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Ein Rückblick auf das erste Schuljahr
from RePHlex Ausgabe 45
by RePHlex
Abb. oben: Frida Kahlo - las dos fridas - Quelle: https://en.m.wikipedia.org/wiki/The_Two_Fridas Abb. unten: Nachgestelltes Kunstbild am Tableaux-Vivants-Posten an der Nacht der Künste 2022
Ein Rückblick auf mein erstes Studienjahr (21/22) an der PHZH
Im Sommer 2021, wie auch in diesem Sommer, waren viele Menschen bereit, ein Studium an der PHZH zu beginnen. Diese Menschen unterschied vieles voneinander: manche kamen frisch vom Zwischenjahr, andere hatten bereits den Vorkurs besucht. Einige würden auf den Beruf der Sek-Lehrperson hinarbeiten, andere auf den der Primar und wieder andere würden mit Kindern im Kindergartenalter arbeiten. Es gab solche, die ein Vollzeitstudium absolvieren würden und solche, die sich für ein Teilzeitstudium entschieden hatten. Viele lebten noch bei den Eltern und viele waren bereits ausgezogen. Es gab ältere und jüngere Menschen. Viele wählten Englisch im Profil und wenige Französisch. Es gab solche, die jahrzehntelange Berufserfahrung mit sich brachten und nun quer in den Beruf einstiegen und andere, die frisch vom Gymnasium kamen, ohne jemals gearbeitet zu haben. Diese Menschen unterschieden sich tatsächlich in vielen Punkten, doch zwei Dinge waren ihnen gemein: Erstens, im September würden sie alle ihr Studium beginnen und zweitens, wenn sie, oder vielleicht falls sie, ihr Studium abschliessen, würden sie alle einen der bedeutungsvollsten Berufe ausüben dürfen.
Zu diesem Zeitpunkt war die Mailadresse der zukünftigen Studierenden bereits eingerichtet und schon bevor wir überhaupt die Einführungstage hatten, ging es los: Eine E-Mail-Diskussion wurde als Antwort auf den Entscheid der Zertifikatspflicht ausgelöst. Die Meinungen waren gespalten, die Argumente stark und die Diskussion heftig. «Läuft das an der PH immer so?», fragte man sich da als Neuankömmling. Ich kann nun sagen: Nein. Seit diesem «Vorfall» gab es nichts mehr in der Art, obschon immer noch viele mit den Massnahmen nicht einverstanden waren. Es war damals nämlich so, dass man ein Coronazertifikat brauchte, um an den Vorlesungen teilnehmen zu dürfen, und da die Vorlesungen bei uns nicht gefilmt werden, war zu Hause bleiben keine attraktive Option. Man musste entweder ein normales Zertifikat vorweisen können oder sich an der PH testen lassen, um ein PH-Zertifikat zu erhalten (welches übrigens in der Mensa nicht akzeptiert wurde). Die Maskenpflicht galt trotz Zertifikatspflicht auch. Ich glaube, es ist nachvollziehbar, wieso die Meinungen sehr gespalten waren.
Das Jahr begann für die Erstsemestler:innen mit den beiden Einführungstagen, die ihr diesjährigen Neuankömmlinge bereits schon hinter euch habt. Man knüpfte erste Kontakte, war vielleicht überrascht, wenn man einige bekannte Gesichter antraf und lernte den Campus wie auch die VSPHZH etwas kennen. Die Stimmung war eine Mischung aus Entspannung, weil es ein relativ lockerer Einstieg war, und Aufregung, weil halt trotzdem alles ganz neu war.
Nach dem Wochenende begann dann jedoch der Ernst des Lebens mit der ersten Woche des Semesters: Neue Gesichter in jedem Modul, Termine für Leistungsnachweise hier, «wichtige» AV-Stunden da und leider noch keine Profilfächer. Dann lernte man gleich auch schon die eigene Mentoratsgruppe kennen und wurde über die Berufspraxis, die schon in der darauffolgenden Woche beginnen würde, aufgeklärt. Gleich zu Beginn des Studiums begann auch das sogennante «BP1»: Wöchentliche Praxistage in einer Klasse. Am allerersten BP1-Tag wurde man ins kalte Wasser geworfen, indem man ohne grosse Vorbereitung bereits vor «seiner» Klasse stand. Alles ging sehr schnell, viele neue Eindrücke wurden gesammelt und ehe man sich versah, war schon das halbe Semester vorbei und man hatte sich an einen komplett neuen Alltag gewohnt.
Langsam war alles etwas entspannter, da man sich nun etwas eingelebt hatte. Doch kaum hatte man sich zurückgelehnt, ging bereits der grössere Stress los, zumindest für diejenigen des Studiengangs Primar, die alle ihre Leistungsnachweise auf den letzten Drücker machten. Wer besonders Glück hatte, durfte noch gleichzeitig mit den Abgaben vieler Leistungsnachweise die Deutschkompetenzprüfung, welche übrigens unter Studierenden auch ein grosses Thema war, absolvieren.
Endlich kam die Erlösung: das Winterzwischensemester. Leider hat man an der PH in den Ferien nicht immer Ferien, daher heisst es auch «Winterzwischensemester» und nicht «Ferien». Nach einigen Wochen wirklichen Ferien stand nämlich schon das erste richtige Praktikum, das P1, vor der Tür. Drei Wochen ohne Freizeit. Für die meisten Studierenden war das P1 streng, aber schön und vor allem eine gute Erfahrung. Wer bis dahin sich nicht sicher war, ob das Studium das Richtige ist oder nicht, würde es nach dem P1 sehr wahrscheinlich besser wissen. Und wer sich bereits sicher war, konnte extrem viel mitnehmen und von der Erfahrung profitieren.
Nach dem P1 hatte man lediglich zwei Wochen, in denen man ein Wahlmodul besuchen konnte oder um vielleicht etwas Ferien zu machen. Ein Wahlmodul in dieser Zeit zu machen finde ich persönlich sehr empfehlenswert (wenn man nicht verreisen möchte), da das Angebot vielseitig ist und es draussen sowieso kalt ist (und natürlich gibt es ECTS-Punkte ;)).
Im Frühlingssemester wehte ein anderer Wind als im Herbstsemester, denn da hatte man endlich diejenigen Fächer, die man nach seinen Interessen ausgesucht hatte (Profilfächer). Da es allmählich wärmer wurde, wurde die Therabierbar auch wieder vielzähliger besucht, welche übrigens auch sehr empfehlenswert ist, besonders um neue Leute kennenzulernen. Eigentlich müsste die Stimmung toll sein, doch mit der grossen BE-Prüfung, die sich näherte, wuchs auch der Stress bei vielen Studierenden. Auch die einzelnen, wöchentlichen Praxistage wurden von vielen nun mehr als eine Belastung, statt eine Bereicherung, empfunden.
Ein Lichtblick, abgesehen von den Sommerferien, war die Nacht der Künste, mein persönliches Highlight, auf die viele Studierende in den Wahlmodulen und den Profilfächern hingearbeitet haben. Eine Nacht, wie keine andere im Semester, voller Musik, Kunst und Alkohol. Die Stimmung war ausgelassen und friedlich, es gab ein Chorkonzert, Tanzaufführungen, geschmückte Räume, kreative Workshops, kleine Kunstausstellungen und vieles mehr. Praktisch jede:r hatte etwas zu dieser Nacht beigetragen und der Stolz konnte man bei vielen sichtlich erkennen. Alle waren gut drauf, Dozierende und Studierende waren zum Teil kaum mehr voneinander zu trennen und der ganze Abend verlief reibungslos und harmonisch.
Insgesamt empfand ich das erste Studienjahr an der PH sehr positiv, die Menschen sind nett und das Studium nicht allzu streng. Mein persönlicher Tipp an die neuen Studierenden wäre: Macht euch keinen Stress, seid offen und geht auf eure Mitstudierenden zu, fragt, wenn ihr Hilfe benötigt, bewirbt euch bei der Rephlex und vor allem: geniesst es, denn das Studium ist kurz und die Zeit fliegt!
QUEST Studium, Arbeit und Kinder – geht das alles unter einem Hut?
Nun steht ihr hier an der schönen PHZH und freut euch, dass ihr das Auswahlverfahren überbestanden habt. Hey, der erste Schritt ist geschafft – juhuuuu! Ihr seid aufgeregt und schaut voller Erwartungen eurer beruflichen Neuorientierung tapfer entgegen. Was kommt alles auf mich zu? Werde ich es schaffen? Ist es überhaupt das, was ich mir vorgestellt habe? Wie streng wird es? Tja, diese Fragen kann ich euch leider nicht beantworten. Aber hier sind ein paar Tipps, wie ihr euch auf die happige, aber natürlich auch sehr schöne, Studienzeit einstellen könnt:
Text: Lea Imhof Illustration: Vera Kobler
1
Bereitet euch vor!
Macht euch auf eine strenge Zeit gefasst, und informiert auch eure Liebsten zu Hause oder im engeren Umkreis frühzeitig. Besprecht allenfalls eine Änderung der aufgeteilten Aufgaben und Kostenabdeckungen. Die ersten eineinhalb Jahre sind nur schon deswegen anstrengend, weil alles neu ist. Ihr lernt viele neue Menschen kennen, müsst euch im Wirrwarr der PH zurechtfinden, Prüfungen und Leistungsnachweise absolvieren und euch durch ein paar intensive Praktika durchmetzgen. Die nächste Halbzeit wird dann, man glaubt es kaum, noch einen Ticken härter: Jetzt arbeitet ihr bereits mindestens 40 % an einer Schule und geht dazu noch einen Tag an die PH. Das sind schonmal 60 % einer Woche verstrichen. Dazu kommen noch Vorbereitungs- und Nachbearbeitungszeit, Schulkonferenzen, Teamsitzungen, Leistungsnachweise abarbeiten, Texte lesen, Diplomprüfungen überstehen… rechnet selbst mal nach, auf wieviel Prozent ihr da kommt – da gehen manch Wochenende und Ferientage drauf.
2
Ihr selbst habt oberste Priorität!
Gönnt euch immer wieder eine Auszeit oder kauft euch dieses eine Ding, welches ihr schon lange wolltet. Trefft euch mit euren Freunden oder setzt euch einfach mal wieder aufs Sofa oder in den Park und lest ein Buch oder hört einen Podcast. Fixiert auch zwischendurch immer wieder auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben: eure Familie, eure Freunde und ihr selbst!
3
Gebt euch Zeit!
Ich fand es am Anfang recht schwierig, wieder fachliche Texte durchlesen zu müssen. Gebt euch dafür etwas Zeit, da müssen sich wieder ganz viele Synapsen im Gehirn bilden, die geschlummert haben. Vielleicht braucht ihr am Anfang für einen zehnseitigen Text zwei Stunden, so ging es mir auf jeden Fall. Nach einer Weile waren meine Augen und mein Denkmotor bereits so trainiert, dass alles nur noch halb so lang ging. Nur Mut, auch ihr werdet das schneller schaffen! Dasselbe gilt auch für die Vorbereitungszeit eurer Lektionen. Stundenlang habe ich teilweise am Pult gesessen, um eine einzige Lektion vorzubereiten. Mein «Spickzettel» war drei A4 Seiten lang. Heute geht das alles viel zügiger, weil man Übung mit dem Erteilen klarer Aufträge hat, das Lehrmittel besser kennt, die Klasse einem vertraut ist und die Arbeitsblätter bereits erstellt wurden. Mein Spickzettel ist jetzt nur noch eine halbe A4 Seite lang.
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Holt euch Unterstützung!
Falls alles zu viel wird, meldet euch früh genug bei euren Vertrauenspersonen. Es gibt auch an der PHZH eine Psychologische Beratung, bei der ihr euch melden könnt – nutzt diese!
Zuletzt noch ein paar Tipps meines Ehemannes an eure Partner:in:
• Falls irgendwie möglich, würde ein reduziertes Arbeitspensum dem Hausfrieden extrem beisteuern. So kann mit dem Haushalt und der Organisation der Kinder geholfen werden. Mit der Zeit macht es sogar richtig
Spass (Märli)! • Sicherlich könnt ihr euren studierenden Partner:innen mit Fachwissen in eurem beruflichen Gebiet helfen. Ich konnte beispielsweise mit meinen hervorragenden Mathematik- und Grammatikentnissen einige Unbestimmtheiten klären. Es stellt sich heraus, dass ein redender Experte doch noch recht brauchbar ist. • Eure Tätigkeit erweitert sich mit dem eurer/s Lebensgefährten/in ebenfalls. Die Partnerschaft ändert sich, die emotionale Unterstützung wird verstärkt benötigt und die eigene Freizeit tritt etwas kürzer. Es ist nur vorübergehend und sollte sich nach drei Jahren wieder einpendeln.