Onlinezeitung 1 / 2012

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Die Zukunft ist erneuerbar! Online-Zeitung der Allianz « Nein zu neuen AKW» Ausgabe 01/2012

© Suisse Eole

Energie aktuell

Sarasin prognostiziert Fortsetzung von Solar-Boom Die Solarindustrie wird in den nächsten Jahren von hohen Investitionen profitieren. Das prognostiziert die Nachhaltigkeitsstudie «Solarwirtschaft – unterwegs in neue Dimensionen» der Bank Sarasin.

Japan ohne Atomstrom Nach der Katastrophe in Fukushima wurden die meisten japanischen AKW ausser Betrieb genommen. Nur gerade 3 von insgesamt 54 japanischen Reaktoren sind noch am Netz. Derweil wird das Ausmass der Folgekosten des GAU’s deutlich.

Trotz Wirtschafts- und Währungskrise konnte die Solarwirtschaft weltweit kräftig zulegen. Die Bank Sarasin konstatiert bei der Leistung der 2010 instal© Greenpeace / Nicolas Fojtu lierten Anlagen einen Zuwachs von 87% im Vergleich zum Vorjahr. Bis 2015 soll die weltweite Zuwachsrate bei 33% pro Jahr liegen. Hierzulande ist das Wachstumspotential der Branche besonders hoch: «In der Schweiz sind pro Kopf nur knapp 20 Watt Sonnenenergie installiert, in Deutschland sind es über 300 Watt», so Prof. Dr. Franz Baumgartner. Der Dozent für erneuerbare Energien an der ZHAW fordert von der Politik eine Ausweitung der Kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV), damit mehr Solarprojekte gefördert werden können. Dank der gesunkenen Preise für Solarpanels könne in der Schweiz so mit geringeren Mitteln ein Sonnenenergie-Anteil von 20% an der Stromversorgung erreicht werden.

Das Vertrauen in Betreiber wie Tepco und in die Technologie ist am Boden. Ein Grossteil der Bevölkerung Japans befürwortet den sofortigen Ausstieg aus der © SahuaDreamstime.COM Atomenergie, und viele Lokalregierungen weigern sich, die Reaktoren wieder ans Netz zu nehmen. So wird voraussichtlich im Frühling für einige Wochen kein Atomstrom in Japan produziert. Das Land stemmt unterdessen die gewaltigen Folgekosten. Entschädigungszahlungen, Dekontaminierungs- und Rückbaukosten sowie die wirtschaftlichen Ausfälle im Sperrgebiet belaufen sich auf dreistellige Milliardenbeträge. Haften wird dafür die japanische Gesellschaft, nicht die Betreiberfirma Tepco. Auf Einladung von Greenpeace Schweiz berichten vom 22.–25. Februar zwei Betroffene aus Japan öffentlich über ihre Erlebnisse in den vergangenen 12 Monaten.

 Nachhaltigkeitsstudie der Bank Sarasin zur Solarindustrie: Erstarkte Nachfrage am Solarmarkt

 Fukushima-News der Schweizerischen Energie-Stiftung SES  Atomstrom als teuerste Form der Energiegewinnung – Kommentar vom deutschen Journalisten Franz Alt  Ein Jahr nach Fukushima – Stimmen aus Japan in der Schweiz


Klimaschutz: Atomstrom hinter erneuerbaren Energien

Erneuerbare überholen Atomenergie

Die CO2-Emissionen von Atomstrom liegen unter Einbezug der sinkenden Uran-Erzgehalte deutlich über jenen von Wind, Wasserkraft und Sonnenenergie. Zu diesem Schluss kommt eine österreichische Studie, die die gesamte Produktionskette berücksichtigt. Die CO2-Bilanz von Atomstrom hängt vor allem vom Erzgehalt des verwendeten Urans ab. Da dieser aber mit zunehmender Förderung immer tiefer liegt, nimmt © istockphoto/JuNel der Kohlenstoffdioxid-Ausstoss pro erzeugte Kilowattstunde exponentiell zu, der Energieverbrauch für die Uranerzförderung steigt. «Ab einem Erzgehalt von ca. 0,01 % wird der Energieaufwand für den Abbau so hoch, dass die Gesamtenergiebilanz negativ wird,» erläutert Andrea Wallner vom Österreichischen Ökologie-Institut. Wird die Atomenergie weltweit weiter forciert, dürfte sie gemäss den Resultaten der Forscher Jan Willem Storm van Leeuwen und Philip Smith schon in 20 bis 30 Jahren die schlechtere CO2 Bilanz haben als Strom aus Gaskraftwerken.  Zur Studie «Energiebilanz der Nuklearindustrie»

AKW und Kinderkrebs: Neue Indizien aus Frankreich Eine Studie des staatlichen französischen MedizinInstituts Inserm findet über einen Zeitraum von sechs Jahren einen deutlichen Anstieg von Leukämieerkrankungen bei Kindern im Umfeld von französischen Atomkraftwerken. Somit häufen sich die Indizien, dass AKW selbst im Normalbetrieb eine Gefahr für die Bevölkerung darstellen. Dr. med. Claudio Knüsli, Onkologe und Vorstandsmitglied © stockpodium.com von PSR/IPPNW Schweiz, dazu: «Die Ergebnisse der neuen Studie aus Frankreich reihen sich ein in die Ergebnisse der Studien aus Deutschland, Großbritannien und der Schweiz.» In diesen Ländern wurde im Nahbereich von Atomkraftwerken eine Erhöhung des Leukämierisikos für Kleinkinder in der Grössenordnung von 40% beobachtet. «Eine Analyse, welche die Resultate der vier Länder zusammenfasst, ist statistisch signifikant. Als Erklärung für die Leukämiehäufung scheinen am ehesten die radioaktiven Emissionen aus Atomkraftwerken bereits im Normalbetrieb in Frage zu kommen. Andere Ursachen konnten die Wissenschaftler nie nachweisen.»  Studie «Childhood leukemia around French nuclear power plants» (Geocap)  Bundesamt für Strahlenschutz: Informationen zur KiKK-Studie  Studie «Childhood Cancer and Nuclear Power Plants» in Switzerland (CANUPIS)  ÄrztInnen für soziale Verantwortung und zur Verhütung eines Atomkrieges (PSR/IPPNW Schweiz) Die Zukunft ist erneuerbar! Online-Zeitung der Allianz «Nein zu neuen AKW» Ausgabe 01/2012

Ein Blick nach Deutschland zeigt, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien mit Hilfe einer entschiedenen Förderpolitik rasch vorangetrieben werden kann. 2011 haben erneuerbare Energien in der Stromproduktion erstmals die Atomenergie überholt. In Deutschland konnten Sonne-, Wind- und Wasserkraft ihren Anteil an der Brutto-Stromerzeugung auf rund 20% steigern und sind hinter der Braunkohle zweit© Agentur für Erneuerbare Energien wichtigster Stromlieferant. Das Ausbau-Ziel ist auf gutem Weg: 50% Stromproduktion aus Erneuerbaren bis 2020. Die Markteinführung und der rasante Ausbau wurden durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ermöglicht, einem Einspeisevergütungsmodell ohne «Kostendeckel». Für die weitere Marktintegration der Erneuerbaren werden die Vergütungssätze nun laufend angepasst. Die Schweiz verfügt mit der Kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) über ein Förderinstrument mit ähnlichen Mechanismen. Aufgrund des Kostendeckels schreitet der Ausbau neuer erneuerbarer Energien allerdings noch zögerlich voran.  Bericht «Erneuerbare Energien und das EEG: Zahlen, Fakten, Grafiken (2011)» des Bundesverbands Energie- und Wasserwirtschaft (PDF)  KEV: UVEK passt Vergütungssätze per 1. März 2012 an

Wie gehen Schweizer AKW mit Uran aus Majak um? Die AKW Beznau und Gösgen beziehen einen Teil ihrer Brennstäbe aus der seit längerem umstrittenen Aufbereitungsanlage Majak. Der gesamte Landstrich um die Fabrik ist radioaktiv verseucht. Eine Gerichtsakte zeigt nun, dass dies nicht nur eine Altlast aus Sowjet-Zeiten ist – wie offiziell behauptet wird. Die Rundschau des Schweizer Fernsehens legt am 8. Februar dazu ein brisantes Gerichtsdokument vor: Die © SFDRS Umweltverschmutzung durch radioaktive Abfälle solle demnach bis vor wenigen Jahren angehalten haben. Und der Haupt-Verantwortliche, der Gelder für eine Sanierung der Anlage in die eigene Tasche steckte, ging trotz Verurteilung straffrei aus. Ob die Anlage nun saniert ist oder wird, ist gemäss russischen Umweltorganisationen ebenfalls fraglich. Axpo, die Betreiberin des AKW Beznau, hat die Lieferungen aus Majak seit November sistiert. Das AKW Gösgen bezieht immer noch Uran aus Majak, will aber den Verhältnissen selber auf den Grund gehen.  Rundschau vom 8. Februar 2012  Newsblog von Greenpeace Schweiz zum Thema Majak ch Mars h nac erg leb Müh

Über 160 Trägerorganisationen rufen am 11. März zum MenschenStrom gegen Atom 2012 auf – einem friedlichen Marsch mit anschliessender Kundgebung beim Atomkraftwerk Mühleberg. Gemeinsam fordern sie: - die sofortige Ausserbetriebnahme der AKW Mühleberg und Beznau; - die Konkretisierung des Atomausstiegs; - einen raschen und konsequenten Umstieg auf erneuerbare Energiequellen. Für weitere Informationen: www.menschenstrom.ch


Im Fokus

Sicherheitsdebatte erhöht Druck auf Schweizer AKW Stresstest, Gutachten, Volksbegehren: Nach Fukushima kommen vermehrt Zweifel an der Sicherheit von Schweizer Atomkraftwerken auf. Das zeigt sich besonders am Beispiel Mühleberg. Aber auch die Atombehörde ENSI steht in der Kritik. Die Nuklearkatastrophe von Fukushima hat die Debatte um die Sicherheit von Atomkraftwerken in der Schweiz neu entfacht. Der Druck auf die AKW steigt. «Gerade die Kraftwerke Mühleberg und Beznau gehören zu den ältesten der Welt», sagt Christian Küppers, stellvertretender Bereichsleiter Nukleartechnik und Anlagensicherheit beim Öko-Institut in Darmstadt. «Sie haben grosse Schwachstellen und erfüllen bei weitem nicht die Anforderungen moderner Kernkraftwerke.» Das Eidgenössische Nuklearinspektorat (ENSI) hat nun im Rahmen des EU-Stresstests die Sicherheit der AKW neu überprüft. Der EU-Stresstest konzentriert sich auf extreme Erdbeben und Hochwasser, wie sie sich alle 10'000 Jahre einmal ereignen. Zwar kam die Atomaufsichtsbehörde zum Schluss, «dass die Schweizer Kernkraftwerke über ein sehr hohes Schutzniveau gegen die Auswirkungen von Erdbeben, Überflutung und anderen Naturgefahren verfügen». Dennoch warf der Stresstest neue Fragen auf. So hat das ENSI weitere Punkte ausgemacht, die zu mehr Sicherheit führen sollen. Gestützt auf neue Daten müssen alle fünf AKW bis Ende März nachweisen, dass sie für ein 10'000-jährliches Erdbeben gerüstet sind und dass sie eine Kombination von Erdbeben und erdbebenbedingten Versagen der Stauanlagen im Einflussbereich bewältigen können. Sollte ein AKW den Nachweis nicht erbringen, wird es ausser Betrieb genommen. Mit Blick auf die alten AKW sagt Experte Küppers: «Es gibt zwei Möglichkeiten – modernisieren oder stilllegen. Die Frage ist, ob hohe Investitionen noch rentieren oder ob man sich besser auf

alternative Energien konzentrieren sollte.» Der erhöhte Druck auf die AKW zeigt sich besonders beim Atomkraftwerk Mühleberg: Die Betreiberin BKW konnte beim Stresstest nur ungenügend nachweisen, dass der Staudamm beim Wohlensee einem 10'000 jährlichen Erdbeben standhält. Grund dafür sind nicht überarbeitete Standsicherheitsnachweise. Das ENSI hat daher die Betreiberin aufgefordert, bis 31. Januar 2012 einen Nachweis nach neuen Gefährdungsangaben zu liefern. ENSI-Sprecher Anton Treier sagt: «Wenn unsere Verfügungen nicht eingehalten werden, müssen die AKW mit Konsequenzen rechnen. Je nach Schwere des Falls oder wenn ein Ausserbetriebnahmekriterium erfüllt ist, kann es dazu führen, dass ein Kernkraftwerk vorübergehend vom Netz genommen werden muss.» Internationale Experten prüfen nun den Schweizer Bericht zum EU-Stresstest. Die EU-Kommission will die Ergebnisse im Juli präsentieren. Das AKW Mühleberg steckte bereits im Frühjahr 2011 in der Bredouille. Denn schon kurz nach dem Unglück in Fukushima erliess das ENSI Verfügungen für die Schweizer Atomkraftwerke. Im Rahmen des geforderten Nachweises der Hochwasserfestigkeit hat ein ETH-Gutachten gezeigt, dass bei einem Extremhochwasser die Kühlversorgung verstopfen könnte. Die BKW musste das Kraftwerk im Juni abstellen, um den Hochwasserschutz nachzurüsten. Der Klimahistoriker Christian Pfister warf der BKW vor, sie unterschätze die extremen Hochwasser in ihren Berechnungen. Er stützt sich auf eine Studie zu extremen Hochwassern in Basel. Sie reicht zurück bis ins Jahr 1268 und zeigt, dass sich im Mittelalter viel stärkere Hochwasser ereigneten als in jüngerer Zeit. Auswertbare Quellen liegen auch für die nahe Mühleberg liegende Stadt Bern vor. Die Berichte der Chronisten lassen darauf schliessen, dass im Mittelalter auch hier extremere Hochwasser vorkamen. Die historischen Ergebnisse sollte in eine Sicherheitsprüfung einbezogen werden, forderte Pfister.

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Nichtsdestotrotz hat das ENSI am 23. September genehmigt, den Reaktor in Mühleberg wieder in Betrieb zu nehmen. Die von der BKW vorgelegten Massnahmen seien «tauglich, um die Mindestanforderungen zu erfüllen». Vertrauen schwindet Dass das AKW Mühleberg auch vor menschlichem Versagen nicht gefeit ist, zeigt die Schnellabschaltung von 8. Februar. Bei einer Routineuntersuchung wurden Messinstrumente falsch angebracht, was zu einer kompletten Abschaltung der Anlage führte. Gerade eine alte Anlage wie das AKW Mühleberg wird durch derartige Notabschaltungen stark beansprucht. Aber auch die Bevölkerung schaut zunehmend skeptisch auf das AKW Mühleberg. Die zustande gekommene Volksinitiative «Mühleberg vom Netz» will den Kanton Bern verpflichten, als Mehrheitsaktionär der BKW für die sofortige Ausserbetriebnahme des Kraftwerks zu sorgen.

© Greenpeace/Jacob Marcus Balzani Lööv


Im Fokus

Kolumne

Darüber hinaus wehren sich über hundert Anwohner mit Beschwerden vor Bundesverwaltungsgericht gegen die unbefristete Betriebsbewilligung für Mühleberg, die das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Ende 2009 erteilt hat. Das Urteil soll anfangs 2012 fallen. Im Bewilligungsstreit ist auch das ENSI in die Kritik geraten. Denn ein von ihm in Auftrag gegebenes Gutachten des Tüv Nord, einer technischen Prüfungsanstalt aus Deutschland, kommt zum Schluss: Der Kernmantel von Mühleberg, der Risse aufweist, ist mit den installierten Zugankern nicht sicher geflickt worden. Die Behörden hätten verschiedene Sicherheitsaspekte ungenügend berücksichtigt, sagte Rechtsanwalt Rainer Weibel seitens der Anwohner. Er beschuldigte das ENSI der «Voreingenommenheit».

Das Potential für die Energiewende liegt vor unserer Haustüre

In die gleiche Kerbe schlugen zuletzt auch die Medien. Sie warfen der Atomaufsichtsbehörde immer wieder eine zu grosse Nähe zur Atomlobby vor. Als Konsequenz nahm Peter Hufschmied, Präsident des ENSI-Rates, im Juni 2011 den Hut. Er hatte in anderen beruflichen Funktionen Aufträge von der Mühlenberg-Betreiberin BKW übernommen, die nichts mit der Atomenergie zu tun hatten. Laut UVEK waren Hufschmieds Mandate mit der ENSI-Verordnung vereinbar. Die Verordnung gehe in der Frage der Unabhängigkeit aber weniger weit als das Gesetz. Der Bundesrat revidierte daher die Verordnung. Darin wird nun präzisiert, dass Mitglieder des ENSI-Rates in keiner Beziehung stehen dürfen, die «den Anschein der Voreingenommenheit erwecken kann». Insbesondere dürfen sie von keiner Organisation Aufträge annehmen, die vom ENSI beaufsichtigt wird. Das ENSI weist die Kritik der Befangenheit zurück. «Wir nehmen unsere Aufsicht ganz klar unabhängig von wirtschaftlichen und politischen Interessen wahr», sagt Sprecher Treier. Ob sich das ENSI wieder das Vertrauen der Bevölkerung und der Medien sichern kann, bleibt abzuwarten.

Christoph Rutschmann, Geschäftsführer Rüegg Cheminée AG, Präsident der A EE Agentur für Erneuerbare Energien & Energieeffizienz

Jahrelang hat uns die Elektrizitätswirtschaft weismachen wollen, dass es ohne den Bau neuer AKW nicht gehe. Dafür wurde das Schreckgespenst einer drohenden Stromlücke an die Wand gemalt und bei jeder Gelegenheit gebetsmühlenartig wiederholt. Nach der nuklearen Katastrophe von Fukushima setzte Axpo-Konzern-Chef © zvg Heinz Karrer erst einmal auf Zeit – in der Hoffnung, die Gefahren der Atomkraft würden nach dem Abebben der medialen Aufmerksamkeit wieder in Vergessenheit geraten. Erst auf Druck von Bundesrat, Parlament und der breiten Öffentlichkeit hat der Konzern endlich den Richtungswechsel verkündet und will vorderhand vom Bau neuer Atomkraftwerke in der Schweiz absehen. Doch irrt, wer hofft, bei der Axpo habe tatsächlich ein Umdenken stattgefunden. Der «Plan B» des Stromgiganten ist bestenfalls ein halbherziges Bekenntnis zur Energiewende. Der Staatskonzern im Eigentum der Nordostschweizer Kantone beteuert zwar, er setze verstärkt auf erneuerbare Energien. Als Tatbeweis dienen ihm Investitionen in Windparks im Ausland. Dieses Engagement ist zwar löblich. Grossmehrheitlich vertraut die Axpo aber auf den Import von AKW- und Gas-Strom. Das Potential der erneuerbaren Energien im Inland wird komplett verkannt, die rasante Entwicklung der Solarenergie verschlafen. In Deutschland decken die neuen erneuerbaren Energien bereits 17% des Strombedarfs ab. Aktuell wird im

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Nachbarland 8% des Bedarfs mit Wind und 3% mit Solarzellen erzeugt. Damit leistet die Solarenergie bereits den gleichen Beitrag zur Versorgungssicherheit wie die Wasserkraft. Der Zuwachs an neuen Solaranlagen war in Deutschland dank eines funktionierenden Fördersystems allein im vergangenen Jahr 14mal höher als in der Schweiz. Hierzulande wurden mit der Kostendeckenden Einspeisevergütung KEV gerade etwa 7 Watt Solarzellen pro Kopf in Betrieb genommen. Das entspricht einer Solarzelle von der Grösse eines Schulhefts. Weil zu wenig Geld im KEV-Topf ist, warten über 14'000 Solaranlagen auf eine Vergütungszusage. Investitionen in der Höhe von Hunderten von Millionen von Franken werden so verzögert oder komplett verhindert. Die Politik ist aufgefordert, diese unsinnige Blockade endlich aufzulösen und den Kostendeckel von der KEV zu entfernen. Die Zeit der kleinen, zögerlichen Schritte – wie sie derzeit die Axpo vorführt – ist vorbei. Was es von der Politik und den grossen Energiekonzernen jetzt braucht, ist das klare Bekenntnis zu einer erneuerbaren, dezentralen Stromproduktion. Das Potential dazu liegt nicht allein in der Nordsee sondern vor allem hier in der Schweiz, vor unserer Haustüre. Impressum Redaktion und Gestaltung: Medienstelle Allianz «Nein zu neuen AKW» Falkenplatz 11, Postfach 5815, CH-3001 Bern medien@nein-zu-neuen-akw.ch www.nein-zu-neuen-akw.ch


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