FAKTOR RAUM Nr. 1/2019

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DA S MAG A Z IN ZUR RE NGG LI - BAUKULTUR

Ausgabe Juni 2019


08 Extra-Stockwerk in Thalwil Für eine Attikawohnung lohnt es sich, die Bauordnung gut zu studieren.

14 Beharrlichkeit in Herrliberg Das Mehrfamilienhaus, das die Banken zweifeln liess – zu Unrecht.

18 Music Box in Luzern

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Wohnen, Üben und Auftreten unter einem Dach: das Paradies für Musikstudierende.

24 WORLD WIDE WOOD

Schön schräg in Bellinzona

Holzbau auf 2224 Metern

Klein das Haus, gross die Herausforderung für Architekten, Ingenieure und Holzbauer.

Das Nebelhorn in den Allgäuer Alpen ist um eine Sehenswürdigkeit reicher.

IMPRESSUM Herausgeber Renggli AG  Redaktion Renggli AG  Gestaltung Agentur Frontal AG  Text Angelink AG  Druck Abächerli Media AG  Auflage 5700 Deutsch, 1100 Französisch, 700 Italienisch  Kontakt marketing@renggli.swiss  Bilder Beat Brechbühl, Luzern  /  Bruno Meier, Sursee  / Franca Pedrazzetti, Luzern  / Jürgen Pollak, Stuttgart  /  Rita Pauchard, Knutwil  /  Roland Wehinger, Röthis


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EDITORIAL

Der Hang zu Lösungen «Je steiler das Terrain, desto freier die Sicht», so sieht es einer unserer Bauherren, die wir Ihnen in diesem Magazin vorstellen. Unser heutiges Thema: Bauen am Hang. Und ich sage Ihnen ganz

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ehrlich, manchmal steht man dabei auch am Berg. Die hangbedingte Asymmetrie zwischen vorne und hinten macht die Arbeit der Archi­ tekten und Ingenieure nicht einfacher. Ausserdem kann

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der Boden instabil sein oder hangseitig zu viel Feuchtig­ keit abgeben … und ganz zu schweigen von der Bau­

G A S T B E I T R AG

logistik, die bei einem schrägen Gelände um ein Vielfaches

Ingenieurskunst bei Holzbauten am Hang

komplizierter wird. Aber zum Glück gibt es die «Ingeni­

Bauen am Hang ist für Ingenieure eine Herausforderung, aber kein Hindernis.

eurskunst bei Holzbauten am Hang», wie sie unser Gast­ autor Pirmin Jung auf Seite 25 beschreibt. Diese Kunst hat in Bellinzona einem Einfamilienhaus Betonstelzen verpasst und in Thalwil einem Mehrfamilienhaus sogar eine Attikawohnung. Sie hat in Herrliberg zweifelnde

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Banken eines Besseren belehrt und in Luzern eine Music

WIR SIND RENGGLI

in dieser Ausgabe von Faktor Raum. Ich wünsche Ihnen

Unsere Markenbotschafter

Box zum Laufen gebracht. Das alles und mehr lesen Sie viel Vergnügen.

Man sieht sie nicht, aber sie stecken hinter einigem, was man von Renggli so sieht.

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Bernhard Twerenbold Finanzchef, Mitglied der Geschäftsleitung

PS in eigener Sache: Zehn Jahre lang durfte ich in der Renggli AG als Finanz­ chef wirken und die eindrückliche Entwicklung der Firma mitprägen. Mit einem prallen Rucksack voller geschätzter Erfahrungen und Begegnungen stelle ich mich nun einer neuen beruflichen Herausforderung. Ich danke Ihnen und dem ganzen Renggli-Team für eine wunderbare Zeit.


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FA K TO R R AU M

SCHÖN SCHRÄG IN BELLINZONA


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«Je schräger das Terrain, desto freier die Sicht», sagte sich die Familie Lorenzetti-Canevascini beim Anblick ihres kleinen Baugrundstücks in Bellinzona. Die Leitplanken für ihr Einfamilienhaus auf dem stark abfallenden Gelände waren damit gesetzt: eine Aussichtsterrasse soll es werden mit Wohnraum für eine vierköpfige Familie drum herum. Klein das Haus, gross die Herausforderung für Architekten, Ingenieure und Holzbauer.

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ort, wo andere Häuser einen Keller haben, halten fünf Betonstützen raumgreifend das kubische Gebäude in der Waagrechten. Die miteinander verbundenen Stützen

nehmen die Bewegungseinflüsse auf und tragen das Gebäude sicher. Dennoch war es hier ratsam, gewichts­ arm mit Holz zu bauen, zumal die Zufahrt für schwere Maschinen unmöglich war. Im Holzbau nutzt man in sol­ chen Fällen einfach den Helikopter. Auf den Keller konnte die Familie verzichten, nicht aber auf eine grosse überdachte Terrasse, die zu ihrem Le­ bensmittelpunkt werden sollte. Hier tafelt man mittags und abends und trifft sich mit Freunden zum Kaffee, der an heissen Tessiner Tagen auch ein leckeres Craft-Bier sein kann. Die eingesetzte Fassade aus Swisspearl Eternit ist damit äusserst beständig und pflegeleicht. Denn, wer will schon in dieser Schräglage ein Gerüst aufstellen für Wartungs­ arbeiten an der Fassade? Spannender war für die Familie Lorenzetti-Canevascini ohnehin die entgegengesetzte Blickrichtung, von der Fassade weg. Für die edle Aussicht auf die Umgebung ist nicht allein die Terrasse zuständig. Das grosse Fenster gegen Norden öffnet den Blick genau auf den Pizzo di Claro, den Lieblingsberg der Familie.

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FAMILIE ÜBER ALLE S. Das Haus soll einmal den Kindern gehören.

MEHR VON DIESEM SCHÖNEN EINFAMILIENHAUS Schauen Sie sich zusätzliche Fotos auf unserer Website an: bit.ly/bellinzona-efh


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«Die Lage des Hauses und die Parkettböden liebe ich am Meisten.» BRIAN LORENZET TI, BAUHERR

«Wir lieben es, in den Bergen zu wandern, und ich gehe besonders gerne Rad fah­ ren», sagt Brian Lorenzetti. «Aus diesem Grund wollten wir unseren Berg in einem grossen Fenster in der Nordfassade gewis­ sermassen einrahmen.» Diese herrlichen Rahmenbedingungen lassen sich vortreff­ lich auch vom Herd aus geniessen. Zwei weitere Fenster sind zum einen für den Blick auf die Stadt und zum andern auf die Schlösser von Bellinzona reserviert. Ein kleines, schräges, aber optimal ausge­ nütztes Grundstück, eine tolle Lage mit Aussicht, ein energieeffizientes Haus: ein wunderbarer Hort für die Familie. So etwas dereinst den Kindern übergeben zu können, wäre für die Familienmenschen Lisa und Brian die Erfüllung.

Bauherrschaft

Lisa Canevascini und Brian Lorenzetti

Architektur

AERA Studio di Architettura

Holzbau

Renggli AG

Engineering

De Giorgi & Partners Ingegneri Consulenti

Baujahr

2017

Nutzung

Einfamilienhaus mit 4½ Zimmern

Fundament

Stützen aus Beton mit oberirdischem Fundament

Konstruktion EG/OG

Holzsystembau

Fassade

Eternit Swisspearl

DER E XPERTE SAGT Aus geologischen Gründen wurden die Fundamente des Hauses mit Mikropolen mit einer Länge von bis zu 20 Metern erstellt, die über ein oberirdisches Fun­ dament verbunden sind. So können sie geologische Bewegungen aufnehmen. Mattia Tami Architekt, AERA Studio di Architettura


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EXTRASTOCKWERK IN THALWIL «Mietwohnung in bester Hanglange mit unverbautem Blick auf den See und edlem Ausbaustandard.» Das könnte in einer Anzeige stehen, wenn das Mehrfamilienhaus Knell in Thalwil eine Anzeige nötig hätte. Aber es hat schon während der Bauphase mit Leichtigkeit seine Mieter gefunden. Und der Clou an der Sache: Weil jemand lange genug über der Bauordnung gebrütet hat, waren nicht drei, sondern gleich vier Wohnungen zu haben.

SEE SICHT VOM FEINSTEN. Alle Wohnungen profitieren vom privilegierten Standort.


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VOGELPERSPEKTIVE EINNEHMEN Sehen Sie sich weitere Fotos des Mehrfamilien­ hauses auf unserer Website an: bit.ly/mfh-thalwil

VIER WOHNUNGEN. Ein Musterbeispiel für verdichtetes Bauen ohne Abstriche.

«Wohnungen mit toller Seesicht und einer vernünftigen Rendite – Ziel erreicht.» ROLF KNELL , INVE STOR UND BAUHERR


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VORHER

MUSSTE WEICHEN. Das Elternhaus aus den Dreissigerjahren.

V

erkauf, Renovation oder Neubau? Vor diesen Alternativen standen die Gebrüder Knell, nachdem ihre Eltern in eine Alterswohnung umgezogen waren. Der Entscheid fiel gegen das

alte Einfamilienhaus aus den Dreissigern zugunsten des Neubaus aus. Dieser sollte ganz im Sinne der Bauherren ein Musterbeispiel einer guten Verdichtung darstellen: ansprechende Ästhetik, Energieeffizienz, Privatsphäre und Rendite. Ziel war es, drei grosszügige und vermietbare Wohnungen zu erstellen. Drei, so dachte man zu Beginn, sei das, was die Bauordnung an dieser Hanglage maximal zuliess. Dank perfekter Platzierung im Hang konnte man dem Haus aber noch eine prächtige Attikawohnung auf­ setzen, was die Finanzierung erheblich vereinfachte. Es lohnt sich, Bauverordnungen gut zu studieren, um weit­ reichenden Ideen eine Chance zu geben. Für unseren Architekten, Lukas Erni, war es ein Vergnü­ gen, die visuellen Baurechtsauflagen zum Attikageschoss zu erfüllen. Diese schreiben nämlich vor, dass sich die Extra-Etage von allen Seiten farblich und volumetrisch vom Hauptkörper abzuheben habe. Deshalb ist das Attika­ geschoss auf zwei Seiten zurückversetzt und zusätzlich farblich mit einer dunkleren Holzfassade verkleidet. Das DER E XPERTE SAGT Statt wie alle Nachbarhäuser haben wir unseren Neubau nicht direkt an der Strasse platziert, sondern möglichst weit zurückversetzt. Da die Gebäudehöhe ab dem gewachsenen Terrain gemessen wird, konnten wir so ein Geschoss höher bauen. Lukas Erni Architekt, Renggli AG

metallic schimmernde Alucobond-Fassadenband passte zudem glänzend zum Wunsch der Bauherrschaft nach bodenbündig heruntergezogenen Fenstern. Vordringlichster Wunsch der Bauherren war, dass alle Wohnungen grösstmöglich von der beneidenswerten Aussicht auf den Zürichsee profitieren. Die architektoni­ sche Antwort darauf: einfache Volumina, flächenoptimierte Grundrisse, grosszügige Fensterflächen und die rückwärtige Platzierung von Treppenhaus und Lift, die bequem von der Garage im Untergeschoss aus erreichbar

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FA K TO R R AU M

sind. Dank dieses aussichtsreichen Konzepts liegt der See nun selbst im Gartengeschoss im wohltuenden

BAUEN IN EINER ERBGEMEINSCHAFT

Blickfeld der Mieter. Derweil macht in der Attikawohnung eine Riesenterrasse die Seesicht zu einem unübertreff­ lichen Rundumvergnügen. Solche privilegierten Sichtverhältnisse werden natürlich durch Hanglage begünstigt, müssen aber unter erschwer­ ten Baubedingungen oft aufwendig erarbeitet werden. Auch am Thalwiler Hang war die Sicherung der Baugrube unter prekären Platzverhältnissen sehr schwierig. Der komplizierte Aushub hat fast die gesamte Grundstücks­ fläche beansprucht und auch sehr viel Goodwill seitens der Nachbarn und Anstösser benötigt. Umso glücklicher sind die Bauherren mit dem Ergebnis. Die Wohnungen sind eine Augenweide und bieten im Ausbau eine Quali­ tät, wie man sie in Mietwohnungen lange sucht: herrliche Parkettböden, exklusive Einbauküchen, moderne Einbau­ schränke, edle Badezimmer und eben die Aussicht, von der auch unsere Zimmerleute noch heute schwärmen. Dennoch ist vom Geist des abgerissenen Elternhauses nicht alles verschwunden. Ein massiver Granittisch aus dem Tessin und ein japanisches Windlicht mit wuchtiger Verankerung haben zur Freude der Brüder Knell ihren Platz im Garten des Neubaus behaupten können. Sie waren einfach zu schwer, um sie irgendwohin zu verpflan­ zen. Und mit zu schönen Erinnerungen verbunden, um sie eben mal mit dem Bauschutt zu entsorgen.

«Ich freue mich, ist aus dem alten Einfamilienhaus ein solch schönes Zuhause für vier Mietparteien geworden.» ROBERT LOOSLI, PROJEK TLEITER , RENGGLI AG

Eine Erbgemeinschaft als Bauherr­ schaft kann mit umständlichen Entschei­ dungsprozessen verbunden sein und ­ im schlimmsten Fall auch mit juristischen ­Implikationen. Die Gebrüder Knell haben dieses Problem für Ihren Neubau in Thalwil effizient ge­ löst. Einer der Brüder wurde mit einer Vollmacht des anderen ausgestattet und konnte von da weg selbstständig die vielen Detailentschei­ dungen treffen. Nur bei Abweichungen vom Projektplan war die brüderliche Rücksprache zwingend. Damit war für alle am Bau Beteiligten der Ansprechpartner immer derselbe und der Koordinationsaufwand reduzierte sich auf ein ­M inimum. Dieser Regelung lag bei beiden ­Brüdern die feste Überzeugung zugrunde, dass zu viele Zuständigkeiten einem guten Resultat stets im Wege stehen.


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Bauherrschaft

Rolf Knell

Architektur Generalunternehmung Engineering Holzbau

Renggli AG

Baustandard

Minergie-A

Baujahr

2018

Nutzung

Mehrfamilienhaus mit vier Mietwohnungen: 1× 2½ Zimmer im UG 2× 4½ Zimmer im EG/OG 1× 3 Zimmer Attikageschoss

Konstruktion UG

Beton

Konstruktion EG/OG

Holzsystembau inkl. Treppenhaus und Liftschacht

Fassade

Holzfassade Fichte/Tanne, Eterno Fassadengrau Old Chalet (Obergeschosse) und Mittelgrau (Attika), Geschosstrennung durch Alucobond-Platten

HOCHWERTIGER AUSBAU. Weit über dem üblichen Mietwohnungsstandard.

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BEHARRLICHKEIT

in Herrliberg Die Parzelle schrie: «Hier kannst du nicht vernünftig bauen, eingequetscht zwischen Wald und Strasse.» Der Hang meinte abfällig: «Eine Tiefgarage kannst du dir hier nicht leisten.» Die Gemeinde forderte: «Eine Tiefgarage muss her.» Die Bank befand: «Das wird nichts, wir geben nichts.» Und der Architekt Jan Bollag sagte: «So schnell gebe ich nicht auf!»


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«Mir gefallen besonders die Volumetrie und der Schwarz-Weiss-Kontrast.» JAN BOLL AG, INVESTOR UND DIPL . ARCHITEKT ETH SIA

A

rchitekt Jan Bollag, der mit Renggli schon mehrere Hybridbauten realisiert hat, stiess im Internet auf eine Abbruchliegenschaft in Herrliberg mit 4500 m2 Grundstücksfläche

und 2500 m2 Waldanteil. Begrenzt durch Wald und Strasse war die abschüssige, noch verbleibende Fläche nicht unbedenklich nutzbar, aber Sachzwänge gelten bei fähi­ gen Architekten als Herausforderungen. Die schräg verlaufende Waldabstandsgrenze musste im Grundriss adaptiert werden, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Volumetrie der verhältnismässig kleinen Wohnflächen. Und natürlich, ein Hybridbau sollte es wieder werden: Decken und Innenwände in Beton und Backstein, die oberirdischen Aussenwände in Holzsystembau. Neben ökologischen Überlegungen sprachen die bessere Raum­ ausnützung durch geringere Wandstärken anstelle eines reinen Massivbaus für dieses Konzept. Die Kosten für eine Tiefgarage in diesem Gelände blieben untragbar.


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BLICK INS GRÜNE: So lassen sich Sonnenstunden geniessen.

DER E XPERTE SAGT Wenn die Gemeinde eine Tiefgarage fordert, die wegen Hanglange jedoch nicht bezahlbar ist, sind gute Argu­ mente und Lösungen gefragt. Mehr Wohnraum talseitig und die Parkplätze im Freien waren hier einfach sinnvoller. Und dann kann es sich auch rechnen. Jan Bollag Investor und dipl. Architekt ETH SIA


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Während sich Jan Bollag mit der Gemeinde Herrliberg auf offene Parkplätze einigen konnte, zweifelten die an­ gefragten Banken weiterhin hartnäckig an der Wirtschaft­ lichkeit des Projekts. Es mussten zwei Jahre ins Land ziehen, bis endlich ein Kreditgeber zustimmte. Heute genügt ein Blick auf das Objekt, um festzustellen: Das Warten hat sich gelohnt. Das Mehrfamilienhaus setzt spielerisch auf den harten Kontrast von weissen Zargen

Grosszugige Balkone und Aussenplatze ermoglichen den Bezug zur Natur.

und Geländern vor beinahe schwarzer Fassade. Das Attikageschoss glänzt mit vier prächtigen Eckterrassen, die dem Gebäude ein originelles Profil verleihen. Der Verzicht auf die Tiefgarage kam der talseitigen Nutzung des Untergeschosses für mehr Wohnraum zugute. Die

Investor

Jan Bollag

Architektur

Baueingabe, prov. Ausführungspläne: Jan Bollag, dipl. Architekt ETH SIA

dunklen Eternitplatten, deren Fugen perfekt mit den

Def. Ausführungspläne, Bauleitung: Rychener Partner AG

­L inien der Fenster und Balkone zusammenlaufen, sind besonders pflegeleicht und gewährleisten die Hinterlüf­ tung der Holzaussenwände.

Holzbau und Engineering Baustandard

Minergie-P

Mindestens so viel Lob wie für die architektonische

Baujahr

2017/2018

Leistung gebührt Jan Bollag für seine Beharrlichkeit.

Nutzung

Mehrfamilienhaus mit sieben Eigentumswohnungen

Konstruktion

Hybridbau: Geschosse und Erschliessung in Beton/ Kalksandstein, Aussenwände EG bis DG in Holzsystembau

Fassade

Grossformatige Faserzementplatten (Eternit), Swisspearl Carat Anthrazit

Scheinbar unüberwindbare Hürden haben sich zu guter Letzt in Wonne aufgelöst. Aber nicht für alle: Der an­ grenzende Bach mit seinem beruhigenden Plätschern war für einen möglichen Wohnungskäufer ein akusti­ scher Störfaktor. Für alle anderen jedoch ein sprudeln­ der Mehrwert.

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Renggli AG


MUSIC BOX IN LUZERN

MUSIC BOX LUZERN

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Luzern Zentrum

INFR ASTRUK TURPROJEK T. Die Music Box liegt genau im geplanten Strassenverlauf.


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Für angehende Musiker ist die Wohnungssuche in der Regel keine Fingerübung. Zu sehr belasten repetitive Tonleitern Mietnachbarn oder WGGenossen. In Luzern jedoch geht für 25 Musikstudierende der Traum vom Wohnen und Üben unter einem Dach in Erfüllung. Aber: womöglich nur für begrenzte Zeit.

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«Die Augen der jungen Musikerinnen und Musiker leuchten, wenn sie das Haus das erste Mal sehen.» URBAN FRYE , INITIATOR UND INVE STOR

A

ls grüner Kantonsrat hat Urban Frye für eine vierspurige Strasse natürlich kein Musikgehör. In seinem speziellen Fall würde diese sogar über sein eigenes Grundstück

führen. Auch wenn die Strasse erst in frühestens 15 Jah­ ren realisiert werden könnte, hat sie die Zukunftspers­ pektive seines ursprünglich hier geplanten Wohnhauses für junge Familien verdrängt. An dieser Stelle war fortan

Bauherrschaft

Urban Frye

es möge ein Bleibendes werden.

Beratender Architekt

Markus Heggli, Architekt ETH SIA

Nun gibt es in der Musikstadt Luzern nicht nur Stau auf

Planung, Entwicklung, Lauber Ingenieure AG Engineering

nur Platz für ein Provisorium, verbunden mit der Hoffnung,

den Strassen, sondern ebenfalls vor den hochfrequen­

Holzbau

Renggli AG

tierten Übungsräumen der angesehenen Musikhochschule.

Baujahr

2018/2019

Auch ein bisschen aus Protest wollte hier Kulturmann

Nutzung

25 Studios, Proberäume und eine als Konzertsaal einsetzbare Lobby

Konstruktion

• Aussen-/Innenwände: Holzrahmenbau

Urban Frye zu seinem Strassen-Gegenentwurf ansetzen. Wohnstudios sollten hier entstehen für angehende Mu­

• Geschossdecken: Brettschichtholz (Vollholz), für guten Schallschutz mit Steinplatten beschwert

sikerinnen und Musiker, die zum Üben das Haus nicht mehr verlassen müssen. Ihm schwebte ein Bau vor, der ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig mithilft, ein

• Dachelemente: je hälftig aus Hohlkasten und Vollholzdecken

gesellschaftliches Problem zu lösen und die Klimaziele zu erreichen. Um baulich den richtigen Ton zu treffen, hat er sich mit acht Studierenden zusammengesetzt und

• Erdberührende Teile: Beton Fassade

Unbehandelte Fichte

gemeinsam mit ihnen das Konzept für ein Gebäude ent­ wickelt, das spontan Music Box getauft wurde. Die befristete Nutzung und die damit verbundene Rück­ baubarkeit rückten schnell den Holzsystembau in den Fokus. Mit verhältnismässig geringem Aufwand lässt sich die Music Box, die mit Schrauben und nicht mit Nägeln zusammengehalten wird, irgendwann demontieren und an anderer Stelle wieder aufbauen. Der fünfstöckige Holzbau direkt an der Reuss verfügt über 25 Studio-Appartements mit eigener Küche und Nasszelle. Ein grosser Übungsraum samt Technikecke für Aufnahmen steht zur Verfügung. Der Eingang kann als Konzertbereich genutzt werden. Dank des Lifts können auch grosse Instrumente wie Harfen einfach transportiert werden. Treffpunkt und Entspannung bieten die zwei gemeinschaftlichen Attikaterrassen

GUTER SCHALLSCHUTZ war nicht nur bei den Aussenwän­ den, sondern auch bei den Trennwänden der Studios wichtig.


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«Ich war sofort begeistert von der Music Box: Wohnen, Üben und Auftreten im selben Haus ist einfach genial.» ANDRINA ROEDIGER, MUSIKSTUDENTIN UND BEWOHNERIN

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FA K TO R R AU M

«Der enge Kostenrahmen und die Logistik waren die grössten Herausforderungen.» ADRIAN SIGRIST, TECHNIKER FH HOLZBAU, L AUBER INGENIEURE AG

und erst recht die eigene, kleine Badi an der Reuss mit Naturgarten und Grillplatz. Was nach luxuriösen Verhält­ nissen tönt, ist in Wahrheit aber sehr einfach, funktional und kostengünstig gehalten. Die Architektur stand nicht im Zentrum; der Lead lag beim Ingenieurwesen und bei der zweckmässigen Lösung der nutzerspezifischen An­ forderungen. Und diese lagen wesentlich beim Schall­ schutz. Die Geschossdecken sind deshalb in Vollholz gefertigt, beschwert mit schallschluckenden Steinplatten. Hohlkasten und Vollholzdecken bilden die Dachelemente. Wenn hier Trompete geübt wird, klingt es für die Nach­ barn höchstens so wie aus einem entfernten Radio. «Ich habe keinen Moment daran gezweifelt, dass Holz gerade für dieses Haus das richtige Material ist, weil Holz eben das Grundmaterial für viele Instrumente ist. Holz verbindet

DER E XPERTE SAGT Sämtliche erdberührenden Teile stehen in einer Wanne aus Beton. Damit ist sichergestellt, dass die Hanglage kein Feuch­ tigkeitsproblem im Holzwerk verursacht. Adrian Sigrist Techniker FH Holzbau, Lauber Ingenieure AG


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ZU HAUSE ÜBEN. Endlich alle Zeit der Welt für die Musik.

«Ich freue mich sehr, bald hier wohnen und üben zu können.» ANDRINA ROEDIGER , MUSIKSTUDENTIN UND BEWOHNERIN

das Haus direkt mit der Musik», sagt Urban Frye, der als ehemaliger Berufsklarinettist genau weiss, wovon er spricht. Auch ausserhalb der Schallthematik war an der Sankt-Karli-Strasse eine wahre Nussknacker-Symphonie angesagt. Aufgrund der steilen Hanglage war in Gebäude­ nähe kein Materialdepot möglich. Alles Material musste im vorgegebenen Takt für die direkte Montage angeliefert werden. Ausgeklügelt ebenso die Lösung für den Brand­ schutz: Im Falle eines Falles dient der Laubengang vor je­ dem Zimmer als Fluchtweg. Die Harfenstudentin Andrina Roediger kann es nicht erwarten, nach bestandener Aufnahmeprüfung im Herbst in die Music Box einzuziehen: «Zu Hause in RapperswilJona konnte ich zu jeder Tages- und Nachtzeit üben, oft stundenlang. Das kann ich dank der Music Box weiter­ hin – ein Traum!»

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WORLD WIDE WOOD

HOLZBAU AUF 2224 METERN Unverbesserliche Chaletromantiker mal ausgenommen … Wer will ernsthaft dem alten Gipfelrestaurant auf dem Nebelhorn auch nur eine Träne nachweinen? Neben der umwerfenden Aussicht auf die Allgäuer Alpen gibt es nun hier eine Zugabe für Architekturinteressierte. Es war der Gipfel architektonischer Unzulänglichkeit, dass das alte Hüttenrestaurant bei der Seilbahn den heranschwebenden Gästen die Sicht auf die Bergspitze versperrte. Löst man sich von alpinen Bauschemen, kann man ein Restaurant unter die Aussichtsplattform legen und sich mehr vom Schwung der Topografie leiten las­ sen. Das neue Nebelhorn-Restaurant ist ein Rundumver­ gnügen fürs Auge. Die Terrasse folgt mit geschwungener Glasbrüstung den Höhenlinien des Berges. Die vertikal strukturierte Fassade aus gefaltetem Kupferblech hält MODERNE WIRKUNG: Unbehandelte ästhetisch geschulten Blicken und auch dem Wetter Esche mit lebendigen Farbabstufungen. stand. Auf dem Restaurantdach, also der eigentlichen Ankunfts- und Aussichtsplattform, empfängt eine glä­

serne Bistrobar die Gäste stilvoll. Im Kern hingegen Bauherrschaft bewegt sich das Restaurant konstruktiv und gestalte­ Architektur risch auf dem Gipfel der Holzbaukunst: Lärche für ­B odenbeläge und Wände, Fichte für sämtliche konstruk­ tiven Teile und unbehandelte Esche für alles andere – bis

HTB, Arzl im Pitztal A

Konstruktion

Kombinierter Stahl-Holz-Bau, Stahlbeton un­ ter Verwendung der vorhandenen Fundamen­ te, Fassade: gefaltetes Kupferblech, Wände und Bodenbeläge im Aussenraum Lärche, innen Braunkernesche und Nadelfilz

Nutzung

Gipfelrestaurant

Fertigstellung

2016

alle Blicke auf sich ziehen. Die Show überlässt er selbst­

bit.ly/nebelhorn-de

Architekten Hermann Kaufmann ZT, Schwarzach D

Holzbauer

hin zur Täfelung im Innern. Und doch will der Bau nicht los dem prächtigen Alpenpanorama.

Nebelhornbahn AG, Oberstdorf D


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GASTBEITRAG

Pirmin Jung Geschäftsführer, PIRMIN JUNG Schweiz AG

ELEGANZ AM GIPFEL

K

aum zugängliche Gelände und aussergewöhnliche Klimasituationen machen das

Illustration der Bergstation Chäserrugg auf den Churfirsten.

Bauen in den Bergen zu einer Herausforderung. Wo die Gebäude früher vor allem

Schutz bieten mussten, werden sie heute zu wahren Schmuckstücken für den modernen Holzbau geformt.

Holzbauingenieure und Holzbauer werden dabei zu aus­ Jahreszeiten zu erfolgen hat, sind unterschiedliche Kon­ sergewöhnlichen Leistungen angetrieben.

struktions- und Verbindungstechnologien angebracht. Die Konstruktion und das Montagekonzept beeinflussen

Die neu errichteten Gebäude in den Bergen sind in der die Architektur direkt. Bei Helikoptermontagen zum Bei­ Regel Tourismusbauten: Bergunterkünfte, Bergrestau­ spiel müssen die Bauteile auf die Traglast der Fluggeräte rants oder Seilbahnstationen. Sie dienen den Menschen und die Verbindungen auf ein schnelles Absetzen opti­ beim Auskosten ihrer Freizeit in einmaligen Landschafts­ miert sein. kulissen. Immer häufiger erkennen die Betreiber von Destinationen, dass hochstehende Holzarchitektur das Sonne, Regen, Schnee und Sturm setzen den Konstruk­ Erlebnis zusätzlich unterstützen kann – wenn die Archi­ tionen anders zu als im Flachland. Die Horizontalaustektur Landschaftskulissen wie selbstverständlich und steifung muss stabiler sein, die Tragbalken höher und die sinnlich ergänzt. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist Verbindungen stärker. Schnee und Regen kann in jede das Bergrestaurant auf dem Chäserrugg von Herzog & noch so kleine Ritze eindringen, wenn sie nicht dicht de Meuron, das über die Landesgrenze hinaus für das ausgebildet ist. Zudem verändert das holzige Fassa­ Bauen mit Holz wirbt.

denkleid seine Oberfläche aufgrund der Sonneneinstrah­ lung ganz anders und die Projekte sind für Feuerwehren

Als Holzbauingenieure gestalten wir solche Projekte ab kaum zugänglich. Alles Aspekte, die wir als Holzbauinge­ der ersten Projektstudie tragend mit. Wo sich die Archi­ nieure, Bauphysiker und Brandschutzplaner frühzeitig in tekten zuerst um die Form und das Einfügen des Projekts unserer Planung berücksichtigen müssen. Aspekte, die im Ort kümmern, denken wir als Erstes an die Zugäng­ nur dann funktionieren, wenn wir unsere Ideen rechtzeitig lichkeit und die Montierbarkeit vor Ort. Je nachdem, wie mit dem ausführenden Holzbauer abgleichen, der sich der der Bauplatz erreichbar ist – mit dem Lastwagen, dem speziellen Bedingungen bewusst ist und seine Arbeiten Traktor, der Seilbahn oder dem Helikopter – und ob die so organisiert und ausführt, dass die geforderte Qualität Montage in den warmen oder in den kalten, stürmischen stimmt und das Zeitmanagement eingehalten wird.


WIR SIND RENGGLI

UNSE RE MARKENBOTS CHAF TER Man sieht sie nicht, aber sie stecken hinter so einigem, was man von Renggli sieht. Hinter jedem LinkedIn-Post, jedem Newsletter, hinter Events, Drucksachen und ja, auch hinter diesem Magazin. Es ist die Marketingtruppe, die es bei Renggli zwar streng hat, aber mit Spass dabei ist. Denn das «Produkt» Renggli ist ein dankbares. Man muss es nicht schön reden, nur schön darstellen. So haben die fleissigen Marketingbotschafter mitgeholfen, den Holzsystembau à la Renggli für hochwertige Ein­ familienhäuser, mehrstöckige Mehrfamilienhäuser oder Objektbauten wie Heim-, Pflege-, Büro-, Industrie- und Bildungsbauten zu empfehlen. Sie vermitteln die RenggliWerte den verantwortungsvollen und stilsicheren Bauher­ ren, Investoren, Architekten, GUs und TUs, und versuchen, diese auf partnerschaftliche Gedanken zu bringen. Dazu tanzen sie synchron auf dem analogen und digitalen Parkett mit viel Gefühl und Temperament. Oder wie sehen Sie das (Achtung Marktbefragung)? Schreiben Sie uns Ihre Mei­ nung, Anregung oder Kritik an marketing@renggli.swiss oder über unsere Social-Media-Kanäle wie Facebook, Twitter, Xing oder LinkedIn.

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«Die Marke Renggli steht für hochwertige Qualität, Nachhaltigkeit und Gradlinigkeit. Das soll sich auch in all meinen Anstrengungen widerspiegeln.» AL AIN BARMETTLER Leiter Marketing/Kommunikation

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«Begeisterte Kunden, Partner und Mitarbeitende – das ist das schönste Ergebnis und Motivation pur für meine tägliche Arbeit.» REGINA STAFFELBACH Verantwortliche Events, Verkaufsförderung, Drucksachen

«Welche Bedürfnisse haben unsere Kundinnen und Kunden? Dies herauszufinden ist mein Ansporn bei Renggli.» JE ANINE TROEHLER Verantwortliche Customer Experience, CRM und Onlinekommunikation


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