Matchbox - Das wandernde Kunst- und Kulturprojekt in der Region Rhein-Neckar (Programm 2016)

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2016

DAS WANDERNDE KUNST- UND KULTURPROJEKT IN DER REGION RHEIN-NECKAR



9.9. — 16.10. 2016



INHALT MATCHBOX 7 NIBELUNGEN CYCLE 8

STORYLINES 10 TATORT NECKARTAL 12 FAHRTENSCHREIBER 14 HEMSBACH PROTOCOL 16 TERMINÜBERSICHT 19 NOCH MEHR MATCHBOX 20 KÜNSTLERINDEX 20 PARTNER UND UNTERSTÜTZER 21 IMPRESSUM 22

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MATCHBOX Als wanderndes Kunst- und Kulturprojekt – initiiert vom Kulturbüro der Metropolregion Rhein-Neckar – zieht Matchbox seit 2015 durch Kommunen im ländlichen Raum von Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz. Internationale Künstlerinnen und Künstler entwickeln dort in Zusammenarbeit mit den Bewohnerinnen und Bewohnern ortsspezifische Projekte und schaffen gemeinsame Räume. Matchbox lädt zur Teilhabe ein: Mit einer Kunst, die sich mit den Lebenswelten der Menschen auseinandersetzt, sie zum Thema, aber auch zu Protagonistinnen und Protagonisten macht. Bei der Erstauflage im vergangenen Jahr entstanden sieben Formate in zehn Orten, an denen sich über 3.000 Menschen beteiligten – die Lust an Partizipation und das Interesse, künstlerische und soziale Prozesse zu begleiten und mitzugestalten, sind hoch. Auch 2016 liefern die kulturellen Eigenheiten der Region, die Traditionen und Geschichten der Gemeinden und der Austausch mit den Menschen die Grundlage für die Kunstprojekte. Den geografischen Schwerpunkt bilden das Neckartal und die Bahnstrecke von Heidelberg bis Mosbach. In Zusammenarbeit mit der S-Bahn RheinNeckar werden dort die Bahnen mit künstlerischen Interventionen bespielt und ungewöhnliche Formate in den Kommunen entlang der Strecke entwickelt. Die S-Bahn wird zum Bühnenbild, zum Zuschauerraum, zum mobilen Schreibtisch. So schickt das Projekt FA H R T E N S C H R E I B E R die Autorin Julia Wolf sowie die Autoren Anis Hamdoun und David Wagner auf literarische Forschungsreise ins Neckartal – deren Fundstücke werden bei einer Lesung im Karlstorbahnhof präsentiert. Die Regisseurin Lea Aderjan entdeckt für ihr partizipatives Tour- und Audioformat S T O R Y L I N E S die unbekannten Geschichten und Sehenswürdigkeiten des Neckartals und der TAT O R T N E C K A R TA L der Theatermacher David Ortmann und Andreas Hillger zieht als bewegter Krimi durch die Region. Das diesjährige Programm ist eingebettet in zwei Aufführungen von Projekten, die bereits im vergangenen Jahr begonnen haben. Matchbox 2016 wird eröffnet mit der Stummfilmpremiere N I B E L U N G E N C Y C L E des renommierten New Yorker Performance-Duos Nature Theater of Oklahoma im Nationaltheater Mannheim. Der Film ist das Ergebnis ihrer Residenz in der Rhein-Neckar-Region: Auf einer dreiwöchigen Radtour durch zehn Kommunen drehten Kelly Copper und Pavol Liška gemeinsam mit den Menschen vor Ort ihre ganz persönliche Version des Nibelungenliedes. Ebenfalls fortgeführt wird das zweijährige Projekt H E M S B A C H P R O T O C O L des kanadischen Künstlerkollektivs Mammalian Diving Reflex. Dessen Leiter Darren O’Donnell zog von Toronto an die Bergstraße, um dort mit Geflüchteten und Einheimischen innovative Ansätze von Integration zu testen. Was bei dieser künstlerischen Intervention alles (nicht) funktioniert hat, ist als Performance und Abschluss von Matchbox 2016 im Theater im Pfalzbau in Ludwigshafen zu sehen. Matchbox zieht weiter durch die Region, manifestiert sich in unterschiedlichen Formen und hinterlässt Spuren. So wird die Idee des Literatur-Projekts M AT C H B O X D I A R I E S , bei dem 2015 die Lebensgeschichten von fünf Lorscherinnen und Lorschern von preisgekrönten Autorinnen und Autoren niedergeschrieben wurden, von den Kulturschaffenden und Bürgerinnen und Bürgern in Lorsch weitergeführt. Auch H E M S B A C H P R O T O C O L wird in der Metropolregion und darüber hinaus fortgesetzt. In den kommenden Jahren liegt der Fokus auf den Orten und Kommunen entlang des Rheins und in der Pfalz. So erschließt Matchbox Schritt für Schritt die Landkarte des Rhein-Neckar-Gebiets und lädt Kunstschaffende, Einheimische und Publikum weiterhin ein, den ländlichen Raum abseits der urbanen Zentren zu bespielen, zu besuchen und – zumindest für eine Weile – auch dort zu bleiben.

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NIBELUNGEN CYCLE NATURE THEATER OF OKLAHOMA (US)

Im Herbst 2015 begaben sich Kelly Copper und Pavol Liška vom New Yorker Nature Theater of Oklahoma auf ungewohntes Terrain: Das international gefeierte Performanceduo reiste diesmal nicht in eine der großen Hauptstädte der Welt, nicht ans Wiener Burgtheater oder zum renommierten Festival von Avignon, sondern in den ländlichen Raum der Metropolregion Rhein-Neckar. Für drei Wochen radelten sie mit großer Filmausrüstung durch zehn kleinere Kommunen und abgelegene Gegenden, auf theatraler Spurensuche nach dem verlorenen Schatz der Nibelungen und damit nach dem Geheimnis und der Bedeutung des größten deutschen Epos – der Nibelungensage. Inspiriert vom expressiven Schauspielstil und den eindrücklichen Bildern Fritz Langs drehte das Nature Theater of Oklahoma zusammen mit Hunderten Bewohnerinnen und Bewohnern der Region im und um den Odenwald seine ganz persönliche Version des Heldenepos. Die Gemeinden und Städte lieferten Motive und Themen. Dabei nutzten Kelly Copper und Pavol Liška die Originalschauplätze, die ihnen auf ihrer Radtour begegneten: Von der original Wormser Burgkulisse, die Fritz Lang für seinen Film in Babelsberg umständlich nachbauen musste, über das schöne Deutsche Drachenmuseum in Lindenfels bis zum Lorscher Kloster, das dem Nibelungenlied zufolge von Ute nach dem Tod ihres Gatten Dankrat gestiftet wurde. Neben den eindrucksvollen Bauwerken und Exponaten wurde auch so manches private Schlafzimmer zum Drehort. Musikalische Unterstützung kam vom Hermann Art Kollektiv – einem regional einzigartigen und interdisziplinär ausgerichteten Verbund von Künstlerinnen und Künstlern – sowie zahlreichen Musikerinnen und Musikern vor Ort. Die Teilhabe und aktive Unterstützung der Menschen in den Gemeinden spielte eine zentrale Rolle bei der Entstehung des Films. So trägt der Film nicht nur die Handschrift der beiden Regieführenden, sondern auch die metaphorischen Fingerabdrücke vieler Menschen aus der Region. N I B E L U N G E N C Y C L E demonstriert eine radikale Form der Publikumsbeteiligung und die konsequente Weiterführung der konzeptuellen und gleichzeitig sinnlich-spielerischen Theaterarbeit von Kelly Copper und Pavol Liška. Das Projekt ist mittlerweile zum Initiator für andere Produktionen der Gruppe geworden, die ebenso auf Partizipation wie auf eine starke Ästhetik setzen, etwa G E R M A N Y Y E A R 2 071 im Rahmen des diesjährigen Impulse Theater Festivals. Knapp ein Jahr nach dem Dreh kehrt das Nature Theater of Oklahoma nun in die Rhein-Neckar-Region zurück, um die Premiere von N I B E L U N G E N C Y C L E am Nationaltheater Mannheim zu feiern, bevor der Film auf den Festivals der Welt zu sehen sein wird. NATURE THEATER OF OKLAHOMA Kelly Copper (geb. 1971 in Gainesville, USA) und Pavol Liska (geb. 1973 in Skalica, Slowakei) arbeiten seit 1997 zusammen. 2006 gründeten sie gemeinsam das New Yorker Nature Theater of Oklahoma, um „die Arbeit zu machen, von der sie nicht wissen, wie man sie macht“, was zu neuartigen Verbindungen von Oper, Tanz, Theater und Film gepaart mit Popkultur und Humor führte. Mittlerweile ist das Nature Theater of Oklahoma eine der bekanntesten New Yorker Off-Off-Off-Broadway-Truppen. Frühere Arbeiten waren auf den wichtigsten Theaterfestivals der Welt zu Gast, darunter Wiener Festwochen, Berliner Theatertreffen, Festival d’Avignon u. v. m. Die neunteilige Performance-Reihe L I F E A N D T I M E S , größtenteils am Wiener Burgtheater produziert, wurde in den Mousonturm Frankfurt, nach Kampnagel Hamburg, zur Ruhrtriennale sowie zum Steirischen Herbst eingeladen und war u.a. in Frankreich, Australien, USA, Schweden und England als Gastspiel zu sehen. Weitere international ausgezeichnete Produktionen sind etwa R A M B O , R O M E O A N D J U L I E T, N O D I C E , P O E T I C S : A B A L L E T B R U T oder D I A L- A - L O G .

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PREMIERE NIBELUNGEN CYCLE 9.9.2016 Beginn: 19.00 Uhr Schauspielhaus, Nationaltheater Mannheim, Am Goetheplatz, 68161 Mannheim Eröffnung von Matchbox 2016: 18.30 Uhr Im Anschluss Premierenfeier im Theatercafé

KARTEN Karten erhalten Sie online unter www.nationaltheater-mannheim.de oder über das Kartentelefon des Nationaltheaters (0621 1680 150). Preis: 15 Euro, ermäßigt 8,50 Euro Die Uraufführung des Projekts N I B E L U N G E N C Y C L E findet in Kooperation mit dem Nationaltheater Mannheim statt.

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STORYLINES LEA ADERJAN (DE)

S T O R Y L I N E S begibt sich auf die Suche nach den Narrativen des Neckartals: Welche Geschichten verstecken sich in den Wirtshäusern der romantischen Altstädte, in der ehemaligen Bäckerei der Großeltern oder im Vorgarten des Nachbarn? An was erinnern sich nur noch die Gartenzwerge, und welche Geschehnisse sind den Bewohnerinnen und Bewohnern eines Ortes vielleicht noch nie über die Lippen gegangen? Wessen Biografie oder Zukunftspläne sind mit dem brachliegenden Feld neben den Gleisen verbunden? S T O R Y L I N E S begreift die Kommunen des Neckartals als erzählerische Schatztruhen und die Bewohnerinnen und Bewohner als ortskundigste Expertinnen und Experten. Sie sind die Wegbereiterinnen und Wegbereiter dieses Projekts, das sich zunächst an den Stationen der Bahnstrecke zwischen Heidelberg und Mosbach entlanghangelt, um sich von dort auf abwegige Pfade und an Sehenswürdigkeiten zu begeben, die kein regionaler Fremdenführer verzeichnet. Die gesammelten Geschichten, Anekdoten, individuellen Erinnerungen und Erlebnisse, die an reale und vermeintlich unsichtbare Schauplätze der Region geknüpft sind, finden in Form von Lautsprecheransagen ihren Weg zurück in die Züge. Sie begleiten Pendlerinnen und Pendler als akustische Alltagsirritationen und laden Einheimische wie Besucherinnen und Besucher von außerhalb zu Performances und Installationen in die Kommunen ein. Tour Guides sind dabei die Bewohnerinnen und Bewohner des Neckartals – denn wer könnte besser berichten von den Gerüchten vom Marktplatz vor 30 Jahren, den Nächten an der Burgruine oder davon, wo der kleine Kirschbaum wuchs, der später seine Früchte für den besten Kuchen der Stadt hergab, als diejenigen, die selbst dort waren und leben? Als partizipatives Tour- und Audioformat lädt S T O R Y L I N E S Geschichtenerzählerinnen und -erzähler, Sprecherinnen und Sprecher, Reiseführerinnnen und Reiseführer zum Mitmachen ein und das Publikum zum Zuhören, Ein- und Aussteigen.

LEA ADERJAN (REGIE) Jahrgang 1987, wuchs zwischen Norddeutschland und Mannheim auf und arbeitet als freie Regisseurin. Sie studierte Soziale Arbeit in Ludwigshafen sowie Theaterpädagogik im Master an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Im Anschluss folgten zahlreiche Assistenzen im Bereich Regie am Nationaltheater Mannheim, u. a. bei Tobias Rausch, Miriam Tscholl, Lajos Talamonti und Dominic Friedel, mit Fokus auf die in der Spielzeit 2012/2013 neu gegründete Bürgerbühne. In deren Rahmen leitete sie den Spielclub C L U B D E R A L LTÄ G L I C H E N . Verschiedene performative Installationen, u. a. T H I N G S T H AT I L L U M I N AT E D am Mannheimer Künstlerhaus zeitraumexit oder I A M O N LY V I S I T I N G in der Galerie Speckstraße Hamburg. Lea Aderjan inszenierte G E S C H L O S S E N E G E S E L L S C H A F T am Jugendkulturzentrum FORUM sowie zuletzt im Auftrag der Projektfabrik GmbH in Kooperation mit dem Jobcenter Mannheim L A N G Z E I T S T Ü R M E R , eine Stückentwicklung mit 20 Langzeitarbeitslosen, die am Nationaltheater Mannheim gezeigt wurde.

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STORYLINES AUDIOINSTALLATION: 26.9. – 15.10.2016 TOUREN: 30.9., 1., 7., 8. UND 11.10.2016 Uhrzeit wird noch bekannt gegeben Startpunkt: Karlstorbahnhof Heidelberg, Am Karlstor 1, 69117 Heidelberg KARTEN Karten erhalten Sie online unter www.karlstorbahnhof.de. S T O R Y L I N E S findet in Kooperation mit der S-Bahn RheinNeckar statt.

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TATORT NECKARTAL – EIN BEWEGTER KRIMI DAVID ORTMANN, ANDREAS HILLGER (DE)

Gefahr im Verzug! Gerade noch glitt die S-Bahn fast geräuschlos am Neckar entlang und dem Feierabend entgegen, da wird das Idyll von einem impulsiven Polizeikommissar gestört. Aus dem Zug wird ein Einsatzwagen, die Fahrgäste werden kurzerhand zu Hilfssheriffs erklärt, und schon rast die Bahn – besondere Umstände erfordern besondere Ermittlungsmethoden – einem Kriminalfall hinterher, dessen Einzelheiten sich den Insassen erst langsam offenbaren. Und dessen Ensemble von Tatverdächtigen und Zeuginnen und Zeugen, Ermittelnden, Staatsanwältinnen und Staatsanwälten sowie Pathologinnen und Pathologen das Publikum doch immer wieder an die am längsten laufende und beliebteste Fernsehserie der Deutschen erinnert… Willkommen also in diesem bewegten Krimi, der sich im Herbst so oder so ähnlich in der Metropolregion Rhein-Neckar abspielen wird. Nicht auf der Guckkastenbühne eines Theaters wird hier ermittelt, sondern im wohl aufwändigsten Bühnenbild überhaupt: in den Straßen, Städten, Bahnhöfen und – ja, sogar in den Nahverkehrszügen der Region. Immer wieder schlagen projizierte Videosequenzen und liebevolle Stereotypen den Bogen zur Fernsehserie, und doch war der „Tatort“ noch nie so unmittelbar, waren die Zuschauerinnen und Zuschauer niemals zuvor der Aufklärung des Falls so nah. TAT O R T N E C K A R TA L ist eine außergewöhnliche Mischung aus Theaterabend, Live-Performance, Improvisationstheater und Video-Krimi. Die spannenden Fälle spielen mit der Geschichte der Region und laden ein, sie mit anderen Augen zu sehen, während die Dialoge und ständigen Ortswechsel das Publikum ordentlich auf Trab halten. Am Ende ist die atemlose Suche nach den Schuldigen und ihren Motiven aber vor allem eines: eine theatrale Liebeserklärung an die eigene Region. Unter dem Namen TAT O R T D E S S A U wurde dieses Format von David Ortmann und Andreas Hillger am Anhaltischen Theater Dessau entwickelt. Nun findet der bewegte Theaterkrimi zwischen Rhein und Neckar eine neue Heimat. DAVID ORTMANN (IDEE, REGIE UND VIDEO) war Schüler des Sprachenzweiges an der Landesschule Pforta in Sachsen-Anhalt. Nach dem Abitur arbeitete er als Regieassistent am Nordharzer Städtebundtheater Halberstadt/Quedlinburg und am Anhaltischen Theater Dessau, später als Regisseur. Neben zahlreichen Inszenierungen am Dessauer Theater inszenierte er auch an den Bühnen Halle, der Bühne Wittenberg, am Theater Wismar, beim Aequinox-Festival Neuruppin und in diversen freien Produktionen. Er arbeitete mit renommierten Ensembles wie der Lautten Compagney Berlin und der Staatskapelle Halle zusammen. Von 2013 bis 2015 leitete er, gemeinsam mit der Dramaturgin Sabeth Braun, das Alte Theater Dessau. Seit Sommer 2015 arbeitet er als freischaffender Regisseur. David Ortmann lebt mit seiner Familie in Leipzig.

ANDREAS HILLGER (BUCH) geboren 1967 in Dessau, arbeitete nach einem kirchlichen Abitur zu DDR-Zeiten als Regieassistent, Transportarbeiter und Buchhändler. Nach der Wende war er bis 2012 als Kulturredakteur für die Mitteldeutsche Zeitung tätig, unter Pseudonym schrieb er ab 2007 Theaterstücke. Mit David Ortmann arbeitete Hillger, der von 2013 bis 2015 als Leitender Schauspieldramaturg am Dessauer Theater tätig war, als Autor u.a. bei den Wittenberger Inszenierungen J A G D A U F J U N K E R J Ö R G und G O T T E S N A R R U N D T E U F E L S W E I B sowie bei der Entwicklung der Dessauer Reihen D E R S TA AT S A N W A LT H AT D A S W O R T und TAT O R T D E S S A U zusammen. Mit G L Ä S E R N E Z E I T hat Andreas Hillger zudem seinen ersten Roman veröffentlicht. Seit der Saison 2015/16 arbeitet er freiberuflich als Autor, Dramaturg und Kurator.

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TATORT NECKARTAL 2.,4.,6.,8. UND 9.10.2016 Uhrzeit wird noch bekannt gegeben Startpunkt: Karlstorbahnhof Heidelberg, Am Karlstor 1, 69117 Heidelberg Bitte tragen Sie wetterfeste Kleidung und festes Schuhwerk. KARTEN Karten erhalten Sie online unter www.karlstorbahnhof.de. TAT O R T N E C K A R TA L findet in Kooperation mit der S-Bahn RheinNeckar statt.

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FAHRTENSCHREIBER

ANIS HAMDOUN, DAVID WAGNER, JULIA WOLF (SYR/DE)

Literatur nimmt mit auf Reisen. Matchbox nimmt diesen Gedanken auf und dreht den Spieß um: Autorinnen und Autoren werden in die Region eingeladen und auf Reisen geschickt, zu unbekannten Orten und neuen Gesichtern. Die S-Bahn im Neckartal wird dafür kurzzeitig zur neuen Heimat. Ihr Raum, so mobil wie hermetisch, wird alltäglich aufs Neue durch Reisende geprägt: Pendlerinnen und Pendler, Schülerinnen und Schüler, Touristinnen und Touristen und viele andere erschaffen ein gesellschaftliches Biotop auf Zeit, dessen Eigenarten vielleicht am besten mit dem Blick von außen zu erkennen und zu beschreiben sind. FA H R T E N S C H R E I B E R interessiert sich für den forschenden und dokumentierenden Blick der Schreibenden auf die Region und die Menschen im Neckartal. Dieses Experiment macht sowohl die Einheimischen als auch die „Eindringlinge“ für den Zeitraum der Autorenresidenz im September 2016 im besten Sinne zu Versuchskaninchen. Entstehen kann dabei ein Pendlerporträt oder Reisetagebuch, eine Bestandsaufnahme der fahrenden Region oder vielleicht ein literarischer Appell zum Ausblick. Die Texte werden abschließend bei einer Lesung im Karlstorbahnhof von den Autorinnen und Autoren präsentiert. ANIS HAMDOUN ist Autor, Regisseur und Filmemacher. Er wurde 1985 in Homs, Syrien, geboren. Er unterrichtete Theater und Englisch an Privatschulen. Seit Ende 2013 lebt er in Osnabrück. Dort entwickelte er neben Inszenierungen für die englische Theatergruppe The Ostensibles gemeinsam mit Maan Mously das Fernsehformat A C H S O F R O M O S N A B R Ü C K , das auf os1 tv und im Internet Geflüchteten die Strukturen der Stadt erläutert. Am Theater Osnabrück inszenierte Anis Hamdoun für das 6. Spieltriebe-Festival 2015 sein Stück T H E T R I P, das beim diesjährigen Theatertreffen des Online-Fachportals nachtkritik.de auf den ersten Platz gewählt wurde. 2016 ist mit Beethovens F I D E L I O und dem EXPAT PHILHARMONIC ORCHESTRA in Fürth seine erste Operninszenierung zu sehen.

DAVID WAGNER 1971 geboren, debütierte mit dem Roman M E I N E N A C H T B L A U E H O S E . Es folgten der Erzählungsband W A S A L L E S F E H LT, das Prosabuch S P R I C H T D A S K I N D, die Essaysammlungen W E L C H E FA R B E H AT B E R L I N und M A U E R P A R K , die Kindheitserinnerungen D R Ü B E N U N D D R Ü B E N (mit Jochen Schmidt) sowie der Roman V I E R Ä P F E L , der auf der Longlist des Deutschen Buchpreises stand. 2013 wurde ihm für sein Buch L E B E N der Preis der Leipziger Buchmesse verliehen, 2014 erhielt er den Kranichsteiner Literaturpreis und war erster „Friedrich-Dürrenmatt-Gastprofessor für Weltliteratur“ an der Universität Bern. Seine Bücher wurden in 17 Sprachen übersetzt. Im September 2016 erscheint E I N Z I M M E R I M H O T E L , das danach fragt, wo wir sind, wenn wir reisen, und mehr als 100 Hotelzimmer beschreibt, wie jeder sie kennt und so noch nie gesehen hat.

JULIA WOLF Jahrgang 1980, studierte Nordamerikastudien, Lateinamerikanistik und Germanistik. Sie schreibt für Radio, Theater und Film. Ihr Theaterstück D E R D U wurde 2010 am Düsseldorfer Schauspielhaus uraufgeführt und für den WDR als Hörspiel inszeniert. Ihr Debütroman A L L E S I S T J E T Z T erschien 2015 in der Frankfurter Verlagsanstalt und wurde mit dem Kunstpreis der Lotto Brandenburg GmbH in der Sparte Literatur ausgezeichnet. Stipendien des Hessischen Literaturrats in Cetate, Rumänien, und der MacDowell Colony in New Hampshire, USA (2015) sowie des Künstlerhauses Edenkoben, der Akademie der Künste (Alfred-Döblin-Stipendium) und des Schriftstellerhauses Stuttgart (2016). Beim diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Preis stellte Julia Wolf einen Auszug aus ihrem zweiten Roman W A LT E R N O W A K B L E I B T L I E G E N vor, der im Frühjahr 2017 in der Frankfurter Verlagsanstalt erscheint, und erhielt dafür den 3sat-Preis.

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FAHRTENSCHREIBER 11.10.2016 Uhrzeit wird noch bekannt gegeben klub_k, Karlstorbahnhof Heidelberg, Am Karlstor 1, 69117 Heidelberg KARTEN Karten erhalten Sie online unter www.karlstorbahnhof.de. FA H R T E N S C H R E I B E R findet in Kooperation mit dem Karlstorbahnhof Heidelberg und der S-Bahn RheinNeckar statt.

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HEMSBACH PROTOCOL

MAMMALIAN DIVING REFLEX / DARREN O‘DONNELL (CAN)

Die Aufnahme, Unterbringung und Integration von Geflüchteten stellen die Kreise und Kommunen besonders seit letztem Jahr vor große finanzielle, organisatorische, vor allem aber menschliche Aufgaben. Die Stadt Hemsbach an der Bergstraße stellte sich diesen Aufgaben von Anfang an auf bemerkenswert engagierte Weise. Vor diesem Hintergrund entstand dort die Zusammenarbeit mit dem kanadischen Künstlerkollektiv Mammalian Diving Reflex, dessen Kunst stets an den Sollbruchstellen der Gesellschaft ansetzt, sie offenlegt und mit vermeintlich bescheiden daherkommenden Projekten langfristig zu verändern sucht. Für das zweijährige Projekt H E M S B A C H P R O T O C O L zog Darren O’Donnell, Gründer und künstlerischer Leiter der Gruppe, zunächst mehrere Wochen in ein Flüchtlingswohnheim in Hemsbach, um schließlich seinen Lebensmittelpunkt von Toronto an die Bergstraße zu verlegen. Dort entwickeln Darren O’Donnell und sein Team über mehrere Monate gemeinsam mit Geflüchteten und Einheimischen innovative Ansätze von Integration, um auszutesten, was (nicht) funktioniert, und Einsichten zu gewinnen, die auch andernorts von Nutzen sein können. Dabei reicht das Spektrum dieser „Tests“ vom internationalen Kochwettbewerb H A U S G E M A C H T E S H E M S B A C H und gemeinsamen Performances über das Knüpfen neuer sozialer und professioneller Netzwerke bis zur unkonventionellen Umsetzung einzelner Pilotprojekte, etwa eines Autoexports von Hemsbach nach Gambia. Mit den Mitteln der Kunst schafft Mammalian Diving Reflex ein kreatives Labor, in dem das interkulturelle Zusammenleben und die Zukunft nicht nur theoretisch befragt, sondern en miniature ausprobiert werden. Was bedeuten Weinfeste für die regionale Identität, und warum überrascht die Perspektive Geflüchteter auf diese Tradition? Welche kulturellen Codes gilt es beim Dating in Deutschland zu beachten? H E M S B A C H P R O T O C O L konzentriert sich dabei auf das Hier und Jetzt und – mit dem bewährten Optimismus von Mammalian Diving Reflex – darauf, was aus der Selbstermächtigung der Neu-Hemsbacher entstehen kann. Die Etappen dieser Recherche im Mikrokosmos präsentieren die Geflüchteten in einer Performance, die mit entwaffnender Leichtigkeit und Energie von ihrer aktuellen Lebenswirklichkeit berichtet. H E M S B A C H P R O T O C O L hat sich als prozessorientiertes Projekt seit Beginn 2015 stetig weiterentwickelt. Frühere Stadien waren bei Präsentationen u. a. bei der 3. Bürgerbühnentagung am Badischen Staatstheater Karlsruhe und bei zeitraumexit in Mannheim zu sehen. Im Rahmen des Festivals O F F E N E W E LT am Theater im Pfalzbau Ludwigshafen ist H E M S B A C H P R O T O C O L erstmals als Theaterabend zu sehen.

MAMMALIAN DIVING REFLEX / DARREN O‘DONNELL Darren O’Donnell ist Gründer und künstlerischer Leiter von Mammalian Diving Reflex, Dramatiker, Theater- und Filmregisseur, Stadtplaner sowie Autor u. a. des Buches S O C I A L A C U P U N T U R E , das sich für eine Ästhetik von bürgerschaftlichem Engagement ausspricht. Die Arbeiten von Mammalian Diving Reflex wurden mehrfach ausgezeichnet und weltweit gezeigt, u. a. bei Kunstenfestivaldesart (Brüssel), PuSh Festival (Vancouver), Performa (New York), TBA Festival (Portland) sowie zuletzt am Sydney Opera House, LIFT (London) und bei der Ruhrtriennale.

TEAM Igor Avramovski, Konstantin Bock, Nuha Bojang, Ebrima Colley, Jana Eiting, Alice Fleming, Lea Gerschwitz, Marie-Luise Hohenadel, Darren O’Donnell, Fitim Pajazitaj, Nwachukwu Samuel, Arman Sharifi, Ibrahim Sulaiman, Onwe Sunday, Jenna Winter, Papa Yankis u.a.

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HEMSBACH PROTOCOL 16.10.2016 Beginn: 17.00 Uhr Studio, Theater im Pfalzbau, Berliner Straße 30, 67059 Ludwigshafen KARTEN Karten erhalten Sie online unter www.theater-im-pfalzbau.de oder über das Kartentelefon des Pfalzbaus (0621 504 2558).

H E M S B A C H P R O T O C O L ist ein Projekt in Zusammenarbeit mit der Stadt Hemsbach, dem Rhein-Neckar-Kreis sowie dem BürgerschaftlichenIntergrationsProjekt BIP.

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TERMINÜBERSICHT

9.9.2016 NIBELUNGEN CYCLE (S. 8) FILM

7.10.2016 STORYLINES (S. 10) PERFORMANCE/TOUR

26.9.-15.10.2016 STORYLINES (S. 10) AUDIOINSTALLATION

8.10.2016 STORYLINES (S. 10) PERFORMANCE/TOUR

30.9.2016 STORYLINES (S. 10) PERFORMANCE/TOUR

8.10.2016 TATORT NECKARTAL (S. 12) SCHAUSPIEL/TOUR

1.10.2016 STORYLINES (S. 10) PERFORMANCE/TOUR

9.10.2016 TATORT NECKARTAL (S. 12) SCHAUSPIEL/TOUR

2.10.2016 TATORT NECKARTAL (S. 12) SCHAUSPIEL/TOUR

11.10.2016 STORYLINES (S. 10) PERFORMANCE/TOUR

4.10.2016 TATORT NECKARTAL (S. 12) SCHAUSPIEL/TOUR

11.10.2016 FAHRTENSCHREIBER (S. 14) LESUNG

6.10.2016 TATORT NECKARTAL (S. 12) SCHAUSPIEL/TOUR

16.10.2016 HEMSBACH PROTOCOL (S. 16) PERFORMANCE

Kontakt: matchbox@m-r-n.com 0621 12987 90

Änderungen vorbehalten. Bitte informieren Sie sich vor der Veranstaltung auf unserer Webseite. Weitere Informationen zu allen Projekten finden Sie auf www.matchbox-rhein-neckar.de oder www.facebook.com/matchbox.rheinneckar.

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NOCH MEHR MATCHBOX

KÜNSTLERINDEX

Ein perfektes Match ist mehr als nur eine flüchtige Bekanntschaft zwischen Künstlergruppen und Kommunen. Es ist Ausgangspunkt für ein gemeinsames Kunstwerk, das sich mit dem Ort auseinandersetzt, ihn einbezieht und dauerhaft in ihn hineinwirkt. So gibt Matchbox mancherorts den Anstoß für Projekte, die die Kommunen fortführen und weiterentwickeln. Im Sommer 2015 kamen für das Projekt M AT C H B O X D I A R I E S vier preisgekrönte Autorinnen und Autoren nach Lorsch, um Biografien von fünf Lorscherinnen und Lorschern zu verfassen. Nun kehren sie im September für Lesungen zurück und setzen damit gleichzeitig den Startschuss für die L O R S C H E R L I T E R AT U R- S T U B E – einen Ort, an dem die Bürgerinnen und Bürger selbst zu Biografen werden, unter der Anleitung der M AT C H B O X D I A R I E S -Autorinnen und Autoren. In einem einjährigen Prozess lernen die Teilnehmenden, selbst die Geschichten ihrer Mitbürgerinnen und Mitbürger zu Papier zu bringen. Am Ende steht ein gemeinsames Lese-Festival, bei dem Profis und Laien ihr Werk gleichermaßen in Lesungen präsentieren.

LEA ADERJAN Matchbox 2016: Storylines AKOS DOMA Matchbox 2015: Matchbox Diaries MATTHIAS DÖRSAM Matchbox 2015: Einhausen Unplugged JULIUS GALE Matchbox 2015: Einhausen Unplugged MARJANA GAPONENKO Matchbox 2015: Matchbox Diaries ANIS HAMDOUN Matchbox 2016: Fahrtenschreiber ANDREAS HILLGER Matchbox 2016: Tatort Neckartal WILL ST LEGER Matchbox 2015: Sleeping Dragon QUE DU LUU Matchbox 2015: Matchbox Diaries MAMMALIAN DIVING REFLEX / DARREN O‘DONNELL Matchbox 2015-2016: Hemsbach Protocol MINE Matchbox 2015: Einhausen Unplugged

LESUNGEN IM RAHMEN DER LESESTADT (1. – 4.9.2016, BENEDIKTINERPLATZ, LORSCH) 1.9.2016: 1. LITERATUR-STUBE: LESE-STUBE MIT NELLJA VEREMEJ (CA. 20.30 – 23.30 UHR) 2.9.2016: 1. LITERATUR-STUBE: SCHREIB-STUBE MIT MARJANA GAPONENKO (CA. 20.30 – 23.30 UHR) 3.9.2016: 1. LITERATUR-STUBE: DENK-STUBE MIT FABIAN BURSTEIN (20.30 – 23.30 UHR)

Weitere Informationen unter www.stadtlesen.com/lesestaedte/lorsch

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NATURE THEATER OF OKLAHOMA Matchbox 2015-2016: Nibelungen Cycle JOSÉ F. A. OLIVER Matchbox 2015: Matchbox Diaries DAVID ORTMANN Matchbox 2016: Tatort Neckartal SHOWCASE BEAT LE MOT Matchbox 2015: Odenwald Man NELLJA VEREMEJ Matchbox 2015: Matchbox Diaries DAVID WAGNER Matchbox 2016: Fahrtenschreiber JULIA WOLF Matchbox 2016: Fahrtenschreiber ZIGGY HAS ARDEUR Matchbox 2015: Einhausen Unplugged


PARTNER UND UNTERSTÜTZER

PARTNER:

UNTERSTÜTZT UND GEFÖRDERT VON:

IN KOOPERATION MIT:

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IMPRESSUM HERAUSGEBER Metropolregion Rhein-Neckar GmbH und Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar e.V. Kulturb端ro N7, 5-6 68161 Mannheim Tel.: 0621 12987 90 E-Mail: matchbox@m-r-n.com www.matchbox-rhein-neckar.de www.facebook.com/matchbox.rheinneckar Twitter: @KulturRN www.m-r-n.com/kulturbuero GRAFIK UND DESIGN Atelier Kontrast REDAKTION Anna Arenz, Lea Gerschwitz TEAM Thomas Kraus, K端nstlerische Leitung Anna Arenz, Projektleitung und Kommunikation Lea Gerschwitz, Dramaturgie und Produktion Julia Kizhukandayil, Projektleitung (in Elternzeit) Fabian Burstein und Florian Malzacher, K端nstlerische Beratung Ulrike Hacker, K端nstlerische Beratung Fahrtenschreiber Annika Essert, Praktikantin Sandy Lauschny, Praktikantin Nadja Thomsen, Praktikantin FOTONACHWEISE S. 8: Andreas Neumann S. 11: Gunnar Fuchs S. 12: Sabeth Braun; David Ortmann S. 13: Gunnar Fuchs S. 14: Mohammad Abo Shukur; Susanne Schleyer; Franziska Rieder S. 15: Gunnar Fuchs Alle Rechte vorbehalten. Abdruck (auch auszugsweise) nur mit Genehmigung des Herausgebers und der Redaktion.

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WWW.MATCHBOX-RHEIN-NECKAR.DE


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