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Jugendkonzept: Den Dingen Bedeutung geben
den dingen bedeutung geben
Den Dingen Bedeutung geben. Kleinen Dingen große Bedeutung geben. Großen Dingen nicht zu viel Bedeutung geben. In meinem Bericht im letzten Jahr bin ich auf die größte Umwälzung (Überarbeitung und Verbesserung) unseres Trainingskonzeptes seit der schrittweisen Etablierung 2014 eingegangen. Viel daran geändert hat sich die letzten Monate nicht – und das ist auch gut so. Vielmehr mussten und müssen wir uns einer der größten Herausforderungen stellen, der sich die Sportlandschaft (und auch die Gesellschaft) in den letzten Jahren ausgesetzt war. Ich werde bewusst an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen, welche Einschnitte die Corona-Pandemie in unseren Trainings-Alltag gebracht hat, aber ich werde etwas darauf eingehen, was wir daraus gemacht haben – und was wir möglicherweise auch positiv daraus ziehen können.
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Im letzten Jahr wurden elf Maßnahmen hervorgehoben, die die Progression unserer Arbeit über die letzten Jahre hinweg unterstreichen. Ich möchte diesen Katalog an dieser Stelle um die Bausteine erweitern, die wir in diesem Jahr erarbeitet haben: 12. Implementierung von neuroathletischem Training bei unserem Partner Predia in die Vorbereitung auf die Saison 2020/21. Lesen Sie hierzu den Bericht zum Training am Skillcourt. 13. Etablierung eines Belastungs-Monitorings, um die Betreuung und Belastungssteuerung unserer Athleten zu verbessern. Hierfür monitoren wir über eine Web-App sowohl das Wohlbefinden der Athleten als auch den Belastungsumfang nach dem Training. Dadurch können wir bereits frühzeitig Überlastungen gegensteuern und belastungsbedingte 14. Verbesserung der Präsenz unserer Nachwuchsförderung in Social-Media-Kanälen und auf unserer Homepage. 15. Aufstockung der Präsenz unseres Physiotherapeuten auf zwei Tage in der Woche. Aus unserer Sicht war die größere Umwälzung und Neuausrichtung vor 18 Monaten notwendig, um das nächste Level an Förderqualität zu erreichen. Die ursprüngliche Neuorientierung der Jugendarbeit durch Jan Redman hatte damals noch zum Ziel, die Strukturen sanft zu ändern, um nicht gegen zu starken Widerstand zu laufen. Inzwischen – zumindest empfinden wir es so – haben wir unsere Erwartungshaltung und unsere Werte so gut implementieren können, dass ein Großteil unserer Sportler die erhöhten Umfänge mitzieht. Wer sich in der Struktur nicht wiederfindet, wird es mittel- oder sehr kurzfristig hier nicht mehr schaffen. Die Plattform für Breitensport von der mC- bis zur mA-Jugend hat darunter leider gelitten und ist durch diese Ausrichtung schmaler geworden.
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Dieser Weg wird nicht ohne Konfrontation gehen. Konfrontation mit Mitgliedern, die sich wünschen, dass „alles wie früher ist“. Manche fragen sich auch, ob es „notwendig“ ist, diesen Aufwand zu betreiben: „Früher haben wir es ja auch anders gemacht.“ „Da spielt ja keiner mehr aus Rimpar.“ „Warum bilden wir keine Spieler für den Bundesligakader aus?“ „Warum kostet das mehr Geld als bei einem anderen Verein?“ Unsere Arbeit lässt sich sicherlich aus vielen verschiedenen Blickwinkeln betrachten, aber ich möchte trotzdem auf einige der oben genannten Punkte eingehen und ihnen die Luft nehmen.
Am 9. August erschien in der Main-Post ein Artikel zum Thema „Was kostet die Ausbildung bei den hiesigen Spitzenclubs?“ Verglichen wurden im Bericht Äpfel mit Birnen: Fußball, Basketball und Handball in Würzburg, Schweinfurt und Rimpar. Der Vergleich mit anderen Sportarten hinkt per se – es hat ja auch keiner die Tennisspieler gefragt. Die finanziell starken Clubs aus Würzburg, die über einen in der Summe erheblich höheren Etat verfügen als die DJK Rimpar e.V. und die DJK Rimpar Wölfe GmbH, lassen sich schon alleine deswegen nicht mit unserem Dorfverein vergleichen. Die Handballabteilung muss sich die finanzielle Grundlage für die Jugendförderung und die Männer-Bayernliga selbst hart erarbeiten: Mit Klinkenputzen bei Sponsoren und Spendern in (aus) Rimpar und Umgebung, Ordnerdienst bei den Heimspielen der Wölfe oder der Auf- und Abbau in der s.Oliver-Arena. Natürlich lässt sich das ehrenamtliche Engagement an dieser Stelle romantisieren, es ist aber vor allem eines: harte Arbeit von vielen (immer weniger werdenden) Pflichtbewussten, die wissen, dass ihre Arbeit Grundlage für unsere Arbeit im Verein ist. Der Vergleich hinkt also auch an dieser Stelle. Die Überschrift verspricht auch aufzulösen, wofür das Geld verwendet wird. Unsere Arbeit sah ich dort wenig reflektiert. Eine Tabelle mit den Vereins-Beiträgen hätte den Bericht an dieser Stelle auch ersetzen können. Diese Informationen liefern wir mit diesem Bericht nach bzw. sind bereits mit dem Bericht aus der letztjährigen Ausgabe in Vorleistung gegangen. Ich empfinde auch nicht, dass wir uns hierfür irgendwem gegenüber rechtfertigen müssen. Wir bieten unseren Sportlern hier nicht nur sehr gute Plattformen zur Entwicklung, sondern auch ein soziales Umfeld. Athleten sind für uns keine austauschbaren Figuren (solange der Einsatz und das Engagement passen). Die Einstiegsregeln hier sind auch klar und kein Geheimnis – wir zwingen niemanden dazu, sich zu entscheiden, hier zu spielen. Alles was wir hier machen, ist ein Angebot, das zunehmend Anklang bei Talenten aus ganz Bayern findet.
„Da spielt ja keiner mehr aus Rimpar?“ Ja, kann sein. Es werden immer weniger. Und es ist mir relativ egal. Ist es nicht auch egal? Viele Spieler und Eltern, die ihre Kinder zu uns ins Training schicken, stehen den Rimparer Eltern, was Engagement angeht, in nichts nach. Spieler, die von „außerhalb“ zu uns kommen, zeigen einen hohen Einsatz im Training (abgesehen vom Talent). Mehr erwarte ich erstmal nicht. Wenn es darum geht, weniger geliebte „Jobs“ zu übernehmen, sehen wir auch keine Korrelation zwischen den Spielern, die aus Rimpar kommen und die, die neu bei uns sind. Wir wollen mit den besten Spielern arbeiten und sportlich so erfolgreich sein, wie es uns möglich ist. Bestandsschutz gibt es nicht – jeder hat sich immer wieder aufs Neue zu beweisen und durchzusetzen. Nur so lässt sich das Kondensat aus Toptalenten herausdestillieren. Um eines klarzumachen: Diese Rimparer/Nicht-Rimparer-Thematik existiert in meinem Kopf nicht. Mir und uns geht es um den Sportler.
„Es soll alles wie früher sein.“ – hmm, lieber nicht. Es gab zwar immer wieder hochgehandelte Jahrgänge, die dann auch erfolgreich in den höchsten Altersklassen spielten, aber es gab keine Kontinuität darin und auf die Bayernliga folgte dann oft die Bezirksoberliga. Und hatte man nicht das Glück, in einem überdurchschnittlich guten Jahrgang zu spielen, war einem der Weg in die Bayernliga oft verwehrt. Es war sicherlich vieles etwas „einfacher“ – dafür hatte es keine mittelfristige Kontinuität. Würden wir das gleiche Konzept heute noch fahren, würden wir die talentierten Spieler aus Rimpar nicht ausbilden können, da wir den sportlichen Rahmen gar nicht erst schaffen könnten. In der Bezirksoberliga werden in der Jugend keine Spieler für die Männer-Bayernliga geschmiedet. Ich bin persönlich auch überzeugt, dass wir durch die Rekrutierung von neuen Talenten keinem engagierten und talentierten Spieler einen Platz weggenommen haben – viel mehr haben wir eben diesen Spielern erst die Möglichkeit gegeben, mit den Besten zu trainieren und gegen die Besten zu spielen. „Warum bilden wir keine Spieler für den Bundesliga-Kader aus?“ – erstmal ist das so nicht richtig und die Karriere von Stefan Schmitt oder Julian Sauer mit der heutigen Situation zu vergleichen, ist auch abstrus. Den Sprung aus der Jugend in ein Landesliga- oder Bayernligateam zu schaffen, ist sicherlich realistisch (was die Leistung und das sportliche „Lebenswerk“ unserer goldenen Generation keineswegs schmälern soll). Den Sprung, den ein Spieler heute von der Bayernliga A-Jugend in die Jugendbundesliga schaffen soll, ist ein hartes Unterfangen. Nicht weil die Spieler schlecht ausgebildet sind, sondern weil die Bundesliga einem Sportler alles abverlangt – weshalb dieser Schritt gewaltig ist. Außerdem sind wir jetzt gerade erst an dem Punkt, dass Jahrgänge in den Männerbereich wechseln, die wir seit der C-Jugend mit erhöhten Umfängen und einem zielorientierten Konzept ausbilden. Ich bitte also um etwas Geduld – und ein klares Auge bei der Bewertung der Leistung unserer Jugendlichen.
Vielleicht habe ich dem einen oder anderen mit den Aussagen oben vor den Kopf gestoßen – ich hoffe es sogar ein bisschen. Nichts stört mich mehr als das „Stammtischgerede“, das ich mir hier regelmäßig direkt oder indirekt anhören muss. Es geht nicht mehr darum, dass wir ja „unser Bestes geben“ und man das Engagement von ehrenamtlich arbeitenden Trainern nicht angreifen sollte. Es geht darum, dass wir inzwischen in allen Altersklassen in Bayern einen exzellenten Ruf genießen. Wir sind dort kein kleines gallisches Dorf mit ein paar Talenten, sondern einer der renommiertesten Ausbildungsvereine Bayerns. Nicht umsonst sind wir in der C-Jugend Bayerischer Meister geworden (lesen Sie hierzu das Interview mit unseren Erfolgstrainern auf Seite XX). Dieser Erfolg ist keineswegs selbstverständlich und regelmäßige Kurskorrektur elementar. Aus diesem Grund haben wir unseren „Maßnahmenkatalog“ in den vergangenen 12 Monaten ja auch um 4 Punkte erweitert. Den Dingen Bedeutung geben. Das ist der Titel des diesjährigen Berichtes. Das hat zwei Gründe. Einer reflektiert eine Aussage von Jens Bürkle, als er hier Trainer war: „Es ist wichtig den kleinen Dingen große Bedeutung zu geben.“ (Stellen Sie sich an dieser Stelle das Schwäbeln einfach vor.) Kleinigkeiten entscheiden oft über die Qualität. Die Armführung beim Wurf, der Tempowechsel in der Täuschbewegung, die Fußstellung beim Stoßen und das Timing beim Sperre-Absetzen. An genau diesen Stellschrauben versuchen wir jeden Tag im Training zu drehen, um unsere Spieler vor allem individuell so gut es geht auszubilden. Der Schwerpunkt liegt dabei nicht auf Angriffskonzepten, die unsere Spieler natürlich auch spielen und können müssen, sondern auf dem Werkzeugkasten, den wir von den Minis an mit immer besserem Werkzeug zu füllen versuchen – um am Ende ganzheitlich ausgebildete Talente in den Männerbereich zu entlassen.
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Der zweite Grund für die Überschrift: Das Konstrukt, das wir die letzten Jahre sorgfältig aufgebaut haben, soll so stabil sein, dass es nicht mehr unter einem mittleren Erdbeben leidet, wenn uns ein Trainer oder Spieler verlässt. Talente sollen nachhaltig ausgebildet werden, in einem Umfeld, in dem sie ihren Charakter und ihr Potential wertgeschätzt fühlen. Es soll auch in Zukunft der optimale Nährboden für erfolgsgierige und talentierte Handballer sein (egal ob sie aus Rimpar kommen oder nicht). Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir auf einem sehr guten Weg dorthin sind, auch wenn wir noch einige Herausforderungen und Hausaufgaben vor uns haben:
1. Es fällt uns zunehmend schwer, dem Leistungsgefälle zwischen Breiten- und Leistungssport gerecht zu werden. Dieses Problem tritt vor allem am Schnittpunkt zwischen beidem auf: Beim altersbedingten Transfer aus der D-Jugend in die C-Jugend. Hier müssen wir Konzepte erarbeiten, die ermöglichen, dass wir alle Spieler beim Handballspielen halten – in Kooperation mit hoffentlich einem anderen vertrauenswürdigen Verein. 2. Der große Zuspruch lässt unsere Trainingsgruppen zunehmend größer werden. Dieser Trend spricht natürlich erstmal für uns – fordert unsere Strukturen aber weiter heraus. Wir benötigen mehr Hallenzeiten und mehr Trainerpersonal, um diesem Wachstum langfristig gerecht zu werden. 3. Jugendbundesliga: Bisher ist uns diese leider verwehrt geblieben. Ich bin aber überzeugt, dass wir auch das mittelfristig schaffen können. Wir bleiben dran – und versuchen es weiterhin jedes Jahr! 4. Corona. Bewusst habe ich in meinem Bericht darauf verzichtet und ich will an dieser Stelle nur zwei Herausforderungen formulieren, denen wir uns im Zuge der Pandemie stellen müssen: Wir werden erstens weniger Einnahmen über Catering und Sponsoring haben. Die finanziellen Einbußen werden uns ggf. nicht dieses Jahr treffen, aber spätestens nächste Saison, wenn sich hier keine Entspannung abzeichnen wird. Zweitens wird über der ganzen Saison das Damoklesschwert „Saisonabbruch“ schweben – wir hoffen im Sinne des ganzen Sports, dass dies nicht passieren wird. Den Dingen Bedeutung geben. Ich will an dieser Stelle meinem Trainerteam noch Bedeutung geben. Es sind für mich die unverrückbaren Experten in diesem Verein, was die Ausbildung unserer Talente angeht – und sie machen einen riesigen Job! Nicht nur weil sie es machen, sondern weil sie es exzellent machen. Um auf Konfrontationskurs zum Stammtisch-Gerede zu bleiben: Ich lade jeden, der es glaubt, besser zu wissen, gerne mal zu unserem Training ein. Wir haben ein herausforderndes Jahr hinter uns. Plötzlich haben wir einen Trainer pro vier Spieler benötigt. Abstände zwischen den Gruppen. Bürokratie. Gejammert hat keiner aus dem Team – alle sind mehr als nur einen Meter extra gegangen in dieser Zeit, um unseren Spielern das Training zu ermöglichen. Das war die vielleicht produktivste und intensivste Trainingsphase, die wir hier je hatten. Mehr Fokus auf jeden Einzelnen war kaum möglich, und die athletische und technische Entwicklung, die unsere engagierten Spieler in dieser Zeit hingelegt haben, spricht Bände. Hier hat das Trainerteam exzellente Arbeit geleistet und unsere Spieler wirklich weitergebracht. Das kann ich auch ganz ohne Eigenlob sagen, da ich vor allem in der Anfangsphase des Returnto-Sports-Programms auf Grund der Schichtarbeit im Labor keine Trainingseinheiten leiten konnte. Bravo und Danke an euch, dass ihr das derart gut abgefangen und umgesetzt habt! Vielen Dank an euch, die ihr die letzte Saison beste Arbeit geleistet habt oder von uns den Vertrauensvorschuss bekommt, sie dieses Jahr zu leisten: Martin Frank, Sonja Henning, Robin Scheler-Eckstein, Nick Meuser, Tobias Thumm, Andreas Thomas, Andreas Wieser, Christoph Kolenda, Felix Heinrich, Lorenz Hofmann, Benjamin Scheer, Jakob Nomigkeit, Ruben Amon, Mirko Münch, Philipp Reiß, Maximilian Groll. Der Jugendarbeit Bedeutung geben. Unseren Sportlern die Bedeutung (und den Respekt vor der geleisteten Arbeit) geben, die sie verdient haben. Jedem engagierten Spieler und Trainer die Bedeutung geben, die er verdient hat. Ich hoffe das ist das was uns gelingt: Etwas aufzubauen, das Bedeutung hat. Bastian Krenz
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