Karneval & co. Die Côte d’Azur feiert den Frühling
Design Mercedes sucht die Zukunft in Sophia-Antipolis
special «schule» Internationales Lernen im Süden
Wirtschaft Wie Cannes sich als Messezentrum behauptet
riviera mehr sehen, mehr entdecken, mehr wissen
Nr. 316 JANUAR / FEBRUAR 2019 4,90 € D A S
E I N Z I G E
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EDITORIAL
Ob man will oder nicht: Pünktlich zum Jahreswechsel kommen sie, die Gedanken zum abgelaufenen Jahr. Was hat uns inspiriert, was gestresst und was soll in Zukunft anders laufen? Mir wurde beim Durchrechnen bewusst, dass ich vor genau 17 Jahren meine ersten Artikel für die damalige Riviera Côte d’Azur Zeit geschrieben und den Redaktionsalltag bei einem Monatsblatt kennen gelernt habe. Und dass ich seit 17 Jahren in Südfrankreich lebe! An den Franc erinnere ich mich nicht mehr. Aber daran, dass man als Europäer damals plötzlich keine carte de séjour, keine Aufenthaltsgenehmigung, mehr brauchte. Daran, dass die Autobahn in den Alpes-Maritimes im Dunkeln beleuchtet war und man 130 fahren durfte. Und daran, dass es keine Fahrradwege gab und Nizzas Innenstadt, sagen wir, mittelmäßig attraktiv war. Was hat sich da getan seither! Und natürlich gibt es Dinge, die sich nie ändern. Picasso zum Beispiel wird wohl immer Thema bleiben hier an der Côte d’Azur. In diesem Heft kommt er gleich zweimal vor: weil ihm im wieder eröffneten Kunstmuseum in Toulon die Auftakt-Ausstellung gewidmet ist (Seite 32), und weil im Nachbardepartement ein altes Ehepaar verurteilt wurde, da es Schmu mit PicassoZeichnungen machen wollte (Seite 38). © Vincent Artus Oder nehmen wir die Korallen in Monacos Forschungszentrum (Seite 20): Seit über einem halben Jahrhundert gedeihen sie dort und dienen der Wissenschaft. Vermutlich bleibt das auch in den kommenden 50 Jahren so. Oder Marseille und sein «Drogenproblem» (Seite 16): Wird sich daran je etwas ändern …? ● Ich wünsche Ihnen, liebe Leser, viel Spaß beim persönlichen Bilanzieren und ein spannendes Jahr 2020! aila stöcKmann
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Geschäftsführende Direktorin
Art Director VINCENT ARTUS
BICH LECOURT
Chefredakteurin AILA STöCkMANN hat das Ruder der RivieraZeit von Gründerin Petra Hall übernommen. Sie lässt die Leser nach 17 Jahren Côte d’Azur und ebenso langer Zeit in der Redaktion der RZ mit unverminderter Begeisterung teilhaben an ihren Erlebnissen und Begegnungen im Süden. Das Kind des Ruhrpotts könnte nicht mehr ohne – ohne die Sonne, die Natur und die Zeitschrift für alle, denen es genauso geht ●
wurde in Antibes geboren. Seit der Promovierung nach ihrem Wirtschaftsstudium arbeitet sie in SophiaAntipolis und kennt sich bestens in der BusinessSzene des Technologieparks aus. Sie liebt Architektur und Innendesign und ist immer darauf aus, Neues in ihrer Heimatregion und auf ihren Reisen zu entdecken ●
d a s
Anzeigen & PR FRANÇOISE MULLER stammt aus der Senfstadt Dijon. Sie lebt und arbeitet aber bereits seit 1993 an der Côte d’Azur, wohin sie die Liebe verschlug. Seit 14 Jahren arbeitet die Powerfrau mit Begeisterung im Bereich Kommunikation & Marketing. Ihre Hobbys: Literatur und Sport ●
Gründerin PETRA HALL hat vor 27 Jahren die Riviera Côte d’Azur Zeitung aus der Taufe gehoben, die sich unter dem Namen RivieraZeit zu einem attraktiven Magazin gemausert hat. Ihr Ziel von Anfang an: Lesern Spannendes, Informatives und Kurioses vom Mittelmeer in hochwertiger journalistischer Qualität zu liefern. Die gebürtige Hamburgerin ist in der Medienlandschaft des Südens eine Institution ●
gestaltet, was Sie hier in den Händen halten. Der waschechte Nizzarder hat eine Vorliebe für klare Linien und das Spiel mit weißen Flächen. Das Multi-Talent macht auch Fotos und Filme. Neu in seinem Portfolio: kurze Firmen-Porträts im Video ●
Te a m
Vertrieb, PR & Events, Freelance
Buchhalterin & Sekretärin
DOMINIqUE FREULON
CAROLE HéBERT
gebürtige Pariserin und seit 17 Jahren an der Côte d’Azur, arbeitet mit viel Energie und Dynamik in unserer VertriebsAbteilung. Sie liebt den Kontakt mit Menschen und unsere Magazine. Ihre Hobbys: Reisen in ferne Länder, Literatur ●
ist die gute Seele im Team. Neben Buchhaltung, Abo-Verwaltung und Leser-Anliegen hat die Nordfranzösin mit einem Faible für Zahlen immer im Visier, dass weder Druckerpapier noch Kaffeepulver ausgehen ●
Anzeigen & PR PATRICE SAINT-LéGER arbeitet seit mehr als zehn Jahren in der Kommunikationsbranche. Nach dem BWLStudium und einem beruflichen Abstecher nach London hat der gebürtige Cannois seine Passion für Anzeigen entdeckt – ihre kreative Seite und die Wirkung, die sie haben können. In der Freizeit geht ihm neben der Familie nichts über Sport und die Natur ●
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INHALT
ausgabe 316 MEHR SEHEN, MEHR ENTDECKEN, MEHR WISSEN
Special SCHULE Blick auf die internationale Schullandschaft an der Côte d’Azur
Das ist neu Foto Titelseite der karneval in nizza – aber auch in vielen anderen Orten der côte d’azur – läutet den frühling ein (termine auf Seite 73) © Ville de Nice Foto unten chineSiSche laternen leuchten nOch biS zum 23. februar im parc phOenix in nizza (Seite 8) © AS
Highlights im Süden, über die Sie Bescheid wissen sollten
8 Aktuell Mercedes-Benz designt an der Côte d’Azur die Zukunft
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Erstaunliche Geschäftspraktiken: Drogenstadt Marseille
16 Monaco Wo Wissenschaftler die Korallen-Forschung vorantreiben
20 Monacos Bürgermeister im RZ-Interview
24 Ein Treffen mit Britta Heidemann am Rande der «Sportel»
26 Menschen Lieblingspräsident: Chirac war mit dem Herzen Provenzale
30 Kultur Wieder eröffnet: das Musée d’Art de Toulon
32 Luciano Laschi: Maler des Humanismus
34 Was läuft? Kurzrezensionen zu aktuellen Kinostarts
39 Ligurien Seborga hat eine Allgäuerin als Fürstin
40 Wirtschaft Cannes bleibt Top-Destination für internationale Kongresse
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48-57 Sport Tennis, Radrennen, Rallyes: Großereignisse im Süden
58 Nautik Yacht Club de Cannes: Ein Traditionsverein feiert seinen 60. Geburtstag
60 Natur Giftköder: Gefahr für Hund und Katze
63 Gourmet Tipps für kulinarische Erlebnisse aller Art
66-69 Veranstaltungen Feste, Musik, Sport-Events & vieles andere mehr
74 Info Kommunalwahlen, Städtepartnerschaft, Nationalfeiertag: Europa in Frankreich
76-79 Endspurt Impressum
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DAS IST NEU!
Nizza leuchtet chinaS lichtkunSt im parc phOenix
Beeindruckend sehen sie aus, die 3D-Lichtkunstwerke, die die Besucher in Nizzas Parc Phoenix bis zum 23. Februar nach Einbruch der Dunkelheit ins Jahrtausende alte China entführen. Noch faszinierender werden die Laternen, wenn man ganz dicht heranrückt: Handbemalter Satinstoff umspannt feine Metallkonstruktionen, die innen mit unzähligen LED-Leuchten bestückt sind. Rund 50 verschiedene, typisch chinesische Motive werden gezeigt – darunter zwei riesige Drachen, die auf dem See mit einer Perle spielen (Foto), der 18 Meter hohe Nachbau der Chinesischen Mauer und putzige Pandas im Bambuswald. Hinter dem Lichterzauber steckt eine gewaltige künstlerische und logistische Arbeit: 60 Tage waren 30 Container voller Material mit dem Schiff unterwegs nach Nizza. Vor Ort folgten 40 Tage Aufbauzeit. 70 000 Quadratmeter Satin, 40 Tonnen Metall und 12 000 LEDs formen insgesamt 550 Laternen. Das Event schräg gegenüber vom Flughafen geht einher mit Nizzas Annäherung an China: Seit vergangenem Sommer werden Direktflüge nach Peking angeboten, 2020 kommen zwei Linien nach Shanghai und Canton hinzu. Geöffnet mittwochs bis sonntags von 18 bis 23 Uhr, in den Schulferien täglich. Der Eintrittspreis ist mit 17 Euro (12 Euro für Kinder) recht happig – aber relativiert sich im Lichte der monatelangen Handarbeit. baiedeslumieres.com
© AS
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DAS IST NEU!
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Ausgefüllt Ende November sah Monacos neues Stadtviertel so aus wie auf dem Foto – mittlerweile ist die Fläche komplett trockengelegt. 450 000 Kubikmeter Wasser mussten von Sand verdrängt werden, nachdem der Gürtel aus 18 gigantischen Stahlbetonklötzen den Umriss des künftigen Stadtteils Anse du Portier vorgegeben hatte. Zuvor waren, so gut wie möglich, die eingeschlossen Fische gefangen und am Rande des benachbarten Larvotto-Meeresschutzgebietes wieder ausgesetzt worden. Reusen, aber auch Angler des monegassischen Fischereivereins kamen bei der Aktion zum Einsatz. 750000 Tonnen Sand aus Gruben bei Marseille und aus der Gegend von Piombino (Toskana) erreichten das Fürstentum in 32 Lieferungen auf dem Seeweg. Innerhalb von zwei Monaten war jegliches Wasser aus dem Inneren des Gürtels verschwunden. Ende dieses Jahres soll der Grund zur Bebauung
mOnacOS landerweiterung geht vOran
stand der Bauarbeiten ende november: letzte Wasserflächen waren sichtbar © ADP
freigegeben werden; 2025, so der Plan, ist das neue Viertel bezugsfertig. Kleiner Tipp: Am besten zu beobachten ist das hinter Lärmschutzwänden verborgene Treiben von der Terrasse der Starbucks-Filiale in der Ni Box (35 Boulevard Louis II)!
Schöner baden Passend zum neuen Stadtteil Monacos wird auch der benachbarte Larvotto-Stadtstrand in neuem Glanz erstrahlen. Seit Anfang Oktober sind die Restaurants und Geschäfte geräumt, der Zugang zum Strand bis kommenden Sommer verboten. Die groß angelegten Bauarbeiten haben mehrere Missionen: Zum einen sollen Wellenbrecher im Wasser zwischen den bestehenden Dämmen errichtet werden, um den Strand und die angrenzenden Lokale besser zu schützen. Zum anderen sollen die Restaurants und Boutiquen, die dann ganzjährig geöffnet bleiben können, attraktiver werden und mehr öffentliche Fläche entstehen. Selbstverständlich werden die Renovierungsarbeiten unter Berücksichtigung neuester Umweltstandards ausgeführt, verspricht die Regierung.
neueS geSicht für mOnacOS Strand
© Renzo Piano building workshop, Michel Desvigne paysagiste
Das Ganze passiert nicht von heute auf morgen. Strandgänger müssen sich bis zum kommenden Sommer gedulden; die Restaurants und Geschäfte eröffnen sogar erst wieder im Juli 2021. Im Januar 2022 sollen die Verschönerungsarbeiten vollständig abgeschlossen sein. JANUAR / FEBRUAR 2020
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DAS IST NEU!
Tram am Ziel nizza nimmt letzte linie in betrieb
Es ist vollbracht: Mit der Linie 2 – vom Flughafen im Westen der Stadt zum Hafen im Osten – hat Nizza sein Projekt «Tram» zum glorreichen Abschluss gebracht. Mitte Dezember wurde pompös Einweihung gefeiert. Seither verbindet die orange-rote Straßenbahn die zwei Extrempunkte der Stadt in 26 Minuten. Nach rund sechs Jahren Bauzeit ist die wegen eines 3,2 Kilometer langen Tunnels unterhalb der Altstadt aufwändigste Tram-Trasse der Stadt fertig. Sie misst insgesamt 11,3 Kilometer Länge und hält an 20 Stationen, wobei sich die Strecke im Westen am Halt Saint-Augustin gabelt: entweder geht’s zum Flughafen (beide Terminals) oder nach Norden zur Nikaia-Halle und zum Centre Administratif Départemental (CADAM). Neben Linie 2 gibt es die Linien 1 (Nizza-Nord – Zentrum – NizzaOst) und 3 (vom Flughafen nordwärts Richtung Saint-Isidore/Fußball-Stadion).
© Ville de Nice
© Gerard Taride
Erlebnis-Shopping cap 3000 zeigt Sein neueS geSicht
Pünktlich zum 50. Geburtstag des lange Zeit wichtigsten Einkaufszentrums der Côte d’Azur ist sein Rundum-Makeover abgeschlossen: Cap 3000 in Saint-Laurent-du-Var hat sich nicht nur vollständig modernisiert, sondern auch noch vergrößert. Besonderen Wert hat der Betreiber auf die Originalität des neuen Zentrums gegenüber dem Flughafen Nizza gelegt – musste er auch, in Anbetracht des mächtigen Konkurrenten in Cagnes-sur-Mer, Polygone Riviera. So locken schicke Restaurants direkt am Meer mit großen Sonnenterrassen, an der Côte d’Azur bislang nicht oder kaum vertretene Boutiquen wie das US-UnterwäscheLabel Victoria’s Secret, Adidas, Bang & Olufsen, ein Skate- und Snowboardshop, Father & Sons, Free People, Hema, Lollipops, Maison Christian Dior … insgesamt 180 Geschäfte und Lokale. Komplettiert wird das Shopping-Erlebnis von einem digitalen Aquarium, «Oceans», das zusammen mit dem Ozeanografischen Museum in Monaco entwickelt wurde. Besucher tauchen sprichwörtlich ab in die Tiefen des Meeres und fühlen sich, als würden Fische, Haie und Wale direkt um sie herumschwimmen. Die projizierten Tiere wirken umso realer, als sie auf Bewegungen des Menschen reagieren. Eintritt 8 Euro, Kinder 3 Euro. Und ganz neu ist schließlich das Konzept des 700 Quadratmeter großen Capsule@Cap3000. In dem Concept Store treffen junge Mode, Kunst, Kultur und Entspannung (Buchhandlung mit Café) aufeinander – in ständig wechselnder Zusammensetzung.
Cannes on Air eine kleine Stadt will ganz grOSS rauS
Der Wille von Bürgermeister David Lisnard, Cannes zum internationalen Zentrum für Kreativität zu machen, nimmt weiter Form an. «Cannes on Air» heißt das ehrgeizige Projekt (RZ berichtete), und es geht um kreatives Schaffen im weitesten Sinne: Die audiovisuelle Medienindustrie soll in der Festivalstadt ein neues, gemeinsames Zuhause finden – mit entsprechenden Studiengängen, Unternehmen, Filmstudios, Kino-Komplex und (bis 2025) Europas größtem
Kino-Museum. Das Ganze spielt sich ab zwischen dem Stadtzentrum mit seinem weltberühmten Palais des Festivals und Cannes-La Bocca im Westen der Stadt, wo der Campus Bastide Rouge (Foto) mit Universität (16 Studienabschlüsse rund um kreatives Schreiben, Journalismus, Werbung, Videospiele… für 1200 Studenten), Gründerzentrum für Firmen und Multiplexkino schräg gegenüber dem Flughafen Cannes-Mandelieu kurz vor der Vollendung steht. «Wir wollen Europas Hauptstadt für Schreibberufe werden!» Vollmundig formulierte Lisnard seine Ziele jüngst bei einer Präsentation des wissenschaftlichen Beirats von «Cannes on Air» in Paris. An Bord sind überdies
Partner wie die kalifornische Uni UCLA und das Berliner Weiterbildungsprogramm für Serienautoren, Serial Eyes. Ach, und übrigens: Der Festivalpalast soll bis zu den Filmfestspielen 2024 für 62 Millionen Euro zum größten Kongresszentrum außerhalb von Paris erweitert werden. Wie? Ganz einfach: durch einen Kinosaal auf dem Dach.
© Christophe Gulizzi, Architecte
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in einer röhre aus glas und metall entsteht in sophia-antipolis Zukunft © AS
Autos für übermorgen Wie Mercedes-Benz an der Côte d’Azur die Zukunft designt
Mercedes-Benz hat sein International Design Center in Sophia-antipolis im Herbst erstmals einer exklusiven Schar Journalisten aus aller Welt geöffnet. eine reportage über den versuch, vergangenheit und Zukunft, Luxus und modernste Technologie zu einer vision zu vereinen. Von sören müller-hansen
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ier soll sie also entstehen, die Zukunft von Mercedes-Benz, die Zukunft von Design und Luxus dieser traditionellen Automarke. In einer Röhre aus Glas und Metall, die den Eindruck erweckt, jemand hätte sie beim Bau eines Tunnels irgendwo tief unter der Erde hier oben vergessen. Vom wolkenlosen Himmel scheint die Sonne gnadenlos auf die große abgedunkelte, frisch polierte Fensterfront herab, in der sich der Pinienwald rund um das Gebäude spiegelt. 50 Meter ist das Rundgewölbe lang und 20 Meter breit. Wie eine Erscheinung aus der Zukunft sieht es nicht aus, trotzdem ist die ungewöhnliche Form erfrischend und klar. Über dem schmalen Eingang steht «Transformation of Luxury» – doch der Schriftzug ist das einzige, was hier draußen an Luxus erinnert, einmal abgesehen von den teuren Limousinen, die etwas weiter entfernt geparkt sind.
Trends erschnüffeln Auch innen ist das Gebäude schlicht, klare kantige Formen aus Beton und Metall bestimmen die Architektur. Ein 30-köpfiges Designer-Team arbeitet hier an einer Vision für die Zukunft von Mercedes-Benz. Hier soll kein Auto entstehen, das in zwei Jahren den Markt erobern kann. JANUAR / FEBRUAR 2020
Dieses International Design Center im Technologiepark Sophia-Antipolis im Hinterland von Antibes ist eine Investition in die fernere Zukunft. Feine Nasen sind gefragt, um Trends zu erschnüffeln, bevor sie überhaupt existieren. Die Automarke versteht sich nicht als Mitläufer in einem umkämpften Markt. Sie will selbst Akzente setzen, die Zukunft mitbestimmen. Mercedes ist es wichtig, als begehrenswerter Trendsetter wahrgenommen zu werden. Deshalb hat Chief Design Officer Gorden Wagener heute auch erstmals eine Schar handverlesener Journalisten aus aller Welt in das neue Designcenter an der Côte d’Azur eingeladen, um sie die Botschaft der exklusiven und zukunftsgewandten Automarke verbreiten zu lassen. Um selbst ein Wörtchen dabei mitreden zu können, wie sich Luxus wandelt – schon seit jeher das Kerngeschäft von Mercedes-Benz. «Luxus ermöglicht Fortschritt, er treibt Innovationen und schafft Werte», beschreibt Wagener seine Vision. «Luxus ist beständiger Wandel und Ansporn für das Erreichen von Zielen. Das stetige Streben nach Perfektion sorgt für immer neue Innovationen.» Sich über den Luxus neu erfinden, das will Mercedes und geizt dabei nicht mit großen Schlagworten. Sie wollten sich vom «Industriedesign zur Haute-Couture der
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steffen Köhl, leiter des advanced exterior Designs, enthüllte für die Journalisten futuristische mercedes-modelle © SMH
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Autoindustrie» entwickeln, sagt Wagener und scheint dabei zu vergessen, dass ein Auto kein Kleidungsstück ist. Ganz falsch gewählt ist der Begriff trotzdem nicht, denn maßgeschneidert soll sie schon sein, die Luxuslimousine der Zukunft. Wer einen Mercedes kauft, so die Vision, der soll damit nicht nur fahren, sich nicht nur darin wohlfühlen. Das Auto soll mit dem Fahrer in eine Beziehung treten. Vision EQS nennen sie das Showcar, an dem sie hier arbeiten. Mittels künstlicher Intelligenz soll es sich an den Fahrer anpassen, Farben und Geräusche auf dessen Laune abstimmen. Wenn künftig der Verbrennungsmotor, bisher Markenzeichen deutscher Ingenieurskunst, dem Elektroantrieb weichen muss, braucht Mercedes neue Verkaufsargumente und muss den Raum, der durch den Wegfall des Motors entsteht, sinnvoll nutzen. Ambitioniert ist das Ziel, zur meist geliebten Design- und Luxusmarke der Welt zu werden. Luxus ist für die Designer ein Zustand großen Komforts und großer Eleganz und natürlich auch nicht billig. Diese Definition im britischen Oxford Dictionary gefällt ihnen. Elegant ist auch vieles, was Mercedes den Journalisten vorstellt: die geschwungenen Linien im Inneren und Äußeren des Autos, die schlanken Sitze und die reduzierten Anzeigen, die immer nur die gerade benötigten Informationen zeigen.
Virtuelle Welten
vision eQs nennen sie das showcar, an dem sie in sophia-antipolis arbeiten © SMH
aus industrieton ist das auto im linken foto modelliert © SMH
elegant geschwungene linien im innenraum © SMH
An anderer Stelle passt jedoch die Luxus-Definition des Dudens besser: «kostspieliger, verschwenderischer, den normalen Rahmen übersteigender, nicht notwendiger, nur zum Vergnügen betriebener Aufwand». Als Beispiel führt der Duden gar das «nicht notwendige» Auto an. Und tatsächlich kommt bei manch einer Spielerei der Mercedes-Designer die Frage auf, wofür das eigentlich gut sein soll. Etwa das Konzept, Naturerlebnisse im Auto zu schaffen; auf der Windschutzscheibe erscheint eine Landschaft, der Sitz vibriert, Licht- und Soundeffekte sowie eine Brise im Gesicht sollen die Immersion perfekt machen. Ein ironischer Gedanke, in einem Auto ein intensives Naturerlebnis schaffen zu wollen. Soll nicht gerade das Auto die Freiheit schaffen, an Orte fahren zu können, an denen die Insassen die Natur tatsächlich erleben können? Virtuelle Welten erschaffen die Designer aber nicht nur für zukünftige Kunden. Sie wollen sie bald auch nutzen, um sich die Entwicklung neuer Konzepte zu vereinfachen. In einem dunklen Raum, in dem nur einige futuristische Autoskizzen an den Wänden spärlich beleuchtet sind, präsentiert Mercedes die «Typhoon Experience». Mit einer VR-Brille auf dem Kopf gelangt man in eine virtuelle Halle, komplett in Mercedes-Silber gehalten, in der zwei Rennwagen und ein Flugzeug stehen. Per Knopfdruck gelangt man an jeden beliebigen Punkt des Raums und kann sich die Autos aus allen Blickwinkeln anschauen. Noch dient dieser Raum nur als Kreativitätsübung, um neue Designideen zu entwickeln. In Zukunft wollen die Designer so aber auch ganze Fahrzeuge entwerfen. Denn digital lassen sich Ideen viel einfacher ausprobieren als bei einem realen Modell. JANUAR / FEBRUAR 2020
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Die automarke gibt sich mühe, alternative materialien im innenraum ihres showcars zu verbauen © SMH
Design aus Ton Wegfallen wird dadurch das klassische Tonmodell nicht, das bei Mercedes auch heute noch essenziell für das Design der äußeren Form des Autos ist. «Luxus kann man formen», sagt Steffen Köhl, Leiter des Advanced Exterior Designs, und holt ein Stück des Industrietons aus dem Ofen, aus dem sie die Idealform ihres Autos erschaffen. In diesem Zustand, bei 58 Grad Celsius, fühlt sich die braunrote Masse geschmeidig an, etwa so wie Knete. Wenn man sie zwischen den Fingern reibt, kann man einen dezenten Schwefelgeruch wahrnehmen. Ist er jedoch einmal abgekühlt, bleibt der Ton steinhart. Bei manch einer Vorführung unter freiem Himmel müsse man jedoch aufpassen, erklärt einer der Designer. Wenn die Sonne das Modell zu sehr erhitze, könnte die Arbeit von vielen Wochen wie Butter zerfließen. Im Raum steht ein 3,5 Tonnen schweres Modell des Showcars Vision EQS. Es ist nicht mehr erkennbar, dass sich unter den aufgeklebten Folien riesige Massen Ton verbergen. Das weiche, mediterrane Licht, das dieses Gebäude so besonders machen soll, ist hier nicht zu erkennen, stattdessen sperren schwarze Jalousien die Sonne aus. Leuchtröhren an der Decke ersetzen das, was auch die Natur bereitstellen würde. Dabei ist Nachhaltigkeit eines der Ziele, mit dem Mercedes-Benz Luxus schaffen möchte – einen immateriellen Luxus, der den Kunden ein Gefühl von Respekt und Vertrauen geben soll.
raum ihres Showcars zu verbauen. Belinda Günther, die einzige Frau, die den Journalisten heute ihr Betätigungsfeld bei Mercedes vorstellen darf, zeigt einen textilen Lederersatz mit Recycling-Anteil für die Sitze, Holzverkleidungen aus lokal angebauten Ahornbäumen und einen Stoff für die Deckenverkleidung, in den auch aus dem Ozean gefischtes Plastik eingearbeitet ist. Zum sparsamen Fahren wollen die Designer den Spieltrieb des Fahrers wecken. Einen virtuellen Ball soll er im blauen Bereich in der Bildschirmmitte halten. Sobald er energieintensiv beschleunigt oder bremst, kullert die Kugel in den kritischen roten Bereich. Wenn solche Spielereien hier in Sophia-Antipolis gezeigt werden, wird das zylinderförmige Gebäude gewissermaßen wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zugeführt. Der Videospiele-Vertreiber Albert Loridan hatte den Bau in den 1980er-Jahren als Firmensitz bauen lassen, 2008 übernahm ein amerikanisches Unternehmen seine Marke Micromania. Bevor Mercedes-Benz 2017 das Gebäude kaufte, stand es einige Jahre leer. Die traditionsbewusste Automarke suchte damals nach einem Design-Standort an der Côte d’Azur, um zurück zu den eigenen Wurzeln kehren zu können. Vor 118 Jahren, man schrieb das Jahr 1902, verbrachte der Auto-Enthusiast Emil Jellinek viel Zeit in Nizza und verkaufte den Reichen die Autos der Marke mit dem Stern. Revolutionär war damals, das Auto nicht mehr als motorisierte Kutsche zu betrachten. Statt den Antrieb auf einen Wagen aufzusetzen, baute Benz das Fahrzeug mit dem sprechenden Namen «Simplex» um den fest verbauten Motor herum – so wie es heute noch der Fall ist. Jellinek liebte es, mit den bis zu 100 Kilometer pro Stunde schnellen Wagen an Rennen durch das Hinterland teilzunehmen, wohl auch, weil er damit regelmäßig Preise absahnte. Üblich war es, nicht unter seinem eigentlichen Namen anzutreten. Zu Ehren seiner Tochter wählte Jellinek das Pseudonym «Monsieur Mercédès». Heute trägt die Marke selbst den Namen, er ist Teil ihrer Identität.
Ein kreis schließt sich Wenn Mercedes-Benz heute an der Côte d’Azur Luxus neu definieren will, dann soll bei all den futuristischen Ansätzen nicht die Vergangenheit in Vergessenheit geraten. «Wir wollen einen Kreis schließen», verkündet Steffen Köhl und fasst gemeinsam mit seinem Chef Gorden Wagener ein schwarzes Tuch an, unter dem sich deutlich die Umrisse eines Autos mit ungewöhnlich großen Reifen abzeichnen. Darunter soll sich die Weltpremiere befinden, die die beiden im Laufe des Tages immer wieder geheimnisvoll angekündigt hatten. Die ganzheitliche Inszenierung, die sie in ihrem Design verfolgen, haben sie auch bei dieser Ankündigung erreicht. Als sich das Tuch lüftet, kommt darunter ein Fahrzeug zum Vorschein, das stark an den historischen Simplex erinnert. Es besteht aus nicht viel mehr als dem weiß verkleideten Motorraum vorne, einem kleinen Lenkrad, einer hellblauen Sitzbank ohne Dach und vier weit nach außen abstehenden Reifen, die schmal, dafür aber größer als Fahrradreifen sind. Vision Mercedes Simplex nennen die Designer das elektrisch angetriebene Fahrzeug, das zwar wirklich durch seine Schlichtheit besticht, allerdings auch an die deutsche Luxus-Definition erinnert: nicht notwendiger, nur zum Vergnügen betriebener Aufwand. Denn diese «Weltpremiere» ist tatsächlich nur eine Spielerei, eine Kreativitätsübung. Verkauft werden soll es nie, Köhl sagt sogar, das Fahrzeug könne sich zwar fortbewegen, «fahren» würde er das aber nicht nennen. «Wir haben alles mit einem Hauch Humor designt», sagt er zu dem Konzeptauto. Einen Zweck erfüllt der Vision Mercedes Simplex aber auf jeden Fall: Er steht sinnbildlich dafür, wie Mercedes-Benz sich seine Zukunft vorstellt; radikal und simpel, luxuriös und mit Liebe zum Detail, modern, traditionsbewusst, mit einem Hauch Humor – und natürlich auch etwas überflüssig.
Plastikmüll in der Deckenverkleidung Auch wenn eine Luxuslimousine sicherlich nicht das ist, was sich Umweltschützer unter Nachhaltigkeit vorstellen: Die Automarke gibt sich Mühe, alternative Materialien im InnenJANUAR / FEBRUAR 2020
mercedes-chefdesigner gorden Wagener im retro-elektromobil vision mercedes simplex © AS
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DrogenstaDt Marseille
Ausstieg: schwer bis unmöglich Die erstaunlichen Geschäftsmethoden einer Branche der ganz besonderen Art Von christine helfritZ
ein Besuch in Marseilles Norden, den sogenannten quartiers nord. Das heterogene, ehemals ländliche Gebiet besteht aus einstigen Dorfkernen, alter und neuer industrie, arbeitersiedlungen sowie den ehemaligen Landsitzen alter Marseiller Kaufmannsfamilien und von Klerus und adel. immer wieder ragen dazwischen Hochhaussiedlungen empor, in Frankreich cités genannt. in den 1960er-Jahren einst in großer eile für die in Massen eintreffenden repatriierten algerienfranzosen gebaut, lebt hier mittlerweile eine bunte Mischung aus ankömmlingen im Zuge der vielen verschiedenen Migrationswellen, die Marseille seitdem erlebt hat – algerier, Marokkaner, rumänen, albaner, Libanesen, Syrer und seit den achtziger Jahren auch viele Komorer. in der allgemeinen Perspektivlosigkeit dieser Siedlungen blüht vor allem eine Sorte von Geschäft ... JANUAR / FEBRUAR 2020
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in sonniger, friedlicher Oktobernachmittag in Marseille. In einer Hochhaussiedlung im Marseiller Norden – bewohnt von Familien, die einst vorwiegend aus den Maghreb-Staaten nach Marseille kamen – dringt Kindergejuchz vom zentral gelegenen Spielplatz; Mütter unterhalten sich von Balkon zu Balkon. Hier und da kommen und gehen Bewohner; in der Ferne wölbt sich der blassblaue Himmel über dem Meer. An der hinteren Zufahrt des Komplexes, am Rande einer kleinen Grünfläche mit zwitschernden Vögeln, sitzen Jugendliche auf Stühlen; in der Nähe der hinteren Hausaufgänge stehen ebenfalls mehrere junge Männer. Vorne an der Hauptzufahrt begrüßt ein schmaler Mittzwanziger ein ankommendes Fahrzeug, wechselt ein paar Sätze mit dem Fahrer, bevor es dann weiterfährt. Was wie eine friedliche Wohnsiedlung am Rande einer Großstadt anmutet, ist einer der ertragreichsten Drogenverkaufsplätze der Stadt; Schätzungen zufolge (1) werden hier bis zu 40000 Euro Umsatz erzielt – pro Tag, wohlgemerkt. Die in der Sonne sitzenden Jugendlichen und jungen Männer sind demnach auch weniger untätig als es scheint: Sie sind sogenannte guetteurs oder choufs (chouf = Arabisch für schau!), Späher oder Wachposten, die für einen
anonyme cité in den quartiers nord von marseille © CH
reibungslosen Ablauf der Geschäfte sorgen. Manchmal sind sie schon von weitem an dem Stuhl erkennbar, auf dem sie sitzen. Das Geschäft dahinter ist voll durchorganisiert. Mein guide locale, eine Bewohnerin der Umgebung mit Einblick und Kontakten in die Residenz, zeigt mir die einzelnen Verkaufsstellen: Auf der einen Seite der Residenz gibt es Cannabis-Produkte, etwas weiter hinten auch harte Drogen. Im Hauseingang ist jeweils mindestens ein «Mitarbeiter» zu Empfang und Weiterleitung der Kundschaft platziert. Ein etwa dreißig Jahre alter Mann im gestreiften Rugby-Pullover – er könnte mein Nachbar sein – parkt sein Auto und verschwindet im hinteren Hauseingang. Nach einigen Minuten kommt er zurück, holt etwas aus dem Wagen, geht nochmals hoch und fährt schließlich wieder ab. Meine Informantin berichtet, dass die Dealer bei der Leitung der Besucherströme insbesondere zu Hauptgeschäftszeiten nichts dem Zufall überlassen: Die Treppenaufgänge bis zur Verkaufsetage werden für die eigentlichen Bewohner des jeweiligen Hauses mit Hilfe von Einkaufswagen aus dem Supermarkt gesperrt; sie müssen mit dem Aufzug direkt bis zu ihrer Wohnung fahren, während die Kundschaft die Treppe nimmt. Am Wochenende, wenn der Andrang besonders stark ist, werden an den Zufahrten der Residenz mithilfe von Europaletten regelrechte Verkehrsschikanen errichtet, um den Überblick über die ankommenden Fahrzeuge zu behalten.
Drogenbanden kontrollieren ganze Viertel Dass die Drogenbanden ganze Siedlungen kontrollieren und deren Einwohner in ihrer Bewegungsfreiheit einschränken, ist in Marseille ein
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ausgebrannte autowracks im marseiller norden © CH
verbreitetes Phänomen. So berichtet die LREMAbgeordnete für die quartiers nord, Alexandra Louis (2), über zahlreiche Klagen von Einwohnern der Cité des Rosiers im 14. Arrondissement: Die dortigen Dealer verhängen offenbar regelrechte Ausgangssperren, um ihren Geschäften ungestört nachgehen zu können. Das erstaunlichste, frankreichweit in zahlreichen Medien aufgegriffene Vorkommnis ereignete sich Anfang Dezember 2018, als im Rahmen der frisch aufgekommenen giletsjaunes-Proteste eine mehrtägige Straßenblockade von Schülern des Lycée Saint-Exupéry im 15. Arrondissement am dritten Tag durch eine Gruppe von Außenstehenden abrupt zu einem Ende gebracht wurde. Nachdem deren Forderung, die Straße umgehend zu räumen, zunächst nicht beachtet wurde, feuerten die unbekannten Angreifer eine Vielzahl von Paintball-Salven (ungefährliche Farbgeschosse) auf die anwesenden Schüler und Lehrer – inklusive Direktor. Sowohl Lehrer als auch Polizei gehen davon aus, dass es sich bei den Angreifern um Dealer der nahegelegenen Cité Campagne Lévêque gehandelt haben muss – ganz offenbar hatten die mehrtägige Blockade der Zufahrtsstraße sowie die starke Präsenz der Ordnungskräfte deren Kundschaft ferngehalten. Die Drogenmafia als Ordnungsfaktor – dieser
Eindruck drängt sich auch ein paar Kilometer weiter östlich auf. Marie de C., kürzlich zugezogene Bewohnerin des Stadtviertels, hat ihre Tochter zum Ballettunterricht in der Bastide Saint-Joseph angemeldet, einem schmucken Schlösschen aus dem 17. Jahrhundert, in dem auch das Stadtteil-Rathaus für das 13. und 14. Arrondissement untergebracht ist. Eine Tanzvorführung der Kinder soll im Kulturzentrum der unweit entfernten Cité La Busserine stattfinden. Als Marie sich nach einer sicheren Parkmöglichkeit vor Ort erkundigt, erklärt ihr die Rathausangestellte, dass man in dem betreffenden Viertel überall sicher parken könne – denn die Drogendealer der cité würden sehr genau darauf achten, dass ihre Kundschaft unbehelligt bleibe... Mit Erstaunen berichten die Medien auch über einige ausgefallene, von der Polizei im Rahmen von Durchsuchungen sichergestellte «Marketing»-Dokumente der Szene: So zierte bei einer Razzia Anfang 2019 eine handgeschriebene Preisliste den Verkaufsstand des charbonniers (Dealers) in der Cité La Castellane (15. Arrondissement) – unterschrieben mit dem Satz «bonne fumette à tous, à bientôt!» («frohes Kiffen und bis bald!»). Im April 2019 veröffentlichte die Marseiller Polizei auf Twitter das Foto eines weiteren Schildes mit detaillierter Anpreisung der Ware: Mindestens vierzehn verschiedene Produkte aus aller Herren Länder wurden darauf, nicht immer orthographisch einwandfrei, mit Werbeslogans wie «ready for takeoff?», «der Zitroneneffekt, der Ihnen das Hirn gefrieren lässt» oder «Blueberry Kush mit erhebendem Geschmack zur Aromatisierung Ihrer Sinne» beworben. Und in der unweit entfernten Cité de la Solidarité stellte die Polizei laut Bericht von franceinfo im Februar 2019 ein Stellenangebot der ganz besonderen Art sicher: Unter dem Titel «votre droguerie recrute» («Ihre Drogerie stellt ein») wurde auf Flugblättern eine Vollzeitstelle im Bereich Kundenbetreuung und Verkauf des Unternehmens CapsuleCorp ausgeschrieben. Neben einer Auflistung der täglichen Öffnungszeiten wird in der Stellenbeschreibung präzisiert: «Ihr Aufgabenbereich umfasst permanente Sichtkontrollen; den Anweisungen des Geschäftsführers ist jederzeit Folge zu leisten.» Nach Angabe der zuständigen Polizeibehörde DDSP 13
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hatte es einen derartigen Fund von Anzeigen noch nie gegeben. Auch die Beschäftigung von Ferienjobbern zu Spitzenverkaufszeiten im Sommer aufgrund hoher Touristenzahlen scheint mittlerweile professionell durchorganisiert zu sein: «Immer mehr Jugendliche und sogar Minderjährige kommen im Sommer aus anderen, teils weit entfernten Departements hierher, um eine Art von Saisonjob auszuüben», berichtet Sébastien Lautard, Leiter der Anti-Drogen-Brigade Marseille, dem Sender RTL (3). In diesem Milieu, in dem es um viel Geld geht und rivalisierende Gangs um die Kontrolle ganzer cités kämpfen, geht es nicht gerade zimperlich zu. So liegt Marseille schon seit vielen Jahren nicht zuletzt aufgrund der hohen Zahl sogenannter règlements de comptes (Vergeltungsakte) in vorderer Linie der französischen Kriminalstatistiken. Jährlich werden hier allein in diesem Zusammenhang um die zehn bis zwanzig Tote polizeilich registriert; ganz zu schweigen von den zahllosen Verletzten. Von immer jüngeren Beteiligten ist die Rede – wie zum Beispiel bei einer Schießerei Mitte November des letzten Jahres, bei der ein 22-Jähriger getötet wurde, der laut Tageszeitung La Provence selbst gerade in einem Mordfall verhört worden war. Seine durch den Anschlag verletzten Begleiter, darunter ein 24-Jähriger und ein 17-Jähriger, waren bereits durch Drogenhandel aufgefallen. Zur besseren Verwischung der Spuren werden oft gestohlene Fahrzeuge verwendet, die anschließend – nicht selten mitsamt dem exekutierten Opfer – weitab vom Tatort in Brand
CHOUF Der gleichnamige Film von Karim Dridi, der 2016 bei den Filmfestspielen in Cannes im Beisein der (Laien-)Schauspieler gezeigt und beklatscht wurde, beschreibt eindrücklich das Leben der Drogendealer in Marseilles Norden. Sofiane (Sofiane Khammes) ist 24 Jahre alt und verbringt seine Semesterferien in seiner Heimatstadt Marseille. Doch als sein Bruder vor seinen augen erschossen wird, bricht er sein Studium ab, igelt sich in seiner eigenen Welt ein und kommt in Kontakt mit der dortigen Drogenszene. Dort steigt er schnell zum rechten arm eines mächtigen Unterweltbosses auf. eine Spirale aus Gewalt und Tod ... Hart, trostlos, aber in jedem Fall sehenswert und erhellend! Der Film ist im OnlineStreaming zu sehen (zB: www.vod.lu, film2streaming.net oder www.universcine.com). Tipp: Besser mit Untertiteln oder synchronisiert als ausschließlich im Original anschauen – der Slang der Jugendlichen ist selbst für Französisch-erprobte Ohren eine Herausforderung!
Die quartiers nord – hochhaussiedlungen und adelssitze mit meerblick © CH
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im april 2019 veröffentlichte die marseiller polizei auf twitter das foto dieses schildes mit interessanten angeboten
gesteckt werden. Die Banden gehen mit großer Brutalität gegeneinander vor; sind die Jugendlichen einmal involviert, wird es für sie als Mitwisser schwierig bis unmöglich, aus dem Geschäft wieder auszusteigen. In der Politik ist man sich der Probleme Marseilles durchaus bewusst; der von Innenminister Christophe Castaner Mitte September 2019 verkündete frankreichweite neue Anti-DrogenPlan der Regierung stützt sich sogar explizit auf Erfahrungen, die in Marseille auf diesem Gebiet gemacht wurden (insbesondere in der ressortübergreifenden Zusammenarbeit zwischen Polizei, Zoll und Gendarmerie). Tatsächlich ist just 2019 die Zahl der milieubedingten Morde gesunken. Dennoch hat es den Anschein, dass trotz regelmäßiger und jüngst sogar steigender Fahndungserfolge mit jedem erfolgreichen Schlag lediglich der sprichwörtlichen Hydra ein Kopf abgetrennt wird – der sofort neunfach nachwächst.
Wirtschaftsfaktor und Garant des sozialen Friedens Denn der Drogenhandel hat sich in den Marseiller cités zu einem echten Wirtschaftsfaktor entwickelt. Viele der hier wohnenden Familien mit Migrationshintergrund sind angewiesen auf die zusätzlichen Einkünfte, die ihre Kinder mit Schmierestehen oder weitergehenden Tätigkeiten verdienen. Auch als sogenannte nourrice («Amme») können sich Einwohner, selbst wenn sie ansonsten nicht direkt ins Geschehen eingebunden sind, mit der Zwischenlagerung von Ware oder Verkaufserlösen ein Zubrot verdienen. So paradox es klingt – der Drogenhandel stellt in den so sensiblen quartiers nord von Marseille eine Art Garant des sozialen Friedens dar. Über die Höhe der in diesem Milieu generierten Einkommen kann nur spekuliert werden. Ein im 15. Arrondissement tätiger Jugendsozialhelfer, der namentlich nicht genannt werden will, schätzt den Verdienst von guetteurs und charJANUAR / FEBRUAR 2020
bonneurs auf im Schnitt zwischen 150 und 600 Euro pro Einsatz, je nach Länge und Art der Tätigkeit. Die französische Zeitung Liberation (4) kam bei ihren Recherchen im Mai 2018 zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen; die unter anderen dort zitierte Soziologin Claire Duport vermutet das große Geld eher bei den Drogen«Großhändlern» (bis zu 400 000 Euro pro Jahr), wohingegen die vielen Hilfskräfte im Drogenhandel vor Ort ihrer Meinung nach auf wahrscheinlich im Schnitt nicht mehr als 7000 Euro pro Jahr kämen und damit an der Niedriglohngrenze operieren dürften. Dieser Eindruck wird gestützt durch die Beobachtungen des Marseiller Journalisten Philippe Pujol, der in seinem Buch «La fabrique du monstre» (5) einen tiefen Einblick in die Lebensverhältnisse der Marseiller Vorstädte gewährt. Er beschreibt unter anderem, wie Halbwüchsige in dunklen Kellerlöchern Haschisch mit Hilfe von Altöl strecken, um beim Verkauf noch ein paar Euro mehr herauszuschinden. Ein goldenes, wenn auch statistisch gesehen eher kurzes Leben ist wohl den Bandenchefs, den caïds, vorbehalten. Welche Blüten ihr Lebensstil treiben kann, offenbarte sich 2015 im Zuge des Prozesses gegen Nordine Achouri, den mutmaßlichen Chef des bis dato größten Marseiller Drogennetzwerks mit Sitz im berüchtigten Turm K der Cité de la Castellane (15. Arrondissement). Laut der Zeitschrift Le Point (6) trug «Nono», der mit 31 Jahren immer noch zuhause
bei seinen Eltern in der cité wohnte und weder über Führerschein noch Bankkonto verfügte, eine Rolex am Handgelenk, frönte seiner Liebe für Luxusautos, übernachtete in Fünfsternehotels, machte Urlaub auf Marbella und soll sich sogar ein eigenes Pferd namens Titus mit langer schwarzer Mähne gehalten haben. Der Großteil der im Drogenhandel generierten Erlöse bleibt jedenfalls offenbar nicht in der Stadt und schon gar nicht in den Hochhausburgen der quartiers nord. Mitte Oktober wurde vor der Marseiller Strafkammer der Prozess gegen achtzehn mutmaßliche Mitglieder eines Geldkuriersystems eröffnet, deren Aufgabe das Einsammeln von Erlösen aus dem Drogenverkauf und ihr Transport per Auto in Richtung Belgien oder Spanien war (jeweils in Summen von mehreren hunderttausend Euro). Von dort waren diese Gelder weiterzuverfolgen bis nach Dubai, in die Vereinigten Arabischen Emirate oder nach Marokko; insgesamt wurden auf diese Weise wohl bis zu 70 Millionen Euro außer Landes geschafft und gewaschen. In der Drogen-Cité La Castellane wird jetzt zu ungewöhnlichen Maßnahmen gegriffen. Die 6bis 7000 Einwohner beherbergende Hochhaussiedlung gilt als die bisherige Nummer eins im Drogenhandel für Marseille und Umgebung und ist bekannt für ihre verschachtelte und schwer zugängliche Anlage am Hang bei gleichzeitig günstiger Positionierung an den Hauptverkehrsachsen. Hier, wo Schätzungen der Polizei zufolge täglich 900 Kunden ein- und ausgehen und für Umsätze von 40- bis zu 50 000 Euro pro Tag sorgen (7), wird zurzeit mit dem berüchtigten Turm K schon das zweite Hochhaus abgerissen. An seiner Stelle wird eine Straße durch die Residenz für bessere Zugänglichkeit gebaut. In dem bereits vor zwei Jahren abgerissenen Gebäude G war Frankreichs Fußballstar Zinédine Zidane mit seinen vier Geschwistern aufgewachsen. Wenn es nach den Behörden geht, wird in La Castellane mit der Legende bald Schluss sein. Aber für Marseille, die Stadt der French Connection, gilt dies noch lange nicht. Quellen
La Provence, 03.04.2019 La Provence, 19.11.2019 Marseille: dealer, un «job d’été» qui attire de plus en plus. www.rtl.fr, 17.08.2019 Combien gagnent vraiment les trafiquants de Cannabis? Liberation vom 4. Juni 2018 Philippe Pujol, La Fabrique du monstre, Paris 2016. Die deutsche Übersetzung erschien 2017 im Hanser Verlag unter dem Titel «Die Erschaffung des Monsters. Elend und Macht in Marseille». www.lepoint.fr, 24.09.2015; La vie dorée de Nono le caïd de la drogue à Castellane franceinfo, 22.06.2018
P.S. Die cité de campagne lévêque, eine der umsatzreichsten Drogenhochburgen im norden marseilles © CH
Liebe Touristen, die innenstadt von Marseille ist eine andere Welt und jederzeit entspannt zu genießen!
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5. Etage: Korallen W
Mitten in Monaco erforschen renommierte Wissenschaftler brennende Themen der Zeit
Keine andere Forschungseinrichtung der Welt arbeitet so lange und professionell mit Korallen. Kein institut der Welt hat mehr Pinguine zur Datenerhebung gechipt. in diesem Jahr feiert das Centre Scientifique de Monaco (CSM) seinen 60. Geburtstag. Von aila stöcKmann
ie ein liebender Vater deutet Professor Denis Allemand auf eine Koralle, die seit 50 Jahren im Aquarium in Monaco lebt: eine riffbildende Sonnenkoralle (Tubastraea). Die meisten der Nesseltiere, die Seite an Seite in den zahlreichen Wasserbecken in Monacos Forschungszentrum CSM hocken, stammen aus dem Roten Meer, erklärt der Meeresbiologe, der die Einrichtung seit vielen Jahren als wissenschaftlicher Direktor leitet. Sie fühlen sich wohl hier im Labor in der 5.Etage eines Bürokomplexes, bei konstanter Wassertemperatur von 26 Grad und einem Nacht-Licht-Rhythmus von je zwölf Stunden: «Im Meer würden ihre Zweige etwa zehn Zentimeter pro Jahr wachsen, hier sind es dreißig», sagt Denis Allemand. Deshalb werden sie regelmäßig beschnitten. Er weist auf eine andere Korallenart, die tagsüber Blasen bildet, um ihre Fläche für die Photosynthese zu vergrößern. Von den weltweit rund 1500 Spezies finden sich im CSM ungefähr 50. Auch eine kleine Mangrove wächst in einem eigenen Aquarium – aber nur «zum Spaß», sagt der Wissenschaftler, «als Mitbringsel von einer Reise». Die farbenprächtigen Fische, die gemütlich durch die Korallenbecken schwimmen, sind nicht nur reine Deko, sondern wichtig für ein gesundes Ökosystem. Den Korallen in der Natur geht es weltweit nicht gut. Seit 1945 ist ein Fünftel der Riffe verschwunden. 35 Prozent sind heute akut in Ge-
Das größte und älteste forschungsthema im csm sind Korallen. einige der nesseltiere leben schon seit 60 Jahren in aquarien im fürstentum. Die fische sind nicht nur Deko, verrät der wissenschaftliche leiter des instituts, sondern wichtig für ein gesundes ökosystem. © AS
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Denis allemand, wissenschaftlicher Direktor des forschungszentrums, hegt eine besondere Zuneigung zu den Korallen, die den meeresbiologen in monaco seit 60 Jahren als treue forschungsobjekte dienen. Wobei 60 kein alter sei: «Korallen können tausende Jahre alt werden; ohne grund sterben sie eigentlich nicht.» © AS
fahr. 90 Prozent der Korallenriffe werden bis 2055 regelmäßig mit Bleich-Episoden konfrontiert sein, von denen sie sich, wenn überhaupt, nur sehr langsam erholen. Gleichzeitig sind sie wichtige Ökosysteme, die für fast ein Viertel der Artenvielfalt in den Ozeanen verantwortlich sind. Man nennt sie auch den «Regenwald der Meere». Viele Umwelteinflüsse machen ihnen zu schaffen, besonders der Klimawandel, der für wärmere Meere und eine Versauerung des Wassers sorgt. Aber auch die Verschmutzung der Ozeane und bestimmte Fischereitechniken setzen den Korallen zu. Und: In weniger als 20 Jahren, so Schätzungen, werden drei Viertel der Weltbevölkerung an den Küsten leben. Dadurch wird der Druck auf diese Ökosysteme zunehmen. Zwar gehen Wissenschaftler heute nicht mehr davon aus, dass die Riffe bis 2050 komplett verschwunden sind, aber sie werden extrem leiden bis Ende des Jahrhunderts – bis sich der Klimawandel stabilisiert und die Riffe sich in ihren Zusammensetzungen angepasst haben. In einem Labor schräg gegenüber den hübsch angelegten Aquarien hängen Korallenteile an dünnen Schnüren im Wasser. Hier werde beispielsweise mit Nahrung experimentiert, so Allemand. In einem anderen Raum geht es um die Versauerung der Meere. Innerhalb der letzten 100 Jahre habe sich der pH-Wert um 0,1 verändert – «im Klartext bedeutet das: Die Ozeane sind um 30 Prozent saurer geworden», erklärt der Professor. «Wir testen, ob sich die Koralle an den fortschreitenden Prozess anpassen kann.» Einzelne Korallen stehen dazu in verschiedenen Wasserbecken mit jeweils minimal unterschiedlichem pH-Wert. In einem deutlich kühleren Raum werden weitere Spezies der Nesseltiere gehalten. Sie stammen aus besonderer Tiefe, aus Regionen zwischen 200 und 1000 Metern unter der Wasseroberfläche, sagt Denis Allemand. Man habe sie mit einem kleinen U-Boot nach oben geholt. Wenn er durch sein Institut führt, ist der Mee-
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resbiologe in seinem Element. Seit mehr als 30 Jahren beschäftigt er sich in Monaco mit Korallen, und nach wie vor gilt den ungewöhnlichen Lebewesen seine ganze Leidenschaft. Als er zum CSM stieß, seien sie zu zweit gewesen; heute zählt das Institut etwa 40 internationale Forscher in verschiedenen Disziplinen. 60 Jahre nach seiner Gründung auf Initiative des damaligen Fürsten Rainier III. blickt das Centre Scientifique de Monaco auf eine bewegte Forschungsgeschichte zurück: Völlig verschiedene Fachrichtungen haben Wissenschaftler bislang beschäftigt – von Radioaktivität über Seismologie bis zur Erforschung der Meeresverschmutzung. Seit einer großen Umstrukturierung im Jahr 1990 spielen Korallen die zentrale Rolle.
Erstes Museum mit lebenden korallen Schon 1960, im Geburtsjahr des CSM, lag dem damaligen Landesvater am Herzen, die Einflüsse des Menschen auf die Meere zu erforschen. Ein gutes halbes Jahrhundert lang arbeiteten die Forscher seither in Laboren im Ozeanografischen Museum – das laut Denis Allemand als erstes Museum überhaupt lebende Korallen zeigte. 2013 zog das CSM an seinen heutigen Standort am Hafen Monacos, zwischen Stars’n’Bars und internationaler Schule: 2500 Quadratmeter für die Wissenschaft. Das Museum war zu eng geworden. Neben der Arbeit mit Korallen (Abteilung Meeresbiologie) widmen sich die Forscher in Monaco heute zwei weiteren großen Bereichen. Seit 2010 wird in der Abteilung Polar-Biologie auf Wunsch des heutigen Fürsten Albert II. das sich wandelnde, fragile Ökosystem der Antarktis erforscht. Konkret: Aus der Beobachtung dreier verschiedener Pinguinarten (insgesamt bis zu 20 000 einzelne Pinguine) ziehen die CSM-Mitarbeiter Schlüsse, wie der Lebensraum der bedrohten Tiere geschützt werden kann. Pinguine gelten als Indikatoren für den Zustand der Polarregion. 2013 schließlich, zeitgleich mit dem Umzug ins neue Domizil, kamen mit Gründung der Bio-Medizin-Abteilung weitere neue Forschungsfelder hinzu. Unter ihnen schnell wachsende Krebszellen, speziell bei Kindern, und die bislang unheilbare Muskelerkrankung Duchenne-Muskeldystrophie (siehe dazu auch Seite 71) – jeweils mit dem Ziel, neue Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Das CSM genieße weltweite Anerkennung, sagt der Direktor des Zentrums. Die Zahl an Publikationen in wissenschaftlichen Fachmagazinen spricht für sich: Rund 70 Artikel veröffentlicht das vergleichsweise kleine Team des CSM pro Jahr; außerdem werden die «Monegassen» gerne zum Korrekturlesen von Beiträgen anderer Forscher herangezogen. Ein großer Vorteil des CSM gegenüber anderen Instituten, erklärt Denis Allemand, sei folgender Umstand: Im Fürstentum müssen sich Forscher in der Regel nicht von Projekt zu Projekt hangeln und immer wieder auf neue Fördergelder hoffen – wie sonst in der
DREI FRAGEN AN DR. DUYGU SEVILGEN
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m internationalen Forscherteam des CSM befinden sich auch drei Deutsche, darunter Duygu Sevilgen. vor knapp vier Jahren hat die Meeresbiologin aus Gummersbach eine der begehrten Post-Doc-Stellen in Monaco ergattert. ihre Spezialität: feine, selbstgebaute Messinstrumente, so genannte Mikrosensoren, mit denen alle möglichen Parameter in Mikrometerdimensionen in Korallen gemessen werden können. eine expertise, die sie von ihrem Heimatinstitut, dem MaxPlanck-institut für Marine Mikrobiologie in Bremen, mitgebracht hat und die in Monaco bis dato fehlte. 1. Woran arbeiten Sie genau im CSM? ich arbeite in der Grundlagenforschung. in unserem Team versuchen wir zu verstehen, wie genau riffbildende, also Steinkorallen, ihre KalkSkelette bilden. Dazu schauen wir uns im Detail an, unter welchen Bedingungen genau erste Kalk-Kristalle geformt und abgelagert werden. Diese sind zu Beginn nur wenige Mikrometer groß, wachsen mit der Zeit und formen schlussendlich die massiven Skelette der Korallenriffe. im Speziellen arbeite ich daran, das Milieu zu charakterisieren, in dem die ersten Kristalle gebildet werden. ein Milieu, dessen Chemie aktiv von der Koralle kontrolliert wird,
um die Kristallbildung zu favorisieren. ich messe dafür in lebenden Korallen am Ort der Kristallbildung Parameter wie zum Beispiel den pH-Wert, Kalzium- und Karbonat-Konzentrationen. 2. Mit welchem Ziel? Unser Ziel ist es, den Prozess der Skelettbildung, auch Biomineralisation genannt, grundsätzlich zu verstehen. ein verständnis der zugrundeliegenden Prozesse ist wichtig, um im nächsten Schritt zu verstehen, was und warum sich etwas verändert, wenn sich zum Beispiel Umweltbedingungen ändern. Wir schauen uns also nicht nur an, wie eine Koralle unter normalen Bedingungen kalzifiziert, sondern auch, wie die Skelettbildung von veränderten Umweltbedingungen beeinflusst wird. Welche Korallen können veränderten Umweltbedingungen gegenüber besser standhalten und weiterhin zur Genüge kalzifizieren, wenn zum Beispiel Temperaturen steigen oder das Meerwasser durch erhöhten Kohlenstoffdioxideintrag saurer wird? Untersuchungen, die sich an solchen Fragen orientieren, können aufschlüsse darüber bringen, wie sich zum Beispiel Korallengemeinschaften in riffen verändern könnten. 3. Haben Sie hier in Monaco ihre «Forscher-Heimat» gefunden? in meiner Forschung ist es mir wichtig, unter den besten Bedingungen den Fragen nachzugehen, die mich am meisten interessieren und die ich in einem weiteren, größeren Kontext relevant finde. Das CSM bietet dafür sehr gute Möglichkeiten und ich hatte die – für nicht festangestellte Wissenschaftler – seltene Gelegenheit, anstatt der regulär angedachten zwei
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Jahre vier Jahre bleiben zu können. Dies in Kombination mit dem Leben hier am Meer ist das Beste, was mir hätte passieren können. am CSM kann ich autonom an meinen Fragestellungen arbeiten, meine experimente frei gestalten und dynamisch, entsprechend neuer entdeckungen anpassen. Dabei etwas längerfristig zu planen, finde ich sehr wichtig. So können experimente bestmöglich und ohne Zeit als Stressfaktor ausgeführt werden, und die ergebnisse können auf internationalen Konferenzen wie zum Beispiel dem International Coral Reef Symposium (iCrS), das nächsten Sommer in Bremen stattfindet, vorgestellt und diskutiert werden. Unsere Korallenaquarien am CSM bieten eine weltweit einzigartige Möglichkeit, so an Korallen zu forschen, wie wir es tun. Mit unserer arbeitsgruppe, geleitet von Sylvie Tambutté, habe ich ein Forschungsteam um mich herum, das auf jahrelange erfahrung in der Biomineralisationsforschung blicken kann, und wir diskutieren am laufenden Band alle neu gewonnenen erkenntnisse – ein sehr motivierender und dynamischer Prozess. ich habe einen Forschungsbereich gefunden, den ich enorm spannend und relevant im aktuellen Zeitgeschehen finde und würde sehr gerne weiter daran arbeiten. Die Korallen sind mir ans Herz gewachsen! Leider läuft meine Stelle ende Februar aus, daher suche ich finanzielle Mittel, um länger bleiben zu können. ich hoffe, dass möglicherweise über Programme wie «Les amis du CSM» oder anderweitig Möglichkeiten entstehen, meine Forschung zu unterstützen, sodass ich mich noch nicht so bald von den Korallen trennen muss.
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KORALLEN UND IHRE BEDROHUNG IN ZAHLEN
Korallenriffe bieten etwa einem Drittel aller bekannten Meereslebewesen ein Zuhause, obwohl riffe nur 0,2 Prozent des Meeresbodens bedecken. 40 Prozent der Korallenriffe befinden sich im Pazifik.
Mehr als 500 Millionen Menschen weltweit hängen direkt vom Überleben der Korallenriffe ab - in Form von Tourismus und Fischfang. Studien besagen, dass ein anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen um 2 Grad 99 Prozent der Korallen weltweit töten werde. Bis 2055, so die Wissenschaft, werden 90 Prozent der Korallenriffe jährliche episoden von lebensgefährlichem ausbleichen erleben - die auf zu warmes Wasser zurückgehen. Die überlebenden Korallen brauchen 10 bis 15 Jahre, um sich vollständig zu erholen.
Korallenbleichen sind zugleich nur ein Grund dafür, dass riffe sterben. Überfischung, Umweltverschmutzung, die Bebauung von Küsten, Tourismus und die versauerung der Ozeane, die die Kalkskelette der Tiere angreift, sind weitere Ursachen dafür, dass allein seit 1990 etwa 40 Prozent der weltweiten Korallenriffe verschwunden sind. Quellen: Tara’s Blue Book for the Pacific; Zeit Online
in den laboren werden unter anderem stresstests mit den Korallen durchgeführt, zum Beispiel hinsichtlich der versauerung der meere © AS
WEITERE INFO www.centrescientifique.mc oceans.taraexpeditions.org JANUAR / FEBRUAR 2020
Branche üblich. Vielmehr können wissenschaftliche Studien langfristig angelegt werden, denn mit 80 Prozent erfolgt der Großteil der Finanzierung durch den Staat. Dadurch können die so wichtige Kontinuität und entsprechende Qualität entstehen, so der Meeresbiologe. Die Internationalität am CSM – allein drei Deutsche befinden sich beispielsweise unter den Forschern – sei auch ein Resultat der besonderen Rahmenbedingungen: Neben der weitgehend gesicherten Finanzierung locken vor allem der attraktive Standort, die moderne Ausstattung, die tollen Aquarien.
Monaco als Vorreiter Schon vor knapp 60 Jahren war Monaco weltweit Vorreiter bei der Untersuchung der Frage: Was macht die Umweltverschmutzung und ganz allgemein der Einfluss des Menschen mit den Korallen? Allemand arbeitete Ende der 1980er-Jahre zunächst mit der im Mittelmeer heimischen Edelkoralle (Corallium rubrum), auch Rote Koralle genannt. Ihr ging es damals nicht aus Umweltgründen schlecht, sondern wegen Überfischung: Die roten Skelette wurden zu Schmuck verarbeitet. Außerdem untersuchte er in den Tropen heimische riffbildende Korallen. Sie wiederum hatten damals bereits mit Umweltproblemen zu kämpfen: mit dem Phänomen der Korallenbleiche, das auf eine plötzliche, lokal auftretende zu starke Erwärmung des Meerwassers zurückgeht. Betroffene Korallenriffe, die sich über Jahrhunderte gebildet haben, können in wenigen Wochen absterben. «Da zu wenig über Korallen bekannt war, begannen wir in Monaco 1990 mit einer grundlegenden Erforschung der Nesseltiere», so Denis Allemand. «Es ging darum, die Physiologie der Korallen besser verstehen zu lernen.» Sprich: Was spielt sich biophysikalisch in ihren Zellen ab? Aber auch: Wie funktioniert das Ökosystem Korallenriff? In den letzten Jahren gebe es viele Forscher weltweit, vor allem in Australien, die sich mit Korallen beschäftigen. «Das erhöht den Wettbewerb, seither haben wir viel gelernt», so der Forscher in Monaco, «zum Beispiel, dass das Korallen-Genom dem Menschen viel stärker ähnelt als das der Drosophila. Deshalb werden heute Anemonen zur Forschung genutzt.» Seit zehn Jahren sind auch Wirtschaftswissenschaftler Teil der Mannschaft im CSM. Sie sollen die ökonomischen Konsequenzen berechnen, die sich aus dem Klimawandel ergeben, und Lösungsvorschläge erarbeiten. Denn, so Denis Allemand, 500 Millionen Menschen leben heute direkt von den Korallen, seien es Fischer oder die Tourismusbranche wie etwa in Hawaii: «Wenn dort die Korallenriffe sterben, verschwinden die Wellen der Surfer.» Zwischen 2016 und 2018 war das CSM unter der Co-Regie von Denis Allemand federführend beteiligt an der weltweit bislang größten Expedition zur Erforschung von Korallenriffen, «Tara Pacific». Zweieinhalb Jahre lang sam-
Korallen-skelett © CSM
melten Wissenschaftler auf ihrer Reise mit dem Forschungs-Segelschiff Tara nie dagewesene Datenmengen vor allem aus dem Südpazifik. Nach Auswertung aller Daten erhoffen sich die Forscher besser zu verstehen, wie Korallen auf bestimmte Umwelteinflüsse reagieren und was für sie am schädlichsten ist – mit dem Ziel, die Artenvielfalt der Riffe wiederherzustellen. Zum Ende unseres Besuchs im CSM begegnen wir noch Duygu Sevilgen, einer der drei deutschen Forscherinnen am monegassischen Zentrum. Korallen zählten vor ihrem Einsatz im Fürstentum nicht zu ihrer Expertise, doch die besonderen Ökosysteme haben sie sofort fasziniert. «Es sieht unfassbar schlecht aus für Korallenriffe auf der Welt», sagt die junge Frau. Riffe, wie wir sie heute kennen, werde es nicht mehr lange geben. «Wir rechnen mit einem Artenwechsel», erklärt die gebürtige Gummersbacherin. «Das heißt, bestehende Gemeinschaften werden sich neu ordnen: Einige Arten verschwinden, andere dominieren.» In Monacos Aquarien wird heute die Gegenwart abgebildet und mithilfe der Experimente in die Zukunft geschaut: Wie reagieren die Korallen, wenn das Wasser immer wärmer und immer saurer wird? «Wir können dadurch abschätzen, was in der Natur passieren wird», so Duygu Sevilgen. «Im besten Fall lernen wir, welche Arten resistenter sind und auch morgen noch Riffe bilden können.»
Dank chips wie diesem erhalten monacos forscher regelmäßig Daten von 15 000 bis 20 000 pinguinen – eine weltweit einzigartige Dimension. © CSM
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«Alles WAlzer!»
Wiener Ball-Kultur in Monaco
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it einem linksgedrehten Walzer eröffnen am 7. März im Café de Paris 16 Paare ganz klassisch nach österreichischer Balltradition eine rauschende Ballnacht. Was die Wiener schon seit dem 17. Jahrhundert als wichtiges gesellschaftliches Ereignis der «High Society» pflegen und mittlerweile in alle Welt exportiert haben, wird seit einigen Jahren auch im Fürstentum stilecht zelebriert. Debütanten, Christian Dobner von der Wiener Tanzschule Dobner, das Wiener Joe-HofbauerQuintett, Sopranistin Eva Lind und die obligatorische Quadrille um Mitternacht als Höhepunkt: Der eigens gegründete Verein Vineta Monaco sorgt mit exklusiver Unterstützung der Stadt Wien für authentisches Ball-Flair. Den beeindruckenden Auftakt machen 32 ganz in Weiß und Schwarz gekleidete jungen Tänzerinnen und Tänzer, die eigens aus der österreichischen Hauptstadt an die Côte d’Azur reisen. Sie symbolisieren die volljährig gewordenen Debütantinnen und Debütanten, die in Wien klassischerweise mit einem Ball in die Gesellschaft eingeführt werden. Danach geht’s für die Gäste auf die Tanzfläche, aufgefordert von den Wiener Tänzern. Keiner
Walzer zum auftakt © EdWrightImages
müsse sich um seine Schritte sorgen, versichert Haupt-Organisatorin Verena Meyer von Vineta: «Lassen Sie sich einfach von den Profis führen!» Und sie verspricht: «Wir haben mit dem Salon Bellevue in der oberen Etage des Café de Paris das beste Tanzparkett im Fürstentum für den Ball für uns – und das vor der wunderbaren Kulisse des Casinoplatzes!» Die deutsche Gründerin des Wiener Balls in Monaco ist selbst vor genau 20 Jahren dem Phänomen verfallen. Damals nahm sie zum ersten Mal an einem jener gesellschaftlich fest mit der Wiener Kultur verflochtenen Bälle teil – und war schlichtweg begeistert von den durchtanzten Nächten mit jener besonderen Etikette. Seit mittlerweile 16 Jahren lebt und arbeitet Verena Meyer in Monaco. Da lag es für sie auf der Hand, die Tradition ins Fürstentum zu importieren. Musikalisch wird es im März in Monaco übrigens abwechslungsreicher zugehen als einst bei Hofe:
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Neben Walzer und Polka spielen die Musiker durchaus auch Zeitgenössisches. Damit die Ballgäste sich am Ballabend nicht zum ersten Mal begegnen, laden Vineta Monaco, die Stadt Wien und die übrigen Partner des Balls bereits am Vorabend zum Empfang, bei dem auch das Business der Gäste Thema sein darf. «Nach diesem zwanglosen Auftakt fühlen sich beim Ball selbst alle Teilnehmer von vornherein entspannter und Gespräche ergeben sich wie von selbst», erklärt die Ball-Botschafterin. Lust bekommen? Der Eintrittspreis inklusive Büffet beträgt 295 Euro (Firmenbuchungen möglich), und selbstverständlich gilt der klassische Dresscode «bodenlanges Abendkleid» für die Dame, «Frack, Smoking oder Uniform» für den Herrn. Info & Buchung direkt über Verena Meyer: vineta.vineta@monaco.mc www.vineta-monaco.com
Die «Debütanten» vor der Kulisse monacos © EdWrightImages
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georges marsan © Ameller
Das Erfolgsrezept?
Bürgernähe & Teamarbeit Nicht jedem ist bekannt, dass Monaco außer einem Fürsten auch einen Bürgermeister hat. Und was für einen! Seit 2003 steht der dynamische Georges Marsan an der Spitze des wunderschönen Rathauses in der Altstadt, vorher war er seit 1991 Stadtrat. Warum der diplomierte Apotheker nun schon seit 17 Jahren immer wieder gewählt wird, verriet er im Exklusiv-Interview. Von petra hall
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er hätte das gedacht: Das Rathaus auf dem rocher, wenige Schritte vom Fürstenpalast, ist nach dem Krankenhaus Princesse Grace, der Société des Bains de Mer und der monegassischen Regierung mit 730 Personen einer der wichtigsten Arbeitgeber Monacos. Für den Bürgermeister, der nach lokalem Recht unbegrenzt wiedergewählt werden kann, eine echte Herausforderung, trägt er doch Verantwortung wie ein Großunternehmer. Nach seinem Erfolgsrezept befragt, wiederholt er mehrfach, welche große Bedeutung er der Teamarbeit, aber auch der Bürgernähe beimisst: «Wir verfügen über eine zusammengeschweißte und sich durch ihre verschiedenen Kompetenzen sehr gut ergänzende Equipe, die sich über die Nähe zum Bürger und die Sozialarbeit identifiziert», so Marsan. «Der Nationalrat hingegen befasst sich mit der Gesetzgebung, während die Gesundheitspolitik der Regierung obliegt.» Er ist überzeugt: «Die Stadt muss ein Ohr für die Bedürfnisse der Bevölkerung haben und deren Erwartungen dann auch erfüllen. Daran werden letztendlich die Jahresprogramme der mairie ausgerichtet.» Alle sozialen Leistungen kommen den Monegassen ebenso wie den ausländischen Einwohnern zugute. Besonders stolz ist der dreifache Vater auf die Arbeit im Bereich der Kinderbetreuung. Wegen der Sozialisierung schicken heute nahezu alle Bewohner des Fürstentums – gleich welcher Schichten und Nationalitäten – ihre Kleinen in den Kindergarten, so der erste Bürger der Stadt. Weitere Aufgabengebiete erstrecken sich auf die Altenfürsorge wie etwa Essen auf Rädern, Tele-Alarm und Hilfskräfte für zuhause – Maßnahmen, damit Senioren möglichst lange bei sich in der Wohnung bleiben können. Um
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ihre eventuelle Isolierung zu vermeiden, gibt es einen Verein namens «Club le temps de vivre», der gerade einen neuen Sitz bekommen hat. Die Technik macht auch vor Monaco nicht Halt. Zusammen mit der Regierung arbeitet das Rathaus an der digitalen Zukunft des Landes aktiv mit. So werden alle Bushaltestellen mit wifi-Technologie ausgestattet, die Parkplätze auf den Straßen können per Handy – pay by phone – beglichen und zahlreiche Dokumente per Internet erstellt werden. 2020 soll Monaco seine eigene digitale Identität haben: Es wird zum Beispiel eine neue Generation digitaler Personalausweise für Monegassen, Aufenthaltsgenehmigungen und Arbeitserlaubnisse geben. Als revolutionär bezeichnet Marsan die neue Krankenversicherungskarte, durch die alle jederzeit und überall abrufbaren Informationen über die Gesundheit des Inhabers in einem digitalen Cloud-Safe gespeichert sein werden. Die digitale Identität des Fürstentums verantwortet die Regierung.
«Monaco – das angenehmste Land der Welt» Monaco ist für seine Umweltpolitik weltweit bekannt und geschätzt. Natürlich ist auch hier die mairie voll involviert. Bis 2023 wollen Marsan und sein Team ihre Flotte von Nutzfahrzeugen und Motorrädern vollkommen durch elektrisch angetriebene Modelle ersetzen. Plastik-Behälter aller Art werden endgültig verbannt und collectes circulaires werden von der mairie organisiert. Bei Letzteren geht es darum, Spielzeug, Büchern, Kleidung, Unterrichtsmaterial und anderen Objekten zu einem zweiten Leben zu verhelfen und so Verschwendung entgegenzuwirken. Regelmäßig werden die Sachen von ehrenamtlichen Mitarbeitern gesammelt und weitergegeben. Finanziert werden diese Aktionen hauptsächlich durch Spenden – ebenso wie etwa die «Roten Nasen», Clowns, die kranken Kindern etwas Freude spenden. Wohltätige Veranstaltungen unterstützt die mairie oft, indem sie Logistik und Personal zur Verfügung stellt. «Eine besondere Qualität Monacos ist es, dass es so viele freiwillige Helfer und gemeinnützige Vereine gibt», sagt Georges Marsan. «Ohne sie wäre das alles nicht möglich.» 500 Assoziationen existieren hier schätzungs-
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weise. So unterstützt der Deutsche Internationale Club von Monaco (CAI), dessen Ehrenmitglied der Bürgermeister ist, regelmäßig Initiativen der mairie: Er trug beispielsweise zur Erneuerung einer Kindertagesstätte im Stadtteil Larvotto bei und finanzierte einen Spielplatz an der Place d’Armes. Auch für 2020 plant der Verein, einen Teil seines WohltätigkeitsBudgets dem Rathaus zur Verfügung zu stellen. Für Georges Marsan ist das Fürstentum jedenfalls «das angenehmste Land der Welt». Und wenn erst die Pläne der weitgehenden Verkehrsbefreiung und der vom Exotischen Garten nach Fontvieille führenden Seilbahn Wirklichkeit werden, ist sein Glück wohl vollkommen.
POLYGLOTTES MONACO 141 verschiedene Nationalitäten leben im Fürstentum. 2018 betrug die Bevölkerungszahl insgesamt 38 300. Hier einige Zahlen*:
Franzosen Monegassen italiener engländer
9286 8378 8172 2795
Schweizer Deutsche russen amerikaner
1187 907 749 366
*volkszählung des Institut Monégasque de la Statistique et des Études Économiques, iMSee, 2016
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«Ich wär’ gern Bildungsministerin» Ein Treffen mit Britta Heidemann am Rande der «Sportel» Von aila stöcKmann bei den Olympischen Spielen in Peking 2008 die Goldmedaille im Degenfechten holte! Was nicht jeder weiß: Die Deutsche trat damals und seither oft in chinesischen TV-Sendungen auf und wird in dem Land nach wie vor verehrt.
Britta heidemann war für das ioc bei der messe «sportel» in monaco © D.R.
im rZ-interview spricht die deutsche Fecht-Olympiasiegerin über ihre neue rolle als Funktionärin, Kinder-Projekte als Herzensangelegenheit und ihre Beziehung zu Monaco. Lässig pariert sie Fragen zu China und erklärt, warum ihr die ewigen China-Nörgler auf die Nerven gehen.
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as macht eigentlich Britta Heidemann? Ziemlich viel sogar; das wird schnell klar, als sie sich energiegeladen und guter Laune am Rande von Monacos «Sportel» ausführlich Zeit für ein Gespräch nimmt. Die Messe dient immer im Herbst als internationale Plattform für Sport, Medien und Business. Höhepunkt des Branchentreffs ist die Vergabe der «Sportel Awards» für die besten Filmbeiträge aus dem Sport. Die inzwischen 37-Jährige, eine der erfolgreichsten Fechterinnen aller Zeiten, saß in der Jury. Vor zwei Jahren hat die Kölnerin dem Leistungssport Ade gesagt und bewegt sich seither auf neue Weise durch die Welt der Leibesertüchtigung: als gefragte Funktionärin. Sie ist neben Thomas Bach einziges deutsches Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und mischt automatisch auch auf nationaler olympischer Ebene mit. Sie ist Botschafterin des KinderProjekts «Sport für Entwicklung» der BunJANUAR / FEBRUAR 2020
desregierung, was ihr besonders am Herzen liegt. Dann sind da noch Verpflichtungen hinter den Kulissen im Motorsport und im Fußball. Auch wenn sie sich glücklich schätzt, sich weiter in der Sportwelt bewegen zu dürfen, hadert sie gelegentlich mit den Ansprüchen, die in Deutschland an Ehrenämtler gestellt werden, wo man informiert sein müsse bis ins Kleinste. Das lasse ihr nicht genug Zeit für alle Projekte, die sie gerne angehen oder vertiefen würde. Neben all den ehrenamtlichen Engagements steht schließlich auch hauptberuflich einiges auf der Agenda. Britta Heidemann hält Vorträge zum Umgang mit Druck, über mentale Stärke und zur richtigen Balance. Und vor allem ist da ihr profundes Wissen über China, kulturell wie wirtschaftlich, das sie als Beraterin nutzt. Nach wie vor spreche sie, die schon mit 15 eine Weile in einer chinesischen Gastfamilie gelebt hat, fließend Chinesisch. Unvergessen, dass sie ausgerechnet
Ist Ihr Leben heute bunter als zu Zeiten, als Sie voll im Leistungssport steckten? Nein, ich habe tatsächlich immer alles parallel gemacht. Von daher war das Leben immer bunt. Jetzt habe ich mehr Zeit, mich auszuleben – wobei gerade die IOC-Tätigkeit, und zwar rein auf Deutschland bezogen, sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Daher kann ich mich nicht so sehr auf andere Dinge konzentrieren, wie ich gerne würde. Mich interessieren Kinder und Jugendliche, mich interessiert die duale Karriere, mich interessiert das Wohlbefinden bei olympischen Spielen ... Aber solange Themen wie Anti-Doping so aktuell sind, bleibt dafür wenig Raum. Verständlich, aber total schade. Wie sieht Ihr Job beim IOC genau aus? Hier in Monaco bin ich gerade vom IOC delegiert dafür, in der Jury beim SportelAward zu sitzen. Es gibt viele solcher Veranstaltungen repräsentativer Art. Aber es wird auch viel intern diskutiert: Wir haben Mental-Health-Programme und tauschen uns darüber aus, auch über Gewalt im Sport – also sexuelle, seelische, physische ... Besprochen werden auch Dinge wie die Gestaltung des olympischen Dorfes, die Nachhaltigkeit olympischer Spiele, aber genauso die Frage: Wie sehen die Medaillen aus? Das geht wirklich von A bis Z, die ganze Bandbreite der olympischen Bewegung ist Thema. Zurück in Deutschland muss mich vor allem mit den Themen Anti-Doping und Gelder-Verteilung beschäftigen. Gilt das nicht für alle IOCMitglieder in der Welt? Deutschland ist eine von den wenigen Nationen, die das IOC und die olympischen Spiele sehr kritisch betrachten. Da sind wir als Nation ja auch stolz drauf, dass wir kritisch hinterfragen, aber deswegen ist das eine noch größere Aufgabe für uns als vielleicht für andere Repräsentanten im IOC. Die können sich mit anderen Themen befreiter beschäftigen, während ich ein paar Themen halt vorgegeben habe. Meine Passion liegt eher woanders, da muss ich noch die Mitte finden.
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Für das IOC sind Sie aktuell in Monaco. Welches Verhältnis haben Sie zum Fürstentum? Ich habe eine Bindung zu Monaco insofern, als Fürst Albert ja auch im IOC ist. Daher kennen wir uns ganz gut, sind gute Kollegen. Bei olympischen Spielen verbringt man Zeit miteinander bei den IOC-Sessions, aber man trifft sich auch tagsüber bei den Sportwettkämpfen, und da entstehen gute Bekanntschaften unter den IOC-Mitgliedern. Außerdem war ich hier auch schon ein paarmal für die Formel 1, denn ich bin auch noch in der FIA-Frauenkommission. Sie engagieren sich besonders gerne für kinder und Jugendliche. An was für Projekten sind Sie beteiligt? Das sind unterschiedliche soziale Projekte, die fast immer mit Sport verknüpft sind. Ich bin zum Beispiel auch Kuratorin der BundesligaStiftung und habe die deutsche Fußball-Nationalmannschaft mehrmals zu den Weltmeisterschaften begleitet, zum Beispiel nach Südafrika. Bei der Gelegenheit gehen wir in Slums, und dort wird von der Bundesliga zum Beispiel ein Fußballfeld gebaut, und Mannschaften werden mit Sportkleidung und Bällen ausgestattet. Wir waren auch in Brasilien, in Favelas, und haben versucht, Werte durch sportliche Spiele zu vermitteln. Mal geht es gegen Gewalt, mal um die Stärkung des Selbstbewusstseins von Mädchen oder um Umweltbewusstsein ... Das kann alles durch Sport erreicht werden. Aus meiner Sicht ist die Kraft des Sports unerschöpflich.
einem Stock gefochten? Außer Laufen, Schwimmen oder Fußball gibt es, glaube ich, keinen Sport, der so automatisch ausgeführt wird. Von daher liegt das Potenzial des Fechtens auf der Straße. Im Moment sind es Träumereien, ich kann halt auch nicht alles machen – in der Favela in Brasilien sein und gleichzeitig noch einen Weltkonzern aufziehen. Und gerade in Deutschland wird auch von Ehrenämtlern in der Sportpolitik erwartet, dass man bis ins kleinste Detail über jedes Thema informiert ist, gerade im IOC. Da habe ich auch nicht den Eindruck, dass ich das immer befriedigend bedienen kann. Aber ich weiß, dass ich deutlich mehr weiß und involvierter bin als viele meiner internationalen Kollegen. Da bleibt dann weniger Zeit für anderes übrig, als ich mir wünschen würde. kein Interview mit Britta Heidemann ohne das Thema China … Wie gut sprechen Sie heute noch Chinesisch? Ich habe eine chinesische Schwägerin, mein Bruder hat eine Chinesin geheiratet, und wir machen tatsächlich gemeinsam das ganze China-Geschäft (Britta Heidemann ist beratend tätig und begleitet beispielsweise Delegationen aus den Bereichen Wirtschaft, Politik, Kultur oder Sport ins Reich der Mitte – Anm.d.Red.). Von daher habe ich die Gelegenheit, wann immer ich möchte, Chinesisch zu sprechen. Das reißt nicht ab. Warum ist Ihnen China so wichtig? China ist eines der Länder, das immer weiter eine Rolle spielen wird, und es ist ein absoluter Fehler, sich damit nicht zu beschäftigen. Ich werde häufig gefragt: Nehmen die Deutschen teilweise Geschäfte nicht wahr, weil es um Chinesen geht? Nein! Ich wüsste nicht, welches große Unternehmen sagen würde, weil uns Chinese XY nicht gefällt, machen wir mit China kein Geschäft. Es gibt natürlich auch ökonomische Zwänge, warum man die Chancen wahrnehmen muss und den Markt China nicht auslassen kann.
Gibt es auch nationale Projekte, auf kleinerer Ebene? Ich finde es gut, wenn man auch vor der eigenen Haustür guckt – das ist ursprünglich immer mein Fokus und Interesse gewesen. In der Bundesliga-Stiftung machen wir sehr viele dieser Programme in Deutschland. Die haben viel mit Integration zu tun. Ich finde übrigens auch, es muss nicht alles Integration sein, das kann auch einfach der Junge von nebenan sein, der nicht weiß, wohin mit seinem Leben. Aber durch meine Aktivitäten im internationalen Sportgeschäft und als «Sport für Entwicklung»-Botschafterin der Bundesregierung hat sich das alles ‚verinternationalisiert‘. (Die Sportprogramme von «Sport für Entwicklung» führen Britta Heidemann in Länder wie Afghanistan, Brasilien oder Kolumbien – Anm. d.Red.) Ich bin gerne international unterwegs, habe aber gleichzeitig auch den Drang, in meinem Land mitzureden. Ich wär’ auch gern Bildungsministerin, zum Beispiel. Dann würde ich einen schönen Rundumschlag machen, da hätte ich schon viele Ideen …
Aber das klingt einfacher, als es ist? Aus meiner Sicht müssen die Fehler reduziert werden. Man kann da nicht einfach hingehen, mit vor Stolz geschwollener Brust, und erwarten, man sei der willkommene Held. Die Chinesen wissen ganz genau, wer sie sind, was sie können. Man muss ja nur mal rechnen: Bei 1,4 Milliarden Menschen hast du natürlich in der absoluten Zahl deutlich mehr Genies als in anderen Ländern. Und das sind auch die, die die Schlüsseljobs ausüben. Das sind hochintelligente Menschen, die mittlerweile auch alle international unterwegs sind, und die lassen sich weder veräppeln noch bevormunden.
Wie wäre es mit Fechten als Breitensport? Ich habe tatsächlich Großes vor mit diesem Sport! Ganz sicher hat das Fechten Massentauglichkeit, weil es längst ein Massensport ist. Welches Kind hat nicht schon mal mit
Wie helfen Sie? Wir sind in unterschiedlichen Branchen aktiv. Wir helfen beim Netzwerken, beraten, leiten Gespräche in die Wege und begleiten Unternehmer auch vor Ort. Wir wissen, wer mit wem
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sprechen und wer da sein sollte. Wir geben Tipps, was und wie etwas präsentiert wird. Die Soft Skills sind am Ende entscheidend. Selbst wenn die nackten Zahlen vielleicht stimmen würden – wenn man im Raum spürt, der eine vertraut dem anderen nicht, vielleicht weil eine Seite etwas falsch verstanden hat, dann sind das die Momente, in denen meine Schwägerin und ich zur Stelle sind. Woher kommt Ihre Liebe zu China? Ich finde China unheimlich spannend. Es gibt jeden Tag was zu entdecken, die Dynamik des Landes fasziniert mich. Die Menschen sind noch so motiviert und enthusiastisch nach vorne denkend. Oft – zum Beispiel in dem Interview, das ich vor diesem gegeben habe – wird das alles so zerlegt. Darauf hab’ ich keine Lust mehr. Ich bin ursprünglich ein ganz positiver, dynamischer, nach vorne denkender Mensch, aber dann dieses ganze Rumgenörgele … ich umgebe mich lieber mit Leuten, die nach vorne denken. Apropos «nach vorne»: Auf welches Zukunftsprojekt freuen Sie sich besonders? Ich überlege, ob ich meine Aktivitäten in einem oder mehreren Unternehmen ein bisschen strukturiere. Die menschliche Psyche ist ja so: Man braucht Struktur. Und nachdem ich Abitur gemacht hatte, habe ich überlegt, ob ich entweder ein Doppelstudium mache oder eine Piloten-Ausbildung mit Maschinenbaustudium kombiniert oder ob ich Flying Doctor in Australien werde. Tatsächlich ist daraus Chinesisch und BWL geworden. Aber jetzt habe ich die Idee mit dem Pilotenschein noch mal aufgenommen und angefangen, Flugstunden zu nehmen. Da werde ich mich mal reinhängen, da hab’ ich Lust drauf.
BRITTA HEIDEMANN
größte sportliche erfolge im Degenfechten:
Olympia-Gold 2008 in Peking, Weltmeisterin 2007 Studium: regionalwissenschaften Chinas, Schwerpunkt BWL Mitglied des internationalen Olympischen Komitees (iOC), seit 2016 Präsidiumsmitglied des Deutschen Olympischen Sportbundes Botschafterin der Bundesregierung «Sport für entwicklung» Mitglied der Fia-Kommission «Frauen im Motorsport» bietet u.a. Fecht-Workshops an, hält vorträge über Parallelen zwischen Fechtsport und Management Beraterin zu chinabezogenen Themen autorin von ratgeber-Büchern
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44. Zirkusfestival
pferde, HuNde & ArtIsteN ie weltweit besten Artisten treffen sich im Januar zur 44. Ausgabe des internationalen Zirkusfestivals in Monaco. Das ganzjährig aufgebaute Zirkuszelt im Stadtteil Fontvieille, das zurückgeht auf den großen Liebhaber der Manege, Fürst Rainier III., wird einmal mehr Schauplatz von atemberaubender Akrobatik. 2020 spielen Pferde eine Hauptrolle im Programm. Mit dabei ist unter anderem die Schweizer Zirkusfamilie Knie, deren Dressur-Philosophie lautet: «Lass das Pferd Pferd sein.» Sandro Montez bringt seine rasante Hunde-Nummer mit, in der Border Collies, Zwergspaniel und Chihuahuas Seite an Seite glänzen. Nicht zu kurz kommen werden selbstverständlich auch die Akrobaten in verschiedensten Disziplinen: Rechnen Sie mit fliegenden Tellern aus China oder auch den Flying Tuniziani, die am Trapez, zehn Meter über dem Boden, waghalsige und teils weltweit einmalige Sprünge vollführen. Für den nötigen Klamauk sorgen Clown Elastic aus Belgien und die Clowns en Folie, zwölf Musiker, die dem Festival seit mehr als 20 Jahren die Treue halten. Das Festival beginnt am 16. Januar (bis 26.) und endet am 1. und 2. Februar mit dem Wettbewerb für Nachwuchs-Artisten «New Generation». Tickets unter: www.montecarlofestival.mc
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Cecila Bartoli
Neue INteNdANtIN für dIe Oper it ihr kommt die Heiterkeit nach Monaco: Die stets gut aufgelegte italienische Opernsängerin Cecilia Bartoli wird als erste Frau die Leitung der Oper von MonteCarlo übernehmen. Nach Angaben der monegassischen Regierung wird die weltbekannte Diva ab Januar 2023 in die Fußstapfen des künstlerischen Leiters Jean-Louis Grinda treten. Grinda werde der Oper aber nicht verloren gehen, sondern bei künftigen Bühnenproduktionen weiter mitwirken, hieß es. Bartoli ihrerseits erklärte, die neue Aufgabe werde sie nicht hindern, ihre Gesangskarriere fortzusetzen. Die italienische Mezzosopranistin ist an allen großen Konzert-
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cecilia Bartoli (l.) mit prinzessin caroline und ihrem vorgänger an der oper, Jeanlouis grinda. © Direction de la Communication de Monaco
und Opernhäusern der Welt zu Hause und seit sieben Jahren zudem Intendantin der Salzburger Pfingstfestspiele. Bartoli erklärte, sie empfinde ihre Berufung nach Monaco als «große Ehre und Verantwortung». Für sie gehe «ein Traum in Erfüllung». Die Präsidentin des Verwaltungsrats der Oper, Prinzessin Caroline, gratulierte der viel gefeierten Sängerin Anfang Dezember als Erste. Grinda, der seit Juli 2007 im Amt und zugleich künstlerischer Leiter der Chorégies d’Orange ist, hatte bereits Anfang des Jahres den Wunsch geäußert, die Regie des Hauses «an jemand mit neuen Ideen» zu übergeben, erinnerte
Stadtplanung
fONtvIeIlle WIrd mOderNer pannende Pläne, um den etwas abseitig gelegenen Stadtteil Fontvieille zu beleben: Ein Anfang Dezember beschlossenes nachhaltiges Urbanisierungsprogramm sieht unter anderem die Pflanzung von 2000 Bäumen und den möglichen Bau einer Seilbahn vor, die auch auf den rocher führt (Foto). Neben allen grünen Gedanken kommt der Kommerz
die Prinzessin von Hannover. Der Fürst habe dem Vorschlag, Cecilia Bartoli zu bitten, die Nachfolge zu übernehmen, sofort zugestimmt. In Monte-Carlo ist Cecilia Bartoli keine Fremde. 2016 hatte sie das monegassische Ensemble Les Musiciens du Prince gegründet, das seither über 70 Konzerte, Aufnahmen und Auftritte in ganz Europa absolviert hat. Die Wurzeln der Verbindung gründen aber noch tiefer. «Schon 1989, zu Beginn meiner Laufbahn, gab ich in MonteCarlo den Barbier von Sevilla. Seitdem fühle ich mich Monaco verbunden», sagte Bartoli. Rolf Liffers
nicht zu kurz: Die aktuelle Gewerbefläche wird auf 30 000 Quadratmeter verdoppelt – mit modernisiertem und vergrößertem Carrefour-Supermarkt, Kinokomplex, mehr Parkplätzen und 41 neuen Wohnungen. Geplante Fertigstellung: 2027.
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monaco-fontvieille © D.R.
VENTURI & MERCEDES. Monacos ERennstall Venturi tut sich mit Mercedes zusammen. In der Ende November begonnenen Saison 2019/2020 nutzt der monegassische Rennstall Teile des deutschen Herstellers: unter anderem das Kühlsystem, den Heckrahmen, die Dämpfer, die Software und den Motor. Hintergrund sei die gestiegene Konkurrenz in der Serie. Eine Kooperation mit Mercedes lag auf der Hand: VenturiTeamchefin Susie Wolff ist die Frau des Mercedes-Motorsportchefs Toto Wolff. Als Fahrer bleiben Felipe Massa und Edoardo Mortara an Bord. Ein E-Rennen in Monaco steht in diesem Jahr nicht im Kalender. RALLyE. Dafür geht’s bereits im Januar gewohnt sportlich zu auf den Straßen in und vor allem ums Fürstentum: Mit der 88. Rallye Monte-Carlo (20. – 26. Januar) und der 23. Ausgabe für Oldtimer (29. Januar – 5. Februar) bietet Monacos Automobilclub wieder Spaß und Show für Rallye-Fans. Der offizielle Startschuss für die Rallye Monte-Carlo fällt am Donnerstag, 23. Januar, um 17 Uhr am Casino-Platz im Fürstentum. Am Sonntag, 26. Januar, werden am Quai Albert Ier ab 15 Uhr die Sieger geehrt. FÜRST IN POTSDAM. Fürst Albert war Anfang Dezember Hauptredner bei einem Klima-Symposium am HassoPlattner-Institut in Potsdam. Standesgemäß angerollt im Elektro-SUV, hielt er im Hörsaal einen rund zehnminütigen Vortrag zu den Herausforderungen des Klimawandels. Abends lud die Stiftung des Fürsten zu einem Empfang im (Plattner-) Museum Barberini. Mit dabei: Schauspieler Francis Fulton-Smith als Mitglied im Stiftungsbeirat. FRAUEN-POWER. Zwei deutsche Powerfrauen haben kürzlich gemeinsame Sache im Fürstentum gemacht. Gemmologin und Schmuckdesignerin Elke Berr und ihre Freundin Helga Piaget bespielten einige Tage gemeinsam das Hôtel des Ventes Monte-Carlo. Elke Berr stellte dort exklusive Schmuckstücke zum Verkauf. Die Spezialistin für Edelsteine, deren Kreationen beispielsweise in Cannes über den roten Teppich getragen werden, lebt in Genf, ist aber regelmäßig zu Gast in Monaco. Helga Piaget, verbandelt mit der Schweizer Uhrendynastie, präsentierte ihre gemeinnützige Organisation Passion Sea, die sich für den Schutz der Meere und von Trinkwasser engagiert. FÜHRERSCHEIN. Offizielle Bewohner Monacos nicht monegassischer Nationalität müssen innerhalb eines Jahres nach Erhalt des Status als résident ihren Führerschein umschreiben lassen. Zuständig ist der Service des Titres de Circulation. Wer die Frist verpasst, muss mindestens drei Fahrstunden in einer monegassischen Fahrschule nehmen und eine Prüfung ablegen.
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Ban Ki-moon
AusgezeIcHNet er ehemalige Generalsekretär der Vereinten Nationen Ban Ki-moon ist in Monaco vergangenen November mit der Grande Médaille Albert Ier ausgezeichnet worden. Hintergrund der Ehrung war sein Einsatz für den Umweltschutz während seiner Amtszeit, der 2015 im Beschluss der «Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung» durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen mündete. Darin sind 17 universell gültige Ziele (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) festgehalten, zu deren Umsetzung sich alle 193 Mitgliedsstaaten bis zum Jahr 2030 verpflichten. Ziel Nummer 14 steht für die Bewahrung und nachhaltige Nutzung der Ozeane, Meere und Meeresressourcen. Die vom Ozeanografischen Institut und der Stiftung von Fürst Albert jährlich vergebene Auszeichnung für Verdienste um den Schutz der Meere ging vergangenes Jahr außerdem u.a. an Professor Lisa Ann Levin. Die Ozeanologin und Mitbegründerin der Deep-Ocean Stewardship Initiative (DOSI) erforscht den Einfluss des Klimawandels auf die in der Bodenzone des Meeres vorkommenden Lebewesen, das Benthos.
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Ban Ki-moon, fürst albert ii., lisa ann levin und violaine pellichero (v.l). © M. Dagnino – Musée océanographique
Wave Energy Converter
mONAcO testet WeltNeuHeIt aubere Energie zu niedrigen Kosten: Ab 2021 soll ein Prototyp des Wave Energy Converters in monegassischen Gewässern getestet werden. Das System nutzt Wellenenergie zur Stromerzeugung – ein technologischer Durchbruch in Sachen erneuerbarer Energie, versprechen die Entwickler. Für eine Testzeit von zwölf Monaten soll der weltweit erste Prototyp des SBM Wave Energy Converters, entwickelt von der Firma SBM Offshore, vor dem Hubschrauberlandeplatz in Monaco-Fontvieille eingesetzt werden. Der Prototyp wurde bereits im Labor getestet und muss sich nun noch auf See beweisen, bevor er vermarktet werden kann. Strom für 3000 Haushalte täglich: Das zuverlässige, effiziente und umweltfreundliche System könnte Kernkraftwerke ersetzen, lässt der Hersteller verlauten. Nach einer zehnjährigen Laborforschungsphase haben die Regierung von Monaco und SBM Offshore das Modell nun im Fürstentum vorgestellt. Die Idee: Flexible, am Meeresboden ver-
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ankerte Gummischläuche folgen den Bewegungen der Wellen und wandeln sie direkt in Strom um. Der Weg zur Kommerzialisierung ist noch weit: Hauptproblem des Wellenmotors ist der hohe Wartungsaufwand, den vor allem die korrosionsgefährdeten Stahlkonstruktionen verursachen. Die voraussichtliche Lebensdauer des Systems beträgt 20 bis 25 Jahre. Ab 2021 soll ein 60 Meter langer Schlauch (Durchmesser: 1,20 Meter) in rund vier Metern Tiefe etwa zwölf Monate lang an der Küste von Monaco eingesetzt und kontinuierlich überwacht werden. Die Bedingungen in Monaco seien ideal, um das gesamte System auf Effizienz und Betriebstüchtigkeit zu testen. Langfristig seien das Mittelmeer und die monegassischen Gewässer allerdings nicht zur kommerziellen Gewinnung von Strom durch Wellenenergie geeignet, sagen die Entwickler. Das Ziel ist die hohe See mit stärkeren Wellen. PB
studie des Wec s3® Wave energy converters, der ab 2021 im meer vor monaco getestet werden soll. © SBM Offshore
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Jacques chirac
Lieblingspräsident Der verstorbene frühere Staatschef war «mit dem Herzen» Provenzale Von rolf liffers
Jacques chirac im Jahr 1997 © Christian Lambiotte
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er Ende September mit 86 Jahren gestorbene Jacques Chirac ist zwar in Paris geboren. Im Departement Var aber betrachtet man den ehemaligen Staatspräsidenten als einen der ihren. Tatsächlich hatte der kleine Jacques im Dörfchen Rayol (heute Le Lavandou) prägende Jahre seiner Kindheit verbracht. Seiner zweiten Heimat blieb er zeitlebens treu. «Mit dem Herzen bin ich Varois», hatte er einmal gesagt. Und so kehrte er bis ins hohe Alter immer wieder an die Côte d’Azur zurück. «Notre Chirac» – bescheidene weiße Lettern auf einem ganzseitigen Schwarzweißfoto: Mehr als die Porträtaufnahme und diese beiden Wörter brauchte die Regionalzeitung Var matin nach dessen Tod nicht, um auf ihrer Titelseite die innige Verbundenheit der Provenzalen mit ihrem «Kameraden» auszudrücken. Begonnen hatte alles im Sommer 1940. Als
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die deutschen Truppen Paris besetzten, wurde Jacques’ Vater – Abel François Chirac – der Boden zu heiß. Er hatte es in der Hauptstadt vom Buchhalter zum Vermögensberater und Vertrauten der einflussreichen Industriellenfamilie Dassault gebracht. Luftfahrtpionier Marcel Dassault aber war Jude ... Gemeinsam mit dem erfolgreichen Flugzeughersteller Henry Potez, in dessen Societé Aéronautique Abel Chirac zum Direktor aufstieg, hatte Dassault einen revolutionären Flugzeugpropeller entwickelt. Bei den Nazis rangierte er deshalb in der Kategorie «wirtschaftlich wertvoller Jude». Das Angebot, für Deutschland zu arbeiten, hatte Dassault jedoch abgelehnt. Dadurch war die Lage auch für die befreundeten Chiracs noch gefährlicher geworden. In jenen Kriegsjahren hatte der vermögende Potez zum Glück die Domaine Courmes (heute der berühmte Naturpark «Domaine du Rayol» in Rayol-Canadel-surMer) gekauft. Und weil Rayol damals zunächst noch im unbesetzten VichyFrankreich des Generals Pétain (zone libre) lag, empfahl sich das Örtchen zum Abtauchen. Familie Potez gewährte Vater Chirac, seiner Frau Marie-Louise und Jacques wie selbstverständlich Zuflucht. So zogen die Chiracs mit in deren Villa «Casa Rosa», und weil sie sich auf ein längeres Exil einzustellen hatten, meldeten sie den achtjährigen Jacques sogleich zur kommunalen Primarschule an. Dort schloss Chirac wichtige Freundschaften, bis seine Familie nach acht Jahren nach Paris zurückkehrte. Bis 2013 – solange es seine Gesundheit zuließ – verbrachte Chirac sodann seine Ferien immer wieder im Var. Meist in Saint-Tropez, als Gast seines engen Freundes, des Unternehmers und Kunstsammlers François Pinault. Im Var wird man Chirac nicht vergessen: Seine Mitschülerin Gilou Zunino spricht noch heute gern von «Jacky». Ihre Schwester Marie-Thérèse aus Bormes-les-Mimosas kann gleich eine ganze Tasche mit handschriftlichen Briefen und Postkarten auspacken. «Wir haben nie den Kontakt verloren.» Jackys bester Freund sei ihr Bruder Darius gewesen. Die beiden Rangen hätten gern Streiche gespielt, erinnert sich Potez’ einstiger Fahrer Paul Triboulet. «Heute kann man ja darüber lachen. Aber damals war uns manchmal mulmig zumute. Zum Beispiel, als wir erfuhren, dass Jacques und Darius die Telefonleitung der inzwischen im Süden präsenten Deutschen gekappt hatten.» Während Chiracs Präsidentschaft (19952007) arbeitete Darius in Rayol, im Restaurant von André Delmonte («Maurin-desMaures»), das für seine Bouillabaisse berühmt war. Das hatte sich der Staatschef gut gemerkt, und selbst für höchste Gäste
bestellte er gern die bouille auf den präsidentiellen Sommersitz Fort de Brégançon in Bormes, und alle waren reinst begeistert. Von anderen deftigen Mahlzeiten weiß auch der frühere Pfarrer von Bormes, Didier Hascoet, zu berichten. «Einmal, mitten im Sommer, hatte er uns zum Sauerkrautessen eingeladen. Ich hielt das für einen Witz. Denn wir hatten 31 Grad im Schatten!» Dreieinhalb Stunden hätte man getafelt. «Nie zuvor hatte ich derart viel gegessen. Und ich brauchte danach unbedingt eine Siesta, sonst hätte ich keine Abendmesse mehr lesen können.» Nach einer Sonntagsmesse, die Chirac und seine Frau vielfach in Bormes besuchten, zeigte ihm Hascoet ein Foto von seiner alten Klasse in Rayol. «Er freute sich wie ein Kind und versuchte, sich an alle Namen zu erinnern.» Im August 95 überraschte seine alte Lehrerin Marie-Claire Superchi den frisch gebackenen Präsidenten mit einem Klassentreffen des Jahrgangs 1941/42 in der Kapelle von Rayol. Chirac, der zum Missvergnügen seiner Frau Bernadette (Zitat: «Er hat mich ein Leben lang betrogen; aber ich kannte sie alle») bis zuletzt ein Schwerenöter blieb, galt schon als junger Mann als Schürzenjäger. Kaum 20, prahlte er vor seinen Freunden in Rayol mit seiner neuen Flamme, einer Engländerin, mit der er auf Radtour war. Der Fußballmannschaft von Bormes gehörte Chirac übrigens als Ehrenspielführer mit der Trikotnummer 22 an.
Deutsch-französischer Tag seit Chirac & Schröder Als Staatschef setzte er Akzente, die auch in Deutschland stark beachtet wurden. En tandem mit dem deutschen Kanzler Gerhard Schröder wandte er sich entschieden gegen die Irakpolitik von US-Präsident George W. Bush und verurteilte dessen Kriegspläne. 2003, am 40. Jahrestag des Élysée-Vertrags, riefen Schröder und Chirac den Deutsch-Französischen Tag aus, der seither am 22. Januar gefeiert wird. 2004 war zum ersten Mal ein deutscher Kanzler zum Jahrestag des D-Days eingeladen. Schröder beschwor bei dieser Gelegenheit die deutsch-französische Freundschaft als
«EINMAL, MITTEN IM SOMMER, HATTE ER UNS ZUM SAUERKRAUTESSEN EINGELADEN. ICH HIELT DAS FÜR EINEN WITZ. DENN WIR HATTEN 31 GRAD IM SCHATTEN!»
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Grundstein der Europäischen Union. In Nancy hatte Chirac schon 1995 ein Tabu gebrochen: Nach 50-jährigem Schweigen und Verdrängen erkannte er als erster französischer Präsident die Kollaboration seines Landes bei Verfolgung und Deportation Tausender von Juden in die Konzentrationslager der NS-Diktatur öffentlich an und brachte seine Scham über «die dunklen Stunden unserer Geschichte» zum Ausdruck. Frédérique Masquelier, Bürgermeister von Saint-Raphaël, bewundert bis heute dieses mutige Bekenntnis. Überhaupt sei Chirac «der Lieblingspräsident der Franzosen» gewesen, finden auch die Bürgermeister von Fréjus und Draguignan. Wie Nancy wollen auch etliche Stadtparlamente des Südens nun Straßen nach Chirac benennen. Nizza, dessen Bürgermeister Estrosi unter Chirac zwei Jahre Innenminister war, Sainte-Maxime, Saint-Tropez und Rayol-Canadel zum Beispiel. Besonders traurig über Chiracs Tod waren die Bürger von Bormes-les-Mimosas. Von Beginn seiner Amtszeit an verbrachte die Familie Chirac auf Brégançon ihre Sommerferien. Bernadette liebte den Corso fleuri und ihr Mann die Bäder in der Menge. Nur einmal kam es in der Idylle des Forts zu einem Eklat, der im Juni 1976 das Fass der Animositäten zwischen Gastgeber Giscard d’Estaing und seinem Ministerpräsidenten Chirac gelegentlich eines gemeinsamen Essens mit Ehefrauen zum Überlaufen brachte. Hintergrund der Empfindlichkeiten: Chirac, Giscards eigener Regierungschef, hatte sich so zielstrebig und robust zum Konkurrenten des Staatschefs aufgebaut, dass ganz Frankreich wie gebannt auf das selbstmörderische Duell blickte: Giscard und Chirac gehörten beide jener bürgerlichen Regierungsmehrheit an, deren Herrschaft damals vom Ansturm der Volksfront bedroht war. Zitat aus der Tagespresse: «Die Bormer Fotos lassen auf harmonische Stunden schließen. Unter der festlich gedeckten Tischplatte aber wurden die Messer gewetzt.» Chirac trat kurz darauf zurück. Heute überstrahlt die Nostalgie der präsidentiellen Nähe alles, was in Chiracs Karriere politisch wie privat schiefgelaufen ist. «Was Johnny Hallyday für die Musik, war Chirac für die Politik», brachte es der Biograf François Bazin auf den Punkt. Englands ExPremier erklärte bei einem Vortrag in Cannes, Chirac sei schon zu Lebzeiten «eine Legende» gewesen. Angela Merkel trauerte um einen großen Europäer. Putin fand ihn «immer konstruktiv». Die Bürgermeister von Hyères und Antibes hoben «seine außerordentlichen menschlichen Qualitäten» und «visionären Fähigkeiten» hervor. Und «Le Figaro» kommentierte, Chirac sei «neben de Gaulle als der beste von allen bisherigen Präsidenten wahrgenommen worden». JANUAR / FEBRUAR 2020
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Premiere mit PicassoAusstellung Auch die lange gemiedene Stadt ist heute einen Besuch wert
Die Bürger von toulon bringen ihre Zustimmung zur kommunalen Kulturpolitik mit den füßen zum ausdruck: schon bei der eröffnung des grundrenovierten Kunstmuseums mat standen sie zu hunderten geduldig schlange © Annabelle L’Huillier-Bonnal
Von rolf liffers
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oulon will’s wissen: Jahrzehnte lang ist die Stadt am Meer als ärmlich, schmutzig, ja, gefährlich verrufen gewesen. Vom Tourismus entsprechend gemieden. Dann riss eine junge Generation von Kommunalpolitikern das Steuer herum, die Straßen auf und die Schrotthäuser ab. Jetzt wurde die Komplettsanierung der Altstadt durch die Wiedereröffnung des in
neuem Glanz erstrahlten Kunstmuseums von 1888 und die Inauguration der ersten selbst kuratierten Picasso-Ausstellung gekrönt. Schon in den ersten sechs Stunden kamen nach offiziellen Angaben 1500 Besucher, um die insgesamt 53 Kunstwerke des spanischen Meisters (33) und einiger seiner Zeitgenossen (Braque, Friesz, Kisling, Derain,
Dufy) in Augenschein zu nehmen. Thema ist das Mittelmeer («Picasso et le paysage mediterranéen»), und der Andrang will schier nicht enden, zumal die aus 13 Museen und mehreren Privatsammlungen verschiedener Länder stammenden Leihgaben allein schon wegen der enormen (Ver-)Sicherungskosten kein zweites Mal zu vereinigen sein werden.
Dieses picasso-gemälde mit der Bucht von cannes ist zugleich aushängeschild der aktuellen ausstellung in toulon © DR – Rmn – GP
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pablo picasso, am strand aufgenommen vom von ihm so geschätzten fotografen lucien clergue. Das foto ist bei der expo in toulon in großformat zu sehen © Lucien Clergue
Im Zuge der breit angelegten Sanierung der Departements-Metropole, wie sie sich seit neuem im offenkundigen Einvernehmen mit den Umlandgemeinden nennt, waren zunächst die Rattenlöcher entfernt und die Altstadtgassen aufgehellt worden. Danach wurde der Strandabschnitt in Mourillon südseeparadiesisch aufgehübscht. Parallel dazu wurde die Kulturszene mobilisiert. Kunsthäuser und Theater wurden erneuert oder geschaffen und geschickt über das Stadtgebiet verteilt. Wo früher Spelunken, Bars und Bordelle schmuddelten, reiht sich heute eine schicke Galerie an die nächste. Mitte November war auch – wie es hieß – le fleuron (etwa: das Sahnehäubchen) unter den Kunsttempeln in dem prächtigen und denkmalgeschützten Jugendstil-Palast am Boulevard General Leclerc fertig. Bereits am Vorabend der eigentlichen Eröffnung wurde es von 2000 geladenen Gästen geflutet. Entsprechend keck hat die Stadt das ziemlich heruntergekommene, nun aber mit knapp 13 Millionen Euro von innen und außen wieder hergerichtete Musée d’Art de Toulon in Anlehnung an das weltberühmte New Yorker Metropolitan Museum of Art (MET) in MAT umgetauft, um den künftigen Anspruch auch phonetisch zu untermauern. Bürgermeister Hubert Falco sieht in dem Coup gar «den Beginn einer neuen Ära im Kulturleben unserer Stadt». Das nächste große Kunstereignis wirft schon seine Schatten voraus: Ab kommenden September wird das Musée d’Art, das sich seit 2002 mit dem Gütesiegel «Musée de France» schmücken darf, erneut Werke bedeutender zeitgenössischer Künstler zeigen. Dokumentiert werden sollen verschiedene Kunstströmungen vom Neuen Rea-
lismus (Yves Klein, Niki de Saint-Phalle, Arman, César) über die Minimalkunst (SolLeWitt) und die Konzeptkunst (Donald Judd). Außerdem sollen Arbeiten von Ausnahmekünstlern wie Gerhard Richter, Christo, Sigmar Polke und Christian Boltanski vorgestellt werden. Dabei kann das MAT aus dem Vollen schöpfen, umfassen die eigenen Bestände des Museums doch über 600 Werke moderner Künstler. Systematisch auf Vordermann gebracht wurden von Toulon in letzter Zeit auch das jetzige Hotel Départemental des Arts, das sich seither ziemlich kühn ausschließlich zeitgenössischer Kunst widmet. Dann das exotische Musée de la Marine (früher einmal Zuchthaus, in dem schon Victor Hugo
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und Artur Schopenhauer Studien trieben), das erlesene Musée des Arts Asiatiques im Ortsteil Mourillon, das früher der Familie von Jules Verne gehörte, und das Festungsmuseum Fort Balaguier, von dem aus Napoleon Bonaparte einst die Engländer verscheuchte. Übrigens: Zur Feier der MAT-Eröffnung hat die Stadt Toulon in der gesamten Metropole die noch immer andauernde «Saison Picasso» ausgerufen, an der sich u.a. das Theater Liberté (Scène National), das Opernhaus, die Villa Noailles (Hyères), die Villa Tamaris (La Seyne), die Ecole supérieure d’Art et de Design, das Conservatoire National mit beziehungsreichen Tagungen, Kolloquien, Konferenzen, Konzerten, Ausstellungen und Aufführungen beteiligen. Nicht zu vergessen die Ausstellung «Picasso Tribute» im Neubau der Maison de la Photographie, in der zeitgleich mit dem MAT Aufnahmen von Capa, Duncan, Clergue, Villers und Co. aus der Agentur Magnum vorgeführt werden. Die traditionell zum MAT gehörenden Abteilungen für zeitgenössische Kunst, Grafik und Fotografie sowie die Zentralbibliothek können erst ab kommendem Herbst wiedereröffnet werden.
PICASSO IM MAT Picassos Premieren-ausstellung im MaT dauert bis zum 23. Februar, jeweils von Dienstag bis Sonntag, 12 bis 18 Uhr; eintritt: 5 euro; Katalog (dreisprachig) mit kompletter Übersicht über Picassos zahlreiche Wohnorte im Süden: 18 euro.
Der name «picasso» zieht Besucher immer wieder an – so auch bei der aktuellen ausstellung im mat © Annabelle L’Huillier-Bonnal
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Maler des Humanismus Ausgefeilte Maltechnik, gekonnte Collagen und absolutes Gespür für Bildkompositionen zeichnen seine Kunst aus Ligurien und seine Menschen öffnen sich dem Besucher nicht auf anhieb. viele Schönheiten muss man sich erwandern, interessante Menschen, vor allem Künstler, durch insidertipps entdecken. So erging es mir mit Luciano Laschi. Von susanne altWeger-minet
luciano laschi in seinem atelier © Susanne Altweger-Minet
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teil windet sich der Weg hinauf zum malerischen Dorf Verezzi im Hinterland zwischen Pietra und Finale Ligure. Ich parke am Eingang des mittelalterlichen Weilers hoch über dem Meer, und dort steht er: Der Künstler Luciano Laschi holt mich höchstpersönlich ab. Mein erster Eindruck: Welch’ eine überaus liebenswürdige Persönlichkeit! Der Blick aus wissenden braunen Augen, ein sanfter Händedruck – ich fühle mich sofort willkommen. In seinem romantischen Haus aus dem 16. Jahrhundert serviert er erst einmal einen starken Espresso und zeigt dann seine Schätze. Laschi ist nicht nur leidenschaftlicher Maler, sondern auch ein begeisterter Sammler von schönen alten Dingen. Das Haus ist eine Mischung aus Maleratelier, Antiquitätenladen und Galerie. Wobei er sofort erklärt, hier würden nur die kleinen Gemälde entstehen, für die großen brauche er Platz. Nach dem Interview würden wir
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laschi-Werk «passato remoto» © Danilo Poli
zusammen in sein Atelier ins nahe Finalborgo fahren. Luciano Laschi nennt sich bescheiden Autodidakt. Auf diese Idee käme man nie, wenn man sein Oeuvre betrachtet. Ausgefeilte Maltechnik, gekonnte Collagen, ein absolutes Gespür für Bildkompositionen zeichnen seine Kunst aus. Dabei hatte er sich nur schwer zwischen Malerei und Medizin entscheiden können. Als er als Kind gefragt wurde, was sein Berufswunsch sei, antwortete er: «Dieb oder Landstreicher – erst mal klaue ich ein paar Hühner, dann sehen wir weiter.» Später wollte er Arzt werden, was er dann auch umsetzte. Die Neigung bewegte sich zwischen Psychiatrie und Orthopädie, schließlich siegte «etwas Handfestes», die Orthopädie. Er promovierte 1969 an der Universität von Genua und übte den Beruf bis 1992 aus, unter anderem im Krankenhaus von Pietra Ligure.
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ich hatte schwierige Phasen», gesteht er oft die Zeiger weg, manchmal ist es auch freimütig. «Ich habe mich auch viel mit dem kurz vor zwölf. Die Bilder muten symbolisTod befasst. Aber selbst in dunklen Stunden tisch an, zum Beispiel das Großformat bin ich fähig, Lichtblicke zu entdecken, Hoff«Tempo di Luna», eine Collage mit Acrylmanung durchschimmern zu lassen.» lerei, die ich am liebsten sofort mitnehmen Nach dem Kaffee fahren wir gemeinsam möchte. Eine andere Bildfolge kritisiert das nach Finalborgo. Was mir schon in Verezzi Schulsystem, den negativen Leistungsaufgefallen war, wiederholt sich. Viele Mendruck, auch den schlechten Zustand der schen grüßen ihn, er scheint bekannt und Schulen. beliebt. Sein freundliches Wesen zieht anIn den Arbeiten des letzten Jahrzehnts zeigt dere an. Nach einem wunsich der Homo politicus. Seine derbaren Mittagessen in Collagen halten sich aus dem seiner Lieblings-Osteria lädt Zeitgeschehen nicht mehr he«DIEB ODER er mich in sein großzügiges, raus, er greift Berichte aus ZeiLANDSTREICHER – mit antiken Fresken getungen auf, lässt sie überERST MAL KLAUE schmücktes Atelier mitten in dimensional kopieren und arder Altstadt. beitet sie in seine Collagen ein. ICH EIN PAAR Sein Herz ist bei denen, die WiHÜHNER, DANN derstand leisten, die sich nicht Homo politicus SEHEN WIR Hier entstehen aktuell großvom Zeitgeist korrumpieren WEITER.» flächige Bilder, vor allem Collassen. Die Bilder sind aufwühlend und niemals plakativ. Die lagen. Er wollte sich nicht oft aggressive Farbgebung, mehr auf Leinwand und Pinmit kräftigem Blau und Rot, springt dem sel beschränken, sondern begann mit diverBetrachter förmlich entgegen. Seine Empösen Materialien zu experimentieren. rung gegen Gewalt, Zerstörung und Krieg ist Die Wände sind eng behängt mit Arbeiten Inspiration und Anklage zugleich! aus allen Epochen seines Lebens. Neben Die Anerkennung blieb diesem großartigen den bereits erwähnten Masken begeistern Künstler nicht versagt. 35 Einzel- und Grupmich zwei weitere Themenkomplexe: Erspenausstellungen in den letzten 40 Jahren tens Uhren als wiederkehrendes Motiv in kann er vorweisen. Und schließlich als Krövielen Variationen. Er ist fasziniert von Zeit, nung 2017 die große Retrospektive im Padie vergeht, und Zeit, die entsteht. Sie kann lazzo Ducale in Genua. auch stillstehen, das beruhigt. So lässt er
Lichtblicke in dunklen Stunden Mit dem Malen begann er im zwölften Lebensjahr. Damals hatte ihn Picasso am meisten fasziniert. Sein Frühwerk zeigt Figürliches, auch kubistische Anklänge sind deutlich erkennbar. Seit den 1980er-Jahren werden die Ölbilder zunehmend freier, abstrakter, er findet zu einem sehr persönlichen Stil. Die Farbpalette ist so reichhaltig wie die Vielfalt seines Wesens. Anschaulich schildert er, was ihn als Künstler bewegt und zeigt mir seine Themenzyklen. Viele Bilder haben eine geheimnisvolle Anmutung. In den 1990er-Jahren malte er gerne Masken. Sie treten aus der Dunkelheit hervor, lösen sich aus der Abstraktion oder verschwimmen im Ungewissen. Das ist spannend und großartig gemalt. Ob er ein eher optimistischer oder pessimistischer Mensch sei, frage ich. «Nun ja,
an kleineren formaten arbeitet laschi in seinem haus in verezzi. © Susanne Altweger-Minet
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Zu viel Licht Woody Allen schätzt die Côte d’Azur – wenn nur manchmal die gleißende Sonne nicht wäre Von rolf liffers
S-Regisseur Woody Allen (eigentlich Allen Stewart Königsberg oder Heywood Allen) würde nach eigenen Worten sehr gern bald wieder einen Film an der Côte d’Azur drehen. «Ich hätte wirklich große Lust dazu», versicherte er in Paris. Mit Vergnügen erinnere er sich an seine letzten Dreharbeiten in Südfrankreich. 2014. Für die Komödie «Magic in the Moonlight» mit Colin Firth und Emma Stone. «Eine wunderbare Erfahrung», schwärmt er noch heute. «Insbesondere der Ort Mougins und die Szenen, die wir dort und im Umland aufgenommen haben, werden mir unvergesslich bleiben.» «Magic» erzählt die Geschichte des gefeierten Magiers Stanley Crawford, der 1928 von einem Kollegen gebeten wird, an der französischen Riviera die verführerische Hochstaplerin Sophie zu entlarven, die ein Auge auf einen betuchten jungen Mann aus gutem Hause geworfen hat und sich mit der Behauptung interessant macht, Kontakt mit den Seelen von Verstorbenen aufnehmen zu können. Schließlich fällt Stanley selbst auf sie herein und verliebt sich. Weibliche Filmkritiker im prüden Amerika empörten sich über den Altersunterschied in der Beziehung, weil Emma Stone 28 Jahre jünger ist als Firth. Trotz einhelligen Lobes für die beiden Hauptdarsteller war der Kinoerfolg nur mäßig. Auszeichnungen erhielt der Film keine. Lediglich die Deutsche Film- und Medienbewertung in Wiesbaden verlieh ihm das Prädikat «besonders wertvoll».
Vierfacher Oscar-Preisträger schwärmt für cuisine niçoise
Woody allen während der filmfestspiele 2016 in cannes, mit den schauspielerinnen Blake lively (l.) und Kristen stewart © Featureflash Photo Agency / Shutterstock.com
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Altmeister Allen schwelgt gleichwohl noch heute in Erinnerungen: In Traumhäusern direkt am Meer hätten er und seine Crew «wunderbare Stunden» verbracht. Zugleich habe er «die Spezialitäten der cuisine niçoise» für sich entdeckt («Einfach köstlich!»). Die Arbeit an «Magic» sei jedoch nicht immer ganz einfach gewesen. «Meist hatten wir zu viel Licht zum Drehen. Wir mussten dann fünf bis sechs Stunden auf den Abend warten, und dann blieben uns am Set nur noch maximal zweieinhalb Stunden für die Aufnahmen.» Dies sei aber durchaus kein Grund, nicht bald wiederzukommen. «Noch aber fehlt mir hierzu die passende Geschichte.» Auch in Paris, wo sich Allen («Midnight in Paris») öfter aufhält, würde er gern wieder tätig. «Diese Stadt inspiriert mich einfach immer wieder.» Überhaupt sei er viel in Europa. Letzthin drei Monate auf einer Jazz-Tournee mit Stationen in München, Amsterdam, Mailand, Barcelona, Madrid und Brüssel – für den Klarinettisten «die reine Freude». Um allerdings «ganz ehrlich» zu sein: Die ei-
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Woody allen © Denis Makarenko/ Shutterstock.com
gentliche Triebfeder für seine häufigen austivtochter Dylan Farrow, den fertigen Film in gedehnten Europa-Aufenthalte sei eine anden USA zu vertreiben. Ein «Kollateralschadere: «Meine Frau Soon-Yi», mit der der den», von dem Allen also auch persönlichRegen-verliebte Allen seit 1997 verheiratet privat betroffen ist. ist, «kann die New Yorker Sommer nicht Im Februar 2019 hatte der berühmte Ciausstehen – zu heiß, zu feucht.» Und daher neast den Streaming-Dienst von Amazon, wolle sie immer wieder weg, am liebsten für den er insgesamt vier Filme machen ins wohl temperierte Europa, nach Paris, sollte, bei einem New Yorker Gericht wegen Rom oder – wie zuletzt – nach San SebasVertragsbruchs auf 68 Millionen Dollar tian, wo Allen im vergangenen Herbst für Schadensersatz verklagt. Allen argwöhnte, die spanische Produktionsgesellschaft hinter der demonstrativen Verzögerung Media Pro die Dreharbeiten an seinem stecke keine moralische Erwägung, sonneuen Film «Rifkin’s Festival» abschloss. In dern eher ein finanzielles Problem. «Die den tragenden Rollen der romantischen Kohaltlosen Anschuldigungen» gegen ihn, auf mödie sind neben dem österreichischen die sich die Amazon Studios beriefen, seien Oscar-Preisträger Christoph Waltz («Ingloubekanntlich schon seit 25 Jahren in der rious Basterds») Gina Gershon, Elena Anaya Welt. In Paris drückte Allen seine Hoffnung und Louis Garrel zu sehen. Inhalt ist die auf einen außergerichtlichen Vergleich aus, sonderbare Geschichte eines amerikanimit dem beide Seiten leben könnten schen Paares, das zum Film(Anm.d.Red.: Inzwischen hafestival am Golf von Biskaya ben sich die beiden Streitpar«INSBESONDERE fährt. teien tatsächlich geeinigt, DER ORT MOUGINS In Paris warb der pessimistiohne Details zu nennen). UND DIE SZENEN, sche Komödiant, für den er sich selbst hält, jüngst jedoch Seine Großeltern DIE WIR DORT UND nicht etwa für «Rifkin», sonsprachen noch IM UMLAND dern für das hintersinnige Deutsch und Jiddisch AUFGENOMMEN Filmlustspiel «Ein Regentag in Unterdessen hat der 83-jähriHABEN, WERDEN MIR ger New Yorker Cineast, desNew York». Der Film über eine UNVERGESSLICH Wochenendliebe in Manhatsen aus Russland und tan mit Thimothée Chalamet, Österreich-Ungarn immiBLEIBEN.» Elle Fanning, Selena Gomez grierte Großeltern noch und Jude Law ist zwar schon Deutsch und Jiddisch spraseit 2017 abgedreht, aber immer noch nicht chen, 52 Filme realisiert, und man könnte in den Kinos. Ursache: Die amerikanische meinen, er liebäugle vielleicht mit dem RuProduktionsfirma Amazon Studios weigert hestand. Doch weit gefehlt! In Paris zeigte sich plötzlich vor dem Hintergrund der sich Allen in Topform und wollte von Rente #MeToo-Welle, der Affären Weinstein und nichts hören. «Wenn ich nicht gerade krank Epstein sowie Allens eigener Anklage oder invalid werde – und das ist ja bekanntwegen sexuellen Missbrauchs seiner Adoplich keine Frage des Alters – mache ich wei-
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ter. Vorausgesetzt natürlich auch, dass ich meine Energie behalte, die Leidenschaft für die Zusammenarbeit mit den Schauspielern nicht verliere und immer wieder Geldgeber für meine Projekte finde.» Im Mai 2002 hatte das Genie der Siebten Kunst, als das Allen von vielen angesehen wird, mit «Hollywood Ending» und 2011 mit «Midnight in Paris» die Internationalen Filmfestspiele von Cannes eröffnet, 2016 mit «Café Society». Seit «Manhattan» (1979) war «Café Society» der 14. Film, den der Regisseur außerhalb des Wettbewerbs zeigen ließ. Er handelt von einem jungen Mann (dargestellt von Jesse Eisenberg), der während der 1930er-Jahre nach Hollywood geht, um dort sein Glück beim Film zu versuchen. Im Frühjahr 2016 hat Allen außerdem für Amazon Video die sechsteilige Serie «Crisis in Six Scenes» gedreht. Sein 46. Film «Wonder Wheel» mit Justin Timberlake und Kate Winslet in den Hauptrollen feierte 2017 in New York Weltpremiere und kam im Januar 2018 in die deutschen Kinos. Derweil geht das Kesseltreiben gegen den in Brooklyn geborenen Sohn jüdischer Eltern weiter: Der Journalist Ronan Farrow, der Harvey Weinstein entlarvte, hat ein Buch über Außenpolitik geschrieben und spricht in einem diesbezüglichen Interview über einen weiteren Mann, der des sexuellen Missbrauchs beschuldigt wird: seinen Vater Woody Allen. Im Zuge von #MeToo & Co. sind inzwischen mehrere Filmstars auf Distanz zu dem vierfachen Oscar-Preisträger gegangen. Colin Firth, Timothée Chalamet, Mira Sorvino, Greta Gerwig, Ellen Page und andere erklärten, dass sie nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten wollen. Und Allen zeigt hierfür sogar Verständnis: «Sie haben angesichts des sozialen Drucks einfach Angst um ihre Karriere. Nehmen wir Chalamet: Er ist jung, war bereits für Oscars nominiert und möchte nun nach eigenem Bekenntnis nicht aus dem Wettbewerb fliegen.» Was den sozialen Druck angeht – den gebe es immer, sagte Allen im Bristol vor Journalisten. «Und es ist die freie Entscheidung der Leute, ob sie ihn an sich ranlassen oder abprallen lassen wollen.» Auch Sex-Skandale habe es übrigens immer schon gegeben in der Sozialgeschichte der Menschheit. «Und die Zeitungen weiden sich an jedem neuen.» Seine eigene Affäre habe durchaus etwas von einer mittelalterlichen Hexenjagd, «nur nicht ganz so heftig». Woody Allens Adoptivtochter Dylan Farrow hatte 2018 angesichts von Time's Up und #MeToo erneut Missbrauchsvorwürfe gegen den Regisseur vorgebracht. Sie sei als Siebenjährige im Elternhaus missbraucht worden. Allen hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Quellen u.a. Le Figaro, Nice matin, Wikipedia, Le Parisien sowie das Branchenmagazin Variety
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Picasso-Millionen ade
reNtNer-eHepAAr verurteIlt ie Würfel sind gefallen. Das RentnerEhepaar Le Guennec aus Mouans-Sartoux bei Cannes hat seinen Kampf um die Picassos aus einer Mülltüte verloren, die den beiden nach eigenen Angaben einst von der Witwe des Künstlers geschenkt worden waren. Der rund 40 Jahre versteckt gehaltene 60-Millionen-Schatz aus der Garage des 80-jährigen Elek-
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arm in der schlinge, stimme gewaltig: sting in nizza © Nicolas Cariou, Nouvelle Vague
Sting
dIe scHulter kONNte IHN NIcHt bremseN en Arm in der Schlinge (nach Schulter-OP), aber stimmgewaltig wie eh und je begeisterte Sting Ende Oktober im ausverkauften Palais Nikaïa in Nizza. Der Tour-Titel «Sting – my Songs» gab den Takt des Abends vor: Ein Klassiker jagte den nächsten, und das gemeinsam mit Sting in Erinnerungen schwelgende Publikum zeigte sich textsicher von A bis Z. Roxanne, Message in a bottle, My Faith in you, Englishman in New York, Wrapped around your finger, So lonely, Every breath you take, Russians … je nach Titel mal ruhig, mal voller Power erfüllten die so bekannten Lieder des Altstars die Halle. Sting, mittlerweile 68, aber mit Bizepsen wie ein junger Mann, gab alles. Sein Publikum war gebannt, klatschte mit wie im Rausch. Auch wenn die Fans – ab 40 aufwärts – sich gelegentlich des Eindrucks nicht erwehren konnten, dass Sting seine Schulter mehr schmerzte als zugegeben und der Meister mit angezogener Handbremse agierte. Übrigens geht Sting nach einem Musical-Einsatz in den USA («The Last Ship») im kommenden Sommer erneut in Europa auf Tour mit «My Songs», ab dem 15. Juni nochmal ausführlich in Deutschland.
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trikermeisters (RZ berichtete) muss nun endgültig an die ohnedies milliardenschweren Erben des spanischen Ausnahmemalers abgetreten werden. In vierter Prozessrunde hat der zuständige Senat des Kassationsgerichts in Lyon Ende November die Sprüche der unteren Instanzen in Grasse und Aix bestätigt: Zwei Jahre Gefängnis zur Bewährung wegen Hehlerei! Einziges Trostpflaster für die quasi mittellosen Senioren: Von der früher schon einmal verhängten Schadensersatzzahlung in Höhe von 145 000 Euro, die Pierre und Danielle Le Guennec endgültig an den Bettelstab gebracht hätte, war in Lyon nicht mehr die Rede. Woher die angebliche Hehlerware in Gestalt von 271 Bildern und Skizzen aus den Jahren zwischen 1900 und 1932 wirklich stammt, wird ihr Geheimnis bleiben.
Lesung im CCFA
«dAs letzte rOte JAHr» it einer Lesung startet das deutschfranzösische Kulturzentrum in Nizza (CCFA) ins neue Jahr: Am Donnerstag, 6. Februar, um 19 Uhr liest die österreichische Schriftstellerin Susanne Gregor aus ihrem Roman «Das letzte rote Jahr». Miša, Rita und Slavka sind Freundinnen, seit sie denken können. Sie alle wohnen in einem Haus in der Stadt Žilina: die Ich-Erzählerin Miša, 14 Jahre alt, die gleichaltrige Rita in der Wohnung darüber, Slavka in der Wohnung darunter. Sie vertrauen sich Geheimnisse an. Dabei könnten sie unterschiedlicher kaum sein ... Einfühlsam, in einer klaren, eleganten Sprache erkundet Susanne Gregor die Außen- und Innenwelten der drei jungen Freundinnen, lässt große Umwälzungen anhand von kleinen Verschiebungen greifbar werden und führt den Leser an sicherer Hand durch die Monate des Jahres 1989. Es ist «Das letzte rote Jahr». Das CCFA beschließt mit der Lesung seine Veranstaltungsreihe zum Jahrestag des Mauerfalls vor 30 Jahren – wie gewohnt in den Räumlichkeiten des Zentrums: 20 Cité du Parc in Nizza. Der Eintritt ist frei. www.ccfa-nice.fr
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Art Dinner
kuNst & kulINArIscHes n die Villa Ephrussi de Rothschild auf Cap Ferrat lädt die Österreicherin Marie-Theres Michel (rivieraArtevents) mit den «Amis de la Villa» zum zweiten Art Dinner. Stars des Abends sind am Freitag, 31. Januar, ab 19.30 Uhr die in Deutschland geborene, heute in Monaco und Südafrika lebende Fotografin Kathrin Hoyos und der Chefkoch von Fred’s Refined & Exclusive Dinner in Mouans-Sartoux: Sie verwöhnen die Gäste in intimem Rahmen mit Kunst und Kulinarischem zu Musik von einem Jazz-Trio. pro person: 150 euro, menü und getränke inklusive. reservierung: tel. +33 (0)6 63 85 26 96 oder artdinner@rivierartevents.com
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foto aus Kathrin hoyos’ serie «from above» aus monaco, die sie neben der serie «sky and sea» in der villa rothschild zeigt
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kinO-kurzrezenSiOnen
Schau mal! Was läuft eigentlich gerade im Kino? rZ-Filmexpertin Kirsti Stach nimmt Frankreichs Kinostarts unter die Lupe. Hier ihre Tipps für vielversprechende Filmabende – diesmal rund um starke Frauen.
Tout peut changer & SI LES fEMMES CoMPTAIEnT à HoLLyWooD
START: 19. FEBRuAR
emma peeters will sich an ihrem geburtstag umbringen
Emma Peeters START: 18. DEZEMBER 2019 Nach erfolglosen Jahren des Kampfes, als Schauspielerin in Paris Fuß zu fassen, beschließt Emma Peeters (Monia Chokri) an ihrem bevorstehenden 35. Geburtstag Selbstmord zu begehen. Sie möchte in ihrem Leben einmal etwas richtig machen und dabei erfolgreich sein. Während der akribischen Planung ihres Suizids findet Emma ausgerechnet in dem Bestattungsunternehmer Alex (Fabrice Adde) einen behilflichen Verbündeten … Mit der schwarzhumorigen Komödie aus der Feder der belgisch-amerikanischen Regisseurin Nicole Palo möchte uns eben diese an die «pure Freude am Leben» erinnern. In der Ära des permanenten Suchens nach Glück und Selbstoptimierung feiert der mit schönen Bildern und Musik zum Wohlfühlen unterlegte Film die menschliche Existenz in einer sich immer schneller drehenden Welt. Eine Ode an die Liebe und das Leben!
Gleich zu Beginn der 2020er-Jahre erwartet uns eine bewegende Dokumentation, die von sich reden machen wird. Unter der Regie von Tom Donahue und produziert von Oscar-Preisträgerin Geena Davis («Thelma und Louise») konzentriert sich dieser Film auf die Unterrepräsentation von Frauen in Hollywood. Nicht erst mit dem Aufkommen der #MeTooBewegung im Herbst 2017 machen starke Frauen auf Gender-Ungerechtigkeit und sexuelle Belästigungen im Beruflichen wie Privaten aufmerksam. Seit vielen Jahren setzt sich die Schauspielerin und Filmproduzentin Geena Davis für mehr Rollen und größeren Einfluss von Frauen in der Film- und Fernsehindustrie ein. In der Doku (Originaltitel «This changes everything») kommen bekannte weibliche Stimmen Hollywoods zu Wort, darunter Meryl Streep, Cate Blanchett und Davis selbst. Jahrzehntelange Diskriminierung von Frauen vor und hinter der Kamera hebt Regisseur Donahue hervor, wobei er und seine Mitwirkenden auch nach Lösungen suchen, die über die amerikanischen Grenzen hinausgehen. Geballte Frauenpower! USA 2019; 95 Minuten; R: Tom Donahue; D: u.a. Geena Davis, Meryl Streep, Reese Witherspoon, Cate Blanchett, Natalie Portman, Jessica Chastain, Shonda Rhimes
Belgien 2018; 87 Minuten; R: Nicole Palo; D: Monia Chokri, Fabrice Adde, Stéphanie Crayencour, Andréa Ferréol, Anne Sylvain, Jean-Henri Compère
renée Zellweger als Judy garland
Judy START: 26. FEBRuAR Noch ein starker Frauenfilm: «Judy» erzählt vom bewegten Leben der amerikanischen Schauspielerin und Sängerin Judy Garland («Der Zauberer von OZ»). Gefeiert als Kinderstar beim Studio Metro-Goldwyn-Mayer in den 1930erJahren, zeigt das Biopic die Lebenssituation Garlands kurz vor ihrem tragischen Tod im Alter von nur 47 Jahren. Im Zentrum des Films steht die ausverkaufte Konzerttour der so exzentrischen wie zutiefst verletzlichen Sängerin 1968 in London. Wir sehen eine gebrochene Frau, die mit den Schattenseiten des frühen Erfolgs zu kämpfen hat. Der stetige Druck von außen, perfekt zu funktionieren, führte zu langjährigem Alkohol- und Drogenmissbrauch. Das Scheitern von vier Ehen und das verzweifelte Bemühen, ihren drei Kindern eine gute Mutter zu sein, setzen ihr ebenfalls hart zu. Renée Zellweger («Chicago») schafft es durch ihr präzises Spiel, die ambivalente Persönlichkeit der Diva so auf die Leinwand zu bringen, dass einem die Tragik dieser innerlich unglücklichen Frau im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit unter die Haut fährt. Oscarreife Leistung Zellwegers! USA 2019; 118 Minuten; R: Rupert Goold; D: Renée Zellweger, Finn Wittrock, Rufus Sewell, Jessie Buckley, Bella Ramsey, Michael Gambon, Gemma-Leah Devereux
geena Davis prangert die männer-Domäne hollywood an
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Eine Allgäuerin als fürstin Seborga wählt mit nina Döbler-Menegatto erstmals eine frau zur Landes-Chefin Von petra hall
igentlich war es keine Überraschung: Nina war bereits vor ihrer Wahl die Fürstin der Herzen des seborginischen Volks. Nun wird sie für sieben Jahre offiziell die Geschicke des selbst proklamierten Staates oberhalb von Bordighera leiten. Bisher hatte sie das Amt der Außenministerin inne und das kleine Fürstentum mit viel Enthusiasmus weit über die Grenzen bekannt gemacht. Drei Kandidaten hatten sich nach dem Rücktritt von Fürst Marcello I. für die Wahl beworben: Nina Döbler-Menegatto, Laura di Bisceglie, Tochter des verstorbenen Fürsten Giorgio I., und der ehemalige Minister Secondo Messagli. Der Kronrat entschied sich für die Aufstellung der beiden Frauen – einmalig in der Geschichte von Seborga. Bei einer Wahlbeteiligung von 78,95 Prozent (195 von 247 Wahlberechtigten) trug Nina mit 122 Stimmen den Sieg davon. «Ich kann es nicht fassen», so die erste Reaktion der Deutschen, die im vergangenen Jahr Mutter einer kleinen Maya geworden ist und ihren Mann und letzten Fürsten Marcello mit 14 Jahren auf einem Gymnasium in Montreux kennen gelernt hatte. «Ich habe ganz viele Ideen, die ich realisieren möchte.» Für ihre Widersacherin hatte sie versöhnliche Worte: «Es war nicht einfach, gegen die in Seborga sehr bekannte Laura zu bestehen. Für das Wohlergehen des Ortes sollten wir zusammenarbeiten.» Auf der Basis historischer Dokumente hatte Seborga im vergangenen Jahrhundert seine Selbstständigkeit vom italienischen Staat erklärt, inklusive seborginischer Pässe, des «Luigino» aus eigener Münze, Nummernschildern und sogar diplomatischer Niederlassungen im Ausland wie in München-Bogenhausen. Auf Ninas umfangreichem Aktionsprogramm stehen unter anderem die Reform der staatlichen Statuten, die Digitalisierung der administrativen Vorgänge, die Eröffnung eines Museums, die Errichtung eines Luxushotels, für das bereits das Grundstück erworben wurde, und vieles mehr. Es war der Mimosenzüchter Giorgio Carbone, der in den 1960er-Jahren herausfand, dass
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nina Döbler-menegatto: «ich habe ganz viele ideen, die ich realisieren möchte.» © D.R.
Seborga offensichtlich nie zu Italien gehört hat. Im 18. Jahrhundert habe das kleinste Fürstentum Europas an das damalige Herrscherhaus Savoyen verkauft werden sollen, das sei aber niemals aktenkundig registriert worden. Und dann sei es einfach vergessen worden – im Gründungsvertrag des italienischen Staates von 1861 wie auch in den Statuten der Italienischen Republik von 1946. Laut Carbone war das der schlagende Beweis für die Unabhängigkeit seines Heimatortes. Die Bevölkerung folgte dem charismatischen Hobbyhistoriker mit Begeisterung. So mancher mag über die Geschichte lächeln, aber sie hat aus Seborga auf jeden Fall einen touristischen Anziehungspunkt gemacht. Und Bewohner wie auch ihre Fürsten nehmen Seborgas Geschichte durchaus ernst. Nach Carbones Tod 2009 wurde der Schweizer Bauunternehmer Marcello Menegatto mit Wohnsitz im nahen Monaco zum Fürsten gewählt. 2019 trat er aus privaten Gründen zurück. Nun steht also Nina Döbler-Menegatto, 41, an der Spitze von Seborga – eine aus dem allgäuischen Kempten stammende Lichtgestalt. Ihr Charme, ihr strahlendes Lächeln und ihre Warmherzigkeit prädestinieren sie geradezu für diese Herausforderung. Hinzu kommen ihre Sprachkenntnisse – sie spricht Italienisch, Englisch, Deutsch und Französisch fließend –, ihr MBA in Marketing
von der Universität von Monaco sowie ihre 15jährige Erfahrung als Leiterin eines Bauunternehmens. Seit langem leben die Menegattos offiziell in Monaco, doch verbringe sie, so Nina, ihre meiste Zeit in Seborga, wo sie eine Art Bauernhof mit zahlreichen Tieren unterhält und sich intensiv für die Belange des wunderschön gelegenen Dorfes engagiert. «Mein Herz hängt an diesem so besonderen Ort», sagt sie. Nina Döbler-Menegatto: eine bezaubernde und bodenständige Fürstin, von der so mancher andere Staat nur träumen kann!
SEBORGA Seborga liegt auf etwa 500 m Höhe im Hinterland der Blumenriviera zwischen den Küstenorten Ospedaletti und Bordighera, rund 45 km westlich der Provinzhauptstadt imperia. Nachbargemeinden sind Ospedaletti, Perinaldo, Sanremo und vallebona.
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ZUM SCHMUNZELN
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Geschichten aus dem Midi Von hannelore salinger
Von Monstern und anderen Ungeheuern
jeden mit einem Küsschen. Die Hunde, weder klein noch zimperlich, ergriffen die Flucht. Anschließend schlief er tief und fest auf meinem Schoß. Von wegen Wildkater! So etwas tut keine Wildkatze. Sie meidet die Nähe von Menschen. Vielleicht ist Pastis ein Lämmchen oder eine russische Drohne oder eine Mischung aus beiden. Nr. 5, ein Junges, wurde von einer Nachbarin gebracht, mit der Bitte, es aufzunehmen. Sie hatte mehrere Katzenbabys im Wald gefunden und suchte nun für sie gute Plätze. Unser Kätzchen nannten wir Minnie. Nach drei Wochen allerdings wurde sie aus gegebenen Anlässen in Minnie-Monster umgetauft. Die drei Alteingesessenen bekamen beim Anblick der Neuzugänge heftige Krisen. Nur Pastis und Minnie-Monster liebten sich sofort. Wenn wir heute mit den Hunden unterwegs sind, laufen beide stets mit. Sie sind sich optisch und vom Wesen her sehr ähnlich. Mit einem Unterschied: Während der riesige Kater stundenlang verträumt einem Schmetterling zusehen kann, frisst Minnie-Monster ihn auf der Stelle. Wir vermuten, dass Pastis der Papa vom kleinen Monster ist. Einmal im Monat allerdings kriegt der zahme Riese seinen Rappel, meistens, nachdem er aus einer Tiefschlafphase erwacht ist. Dann
marschiert er zu den Hunden und haut jedem eine rein. Nacheinander, aber ohne Krallen. Das sind so die Momente, wo auch ich die Hände hinter dem Rücken verschränke – und zwar so hoch wie irgend möglich. Und wenn er schon so schön dabei ist, verhaut er auch noch die Katzen, aber nur, wenn sie ihn vorher angefaucht haben. Alle, außer dem MinnieMonster. Das wird liebevoll abgeleckt. Dabei ist es das einzige, bei dem eine saftige Pflichtwatschen angebracht wäre. Auf jeden Fall ist nun bei uns immer was los. Neulich erlebten wir mit, wie einer unserer Hunde eine Pelzmütze aufhatte! Mitten auf dem Kopf, nicht sehr elegant, aber mit Ohrenschützern. Bei genauem Hinsehen entpuppte sich die Mütze als Minnie-Monster, und die Ohrenschützer waren ihre Pfoten, mit denen sie sich an dem Hund festkrallte. Pastis, der laut Aussagen eines Nachbarn vorher im Wald gelebt hat, ist nun ständig bei uns. Er ist lieb, sauber, legt, im Gegensatz zu Minnie, keine Geschenke in Mäuseform vor die Tür, schmust mit den Hunden und versucht, Freundschaft mit den Hauskatzen zu schließen. Das ist ihm immerhin bereits in einem Fall halbwegs gelungen. Und ja, wir mögen ihn! Minnie – ebenso, auch wenn sie ein Monster bleibt...
ir hatten seit einigen Jahren drei Katzen. Das war schön. Aber dann, innerhalb von nur einer Woche, wuchs ihr Bestand auf fünf. Das war problematisch. Nr. 4 hatten wir schon mehrmals aus der Ferne gesehen. Pastis! Ein riesiger Kater, der mehr als sechs Kilo wiegt. Er hat ein graues, verwaschen wirkendes Fell, eine stumpfe, schwarze Schwanzspitze, dahinter schwarze Streifen, dazu eine helle Nase und ganz helle Augen. Ein klassischer Wildkater! Diese Tierart war europaweit fast gänzlich ausgerottet und wir waren froh, dass es sie mittlerweile wieder gibt, auch hier bei uns in der Provence. Eines Tages stand er plötzlich mitten im Wohnzimmer, stürmte auf die Hunde zu und, obwohl er die gar nicht kannte, begrüßte er
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UMWELT
Artensterben
mIttelmeer IN NOt
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ie Mittelmeerländer versagen beim Schutz des Mittelmeers, die biologische Vielfalt nimmt in beispiellosem Ausmaß ab. Vor zehn Jahren haben sich die Staaten verpflichtet, zehn Prozent ihrer Meeresgebiete zu schützen. Heute sind nur 1,27 Prozent des Mittelmeers wirksam geschützt, wie der neueste Bericht des World Wide Fund For Nature (WWF) besagt. Die Umweltschutzorganisation fordert Investitionen zur Wiederherstellung mariner LeFRANKREICH
bensräume, die von Raubbau und Klimawandel bedroht sind. Bislang sind offiziell 9,68 Prozent des Mittelmeers als Meeresschutzgebiet (MPA – Marine Protected Areas) eingestuft. Ein Ergebnis, das nur auf den ersten Blick positiv erscheint: Denn tatsächlich wurde nur für 2,48 Prozent des Meeres ein konkreter Aktionsplan entwickelt, und umgesetzt wird der Plan nur für 1,27 Prozent der Gesamtfläche. Sogar nur 0,03 Prozent der MPAs sind vollständig vor menschlichen Eingriffen geschützt (siehe Karte). Während sich Länder wie Frankreich und Spanien zumindest auf dem Papier stark für den Schutz des Mittelmeers einsetzen, ergreifen andere Staaten wie Zypern, Griechenland, Israel, Libyen und sogar Monaco keine ausreichenden Maßnahmen, um das Meer
SLOWENIEN
MONACO
DES MITTELMEERS SIND VOLLSTÄNDIG GESCHÜTZTE FLÄCHEN
KROATIEN ITALIEN
SPANIEN
ALBANIEN TÜRKEI GRIECHENLAND
ISRAEL
zu schützen. Das mangelnde Interesse der Länder gefährdet nicht nur die Artenvielfalt des Mittelmeers, sondern auch seine Fähigkeit, die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern. «Die Staats- und Regierungschefs im Mittelmeerraum müssen den Schutz der biologischen Vielfalt zu einer absoluten politischen Priorität machen und sich verpflichten, bis 2030 mindestens 30 Prozent des Mittelmeers wirksam zu schützen», so Giuseppe Di Carlo, Direktor der WWF-Mittelmeer-Marine-Initiative. Der WWF fordert die Vertragsstaaten auf, einen stärkeren, transparenteren und messbaren Aktionsplan für die Zeit nach 2020 zum Schutz der marinen Ökosysteme zu entwickeln und umzusetzen – zur Widerherstellung eines einzigartigen Ökosystems, in dem mehr als 10 000 Tier- und Pflanzenarten leben. paula bachmann
Einige Zahlen > 28 Prozent der Mittelmeer-Spezies kommen nur dort vor > in den vergangenen 50 Jahren sind 80 Prozent der Fischbestände Opfer von Überfischung geworden, die anzahl der Meeressäuger ist um 41 Prozent gesunken, ein Drittel des Neptungrases (Posidonia oceanica) ist verschwunden
PROZENTSATZ DER VOLLSTÄNDIG GESCHÜTZTEN FLÄCHEN DES MITTELMEERS JE STAAT
Flughafen Nizza
sHuttlebusse Ab sOfOrt elektrIscH
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rgonomisch, leise, komfortabel und umweltfreundlich: Als erster Flughafen Frankreichs ist der Airport Nizza Ende November zu 100 Prozent mit Elektro-Shuttlebussen ausgestattet worden – ein weiterer Schritt in Richtung Klimaneutralität, die 2030 erreicht werden soll. Sieben Tage die Woche, 20 Stunden am Tag pendeln die drei Elektroshuttlebusse des Typs Mercedes eCitaro neuerdings zwischen den Terminals und den Flughafen-Parkplätzen. Mit einer Reichweite von 160 Kilometern oder acht Stunden ermöglicht die Flotte einen kontinuierlichen Umlauf von jeweils zwei Shuttlebussen gleichzeitig. Die drei Elektrobusse reduzieren – neben der Lärmbelastung – vor allem die TreibhausgasJANUAR / FEBRUAR 2020
emission um jährlich 250 Tonnen CO2. «Mercedes EvoBus hat sich im Wettbewerb der Busproduktionsfirmen durchgesetzt», so Holger Dürrfeld, Präsident von Mercedes EvoBus in Frankreich, während der Präsentation der Busse im Gespräch mit der RivieraZeit. Nach einer langjährigen Partnerschaft mit dem Mobilitätsunternehmen Transdev freue man sich über dieses neue gemeinsame Projekt. Neben den jüngst in Betrieb genommenen zwei
neuen Straßenbahnlinien (Linie 2 und 3, siehe Seite 10) verkehren seit Mitte Dezember auch Elektrobusse auf der Promenade des Anglais (Linie 12 «Cap 3000 – Promenade des Arts»). Die zwölf Meter langen, vollelektrischen Shuttlebusse am Flughafen bieten Platz für rund 90 Personen und außergewöhnlichen Komfort – darunter USB-Steckdosen und erfrischender Duft, der bei jedem Öffnen der Türen versprüht wird. pB
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IMMOBILIEN
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der Innenarchitekt: «Meist suchen meine Kunden klare Linien, schlichtes und schnörkelloses Design. Provenzalischer Look ist nicht mehr gefragt.»
Donati Property Services In Folge seiner Renovierungs-Projekte und der guten Kunden-Beziehungen hat sich für den Innenarchitekten ein weiteres Tätigkeitsfeld eröffnet, das den Service für seine Kunden komplettiert: Seit 2015 bietet er mit DONATI PROPERTY SERVICES auch ganzjähriges VillenManagement für Zweitwohnsitze an der Côte d’Azur an. Für eine ausländische Klientel, die eine Vertrauensperson benötigt, die ihr bei administrativen Dingen zur Seite steht, ist DONATI PROPERTY SERVICES in jeder Frage Ansprechpartner. Olivier Donati ist mit vollem Einsatz dabei, auf ihn können Sie sich verlassen.
Bauprojekte international olivier Donati weiß, was seine ausländische Klientel sucht nnenarchitekt Olivier Donati mit Sitz in Mandelieu ist spezialisiert auf umfassende Renovierungs- und Umbauprojekte. Gerade hat er in Cannes ein altes, viergeschossiges Stadthaus bis auf die Grundmauern entkernt und nach den Wünschen der Besitzer komplett modernisiert. Seit er sich 2008 selbstständig machte, hat er zahlreiche Projekte in den Alpes-Maritimes und im Var, aber auch bis nach Ligurien betreut – von der Neugestaltung eines kleinen Studios oder einer Ferienwohnung bis zur großen Villa mit Pool und Garten.
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Hilfe bei Behördengängen Häufig sind seine Kunden Ausländer: «Ich bin auf ihre besonderen Bedürfnisse eingestellt und tue alles, um ihnen das Ankommen in Frankreich so leicht wie möglich zu machen», so Olivier Donati, der zwar nur ein paar Brocken Deutsch, aber sehr gut Englisch spricht. Zu seinem Service zählen ganz selbstverständlich administrative Arbeiten wie Hilfe bei der Eröffnung eines Bankkontos, die Anmeldung beim Wasser- und Stromversorger, beim Telefon- und Internetanbieter oder auch bei der Ummeldung von Fahrzeugen. «Ich bin Dienstleister und Vertrauensperson in einem für meine Kunden – sie können mich jederzeit anrufen.» Olivier Donati ist offen für Umbau- und Renovierungsprojekte aller Art und jeglichen Umfangs: «Die Grenzen setzt der Kunde», schmunzelt er. Beim Vor-Ort-Termin werden
die Wünsche des Bauherrn besprochen, und wenn es zur Zusammenarbeit kommt, begleitet der Innenarchitekt das Projekt von A bis Z. Dazu arbeitet er mit einem Team aus Fachleuten und Partnern zusammen, die unter seiner Leitung für Termintreue sorgen – ein Punkt, der dem gebürtigen Niçois bei seiner Arbeit besonders wichtig ist. Wöchentliche Meetings auf der Baustelle dienen zur Sichtung der Lage; der Kunde erhält anschließend ein schriftliches Update mit Fotos zum Fortschritt der Arbeiten. «So haben auch Kunden, die nicht vor Ort sein können, das Gefühl, dabei zu sein.» Der Trend bei Immobilienneubauten und -renovierungen an der Côte d’Azur gehe zuletzt ganz stark Richtung zeitgenössisch, sagt
WEITERE INFORMATIONEN oder Anforderung eines Angebots:
Olivier Donati 89 avenue de Fréjus «Le BFlower» 2ème étage, Mandelieu Tel. +33 (0)6 28 25 06 59 info@donati-property-services.fr www.donati-architecture.fr www.donati-services-property.fr
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WIRTSCHAFT
Wirtschaftslage 2019
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aut einer Analyse der Industrie- und Handelskammer Nice-Côte d’Azur (CCI) und der Regionaldelegation der Banque de France lief die Wirtschaft der Côte d’Azur und speziell des Departements Alpes-Maritimes im Jahr 2019 nicht schlecht, «sans plus». Laut CCI-Präsident Jean-Pierre Savarino habe sich das Wirtschaftswachstum zwar verlangsamt, lag aber immer noch bei 0,5 Prozent. Die Industrie konnte bis Jahresende ihr gutes Niveau aufrechterhalten. Die Zugeständnisse der Regierung im Anschluss an die Gelbwesten-Proteste zeigten ihre Wirkung. Die Investitionen gingen allerdings nach dem sehr lebhaften Jahr 2018 um 4 Prozent zurück. Gut hielt sich auch die Bauwirtschaft, insbesondere im öffentlichen Sektor. Die bevorstehenden Kommunalwahlen dürften jedoch zu einer Verlangsamung führen. Auch in der Bauwirtschaft haben wiederum die Investitionen nachgelassen (minus 8,7 Prozent).
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dreI frAgeN AN... Hugo Rey, Direktor des Einkaufszentrums Polygone Riviera
polygone riviera hat vor vier Jahren in cagnes-sur-mer eröffnet. Wie geht es dem giga-center? Sehr gut! Es entwickelt sich bestens: 2018 hatten wir sieben Millionen Besucher, 2019 waren es noch mehr (die genauen Zahlen lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor, Anm.d.Red.). Ein Zeichen dafür ist beispielsweise, dass die weltweit führende Bekleidungs-Marke Zara hier neu investiert hat: Im Polygone verfügt Zara nun über die frankreichweit größten Abteilungen für Herren und Kinder. Oder die Tatsache, dass Uniqlo, weltweit zweitgrößter Player der Branche, in der Region nur hier im Polygone geblieben ist. Und der H&M-Konzern, die Nummer drei, ist an der Côte d’Azur nur bei uns mit allen drei großen Marken vertreten: H&M, COS und & other Stories. trotzdem gibt es leere ladenlokale! Wir lassen mit voller Absicht immer einige Ladenlokale frei, um schnell auf neue Konzepte reagieren zu können. So hat zum Beispiel gerade ein neuer Concept-Store der Bekleidungsmarke Jennyfer eröffnet: Don’t call me, D.C.M. Wie groß ist die Konkurrenz zum komplett renovierten und modernisierten cap 3000 in sieben Kilometer entfernung? Da gibt’s genug Unterschiede – wir verfolgen völlig verschiedene Konzepte! Wir sind Frankreichs größtes Shoppingcenter unter freiem Himmel, mit einem Fluss und viel Grün, angelegt von Landschaftsarchitekt Jean Mus, sowie überall verteilten Kunstwerken und nicht zuletzt Freizeitangeboten wie Kino, Restaurants, zwei Fitnesscentern. Konkurrenz gibt es natürlich immer. Wir konzentrieren uns auf unsere Qualitäten, das «einzigartige Erlebnis», das wir bieten. Unsere Besucher verbringen im Schnitt zwei Stunden hier – frankreichweit liegt die Zahl für Einkaufszentren bei 40 bis 45 Minuten. Stolz sind wir außerdem auf eine internationale Kundschaft: 20 Prozent unserer Gäste sind Ausländer – mit Ausschlägen nach oben im Sommer und vor Weihnachten. as JANUAR / FEBRUAR 2020
Start-up-Guru
«HöreN sIe NIcHt Auf dIe elterN!» ine so launige wie inhaltsreiche Rede hielt vergangenen Herbst der Unternehmer, Business Angel und Berater Oussama Ammar auf Einladung des monegassischen Startup-Centers MonacoTech im Fürstentum. Der 33-jährige Franko-Libanese hat vor sechs Jahren das internationale Start-up-Center «The Family» mitgegründet und seither in rund 600 aufstrebende Unternehmen investiert, wie er in
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Sehr gut entwickeln sich die Dienstleistungen (plus 2,6 Prozent). Hier stiegen die Investitionen um knapp 3 Prozent, die Zahl der Arbeitsplätze um 1,3 Prozent.
Arbeitskräftemangel Apropos Arbeitsplätze: ein heikles Thema. Und zwar weniger wegen der unverändert hohen Arbeitslosigkeit, trotz der Fortschritte in den letzten drei Jahren mit rund einer Million neu geschaffener Arbeitsplätze in ganz Frankreich. Nein: Sorge macht jetzt vor allem der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, gerade an der Côte d’Azur mit einem hoch entwickelten Dienstleistungssektor. Manche Unternehmen müssen ihre Entwicklung trotz hohen Potenzials drosseln. Dann sind da noch andere Wolken am Himmel, die aber alle Regionen und alle Länder betreffen: Brexit, die durch Trump ausgelösten Handelskriege, die Unsicherheit in der Automobilindustrie, der Klimaschutz. Fast alle hoch entwickelten Länder prognostizieren gebremstes Wachstum, teilweise auch Rückgang. Deutschland wird wegen der starken Exportabhängigkeit besonders leiden, mehr als Frankreich. Die Zeichen stehen zwar nicht gerade auf Sturm, aber eitel Sonnenschein verspricht 2020 auch nicht. Jl
Monaco berichtete. Mit seinem Namen, scherzte er, hätte die französische Eliteschmiede ENA nicht funktioniert – ihm blieb also nur das Unternehmertum, für ihn gleichzeitig mit Freiheit und Rebellion verbunden. Kritik hatte er vor allem für die Ausbildungssysteme parat: «Seit 200 Jahren erklären Theoretiker, wie Dinge zu funktionieren haben – ohne Praxiserfahrung. Da steckt doch ein Fehler im System!» Schule sei ein Sch…, heute finde man Info zu allem jederzeit im Internet, Lehrer hätten nie in der realen Arbeitswelt gelebt … «oder vertrauen Sie dem Klassenbesten von damals?!» Um Erfolg zu haben, ist seine Überzeugung, werde Leidenschaft immer entscheidender. Und in den Abend entließ er seine Gäste mit einem letzten Rat: «Wenn Sie ein Start-up gründen wollen, hören Sie nie auf Ihre Eltern! Auch da müssen Sie rebellieren!» as
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Mal wieder
kOOperAtION zWIscHeN lIgurIeN uNd der côte d’Azur Handelskammern wollen wirtschaftliche Zusammenarbeit stärken
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s klingt fast wie ein Déjà-vu: Die Industrie- und Handelskammer Nice Côte d’Azur und die Handelskammer der Provinzen Imperia, Savona und La Spezia haben sich auf eine grenzübergreifende Zusammenarbeit geeinigt, die Konkurrenzfähigkeit und Modernisierung der jeweiligen lokalen Wirtschaft dynamisieren soll. Diese Partnerschaft zielt unter anderem auf gemeinsame Aktionen wie die Erschaffung von Unternehmen und folglich Arbeitsplätzen, Ausbildung von Tourismus-Fachkräften, Umweltschutz, Raumordnung und die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel. Als erstes sollen Industriezonen und die damit verbundene Re-
Jean-pierre savarino (l.), präsident der industrie- und handelskammer nizza côte d’azur, und sein amtskollege enrico lupi, vize-präsident der ihK der provinzen imperia, savona und la spezia, haben ende november eine neue partnerschaft zwischen beiden institutionen vereinbart © D.R.
cherche von zur Verfügung stehenden Grundstücken in Angriff genommen werden. Vorerst ist die Kooperation auf ein Jahr begrenzt, kann aber auf Wunsch beider Seiten verlängert werden. Große Worte schwang aus diesem Anlass der Vize-Präsident der ligurischen Handelskammer Enrico Lupi. Auch sein Amtskollege von der CCI Nice Côte d’Azur, Jean-Pierre Savarino, sparte nicht an Versprechungen einer großartigen gemeinsamen Zukunft. Lupi wies in seiner Ansprache darauf hin, dass derartige Partnerschaften auf eine langjährige
Tradition zurückblicken, womit er durchaus Recht hat. So entstand vor einiger Zeit mit Hilfe von EUGeldern ein Abkommen zwischen der Côte d’Azur, Ligurien und Piemont. Was allerdings konkret daraus wurde, ist nicht wirklich bekannt. Nun soll also eine neue, durchaus löbliche grenzübergreifende Partnerschaft starten – nicht einfach, wenn man die gigantischen Unterschiede der beiden Regionen auf wirtschaftlicher und kultureller Basis betrachtet. Ob dieser neue Versuch wieder durch die EU unterstützt wird, wurde nicht übermittelt. ph
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FRANKREICH
RECHT IN FRANKREICH
Scheidung ohne Richter
EXKLUSIV FÜR DIE RIVIERAZEIT SCHREIBT RECHTSANWÄLTIN MICHAELA SCHREYER
© Isabelle Schmitt
it Gesetz vom 18.11.2016, in Kraft getreten am 1.01.2017, hatte der französische Gesetzgeber die einvernehmliche Scheidung ohne Richter eingeführt. Diese neue Form der Scheidung ermöglicht nunmehr sehr kurze Abwicklungsfristen, unter der Voraussetzung, dass beide Ehegatten sich über alle Konsequenzen einig sind. In der Tat genügt es, dass jeder Ehegatte durch einen Anwalt vertreten ist, der in dieser Gesetzesänderung zum Garant der freien und bewussten
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Wird das verfahren im europäischen ausland anerkannt? Zustimmung wird. Die Anwälte erstellen in Zusammenarbeit den Entwurf einer schriftlichen Scheidungsvereinbarung. Dieser Entwurf muss jedem Ehegatten durch seinen Anwalt per Einschreiben mit Rückschein zugestellt werden. Es gilt dann eine Bedenkfrist von 15 Tagen. Nach Ablauf dieser Frist wird die Scheidungsvereinbarung von beiden Ehegatten und deren Anwälten unterzeichnet und innerhalb einer weiteren Frist von 7 Tagen dem Notar zwecks Registrierung zugestellt. Dieser verfügt wiederum über eine Frist von 15 Tagen, um die Hinterlegung vorzunehmen. Mit der Bestätigung dieser Hinterlegung tritt die Scheidung in Kraft und kann im französischen Personenstandsregister eingetragen werden. Leider herrschte bei Eintreten dieser Reform jedoch Unklarheit in Bezug auf die Anerkennung dieser Scheidung ohne Richter im europäischen Ausland, da es sich um eine privatschriftliche Einigung
und eben nicht um ein Urteil handelt. In der Tat hatte die europäische Verordnung Brüssel II bis 2201/2003 vom 27.11.2003 nur die Anerkennung einer gerichtlichen Scheidung vorgesehen. Es war somit zweifelhaft, ob ein privatschriftliches Dokument im Ausland als vollstreckbar anerkannt werden würde. Diese Unklarheit wurde nunmehr im Rahmen der europäischen Verordnung Brüssel II ter vom 25.06.2019 2019/1111 gelöst, die im Artikel 65 ausdrücklich vorsieht, dass alle öffentlichen Urkunden und Vereinbarungen über eine Trennung ohne Auflösung des Ehebandes und Ehescheidungen, die im Ursprungsmitgliedstaat rechtsverbindliche Wirkung haben, anerkannt werden, ohne dass es eines besonderen Verfahrens bedarf. Es genügt, dass der Notar, bei dem die Scheidungsvereinbarung hinterlegt wird, eine entsprechende Bescheinigung ausstellt, dass die Scheidung in Frankreich als
vollstreckbar gilt. Leider tritt diese Verordnung jedoch erst am 01.08.2022 in Kraft, womit bis dahin die Unklarheit bestehen bleibt. Im Rahmen der seit der Reform durchgeführten Scheidungen ohne Richter durch meine Kanzlei ist es jedoch gelungen, in Deutschland die privatschriftliche Scheidungsvereinbarung auf der Grundlage der Verordnung Brüssel II bis (Artikel 46) anerkennen zu lassen ohne ein vorheriges Anerkennungsverfahren. Was Deutschland angeht, kann somit diese Rechtsunsicherheit bis Eintreten der neuen Verordnung Brüssel II ter umschifft werden. Maître Michaela Schreyer 6, avenue cyrille besset le virginia ii 06800 cagnes-sur-mer tel. +33 (0)4 92 02 33 41 +33 (0)4 93 22 90 35 info@mcsavocats.com www.mcsavocats.com JANUAR / FEBRUAR 2020
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Palais Des festivals
Messen ohne Ende Cannes baut seine Position als TopDestination für internationale Kongresse weiter aus Von nicole rusKell
annes entwickelt sich nicht nur zum Epizentrum der kreativen Künste («Cannes on Air», siehe Seite 10), die Stadt bleibt auch ein wichtiges Ziel für internationale Messen und Kongresse. Das Palais des Festivals empfängt jedes Jahr zahlreiche internationale Großveranstaltungen, darunter die Filmfestspiele, Cannes Lions, Tax-Free World und den International Luxury Travel Market (ILTM), die Cannes seit Jahrzehnten treu sind – um nur einige zu nennen. Es ist keine Überraschung, dass sich die Industrie für ihre jährlichen Treffen für die Riviera-Stadt entscheidet, bei dem (meist) traumhaften Wetter, der Nähe zu einem internationalen Flughafen, den kleinen Wegen innerhalb von Cannes, der Croisette mit ihren Stränden (die sich leicht in VIP-Party-Spots für Unternehmen verwandeln lassen), den Hotels, Restaurants und hochwertigen Caterern. Ganz zu schweigen davon, dass sich die Teilnehmer in die Côte d’Azur verlieben und die sozialen Medien mit Bildern aus allen Blickwinkeln füttern. Wir vom Verlag Riviera Press waren im vergangenen Jahr wie üblich bei vielen der
Messen und Festivals dabei. Jedes Event ist einzigartig auf seine Weise, mit so unterschiedlich gestalteten Räumlichkeiten, dass das Palais des Festivals jedes Mal wie ein ganz anderer Ort erscheint. Die Teams, die das modulierbare Gebäude und die Croisette alle paar Wochen in eine neue Welt verwandeln, machen ihren Job gut. Aus geschäftlicher Sicht arbeitet die Stadt Cannes sehr eng mit dem Kongresszentrum zusammen und das Palais wurde für sein Sicherheitsmanagement ausgezeichnet. Das alles kommt der Stadt zugute, denn neben den Einnahmen für die Durchführung dieser Veranstaltungen bringen Zigtausende von Teilnehmern, die in die Kleinstadt strömen, der lokalen Wirtschaft Hunderte von Millionen Euro. Ausgebuchte Hotels, überfüllte Restaurants und ein florierender Taxiservice sind zudem Job-Garanten. Einer der größten Kongressveranstalter, Reed Midem, organisiert seit 1965 Messen in Cannes. Heute finden im Palais des Festivals et des Congrès de Cannes jährlich sechs ihrer Kongresse statt: Midem (Musik), Mipim (Immobilien), MipTV (TV und digitaler Content), Mipcom (weltgrößte Fernsehmesse), Mapic (Einzelhandels-Immobilien) und neuerdings ESports Bar (elektronische Sportarten). Allein diese Veranstaltungen bringen jährlich mehr als 62 000 Fachleute aus mehr als 130 Nationen der Musik-, Fernseh- und Immobilienbranche zusammen. Sie haben eine enorme Wirkung auf die Stadt und generieren pro Jahr durchschnittlich 170000 Hotelübernachtungen und 250 Millionen Euro Umsatz. Im vergangenen Dezember unterzeichneten der Bürgermeister von Cannes, David Lisnard, Paul Zilk, Präsident von Reed Midem, ClaireAnne Reix und Didier Boidin, beide von SEMEC, der Gesellschaft, die das Palais des Festivals
betreibt, einen neuen Partnerschaftsvertrag. Die Vereinbarung bestätigt die Ausrichtung der sechs jährlichen Reed-Midem-Messen um fünf weitere Jahre bis Ende 2024. Paul Zilk: «Reed Midem organisiert seine Messen seit 1965 in Cannes. Die Stadt befindet sich dank privater und öffentlicher Investitionen in einem positiven Wandel, um ihre internationale Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Cannes und Reed Midem arbeiten Hand in Hand, um den Kunden außergewöhnliche Dienstleistungen zu bieten. Es ist uns eine Freude, unsere Partnerschaft für die nächsten fünf Jahre zu verlängern.» In den letzten zehn Jahren hat das Rathaus von Cannes daran gearbeitet, die Stadt als Reisedestination mitsamt ihrer Qualität der Dienstleistungen zu verbessern. Bürgermeister Lisnard: «Die Investitionen der öffentlichen und privaten Akteure unserer Stadt haben dazu beigetragen, die Sicherheit, Sauberkeit, den Transport und die Logistik zu verbessern. Diese großen Verbesserungen, nicht nur im Zentrum, haben unsere Stadt attraktiver gemacht – was es unseren internationalen Partnern erleichtert, sich für Cannes zu entscheiden.» Im vergangenen Jahr feierte die Mipim, die weltweit führende Immobilienmesse, ihr 30jähriges Bestehen mit einer Beleuchtung der Stadt in den Farben der Messe. Aber die größten Veränderungen für Reed Midem in Cannes haben sich in den letzten fünf Jahren ergeben. Der Veranstalter startete 2017 die Messe E-Sports Bar und 2018 mit Canneseries das erste internationale SerienFestival. Dazu gesellt sich Ende dieses Jahres die Einführung von LeisurUp, das neue Veranstaltungsformate anbietet und auf den wirtschaftlichen, industriellen und gesellschaftlichen Wandel reagiert.
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Weiß hebt sich das Kongresszentrum cannes ab – zwischen hafen und croisette-stränden © VV Shots/Shuttersctock.com
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SPECIAL SCHULE
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inhalt Die neue Sucht Wie Sie ihre Kinder (und sich selbst) von Smartphone und Co. loseisen
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ab wann ist es Sucht?
Montessori Das pädagogische Konzept eigent sich auch für ältere Schüler
51 Das neue Abitur Was es über das bac 202 zu wissen gilt
Der Nachwuchs hängt am Bildschirm – Handy, TabletPC, Computer … Kommt ihnen bekannt vor? Die Welt wandelt sich und mit ihr die art, wie Kinder aufwachsen. ein Großteil sozialer interaktion hat sich ins Netz verlagert. Wir besprechen mit einem Psychologen, wie gefährlich der Trend ist. außerdem schauen wir uns in diesem Special verschiedene Schulen und Hochschulen an der Côte d’azur an – und haben eine Übersicht mehrsprachig ausgerichteter einrichtungen zusammengestellt.
52 Luxus & Co. Monacos Uni bietet zum Umfeld passende Masterstudiengänge an
53 Staatlich und spitze Plädoyer für die WirtschaftsHochschulen iae
54 Mougins School Das Credo der neuen Leiterin: «Jedes Kind hat Potenzial»
55 Aufgelistet adressen internationaler Schulen & Hochschulen
56 Ausbildungsberufe in der Krise Die Digitalisierung ist eine Herausforderung, bietet aber auch Chancen
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SPECIAL SCHULE
rZ-Gespräch mit dem Psychologen Dr. Nicolas-Marie Delrue (Cap d’ail), der sich an der Côte d’azur als referent zum Thema «Bildschirm-Sucht bei Jugendlichen» einen Namen gemacht hat.
Dr. nicolas-marie Delrue © D.R.
DIE NEUE SUCHT Bildschirme – warum sie potentiell gefährlich sind und wie Eltern ihre Kinder von Smartphone, Tablet & Co. losreißen können
Was sind die Hauptgefahren einer «Bildschirmabhängigkeit» bei Jugendlichen? Bildschirm-Sucht kann schwerwiegende Folgen haben. Ein Teenager, der die empfohlene Zeit vor Bildschirmen überschreitet, ist einem erhöhten Risiko ausgesetzt, in der Schule zu scheitern. Es können Sprachstörungen auftreten, der Wortschatz kann verarmen. Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko für Aufmerksamkeitsdefizite und Schlafstörungen. Teenager schauen oft am Abend im Bett noch auf ihre Smartphones. Blaues Licht wirkt anregend, es verlängert die Zeit bis zum Einschlafen. So verlieren Jugendliche etwa 45 Minuten Schlaf pro Nacht, und auch die Schlafqualität ist betroffen. Die jungen Menschen können dadurch aggressiv und aufbrausend werden und sich aus dem gesellschaftlichen Leben zurückziehen. Was ist die empfohlene Zeit pro Tag vor einem Bildschirm? Das Thema wird diskutiert, aber im Durchschnitt sind es zwei Stunden pro Tag unter der Woche. Nach den neuesten Zahlen verbringen 13- bis 18-Jährige jedoch 6 Stunden und 45 Minuten pro Tag vor den Bildschirmen. Woran erkennt man die Sucht eines Teenagers nach Handy oder Computer? Das Hauptkriterium ist die Unfähigkeit, die Zeit vor dem Bildschirm zu kontrollieren. Ein Teenager kann auch ängstlich sein und ein Gefühl von Leere, Langeweile und Depression haben, wenn er seinen Bildschirm nicht vor sich hat. Was raten Sie in so einem Fall? Es wird empfohlen, die Zeit vor dem Bildschirm absolut zu kontrollieren und sie schrittweise beispielsweise um 5 bis 10 Minuten pro Tag zu reduzieren. So kann etwa der Telefonwecker für diesen Zweck verwendet werden. Es ist außerdem ratsam, mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen nicht mehr auf einen Bildschirm zu schauen und alle Bildschirme aus dem Raum zu ver-
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bannen. Es ist wichtig, dass ein Erwachsener anwesend ist, um die Einhaltung der Regeln zu überwachen und alternativ Aktivitäten und Ausflüge mit der Familie oder Freunden vorzuschlagen, um eine Isolation zu vermeiden. Eltern können sich gelegentlich machtlos fühlen. Da kann man nur empfehlen, sich schnellstmöglich Hilfe von außen zu suchen. Wie kann ein Psychologe den betroffenen Familien helfen? Zunächst einmal wird der Psychologe sehr konkret untersuchen, wie die Nutzungsgewohnheiten der Jugendlichen in Bezug auf elektronische Geräte aussehen. Anhand von Diagnosekriterien, Fragebögen und Tests wird es möglich sein, ein genaues Profil zu erstellen. So wird festgestellt, ob die Person einen übermäßigen Bildschirmkonsum hat und ob dieser unter die Definition von Sucht fällt. Dann kann der Psychologe Hilfe anbieten, die im Wesentlichen darauf abzielt, die Zeit vor den Bildschirmen allmählich zu reduzieren und soziale Aktivitäten zu fördern. Im Falle eines Kindes ist die Familie voll in den Prozess eingebunden. Alle dem Kind beigebrachten Techniken werden den Eltern erklärt, damit sie seinen Fortschritt täglich verfolgen können. Eltern sind gelegentlich genauso süchtig nach dem Smartphone wie ihre kinder – was sagen Sie ihnen? Wenn Eltern selbst exzessiv an ihren Geräten hängen, ist es wichtig, ihnen die Gefahren zu erklären, die auch für sie gelten. In jedem Alter verursacht die Bildschirmabhängigkeit Störungen, die sich negativ auf das tägliche Leben auswirken. Ich hatte mehrmals Erwachsene als Patienten, die sich aus dem Familienleben, ihrem sozialen Leben und manchmal sogar aus dem Berufsleben zurückzogen. Ihre Sucht nach Bildschirmen hatte teilweise schwerwiegende Folgen wie Scheidung oder Entlassung. Damit es erst gar nicht zu solchen extremen Auswirkungen kommt, können auch Eltern konkrete Techniken nutzen, um ihre Zeit am Bildschirm zu verkürzen. Dadurch werden sie ein erfüllteres Leben führen, das zugleich beispielhaft für ihre Kinder sein wird.
«BILDSCHIRM-SUCHT KANN SCHWERWIEGENDE FOLGEN HABEN.»
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NEUES MONTESSORICOLLEGE Die Schule «Les Colibris» in Sophia-Antipolis erweitert ihr Klassen-Angebot Von nicole rusKell & petra hall
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neue Klasse für 12- bis 15-Jährige war nötig, da der Lehrplan und die Umgebung für die älteren Schüler vollkommen anders sind als für die Jüngeren. Die Montessori-Methode beruht unter anderem darauf, dass ein Klassenraum den Entwicklungsstufen der Kinder entspricht. In den ersten Klassen dienen die Unterrichtsmaterialien dazu, die sensorielle Aufmerksamkeit und die feinmotorischen Fähigkeiten zu entwickeln. Dann geht es weiter zu Sprache, Mathematik, Problemlösung usw. Für die Heranwachsenden ist das Klassenzimmer so gestaltet, dass Handfertigkeiten und Verantwortlichkeiten des Lebens gelehrt werden. Es ist wie ein Haus angelegt – mit einer Küche und einem Arbeitszimmer, und um beides müssen sich die Schüler kümmern. Sie führen zusammen Projekte aus, stellen Produkte her, die sie auf ihrem eigenen Markt verkaufen, und vieles mehr. Die Verbindung zum nationalen französischen Lehrplan wird durch eine Reihe von Vorhaben und interdisziplinärer Arbeit hergestellt, oft auch durch den Besuch lokaler Experten aus verschiedenen Branchen wie etwa Ingenieuren, die praktische Beispiele ihres Alltags zeigen. Die neue weiterführende Klasse für 12- bis 15-Jährige startet im kommenden September und wird eines der frankreichweit ersten zweisprachigen Montessori-collèges (Englisch/Französisch) sein. Anmeldungen werden während der «Tage der offenen Tür» im März und Mai entgegengenommen oder auch während eines persönlichen Termins. Die Schule lädt herzlich zu einem Besuch ein: «Wir freuen uns auf Eltern und Kinder, die die Klassenzimmer und das Umfeld entdecken und ein Gefühl für unsere schöne Schule bekommen möchten.»
LES COLIBRIS ÉCOLE MONTESSORI INTERNATIONALE www.ecole-montessori-colibris.com gina Wattel präsentiert pläne für die neue collège-Klasse © D.R.
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eit Jahren ließen Eltern und auch Schüler der internationalen Montessori-Schule «Les Colibris» in Sophia-Antipolis nicht locker: Immer wieder drängten sie auf die Einführung einer weiterführenden Klasse für 12- bis 15-Jährige, auf Französisch collège. Bisher bot die vor allem bei internationalen Familien der Region so beliebte Schule ausschließlich zweisprachig französisch-englische Betreuung und Erziehung für Kindergarten, Vor- und Grundschule an. Mit der neuen Klasse wird nun ab dem nächsten Schuljahr das ganzheitliche und unabhängige Montessori-Programm auch für die Älteren angewendet. Laut der pädagogischen Leiterin Gina Wattel, die diese Herausforderung als großes Abenteuer bezeichnet, unterscheidet sich das MontessoriKonzept sehr vom traditionellen Schulmodell, denn es basiert auf dem Glauben an die angeborene Intelligenz eines jeden Kindes. Die Schüler werden nicht mit Informationen gefüttert, um eine Prüfung zu bestehen. Es werden ihnen vielmehr spezifische Instrumente für ihre Entwicklung zur Verfügung gestellt, die sie allein oder mit ihren Kameraden entdecken können. Projekte sind so angelegt, dass Kinder eher durch sich selbst handeln lernen als nur durch Lesen und Aufsagen. «Sie lieben, was sie tun, weil sie engagiert sind», erklärt Gina Wattel. Viele, selbst anfangs skeptische Eltern sind mit der Zeit begeisterte Anhänger der Montessori-Methode geworden, nachdem sie gesehen hatten, wie ihre Kinder aufblühten, was Wissen, aber auch Kreativität betraf. Sie ist also ein Segen für Familien, deren Kinder im stark strukturierten französischen Schulsystem nicht zurechtkommen. Gina Wattel ist stolz, wenn die Eltern die Ergebnisse sehen und nach weiterführenden Klassen fragen: «Ich freue mich sehr darüber, das heißt auch, dass die Eltern die Erziehung ihres Kindes bewusst planen.» Denn grundsätzlich würden viele Paare mehr Zeit in die Diskussion über den Kauf eines Hauses oder Autos investieren als in den Ausbildungsplan und somit die Zukunft ihrer Kinder. Jahrelang haben die Gründer von «Les Colibris», Gina und Nicolas Wattel, an der nächsten Phase der Schule gearbeitet. Viel Vorbereitung für die JANUAR / FEBRUAR 2020
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dAs Neue BAC 2021 E
ine gerechtere Abiturprüfung, entlastete Schüler und eine bessere Vorbereitung auf das Universitätsstudium – das alles soll die frankreichweit zum Schuljahresbeginn 2019/2020 eingeführte Reform der allgemeinbildenden Gymnasien (lycées) schaffen. Eine wesentliche Neuerung stellt dabei die Spezialisierung nach Neigung dar. Ähnlich dem deutschen Leistungsfächer-System werden nicht länger die starren Profile Literatur (L), Wirtschaft und Soziales (ES)
oder Wissenschaft (S), sondern vielmehr neigungsgerechte Fächer gewählt. 2021 legen die ersten Abiturienten ihr bac nach den neuen Regeln ab. Die bisherigen Abiturspezialisierungen mit den Zügen L, ES und S werden abgeschafft. Stattdessen müssen die Schüler sich für drei Wahlfächer in Klasse 11 (première) und zwei dieser gewählten Fächer in Klasse 12 (terminale) entscheiden. Ziel der Reform ist es damit unter anderem, das Abitur einheitlicher zu ge-
skemA WeltWeIt tOp D
fIt für dIe dIgItAle zukuNft Z
u Beginn des Schuljahres hat die erste «Fab’Ecole» der Alpes-Maritimes eröffnet: Im Collège Pierre Bertone in Antibes können Schüler ab sofort fit gemacht werden für die digitale Zukunft. Das Labor verfügt über programmierbare Roboter, Laser-Schneidegeräte, 3D-Drucker, eine schnelle Internet-Verbindung und Programme zur Video- und Audio-Bearbeitung. Das technische Gerät der neuesten Generation steht nicht nur den eigenen Schülern, sondern auch Kids anderer Schulen zur Verfügung. Verschiedene Kurse sollen unter anderem von Forschern und Fachleuten aus Sophia-Antipolis angeboten werden. JANUAR / FEBRUAR 2020
stalten und den Abiturienten auch nach der Wahl ihrer Neigungsprofile alle beruflichen Möglichkeiten offen zu halten. Auch das Gewicht der Abiturprüfungen wird relativiert. Die Prüfungen entschieden bisher fast ausschließlich über die Abschlussnote. Künftig sollen die Ergebnisse der Abiturprüfung nur noch zu 60 Prozent in die Endnote eingehen. Das baccalauréat gilt weiterhin mit einem Schnitt von 10 (von 20) Punkten als bestanden. pb
e Skema Business School schreitet im Ranking der Financial Times weiter voran und gehört erstmals zu den 15 besten Wirtschaftsschulen der Welt. Auch im französischen Vergleich der 22 besten Grandes Ecoles kann die Kaderschmiede mit einem vierten Platz glänzen. Vor allem die Internationalisierungsstrategie von Skema begeistert – mit sieben Standorten weltweit, einer davon im Technologie- und Wissenschaftspark Sophia-Antipolis an der Côte d’Azur. 8500 Studenten aus 120 Nationen und 45 000 Absolventen in 145 Ländern: Internationalität wird an der Hochschule großgeschrieben. Ihr zehnjähriges Bestehen feiert die Skema Business School in diesem Jahr mit der Eröffnung zweier neuer Standorte. Neben den bereits bestehenden Komplexen in Frankreich (Sophia-Antipolis und Lille), Brasilien (Belo Horizonte), China (Suzhou) und den USA (Raleigh, North Carolina) gehören nun auch ein Campus in Südafrika (Le Cap) und einer in Paris zur Familie der Skema. Die vor zehn Jahren aus einer Fusion der ESC Lille und der Wirtschaftshochschule Ceram in Sophia-Antipolis hervorgegangene internationale Kaderschmiede überzeugte im Ranking der Financial Times nicht nur aufgrund ihrer internationalen Ausrichtung sowie der bemerkenswerten Integration und beruflichen Entwicklung ihrer Studenten. Auch die positive Bewertung der Absolventen selbst verhalf der Skema Business School zu einem Spitzenplatz. pB
zAHleN & fAkteN Les Collèges – die Mittelschulen der Alpes-Maritimes 50 212 Schüler im Collège (6. bis 9. Klasse im deutschen System)
92 öffentliche und private Collèges
54 Collège-Schüler sind Mitglied des Conseil Départemental de jeunes
84 Klassenfahrten nach Auschwitz sind seit 2003 durchgeführt worden
17 mobile Mediatoren-Teams
ausstattung der collèges:
11 000 Computer 8800 Tablet-Computer 2700 Video-Projektoren 650 digitale Tafeln 737 Video-Überwachungskameras in 72 Collèges
42,17 Millionen Euro fließen 2019 in Renovierungs- und Ausbauarbeiten der Schulen und Turnhallen (Quelle: le mag’ – Le Magazine du Département 06, Automne 2019, No.7)
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STEIlE KARRIERE Die Internationale Universität von Monaco besteht seit 33 Jahren Von petra hall
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ine Universität mit international anerkannter Identität aufzubauen, ist harte Arbeit und Resultat von langjährigem Engagement sowie starkem Willen zum Erfolg. Die 1986 gegründete International University of Monaco (IUM) hat sich dabei stets nach den Werten des Fürstentums wie Spitzenleistung, Weltoffenheit und Harmonie gerichtet. Heute studieren hier rund 650 Personen: 20 Prozent sind Franzosen und Monegassen, 80 Prozent kommen aus 60 Ländern weltweit. Die Dozenten gehören ebenfalls verschiedenen Nationalitäten an. Die IUM bietet Bachelor-, Master- und MBAKurse an und ist die einzige Businessschule an der Côte d’Azur, an der ausschließlich in englischer Sprache unterrichtet wird.
Die Lehrinhalte konzentrieren sich auf Gebiete, die in Monaco dominieren. Nach dem Abschluss eines Bachelors können die Studenten zwischen fünf verschiedenen Master-Studiengängen wählen: Luxus-Management, Finanzen, Marketing von Luxus-Gütern und -Serviceleistungen sowie Sport-Business- und internationales Management. Gleichzeitig steht der MBA in enger Verbindung zu den wichtigsten Aktivitäten von Monaco wie Luxus, Unternehmertum und Innovation. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Aspekt der IUM ist die menschliche Komponente, die auch das Fürstentum insgesamt kennzeichnet. So wird Monaco quasi zum Campus für die Studenten. Sie profitieren von einer individuellen und hochqualitativen Leitung. Zu un-
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terstreichen ist auch die enge Verbindung zum florierenden internationalen Business-Umfeld des Fürstentums, was natürlich auch auf die überschaubare Größe des Landes und die starke Konzentrierung von Qualifikationen und Fachwissen zurückzuführen ist. Da die Lehrinhalte direkt mit den wirtschaftlichen Aktivitäten Monacos vernetzt sind, entstehen intensive Beziehungen zu vielen der zahlreichen hier angesiedelten Unternehmen. Experten von verschiedenen Firmen lehren an der IUM, und Studenten werden Arbeitsstellen und Praktika angeboten – eine Win-win-Situation. Kürzlich hat die Universität zwei maßgeschneiderte neue Spezialgebiete entwickelt: «Yachting» in Zusammenarbeit mit dem Monaco Yacht Club und ein «Sandwich-Programm» mit dem Titel «Monaco Banking & Financial Services» gemeinsam mit dem monegassischen Arbeitsamt und verschiedenen Banken des Fürstentums. Als Mission hat sich die Universität auf die Fahnen geschrieben, zu Monacos hervorragendem Image in der ganzen Welt beizutragen. Dazu passt die Nachricht, dass die International University of Monaco auf dem besten Weg ist, eine AACSB-Akkreditierung (Association to Advance Collegiate Schools of Business) zu erhalten, die die prestigereichsten BusinessSchulen der Welt auszeichnet. Gründungsmitglied dieser seit 1916 bestehenden NonProfit-Organisation ist unter anderem die Harvard University. Eine wahrhaft steile Karriere!
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STAATlICH UND SPITZE Plädoyer für die öffentlichen Wirtschaftshochschulen IAE Von petra hall
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iae-präsident eric lamarque bei der jährlichen Zusammenkunft der Direktoren und Delegationen der frankreichweit insgesamt 35 iae-hochschulen vergangenen oktober in nizza © D.R.
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rotz der frühen Stunde geht es an der IAE Nice Graduate School of Management, der Wirtschaftshochschule der Universität Côte d’Azur, so betriebsam zu wie in einem Bienenstock. Die zahlreichen bunten Flaggen signalisieren, dass ausländische Studenten hier mehr als willkommen sind. Im Jahr 2018 kamen 42 Prozent aus 70 verschiedenen Nationen, die Professoren stammen aus aller Welt. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs Anfang Oktober startete gerade das neue Semester. Außerdem fand an diesem Tag die Agora, die alljährliche Zusammenkunft der Direktoren und Delegationen der insgesamt 35 IAE (Instituts d’Administration des Entreprises) frankreichweit statt. 200 Personen waren dafür extra nach Nizza gereist. Für uns ein Glück – so konnten wir nicht nur mit der Leiterin der IAE Nice Graduate School of Management, Nadine Tournois, sondern auch mit dem Präsidenten des gesamten Netzwerks, Eric Lamarque, sprechen. Wir trafen auf ein sehr engagiertes Duo, dem die renommierten universitären Wirtschaftshochschulen ganz offensichtlich sehr am Herzen liegen. Seit 60 Jahren sind die IAE auf die Ausbildung und Forschung im Management spezialisiert. 50 000 Studenten machen hier jedes Jahr ihre Abschlüsse – vom Bachelor über Master/MBA bis zum Doktorat und vielen anderen Diplomen. Erklärtes Ziel ist es, die Studierenden einerseits bestmöglich auf ihre professionelle Zukunft vorzubereiten und andererseits den Unternehmen die Kompetenzen zu vermitteln, die sie für ihre Weiterentwicklung benötigen. Gestützt wird diese Arbeit durch zahlreiche wirtschaftliche und universitäre Kooperationen in Frankreich, aber auch weltweit. Die IAE Nice Graduate School of Management wurde 1966 mit der Absicht gegründet, den amerikanischen Business Schools ein äquivalentes Modell gegenüber zu stellen. Heute repräsentiert sie das europäische Modell und rühmt sich inzwischen 210 Partnern wie der Shanghai Jiao Tong University, der internationalen Universität Russland und des Manhattan Institute of Management. Allein 17 Diplome können im Ausland erworben wer-
den. «Leadership in Frankreich ist gleich IAE», sagt Eric Lamarque selbstbewusst, womit wir wieder bei unserem anfänglichen Gespräch sind. Landesweit gibt es 416 öffentliche und private Business Schools, unter ihnen die 35 IAE, die über ein sogenanntes staatliches Visum verfügen. «Viele Ausbildungsstätten bieten kein staatlich anerkanntes Diplom, aber die Eltern sind nicht darüber informiert», so der Präsident. Eric Lamarque und Nadine Tournois sind sich einig: «Die an die Universitäten angeschlossenen IAE-Wirtschaftshochschulen sind in jeder Beziehung wesentlich besser als die meisten privaten Business Schools, die inzwischen wie Pilze aus dem Erdboden schießen. Allein das Preis-Leistungsverhältnis ist nicht vergleichbar.» Ihr Plädoyer für die IAE beinhaltet weitere schlagende Argumente: «Die IAE-Wirtschaftshochschulen sind der Sockel des französischen Ausbildungssystems und stehen unter staatlicher Kontrolle. Jede einzelne Wirtschaftshochschule hat ihr eigenes internationales Netzwerk, und die Alumni zeugen in der ganzen Welt von der Qualität ihrer Ausbildung. Viele der privaten Business Schools reißen sich darum, Mitglied unseres starken IAE-Netzwerks zu werden. Für unsere Studenten stehen 1200 Professoren zur Verfügung, unser Personal zählt insgesamt 2500 Personen. Wir haben einen Jahresumsatz von zwei Milliarden Euro und werden zu 70 bis 80 Prozent vom Staat unterstützt. Und unsere Empfehlungs-Rate von 95 Prozent spricht für sich.»
INNOVATIVE PROGRAMME Beispiel: Certification in Business Administration – Security, Defense, and Space Industries (CBA-SDS) in den Sicherheits-, verteidigungs- und raumfahrtindustrien sind andere Kompetenzen und anforderungen erforderlich als in den offenen Märkten. Um diese Bedürfnisse zu decken und spezifische Skills zu vermitteln, bietet die IAE Nice Graduate School of Management ab Juni 2020 ein neues 80Stunden-Programm in englisch an, das donnerstags, freitags und samstags stattfindet. international renommierte Dozenten unterrichten Manager, ingenieure und Hochschulabsolventen, um deren Karriereaussichten zu erhöhen. eine erfolgreiche Teilnahme wird mit 12 europäischen eCTS belohnt, die von Master und MBa-Programmen übernommen werden können. Kosten für den gesamten Kurs: 2000 euro. www.iae-france.fr/ecoles/iae-nice/
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«JEDES KIND HAT POTENZIAl» 50 Jahre Mougins School – mit neuer Direktorin
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ie Botschaft der neuen Leiterin der Mougins School lautet: «Jedes Kind hat Potenzial.» Dawn Akyurek ist von der King’s Group of Schools in Madrid an die Côte d’Azur gekommen. In Spanien war sie als Chief Academic Officer für alle Fragen der Schulverbesserung und -strategie verantwortlich und stellte sicher, dass sich die Schulen im Einklang mit dem britischen Lehrplan befanden. Vorher war Dawn Schulleiterin und sie vermisste es, ihre eigene Schule zu führen und sowohl mit den Schülern als auch den Kollegen zu arbeiten. Dawn ist leidenschaftlich interessiert am Prozess des Lernens und daran, Menschen dazu zu motivieren, noch besser zu werden. Sie glaubt, dass Leistung und Erfolg für jeden möglich seien. Bei einem Besuch der Mougins School war Dawn von dem schönen Campus und den Einrichtungen der Schule beeindruckt und erkannte, dass die Schule enormes Potenzial hatte. Die Schüler, die sie traf, beeindruckten sie mit ihrer Neugierde auf die Welt um sie herum, ihrem politischen Bewusstsein und ihrem Selbstvertrauen. Sie er-
lebte Schüler, die keine Angst davor hatten, ihre Meinung zu sagen, und die an einem Austausch mit ihren Klassenkameraden und ihren Lehrern interessiert waren. Sie fühlte eine besondere Ausgeglichenheit in der Schule und war voller Vorfreude, die Hoffnungen und Träume der Schüler teilen zu dürfen. In Zukunft wird die Schule in Technologie investieren, wobei es nicht nur um Computer geht, sondern um Pädagogik und den Einsatz von Technologie zur Verbesserung des Lehrens und Lernens. Die Ausbildung und Begleitung von Lehrern ist von entscheidender Bedeutung, so Dawn: Sie ist überzeugt davon, dass Menschen mit dem richtigen Lehrer, im richtigen Kontext und der richtigen Situation erstaunliche Dinge erreichen können. Von der Universität Cambridge stammt dazu das Konzept «High Performance Learning» – das in der Mougins School eingeführt werden soll. Die Philosophie der Mougins School war schon immer außergewöhnlich mit ihrem fürsorglichen Umfeld, das sowohl die Schüler als auch ihre Familien unterstützt. Dawn möchte dafür
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sorgen, dass dies so bleibt und gleichzeitig der akademische Erfolg immer größer wird. Die Teilnahme an den COBIS-Spielen (Council of British International Schools), an einem Schüler-Leadership-Training in Madrid und an einem Diskussionsclub sind neue Herausforderungen, denen sich die Schüler mit Begeisterung stellen. Die erstaunliche Qualität der Kunstwerke, die die Wände der Schule schmücken, und das außergewöhnlich hohe Niveau der musikalischen Veranstaltungen zeugen von der Bedeutung der Kunst im Unterricht. Die Eltern-Lehrer-Vereinigung spielt eine wichtige Rolle im täglichen Leben der Mougins School. Sie unterstützt sowohl das Kollegium als auch die Schüler und bietet viele Veranstaltungen auch für Eltern an. Spendenaktionen ermöglichen es der Schule, Material zu kaufen und Aktivitäten zu finanzieren. Die Zukunft der vor fünfzig Jahren gegründeten Mougins School sieht spannend aus – mit dem Ziel, für ein nachhaltiges, hohes Bildungsniveau in einer fürsorglichen Umgebung zu sorgen.
Dawn akyurek, neue schulleiterin der mougins school
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Lernen international Schulen & Kindergärten Aix-en-Provence École privée val saint andré 19 av. henri malacrida 13100 aix en provence tel. + 33 (0)4 42 27 14 47 ecolevsa@hotmail.fr www.ecole-val-saint-andre.fr international Bilingual school of provence domaine des pins, 500 route de bouc-bel-air 13080 luynes/aix tel. +33 (0)4 42 24 03 40 www.ibsofprovence.com Antibes École montessori d’antibes 732 chemin des eucalyptus 06160 antibes Juan-les-pins tel. +33 (0)6 49 28 32 52/+33 (0)6 11 94 26 69 info@montessori06.com www.montessori06.com Beausoleil Waldorf-Kindergarten «ecole maternelle privée internationale» 403 ave prince rainier iii de mc 06240 beausoleil tel. + 33 (0)4 93 57 52 45 waldorfkindergarten@orange.fr www.waldorf-kindergarten.org Biot collège de l’eganaude 3140 route des dolines 06410 biot tel. +33 (0)4 97 23 42 20 www.clg-l-eganaude.ac-nice.fr Cagnes-sur-Mer eiB international Bilingual school «le pain de sucre» 43 chemin du pain de Sucre 06800 cagnes-sur-mer tel. +33 (0)4 93 73 70 41 ecoleps2@gmail.com www.eibcagnes.fr Fuveau (Pays d’Aix) sainte victoire international school (svis) domaine château l’arc, chemin de maurel 13710 fuveau tel. +33 (0)4 42 26 51 96 contact@schoolsaintevictoire.com www.schoolsaintevictoire.com Genua Deutsche schule genua via mylius 1 16128 genua – italien tel. +39 (0)10 56 43 34 www.scuolagermanica.it JANUAR / FEBRUAR 2020
Grasse institut fénelon (mit englischem zweig) 06130 grasse www.institut-fenelon.org collège: 122 avenue pierre Sémard tel. +33 (0)4 93 40 60 59 secretariat.college@institut-fenelon.org lycée: 7 avenue Yves emmanuel baudoin tel. +33 (0)4 93 40 60 60 secretariat.lycee@institut-fenelon.org
eiB international Bilingual school «le pain d’epice» 23 bd gambetta 06000 nizza tel. +33 (0)4 93 44 75 44 ecoledupaindepice@gmail.com www.eibnice.fr
Villefranche-sur-Mer Da vinci international college 600 chemin du mont-leuze 06230 villefranche-sur-mer info@davincicollege.fr www.davincicollege.fr
international school of nice (isn) 15 ave claude debussy 06200 nizza tel. +33 (0)4 93 21 04 00 admissions@isn-nice.com www.isn-nice.com
Hochschulen
Manosque ecole internationale provencealpes-côte d’azur 159 av du d. bernard foussier 04100 manosque tel. +33 (0)4 92 74 23 11 www.ecole-internationale.ac-aixmarseille.fr
Bilingual montessori school nice 312 ave de fabron 06200 nizza tel. +33 (0)4 92 04 46 80 contact@montessori-nice.fr www.montessori-nice.fr
Monaco international school of monaco 10-12 Quai antoine premier 98000 monaco tel. +377 93 25 68 20 www.ismonaco.org
Pégomas eiB international Bilingual school «le pain de sucre 3» la bergerie, 1257 route de grasse 06580 pégomas tel. +33 (0)4 93 09 65 56 ecolepeg@orange.fr www.eibpegomas.fr
Mougins home school mougins (collège + lycée, unterreicht teilweise in englisch) 281/4 chemin de la gippière 06250 mougins tel. +33 (0)9 80 63 91 55 contact@homeschoolmougins.com www.homeschoolmougins.com
Sophia-Antipolis centre international de valbonne (civ) 190 rue frédéric mistral 06902 Sophia-antipolis tel. +33 (0)4 92 96 52 00 civ@ac-nice.fr www.civfrance.com
mougins school 615 ave dr maurice donat 06252 mougins tel. +33 (0)4 93 90 15 47 information@mouginsschool.com www.mougins-school.com
Nizza aBc school maternelle und primaire: 72 bd carnot collège und lycée: 12 rue gioffredo 06000 nizza tel. +33 (0)4 92 00 01 23 contact@abcschool.fr www.abc-schoolinternational.com eiB collège-lycée lafaYette 10 av georges clemenceau 06000 nizza tel. +33 (0)4 93 62 00 29 collegelyceelafayette@gmail.com www.collegelyceelafayette.com
ecole Bilingue internationale côte d’azur (eBica) 245 route des lucioles 06560 valbonne tel. +33 (0)4 93 64 32 84 www.ebicaschool.com ecole montessori internationale «les colibris» 3735 route des dolines 06410 biot tel. +33 (0)4 93 63 29 96 info@ecole-montessoricolibris.com www.ecole-montessoricolibris.com ecole elémentaire sartoux 100 promenade de la Bouillide 06560 valbonne tel. +33 (0)4 93 12 34 95 skholè le golden tulip, centre d’affaires wtc2 120 route des macarons 06560 Sophia-antipolis www.skhole.net
Marseille, Aix-en-Provence aix-marseille université 58 bd charles livon 13284 marseille cedex 07 tel. +33 (0)4 91 39 65 00 www.univ-amu.fr Monaco international university of monaco (ium) 14 rue hubert clerissi 98000 monaco tel. +377 97 98 69 86 admissions@monaco.edu www.monaco.edu Nizza centre international de formation européenne (cife) 81 rue de france 06000 nizza tel. +33 (0)4 93 97 93 97 cife@cife.eu www.cife.eu edhec Business school 393 promenade des anglais 06202 nizza tel. +33 (0)4 93 18 99 66 www.edhec.edu ipag Business school 4 boulevard carabacel 06000 nizza tel. +33 (0)4 93 13 39 00 www.ipag.edu université côte d’azur 28 avenue de valrose 06108 nizza cedex 2 tel. +33 (0)4 89 15 10 50 virginie.oddo@univ-cotedazur.fr univ-cotedazur.fr Sophia-Antipolis sKema Business school 60 rue dostoïevski 06902 Sophia-antipolis tel. +33 (0)4 93 95 44 44 www.skema.edu eurecom 450 route des chappes 06904 Sophia-antipolis tel. +33 (0)4 93 00 81 00 www.eurecom.fr die liste erhebt keinen anspruch auf vollständigkeit.
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Deutsch-französischer BerufsBilDungstag
AUSBIlDUNGSBERUFE IN DER KRISE Es mangelt an digitalen kompetenzen Dass viele Berufe sich in einem Transformationsprozess befinden, bestätigen 75 Prozent der befragten Unternehmen. Generell hält die Digitalisierung Einzug in alle Tätigkeitsfelder. Fast die Hälfte der Unternehmen konstatiert einen Kompetenzmangel digitaler Fähigkeiten ihrer Beschäftigten. Dies stellt für 72 Prozent eine Gefährdung ihrer Wettbewerbsfähigkeit dar. Digitale Kompetenzen würden in der beruflichen Bildung nur unzureichend vermittelt, geben 58 Prozent der befragten Unternehmen an. Dies stellt die Unternehmen vor große Herausforderungen, sie müssen Zeit und Geld investieren, um die Mitarbeiter selbst weiterzubilden. Zudem sei auch die mangelnde Motivation der Mitarbeiter ein Problem, die Digitalisierung im Unternehmen voranzutreiben. Und schließlich fehlen angepasste Schulungsprogramme, die auch international ausgerichtet seien. © industryviews / Shuttersctock.com
Die Digitalisierung ist eine Herausforderung, bietet aber auch Chancen Von alexanDra seiDel-lauer
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achkräftemangel, Berufe im Wandel, neue Fachkenntnisse, angepasste Programme für Aus- und Weiterbildung entwickeln, mehr junge Menschen für die berufliche Bildung gewinnen – die Herausforderungen für Unternehmen und Bildungseinrichtungen sind ebenso groß wie das Potenzial, das in ihnen steckt. Im Aachener Vertrag haben Deutschland und Frankreich beschlossen, hier zusammenzuarbeiten. Um Lösungen zu erarbeiten und den Erfahrungsaustausch von Experten zu initiieren, hat die Deutsch-Französische Industrie- und Handelskammer vergangenen Oktober in Paris den Deutsch-Französischen Berufsbildungstag veranstaltet.
Umfrage bestätigt Fachkräftemangel Im Vorfeld hatte die Deutsch-Französische Industrie- und Handelskammer Frankreich (AHK) eine Umfrage unter deutschen Unternehmen in Frankreich zum Thema «Berufsausbildung & Digitalisierung» durchgeführt. So beklagen über 50 Prozent der befragten
Unternehmen einen Fachkräftemangel, vor allem im technischen Bereich. Die Berufsausbildung ist eine gute Möglichkeit für Unternehmen, sich den eigenen technischen Nachwuchs heranzuziehen, allerdings haben über 60 Prozent der befragten Unternehmen Probleme, ihre Lehrstellen zu besetzen.
Die Lehre hat ein ImageProblem Um das Image der Berufsausbildung zu verbessern, wünschen sich die Unternehmen mehr Engagement seitens der Politik und der Schulen – in Form von gemeinsamen Kommunikationskampagnen von Bildungseinrichtungen, Unternehmen, Verbänden und Ministerien, der Einführung der Lehre in weitere Wirtschaftszweige, einer Erhöhung der Vorteile für ausbildende Unternehmen, einer größeren Wertschätzung der beruflichen Bildung bei der Orientierung der Schüler, eine Verbesserung von Karrierechancen sowie eine bessere Vernetzung von Schulen und Unternehmen.
Berufsbildungstag seit 2014 Die Deutsch-Französische Industrie- und Handelskammer organisiert den DeutschFranzösischen Berufsbildungstag seit 2014, um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu stärken und das Image der Berufsausbildung zu verbessern. Sie engagiert sich selbst mit mehreren Programmen in diesem Bereich.
Deutsch-französische OnlinePlattform «Ecoles-Entreprises» Mit der deutsch-französischen Online-Plattform «Ecoles-Entreprises» werden Kooperationen zwischen Schulen und Unternehmen angeregt, um die berufliche Orientierung von Schülern zu beeinflussen und die Veränderung traditioneller Berufe darzustellen. Die Plattform enthält Praktikumsangebote und Informationen für Lehrer und Eltern zu Karrieremöglichkeiten auf dem deutsch-französischen Markt. www.ee-francoallemand.com Weiterhin realisiert die AHK Frankreich Mobilitätsprogramme für Lehrlinge aus Deutschland und Frankreich, die einige Wochen im Nachbarland an Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen und so interkulturelle Kompetenzen erwerben können. Zudem unterhält sie eine Plattform mit Jobanzeigen und Informationen zum deutsch-französischen Stellenmarkt. www.francoallemand.com JANUAR / FEBRUAR 2020
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SPORT
© ACM, Jean-Marc Follete
Rolex Monte-Carlo Masters
rAN AN dIe tIckets!
E-Rallye Monte-Carlo
sAp lAbs frANce Auf dem pOdIum ie Entscheidung fiel am legendären Col de Turini, und am Ende war es eine Angelegenheit von Sekunden: Der für die SAP Labs France gestartete Frédéric Ozon gewann mit seiner Frau als Co-Pilotin die vierte E-Rallye Monte-Carlo. Die Elektro-Version der berühmten großen Schwester führt über dieselben Strecken wie das Original zu Anfang des Jahres. Frédéric Ozon und seine Frau Marjorie Glatigny-Ozon (Foto) sind seit rund zehn Jahren in ihrer Freizeit im Rallye-Sport aktiv. Ozon, der hauptberuflich bei der SAP-Niederlassung in Sophia-Antipolis arbeitet, ist nebenbei Präsident des Automobilclubs Nizza. Dass er heute mit einem Tesla Model S 75D bei Rallyes an den Start geht, verdankt er seinem Arbeitgeber. Die SAP Labs France setzen auf E-Mobilität: Wer sich für einen Firmenwagen entscheidet, muss ein Elektro-Modell wählen. Platz zwei hatten sich bei ihrer Ankunft in Monaco die favorisierten Artur Prusak und Thierry Benchetrit vor Frédéric Mlynarczyck und Christophe Marques (beide Teams im DS 3 Crossback E-Tense) gesichert. Seit 1995 bereits veranstaltet der monegassische Automobilclub, der nicht nur Rallyes, sondern auch das Formel-1-Rennen im Mai organisiert, Rallyes für Elektro-Fahrzeuge. Der Name der Wettfahrten wurde seither mehrfach geändert und die Rallye 2016 schließlich in «E-Rallye Monte-Carlo» umgetauft. An den Start gehen dürfen ausschließlich reine Elektro- oder wasserstoffbetriebene Fahrzeuge. Ziel der E-Rallye ist es, die Leistungsfähigkeit von Autos mit alternativen Antriebstechniken zu demonstrieren.
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Pisten-News
termINe Im scHNee 10./11. Januar Isola 2000 Trophée Andros Traditionelles Autorennen auf Eis mit Profi-Rennfahrern
18./19. Januar Isola 2000 XSpeed Wer ist der Schnellste? Für alle Skifahrer offener Wettbewerb
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er Termin fürs kommende Tennis-Masters in Monaco steht schon lange fest – vor kurzem hat auch der Ticket-Vorverkauf begonnen. Wer zwischen dem 11. und 19. April dabei sein will, wenn die weltbesten Tennisspieler bei einem der spektakulärsten Turniere um den Titel kämpfen, sollte nicht zögern. Eintrittskarten gibt’s ab 22 Euro. Das Rolex Monte-Carlo Masters auf dem berühmten roten Sand des Monte-Carlo Country Clubs eröffnet alljährlich die hochkarätige ATP-Masters1000-Serie in Europa. Am Start in Monaco sind die weltbesten Herren, darunter – wenn er fit ist – Rekord-Gewinner Rafael Nadal. Neben dem Formel-1-Rennen im Mai zählt das Tennisturnier zu den wichtigsten Sport-Ereignissen des Jahres an der Côte d’Azur. Vergangenen April stoppte der Italiener Fabio Fognini die mehr als zehnjährige Siegesserie des Spaniers Nadal mit seinem Final-Triumph über den Serben Dusan Lajovic. Turnierdirektor Zeljko Franulovic erinnerte bei einer Pressekonferenz in Mailand daran, dass sich die neue Generation der Herren bei der jüngsten
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Tour de France
dreI etAppeN Ab NIzzA ie Tour de France 2020 wird eine NizzaAusgabe! Gleich drei Tage verbringen die Radrennfahrer in der Côte d’AzurMetropole und deren traumhaften Hinterland. Nizza ist erstmals seit 1981 und zum zweiten Mal überhaupt der Auftaktort des weltberühmten Rennens. Am 27. Juni startet die 107. Ausgabe der Tour de France mit einer 156-Kilometer-Etappe, die von der Place Masséna in drei Schleifen ohne allzu
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18. – 24. Januar Auron «Les Chefs au Sommet» Unter der Schirmherrschaft der Chefköchin des Negresco, Virginie Basselot, laden einige der besten Köche der Region zum 9. GourmetFestivalnach Auron. Günstig und gut essen ist angesagt!
22./23. februar Isola 2000 Extreme Carving Erste französische Limbo-Challenge für Skifahrer 13. – 15. märz Isola 2000 Championnats de France de Ski FSGT 10. – 13. april Auron «Festival du BienEtre en montagne»
Der letztjährige sieger fabio fognini © Realis
Ausgabe des Turniers eindrucksvoll bewiesen habe. «Ich denke da vor allem an den Kanadier Felix Augier-Aliassime, erst 18 Jahre alt, den Griechen Stefanos Tsitsipas und den russischen Halbfinalisten Daniil Medvedev, der den Weltranglistenersten Novak Djokovic geschlagen hat.» Die 114. Ausgabe des Traditions-Turniers also verspricht eine spannende zu werden: Können die etablierten Spieler sich noch einmal gegen die Newcomer durchsetzen? www.rolexmontecarlomasters.mc
viele Steigungen ins moyen pays führt und auf der Promenade des Anglais endet. Tags drauf (gleicher Start- und Zielort) geht es so richtig hoch in die Berge mit anspruchsvollen Anstiegen (zweimal über 1500 Meter), diesmal in 187 Kilometern – über den Colmiane-Pass, den Col de Turini und den Col d’Èze. Und am dritten Tag schließlich fällt der Startschuss im Stadion Allianz Riviera: Etappe drei führt die Sportler von dort am 29. Juni über 198 Kilometer nach Sisteron (Departement Alpes-deHaute-Provence). Nizza bereitet sich auf ein mehrtägiges Volksfest vor und auf mediale Aufmerksamkeit vom Feinsten: Um die 2500 Fernsehkanäle werden vor Ort sein, zwölf Millionen Zuschauer an den Fernsehgeräten, sechs Millionen Menschen in den sozialen Netzwerken.
Neue Trainingsplätze
spOrtlIcHes mONAcO Im Fürstentum sind kurz vor Weihnachten drei zeitgemäße neue Open-Air-Sportstätten eingeweiht worden. Ein Trainingsplatz MonaMove und der Parkour-Platz befinden sich auf dem neuen Kai am Haupthafen (Esplanade Stefano Casiraghi) und sind gratis zu
nutzen, ebenso wie das zweite MonaMove auf dem Kai in Fontvieille. Wer bei MonaMove trainiert, kann seine Einheiten mit der gleichnamigen App aufzeichnen und sein Training auf die eigenen Ziele zuschneiden. Der Parkour-Bereich ist ein moderner Spielplatz für Kinder, Jugendliche und Junggebliebene, auf dem sie Sprünge, Klettereien und akrobatische Einlage vollführen können.
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Wer ist Klassenbester? Vermessungsregeln im Segelyachtsport Text & Foto von gerharD stanDop Teil 2: Verrechnungsregeln Teil 1 im letzten Heft (Nr. 315 – Seite 63) befasste sich mit den Einheits- und Konstruktionsklassen im Yachtbau. Kommen bei einer Regatta keine ausreichend große Gruppen der einzelnen Klassen zusammen, wollen Boote unterschiedlicher Art und unterschiedlichen Alters aber gegeneinander segeln, werden zum Ausgleich bauartbedingter Zeitdifferenzen die sogenannten «Ausgleichsklassen» angewendet. Aus der gesegelten Zeit und einem Handicap-Faktor («Rating»), der für jedes Boot speziell mithilfe einer Ausgleichsformel festgelegt ist, werden die berechnete Zeit und damit die Platzierung ermittelt. So können Alters- und Konstruktionsunterschiede – so gut es geht – kompensiert und eine einigermaßen gerechte Rangliste ermittelt werden. Die alles umfassende und rundum gerechte Ausgleichsformel wurde bislang noch nicht gefunden. Dennoch gibt es Ausgleichsklassen, die sich bewährt haben, zum Beispiel: orc (Offshore Racing Congress): Vermessungsformel und umfangreiches Tabellenwerk vor allem für den Hochseebereich und moderne Yachten, sehr komplexe Ermittlung des Geschwindigkeitspotentials einer Yacht, aufwändige Vermessung. Regel beliebt in Deutschland und Nordeuropa (außer Dänemark). irc (International Rating Certificate): Sehr beliebte Regel für Kieljachten aller Größe und jeden Alters, vornehmlich im englischsprachigen Raum, in Dänemark und im Mittelmeer bei Offshore-Regatten mit moderneren Yachten. Es wird überlegt, IRC auch auf alte Yachten auszudehnen, indem man einige Regelungen hinzufügt. Yardstick: Im Wesentlichen für Jollen und kleinere Kieljachten im Bereich der Einheitsklassen entwickelt, Anwendung vor allem im deutschsprachigen Raum. Daneben gibt es einige Ausgleichsklassen speziell für klassische Segelboote. Die Formeln müssen den sehr unterschiedlichen Bootstypen, -größen und Baujahren Rechnung tragen, und eine aufwändige und teure Vermessung soll möglichst vermieden werden. Einige europäische Ausgleichsklassen für die klassische Regattaszene sind: cim (Comité International de la Méditerranée): Seit über 20 Jahren vor allem für die klassischen Yachten im Mittelmeer (und darüber hinaus) in Anwendung. Die subjektive Einschätzung der Originalität des Bootes geht in die Berechnung ein; beispielsweise erhalten moderne Winschen gegenüber der Verwendung historischer Taljen (Flaschenzüge) Abzüge. Demgegenüber werden zum Beispiel die
Länge des Vorsegels oder die Verdrängung, beides für die Ermittlung des Geschwindigkeitspotentials von Bedeutung, gar nicht berücksichtigt. Die CIM ist daher im Augenblick sehr umstritten, nach Einschätzung vieler Fachleute gibt es neben dem komplizierten Rechenweg zu viele Willkürlichkeiten, Ungerechtigkeiten und unpräzise Klassifizierungen. In der Tat wird überlegt, zum Beispiel mit dem IRC-Regelwerk zu fusionieren. Klr (Klassiker-Rennwertformel): Die Formel wurde von dem Lübecker Enno Thyen entwickelt und ist im Bereich Ostsee und England verbreitet. Sie gilt gerade für klassische Yachten als sehr benutzerfreundlich, weil alle notwendigen Daten durch den Eigner ermittelt und bereitgestellt werden können. Das macht die KLR erschwinglich und auch bei großen Veranstaltungen schnell anwendbar. Jch (Jauge Classique Handicap): Verbreitet an der Atlantikküste von England, Spanien, Frankreich, Portugal, ebenso am englischen Kanal. Neben den üblichen Maßen werden auch Bootsalter und Art der Konstruktion und des Riggs in die Berechnung einbezogen, und es gibt Abzüge für unangemessene Modernisierungen, wenn sie dem Geist eines klassischen Segelbootes nicht entsprechen. Maße können selbst ermittelt und bereitgestellt werden. fazit: Man ist weiterhin auf der Suche nach der besten Formel. Wünschenswert wäre eine
neue Klasse, in die das Beste aus jeder vorhandenen Klasse einfließt. Eine einheitliche europäische Ausgleichsklasse könnte auch fördern, dass sich Yachten aus dem Mittelmeer, vom Atlantik, aus England, Irland und Schottland oder der Ostsee (und vielleicht auch aus Übersee) gegenseitig zu Regatten besuchen könnten, ohne einen Stapel unterschiedlicher Messbriefe im Gepäck zu haben. Eine deutliche Reduzierung von Aufwand und Kosten wäre ein angenehmer Nebeneffekt. Trotzdem werden bei allen Versuchen zur Ermöglichung fairer Wettfahrten die Unwägbarkeiten verbleiben, die aus der Qualität von Entwurf, Konstruktion und Crew, aus Bootszustand und Ausrüstung – und nicht zuletzt aus Revier- und Wetterverhältnissen erwachsen. Bei aller Ernsthaftigkeit, mit der viele Eigner und Skipper das Regattageschehen betreiben und nicht selten auch sehr viel Geld dafür einsetzen, müsste eigentlich bei sämtlichen Formeln noch ein gewisser SpaßFaktor ergänzt werden.
Weitere Informationen unter www.standop.net/voiles
Foto irc-Yachten vor dem start
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Cannes
Heimat der Segler einer der ältesten Segelclubs Frankreichs feiert dieses Jahr einen runden Geburtstag: vor genau 160 Jahren, im Januar 1860, wurde die erste Société des Régates de Cannes gegründet, vorläuferin des heutigen Yacht Club de Cannes. Von aila stöcKmann
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er Yacht-Club ganz am Ende der Promenade, an der Pointe Croisette, blickt nicht nur auf eine lange, illustre Geschichte zurück. Heute, da überwiegend ganz gemeines Volk Europas Hochadel in der Mitgliederliste ersetzt hat, punktet der Verein vor allem mit seiner Top-Lage und hervorragender Nachwuchsarbeit. Die Boote des Clubs und der Mitglieder finden im geschützten kleinen Hafen Platz, die großen Buchten rechts und links des Clubs bieten ganzjährig optimale Segelkonditionen zwischen Festland und Lérins-Inseln, und ein eigenes Restaurant (im Sommer mit Panorama-Dachterrasse ) ergänzt das Angebot. Wer zum ersten Mal hier ist, sagt der neue Club-Präsident Jean-Pierre Champion, kann nicht anders: Er wird vom Blick übers Meer bis zum Estérel-Gebirge und im Hinterland auf die schneebedeckten Gipfel der Seealpen überwältigt sein. So ging es dem Nordfranzosen selbst, als er vor vielen Jahren als junger Mann Cannes für sich entdeckte. Jetzt endlich, im Ruhestand, ist er dauerhaft hierhergezogen. Mit Champion habe frischer Wind den leicht angestaubten Verein ereilt, sagt einer der drei Festangestellten, Yehan Lérin, Segellehrer, Fotograf und Pressewart in Personalunion. Auch wenn alle Voraussetzungen geradezu ideal erscheinen, könnten es gerne ein paar Mitglieder mehr sein, und vor allem das Clubleben an sich solle reger werden.
regelmäßig richtet der Yacht club de cannes große internationale regatten aus © Yehan Lérin
Im Cercle Nautique traf sich die Haute Volée Vor 160 Jahren sah das durchaus anders aus. Ein paar Segel-Verrückte um den Pariser Léopold Bucquet und den berühmten englischen Wahl-Cannois Lord Brougham (an den ein riesiges Kreuz auf seinem Grab auf dem Friedhof Le Grand Jas in der Stadt erinnert – siehe RZAusgabe 315) gründeten die schon damals ausgesprochen internationale Société des Régates de Cannes, aus der und deren Nachfolgern der heutige Club hervorgegangen ist. Drei Jahre später wurde ein eigenes prächtiges Club-Gebäude erbaut, der Cercle Nautique – mitten an der Croisette. Jahrelang traf sich dort fortan Europas Hochadel zu pompösen Galas. Das zwischen den Weltkriegen heruntergekommene Haus mit großem Anlegesteg direkt gegenüber wurde 1946 abgerissen. An seiner Stelle entstand dort das erste Palais des Festivals, das später zum Hotel Noga Hilton und Palais Stéphanie, mittlerweile JW Marriott, wurde. Seit 1859 hat die Stadt regelmäßig internationale Regatten erlebt. Schon immer war es der europäische Adel, der sich die großen, beeindruckenden Boote hielt. Gekrönte Häupter aus so gut wie allen Ländern des Kontinents kamen nach Cannes, um sich bei Rennen auf
dem Meer zu messen und auch an Land ihren Spaß zu haben. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs endete die Tradition vorerst.
Régates Royales erstmals 1929 In den Goldenen Zwanzigern, als die Grauen des Krieges allmählich verblassten und einige Königshäuser überdauert hatten, wurden die Regatten wieder aufgenommen. 1929 wurden zu Ehren des dänischen Königs Christian X. die ersten «Régates Royales» ausgetragen. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ging die Tra-
fast wie fliegen: segeln im foil-Boot © Yehan Lérin
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segellehrer und pressewart Yehan lérin (l.) und der neue club-präsident Jean-pierre champion © AS
historischen Clubs in Cannes hat er sich viel vorgenommen. So hat er bereits neues Material für die Mitglieder angeschafft wie Standup-Paddle-Boards und zwei Foil-Boote, die quasi übers Meer fliegen. Auch dem Umweltschutz will er mehr Bedeutung beimessen, beispielsweise durch den Einsatz von Bojen bei Regatten, die elektronisch und per GPS ihre Position halten, ohne im Boden verankert werden zu müssen und dort die Flora zu zerstören.
Es ist nie zu spät fürs Segeln dition vorerst zu Ende, ehe sie 40 Jahre später, 1979, wieder aufgenommen wurde. Noch heute erlebt man wieder jeden September eine Woche lang die berühmte Regatta, bei der Jahr für Jahr im Alten Hafen der Stadt und vor der Küste von Cannes an die hundert riesige klassische Holzboote für staunende Blicke der bis zu 50 000 Zaungäste sorgen. Neben den Königs-Regatten richtet der heutige Yacht Club de Cannes drei, vier große Regatten pro Jahr mit internationaler Beteiligung aus.
Und übrigens, das gibt er uns noch mit auf den Weg: Auch ältere Semester können problemlos jederzeit das Segeln erlernen!
Termine 31.1. - 2.2. Drachen: Coupe de l’amitié 17. - 21.2. internationale Finn-Woche in Cannes 5. - 8.3. Cannes Grand Prix (Drachen) Mehr unter www.yachtclubdecannes.org
Mitgliedsbeiträge 420 euro pro Jahr 480 euro als Paar 130 euro für Kinder und Jugendliche (Segelschule für Jugendliche: 235 euro pro Jahr)
Die régates royales im september in cannes: fast 100 riesige klassische holzboote liegen im altstadthafen © D.R.
Internationale Mitglieder Überhaupt hat der Traditionsclub die internationale Ausrichtung beibehalten. Viele Deutsche, Engländer, Nordeuropäer ganz allgemein seien unter den knapp 500 Mitgliedern, so Vereins-Präsident Jean-Pierre Champion. Regelmäßig gebe es stages franco-allemands mit dem Deutsch-Französischen Jugendwerk, ebenso wie ganze Segelkurse auf Englisch angeboten würden. Der Nordfranzose Champion, langjähriger ehemaliger Präsident des nationalen französischen Seglerverbands FFV, hebt noch eine Besonderheit für Segler im Mittelmeer hervor: das warme Wasser, das selbst im Winter nie unter zwölf Grad sinke. Für die Zukunft des JANUAR / FEBRUAR 2020
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GOLF
Golfplatz-Check: GOLF COUNTRy CLUB CANNES-MOUGINS
© Olivier Villaeys
Gute Abschläge gefragt
UNSER GOLFKOLUMNIST RAIMUND THEOBALD
Jahrgang 1956, seit 1992 leidenschaftlicher Golfer, Frankreichliebhaber in jeglicher Form: Menschen, essen, Wein, Kultur, Provence, Côte d’azur.
ein Tag auf einem der schönsten Golfplätze der region ist nicht nur was fürs auge, sondern verlangt dem Spieler auch technisch einiges ab.
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ereits 1923 wurde der Golfclub Cannes-Mougins gegründet und vier Jahre später dank der Großzügigkeit einiger Mitglieder wie etwa Prinz Pierre von Monaco, Aga Khan sowie Baron Edouard de Rothschild unter dem Namen «Golf & Country Club Cannes-Mougins» eröffnet. Das Clubhaus, das früher eine Ölmühle war, stammt aus dem 17. Jahrhundert. Trotz seiner Lage inmitten von bewohntem Gebiet am Rande des Technologieparks Sophia-Antipolis und an einer stark befahrenen Straße unweit von Mougins und Cannes ist der Platz mit seiner großartigen Vegetation wunderschön. Die Bahnen schlängeln sich durch das naturbelassene Tal des Flüsschens La Bouillide, vorbei an riesigen Kiefern und Korkeichen. 1976 verkauften die damaligen Eigentümer den Club samt Château de la Bouillide an eine Betreibergesellschaft, die sich dazu entschloss, den Platz für die kommende Golfer-Generation zu modernisieren. Es ist schön zu sehen, wie die Golfplatzarchitekten Peter Allis und Dave Thomas mit sehr viel Gefühl einen herrlichen Platz schufen, der auch nach noch
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so vielen Runden nicht langweilig wird. An diesem sonnigen Oktobertag ist der Platz in einem perfekten Zustand. Die Fairways, die Grüns – alles macht hier Laune auf eine Golfrunde. Dank der flächendeckenden Bewässerung gibt es auch nach der heißen Jahreszeit sehr wenig kahle Stellen. Vor einigen Jahrzehnten sah das ganz anders aus: Damals wurden einige Golfplätze an der Côte d’Azur während des Sommers geschlossen … wegen Wassermangels. Heute unvorstellbar, aber zukünftig nicht unmöglich. Der Platz, wie er sich seit 2015 nach einem «Facelifting» durch Tom Mackenzie zeigt, ist mit seinen 5834 Metern von Gelb eine nicht immer leichte Übung. Das erste Loch, ein 386 Meter langes Par vier: links Aus, rechts Wasser. Dann ein langes Par drei mit einem Zwei-Plateau-Grün, das den Einstieg in die Golfrunde nicht gerade leicht macht. Loch Vier und Fünf spielen sich eher entspannt, und bei gut platzierten Schlägen schreibt man gerne ein gutes Ergebnis auf die Scorekarte, bevor das nächste Par drei keine Fehler verzeiht. Wie anfangs schon
erwähnt, verlaufen viele Bahnen durch ein schmales Tal, dessen Verlauf oftmals Doglegs (abknickende Fairways) zur Folge hat. Das macht das Spiel natürlich hoch interessant, es werden aber gut platzierte Abschläge verlangt, um mit dem zweiten Schlag einigermaßen in Grünnähe zu gelangen. Im letzten Jahrhundert war vom Golfplatz Cannes-Mougins in den Medien viel mehr zu sehen als heutzutage. 1979 fand hier zum ersten Mal ein internationales Event statt, die Cannes-Mougins Open. Dieses Turnier der ersten Liga der europäischen Profigolfer hatte von 1984 bis 1994 einen festen Platz im Turnierkalender der European PGA Tour. Die damaligen Weltklasse-Golfer wie Greg Norman, Colin Montgomery und der legendäre spanische Golfprofi Severiano Ballesteros machten das Turnier zu einem Zuschauermagneten. Wir haben vergangenen Oktober zwar nicht annähernd die Ergebnisse unserer golfenden Vorbilder geschafft, fühlten uns nach dem wunderbaren Golftag bei kleinen Köstlichkeiten auf der Terrasse aber ähnlich privilegiert, wie sie sich einst gefühlt haben müssen.
GOLF COUNTRY CLUB CANNESMOUGINS 1175 avenue du Golf 06250 Mougins Anmeldung: +33 (0)4 93 75 79 13 contact@golfcannesmougins.com www.golfcannesmougins.com
Der Platz 118 Loch – Par 72 Längen von den verschiedenen abschlägen: 6211 m weiß Slope 145 5834 m gelb Slope 140 5371 m blau Slope 139 4972 m rot Slope 134 Drivingrange, Putting- und Chipping-Grüns. Chariot mit und ohne elektroantrieb sowie voiturettes werden vermietet. Clubhaus mit gepflegten sanitären anlagen, restaurant mit schöner Terrasse und ein Proshop. Greenfee für 18 Loch: 135€. Der Platz ist ganzjährig geöffnet.
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zu berichten, die vergiftet im Garten oder im Hof lagen. Was ist denn hier bloß los?! Die Antwort lautet: All diese Hunde und Katzen starben höchstwahrscheinlich nicht, weil ihnen jemand Böses wollte. Bei der überwiegenden Mehrheit ist anzunehmen, dass die Tiere aus Versehen an Rattengift gelangt sind – entweder, weil sie die trügerisch verpackten Köder direkt gefressen haben oder aber indirekt zusammen mit zuvor vergifteten Ratten oder Mäusen.
Wohl sortiert in den Supermärkten
Giftköder
Gefahr für Hund und Katze An der Côte d’Azur scheinen hochgiftige Chemikalien zur Bekämpfung von Ratten, Mäusen und Insekten gang und gäbe. Erschreckend oft verenden dadurch Hausund Wildtiere. Dabei wäre es so einfach: Wo nichts Fressbares zu finden ist, gibt es auch kein Ungeziefer. Von guDrun mangolD
Die regale in gartencentern und selbst supermärkten in südfrankreich sind voll mit giftködern © Gudrun Mangold
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uffallend häufig hört man an der Côte d’Azur Geschichten von plötzlich verstorbenen Haustieren. Schuld daran ist oftmals Gift. Die lokalen Medien berichten regelmäßig, wenn sich Vorkommnisse in einzelnen Stadtteilen häufen, in den sozialen Medien kursierten erst kürzlich erboste Posts über mutmaßlich an Rattengift verendete Hunde in Nizza. Ein Freund der Autorin erzählt, sein noch junger Labrador sei in Le Lavandou (Var) vergiftet worden. Er habe ihn schnell noch zum Tierarzt gebracht, aber man habe ihm nicht mehr helfen können. Sämtliche ihrer Bekannten in Südfrankreich wissen von Hunden oder Katzen
Bei einem ganz normalen Einkauf wird das Problem schnell deutlich. Nicht nur in jedem Bau- und Gartenmarkt, sondern quasi auch in jedem Supermarkt zwischen Menton und Marseille stehen allerlei Gifte gegen Ratten, Mäuse und Insekten wie selbstverständlich in den Verkaufsregalen. Überall wird gleich eine ganze Palette sogenannter Biozide in marktschreierisch bunten Verpackungen angeboten, um unerwünschte Nager und Insekten angeblich schnell und einfach loszuwerden. Sicher – kaum jemand ist bereit, etwa Ratten oder Mäuse in seiner unmittelbaren Umgebung zu tolerieren. Aus der Nähe betrachtet, finden sich darunter zwar durchaus ganz possierliche Exemplare. Aber die graubräunlichen Nagetiere gelten eben als Überträger von Krankheiten. Dies keineswegs zu Unrecht. Zum Beispiel transportieren sie Flöhe, die gelegentlich mit Bakterien oder Viren infiziert sind, die mit Bissen auch an Menschen weitergegeben werden können. Bekanntestes Beispiel ist das Bakterium Yersinis pestis, der Erreger der Pest. Im Mittelalter und weit darüber hinaus grassierten gerade auch hierzulande fürchterliche PestEpidemien, die man als «Schwarzen Tod» bezeichnete. Bis heute erinnert in der Provence die Mur de la Peste daran. Diese Pestmauer wurde 1721 zwischen Monieux und Cabrieres d’Avignon errichtet, um den Norden vor der damals im Süden grassierenden Krankheit zu schützen. Ratten und Mäuse beziehungsweise ihre Parasiten wie Flöhe, Läuse und Zecken können diverse Krankheitserreger auf den Menschen übertragen. Verbreitet sind auch Hanta-Viren, die zu Fieber, Lungenerkrankungen und Nierenversagen führen können. Hanta-Viren werden von befallenen Nagetieren mit ihrem Urin und Kot ausgeschieden. Der Mensch kann sich bereits dadurch anstecken, dass er den Staub von solchen abgetrockneten Exkrementen einatmet.
Ratten suchen die Nähe des Menschen Eigentlich könnten quasi alle Wirbeltiere den Menschen mit Krankheiten anstecken – und übrigens auch umgekehrt! Man spricht dann von Zoonosen. Allerdings scheuen die meisten Wildtiere die Nähe des Menschen doch ganz extrem. Die Nagetiere mit ihren markanten Schwänzen hingegen gelten als Kulturfolger des Menschen. Das hat einen einfachen Grund: Dort, wo der Mensch sich aufhält, gibt es meist auch etwas zu essen. Seien es die Getreidevorräte in den Speichern, seien es die Schätze einer Speisekammer oder eines Vorratskellers oder sei es der Proviant in einem Schiff. Eines der Hauptprobleme heutzutage jedoch ist der Abfall. Was der Mensch an Nahrung wegwirft, ist für Ratte und Maus fast immer ein höchst schmackhafter Leckerbissen. Und da in unserer Gesellschaft tagtäglich Unmengen von Essensresten in den Müll oder ins Abwasser geworfen werden, sind Abstellplätze für Mülltonnen und Abwasserkanalisationen einladende Restaurants für die Nager, die von den Gerüchen angelockt werden. Hier ist der Tisch immer reich gedeckt! Man muss als Maus oder Ratte also nicht erst mühsam Insekten oder Würmern hinterherjagen, um satt zu werden, sondern wie im Märchen vom Schlaraffenland fliegen einem die gebratenen Hähnchenreste samt ganzen Menü-Folgen einfach so ins Maul. Damit die Nagetiere dann überhaupt noch auf ausgelegtes Gift hereinfallen, müssen die Köder exakt wie ihre favorisierte Nahrung schmecken und riechen. Gängig sind «Giftweizen» oder «Köder auf Haferflockenbasis». Diesen Giftprodukten ist gemein, dass sie Chemikalien enthalten, die die Blutgerinnung verhindern, sogenannte Antikoagulantien (siehe dazu auch den folgenden Beitrag «Albtraum aller Tierhalter»). Im Normalfall führt dies heutzutage nicht mehr sofort zum Tod des Nagers. Wäre dies der Fall, so die Erfahrungen in der Vergangenheit, wären seine Artgenossen gewarnt und würden die Köder meiden. Man setzt deshalb absichtlich auf eine verzögerte Wirkung, damit die intelligenten Tiere keinen Zusammenhang mit dem Gift erkennen können. JANUAR / FEBRUAR 2020
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Nur von Fachleuten anzuwenden Die blutgerinnungshemmenden Stoffe in Ratten- oder Mäusegift sind prinzipiell auch für Menschen und andere Tiere lebensgefährlich. Man unterscheidet zwischen zwei Gruppen von Rodentiziden, wie die giftigen Chemikalien in Nager-Ködern genannt werden. Gefährlich sind beide Arten, die eine nur noch mehr als die andere. Die gefährlichere Variante darf in Frankreich, ebenso wie etwa in Deutschland und in der Schweiz, nur noch von entsprechend ausgebildeten Fachleuten angewendet werden. Nur – darauf macht Leonie Weltken vom Deutschen Tierschutzbund aufmerksam: Im Internet sind weiterhin alle Rodentizide zu finden und problemlos von jedermann zu bestellen. Der Tierschutz habe, so Weltken, deshalb insbesondere mit Ebay Kontakt aufgenommen und darauf aufmerksam gemacht. Das Internet-Unternehmen habe mitteilen lassen, man bedauere das zwar, sehe sich aber außerstande, diese Verkäufe zu kontrollieren. Was nützt also ein Anwendungsverbot, wenn der Verkauf nicht DESHALB GIBT ES verhindert wird? Hier klafft einMITTLERWEILE deutig eine Gesetzeslücke. Doch auch die erlaubtermaßen KÖDERBOXEN, DIE NUR FÜR RATTEN ODER MÄUSE von Laien anzuwendenden Gifte sind keineswegs harmlos. Denn ZUGÄNGLICH SEIN egal, ob im Freien oder in GebäuSOLLEN. IN DEN REGALEN den – wer das Gift einfach so ausFRANZÖSISCHER legt, riskiert im schlimmsten Fall möglicherweise, dass neugierige SUPERMÄRKTE FINDEN SICH DIE VERPFLICHTEND Kinder Schaden nehmen. Nachgewiesenermaßen kommt es häufig ZU NUTZENDEN vor, dass sorglos verteilte Köder KÖDERBOXEN NUR GANZ nicht nur von den Zieltieren, sondern auch von Hunden und Katzen VEREINZELT ODER GAR sowie kleinen Vögeln, Igeln, Eulen NICHT. oder Füchsen aufgenommen werden. Zum einen fühlen sich manche der Tiere von den verführerisch riechenden Ködern angezogen, zum anderen können die zuvor vergifteten Nager gefressen werden, sodass das Gift auf diese Weise indirekt zur Vergiftung führt. Deshalb gibt es mittlerweile Köderboxen, die nur für Ratten oder Mäuse zugänglich sein sollen. In den Regalen französischer Supermärkte finden sich die verpflichtend zu nutzenden Köderboxen nur ganz vereinzelt oder gar nicht. Das Problem ist aber noch viel umfassender. Generell, so Christoph Moor vom Schweizer Umweltbundesamt, sollte auch «aus Umweltschutzgründen» der Einsatz von Giften reduziert werden, denn die Gifte gelangten ja leicht auch in Naturräume und ins Wasser. Wo immer möglich, solle man also auf Biozide verzichten, womit auch Chemikalien gegen Ameisen oder Spinnen gemeint sind. Wenn eine Bekämpfung nötig ist und nur wenige Ratten oder Mäuse vorhanden sind, können laut Moor Schlag- oder Lebendfallen anstelle von Giftködern eingesetzt werden.
So wird man Ratten wirklich los Die einzig wirksame Methode, Ratten und Mäuse auf Dauer loszuwerden, darin sind sich alle Experten einig, ist die Beseitigung dessen, was sie so magisch anzieht. Wo immer möglich, sollten Nahrungs- und Tierfuttervorräte mäusesicher verschlossen sein und keine Abfälle herumliegen. Der Deutsche Tierschutzbund lehnt übrigens Vernichtungsaktionen gegen Ratten grundsätzlich ab, «da sie in der Regel keinen dauerhaften Erfolg versprechen. Es ist erwiesen, dass sich die Tiere immer dort aufhalten und vermehren, wo sie einen Lebensraum mit für sie optimalen Bedingungen vorfinden. Tötet man in solch einem Gebiet einen Teil der Tiere, wird entweder der nach wie vor optimale Lebensraum durch Zuwanderung von Tieren aus anderen Gebieten wieder besiedelt, oder die verbliebenen Tiere vermehren sich stärker». Fazit: Wo es blitzsauber ist, wo Nahrungsmittel für Schädlinge unerreichbar und nicht zu riechen sind, wo Zugänge wie Lüftungsschächte fein vergittert sind – kurz, wo Ratten, Mäuse, Ameisen etc. keinerlei Chance haben, auch nur Brosamen abzubekommen, verschwinden sie ganz schnell von selbst. JANUAR / FEBRUAR 2020
Tod durch Vergiftung
Albtraum aller Tierhalter Bei Vergiftungen von Hunden und Katzen denken die meisten Tierbesitzer zuerst an Rattengift. Versehentlich oder gar in böser Absicht. Vor allem bei plötzlichen Todesfällen, aber auch bei unklaren Erkrankungen wird recht schnell diese oder eine andere Vergiftung als mögliche Ursache vermutet. Von Seiten der Besitzer, aber nicht selten auch von den Tierärzten selbst. Was ist dran an dieser Vorstellung? Gastbeitrag von Tierarzt Dr. Kurt fischer
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ei den meisten Rodentiziden (Rattengiften) handelt es sich um Antikoagulantien. Diese Substanzen hemmen die Blutgerinnung. Die Folge sind innere Blutungen und letztendlich Tod durch Verbluten. Das Gift wird in Tabletten, Pellets, Körnern, aber auch in Flüssigkeiten ausgebracht mit dem Ziel, Ratten oder Mäuse zu töten. Oft ist es in auffälligen Farben eingefärbt. Der Geruch und der Geschmack richten sich nach der verwendeten Grundsubstanz. Manchen Giften sind Bitterstoffe beigemengt, um eine Aufnahme durch Katzen und Hunde zu verhindern. Da sie potentiell für alle Säugetiere und auch Vögel tödlich sind, können diese daran ebenfalls sterben. Ein weiteres Risiko ist die indirekte Vergiftung von Tieren, die an Gift verendete Nager fressen. Gefährdet sind vor allem Füchse, Marder, Wiesel, Greifvögel… aber eben auch unsere Hunde und Katzen. Die heute eingesetzten Rodentizide sind in den verwendeten Einzeldosen für Hunde und Katzen zwar weniger toxisch als die früherer Verbindungen. Dafür hält ihre Wirkung im Körper sehr lange an
HILFREICHE LINKS: giftnotruf.charite.de www.giz-nord.de/cms/index.php/toxlinks.html www.tierschutzbund.de/information/hintergrund/hei mtiere/vergiftungen-bei-heimtieren/
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HäUFIGE VERGIFTUNGSqUELLEN Wie erwähnt, denken die meisten Leute bei Vergiftung zuerst an Rattengift. Häufiger sind allerdings andere Vergiftungsquellen. Wichtig sind vor allem: Pflanzenschutzmittel, andere Giftstoffe zur Schädlingsbekämpfung wie etwa Insektizide, Schneckenkorn, Frostschutzmittel und natürlich Giftpflanzen. Auch Haushalts-Chemikalien, Säuren und Laugen. Oft unterschätzt sind Medikamente für Menschen, die bei Tietierarzt Dr. Kurt fischer mit seinen beiden eurasiern Daya und nico © D.R.
ren angewandt werden, oder für Hunde zugelassene, für Katzen allerdings toxische Präparate (u.a. viele Zeckenmittel). Auch
(bis zu vier Wochen). Deshalb ist die Gefahr durch Kumulation (Ansammeln) des Giftes im Körper größer als noch vor Jahren. Das bedeutet, dass das Fressen toter Nager über einen Zeitraum von einigen Wochen hinweg ebenfalls tödlich sein kann. Die Aufnahme einzelner vergifteter Nager reicht meist nicht aus. Die ersten Symptome einer solchen Vergiftung zeigen sich je nach Giftstoff erst nach Stunden oder gar mehreren Tagen.
durch unsachgemäße Anwendung derselben können gefähr-
Vergiftungsanzeichen für Rattengift sind:
Die Symptome einer Vergiftung sind je nach Ur-
Schwäche, Untertemperatur, blasse Schleimhäute, Blutungen aus Mund, Nase, Genitalöffnungen, blutiger Urin oder Blutbeimengungen im Kot. Ebenso Husten und Atemnot durch Blutungen in die Lunge.
sache sehr unterschiedlich:
liche Vergiftungen hervorgerufen werden (Medikamentenüberdosierung, Ablecken von Spot Ons etc.). Und nicht zu vergessen ist die Toxizität beliebter Nahrungsmittel wie Schokolade, Rosinen, Trauben, Macadamianüsse und Zwiebeln. Häufig macht erst die Dosis das Gift!
Erbrechen, Durchfall, Koliken, Schwäche, Atemprobleme, Kreislaufstörungen, Unruhe, Zittern, Krämpfe, Lähmung u.v.m.
Gegenmaßnahmen:
Allerdings treten diese Anzeichen auch bei vielen anderen Er-
Bei Verdacht schnellstmöglich einen Tierarzt aufsuchen. Proben von Erbrochenem oder Kot mitnehmen, wenn vorhanden auch von der verdächtigen Substanz. Wenn dies nicht möglich ist, kann eine Fotoaufnahme helfen. Die oft empfohlene Aktivkohle bindet zwar Giftstoffe. Es sind aber je nach Körpergewicht des Patienten sehr hohe Dosen erforderlich, die von den Tieren gar nicht aufgenommen werden. Außerdem ist sie nur kurz nach der Aufnahme wirksam, also bevor das Gift ins Blut gelangt ist. Die Behandlung erfolgt aufgrund des vermuteten Giftes bzw. der vorhandenen Symptome. Häufig kommt dabei Vitamin K zum Einsatz. Dies wirkt als Antidot bei Antikoagulantien und kann die Blutgerinnung wieder aktivieren.
krankungen auf. Übrigens: 95 Prozent der Haustiere, die wegen eines Vergiftungsverdachts von Pathologen seziert werden, starben an anderen Ursachen! Was sollten Sie bei Verdacht auf Vergiftung tun? Ruhe bewahren und schnellstens einen Tierarzt aufsuchen. Ihren Besuch zuvor ankündigen und die Symptome schildern. Wenn möglich, den Giftstoff oder verdächtige Substanzen, evtl. auch Ausscheidungen, mitbringen oder zumindest fotografieren. Erste-Hilfe-Maßnahmen, wenn nötig: Atemwege freihalten, Kreislauf stützen, beruhigen.
KURT FISCHER Kurt Fischer, prakt. Tierarzt, Jahrgang 1955, führt seit über 30 Jahren eine Kleintierpraxis in Heidelberg. Dabei interessiert er sich insbesondere für die Geriatrie, chronische Krankheiten, die Psyche von Hunden und Katzen und deren auswirkung auf die Gesundheit sowie die verbindung von Schulmedizin und Naturheil-
Nicht (!) zum Erbrechen bringen (Zeitverlust, außerdem oft
verfahren. in den letzten Jahren ist er zunehmend aktiv als Blogger, auf Youtube und als autor, um die essenz seiner 30-jährigen Tätigkeit weiterzugeben. www.tierarztpraxis-fischer.de www.meinhundbleibtgesund.de Facebook: Tierarztpraxis Kurt Fischer
kontraindiziert) und bei Krämpfen nicht in das Maul fassen! Beim Tierarzt erfolgt die Behandlung je nach Gift oder vermuteter Substanz unterschiedlich. Optimal ist ein Antidot, oft ist die Therapie nur symptomatisch möglich. Die Überlebenschancen hängen von dem aufgenommenen Gift, der Dosis, dem Körpergewicht und der Konstitution des Patienten ab.
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BIODYNAMISCHER WEINBAU
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rémy grenet und alexandre cordier sind von der Qualität biodynamischer Weine begeistert © D.R.
Zurück zur natur Biodynamischer Wein, angebaut im Einklang mit der Umwelt Von aila stöcKmann es klingt ein wenig nach esoterik, aber die Qualität der meisten Weine und der Zustand ihrer Böden und Pflanzen gibt biodynamisch arbeitenden Winzern recht.
iodynamischer Wein, noch nie gehört? Ein Tropfen mit diesem Qualitätsmerkmal unterliegt noch strengeren Anbauregeln als ein Bio-Wein. Und Kenner schätzen ihn als Rebsaft, der, maßvoll genossen, keine Kopfschmerzen bereitet. Die biologisch-dynamische Landwirtschaft geht zurück auf Rudolf Steiner, bekannt vor allem durch seine anthroposophische Philosophie und die Waldorfpädagogik. Sie nahm ihren Anfang, als die Landwirtschaft immer industrieller zu werden begann (siehe Kasten rechts). Minimalintervention und die Suche nach einem natürlichen Gleichgewicht stehen im Zentrum der Methode. Pestizide und Kunstdünger sind tabu, Reben und Boden in der Folge höchst vital und die Pflanzen weniger anfällig für Krankheiten. Zudem wird nach den
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Mondphasen gearbeitet – um nicht gegen die Kräfte der Natur zu wirken, sondern mit ihrer Hilfe. Zwei Sommeliers, die in einem der renommiertesten Hotels in Monaco arbeiten, sind überzeugt von biodynamisch angebauten Weinen. Rémy Grenet und Alexandre Cordier haben kürzlich unter dem Namen «Subtil» einen Vertrieb der ihrer Meinung nach besten Tropfen aufgebaut. «Dieser pure Geschmack, diese Finesse – von biodynamischem Wein ist man nie enttäuscht!» sagt Rémy. Den groß gewachsenen blonden Franzosen brachten gesundheitliche Probleme auf die Spur der naturnahen Anbauweise. «Ich aß viel Fleisch und Industrie-Nahrung», so der junge Mann. Bei Recherchen stieß er auf das Prinzip der Biodynamie. Er war von dem respektvollen Ansatz im Umgang mit Natur und Umwelt sofort begeistert – und ebenso von den Produkten, erzählt er. Die Weine seien vom terroir geprägt; in ihnen könne man den Boden, auf dem sie wachsen, förmlich riechen und schmecken. Mit seinem Geschäftspartner Alexandre hat er zahlreiche biodynamisch arbeitende Winzer in ganz Frankreich besucht. In deren Weinfeldern zwitschern Vögel, Pferde ziehen Pflüge, der Wein treibt seine Wurzeln meterweit in die Erde. «Dort lebt der Boden», sagt Rémy. «Bei konventionellem Anbau ist er manchmal toter als Saharasand.» Notgedrungen muss da dann mehr und mehr Chemie rein – die später selbst bei maßvollem Weingenuss für Kopfschmerzen verantwortlich sein kann. Bedenkenlos empfehlen können die beiden
ein zentraler Gedanke rudolf Steiners zur Landwirtschaft, den er bereits vor über 90 Jahren vortrug, ist das ideal des möglichst geschlossenen Kreislaufs. ein landwirtschaftlicher Betrieb wird als Organismus gesehen: Der Mensch, das Tier, die Pflanze, der Boden leben wie ein Organismus im rhythmus der Natur. Die verbindung zwischen den einzelnen Organismen in einem Weingut wird durch die verwendung von biologisch-dynamischen Präparaten forciert und harmonisiert. Diese Präparate sind ausschließlich natürlichen Ursprungs, werden zu ganz bestimmten Zeiten hergestellt und auch zu ganz bestimmten Zeiten in den Weinbergen ausgebracht. Kuhhörnern kommt im biodynamischen Weinbau eine wichtige rolle bei der Herstellung bestimmter Präparate zu. Der Winzer füllt die Hörner beispielsweise mit Kuhmist und vergräbt sie einige Monate im Boden. anschließend werden die Füllungen mit Wasser verrührt und im kommenden Jahr in feinster Dosierung auf den Weinfeldern versprüht. Die im Weinberg ausgebrachten Präparate dienen nicht der Düngung, sondern haben eine ausgleichende, die Pflanze stärkende und den Boden belebende Wirkung. Zusätzlich sorgen möglichst betriebseigener Kompost und Kräuterpräparate aus Schachtelhalm oder Brennnessel für lebendigen Dünger und dienen der Stärkung der Pflanzen, zum Beispiel gegen Pilzinfektionen. Quelle: www.alnatura.de www.deinsommelier.de
Sommeliers nur Weine mit dem Label «demeter» oder dessen französischer Alternative «biodyvin» – nur diese Zertifizierungen würden garantieren, dass auf jegliche Chemie verzichtet wurde. Die bislang überwiegend französischen Weine in ihrem Sortiment (Preise beginnen unter 10 Euro pro Flasche) liefern die zwei Männer von «Subtil» an der Côte d’Azur frei Haus. Sie veranstalten auch Weinproben, auf Wunsch zu Hause bei ihren Kunden. Und die seien immer sehr interessiert: «Wenn’s um die Gesundheit geht, hören die Leute zu!»
SUBTIL vertrieb biodynamischer Weine subtil@subtilwine.com www.subtilwine.com
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Wie der Vater, so der Sohn
Von aila stöcKmann
Foto oben michaël fulci, meister seines fachs © Marc Laurin
Foto rechts Jeder tupfen muss sitzen: chefsache in Biot © D.R.
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des letzten halben Jahrhunderts. In vielen der roten Büchlein ist Les Terraillers ein Absatz gewidmet: Seit 1990 ist das Restaurant kontinuierlich mit einem Stern für seine hervorragende Küche ausgezeichnet. Damals noch unter Michaëls Vater, nachdem die Familie das Haus 1978 gekauft hatte. Nach dem Schulabschluss besuchte der Junior eine Hotellerie-Schule in Nizza, wo ein Lehrer ihm den Tipp gab, sich als Koch-Azubi bei Roger Vergé zu bewerben. Prompt erhielt er den Job in der legendären Moulin de Mougins und lernte, wie ein familiär geführtes Lokal zu laufen hat. Zwei Jahre später zog er weiter, ein noch größerer Name rief: Alain Ducasse. In dessen Restaurants in London, Paris, New York holte er sich den Feinschliff in Sachen «Produkt» – wie wird was gekocht, bearbeitet, kombiniert…? «Die zwei völlig verschiedenen Erfahrungen unter Vergé und Ducasse haben mich zu dem gemacht, der ich heute bin», sagt Michaël Fulci. Sein Job habe viel mit «Feeling» zu tun, als Koch müsse er ein Produkt spüren. Lieblingsgemüse oder bevorzugtes Fleisch habe er nicht, so der junge Zauberer am Herd, Typ sympathischer Brummbär. Ihm geht’s immer um den Gesamteindruck: Das Essen, der Wein, aber auch der Service müssen stimmen. «Menschen, die in einem Sterne-Restaurant essen kommen, erwarten ein Erlebnis auf ganzer Linie», so Michaël Fulci. «An mir liegt es, ihnen eine gute Zeit zu bereiten, ihnen zuzuhören, mein Bestes zu geben. Sie sollen für einen Moment ihre Probleme des Alltags vergessen und auf Wolke sieben schweben.» Zu seinem Selbstverständnis als Gastgeber zählt es auch, seine Gäste gegen Ende eines Abends, «wenn alle Gerichte draußen sind», persönlich zu begrüßen. Dass unter den Leckermäulern, die sich von Fulci verwöhnen lassen, regelmäßig Promis sind, verschweigt der Koch bei unserem Gespräch. Erst der Blick auf die Website offenbart, wer schon in der ehemaligen Töpferei von Biot geschlemmt hat: Robert De Niro, Mick Jagger, Dustin Hoffman … um nur einige zu nennen.
In zweiter Generation: Sterneküche in Biot edes Gericht, das Michaël Fulcis Küche verlässt, ist ein kleines Kunstwerk: Elegant thronen Fisch oder Fleisch auf dem Teller, garniert mit Gemüse und Kräutern; jede Deko aus Sauce, Schaum oder Püree sitzt. Das Auge isst mit, das ist im einzigen Sterne-Restaurant in Biot kein Geheimnis. Seit sechs Jahren ist der heute 39-jährige Hausherr im Les Terraillers sein eigener Chef. Souverän dirigiert er das so charmante wie intime kleine Lokal unterhalb der Altstadt, dem man seine Ursprünge als Töpferei aus dem 16. Jahrhundert in vielen Details noch ansieht. Der ehemalige Lagerraum mit Tonnengewölbe und Kamin ist heute der Hauptspeisesaal, in dem 50 Gäste Platz finden. Im Sommerhalbjahr wird auf der weinberankten, schattigen Terrasse serviert. Das Séparée, in dem Michaël Fulci uns zum Gespräch empfängt, war früher der Brennofen der Töpferei. Heute können hier bis zu zehn Gäste an einem runden Tisch in aller Abgeschiedenheit die Kreationen des Kochs genießen. Der Raum dient tagsüber als Büro; im Regal hinter dem chef steht eine ganze Batterie an Michelin-Führern
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LES TERRAILLERS 11 Chemin Neuf 06410 Biot Tel. +33 (0)4 93 65 01 59 contact@lesterraillers.com www.lesterraillers.fr geöffnet mittags & abends, ruhetag Montag & Dienstag
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Trüffelfeste in Grasse & Le Rouret
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HOCHSAISON! michel santinelli, Jacques chibois, und die Bürgermeister Jérôme viaud (grasse) und gérald lombardo (le rouret), v.l. © AS
lück hatten die Trüffelbauern in der Provence, bei denen ab Mai tüchtige Gewitter niedergingen. Denn wenn Trüffel eines brauchen, um gut zu gedeihen, dann ist es Feuchtigkeit. Michel Santinelli, Chef des regionalen Trüffelverbandes, hat mitgezählt: 14mal habe er seine Trüffeleichen seit vergangenem April bewässert – so häufig wie nie. Wer weder gießen noch Gewitter erleben konnte, werde leer ausgehen in diesem Winter, prognostizierte Santinelli im Herbst. Jetzt, im Januar und Februar, hat Tuber melanosporum Hochsaison: Die Knolle hat ihre optimale Reife und erzielt Preise von bis zu 1000 Euro pro Kilogramm. Überall finden derzeit Trüffelmärkte statt, die wichtigsten in Carpentras und Richerenches (Vaucluse), aber auch im Departement Var (vor allem Aups) und immer mehr in den Alpes-Maritimes. Die Côte d’Azur feiert die kostbare Knolle jeden Januar mit zwei Festwochenenden in Grasse und dem benachbarten Le Rouret. Am Samstag, 4. Januar, lädt Sternekoch Jacques Chibois in seine Bastide Saint-Antoine in die Parfümstadt: Neben Gourmet-Trüffel-Menü (130 Euro pro Person) gibt’s von 9.30 bis 17.30 Uhr einen provenzalischen Markt samt Trüffeln, Vorführungen von Trüffelspürhunden und Trüffelverkostung. Am Sonntag drauf, 12. Januar, lädt Le Rouret von 9 bis 17 Uhr zum Trüffelfest mit ganz ähnlichem Programm. Vormittags kann außerdem das Trüffelversuchsfeld des Ortes besichtigt werden. In Le Rouret findet in diesen Monaten übrigens jeden Freitag ein Trüffelmarkt statt.
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er neue Chefkoch des farbenfroh dekorierten «Park 45» im Grand Hotel in Cannes, Hervé Busson, verrät: Er steht auf Fisch. «Fisch bietet einem viel mehr Möglichkeiten der Zubereitung als Fleisch», sagt der Verfechter einer mediterranen Küche mit lokalen Produkten, möglichst biologisch angebaut. Frisches Carpaccio aus Jacobsmuscheln zählt zu seinen absoluten Favoriten. Je nach Saison bietet er es auch mit Thun- oder anderen Fischsorten an. Das einzige familiengeführte 5-SterneHotel weit und breit hatte zuletzt nicht allzu viel Glück mit seiner Küche. Seit der
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hervé Busson © D.R.
Michelin-Stern vor zwei Jahren mit dem Wechsel des Kochs verloren ging, sucht das hübsch gelegene Restaurant mit Blick auf grasgrünen Rasen, Croisette und Meer ein wenig nach seiner Form. Hervé Busson jedenfalls versteht sein Handwerk und hat mit Laurianne Pons eine junge, talentierte Konditorin an der Seite. Austesten lohnt sich! Das Mittagsmenü kostet unter der Woche 39 Euro, Menü abends ab 65 Euro. Geöffnet täglich mittags und abends.
hervé Busson bringt mit freude fisch auf den tisch © D.R.
Carlton
THEMEN-TAGE ine Scheu vor dem großen Namen! Im Carlton in Cannes, wo man sich bewusst aus dem Rennen um Michelin-Sterne heraushält, freut man sich über Gelegenheitskunden genauso wie über die zahlreichen Stammgäste. Kulinarisch wird immer wieder Neues geboten – an Kreativität mangelt es in dem mythischen Hotel grundsätzlich nicht. Derzeit werden Leckermäulchen mit täglich wechselnden Themen verwöhnt: What’s cooking heißt das Konzept, das – mittags wie abends – mal Sushi, mal Foie gras, mal Meeresfrüchte in den Mittelpunkt stellt. Natürlich gibt es weiterhin die normale Karte mit Klassikern wie Bouillabaisse, Wolfsbarsch-Filet oder Lammbraten. Und zum
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muss man probiert haben: die tarte au citron © AS
Nachtisch geht nichts über die tarte au citron nach Art des Hauses ... Wenn’s denn mal was Besonderes sein darf: Ein Essen im Wintergarten (im Sommer: Terrasse) mit Blick über die Croisette muss man sich gelegentlich gönnen! Die What’s Cooking-Menüs kosten mittags ab 49 Euro, inklusive Dessert und einem Glas Wein, abends unwesentlich mehr, dazu Vorspeise und ein weiteres Glas Wein. Hoch im Kurs stehen auch das Sonntags-Brunch (89 Euro) und die Carlton Tea Time täglich zwischen 15 und 18 Uhr (19 Euro).
Berühmte fassade des carlton in cannes © AS
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Café Chez Adrienne
WOHlfüHlgArANtIe A uf der Suche nach einem neuen Café an der Côte d’Azur? Chez Adrienne ist ein Geheimtipp für alle, die es schick, originell und gemütlich zugleich mögen. Das Café im kleinen Le Rouret östlich von Grasse bietet neben hausgemachten Köstlichkeiten aus Bio-Anbau auch ein tolles Ambiente mit Wohlfühlgarantie. Große Ohrensessel, Holzmobiliar und das gewisse Etwas: Der Wunsch nach einer neuen Herausforderung hat die Geschwister Laura und Olivier Manuello ein kleines Paradies für CaféLiebhaber schaffen lassen. Ob zum Brunch, auf Kaffee und Kuchen oder zu einer der abendlichen (Musik-)Veranstaltungen – Chez Adrienne ist der perfekte Ort, um ein paar gemütliche Stunden in familiärer Atmosphäre zu verbringen. «Wir lieben eine gute Küche, den zwischenmenschlichen Kontakt und Orte, an denen man sich direkt wie zu Hause fühlt. Das Café bringt für uns all das zusammen», sagt Laura. Die Modeein-
laura und olivier manuello haben sich mit ihrem café in le rouret einen traum erfüllt © D.R.
käuferin und der Unternehmer haben ihren alten Job an den Nagel gehängt und den Traum vom eigenen kleinen Café wahr werden lassen. «Was anfänglich nur eine Gelegenheit war, erwies sich als gute Wahl: Wir legen großen Wert auf ökologischen Anbau und verkaufen ausschließlich hausgemachte Produkte aus Bio-Zutaten – das kommt an.»
Die Geschwister sind im Nachbarort der Gemeinde aufgewachsen, ihr Café im Retrostyle ist für sie wie ein zweites Zuhause. Geöffnet haben sie von Mittwoch bis Sonntag jeweils von 12 bis 14 Uhr, freitags und samstags auch von 19 bis 23 Uhr. Ein Besuch in ihrem Café versüßt jeden noch so trüben Wintertag. paula Bachmann
Neu: rOsé-gIN Mit Mirabeau en Provence lebt die britisch-deutsche Familie Cronk den Traum vom eigenen Wein in der Provence. Jetzt hat das Familienunternehmen Zuwachs bekommen: Ein Rosé-Gin ergänzt das Sortiment feinster Tropfen. Gewonnen wird er aus dem alkoholreduzierten Rosé Forever Summer, bleibt aber ein echter Gin auf Wacholderbasis. Seine Besonderheit liegt in der Vielzahl der in Südfrankreich heimischen Pflanzen, die weitere aromatische Schichten und eine raffinierte Komplexität hinzufügen. Erhältlich unter anderem in der Boutique der Cronks im Zentrum von Cotignac im Var.
Gerhard heißt Sie in seiner neuen Weinbar bei selektiven Weinen aus aller Welt herzlich willkommen. Genießen Sie die entspannte Atmosphäre und den Meerblick sowie köstliche Tapas aus unserer internationalen Küche.
GERHARD'S CAVE
Geöffnet täglich von 17 - 01 Uhr - 42, quai Jean Charles Rey 98000 Monaco - 00377/99907191 - gerhard@monaco.mc
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Vorsichtiger optimismus
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bwohl es der Branche schon mal besser ging, zeigten sich die Teilnehmer einer der weltweit wichtigsten Messen für Luxusboote tendenziell optimistisch: Eine beeindruckende Flotte an Superyachten, vor allem aber mehr Aussteller denn je hieß die 29. Ausgabe der Monaco Yacht Show (MYS) Ende September im Fürstentum willkommen. Vielversprechend und umweltbewusster habe sich der Markt gezeigt, so der Tenor im Anschluss an vier intensive Messetage, und auch die gestiegene Zahl an Privatbesuchern wurde wohlwollend zur Kenntnis genommen. Auffällig: Potentielle Käufer sind im Schnitt jünger als bislang und stammen aus einer breiteren Palette an Ländern, vor allem aber aus den USA, Russland, England, China und Indien. Anstelle des Kaufs einer Yacht gewinnt die Charter an Bedeutung. Preise gingen bei den 6. Monaco Yacht Show Superyacht Awards an drei Superyachten – an Attila (64m, Sanlorenzo) für ihr Design und TIS (111-Meter-Yacht der deutschen Werft Lürssen) für die Innenausstattung. Excellence (80m, Abeking & Rasmussen) erhielt gleich zwei Preise: den MYS Exterior Design Award und den wichtigsten Preis der Veranstaltung als MYS Finest New Superyacht. Die 30. Ausgabe der Monaco Yacht Show geht in diesem Herbst vom 23. bis 26. September über die Bühne. www.monacoyachtshow.com
DIE 29. MYS IN ZAHLEN 1125 Superyachten 4 Milliarden euro Gesamtwert (Schätzung) 44 Neuheiten 14 Megayachten mit mehr als 70 Meter Länge 2 Yachten mit mehr als 100 Meter Länge 49,5 Meter Durchschnittslänge 37,8 Millionen euro Durchschnittspreis 600 aussteller
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Aussteller im RZ -Gespräch Overfinch SPIELZEUG FÜR AUTOFANS
Roland GLANZSTÜCk kÜCHE «Die Küche wird Eignern heutzutage immer wichtiger», so Marcel Degner, Sales-Manager des Harpstedter Familienbetriebs Roland. Zum wiederholten Mal war der norddeutsche Hersteller für Großküchen auf Megayachten bei der MYS vertreten. «Bevor wir einen eigenen Stand hatten, war die Monaco Yacht Show für uns nicht dasselbe: Damals trafen wir nicht auf die richtigen Leute. Heute kommen Interessierte von selbst auf uns zu.» Seine Kunden sind in der Regel nicht die Yachtbesitzer selbst, sondern Designer im Auftrag des Eigners oder Werften. Im Portfolio des Herstellers eines eigenen, speziell für Yachten ab 60 Meter designten, frei modulierbaren Küchenmöbelsystems befinden sich neben den Schränken erstmals auch Außenmöbel wie Kühlschränke und Zapfanlagen in meerwasserresistentem Edelstahl für die Bar. Eine komplette Küche schlägt bei Roland mit 300 000 bis 450 000 Euro zu Buche, so Degner. «Die Kunden haben ihre ganz speziellen Vorstellungen – und das darf dann auch was kosten.» ●
Den Preis eines Range oder Land Rovers verzehnfachen: Das ist die Spezialität der britischen Tuning-Firma Overfinch, die gewöhnliche Serienfahrzeuge in LuxusLiebhaber-Objekte verwandelt. Der gesamte Innenraum etwa wird mit Leder verkleidet, die Felgen aufgemotzt, der Lack mattiert – kleine Besonderheiten überziehen das Vehikel vom Kühlergrill bis zum Auspuff. «Wir haben Kunden in aller Welt. Viele von ihnen nutzen einen der Wagen beispielsweise hier in Monaco, den gleichen noch mal in den USA und einen in England», so CEO Kevin Sloane, der sein Glück in diesem Jahr erstmalig auf der MYS suchte. Neben Kunden aus New York, Florida oder Kalifornien arbeite er auch viel mit einer Klientel aus dem Nahen Osten. «Sie alle suchen einen Wagen, der nicht vom Fließband kommt.» ●
Cayago UNTERWASSER-SAUSE Um Spielzeug geht’s auch bei diesem langjährigen MYS-Aussteller und BranchenVorreiter aus Deutschland: Die Cayago AG entwickelt und baut seewassertaugliche LuxusToys – wie diese farbenfrohen Seabobs. Mit den länglichen Elektro-Geräten, die mit ihren Passagieren wahlweise an der Wasseroberfläche entlang oder metertief durchs Wasser pflügen, begeistert das Bielefelder Unternehmen wohl vor allem eine jüngere Kundschaft. «Die Seabobs sind kinderleicht zu bedienen und durch Gewichtsverlagerung zu steuern», erklärte denn auch Mitarbeiter Yannick Tegeler in Monaco. Die Technologie erweise sich dafür als umso komplexer, schließlich müsse der E-Antrieb Salzwasser widerstehen. Kapitäne, Crew-Mitglieder, Händler, seltener auch Endkunden informierten sich am CayagoStand über die kleinen Flitzer, die bis knapp über 20 km/h schnell werden können und, voll aufgeladen, Power für eine Stunde Planscherei mitbringen. Erhältlich ist der Spaß ab rund 8000 Euro. ●
ONLY WATCH TEUERSTE UHR DER WELT Knapp 29 Millionen euro für eine Uhr: Bei der alle zwei Jahre im rahmen der Monaco Yacht Show organisierten Wohltätigkeits-auktion «Only Watch» ist diesmal ein fabelhafter rekord erzielt worden. insgesamt nahm die monegassische vereinigung zur Bekämpfung von Muskeldystrophie (aMM) bei der versteigerung von 50 Uhren-Unikaten namhafter Hersteller mehr als 35 Millionen euro ein, die in die erforschung der DuchenneMuskelschwund-Krankheit fließen werden. Die rekordsumme von 31 Millionen Schweizer Franken brachte eine Uhr aus dem Hause Patek Philippe (Foto). Sie gilt damit offiziell als die teuerste Uhr der Welt. Die grandmaster chime des schweizer luxuslabels patek philippe mit Wechselgehäuse ist die teuerste uhr der Welt © D.R.
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Tr e f f p u n k t R i v i e r a Z e i t Was wäre die Monaco Yacht Show ohne den Stand von RivieraZeit und Riviera Insider!? Zumindest für unsere Abonnenten und Partner ist der Besuch bei uns immer wieder einer der Höhepunkte dieser einzigartigen Messe. Wie sagten unsere langjährigen Leser Adam aus der Schweiz: «Wir wären nicht weggegangen, ohne Sie gefunden zu haben!» Bei perlendem Champagner der Marke Porgeon et Fils in Cormicy und kühlem Rosé des Weinguts Château de l’Aumérade in Pierrefeu-du-Var ließ es sich wunderbar plaudern und interessante Kontakte knüpfen. In die Hand versprochen wurde ein Wiedersehen bei der nächsten Monaco Yacht Show vom 23. bis 26. September. 1
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(1) Honorarkanzlerin Kathrin Weihnacht vom österreichischen Generalkonsulat in Monaco ist begeisterte RZ-Leserin (2) Frédérique Combes (M.), BNP Paribas Immobilier, eingerahmt von RZ-Gründerin Petra Hall, Steven Urquhart, EFG Asset Management, und dessen Frau sowie Dominique Freulon von Riviera Press (v.l.) (3) Die Co-Präsidentin des Deutschen Clubs von Monaco, Beatrix Freifrau von Dellingshausen (r.), mit Petra Hall (4) RZ-Leser Jörg Müller (r.) mit Wohnsitz in Mandelieu kommt regelmäßig zur MYS, diesmal mit seinem Münchner Freund Winfried Dietl (5) Dr. Werner Hütter und seine Frau Waltraud aus Innsbruck (6) Bernd und Irm Hechler aus Théoule-sur-Mer (l.) besuchen unseren Stand schon seit vielen Jahren. Familie Adam (r.) aus Zuchwil ist seit zehn Jahren RZ-Abonnent: «Wenn die RivieraZeit kommt, vergisst man den Alltag.» (7) Unsere Partner Sven Schulten und Frau sorgen mit ihrem Matratzenreinigungssystem für erholsamen Schlafkomfort (8) Christophe Lagier (l.) von unserem Weinsponsor Domaine & Château Fabre (Château de l’Aumérade), mit einem Freund (9) Rechtsanwalt Henning Schwarzkopf kam auf ein Gläschen Champagner vorbei (10) Sabine Holz-Strautmann, Vizepräsidentin des Deutschen Clubs von Monaco (r.), mit Freundin (11) Valentina Botta, Kommunikationsdirektion des Flughafens von Albenga, und Petra Hall (12) Magali Jacquet-Lagreze, CFM Indosuez Wealth, und Petra Hall (13) Rémy Grenet und Alexandre Cordier, Sommeliers in Monaco, vertreiben mit ihrer Firma Subtil Weine aus biodynamischem Anbau (14) Charles Barber in Zunftkleidung fällt immer wieder auf bei der MYS – auch am Stand der RZ! JANUAR / FEBRUAR 2020
Mimosen-Feste
NIZZA 15. – 29. februar Das diesjährige Thema des berühmten Karnevals von Nizza lautet «Der König der Mode». Place Masséna. nicecarnaval.com MOUANS-SARTOUX 1. märz Umzug und Kirmes im Stadtzentrum. mouans-sartoux.com
SAINTE-MAXIME 1. + 2. februar Große Parade mit 12 Wagen, Musikgruppen, kostümierten Figuren und Wandershows. Jeweils ab 14.30 Uhr, Festplatz Jean Mermoz. sainte-maxime.com CAVALAIRE-SUR-MER 8. + 9. februar Beginn mit einer Parade am Samstagabend um 18.30 Uhr durch die Straßen der Innenstadt. Tanz- und Musikshow im Festsaal. Großes Finale: Blumenkorso am Sonntag von 14.30 Uhr bis 16.30 Uhr mit zehn Wagen, zahlreichen Straßentruppen und anschließender traditioneller Blumenschlacht. cavalairesurmer.fr LE LAVANDOU 8. märz Karneval mit Blumenkorso zum Thema «Eldorado». Mehr als 20 Wagen, Musiker, Blaskapellen und Tänzer. ot-lelavandou.fr LA LONDE-LES-MAURES 7. märz Umzug ab 16 Uhr im Zentrum.
Zitronen-Fest
VALLAURIS-GOLFE-JUAN ende februar Karnevalsumzüge unter dem Motto «Darnéga revisite l'histoire de France». vallaurisgolfejuan-tourisme.fr
MENTON
15. februar – 3. märz Mentons weltbekannte «Fête du Citron» findet wieder an der Promenade du Soleil und in den Gärten Jardins Biovès statt. «Les fêtes du monde» ist das Motto in diesem Jahr. fete-du-citron.com
MANDELIEU-LA NAPOULE 19. – 26. februar Das Mimosen-Fest mit seinen strahlendgelben Blüten läutet den Frühling ein. Mit Paraden bei Tag und bei Nacht, Wahl der Mimosen-Königin im Kongresszentrum, geführten Wanderungen durch das Tanneron-Massiv. Tickets für die Umzüge erhältlich online oder im Office de Tourisme. ot-mandelieu.fr TANNERON 2. februar Wie immer am ersten Sonntag im Februar, von 9 bis 17 Uhr auf dem Rathausplatz – mit provenzalischer Messe, Prozession, Tanz, Markt und Blumenkorso. BORMES-LES-MIMOSAS
23. februar 100 Jahre Mimosenfest: Bei dem großen «Corso Fleuri» werden zahlreiche Wagen mit etwa 80 000 Blumen geschmückt. Die Parade zieht durch die Straßen des Ortes. www.corso-fleuri-bormes.com
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Mit den traditionellen Karnevals-Umzügen, Blumenschlachten und dem weltbekannten Zitronen-Fest in Menton hält der Frühling einzug an der Côte d’azur.
Veilchen-Fest
Karneval
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TOURRETTES-SUR-LOUP 29. februar – 1. märz Bereits seit 1952 feiert Tourrettes-sur-Loup seine Symbolblume, das Veilchen, in der Altstadt. Auf dem Programm: Stände mit lokalen Spezialitäten, Kunsthandwerk, Musik und vieles mehr. www.tourrettessurloup.com JANUAR / FEBRUAR 2020
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VERANSTALTUNGEN
Frankreich Veranstaltungen 6. JANUAR NIZZA klassik-konzert Das Philharmonie-Orchester Nizza spielt Robert Schumann & Franz Schubert. 20 Uhr, Nationalmuseum Marc Chagall. opera-nice.org 11. JANUAR + 8. FEBRUAR + 7. MÄRZ CAP FERRAT «Soirées Musicales» In der Villa Ephrussi de Rothschild wird zu Musik-Abenden in intimem Rahmen geladen, jeweils mit Dinner zu Kerzenschein und Rundgang durch den beleuchteten Garten – wie einst zu Zeiten der Wintergäste der Baronin Rothschild. Januar: «Orpheus I am», Februar: «Aux rythmes de l’Amérique Latine», März: «Les fleurs de Carmen». Konzert + Champagner: 60 Euro. Plus Dinner: 120 Euro. Beginn 18.30 Uhr. Reservierung: +33 (0)4 93 76 44 08 villa-ephrussi.com 18. JANUAR CANNES-LA BOCCA klassik für kinder Die Rolle des Dirigenten anschaulich erklärt für Groß & Klein durch das Regionalorchester Cannes: Beethovens Sinfonie N°4. 20 Uhr, Theater La Licorne. orchestre-cannes.com 19. + 20. JANUAR, 2. + 9. + 10. FEBRUAR, 14. + 29. + 30. MÄRZ ANTIBES-JUAN-LES-PINS «Lundis du Conservatoire» Die Professoren des Konservato-
KARNEVAL, ZITRONEN-FESTIVAL & BLUMENFESTE AUF SEITE 73!
riums für Musik und Kunst geben Einblicke in ihr musikalisches Können. Details: antibes-juanlespins.com/agendades-manifestations 26. JANUAR CANNES «Break the Floor International» 14. Hip-Hop-Talentwettbewerb. Spektakuläre Choreografie, Shows voller positiver Energie. Für die ganze Familie. 16 Uhr, Palais des Festivals et des Congrès. cannes-destination.fr CANNES «Cannes Urban Trail» Volkslauf durch Cannes – 1 Kilometer («Kids Urban Trail») für Kinder von 7 bis 11 Jahren, 9 Kilometer («Cannes Découverte Run») für jedermann, 15 Kilometer («Le petit Cannois») für gut Trainierte und 25 Kilometer («Le grand Cannois») für die Profis. cannesurbantrail.com 28. + 29. JANUAR NIZZA Eisshow für kinder «Disney on Ice – die ewige Magie». Dienstag 20 Uhr, Mittwoch 14 und 17.30 Uhr, Palais Nikaïa. nikaia.fr 6. FEBRUAR NIZZA Ballet «Pas de deux & Co.», aufgeführt vom Ballettensemble Nizza Méditerranée. 20 Uhr, Conservatoire à Rayonnement Régional. opera-nice.org 6. + 8. FEBRUAR ANTIBES «Cosi Fan Tutte» Das Philharmonieorchester Nizza spielt die Oper von Wolfgang Amadeus Mozart unter der Leitung von Roland Boer. 20 Uhr, Anthéa Antipolis Théâtre. anthea-antibes.fr 15. + 16. FEBRUAR CANNES Zirkus Das berühmte Ensemble «Les 7 doigts de la main» aus Quebec lädt zu einer spektakulären Tanzshow ein. 20.30 Uhr, Theater Debussy. palaisdesfestivals.com 16. FEBRUAR CANNES klassik meets Jazz Das Philharmonie-Orchester Cannes spielt Musik von Wolfgang Amadeus Mozart, Johann
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Nepomuk Hummel & Baptiste Trotignon. 16.30 Uhr, Theater Debussy. orchestre-cannes.com 21. – 23. FEBRUAR CANNES «Festival des Jeux» An der Croisette steht an zwei Tagen das Spiel in all’ seinen Varianten im Mittelpunkt. 10 - 19 Uhr, Palais des Festivals. festivaldesjeux-cannes.com 1. MÄRZ GOLFE-JUAN Landung Napoleons Jedes Jahr wird die Landung Napoleons am Strand von GolfeJuan aufwändig nachgespielt. Vorträge, Ausstellungen und andere Events zum Thema im ganzen Ort. vallauris-golfe-juan.fr
Ausstellungen BIS 3. FEBRUAR NIZZA «Le Cercle Enchanté» Die Werke aus der Privatsammlung Doktor Alain Frère veranschaulichen die fabelhafte Geschichte des Zirkus von seiner Entstehung im 18. Jahrhundert bis heute. Musée Masséna. Geöffnet täglich außer dienstags von 11 bis 18 Uhr. nice.fr BIS 16. FEBRUAR MARSEILLE «Lucien Jaques, le sourcier de Giono» Kupferstecher, Dichter, Maler und Verleger: Ausstellung von Werken des Multi-Talents Lucien Jaques, der als Entdecker von Jean Giono Bekanntheit erlangte. Musée Regards de Provence, Allée Regards de Provence. Geöffnet täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr. museeregardsdeprovence.com BIS 23. FEBRUAR TOULON «Picasso et le paysage méditerranéen» Landschaftsbilder Pablo Picassos, Leihwerke aus bedeutenden öffentlichen und privaten Sammlungen. Musée d’Art de Toulon. Dienstag bis Sonntag von 12 bis 18 Uhr. Siehe Seite 32. toulon.fr BIS 23. FEBRUAR MARSEILLE «Par Hasard» Ausstellung in 2 Teilen: im Zen-
trum der alten Charité (Vol.1) und in der Friche (Vol.2). Vereint die Werke von 120 Künstlern. La Friche la Belle de Mai. Mittwoch bis Freitag 14 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag 13 bis 19 Uhr. lafriche.org BIS 1. MÄRZ MARSEILLE «kharmohra – L’Aghanistan au risque de l’art» Das künstlerische Schaffen in Afghanistan, einem verwundeten Land, in dem alle kulturellen Praktiken beinahe zum Schweigen gebracht wurden. MuCEM, Fort Saint-Jean, Bâtiment Georges Henri Rivière. Täglich 11 bis 18 Uhr. mucem.org BIS 2. MÄRZ BIOT «Fernand Léger & das Portrait» Vielfältige Zeichenpraxis des Künstlers. Musée national Fernand Léger, 255 Chemin du Val de Pôme. Geöffnet täglich außer dienstags von 10 bis 17 Uhr. musees-nationaux-alpesmaritimes.fr BIS 8. MÄRZ SAINT-PAUL-DE-VENCE «Ra’anan Levy – L’épreuve du miroir» Werke des französisch-israelischen Künstlers, der die Flucht aus der Zeit zu seinen Lieblingsthemen zählt. Fondation Maeght. Täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr. fondation-maeght.com BIS 22. MÄRZ NIZZA «Lars Fredrikson» Das MAMAC gestaltet in Zusammenarbeit mit dem Nouveau Musée National de Monaco die erste große Retrospektive von Lars Fredrikson. Das Werk des 1997 fast anonym verstorbenen Pioniers wurde in den letzten Jahren wiederentdeckt und neu gelesen. Musée d’Art Moderne et Contemporain. Geöffnet täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr. mamac-nice.org BIS 27. APRIL NIZZA «Sur la terre des dieux. Marc Chagall et le monde grec» Fasziniert von den griechischen Mythen und Texten, stellte Marc Chagall Bildbände, Gemälde, Keramiken und monumentale Mosaikarbeiten her. Musée national Marc Chagall. Geöffnet täglich außer dienstags von 10 bis 17 Uhr. musee-chagall.fr
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Monaco Veranstaltungen BIS 1. MÄRZ Eislaufen Eisfläche unter freiem Himmel am Hafen (Port Hercule). 7. JANUAR konzert Das Philharmonieorchester Monte-Carlo spielt für Musicalfans: Das Goldberg-Trio mit Violine, Bratsche und Violoncello. 18.30 Uhr, Auditorium Rainier III. opmc.mc 8. – 12. JANUAR Segelregatta Monaco Optimist Team Race, organisiert vom Yacht Club de Monaco. Bucht von Monaco. yacht-club-monaco.mc 16. – 26. JANUAR 44. Internationales ZirkusFestival Unter der Präsidentschaft von Prinzessin Stéphanie ist dieses Zirkus-Event das prestigereichste seiner Art. Spitzen-Artisten aus aller Welt kämpfen um den Goldenen Clown. Im Zirkuszelt in Monaco-Fontvieille. montecarlofestival.mc 20. – 26. JANUAR Rallye Monte-Carlo Die 88. Ausgabe der Rallye eröffnet das Internationale World Rallye Championship. Gestartet wird im 311 Kilometer entfernten Gap, das Finale findet im Fürstentum statt. Siehe auch Seite 28. acm.mc 24. JANUAR Jazzkonzert Die Schüler der Akademie Rainer III spielen Jazz und die beste Musik von heute im Théâtre des Variétés. 20 Uhr, Eintritt frei. mairie.mc 24. + 26. + 29. + 31. JANUAR Oper «La Bohème» von Giacomo Puccini steht auf dem Programm. In Koproduktion mit dem Royal Opera House Muscat von Oman, unter der Leitung von Daniele Callegari. 20 Uhr (außer am 26., 15 Uhr), Oper Monte-Carlo. opera.mc 26. + 27. JANUAR «Sainte-Dévote» Verschiedene Feierlichkeiten anlässlich der Heiligen Dévote,
Schutzpatronin der Fürstenfamilie, des Fürstentums und der Diözese von Monaco. Messe, Prozession, Verbrennung der symbolischen Barke auf dem Platz der Kirche Sainte-Dévote, Feuerwerk. saintedevotemonaco.com
29. JANUAR – 1. FEBRUAR Rallye Monte-Carlo Classique 4. Ausgabe des Rennens. acm.mc 29. JANUAR – 5. FEBRUAR Rallye Monte-Carlo Historique 23. Ausgabe der Rallye mit historischen Fahrzeugen. acm.mc 6. – 9. FEBRUAR Musical «Amour, Swing & Beauté», musikalische Reise unter der Leitung von Annabelle Sodi-Thibault. Jeweils 20.30 Uhr, außer Sonntag: 14.30 Uhr und 17 Uhr. Théâtre des Muses. letheatredesmuses.com 7. FEBRUAR Wohltätigkeitskonzert Zur Unterstützung der Hilfsorganisation Arche, organisiert von Amadarche. 20.30 Uhr, Théâtre des Variétés. 8. FEBRUAR Tag der offenen Tür Ecole Supérieure d’Arts Plastiques – für zukünftige Studenten, Kunstenthusiasten und alle Interessierten. 10-18 Uhr, Pavillon Bosio. pavillonbosio.com 14. FEBRUAR «The Grand Ball of Princes and Princesses» Wie im Märchen: Galadinner mit fantastischer Show und Tanz zum Valentinstag. 19 Uhr, Hôtel de Paris. noblemontecarlo.mc 15. + 16. FEBRUAR Monaco-Run 5-Kilometer-Volkslauf gemeinsam mit Europa- und Weltmeistern am Sonntag. Am Vortag: 1000-Meter-Lauf. fma.mc 21. + 23. + 25. FEBRUAR Oper «Street Scene» von Kurt Weill, unter der Leitung von Laurence Foster und in Begleitung des Philharmonieorchesters Monte-Carlo. 20 Uhr (außer am 23., 15 Uhr), Oper Monte-Carlo. opera.mc
1. MÄRZ klassikkonzert «De Goethe à Baudelaire»: MarieNicole Lemieux (Gesang), Daniel Blumenthal (Piano) und das Philharmonieorchester Monte-Carlo spielen Werke von Robert Schumann, Franz Schubert, Ludwig van Beethoven, Claude Debussy und vielen mehr. 15 Uhr, Oper von Monte-Carlo. opmc.mc 6. + 7. MÄRZ Tangoshow Der internationale Tangostar German Cornejo bringt zusammen mit argentinischen Tänzern eine unvergessliche Show auf die Bühne. 20.30 Uhr, Grimaldi Forum. grimaldiforum.com
Ausstellungen BIS 28. FEBRUAR «Est-ce que ce monde est sérieux » In einer Welt, die mehr und mehr von menschgemachten Naturkatastrophen geformt wird, hinterfragt Philippe Pastor die zerstörerische Kraft des Menschen. Von Skulpturen verbrannter Bäume bis hin zu abstrakten Gemälden. Galerie Monaco Modern’Art, 27 Avenue Princesse Grace. Geöffnet von Montag bis Freitag 11 bis 18 Uhr. monacomodernart.mc 7. FEBRUAR – 21. MAI «Variations, un regard sur les Décors lumineux d’Eugène Frey» Die Ausstellung widmet sich der wenig bekannten Kunst der Lichtdekoration, einer szenographischen Technik, die sich um 1900 aus dem Schattentheater heraus entwickelte und bis in die 1930erJahre auf der Bühne der Oper Monte-Carlo perfektioniert wurde. Neues Nationalmuseum von Monaco, Villa Paloma. Täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. nmnm.mc
Italien Veranstaltungen 6. JANUAR FINALE LIGURE «Cimento della Befana» Neujahrsbad am Strand Spiaggia dei Neri. www.comunefinaleligure.it 26. JANUAR DIANO CALDERINA
VERANSTALTUNGEN
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«Benedizione dell'Arca di Noè» Traditionelle Segnung der Tiere, Chiesa di San Giacomo, 15.30. www.comune.dianomarina.im.it 1. + 29. FEBRUAR FINALE LIGURE BORGO Besichtigung des antiken Teatro Aycardi. Altstadt, 15-18 Uhr. www.comunefinaleligure.it 2. FEBRUAR FINALE LIGURE VARIGOTTI «Le piante aromatiche» Spaziergang auf den Spuren aromatischer ligurischer Pflanzen. Finale Natura - Landscape & Archeotrekking. Reservierung: Tel. +39 3392093889 4. – 8. FEBRUAR SANREMO «69 Festival della canzone italiana» 69. Festival des italienischen Schlagers, das die ganze Nation in Atem hält und den Frühling an der Riviera einläutet. Teatro Ariston. www.rai.it 15. FEBRUAR TAGGIA «La Festa dei Furgari a Taggia» Anlässlich des Patronatsfests San Benedetto Revelli und zur Erinnerung an eine abgewehrte Invasion der Sarazenen werden große Feuer entzündet und Bambusrohre mit Schießpulver gefüllt. So «bewaffnet» ziehen die Einwohner durch die Altstadt und sorgen für das traditionelle Spektakel. Ab Einbruch der Dunkelheit. www.taggia.it 13. – 15. MÄRZ FINALE LIGURE BORGO «Salone dell’Agroalimentare Ligure» Ausstellung und Markt typischer lokaler Spezialitäten. Complesso Monumentale di Santa Caterina und auf den Plätzen der Altstadt, jeweils 16-20 Uhr. www.saloneagroalimentareligure.org
Ausstellungen BIS 1. MÄRZ GENUA «Anni Venti in Italia» L’età dell’incertezza – über hundert Kunstwerke zeigen die bewegten 1920er-Jahre in Italien. Palazzo Ducale, Appartamento del Doge e Cappella Dogale. Dienstags bis sonntags, 10-19 Uhr, montags geschlossen. www.palazzoducale.genova.it JANUAR / FEBRUAR 2020
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Auslandsmedien
Fête de la Saint-Blaise
WOHIN GEHT DIE REISE?
VALBONNE FEIERT albonne demain» – Valbonne morgen – lautet das Thema diesmal beim ausgelassenen Winterfest Saint-Blaise in der sympathischen Gemeinde am Rande von Sophia-Antipolis. Am 25. und 26. Januar stellen lokale Produzenten auf dem Dorfplatz und in den Gassen ihre Erzeugnisse vor – Käse, Gemüse, Honig, Konfitüre, Blumen … An der Ferme Bermond in Garbejaïre stehen am Samstag, 25. Januar, Koch-Demonstrationen bekannter Chefköche der Côte d’Azur auf dem Programm. Der Abend klingt bei einem Konzert des Chores «Suo Tempore» in der Dorfkirche Saint-Blaise aus. Der Sonntag beginnt traditionell mit einer Messe (gesungen von der Académie Provençale de Cannes), gefolgt von der Segnung lokaler Produkte und einer Weinverkostung. Gegen 14 Uhr beginnt der klassische Karnevals-Umzug mit blumengeschmückten Wagen zum eingangs genannten Thema, viel Musik und Straßenkünstlern. www.valbonne.fr
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redakteure deutschsprachiger medien im ausland bei einer tagung in Berlin © Deutsche Gesellschaft e.V.
eutschsprachige Medien im östlichen Europa» waren eingeladen zur jüngsten Medientagung der Deutschen Gesellschaft e.V. in Berlin, Verein zur Förderung politischer, kultureller und sozialer Beziehungen in Europa. Es trafen sich rund 20 Redakteure osteuropäischer «Minderheitenmedien» in deutscher Sprache – darunter die Hermannstädter Zeitung aus Rumänien, der Königsberger Express aus Kaliningrad, das Landesecho aus der Tschechischen Republik, das Wochenblatt aus Polen, die Bonnharder Nachrichten aus Ungarn und die Kaukasische Post aus Georgien. Der Schwerpunkt des regelmäßigen Treffens von Mitarbeitern deutscher Auslandsmedien galt diesmal den Entwicklungen im Online-Journalismus. Welche Themen gehen online, welche bleiben dem Print vorbehalten? Sollte das Online-Angebot gratis sein – und wenn ja: Wie finanziert es sich? Zugleich diente die zweitägige Konferenz als Gelegenheit wertvollen Austauschs: Wenngleich sich die Medien sehr voneinander unterscheiden – u.a. in Erscheinungsweise, Leserschaft, Finanzierung und personeller Ausstattung der Redaktionen –, kämpfen doch alle für ein ähnliches Ziel: hochwertige Inhalte in deutscher Sprache zu liefern und damit möglichst viele Leser zu erreichen. Unter den drei «exotischen» Gastrednern befand sich neben Elisabeth Turker vom Onlinemedium «Südtirol Online» und Cornelius von Tiedemann vom «Nordschleswiger», der Tageszeitung der deutschen Minderheit in Dänemark, auch die Chefredakteurin der RivieraZeit, Aila Stöckmann.
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Winter-Genuss-Reise
MIT DEUTSCHER WEINEXPERTIN DURCH DIE PROVENCE ine Winterreise in die Provence, Motto: «Wein und Trüffel» – was könnte im Januar und Februar verlockender sein? Die deutsche Journalistin und Wein-Expertin Gudrun Mangold, selbst seit Jahren in der Provence zu Hause, begleitet die Teilnehmer in kleiner Runde von Weingut zu Weingut. «Châteauneuf-du-Pape und schwarze Trüffeln – das Beste ist uns bei dieser Reise gerade gut genug», sagt Gudrun Mangold, Gründerin des Unternehmens Violette Voyages, und erklärt: «Châteauneuf-du-Pape ist ein Weindorf mit Weltruhm – das Flaggschiff des südlichen RhôneTals. Wir werden hier unseren hohen önologischen und kulinarischen Ansprüchen absolut freien Lauf lassen können. Quasi nonstop degustieren wir nichts als Spitzenweine. Es ist
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außerdem die Zeit der ‚schwarzen Diamanten‘, deshalb werden wir uns frische Wintertrüffeln satt auftischen lassen!» Mit Violette Voyages erweitert Gudrun Mangold ihr Tätigkeitsfeld. Seit zwanzig Jahren berichtet die hauptberufliche Journalistin, Autorin und Filmemacherin aus Südfrankreich unter anderem für das Weinmagazin «Vinum» und «Slow Food» über Kultur, Kulinarik und Weine. Weil es in Frankreich üblich ist, sich mit Vornamen anzureden, es den Franzosen im Allgemeinen aber schwer fällt, Gudruns Namen auszusprechen, hat es sich eingebürgert, dass man sie hier gern Violette nennt. Kennzeichnend für die Arbeit Gudrun Mangolds ist ihre ständige Suche nach Authentizität – das Ursprüngliche, Echte, Besondere einer Region interessiert sie: «Coca-Cola bekommt man
vabonne lädt zur fête de la saint-Blaise © D.R.
überall – spannend sind aber doch die Spezialitäten eines Landstrichs, die man nur dort und nirgends sonst findet.» Der Einstieg als Tour Operator hat sich nun aufgedrängt: «Seit zwanzig Jahren empfehle ich authentische, tolle Adressen in der Provence und an der Côte d’Azur. Es war an der Zeit, die crème de la crème zu versammeln und selbst meine persönliche Top-Auswahl zu treffen an Winzern, Spitzenköchen und Hoteliers, die die provenzalische Kultur mit aller Leidenschaft vertreten und weitergeben. Schließlich macht es mir auch wahnsinnigen Spaß, von meinen RechercheStreifzügen zu erzählen – also übernehme ich doch am besten auch die Reiseleitung gleich selbst.» termine für die reise «châteauneuf-du-pape und schwarzer trüffel»: 15.-19. Januar, 22.-26. Januar, 5.-9. Februar, 12.-16. Februar. Im Frühjahr und Spätsommer stehen die «Reise zum Rosé», «Römische Provence», «Jüdische Provence» und «Gärten der Provence» auf dem Reise-Programm. info & anmeldung bei violette voyages: gudrunmangold@t-online.de www.gudrunmangold.de
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NIZZA-NÜRNBERG 65 JAHRE FREUNDSCHAFT
Gewinnspiel WIR VERLOSEN DREIMAL JE ZWEI TICkETS FÜR DAS kONZERT DES ORCHESTERS CANNES AM FREITAG, 20. MäRZ, UM 20.30 UHR IM THéâTRE CROISETTE IN CANNES v.l.: christiane amiel, Klemens gsell, christian estrosi, franz gebhardt sowie rudy salles (stellvertretender Bürgermeister von nizza für das ressort tourismus und internationale Beziehungen) – und der nürnberger nikolaus © AS
Was die Großeltern begannen, führen heute Enkel und Urenkel weiter: Seit unglaublichen 65 Jahren findet ein regelmäßiger Austausch zwischen Nizza und Nürnberg statt – auf kultureller, schulischer, medizinischer, sportlicher wie wirtschaftlicher Ebene. Ganze Generationen fühlen sich der jeweiligen Partnerstadt verbunden. Und selbst so viele Jahre nach dem Krieg hat die einst politisch gewollte jumelage nichts an Sinn und Aktualität verloren: Vor allem für junge Menschen wirkt kaum etwas so nachhaltig wie das Erleben einer anderen Kultur, mit allem, was dazu gehört. Beim Empfang zum beeindruckenden Jubiläum im Rathaus von Nizza faszinierte am 5. Dezember Nürnbergs Vize-Bürgermeister Klemens Gsell mit seinem fließenden Französisch. An seiner Seite nicht nur Franz Gebhardt, Präsident des Cercle de l’Amitié Nice-Nuremberg, sondern –
einen Tag vor Nikolaus – auch ein Bischof mit Mitra und Krummstab. Nizzas Bürgermeister Estrosi hob in seiner Rede hervor, dass Nizza und Nürnberg die ersten Großstädte beider Länder waren, die einst eine Partnerschaft besiegelten. Heute habe Nizza mit Stadträtin Christiane Amiel sogar eine Deutsche in der Regierungsmannschaft. Bevor nach dem Empfang gemeinsam der Weihnachtsmarkt eröffnet wurde (Nizza komme natürlich nicht an den Nürnberger Christkindlesmarkt heran, so Estrosi, habe aber immerhin den schönsten marché de noël am Mittelmeer), gab’s Geschenke: Die Delegation aus Nürnberg hat standesgemäß Lebkuchen mitgebracht, während es aus Nizza für die Gäste Fußballtrikots gab. Denn die beiden Städte sind einander nicht nur seit 65 Jahren freundschaftlich verbunden – ihre Fußballclubs teilen sogar die Vereinsfarben!
Um an der verlosung teilzunehmen, gehen Sie bitte auf die Homepage der rivieraZeit
riviera-press.fr/zeit und klicken unter NeWS auf die rubrik GeWiNNSPieLe. Dort erfahren Sie alles Weitere. Teilnahmeschluss ist am 10. März. Viel Glück!
KOMMUNALWAHLEN Eintrag ins Wähler-
verzeichnis noch möglich!
Am 15. und 22. März finden in allen Gemeinden Frankreichs Kommunalwahlen statt. Auch europäische Staatsbürger mit Hauptwohnsitz in Frankreich dürfen an der Wahl teilnehmen – wenn sie im Wählerverzeichnis (liste électorale complémentaire de la commune) ihrer Gemeinde registriert sind. Eine Eintragung ins Wählerverzeichnis ist das ganze Jahr über möglich. Voraussetzung ist neben einer europäischen Staatsbürgerschaft auch das Mindestalter von 18 Jahren. Für die bevorstehenden Kommunalwahlen muss die Anmeldung spätestens bis zum Freitag, 7. Februar, erfolgt sein. Der Anmeldeschluss ist neuer-
dings grundsätzlich auf den sechsten Freitag vor dem ersten Wahlgang festgelegt. Wie funktioniert’s? Ins Wählerverzeichnis eintragen lassen kann man sich direkt im Rathaus oder seiner mairie annexe, aber auch postalisch oder online (https://www.service-public.fr/particuliers/vosdroits/F1937). Neben einem gültigen Ausweis wird ein aktueller Wohnsitznachweis (z.B. Stromrechnung, Mietvertrag) benötigt sowie der ausgefüllte Vordruck des Formulars Cerfa n° 12670*02 (https://www.service-public.fr/particuliers/vosdroits/R16026). pB JANUAR / FEBRUAR 2020
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Prall gefüllte Abfalltüten, die aus dem dritten Stock auf die Straße geworfen werden, Hundekot, wo man geht und steht, unrechtmäßig abgeladene Berge von Sperrmüll … Nizza hatte schon immer Probleme mit dem Bürgersinn seiner Einwohner. Nun langt es der Stadtverwaltung endgültig. Seit vergangenem Sommer sind 700 Beamte, Agents du Service Propriété de la Ville, rund um die Uhr unterwegs, um respektlose Übeltäter auf frischer Tat zu ertappen und die Metropole sauberer zu halten. Unter dem Motto «Stop incivilités» werden saftige Strafen verhängt: Das achtlose Wegwerfen von Zigarettenkippen wird mit bis zu 450 Euro, das Abladen von Sperrmüll auf Gehwegen mit einer Summe zwischen 150 und 1500 Euro geahndet. Wer solche Vergehen melden möchte, kann dieses über die App «Allo Mairie Nice» oder per Telefon (3906) tun.
– aber Irren ist menschlich? Mit dem sogenannten ESSOC-Gesetz (August 2018) hat Frankreich das Recht auf Fehler unter anderem bei Steuererklärungen eingeführt. Wenn der Steuerpflichtige seine Fehler im Rahmen einer Steuerprüfung korrigiert, entfallen Sanktionen, und die Zinsen werden bis zu 50 Prozent reduziert. Denselben Fehler darf man allerdings nicht zweimal machen! Weitere Informationen: kestinglegal.eu
Das Programm 2020 der Association FranceAllemagne Côte d’Azur (AFA) steht in wesentlichen Zügen fest. Mindestens ein gemeinsames Event pro Monat steht auf dem Plan; hinzu kommen regelmäßige Stammtische in Nizza und Cannes (siehe Seite 80), Boule-Nachmittage und vieles mehr. Zu den monatlichen Veranstaltungen 2020 zählen ein Informatikkurs, ein Besuch der Diacosmie in Nizza, ein Besuch der Trabrennbahn in Cagnes-sur-Mer, Ausflüge nach Seillans und Ventimiglia, ein Sommerfest, eine Rallye in Mougins und ein Weihnachtssingen. Weitere Info: www.afa-asso.com
NIZZA KÄMPFT GEGEN MANGELNDEN BÜRGERSINN
UNWISSENHEIT SCHÜTZT VOR STRAFE NICHT
DAS JAHRESPROGRAMM DER AFA STEHT FEST
LESERBRIEFE «wir brauchen den wandel – schnell» (rz nr. 315, Seite 50/51) Der Artikel ist natürlich pro Elektroauto und pro SAP. Aber man sollte auch erwähnen, dass zum Beispiel in Bolivien Bauern ihre Existenz verlieren, weil Rohstoffkonzerne (auch einer aus Baden-Württemberg) dort rücksichtslos Lithium abbauen und somit vielen Dörfern ihre Lebensgrundlage entziehen. Und wenn die Batterien in China mit Energie aus den weltweit dreckigsten Kohlekraftwerken hergestellt werden oder wenn die Aufbereitung lebensmüder Batterien noch lange nicht geklärt ist, ist erhebliche Skepsis angesagt. E-Autos mögen bei uns sauber sein, nicht aber in der Gesamtbilanz und weltweit, und das wird von der Autolobby und den Politikern vornehm verschwiegen. gerhard standop, Köln
antwort von hanno klausmeier, geschäftsführer der Sap labs france: Zum Thema Bolivien: Schauen wir uns einmal die nackten Fakten an: Die Top-Lithium-Hersteller sind: Australien (51 000 MT), Chile (16 000 MT), China (8000 MT), Argentinien (6200 MT), Zimbabwe (1600 MT), Portugal (800 MT), Brasilien (600 MT), Namibia (500 MT). Bolivien können wir hier nicht erkennen. Aber vielleicht meint der Autor des Leserbriefs die Top-Länder mit den Top-Reserven. Prüfen wir auch diesen Punkt: Chile (7,5 Mio. Tonnen), China (3,2 Mio.), Argentinien (2 Mio.), Australien (1,5 Mio.), Portugal (60 000), Brasilien (48 000), USA (38 000), Zimbabwe (23 000). Auch hier vermissen wir Bolivien. Zur Lebensdauer von Batterien, die in E-Autos verbaut sind: Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass eine Batterie für ein E-Auto mindestens 200 000 Kilometer hält. Die Hersteller geben in aller Regel eine Garantie auf die Batterie von acht Jahren. Firmen, die Batterien recyceln, haben uns gegenüber von einer Lebensdauer von 15 Jahren gesprochen. Kommen wir nun auf unsere Erfahrungen bei SAP Labs France zurück. Wir haben mittlerweile mehrere E-Autos, die über 100 000 Kilometer gefahren sind, ohne dass die Batterie einen signifikanten Leistungsabfall
zeigt. Eines dieser Autos hat jüngst die E-Rallye Monte-Carlo gewonnen. Stichwort Kohlekraftwerke, China, Herstellung von Batterien und Ökobilanz: Kommen wir auch hier auf die Fakten zu sprechen. Batterien für E-Autos werden zurzeit hauptsächlich in den folgenden Ländern hergestellt: USA, Südkorea, China und Japan. Schauen wir uns genauer an, woher z.B. die E-Autos der SAP Labs France kommen (das entspricht in etwa dem, was wir in Europa auf der Straße sehen): Tesla: Hier werden die Batterien in den USA hergestellt (Nevada/Kalifornien). Schaut man sich den Strom-Mix in den beiden US-Bundesstaaten einmal genauer an, wird klar: Der Kohleanteil wird von Jahr zu Jahr kleiner und ist geringer als in Deutschland. Die Hyundaigruppe (Kia, Hyundai) bezieht ihre Batterien entweder von LG Chem oder SK Innovation. Inwiefern spielen hier chinesische Kohlekraftwerke ein Rolle? Jaguar I-Pace (JLR): Jaguar bezieht seine Batterien von LG Chem. VW: Auch VW bezieht seine Batterien zurzeit aus Südkorea (LG Chem und SK Innovation). Nissan: Hier führt die Spur nach Japan und nicht nach China. Renault: LG Chem. Schließlich sollte noch das Folgende erwähnt werden: Selbst im Falle einer 100-prozentigen Erzeugung des Stromes mit Kohle ist ein E-Auto einem Verbrenner vorzuziehen. Warum? Das ergibt sich aus dem signifikant besseren Wirkungsgrad des Elektromotors gegenüber einem Verbrennungsmotor. In der Praxis hat ein Verbrennungsmotor in einem Auto einen Wirkungsgrad von 16 Prozent (wir sind hier großzügig und erhöhen auf 20 Prozent). Grund: Durch das permanente Schalten kann der Motor nie wirklich mit dem optimalen Wirkungsgrad fahren. Ein Kohlekraftwerk schafft dagegen einen Wirkungsgrad von 40 Prozent. Nehmen wir nun einen Wirkungsgrad des Elektromotors von 75 Prozent, so kommen wir immer noch auf 30 Prozent – also deutlich besser als der Verbrenner. In der Realität hat aber selbst das «dreckige» China (China hat seine erneuerbaren Energien enorm ausgebaut in den letzten Jahren) keinen Kohlestrom-Anteil von 100 Prozent, sondern deutlich geringer (zurzeit unter 60 Prozent). Daher ist der Vorsprung des E-Autos gegenüber einem Verbrenner sogar noch deutlich höher. Die RivieraZeit behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Form abzudrucken.
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Der 3. oktober im Süden Der deutsche Nationalfeiertag wird auch am Mittelmeer begangen – zumindest im Generalkonsulat der BrD in Marseille, in der Stadt Nizza und beim Deutschen internationalen Club (Cai) in Monaco. Die rivieraZeiT war dabei.
Marseille
Nizza odile menozzi, präsidentin des mouvement européen, henri noël menudier, professor an der sorbonne, nizzas deutsche stadträtin christiane amiel, der deutsche honorarkonsul matthias Wächter, eine repräsentantin des musée des Beaux arts von nizza und stadträtin laurence navalesi (v.l.) © D.R.
generalkonsulin clarissa Duvigneau (m.) hielt eine prägnante rede. mit im Bild (v.l.): Der ehemann der Konsulin, caroline pozmentier-sportich, vize-präsidentin des conseil régional sud/paca, «hausherr» Yves moraine, Bürgermeister des 6. und 8. arrondissements, und Jean roatta, stellvertretender Bürgermeister von marseille © D.R.
Bei strahlendem Sonnenschein fand am Jahrestag der deutschen Einheit der alljährliche Empfang des Generalkonsulates der Bundesrepublik Deutschland in Marseille statt. Im eleganten Park der Villa Bagatelle im 8. Arrondissement begrüßte die neue Generalkonsulin Clarissa Duvigneau in Begleitung ihres Ehemanns Christian die zahlreich erschienenen Gäste. Vertreter aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Kultur, Kollegen aus dem konsularischen Korps, Bundeswehr-Offiziere aus Le Luc und nicht zuletzt viele Angehörige der deutschen Gemeinschaft im Süden Frankreichs gaben sich hier ein Stelldichein. Grund zum Feiern gab es genug: Die Generalkonsulin, die zuvor im Nato-Stab in Brüssel als Senior Policy Advisor tätig war, erinnerte nicht nur an den Fall der Mauer vor dreißig Jahren und an den 70. Jahrestag des deutschen Grundgesetzes. In ihrer prägnanten Rede sprach sie auch über das Verbindende der deutschen und der französischen Werte, über den Vertrag von Aachen und über den europäischen Geist: «Heute feiern wir, was uns vereint. Es sind diese Werte, das Recht und die Freiheit, die uns verbinden. An einem Tag wie heute dürfen wir nicht unsere gemeinsame Aufgabe vergessen: Diese Werte zu schützen und sie täglich neu zu leben.» Ein Höhepunkt des Abends war die Verleihung des Prix de l’Amitié Franco-Allemande an Lisa Junglas für ihr Engagement im Austausch deutscher und französischer Alzheimer-Patienten, an Patrick Privat de Garilhe für sein Wirken als Gründungsmitglied des Deutsch-Französischen Wirtschaftsclubs CAFAP sowie an den Colonel Brochier, bis Juli 2019 Chef der Division Opérations der Gendarmerie PACA, der nicht nur im Zuge der Germanwings-Katastrophe von 2015 immer ein wertvoller Ansprechpartner des deutschen Generalkonsulats war. ch
Auch die Stadt Nizza gedachte des 3. Oktober. In Zusammenarbeit mit dem Mouvement Européen und dem deutschen Honorarkonsulat war zu einem Vortrag geladen worden: Der aus Paris angereiste Sorbonne-Professor Noël Menudier referierte zum Thema der deutsch-französischen Beziehungen der Ära Macron-Merkel. Würdiger Veranstaltungsort war das herrliche Musée des Beaux Arts. Die Ausführungen des anerkannten Experten fanden großen Anklang bei dem zahlreich erschienenen Publikum. Bei dem anschließenden Umtrunk wurde eifrig diskutiert – auf Deutsch und Französisch.
Monaco
frf. Beatrix von Dellingshausen, copräsidentin des cai, und Wilhem von Boddien, geschäftsführer des fördervereins des Berliner schlosses © D.R.
patricia eisenbeiss, Karl vanis, ehrenpräsident des cai, patrick Wetzel, co-präsident des cai, und carmen schall (v.l.) © D.R.
In Monaco feierte der Deutsche Club den Tag der Deutschen Einheit mit einem Vortrag und Abendessen im exklusiven Automobilclub. Auftakt und Höhepunkt des Abends war der Vortrag des Geschäftsführers des Fördervereins Berliner Schloss, Wilhelm von Boddien, der mit seiner Gattin auch als Ehrengast empfangen wurde. Sein Vortrag trug den Titel «Der Wiederaufbau des Berliner Schlosses – wie man eine verrückte Idee durchsetzt!» Der einstündige Bildvortrag war sehr informativ, höchst unterhaltsam und bekam viel Applaus. Ein Stück deutscher Geschichte bestens präsentiert. Das festliche Abendessen wurde eingeleitet mit der Monegassischen Nationalhymne und dem gemeinsamen Singen der Deutschen Hymne. JANUAR / FEBRUAR 2020
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Stammtisch jeden Donnerstag, 19-21 Uhr, «Bar du Port». Kontakt: Susanna Riethbaum, Tel. +49 (0)151 21 99 22 22, stammtisch-st.tropez@web.de
nizza: Stammtisch der AFA (Association France-Allemagne Côte d’Azur) jeden 2. und 4. Donnerstag im Monat ab 19.30 Uhr in der Brasserie «Felix Faure» (12, ave Felix Faure, Nizza). Kontakt: Barbara Caille, Tel. +33 (0)6 09 69 24 97 cannes: Stammtisch der AFA (Association France-Allemagne Côte d’Azur) jeden 1. und 3. Freitag im Monat an wechselnden Orten. Kontakt: Sabine Frankenberger, Tel. +33 (0)7 71 80 20 41, stammtischcannes@gmx.com
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BESCHENkTER name . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Straße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . postleitzahl - Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . land . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
AUFTRAGGEBER name . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Straße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . postleitzahl - Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . land . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . telefon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e-mail . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . für eine überweisung: caisse d’epargne côte d’azur
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Bitte belasten sie meine Kreditkarte Stammtisch der Association Culturelle Franco-Allemande de Toulon et du Var jeden ersten Donnerstag im Monat von 18 bis 20 Uhr im Restaurant «La Place» (31 Place de la Liberté, Toulon). Kontakt: Margarete Jeserich, Tel. +33 (0)4 94 30 86 29, jeserich.m@wanadoo.fr marseille: Regelmäßige Treffen, die Deutsch sprechende Geschäftsleute, Kreative, Kunden und Freunde der Region zusammenführen wollen. Kontakt: www.facebook.com/groups/ marseilleundumgebung
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JANUAR / FEBRUAR 2020
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ENDSPURT
RZ unterwegs
unsere WeBsite RIVIERA-PRESS.FR/ZEIT
ZUR MEDIENTAGUNG IN BERLIN reiste RZ-Chefredakteurin Aila Stöckmann Ende November, um die RivieraZeit vorzustellen. Kollegen von Publikationen aus ganz Europa waren auf Einladung der Deutschen Gesellschaft e.V. und der Internationalen Medienhilfe (IMH) erschienen, um Probleme und Chancen deutschsprachiger Auslandsmedien zu diskutieren (siehe dazu auch Seite 76).
wir veröffentlichen täglich aktuelle news aus dem Süden auf unserer website. hier einige der meistgelesenen artikel im herbst:
Tragische Bilanz: Vier Tote bei Unwettern an der Côte d’Azur
Côte d’Azur: Historischer Niederschlagsrekord fordert weitere Menschenleben
20 Jahre Wartezeit? Monaco will StaatsbürgerschaftsGesetz ändern
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EIN TEAM DER ARD-SENDUNG «BRISANT» stattete der Redaktion der RZ ebenfalls im November einen Besuch ab. Gefragt waren O-Töne zum bevorstehenden monegassischen Nationalfeiertag.
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ZUHAUSE GESUCHT
riviera
gründerin PETRA HALL p.hall@riviera-press.fr herausgeber SEBASTIEN FRAISSE s.fraisse@riviera-press.fr geschäftsführende direktorin BICH LECOURT b.lecourt@riviera-press.fr chefredakteurin AILA STÖCKMANN a.stoeckmann@riviera-press.fr chefreporter ROLF LIFFERS mitarbeiter Susanne Altweger-Minet, Paula Bachmann, Peter Bausch, Christine Helfritz, Dr. Jörg Langer, Gudrun Mangold, Sören Müller-Hansen, Nicole Ruskell, Hannelore Salinger, Ira Söhnge, Kirsti Stach, Gerhard Standop, Raimund Theobald, Alfred Thum art director VINCENT ARTUS vincent.artus@wanadoo.fr marketing FRANÇOISE MULLER Anzeigen & PR Tel: +33 (0)4 97 00 11 29 f.muller@riviera-press.fr PATRICE SAINT-LEGER Anzeigen & PR Tel: +33 (0)4 97 00 11 22 p.saintleger@riviera-press.fr DOMINIQUE FREULON Vertrieb, PR & Events-Manager Tel: +33 (0)4 97 00 11 22 d.freulon@riviera-press.fr Sekretariat CAROLE HEBERT contact@riviera-press.fr Unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos werden nicht zurückgeschickt. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Der Verlag ist nicht für die inhaltliche Richtigkeit der Anzeigen verantwortlich. © 2015-2019 – by Riviera Press s.a.r.l.
MITGLIEDER DER AFA – Association France-Allemagne Côte d’Azur – warfen
kürzlich einen Blick hinter die Kulissen der RivieraZeit: Wie entsteht eigentlich eine Ausgabe? Wieso hat sich das Layout so stark gewandelt? Bleibt auch schon mal eine Seite weiß? Aila Stöckmann plauderte aus dem Nähkästchen.
DEUTSCHSPRACHIGE FERIENkINDER des Centers L'Escale – MJC (Maison Jeunesse et Culture) l’île aux trésors in Valbonne kamen in den Herbstferien in die Redaktion der RZ, um sich über das Berufsfeld des Journalisten zu informieren und für eine eigene Reportage zu recherchieren.
JANUAR / FEBRUAR 2020
Nala ist gerade mal ein Jahr alt. Die schöne Schäferhündin ist relativ gut erzogen, Menschen gegenüber sehr freundlich und verträglich mit anderen Hunden. Nala versteht die Welt nicht mehr. Sie leidet im Zwinger, friert mit ihrem dünnen Fell und ist untergewichtig. Für sie suchen wir eine Familie, die ihr möglichst schnell wieder ein Leben im Haus und mit Menschen ermöglicht. Sie ist sportlich, aber nicht speedy, anhänglich, anschmiegsam und mag Kinder. Außerdem muss sie unbedingt noch ein wenig aufgepäppelt werden. Bitte helfen Sie Nala! tel. + 33 (0)6 43 06 19 60, +49 (0)172-45 55 033 www.joshi2.de
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Les Algorithmes Immeuble «Thales A» 2000 Route des Lucioles CS 70337 F-06410 Biot-Sophia-Antipolis Tel. +33 (0)4 93 27 60 00 Fax +33 (0)4 93 27 60 10 info@riviera-press.fr www.riviera-press.fr Riviera Press s.a.r.l. au capital de € 10 000 R.C.S. Antibes 812 415 552 SIRET 812 415 552 000 23 N° ISSN 2496-4891 Dépôt Légal à parution
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