Try and find out the best sale every Sunday morning! The newest one is the Mauerpark's Flohmarkt and the oldest is in the Straße des 17. Juni, both very big and tourist-full. For really cheap sales, have a look in smaller markets, like the ones in Moritzplatz, Rathaus Schöneberg, Treptower Park, Boxhagener Platz or Fehrbellinerplatz. 3. Perhaps the biggest Berliner second-hand boutique is the 4-floor Humana placed at Frankfurter Tor. The 2nd floor is dedicated only to furniture and decoration. Prices are reasonable and thursday is the incomig day. It's open from Monday to Friday 10 AM to 7 PM and on Saturdays from 10 AM to 2 PM. 4. It’s quite normal to find all kinds of used-furniture in the streets while you are walking around the city. It´s not due to lazyness or not-ecological mentality, it's more about they don't want to pay the garbage pick-up service tax! So, if you find something interesting and feel strong enough to bring it home, don’t think twice! Do it!
LA BAMBA
Bewirb dich doch um ein Stipendium Short Cuts im Senat für Kultur Berlin Text : Azul Blaseotto : : Illustration : Josephine Behlke
Ein Monster denkt nach Text : Lisa Krämer : : Illustration : Boris Duhm
9 Uhr 30 an einem Sonntag. Ich wurde zu einem Brunch geladen. Da die Gastgeber nicht zu meinem engsten Freundeskreis zählen, verzeihe ich ihnen diesen Ausrutscher mit der Uhrzeit. Die Gastgeber, ein Pärchen, sind bemüht und natürlich sehr glücklich miteinander. So glücklich, dass sie sich ständig berühren und küssen müssen, ganz zu schweigen von den verträumten, viel- und doch nichts sagenden Blicken, die sie sich ständig zuwerfen, nur um sich dann kichernd voneinander abzuwenden. All das kann ich trotz meiner Müdigkeit ertragen. Schließlich sind sie nett. Aber das wirklich Schlimme ist: Die beiden sind einfach unspektakulär. Und das am Sonntag zu einer solch unchristlichen Zeit. Ich kannte ihn schon, als er noch Single war. Nett, aber leider schon immer etwas langweilig. Gut, nicht jeder kann ein Alleinunterhalter sein. Wäre wohl auch nicht gut, wenn alle so wären. Nun ist er jedoch zu zweit. Zwei nett-dröge Menschen, die begeistert aus ihrem netten Leben erzählen. Sicher, jeder erlebt mal etwas Interessantes oder gar Haarsträubendes. Bei denen hier muss man sich die Action aber immer dazu denken. Und die Pointe erst recht. Ein Polizeiprotokoll wäre spannender. Und plötzlich spricht er mich an. Mein Brot fällt mir fast aus dem Mund. Ob ich mich langweile? Das Monster in mir ist plötzlich ganz still, und dann
Das, was hier folgt, ist wirklich passiert. 2007 in einem Büro des Senats für Kultur Berlin. Einem, den ich kenne. Es war die Zeit, in der sich die in Berlin lebenden Künstlerinnen und Künstler für ein Arbeitsstipendium beim Berliner Senat bewerben können. Jede und jeder kann dies noch einmal und jederzeit wieder so erleben. Nein, eigentlich doch nicht, denn das geschieht nur denjenigen, die als Sonderpermanent-Ausnahmezustand aufgrund eines Andersseins-Status gelten. Es ist eine subjektive Wahrnehmung. Das, was hier folgt, mag also eine paranoide Vorstellung dieses meines Freundes sein, der verwirrt und verzweifelt aus dem Gespräch mit einer Beamtin des Kultursenats kam und seitdem der rationalen Logik nicht mehr traut. Frame 1: Eine lange Schlange vor einem schmalen Holztisch im großzügigen Raum des Berliner Kultursenats. Der Boden ist ebenfalls aus Holz, lange helle Matten, die unter den Füßen knirschen. Riesige Fenster entlang der Wand. Weiße Vorhänge verhindern den Blick auf die Strasse. Wer würde das mögen, da ist es sowieso gewöhnlich grau. Fünf Schritte entfernt sind andere Tische angeordnet, parallel zueinander, auch lang, auch aus Holz, wo mehr als 300 Künstlermappen und -unterlagen schön beschriftet und überprüft liegen. Eine Frau hinter einem Tisch, um die vierzig, ohne ein Zeichen der Freude, der Traurigkeit oder überhaupt irgendeiner menschlichen Emotion im Gesicht, so regelmäßig und normal wie der Himmel außerhalb, empfängt die Unterlagen.
höre ich mich schon antworten: "Ach was, ich bin nur etwas müde! Wie hieß die Katze der Nachbarin deiner Oma noch gleich?"
Frame 2: Mein Freund mit der abzugebenden Künstlermappe unter dem Arm ist dran. Der Künstler aus einem weit entfernt liegenden Land jenseits der Europäischen Union. Fast Mars.
Beamtin: Sie dürfen sich hier nicht bewerben. Er: Wieso? Beamtin: In Ihrem Pass steht, Sie haben eine begrenzte Arbeitserlaubnis. (Close up zum Gesicht des Künstlers: gelangweilter Ausdruck, er könnte heißen "Uff! Was is denn jetzt los".) Er: Na ja, und was ist damit? (Close up zum Gesicht der Beamtin: gelangweilter Ausdruck, er könnte heißen "Uff! Was is denn noch mal los hier".) Beamtin: Sie können eben bei uns nicht arbeiten! (Die zwei sind jetzt im Bild.) Er: Ich will aber nicht arbeiten, deswegen möchte ich ja das Stipendium. Beamtin: Wenn Sie nicht arbeiten wollen, dann können wir Ihnen kein Geld anbieten. Er: Ich glaube schon! Und zwar in Form von einem Stipendium, ich bin nämlich Künstler, wissen Sie? Deswegen bewerbe ich mich hier, Sie bieten Stipendien für Künstler an, oder? (Zoom Out zum Rest der Schlange: Einige der dort stehenden Künstlerinnen und Künstler gucken amüsiert, andere ungeduldig. Kameradrehung: Der Künstler wird nervöser. Die Beamtin eigentlich auch). Beamtin: Gemäß Ihres Passes dürfen Sie in Deutschland nicht als Künstler arbeiten. Er: Wieso als "Künstler arbeiten"? Kunst zu schaffen ist doch keine Arbeit! Beamtin: Bei uns schon und Sie dürfen hier Ihren Beruf nicht ausüben. Er: Die Kunst ist nicht nur mein Beruf, die Kunst ist mein Leben! Und ich kann Kunst machen, wo ich will. Ich brauch keine Erlaubnis, um Künstler zu sein! (Die Dramatik nimmt zu. Der Künstler schwitzt und fängt an, die Fahne der Revolution hin und her zu bewegen. Die Beamtin die der Autorität. Der Rest der Künstlerinnen und Künstler, ähnlich wie der griechische Chorus, hält sich
raus und folgt der Szene, aber mit erneutem Interesse.) Beamtin: Wenn Sie keine Erlaubnis brauchen, dann können Sie doch auch ohne ein staatliches Stipendium Kunst zu Hause schaffen und brauchen sich nicht darum zu bewerben. Er: Doch! Ich habe kein Geld, ich muss mich darum bewerben. (Stimme im Off: Der in Berlin lebende Künstler ist darüber froh, die mühsam erlernte deutsche Sprache genau anwenden zu können und hofft deshalb, die Beamtin könne ihn endlich verstehen. Die Verständigung aber, und das ist was der Künstler noch nicht weiß, erfolgt auf einer anderen Basis, nicht unbedingt auf der der korrekten Grammatik. Die Beamtin kann kein Mitgefühl für ihn empfinden, weil sie die anstrengend erlernten fachspezifischen Regeln befolgen muss). Beamtin: Wenn Sie kein Geld haben, wieso dürfen Sie dann überhaupt hier studieren? Er: Ja, schon gut, ich habe genug Geld, weil ich nebenbei arbeite. Beamtin: Wenn Sie genug Geld haben, dann brauchen Sie doch kein Stipendium! (Cut Out) An der Stelle muss mein Freund, der ausländische Künstler, an Kafka gedacht haben. Am liebsten hätte er sich in die gelbe Uma Thurman von Kill Bill verwandelt und die Beamtin säuberlich, chirurgisch präzis enthauptet. Das sind aber reine Spekulationen von mir. In Wirklichkeit ging er zusammen mit einem Rechtsanwalt ins Ausländeramt, um nach der einen besonderen Erlaubnis zu suchen: „Selbstständige Tätigkeit nicht gestattet mit Ausnahme: die freiberufliche Tätigkeit als Künstler“. Was für Abenteuer der Künstler im Ausländeramt erlebte und ob er noch am Ende des langen Weges das Stipendium bekam, ist schon Material für eine andere Erzählung.
NACHGEFRAGT & HERGEZEIGT
Die Hochschulsport-Statistiken der TU Berlin beweisen, dass jährlich im Durchschnitt 300 Studierende der UdK an den wöchentlichen Sportkursen der Sportanbieterhochschulen teilnehmen. An der UdK wurden jahrelang Tenniskurse angeboten. Momentan gibt es Workshops für Gesellschaftstanzen, Latein und Standard. Tango und Swing-Communities haben sich gebildet und das Bewegungstraining im neuen Zentrum für zeitgenössischen Tanz ist für alle offen. Der Hochschulsport fördert auch gern Ambitioniertere, zum Beispiel die Teilnahme an der Universade. Caren, die schon seit Jahren Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft im Badminton ist und momentan in der ersten Liga in Frankreich für den Pariser Club „Lagardère Paris Racing“ spielt, nahm im August 2007 an der Universade in Bangkok teil. Das deutsche Hochschulteam belegte den 5. Platz als beste europäische Mannschaft hinter der Badmintongroßmacht Asien. Zweimal finanzierte die UdK die Teilnahme an den Deutschen Hochschulmeisterschaften, bei denen Caren den Titel an unsere Hochschule holte und die UdK bei den Studierenden- Europameisterschaften in Lissabon vertrat. „Das sind zwar die Wettkämpfe mit dem besten Flair, aber die großen Turniere der Profis bringen die Weltranglistenpunkte und somit Sponsoren.“
Text : Nina Haller
Oder wie man den inneren Schweinehund überwinden kann
Nicolas: Wir sind für den Klimawandel und haben tüchtig mit angepackt! Im australischen Outback haben wir unseren Müll vergraben und unsere Lieblingsbäume gefällt. Wir, das sind Nicolas Kerksieck, Student der ehemaligen Cragg-Klasse, und Pinar Mayaoglu, die mit dem NICA-Stipendium für acht Monate am COFA (College of Fine Arts) in Sydney studierten. Pinar: Dort haben wir in klimatisierten Räumen, in der Uni und in der Stadt viel über den „Climate Change“ diskutiert. Die staatliche Umweltorganisation vergibt auf Anfrage an interessierte und besorgte Bürger das sogenannte „Climate Change Action Kit“. Dies ist ein Paket mit vielen nützlichen Utensilien und Anweisungen, wie jeder seinen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Nicolas: Infiltriert mit diesem ideellen Rüstzeug starteten wir nach Semesterende in unserem klimatisierten Ford Falcon (6 Zylinder, SuperBenzin, ca. 10 Liter/ 100km) zu einer 5000km langen Expedition ins australische Outback. Im Hinterland und in der Wüste wollten wir erfahren, wie die ländliche Bevölkerung, unklimatisiert, außerhalb der Stadt, mit dem Klimaschutz umgeht. Pinar: Die Erkenntnis war, dass man dort weit weniger geneigt ist, das Klima vor dem Menschen zu schützen, sondern gezwungenermaßen versucht, sich selbst vor dem Klima zu schützen. Unwirklich schien es uns – aus einem ökologischen Vorzeigestaat mit völlig anderen Voraussetzungen kommend – mit dem moralisierenden Zeigefinger zu urteilen. Deshalb war es für uns nur konsequent, selbst
Hand anzulegen und mitzumachen. Nicolas: Wir durchfuhren das Outback in Etappen zwischen Grabungen, bepackt mit Nahrung und Überlebensproviant aus den Supermärkten der Großstadt. Nach dem Verzehr blieb die Frage: Wo ist hier die Mülltonne? Wo bleibt der Abfall, wer holt die Konsumrückstände ab, in einer quasi menschenleeren Umgebung? Pinar: Wir haben ihn vergraben, bunte Verpackungen in ein Loch geworfen und Erde darüber geschüttet, vom Erdboden verschwinden lassen. Aus den Augen aus dem Sinn? Nicolas: Nicht ganz: Die runde Narbe der Umgrabung verweist auf die schwer verrottbare Einlage, kennzeichnet den Behälter in Mutter Erde und hinterlässt unsere menschliche Spur in der Landschaft – unauffällig, sublim, aber vielleicht doch beständig für die nächsten hundert oder gar tausend Jahre. Pinar: Unser 20-Liter-Wassertank reichte für vier Tage. Unerbittliche Hitze und eine lange Trockenzeit sind vermutlich die Folgen einer globalen Klimaveränderung, die in Australien deutlicher zu spüren sind als in Deutschland. Die Wasserknappheit, Folge von Dürreperiode und Grundwasserabnahme zur Landwirtschaftsbewässerung, hat viele Bäume in der Ebene verdorren lassen. Warum habt ihr den Müll vergraben? Pinar: Wir wollten nicht nur klimatisiert philosophieren, sondern masochistisch agieren! Wir haben den Müll vergraben, um ein Gefühl für unseren Abfall zu erlangen, um zu erfahren, wie tief ein Loch in die staubtrockene und steinharte Erde bei vierzig Grad Celsius gegraben werden muss, um unseren unwiderruflichen Unrat zu verbergen. Nicolas: Der Müll sollte aus unserem Gesichtsfeld verschwinden, damit unser visuelles Gewissen wohlplatziert und sauber ist. Ich wollte sehen, wie weit ich amoralisch handeln muss, bis es wehtut und ob die optische Bereinigung Linderung verschafft oder mich gar von meinem Konflikt erlöst?
Die Universiade ist sowas wie die Olympischen Spiele, nur ebend für Studierende aller Hochschulen in Europa und der Welt. Sportlich, erregend und ultrahocherhitzt, kultiviert, selbstbewußt oder verwöhnerisch sind da Attribute. Ja zur Schnelligkeit, Ja zum Ausdruck, Ja zum Schwitzen. Von Künstlerherzen, die mit Sport ins Rasen kommen können, dass Sport nicht immer Mord ist, dass Sport doch „in“ ist, erzählt Caren, Produktdesignstudentin an der UdK und Badminton-Spitzen-Spielerin.
Sportler an der UdK
Text & Fotos : Pinar Mayaoglu und Nicolas Kerksieck
australischen Outback
Eine künstlerische Expedition zum Klimawandel im
Mutter Erde als Behälter
Wer macht es nicht? Oder, wer hat noch Skrupel, wenn In-die-Ecke-schmeißen, Verschwindenmachen, Am-Rande-Liegenlassen, Runterspülen, Vergraben, In-den-Himmel- Schauen gewöhn– liche Praktiken des Aus-dem-Gesichtsfeld-Brin– gens gesunder Habitus sind. Pinar und Nicolas, die in ihren Kunstaktionen ausdrücklich zu Umweltverbrechern werden, haben sich gegen die umweltmoralischen Gefühlsduseleien entschieden. Ihr Beitrag zum Klimaschutz ist die mutwillige Pflege eines sauberen visuellen Gewissens, auch wenn es weh tut.
NACHGEFRAGT & HERGEZEIGT
Mit welchen Großmächten muss Caren auf dem Designmarkt kämpfen? „Gute Frage. Keine Ahnung, das werde ich sehen, wenn’s soweit ist. Aber ich habe das Gefühl, dass mich Asien auch beruflich nicht loslassen wird. Halb so wild, denn ich habe schon viel von der Kultur erfahren können.“ Zwei Trainingseinheiten am Tag, das sind ungefähr sieben Stunden, wo bleibt da die Zeit für das Studium? Caren grinst: „Da stoße ich jedes Mal an meine Grenzen. Die Kreativität ist mit dem Sport nicht wirklich gut vereinbar. Wenn ich
mich in einer wichtigen Trainingsphase in Vorbereitung auf die Turniere in aller Welt befinde, bin ich überhaupt nicht kreativ. Da denkt man an andere Sachen. In Wettkampfpausen dagegen, wenn ich mich mehr dem Studium widmen kann, bin ich oft im Training gehemmt, weil im Kopf so viele Ideen herumschwirren.“ „Meine Professoren sind, was meine häufigen Fehlzeiten durch die Turniere angeht, sehr verständnisvoll und geben mir schon mal Sonderfristen“. Frau Krampitz im Immatrikulations- und Prüfungsamt genehmigte auch mal ein Urlaubssemester, wenn Caren auf längeren Lehrgängen und Tourneen unterwegs war. „Ohne diese Hilfe wäre das alles gar nicht möglich“. Wenn Carens Kreativität mal wieder auf einem der zahlreichen Flughäfen zwischen Lima und Kuala Lumpur hängen geblieben ist, erzähle ich ihr, was auf dem Design-Campus los ist. Im Gegenzug rückt sie mit ihren Fitnis-Tipps raus. Tipps fürs Ausdauertraining: Man muss nicht unbedingt joggen gehen. Jeden Tag mit dem Fahrrad zur Uni zu fahren, ist ein guter Anfang. Oder Morgengymnastik, lange Spaziergänge und Treppensteigen statt Fahrstuhlfahren. Wichtig dabei ist, dass man es regelmäßig macht, am besten jeden Tag ein bisschen Bewegung. Wenn man sich dessen bewusst ist, fängt jedes Training schon im Kopf an. Zu Allererst muss man den inneren Schweinehund überwinden. Als Zweites den Willen entwickeln, sich wirklich zu bewegen. Danach macht man am besten Pläne und Termine mit Freunden, damit man auch ja nicht im Bett liegen bleibt, wenn der Schweinehund mal wieder zu groß ist. Dann geht’s los: langsam und nicht zu viel. Steigern tut man sich mit der Zeit. Es ist ein Langzeitwille, den man entwickeln muss.
Text : Kathrin Ingrassano : : Illustration : Almudena Lobera
Die „Struktur-AG“ erarbeitete in kürzester Zeit einen umfangreichen Fragebogen, führte die Umfrage durch und wertete die meist sehr individuell ausgefüllten Fragebögen aus. An der Umfrage beteiligten sich 15,3% der Studierenden der Fakultät 1, was relativ hoch im Vergleich zur ebenfalls hohen Wahlbeteiligung von 14 % bei der StuPa-Wahl 2007 ist. Hier bekommt ihr eine Übersicht über die wichtigsten Ergebnisse.
Qualitative Auswertung (gerafft), dh. zu Themenfeldern konntet ihr konkrete Probleme in ein freies Feld eintragen: Professoren und Lehre: Es gibt zu wenig Professorinnen und Professoren beziehungsweise Fachklassen // Fragliche Abeits moral, Anwesenheit, Betreuung und Lehrverantwortung der Professoren // Die Lehre ist nicht zeitgemäß, die Lehrenden sind überaltert, die pädagogische Kompetenz fraglich // Es mangelt an Engagement und Motivation der Professoren // Ignoranz, Überheblichkeit, Unsachlichkeit // Fehlender Dialog, kaum Auseinandersetzung, kaum Kritikbereitschaft // Eigeninteresse, Konkurrenz, Machtkämpfe unter den Professoren // Keine Kommunikation, keine Orientierung, keine Identität // Schlechte Beziehung zwischen Professoren und Studierenden // Willkür und Abhängigkeit // Professuren laufen teilweise nicht nach studentischem Bedarf // Bürokratie hält Verbesserungen und Neubesetzungen auf // Zu wenig Transparenz // Geschlossene Klassenstruktur // Voreingenommenheit gegenüber Lehrämtern. Studienklima und Gemeinschaft: Schlechtes Klima (verschärft durch Separierungsdebatte) // Klassenübergreifende Gemeinschaft, Austausch, Projekte werden eigentlich erwartet // Einzelkämpfertum, Individualismus // Konkurrenzdenken wird geschürt.
Werkstätten und Ateliers: Raummangel in Ateliers und Werkstätten, Mangel an Ausstattung // Angebot entspricht nicht der Nachfrage // Zu wenig Medienwerkstätten // Öffnungszeiten der Werkstätten zu kurz bzw. ungünstig // Zu wenig Betreuung in Werkstätten, da Dozentenstellen zu klein. Informationsvermittlung und Dialog: Keine Transparenz / fehlende Informationsvermittlung bzw. Unterschlagung v.a. gegenüber Studierenden // Fehlender Dialog in der Fakultät // Fehlende Orte für Veröffentlichung, kein Netzwerk (Tafel/ Homepage/ E-Mail-Verteiler). Daraus entstehen folgende Erhebungen:
. 12,5% der befragten Studierden hatten zur Zeit der Umfrage keine Professorin / keinen Professor. . Die Stimmung in den Klassen scheint zu leiden, denn 40,2% der befragten Studierenden fühlen sich in ihrem Studium herabgesetzt und schlecht behandelt. 31,5% geben an, dieses Gefühl von Professoren vermittelt zu bekommen. 29,2% der Studierenden führen Probleme in ihrem Studium auf fehlende Unterstützung von ihrer Klassenleiterin / ihrem Klassenleiter zurück. Im zentralen Diskussionsthema, der Separierung der Studiengänge Lehramt und Freie Kunst, ist die studentische Stimme eindeutig: 80,4% sprechen sich gegen separate Klassen aus. 72,8 % der Studierenden empfinden das gemeinsame Studium von Lehramts - und BK-Studierenden in den Fachklassen als Bereicherung. 47,6 % fühlen sich durch das Studium nicht ausreichend qualifiziert für ein späteres Berufsleben. 58,7% wünschen sich aber ein klassenübergreifendes Lehrkonzept. 76 % der befragten Studierenden sind nicht zufrieden mit dem studentischen Mitspracherecht bei Entscheidungen. 50% fühlen sich darüber hinaus nicht genug über hochschulpolitische Vorgänge informiert. 90% der BA-Studierenden können ihr Studium aus Informationsmangel nicht im Voraus planen. Eine ständige Evaluation und Beurteilung der Lehrenden und des Angebots an der UdK durch die Studierenden fordern 88,5 % der Befragten. Die Frage, ob es Probleme bei den Prüfungen gibt, wurde von 70,7% der befragten Studierenden bejaht: Zu wenig Zeit für die Vorstellung der Arbeiten (40,2%) // Keine ausreichende Befragung (45,7%) // Ungerechte Entscheidungen (45,7%).
. . . . .
. .
Quantitative Auswertung in %. Ihr konntet ankreuzen, in welchem Bereich die größten Probleme unserer Fakultät liegen. An der Umfrage beteiligten sich 15,1 % Studierende der Fakultät Bildende Kunst. Davon sind 58,3 % Freie Kunst-, 21,6 % Lehramts- (alte Studienordnung), 18,8 % Bachelor-Studierende.
Zentrale Empfehlungen
In der Fakultät Bildende Kunst der UdK hat sich im Januar 2007, vor genau einem Jahr, eine Gruppe von Studierenden zusammengefunden, die sich zum Ziel machte, parallel zu der im Fakultätsrat hitzig geführten Strukturdebatte sowie unabhängig von der von außen geführten Begutachtung, die studentische Meinung zu erheben.
Beim AStA und bei der Fachschaft BK kann das Gutachten der externen Prüfer Prof. Dr. h.c. John Butler und Prof. Klaus Jung
Ergebnisse der studentischen Evaluation (01/07)
Empfehlung 1: Die Fakultät sollte prüfen, wie unvermeidliche Zeiten der Abwesenheit von Professoren und Professorinnen mit dicht gedrängtem internationalem Terminplan außerhalb der Universität durch ein fortlaufendes Programm kompensiert werden können, das über individuelle Initiativen hinaus geht und alle Studierenden auch in Abwesenheit ihrer Professoren unterstützt.
eingesehen werden.
Starke Stimmen
Warum Prüfungen als dubios empfunden werden: Massives Desinteresse der Professoren an der Arbeit der Studierenden // Entscheidungen sollten begründet werden und nachvollziehbar sein // Unfreundlichkeit, Arroganz, Ignoranz der Prüfer // Professoren entscheiden nach Sympathie // Willkür in der Luft // Student wird bevorzugt, wenn eigener Professor in der Kommission ist // Student ist von Anerkennung des eigenen Professors gegenüber anderen Kommissionsmitglieder abhängig // Ungerechte Entscheidungen wegen bestimmter Klassenzugehörigkeit und Zusammensetzung der Kommission aufgrund persönlicher Probleme der Professoren // Meisterschülerjahr darf nicht von Absolventenprüfung abhängig sein, da ungerecht // Bei Bachelor 2 besteht die Kommission nur aus eigenem Professor // Zeitliche Vorgaben, aber nicht nur 5 Minuten // Fortschrittsfeindlichkeit mancher Professoren // Kommunikationsprobleme innerhalb der Kommission // Kommission darf nicht medienfremd besetzt sein (z.B. Bildhauer bei bildhauerischen Arbeiten in der Kommission).
Aus dem Gutachten zur Strukturplanung der Fakultät Bildende Kunst an der Universität der Künste Berlin // Januar – April 2007
UDK POLIS
Empfehlung 20: Dem Prüfungspozess sollte angemessener Raum und genügend Zeit eingeräumt werden. Empfehlung 25: Die Universität sollte ernsthaft erwägen, externe Prüfer in den Prüfungsprozess aller Studiengänge mit einzubeziehen.
Empfehlung 5: Die Fakultät sollte sicherstellen, dass die Verantwortung für die einzelnen Studierenden nicht allein bei ihren Professoren und Professorinnen liegt.
Empfehlung 29: Die Fakultät und die Institute sollten akademische Pläne entwickeln, die Richtlinien und Strategien für wichtige Themen liefern, so etwa für: Lernen, Lehre und Prüfungen, Unterstützung und Beratung der Studierenden, Darstellung nach außen, Qualitätssicherung und –verbesserung und Neueinstellungen.
Empfehlung 16: Die Fakultät sollte einen transparenten und zugänglichen Studienplan als Beschreibung des facettenreichen Studienangebots entwickeln, der eine Beschreibung der geplanten theoretischen und praktischen Aktivitäten in den einzelnen Fachklassen beinhaltet.
Empfehlung 37: Die Fakultät könnte erwägen, bestimmte Formen für die Diskussion und Verbreitung studentischer Angelegenheiten einzurichten (Fakultätsrat, Instituts- oder Studiengangsräte, Studentische Arbeitsgruppen, fakultätsweite Gremien / Arbeitsgruppen etc.).
Empfehlung 18: Wir empfehlen dringend, dass die Fakultät weiterhin die Studierenden der Lehramtsstudiengänge und der Bildenden Kunst sowie die Fachklassen auf der Ebene des Bachelors vollständig integriert. Auf Master-Ebene hingegen könnte eine Trennung eher angemessen sein.
Empfehlung 38: Die Fakultät sollte erwägen, die Stimme der Studierenden bei der Evaluation und der Überprüfung der Studiengänge mit einzubeziehen.
Empfehlung 19: Die Fakultät sollte klare Bewertungskriterien für jede Phase des Studiums zur Verfügung stellen und diese den Studierenden vor den Prüfungen mitteilen.
Empfehlung 42: Die Fakultät sollte ebenfalls erwägen, die Studierenden regelmäßig um Rückmeldung zu bitten, damit die entwickelten und angebotenen Studiengänge mit den Ansprüchen der Studierenden korrelieren und sie gut auf das professionelle Leben vorbereiten.
UDK POLIS
Hochschulpolitische Highlights 2007 Text & Fotos: Pablo Herrman
Strukturdebatte an der Fakultät BK / studentische Mobilisierung Ein Teil der Professorenschaft hat in der ersten Woche des Jahres 2007 zu einer außerplanmäßigen Fakultätsratssitzung gerufen. Die einberufene Sitzung sollte zur Verabschiedung wichtiger struktureller Entscheidungen dienen. So sollte das Institut Kunst im Kontext von der Fakultät 1 sowie die Lehramtstudierenden von den Studierenden der Freien Kunst separiert werden. Die Studierenden aus drei Instituten koordinierten sich, um den Machenschaften des alteingesessenen Klüngels an besagter Fakultät Einhalt zu gebieten, und blockierten die gravierenden Entscheidungen mit einem Gruppenveto. Auf Initiative des Präsidenten Martin Rennert wurde eine externe Expertenkommission eingesetzt, die zu dem Schluss kam, dass eine Separierung der falsche Schritt sei. Ungeachtet jeder Empfehlung der Experten wurde Ende des Sommersemesters die Separierung der Lehrämter beschlossen. In der selben Woche war im Tagesspiegel zu lesen, dass sich die UdK mit der Tatsache rühmt, eine der wenigen Kunsthochschulen zu sein, an der die werdenden Lehrer mit den freien Künstlerinnen und Künstlern in gemeinsamen Klassen zusammenarbeiten. Angesichts von so viel Hohn und dem uneingeschränkten Diktat der Gremiumsmehrheit stellt sich mir die Frage, ob eine studentische Vertretung in diesem Gremium nicht reine Zeitverschwendung ist (*). Studentische Demonstration "Karls Ruhe stören" Am 24. Januar 2007 haben die Studierendenvertretungen aus Baden-Württemberg, Hessen und Berlin zur Demonstration vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe aufgerufen. Grund war der zweite Jahrestag des Urteilsspruchs zur Legitimierung der Studiengebühren. Rund 10.000 Studierende waren aus der ganzen Bundesrepublik angereist. Höhepunkt mit performativem Charakter war eine ausgiebige Schneeballschlacht mit der Polizei. Umsetzung des Coca-Cola-Boykotts Ende des Wintersemesters 06/07 wurde die UdK Berlin cokefrei, ein Erfolg der AG Ethik des Studierendenparlaments unserer Universität. Auch das Berliner Studentenwerk hat die Produkte des in unappetitliche Machenschaften verwickelten Multis aus dem Sortiment der Cafés und Mensen genommen.
Gespräch mit Senator Zöllner: Bestätigung des Status Quo Bildungssenator Jürgen Zöllner hat in einem Gespräch mit den Studierendenvertretern der Berliner Hochschulen und der Landesastenkonferenz (LAK) zugesichert, dass es in dieser Legislaturperiode im Land Berlin weder Studiengebühren noch Studienkonten geben wird. Zentralinstitut für Weiterbildung Im Sommersemester 2007 hat sich das Zentralinstitut für Weiterbildung (ZIW) an der UdK konstituiert. Die Einleitungsphase wurde durch Diskussionen über Personal- und Strukturfragen im Studiengang Kulturjournalismus begleitet. G8-Zangendemo –"KiK-Box goes Heiligendamm" Im Verlauf der Mobilisierungen gegen den G8-Gipfel haben die Berliner und die Hamburger ASten am 26. Mai 2007 zur Demonstration in beiden Städten aufgerufen. In Heiligendamm entstand im Camp Reddelich das studentische Yellow-Barrio, von wo aus studentische Aktionen koordiniert wurden. Der Projektcontainer der UdK, die „KiK-Box“, diente im Camp als Schnitt- und Uploadplatz für Radio und Medienaktivisten und mauserte sich im Verlauf des Protestes zur zentralen Schaltstelle für Netzwerkler, Logistiker und Protestkoordination. Siehe: www.g8-tv.org (**). Studiengebührenboykott an der Hochschule für Bildende Kunst Hamburg Die Hochschule für Bildende Kunst in Hamburg hat es als erste und einzige Hochschule in der Bundesrepublik geschafft, den angekündigten Studiengebührenboykott in die Tat umzusetzen. Die Freie Klasse der UdK hat sich an den Solidaritätsaktionen in Hamburg künstlerisch-aktiv beteiligt. Ein solidarisches „Weiter so!“ an die KollegInnen in Hamburg. CHE-Ranking-Boykott – "Cluster-Klatschen" Das CHE-Ranking, entwickelt vom Zentrum für Hochschulentwicklung (einem Appendix der Bertelsmann-Stiftung), zielt mittels einer Umfrage darauf ab, die Möglichkeiten für das Vorantreiben der Elitisierung und Privatisierung der Bildung auszuloten. Es wurden Umfragebögen an die Studierenden in Deutschland ausgesandt mit der Bitte, diese zu beantworten. Bundesweit wurde kein einziges studentisches Gremium diesbezüglich befragt oder zumindest davon in Kenntnis
gesetzt. Die Anschriften wurden, dem Anschein nach von den Universitätsverwaltungen, an allen Datenschutzverpflichtungen vorbei, großzügig freigegeben (während wir Studierendenvertretungen enorme Probleme haben, einen simplen Verteiler für interne Informationen aufzustellen). Dies ist ein weiteres Beispiel für die undemokratischen Machenschaften des faschistoiden Medienkonzerns Bertelsmann. Die Landesastenkonferenz Berlin hat dazu aufgerufen, das Ranking zu boykottieren. Die Berliner Antwort heißt: ClusterKlatschen, eine performative Aktion, zu der die LAK-Berlin jedes Semester aufruft. Siehe: www. freie-bildung-berlin.de Bundesastenkonferenz Im November 2007 hat die LAK Berlin zur Bundesastenkonferenz (BAK) eingeladen. Mit über 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus über 50 Hochschulen und vielen verschiedenen Hochschulinitiativen aus allen Bundesländern war dies eines der markantesten Treffen der Studierendenschaften in den letzten Jahren. Die Wichtigkeit einer bundesweiten Plattform wurde hier ins Bewusstsein der Studierendenschaften gerückt. Die LAK Berlin hofft, dass nach diesem zaghaften ersten Schritt ein wertvolles Organ studentischer Arbeit entstehen wird. Volksbegehren für mehr Demokratie an Hochschulen Mitte des Jahres wurde von der LAK Berlin ein Volksbegehren gestartet, um die studentische Position in der politischen Landschaft Berlins zu stärken. Die drei Forderungen lauteten: keine Studiengebühren oder Studienkonten, Einführung der Viertelparität (gleiche Stimmenanzahl aller Hochschulgruppen in den Gremien), freier Zugang zum Master für alle Bachelor-Absolventen. Aufgrund mangelnden Interesses der Studierendenschaft an politischen Sachverhalten und an hochschulpolitischen Initiativen ist das Begehren, welches 20.000 Unterschriften brauchte, gescheitert. Eine Steilvorlage für die Befürworter von Studiengebühren. Werden diese dann ab 2009 auch in Berlin eingeführt, wird das Jammern groß sein, aber dann isses wohl wieder mal zu spät! Aufwachen, Leute! Für eine radikal-selbstbestimmte Demokratie! (*) ausgezeichnet als: dickster hochschulpolitischer Hund des Jahres 2007 (**) ausgezeichnet als: tüchtigstes hochschulpolitisches Fleißbienchen des Jahres 2007
Lobbyisten an Hochschulen Text : Pablo Hermann
Das Centrum für Hochschulentwicklung ist eine Interessensgruppe mit gesellschaftspolitischen Zielen Der Bertelsmannkonzern, einer der größten Medienkonzerne in Europa, wird auf oligarchische Weise vom Familienclan Mohn geführt. Zum Konzern gehören die RTL-Group (RTL, Vox und n-tv sowie rund 30 andere Sender europaweit), der G&J Verlag (führender Zeitschriftenverlag in Europa, GEO, Focus, Brigitte, Stern, u.a.), die Sony BMG Music Publishing (drittgrößter Musikverlag der Welt), Random House (größter Bildungsfachverlag der Welt) und Arvato (einer der größten Mediendienstleister der Welt). Der Konzern hat eine gleichnamige Stiftung ins Leben gerufen, von der aus direkte und indirekte Einflüsse in die Bildung und die Politik gehen. Diese Think-Tank's (TT) sind schon seit langem dabei, mit allen Regeln der Kunst das öffentliche und freie Bildungssystem umzustrukturieren. Ein solches (TT) Organ ist das CHE (Centrum für Hochschulentwicklung). In der Öffentlichkeit präsentiert sich das CHE als eine gemeinnützige Stiftung, als eine Gruppe von Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, Experten und Expertinnen, die jedoch jegliche Nähe zur Wirtschaft und ihren Interessen ableugnen. Auf diesem Weg übt die Stiftung direkten Einfluss auf die Hochschuldebatte aus, ohne dabei seine indirekte Lobbyarbeit zu exponieren. Das CHE stellt beispielsweise kostenlos Rankings und Evaluationen an den verschiedenen Hochschulen her, wie erst jüngst eine bundesweite Umfrage. Das CHE wird auch von der Hochschulrektorenkonferenz und der Politik gerne als Berater, Sachverständiger und Experte angerufen. Das hier die Wirtschaft ein vorrangiges Interesse hat, wird anscheinend nicht wahrgenommen. Wehrt Euch gegen die Pläne der Umstrukturierung von Universitäten in Dienstleistungskonzerne, gegen die Festlegung von Wertmaßstäben, gegen die Privatisierung der Universitäten! Macht Euch schlau und guckt genau hin, wenn Misstände an den Hochschulen für andere Zwecke instrumentalisiert werden. Nein, zum CHE-Ranking!!!
UDK POLIS
UDK POLIS
Mit leerem Kopf nickt es sich leichter
Ankündigung!
Oder: Welche Schlüsse ziehen wir aus der 18. Sozialerhebung Text : Marina Jentsch
Immer weniger Arbeiterkinder an den Hochschulen, immer mehr Sorgen um Finanzen, immer größere Einkommensunterschiede. Diese Tendenzen bezüglich der sozialen Lage der Studierenden wurden wieder einmal von der Sozialerhebung des Studentenwerks bestätigt.
setz: „Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei“ (I. Grundrechte, Artikel 5, Satz 3).
Jede von bislang achtzehn dreijährlichen Erhebungen zeigt eine stetig wachsende Rolle der sozialen Herkunft bei der Wahl des Bildungsweges. So sind heute Studis aus hoher sozialer Gruppe am häufigsten an der Uni anzutreffen, wobei es bis 1991 noch überwiegend Mittelschichtler waren. Die Hälfte unserer Kommilitonen kommt aus Akademikerfamilien, vor 12 Jahren war es nur ein Drittel. Kinder von Arbeitern oder Arbeitslosen dagegen trauen sich immer weniger auf die Universität.
Im realen Deutschland sieht es leider anders aus, denn die soziale Selektion fängt schon in der Grundschule an. Die neulich veröffentlichte World Vision Kinderstudie der Universität Bielefeld zeigt, dass Kinder unterer sozialer Schichten schlechtere Startchancen haben als ihre Mitschüler aus der Oberschicht. Es fehlt ihnen an Rückhalt und an gezielter Förderung. Sie werden nicht ins Theater geführt oder zum Musikunterricht angemeldet. Ihre freie Zeit verbringen sie vor dem Fernseher und spätestens mit 12 gehen sie auf die Hauptschule, womit eine Möglichkeit des Studiums praktisch ausgeschlossen ist. Nur 1% der Gymnasiasten sind Kinder aus der Unterschicht.
Eine Beamtin des Arbeitsamts schockierte mich vor Jahren mit dem Spruch, das Studium sei ein Luxus. Unerhört, dachte ich, ob sie schon mal vom Recht auf Bildung gehört hat? Pathetisch aber wunderschön steht im deutschen Grundge-
Die soziale Selektivität im deutschen Bildungssystem macht immer wieder Schlagzeilen. Gemacht wird aber wenig. Aus Ohnmacht oder Methode? Weil das Studium ein Luxus ist oder weil es sich mit leeren Köpfen leichter nicken lässt?
Mehr Betreuung für ausländische Studierende Text: Marina Jentsch
Stell dir vor, du hast dein Abi in der Tasche und kein Bock mehr auf Deutschland. Und dann denkst du, wieso eigentlich Deutschland? Du bist jung und ungezwungen, die Welt liegt dir zu Füßen! Also... ab in die Walachei! Die Uni der Künste zu Walachei genießt in Deutschland einen guten Ruf und du würdest dieses verlockende Erdfleckchen furchtbar gern etwas näher kennen lernen. Wie bewirbst du dich jetzt? Da schaust du im Internet nach und freust dich, dass die Site auch auf Englisch zu lesen ist. Dann klickst du dich locker zu den Bewerbungsunterlagen durch, um festzustellen, dass diese auf Walacheiisch sind! Um im Übermaß an Bürokratie in diesem Land durchzublicken, reichen deine spärlichen Kenntnisse in Walacheiisch nicht aus. Na toll, es ist doch etwas komplizierter als du dachtest – was nutzt da überhaupt der englische Internetauftritt? Aber nach all dem Amtsschimmelreiten wirst du endlich angenommen und bist im 17. Himmel vor Glück. Dann kommst du endlich in das mittlerweile zu deinem wichtigsten Traummotiv gewordenen Land und wirst als Erstes zu einer Leiter gebeten, welche dich durch alle 17 Himmel wieder hinab führt, in ein Kellerloch, in dem du
alleine dein neues Leben auf die Reihe kriegen musst. Keiner sagt dir, wo du ein Zimmer findest, wie das Studium organisiert ist, wie du in der Mensa bezahlst, welche Jobs es für Studenten gibt und wer dir hilft, wenn du unter all dem Druck zusammenbrichst. Die Einheimischen haben es leichter. Sie lernen sich schneller kennen. Sie fragen Mama und Papa, wie es damals bei ihnen war. Sie kriegen von der Oma eine Geldspritze zu Weihnachten. Und sie brauchen den Prof nicht dreimal zu fragen, weil sie schon beim ersten Mal alles verstanden haben. Vielleicht beruhigt dich die Tatsache, dass es den Ausländerinnen und Ausländern an der UdK ähnlich geht wie dir in der Walachei. Die nötige Betreuung scheitert wie alles und immer am Personalmangel. Aber bald... Aber bald... Kaum zu glauben! In der Zentralen Universitärsverwaltung sitzen auch Menschen mit großen Herzen und breiten Seelen. Auf Anfrage vom AStA hin werden ab Januar in allen Fakultäten Tutoren eingestellt, die sich um ausländische Kommilitoninnen und Kommilitonen kümmern werden.
Scharf auf jedes Zimmer An einer Universität sind Räume bares Gold, ohne Raum kein Treffpunkt, kein Interesse, keine Perspektive
Die neuen Weiterbildungsstudiengänge im Zentralinstitut für Weiterbildung (ZIW) werden vielleicht in die Räume einziehen, die den Studierenden zur Verfügung stehen sollten, die ein Hochschulstudium an der Universität der Künste absolvieren. Die im ZIW gesammelten Institute beispielsweise Soundstudies, Leadership in digitaler Kommunikation, Kulturjournalismus, Sommerakademie KlangKunstBühne ziehen Interessenten von ausserhalb an, die das Angebot dieser Institute eher wie eine Dienstleistung wahrnehmen. Wie verträgt sich das ZIW mit dem humoldtschen Prinzip der Universitätsorganisation? Wem möchte und kann die Universität der Künste Zukunftsperspektiven garantieren? Bitte informiert Euch! >> www.bildungsserver.de >>Hochschulbildung>> Berliner Hochschulgesetz>> §5 Freiheit der Wissenschaft und Kunst
Text : Sven Cishmack : : Illustration : Almudena Lobera
Im Laufe des Jahres 2008 reduziert sich die ehemalige Fakultät Erziehungswissenschaften auf einen Professor. In Form von Herrn Winkel wandert der Studiengang in das neue Zentralinstitut für Weiterbildung. Herr Austermann wird nur noch ein Seminar bei den Kulturjournalisten halten. Alle anderen Professoren und Privatdozenten besitzen zwar noch ihr, von der Universität unabhängiges Prüfrecht, jedoch wird ihnen kein Raum für Kolloquien geschweige denn Platz im Vorlesungsverzeichnis zugestanden, um diese anzukündigen. Viele Lehrämter, darunter rund 350 Altrecht-Studierende, müssen sich also an der FU und HU umsehen. Dort ist aber die Lage in den Seminarräumen fatal. Wie Bittsteller treten
schon jetzt die fremden UdK-Studierenden vor die fremden Professoren; rechtlich wurde ihre Situation von der UdK im Unterschied zu den BA/ MA-Studierenden nicht geklärt. Diese müssen der UdK ihr Zweitfach mitteilen sowie drei Vorschläge machen, an welcher Uni sie dieses studieren wollen. Falls keine der in Frage kommenden Unis die Bewerbung zuläßt, muss ein anderes Zweitfach gewählt werden.
Winterboykott an der HfbK Hamburg
In den 90iger Jahren wurde die allmähliche Abwicklung der Fakultät Erziehungswissenschaft an der UdK beschlossenen. Früher machten aber die Lehramtsstudierenden 1/3 der gesamten Studierendenschaft aus. Auch heute noch sind sie eine wichtige Säule der Universität der Künste, denn sie garantieren Stellen (= Geld) vom Senat. Die UdK bildet aber pro Jahr viel zu wenig Lehrer aus. Nach Vereinbarung mit dem Senat sollten zum Beispiel an der Fakultät Bildende Kunst ca. 40 Lehrer jährlich ausgebildet werden; pro Jahrgang werden aber nur 7 – 15 Studienbewerber zugelassen.
Der Protest gegen Studiengebühren geht in eine neue Runde
Text : Anja Wenzel
Zur Zeit empfangen die Studierenden der UdK Berlin die Rückmeldebögen für das kommende Sommersemester 2008. Auf dem Überweisungsträger steht eine Zahl wie 240 Euro plus ein paar Zerquetschte. Studierende der HfbK in Hamburg sollen, wie auch schon zum Wintersemester 07/08, noch einmal 500 Euro obendrauf zahlen: Studiengebühr nennt sich das dann.
Was das für Konsequenzen haben kann, erfahren derzeit noch 90 Studierende, die von der Hochschule exmatrikuliert worden sind. Sie alle hatten bis zuletzt die 500 Euro nicht überwiesen und hätten ihre Ateliers räumen müssen. Allerdings legten Sie Widerspruch beim Hamburger Verwaltungsgericht ein und dürfen solange weiter studieren, bis das Urteil gefällt wird.
Mehrere Studierende aus Hamburg versuchten schon einmal, ihre Arbeiten in Fachklassen der UdK vorzustellen. Sie möchten nach Berlin wechseln, um so den Gebühren zu entgehen. Dieses Abwandern von Talenten an andere Kunsthochschulen war eine Befürchtung, die die Gegner von Studiengebühren in Hamburg schon frühzeitig geäußert hatten.
Mit einer anderen Causa müssen sich die Hamburger Richter allerdings nicht mehr befassen. Der Präsident der HfbK hat die Strafanzeigen wegen Sachbeschädigung zurückgezogen, die gestellt worden war, nachdem Studierende bei einer nächtlichen Malaktion die Wände in Fluren und Ateliers mit Parolen und Skizzen bemalt hatten. In einer weiteren Malaktion wurden diese mit unschuldigem Weiß einfach neutralisiert.
Wie stark diese Wanderbewegungen sind, werden die kommenden Wochen zeigen, in denen auch die neue Boykottrunde in Hamburg beginnt. „Wir sammeln jetzt Teilnehmer für den Winterboykott“, erklärt Eugen Regensburg von der AG Studienboykott. Im November hatten bereits 120 von ca. 400 Gebührenpflichtigen erklärt, keine Gebühren auf das Konto der HfbK zu überweisen.
Wer auf der Seite des Gewinners steht, hat viele Freunde. Oder:
Der zum Jahrhundertkult verdammte Ernesto Ché Guevara gilt
Kein anderer Präsident in Südamerika hat mehr Einfluss auf die
Wer viele Freunde hat...
als Symbol für Frieden und Gerechtigkeit.
Legislative, Exekutive und die Judikative als Chávez. Die für eine
www.movimientojuvenilmanosdelibertad.blogspot.com
Demokratie erforderliche Dreiteilung der Staatsmacht ist so nicht mehr garantiert.
Venezolanisches Wappentier springt seit Chávez nach links.
Am 6. Januar 2006 wurde auf einem Bürgersteig einer Brücke in Caracas eine Bronzebüste von Ernesto Ché Guevara installiert und in feierlichem Rahmen eingeweiht, eine Nacht später von unbekannten Flex-Maschinen geköpft. Text : Anja Wenzel : : Fotos : Valentina Villarubia & privat
Weshalb Studierende in Venezuela auf die Straße gehen
Bürgersteig der Helden
HALBDURCHLÄSSIG
Denn wenn Barbiepuppen aussehen wie der Präsident, Toilettenhäuschen rot getüncht sind, Kindern Militäranzüge und rote Mützen angezogen werden, rote Fahnen, rote Bürgersteige, rote Werbeplakate, rote megagroße Luftfiguren des Präsidenten über roten Plätzen fliegen oder wenn sonntags der Präsident über den Fernsehapparat „Aló“ sagt, dann hilft nichts außer eine symbolische Enthauptung der „Neuen Helden“.
Der in Venezuela seit 1999 amtierende Ministerpräsident Hugo Chávez macht in der lateinamerikanischen Öffentlichkeit Kampagne für die Idee des Sozialismus im 21. Jahrhundert. Diesem Projekt Rang und Würde verleihend, trabt das weiße Pferdchen im Wappen der bolivarischen Republik Venezuela seit kurzem nach links. Die Bevölkerung steht größtenteils hinter ihrem charismatischen Staatsoberhaupt. Seine Popularität gewann Chávez mit den mit Misiones bezeichneten Sozialprogrammen. Die „Misión Christo“ soll zum Beispiel bis 2021 zur Abschaffung der Armut führen. Obwohl der reiche Ölstaat Alphabetisierung und Gesundheitsversorgung subventioniert, scheinen sich die Lebensverhältnisse in Venezuela nicht wirklich verbessert zu haben. Seit 2003 nimmt zwar die Armut ab, die Ungleichheit jedoch nicht; die hohe Kriminalitätsrate sinkt nicht.
nesto Ché Guevara. Hochrufe auf Kuba, Bolivien, China und Irak atmen die Wunschvorstellung nach einer internationalen Liga von Anti-Imperialisten.
Gefährdet sahen sie im Hinblick der anstehenden Verfassungsänderung, die Autonomien der Universitäten, das Privateigentum sowie die direkten Wahlen für alles (Präsidenten, Bürgermeister, Staatspräsidenten, Kommunale Leiter).
"Aló, Presidente"
Als am 2. Dezember 2007 Chávez „sozialistische Verfassungsreform“ in einem Volksentscheid scheiterte, löste sich die Angespanntheit unter den Regimegegnern. Denn nicht nur die Stärkung der Macht des Präsidenten, vor allem eine justiziable Neuordnung der Verfassung würde den Weg zu einem sozialistischen totalitären und militaristischen Staat vorbereiten. Eine Wahlenthaltung von 44% nutzte der Opposition, Chávez verlor 3 Mio. Stimmen, darunter viele aus der eigenen Gefolgschaft. Massive studentische Protestaktionen trugen zum Stimmungsumschwung bei. Erstmals seit längerer Zeit konnte kurz vor dem Referendum eine Demonstration auf der Avenida Bolívar in Caracas durchgeführt werden. Diese Avenida hatte sich in den letzten Jahren zum exklusiven Aufmarschgebiet des Chavismus verwandelt. Die Studierenden gingen auch in die Armenviertel hinein, um den Menschen die Verfassungsreform zu erklären.
Das ein Volk für eine Idee alles geben solle, zum Beispiel wie einst der Revolutionär und Rebell Ché Guevara, ist eine Illusion in Chávez Sozialismusplänen. Radikalisiert taucht sie in der Antrittsrede des in internen Kreisen „comandante“ genannten Präsidenten auf: „Patria, Socialismo o muerte“ – „Vaterland, Sozialismus oder Tod“ klingt wie ein Anspruch nach Aufopferungsbereitschaft, - „Für eine herrliche Verfassung (...) und für Christus“ wie eine Seifenoper. Die Worte sind ernst zu nehmen, denn es geschieht in Venezuela, dass Demonstranten an einem Kopfschuss sterben.
"Die Stimmen gehören mir."
Als Chávez am 10. Januar 2007 sein Mandat wiederholt aufnahm, begann für ihn eine neue Phase in der bolivarischen Revolution. Die Präsidentschaftswahlen 2006 hatte er mit klarer Mehrheit gewonnen. „Alle Motoren auf volle Kraft... Vorwärts zum Sozialismus!“ heißt es auf einem Flugblatt solidarischer Vereinigungen in Deutschland, herausgegeben vom Ministerium der Volksmacht für Kommunikation und Information in Venezuela. Chávez Reden orientieren sich am Ideal der sozialen Gerechtigkeit; die Reden sind teilweise in Büchern, Broschüren oder auf durchgestylten Internetseiten veröffentlicht. In seinen ellenlangen Ausführungen inszeniert er ein kaum deutbares Mischmasch aus kommunistischen und christlichen Ideen. Häufig beruft sich Chávez auf National- und Kontinentalhelden wie Simon Bolívar und Er-
Studentenproteste erreichen ein größeres internationales Publikum Straßenansichten in Nebeldunst, weiß gefärbte Hände, gelb, blau, rot - in Farben der Nationalflagge Venezuelas geschminkte Gesichter, weiße Fahnen mit Schriftzügen geben einen Eindruck davon, dass in dem bewegten Land scheinbar Unfassbares passiert. Seit dem Entzug der Lizenz des privaten Fernsehsenders RCTV im Mai 2007 gingen in Venezuela die Chavez-Gegner auf die Straße, junge Leute und Studierende, die an dem antiimperialistisch-nationalistischen Diskurs Chávez nicht teilhaben wollen und Repressionsmaßnahmen nicht fürchten. Sie demonstrierten gegen das sich abzeichnende Medienmonopol sowie für Pressefreiheit und freie Meinungsäußerung.
Erziehung zu sozialistischen Werten oder im Geiste des Revolutionärs? Im Sozialismusprozess Venezuelas erregen Inszenierung, Symbolik und Personenzentrierung sowie die Absichtserklärungen der Regierung Aufmerksamkeit. Auf Chávez Bürgersteig der Helden sind neben Ernesto Ché Guevara vielleicht noch weitere Chairmänner (Sänftenträger) berufen: zum Beispiel Simon Bolívar, Emelliano Zapata, Salvador Allende, Ellias Canetti, Fidel Castro...
HALBDURCHLÄSSIG
Good-bye Grundgesetz Der Aktionskreis Vorratsdatenspeicherung bildet einen Widerstand gegen die Speicherpassion des Staates Text : Anna K. Grieben : : Illustration : Almudena Lobera
Der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung ist ein parteipolitisch unabhängiger Zusammenschluss von Mitbürgern, die sich zum Ziel gesetzt haben, eine kritische Gegenstimme zum am 9. November 2007 vom Bundestag beschlossenen „Gesetz zur Neuregelung der Telekommunikationsüberwachung und anderer verdeckter Ermittlungsmaßnahmen sowie zur Umsetzung der Richtlinie 2006/EG“ zu bilden und das Inkrafttreten dieses Gesetzes möglichst zu verhindern. Das Wie und Warum zeigt das Interview mit einem Gründungsmitglied des „AK Vorrat“, Ricardo-Cristof Remmert-Fontes. In den letzten Monaten ist das Thema Vorratsdatenspeicherung vor allem erst durch die Abstimmung im Bundestag medienwirksam aufgekommen. Aber den AK Vorrat gibt es schon etwas länger. Wann und warum hat er sich denn gegründet? Die Gründung, wenn man es so nennen kann, fand Ende 2005 auf dem Chaos-Computer-ClubKongress, auf dem es ein oder zwei Workshops zum Thema Vorratsdatenspeicherung gab, statt. Danach haben sich dann circa fünf Leute zusammengetan und einen Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung gebildet. Der Hintergrund dafür war, dass die Vorratsda-
tenspeicherung als Entwurf für eine Direktive im EU-Parlament durch verschiedene EU-Datenrechtsorganisationen wahrgenommen wurde. Um dem Ganzen Protest entgegenzusetzen, organisierten die EU-Datenschutzorganisationen eine Petition mit europaweit 50.000 Unterschriften. Diese Petition wurde dem EU-Parlament zwar übergeben, löste aber keine weiteren Reaktionen auf dessen Seite aus. Dennoch zog der damalige EU-Berichterstatter für die Direktive, Alexander Alvaro (FDP), seine Unterschrift für die Parlamentsvorlage zurück. Der Grund dafür war, dass er diesen Weg der Findung einer Rahmenvorlage zur Vorratsdatenspeicherung als unrechtmäßig ablehnte. In Berlin selbst war die Kommunikation des AK Vorrats bis Anfang 2007 ausschließlich netzbeschränkt, bis die Idee der Ortsgruppengründung aufkam, um aus dem Medium Internet herauszukommen. Das war wichtig, weil sich im World Wide Web nicht so viele User für Politik interessieren und die Wahrnehmung der Netzpolitik zu geringe Reichweite außerhalb des Netzes erzeugte. Gibt es eine Art Grundsatzprogramm? Nein, das hat historische Gründe. Es hat ja angefangen mit einer AG aus Leuten, die sich zusammengesetzt haben, um die neue Gesetzgebung zu einem Thema zu bekämpfen. Die Ortsgruppen organisierten die Kampagnen dazu. Zusammenfassend kann man aber sagen, dass es uns um eine kritische Betrachtung von Sicherheitsgesetzgebung geht. Wir fordern eine Überprüfung der Sicherheitsgesetzgebung seit 1968 im Hinblick auf deren Ausführung. Wir untersuchen die Gesetzgebung zum Thema „Lineare Sicherheit“ auf Notwendigkeit und Effizienz sowie deren Auswirkung auf die Gesellschaft als Ganzes. Diese Gesetzgebung bringt in der heutigen Zeit oft Kollateralschäden mit sich. Leider herrscht zu diesem Thema allgemeines
gesellschaftliches Desinteresse, nach dem Motto: „Wer nichts zu verbergen hat, hat nichts zu befürchten“. In Großbritannien zum Beispiel wurden bei einem Feldzug gegen Kinderpornografie sehr viele Unschuldige verdächtigt, bei einigen von ihnen hat der entstandene Druck zu Selbstmorden geführt. Es entsteht die Gefahr einer gesellschaftlichen Stigmatisierung allein dadurch, dass solche Gesetze überhaupt aufgenommen werden. Um das Inkrafttreten des Gesetzes in Deutschland zu verhindern, habt ihr die bisher größte Verfassungsklage in Deutschland organisiert. Was erhofft ihr euch von der Sammelklage? Erstens das Gesetz aufzuhalten, was funktionieren wird. Und Zweitens eine Medienöffentlichkeit herzustellen und andere Menschen zu animieren, sich zur Wehr zu setzen. Zum Beispiel durch Protest, Demos, Informationen und Klagen. Wir sind nicht machtlos! Vielleicht sag ich noch etwas über die Gefahr der Sicherheitsgesetze für Künstler. Was wegbricht, ist natürlich die Möglichkeit freier Meinungsäußerung. Künstler, Journalisten und Medienschaffende trifft die aktuelle Gesetzgebung sehr arg. Denn das Recht, sich von etwas ein unabhängiges Bild zu machen, entfällt – obwohl es nötig ist, um freie Meinung auszudrücken. Die Frage ist natürlich, ob die Beschäftigung von Kunst mit politischen Fragen dann überhaupt noch möglich ist beziehungsweise wie der Journalismus unabhängig funktionieren soll, wenn alles zur Recherche Notwenige nachvollziehbar gespeichert wird. Das Problem der Vorratsdatenspeicherung ist natürlich auch, dass Daten auch bei Urheberrechtsverstößen herangezogen werden können. Somit könnte zum Beispiel ein Videokünstler Material, das im Netz unter Copyright steht, nicht ohne Probleme nutzen. Und ein unterstellter Urheberrechtsverstoß kann dazu dienen, die gesamte private Kommunikation von einem halben Jahr aufzudecken. Wie soll das eigentlich aussehen und wonach wird selektiert? Es gibt Clustermaps, eine Art Übersichtsplan der Kommunikation der einzelnen Person. Für soziale Netzwerke ist das natürlich hinderlich, wenn nicht sogar tödlich. Eine letzte Frage. Ihr kommuniziert nicht ausschließlich, aber auch über das Internet. Verschlüsselt ihr den Datentransfer oder ist der frei? Nein. Unsere Kommunikation ist transparent, weil das die einzige Möglichkeit ist, wirksame Netzwerke aufzubauen. Das ist auch eine unserer Stärken, denn es hat eine Signalwirkung: Wir lassen uns nicht einschüchtern, fordern aber trotzdem das Recht auf Privatsphäre! Vielen Dank, Cristof.
HALBDURCHLÄSSIG
Bestrafen Sie den Journalisten! Text : Annika C. Schmidt : : Illustration : Almudena Lobera
Meine Wirtschaft ist nicht gastronomisch, sie ist nicht einmal gastfreundlich und ökonomisch schon lange nicht. Sie ist verzettelt. Daher spricht man auch von einer Zettelwirtschaft (metaphorisch und wortwörtlich sowieso). Besieht man sich so eine Zettelwirtschaft einmal genau – was man ja muss, macht sie den eigenen Lebensraum aus –, besieht man sich so eine Zettelwirtschaft einmal genau, muss man feststellen, dass es sich bei ihr nicht um Zettel im Allgemeinen oder verunordnete im Besonderen, sondern um organisierte Verzettelung handelt. Ein Delikt also, das – würden die Damen und Herren Juristen sich der Endverklärung der Rechtslage desselben schon angenommen haben – ein Delikt, das sicher in freiheitsstrafender Straffreiheit münden würde. Kein Richter würde einem zur Hilfe kommen, indem er keine Bewährungs-, sondern eine Freiheitsstrafe anordnete, vielmehr würde er auf Straffreiheit plädieren, aber mit diesem Urteil straft er den Begriff Straffreiheit aufs Sträflichste Lügen, da ja dieser die größte Strafe beinhaltet, nämlich seiner gar nicht selbstgewählten Verzettelung nicht entgehen zu dürfen durch Freiheitsstrafe, sondern gerade durch Straffreiheit zu ihr verdammt zu werden. Nicht bestraft werden ist somit das Sträflichste. Der Raum der Verzettelung ist straffrei. Somit ist die Verzettelung sträflich, was nur die Juristen einsehen müssten, damit die archaisch anarchistisch arbiträr gewordenen Zettel gebändigt werden könnten, indem ihr Schöpfer, der sie Subjekt werden ließ, ihnen entzogen würde – strafend. So könnten sich die Zettel aller Herren und Frauen Sender und Blender nicht mehr, da entontologisiert, vereinigen, denn kein Geist würde mehr in ihnen umherwandeln, denn der Geist, da befreit von seinen Ringbuchketten und Buchkettenringen, würde wieder Mensch. Die Strafe der Zelle würde für ihn eine Zelle der Freiheit, in der er nicht mehr als unfreier und unwilliger und unfreiwilliger Herr der Zettel selbst seinen Schatten verzettelte und so nur ein unbeschriebener Zettel seiner selbst wäre, sondern Ziffer!, sicher auf Zetteln fixiert, aber nicht den eigenen. Fremde Verzettelungen verlieren an Frustrationspotenzial. Folglich sollte man sich beim Verfassungen Verfassen über Verzettelungen nicht verzetteln und die Grundsätze auf fremden Zetteln fixieren, dass im Falle der Verzettelung Freiheit Strafe ist und dass nur durch Strafe Freiheit gewährleistet werden kann. Alles andere ist sträflichst zu unterbinden!
Kontakt(-)an(-)Zeichen Text : Annika C. Schmidt : : Illustration : Almudena Lobera
LA BAMBA
Ich habe nichts zu sagen, sagt in meinem Fall nichts aus. Ich habe vielen Leuten Vieles zu sagen, sagt man, sage ich. Ich sage es auch. Und ICH sage ich auch. Aber Sagen ist nicht Schreiben. Ich habe nichts zu schreiben. Schreiben ist gut. Mein Schreiben ist nicht gut. Kein Schriftgut. Schrift ungut. Schriftliche Bestätigung des Ungenügens ist ungenügend. Deshalb auch kein Schriftverkehr. Nicht einmal mündliche Absprache. Papier ist nicht geduldig. Es ist nicht. Nicht ohne Zeichen. Zeichenlos is’ nich’!, ist erscheinungslos, ist nichts. Nichts ist das Gegenteil von Sein!? „Ist nichts.“ Nichts ist nicht-sein. Wie kann man nicht-sein sein? Kann man nicht nicht-sein, nicht Nichts sein? Ich kann nicht schreiben. Kann ich nicht oder bin ich nicht, Nichts?
Impressum
Wenn ich nicht Zeichen benutze(n kann), bin ich dann I. kein Zeichenbenutzer, II. nicht oder III. kein Zeichen (Wählen Sie! Oder wählen Sie nicht?)? Wer macht mein Zeichen?
[ ] Sie (Ich) [ ] Sie (Sie) [ ] Sie (meine Eltern) [ ] Sie (Gott) [ ] Sie (...) Kreuzen Sie an, oder tragen Sie die Konsequenzen (lieber?) stillschweigend! Aber wissen Sie(?), was Sie sind(?), wenn Sie schweigen(?), wissen Sie(?), ob Sie sind(?). Wenn Sie schreiben können und wissen, schreiben Sie mir! Oder viel besser: Schreiben Sie sich selbst! Wie schreiben Sie sich? Wenn Sie nicht schreiben können, treten wir vielleicht in Schriftunverkehr. Bitte nicht nur schriftlich. Seien Sie: persönlich, wählerisch, SchriftSteller, ZeichenVertreter, ZeichenZertreter. Sind Sie? Dann sind Sie die, die ich suche, durch dieses Schriftstück schriftlich beschreibend suche. Bitte Zuschriften nicht von SchreibMaschinen oder zu zeichenhaft. Seien Sie sensibel, seien Sie sinnsibel, seien Sie Sie! Bitte seien Sie! Dann schreibe ich. Kennwort: Chiffre
Herausgeber
Gestaltung
Allgemeiner Studierenden Ausschuss (AStA) Universität der Künste Berlin Hardenbergstrasse 33 10623 Berlin
Alex Rivoli (AD), Meritxell Martínez Paunés, Mireia Gordi i Vila Schriften
Vista Sans, Emigre Illustration
Redaktionsleitung
Anja Wenzel
Almudena Lobera, Josephine Behlke, Boris Duhm, Mauro Vallejo Umschlag
Redaktion
Friederike Meese, Anna K. Grieben, Meritxell Martínez Pauné, Kathrin Ingrassano, Sara Lehn, Lisa Krämer, Azul Blaseotto, Kaya Behkalam, Eva Michalcak, Birte Kleine-Benne, Annika C. Schmidt, Nicolas Kerksiek, Pinar Mayaoglu, Nina Haller, Marina Jentsch, Pablo Hermann, Sven Cishmack Lektorat Tobias Hömberg
Almudena Lobera Poster "The Concilium" Boris Duhm Druck ausDRUCK, Kassel Auflage 2500 eigenart magazin tel 030.31 85-24 64 fax 030.31 85-26 70 eigenart@asta-udk-berlin.de
Anzeigen
Danke Christian Hanke für ein neues Gestaltungskonzept seit
Ausblick Erstes Redaktionstreffen am 9. Mai 2008 um 14 Uhr in
Nummer 65! Viel Erfolg wünscht Dir die eigenart!
Ha Raum9. Die nächste eigenart erscheint Mitte Juli 2008.