Zeit und Land - Ausgabe 2014

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Zeit und Land DAS RETZER LAND GÄSTEMAGAZIN

BODEN-KUNDE

Unterwegs in den Weingärten am Urbanus-Radweg

TIEFEN-RAUSCH

Auf ein Achterl mit Erlebniskeller-Legende Karl Mrvka

BRÜCKEN-SCHLAG

Die wechselhafte Geschichte der Thayabrücke in Hardegg

www.retzerland.at

Ausgabe 1/2014


Werte Gäste,

liebe Freundinnen und Freunde im Retzer Land! „Alles mit der Zeit.“ Der neue Leitspruch der Region Retzer Land widerspiegelt unsere genussvoll gelassene Lebensart, die befreiende Weite unserer wunderbaren Landschaft, die unverfälschte Urtümlichkeit von Land und Leuten. Und nein, wir haben ihn nicht neu erfunden, er stammt vielmehr von der Fassade des prächtigen, zinnengekrönten Verderberhauses am Retzer Hauptplatz, wo er über vier Jahrhunderte darauf gewartet hat, dass wir ihn unter unseren guten Namen stellen. Dem neuen Slogan Rechnung tragend haben wir uns auch Zeit gelassen, unser neues Gästemagazin zu gestalten, dessen erste Ausgabe Sie in Händen halten. Es soll ein kleines Stück der eingangs erwähnten Lebensart für Sie festhalten – in unterhaltsamen Geschichten und Anekdoten aus allen sechs Retzer Land Gemeinden. Wir entführen Sie in die mystische Vergangenheit des Pulkauer Karners und skizzieren die zeitgeschichtliche Bedeutung der Hardegger Thayabrücke. Wir treffen Erlebniskeller-Legende Karl Mrvka auf ein unterhaltsames Achterl und begleiten eine junge Winzerin beim Generationentreffen im Weingarten und im Presshaus. Wir lesen von Brot und Wein, dieser

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altehrwürdigen Symbiose, die unser Land so nachhaltig prägte und deren Bedeutung wieder mehr in unser Bewusstsein rücken sollte. Wir freuen uns leise, wenn der Zeitgeist unsere Lebensart zum Trend erklärt – wie am Beispiel der Slow-Food-Initiative in Retzbach deutlich wird. Und wir

Reinhold Griebler Geschäftsführer Retzer Land

widmen uns der geheimnisvollen Zusammensetzung der Böden in Obermarkersdorf und Waitzendorf, die mitunter für jenes magische Getränk verantwortlich sind, das unserer Landschaft ihre Anmut und uns Menschen die Glückseligkeit verleiht: den Wein.

Vielleicht ist es eben dieser Wein, der Sie als Gast zu uns gelockt hat. Dann bin ich stolz auf unseren Wein, auf unsere vielen ausgezeichneten Top-Winzer, unsere gemütlichen Heurigen und unsere aufstrebende Gastronomie. Ich bin stolz auf unsere bestehenden Highlights wie die Windmühle, den wunderschönen Nationalpark oder den Erlebniskeller – auf neue Attraktionen wie den Retzbacher Angergarten oder neue Themenwege, die noch in diesem Jahr eröffnet werden. Aber ich bin auch stolz auf all die vielen anderen großen und kleinen Erlebnisse, die wir im Retzer Land all jenen Gästen bieten können, die sich genussvoll darauf einlassen, die Schönheit in der Einfachheit zu sehen. Dann spüren sie den Herzschlag einer Region, die schnelllebigen Entwicklungen mit prüfender Distanz gegenübersteht – sich dabei aber auch nicht überholen lässt. Wie es unser Leitspruch auf den Punkt bringt. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gute Unterhaltung mit der ersten Ausgabe von „Zeit und Land“ – dem neuen Retzer Land Gästemagazin!

Ihr Reinhold Griebler


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AKTUELL

HARDEGG

Neues und Altbewährtes rund um Wein, Zeit und Genuss

Die wechselhafte Geschichte der Thayabrücke

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RETZ

PULKAU

Ein Besuch in der Backstube der Retzer Windmühle

Der Karner als mystisches Kleinod historischer Baukunst

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RETZ

RETZBACH

Geschichten und Anekdoten rund um den Erlebniskeller

„Slow Food“ als neuer Trend mit alten Wurzeln

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ZELLERNDORF

SCHRATTENTHAL

Weinbau anno dazumal: eine Spurensuche aus Winzersicht

Quellfähige Böden als Ursprung filigraner Weine

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AUSFLUGSTIPPS

A LA CARTE

Von Radtouren, Wildkatzen und alter Handwerkskunst

Die Geschichten dieser Ausgabe auf der (Retzer) Landkarte

Impressum Medieninhaber, Verleger und Herausgeber: Retzer Land Regionale Vermarktungsges.m.b.H Hauptplatz 30, 2070 Retz Tel.: +43 (0)2942 20010 E-Mail: office@retzerland.at Konzept und Realisation: Tonality Communications OG, 2070 Retz www.tonality.at Redaktion: Reinhold Griebler (Chefredaktion), Christine Raab, Nicolas Thal Design: Nicolas Thal, Stephan Zwiauer Fotos: Retzer Land, Weinviertel Tourismus, Nationalpark Thayatal, Tourismusinfo Retz, Weinfranz, Astrid Bartl, Rainer Lichtenecker, Michael Himml, Hermine Schuch, Harald Seymann, Wolfgang Zajc, Judith Brunner, Christine Wurnig bzw. von den Gemeinden zur Verfügung gestellt Lektorat: Christa Krempus Controlling: Karin Mayer Druck: Riedel Druck, 2214 Auersthal Zur besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Schreibweise verzichtet. Entsprechende Bezeichnungen gelten ausdrücklich für beide Geschlechter.

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A K T UEL L

Zeit am Land an fünf herrlichen Nach mittagen

Rent a Rebstock

Es wird Zeit – für Ihren eigenen Wein!

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er beste Weg, den Wein, seine Geheimnisse und seinen Werdegang zu erleben, ist – ihn selbst zu keltern. Mit „Rent a Rebstock“ werden Sie zum Winzer, ein ganzes Weingartenjahr lang. Sie mieten 20 oder 60 Rebstöcke in besten Rieden der Retzer Land Gemeinde Schrattenthal. An fünf Terminen von März bis Februar begleiten Sie Top-Winzer aus der Region – vom Rebschnitt über die Laubarbeit bis hin zur Weinlese und Etikettierung. Dazu gibt’s Weinempfänge, Degustationen und zünftige Jausen in den Kellern und Kosträumen der Betriebe, etwas Theorie und viel Praxis, eine Weintaufe, den berühmten „Lesehahn“ mit Martinigansl und ein Winzerdiplom. Und natürlich Ihren eigenen Weinviertel DAC – in zwanzig oder sechzig Flaschen mit persönlicher Etikettierung, bei der Jungweinverkostung professionell verkostet und bewertet! Die einzelnen Nachmittage finden an ausgewählten Terminen von März bis Februar jeweils ab 13 Uhr statt und dauern vier bis fünf Stunden. Buchungen für 2015 werden ab sofort entgegengenommen, Informationen zu den einzelnen Packages erhalten Sie hier: Retzer Land GmbH, Hauptplatz 30, 2070 Retz Tel.: +43 (0)2942 20010 oder per E-Mail an office@retzerland.at Und natürlich unter www.retzerland.at

Zug um Zug durchs Retzer Land

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eiGenen Wein keltern? Mit „Rent a Rebstock“ werden Sie zum Winzer.

Hardegg isst regional: das 7-Sterne-Frühstück

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achhaltigkeit. Bio-Diversität. Slow Food. Nichts, was wir erst lernen müssten, sondern althergebrachte Tradition im Retzer Land. Grund genug für Hardeggs Zimmervermieter, sich mit dem 7-Sterne-Frühstück alter Werte zu besinnen: Brot und Gebäck, Eier, Säfte (Holler und Melisse) sowie Honig, Marmeladen und Aufstriche, aber auch ausgewählte Wurst- und Fleischwaren – sieben wertvolle Bestandteile der ersten (und wichtigsten!) Mahlzeit des Tages kommen aus der Region. Wenn nicht sogar unmittelbar aus der Nachbarschaft … Einen Überblick über die Zimmervermieter in Hardegg (und den umliegenden Ortschaften der kleinsten Stadt Österreichs) finden Sie unter www.retzerland.at

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er „Reblaus-Express“ der NÖVOG verbindet das Retzer Land (Stationen in Retz, Hofern, Niederfladnitz und Pleissing) mit dem „Wohlviertel“ rund um Drosendorf. Die Strecke führt durch Weingärten und Wälder, vorbei an herrlichen Feldern, über Hügelland und durch Flussniederungen. Wanderer, Ausflügler und auch Radfahrer, die sich die Strecke genussvoll verkürzen möchten, genießen den sanften Fahrtwind auf einer der Plattformen der nostalgischen Waggons oder verkosten edle Weine und Weinviertler Schmankerln im gemütlichen Heurigenwaggon. Mehr Infos, Karten und Packages unter www.noevog.at Klar, solch herrlich nostalgisches Ambiente haben die komfortablen Züge der ÖBB nicht zu bieten. Aber: Sie ermöglichen das autofreie Pendeln zwischen vier spannenden Stationen im Retzer Land! Mit nur wenigen Minuten Fahrzeit verkehren sie zwischen Platt, Zellerndorf, Retz und Unterretzbach und bieten Ausflüglern so eine gute Alternativ-Verbindung zwischen Sandberg, Maulavern-Kellergasse, Windmühle und Angergarten. Und zwischen exzellenten Winzern, Heurigenbetrieben und ausgezeichneten Top-Gastronomen … Infos zu den Verbindungen finden Sie unter www.oebb.at

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Sie feiern gerne? Wir auch!

Weinquartier Retz

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eil es bei uns auch viel zu feiern gibt. Unser wunderbares Land zum Beispiel – und was es uns schenkt. Den Wein, die Kürbisse, die Kunst, die Traditionen der Region. Im ländlich geprägten Kreislauf unserer Jahre freuen wir uns auf große und kleine Feste in allen sechs Retzer Land Gemeinden. Vom Retzbacher Gartenfest bis zum Pulkauer Kirtag, von der Weintour Weinviertel und der Retzer Weinwoche im Juni bis hin zu den ungezählten kleinen Festen in den Heurigen und Weinbaubetrieben – wir feiern das Leben und unsere Weinviertler Lebensart, rustikal wie elegant, genussvoll wie gelassen. Und immer mit Leidenschaft !

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Ihr Zimmervermieter, Ihr Heurigenwirt oder Ihr Winzer kann Ihnen am besten verraten, was in Ihrem Lieblingsort demnächst los ist! Unbedingt notieren sollten Sie sich jedoch die beiden ganz großen Sausen im Herbst ...

Sie möchten Ihre Verkostung anmelden? Man wird sich Zeit für Sie nehmen: +43 (0)2942 20488 www.weinquartier.at

Die größte Gebietsvinothek Niederösterreichs b Retz nun wirklich die geheime Hauptstadt des Weinviertels ist oder nicht – an dieser Frage scheiden sich die Weinviertler Geister seit Jahrhunderten. Das Weinquartier spräche dafür, rein theoretisch. Denn mit einer fantastischen Auswahl von rund 250 regionalen Weinen beherbergt es heute die größte Gebietsvinothek Niederösterreichs. Das elegante Erscheinungsbild und die fachkundige Beratung setzen der wunderbaren Weintradition der Stadt ein zeitgemäßes Denkmal, nur wenige Meter vom altehrwürdigen Verderberhaus entfernt, mitten am Retzer Hauptplatz! Öffnungszeiten Weinquartier Vinothek: Montag sowie Mittwoch–Sonntag: 10:00 bis 18:00 Uhr Dienstag: Ruhetag

Tafeln im Weinviertel:

An die Tafeln, Gourmets! Das Retzer Weinlesefest vom 26. bis 28. September Ein einmaliges Festerlebnis am Retzer Hauptplatz mit Großheurigen, Gratisweinbrunnen und Hauermarkt, festlicher Feldmesse, Frühschoppen, Auftritten unterschiedlichster Musikgruppen, dem berühmten Winzerumzug und einem grandiosen Feuerwerk! www.retzer-weinlesefest.at

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atürlich, das Retzer Land ist kulinarisch vor allem für seine gemütlichen Heurigen und ihre köstlichen traditionellen Weinviertler Spezialitäten bekannt. Aber wir können auch anders. An den lauschigsten Plätzchen, in der freien Natur, in Kellergassen oder überhaupt mitten im Weingarten decken wir elegante Tafeln auf und lassen die besten Köche des Weinviertels für Sie erlesene Köstlichkeiten und althergebrachte Delikatessen zubereiten – mit regionalen Zutaten und auf feinstem Niveau! Dass dabei edle Weine aus der Region gereicht werden, versteht sich von selbst. Wahrhaftig ein Genuss für alle Sinne – da versprechen wir nicht zu viel. Alle Tafeln, Termine und eine praktische Online-Buchung finden Sie unter www.weinviertel.at

Das Kürbisfest im Retzer Land: heuer in Zellerndorf am 25. und 26. Oktober Das große Brauchtumsfest der GenussRegion Retzer Land Kürbis: ganz im Zeichen der größten Beere der Welt, des Kürbisses – auf gut Weinviertlerisch „Bluza“ genannt. Mit unzähligen leuchtenden Kürbissen, stimmungsvollen Kürbisskulpturen, traditionellen Köstlichkeiten und vielseitigem Programm! www.kuerbisfest.at

Buchen können Sie aber auch gern telefonisch unter +43 (0)2552 3515 oder per E-Mail an: incoming@weinviertel.at


Retz

Unser täglich Brot u8au7bu7bu9bu8bu9bu9bu8bu9c Was Brot mit Zeit zu tun hat. Und warum es nicht immer einfach da ist. Ein Besuch in der Backstube im alten Müllerhaus der Windmühle.

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ch weiß schon: aus dem Plastiksackerl!“ Die junge Dame ist das erste der sieben Kinder, das eine Antwort auf Hermi Schuchs Frage hat. Auf die Frage, wo denn das Brot eigentlich herkommt. Um diese Frage dreht sich alles an diesem Nachmittag, hier in der urigen Backstube im alten Müllerhaus, am Fuße der Retzer Windmühle. Und obwohl sich Hermi Schuch, die den Nachmittag heute leitet, immer wieder köstlich über solche Antworten amüsiert, hat sie schon fast damit gerechnet. „Für viele Kinder kommt Brot heute im Plastiksackerl im Supermarkt

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zur Welt – es gibt zehn, zwanzig verschiedene Sorten!“, lächelt sie milde. „Idealerweise ist es bereits geschnitten und muss dennoch tagelang frisch und weich sein und dabei immer schön g‘schmackig aussehen.“

Kein Brot ist hart Dass das nicht immer so war, darum geht es hier. Brot backen, ein Erlebnisnachmittag für Kinder wie auch für Erwachsene, ein spannender Zugang zu einem selbstverständlich gewordenen Lebensmittel. Mit großen Augen, fast

ein bisschen zweifelnd, hören die Kinder zu. Was bedeutet der alte Spruch, der besagt, dass kein Brot hart ist? Dass Brot eine Lebensgrundlage war, die die Existenz sicherte und den Frieden bewahrte. Hermi Schuch erzählt, dass früher, vor zweihundert Jahren, die Öfen, in denen das Brot gebacken wurde, manchmal im Freien standen. Dass die Familien einen solchen Ofen nur für wenige Stunden zur Verfügung gestellt bekamen. Dass sie dann gleich zehn Brotlaibe auf einmal gebacken haben, die für drei Wochen reichen mussten. Sie erzählt, wie kostbar Brot daher war


und dass man jeden noch so kleinen Teigrest verwendet hat, um daraus Feuerflecken zu walken. Dann packt sie etwas aus ihrer Tasche, das aussieht wie ein Federpennal, ein braunes Stoffpäckchen mit Reißverschluss: ein genähtes Getreidekorn. Schale um Schale zieht sie davon ab und demonstriert so eindrücklich, wie komplex so ein Getreidekorn eigentlich aufgebaut ist. Und was alles weg muss, bis endlich der Mehlkörper übrig bleibt. „Was ist in der Schale drin?“, fragt sie geheimnisvoll in die Runde der kleinen Bäcker. Wieder ist es die junge Dame, die als Erste ruft: „Die Vitamine!“ Diesmal hat sie recht. Aber auch das wussten die Menschen nicht immer. Früher, als die Qualität des Getreides noch lange nicht so gut war wie heute, war man in der Mühle stolz, wenn nach dem Sieben möglichst viel weißes Mehl übrig blieb, die wertvolle Kleie verfütterte man an die Tiere. In einem Holztrog vor der Backstube bestaunen die Kinder die mit bloßem Auge erkennbaren Unterschiede zwischen Weizen- und Roggen-Vollkornmehl. Sie üben sich als kleine Müller, mit Reibestein und Handdrehmühle, mahlen und sieben es, bevor es wieder in die Backstube zum Teigwalken geht.

Alles, was du selbst erschaffst, ist einzigartig dein Und wie unterschiedlich der Teig dann erst duftet. Weil im Roggenvollkornteig eben Sauerteig ist, der sogar ohne Hefe auskommt. Alle Gäste der Backstube kneten und formen ihren Teig selbst. „Die ganze Liebe, die ganze Wärme gehört dazu“, lächelt Hermi geheimnisvoll: „Hand-Arbeit im reinsten Sinne!“ Während Erwachsene echte Windmüllerbrote formen, erschaffen die Kinder hier kleine Wunderwerke der Backkunst und stellen dabei fest – eigentlich kann man alles backen: Weckerln und Brezeln, aber auch Schnecken und überhaupt Tiere, vielleicht sogar Blumen, Häuschen, Würfel, der Teig setzt der Fantasie keine Grenzen. Was fertig ist, wird „eing‘schossn“, so nennen Bäcker traditionell den

Moment, in dem der Teig in den Ofen darf. Für Hermi und die Kinder ist es nun Zeit, über Zeit zu sprechen. Denn getreu dem Retzer Land Leitspruch „Alles mit der Zeit“ braucht auch gutes Brot seine Zeit. Der Teig zum Beispiel, der hier in der Backstube schon vorbereitet zum Kneten zur Verfügung stand, aber vorher eine gute Zeit lang ruhen musste. Oder auch jetzt das Backen an sich, das die Kinder wartend zurücklässt. Gut Ding will Weile haben. Oder ganz einfach: Brot ist nicht immer einfach nur da. Trotzdem gut, dass hier die Mühle lockt, zum Back-Zeitvertreib. Mit ihrem imposanten Äußeren und ihrem engen und komplexen Innenleben macht sie die faszinierende Technik aus lang vergangener Zeit für Groß und Klein erlebbar. Dazu die spannenden Geschichten zum Wind, zum Wind, dem himmlischen Kind. Dass er ein launischer Geselle ist und immer aus anderer Richtung bläst und dass man das Dach der Mühle mit seinen Flügeln daher in den Wind drehen kann. Und dass Wind und Mühle den Retzern so am Herzen liegen, dass es sogar Lieder dazu gibt: Dreh dich, dreh dich, Rädchen, mahle Mehl fürs Städtchen, viele, viele Säcke voll! Hurtig sich die Flügel drehn, Mühlstein darf nicht stille stehn, darum Rädchen, ohne Ruh, dreh dich immerzu. Mit einer leidenschaftlichen Mischung aus Hunger und Neugierde im Bauch kehren die Kinder nach einer guten Stunde in die Backstube zurück. Es duftet verführerisch. Jetzt wird sich zeigen, was aus den Weckerln und Brezeln, den Tieren und den Blumen geworden ist. Und für Hermi wird sich erneut beweisen, warum es gut war, wie früher aus den Teigresten noch schnell jene geheimnisvollen Feuerflecken zu walken. Nicht nur, weil sie mit etwas Salz und Butter einfach köstlich schmecken. Sondern vor allem, weil die Kinder ihre kleinen Wunderwerke niemals einfach so verzehren würden. Viel zu kostbar, weiß Hermi. Und noch während sie ihren Feuerfleck schmatzt, konstatiert die junge Dame begeistert: „Das beste Brot, das ich je gegessen habe!“ Von wegen Plastiksackerl. Von wegen.

Die Mühle erleben Brot und Wein sind natürliche Früchte menschlicher Arbeit. Sie sind der Inbegriff jeglicher Nahrung und, wenn Brot als Opfergabe gebrochen und geteilt wird, sogar sakrale Symbole. So gesehen ist die Retzer Windmühle im doppelten Sinn symbolträchtig. Von Johannes Tobias Bergmann erbaut, wurde sie nach Jahrzehnten einträglicher Mahlarbeit 1924 stillgelegt. Von niederländischen Windmühlenbauern restauriert, dreht und mahlt sie nun wieder – als einzige betriebsfähige, vollständig eingerichtete Windmühle in Österreich. Ein technisches Denkmal von großem kulturhistorischem Wert, ein einzigartiges Erlebnis längst vergangener Technik, erlebbar in atemberaubender Ästhetik.

Kleine W an der H indmüller anddreh mühle Informationen zum Führungsangebot erhalten Sie bei der Tourismusinformation Retz unter +43 (0)2942 2700 sowie unter www.windmuehle.at

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Kell erge ichu9c ten u8a u7bu7b u9bsch u9bu9b

Auf ein Achterl mit Karl Mrvka, Initiator des Retzer Erlebniskellers

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reich der leGenden Der Retzer Erlebniskeller dient immer wieder auch als Kulisse für Film und Fernsehen - oder wie hier für‘s Theater

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eit über eine Million Menschen haben den Retzer Erlebniskeller, den größten historischen Weinkeller Österreichs, in den letzten 40 Jahren besucht und besichtigt. Dass man ihn überhaupt besichtigen kann, das verdanken wir Karl Mrvka. Mit einem engagierten Team aus Helfern grub er zwischen dem Ratskeller und dem Mössmerkeller einen 22 Meter langen Verbindungsgang, unter Keller-Insidern heute als „Mrvka-Stollen“ bekannt. Wer den Mann kennenlernt, versteht schnell, dass er es beim Graben nicht belassen konnte – sondern selbst bis ins hohe Alter Gäste aus aller Herren Länder durch das faszinierende Labyrinth aus sandigen Gängen führte. Was er dabei alles erlebt hat, passt nicht auf diese Doppelseite. Aber ein paar Schmankerln hat er uns dennoch erzählt …


iefe: Herr der T ka r Karl Mrv Kellerführe

„Champignons wollten sie da drin anbauen. Champignons, ohne Schmäh!“ Mrvka schüttelt den Kopf. Interessant, dass dies die erste Anekdote ist, die wir hören. Wahrscheinlich will er deutlich machen, wie entwürdigend es gewesen wäre, wenn wir heute im Retzer Erlebniskeller nach Schwammerln suchen würden. „Öfen haben sie heruntergezerrt, Rohre verlegt, wollten zuheizen, weil den Pilzen bei zwölf Grad zu kalt ist.“ Dabei soll man hier nicht heizen, weil der Sand sonst austrocknet und dir von oben entgegenkommt. Die Retzer Keller haben ihre eigenen Gesetze. „Damals, beim Durchbrechen, gab’s eine Überraschung nach der anderen. Das Labyrinth war und ist auch heute noch so verzweigt, dass es schwerfällt, die Orientierung zu behalten.“ Lächelnd erinnert er sich, wie bei den Bauarbeiten eine Wand fiel und sich eine neue Röhre auftat, die das Team nicht kannte. Sie folgten ihr bis zu einer Treppe, stiegen hinauf und standen unvermittelt im Hof des Juweliergeschäfts Strassberger. „Der Mann muss am nächsten Tag seine Versicherung angerufen haben“, lacht Mrvka.

Corvinus und Hensius Ein verzweigtes Labyrinth. Genug Raum für Mythen und Geschichten. Mrvka kennt sie alle, auch diejenigen, die viele Jahrhunderte zurückliegen. Matthias Corvinus etwa bezeichnet er mit einem Augenzwinkern als weisen Herrscher. „Als er 1486 die Stadt Retz einnahm, rief er die Retzer Stadtväter zu sich, sie hatten einen Wunsch frei. Diese jedoch baten nicht um ihr Leben, sondern um die Verlängerung des Weinprivilegs. Das gefiel Corvinus. Er ließ sie am Leben und ebnete den Weg für unsere Geschichte als Weinhandelsstadt – und für die des Kellers: denn jetzt durfte jeder Retzer Bürger mit Wein handeln und brauchte dafür ein passendes Lager!“ Aber diese Geschichte ist

auch von weniger weisen Herrschern geprägt. Zum Ende des Dreißigjährigen Kriegs etwa fielen die Schweden über Retz her. „Ihr Kommandeur hieß Hensius und seine erste Tat bestand darin, satte 43.000 Liter Wein unter dem Rathaus zu beschlagnahmen.“ Die Retzer begegneten ihm mit spöttischer Poesie: Hauptmann Hensius aus Schwedenland war als großer Säufer wohlbekannt! Er soff an viereinhalb Monden an die 20 Eimer Wein, was an dem Tag zwei Dutzend Vierterln sein.

Figl, George und Karthago Wir überspringen ein paar Jahrhunderte, wollen wissen, wie es denn gekommen ist, dass es Retzer Wein war, der 1955 die feierliche Unterzeichnung des Staatsvertrags begleitete. Mrvka wiegt den Kopf. Geschichten, nur Geschichten. Dass die Winzergenossenschaft damals wohl gute Kontakte hatte und dass Figl, nun ja, vornehmlich Retzer Weine verkostete. Aber das habe man sich halt so erzählt, wohlgemerkt. Immerhin – die letzte Flasche Staatsvertragswein ist heute im Keller zu besichtigen! Wir tauchen wieder ab in die unergründlichen Tiefen des Kellerlabyrinths. Wir erfahren, wie Götz George bei den Dreharbeiten zu Schillers Kabale und Liebe außer Atem kam. „Etliche Male haben sie ihn die ewige Treppe zum Zeremonienkeller hinauf- und wieder hinuntergehetzt. Er fluchte, als probte er für den nächsten Schimanski.“ Wir lernen, dass es sich bei Kellerführungen empfiehlt, schön brav bei der Gruppe zu bleiben, weil es uns sonst so ergeht wie dem einen Fotografen, der unbedingt noch Fotos von einer anderen Kellerröhre machen wollte und dann wegen der abgeschalteten Lichtautomatik im Dunkel zurückblieb, bis ihn die nächste Führung Stunden später aufgabelte. Und wir hören, dass Retzer Kellerführer nicht mal in Tunesien wirklich sicher sind – weil es vorkommen kann, dass dein Fremdenführer in Karthago früher mal Rübenaufkäufer im Weinviertel war. „Und dann sitzt du doch tatsächlich im

antiken Karthago und diskutierst mit deinem Fremdenführer über den Retzer Erlebniskeller!“, lächelt Mrvka. Vielleicht hat er auch seinem Kollegen in Karthago jene Begebenheit mit dem Botschafter aus dem fernöstlichen Land erzählt, die ihn bis heute erheitert. „Seine Exzellenz wollte wissen, welche Ausdrücke die Weinviertler Mundart für den Rausch kennt, der einem nach zu viel Wein in den Kopf steigt.“ Mrvka hatte angestrengt nachgedacht, die urigsten Begriffe des Weinviertler Dialekts von „Spitzerl“ bis „Fettn“ bemüht und – als der Botschafter milde lächelte – höflich nachgefragt, wie man denn in seinem Land dazu sage. Die Antwort seiner Exzellenz kam gewehrsalvenmäßig, ein fernöstliches Silben-Stakkato in offizierstauglicher Tonalität. „Ich habe natürlich kein Wort verstanden“, lacht Mrvka, „und er hat es dreimal wiederholt! Bis sich sein Dolmetscher zu mir rüber lehnte und mit leiser Stimme übersetzte: ‚Lasst die jungen Weiber her!‘“

Der Retzer Erlebniskeller – ein fantastisches Labyrinth aus Röhren und Stollen, mit 20 Kilometern Gesamtlänge wesentlich dichter und weiter ausgebaut als das oberirdische Straßenverkehrsnetz. Bis zu 20 Meter tief sind diese Keller hier in bloßen Meeressand gegraben, manche davon sind dreigeschoßig angelegt. Ein einzigartiges, jahrhundertealtes Bauwerk, das sich nur mit einem professionellen Kellerführer besichtigen lässt – das dauert etwa eineinhalb Stunden und inkludiert einen historischen Rundumblick am Hauptplatz sowie ein gutes Glas Wein aus dem Retzer Land in der Vinothek im Hotel Althof.

Führungen: Mai bis Oktober: tägl. 10:30, 14:00 und 16:00 Uhr November, Dezember, März, April: tägl. um 14:00 Uhr Jänner, Februar: Sa., So. und Feiertag um 14:00 Uhr Information und Buchung bei der Tourismusinformation Retz am Hauptplatz 30 oder unter Tel.: +43 (0)2942 2700 www.erlebniskeller.at

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Weinbau anno dazu u8a u7bu7b u7bmal u9c Was ein Gait-Türl ist. Und ein Saiberl. Und ein Simperl. Und warum eine Kamera mitläuft.

Zeichnung: Helmut Leierer

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uf diesen Tag hat sich die junge Winzerin gefreut. Es ist sieben Uhr früh, es ist Herbst und es ist ein Lesetag. Aber kein Lesetag wie jeder andere. Sie hat ihr modernes Weingut hinter sich gelassen, koordiniert heute keine Lesemaschine, keine Traktoren, keine Fahrer, keine automatischen Pumpen und Pressen. Stattdessen steht sie selbst im Weingarten, bewaffnet mit einer uralten Weingartenschere, unweit eines gemütlich im Leerlauf tuckernden Steyrer Traktors aus den Fünfzigern, der auf seinem Anhänger einen großen Holzbottich trägt. Gemeinsam mit sechzehn anderen Winzern hat sie diesen Tag organisiert, zusammen wollen sie sich auf die Spuren des traditionellen Weinbaus begeben, herausfinden, wie sich das anfühlt, Wein zu lesen und zu pressen, von Hand und

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mit den rudimentären Hilfsmitteln von damals. Um möglichst viel von diesem Tag für die Nachwelt festzuhalten, hat sie eine Filmcrew organisiert – und jetzt sind es ausgerechnet die Kameras zwischen den Weinstöcken, die die junge Winzerin piepsend und rot blinkend daran erinnern, dass sie sich im Jahr 2013 befindet.

Ein robuster Magen Lustig, wie es schon frühmorgens in der Gruppe zu menscheln beginnt. Jeder schneidet, jeder versucht, seinen Beitrag zu leisten. Jeder hat Spaß – der Schmäh rennt. Es gibt den Alleinunterhalter, den Witzeerzähler, den, der dauernd trockene Bemerkungen macht, den, der zur Arbeit mahnt, weil noch viel zu tun bleibt. Die Sonne scheint, bringt ihre letzte herbstliche Kraft auf,

dennoch ist alles feucht und frisch, die Trauben, die Blätter, die Erde, die Luft. Die junge Winzerin atmet durch. Sie stellt sich vor, wie ihre Vorfahren hier früher vier Wochen durchgelesen haben. Nur mit einer Schere oder gar nur mit einem Messer ausgerüstet, nur von Hand, mit Händen, die wahrscheinlich irgendwann zu schmerzen begannen. Mit Freunden und Verwandten, die als Lohn eine Kiste der schönsten Trauben und ein paar Flaschen Wein erhielten. Und die sich tagtäglich wieder aufs Neue auf die Weingartenjause freuten, wie die junge Winzerin jetzt, als sie plötzlich einen Bärenhunger verspürt. Gut, dass diese Jause auch heute nicht lange auf sich warten lässt, im nahen Keller in der Maulavern-Kellergasse. Es gibt Geselchtes,


p! Ausflugstip Kümmelbraten, Aufstriche und Grammeln. Und im Brotkörbchen, das früher „Simperl“ hieß, liegt ein frischer Laib Brot, der vor dem ersten Schnitt mit drei Kreuzen versehen wird. Dazu wird Wein gereicht, mit dem Heber aus den Fässern im Keller direkt ins Glas. Die junge Winzerin stillt Hunger und Durst und wundert sich angesichts des deftigen Menüs über die Beständigkeit ihres Magens, immerhin ist es erst neun Uhr früh. Aber als junge Winzerin im Retzer Land ist ihr eine gewisse Robustheit in die Wiege gelegt. Das war ihr ja wohl bitte klar.

Von Bauern und Hengsten Diese Robustheit beweist sich auch später, als der tuckernde Steyrer vor dem Presshaus hält. Durch das Gait-Türl werden die Trauben vom Anhänger ins Presshaus geschaufelt, rutschen direkt ins Saiberl, einen Bottich, und wandern von dort im nächsten Schritt in die Handquetsche. Mit reiner Muskelkraft wird diese Quetsche bedient, eine Art

Veltliner & Veltlinchen Der im Artikel erwähnte Film ist Bestandteil des neuen Zellerndorfer Themenwegs „Veltliner & Veltlinchen“, der noch in diesem Jahr eröffnet wird! In mehreren, teils interaktiven Stationen erlebt der Gast eine spannende Begegnung mit jenem faszinierenden Thema, das uns und unsere Geschichte geprägt hat: dem Weinbau!

Informationen auf dem Gemeindeamt Zellerndorf: Tel. +43 (0)2945 2214 und unter www.zellerndorf.at

große Mühle mit Trichter und massivem Mahlwerk, das die Beeren aufmacht, damit der Saft rauskommt. Der Höhepunkt des Tages steht jetzt unmittelbar bevor. Die alte Winzerin betritt das Presshaus und stellt sich entschlossen neben die junge Winzerin. Sie ist eine der wenigen, die noch wirklich weiß, wie die mächtige alte Baumpresse zu bedienen ist. Ein wunderbares Stück technisches Kulturgut, 300 Jahre alt, vor hundert Jahren renoviert. Vier bis fünf Männer gehen in Position. Einer an der Spindel über dem gewaltigen Stein, zwei am Presskorb, der die Trauben enthält. Holzscheite werden auf den Deckel am Korb gelegt, man nennt sie „Bauern“. Unter den Anweisungen der alten Winzerin beginnt ein Balanceakt. Der Hengst, der gewaltige Querbalken, verlagert langsam sein Gewicht. Hektisch hantieren die Männer an den unterschiedlichen Stellen. Die Kameras sind im Weg. Die Männer sind nervös, keine ungefährliche Arbeit – was, wenn einer der „Bauern“ unter dem massiven Gewicht nachgibt und zum Geschoß wird? Endlich senkt sich der Deckel tief in den Presskorb hinein und der kostbare Saft tritt zwischen den Riemen hervor. Die alte Winzerin grummelt ein zufriedenes „geht scho“. Die junge Winzerin lächelt bewundernd – von wegen Frauen am Herd! Nach dem Pressvorgang wird der Deckel geöffnet, einmal kräftig umgerührt und etwas Wasser beigegeben: Der zweite Pressvorgang macht den „Gwasserten“, den Haustrunk mit nur sieben Volumsprozent, der früher alle Mahlzeiten am Weingut begleitete. Die junge Winzerin denkt wieder an die Beständigkeit ihres Magens. Und an ihre Herkunft. Etwas nostalgisch ist ihr zumute, als sie das Presshaus am Abend wieder verlässt. Die jahrhundertealte Technik, wie man sie beherrschte und wie sie heute noch funktioniert, das flößt ihr Respekt ein. Innerlich will sie nichts glorifizieren, es war härter früher, keine Frage. Und dennoch – das Menscheln, das Gemeinsam-an-einemStrang-Ziehen unter schwierigen Bedingungen, es muss auch seine schöne, seine verbindende Seite gehabt haben. Sie wird ein Stück davon mitnehmen. Und der Film wird ein Stück davon aufheben – gut sichtbar gemacht für später, für ihre Kinder.

Jahrhundertealter Weinbautradition nachspüren – das kann man am besten in einer unserer wunderbaren Kellergassen! Begleitet von einem geprüften Führer, erfährt man eine Menge über den Weinbau und diese berühmten „Dörfer ohne Rauchfang“. Gut, dass er auch einen Kellerschlüssel mithat – nur für den Fall, dass man gerne ein Weinchen verkosten und eine Kellerjause genießen möchte ...

Öhlberg-Kellergasse in Pillersdorf Die pittoreske, romantische mit wunderbarem Landschaftsblick nach Retz! Führungen samstags um 15:00 Uhr oder nach Vereinbarung mit Alexandra Mayer: Tel.: +43 (0) 650 860 82 13

Maulavern-Kellergasse in Zellerdorf Die uralte, majestätische, die im Herbst auch das Kürbisfest beherbergt. Führungen nach telefonischer Vereinbarung mit Margit Gessl: Tel.: +43 (0) 650 227 03 67

Kellergasse Nusswald in Platt Die geheimnisvoll-historische im idyllischen Platt – nahe dem herrlichen Aussichtsturm! Führungen nach Vereinbarung mit Martha Holzschuh: Tel.: +43 (0) 650 2361 666

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Ausflugstipps

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Der König unserer Radwege: Weinviertel DAC – eine Weintour mit Einsichten!

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uf ruhigen Wegen vorbei an weißen Kellern und zauberhaften Marterln, durch eine sanfte Landschaft, deren sonnenverwöhnte Weingärten erklären, warum unsere gut ausgebauten Radwege nach edlen Rebsorten benannt sind. Wie der Chardonnay-Radweg etwa, der Retzbach mit dem Pulkautal verbindet. Oder eben wie der berühmte Weinviertel DAC Radweg, unter ambitionierten Genussradlern auch bekannt als „Weintour mit Einsichten“. Ihren Ausgangspunkt nimmt diese 54,4 Kilometer lange Ganztagestour am historischen Hauptplatz in Retz. Vorbei an der Retzer Windmühle, geht die Fahrt über sanfte Hügel durch die Weingärten nach Obermarkersdorf und Waitzendorf, wo der neue Urbanus-Rundweg zur lehrreichen Schleife lädt (siehe Seite 21). Als nächste Station lockt Pulkau mit seinen wunderbaren Kirchen und der Wallfahrtsstätte „Pulkauer Bründl“. Über Rafing und Groß-Reipersdorf erreichen Sie schließlich Röschitz, von wo sich die Tour über Deinzendorf direkt nach Zellerndorf abkürzen lässt. Regulär führt sie weiter über Roseldorf auf den Sandberg. Als besondere Attraktion lässt sich hier die „Keltensiedlung am Sandberg“, die größte keltische Freilandsiedlung Österreichs, von einem Aussichtsturm überblicken. Mehr „Einsichten“ warten im romantischen Platt, wo das Museum „Steinzeitkeller“ mit seinen einmaligen Fundstücken zu einer Rast einlädt. Danach geht es weiter nach Zellerndorf – hier bietet die Maulavern-Kellergasse ein besonders idyllisches Ensemble gewachsener Weinarchitektur. Wer mag, kann von hier aus bequem mit der Bahn zurück nach Retz gondeln, verpasst dann aber die Pillersdorfer Öhlberg-Kellergasse – und damit eine der schönsten Kellergassen im Weinviertel …

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Rasten in der Radler-Rast! Entlang des Weinviertel DAC Radwegs finden sich nicht nur zahlreiche Weingüter und Heurigen, sondern auch lauschige Selfservice-Plätzchen, an denen Radler „auftanken“ können! In Obermarkersdorf, am alten Jägerteich, empfängt Sie die neu gebaute Radler-Rast mit Hütte, Sitzgelegenheit und erlesenen Weinen aus der Gemeinde Schrattenthal. Am Sandberg in Platt ziehen Sie sich eine natürlich gekühlte Erfrischung aus den Tiefen eines Brunnens, während der Döller-Keller in der Zellerndorfer Maulavern-Kellergasse unter Radlern seit jeher als Rastplatz bekannt ist. Neu in diesem Jahr ist auch die Radler-Rast in der wildromantischen Öhlberg-Kellergasse in Pillersdorf, die sie (nicht nur wegen der exzellenten Tropfen aus Pillersdorf) auf keinen Fall verpassen dürfen!


Die Rückkehr der Wildkatze Auf den Spuren von Frieda & Carlo im Nationalpark Thayatal uch : Quelle, a Die Thaya er sl uttdrech für Perlm

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ie ist wieder da – die Wildkatze. Scheu und behände durchstreift sie die dichten Wälder des Nationalparks Thayatal, eine der schönsten und artenreichsten Tallandschaften Mitteleuropas auf dem Gebiet der Retzer Land Gemeinde Hardegg. Der neu gestaltete Wildkatzenwanderweg lädt große und kleine Entdecker ein, sich auf ihre Spuren zu begeben – inmitten ihres natürlichen Lebensraums. Vom Nationalparkhaus führt der Weg durch die Wälder hinab zur Thaya. Bei seiner Gestaltung hat man sich vom verborgenen Leben der scheuen Waldbewohnerin inspirieren lassen: Entlang des Weges verbergen sich elf Wildkatzen-Silhouetten in ihrer natürlichen Umgebung. Diese gilt es aufzuspüren! Wie beim lebensechten Vorbild ist das nicht immer einfach. Da sich Wildkatzen gerne im dichten Gebüsch verstecken, auf Bäume klettern oder ihre Jungtiere in Höhlen unter Wurzelstöcken verbergen, braucht der Mensch viel Beobachtungsgeschick, um ihr auf die Schliche zu kommen. Kleine Hinweistafeln erleichtern die Suche und bieten spannende Hintergrundinformationen aus dem Reich der Biologie. Die Einsiedlerwiese am Ende des 2,3 km langen Wanderweges lädt dann zur Rast am Thayaufer – mit natürlichem Klettergarten für Katzen-Kinder und natürlich mit dem frischen, kristallklaren Wasser der Thaya! Und wer der Wildkatze in freier Natur nicht begegnet, der kann sie im Nationalparkhaus aus nächster Nähe erleben: Frieda und Carlo heißt das Katzenpärchen, das hier in einem naturnahen Gehege residiert – eine Leihgabe vom Alpenzoo Innsbruck. Und wer ihre anmutige Eleganz und ihre Kraft bei einer der eindrucksvollen Schaufütterungen erlebt, fühlt sich unweigerlich an ein Zitat von Ernest Hemingway erinnert: „Katzen erreichen mühelos, was uns Menschen versagt bleibt: durchs Leben zu gehen, ohne Lärm zu machen.“

Altes Handwerk Dem Knopfdrechsler über die Schulter schaun: in Österreichs einziger Perlmuttdrechslerei Schaufütterungen der Wildkatzen Frieda & Carlo April bis Juni und September bis Oktober: jeden Samstag, Sonntag und Feiertag, 15:30 Uhr, im Juli und August täglich um 15:30 Uhr

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uch wenn Sie zunächst den Kopf schütteln mögen – aber die Verarbeitung von Perlmutt hat im Raum Hardegg eine jahrhundertealte Tradition. Seit Generationen werden hier Knöpfe und Schmuck produziert, die Muscheln und Schnecken der nahen Thaya lieferten gutes Material. Die voranschreitende Industrialisierung und Globalisierung veränderte das Geschäft nachhaltig – aber eine Drechslerei hat bis heute überlebt: der Betrieb der Familie Mattejka blickt auf 100 Jahre Tradition zurück und lockt heute nicht nur mit eleganten Perlmuttkreationen, sondern auch mit einem selten gewordenen Handwerk, das es sonst in Österreich kein zweites Mal zu erleben gibt! Mehr Informationen erhalten Sie unter www.perlmutt.at oder telefonisch unter +43 (0)2916 203

Der Nationalpark Thayatal ist ein Paradies für Naturliebhaber und Wanderer, das Nationalparkhaus lockt mit spannenden Veranstaltungen für Groß und Klein. Ein Erlebnis, das Sie bei Ihrem Besuch im Retzer Land auf keinen Fall verpassen sollten! Alle Infos finden Sie unter www.np-thayatal.at Für Fragen wenden Sie sich bitte an das Nationalparkhaus unter +43 (0)2949 7005-0

Tradition an der Thaya: Perlmutt in F elling

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Vorhang ! u8a u7bu7bu9bu8bauf u9c Kleine Stadt mit großer Geschichte: Warum die Thayabrücke lange Jahre unpassierbar war. Und wie sie vor 25 Jahren wiedereröffnet wurde.

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enn Barbara Hauser an diesen einen Tag denkt, klopft ihr das Herz heute noch bis zum Hals. Es war ein ganz besonderer Tag, einer der wichtigsten in ihrem Leben, dieser Ostersonntag, der 15. April 1990. Sie war damals zehn Jahre alt und wuchs in der kleinsten Stadt Österreichs auf, in Hardegg, jener einzigartigen Gemeinde im Retzer Land, die ihre Gäste mit magischer Waldviertler Mystik verzaubert. Tief im Thayatal gelegen, von mächtigen Felsen und dichten Wäldern umgeben, schmiegt sie sich seit Jahrhunderten eng an den Fluss. Prachtvoll thront die Burg Hardegg über den Dächern, überblickt alles und jeden und kann bei all ihrer starken Präsenz doch nie über jene erhabenen Horizonte blicken, die die Natur hier über Jahrtausende erschuf. Eine

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faszinierende Idylle, eine abgeschiedene Oase für Ruhesuchende, naturnah und unverfälscht, aber auch ein Ort, der lebendige, ungeschönte Geschichte atmet. Und nicht nur die der Ritter. Denn an jenem Ostersonntag im April 1990 hat Hardegg so gar nichts abgeschieden Ruhiges. Zehntausende sind gekommen, von nah und fern – um eine Brücke zu feiern. Die Thayabrücke, mitten im Tal, am nördlichen Ortsrand von Hardegg. Eine Brücke, die in ihrer Mitte eine Grenze markierte, an der der Westen zuvor jahrzehntelang geendet hatte. Eine Brücke, aus der man von tschechischer Seite alle Bretter bis zur Brückenmitte entfernt hatte, sodass es niemand wagen würde, sie zu überschreiten. Eine Maßnahme, die die verbindende Symbolik jeder Brücke mit

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politischer Engstirnigkeit unterwanderte – was im Jahr zuvor die tschechischen Nachbarn aber nicht hinderte, nach ihrer sanften Revolution an den Eisenträgern hinüber nach Österreich zu klettern, nach Hardegg. Und damit ein letztes düsteres Kapitel in der bewegten Geschichte der Brücke endgültig zu beenden.

Bewegte Vergangenheit Im Herbst des Jahres 1874 feierlich eröffnet, musste die Thayabrücke bereits 1882 fast zur Gänze wieder erneuert werden, weil ihr Oberbau ursprünglich aus Holz bestand. Die Stahlkonstruktion wurde im Jahr 1885 gebaut, „um für lange Zeit Ruhe zu haben“, wie Pfarrer Anton Gierer in


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seinen geschichtlichen Daten zu Hardegg bemerkte. Sie stammt von der renommierten Firma Ignaz Gridl aus Wien, die auch für die Eisenkonstruktion des Schönbrunner Palmenhauses und die eisernen Behälterglocken der vier Gasometer in Wien Simmering verantwortlich zeichnete. Erst mit Gründung der Tschechoslowakei im Oktober 1918 wurde die Thaya zur Grenze und die Thayabrücke zum Bindeglied zweier Länder. Der rege Austausch über den Fluss blieb jedoch zunächst bestehen, bis die Wirren des Zweiten Weltkriegs Europa und damit

Ode an die kleinste Stadt Die kleinste Stadt Österreichs lockt nicht nur mit ihrer wildromantischen Lage inmitten des Nationalparks, sondern auch mit einem wunderbaren Ortsbild und einer Vielzahl spannender Sehenswürdigkeiten. Von der mächtigen Burg über das Guckkastenmuseum bis hin zur kleinsten Galerie Österreichs – ein Besuch in Hardegg ist wie Abtauchen in eine andere Welt. Die spannendsten Stationen werden überdies entlang eines neuen Themenwegs zusammengefasst, der eine „Ode an die kleinste Stadt“ besingt und noch in diesem Jahr eröffnet wird! Stadtführungen (nur für Gruppen) buchen Sie im Nationalparkhaus des Nationalparks Thayatal unter +43 (0)2949 7005-0 oder online: www.np-thayatal.at

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auch die kleinste Stadt Österreichs für immer prägen und für lange Zeit verändern sollten. Nach dem Krieg gehörten die vertriebenen Sudetendeutschen zu den Letzten, die – mit nur wenig Handgepäck bestückt – die Brücke auf ihrer Flucht überqueren sollten, bevor der Eiserne Vorhang sie für Jahrzehnte stilllegte, als scheinbar unüberwindbares Monument einer geteilten Welt im Kalten Krieg.

Der goldene Schnitt Für Barbara Hauser ist diese geteilte Welt heute in weite Ferne gerückt. Wie viele andere Hardegger Kinder hatte sie „die Grenze“ und „das Drüben“ in ihrer Kindheit in den Achtzigerjahren als etwas seltsam Vages, Geheimnisvolles erlebt; etwas, wo man nicht hindurfte, eine Linie, an der ihre Welt zu enden hatte. Umso erstaunter war sie als Neunjährige, als die ersten Tschechen an den Eisentraversen über die Thayabrücke nach Hardegg kletterten. Sie sprachen zwar etwas seltsam, waren aber doch eigentlich ganz normale Menschen. Und dann die große Freude, die ihre kleine Heimatstadt plötzlich erfüllte, die vielen Feiern, die vielen Geschichten, die sich die Menschen zu erzählen hatten. Es sollte nicht lange dauern, da waren alle Holzbretter wieder in die Thayabrücke eingesetzt. Und dann, ein Jahr später, kam Barbaras großer Tag – jener Ostersonntag im April 1990, an dem die Thayabrücke offiziell wiedereröffnet wurde. Denn von all den tausenden Menschen, die gekommen waren, von all den hochrangigen Politikern, den Tschechen, den Österreichern, den Erwachsenen und den Kindern – von all diesen Leuten war es die zehnjährige Barbara, die die blauen samtenen Pölster mit den goldenen Scheren zur Brückenmitte tragen durfte, wo jenes Band durchschnitten wurde, das Ost und West so lange getrennt hatte. Ein großer Moment für die kleinste Stadt Österreichs, ein Tag, an den sie sich gerne erinnert. Auch heute noch, als Wirtin der gemütlichen Hardegger Hammerschmiede. Hier beherbergt sie heute Gäste aus der Tschechischen Republik, aus Österreich und aus vielen anderen Ländern. Ihre Mahlzeit bezahlen sie in Euro. Auf den Geldscheinen finden sich – Brücken.

Barockschloss Riegersburg Wer in Hardegg unterwegs ist, darf nicht zurückkehren, ohne das fantastische Barockschloss Riegersburg besucht zu haben! Idyllisch an Teichen gelegen, ist es der ehemalige Repräsentationslandsitz von Fürst Johann-Joseph Khevenhüller-Metsch, seines Zeichens Obersthofmeister von Maria Theresia. Die herrlichen Prunkräume und die historische Herrschaftsküche laden zur Zeitreise in die k. u. k. Zeit ein, aber auch Kunstliebhaber kommen hier auf ihre Kosten: In diesem Jahr lädt Museumsleiterin und Hausherrin Francesca Gräfin Pilati zur Sonderausstellung „Zauber der Landschaft – Traum und Wirklichkeit“ mit Künstlern aus Russland, Deutschland, Tschechien und Österreich.

Mehr Informationen und Führungen unter +43 (0)2916 400 www.riegersburg-hardegg.com www.landschaften.info (Website zur Sonderausstellung)

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PUL K AU

Stummer Zeuge der t u8a u7bu7bu9b u8bu9b u8bWahrhei u7bu7bu9c Der Pulkauer Karner ist kulturhistorisches Bauwerk und mythenumwobenes Kleinod – aber vor allem: Heimat des sitzengebliebenen Maurers

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ie Pulkauer nennen mich schlicht den „sitzengebliebenen Maurer“. Stört mich nicht weiter. Wenn man aus Stein ist, kann man ruhig sitzenbleiben. Und wenn man über Jahrhunderte hier sitzt, auf einem der zwölf Giebel des Pulkauer Karners, dann sieht und hört man so einiges. Menschen kommen und gehen, manches ändert sich und manches ändert sich nie. Rund um den Karner jedoch hat sich einiges geändert in den letzten Jahren. Dass Gäste von weit her anreisen, nur um ihn einfach anzusehen, den Karner – das war früher nicht so. Heute weiß ich, es ist seine geheimnisvolle Schönheit, die die Menschen anzieht. Aber bitte, der Reihe nach. Ein Karner, manche sagen auch „Gerner“, ist eine Friedhofskapelle, die auch Beinhaus ist. Wobei das Bein für Gebeine steht. Ich erinnere mich noch gut an damals, vor langer Zeit: Wenn ein Grab ausgehoben wurde, kamen oft

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die Gebeine der früher Bestatteten zu Tage. Der Totengräber reinigte sie mit Kalkmilch und bettete sie im Karner zur letzten Ruhe. Irgendwann kam dann Kaiser Joseph II. und verbot diese Vorgehensweise. Und wenn er auch heute keine Gebeine mehr beherbergt – der Karner steht immer noch. Und wie er steht. In seiner Rundbauweise ist er der Grabeskirche in Jerusalem nachempfunden. Vermutlich haben Pilger oder Kreuzfahrer diese Bauweise aus dem heiligen Land mitgebracht. Das Untergeschoß wurde um das Jahr 1250 gebaut, damals war bei uns hier im Weinviertel noch der romanische Baustil vorherrschend. Nach einem Baustopp (unter uns – den Herrschaften ist das Geld ausgegangen) wurde das obere Geschoß erst später im frühgotischen Stil fertiggestellt. Das sieht man sehr gut an den zwölf spitzen Giebeln, die das Bauwerk in Form einer Krone umkränzen.

Sitzengeb liebener Maure am Puka uer Karne r r Wilbirgis, Helena und ich Auf einem dieser Giebel sitze ich. Und ich bin in guter Gesellschaft. Auf einem anderen Giebel befindet sich eine Lilie, ein Symbol der Mutter Gottes. Auf einem weiteren ein vierblättriges Kleeblatt, es soll ein Kreuz darstellen. Es folgt der Stifter Heinrich von Dewin-Hardegg, dann Christus als Weltenherrscher, auch Pantokrator genannt. Die Frau auf der nächsten Spitze ist die Gattin des Stifters, Wilbirgis. Und dann haben wir da noch einen Vogel, einen Pelikan, der sich mit dem Schnabel die Brust aufritzt, um mit dem Blut seine Jungen zu tränken. Und direkt hinter mir steht mein Kollege mit


den großen Augen, der schon seit Jahrhunderten versucht, einen Stein auf seinen Giebel aufzusetzen. Ob er es je schaffen wird? Könnte ich meinen steinernen Kopf drehen, dann könnte ich sie sehen, den Vogel, meinen Maurerkollegen, die anderen Figuren. Und könnte ich von meinem Giebel hinabsteigen, könnte ich mich an all der versteckten Pracht erfreuen, die im Inneren des Karners verborgen liegt: das alte Kreuzrippengewölbe, dessen Schlussstein einen Christuskopf darstellt. Das kleine alte Fenster auf der Südseite, das die heilige Helena zeigt, die Mutter von Kaiser Konstantin, der ja damals den christlichen Glauben legalisiert hat. Aber auch das schöne neue Gemmenkreuz im Triumphbogen, das unser heimischer Künstler Prof. Herbert Puschnik gestaltet hat.

Hinweise, nur Hinweise Es muss diese vielfältige, versteckte Schönheit sein, die die Menschen so fasziniert. Und die ihre Fantasie anregt. Dann tuscheln sie geheimnisvoll, sprechen von „Hinweisen“, von Andeutungen und davon, dass ihnen dann doch jegliche Beweise fehlen: So hängt in der Burg Lockenhaus im fernen Burgenland eine Marmortafel, die besagt, dass unser Karner ein Bau der Tempelritter ist. Erster Hinweis hierfür sei, so flüstern die Menschen, dass er außen zwölf- und innen achteckig gebaut ist – angeblich eine Zahlenmystik der Templer. Außerdem sind alle Konsolen des Kreuzrippengewölbes abgeschlagen, bis auf eine, und diese Konsolen sollen kleine Menschenköpfe symbolisieren. Dieses „Abschlagen“ deutet auf einen Bildersturm hin. Darunter versteht man die gezielte Zerstörung von Kulturgütern und -symbolen aufgrund doktrinärer

Verhetzung. Einen solchen gab es in Europa, als im Jahre 1307 der Templerorden gesprengt und aufgelöst wurde. Dann tuscheln sie weiter, die Menschen, und blicken dabei argwöhnisch auf die beiden Kreise, die an der Westwand aufgeputzt sind. Sie zeigen zwei rote Kreuze, angeblich Tatzenkreuze, das Symbol der Tempelherren. Es könnten aber auch genauso gut zwei Johanniterkreuze sein. Und die abgeschlagenen Konsolen, der Bildersturm, könnten genauso gut auf die Reformationszeit hindeuten. Man muss den Menschen ihre Geschichten lassen. Das habe ich in all der Zeit gelernt. Drum verrate ich ihnen auch nicht, ob sie stimmen, die „Hinweise“, für die ihnen die Beweise fehlen – vielleicht finden sie es eines Tages selbst heraus. So wie die Sache mit meinem Blick. Unbedingt wollten sie wissen, wohin ich so angestrengt blicke. Es hat Jahrhunderte gedauert, aber vor Kurzem haben sie das Geheimnis gelüftet. Mit einer ganzen Schar g’scheiter Leute haben sie mich besucht, sind zu mir auf den Giebel geklettert. „Radiästhetische Untersuchungen“ haben sie gemacht, sind meinem Blick mit einem hochmodernen Lasergerät gefolgt. Was sie dabei sahen, hat sie vor Überraschung fast erstarren lassen. Die Linie zeigte zunächst nach Groß-Reipersdorf, dem Nachbarort von Pulkau. Aber wer der Linie weiter folgte, endete 15 Kilometer weiter, in Zogelsdorf. Und genau in diesen beiden Ortschaften, auf einer Linie, finden sich die beiden Steinbrüche, von denen die Steine für meinen Karner gebrochen wurden. Seit sie das wissen, die Menschen, nennen sie mich zwar immer noch den sitzengebliebenen Maurer. Aber irgendwie kommt mir vor, sie begegnen mir seither mit etwas mehr Respekt ...

Den Pulkauer Karner erkunden, seine mystische Schönheit erleben. Am besten in Verbindung mit einer Besichtigung der beiden wunderbaren Pulkauer Kirchen. Die Michaelskirche befindet sich auf einer urzeitlichen Anlage, die spannende Blutkirche mit ihrem Flügelaltar gehört zu den eigenwilligsten Kirchenbauten Österreichs.

Führungen (nur gegen Voranmeldung) buchen Sie hier: Tourismusbüro Pulkau Rathausplatz 1 3741 Pulkau Tel.: +43 (0)664 3827351 Das Büro ist von April bis Oktober wochentags von 9:00 bis 12:00 Uhr geöffnet!

Gut zu Fuß im Retzer Land! In und um Pulkau wandern – auf acht wunderbaren Wanderwegen. Vorbei an historischen Gebäuden und zauberhaften Marterln über die sagenumwobene Bründl-Quelle bis hinauf zum Hochkogelkreuz und zur Teufelswand. Alle Wanderwege finden Sie unter www.pulkau.gv.at – aber auch im Tourismusbüro Pulkau hilft man Ihnen gerne weiter!

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> mit einem klick zu allen Wanderwegen rund um Pulkau

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RE T Z B AC H

A u7b langsam‘s n u8a u7bu9bu9bu9bEss u9c Warum „Slow Food“ mehr als nur ein Trendbegriff ist. Und was der Angergarten, die Heurigenkultur und die Gastronomie damit zu tun haben.

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enn ich auf den Bauernmärkten einkaufen gehe, steht das Bild meines Dorfes vor meinen Augen. So beginnen die Erinnerungen vom Zuckriegl Hans im Buch „Urbau – ein südmährisches Grenzlanddorf 1000–1945.“ Er sinniert über die Zeit der Jahrhundertwende: Ich denke an die lang gestreckten weißen Speisekürbisse. Zwiefö, Knofö und Pure (Porree) gab es in Hülle und Fülle, natürlich auch das Wurzelgemüse Murkn (Karotten), Pedaschö (Wurzelpetersilie), Zölla (Sellerie), Kren (Meerrettich), Bier-Radi (Rettich) und Radieschen. Es sind diese Erinnerungen, nach denen wir uns sehnen, wenn wir den scheinbaren Luxus, in dem wir leben, überdenken. Vielleicht, weil wir ein bisschen in Nostalgie schwelgen wollen. Vielleicht, weil wir uns mehr Einfachheit wünschen. Vielleicht, weil wir erkannt haben, dass die einzige Nachhaltigkeit eines weit gereisten Apfels in seinem ökologischen Fußabdruck besteht. Vielleicht aber auch, weil wir

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mittlerweile wissen, dass wie etwas schmeckt damit zu tun hat, wie es hergestellt wurde.

Große Worte für die Vielfalt Dann üben wir uns in zeitgeistigen Schlagworten. Naturnähe. Bio-Diversität. Slow Food. Und natürlich: Nachhaltigkeit. Wunderbare Begriffe, von denen sich erst zeigen wird, wie nachhaltig sie sich halten werden. In Retzbach begegnet man solchen Trends mit der genussvollen Gelassenheit des Weinviertels. Wer sich vom Ursprung nie weit entfernt hat, tut sich auch nicht schwer, zum Ursprung zurückzukehren. Oder einfacher: Es is eh alles da. Schon vor hundert Jahren war der Unterretzbacher Dorfanger nicht nur Ortsmitte, sondern vor allem gemeinsame Weidefläche. Und wo keine Tiere grasten, wuselten die Menschen im Dickicht üppig bepflanzter Vorgärten und ernteten, was sie zum Leben brauchten. Heute präsentiert sich der Angergarten in einem wesentlich gepflegteren


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stip g u fl Aus Erscheinungsbild. Aber noch immer ist er fruchtbarer Nährboden für das, was wir heute Selbstversorgergärten nennen. Und was im Mitterretzbacher BauernShop oder bei den Ab-Hof-Läden in Unterretzbach zum Verkauf kommt, ist immer noch dasselbe, was bei uns schon vor Jahrzehnten produziert und genossen wurde: regionale Produkte, direkt vom Bauern, Grundnahrungsmittel für den täglichen Bedarf. Nichts davon wurde quer durch Europa geschippert, nichts davon schmeckt nach Industrie. Und dennoch ist es verfügbar, vor Ort und sieben Tage die Woche.

Ein Markt der Erde Schön, dass der Trend diese Lebensart für sich entdeckt. Und dass nicht alle dieser neuen Schlagworte nur schnelllebige Trends sind. „Slow Food“ zum Beispiel ist heute nicht mehr nur Begriff für jene Form von Essen, wie man sie etwa beim Heurigen findet. „Slow Food“ ist längst auch die Marke einer in Italien gegründeten Non-Profit-Organisation, die zu einer weltweiten Bewegung mit mittlerweile über 100.000 Mitgliedern in mehr als 150 Ländern wurde. Das Unternehmen übersetzt die berühmte Nachhaltigkeit mit seinem Qualitätskonzept von „gut, sauber und fair“: „Gut“ meint dabei alltägliche, frische, hochwertige und wohlschmeckende Lebensmittel, die Teil unserer lokalen Kultur sind. „Sauber“ meint deren Herstellung im Einklang mit der Umwelt und unter Schutz der bio-kulturellen

Vielfalt, während „fair“ für gerechte Bezahlung der Erzeuger steht – bei erschwinglichen Preisen für die Verbraucher. Ein strenges Regelwerk, erschaffen für Menschen, die es ernst meinen – mit dieser unserer Form der Esskultur. Umso mehr freut es uns, dass Slow Food Austria in Unterretzbach einen „Markt der Erde“ etabliert hat – einen von nur zwanzig solchen Märkten weltweit! An ausgewählten Tagen bieten Produzenten aus einem Umkreis von maximal 40 Kilometern ihre Köstlichkeiten an. Von herzhaften Fleisch- und Wurstwaren, Brot, Käse, Obst und Gemüse über Marmeladen aus dem Bauerngarten, Kräutertees und Säften bis hin zu Honig, Gelees und Chutneys findet sich hier unverfälschter Genuss aus dem Retzer Land. Den Zuckriegl Hans hätte das gefreut, da sind wir uns sicher. Es hätte ihn gefreut, dass die Heurigen im Retzer Land auch heute noch jene köstlichen regionalen Spezialitäten am Holzbrettl servieren, die sie schon vor hundert Jahren dem Wein zur Seite stellten. Dass man sich immer noch Zeit nimmt, diese Spezialitäten zu genießen. Es hätte ihn gefreut, dass Kochen mit Zutaten aus dem Nachbargarten in ausgezeichneten Top-Restaurants wie dem Retzbacherhof zur Philosophie erklärt wird. Und dass am Angergarten auch heute noch Obst und Gemüse gedeihen. Kraut, Blaukraut, Kö (Wirsingkohl), Karfiol, Kohlrabi und Spargel wurden angebaut, wie auch Kopfsalat, Spinat und Mangold, „greane Oawas“ (grüne Zuckererbsen), „Fisolenschoadln“ (Bohnenschoten ), herrliche Paprika, Pfefferoni und Paradeiser mit prickelnder Würze und kräftigem Aroma. Prickelnde Würze und kräftiges Aroma? Gott sei Dank gibt es Dinge, die sich nie ändern!

Den Retzbacher Angergarten entdecken! Der Dorfanger in Unterretzbach: einst eine gemeinsame Weidefläche – heute Nährboden für einen der schönsten Angergärten Österreichs, natürlich kultiviert von den Bewohnern der Gemeinde. Vom naturnahen Zwetschkengarten über den Nützlingsgarten bis hin zum Zwitscher- und Plätschergarten findet sich hier ein duftendes und blühendes Ganzes, das sich aus vielen kleinen Gartenparadiesen ergibt. Die meisten davon sind frei begehbar: aufblühen, aufatmen, auftanken – inmitten gut versteckter Vielfalt! Informationen und Führungen: Gemeindeamt Unterretzbach, Dorfstraße 2, 2074 Unterretzbach Tel.: +43 (0)2942 2513

Mitterretzbach: mit dem Radl zum Heiligen Stein Im Jahre 1647 konnte Veit Priesler nicht wissen, dass der Stein neben der Quelle über 50.000 Jahre alt war und schon in früher Urzeit als Kultplatz diente. Er spürte nur, dass es das Wasser der Quelle sein musste, was ihn von seinen Leiden befreit hatte. Über die Jahrzehnte folgten ihm bald Tausende, die nach Mitterretzbach pilgerten, um hier Trost und Heilung von ihren Gebrechen zu finden. Noch immer reagiert die Wünschelrute, es muss also etwas Besonderes sein am Heiligen Stein. Vielleicht ist es einfach nur seine wunderbare Lage und die traumhafte Aussicht. Vielleicht aber auch wirklich – die spürbare Präsenz höherer Macht? Am besten, Sie finden es selbst heraus. Es erwartet Sie ein geschichtsträchtiger Ort mit einer kleinen Kapelle, einem fabelhaften Aussichtssteg und – einer kleinen Weinschenke, die von Mai bis September jeden Freitag, Samstag, Sonntag und Feiertag Wanderer, Radfahrer und Ruhesuchende bewirtet!


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Kopf im Feia, Fiass im Wossa u8au7bu7bu9bu8bu7bu9c

Was quellfähige Böden bedeuten – für Wein und für Winzer: unterwegs durch die Reben am Urbanus-Radweg

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ie Weingärten. Sie prägen unser Land, geben ihm seine kultivierte Natürlichkeit, seine reine Poesie. Sanft gliedern sie sich in die Landschaft ein, berühren Horizonte, Felder und Wälder, ändern ihre Farbe und ihre Dichte mit dem Kreislauf der Jahreszeiten, warten ein ganzes Weingartenjahr geduldig darauf, uns im Herbst ihre sonnenverwöhnten Früchte darzubieten. Hier findet sie statt, jene sagenumwobene, jahrhundertealte Symbiose von Mensch und Natur, die uns den Wein schenkt. Auch entlang des neuen Urbanus-Radwegs, einer kleinen Schleife des Weinviertel-DAC-Radwegs zwischen den idyllischen Retzer Land Gemeinden

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Schrattenthal, Obermarkersdorf und Waitzendorf, ist ihre mystische Kraft spürbar. Hier, am Fuße des Manhartsbergs, erstrecken sich die Weingärten bis hinauf zu den ersten Bäumen, bei denen das Weinviertel endet und die tiefen Wälder des Waldviertels beginnen.

Filigran ist nur der Wein Hier stehe ich an diesem sonnigen Nachmittag im Spätsommer, zwischen Waitzendorf und Obermarkersdorf, lehne über dem Lenker meines Fahrrads, um zu verweilen, um die Magie der kleinen Pause zu feiern. Ich lasse meinen Blick über die langen, leicht gewundenen Reihen wandern, bis hinauf zu den

Bäumen, und frage mich still, was es wohl ist, das den Wein hier so besonders macht. Mineralischer sei er, sagen die Kenner. Filigraner, feingliederiger, lebendiger. Spritziger, fügen sie seufzend hinzu, wenn sie meinen fragenden Blick erkennen. Aha. Woran das liegen mag? Am Klima wahrscheinlich. Ich stelle mir vor, wie die Weinviertler Sonne ihre allerletzten Kraftreserven für diese Weingärten mobilisiert, bevor die majestätischen Nadelbäume des beginnenden Waldviertels ihre Schatten spendenden Arme über dem Boden ausbreiten. So falsch liege ich damit gar nicht – auch wenn der alte Sinnspruch, den ich


! p p i T Radler

Weinwissen entlang des Urbanus-Radwegs Der neu angelegte Urbanus-Radweg ergänzt den Weinviertel DAC Radweg (siehe Seite 12) als Schleife im Kreis durch die Gemeinden Obermarkersdorf, Waitzendorf und Schrattenthal. Neben der wunderbaren Landschaft erwarten den Radler rund dreißig interessante Thementafeln mit spannendem Hintergrundwissen zum Weinbau – von Boden- und Sortenkunde über unsere Lagen und ihre Bewirtschaftung bis hin zu einem Weinviertler Dialektlexikon. Für die wohlverdiente Pause empfiehlt sich die neue Radler-Rast in Obermarkersdorf. Idyllisch am Jägerteich gelegen, erfrischt man sich hier mit gepflegten Weinen, Mineralwasser und Traubensaft. Informationen bei der Stadtgemeinde Schrattenthal: Tel.: +43 (0)2942 8204, www.schrattenthal.at

später in der Obermarkersdorfer Kellergasse beim Plauscherl mit den Winzern zu hören bekomme, meine Interpretation der Dinge als halbe Wahrheit entlarvt: „Die Weinsteck stengan mitn Kopf im Feia, mit de Fiass im Wossa.“ So sagte man früher. Die Sonne, wie sie das Retzer Land in überdurchschnittlichen Stunden Jahr für Jahr verwöhnt, ist also nur ein Teil des großen Ganzen. Der zweite Teil der Weisheit besingt den Boden. Und der ist hier von besonders seltener Beschaffenheit. Molasse, erfahre ich, ein gewaltiger, fast dreißig Meter hoher Molassetiegel. Besonders viel Feinerde. Silit, so quellfähig, dass es Geschichten darüber gibt. Denn was uns Genießern wunderbaren Wein schenkt, ringt den Winzern hier in manchen Herbsten einiges an Mühe ab. Wenn es regnet, quillt der Boden auf. Die Weingärten werden unbefahrbar. „Es ist vorgekommen, dass wir auf die Dachböden unserer Großeltern geklettert sind, um die alten hölzernen Butt’n herunterzuholen, mit denen man früher den Wein gelesen hat“, erzählt einer der jungen Männer und schwenkt dabei ein Achterl edlen Riesling. Ich stelle mir vor, wie die modernen Traktoren am Wegesrand stehen, kapitulierend vor der Quellfähigkeit dieser wunderbaren Böden, während die Winzer mit hölzernen Trögen am Rücken Weinlese wie vor 100 Jahren zelebrieren. „Und das ist nur der Anfang“, lächelt der Nächste, „denn irgendwann werden diese Böden auch

wieder trocken.“ Dann reißen sie auf, im wahrsten Sinne des Wortes, und ihre tiefen, breiten Risse zerren an Gummistiefeln und verschlingen Weingartenscheren. Und zwischen den Rissen ist die Erde hart, unglaublich hart. Auch dazu höre ich eine Geschichte aus grauer Vorzeit, die man sich hier schmunzelnd erzählt. Sie handelt von einem jungen Mädchen aus Retzbach, das einen hiesigen Winzer heiraten wollte. Die Retzbacher warnten sie nicht nur vor der Härte der Böden, sondern auch von der Härte der Bodenbearbeitung mit der Spitzhacke: „Mensch, du heiratst nach Obermarkersdorf, dort springt da die Håu ins Gsicht!“ Die Liebe war stärker.

ehrwürdiger, jetzt wo ich weiß, was sie meinen, wenn sie von Tradition erzählen und von der Symbiose aus Mensch und Natur. Ich nehme mir vor, daran zu denken – das nächste Mal, wenn ich in einem der eleganten Kosträume unserer Top-Winzer stehe und einen ihrer prämierten Weine entdecke. Risse, Butt’n, Spitzhacken. Feuer und Wasser. Und natürlich – die Weinviertler Sonne.

Terroir, Terrain und Tradition „Terroir also“, versuche ich das Gelernte mit önologischem Halbwissen zusammenzufassen – und meine eigentlich das Terrain. Nicht ganz, entgegnet man mir mit vergebendem Lächeln und beschreibt mir meinen irgendwo aufgeschnappten Fachausdruck als Synthese aus Lage, Klima, Boden und Winzer, die den Wein seiner Herkunft zuordnet. Diese Herkunft begegnet mir wieder, als ich die Kellergasse verlasse und durch die Weinberge zurück nach Schrattenthal radle – und sie hat trotz all der Geschichten von Böden und Rissen und Spitzhacken nichts von ihrer natürlichen Schönheit eingebüßt. Nur die Weingüter in den Ortschaften, sie wirken fast ein bisschen

Alles mit der Zeit Pause im Weingart en auch mal kosten? Beachten Sie dazu die Karte auf der nächsten Seite.

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Retzer Land á la carte Die Geschichten dieser Ausgabe auf der Karte

HARDEGG Die kleinste Stadt Österreichs mit ihrer geschichtsträchtigen Thayabrücke.

Thayabrücke

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Am Urbanus-Rundweg durch Obermarkersdorf, Waitzendorf und Schrattenthal.

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Alle Radwege

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Die Tourismus-Infostellen im Retzer Land halten überdies aktuelle Radkarten für Sie bereit!

PULKAU Heimat des sitzen gebliebenen Maurers und wunderbar wanderbar.

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Einen interaktiven Überblick über alle Radwege im Retzer Land finden Sie unter www.weinviertel.at

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Die Windmühle: technisches Kulturgut und das Wahrzeichen der Stadt Retz.

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NATIONALPARK THAYATAL Heimat der Wildkatze und unberührtes Paradies für Naturliebhaber und Wanderer.

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E-Bikes mieten!

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Slow Food in drei genussvollen Ortsteilen der Angergarten befindet sich in Unterretzbach

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Die Verleihstelle befindet sich direkt im Stadtamt Retz, Hauptplatz 30.

Samstag und Sonntag von 09:00 bis 17:00 Uhr Tel.: +43 (0)664 300 47 57

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Die Miete pro Tag beträgt € 18,90 (halbtags € 12,90), eine Radkarte gibt’s gratis dazu!

Bitte reservieren Sie Ihr E-Bike bei Herrn Daniel Wöhrer: Montag bis Freitag von 07:30 bis 17:00 Uhr Tel.: +43 (0)2942 2223-34

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Nie zu steil, aber auch nie anspruchslos führen die Radrouten durch das leicht hügelige Retzer Land. Wer’s dabei ganz bequem haben möchte, mietet ein E-Bike:

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Der faszinierende Erlebniskeller - mit rund 20 Kilometern Gesamtlänge!

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RETZER LAND GmbH Hauptplatz 30, 2070 Retz Tel.: +43 (0)2942 20010 Fax: +43 (0)2942 20010-20 office@retzerland.at www.retzerland.at

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ZELLERNDORF

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Weinbau anno dazumal ein Hauch Vergangenheit in der Kellergasse „Maulavern“.

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Tourismusinformation Retz Hauptplatz 30, 2070 Retz Tel.: +43 (0)2942 2700 tourismus@retz.at

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Auf ein Wiedersehen im Retzer Land! Zeit hat man nicht einfach. Man gewinnt sie. Zum Beispiel mit einem unserer genussvoll-entspannenden Retzer Land Urlaubs-Packages. Drei davon stehen hier zur Wahl – gerne beraten wir Sie aber auch individuell bei Ihrer Urlaubsplanung.

Althof-Gourmethit für Rebläuse & Genießer

Mehr Informationen und Buchung: Retzer Land GmbH Hauptplatz 30, 2070 Retz Tel.: +43 (0)2942 20010 E-Mail: office@retzerland.at www.retzerland.at

Radlerglück

Bluza-Tage

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Am Fuße des Weinbergs unter der berühmten Retzer Windmühle erwartet Sie das elegante Hotel Althof Retz. Einst als Burg Gründungspunkt der Stadt, steht es heute für gehobene, traditionelle Gastlichkeit auf bestem Weinviertler Niveau. Lustvollleichte Küche und erlesene Retzer Weine aus der Althof-Vinothek bilden den kulinarischen Rahmen für dieses genussvolle Gourmet-Angebot. 3-Tage-Genießer-Package mit Führung durch den Retzer Erlebniskeller (Österreichs größten Weinkeller) inklusive Weinverkostung in unserer Vinothek, Abendessen bei einem typischen Heurigen, 4-gängiges Kulinarium mit Weinbegleitung. PREISE1) DZ**** ab € 199,Zuschlag EZ € 20,BUCHUNG Hotel Althof Retz****: Tel.: +43 (0)2942 3711 willkommen@althof.at www.althof.at

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Wein- und Kulturradeln in genussvoller Umgebung – vom Retzer Land aus auf zwei Rädern ins Weinviertel starten: in die Dörfer, zu den Winzern, in die Kellergassen.

Goldener Herbst – mit Kürbis und Wein: die Vielfalt unserer Kürbisgerichte genießen und mit dem Wein Bekanntschaft machen in der GenussRegion Retzer Land Kürbis.

• 2 oder 3 Übernachtungen mit Frühstück • Candlelight-Dinner mit vier Weinen in einem ausgewählten Gasthaus im Retzer Land • Geführter Spaziergang in der Zellerndorfer Kellergasse „Maulavern“ mit Kellerjause • 1 Radkarte Retzer Land / Znaimer Land • 1 Flasche Weinviertel DAC (bei 3 Übernachtungen)

• 4 oder 3 Übernachtungen mit Frühstück (bei Nächtigung von Sonntag bis Donnerstag schenken wir Ihnen eine Nacht) • Dreigängiges Feinschmecker-Menü mit Kürbisprodukten und einem Glas Weinviertel DAC im Hotel Althof Retz**** • „Pschoad“-Packerl, gefüllt mit regionalen Köstlichkeiten, zum Beispiel für eine kleine Wanderung durch eine unserer herrlichen Kellergassen

PREISE1) Privatquartier beim Winzer mit Bad oder Dusche und WC (3 oder 4 Blumen/Sonnen) 2 Nächte Ab € 95,- 3 nächte ab € 119,-

PREISE1) Privatquartier beim Winzer mit Bad oder Dusche und WC (3 oder 4 Blumen/Sonnen) 4 oder 3 nächte Ab € 129,-2) Gasthof / Pension (3 oder 4 Sterne) 4 oder 3 nächte Ab € 155,-2) Hotel Althof Retz**** 4 oder 3 nächte Ab € 255,-2)

Gasthof / Pension (3 oder 4 Sterne) 2 Nächte ab € 109,- 3 nächte ab € 139,Hotel Althof Retz**** 2 nächte ab € 185,3 Nächte Ab € 255,-

Pauschalpreise pro Person im Doppelzimmer (DZ). Alle Preise verstehen sich inkl. 20 % gesetzlicher USt. Vier Nächte (So.–Do.) oder drei Nächte (Do.–So.) – Angebot gültig im Zeitraum 17. August bis 23. November 2014, Sonntag bis Donnerstag: 3 = 4.


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