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Saisonabbruch im siebten Bundesligajahr

sAisonrückblick Wölfe

Nach dem Willen aller Freunde und Gönner der unterfränkischen Zweitliga Handballer aus Rimpar, sollte das verflixte siebte Jahr nicht zum Stolperstein werden. In der Steuerzentrale der Wölfe setzte man auf Kontinuität. Ohne wirklichen Neuzugang bei den Spielern – einziger Abgang Max Bauer (HSC Bad Neustadt) – war der Fahrplan, mit einem kleinen 15-Mann-Kader die Aufgabe zu meistern.

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Die einzige Veränderung auf der Bank war die Verpflichtung von Trainer Ceven Klatt, der den Ur-Rimparer Matthias Obinger nach vier erfolgreichen Jahren in der Chefrolle ablöste. Durchaus große Fußstapfen, die es für den gebürtigen Brandenburger zu füllen galt, gelang es doch Obinger trotz Minimalbudgets den unterfränkischen Abstiegskandidaten, nach drei Jahren in Folge in der oberen Tabellenhälfte, zu einer festen Größe der zweiten Bundesliga werden zu lassen.

Die Vorbereitung verlief mehrheitlich positiv und endete mit dem Erstrunden-DHB-Pokalturnier in Nieder-Roden. Dort erwies sich das Starensemble der MT Melsungen als eine Nummer zu groß für die Grün-Weißen, selbst wenn man sich bei der 24:31-Niederlage mehr als ordentlich präsentierte und damit reichlich Selbstvertrauen für den bevorstehenden Saisonstart mitnehmen konnte. Auf Grund der jährlichen Renovierungsarbeiten der Wölfe-Heimspielstätte sind die Erschwernisse zu Saisonbeginn, mit drei Auswärtsspielen in Folge, schon zur ungeliebten Tradition geworden. Dennoch schlugen sich die Wölfe mit 3:3 Punkten dabei wacker und nutzten diesen Start, um mit Rückenwind im ersten Heimspiel gegen den TSV Bayer Dormagen ihr treues Publikum mit einem Sieg zu begrüßen. Es folgten drei weitere Erfolge, sodass die Unterfranken nach sieben Spieltagen völlig unerwartet mit 11:3 Punkten hinter dem ASV Hamm von einem Aufstiegsplatz grüßten.

Ein Moment zum Stillhalten und Genießen, denn der Spielplan hatte für die Monate Oktober und November die richtig großen Kaliber vorgesehen. Es folgten fünf Niederlagen aus sechs Begegnungen, darunter einige gegen Aufstiegsfavoriten wie TuSEM Essen und die SG BBM Bietigheim. So schnell die Wölfe zu Saisonbeginn in einer sehr ausgeglichenen Liga in der Tabelle nach oben schossen, so gnadenlos spülte diese erfolglose Phase die Grün-Weißen durch das Feld nach unten auf Rang 11 mit Blick in Richtung Abstieg (5 Punkte Abstand).

Doch die Klatt-Schützlinge sind in ihrer siebten Zweitligasaison reif genug, um keine Panik aufkommen zu lassen. Eine starke Serie mit drei Siegen im Dezember sorgte für einen stabilen Mittelplatz zum Ende der Hinrunde. Diese Phase wurde gekrönt mit einer überragenden Teamleistung im Weihnachtsspiel gegen das favorisierte Team aus Lübbecke (25:24), bei welchem die Wölfe ohne Linksaußen auflaufen mussten. Die Linkshänder-Seite sprang in die Bresche und drückte mit 12 Toren durch Kaufmann und Sauer dem Spiel den Stempel auf.

Halbzeittabelle 2. Handball-Bundesliga 2019/20

Furioser Start in die Rückrunde

Den trügerischen Tabellenplatz 10 nach der Hinrunde, mit 8 Punkten Rückstand zu den Aufstiegsplätzen und nur 6 Zählern vor dem ersten Abstiegsplatz, verbesserten die Wölfe mit zwei Siegen noch im Jahr 2019, so dass der Rückstand zum Tabellenzweiten TuSEM Essen bis zum Jahreswechsel auf nur noch vier Punkte verkürzt werden konnte. Es galt also die Winterpause zum Kräfte sammeln zu nutzen, um auch die zweite Saisonhälfte ähnlich erfolgreich zu gestalten, damit man sich so lange als möglich in Schlagdistanz zu den vorderen Plätzen halten kann. Die 26:29-Niederlage gegen den Altmeister aus Gummersbach im zweiten Heimspiel des Jahres 2020 brachte die langsam wachsende Euphorie wieder zurück in realistischere Fahr-

wasser und dennoch blieben die Wölfe bissig und nutzten jede sich bietende Gelegenheit, um Punkte auf ihr Konto zu bringen. Bis zum 24. Spieltag blieb diese Niederlage die einzige in der Rückrunde, als eine Nachricht die Runde machte, welche es so in der Sportwelt noch nie zuvor gegeben hatte. Das Auswärtsspiel gegen die drittplatzierte SG BBM Bietigheim wurde am 10. März vorzeitig abgesagt und ab hier beherrschte ein Begriff alles was folgte: CORONA-VIRUS. Ein paar Wochen lang gab es die Hoffnung, dass dies nur vorübergehend sei und die ausgefallenen Spiele nachgeholt werden können, bis es am 21. April Gewissheit gab und die Saison für beendet erklärt wurde. Weniger tragisch war, dass der siebte Tabellenplatz sportlich nicht mehr verbessert werden konnte, dafür umso mehr die Tatsache, dass durch die fehlenden Einnahmen die DJK Rimpar Wölfe GmbH, ebenso wie alle anderen Mannschaften der Liga, finanziell in Schwierigkeiten geriet, was nur durch schnelle Einführung von Kurzarbeit und einer „Crowd-

Tabelle zum Saisonabbruch 2. Handball-Bundesliga 2019/20 funding-Aktion“ vorübergehend gelindert werden konnte. Zudem gab es keine Möglichkeit mehr, Fin Backs, Patrick Gempp und Benni Herth, deren Wechsel zum Saisonende bereits feststand, gebührend zu verabschieden, und allen voran die Rimparer Torhüterlegende Max Brustmann bei seinem Karriereende mit ganz großem Bahnhof für die vielen Jahre im Wölfe-Dress und als Garant des Aufstiegs und Verbleibs in der 2. Handball-Bundesliga, in würdigem Rahmen DANKE zu sagen.

Hier ein paar Statistiken zur Wölfe-Legende „THE WALL“:

• Spiele für die Wölfe (Herren 1): 494 • Paraden (2. Liga seit 2013): 4444 (Quote 38,63 %) • Gehaltene 7m (2. Liga): 257 (Quote 30,1 %) • Geworfene Tore (Karriere seit 2000): 30

Erfolge:

• Meister Bayernliga 2008/09 und 2010/11 • Meister 3. Liga Ost 2012/13 • BHV Pokalsieger 2012 • BHV Supercup Sieger 2009, 2011 und 2013 • Torhüter des Jahres Saison 2014/15 2. Handball Bundesliga

Wie geht es weiter?

Die Einschränkungen durch das Virus werden auch die neue Saison bestimmen. Weniger Zuschauer, Abstand halten, Maskenpflicht, um nur einige zu nennen. Dennoch bauen die Wölfe auf ihre treuen Fans und die fantastische Unterstützung auch in schweren Zeiten. Wir sind uns sicher, dass es in absehbarer Zeit wieder möglich sein wird, mit euch Handballfeste zu feiern und dass die Corona-Zeit nur noch eine einmalige, traurige Geschichte sein wird, welche uns als positiven Effekt in Zukunft immer wieder daran erinnert, den ungezwungenen Moment zu genießen. Josef Schömig

Saisonstatistik DJK Rimpar Wölfe 2019/20

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