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1002 handmade Skis

Bild: René Unternährer ist mit seiner Marke „swiss massiv’ einer der wenigen Skihersteller in der Schweiz, der seine Skier in Eigenproduktion herstellt und dafür einen hohen Aufwand betreibt, um seinen Kunden am Ende einen Ski mit hoher Verarbeitungsqualität zu liefern.

Nach unserem Riesenerfolg mit unserem Bericht 1001 handmade Skis anno 2015 folgt nun der Folgebericht. Trotz schrumpfenden Marktes kommt es immer mehr Menschen in den Sinn, eine eigene Skimarke aus der Taufe zu heben und auf den Markt zu bringen. Es sind diese kleinen Skifirmen, die mit ihren Ideen den Markt beleben und bereichern. Viele von ihnen produzieren auf bescheidenem Raum mit viel Leidenschaft ihre handgefertigten Ski. Leider zeigt sich bei Neueinsteigern gerne Fehler, die sie (beinahe) den Erfolg kosten. Für den Konsumenten bedeutet der Mut solcher Skibauer eine faszinierende Vielfalt am Markt. Auf den folgenden Seiten berichten wir über aktuelle handmade Skimarken und solche, die von sich behaupten, es zu sein.

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von Rolf Fleckenstein

Was bedeutet „handmade” bei der Herstellung eines Skis? Der Begriff selbst ist geradezu irreführend, werden doch bei jeder Skiproduktion Hände eingesetzt. Es gibt hier keine offizielle Definition. Doch was ist unter einem „handmade Ski” zu verstehen. Im Grundsatz geht es darum, sich von der Massenproduktion zu unterscheiden und damit auch eine hohe Qualität zu kommunizieren. Aus Sicht des Konsumenten wird unter dem Begriff ein hochwertiger Ski verstanden, der mit sorgfältigster Handarbeit hergestellt wurde. Doch wo ist die Grenze, wie viel Handarbeit erlaubt die Bezeichnung „handmade” und wo ist die Bezeichnung nicht mehr gerechtfertigt? Zur Handhabung dieses Begriffes gibt es keine Vorschriften oder Vereinbarungen. Und deshalb ist dies auch für mich schwierig zu beurteilen, welche Marke man tatsächlich als handmade bezeichnen würde und welche nicht und es braucht dazu auch einige Recherche. Gerade kleine Skimarken und Hersteller verwenden den Begriff „handmade”, auch um sich von der maschinell betriebenen Massenproduktion zu unterscheiden, wie man sie von grossen Skimarken kennt, die in riesigen Werken tausende und abertausende Ski am Tag produzieren.

Was ist handmade? Der Begriff „handmade” bei der Ski-Produktion ist schwierig zu definieren. Sicherlich schliesst der Begriff mit ein, dass der Hersteller ein eigenes Skikonzept und/oder eine eigene Skiform verwendet, um einen Ski zu fertigen, den es im Markt bisher nicht gibt. Beim Skikonzept kommt die spezifische Materialverwendung und -komposition dazu, bei der Wert auf den Einsatz von hochwertigen Materialien gelegt wird. Handmade bedeutet weiter, dass nicht irgendwelche Mitarbeiter von irgendwoher in irgendeiner Fabrik verschiedene Lagen in die Form legen und dann Schluss, sondern dass Skibauer, Schreiner oder zumindest sehr erfahrene und gut geschulte Mitarbeiter zahlreiche Arbeitsschritte präzise und mit hoher Sorgfalt durchführen, die zum grossen Teil händisch und mit einem hohem Aufwand durchführen. Die Arbeitsschritte selbst sind häufig viel intensiver und aufwendiger. Beispielsweise werden Massenski relativ kurze Zeit in der Form gepresst, wogegen kleine Hersteller ihre Skier gut eine Stunde oder sogar noch länger pressen und dann in aller Ruhe kühlen und nicht schock kühlen wie in der Massenherstellung. Das einzigartige Konzept, die ausgesuchten Materialien und der aufwendige geführte Herstellungsprozess sollen am Ende dazu führen, dass dem Kunden ein kleines Meisterstück übergeben wird.

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Dasselbe gilt für Uhren. Es gibt Marken, die massenweise Billig- Uhren für den kleinen Mann produzieren und solche, die höchste Uhrwerkkunst zelebrieren und eine ausgesuchte Kundschaft bedienen. Auch dort gibt es den Unterschied zwischen industrieller Massenproduktion und hoher Uhrwerkkunst, bei welcher erfahrene Uhrmacher tagtäglich höchste Präzisionsarbeit leisten.

Zu beurteilen, ob eine Skimarke wirklich zu Recht als „handmade” bezeichnet werden kann, ist schwierig. Die Überprüfung aller genannten Faktoren ist schwierig und auch fehlt ein Mass. Wie viel Anteil an Handarbeit erlaubt diese Begrifflichkeit und wie viel tut es nicht? Und wie will man das von aussen wirklich überprüfen. Ich habe versucht, einige kleine handmade Skimarken auf den folgenden Seiten zusammenzutragen, die wir besucht haben und über die wir recherchiert haben. Ich habe meinen Eindruck zu jeder Marke festgehalten und die Informationen dazu.

Wer sein Möbel nicht in einem Möbeldiscounter kauft, dessen Möbel häufig genug aus billigen Spanpressplatten besteht, sondern sich ein Möbel in einer Möbelschreinerei kauft, kann in der Regel davon ausgehen, dass er eine höherwertige Ware erhält. Sicherlich ist dies auch abhängig von der Schreinerei und deren Qualitätsstandards, doch im Grundsatz kann man das erwarten. Eine feine Schreinerei wird auch besondere Materialien verwenden und nur Stücke anbieten, die in einer kleinen Serie erhältlich sind und deshalb rarer und damit wertvoller sind. Zudem kann eine Schreinerei auch ein

Custom-Service anbieten und ein Möbel auf Kundenwunsch anfertigen, was der Möbeldiscounter nicht vermag. Aus diesem Grund ist ein Möbel bei einer Schreinerei sicherlich teurer als beim Discounter aber auch einzigartiger und wertvoller.

Eigenproduktion versus Fremdproduktion Was viele Konsumenten nicht wissen, ist die Tatsache, dass viele Skihersteller auch bei anderen Herstellern und Konkurrenten produzieren lassen, sei es aus Kapazitätsgründen oder sei es aus Kostengründen. Es fragt sich, ob die Eigenproduktion eines handmade Skis zwingend vorausgesetzt werden muss. Ich denke, nein. Wichtig ist, dass die Herstellung bei einem externen Hersteller die hohen Anforderungen an einen handmade Ski erfüllt. Solange dies gewährleistet ist, kann man sicherlich von einem handmade Ski sprechen.

Worin besteht der Nutzen? Ob das Fahrverhalten eines handmade Skis besser ist, ist sehr fraglich. Was das Skikonzept und das Engineering anbelangt, machen grosse Skimarken, die in der Masse produzieren einen ausgezeichneten Job. Einen handmade Ski zu kaufen, um damit ein bes-...(Den ganzen Artikel können Sie lesen, wenn sie das Magazin kaufen)

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swiss massiv

Zentralschweizer Skibaukunst

René Unternährer ist ein Skibauer mit langjähriger Berufs- und Branchenerfahrung, hatte er doch zuvor lange für Stöckli gearbeitet, bis er sich entschloss, seine eigene Marke auf den Markt zu bringen. Und diese Idee war gut, denn die Kunden verdanken es seiner Initiative und seinem Mut, dass die Skiwelt um ein paar wunderschöne Modelle bereichert wird, die in aufwendiger Handarbeit in seinen Produktionsräumen im luzernischen Entlebuch entstehen. Heraus stechen dabei seine Modelle mit der Entlebucher Eibe, bei dessen Berührung man den Eindruck hat, als streichle man über einen Baum. Dabei ist jeder Ski ein echtes Unikat, gerade bei den Modellen mit Eibenholz wird das deutlich, denn jeder Baum hat woanders seines Äste und das wird bei ihm individuell zelebriert und naturecht gelebt. Die Ausrichtung auf reine Carver Ski macht Sinn, schliesslich werden in Europa vor allem die Skisegmente Rennski, Carver oder Allmountain Ski gekauft und gefahren, schliesslich haben wir in Europa vor allem präparierte Pisten. Bei der Marke swiss massiv kann man sich zu 100% darauf verlassen, dass die Ski handmade sind. Für Konzept und Skibau ist der Unternehmer direkt verantwortlich, hier wird nichts ausgelagert. René Unternährer spricht von rund 9 Stunden reine Produktionszeit, bis ein Ski entsteht, das ist gelebte Sorgfalt. Heute steht Kunden eine ansehnliche Palette zur Verfügung. Die Modelle von swiss massiv können wir getrost weiterempfehlen, hier wird nichts geschummelt und nichts erzählt, was nicht stimmt. Das sind reine handgefertigte Schweizer Carvingski von hoher Qualität mit Vorliebe für Holz. Einzigartigkeit, Originalität, Rarität und höchste Verarbeitungsqualität sind garantiert. www.swissmassiv.ch

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R11

Sportliche Highend-Carver

Roy Leuenberger ist ein wahrhaft sympathischer Zeitgenosse, offen, kommunikativ, ehrlich und verliebt in seine Arbeit als schreiner und Skibauer. Viele Jahre war er bei der Stöckli Skifabrik, bis er sich vor 9 Jahren entschloss, eine eigene Skimarke auf die Beine zu stellen, die R11. Das hohe fachliche und handwerkliche Know-how bringt er mit, um Skier in aller Perfektion zu bauen. Auch hat er sich seine Skipresse selber gebaut - das ist selten genug und verlangt viel Know-how. heute bietet er drei Skimodellean - durchwegs Carver, die sich für den Pisteneinsatz perfekt eignen. Die Konstruktion des Skis überzeugt, die Herstellung ist aufwendig und verlangt viel handwerkliche Feinarbeit, produziert Roy Leuenberger seinen Ski doch in 16 Stunden. Die drei Skimodelle sind denn auch mit verschiedenen Optionen erhältlich. Zum einen wird der Ski nach Gewicht und Kraftaufwand individuell hergestellt, zum anderen kann die Farbe gewählt und ein persönlicher Name oder ein Firmenlogo eingraviert werden. Viel Leidenschaft, viel persönlicher Einsatz, hohe handwerkliche Qualität sind die Kennzeichen eines R11-Skis. www.r11.ch.

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Radical

Nachfolge geregelt

Auch Mark Farner ist eines der Urgesteine der Schweizer handmade Snowboards- und Ski-Szene. Bereits seit 35 Jahren produziert der Skibauer aus Zürich-Wollishofen seine Snowboard- und Skikollektionen für den Winter. Als einer der Pioniere startete Mark Farner 1984 mit seinen handgefertigten Snowboards. Anlässlich des neuen Shops und dessen Eröffnung liess das Unternehmen auch in seine Geschichte blicken und stellte verschiedene solcher Objekte von damals zur Schau. Man würde nicht vermuten, welche grossen Veränderungen die Branche in den vergangenen Jahrzehnten durchlaufen hat. Und Mark Farner blickt offensichtlich nach vorne und legt die Geschicke des Unternehmens in die Hände der nächsten Generation, denn ab dieser Saison sind Flo Hösli und Patrick Stauber Teil der Geschäftsleitung und übernehmen damit Verantwortung für die Zukunft des Geschäftes. Mit dem „One of Ten”-Modell zeigen sie, dass sie sich bewegen und den Kunden neue Konzepte liefern und das ist für ein kleines Geschäft lebenswichtig, denn hier zählt Innovation und Originalität.

Bilder: Bilder aus der Produktion (oben); Flo Hösli und Patrick Stauber vlnr. bei der Präsentation des neuen „One of Ten” 2019 anfangs Oktober; der Radical One of Ten Skimodell (unten)

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