Brot & Salz . Master Thesis . Ronny Zschörper

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BROT & SALZ

EINE NEUE MARKTKULTUR FÜR LEIPZIG


Copyright © Ronny Zschörper Ohne die ausdrückliche schrif tliche Genehmigung des Verfassers darf kein Teil dieses Buches in irgendeiner Form oder in irgendeiner Weise reproduziert oder übertragen werden.


B.A. (arch.) RONNY ZSCHÖRPER

BROT & SALZ EINE NEUE MARKTKULTUR FÜR LEIPZIG Definition einer identitätsstif tenden Reminiszenz der historischen Zentralmark thalle in Leipzig im Wirkungsfeld der Revitalisierung des Wilhelm-Leuschner Platzes

Master thesis im Fach Architek tur Münster, Februar 2016

Fachhochschule Münster msa I münster school of architecture betreut durch Prof. Dipl.-Ing. Johannes Schilling Prof. A A Dipl. Kazu Blumfeld Hanada


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INHALT

INHALT


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PROLOG

BROT & SAL Z

LEIPZIG IM WANDEL

WHAT THE HELL IS LEIPZIG?

LEIPZIGER MARKTKULTUR

KULTURELLE RELE VANZ VON

008

012

018 BOOMTOWN HYPZIG 030 DIE GERE T TE TE STADT

040

HANDEL UND MÄRK TEN

LEIPZIGER MÄRK TE FRÜHER UND HEUTE

044

HISTORISCHE MARKTHALLE

HISTORISCHER KONTE X T

LAGE

CHRONOLOGIE DES WILHELM-

PL ANDARSTELLUNGEN

LEUSCHNER-PL AT ZES ANR AINER BEBAUUNG

074 086

UND EINHEITSDENKMAL

MARKTHALLEN ALS ÖFFENTLICHE RÄUME

AUSGE WÄHLTE

ENTWURF

STÄDTEBAULICHES

PRO JEK TBEISPIELE

38

72

110

140

20

EINER IDENTITÄTS STIF TENDEN

ANHANG

160

ABBILDUNGSVERZEICHNIS ANMERKUNGEN

180

LITER ATUR AUSWAHL DANKSAGUNG WIDMUNG

194

192

188

08

1

VON DER NOT WENDIGKEIT REMINISZENZ

56

0

1

122 128

PL ANDARSTELLUNGEN

10

0

0

094

ARR ANGEMENT MARK THALLE

0

058 064

STADTBAUWERKSTAT T, FREIHEITS-

FAZIT

6 00

164

62

1

58

1


6

PROLOG

6 O 0

ABB.01 SK YLINE POSIERT IM NEBEL


7

r P oLo g


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PROLOG

BROT UND SALZ EINE NEUE MARKTKULTUR FÜR LEIPZIG


BROT UND SALZ

9

‘ BROT MIT SALZ WIRD EINEN KNURRENDEN MAGEN GUT BERUHIGEN ‘

_

Q u i nt u s Horat iu s F lac c u s _

röm i s cher Sat i r i ker u nd D ichter u m 6 5 - 8v.C h r.

ABB.02 SCHILD ZUR MARKHALLENSTR AßE

( Sat i ren , Zweiter Tei l , 18 9 5, V2 , 2 ,17.)

Die Thematik des bewussten Erfahrens und Genießens ist neben der Entschleunigung fester Bestandteil der Mentalität des neuen Jahrhunderts geworden. Ein generationsübergreifendes Charakteristikum stellt dabei die Entwicklung eines neuen Ernährungsbewusstseins dar, in dem besonders regionale Erzeugnisse und deren Herstellungprozesse im Vordergrund stehen. Einen großen Anspruch haben dabei vor allem jene Städte, die durch eine steigende Einwohnerquote und überdurchschnittlicher Zunahme jüngerer Generationen, diesen Forderungen im besonderem Maße nachkommen und gerecht werden möchten. Leipzigs letzte größere innerstädtisch liegende Brachfläche, der Wilhelm-Leuschner-Platz, war unter anderem Standort eines Exerzierplatzes und des Königsplatzes (1839-1945) sowie der im 2. Weltkrieg zerstörten und sehr beliebten Markthalle (1889-1945).

Seitdem hat dieser Bereich kaum neue städtebauliche und funktionelle Setzungen erfahren und fungiert mit Beginn der 50er Jahre als zentrumsnahe Parkfläche. Zwischenzeitlich wurde während der Zeit des DDR Regimes der noch erhaltene Gewölbekeller der alten Markthalle als Reifelager für die in jener Zeitspanne begehrten Südfrüchte, wie Bananen, genutzt. Gründe für den seither anhaltenden architektonischen Stillstand waren unter anderem der Bau des City-Tunnels, dessen Gleiseanlage unter anderem unterhalb des Wilhelm-Leuschner-Platzes verläuft, sowie die langatmige Diskussion um das Einheits- und Freiheitsdenkmal, das zum 25. Jahrestag auf dem Platz errichtet werden sollte, jedoch bezüglich diverser Unstimmigkeiten und Bürgerprotesten nie realisiert wurde. Die heutige Situation beschreibt den Platz dahingehend, dass er nicht nur eine neue Aufgabe sucht, sondern auch eine entsprechende städtebauliche Neuordnung erfahren muss, die es erlaubt, einen zeitlosen Identifikationsort zu

schaffen. Zum Anlass dessen und in Betrachtung der neugenerativen Lebenseinstellung scheint es außerordentlich sinnvoll und stadtplanerisch integrativ zugleich, dem Duktus der alten Markthalle gerecht zu werden und diese mit einem zeitgemäßen Konzept erneut auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz zu verorten. Die neue Markthalle soll mit den bereits erfolgreichen Märkten in Leipzig kooperieren, jedoch nicht konkurrieren. Insofern ist es für die Leipziger Markterweiterung städtebaulich bedeutungsvoll, entsprechende Achsen zu definieren, wodurch die entstehenden Räume zugleich Orte des bewussten Genießens sein können. Gemäß des Mantras „Brot und Salz“, den ursprünglichsten Bestandteilen unserer heutigen kulinarischen Esskultur, soll ein direkter Bezug zu zeitgeschichtlichen Aspekten erlaubt werden. Die neue Markthalle und ihre architektonische Geste sollen zu einer unverwechselbaren, zugkräftigen „Marke“ werden, ein Sinnbild des neuen regionalen Bewusstseins.


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LEIPZIG IM WANDEL

0

1

0

ABB.03 PANOR AMA INNENSTADT


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e L ipzig im Wandel


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LEIPZG IM WANDEL

WHAT THE HELL IS LEIPZIG?


VERORTUNG IN DEUTSCHLAND

13

WHAT THE HELL IS LEIPZIG?

Kiel

Schwerin

Hamburg

Bremen

Potsdam

Hannover

Berlin

Magdeburg

Dortmund LEIPZIG D端sseldorf Erfurt

Dresden Chemnitz

Wiesbaden

Frankfurt

Mainz

Saarbr端cken

Stuttgart

M端nchen

100 km

ABB.04 VERORTUNG LEIPZIGS IN DEUTSCHL AND


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LEIPZG IM WANDEL

LEJ SCHKEUDITZ

180min 223min

SCHÖNAU

243min 206min

MARKRANSTÄDT

65min

KULKWITZ

MARKLEEBERG

MÜNCHEN


INFRASTRUKTURELLE ANBINDUNG

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WHAT THE HELL IS LEIPZIG?

TAUCHA

BORSDORF

90min 71min

BEUCHA

240min 215min NAUNHOF

AUTO ZUG FLUGZEUG A38

0km

10km 1:200 000

ABB.05 INFR ASTRUK TURELLE ANBINDUNG AN LEIPZIGS


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LEIPZG IM WANDEL

„‘What the hell is Leipzig?‘ Die entwaffnend ehrliche, gleichwohl kalkuliert geringschätzige Frage amerikanischer Berichterstatter bringt die Ambivalenz der Gefühle auf den Punkt.“1 Leipzig ist die wohl interessanteste Stadt Ostdeutschlands. Die kreisfreie Großstadt ist mit 560.647 Einwohnern2 beziehungsweise amtlich 547.263 vom 30. April 2015 3 die einwohnerstärkste Stadt des Freistaates Sachsen und die elftgrößte sowie seit 2013 die am schnellsten wachsende Stadt der Bundesrepublik Deutschland.4 Leipzig ist das Herz der polyzentralen Metropolregion Mitteldeutschland und ein Zentrum für Wirtschaft, Handel, Verkehr, Verwaltung, Kultur, Bildung, Sport und die Kreativszene. Geografisch ist Leipzig im Nordwesten Sachsens verortet und bildet mit den beiden anderen Großstädten, Chemnitz und Dresden, das Sächsische Städtedreieck. Die radiale Stadtausdehnung beträgt etwa 22 Kilometer in alle Himmelsrichtungen. Tektonisch liegt Leipzig im Zentrum der Leipziger Tieflandsbucht und dem damit südlichsten Teil der Norddeutschen Tiefebene. Somit ergeben sich im Stadtgebiet Höhenunterschied von nur etwa 60 Metern. Dennoch kommt es zum Zusammenfluss von Weißer Elster, Pleiße und Parthe. Innerstädtisch erfahren die Flüsse vielfache Verzweigungen, wodurch sich der Leipziger Gewässerknoten bilden konnte. Entlang der drei Flüsse zieht sich ein in Nord-Süd-Richtung ausgedehntes Auwaldgebiet durch die Stadt, dessen mittlerer

zentrumsnaher Part in große Parklandschaften umgeformt wurde. Verglichen mit anderen Großstädten ähnlicher Ausmaße besitzt Leipzig einen bemerkenswerten Anteil an Park- und Grünflächen. Besonders durch den Auwald wird somit eine klimatisch, ökologisch und für die Naherholungsversorgung relevante Grünverbindung vom Leipziger Umland bis in die City gebildet. Das kompositionelle Zusammenspiel von Auwald und städtischer Bebauung stellt ein Alleinstellungsmerkmal Leipzigs in Europa dar. Außerhalb der Stadtgrenze ist das durch umfangreichen Braunkohleabbau des 20. Jahrhunderts geprägte Gebiet eher waldarm. Als in den frühen 1990er Jahren der Braunkohleabbau stoppte, wurde sogleich mit der Rekultivierung der Tagebaurestlöcher und der Renaturierung der umgebenden Areale begonnen. Aus den gefluteten Tagebauen sind mehrere Seen, z.B. Kulkwitzer See, Cospudener See, Markleeberger See und Zwenkauer See, mit sehr guter Wasserqualität hervorgegangen. Wegen ihrer guten Erschließung und großen Nähe zum Stadtzentrum dient das Leipziger Neuseenland als sehr beliebtes Naherholungsgebiet. Zukünftig soll es mit den städtischen Fließgewässern und Kanälen verknüpft und wassertouristisch entwickelt werden. Konzeptionell ergäbe sich daraus ein rund 200 Kilometer befahrbares und urbanes Gewässernetz mit einem Stadthafen als Herzstück in der City.5 Im Jahr 2015 feierte Leipzig seine urkundliche Ersterwähnung vor

genau 1000 Jahren. Den Grabungen am heutigen Matthikirchhofes nach wurde bereits um das Jahr 900 an beiden Ufern der Parthe eine slawische Siedlung angelegt. Die erstmalige urkundliche Erwähnung erfuhr Leipzig 1015, als Thietmar von Merseburg von einer urbs Libzi (Stadt der Linden) berichtete. Als Gründungsjahr gilt das Jahr 1165, in dem Markgraf Otto der Reiche von Meißen dem Ort an der Kreuzung der Via Regia mit der Via Imperii das Stadt- und Marktrecht erteilte. Daraufhin entstanden die zwei großen Kirchengebäude, Thomaskirche und St.-Nikolaikirche, welche es heute zu weltweiter Bekanntschaft gebracht haben. Die Thomaskirche war unter anderem Wirkungsstätte von Johann Sebastian Bach, dem wohl bedeutendsten Musiker überhaupt, und wird heute noch durch Aufführungen des weltbekannten Thomanerchors belebt. Die Nikolaikirche erlangte vor allem als einer der wichtigsten Orte der friedlichen Revolution im Herbst 1989 Berühmtheit, und ist folglich ein wesentlicher Bestandteil der politischen Wende in der DDR. Auch das 1557 errichtete Alte Rathaus im Herzen der Stadt erlangte mit seiner avantgardistischen Architektursprache des Goldenen Schnittes und dem aus der Mittelachse gerückten Rathausturm Bekanntheit bis über die Stadtgrenzen hinaus.


Diese symbolisierte auch die Grundhaltung des städtischen Selbstbewusstseins, welche kontinuierlich danach strebt einen eigenen und unabhängigen Weg zu finden. Als Beispiel dafür ist die lange Tradition als bedeutender Messestandort in Mitteleuropa mit einer der ältesten Messen der Welt (seit etwa 1190) anzuführen. Deshalb wurde Leipzig 1937 auch offiziell in Reichsmessestadt Leipzig umbenannt. 6 Auch heute noch wird das Bild der Innenstadt durch die ehemaligen Handelshöfe und prachtvollen Kaufmannshäuser mit den charakteristischen Passagen bestimmt. Der eigentliche Sinn der Passagen bestand darin, den Kutschen in den Höfen, zur Zeit der Handelsmessen, das Wenden zu ersparen. Das Städtische Kaufhaus und der Handelshof waren die ersten Mustermessehäuser der Stadt. Andere Handelshäuser wie der Auerbachs Hof wurden bereits im frühen 20. Jahrhundert in Ladenstraßen umgebaut. Auf dem Gelände von Auerbachs Hof befindet sich heute die prachtvollste Passage Leipzigs, die Mädlerpassage, mit dem durch Goethes Faust weltberühmt gewordene Auerbachs Keller. Bekanntheit erlangte die Messestadt aber auch durch den Buchdruck und -handel. Bereits im 15. Jahrhundert und noch vor dem Druck der ersten Bücher, als sich durch die Universität der Handschriftenhandel

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ÜBERBLICK

WHAT THE HELL IS LEIPZIG?

entwickelte, fasste auch der Buchhandel in Leipzig Fuß. Populär ist der Druck der weltweit ersten Tageszeitung 1650 in Leipzig. 7 Unterstrichen wird die Wichtigkeit der Buchstadt mit der Gründung der Deutschen Bücherei im Jahr 1912. Bis heute dient sie als alleinige Sammelstätte für die gesamte deutschsprachige Literatur ab 1913. Seit 2006 ist sie Teil der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig. Auch das 1970 gegründete Deutsche Musikarchiv ist mittlerweile in der Buchstadt verortet. Leipzigs Gebäude stehen aber auch für die Epoche des Historismus. Das wohl berühmteste seiner Art ist das Völkerschlachtdenkmal. Dieses monumentale Bauwerk ist gleichzeitig das größte Nationaldenkmal Deutschlands und wurde 1913 im Auftrag des Deutschen Patriotenbundes nach Entwürfen des Architekten Bruno Schmitz fertig gestellt. Als höchstes Gebäude der Innenstadt und in ganz Deutschland galt bis 1972 das City-Hochhaus mit seiner Gesamthöhe von 155m. Es wurde von 1968 bis 1972 als Sektionsgebäude für die Universität erbaut und symbolisiert in seiner Form ein aufgeschlagenes Buch. Entlang des Leipziger Ringes wurde in dieser Zeit ebenso das 95m hohe Wintergartenhochhaus am Hauptbahnhof erbaut und gehört, neben dem 53m hohen Europahochhaus an der Südostseite des Augustusplatzes und dem Krochhochhaus, seitdem zu den markanten Vertikalpunkten der City. Am Augustusplatz befinden sich weiterhin das Neue Gewandhaus und das

Opernhaus. Beide Gebäude wurden in der DDR-Zeit an der Stelle der im Zweiten Weltkrieg zerbombten Kulturhäuser errichtet. Das Gewandhaus gilt dabei durch seine Verbindung von Tradition und Moderne als Musterbeispiel der ehemaligen DDR-Architektur. Zeitgeschichtlich interessant ist die unmittelbar hinter dem Gewandhaus liegende Moritzbastei , als einzig erhaltener Teil der ursprünglichen Stadtbefestigung von Leipzig. 1974 entdeckten junge Studierende auf der Suche nach geeigneten Räumen für einen Studentenclub die unter Erdmassen vergrabenen Reste der Moritzbastei. Der Wiederaufbau wurde seitens der Stadt genehmigt, wodurch bis zur Fertigstellung 1982 mehr als 150.000 Arbeitsstunden zusammen kamen. Unter den 30.000 Helfern befand sich laut Liste des Universitätsarchives Leipzig eine Physikstudentin mit dem Namen Angela Kasner, die 1977 den Ehenamen Merkel annahm und heute Bundeskanzlerin Deutschlands ist. 8 Leipzig hat darüber hinaus aber noch weitere prominente Töchter und Söhne, wie Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716), Richard Wagner (1813–1883), Nikolaus Pevsner (1902–1983), Karl Liebknecht (1871–1919) oder Jesco von Puttkamer (1933–2012). Weiterhin verbrachten nicht weniger berühmte Persönlichkeiten Teile ihres Lebens in Leipzig, wie etwa Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy, Friedrich Nietzsche, Theodor Fontane, Nobelpreisträger Werner Heisenberg und August Horch.


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LEIPZG IM WANDEL

DIE GERETTETE STADT


DIE GERETTETE STADT

Wer das erste Mal nach Leipzig kommt, der wird sicher von der Vielzahl alter jugendstilistischer und gründerzeitlicher Gebäude überwältigt sein. Die prachtvollen Stilbauten sind prägend für das Bild einer Vielzahl ganzer Straßenzüge, wie etwa die des Waldstraßenviertels, welches als eines der größten vollständig erhaltenen Gründerzeitviertel in Europa gilt.9 Weitläufige Parkanlagen und rekonstruierte Wasserstraßen zeugen von der einst reichsten Handelsmetropole Deutschlands. Dank des innovativen Geistes der Belle Époque entstand ein Stadtbild von großbürgerlicher und vornehmer Erscheinung, das heute noch in Leipzig vorzufinden ist. Weltoffenheit und der heitere Charme der Bourgeoise fanden ihren Ausdruck auch in der Architektur und sind heute noch spürbarer Garant für eine überaus hohe Lebensqualität. Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert zeichnete sich die Entwicklung Leipzigs zu einer der größten Städte in Deutschland ab. Vorteilhaft erscheint dabei die herausragende Lage am Knotenpunkt von fünf Eisenbahnlinien, welche mit der Fertigstellung des größten europäischen Kopfbahnhofes (1915) am nördlichen Cityrand besiegelt wurde. Dem stetigen Wachstum ausgesetzt, kann die Stadt trotzdem ihre landschaftlich reizvollen Grünflächen, wie den Auenwald im Westen, beibehalten,

wodurch sich vermögendere Bürger an dessen Rändern ansiedelten. Nach dem DeutschFranzösischen Krieg (1870-1871) war Leipzig die reichste Stadt in Deutschland, wodurch ein wahrer Bauboom entstand, welcher bis zum Ersten Weltkrieg (19141918) anhielt. In den 1890er Jahren konnte sich Leipzig somit zu einem der bedeutendsten Industriegebiete entwickeln. Prägend dafür waren insbesondere der Maschinenbau, die Braunkohlefördertechnik, das Verlagswesen, die polygrafische Industrie und die Textilindustrie, deren baulichen Relikte heute beispielsweise in Plagwitz und Lindenau durch diverse Umnutzungen einen ganz eigenen Reiz besitzen. Mit der Erfindung der Mustermesse im Jahre 1895 (Leipziger Messe), die den derzeitig aufwendigen Warenhandel am Messeplatz durch Musterschauen ersetzte, stieg Leipzig bis Beginn des Zweiten Weltkrieges zum Welthandelsplatz und zu einer reichen Bürgerstadt auf. Wer heute in den berühmten Leipziger Passagensystemen und den

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innerstädtischen Messepalästen steht, bekommt schnell ein Gefühl dafür, wie es einst vor über 100 Jahren ausgesehen haben könnte. Auch außerhalb des Zentrums sind Spuren dieser epochalen Erscheinungen an den der Moderne verpflichtenden Siedlungen, wie etwa der Krochsiedlung in Gohlis oder dem Rundling in Lößnig, abzulesen. In einer ersten gesamtplanerischen Geste wurde 1927 vom damaligen Stadtbaurat Hubert Ritter die Idee der „RingCity“ zur Diskussion gestellt. Im Fokus stand dabei die städtebauliche Neuordnung und funktionelle Erweiterung des Leipziger Stadtzentrums. Über eine breite Ringstraße, dem ehemaligen Befestigungsgürtel und dem im 19. Jahrhundert angelegten Promenadenring, sollten dabei verkehrstechnische und städtebauliche Aspekte der Citybildung angesichts der zu erwarteten Rolle Leipzigs im mitteldeutschen Industrieraum betrachtet werden. Angedacht war eine etwa achtgeschossige funktionelle Randbebauung entlang der Ringstraße, welche demnach

ABB.06 MODELL GENER ALBEBAUUNGSPL AN 1927


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LEIPZG IM WANDEL

die Höhe der Altstadtbebauung nur ein wenig überschritt. Der spezielle Raumbedarf der Mustermesse wurde dabei als Motor des zentralen Wandels mit einkalkuliert. Somit blieb, im Gegensatz zu Berlin und Frankfurt, wo die Altstädte zu Verfallsquartieren mit billigem Wohnraum verkamen und sich deshalb neue Geschäftsstädte entwickelten, die Leipziger Innenstadt mit der Messe und ihrer City-Funktion erhalten.10 Mit dem Beginn des DDR-Regimes im Jahre 1949 begann jedoch der damalige städtebauliche Degenerationsprozess. Der dramatische Verfall Leipzigs war 1989 sinnbildlich für den Niedergang aller Städte im Osten Deutschlands. In einer dreiteiligen Dokumentation zum Verfall Leipzigs wurde im Wendeherbst die Frage gestellt „Ist Leipzig noch zu retten?“, was die ganze Republik zum Aufhorchen brachte. Das Interview mit dem damaligen Chefarchitekten Dietmar Fischer und dem Spiegelmagazin brachte es im Artikel über die Filmdokumentation auf den Punkt. Der lange Zeit geduldeten Misswirtschaft sollte endliche die dringend benötigte Erhöhung der Baureparaturkapazitäten entgegenstehen. 11 Die Dokumentation handelt vom Verfall Leipzigs und wurde 1989 im DDR-Fernsehen ausgestrahlt. Zu sehen ist die städtebauliche Realität und der Dialog, bezüglich der rhetorischen Titelfrage, mit den Anwohnern, Architekten und Akteuren aus der Stadtverwaltung. Die gleichnamigen Titel der drei Folgen stellen dabei die folgenden

Fragen in den Raum: „Ist Leipzig noch zu retten?“, „Wie ist Leipzig noch zu retten?“ und „War Leipzig noch zu retten?“ 12 Zwar nicht zum sofortigen Zeitpunkt, aber nach und nach wurde Leipzig tatsächlich gerettet, jedenfalls in weiten Teilen. Daraus entstand jedoch auch eine alles andere als geradlinig verlaufende Entwicklung. Das einst mit bedeutendste Industriegebiet der Republik wandelte sich sehr schnell zum Gegenteil, und so war die Stadt eher als Abrisshauptstadt Deutschlands bekannt.13 Mit der von der negativen Praxiserfahrung aus der DDR angetriebenen Leipziger Montagsdemonstration gelang durch die friedliche Revolution im Herbst 1989 der lang ersehnte Umschwung. (Siehe S. 104ff) Mit der Wiedervereinigung Deutschlands kam es für die Stadt aber nicht unbedingt zu dem erhofften Segen. Es gab starke Tendenzen zu einer Deindustrialisierung. Während in der DDR-Zeit noch fast die Hälfte aller ostdeutschen Beschäftigten in der Industrie tätig waren, sank mit der Wende das Angebot an Industriearbeitsplätzen rasch unter das westdeutsche Nievau. 14 Aber

ABB.07 HAUPTSTADT DER KR ÄNE 1993

auch in anderen Bereichen gab es eklatante Einschnitte. Der Rückgang der Geburtenrate, die Abwanderung in die alten Bundesländer sowie die Suburbanisierung ins Umland waren für die Stadt von einem durch Wachstumserwartungen und Fördermitteltransfer getragener Stadtumbau- und Investitionsprogramm im hohen Maße begleitet. Der wirtschaftliche Aufschwung Leipzigs wurde zu Beginn der 1990er Jahre vorwiegend vom Baugewerbe getragen. Zwischenzeitlich erreichte der bauindustrielle Anteil der Bruttowertschöpfung 17,5%, wodurch nicht nur die übliche fünf Prozent- Marke, sondern auch der adäquate Teil der alten Bundesländer überschritten wurde.15 Stehend für die Leipziger Auf- und Umbaubemühungen etablierte sich dabei ein Schlüsselwort - „Boomtown“. In der nationalen Presse galt Leipzig von da an als „Boomtown des Ostens“ und fand medial immer entsprechende Titulierungen. Dieser Euphemismus galt aber nicht als einziges


DIE GERETTETE STADT

Stadtentwicklungspolitik war froh um jeden Investor, der in Leipzig bauen wollte und förderte diese entsprechend an allen erdenklichen Stellen. So kam es zu einem „unerbittlichen Kampf um die

‘ INFOLGE DER UNGLAUBLICHEN VERNACHLÄSSIGUNG DES HISTORISMUS HAT UNSERE ARCHITEKTONISCH BEDEUTENDE STADT NACH 1945 GRÖßERE BAUSCHÄDEN ERLITTEN ALS IM GANZEN ZWEITEN WELTKRIEG.

wirtschaftliches Schlüsselerlebnis. Schon 1993 lenkte der brachiale Bauboom den Blick auf die „Hauptstadt der Kräne“. Der Skizze des ehemaligen Dezernenten für Stadtentwicklung, Niels Gormsen, nach prägten die langen schmalen Baukräne das Stadtbild dieser Zeit. „Der damalige Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig, Hans-Dieter Manegold, berichtete stolz, er hätte eines schönen Sonntags von erhöhtem Standpunkt 200 der kräftigen Hebemaschinen gezählt.“ (Heinker, Helge-Heinz: Boomtown Leipzig. Anspruch und Wirklichkeit. Leipzig 2004, S. 39f.) Leipzig lernte schnell und vermarktete sich entsprechend, sodass besonders große private Investitionen in den Dienstleistungssektor sowie in Büro- und Wohnimmobilien und in die Energiewirtschaft geflossen sind. Ab 1990 wurden demnach innerhalb von nur sieben Jahren über 80.000 Wohnungen saniert. In dieser Zeit wurden der Stadt etwa 2,4 Milliarden D-Mark Fördermittel für die Stadterneuerung zugesprochen. Damit stand der Stadt ein Gesamtinvestitionsvolumen von rund 17 Milliarden D-Mark zur Verfügung, das eine schnelle und umfassende Transformationen ermöglichte, welche die Stadt dankend annahm. 16 Seitdem nahm die Zahl der Bauprojekte, vorrangig im Kern der Stadt, explosionsartig zu. Die

_

WOL F GA NG HO C QU È L _

W ie i st L eipz ig no ch z u ret ten? G e d a n ken z u r 1. L eipz iger Vol k sbau kon feren z a m 6 . u nd 7. Ja nu a r

(L eipz iger Vol k s z eit u ng, 2 8 . Novemb er 19 8 9 )

Grundstücke in der Innenstadt. (...) Zugleich wurde aber die Warnung, dass dabei auch die Fehler des Westens im Zeitraffer wiederholt werden könnten, geradezu zu einer stehenden Metapher der

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Planerdiskussionen.“ (Bartetzky, Arnold: Die gerettete Stadt. Architektur und Stadtentwicklung in Leipzig seit 1989, S. 70.) Überdies hinaus gab es den Verweis auf die Gefahren der Verengung investorenfreundlicher Projekte, die Kaufhäuser, Banken und Versicherungsgebäude, und die damit verbundene Verdrängung Wahn-, Kultur- und Kleingewerbeanteile. Um der befürchteten Verödung des Stadtzentrums entgegen wirken zu können, musste die Stadtverwaltung in gewissen Bereichen umdenken, weshalb eine Zeit lang nicht wirklich viel baulich Neues in Leipzig passierte.17 Es erfolgte einzig die rasche Etablierung zahlreicher Baracken und Verkaufszelte auf den brachliegenden Flächen der Stadt. „Denn wie überall in Ostdeutschland bestand in Leipzig ein übersteigerter Nachholbedarf an allen erdenklichen Konsumwaren und -erlebnissen.“ (Ebd., S. 71.) Mit den Eingemeindungen umliegender Ortschaften begann Leipzig aber wieder zu wachsen, wodurch sich neue Betriebe ansiedelten und die Bau- und Sanierungstätigkeit erneut in Schwung kamen. Heute gilt Leipzig als Musterbeispiel erfolgreicher Stadtentwicklung. In keiner anderen Stadt Ostdeutschlands lassen sich die Höhen und Tiefen des Planens und Bauens in den vergangenen Jahrzehnten so anschaulich verfolgen wie in Leipzig. Die Stadt kann demnach als Sinnbild für die vergangene und sicher auch zukünftige Stadtentwicklung gesehen werden, die bisher entsprechende Erfolge zu verzeichnen hat.


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LEIPZG IM WANDEL

Die städtebauliche Entwicklung Leipzigs kann nicht ohne die Entwicklung des Verkehrsnetzes der Stadt betrachtet werden. Der Faktor der Verortung bestimmt hierbei die Stadtentwicklung bis heute und ist maßgebend für alle Planungsprozesse. Der Flughafenausbau und das weit verzweigte Autobahnnetz sowie die Bedeutung im nationalen Schienenverkehrsnetz sind prägend für diese Tradition. Der Flughafen Leipzig-Halle verfügt über Voraussetzungen interkontinentaler Nonstop-Verbindungen und erscheint mit dem 2003 fertig gestellten neuen Abfertigungsgebäude in architektonisch dynamisch prägender Gestalt. Der Leipziger Hauptbahnhof als leistungsfähige Schnittstelle im Personenverkehr erfuhr mit dem 2009 in Betrieb genommenen City-Tunnel eine weitere Stärkung und ist somit für den zu erwartenden Einwohnerzuwachs vorbereitet. Dementsprechend vergrößert sich auch das städtische Straßenbahnnetz der Leipziger Verkehrsbetriebe in einem stetigen Maße und verbindet die außerhalb liegenden Stadtbezirke kontinuierlich besser. Die wesentliche verkehrsökonomische Raumstruktur im städtischen Bereich wird vor allem durch die vergleichsweise hohe Siedlungsdichte und den nutzungsgemischten

Quartieren in Verknüpfung mit der differenzierten Zentrenstruktur geschaffen. Die verbindenden Straßen werden nicht nur ihrer Funktion entsprechend, als Glied automobiler Infrastruktur, sondern vielmehr als Teil öffentlicher Räume und derartiger Nutzung definiert. Mobilität und Urbanität entwickeln sich somit zu einem spezifischen Konstrukt der städtebaulichen Kultur Leipzigs. Der das Stadtzentrum umschließende Promenadenring zeigt dies zum Beispiel mit seinen auf ihn zuführenden Radialstraßen. Jedoch erfährt dieser aktuell eine starke verkehrstechnische Belastung, weshalb das stadtstrukturell radial ausgerichtete Hauptverkehrsstraßennetz graduell in ein leistungsfähiges Tangenten-Ring-System umstrukturiert wird. Das Konglomerat dieser Idee beinhaltet die äußeren Autobahndreiecke (A9, A14, A38), den Mittleren StadtRing, ein inneres Tangentenviereck, den Promenadenring und einzelne Verbindungsstraßen zwischen den Ringen.18

Magistralen Radialen

Sonstiges übergeordnetes Verkehrsnetz

Ringstraßen Tangentialen

Untergeordnetes Verkehrsnetz


VERKEHRSKONZEPT

DIE GERETTETE STADT

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ABB.08 ENT WICKLUNG VERKEHRSKONZEPT


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LEIPZG IM WANDEL

Die Siedlungsentwicklung sieht an erster Stelle zukünftige Schwerpunkträume der Stadtentwicklung vor. Es wird dabei zwischen einer städtebaulichen Neuordnung, für die bereits räumliche Vorstellungen existieren, und Potenzialräumen, die wegen ihrer gegenwärtig unter Wert genutzten Flächen einer Aufwertung bedürfen, unterschieden. Maßgebende Betonung erfährt dabei das Stadtzentrum, welches sich mit der kritischen Rekonstruktion des historischen Stadtgrundrisses und seinen typischen räumlichen Qualitäten auseinandersetzt. Äquivalent dazu steht beispielsweise der Neubau des Museums der Bildenden Künste und das Universitätsquartier am Augustusplatz. Der Innere Stadtkern findet seine Prägung ausdrücklich im Kontext des Historismus und Jugendstils, durch deren Attraktivität eine weitgehende Selbststabilisierung stattfinden kann. Das äußere städtebauliche Bild Leipzigs ist vorrangig durch heterogen strukturierte

Quartiere unterschiedlicher Qualität geprägt. Die gründerzeitliche Konsistenz der Innenstadt löst sich in östliche und westliche Richtung der Stadt immer weiter auf, weshalb dort die früheren Arbeiterwohngebiete verortet waren. Daher ist es essenziell, diese in ein zeitgemäßes Leitbild zu integrieren, was es erlaubt, neben der Stabilisierung identitätsbildender Orte die entsprechenden konzeptionellen Stärken heraus zu kristallisieren und umzusetzen. Darüber hinaus sollen auch ausgewählte Orte eine besondere Betonung finden, die für die zeitgeschichtliche Ebene überaus relevant sind, wie etwa die Alte Messe im Süden der City. Im Norden der Stadt liegt der Schwerpunkt, durch Ansiedlung der Neuen Messe, BMW und Porsche, mehr auf der wirtschaftlichen Entwicklung, die sich in ihrer Erscheinung von den stadtstrukturell peripher gelegenen Gewerbestandorten anderer Städte unterscheiden soll.19

Stadtzentrum

Potenzialräume

Innere Stadt Urbaner Kern

Konzepte

Äußere Stadt Großsielungen

Gebäude, Strukturen,Planung

Schwerpunkte der Stadterneuerung und des Stadtumbaus

Gebäude, Strukturen, Bestand


SIEDLUNGSENTWICKLUNG

DIE GERETTETE STADT

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ABB.09 SIEDLUNGSENT WICKLUNG


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LEIPZG IM WANDEL

Das Bild der Stadt wird meist erst mit dem Umgang öffentlicher Räume erzeugt. Die Außenwirkung hat dabei eine hohe Wichtigkeit. Sie offenbart die Lebendigkeit, die Vielschichtigkeit, die Größe, die Geschichte und die Offenheit. Eine außerordentliche Prägnanz für Leipzig hat dabei die tradierte gründerzeitliche Stadtstruktur. Sie ist heute noch, trotz der zeitlichen Überlagerungen des Krieges, weitestgehend unbeschadet und spürbar. Im Zentrum und urbanem Kern der Stadt liegt eine hohe Priorität auf der Thematik der Wiederherstellung historischer Raumproportionen, dessen herausgehobene Bedeutung darin besteht, eine kontextuale moderne Interpretation differenzierter Platz- und Straßentypologien zuzulassen. In den außenliegenden städtischen Teilräumen hingegen greift diese Prinzip nicht mehr

ganz so stark, weshalb die Divergenz raumbildender Strukturen diffuser wird. Hier liegt der Fokus eher auf temporären Räumen, die neben gestalterischen Komponenten, aktuelle Faktoren zur Förderung lokaler Ökonomien beinhalten. Im nebenstehenden Plan ist die Abfolge dieser Gestaltungsprinzipien öffentlicher Räume gut ablesbar. Herausragende öffentliche Räume sind dabei unter anderem der Promenadenring, die Jahnallee, die Straße des 18. Oktober und die Karl-Liebknecht Straße. Zu den Räumen mit hoher gestalterischer Bedeutung gehören die übrigen zentralen Verkehrswege. Die zur Identifikation beitragenden besonderen Orte sind Bereiche, die auf bestimmte Art und Weise auf die Geschichte und die Zukunft der Stadt verweisen. Hierzu zählt auch der WilhelmLeuschner-Platz.20

Stadtzentrum

Hohe gestalterische Bedeutung

Innere Stadt Urbaner Kern

Uferräume

Aüßere Stadt Großsiedlungen

Uferräume mit hoher gestalterischer Bedeutung

Siedlungsräume am Stadtrand

Besondere Orte mit überregionalem Identifikationswert

Besonders hohe gestalterische Bedeutung

Urbane Freiräume mit hohem Identifikationswert


ÖFFENTLICHER RAUM

DIE GERETTETE STADT

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ABB.10 ENT WICKLUNGSKONZEPT ÖFFENTLICHER R AUM


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LEIPZG IM WANDEL

Die Grün- und Freiraumentwicklung bildet sich aus den Schwerpunkten zur Sicherung und Entwicklung städtischer Parkanlagen und Erholungsgebiete sowie deren Vernetzung miteinander. Nichtsdestotrotz gehören auch temporär neugeschaffene Freiräume dazu, die städtebauliche Impulse in Richtung des urbanen Kontextes setzen. Die Abbildung verweist dabei besonders auf zwei Konzepte, wie die der raumplanerischen Neuordnungen zum einen und die der Potenzialräume zum anderen. Die Konzeption raumplanerischer Neuordnungen bezieht sich dabei auf Gebiete für die bereits räumliche Vorstellungen existieren, wohingegen die Grundidee der Potentialräume darin besteht, Areale zu definieren, die einer funktionalen und gestalterischen Aufwertung bedürfen. Besonders qualitativ herausragende Räume

gelten dabei als urbane Freiräume mit hoher kulturhistorischer Bedeutung und sichern die „grüne Identität“ der Stadt. Nennenswert sind hierbei der stadtnahe ClaraZetkin-Park und das Rosental. Als eher quartiersbezogene Freiräume sind sonstige Grünanlagen wie Friedhöfe, Kleingärten und Sportanlagen, die besonders im kleinen Raum identitätsstiftend sind, zu sehen. Potenziale machen sich vor allem in der Vernetzung der „grünen und blauen Bänder“ mit den eben genannten Räumen bemerkbar, wie es beispielsweise die stadtbildprägende Auenlandschaft schon ist. Für das vernetzte städtische Grün- und Freiraumentwicklungssystem sind viele kleine strategische Bausteine notwendig, die sich erst nach und nach zu einer ganzheitlichen Konzeption zusammensetzen.21

Stadtnahe Agrarlandschaft

Urbane Freiräume: Kulturhistorischer Bedeutung

Auenlandschaft Wald

Potenzialräume

Freizeit, Tourismus, Seenlandschaft

Konzepte, temporäre Parks

Landschaften neue Arbeitswelten

Grüne Bänder

Urbane Freiräume: Parks, Friedhöfe, Kleingärten, etc.

Blaue Bänder


GRÜN- UND FREIRAUMENTWICKLUNG

DIE GERETTETE STADT

29

ABB.11 ENT WICKLUNGSKONZEPT GRÜN- UND FREIR AUM


30

LEIPZG IM WANDEL

BOOMTOWN HYPEZIG


BOOMTOWN HYPEZIG

eingetreten. Auf bemerkenswerte Art und Weise macht Leipzig seitdem, unter dem neu geprägten Pseudonym „Hypezig“, Weltkarriere. Herrmann hat sich inzwischen

die New York Times und daraufhin Großteile der angelsächsische Presse euphorisch über Leipzig berichtet hatten, gab es keinen Zweifel mehr, dass die Stadt einen neuen Boom erfahren wird. „Der Hype, den Herrmann meint, hatte im Jahr 2007 eigentlich recht gemächlich begonnen, aber irgendwann rollte er nur noch so hinweg über Leipzig. Die New York Times, weil Leipzig „a lot like Berlin“ aussehe, allerdings das Berlin „10 years ago“. Der Guardian, weil Leipzig einer der angesagtesten Orte Europas sei, denn die Stadt habe sich ja zu „Germany’s new cultural hot spot“ entwickelt; zu einem Ort, logisch, „better than the capital“. Irgendwann bekam noch die letzte Lokalzeitung Deutschlands Wind von der Sache. Hypezig titelte die Südwestpresse aus Ulm und führte aus: „Sachsens größte Stadt Leipzig ist im Begriff, Berlin als deutsche Szene-Metropole abzulösen.“ Leipzig, das ist in diesen Texten die Stadt, in der Künstler in Tausendquadratmeterateliers und Loftwohnungen überdimensionierte Bilder malen, illegale Partys in ranzigen Vierteln ausgerichtet werden und Bars in Spelunken eröffnen.“ (Machowecs, Martin: Kein Hype dauert ewig. In: DIE ZEIT. 41/2015, 8. Oktober 2015. Abrufbar im Internet. URL: http://www.zeit.de/2015/41/leipzig-hype-andre-herrmann. Stand: 08.01.2016.) Der zweite Teil der Leipzig-Narration wurde dann im November 2012 fortgeführt, als der Wirt des Traditions-Lokales und spätestens aus Goethes Tragödie „Faust“

‘ LEIPZIG IS GERMANY‘S BOOM-TOWN. MANY WERE NEWCOMERS ARRIVING WITH DREAMS OF A NEAR-EMPTY, ARTISTIC PARADIES, BUZZING WITH A DO-YOURSELF ENTREPRENEURIAL SPIRIT. A PLACE WHERE ALMOST ANYTHING IS POSSIBLE. ‘

Sachsens größte Metropole ist auf der Überholspur angekommen. Schon seit Jahren wächst ein Hype heran und alle großen publizistischen Blätter loben Leipzig als die hipste Großstadt Deutschlands. Immer wieder fällt ein Vergleich: „ Wi e B e r l i n , n u r b e s s e r “ . Selbst New Yorker Szene-Experten setzen Leipzig mit dem Kontext „Berlin is over“ unter den Kunstnamen „Hypezig“ ganz oben auf ihre Alternativliste, sozusagen ein Must-have für alle Hipster. Was aber ist eigentlich dieses Hypezig? Hypezig ist ein Wortgeflecht und setzt sich dabei aus den Begriffen Hype und Leipzig zusammen. Von einem Hype spricht man insbesondere bei besonders spektakulärer und mitreißender Werbung, die eine euphorische Begeisterung für ein Produkt bewirkt. Dabei gilt er als Welle für eine eher oberflächige Begeisterungsperiode.22 Diese Definition ist momentan auch in Leipzig deutlich spürbar. Als 2012 der Slam-Poet, Blogger, Autor und Kolumnist André Herrmann die Wortneuschöpfung erfand, verstand er den Begriff eher als Kritik am sich penetrant potenzierenden Medienrummel um die Stadt.23 Hypezig galt für ihn dabei als Schauderwort und sollte aufzeigen wie unecht der ganze Trubel um den neuen Vibe im Grunde scheint. Doch entgegen seiner erhofften Absichten ist genau das Gegenteil

31

DAS NEUE BERLIN...

_

JO SI E L E BL ON D _

T he a lter nat ive c it y g u ide to L eipz ig, G er ma ny

( T he Gu a rd ia n , 10 . Aug u st 2 01 5 )

von seiner Wortschöpfung emanzipiert, da sie nicht mehr als Kritik verwendet, sondern als Markenzeichen gesehen wird - als Synonym für den Trend. Nachdem 2006 zuerst der Guardian, dann


32

LEIPZG IM WANDEL

bekannten Auerbachs Keller, 50.000 Aufkleber mit dem Slogan „Leipzig, the better Berlin“ drucken ließ. Der durch Bernhard Rothenberg vorher geschützte Slogan sollte überregional Werbung für Leipzig machen. 24 Und die Auswirkungen sind spürbar Leipzig vibriert! Doch auch wenn nur durch aktuelle Belange über Hypezig gesprochen wird, so sind es im Grunde mehrere Wellen, die dieser Begrifflichkeit zuzuordnen sind. Der erste Hype nach dem Zweiten Weltkrieg geschah um das Jahr 1990, als Reporter der ganzen internationale Presse wissen wollten, was das für Leute sind, die in Leipzig leben und ihre Stadt mit der Friedlichen Revolution bei der Einleitung der Wende zur „Heldenstadt der DDR“ gemacht haben. Der zweite Hype vollzog sich in etwa 1996, als Leipzig Deutschlands Boomtown genannt wurde. Es war die Zeit, in der gefühlt die ganze Stadt saniert wurde. Vorher war Leipzig unsaniert, kaputt und grau, doch mit dem Bauboom entfaltete es sich zu einer weltoffenen schönen Metropole, wodurch 2003 der dritte Hype eingeleitet wurde. Mit der Bewerbung zur Olympiade machte die sächsische Großstadt auf sich aufmerksam, da sie den vermeintlich sichergeglaubten Bewerber Hamburg aus dem Rennen warf. In der nationalen und internationalen Presse wurde viel über Leipzig geschrieben und gelobt, weshalb die letztliche Absage Olympias zu großem Bedauern führte. Mit der Erfindung des Hypezig-Begriffs ist im Grunde der

vierte Hype eingeleitet worden, der durch die Zunahme medialer Präsenz immer transparenter dargestellt werden kann und schnell um sich greift. Und die Zahlen zeigen demonstrativ, dass der Hype am Ende auch nicht nur Einbildung ist. Um die 560.000 Einwohner leben momentan in Leipzig und es werden immer mehr. Das sind erstmals wieder so viele wie in den Zeiten vor der Wiedervereinigung. wenn die seither eingemeindeten Ortschaften mit eingerechnet werden. „Ende 2014 standen in Leipzig 21.400 Wohnungen leer. Halb so viele nur noch wie 2011. Jährlich wächst Leipzigs Einwohnerzahl um mindestens 10.000 Menschen. „Das Tempo des Anstiegs nimmt deutlich zu“, so hat es die Stadtverwaltung gerade verlautbart, „vor allem deshalb, weil die Zahl der Zuzüge deutlich über der der Wegzüge liegt“. Die Arbeitslosenquote indes ist so niedrig wie noch nie seit 1990, bei aktuell 9,4 Prozent. Doch, das ist ein Boom! Ein messbarer!“ (ebd.) Die Stadt des lang ersehnten Aufschwungs weiß dabei aus den Folgen der Rettung genau, was sie kann und was sie nicht kann. Die direkten gesellschaftlichen Megatrends wie die Globalisierung, demographischer und der sich beschleunigende technologische Wandel sowie die Entwicklung der Wissensgesellschaft, erfahren in Leipzig eine vorbildliche Fügung. Gelungen ist dies vor allem durch das System des „Leipziger Paradox“, welches sich mit dem gleichzeitigen Wachsen und Schrumpfen sowie der einhergehenden

„Perforation“ der Stadt auseinandersetzt. Das neue Leipzig, im Herzen Europas, vereint Geschichte und Zukunft zu einer einzigartigen Symbiose. Dank umfassender Investitionen verfügt die traditionsreiche Universitäts- und Messestadt heute wieder über eine hochmoderne Infrastruktur und zählt zu den attraktivsten Wirtschaftsstandorten Deutschlands. Unternehmen wie Porsche, BMW, DHL und Deutsche Telekom haben das Potenzial der sächsischen Metropole früh erkannt und mit ihren großflächigen Gewerbeansiedlungen viele neue Arbeitsplätze geschaffen. Porsche baute bereits im Jahr 2014 mehr Autos in Leipzig als in Stuttgart. Leipzig ist eine Stadt im Wandel und war jahrelang geprägt vom Kampf gegen die fortschreitende Schrumpfung und den Rückgang von über 100.000 Menschen sowie einem Wohnungsleerstand von rund 22% (70.000 Wohnungen). Demzufolge waren im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten auch die Mieten recht gering. Seit 2002 kann die Stadt aber wieder ein Wachstum von mittlerweile mehr als 10.000 Einwohnern verzeichnen. Gründe für diesen enormen Zuwachs sind, neben dem bereits beschriebenen Imagegewinn, die vielen Investitionen im Wohnungsmarktsektor, in die Infrastruktur und in die Industrie. In den


letzten zehn Jahren sind 40.000 neue Arbeitsplätze in Leipzig entstanden. Aber auch die allgegenwärtige Landflucht ist einer der Gründe für den enormen Wachstum. Dem HWWI/BerenbergStä dte r a nki ng 2 01 5 is t z u entnehmen, dass allein in Sachsen etwa jeder dritte Einwohner (32,3%) in einer der aufgeführten 30 größten Städte Deutschlands lebt, und damit entweder in Leipzig, Dresden oder Chemnitz wohnt.25 Doch woher kommen all diese Menschen? Etwa zwei Drittel der Zugezogenen kommen aus den Neuen Bundesländern, vor allem aus kleineren Städten und Gemeinden. Das andere Drittel derer kommt entweder aus den Alten Bundesländern oder dem Ausland. Besonders die Gruppe junger Leute aus dem regionalen Umfeld macht in der Gesamtbetrachtung den Großteil der Neuankömmlinge aus. Der aktuellen empiricaStudie nach gilt Leipzig als Schwarmstadt Nummer eins in Mitteldeutschland.26 Eine besondere Attraktivität erreicht die Stadt demnach vor allem unter den 18-35-Jährigen. Statistisch gesehen steigen die Geburtenzahlen insbesondere unter den Hochbetagten und die Anzahl der Singlehaushalte sowie Haushalte mit vier oder mehr Personen kann ebenfalls steigende Zahlen vorweisen. Die Nachfrage konzentriert sich dabei vorwiegend auf zentrumsnahe Altbauquartiere,

33

DAS NEUE BERLIN...

BOOMTOWN HYPEZIG

was unter anderem auch in der folgenden Abbildung zur Bevölkerungsstatistik im Stadtteil Mitte entnommen werden kann. Das nach wie vor hervorragende Wohnungsangebot, das ansehnliche Stadtbild, die gute Versorgung von Bildungseinrichtungen und Kindergärten, der hohe Freizeit- und Erholungswert, die überwiegend entspannte Sicherheitslage und das reichhaltige Kulturangebot lässt Leipzig in den letzten Jahren immer wieder in die Ranglisten deutscher Städte mit der höchsten Einwohnerzufriedenheit anführen.27 Und auch einer Bürgerumfrage von 2013 zufolge sollen sich 76% der Einwohner für eine hohe Lebenszufriedenheit in der Stadt ausgesprochen haben. Dieser Wert wurde zuletzt in den Umfragen 1992 erzielt.28 Die steigende Zufriedenheitskurve resultiert aber nicht allein aus der Lebensqualität in Leipzig, sondern hat sicherlich viel mit dem neugewonnenen Image der Stadt gemeinsam. Dies titulierte bereits 2006 die New York Times, in deren Artikel es zur neuen Schule Leipzigs sinngemäß heißt, dass die Stadt nach früheren trostlosen Zeiten eine spektakuläre Wende geschafft hat und stolz auf seine beeindruckende Architektur sein kann. Gebäude aus dem Barock, der Moderne und der stalinistischen Ära prägen ein eigentümliches charmantes Stadtzentrum mit Hunderten Läden, Restaurants, Cafés und Clubs. 29 Das alltägliche kulturelle Leben spielt sich hauptsächlich im Stadtzentrum, in der Gottschedstraße und der

Südvorstadt entlang der KarlLiebknecht-Straße bis zum Stadtteil Connewitz sowie in Plagwitz entlang der Karl-Heine-Straße ab. Leipzig bietet ein bemerkenswertes und reges Nachtleben. Die Entwicklung der vielseitigen Kneipenlandschaft konnte dabei durch den Verzicht der Stadtverwaltung auf eine Sperrstunde begünstigt werden. Speziell in den Abendund Nachtstunden der Sommermonate lässt sich im Barfußgässchen und in der Gottschedstraße, wenn die Freisitze gefüllt sind, ein vitales Straßenleben im Zentrum erfahren. Aber auch die bereits weitestgehend umgesetzte Grünund Freiraumentwicklung Leipzigs begünstigt den abendlichen kollegialen Zusammenschluss der Stadtbevölkerung, überwiegend im Clara-Zetkin-Park, am Ufer des Cospudener Sees und überall entlang des drei Kilometer langen innerstädtischen Karl-Heine-Kanals. Den zugezogenen Neu-Leipzigern nach sei es der unfertige und etwas rotzige Charme, der in Leipzig noch zu finden sei, nachdem Berlins Prenzlauer Berg zunehmend in Spießigkeit erstarre. Eben das sei ein Vorzug post-sozialistischer Metropolstädte mit ihren gewaltigen ungenutzten Altbauflächen und Industriequartieren, die noch nicht definiert und noch nicht vom Immobilienmarkt entdeckt seien. Die Stadt profitiert von dem Zuzug junger studentischer Köpfe, die weitestgehend nach Beendigung ihres Studiums in Leipzig sesshaft werden. Der hohe Akademikeranteil und der freischaffende Geist lassen Leipzig insgeheim


34

LEIPZG IM WANDEL

jetzt schon als Kulturstadt von morgen gelten und verstreuen überall den Humus der künftigen Kreativwirtschaft. Im Jahr 2015 feierte die Stadt Leipzig 1000-jährige Bestehen seit ihrer urkundlicher Ersterwähnung. In der unten abgebildeten Tabelle Leipziger Bevölkerungsstatistik sind die letzten 25 Jahre im Genaueren und die Zeit ab 1925 in fünf Jahres-Schritten dargestellt. Die frühesten, nicht implementierten, statistischen Daten stammen aus dem Jahr 1699, in dem damals 15.653 Menschen in Leipzig lebten. Anno 1871 zählte die Stadt dann bereits 106.925, im Jahr 1905 503.672 Einwohner. Abgebildet ist auch der bisherige Rekordwert mit 713.470 Leipzigerinnen und Leipzigern, der 1933 erreicht wurde. Danach sank die Bevölkerungszahl rapide bis auf 437.101 Einwohner im Jahr 1998. 30 Seit 1992 ist Leipzig

verwaltungsmäßig in zehn Stadtbezirke gegliedert, die 62 Ortsteile enthalten. Im Gegensatz dazu werden Stadtteile als Gebiete der Stadt bezeichnet, die durch Eingemeindung vorheriger selbständiger Dörfer entstanden sind. Die umfangreiche Eingemeindungsphase von zwölf Orten aus dem Jahr 1998 ist in der Statistik deutlich erkennbar und lässt nicht nur die Bevölkerungszahl nach oben schnellen, sondern bringt der Stadt einen flächenmäßigen Zugewinn.31 Seither ist ein kontinuierliches Einwohnerwachstum zu verzeichnen, dessen Tempo sich während der letzten Jahre sogar bis auf insgesamt 544.479 Personen in 2014 erhöht hat. Prognosen aus dem Jahr 2013 nach sollte die Einwohnerentwicklung in der pessimistischen Variante bis auf 560.000 Einwohner im Jahr 2032 steigen. Dieser Wert wurde bereits zum

‘ SEIT JEHER ERN MENSCHHEIT VON UND NICHT VON ICH BIN FÜR EINE FU STADT - AUCH

WIEVIEL SAHNET LEISTEN K WERDEN W _

DR . F R I E DE R

f reier A rch ite

( Be d i ng u ngen s cha f fen f ü r z üg igere s , ef fek t ive s Ba

Stichttag am 30. September im vierten Quartal 2015 überschritten, weshalb die beiden anderen prognostizierten Varianten in Betracht gezogen

700.000

650.000

600.000

550.000

500.000

450.000

400.000

0

1925

1933

1945

1950

ABB.12 BE VÖLKERUNGSSTATISTIK LEIPZIG

1955

1960

1965

1970

1975

1980

1985

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996


NÄHRT SICH DIE N SCHWARZBROT N SAHNETORTE. UNKTIONSTÜCHTIGE H MIT SAHNE.

TORTEN WIR UNS KÖNNEN, WIR SEHEN. ‘

R HOF M A N N _

ek t i n L eipz ig

auen . I n : L eipz iger Vol k s z eit u ng, 1. Dez emb er 19 8 9 )

werden sollten. 32 Der Hauptvariante nach können bis 2032 um die 600.000 Menschen in Leipzig leben und einer optimistischeren Variante bereits

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

35

DAS NEUE BERLIN...

BOOMTOWN HYPEZIG

etwa 640.000 Personen. 33 Damit gehört Leipzig heute zu der wohl am rasantesten wachsenden Kommune innerhalb Deutschlands. Es bleibt aber abzusehen, bis zu welcher Einwohnerzahl sich die Stadt wirtschaftlich erweitern kann, ohne dabei die bisherigen Qualitätsmerkmale zu verlieren. Der in einem Interview mit der Leipziger Volkszeitung getätigte Ausspruch von Schwarzbrot und Sahnetorte über die Denkmalpflege vom ehemaligen städtischen Chefarchitekten erscheint in dieser Betrachtungsweise immer noch hochaktuell. Angesichts des langzeitlichen Zustands der Stadt galt es damals als Prämisse der Stadtentwicklungspolitik, Investitionen um nahezu jeden Preis zu fördern und zu beschleunigen. Dennoch sind auch die Leipziger Ressourcen nicht unerschöpflich und so kam die Stadtverwaltung

Mitte der 90er Jahre zu dem Entschluss, die knapper werdenden Flächen nicht mehr in dem bis dato üblichen Maß verschleudern zu wollen. Dieses entwickelte Selbstbewusstsein gegenüber Investoren steht erstmals im Kontrast zu den Ansichten des nachwendezeitlichen Leipzig. Es wurde somit erstmalig für gut befunden, wenn zumindest in einigen Teilen der Stadt eine Zeit lang nichts passiert. Dies bietet die große Chance, den Prozess des Planens und Bauens in bestimmten Fällen in gewisser Weise zu endschleunigen und sorgfältig über die künftigen Bedürfnisse der Stadt nachzudenken. Demnach können höhere baukulturelle Ansprüche entwickelt und unfertige Flächen für temporäre „Versuchszwecke“ vorteilhaft genutzt werden. Diesem prokrastinierenden Mantra entsprechend können auch die Geschehnisse

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015 JAHR


36

LEIPZG IM WANDEL

4 5 3

6 1

2

7 9 10 8

5 km

ABB.13 STADT TEILE LEIPZIG

60.000

55.000

50.000

45.000

40.000

35.000

0

2005

2006

2007

2008

2009

ABB.14 BE VÖLKERUNGSSTATISTIK STADT TEIL MIT TE

2010

2011

2012

2013

2014 JAHR

um die Markthalle und den Wilhelm-Leuschner-Platz den jeweiligen Planungsschritten abgelesen werden, wozu in den nachfolgenden Kapitel noch einmal Näheres eruiert wird. Da aber mittlerweile, wie eben angeführt, vieles darauf hindeutet, dass Leipzig in den kommenden Jahren weiterhin wachsen wird und sich neue Fragestellungen um die noch wenigen unbebauten zentrumsnahen Flächen stellen werden, ist eine notwendige planerische Entwicklung des Leuschnerplatzes mit der erforderlichen Markthalle überaus absehbar. Der immer dichter und städtebaulich geschlossener werdende Zustand der Stadt sollte dabei auch im Einklang des Zitates von Dietmar Fischer stehen, worin die neue Markthalle wegen ihrer großen Erforderlichkeit für das Leipziger Marktwesen als „Schwarzbrot“ und wegen ihrer exponierten Lage auch als „Sahnetorte“ zugleich gesehen werden kann. Der Bauplatz bietet nicht nur die Chance, die kulturell relevante Thematik des Marktes in Leipzig territorial und funktionell zu erweitern, sondern darüber hinaus auch, um ein hybrides Gebäude zu errichten, das weitaus mehr sein kann als nur eine Markthalle und demnach den gewünschten öffentlichen wie auch privaten Raum für die wachsende Bevölkerung in sich vereint.


STADTTEILE LEIPZIG

37

BOOMTOWN HYPEZIG

ZUR LINKEN ABBILDUNG GEHÖREND

1 Mitte 2 Ost 3 Nordwest 4 Nord 5 Nordwest 6 Alt-West 7 West 8 Südwest 9 Süd 10 Südost

56 54

53 52

57 55 26 23

24 25

51 50

19

42

47

59 9

60 11

3

2

10

33 61

18 16

43

32

31

1

4

48 46

29 8

20

58

30

5 21

49

1 Zentrum 2 Zentrum Südost 3 Zentrum Süd 4 Zentrum West 5 Zentrum Nordwest 6 Gohlis Süd 7 Zentrum Nord 8 Zentrum Ost 9 Neuschönefeld 10 Reudnitz Thonberg 11 Anger Crottendorf 12 Stötteritz 13 Probstheida 14 Marienbrunn 15 Lößnig 16 Südvorstadt 17 Connewitz 18 Schleußzig 19 Plagwitz 20 Lindenau 21 Altlindenau 22 Leutzsch 23 Wahren 24 Möckern 25 Gohlis Mitte 26 Gohlis Nord 27 Eutritzsch 28 Mockau Süd

28

7

22

ZUR RECHTEN ABBILDUNG GEHÖREND

27

6

62

12

41

44 17

45 40

14 15 37

39

13

34

36 35

38

5 km ABB.15 STADTBEZIRKE LEIPZIG

29 Schönefeld Abtnaundorf 30 Schönefeld Ost 31 Volkmarsdorf 32 Sellerhausen Stünz 33 Mölkau 34 Holzhausen 35 Liebertwolkwitz 36 Meusdorf 37 Dölitz Dösen 38 Hartmannsdorf 39 Knautkleeberg Knauthain 40 Großzschocher 41 Kleinzschocher 42 Grünau Ost 43 Grünau Mitte 44 Grünau Siedlung 45 Lausen Grünau

46 Miltitz 47 Grünau Nord 48 Schönau 49 Neulindenau 50 Burghausen Rückmarsdorf 51 Böhlitz Ehrenberg 52 Lützschena Stahmeln 53 Lindenthal 54 Wiederitzsch 55 Mockau Nord 56 Seehausen 57 Plaußig Portitz 58 Heiterblick 59 Paunsdorf 60 Engelsdorf 61 Baalsdorf 62 Althen Kleinpösna


38

LEIPZIGER MARKTKULTUR

0

3

ABB.16 MARK TKULTUR

8


39

e L ipziger Marktkultur


40

LEIPZIGER MARKTKULTUR

KULTURELLE RELEVANZ VON HANDEL UND MÄRKTEN


KULTURELLE RELEVANZ

Das Tausch- und Handelsgeschäft mit Waren gehört wohl schon seit der Ur- und Frühgeschichte zu den Grundzügen menschlichen Seins. Auch wenn es für diese theoretische Betrachtung, ausgenommen von langlebigen Handelswaren, bislang kaum Anhaltspunkte gibt, kann davon ausgegangen werden, dass aus Gründen von Warenknappheit und den verschiedenen Fertigkeiten der Beteiligten, Tausch- und Handelsgeschäfte stattgefunden haben. Nachweislich existierten schon in der Jungsteinzeit über 100km lange Handelsstraßen. Durch den Austausch und Handel von Waren kam es über verschiedene Stämme und Siedlungsgebiete hinweg auch immer zu einem Wissensaustausch. So gesehen begünstigte der Tausch und Handel mit Gütern immer auch den sozialen Auseinandersetzungsprozess.

Handel bedingt immer auch die Komponente des Austausches und schafft Weiterentwicklung in kultureller Hinsicht. Dies manifestiert sich nicht nur zwangsläufig im Handeln als solches, sondern vielmehr in der Art des Verhandelns. Für diese Fähigkeit sind besonders zwei Aspekte zielbestimmend. Zum einen gehört die Einigung als Art des Kompromisses dazu und zum anderen die bereitliegende Kommunikationsfähigkeit. Auch wenn sich beide Handlungsstrände zwar gegenseitig bedingen, sind sie differenziert zu betrachten. Beim Tauschhandel zum Beispiel wurden auch immer Neuigkeiten oder Informationen zum Produkt ausgetauscht. Das erworbene Wissen wurde weiterhin in die jeweiligen Lebenslagen eingeführt und die sich abgeschauten Fähigkeiten weiterverarbeitet, was sich wiederum begünstigend auf die Kultur auswirkte. Beispielhaft für die gegenseitige kulturelle Beeinflussung und

ABB.17 MARK TDARSTELLUNG AUF GR ABRELIEF UM 1400 V.CHR.

41

Weiterentwicklung stehen die antiken Handelsstraßen wie die Feuerstein,- Bernstein-, Weihrauch- und Seidenstraßen. Eines der ältesten Gesetze der Welt, der Codex Hammurabi, aus dem 18. Jh. v.Chr. traf auch schon entsprechende Regelungen zu der Thematik des Eigentumes und Handels. Der Handel lässt sich grundsätzlich in verschiedene Prinzipien gliedern. Die älteste Form ist der ambulante, also ortsfremde, Handel, bei dem der Verkäufer in die Nähe des Käufers reist und seine Waren verkauft. Darunter zählen Fernhändler aus der Steinzeit, Nomadenvölker, Seefahrer und die heutigen Markthändler. Das andere Handlungsprinzip ist der stationäre Handel, bei dem der Käufer zum Verkäufer kommt, um mit ihm einen Wissens- und Warenaustausch zu generieren. Jedoch scheint sich diese Form des Handels erst mit der zunehmenden Professionalisierung im Handelswesen durchgesetzt zu haben, weswegen sie heute als die Hauptform des Handels dient. Die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende türkische Siedlung Catalhöyük belegt nachweislich als frühste seiner Form eine autarke Wirtschaft in den einzelnen Wohneinheiten seiner Gebäude. In jedem Haus befanden sich Einrichtungen zur Bevorratung von Lebensmitteln.34 In einem Grabrelief des Qenamen, Bürgermeister von Theben, sind bereits erste Hinweise stationärer Marktsituationen um 1400 v. Chr. dargestellt. Abgebildet sind unter anderem kleine Handelsschiffe,


42

LEIPZIGER MARKTKULTUR

die den engen Nil passieren konnten. Weiter unten ist ein bärtiger asiatischer Mann verkörpert, der in einer Reihe stehend die verladene Schiffsware an einem Marktstand absetzt. Darüber hinaus sind ägyptische Kaufleute zu sehen, die in ihren Verkaufsständen sitzen und alltägliche Dinge wie Sandalen, Stoffstücke, Brote und Kuchen zum Kauf anbieten.35 Die ersten Einzelhandelsläden lassen sich aber schon bis in das 7. Jh. v. Chr. zurückverfolgen. Herodot nach ist den Lydiern die Erfindung des Kleinhandels zuzuschreiben. Die Waren wurden in der Stadt Sardes produziert und von einer Art Hausierer in den ländlichen Regionen verteilt. Neben den ersten Einzelhandelsläden ist Lydien zugleich die Gegend, in der die frühesten datierten Münzen im Mittelmeerraum als intermediäre Währung gefunden wurden.36 Damit ist, lange vor der griechischen Agora um 400 v.Chr., ein Beweis zur Existenz stationärer Märkte und deren Warenaustausch geliefert. Die Agora hingegen ist als der wohl erste zentrale Marktplatz eines Ortes definiert. Durch die Zusammenlegung mehrerer Ortschaften war ein solcher Platz von großer Bedeutung. Er symbolisiert das frühe öffentliche Leben und war Versammlungsstätte, Fest- und Marktplatz zugleich. Als Markt wird eine Veranstaltung beschrieben, „zu der an bestimmten Orten zu bestimmten Zeiten Käufer und Verkäufer zusammentreffen, um Waren zu erstehen oder abzusetzen (Kleinhandel: Tages-, Wochen-, Jahrmärkte; Großhandel:

Messen)“ (Paulick, Siegrun: Der Brockhaus in Einem Band. 10. Auflage, Leipzig 2003, S.570) Zum ersten Mal in der Geschichte spiegelte sich mit der Agora ein Platz von hoher gesellschaftlicher

‘ MARKTHALLE: EINE VERGLEICHSWEISE GROßFLÄCHIGE HALLE MIT REGELHAFT FESTER STANDVERGABE BZW. PERMANENTEN STÄNDEN, IN DER WAREN VON EINZELHÄNDLERN AN PRIVATE ENDKUNDEN VERTRIEBEN WERDEN. ‘

_

DE F I N I T ION M A R K T H A L L E _ E n z yk lopäd ie

(u nter ht t p : / / w w w.en z yk lo.de / Beg r i f f / M a rkt ha l le)

Bedeutung räumlich wider. Etwa 200 Jahre später wurden mit der Entwicklung von Basiliken erste Prinzipien der heutigen Markthallen eingeführt. Ihre architektonische Ordnung ist später nicht nur

Vorbild für den Aufbau christlicher Kirchen, sondern fand auch in den späteren Markthallen des 19. Jh. Anwendung. Marktplätze waren laut Definition nicht nur als Handelsareale interessant, sondern auch im Gerichtswesen von Bedeutung. Das Recht, einen Markt abzuhalten, galt dabei geschichtlich betrachtet als erste Stufe der Stadtentwicklung. Gleichzeitig sicherte der Fürst oder König mit dem Marktrecht die Wahrung des Marktfriedens unter eigens eingesetzter Gerichtsbarkeiten. Denn die Märkte sorgten damals schon für viel Aufsehen und Trubel, sodass eigen bestimmte Richter eingesetzt wurden.37 Im Sinne dieser Vorkehrungen ist es nicht verwunderlich, dass die Marktplätze der zentrale Ort in den Städten waren, und oft von den teuersten Immobilien und dem Rathaus eingerahmt wurden. Im mittleren Osten gingen aus den Straßenmärkten im späten Mittelalter die Basare hervor, die auch heute noch das Konsumverhalten der Städte beeinflussen. Dabei erfuhren die Basare, im Gegensatz zu europäischen Märkten, eine eher branchenorientierte Ordnungsstruktur. Händler des gleichen Sortiments sind nebeneinander aufgereiht, weshalb Basare auch in inhaltliche Abschnitte mit unterschiedlichem Sortiment geteilt werden können. Mit der wachsenden Bevölkerungzahl


KULTURELLE RELEVANZ

stieg auch der Handel in den Städten kontinuierlich an. Immer größere Märkte, Kaufund Warenhäuser wurden nötig, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden. Einkaufen wurde zu einer Art Erlebnis. Besonders für den Adel und reiche Bürger diente das Einkaufserlebnis, Gertrud Lehnert nach, als Bühne der Selbstinszenierung der bürgerlichen Moderne und als Raum des sinnlichen Ereignisses und der Erzeugung neuer Verhaltensformen und Mentalitäten. (Lehnert, Gertrud: Paradies der Sinne. Das Warenhaus als sinnliches Ereignis. In: Image 8, September 2008, S.36. URL: http://www.gib.uni-tuebingen. de/own/journal/pdf/buch_ image8.pdf. Stand: 14.12.2015) Daraufhin entwickelte sich der Bautypus Markthalle, dem bereits vor der französischen Revolution eine gewisse Eigenständigkeit zuzuschrieben war. Auch wenn z.B. in Städten wie Florenz bereits Marktanlagen in Form von Loggien schon seit dem 16. Jahrhundert zu finden waren, entwickelte sich deren heute bekanntes Bild erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die wachsende Nachfrage von Konsumgütern und den damit verbundenen neuen Hygienebestimmungen machten die überdachten Markthallen ab da an unumgänglich. Märkte sind Beweger und bewegen ihr Umfeld. Auch in Leipzig sind die Spuren von Marktanstalten überall ablesbar, wie

an der Alten Handelsbörse, den historischen Kaufmannshöfen, der Technischen Messe, den Messehäusern in der Innenstadt oder den alten Markthallen wie Zentralmarkthalle und Kohlrabizirkus. Hier spielte sich das ganze Handelsleben ab, hier wurde der Wohlstand der Stadt „produziert“. Manche Spuren dieser Epoche sind nur noch bei genauerer Betrachtung zu deuten, wie in der Alten Waage, die mit dem Leipziger Messeamt einst eine weltberühmte Einrichtung beherbergte, oder sie sind komplett verschwunden, wie das Gebäude des Messeamtes aus den frühen 1960er Jahren, das an der südwestlichen Ecke des Marktes stand. Die Marktsituation hat sich im Laufe der Zeit total gewandelt. „700 Jahre lang dominierte der Präsenzhandel mit Warenaustausch vor Ort. Dann folgten hundert Jahre Dominanz der Mustermesse. Seit nunmehr 20 Jahren dringt die virtuelle Welt auf den globalen Datenautobahnen immer stärker in das Marktgeschehen ein.“ (Heinker, Helge-Heinz: Handeln mit Weitblick. In: LVB Kundenmagazin Traffik plus. Leipzig Februar 2013, S.5) Die neue Art des Handels läuft auf elektronischen Plattformen ab. Angebot und Nachfrage lassen sich in Lichtgeschwindigkeit und mit nur einem Maus-Klick zusammenbringen. Kaufverträge werden dabei sowohl für den Tagesbedarf als auch für entfernte Zukunftstermine abgeschlossen. Die Beziehungsebene zu den Kaufleuten scheint dadurch so langsam in Vergessenheit zu geraten. Dem

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Handel über elektronische Endgeräte gehört mittlerweile die Zukunft. Die Vorreiterrolle der vernetzten Welt lässt sich nicht mehr zurückhalten und so sehen bereits mehr als die Hälfte der im Handel tätigen Unternehmen elektronische Plattformen als einen relevanten mitteldeutschen Wirtschaftszweig. Immer größer scheint das Wachstums- und Beschäftigungspotenzial.38 Dennoch kann sich der Einzelhandel in der Leipziger Innenstad gut halten und wächst seit Jahren exponentiell. Auf rund 192.000 m² Verkaufsfläche in Innenstadtlage haben sich zahlreiche Kleinunternehmer etablieren können. Gemessen am Leipziger Einzelhandelsgesamtbestand (840.000 m² Verkaufsfläche) sind es lediglich aber nur 22,9 Prozent. Dieser Wert liegt zwar deutlich unter dem vergleichbarer Großstädte wie z.B. Düsseldorf (33 Prozent) oder Mannheim (40 Prozent), bezüglich der Flächenausstattung befindet sich Leipzig mit rund 1,61 m² je Einwohner aber über dem bundesdeutschen Durchschnittswert von rund 1,5 m² je Einwohner. 39 Trotz der lebendigen und vielleicht steigenden Konsumkraft im Internet nimmt die Zahl der Einzel- und Markthändler in Leipzig zu, was nicht zuletzt nur der größer werdenden Einwohnerdichte zuzuschreiben ist, sondern auch an den neuen Lebensformen wie dem Vegetarismus und Veganismus, bei denen vorrangig und gern auch regionale Produkte konsumiert werden, liegt.


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LEIPZIGER MARKTKULTUR

LEIPZIGER MÄRKTE FRÜHER UND HEUTE


LEIPZIGER MÄRKTE FRÜHER UND HEUTE

Historisch gesehen ist der Leipziger Markt sicher so alt wie die Stadt selbst, deren Gründung auf das Jahr 1165 zurückgeht. Insofern scheint das symbiotische Verhältnis der Stadt Leipzig mit dem Marktwesen als jeher untrennbar. Am Marktplatz der Stadt trafen sich schon seit dem Mittelalter Händler und Bauern, um ihre Waren feil zu bieten. Gefördert wurde dies vom Landesherr und dem Stadtrat, wodurch dem Leipziger Markt eine weitreichendere Bedeutung zukam. Mit den von Kaiser Maximilian I. bestätigten Privilegien von 1497 und 1507 wurden die drei Leipziger Märkte zu Reichsmessen erhoben und zogen nun Händler aus ganz Europa und darüber hinaus an. Der Marktplatz war Handels- und Messeplatz zugleich, aber auch Turnier-, Fest- und Richtplatz, und somit der Mittelpunkt und wichtigste Platz der Stadt. Die umliegende Bebauung richtete sich deshalb vorrangig nach dem Bild der Kaufleute. So entstanden Häuser mit Kaufgewölben sowie 1553 die Alte Waage, wo die Waren registriert wurden, und 1556 das Alte Rathaus. Die Verpflegung der Stadt und deren Bewohner geschah über die Thematik des Marktwesens nicht aus Affektiertheit, sie war immer schon eine Notwendigkeit. Getreu dem Mantra: Gut verpflegte Bürger sind zufriedene Bürger; gab es ein ordnungsregelndes

Grundgerüst, das in Form diverser Marktordnungen wiederzufinden ist. Bis zur ersten richtigen Marktordnung aus dem Jahre 1726 existierten die Kramerordnung von 1484, die Hökenordnung von 1504 und eine Marktordnung von 1654.40 Als Kramer wurden Einzelhändler bezeichnet, die ihre Handelsgüter von Kaufleuten bezogen und die Ware, im Gegensatz zu Kaufleuten, nur in definierten Mengen abgeben durften. Die Preise der zu verkaufenden Waren wurden auf einer Tafel am Waagegebäude abgelesen und konnten nicht selbst definiert werden. Kramer verkauften zwar fast alles, dafür aber nicht immer. Es war ihnen untersagt, an allen Markttagen einen Stand zu betreiben, weshalb sie auch keine allzu große Konkurrenz für normale Händler darstellten. Dennoch belebte eine gewisse Rivialität das Geschäft und füllte die Kassen der Stadt. Für ortsferne Kramer, sogenannte Sonnenkramer, die ihre Waren auch auf dem Leipziger Markt anpriesen, war es Voraussetzung, ein spezielles Städtegeld zu entrichten. All diese Regelungen mit ihren Feinheiten waren in der Kramerordnung, einer der ersten Vorreiter der heutigen Leipziger Marktordnung, definiert. Eine andere Art von Zwischenhändlern waren die Höken, deren Handlungsspielräume die Hökenordnung entsprechend aufführte. Höken waren Einzelhändler, die keinen eigenen Stand besaßen und ihre Waren daher auf dem Rücken trugen und auf einem kleinen zugewiesenen Platz

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verkaufen durften. Der metaphorisch geprägte Begriff Höke entstand dabei wohl aus dem Ausdruck für den Transport der Waren auf dem Rücken (aufhucken) und der punktuellen Niederlassung der Händler (sich hinhocken) in der Stadt. Höker verkauften in erster Linie Lebensmittel, welche vorher außerhalb der Marktöffnungszeiten, meist aus den umliegenden Dörfern, erworben werden mussten, damit kein Vorteil gegenüber den anderen Händlern auf dem Markt entstand. Schon in der ersten Hökenordnung von 1504 wurde definiert, welche Lebensmittel wo genau in Leipzig verkauft werden durften. Dies war nicht nur wichtig, um eine Vermischung der Höken mit den Kaufleuten zu verhindern, sondern auch um einen entsprechenden Überblick über die Händler bewahren zu können. Ein weiterer wesentlicher Punkt zur Sicherung der Bedürfnisse in der Hökenordnung war den stadtnahen Dörfern die Zollfreiheit in Leipzig zu gewähren, wenn diese ihre Zuwegungen und Brücken zu den Stadttoren nachhaltig instand setzen.41 Nach Ende des 30-jährigen Krieges, war wegen der Besetzung der Stadt, ein Wochenmarkt nur außerhalb der Stadtmauern erlaubt. Dies regelte 1654 eine erste kleine erlassene Marktordnung. Grund dafür waren neben den schlechten Einnahmen und des Warenmangels während der Kriegszeit vor allem der durch die Pest aus dem Ruder gelaufene Marktbetrieb und die vielen kleinen Hehlereien. In der Marktfassung wird


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LEIPZIGER MARKTKULTUR

der Verkauf aller Handelsgüter genauestens geregelt und darüber hinaus durch immer wieder dazukommenden Neuerungen, etwa zur Haltung der Tiere oder dem Verkauf von Kohlen und Hölzern, ergänzt. Mit der Zusammenfassung und Gliederung aller bereits vorhandenen Ordnungen erschien 1726 die erste richtige Marktordnung mit zehn Artikeln, eingeteilt nach Warengattungen und Sachregister. Der erste Artikel beschreibt den Getreidehandel im Näheren und beschäftigt sich mit den strengen Regularien zur Hökerei. Interessant dabei ist, dass 1835 ein besonderes Regulativ für den Getreidemarkt getroffen wurde, welches vorsieht, diesen an der Esplanade der Petersvorstadt vor den Toren der Stadt zu verorten, dem heutigen WilhelmLeuschner-Platz. In den anderen Artikeln der Marktordnung werden Vorschriften zu Brot, Fleisch, Butter, Fischen und Vögeln getroffen. Als Hauptumschlagsplatz gilt dabei, wie heute noch, der große Marktplatz direkt vor dem Rathaus. Mit der Verabschiedung des Messerechts und den darauffolgenden Mustermessen mitten in der Stadt kamen mehr und mehr Menschen von außerhalb nach Leipzig. Somit wuchs die Messestadt zu einen weltoffenen und damit zu jener Zeit überaus interessanten Ort heran. Dieser schuf mit dem Messetrubel und dem täglichen Markttreiben eine ganz eigene Atmosphäre, ohne die die Versorgung der Stadt nur schwierig funktionieren würde. Der Leipziger Musikschriftsteller

und Verleger Bartholf Senff beobachtete dieses Geschehen ziemlich genau und beschrieb dies in seinen Heften mit dem Titel „ buntes Leipzig“ unter anderem wie folgt: „Man muß dieses Markttagsfrühtreiben, diese Leipziger Völkerwanderung gesehen haben, um zu wissen, wie schön, wie lachend es ist. Eine wahre Faschings-Mittwoch, und zumal Dienstags und Sonnabends! Dieses ewige Gehen und Treiben und Fahren und Rufen; diese kecken Augen der Gärtnermädchen und Köchinnen, die sich zeigen in schönster Martkparade, und deren suchende Blicke dreist umherblitzen, ihre Bewunderer zu mustern. Und in den Mittelgängen des Marktes, dieses friedliche Stoßen und Drängen, diese schöne Jugend, neben alter und häßlicher Fratze, wie sie handeln um wenige Pfennige, Viertelstundenlang.“ (Senff, Bartholf: Buntes Leipzig. Scizzen und Genrebilder. Erstes Heft, Leipzig 1842, S.20, 23) Doch dieser ganze Trubel brachte auch Nachteile mit sich. Die sich ständig in Aktualisierung befindliche Marktordnung von 1726 konnte die damals festgeschrieben Handelsstrukturen nur schlecht mit der Messezeit vereinbaren. Immer wieder kam es während des 19. Jahrhunderts zu Komplikationen mit den Fuhrleuten und den konsumierenden Menschenmengen. In jener Zeit zählte die Stadt immerhin schon 450.000 Einwohner und etliche neue Fortbewegungsmittel. Darunter gab es neben den bereits bekannten Kutschen aus der erste Hälfte des 19. Jahrhunderts auch

eine Pferdeeisenbahn und die 1896 in Betrieb genommene elektrische Straßenbahn. Infrastrukturell konnte sich dadurch auch das Marktwesen in Leipzig ausbreiten. Hinter dem Rathaus gab es z.B. den sogenannten Naschmarkt, wo Obst und Fische als sogenanntes Naschwerk verkauft wurden. Heute findet auf diesem Platz, bekannt für die barocke Alte Börse und dem Goethedenkmal, ein Teil des jährlichen Weihnachtsmarktes statt. Außerdem konnten sich diverse Spezialmärkte etablierten, die es heute in ihrer Form zum Teil immer noch gibt. Diese Sondermärkte haben nichts mit dem Wochenmarkt auf dem Marktplatz zu tun und finden an anderen Tagen an anderen Plätzen statt. Dies hatte den Vorteil, dass es eine gewisse Unabhängigkeit der kleineren Märkte während der Messezeit gab. Einer dieser Spezialmärke ist der Töpfermarkt auf dem Töpferplatz, der heute immer noch existiert. Fast 300 Jahre lang gab es bis 1900 den Wollmarkt auf dem Roßplatz. Etwa zeitgleich schloss auch der Roß- und Viehmarkt, den es seit 1625 gab und der sich auf dem Areal um die Moritzbastei erstreckte. Schon August der Starke kaufte hier seine Stalltiere, weshalb dem Roßmarkt eine überregionale Bedeutung zukam. Mit der baulichen Erweiterung des Stadtzentrums und der


LEIPZIGER MÄRKTE FRÜHER UND HEUTE

wieder Kleinhändler und Schausteller in den Straßen des zentrumsnahen Bereichs und eine Markthallenerweiterung unter freiem Himmel direkt vor der selbigen. Seit 1907 existiert die Leipziger Kleinmesse, die eng mit der Geschichte der Messen als Art Volksfest verbunden ist. Schausteller gab es auf den Märkten zwar schon seit dem zehnten Jahrhundert, doch mit der Vergrößerung

‘ LEIPZIG, WENN EINST DEIN MARKT NICHT MEHR EXISTIRT, DANN IST AUCH DEINE LETZTE POESIE DAHIN. ‘

Errichtung der neuen Markthalle auf dem Königsplatz zog der Roß- und Viehmarkt gegen Ende des 19. Jahrhunderts nach Lindenau.42 Mit der zentral gelegenen Markthalle, welche im nachfolgenden Kapitel näher betrachtet wird, gab es die Idee, ein Gebäude zu schaffen, dass alle bisher bestehenden Märkte unter einem Dach vereint und die Straßen der Innenstadt an Markttagen entlastet. Anfänglich hatten die Händler es wohl schwer in die neue Markthalle zu ziehen, da viele den alten Gepflogenheiten nachtrauerten. „Als am 26.Mai 1891 der letzte Wochenmarkt vor dem Rathaus abgehalten wird, wehen an den Verkaufsständen des Marktes kleine Fähnchen und schwarzer Flor.“ (Sohl, Katrin: Bratwurststand und Budenstadt. Zur Geschichte des Leipziger Marktwesens. Dresden 2001. S.51.) Wegen hygienisch besseren Umständen, größeren Lagermöglichkeiten, einem Kühlsystem, fließendem Wasser und der großen Wetterunabhängigkeit bestanden diese Zweifel aber nur kurzzeitig. Die Organisation des Gesamtkonstrukts Markthalle, welche bei einer solchen Dimension absolut erforderlich ist, regelte eine strenge Markthallenordnung mit 50 Paragraphen, deren erster nochmals ausdrücklich auf das Verbot des Standhaltens auf Straßen und öffentlichen Plätzen verweist. 43 Dennoch gab es gelegentlich immer

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BA RT HOL F SE N F F _

Mu si k s ch r i f t stel ler, Verleger

( Bu nte s L eipz ig, 18 42 )

der Stadt und der höheren Einwohnerzahl beschloss man die innerstädtische Messe für Unterhaltungskunst auszugliedern und an den heutigen Festwiesen anzusiedeln. Das Spektakel findet zweimal jährlich statt und nimmt einen so hohen Stellenwert in der Stadt ein, dass der Rat sogar ein Amt für Kleinmessen einrichtete. Auch wenn sich das äußere Bild der Kleinmessen etwas gewandelt hat, und heute moderne Fahrgeschäfte

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und Losbuden Einzug halten, ist dennoch immer wieder mal ein einfaches Kettenkarussell, Luftschaukeln, oder eine kleine Modelleisenbahn zu entdecken. Doch nicht immer war es einfac,h diesen und andere Märkte am Leben zu erhalten. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Leipziger Marktkultur weitestgehend zum Erliegen. Den Wochenmarkt gab es bezüglich der Rohstoffknappheit erst mal nicht mehr und auch die Markthalle wurde bei den Angriffen vom Dezember 1943 zu großen Teilen zerstört. Diese Situation begünstigte jedoch das Florieren der Schwarzmärkte, auf denen mit allen Dingen des täglichen Bedarfs gehandelt wurde und meist enorm hohe Preise zustande kamen. Auch andere marktähnliche Konstellationen konnten sich bilden, wie etwa der Verkauf von Gemüse unter freiem Himmel. was sich letztlich sogar in einen eigenständigen Gemüsemarkt auf einer vom Schutt befreiten Freifläche an der Petersstraße wandelte. Dabei wurden überwiegend regionale Früchte der umliegenden Bauern Leipzigs verkauft. Teilweise waren aber auch importierte Südfrüchte wie Pampelmusen und Apfelsinen im Angebot. Der Handel mit den exotischen Früchten verbesserte sich in den späten 80er Jahren. Der erhalten gebliebene Keller der alten Markthalle diente dabei nicht selten als Reifelager für Bananen oder andere Viktualien. Während der Weihnachtszeit gab es einen kleinen Geflügelverkauf auf dem Gemüsemarkt. 1971 etablierte sich der Fisch- und Topfmarkt wieder


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LEIPZIGER MARKTKULTUR

am Ort des zentralen Obst- und Gemüsemarktes, dessen organisatorischer Aufwand in der DDRZeit jedoch aus hygienevorschriftlichen Gründen sehr hoch war. Fünf Jahre später wurden dann die Leipziger Markttage eingerichtet, die die alte Tradition der früheren Wochenmärkte wieder beleben sollten, und immer am 7. Oktober, zum Nationalfeiertag der DDR, stattfanden. Heute beginnen die Markttage gegen Ende September und dauern etwa zehn Tage an. Dabei sind Händler aus allen zum Bezirk Leipzig gehörenden Kreisen mit ihren Spezialitäten vertret e n . Ve r a n s t a l t e t w e r d e n d i e Markttage, wie der frühere Wochenmarkt auch schon, auf dem Marktplatz am Alten Rathaus. Das reichhaltige Angebot von regionalen Produkten wird durch ein abwechslungsreiches kulturelles und kulinarisches Programm auf einer Bühne untermalt. Meist werden über den Marktplatz hinaus im Salzgäßchen ein Handwerkermarkt und am Augustusplatz, vor dem Gewandhaus und der Oper, diverse Familienaktionen veranstaltet. Bereits traditionell ist ebenso, wie es sich für eine „Buchstadt“ gehört, der seit 1979 stattfindende Buchmarkt. Wenngleich mittlerweile auch keine der großen Verlage mehr ihren Stammsitz in Leipzig haben, so scheint die Szene immer noch, geprägt von Literaten, Verlegern und Lektoren, sehr lebendig zu sein. Die Angliederung des Deutschen Literaturinstitutes an die Universität und die kürzlich erweiterte Deutsche Nationalbibliothek tragen sicherlich zu

diesem Bild bei. Direkt nach der Wende wurde darüber hinaus die Leipziger Buchmesse ins Leben gerufen, die heute, neben der in Fr a n k f u r t , d i e z w e i t g r ö ß t e Deutschlands ist und jedes Jahr neue Besucherrekorde erklimmt. Mit dem Ende der DDR-Diktatur entstanden ganz neue Märkte, sodass der Marktplatz nur selten leer steht. Allen voran findet zweimal wöchentlich der Wochenmarkt auf dem Marktplatz statt. Dieser verbreitet sich über die ganze Stadt hinweg an 14 weiteren Plätzen und stellt damit eine fest Verkaufsgröße dar. Die Satzung zu Durchführung von Wochen-, Spezialund Jahrmärkten in der Stadt Leipzig von 1994 beschreibt den Begriff Wochenmarkt auf der ersten Seite dabei als eine „regelmäßig wiederkehrende, zeitlich begrenzte Veranstaltung, auf der eine Vielzahl von Anbietern eine oder mehrere der folgenden Waren feilbietet: 1. Lebensmittel (im Sinne des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes) mit Ausnahme alkoholischer Getränke; 2. Produkte des Obst- und Gartenanbaues, der Land- und Forstwirtschaft und der Fischerei; 3. rohe Naturerzeugnisse mit Ausnahme größeren Viehs.“ Doch nicht mehr alle Produkte kommen aus der Region um Leipzig. Die Waren und Verkäufer sind international, wie die Griechen mit ihrem Schafskäse- und Olivenverkauf, die Südtiroler mit den Bergbauernwürstchen oder die Franzosen und Holländer mit dem ländertypischen Käse. Eine Zunahme an Produkten erfährt der Markt in

‘ DIESER MARKT IST LEBENS IN DOPPEL EIN TÖNENDES CON ALLER MENSCHEN MELN SICH ALLE STÄ LASTER UND TUGE REICHTUM, SCHÖN DARUM LASSET U MARKTE DIE MENS UND HINEINSC TAUSENDFÄLT IHREN UNTRÜGL LEIPZIG HA AN DEINEM _

BA RT HOL

Mu si k s ch r i f t stel ler, Mu si k ve

(18

den letzten Jahren immer wieder besonders durch regionale Biobauern, die Obst, Eier und Fleisch vom eigenen Biobauernhof verkaufen. Die Käuferschicht ist bunt gemischt und es ist festzustellen, dass sich die jüngere Studentengeneration dem Ganzen kumulativ annähert. In Betracht auf die heutigen Ernährungsvorstellungen mit dem Kauf regionaler Produkte und dem Zuwachs von Vegetariern und Veganern in der Bevölkerungsschicht scheint dieser Bereich des Marktes noch ausbaufähig.


LEIPZIGER MÄRKTE FRÜHER UND HEUTE

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T EIN MARKT DES LTER BEDEUTUNG, NCERT ZUM BESTEN N. HIER VERSAMÄNDE, JEDES ALTER, END, ARMUTH UND NHEIT UND LARVE. UNS AUF DIESEM SCHEN STUDIEREN CHAUEN IN DIE TIGEN AUGEN, LICHEN SPIEGEL. ALTE FEST M MARKT! ‘

L F SE N F F _

erleger, Verleger, Re d a k teu r

42 )

ABB.18 WOCHENMARK T VOR DEM R ATHAUS 1891


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LEIPZIGER MARKTKULTUR

ABB.19 KLEINMESSE AUF DEM KÖNIGSPL AT Z UM 1895

ABB.20 BAUERNMARK T AUF DEM LEUSCHNERPL AT Z IN DEN 1980ER JAHREN


LEIPZIGER MÄRKTE FRÜHER UND HEUTE

Mit der immer weiter steigenden Zahl der Einwohner wird der Wochenmarkt im Zentrum der Stadt über kurz oder lang zu klein, um den Anforderungen und Maße der Käuferschicht gerecht zu werden. Besonders vor dem Hintergrund, dass das Leipziger Marktspektrum mittlerweile so groß ist, das der Wochenmarkt, wegen der vielen Spezialmärkte und Festivitäten, nicht kontinuierlich stattfinden kann. Seit 2007 gibt es Bestrebungen, die alte Markthalle wieder als Ort des dauerhaften Marktes zu errichten. Neben den bereits genannten Markttagen findet jährlich unter anderem auch der Osterund Weihnachtsmarkt, das Leipziger Weinfest und der Frühjahrsmarkt auf dem Areal rund um das Alte Rathaus statt. Hinzu kommen das Stadtfest, einige Konzerte, der Christopher Street-Day, die Classic Open und das WaveGotik-Treffen. Die Antik- und Trödelmärkte sind, wie auch der Verbrauchermarkt, ausgelagert und spielen sich nicht im Stadtzentrum ab. An dem letzten Wochenende eines jeden Monats werden die Trödelmärkte abgehalten. Auf dem AGRA-Veranstaltungsgelände im Süden der Stadt etablierte sich dabei Europas größter Antik- und Trödelmarkt mit über 1000 Ständen, verteilt auf einer riesigen Freifläche und zwei überdachten alten Messehallen mit je 5000 m² Grundfläche. Was den Markt auf dem

Gelände der ehemaligen Landwirtschaftsausstellung in LeipzigMarkkleeberg so einmalig macht, sind bis auf die Größe vor allem die alten Waren. Neuwaren sind nicht erlaubt und so bietet der Handel eine weitreichende Bandbreite von Dachbodenfunden und antiken wertvollen und liebevoll restaurierten Möbeln bis hin zu kleinen Dingen wie Uhren und Schmuck an. 45 Abgesehen vom AGRA-Trödelmarkt ist der Nachtflohmarkt im Kohlrabi-Zirkus das größte Trödelevent Leipzigs und der älteste Nachtflohmarkt Sachsens zugleich. 46 Die ehemaligen Gemüsegroßmarkthallen mit dem Spitznamen „Kohlrabi-Zirkus“ sind heute ein historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst. Erbaut im Jahr 1929, unter der Leitung der Bauingenieure Franz Dischinger, Hubert Ritter und Hubert Rüsch, stellten die beiden Schalenkuppeln den gerade „erst 16 Jahre alten Spannweiten-Weltrekord für Massivkuppeln der noch als Rippenkuppel erbauten Breslauer Jahrhunderthalle“ ein. (Lor e n z , We r n e r ; M a y, R o l a n d ; Stritzke, Jürgen: Die Grossmarkthalle Leipzig, Berlin 2013. S.6.) Zwei 33 Meter hohe, durch Grate und Rippen versteifte Stahlbetonkuppeln wölben sich dabei über zwei quadratischen Grundrissen von 75x75 Meter und stellen ein beeindruckendes Raumerlebnis dar. Als besonders praktisch erwies sich zu dieser Zeit der möglichst stützenfreie Raum zur Ausschöpfung des Raumangebotes im Inneren der Hallen. Auch die Tageslichtversorgung sowie

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natürliche Belüftung kann über die im oberen Teil der Kuppel befindlichen Laternen mit Lichtbändern garantiert werden. Die ehemaligen Gemüse-Großmarkthallen ziehen aufgrund ihrer Einmaligkeit neben Trödelfans immer auch Neugierige und Touristen an. Unter einem Dach entsteht dabei zu nächtlichen Stunden ein einzigartiger Charme aus Antik-Trödel und Baukunst. Der nördliche Teil der Halle ist nach einer Sanierung im Jahr 2004 zudem weiterer Veranstaltungsort für eine große Palette von Angeboten. Das Abhalten regelmäßiger Musical- und Konzertaufführungen, Messen, Ausstellungen und Firmenveranstaltungen hält seither Einzug. Gebaut wurde der Kohlrabizirkus eigentlich nur, weil die Markthalle am Wilhelm-Leuschner-Platz keine Schienenanbindung hatte. Ihr Bau passte sich damit an die stetig wachsenden Bedürfnissen der Messestadt und ihrer Bewohner an und versorgte nicht zuletzt nur die Stadt Leipzig, sondern auch weite Teile Mitteldeutschlands mit Obst- und Gemüse. 47 Die Notwendigkeit, die den Bau von Markthallen bestimmte, fokusierte demnach vorrangig die infrastrukturelle und demografische Ebene. Auch heute zählt Leipzig wieder zu einer schnell wachsenden Stadt und es besteht hinlänglich auf den bereits erwähnten Platzmangel des zentralen Marktplatzes kein Zweifel, die essentiell erforderliche Neuerbauung der Markthalle am Wilhelm- Leuschner-Platz endlich wieder voranzutreiben. Um eine Übersicht


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LEIPZIGER MARKTKULTUR

über die bereits bestehenden 15 Wochen- und 26 Trödelmärkte in Leipzig zu bekommen, sind diese in der nebenstehenden Karte abgebildet. Die dem Wilhelm-Leuschner-Platz territorial am nahe liegendsten Marktflächen sind nummeriert und werden auf den folgenden Seiten entsprechend ihrer Produktauswahl bewertet. Betrachtet werden dabei folgende Aspekte: Kulinarisches Angebot Obst & Gemüse Angebot Blumen Angebot Textil & Haushaltsartikel Regionalität der Produkte Die gelb hinterlegten Icons sollen dabei eine Positiv-Wichtung vornhemen, anhand derer ein Gefühl für die Angebotsvielfalt entwickelt werden kann. Abzulesen ist, dass es keiner der Märkte schafft alle in Betracht gezogenen Bewertungskritierien vollständig abzubilden. Dies liegt sicherlich an der Vielzahl von Märkten in Leipzig und deren speziell ausgerichteten Angebotssortiments. Dennoch bedarf es mehrerer Marktbesuche, um ein ganzheitliches Angebot als Kunde zu bekommen. Somit wäre es sinnvoll, dass die dauerhaft verorteten Marktstände in der Neuen Markthalle das bisher fehlende Angebot entsprechend erweitern, so dass jeder Besuch der Vergleichsmärkte die Chance auf ein ganzheitliches Sortiment bietet.

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AKTUELLE MÄRKTE IN LEIPZIG

LEIPZIGER MÄRKTE FRÜHER UND HEUTE

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3

1 4

2

6

WOCHENMÄRKTE FLOHMÄRKTE 1 km

ABB.21 VERORTUNG LEIPZIGER MÄRK TE O.M.


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LEIPZIGER MARKTKULTUR

Wochenmarkt Marktplatz Di & Fr 9:00-17:00 Uhr

ABB.22 MARK TPL AT Z

Wochenmarkt Bayrischer Platz Mi & Fr 9:00-17:00 Uhr

ABB.23 BAYRISCHER PL AT Z

Wochenmarkt RichardWagner-Platz Sa 10:00-16:00 Uhr

ABB.24 RICHARD-WAGNER-PL AT Z


AKTUELLE MÄRKTE IN LEIPZIG

LEIPZIGER MÄRKTE FRÜHER UND HEUTE

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Oster- & Weihnachtsmarkt mehrere Wochen im Jahr

ABB.25 AUGUSTSPL AT Z

Verbrauchermarkt Sa 7:00-15:30 Uhr

ABB.26 SPORTFORUM

Flohmarkt Kohlrabi-Zirkus jeden 3ten Sa 15:00-23:00 Uhr

ABB.27 KOHLR ABI-ZIRKUS


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HISTORISCHE MARKTHALLE

0

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ABB.28 BALLONAUFNAHME 1909


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i H storische Markthalle


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HISTORISCHE MARKTHALLE

HISTORISCHER KONTEXT


HISTORISCHER KONTEXT

Bereits im Oktober 1881 kam dem Stadtrat die Idee eine zentrale Markthalle errichten zu wollen. Nur auf einen Standort konnte sich damals noch nicht geeinigt werden, weil das Projekt mit der zukünftigen Erbauung des Hauptbahnhofes in Verbindung gebracht wurde. Da aber zu dieser Zeit die Stadt einen beachtlichen Einwohnerzuwachs zu verzeichnen hatte, war der bis dahin stattfindende Wochenmarkt bereits zu klein. Das Angebot war der höheren Nachfrage nicht mehr gewachsen, wodurch auch die Lebensmittelpreise höher waren als in anderen Städten. Der Gedanke einer Markthalle im Innenstadtbereich verbreitete sich folglich rasch und so bot 1886 die Leipziger Immobiliengesellschaft ein Grundstück zur Erbauung dieser an. Dabei handelte es sich um bereits erworbene Grundstücke zwischen der Windmühlengasse, der heutigen Markthallenstraße, und der Grünewaldstraße. Der Stadtrat schien dieses Vorhaben um die Erbauung einer Markthalle unterstützen zu wollen und bot im Folgejahr eine Erweiterung durch angrenzende Grundstücke zum Ankauf an. Die Plangrundlage wurde vom damaligen Stadtbaudirektor Hugo Licht (1841-1923) erstellt, der auch schon das Neue Rathaus entwarf (Siehe S. 88). Am 23. Juli 1889 begannen dann die Bauarbeiten mit

dem ersten Spatenstich. Hinsichtlich der Baumaßnahmen wurden infrastrukturelle Änderungen im Zuge einer verkehrsgünstigeren Erschließung des Gebiets vorgenommen. Die Windmühlenstraße wurde verbreitert und erfuhr einen Anschluss durch die Verlängerung der Brüderstraße. Die gesamten Baukosten, mit Grundstückskauf, Bebauung, Kühlanlage, Inventar und Maschinen, beliefen sich auf fast 3,5 Millionen Mark. Den 8745m² großen Bau umfasste eine gelbliche Backsteinfassade, die mit vielen kraftvoll anmutenden Reliefen versehen war. Die längste Front der Markthalle erstreckte sich entlang der Brüderstraße über 130m. Zur Markthallenstraße waren es 95m und die Front der Halle zum Roßplatz maß 36m. An der Ecke zur Windmühlenstraße besaß das Gebäude einen Hochpunkt in Form eines Turmes.48 „Der 34 Meter hohe, multifunktionale Markthallenturm mit Uhr, Schlagglocken und einem Wasserreservoir zum Betrieb der sechs hydraulischen Warenaufzüge akzentuierte den Eckpunkt optisch wie akustisch und strahlte in den angrenzenden Straßen und auf den südlichen Königsplatz aus.“ (Böhme, Heinz-Jürgen: >>...nichts als ein bedeckter Marktplatz<< Die Zentralmarkthalle. In: Leipziger Blätter 59, Sonderheft, S.34) Von den acht Eingängen waren zwei Haupteingänge an dem kleinen und baulich aus dem Raster fallenden Nordteil des L-förmigen Gebäudes und auf der gegenüberliegenden Seite verortet. Begründet liegt das an der wohl

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besseren Erreichbarkeit durch die Warenhändler und der Ausrichtung zu dem offenen Vorplatz des Panorama-Cafès. Im Inneren war eine großflächige Hallenkonstruktion zu erkennen, in deren Fokus die weitgespannte schmiedeeiserne Tragkonstruktion und das über die oberen Fensterbänder einfallende blendfreie Tageslicht stand. Die Halle wurde von einer 7,5m breiten für den Wagenverkehr bestimmten Fahrtstraße und einem 3,5m breiten Hauptweg durchschnitten. Die Gänge zwischen den Ständen waren 2m und an den Außenwänden 2,75m breit. Die insgesamt 4.326m² große Verkaufsfläche wurde auch der oberen Galerieebene zugeteilt. Im Kellergeschoss standen den Marktstandmietern verschließbare Drahtboxen und Kühllager zur Verfügung. 49 Insgesamt verfügte der Bau über 1.162 neue Marktstände. Mit der sommerzeitlich größeren Nachfrage zum Verkauf von Obst und Gemüse waren noch Teile des Roß- und Königsplatzes vorgesehen, was wie bereits erwähnt, der wachsenden Nachfrage (1890: 295.000 EW, 1900: 456.000 EW, 1910: 590.000 EW) schon bald nicht mehr nachkommen konnte, woraufhin 1929 die Großmarkthalle (Kohlrabizirkus) für Gemüse, Obst und Südfrüchte gebaut wurde.50 Thematisch verunden gab es damit eine lokale Trennung zwischen Großmarkt und dem Kleinhandel in der städtischen Zentralmarkthalle. Dennoch ist die Geschichte und Bedeutung der Zentralmarkthalle in Leipzig nicht kleinzureden und Teil der


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HISTORISCHE MARKTHALLE

Leipziger Marktgeschichte. Am 26. Mai 1891 wurde um vier Uhr morgens die Markthalle feierlich eröffnet. Die Öffnungszeiten der Halle lagen dabei, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen, täglich von vier Uhr morgens bis 13 Uhr und dann wieder von 17 Uhr bis 20 Uhr. Die Glockenschläge galten als akustisches Signal für die Öffnung oder Schließung des Marktes. Eine damalige Illustrierte Zeitung beschrieb diesen einladenten Ort wiefolgt: „Was es zu kaufen gibt in den Leipziger Markthallen? Alles, alles! Haben Sie Bedarf an Wild? Dort drüben alles in schöner Auswahl: Renntierkeulen, Wildschwein, Rothwild, Damwild, resigniert dahängende Hasen, Fasanen, pikant wie ein französisches Ehebruchsdrama, treuherzige Wildenten - bitte bedienen Sie sich! Oder Gemüse? Nur ein paar Schritte nach rechts. Eine lange Reihe von Ständen, die das Herz des Vegetarianers schneller schlagen macht. Hunderte von Kohlköpfen einträchtiglich nebeneinander aufgestapelt, schweigsam, aber inhaltreich - man glaubt, von unserer Galerie aus auf irgendeinen gelehrten Congreß herabzublicken: Kartoffeln, Rüben, Rettiche, Champions, Artischocken, nichts ist vergessen. Ihre große Bratpfanne ist zerbrochen, und Sie wollen noch zum Töpfer eilen? Vollkommen überflüssig. Gehen Sie auf die andere Seite, dort finden Sie genügend Gefäße, um den Ocean ausschöpfen zu können.“ (Illustrierte Zeitung: In: Leipziger Blätter 59, Sonderheft, S.36) Die Vereinigung von Groß- und

Kleinhandel hatte ein reges Treiben zur Folge, weshalb die Halle als Hauptumschlagsplatz zum Einkaufen in Leipzig gesehen wurde. Die spätere Erweiterung der Kühlanlager und Kompressoren brachte viele Verbesserungen mit sich. 1908 wurde eine Dampfheizung installiert, wodurch warmes Wasser an den Ständen vorhanden war. 1939 wurde ein Teil der Markthalle nach einem Brand im südöstlichen Teil des Kellers für die Errichtung eines Blumengroßmarktes abgetrennt. Die Aufgabe des 1936 eingeführten Blumengroßmarktes bestand in der Überwachung der Regelung des Absatzes von Blumen- und Zierpflanzenerzeugnissen. Nach Köln ist Leipzig die zweite derartige Einrichtung in Deutschland. Mit der Besetzung der Markthalle im Zweiten Weltkrieg existierte zwischenzeitlich eine so hohe Standnachfrage, dass Bewerber teilweise monatelang warten mussten. 51 Auch der Blumengroßmarkt baute seine Monopolstellung, wegen der Warenknappheit im Geschenkartikelsortiment, weiter aus.52 Die erforderliche und grundlegende Modernisierung der Halle sollte, vor allem aus hygienischen Gründen, erst nach dem „Endsieg“ im Zweiten Weltkrieg stattfinden. Über die Beschreibung der Kriegsgeschehnisse und den Umgang mit den Trümmern des Markthallengebäudes wird im Kapitel zu Chronologie des Wilhelm-Leuschner-Platzes näher eingegangen. (Siehe S. 74ff)


HISTORISCHER KONTEXT

61

ABB.29 MARK THALLE VOM ROßPL AT Z AUS

ABB.30 BRÜDERSTR AßE


62

HISTORISCHE MARKTHALLE

ABB.31 MARK THALLE INNENANSICHT UM 1900

ABB.32 VERK AUFSSTÄNDE IM INNEREN UM 1900


HISTORISCHER KONTEXT

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ABB.33 MARK THALLENTURM UM 1900


64

HISTORISCHE MARKTHALLE

PLANDARSTELLUNGEN


PLANDARSTELLUNGEN

BAUFELDER HISTORIE

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K ATASTER HEUTE N

ABB.34 BAUFELDER HISTORIE IN ÜBERL AGERUNG MIT DEM HEUTIGEN K ATASTER


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HISTORISCHE MARKTHALLE


PLANDARSTELLUNGEN

ABB.35 ANSICHT ZENTR ALMARK THALLE VON WINDMÜHLENGASSE AUS 1890 o.M.

ABB.36 ANSICHT ZENTR ALMARK THALLE VON BRÜDERSTR AßE AUS 1890 o.M.

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HISTORISCHE MARKTHALLE

ABB.37 SCHNIT T A-B ZENTR ALMARK THALLE 1890 o.M.

ABB.38 SCHNIT T C-D ZENTR ALMARK THALLE 1890 o.M.


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B

PLANDARSTELLUNGEN

C

A

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ABB.39 MARK THALLENGRUNDRISS UG 1879 . 1:750


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B

ANSICHT ZENTR ALMARK THALLE VON BRÜDERSTR AßE AUS

HISTORISCHE MARKTHALLE

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ABB.40 MARK THALLENGRUNDRISS EG 1879 . 1:750

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B

ANSICHT ZENTR ALMARK THALLE VON BRÜDERSTR AßE AUS

PLANDARSTELLUNGEN

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ABB.41 MARK THALLENGRUNDRISS OG 1879 . 1:750


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LAGE

0

7

2

ABB.42 LUF TAUFNAHME ÜBER TRINITATISKIRCHE


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a L ge


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LAGE

CHRONOLOGIE DES WILHELMLEUSCHNER-PLATZES


PLATZ-CHRONOLOGIE

DER WILHELM-LEUSCHNER-PLATZ

75

1 km ABB.43 STADT ZENTRUM 2015


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LAGE

Der Wilhelm-Leuschner-Platz ist in seiner heutigen Gestalt ein sehr geschichtsträchtiger Ort und zählt zu der wohl größten innerstädtisch liegenden Brachfläche in Leipzig. In diesem Kapitel wird die geschichtliche Chronologie des Platzes wiedergegeben und auf den nachfolgenden Seiten im Einzelnen möglichst detailiert betrachtet. Er gehört heute zum Leipziger Innenstadtring und zeichnet den Verlauf der ehemaligen Stadtbefestigung mit seiner 107m langen Nordseite und der angrenzenden vier- bis sechsspurigen Ringstraße nach. Das frühest datierte Ereignis zur Platzgeschichte stammt aus dem Jahr 1547, als ein freies Schussfeld auf dem nördlichen Areal der Petersvorstadt eingerichtet wurde, welches zugleich zu einen der vielen Befestigungsanlagen der Stadt Leipzig gehörte und somit einen weiteren Stadteingang darstellte. 1778 wurde das Areal begradigt, ein rechteckiger Platz angelegt, der von einer Baumreihe umgeben war. Seither sprach man von der Esplanade der Stadt. Zur geschichtsträchtigen Ehrung dieser Stelle wurde 1780 ein Königsdenkmal des sächsischen Königs Friedrich August I. von Wettin, unter anderem auch „August der Gerechte“ genannt, aufgestellt, das 150 Jahre später in den Garten des Gohliser Schlösschens wiederzufinden war. Mit der Zeit vergrößerte sich die Petersvorstadt immer weiter und es siedelten sich mehr und mehr Bürger in diesem Teil der Stadt an. In den umliegenden Anrainerbebauungen entstanden zwei- und dreigeschossige

Barockhäuser mit Zwerchgiebeln, die Nordsteite blieb jedoch unbebaut und damit dem Mantra des alten Stadttores treu. Im Jahr 1839 wurde diese Fläche zum Königsplatz umbenannt und es entstand eine ovale Anlage, die zweireihig von Pappelbäumen umgeben war. 1864 sollte das Neue Theater auf dem Platz verortet werden, um diesen weiterhin aufzuwerten, doch der Architekt ließ es am Augustusplatz bauen. 1883 entstand auf dem Königsplatz das Panorama, in dem ein Restaurant und eine Ausstellungsfläche für Panoramabilder beherbergt waren. Für den erhöhten Konsumbedarf dieser mittlerweile städtisch sehr verdichteten Gegend wurde 1889 bis 1891 die Markthalle errichtet und die barocken umliegenden Häuser erhielten Schaufenster für Ladenlokale im Erdgeschoss. Fünf Jahre später fand dann die Eröffnung Leipzigs ersten Warenhauses statt, dem Warenhaus Ury. Dieses Gebäude ragte über sechs Geschosse hinweg in die Höhe und besaß einen Lichthof im Inneren. 53 In den 1920er Jahren wurden dann, durch die frühere Einführung der Mustermesse, Messehallen errichtet, die bis zu Beginn des Zweiten Weltkrieges unter anderem auf dem Königsplatz verortet waren. Die Auswirkungen des Krieges ließen auch den Königsplatz nicht unberührt, weshalb später viele der zerstörten Gebäude abgerissen wurden (Siehe S.80f). Die Markthallengemäuer standen zwar noch, wurden aber später im Rahmen des Nationalen Aufbauwerks abgebrochen. Allein die heutige

Stadtbibliothek, damaliges Grassimuseum für Völkerkunde und Kunsthandwerk, blieb von dem Bombardement im Dezember 1943 verschont. „Mit sofortiger Wirkung wurde der Königsplatz am 1. August 1945 in „Wilhelm-LeuschnerPlatz“ umbenannt, einem NSWiderstandskämpfer, der auch zur Gruppe des Attentats am 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler gehörte, und im selben Jahr im Berliner Volksgerichtshof hingerichtet wurde.“ (Tarassow, Dave: Der WilhelmLeuschner-Platz in Leipzig. In: Baustein, Das Baukultur-Magazin für Mitteldeutschland, Nr.8 vom 03.2014, S.71) Seit dieser Umbenennung wurde der Wilhelm-LeuschnerPlatz über die letzten 70 Jahre nur partiell bebaut und erfuhr eine Nutzung eher durch temporäre Bebauungen. Dies begründet sich aber auch darin, dass es zum einen in der zur DDR-Zeit bestehenden Planwirtschaft schlichtweg keinen großen Bedarf an der Neubebauung dieses geschichtsträchtigen Ortes gab und der Fokus eher auf der Errichtung von neueren Siedlungsformen am Rande der Stadt in Großtafelbauweise lag. Seit der Wende gab es aber immer wieder Bestrebungen den Platz umzunutzen. In den 2000er Jahren z.B. sollte die in Dresden errichtete Gläserne VWManufaktur mit der öffentlich inszenierten Komplettmontage des VW-Luxusmodells


PLATZ-CHRONOLOGIE

DER WILHELM-LEUSCHNER-PLATZ

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Phaethon auf dem Platz in Leipzig erstellt werden. Damit wäre wohl etwas derzeit Neuartiges in Leipzig entstanden, was eine Verbindung von Technik und Kultur, von moderner Produktions- und Erlebniswelt geschaffen hätte. Mit der Olympiabewerbung 2003 gab es die Vorstellung, das internationale Pressezentrum an den Wilhelm-Leuschner-Platz zu legen. Leipzig erschien damals aber im Vergleich zu den anderen Bewerbungen (London, Madrid, Moskau, New York, Paris, Havanna, Istanbul und Rio de Janeiro) als zukünftiger Austragungsort zu klein und so entschied man sich für die Stadt an der Themse. Zwischenzeitlich gab es wohl auch eine Anfrage eines großen Möbel-Warenhauses, sich auf dem Platz niederzulassen, was aber keine wirklich elegante Lösung für dieses sensible Stadtareal gewesen wäre. Das entsprechende Warenhaus wurde dann schließlich im September 2013 in einer der alten Messehallen an der alten Leipziger Messe eröffnet. Nichtsdestotrotz ist dies nur ein kleiner Umriss dessen, was den Leuschnerplatz und seinen geschichtlichen Kontext betrifft. Insofern müssen, um den Wilhelm-Leuschner-Platz in seiner allgegenwärtige Brisanz wirklich verstehen zu können, die historischen Ereignisse etwas genauer in diesem Kapitel betrachtet werden. ABB.44 INNENSTADTRING LEIPZIG 1903


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LAGE

Wesentliche Eckpfeiler der baulichen Entwicklung Leipzigs als internationale Handelsstadt stellen die Stadtgründung (1165), der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) und die Völkerschlacht (1813) dar. Die ursprüngliche Gründungsstadt war innerhalb der von Bastionen geprägten Stadtmauer verortet und erweiterte sich erst im 18. Jahrhundert nach dem Vorbild englischer Landschaftsparks über den Grenzwall hinaus. In dieser Phase wurden bereits die ersten Promenaden und Plätze angelegt,

wie zum Beispiel der Königsplatz am heutigen Wilhelm-LeuschnerPlatz. Um diese herum entstanden neue kleine Siedlungsgebiete, die später ein wesentlicher Teil der Innenstadt wurden. Die 1830 eingeführte neue Städteordnung ist die Grundlage für die Errichtung mehrerer Bahnhöfe, was Leipzig einen enormen Aufschwung verschaffte. Besonders in der Zeit der Einführung der Mustermesse im Jahr 1896 wurde eine bauliche Überformung der bis dato mittelalterlich und barock geprägten

ABB.45 BLICK VON R ATHAUSTURM 1910

Stadt ausgelöst. Dies machte sich vor allem in der Bevölkerungsentwicklung bemerkbar und so zählte Leipzig in den 1930er Jahren etwa 713.500 Einwohner und präsentierte sich als viertgrößte Stadt in Deutschland. Dieser Prozess der Urbanisierung hatte weitreichende Änderungen zur Folge, wie etwa die 1916 errichteten elektrifizierten Straßenbahnlinien im Stadtzentrum.54

‘ BIS IM ZW WA STRU STA BE

(L eipz iger B


PLATZ-CHRONOLOGIE

S ZUR ZERSTÖRUNG WEITEN WELTKRIEG AR DIE RÄUMLICHE UKTUR DES LEIPZIGER ADTZENTRUMS VON EEINDRUCKENDER KLARHEIT.

DER WILHELM-LEUSCHNER-PLATZ

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_

DR . DI E T M A R F I SC H E R _

ehem . C hefa rch itek t der St adt L eipz ig

Blät ter 1 5, S onderhef t : Ide en f ü r d a s St adt z ent r u m (19 8 9 ) . S . 33.)

ABB.46 K ARTE 1637

1637 - Die Belagerung im 30-jährigen Krieg schuf neben der Stadtmauer große Befestigungsanlagen in dem vorstädtischen Gebiet. Besetzt wurde die Stadt bis 1650.

ABB.48 K ARTE 1813

1813 - Nach der Zerstörung der Vorstadtsiedlungen im 30-jährigen Krieg entwickelte sich die südliche heutige Petervorstadt.

ABB.50 K ARTE 1879

1879 - Landwirtschaftlich genutzte Grundstücke wurden parzelliert und darauf Wohnhäuser mit Geschäften & Nutzhöfen errichtet.

ABB.47 K ARTE 1788

1788 - Durch die angelegte Esplanade und anderen Grünflächen ist die Petersvorstadt im Süden von Leipzig bereits deutlich von der Stadt getrennt erkennbar.

ABB.49 K ARTE 1840

1840 - Vor der Industrialisierung und vor dem Messerecht ist die Stadt noch nicht über ihre mittelalterlichen Grenzen gewachsen.

ABB.51 K ARTE 1930

1930 - Das städtische Erscheinungsbild zeigt eine hohe Verdichtung in der für Leipzig typischen Blockrandbebauung.


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LAGE

Leipzig erlitt im Zuge des Zweiten Weltkrieges erhebliche Einschnitte. Städtebaulich betrachtet waren etwa 60% aller Gebäude der Leipziger Innenstadt durch die Kriegsauswirkungen zerstört. Maßgeblich dafür war der Bombenangriff vom 4. Dezember 1943 auf die Stadt. Der Wilhelm-Leuschner-Platz und die Markthalle wurden dabei schwer getroffen. Die Achse zum Platz hin und die Kellerräume der Halle konntne aber fünf Tage später wieder für den Handel genutzt werden. Nur

wenige Monate nach Kriegsende wurden fast mehr als ein Drittel der Nutzfläche wieder betrieben. In den 1950er-Jahren entstanden auf der Grundlage des historisch überlieferten Stadtgrundrisses um den Wilhelm-Leuschner-Platz erste Wohnhausneubauten. Wie auf dem Bild vom Rathausturm zu erkennen ist, vollzog man den Abtransport der Bruchsteine über eine Trümmerbahn. Noch zu sehen ist das alte Markthallenund das Panoramagebäude. Das zum Teil noch im Schutt liegende

ABB.52 BLICK VON R ATHAUSTURM 1950

Markthallengebäude wurde letztlich im Rahmen des Nationalen Aufbauwerks am 31. Juli 1959 abgerissen. Von der historischen Bebauung des Markthauses ist außer dem alten Kellergewölbe nichts mehr erhalten geblieben. Lediglich oberirdisch abgedeckelte Zugänge und die provisorisch aufgebrachte Asphaltdecke entlang der alten Markthallengemäuer lassen noch an den ehemaligen Grundriss der Markthalle erinnern.55


PLATZ-CHRONOLOGIE

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DER WILHELM-LEUSCHNER-PLATZ

ABB.53 K ARTE NACH 1945

ABB.55 BLICK VON ZENTR ALMARK THALLE DURCH BRÜDERSTR AßE ZUM KÖNIGSPL AT Z

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‘ DAS WIRD WIEDER GANZ BESTIMMT. ICH LIEB‘ MEIN LEIPZIG. L E I P Z IGE R PA S SA N T I N _ I st L eipz ig no ch z u ret ten?

( Tra i ler u nter ht t p s : / / w w w.yout ub e.c om / watch? v = P Q SGh 9K i B3 s , 1: 3 4 m i n-1: 3 8 m i n (Au f r u f 1 2 .1 2 . 2 01 5 ))


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LAGE

Nach dem Zweiten Weltkrieg bleibt der Wilhelm-LeuschnerPlatz und das ehemalige Markthallenviertel bis heute eine Brachfläche. Die ursprünglichen Straßen (Markthallenstraße mit ihrem Kopfsteinpflaster und die Brüderstraße) sind aber noch erhalten. Ab den 1950er Jahren erfuhr das Areal primär eine Nutzung als Parkplatz. Unterhalb der Straßenbahnhaltestelle verortete sich ein kleiner Lebensmittel- und Zeitschriftenladen. 1987 entstand in und auf dem alten Umspannwerk

Mitte ein Bowlingcenter, das bei der Leipziger Bevölkerung einen großen Zuspruch hatte, aber 1997 geschlossen werden musste. (Siehe S.87) In der DDR-Zeit wurden reine Bürogebäude nur selten gebaut und man behalf sich mit Baracken. Um den Banken im Zuge der Währungsumstellung zur Wendezeit jedoch eine schnelle Ansiedlung zu ermöglichen, fand die Errichtung von provisorischen Bürocontainern auf der Brachfläche statt. Bis die Neubauten der Finanzinstitute fertiggestellt wurden

ABB.55 BLICK VON R ATHAUSTURM 1969

oder zurückgegebene Altbauten saniert, modernisiert und nutzbar waren, hatten Deutsche Bank, Dresdner Bank, Commerzbank, Bayerische Bank und Vereinsbank ihre Container bis etwa 1995 auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz verortet, welcher dabei zum Hauptstandort der Provisorien wurde.56 Da in den 1990er Jahren ein vermehrt erhöhtes Automobilitätsaufkommen herrschte, wurde im Zuge der Abtragung der Bürocontainer


PLATZ-CHRONOLOGIE

DER WILHELM-LEUSCHNER-PLATZ

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ABB.56 K ARTE 1969

ABB.57 BANKCONTAINER AUF DER BR ACHFL ÄCHE

ein Parkhaus gebaut, welches bis 2001 seine Verwendung fand. 2005 schloss man dann auch den Fußgängertunnel, der 1975 errichtet wurde und den Wilhelm-Leuschner-Platz mit der gleichnamigen Straßenbahn-Haltestelle und der Altstadt verband. Unter ihm wurde der Bau des fünf Kilometer langen City-Tunnels (2003 bis 2013) vorangetrieben, der heute ein entscheidender Baustein für die Neuordnung des zentralen Eisenbahnverkehrs im Großraum Leipzig ist und den Leipziger Hauptbahnhof als bis dahin betriebenen Endkopfbahnhof in die südliche Richtung über den Bayerischen Bahnhof erweitert. Mit seiner Inbetriebnahme Ende Dezember 2013 schafft der neue Tunnel die lang ersehnte direkte Schienenverbindung zwischen dem Südraum der Stadt und dem nördlichen Stadtzentrum. 57 Mit den zwei Eingängen zu den

unterirdisch gelegenen Tunnelröhren am Wilhelm-Leuschner-Platz gibt es wieder eine Unterführung zwischen dem 5,2 ha großen Platz und der Altstadt. Die beiden Eingangsportale zur S-Bahnstation entwarf der Schweizer Architekt Max Dudler bereits 1997. Dudler, bekannt für seinen monumentalen Minimalismus, setzte sich dabei in einem dafür ausgeschriebenen Architekturwettbewerb der Stadt Leipzig durch. Den Cha rak ter der großzügigen Bahn steig hal le bestimmt eine 15m hohe Wandund De cken beklei dung aus hinter leuch te ten Glas bau stein-Ferti ge le men ten, welche von einem Sichtbetongitter getragen werden. Die schein bar un end li che Wiederholung des gleichen Elements erfährt unterirdisch eine augenscheinliche Transparenz mit einer eher filigranen Wirkung und steht somit im hohen Kontrast zu den bei den massiver wirkenden


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LAGE

Eingangspforten. Die beiden überdimensionierten Überdachungen zum Citytunnel wirken aus städtebaulicher Sicht etwas deplatziert und machen einen zukünftigen gestalterischen Umgang auf dem zentralen Platz schwieriger. Besonders das nördlicher gelegene Stationsportal orientiert sich in seiner Ausrichtung durch den radialen Verlauf der darunter befindlichen Gleisanlagen insofern ungünstig, dass eine wichtige Sichtachse zur Peterstraße in die Innenstadt abgeschnitten wurde.

„Brutal riegelt der Riesenquader den Grünzug ab und stellt sich zugleich so ziemlich in alle Blickachsen an dieser sensiblen Stelle am Eingang zur Innenstadt.“ (Bartetzky, Arnold: Die gerettete Stadt. Architektur und Stadtentwicklung in Leipzig seit 1989. S. 246) Diesbezüglich sollten mit der bevorstehenden Planung des Areals die noch erhaltenen wichtigen Achsen und Sichtbeziehungen bewahrt und im besonderen Maße inszeniert werden.

ABB.58 BLICK VON R ATHAUSTURM 2015

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PLATZ-CHRONOLOGIE

DER WILHELM-LEUSCHNER-PLATZ

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TRUM QUASI FERTIG AUERHAFTE URBANE DER EINE WIEDERINS ERERBTEN ÖFFENTDIESES WICHTIGSTEN TADT SEIN. ‘

L D R . WA N DE R E R _

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ABB.59 BLICK ENTL ANG MARK THALLENSTR AßE

ABB.60 S-BAHN-STATION WILHELM-LEUSCHNER-PL AT Z


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LAGE

ANRAINER BEBAUUNG


ANRAINERBEBAUUNG

DER WILHELM-LEUSCHNER-PLATZ

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ABB.61 LUF TAUFNAHME ZENTRUM LEIPZIG


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Das Neue Rathaus wurde nach den Plänen des Architekten und Stadtbaudirektors Hugo Licht erbaut und zählt zu den bedeutendsten Großstadt-Rathäusern der Jahrhundertwende. Es entstand am Martin-Luther-Ring an der Südwestecke des alten Stadtkerns in den Jahren 1899-1905 und hat eine Grundfläche von etwa 10.000 m² und fasst etwa 600 Räume. Hugo Licht‘s Entwurf war 1897 als Sieger aus einem deutschlandweit ausgelobten Wettbewerb hervorgegangen.58

ABB.63 BUNDESVERWALTUNGSGERICHT

Das City-Hochhaus am Fuße des Augustusplatzes entstand 19681972 nach Entwürfen des Architekten Hermann Henselmann. Der 155m hohe Turm gilt als Wahrzeichen der Stadt und ist mit 29 Etagen das zweithöchste Bauwerk der neuen Bundesländer. Die Form des Gebäudes kann als ein aufgeschlagenes Buch interpretiert werden. 2001 wurde es zu einem privaten Bürogebäude umgebaut, nachdem es für Universität Leipzig errichtet wurde.60

LAGE

ABB.62 NEUES R ATHAUS

Das ehemalige Reichsgericht und heutige Bundesverwaltungsgericht wurde 1888-1895 unter Leitung des Architekten Ludwig Hoffmann gebaut. Dieser gewann 1884 den dazu ausgeschriebenen Wettbewerb und nahm maßgeblichen Bezug auf die italienische Spätrenaissance. Signifikant für den Bau ist das Zentralkuppelmotiv über der großen Eingangshalle im Innenraum des Justizgebäudes.59

ABB.64 CIT Y-HOCHHAUS


ANRAINERBEBAUUNG

DER WILHELM-LEUSCHNER-PLATZ

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Die katholische Probsteikirche St. Trinitatis ist die dritte Kirche dieser Gemeinde in Leipzig und befindet sich gegenüber des Neuen Rathauses. Erbaut wurde sie 2015 von dem Leipziger Architekturbüro Schulz & Schulz nach einem im Jahr 2009 gewonnenen Wettbewerb. Das Ensemble der neu errichteten Probsteikirche St. Trinitatis ist mit dessen dreieckigen Grundriss der größte Kirchenneubau im Osten Deutschlands seit der politischen Wende. ABB.65 TRINITATISKIRCHE

Der kleine Stadtgarten „Addis-Abeba-Platz“ ist nicht nur ein attraktiver Grünraum mit einer hohen Aufenthaltsqualität für die umliegenden Anwohner, sondern auch für die zahlreichen Besucher der angrenzenden Turnhallen und Schulen. Die zentrumsnahe Freifläche ist ein wesentlicher Bestandteil des Systems von städtischen Grünflächen zwischen dem Zentrum und dem Friedenspark.

ABB.67 RINGBEBAUUNG

ABB.66 ADDIS-ABEBA-PL AT Z

Das 1953-1955 entstandene neungeschossige Wohnensemble am Roßplatz folgt dem geschwungenen Verlauf der Ringstraße und gliedert sich damit gelungen in die städtebauliche Situation ein. Die langgestreckte Gebäudefront wird geschickt durch zwei, aus der Flucht heraustretende Hochauskörper arrangiert. Im Mitteltrakt befindet sich der erdgeschosshohe Vorbau des Ring-Cafès. In den oberen Etagen ist Platz für 197 Wohnungen.61


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ABB.68 STADTBIBLIOTHEK

Leipzig Ende der 1980er Jahre. Die Altbauten der Innenstadt verfallen und die Großtafelbausiedlungen am Stadtrand wachsen nicht schnell genug, um dringend benötigten Wohnraum schaffen zu können. Kurz vor dem Ende der DDR gibt es für öffentliche Bauten keine Mittel mehr – weder Geld, noch Material. Dennoch entsteht 1987 überraschend ein für die DDR einmaliges Gebäude - der Bowlingtreff. Der Bau wurde vorbei an den Berliner Genossen von der Stadt Leipzig in Auftrag gegeben und in sogenannter Feierabendtätigkeit für über fünf Millionen Ostmark errichtet.62 „Es wurde in nur dreizehn Monaten Bauzeit realisiert, wobei Leipziger Bürger insgesamt 40000 freiwillige unbezahlte Arbeitsstunden leisteten.“ (Menting, Annette: Bowling together!: Bowlingtreff Leipzig

- Eine Spielstätte auf Zeit, 1. Auflage. Leipzig 2007, S.18) Die eigentliche Bausubstanz befindet sich im Unterirdischen und stellt eine Umnutzung der alten Umspannwerke Mitte der Stadt Leipzig aus den 1920er Jahren dar. Oberirdisch orientiert sich der Bowlingtreff an der Form des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Panoramagebäudes. Der Architekt Winfried Sziegoleit interpretiert die Gestalt des Oktagons auf eine neue Weise. Das Bauwerk gilt heute als ein außergewöhnliches Zeichen sozialistischer postmoderner Architektur und inkarniert den Zeitgeist sowie den erstarkenden Wunsch nach Veränderung in der DDR. Es bestand in seiner Nutzung bis 1997. „Es ist kein Wunder, dass in Ostdeutschland, wo die Repressionen sehr stark waren, so ein Gebäude, über das wir hier reden, enstehen konnte. Wir sehen heute, dass das

Haus einen spontanen Wunsch nach Veränderung zum Ausdruck bringt. Es gab also quasi eine kleine Revolte hin zu einer neuen Freiheit.“ (Paolo Portoghesi: Film „Bowlingtreff“ von Thomas Beyer und Adrian Dorschner, 19:55 min bis 20:24min, Erstausstrahlung am 08.11.2015 im MDR, 2015.) Aufgrund dieser geschichtsträchtigen Auseinandersetzung des Ensembles mit den Bürgern der Stadt und dem politischen System dieser Zeit steht der Bowlingtreff heute unter Denkmalschutz. Seit 2014 gibt es nach einer Ausschreibung des Denkmals Interesse aus Investorensicht, dieses Bauwerk als Kulturzentrum umzunutzen und damit der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen.63


Das Bauwerk der Leipziger Stadtbibliothek ist am südlichen Teil des WilhelmLeuschner-Platzes verortet und erfährt die Nutzungsform als Hauptsitze der städtischen Bücherei erst seit dem Jahr 1990. Das Hauptgebäude wurde im Oktober 2012 nach zweijähriger und 15 Millionen Euro teuren Renovierung nach historischem Bild wiedereröffnet. 64 Damit bildet es einen architektonisch eindrucksvollen Abschluss der Sichtachse vom Neuen Rathaus über den Wilhelm-Leuschner-Platz. Die

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ANRAINERBEBAUUNG

DER WILHELM-LEUSCHNER-PLATZ

Stadtbibliothek ist heute das Bestands-, Informations- und Kommunikationszentrum in Leipzig und fasst ca. 430.000 Medieneinheiten. 65 Die Form des elfachsigen Gebäudes orientiert sich an der italienischen Spätrenaissance. Über den rustizierten Sockelgeschoss sind die Hauptgeschosse durch die Kolossal-Säulenstellung mit Kompositkapitellen zusammengefasst. Entworfen wurde das Bauwerk im Jahre 1895 vom Architekten Hugo Licht, der ebenfalls die etwas östlicher gelegene Zentralmarkthalle schuf. Noch heute ist auf den Reliefs der Säulenpostamente die

ursprüngliche Bestimmung des Gebäudes zu erkennen (Völkerkunde: Asien, Amerika, Afrika, Australien und Kunsthandwerk: Glasmalerei, Keramik, Gold schmiedehandwerk und Textilkunst). 66 Als Grassi-Museum für Völkerkunde bzw. Kunstgewerbe war das Bauwerk der heutigen Stadtbibliothek bekannt und wurde für diese Zwecke bis 1929 genutzt. Von da an wurde der Lichtsche Bau mit dem Messehaus in der südlich gelegeneren Härtelstraße zum Grassi-Textilmessehaus vereinigt.

ABB.69 BOWLINGTREFF


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LAGE

N

100m ABB.70 LUF TBILD WILHELM-LEUSCHNER-PL AT Z


GRUNDSTÜCK

ABB.71 BLICK ZUM R ATHAUS

ABB.73 BLICK MARK THALLENSTR AßE

ABB.75 BLICK VOM CIT Y-HOCHHAUS

DER WILHELM-LEUSCHNER-PLATZ

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ABB.72 BLICK ZUM ADDIS-ABEBA-PL AT Z

ABB.74 BLICK VON DER STADTBIBLIOTHEK LEIPZIG


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LAGE

STADTBAUWERKSTATT & FREIHEITS- UND EINHEITSDENKMAL


DER WILHELM-LEUSCHNER-PLATZ

und versuchten „für das Leipziger Stadtzentrum typische Merkmale wie das Passagensystem und die öffentliche Nutzung aller Erdgeschoßzonen, die Integration von Messefunktionen in das historisch gewachsene Zentrum und die multifunktionale Nutzung der Gebäudeensemble“ zu eruieren. (Fischer, Dietmar: Ideen für das Stadtzentrum. In: Leipziger Blätter 15 vom Herbst 1989, S.35) Dabei wurde klar, dass die brachliegenden Bauflächen im

entwickeln. Im der Entscheidung des Wettbewerbes wurden zwei erste, ein zweiter und zwei dritte Preise vergeben, was auf eine hohe Anerkennung der Arbeiten der beteiligten Kollektive schließen lässt.68 1991 fand der erste Workshop der Stadt Leipzig unter dem Titel „City Süd“ statt, der sich vor allem mit der Neuplanung des WilhelmLeuschner-Platzes beschäftigte. Für das ehemalige Markthallenviertel gab es etliche Ideen, die zu einer langjährigen und zähen Diskussion mit vielen weiteren städtebaulichen Entwürfen führen sollen. Als Quintessenz der Überlegungen des ersten Workshops wurde 1992 eine erste Rahmenplanung für das Areal veröffentlicht. Diese sieht eine Weiterführung der historischen Baufluchten und die Wiederherstellung der ehemaligen ovalen Esplanade des Königsplatzes vor. Nach verschiedenen Ansätzen das Gebiet infrastrukturell neu anzubinden, etwa durch eine Straßenbahntrasse oder neuem Ausbau von Straßen, wurde die Verkehrsführung letztlich, wie im Rahmenplan zu erkennen ist, beibehalten. Eine wesentliche Änderung ist die bis an den Straßenrand herangezogene Neubebauung einer Stadtloggia im nördlichen Teil des Areals. Außerdem sollte der Duktus des damaligen Städtebauwettbewerbes von 1988 aufgenommen werden und entsprechend in einer durchgehenden niveauvollen Einzelhandelsund Dienstleistungsebene im Erdgeschossbereich entstehen. Die darüber befindlichen Geschosse

‘ EIN ATTRAKTIVER WILHELM-LEUSCHNER-PLATZ GEHÖRT ZUR ZUKUNFT UNSERER STADT ‘

Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg lobte die Stadt Leipzig einen Architektenwettbewerb zur Neugestaltung des damaligen Königsplatzes, an dem 80 Architekten involviert waren, aus. Als Siegerentwurf wurde der von Kurt Schwarze kreierte Masterplan erkoren und spielte mit einem großzügigen Platzraum, der von einer gewissen Strenge bezüglich der Häuserfronten und deren einheitliche Simshöhe ausging. Die Platzmitte, untermalt von einem Bodenbelag aus hellen und dunklen Steinen, erfuhr eine zentrale Betonung durch eine Säule. Es herrschte keine klare Einigkeit über die Verortung der nationalsozialistischen Freiheitssäule in der Mitte des Platzes und der thematischen Beziehung zur Messe-, Buch- und Stadtgeschichte.67 Die Folge wäre auch die Abtragung des bereits platzierten Denkmals des Königs, das ohnehin laut Aussage von Lokaldichter Georg Bötticher etwas zu klein geraten sein soll: „Fer en Bodendaden is das Gerlchen ä bischen dinne geraden“. (Bötticher, Georg: Leipzig 1906.) Nach den bereits beschriebenen Kriegsereignissen wurde erst 1988 wieder ein Architekturwettbewerb für die Grundkonzeption der städtebaulichen Entwicklung des Stadtzentrums ausgeschrieben. Insgesamt 28 teilnehmende Kollektive stellten sich der grundstrukturellen Aufgabe

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STADTBAUWERKSTATT

_

BRU N H I L DE RO T H BAU E R _ L eipz iger Ku n st h i stor i ker i n

(Rot hbauer, Br u nd h i lde : E spla nade. Kön ig splat z . W i l hel m- L eu s ch ner- Plat z (2 0 01) . I n : L eipz iger Blät ter 3 8 , Fr ü hja h r 2 0 01, S . 55.)

Stadtkern intensiv genutzt werden sollen und ein weitestgehender Erhalt der prägenden historischen Bausubstanz angedacht war. Nichtsdestotrotz sahen die Masterpläne auch eine Verdichtung vorhandener Strukturen vor, die prägnanter definiert werden sollten, um einen höheren Kontrast städtebaulicher Räume zu


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LAGE

sollten für Wohn-, Büro- und Kultureinrichtungen taugen. Einer der Riegel im Osten sah die Nutzung als Markthalle im Kellergeschoss vor, welche somit nicht am alten Standort wiederzufinden wäre. Der dominante Leuschnerplatz würde somit zu einer kleingliedrigen Konstellation von Gassen und marginalen Plätzen verkommen und besäße zwar einen historisch anlehnenden Charakter, richtete sich aber nicht an zukünftige Bedürfnisse, die das dichtbebaute Stadtzentrum mit nur wenig

großen Plätzen entlasten würde.69 „Das in den 1990er Jahren als Rahmenplan fixierte, solide städtebauliche Leitbild wurde 2008 durch die Trassierung des Citytunnels, die Markthallenidee und den Wettbewerb zum Freiheits- und Einheitsdenkmal schnell und rigoros ausgehebelt.“ (Böhme, Heinz-Jürgen: Von der Brache zum Viertel. In: Leipziger Blätter 66 vom Frühjahr 2015, S.23) Dementsprechend wurde als logische Konsequenz ein weiterer

ABB.76 ZIELBESTIMMUNGSWORKSHOP IM MÄRZ 2010

Workshop 2010 initiiert, der sich an der gegenwärtigen Situation orientierte und die bekannten Fragen in einen zeitgemäßen Kontext stellte. In diesem Zeitraum wurde durch die Stadtbau AG die Schaffung einer neuen Markthalle mit zusätzlichen Einzelhandelsnutzungen im Bereich des historischen Standortes verfolgt. Zudem war der Leuschnerplatz bereits für das Freiheits- und Einheitsdenkmal als potentieller Bauort bekannt, welches


in der Planung entsprechende Berücksichtigung finden sollte. Darüber hinaus war mit der Entscheidung zum Bowlingtreff 2008 klar, dass dieses denkmalgeschützte Bauwerk erhalten und zu einem zukünftiges Kulturzentrum umgenutzt werden soll.70 „Mehrere Diskussionsteilnehmer stellen fest, dass mit dem Areal Wilhelm-Leuschner-Platz wegen seiner Größe, seiner Prominenz im Stadtraum und seiner zukünftigen Einbindung

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STADTBAUWERKSTATT

DER WILHELM-LEUSCHNER-PLATZ

in ein regionales und großräumiges Verkehrssystem ein „neues Stück Stadt“ entwickelt werden kann. Deshalb steht hier eine strategische Weichenstellung an. Hier kann Leipzig ein selbstbewusstes Zeichen setzen und braucht hierfür entsprechende Nutzungen und Architekturen. Zugleich geht es darum, an die Identität und das Selbstverständnis der Bürger im Umgang mit diesem Ort anzuknüpfen und hier ein Pendant zur Innenstadt zu entwickeln.“ (Report zur Städtebauwerkstatt Wilhelm-Leuschner-Platz. 16.–19. März 2010. S.9.) An der Stadtbauwerkstatt 2010 nahmen sechs Kollektive teil, durch deren erarbeitete Grundlage in Verbindung mit einem offenen Bürgerforum ein vorläufiger B-Plan entwickelt werden sollte. Am Ende des Workshops sind unterschiedlich ausführlich erarbeitete Konzepte entstanden. Wie in einer der folgenden Abbildungen zu sehen ist, wurde die Kleinteiligkeit der alten Strukturen abgewandelt und in drei große Gebäude übersetzt, deren Ausrichtung und Setzung eine neue räumliche Qualität verzeichnet. Als Pendant dazu entsteht eine großer Platz im westlichen Bereich des Areals, der den wesentlichen Vorteil mit sich bringt, die Fläche des City-Tunnels nicht überbauen zu wollen. Denn die unterirdische Gleisanlage kann aufgrund einer zu schwach dimensionierten Decke nur Verkehrslasten aufnehmen und wird daher der Zone II, einer keilförmigen Belastungszone im Erdreich, welche auf die Seitenwände einwirkt,

zugeordnet. Somit wären alle Eingriffe in die Geländetopologie und Belastungsveränderungen von über 60 kN/m² schwer annehmbar und würden eine spezifische kostenaufwendige Gründungsarbeit mit sich bringen.71 Jedoch gibt es aufgrund der enormen Größe der Freifläche entsprechende Identifikationsprobleme. Das Kollektiv um Prof. Wolf und Prof. Pelcàk findet keine logisch strukturelle Begrenzung für diesen Bereich. Lediglich ein langgezogener Baumhain soll von diesem Sachverhalt ablenken und blockiert die wichtige Sichtachse von der Petersstraße zur Stadtbibliothek. Das beeinflusst auch die bisherige Präsenz der städtischen Bibliothek auf diesem Areal. Die Markthalle hingegen rückt durch die angedachte Dreiteilung des Platzes in den Vordergrund und gründet sich nicht nur an historischer Stelle, sondern wird zu einer sichtbaren Adresse. Neben der Nutzungsdefinition des Filetstückes als neuen Markthallenstandort, werden die beiden Nachbargebäude für Hotelerie und Büro- und Wohnformen bereitgehalten. Diese sollen eine Höhe von 21 Metern nicht überschreiten, bekommen aber jeweils einen maximal 50 Meter hohen Hochpunkt an den platzabgewandten Seiten. In diesen Gebäuden soll es einen Wohnungsschlüssel von 20% und Ladenzeilen von nicht mehr als 800m² Größe geben.72 Die Wiederansiedlung der Leipziger Markthalle findet unter der Bevölkerung großen Konsens und es wird auch sehr begrüßt, dass


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LAGE

der innerstädtische Wochenmarkt in der Markthalle weitergeführt werden kann. Bis 2008 gab es die Idee, die neue Markthalle an dem historischen Standort wieder zu errichten. 2013 beschloss der Stadtrat die Ausschreibung des Sondergebietes über drei Viertel der ursprünglichen Markthallenfläche inklusiver Festsetzung von der Lage und Art der Nutzung. Die Leipziger Stadtbau AG erhielt daraufhin auf ein Gebot von 2,5 Millionen Euro den Zuschlag und unterschrieb Ende 2013 den Kaufvertragsvorentwurf.73 Das damalige Geschehen am Leuschnerplatz brachte aber nicht nur Lob mit sich. Und so gab es nach der Vorstellung der Ergebnisse der Stadtbauwerkstatt im Jahr 2012 einen regen Meinungsaustausch mit konstruktiven Kritikpunkten.

Der Bund deutscher Baumeister und Bund deutscher Architekten lobten infolge dessen und des anstehenden Beschlusszwanges des Areals im Stadtrat eine weitere Stadtbauwerkstatt in Form eines Symposiums aus. Dieses fand im März 2014 statt und stellte die bekannten Fragen erneut, jedoch diesmal konzeptioneller in Hinblick auf den B-Plan Vorentwurf. Auch standen die bereits vermuteten Schwächen des Entwurfes von Pelcàk & Wolf im Diskurs, waren aber eher nebensächlich. Primat hatte vielmehr die Fragestellung nach dem demografischen Wandel, den die Stadt Leipzig momentan deutlich positiv zu spüren bekommt. Eine der Fragen ist daher insbesondere, ob nicht eine kleinteiligere Bebauung, ähnlich des historischen Grundbildes, eine

höhere Aufenthaltsqualität, bestimmend durch kleine Gassen und Höfe, mit sich bringt. In einem Statement zur Vorstellung der Forderungen der einzelnen Beteiligten merkte Heinz-Jürgen Böhme wie folgt an: „Unabhängig davon, ob künftig die kleinere oder größere Platzvariante realisiert wird, sollte der Platz nicht durch eine Nutzungsform (z.B. ein flächendeckendes Freiheits- und Einheitsdenkmal) dominiert werden. Ein Großteil der Platzfläche muss variabel nutzbar sein, etwa für öffentliche Veranstaltungen, Kunstaktionen etc. Der Augustusplatz zeigt gerade in dieser Hinsicht wie defizitär die dort installierte Platzstruktur ist. Es wäre fatal, würde man auch dem

ABB.77 R AHMENPL AN 1992

ABB.78 STUDIE PESCH & PARTNER 2010

ABB.79 STUDIE BTU COT TBUS 2010

ABB.80 STUDIE BDB 2014

ABB.81 STUDIE STADTFORUM LEIPZIG 2014

ABB.82 STUDIE 1 SRL 2014


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STADTBAUWERKSTATT

DER WILHELM-LEUSCHNER-PLATZ

Leuschnerplatz die Multifunktionalität nehmen.“ (Böhme, Heinz-Jürgen: Dokumentation zum Symposium. Stadtraum LeuschnerplatzWie bitte?. 22.03.2014. S.17.) In dem darauf stattfindenden Workshop im November 2014 versuchten sechs Kollektive die Erkenntnisse aus dem vorhergehenden Symposium städtebaulich zu übersetzen, welche den sechs letzteren Abbildungen zu entnehmen sind. Aus der Studie des BDB ist zu schließen, dass eine Anlehnung an den B-Plan Vorentwurf und dessen Dreigliedgrigkeit sichtbar, das Markthallengebäude jedoch auf dem gesamten ursprünglichen Grundriss abgebildet wird. Die eigentliche Marktfunktion soll aber nur

in den Erd- und Obergeschossen stattfinden. Demnach fehlt eine eindeutige Geste zur Identifizierung der Halle und ihr Zugang wird durch einen Baublock an der westlichen Seite nicht klar genug definiert. Ähnlich verhält es sich mit dem Vorschlag des Stadtforums Leipzig, deren Besonderheit darin liegt, die Größe des Wilhelm-Leuschner-Platzes nicht nur durch Gebäude zu brechen, sondern diesen in zwei kleinere Plätze zu unterteilen. Interessant erscheint dabei der historische Bezug zum ehemaligen Oval des Königsplatzes. Einen anderen Ansatz findet die Studie 3 von der Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung (SRL), in der der Platz und dessen Bebauung infrastrukturell neu erschlossen werden soll.

ABB.83 STUDIE WOLF & PELCÀK 2010

ABB.84 STUDIE BDA 2014

Durch die grundsätzliche Überlegung die Gebäude nur im südlichen Teil anzuordnen, kann der Grünstreifen der Ringbebauung fast bis zur Trinitatiskirche fortgeführt werden. Dies wäre zwar eine inhaltlich logische Konsequenz der Erweiterung des öffentlichen Stadtgrüns, erscheint aber in der Dimensionierung, besonders im Vergleich zur gegenüberliegenden Grünfläche, fast äquivalent und entspräche damit nicht mehr der gedanklichen Adaption des Grünstreifens, sondern vielmehr der Vergrößerung dessen. Der Wilhelm-Leuschner-Platz bekäme mit diesem Vorschlag, vom Ring aus gesehen, kein wirkliches „Eingangsportal“, sondern entsteht eher aus einer Parkanlage heraus. Dennoch ist hervorzuheben, dass alle in diesem Workshop vorgeschlagenen Gegenentwürfe zum aktuellen Bebauungsplanvorentwurf die Platzsituation vor der Stadtbibliothek entsprechend inszenieren und deren besondere Sichtachse zur Innenstadt größtenteils wahren und der Bibliothek einen eigenen Vorplatz zukommen lassen. Erkennbar ist aber auch, dass die Fläche über den City-Tunnel durch die Verortung von Gebäuden überbaut werden würde. Dies hat sicherlich zum einen den Vorteil, die vermeintlich verloren gegangene Fläche architektonisch bespielen zu können, setzt jedoch auch ein höheres Kostenmanagement für deren Bodengründung voraus.

ABB.85 STUDIE 2 SRL 2014

ABB.86 STUDIE 3 SRL 2014


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LAGE

Wie bereits erwähnt, ist als Reaktion auf die zahlreichen Städtebauwerkstatt-Veranstaltungen und eines Bürgerforums im Jahre 2010 ein neuer BebauungsplanVorentwurf hervorgegangen. Dieses Leitbild orientiert sich entlang des städtebaulichen Entwurfs der Architekten Wolf & Pelcák und

soll die planungsrechtlichen Ziele abstecken. Die Eigentumsverhältnisse der Flurstücke auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz lagen seit Beginn bei der Stadt Leipzig und wurden in der Vergangenheit über Erbbaurechte veräußert. Damit lastete auf den Grundstücken der Stadt Leipzig nur ein beschränktes

ABB.87 B-PL AN VORENT WURF

dingliches Recht, welches vorsah die Bebauung auf den jeweiligen Grundstücken nach Beendigung des Erbbaurechtvertrages zu entfernen. Heute sind bis auf wenige Ausnahmen alle Flurstücke wieder im vollen unbelasteten Besitz der Stadt Leipzig, weshalb es


auch seit einigen Jahren entsprechende Bemühungen zum Voranschreiten der Schaffung einer städtebaulichen Leitidee gibt. Der Fokus des Masterplans zum Wilhelm-Leuschner-Platz liegt auf der Errichtung einer Gebäudereihe und der damit

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VORENTWURF ZUM BEBAUUNGSPLAN

DER WILHELM-LEUSCHNER-PLATZ

verbundenen Schaffung einer zentralen Fläche, womit der historische Königsplatz kontextuell vergrößert wird und für vielfältige Freiraumnutzungen offen ist. Die direkte umliegende Bebauung (Neues Rathaus im Norden, Trinitatiskirche im Westen und Stadtbibliothek im Süden) wird dabei in Beziehung zum zu bebauenden Areal gesetzt. Weiterhin werden die Fluchten der Straßen des angrenzenden Addis-Abeba-Platzes geradlinig weitergeführt, sodass diese nicht nur den Standort der neuen Markthalle definieren, sondern darüber hinaus sinnvolle Sichtbeziehungen zum freien Platz und in Richtung des Neuen Rathauses zulassen. Der östliche Teil des Areals wird in drei große Baublöcke gegliedert, zwei Kerngebiete im Nordosten und Südosten und ein dazwischen angeordnetes Sondergebiet „Markthalle“. Als Quintessenz dessen sollen neugeschaffene Hochpunkte an den jeweiligen außenliegenden Gebäuden gebildet werden, um den Platz entsprechend zu akzentuieren. Dies scheint zum Roßplatz hin unter Berücksichtigung bereits bestehender Hochpunkte der

Trinitatiskirche, des Neues Rathauses und des Europahauses an der Ringbebauung eine logische Weiterführung der städtischen Vertikalstruktur zu sein, begründet jedoch nicht eine derartige Ausprägung in Richtung Windmühlenstraße zum Bayerischen Bahnhof hin. Die entstandene öffentliche Fläche des WilhelmLeuschner-Platzes wirkt aufgrund der enormen Größe und nichtvorhandenen Ordnungsstruktur etwas leer. Eine entsprechende Konnotation zur Priorisierung der städtebaulichen Systematik sollte im Zuge eines Wettbewerbes 2012 zum Einheits- und Freiheitsdenkmal erfolgen (Siehe S.104), ist aber aus Gründen juristischer Unstimmigkeiten und einem Bürgerprotest gescheitert. In Anbetracht dessen stellt sich gegenwärtig die Frage, ob es nicht sinnvoll wäre, dem großen Platz eine neutrale Struktur zu verleihen, welche diesen nicht nur begrenzt und für Großveranstaltungen funktional macht, sondern darüber hinaus auch die Möglichkeit zulässt, später ein Einheits- und Freiheitsdenkmal zu verorten, ohne dabei wichtige Bezüge zu zerstören.

Ausdehnung des WilhelmLeuscher-Platzes :

265m Nord-Süd-Richtung 290m Ost-West-Richtung

Größe der Platzfläche:

5,2ha

Flurstückseigentümer:

Stadt Leipzig

Flurstücksnummer Markthalle:

1182a

Vorkaufsrecht Flurstück 1182a:

Stadtbau AG


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LAGE

Das Leipziger Architekturbüro pwbaukunst wurde von der Stadt Leipzig, nach mehreren Städtebauwerkstätten mit der Teilnahme vieler anderer Planungsbüros, wiederholt mit der Neugestaltung des Wilhelm-Leuschner Platzes beauftragt. Unter Leitung des Büroinhabers Prof. Ingo Andreas Wolf und in Zusammenarbeit mit dem Büro Pelcák und Partner aus Brno wurde ein städtebauliches Konzept entwickelt, welches seit Juli 2012 als Vorentwurf d e s B e b a u u n g s p l a n e s N r. 3 9 2

„Wilhelm-Leuschner-Platz/Ost“ dient. In der erstellten Rahmenplanung wird eine auf der östlichen Flanke des Areals konzentrierte Neubebauung vorgeschlagen, die einen großen unbebauten Platz entstehen lässt. Die Anbindung dessen erfolgt über eine zentrale Fußgängerzone und dem im Jahr 2013 geschaffenen Haltepunkt des neuen City-Tunnels. Die weitläufige Freifläche könnte zukünftig für diverse großmaßstäbliche Veranstaltungen attraktiv werden, was vom Stadtrat sehr begrüßt wird.

ABB.88 VISUALISIERUNG 01 B-PL AN ENT WURF

Denkbar wäre es aber auch dort das Einheits- und Freiheitsdenkmal zu errichten, für welches bereits 2012 ein Architekturwettbewerb ausgelobt wurde, was auf den folgenden Seiten diesen Kapitels im Näheren aufgeführt ist. Neben dem Markthallengebäude sind weitere Neubebauungen angedacht, die die Nutzungen für Firmensitze, öffentlichen Institutionen und innerstädtischen Wohnformen zulassen.


VORENTWURF ZUM BEBAUUNGSPLAN

DER WILHELM-LEUSCHNER-PLATZ

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‘ DIE GEWOLLTE MARKTHALLE SOLL KEIN TANTEEMMA-LADEN WERDEN ‘

_

SI EGF R I E D SC H L EGE L _

Spre cher f ü r St adtent w ick lu ng u nd Bau

(L eipz iger Vol k s z eit u ng, „ L i n k spa r tei k r it isier t A rch itek tenent w ü r fe z u r G e st a lt u ng de s W i l hel m- L eu s ch ner- Plat z“, 0 4. 0 3. 2 01 5.)

ABB.89 VISUALISIERUNG 02 B-PL AN ENT WURF

ABB.90 VISUALISIERUNG 03 B-PL AN ENT WURF

ABB.91 VISUALISIERUNG 03 B-PL AN ENT WURF


104

LAGE

In der Debatte um das Freiheitsund Einheitsdenkmal nehmen die Engagements seitens der Einwohner in der Stadt einen hohen Stellenwert ein. Es ist nur ein Exempel dafür, dass in Leipzig eine eher stark ausgeprägte und konstruktiv wirkende Bereitschaft zu bürgerlicher Hingabe auch in Form besonderer Diskussions- und Streitlust zum Ausdruck kommt. Sicherlich ist Leipzig nicht die einzige Stadt in Deutschland, in der öffentlicher Streit um Bauprojekte schnell entsteht, aber so scheinen doch die Disputationen über Architektur, Gestaltung und Denkmalpflege im öffentlichen Raum häufiger als anderswo breite Bevölkerungsschichten zu erfassen. Immer wieder wurden Unterschriftenaktionen mit zum Teil beeindruckenden Ergebnissen gestartet, von denen einige Bau- und Abrissvorhaben und sogar Demonstrationen auslösten. Sinnbildlich dafür steht die wohl wahrscheinlich bisher größte Friedensbewegung Europas, die Friedliche Revolution. Die Messestadt war Ausgangspunkt der gewaltlosen Montagsdemonstrationen, welche ab November 1982 dauerhaft in Form von Friedensgebeten in der Leipziger Nikolaikirche stattfanden. Wegen der verstärkten gesellschaftlichen Debatte zu Strukturveränderungen in Ostdeutschland begannen Ende 1988 sich die Besucherzahle weiter zu steigern. Die Friedensgebete bekamen erheblichere politische Relevanz, was sich darin äußerte, dass der Staat öfters versuchte, reglementierenden Einfluss auf

den Verlauf und Ausgestaltung der Friedensgebete zu nehmen. Als Folge dessen verweilten viele Teilnehmer nach den montäglichen Friedensgebeten auf dem Nikolaikirchhof. Diese daraus resultierende Form des öffentlichen Informationsaustausches bildet die Basis für Reaktionen und Reflektionen. Am 9. Oktober 1989 gingen trotz drohender Gewaltbereitschaft durch politisch gelenkte Organe 70.000 Menschen auf die Straße und setzten sich für ihre Bürgerrechte ein. Auf der staatlichen Seite standen 8.000 Polizisten, NVA-Soldaten und Kampftruppenmitglieder bereit. Medizinisch wurde das Personal in den Krankenhäusern zu Nachtschichten zwangsverpflichtet und die Blutkonserven aufgestockt. Kurz vor der Beendigung der Friedensgebet in der Nikolaikirche wurde ein Aufruf des Gewandhauskapellmeisters Kurt Masur, des Kabarettisten Bernd-Lutz Lange, des Theologen Peter Zimmermann und dreier Sekretäre der SEDBezirksleitung, der sogenannte „Aufruf der Leipziger Sechs“, verlesen, der zur Gewaltlosigkeit appellierte und wie folgt auch über den Leipziger Stadtfunk gesendet wurde: „Bürger! Professor Kurt Masur, Pfarrer Dr. Zimmermann, der Kabarettist Bernd-Lutz Lange und die Sekretäre der SED-Bezirksleitung Dr. Kurt Meyer, Jochen Pommert und Dr. Roland Wötzel wenden sich mit folgendem Aufruf an alle Leipziger: Unsere gemeinsame Sorge und Verantwortung haben

uns heute zusammengeführt. Wir sind von der Entwicklung in unserer Stadt betroffen und suchen nach einer Lösung. Wir alle brauchen freien Meinungsaustausch über die Weiterführung des Sozialismus in unserem Land. Deshalb versprechen die Genannten heute allen Bürgern, ihre ganze Kraft und Autorität dafür einzusetzen, dass dieser Dialog nicht nur im Bezirk Leipzig, sondern auch mit unserer Regierung geführt wird. Wir bitten Sie dringend um Besonnenheit, damit der friedliche Dialog möglich wird.“ (Masur, Kurt: In: Neues Forum Leipzig: Jetzt oder nie-Demokratie! Leipziger Herbst‘89. Leipzig 1989. S. 82f.) Tatsächlich verlief die darauf folgende Montagsdemonstration erstmalig ohne jede Gewaltanwendung. Die Route der Demonstrierenden führte von der Nikolaikirche Richtung Oper, entlang auf dem Stadtring. Beim Vorbeizug am Hauptbahnhof, wo die meisten der Sicherheitskräfte ausharten, zogen sich diese wegen der schier ungeahnten großen Menschenmasse zurück. Gegen 20 Uhr war die erste friedliche Demonstration beendet und die Macht des SED-Staates gebrochen. Seither wird der 9. Oktober als Wendepunkt der friedlichen Revolutionsbewegung in der DDR 1989 gesehen. Erst durch diese Bürgerbewegung wandelte sich die offene Ignoranz der SED


in zunehmende Gesprächsbereitschaft. Nach dem 9. Oktober wurden die Montagsdemonstrationen fortgeführt und die Zahl der Demonstranten stieg noch einmal deutlich an. Am 16. Oktober waren es rund 120.000 Menschen, am 23. Oktober demonstrierten 200.000 für Reformen und die Zulassung des Neuen Forums und am 30. Oktober waren es twa 300.000 Aktivisten. Eine Woche später, am 6. November, fand die bis dato wohl größte Montagsdemonstration in Leipzig statt. Verschiedene Schätzungen belaufen sich auf 300.000 bis 400.000 Demonstranten aus der gesamten DDR. Erst mit den friedlichen Demonstration waren weitere Maßnahmen möglich, die zu einem erfolgreichen Gelingen der Wende in der DDR, zum Mauerfall am 9. November und zur Wiedervereinigung Deutschlands 1990, maßgeblich beitrugen.74 Als angemessene Würdigung dieses besonderen Ereignisses im Herbst 1989 beschloss der Bundestag am 9. November 2007, ein Denkmal der Freiheit und Einheit Deutschlands in Berlin und Leipzig zu errichten. Am 4. Dezember 2008 forderte der Bundestag und die Bundesregierung die Stadt Leipzig auf, gemeinsam mit dem Freistaat Sachsen und den Beitrag der Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt zur Friedlichen Revolution auf angemessene Weise zu würdigen.

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FREIHEITS- UND EINHEITSDENKMAL

DER WILHELM-LEUSCHNER-PLATZ

Dieser Beschluss lehnte sich insbesondere an eine übergreifende Initiative vieler Leipziger und ostdeutscher Politiker mit Unterstützung des Beauftragten der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer an. Dementsprechend wurde im Februar 2011 eine Bürgerbefragung veranlasst, die den inhaltlichen Bezug des Denkmals festlegen sollte. Und so sprachen sich die Leipziger zu 50% dafür aus, dass das zukünftige Denkmal für die Bedeutung der Zivilcourage und die Bürgerrechtler Ostdeutschlands, die im Herbst 1989 gewaltfrei die Freiheit einforderten, stehen soll. Mit dieser Grundlage konnte einen Monat später ein Bürgerforum einberufen werden, indem die inhaltliche und künstlerische Aufgabenstellung aus der hervorgegangenen Umfragewerte sowie Empfehlungen zur Standortwahl vorgestellt wurden. Schließlich einigte man sich im Mai darauf, ein Freiheitsund Einheitsdenkmal auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz zu verorten, weil dieser eine deutlich größere Sichtbarkeit besitzt,als andere vorgeschlagene Orte. Der am 22. Jahrestag ausgeschriebene künstlerische Wettbewerb fand eine große Akzeptanz in der Kunst- und Architekturszene. Von den 325 Bewerbungen wurden 41 Teilnehmer festgelegt, von denen letztlich 39 Beiträge eingereicht wurden. Bei der Verkündung des Ergebnisses im Juli 2012 sagte der amtierende Oberbürgermeister Burkhard Jung: „Die Entwürfe geben drei völlig verschiedene Antworten – vom Garten, über eine

Demokratiewerkstatt bis zum Mitnehm-Denkmal – auf die Aufgabe, ein Freiheits- und Einheitsdenkmal zu schaffen“ (Jung, Burkhard: Verkündung des Wettbewerbsergebnisses zu Pressekonferenz vom 6.Juli.2012) Mit dem ersten Preis wurde die Künstlergruppe M+M aus München mit ihrer Arbeit „70.000“ ausgezeichnet. Die Arbeit beschreibt die Revolution als eine Vielzahl von Individuen ohne Anführer und stellt diese als geometrisch buntes Farbenfeld dar. Die Anordnung dessen soll den Künstlern nach den geordneten Ablauf der Montagsdemonstration abstecken und bringt somit die Gewaltenfreiheit zum Ausdruck. Die 70.000 gleichfarbigen Hocker, welche auf dem Raster des Kachelfeldes stehen, sind als Teil der Partizipation zu verstehen und sollen von den Bürgern mitgenommen oder im Stadtraum verstellt werden können. Der zweitplatzierte Beitrag, „Eine Stiftung an die Zukunft“ von realities: united, Studio for art and architecture, stellt einen radial angeordneten Platz der f reien Meinungsäußerung dar, der die Ur-Idee von Demokratie in den Fokus rücken lässt. Als Ort der Versammlung zeigt das Konzept klar definierte Nutzungszonen mit unterschiedlicher Aufenthaltsqualität. Der Schriftzug „ Wir sind das Volk“ wird als Einziger in dauerhaftem Material herausgehoben. Die restlichen Demokratiestränge befinden sich in einem Prozess ständiger Aktualisierung. Durch die Beteiligung der Bürger


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LAGE

entsteht ein Bild, um dessen Komposition sowohl politisch wie künstlerisch gerungen wird. In besonderem Maße wird der Entwurf der Historie als geschichteter Vorgang, beeinflusst vom Wechsel an Erinnerungen und in Vergessenheit geratene Bestandteile, hervorgehoben. Der dritte Preis ging an den Entwurf „Herbstgarten“ von Anna Dilengite, Tina Bara, Alba d’Urbano aus Leipzig. Dabei erfährt der Wilhelm-Leuschner-Platz eine Verwandlung in einen Obstgarten, der von dem Schriftzug

„keine Gewalt“ in Form einer Rauminstallation durchquert wird. Die Assoziation dahinter soll der jahreszeitliche Zyklus von Blüte und Ernte, von Wachstum und Erneuerung sein, der äquivalent zur Leipziger Revolution stehen soll. Die Nutzung und Pflege des Stadtgartens verleiht dem Platz durch die gemeinschaftliche Aktion einen gesellschaftlichen Handlungscharakter. Tatsächlich aber stellen die Ergebnisse keinen anschaulichen Bezug zu den Ereignissen und der Erinnerungskultur her.

ABB.92 MONTAGSDEMONSTR ATION

Nachdem eine zweite Wettbewerbsphase von der Stadt Leipzig gefordert wurde und sich der Erstplatzierte juristisch dagegen wehrte und die Bürger sich sogleich vehement gegen die Entwürfe aussprachen, hat sich die Stadt Leipzig nach harten Diskussionen dazu entschlossen, die Realisierung des Denkmals zu vertagen. Zentraler Punkt künftiger Bestrebungen soll eine breite und umfassende Bürgerbeteiligung sein.75


FREIHEITS- UND EINHEITSDENKMAL

DER WILHELM-LEUSCHNER-PLATZ

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‘ DIE KRITIK WAR WIE EINE KALTE DUSCHE ‘

_

M A RT I N DE M AT T I A & M A RC W E I S _ Mü nch ner Kü n st ler tea m M + M

(L eipz iger Vol k s z eit u ng, „ D ie K r it i k wa r w ie ei ne ka lte D u s che“, 0 9.10 . 2 01 2 .)

ABB.93 ENT WURF „SIEBZIGTAUSEND“

ABB.94 ENT WURF „EINE STIF TUNG AN DIE ZUKUNF T“

ABB.95 ENT WURF „KEINE GEWALT-HERBSTGARTEN“


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MARKTHALLEN ALS ÖFFENTLICHE RÄUME

0

1

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ABB.96 COLL AGE KONTEMPOR ÄRER MARK THALLEN


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M arkthallen a

ls Üffentliche ä R ume


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MARKTHALLEN ALS ÖFFENTLICHE RÄUME

„Es gibt sie noch die guten Dinge“ (Slogan Manufactum. unter: http:// www.manufactum.de/home.html. (Aufruf 14.12.2015)) Dem bereits erörterten Duktus der Markthallen, die meist aus dem 19. Jh. stammen, steht heute eine neue architektonische Renaissance gegenüber. Geprägt von Ressentiments oppisitionell zu den boomenden und inzwischen international operierenden Handelsketten und Shoppingmalllandschaften der 1970er Jahre, finden Markthallen wieder einen Platz in der Gesellschaft. Getreu dem zu Beginn genannten Firmenmotto von Manufactum, einem Einzelhandelsunternehmen aus Nordrhein-Westfalen, ist die Kaufkraft für hochwertige und langlebige Waren, die teils noch traditionell gefertigt werden, in den letzten Jahren, aufgrund des Vertrauensverlust durch zurückliegende diverse Lebensmittelskandale und Billigproduktionen in östlichen Ländern, gestiegen. Die verbildlichte Wunderwelt und langezeit übersehene Kultur der Markthallen erfährt nun ein Comeback mit räumlicher Anziehungskraft. Sie befriedigen, neben einer reinen Versorgungsfrage, im hohen Maße ein wiedererwachtes Bedürfnis nach Authentizität, Heimatverbundenheit und regionaler Stärke. Die Thematik des bewussten Konsums steht wieder im Fokus der Verbraucher aller Gesellschaftsschichten. Indem Markthallen auf Frischeprodukte aus kontrollierter Herkunft sowie die persönliche und vertrauenswürdigen Beratungen statt auf Konfektion und

Masse zu Niedrigpreisen setzen, besteht in den Städten mittlerweile ein Konkurrenzkampf zu international einheitlichen Shoppingmalls mit den immer gleichen Läden, Markengütern und Waren. Neben dem bereits angesprochenen und wünschenswerten ökologisch und sozial verträglicherem Handeln, folgt ein weiterer positiver Effekt - Regionale Erzeuger und Produkte werden gestärkt und stärken die regionaler Identität. Die Unternehmen müssen sich somit nun gerade in großstädtischen Ballungsgebieten darauf einstellen, dass es beim Einkauf oft nur um Kleinigkeiten, wie der Plauderei am Marktstand oder dem Erlebnis sinnlicher Genüsse, geht. Solche Qualitäten sind in gleichförmigen einheitlichen Einkaufstempeln kaum zu erwarten. Diese Veränderungen machen sich besonders auch in der architektonisch- städtebaulichen Konzeption von Orten und Städten bemerkbar. Bezüglich der Fragestellung nach neuer Identität stellen Markthallenprojekte im planerischen und urbanen Kontext eine spannende Agglomeration dar. Sie verlangen eine hohe Sensibilität im Umgang mit regionaler Marktkultur, traditionellen Bauweisen und dem Wunsch nach einem neuen architektonischen Sinnbild. Die besondere Mischung derartiger Projekte mit dem vorhandenen Genius Loci machen letztlich das Charakteristikum und das Wesen einer Stadt aus. Angesichts der Architekturvielfalt bieten sich somit etliche neue Potentiale zugkräftige Konzepte und Räume zu entwickeln.

Die Aufgabe der Architektur besteht neben der Schaffung neuer Orte und Markthallen auch in der Fügung kommerzieller und sozialer Ebenen auf einer zeitgemäßen Basis. Dem Trend entsprechend haben viele der aktuellen Marktgebäude im europäischen Raum Anteil an der entwerferischen Relevanz für ihr Umfeld. In diesem Kapitel werden beispielhaft einige der zahlreich vorzufindenden Markthallenentwürfe der letzten Jahre vorgestellt. Präferiert wird, mangels sonstiger Vergleichbarkeit, der kontextuelle Zusammenhang im europäischen Raum. Nichtsdestotrotz sollen die nicht näher aufgeführten und trotzdem sehr beeindruckenden Projekte, wie die neuen Ladenpassagen der alten Souks in Beirut von Pritzker-Preisträger Rafael Moneo und der Markt im burkina fasoischen Koudougou von Laurent Sèchaud und Pierre Jèquier, an dieser Stelle genannt sein. Außerdem ist zu erwähnen, dass keine Umbauten oder älteren Markthallen, sondern nur neu erbaute Projekte Betracht finden. Das Ziel ist es, entsprechende Einblicke in den Kontext der aktuell stattfindenden Marktkultur und deren Umgang auf unterschiedlichen städtebaulichen Ebenen betrachten und bewerten zu können und diese thematisch im Folgekapitel auf den Leuschnerplatz zu beziehen.


BEISPIELPROJEKTE

ABB.97 GRUNDRISS EG MARK THAL ROT TERDAM O.M.

Platz für 228 Wohnungen, deren Zimmer sich nicht nur nach außen hin orientieren, sondern bewusst über zwölf Geschosse hinweg am Treiben in der Halle teilhaben. MVRDV erkennt die Bedeutung des Marktes als Bühne öffentlichen Lebens und inszeniert dies mittels schriller Deckenbemalung über eine breite mit Marktständen versehene Flanierfläche. Der Handel übernimmt somit

ABB.99 AUßENPERSPEK TIVE MARK THAL ROT TERDAM

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Die wohl bekannteste und meist publizierteste Markthalle der letzten Jahre ist die Markthal in Rotterdam von MVRDV. Aus der eigentlichen Wohnbauidee ging durch Integration einer Markthalle ein neues soziales Gebäudeensemble hervor, was entsprechend der Architektursprache des Büros, keine wirklich subtile Geste darstellt. Eine 70m breite und 40m hohe Bogenform erstreckt sich dabei über das gesamte Baufeld und bietet neben einem dauerhaften Markt auch

ABB.98 INNENPERSPEK TIVE MARK THAL ROT TERDAM

eine Art Katalysatorfunktion. Die symbiotische Verbindung scheint ein Zugewinn der beiden unterschiedlichen Nutzungsbereiche. Der 100m lange Tunnel lässt diesen Gedanken jedoch in Bezug zu seinem städtebaulichen Umfeld vermissen, weshalb der gerichteten Blickachse kein logischer Endpunkt zukommt. Trotz Überdimensionierung macht die Markthal den alltäglichen Handel zum Event und wird entsprechend positiv angenommen.76


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MARKTHALLEN ALS ÖFFENTLICHE RÄUME

Der Plaza de la Encarnación war ursprünglich der zentrale Marktplatz Sevillas, blieb aber viele Jahrzehnte ungenutzt und geriet in Vergessenheit. Ein nach oben offenes, überdimensionales großes organisch geformtes Holzgebilde (Metropol Parasol) soll die Urbanität im Zentrum der Altstadt wieder herstellen. Es ist etwa 150 m lang, 75 m breit und 28 m hoch. Über fünf Ebenen erstrecken sich entlang eines Pfades Nutzungen, die Besucher und Einheimische gleichermaßen anziehen. Neben

ABB.100 SCHNIT TE ME TROPOL PAR ASOL SE VILL A O.M.

ABB.101 DACHPERSPEK TIVE ME TROPOL PAR ASOL SE VILL A

neues Wahrzeichen der Stadt. Die öffentliche Raumdefinition erfährt über die Thematik des dem Klima entsprechend funktionalen Schattendaches und der begehbaren unterschiedlichen Geschossigkeiten und der visuellen Interaktion mit dem Stadtbild eine hohe Akzeptanz. Trotz der hohen Diskrepanz von Kosten und Nutzen kann der architektonischen Skulptur inhaltlich, mit Verweis auf das Museum und dessen Identifikationsfindung, Positives entnommen werden.

dem archäologischen Museum im Untergeschoss ist eine 2.155m² große Markthalle, ein Restaurant und eine Art Wolkenpromenade auf dem Dach untergebracht. Die einzelnen Ebenen und Schirmkonstruktionen sind durch einen Steg miteinander verbunden. In seiner Gestalt und Konzeption bildet der von J. Mayer H Architekten entworfene Metropol Parasol in seiner Einzigartigkeit und Dimension ein

ABB.102 AUßENPERSPEK TIVE ME TROPOL PAR ASOL SE VILL A


BEISPIELPROJEKTE

ABB.103 GRUNDRISS BARCÈLO CENTRE MADRID O.M.

städtebauliche Qualität und passt sich vorbildlich in die kleinteilige Struktur des Viertels ein. Anhand der vielen Treppenanlagen und Brandschutzwände ist bereits dem Grundriss die hohe Komplexität des Gebäudes zu entnehmen. Da es sich um rein öffentliche Funktionen handelt, kann die Wichtung von Verkehrsund Nutzungsflächen als angemessen betrachtet werden. Unterstrichen wird diese Aussage

ABB.105 AUßENPERSPEK TIVE BARCÈLO CENTRE MADRID

113

Eines der vielschichtigsten hier vorgestellten Markthallengebäude ist das Barcélo Centre in Madrid von Nieto Sobejano. Mehrere Baukörper, mit unterschiedlichsten Nutzungen wie einem Sportpavillon, einer Bibliothek, einer Schule, einem Parkhaus und Markt, bilden dabei einen sich ineinander verzahnenden hybriden Komplex. Das Arrangement der Gebäudeteile besitzt durch den Höhenbezug zu den Nachbargebäuden und der von der Straße abgetrennten Platzsituation eine bedeutende

ABB.104 INNENHOFPERSPEK TIVE BARCÈLO CENTRE MADRID

nochmals mit einer internen Straße und einer Panoramaterrasse auf dem Dach des Marktes. Entgegen des Metropol Parasol und der Markthal in Rotterdam gelingt den Architekten eine ganz unaufgeregte und dennoch vielschichtige Seite der Markthallenkomplexe zu zeigen. Die größte Inszenierung findet wohl in den nächtlichen Stunden statt, wenn das Gebäude durch die milchige und halbdurchlässige Glasfassade zu leuchten beginnt.


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MARKTHALLEN ALS ÖFFENTLICHE RÄUME

Die Wakefield Market Hall wurde 2008 nach dem Entwurf von David Adjaye gebaut und soll in naher Zukunft zu einem Kino und Shoppingcenter umgenutzt werden. Das Gebäudekonzept sieht den Markt als Eingangstor der Innenstadt Wakefields vor. Teils innen und teils außen verortet, schlängeln sich die fest installierten Marktstände um das Stützenraster der Dachfläche. Die Schrägstellung der vertikalen Aussteifungspfeiler ist dem Verkehrsfluss der angrenzenden Straße gewidmet und

ABB.107 DACHPERSPEK TIVE MARKE T HALL WAKEFIELD

klar gewählte Materialien und Farben eine spannende Choreographie und versprechen einen zwar rein funktionalen, aber auch für Märkte typischen Raum. Besonders durch die Höhe des Daches entsteht eine Atmosphäre, die als Marktplatz unter freiem Himmel auf einer definierten Fläche beschrieben werden kann. Wegen der festverankerten Marktstände generiert dieses Gebäude neben dem wöchentlichen Handel keine weiteren Funktionen.

ABB.106 A XONOME TRIE MARKE T HALL WAKEFIELD

beinhaltet zugleich eigene Busbahnsteige. Das hölzerne Lattendach dient eher der Schattenspende zu Sonnenstunden, sodass die Waren auf dem Markt in einer gewissen Helligkeit präsentiert werden können. Zur Belebung der Halle außerhalb der Marktzeiten wurde ein Cafè im Obergeschoss implementiert. Die unterschiedlichen Proportionen der Gebäudebestandteile zueinander erzeugen durch

ABB.108 AUßENPERSPEK TIVE MARKE T HALL WAKEFIELD


BEISPIELPROJEKTE

ABB.109 SCHNIT TE MARKE T HALL MARLY-LE-ROI O.M.

ermöglicht eine angenehme Akustik und versprüht eine wohlfühlende Marktatmosphäre. Die exzessive Dachbegrünung begünstigt den Wärmekomfort und erleichtert die Regenwasserbewirtschaftung. Wegen der versetzten wellenförmigen Spalten ist eine gewisse Konstruktionsflexibilität gegeben, die es erlaubt, den zu überspannenden Innenraum, wie in den Schnitten erkennbar, stützenfrei in Erscheinung

ABB.111 AUßENPERSPEK TIVE MARKE T HALL MARLY-LE-ROI

115

In dem französischen Ort Marlyle-Roi, etwa 13 km von Versailles entfernt, bauten die Architekten des Büros Ameller, Dubois & Associés 2014 eine 1600m² große neue Markthalle. Die Form der Halle kann als einfach, streng und quadratisch beschrieben werden. Leichte wellenförmige Bewegungen des Daches ermöglichen eine direkte Lichteinstrahlung und bilden dabei die Leitidee des Entwursfansatzes. Die im Inneren vertikal und horizontal angebrachte hölzerne Deckenverkleidung

ABB.110 INNENPERSPEK TIVE MARKE T HALL MARLY-LE-ROI

treten zu lassen. Somit lassen sich nach Belieben Marktstände anordnen und profiliert dabei den zukünftigen flexiblen Gebrauch. Vorgesehen ist eine ganztägige Marktnutzung mit einem temporären Außenmarkt direkt vor der Halle. Zielführend ist in diesem Projekt, wie bei der Markthalle in Wakefield auch schon, die natürliche Belichtung der Marktwaren, ohne sie dabei direkt dem Sonnenlicht auszusetzen, und die kontextuelle Außenraumraumgestaltung.


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MARKTHALLEN ALS ÖFFENTLICHE RÄUME

Seit den 1960er Jahren war der Platz der heutigen Markthalle in Gent, ähnlich wie der Leuschnerplatz in Leipzig, undefinierter Raum. Umgeben von den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt, der St.-Nikolaus-Kirche, dem Belfried und der St.-BaafsKathedrale, fand das Areal bisher nur die Funktion als Parkplatz. Nach städtebaulichen Wettbewerben zur Neufassung und Wiederbelebung der Abfolge von Plätzen rund um die drei gotischen Monumente gingen die Genter Büros

ABB.112 SCHNIT T MARKE T HALL & CENTR AL SQUARE GENT O.M.

ABB.113 DACHPERSPEK TIVE MARKE T HALL & CENTR AL SQUARE GENT

Markt- und Veranstaltungszwecken. Unterhalb des Gebäudes befinden sich ein Café, öffentliche Toiletten, ein Fahrradparkplatz sowie Künstlergarderoben für die Aufführungen. Die funktionierende Raumdefinition des Platzes durch die Marktüberdachung findet im Alltag bei nicht geplanter Nutzung jedoch nur schwer eine Aufgabe und wirkt etwas überflüssig. Dennoch fungiert das Gebäude als Eyecatcher und lockt viele Architekturtouristen an.

Robbrecht en Daem Architecten und Marie-José van Hee Architecten als Sieger hervor. Eines der Hauptelemente ist die neue Markthalle. Die beidseitig mit Holz verkleidete Dachkonstruktion aus Stahl steigt entlang der vier Betonsockel empor und wird von einer außenliegenden Deckung aus Glasschindeln vor Witterungseinflüssen geschützt. Die 2012 entstandene Halle und dient singulär den städtischen

ABB.114 AUßENPERSPEK TIVE MARKE T HALL & CENTR AL SQUARE GENT


BEISPIELPROJEKTE

ABB.115 ISOME TRIE BESIK TAS FISHMARKE T ISTANBUL

allen Seiten große einladende Öffnungen zulassen. Das mit dem Neubau betraute istanbuler Architekturbüro GAD plante den tragenden Teil der Hülle als Stahlskelett, welches mit leichten Betonpaneelen abgedeckt ist. Unter der dadurch fast schon schwebend wirkenden stützenfreie Betondecke ist eine Verkaufshalle entstanden, die den Anforderungen eines Fischmarkts mit viel Platz, Licht und großen

ABB.117 AUßENPERSPEK TIVE BESIK TAS FISHMARKE T ISTANBUL

117

Der Fischhandel in Istanbul findet eigentlich direkt am Wasser, vom Boot aus, auf Bürgersteigen oder in einer entsprechenden Marktgegend statt. Der von 2008 bis 2010 erbaute neue Fischmarkt findet seine neue Heimat jedoch mitten im angesagten Szeneviertel Besiktas, an jener Stelle, wo zuvor auch schon der alte Markt stand. Auf dem dreieckigen 320m² großen Grundstück breitet sich die leichte Betonstruktur derartig aus, dass die Stützfüße nur in den Ecken aufsitzen und an

ABB.116 INNENPERSPEK TIVE BESIK TAS FISHMARKE T ISTANBUL

geneigten Auslagen gerecht wird. Die gesamte Markthalle wirkt trotz des rohen Betons und den an roten Schnüren befestigten nackten Glühbirnen überaus einladend und integriert sich sehr gut in ihre Umgebung. Neben dem Fischgeschäft haben sich wegen eingeschränkter Fischfangzeiten auch Obst- und Gemüsehändler zum Verkauf ihrer Waren dazugesellt, wodurch eine ganztägige Nutzung auch in Abendstunden entsprechend der Kultur gegeben ist.


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MARKTHALLEN ALS ÖFFENTLICHE RÄUME

Der Marktkomplex Torghallen in Schweden ist im Gegensatz zu den bisher gezeigten Projekten zwar nur ein Wettbewerbsprojekt und wurde demnach bisher noch nicht realisiert, jedoch zeigt er eine weitere Facette von Markthallengebäuden in Verbinung mit einer additiven Nutzung. Das dänische Büro JAJA architects sieht im Erdgeschoss einen offenen flexiblen Marktplatz vor, der zu der davorliegenden Außenfläche noch erweiterbar ist und auch für Veranstaltungen genutzt werden kann.

ABB.119 DACHPERSPEK TIVE TORGHALLEN K ATRINEHOLM

bekommt die Marktfunktion, wie auch schon in den bisherigen Beispielen, entsprechend ausreichende Belichtung. Etwas negativ ist jedoch anzumerkten, dass es für den Marktplatz nur unzureichende Verweilmöglichkeiten gibt, was dem Konzept einer Markthalle entgegensteht. Auch die Strukturierung der angedachten Marktstände scheint etwas zu frei zu sein, wodurch keine dienenden und bedienten Räume in Erscheinung treten.

ABB.118 SCHNIT T & ANSICHT TORGHALLEN K ATRINEHOLM O.M.

Über der Marktfunktion ist in den oberen drei Etagen eine Wohnbebauung angedacht, die wegen der Laubengänge eine ähnlich offene Sprache spricht wie der darunterliegende Marktraum. Von außen betrachtet scheint der Markthallenhybrid sehr konstruktiv und wirtschaftliche geplant zu sein, was an der sichtbaren Tragstruktur abzuleiten ist. Wegen der geringen Abmessungen des offenen Gebäudes

ABB.120 AUßENPERSPEK TIVE TORGHALLEN K ATRINEHOLM


Die exemplarische Beispielbetrachtung der hier zusammengestellten kleinen europäischen Projektauswahl aus den letzten Jahrzehnten zeigt, wie unterschiedlich und vielseitig die Qualitäten einer Markthalle verstanden werden können. Die verschiedenen Umgänge mit der kontextuellen und städtebaulichen Auseinandersetzung bereichern das breite Feld der Markthallenarchitektur im 21. Jahrhundert und setzten entsprechende z e i t g e n ö s s i s c h e I m p u l s e. Markthallen als öffentliche Räume haben, wie in den Projekten erörtert, auch immer einen soziologischen Aspekt, wodurch eine Vielschichtigkeit additiver Nutzungselemente entstehen kann, die Interventionen zwischen den verschiedenen Nutzungen zulassen. Diese hybriden Mehrzwecknutzungen scheinen sinnbildend für die Markthallenarchitektur in der heutigen Zeit zu sein, wodurch die gegenseitig stattfindende Symbiose besonders ausführlich fortgeführt werden kann. Die Strukturen hybrider Art sind dabei sicherlich auch der Dichte und Größe der heutigen Städte geschuldet. Begrenzte Räume erfordern deshalb auch immer eine programmatische Überlagerung und fördern so die interaktive Befruchtung dieser Programme. Im Idealfall kann ein ausgeglichener Zustand zwischen dienenden und bedienten Räumen existieren,

119

RESULTAT

BEISPIELPROJEKTE

wodurch die verschiedenen Nutzungswelten förmlich miteinander verschmelzen können. Schwieriger scheint dabei der realistische Aspekt baurechtlicher Vorgaben, wodurch die heterogene Vielnutzung oftmals dem architektonischen Konzept widerspricht. Schwierig scheint dies besonders in Deutschland zu sein, weshalb auch kein aussagekräftiges Projekt aus dem deutschen Raum beispielhaft aufgeführt wurden ist. Zumeist beruhen sich Markthallen in Deutschland auf die Monofunktion des Handels, wobei, wie in den

wie beispielsweise dem musealen Trakt im Metropol Parasol Sevillas, oder anderen öffentlichen Funktionen wie im Barcélo Centre in Madrid. Wichtig ist dabei nur, dass der lokale Duktus und die entsprechende kulturelle Ausrichtung eine ausreichende Berücksichtigung finden. Nur so kann das Gebäude für die Einwohner eine größtmögliche Nutzungsagglomeration erreichen. Bezüglich der Signifikanz kontemporärer Markthallen und deren ansteigenden Popularität scheint es sinnvoll weitere Funktionen, wie etwa Büroräume, Arbeitsräume, shared spaces, ... mit in der Planung zu integrieren. Demnach gäbe es für diese Funktionsgruppe eine ganz klare Adresse, die sicherlich großen Anklang in der Bevölkerung und bei den jeweiligen Investoren finden würde. Auch die Implementierung flexibler Marktstände kann sich vorteilhaft auf die Nutzungsweise des Gebäudes auswirken. Wie in den letzteren Beispielen kann dieser Bereich an Nicht-Markttagen anderweitig genutzt werden, wodurch die Akzeptanz des Hybrides steigen könnte. Wichtig scheint dabei nur ausreichend öffentliche Elemente zu implementieren, die beide Gebrauchsarten zulassen und fördern und dadurch zugleich eine langfristige Nutzung garantieren. In dem nun folgenden Entwurf der Leipziger Markthalle wird versucht auf diese Besonderheiten marktspezifischer Bauten einzugehen und zugleich dem Genius Loci in besonderer Weise gerecht zu werden.

ABB.121 THE X-FACTOR

Beispielen sichtbar, eine Mehrnutzung außerordentlich sinnvoll erscheint. Für den Entwurf einer Markthalle in Leipzig ist es, neben den lokalen städtebaulichen Parametern, unabdingbar, die neugewonnen Aspekte funktionierender Märkte mit denen der Leipziger Marktkultur in einem Gebäudekomplex zu vereinen. Weiterhin ist aufgrund der immer dichter werdenden Stadt und dem geforderten Wohnraumanteil, eine klare zusätzliche Funktion definiert. Erweitert werden kann diese durch öffentliche Bereiche,


120

ENTWURF

1

2

0

ABB.122 BLICK AUF ROßPL AT Z


121

n r E t uf W


122

ENTWURF

STÄDTEBAULICHES ARRANGEMENT


STÄDTEBAULICHES ARRANGEMENT

da der etwa 50 Meter hohe Kirchturm von diesem aus sichtbar ist und demnach als rahmender Hochpunkt fungiert. Im Zuge einer attraktiveren Ensemblewirkung und Platzbegrenzung wäre

des Petersteinwegs nicht nur städtebaulich integriert werden, sondern bekäme zugleich die Rolle eines Attraktors für den WilhelmLeuschner-Platz. Die Ostseite ist noch vollkommen formbar, wenngleich auch schon das städtebauliche Leitbild formuliert worden ist. Westlich der Markhallenstraße, kann, wie in den vorherigen Kapiteln erwähnt, keine Bebauung stattfinden, da dies einen enormen Kosteneinschnitt bezüglich der Überbauung des City-Tunnels bedeuten würde. Dennoch kann in der Mitte des Leuschnerplatzes eine Art Binnenplatz mit einer hoher Aufenthaltsqualität entstehen, der die Funktionen der umliegenden Gebäude stärkt und für großflächige Markt- und Stadtveranstaltungen zur Verfügung steht. Darüber hinaus ist er auch als Bindeglied zwischen dem durch eine hohe Einwohnerdichte geprägten südlichen Teil der Stadt und der City zu verstehen. Deshalb ist es erforderlich, sowohl die bisher eher perspektivischen Nutzungsoptionen als auch die städtebaulich-funktionale Integration des Standortes in das A-Zentrum zu eruieren. Die bestens erschlossene zentrale Lage als auch die Nähe zum Universitätscampus prädestinieren das Viertel als Standort für wissenschaftliche Einrichtungen und Institute, welche unter anderem in den beiden Anrainergebäuden verortet werden kann. Dennoch ist die Implementierung eines hohen Wohnanteiles von Vorteil, und seitens der Stadtverwaltung bereits im städtebaulichen Leitbild vorgesehen.

‘AM WILHELMLEUSCHNERPLATZ HATTE ICH EIN GANZ KOMISCHES GEFÜHL. DASS IHR LEIPZIGER ÜBER DERART WERTVOLLE FLÄCHEN FÜR GANZ GEZIELTE ANSIEDLUNGEN VERFÜGT IST WOHL EINZIGARTIG IN DEUTSCHLAND.

Der 51ha große Wilhelm-Leuschner-Platz trägt im Format des früheren Königsplatzes, eine städtebaulich interessante Situation in sich, die den derzeitigen hohen multifunktionalen Anforderungen in besonderer Weise gerecht werden kann. Er betont in seiner Längsausrichtung die von der Stadt tradierte Nord-Süd-Wegeachse und gibt den bestehenden und neuen Gebäuden die Möglichkeit miteinander in eine besondere Beziehung zu treten. So könnte sich ein Ensembleklang entfalten und die Physiognomie der Stadt um sehr individuelle Züge bereichern. Die heutige Stadtbibliothek begrenzt den Platz im südlichen Bereich und fungiert bisher, vor allem nach den aufwendigen Sanierungsarbeiten, als souveräner Blickfang. Insofern wäre es sinnvoll die Blickachse von der Innenstadt zur Stadtbibliothek zu wahren. Wie bereits erwähnt kann der im Bebauungsplanvorentwurf vorgeschlagene Baumhain dieser Blickachse nicht wirklich gerecht werden, weshalb besonders an dieser Stelle ein sinnvollerer städtebaulicher Umgang erarbeitet werden muss. Die den Platz im Westen begrenzende neue Propsteikirche wendet sich von dem Leuschner-Areal eher ab und zeigt einzig eine riesige PorphyrWand ohne Fensterelemente. Dennoch muss ihre Position in der Neustrukturierung des Platzes berücksichtigt werden,

123

POTENZIAL

_

R E I N E R I M HOL Z E _

Referent f ü r Z ent ra lent w ick lu ng der Freien H a n se st adt Bremen

(ko opBL AT T Nr.4. M aga z i n f ü r i nteg r ier te St adtent w ick lu ng, S .47.)

es demnach sinnvoll darüber nachzudenken, die Westseite durch die Verortung einer baulichen Anlage zu stärken und dieser eine öffentliche Funktion zukommen zu lassen. Somit würde die Achse entlang


124

ENTWURF

Sichtachsen Lärmverlauf (dB) Leuschnerplatz Straßen

65 dB 70 dB

ABB.123 ÄUßERE EINFLUSSFAK TOREN

60 dB

55 dB

50 dB


ÄUßERE EINFLUSSFAKTOREN

50 dB 55 dB 60 dB 65 dB 70 dB

STÄDTEBAULICHES ARRANGEMENT

125


126

ENTWURF

?

ABB.124 STUDIE 1

ABB.125 STUDIE 2

ABB.126 STUDIE 3

In Vorbereitung der städtebaulichen Konzeption des Ensembles im Einklang mit dem Entwurf werden verschiedene diagrammatische Ansätze verfolgt. Dabei entsprechen die Studien großteils den Gedanken des im städtebaulichen Leitbild vorgeschlagenen B-PlanVorentwurfes. Innerhalb des Prozesses bildet sich schließlich eine finale Variante heraus, die inhaltlich weitergeführt wird.

Um die neue städtebaulich Platzstrukturierung gänzlich verstehen zu können, muss zunächst einmal die historischen Ursprungsbebauung vor dem zweiten Weltkrieg aufgeführt werden. Sichtbar wird dabei, dass früher eine sehr dichte Wohnbebauung mit kleinen Innenhöfen vorgesehen war und die damalige Bebauung deutlich über die derzeitige Grenze des WilhelmLeuschner-Platzes hinausging.

Der 2010 verabschiedete Bebauungsplan-Vorentwurf zeigt eine infrastrukturelle Erweiterung durch das Weiterführen der gegenüberliegenden Straßen. Den dabei gebildeten drei Abschnitten wird jeweils ein Gebäude zugeordnet. Das Filetstück bekommt die Markthalle, die zum Platz hin durch die bereits existierende Markthallenstraße begrenzt ist.

ABB.130 STUDIE 7

ABB.131 STUDIE 8

ABB.132 STUDIE 9

Im Zuge dieser Erkenntnisse wird ein zweiter Körper verortet, der es schafft das Bauvolumen zu vergrößern und dabei der eigentlichen Rahmenplanung nicht im Wege steht. Weiterhin wird eine neue Straßenachse generiert, die die Markthalle in mehr Szene setzt. Ein Nachteil sind dabei jedoch die unterschiedlichen Achsfluchten.

Mittels einfacher Rotation der Körper entsteht eine neue Achse, die das ursprüngliche Achssystem sinnvoll erweitert und eine klar Beziehung zur Innenstadt herstellt. Weiterhin tritt diese lineare Verbindung derzeitig als stark frequentierter Fußweg in Erscheinung, wodurch deren Notwendigkeit bereits begründet ist.

Den kompakten Bauvolumen im Osten steht eine freie Fläche im Westen gegenüber, die eher unstrukturiert und leer erscheint. In Betrachtung dessen soll ein weiteres Gebäude für eine angemessenere Platzrahmung sorgen, ohne sich dabei über der City-TunnelBebauung abzulasten.


STÄDTEBAULICHE STUDIEN

STÄDTEBAULICHES ARRANGEMENT

127

ABB.127 STUDIE 4

ABB.128 STUDIE 5

ABB.129 STUDIE 6

Ausgehend davon scheint es sinnvoll den langestreckten Teil der Gebäuderückseiten zu unterbrechen, um somit eine rückseitige Eingangssituation zu schaffen. Logisch erscheint dieser Einschnitt an der Hinterseite der Markthalle, wodurch ein „Hinterhof“ generiert wird, der zugleich städtebaulich auf den gegenüberliegenden Park reagiert.

Die im B-Plan vorgeschlagene Setzung des nördlichen Nachbargebäudes wirkt konzeptionell nicht ganz ausgereift, weshalb nun mehrere Vorschläge erfolgen, die dem Leitbild gerechter werden sollen. Eine Variante könnte es sein das Gebäude derart zu beschneiden, dass die gewollte lineare Weiterführung der Ringbebauung deutlicher in den Vordergrund rückt und den Platz auf der Nordseite öffnet.

Eine andere Idee ist es das Gebäude so zu formen, dass ein struktureller Bezug zu dem südlicher gelegenen Gebäude erkennbar wird. Demnach bekäme die Markthalle städtebaulich eine stärkere Bedeutung. Ein Nachteil ist dabei aber, neben der unklaren offenen Platzsituation im Norden und der planerischen Vernachlässigung des Bowlingtreffs, das zu geringe Bauvolumen.

In einer finalen Version wird die westlich gelegene Neubebauung anhand maßgebender Sichtachsen strukturiert. Dadurch wird zugleich ein innerer und vom Straßenlärm abgeschotteter Platz geschaffen, der die Markthalle als Herzstück des Areals in besonderer Weise inszeniert. Die Stadtbibliothek bekommt nicht nur einen eigenen kleinen Vorplatz, sondern kann zudem ihre wichtige Sichtachse zu Innenstadt, durch die Zweigeschossigkeit des davorliegenden Gebäudes, wahren. Formell passen sich die neuen Gebäudeumrisse optimal den der umliegenden Gebäudeformen an und integrieren zugleich den neuen Platz.

ABB.133 STUDIE 10


128

ENTWURF

MARKTHALLE


Der städtebaulichen Neu ordnung des Platzes und der Ausformung der baulichen Volumina steht die Frage der zukünftigen Nutzungsformen gegenüber, die unter anderem in diesem Kapitel definiert werden sollen. Da Leipzig über die zweitälteste Universität Deutschlands verfügt 77 (1409 gegründet) und diese mit ihrem Hauptgebäude nur unweit des Wilhelm-LeuschnerPlatzes verortet ist, scheint eine thematische Integration der akademischen Lehranstalt in einem der Bauvolumen äußerst sinnvoll. Die Leipziger Universität beherbergt drei Ma x- Pl anck-Institute (fü r evolutionäre Anthropologie (MPI-EVA), Kognitions- und Neurowissenschaften (MPICBS) und Mathematik in den Naturwissenschaften (MPIMIS)), das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI), das Fraunhofer-Zentrum für Mittel- und Osteuropa (MOEZ), sowie die Leibniz-Institute für Troposphärenforschung (TROPOS), Oberflächenmodifizierung (IOM) und Länderkunde (IfL). Letzteres befindet sich an der östlichen Peripherie Leipzigs, im etwa acht Kilometer vom Zentrum entfernten Stadtteil Paunsdorf. Für eine primär bessere Erreichbarkeit und größerer Nähe zum Uni-Campus, sucht das Institut momentan, auch aus platztechnischen Gründen, nach geeigneten Räumlichkeiten in

129

NUTZUNGSFRAGE

MARKTHALLE

Zentrumsnähe. Es ist vorstellbar eines der neugeschaffenen Gebäude dem Institut zur Verfügung zu stellen, wodurch das akademische Band der Universität lückenlos in der Stadt erweitert werden kann. Der von der Stadt bezifferte und wünschenswerte Wohnanteil auf dem Quartier von 20 Prozent scheint ohne größere Probleme in das Gebäudeensemble zu passen. Wie im Leitbild vorgeschlagen könnte sogar das komplette südlich gelegene Gebäude für diese Nutzungsstruktur angedacht werden. Im Zuge der wachsenden Stadt und einer immer größer werdenden Hotelauslastungsquote in Leipzig, ist es, entsprechend dem Bebauungsplan-Vorentwurf, möglich diese Thematik in einem der nördlicheren Gebäudetrakte zu verorten. Um dem Platz neben der

Markthalle dennoch eine weitere öffentliche Funktion zukommen zu lassen, wäre es nicht ausgeschlossen das Bauvolumen auf der Westseite für diese Zwecke zu nutzen. Dies könnte zum Beispiel ein kleines Museum für die Friedliche Revolution im Herbst 1989 mit Cafès und Restaurants auf Erdgeschossniveau sein. Außerdem könnte dann die bisher vernachlässigte Idee der Integration eines Freiheits- und Einheitsdenkmales wiederbelebt werden, welches nicht nur die Platzgestaltung ausmachen, sondern sich zugleich homogen in den städtebaulichen Kontext einfügen könnte. Insofern wäre die neue Markthalle dann von Nutzungsformen umgeben, die sich derer täglich bedienen, und welche eine Menge Publikum mit sich bringen könnten.

ABB.134 FINALE STUDIE


130

ENTWURF


LAGEPLAN

131

MARKTHALLE

N

50m ABB.135 L AGEPL AN 1:2500


132

ENTWURF

ABB.136 ACHSIALITÄT

Mit der gedanklichen Dreiteilung in Längsrichtung des neudefinierten Plots entsteht eine freie Fläche im ersten Drittel, welche später der temporären L-förmigen Marktgrundfläche zugeordnet wird. Die restlichen Zweidrittel sind für das fünf geschossige Bauvolumen vorgesehen, wobei die öffentlichen Nutzungen, entsprechend der Grafik, in den unteren Geschossen stattfinden werden.

ABB.137 OBERFL ÄCHENVERGRÖßERUNG

Durch die einfache Verschiebung des Volumens im hinteren Bereich entstehen neben einer hinteren Hoffläche auch eine Auskragung und damit eine Verstärkung des klaren Achsensbezuges, welcher sich aus der Drittelung des Plots ergab. Über die Thematik des Verziehens können die Nutzungsbereiche sichtbar besser im Gebäude integriert werden und bilden eine klare Adresse.

ABB.138 BELICHTUNG

Zur Verstärkung der städtebaulichen Thematik und im Vokabular dessen, werden über eine fiktive Diagonale, die zudem das wegeleitende Element in den Untergeschossen bildet, zwei Dreiecke generiert. Diese Dreiecksformen begünstigen durch entsprechende Einschnitte im Volumen die natürliche Belichtung im Inneren der oberen Geschosse und Nutzungseiheiten.


ENTWURFSHERLEITUNG

MARKTHALLE

133

Die entwerferische Geste der Oberflächenvergrößerung wird in den oberen Nutzungseinheiten nochmals durch eine 2,65m tiefe Auskragung inszeniert, sodass diese auch von außen deutlich wahrnehmbar ist. Dadurch wird zugleich die Fragestellung um die natürliche Belichtung und Belüftung in den Obergeschossen geklärt, welche über die neue Fläche stattfinden können.

ABB.139 VOLUMENERWEITERUNG

Das Herzstück der Markthalle bildet eine funktionale Showtreppe, die zugleich Bestandteil des Markttreibens ist. In ihr sind dauerhafte Marktstände integriert. Somit bildet sie nich nur eine Marktflächenvergrößerung sondern ist auch ein kommunikatives Element zwischen den ersten beiden Geschäftsgeschossen. Über Sitzstufen im unteren Teil lädt sie zudem zum Verweilen ein.

ABB.140 SHOW TREPPE

Die transparente Hülle des multifunktionalen Markthallengebäudes bilden die vertikal verlaufenden Glasflächen, deren geneigte Schrägstellung nicht nur die Eingänge definiert, sondern darüber hinaus nochmals einen thematischen Bezug zur Platzgestaltung herstellen. Die konstruktive Ebene bilden die dahinterliegenden V-Stützen und das Pfosten-Riegel-System.

ABB.141 HÜLLE


134

ENTWURF

113m

114m

115m

116m

ABB.142 TOPOGR AFIE

ABB.143 SICHTACHSEN

ABB.144 L AUF WEGE

Die topografische Situation auf dem Leuschner-Platz weist einen Höhenversprung von etwa drei Metern auf. Wegen der Größe des Platzes ist diese jedoch kaum spürbar. Dennoch soll eine geeignete neue Platzstrukturierung diesem Höhenverlauf angepasst werden, sodass möglichst wenig bauliche Erdarbeiten notwendig werden.

Mit der neuen städtebaulichen Situation entstehen neue Blickbeziehungen auf die der Platz reagieren soll. Die dabei wichtigsten Achsen strukturieren den neuen Platz in Form kleiner Einschnitte, die zu schrägen Plateaus ausgebildet werden. Somit ist ein klar definierter Sichtbezug gewährleistet und es werden neue Räume geschaffen.

Die Plateaus gehen mit ihrer Schrägstellung nicht nur auf die wichtigsten Laufwege ein, die geradlinig ohne Stufen beschritten werden können, sondern lösen darüber hinaus auch die Fragestellung nach dem Umgang mit dem topografische Gefälle. Somit werden zugleich Sitzstufen ausgebildet.

Hotel

Büro

Universität

18.485 m³

55.703 m³

44.501 m³


PLATZSTRUKTUR

MARKTHALLE

Bezugnehmend auf den missglückten Wertbewerb um die Formulierung eines Freiheitsund Einheitsdenkmals sollen die neuen Plateaus wie zeitgeschichtliche Teller interpretiert werden, die durch Ihre Schräglage zwar den von einander abdriften, sich aber auch in einem gemeinsamen Punkt wiederfinden. Die Plateaus stehen somit nicht nur für die ins Wanken geratene Politik , sondern auch für die Bürger die auf großen Plätzen Freiheit und Einheit demonstrierten. Hinführend zum Museum der Revolution sollen subtile Schriftzüge an den Fugen der Platten auf die Protagonisten hinweisen.

135

ABB.145 HISTORISCHE PL ATE AUS

Markthalle

Wohnen

Museum

123.751 m³

65.100 m³

14.610 m³

ABB.146 PL AT ZSTRUK TUR


136

ENTWURF


VISUALISIERUNG AUßEN

LAGEPLAN

137

ABB.147 VISUALISIERUNG WILHELM-LEUSCHNER-PL AT Z


138

ENTWURF

Kochschulfläche 1.705 m² 4.OG Restaurantfläche 3.410 m² 3.OG Wohnfläche 2.795 m² 2.OG Gartenfläche 730 m² 1.OG Bürofläche 1480 m²

EG

dauerhafte Märkte 1405 m²

Ladenfläche 4.320 m²

1.UG temporäre Märkte 2.845 m²

Parkfläche (323 Stlp.) 10.930 m² 2.UG ABB.148 NUT ZUNGSFL ÄCHENE XPLOSION


Wie in der Nutzungsflächenexplosion bereits dargestellt erstreckt sich das Gebäude über sieben Geschosse. Die beiden untersten bilden die Parkgeschosse in Form einer Tiefgarage mit 323 Stellplätzen. Dabei ist der nördlichere Teil für Anwohner und Mitarbeiter und der südlichere größere Teil für das Markthallenpublikum vorgesehen. Entlang der äußeren Grundstückskante im Erdgeschoss sind dauerhafte Marktstände für Floristen, Bäcker, usw. angeordnet, welche den temporären L-förmigen Markt in seiner Funktion permanent erweitern. Auch die Show-Treppe dient diesem Zweck und stellt zugleich das Herzstück der Markthalle dar. In ihr sind nicht nur kleine Shops integriert, die dem täglichen Bedarf dienen sollen, sondern darüber hinaus auch eine großzügige Sitzfläche, wodurch den Marktgästen ein angenehmes Verweilen garantiert werden kann. An NichtMarkttagen dient die temporäre Marktfläche als Plateau für diverse Veranstaltungen, welche von der Show-Treppe aus observiert werden können. Somit ist das hybride Markthallengebäude auch als eine Art Bürgerhalle zu verstehen. Aktuell gibt es in Leipzig kein vergleichbar dimensioniertes öffentliches Gebäude, was so flexibel agiert und großteils für die Bewohner der Stadt nutzbar ist. Hinter der multifunktionalen Treppenanlage

139

NUTZUNGSFLÄCHEN

MARKTHALLE

verbergen sich neben zwei kleineren Ladenzeilen auch ein großer Supermarkt, der eine internationale Produktpalette anbieten soll, weshalb diese Bereiche ebenfalls als Ergänzung des temporären Wochenmarktes angedacht sind. Im ersten Obergeschoss spiegelt eine ähnliche Nutzungsfunktion wider, wobei hier der Fokus eher auf den

ständige Marktnutzung drei Büround Wohnetagen vorgesehen. Damit kann das multifunktionale Gebäude anhand der verschiedenen und sich gegenseitig bedienenden Nutzungsformen über den ganzen Tag hinweg symbiotisch bestehen und ist weder ein reines Shoppingcenter noch ein Gebäude mit nur zwölfstündiger Nutzung. Dahingehend kann gesagt werden, dass die neue Markthalle / Bürgerhalle für die breite Bevölkerungsschicht in Leipzig steht und dieser außerordentlich gerecht wird.

SALZ & BROT

ABB.149 SAL Z & BROT

dauerhaften Verkaufsflächen liegt. Die darüber befindlichen haböffentlichen Bereiche in Form von zwei großer Restaurantflächen und einer Kochschule im obersten Geschoss sind ein weiterer Garant für das Funktionieren des Marktes, da sich diese der täglich angebotenen Produktpalette bedienen können. Weiterhin sind für die

Gemäß des Mantras der MasterThesis bilden Brot und Salz die Basis unserer kulinarischen Esskultur. Die Markthalle bedient sich diesem Motto, indem die historischen Markthallengemäuer den Ursprung der neuen Markthalle beschreiben und diese mit Hilfe des architektonischen Gewürzes Salz in entsprechender Form entwerferisch verfeinert wird. Sinnbildlich dafür stehen die aus dem Städtebau generierten Dreiecksformen, die sich kontinuierlich in das neue Marktgebäude setzen. Die prägnanteste Stellung erhalten die beiden dreieckigen Oberlichter mit der darunter befindlichen Show-Treppe in derselbigen Form. Weiterhin kann der thematische Bezug in sämtlichen Details des Gebäudes wiedergefunden werden, wie etwa in den V-förmigen Stützen hinter der Fassade, deren Drehung der jeweils zweiten Stütze eben genau dieser Leitlinie folgend, den Zusammenhang wieder erkennbar werden lassen.


140

ENTWURF

PLANDARSTELLUNGEN


GRUNDRISSE

PLANDARSTELLUNGEN

141

FASSADENSCHNIT TLINIE A

N

ABB.150 GRUNDRISS EG 1:600

A


142

ENTWURF


VISUALISIERUNG MARKTHALLE

PLANDARSTELLUNGEN

143

ABB.151 VISUALISIERUNG MARK THALLE


144

N

ABB.152 GRUNDRISS 1. UG 1:600

ENTWURF


GRUNDRISSE

N

ABB.153 GRUNDRISS 2.UG 1:600

PLANDARSTELLUNGEN

145


146

N

ABB.154 GRUNDRISS 1. OG 1:600

ENTWURF


GRUNDRISSE

N

ABB.155 GRUNDRISS 2.OG 1:600

PLANDARSTELLUNGEN

147


148

N

ABB.156 GRUNDRISS 3. OG 1:600

ENTWURF


GRUNDRISSE

N

ABB.157 GRUNDRISS 4.OG 1:600

PLANDARSTELLUNGEN

149


150

ENTWURF


SCHNITTE

PLANDARSTELLUNGEN

151

25m ABB.158 SCHNIT T A A 1:600

25m ABB.159 SCHNIT T BB 1:600


152

ENTWURF


ANSICHTEN

PLANDARSTELLUNGEN

153

25m ABB.160 ANSICHT WEST 1:600

25m ABB.161 ANSICHT NORD-OST 1:600


154

ENTWURF

1 AUßENWAND

Textil-Beton-Fertigteil, mit Fassadenanker aufgehängt, Abstand durch Druckschrauben Konstruktions-/Luftraum Dämmung, hart (PS) Stahlbeton-Wand mit Fensteranschluss Gesamt

50mm

50mm 150mm 250mm 500mm

2 BODEN AUßEN

Kunststein, befahrbar mit Ablauf- 100mm rinnen Betonestrich 30mm Kiesschicht 100mm Gesamt 230mm 3 KELLERWAND AUßEN ABB.162 PFOSTEN-RIEGEL-KONSTRUK TION

Trennschicht, wasserableitend (Noppenbahn) Dämmung, hart (PS) Abdichtung (Bitumen/PU) Stahlbeton-Wand mit Streifen-Gründung Gesamt

8mm 400mm 8mm 650mm 1066mm

4 DACHAUFBAU (FL ACHDACH)

Kiesschicht PE Trennlage Dämmung, hart (PS) Abdichtung (Bitumen/PU) Stahlbeton-Decke Decke, angehangen mit Akustik-Panelen Gesamt

50mm 6mm 250mm 8mm 250mm 200mm 764mm

5 BODENAUFBAU 2.-4.OG

ABB.163 V-STÜT ZEN

Bodenbelag (Gießharz) Fließestrich Trennschicht (PE/PU) Dämmung, hart (PS) Stahlbeton-Decke Decke, angehangen mit AkustikPanelen Gesamt

15mm 30mm 3mm 95mm 300mm 200mm 643mm

6 BODENAUFBAU 1.OG

Bodenbelag (Gießharz) Fließestrich Trennschicht (PE/PU) Dämmung, hart (PS) Stahlbeton-Decke Decke, angehangen mit AkustikPanelen Gesamt

15mm 30mm 3mm 95mm 400mm

600mm

7 BODENAUFBAU EG

Kunststein, befahrbar, mit Sperrschicht (PE/PU) Dämmung, hart Stahlbeton-Decke Gesamt

20mm 50mm 80mm 600mm

8 BODENAUFBAU 1.UG

ABB.164 INNERES BAUVOLUMEN

Gießharz-Estrich, rutschhemmend 20mm Gussasphalt 50mm Dämmung, hart 80mm Stahlbeton-Decke 500mm Gesamt 650mm


KONSTRUKTION

+21,00m

D1

155

PLANDARSTELLUNGEN

4

Kippfenster, raumhoch 3-fach-Isolierverglasung

+17,60m

+14,40m

D2

+11,20m

5

1

6 +6,40m

D3

D4

Festverglasung, raumhoch 3-fach- Isolierverglasung Fassaden-Stahl-Profilträger, Hohlkasten 250/100

D5

+ - 0,00m

7

2

3 -3,20m

-6,40m

9 BODENAUFBAU 2.UG

Gießharz-Estrich, rutsch20mm hemmend Gussasphalt 50mm Dämmung, hart 80mm Stahlbeton-Decke 600mm Trenn-/Sperrschicht (PE/PU) 8mm Dämmung, hart 400mm Sauberkeitsschicht (Beton) 100mm Gesamt 1238mm

8

9

D6

ABB.165 FASSADENSCHNIT T 1:150


156

ENTWURF

Die Attika des Flachdaches wird durch ein entsprechend geformtes 50mm starkes Textil-Beton-Fertigteil umhüllt. Somit bleibt die gewollte monolithische Gestalt des oberen Körpers des Gebäudes zu allen Seiten erhalten. Eine leichte Kiesdeckung verstärkt diesen Eindruck, wohingegen auf dem Dach über dem Markthallenbereich eine extensive Dachbegrünung vorgesehen ist. ABB.166 D1 DE TAIL 1:15

ABB.167 D2 DE TAIL 1:15

Raumhohe innenliegende Kippfenster-Elemente ga rantieren die Versorgung der Büroräume mit einer ausreichenden Tageslichtzufuhr und natürlicher Luft in Form eines Quer- und Quelllüftungssystems. Gestalterisch unterstreichen sie außerdem den kompakten Charakter des schwebend zu scheinenden Baukörpers über der innenliegenden Markthallenfläche.

ABB.168 D3 DE TAIL 1:15

Die Detaillösung der 2,65m tiefen Auskragung am hinteren Bereich des Gebäudes führt die Idee des massiv wirkenden aufgesetzten Baukörper konsequent fort. Inszeniert wird dieser Effekt durch umlaufende Fassadenelemente aus TextilBeton, welche über Fassadenanker und entsprechenden Konstruktionsabstand durch Druckschrauben problemlos angebracht werden können.


KONSTRUKTION

PLANDARSTELLUNGEN

Im Erdgeschossbereich ist eine raumhohe Festverglasung vorgesehen, die direkt vor den Fassaden-Stahl-Profilträgern (Hohlkasten 259/100) liegt. Die anmutende Transparenz dieses Bereiches soll besonders einladend erscheinen und das Markttreiben nach Außen hin sichtbar machen. Gebäudetechnische Elemente sind dabei hinter einer abgehangenen Decke versteckt. ABB.169 D4 DE TAIL 1:15

Die Thematik des täglichen Flanierens auf dem WilhelmLeuschner-Platz soll auch in dem Markthallengebäude Einzug finden, weshalb der gleiche dunkle Kunststein-Bodenbelag auch im Gebäudeinneren wiedergefunden werden kann. Möglichst fugenfrei und schwellenlos soll dieser an den Eingangsbereichen in die Markthalle geführt werden. ABB.170 D5 DE TAIL 1:15

Unter der vertikal verlaufenden Stahlbeton-Außenwand im Erdreich ist eine StreifenGründung vorgesehen. Diese wird von einer 400mm dicken Perimeter-Dämmschicht ummantel. Zum Schutz der im Erdreich sitzenden Außenwand ist zusätzlich eine wasserableitende Trennschicht in Form einer Noppenbahn vorgesehenen. ABB.171 D6 DE TAIL 1:15

157


158

FAZIT

1

5

8

ABB. 172 VISUALISIERUNG WILHELM-LEUSCHNER-PL AT Z


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a t F zi


160

FAZIT

VON DER NOTWENDIGKEIT EINER IDENTITÄTSSTIFTENDEN REMINISZENZ


VON DER NOTWENDIGKEIT EINER IDENTITÄTSSTIFTENDEN REMINIZENZ

Die Auseinandersetzung mit der Thematik einer neuen Markthalle in Leipzig zeigt, welch hohe architektonische und kulturwissenschaftliche Bedeutung den Markt- und Handelsräumen unserer heutigen Städte zukommen. Es ist daher interessant zu sehen welchen Umgang die Stadt Leipzig mit dem WilhelmLeuschner-Platz nach dem Verfall der alten Markthalle gefunden hat. Der langanhaltende Prozess einer diskussionsbedingten Akinese zeigt, dass der Leuschnerplatz in seiner zentralen Lage und Größe einzigartig in deutschen Großstädten ist. Das unglaubliche Potential auf der einen, und der notwendige sensible städtebauliche Umgang auf der anderen Seite, machen den Platz zu einem wichtigen Teil des Diskurses über die städtebauliche Zukunft Leipzigs. Als Resultat der zahlreichen Städtebauwerkstätten ist ein Bebauungsplan-Vorentwurf entstanden, der mit dem wohlproportionierten städtebaulichen Leitbild viel Potential in sich trägt. Hinsichtlich der Po s i t i o n i e r u n g d e r n e u e n Markthalle, dem Filetstück der baulichen Aneinanderreihung der drei Gebäudekomplexe, scheint die Erweiterung des innerstädtischen Handels in Richtung Südvorstadt mit der davorliegenden großzügigen offenen Platzstruktur geglückt. Außerdem kommt

dem Quartier, mit der Ausbildung weiterer Achsen in Richtung Addis-Abeba-Platz, eine nachhaltig adäquate Bedeutung zu. Zugleich soll dieser urbane Raum das für die Stadt historisch wichtige Ereignis Europas größter friedlicher Revolution im Herbst 1989 abbilden und damit daran erinnern wie wichtig Freiheit, ebenso wie politische Teilhabe für eine funktionierende Demokratie sind. Die im Duktus der Revolution stehende vorgeschlagene Platzgestaltung besticht durch leicht schräggestellte Plateaus, die den zeitgeschichtlichen Bruch der Geschehnisse erlebbar machen und wiederum ein geschlossenes System ergeben. Die formale Einbeziehung der umliegenden Gebäude ist deutlich erkennbar und greift den programmatischen Genius Loci auf. Der Charakter des Ortes wird so gleichsam bewahrt und konsequent weiterentwickelt, was sich auch in der Architektursprache des Markthallenentwurfes äußert. Beispielsweise werden platzgestalterische Elemente wie die Materialität der Bodenplatten und deren dreieckige Anordnung Bestandteile der architektonischen Gestaltung der neuen Markthalle. Die offene und einladende Geste in das Marktgeschehen wird durch die langestreckte gläserne, opake Gebäudehülle unterstrichen. Das Aufgreifen des grundsätzlichen Gestaltungselementes dreieckiger Strukturen findet sich entsprechend im konstruktiven StützenArrangement, den markanten Oberlichtern und der darunter

161

befindlichen Show-Treppe wieder. Diese stellt gleichsam die verbindende funktionale und architektonische Komponente zwischen Marktgeschehen und den Aufgaben einer Bürgerhalle dar. Für Letztere befindet sich in der Leipziger Innenstadt derzeit kein vergleichbares repräsentatives Pendant, weshalb gerade in Verbindung mit dem neu geschaffenen Platz eine Verwebung mit öffentlichen Interessen sinnvoll ist. Damit wird aufgezeigt, dass Markträume nicht nur funktionale Räume sein dürfen, sondern auch soziale und kulturelle Aspekte zu erfüllen haben. Weiterhin ist eine flexible und hybride Durchmischung besonders in stark verdichteten urbanen Räumen von hoher Notwendigkeit, weshalb eine funktionale Schichtung im Sinne von Einzelhandel, Gastronomie, Büro und Wohnen adäquat erscheint. Der vorliegende Entwurf impliziert nicht nur die Potentiale des Areals, sondern verfolgt dabei den Ansatz, durch verschiedene sich bedingende Nutzungsformen eine programmatische Dichte zu schaffen, die von den synergetischen Effekten profitieren kann. Die architektonische Konnotation von Markthallen und den vielschichtigen additiven Nutzungselementen stellt somit eine sinnvolle und zeitgenössische Variante dieses Gebäudetypus dar.


162

ANHANG

1

6

ABB. 173 ANHANG

2


163

n g A han


164

ANHANG

ABBILDUNGSVERZEICHNIS


ABBILDUNGSVERZEICHNIS

165

Abb.01 Skyline posiert im Nebel Mösken, Michael: Frühnebel am 26.12.06. Der Leipziger Uni-Riese posiert als Skyline von Leipzig. 2006. © Michael Mösken. URL: http://www.surforail.de/ordner/ohne_ bahn/20061226-fruehnebel-3.jpg. Stand: 13.11.2015. Abb.02 Schild zur Markthallenstraße Eigene Aufnahme. 20.09.2015. Abb.03 Panorama Innenstadt Bader, LTM: Panorama Leipzig. 2013. © Leipzig Tourismus und Marketing GmbH. URL: http://www.leipzig.travel/csdata/image/1/de/leipzig_panorama_headerimage_01_17593_17593. jpg. Stand: 13.11.2015. Abb.04 Verortung Leipzigs in Deutschland Eigene Darstellung. auf Basis von URL: http://www.stepmap.de/landkarte/karte-deutschlandhv-112058. Stand: 12.11.2015. Abb.05 Infrastrukturelle Anbindung an Leipzig Eigene Darstellung. auf Basis von URL: https://www.schwarzplan.eu/?s=Leipzig. Stand: 12.11.2015. Abb.06 Modell Generalbebauungsplan 1927 o.V.: Modell Generalbebauungsplan. URL: http://cdn2.world-architects.com/files/projects/48139/ images/TRIAS-BdW-3_Modell-Generalbebauungsplan.jpg. Stand: 01.01.2016. Abb.07 Hauptstadt der Kräne 1993 Gormsen, Niels: Zeichnung. In: Bartetzky, Arnold: Die gerettete Stadt. Architektur und Stadtentwicklung in Leipzig seit 1989. Leipzig 2015, S.97. Abb.08 Entwicklung Verkehrskonzept Stadtplaner und Architekten, Conradi, Braum & Bockhorst: In: Lütke-Daldrup, Engelbert (Hg.): Pläne Projekte Bauten Leipzig. Architektur und Städtebau in Leipzig 2000 bis 2015. 1. Auflage. 2006, S.22f. Abb.09 Siedlungsentwicklung Stadtplaner und Architekten, Conradi, Braum & Bockhorst: In: Lütke-Daldrup, Engelbert (Hg.): Pläne Projekte Bauten Leipzig. Architektur und Städtebau in Leipzig 2000 bis 2015. 1. Auflage. 2006, S.14f. Abb.10 Entwicklungskonzept Öffentlicher Raum Stadtplaner und Architekten, Conradi, Braum & Bockhorst: In: Lütke-Daldrup, Engelbert (Hg.): Pläne Projekte Bauten Leipzig. Architektur und Städtebau in Leipzig 2000 bis 2015. 1. Auflage. 2006, S.20f.


166

ANHANG

Abb.11 Entwicklungskonzept Grün- und Freiraum Stadtplaner und Architekten, Conradi, Braum & Bockhorst: In: Lütke-Daldrup, Engelbert (Hg.): Pläne Projekte Bauten Leipzig. Architektur und Städtebau in Leipzig 2000 bis 2015. 1. Auflage. 2006, S.18f. Abb.12 Bevölkerungsstatistik Leipzig Eigene Darstellung. auf Basis von Dütthorn, Peter: Amtliche Bevölkerung, Fläche und Bevölkerungsdichte seit 1699. In: Stadt Leipzig. Amt für Statistik und Wahlen. Statistisches Jahrbuch 2015. Band 46. Leipzig 2015, S.17. Abrufbar im Internet: URL: http://www.leipzig.de/fileadmin/ mediendatenbank/leipzig-de/Stadt/02.1_Dez1_Allgemeine_Verwaltung/12_Statistik_und_Wahlen/Statistik/Statistisches_Jahrbuch_Leipzig_2015.pdf. Stand: 02.01.2016. Abb.13 Stadtteile Leipzig Eigene Darstellung. auf Basis von URL: http://www.leipzig.de/buergerservice-und-verwaltung/ unsere-stadt/gebietsgliederung-und-strassennamen/kommunale-gebietsgliederung/#c22822. Stand: 12.11.2015. Abb.14 Bevölkerungsstatistik Stadtteil Mitte Eigene Darstellung. auf Basis von Dütthorn, Peter: Amtliche Bevölkerung, Fläche und Bevölkerungsdichte seit 1699. In: Stadt Leipzig. Amt für Statistik und Wahlen. Statistisches Jahrbuch 2015. Band 46. Leipzig 2015, S.216. Abrufbar im Internet: URL: http://www.leipzig.de/fileadmin/ mediendatenbank/leipzig-de/Stadt/02.1_Dez1_Allgemeine_Verwaltung/12_Statistik_und_Wahlen/Statistik/Statistisches_Jahrbuch_Leipzig_2015.pdf. Stand: 02.01.2016. Abb.15 Stadtbezirke Leipzig Eigene Darstellung. auf Basis von URL: http://www.leipzig.de/buergerservice-und-verwaltung/ unsere-stadt/gebietsgliederung-und-strassennamen/kommunale-gebietsgliederung/#c22822. Stand: 12.11.2015. Abb.16 Marktkultur o.V.: Wien Marktstand am Naschmarkt. 2012. URL: http://www.flexible-pro.de/bilder/wien_klein/ wien-marktstand-am-naschmarkt.jpg. Stand: 13.11.2015. Abb.17 Marktdarstellung auf Grabrelief um 1400 v. Chr. Dollinger, André: Asiatic traders in ancient Egypt. 2001. URL: http://www.reshafim.org.il/ad/ egypt/trade/asiatic_traders.htm. Stand: 14.12.2015. Abb.18 Wochenmarkt vor dem Rathaus 1891 Walter, Hermann: Fotografie 1891. 1891. URL: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ commons/a/a3/Markthalle_Leipzig_um_1900.jpg. Stand: 14.12.2015. Abb.19 Kleinmesse auf dem Königsplatz um 1895 Vogel, Hermann: um 1895. In: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig. Inv.Nr. F/3863/2005. URL: http://museum.zib.de/sgml_internet/img_disp.php?img=bb046530&width=600. Stand: 14.12.2015.


ABBILDUNGSVERZEICHNIS

167

Abb.20 Bauernmarkt auf dem Leuschnerplatz in den 1980er Jahren Sohl, Katrin: Bratwurststand und Budenstadt. Zur Geschichte des Leipziger Marktwesens. Dresden 2001, S.75. Abb.21 Verortung Leipziger Märkte Eigene Darstellung auf Basis von URL: https://www.schwarzplan.eu/?s=Leipzig. Stand: 12.11.2015. Abb.22 Marktplatz o.V.: August 2012. URL: http://www.leipzig.travel/csdata/image/1/de/markt_18489.jpg. Stand: 14.12.2015. Abb.23 Bayrischer Platz o.V.: Januar 2016. URL: http://www.ferienwohnung-leipzig-zentral.de/system/html/Markt%20 am%20Bayrischen%20Platz.JPG-8d90cc22.jpg. Stand: 16.01.2016. Abb.24 Richard-Wagner-Platz Timaeus, Johannes : November 2014. URL: https://kochkulturleipzig.files.wordpress.com/2014/ 10/img_0955.jpg. Stand: 14.12.2015. Abb.25 Augustusplatz o.V.: Mai 2015. URL: http://www.leipzig.de/typo3temp/GB/e1da3ca262.jpg. Stand: 14.12.2015. Abb.26 Sportforum o.V.: Januar 2015. URL: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a3/Markthalle_ Leipzig_um_1900.jpg. Stand: 14.12.2015. Abb.27 Kohlrabi-Zirkus o.V.: August 2014. URL: https://www.marktcom.de/veranstaltungsbilder/598/big/ Kohlrabizirkus_1_.jpg. Stand: 14.12.2015. Abb.28 Ballonaufnahme 1909 Wandersleb, Erich: Leipzig. Stadtzentrum von Nordwesten. Ballonaufnahme aus 900 m. im Mittagsdunst. um 1909. 1909. In: Deutsche Fotothek. Aufn.-Nr.: df_a_0048672. URL: http://www. deutschefotothek.de/documents/obj/30142422. Stand: 14.12.2015. Abb.29 Markthalle vom Roßplatz aus Walter, Hermann: Leipzig um 1900. URL: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/ a3/Markthalle_Leipzig_um_1900.jpg. Stand: 14.12.2015. Abb.30 Brüderstraße Dr. Wustmann, Gustav: Leipzig und die Leipziger Immobiliengesellschaft. 2. Ausgabe. Leipzig 1903, S.100.


168

ANHANG

Abb.31 Markthalleninnenansicht um 1900 Walter, Hermann: Negativ. um 1900. In: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig. Inv.Nr. 3371(G). URL: http://museum.zib.de/sgml_internet/img_disp.php?img=z0005908&width=600. Stand:14.12.2015.

Abb.32 Verkaufsstände im Inneren um 1900 o.V.: In: Sohl, Katrin: Bratwurststand und Budenstadt. Zur Geschichte des Leipziger Marktwesens. Dresden 2001, S.55. Abb.33 Markthallenturm um 1900 Vogel, Hermann: Negativ. um 1900. In: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig. Inv.Nr.F/6420/ 2005. URL: http://museum.zib.de/sgml_internet/img_disp.php?img=bb045243&width =600. Stand: 14.12.2015. Abb.34 Baufelder Historie in Überlagerung mit dem heutigen Kataster Stadtbau AG: Anlage Wilhelm-Leuschner-Platz. Baufelder Historie in Überlagerung mit dem heutigen Kataster. Stand: 20.12.2011. Abb.35 Ansicht Zentralmarkthalle von Windmühlenstraße aus 1890 o.M. Ratsbauamt Leipzig: Architekturzeichnung. Central-Markthalle Leipzig. Ansicht Windmühlengasse. 1890. Abb.36 Ansicht Zentralmarkthalle von Brüderstraße aus 1890 o.M. Ratsbauamt Leipzig: Architekturzeichnung. Central-Markthalle Leipzig. Ansicht Brüderstraße. 1890. Abb.37 Schnitt A-B Zentralmarkthalle 1890 o.M. Ratsbauamt Leipzig: Architekturzeichnung. Central-Markthalle Leipzig. Schnitt A-B. 1890. Abb.38 Schnitt C-D Zentralmarkthalle 1890 o.M. Ratsbauamt Leipzig: Architekturzeichnung. Central-Markthalle Leipzig. Schnitt C-D. 1890. Abb.39 Markthallengrundriss UG 1879 . 1:750 Dr. Wustmann, Gustav: Leipzig und die Leipziger Immobiliengesellschaft. 2. Ausgabe. Faltkarte im Anhang. 1903. Abb.40 Markthallengrundriss EG 1879 . 1:750 Edb. Abb.41 Markthallengrundriss OG 1879 . 1:750 Edb.


ABBILDUNGSVERZEICHNIS

169

Abb.42 Luftaufnahme über Trinitatiskirche Kertzscher, Moritz; twoSYDEmedia: Mein Leipzig. Imagefilm. Bildsequenz (00:10min). 2015. URL: https://vimeo.com/129261504. Stand: 13.11.2015. Abb.43 Stadtzentrum 2015 Eigene Darstellung auf Basis von URL https://www.schwarzplan.eu/?s=Leipzig. Stand: 12.11.2015. Abb.44 Innenstadtring Leipzig 1903 Dr. Wustmann, Gustav: Leipzig und die Leipziger Immobiliengesellschaft. 2. Ausgabe. Faltkarte im Anhang. Leipzig 1903. Abb.45 Blick von Rathausturm 1910 o.V.: Negativ. um 1910. aus: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig. Inv.Nr. F/5848/2005. URL: http://stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de/site_deutsch/sammlungen/objektdatenbank/ framesetting.html. Stand: 13.11.2015. Abb.46 Karte 1637 o.V.: Die Innenstadt. In: Stadt Leipzig (Hg.). Die Leipziger Innenstadt. Planen und Bauen 1990 ->2010. Beiträge zur Stadtentwicklung. Nr. 53. 2011, S.10. Abb.47 Karte 1788 o.V.: In: Pro Leipzig e.V.: Innere Südvorstadt. Eine historische und städtebauliche Studie. Leipzig 1997, S.12. Abb.48 Karte 1813 o.V.: URL: http://www.itoja.de/Jahrestag_Voelkerschlacht_1813_bei_Leipzig/teile/Leipzig%20 um%201813%20klein.jpg. Stand: 13.11.2015. Abb.49 Karte 1840 o.V.: In: Pro Leipzig e.V.: Innere Südvorstadt. Eine historische und städtebauliche Studie. Leipzig 1997, S.12. Abb.50 Karte 1879 Ebd., S.18. Abb.51 Karte 1930 Ebd., S.19. Abb.52 Blick vom Rathausturm 1950 Rössing, Roger; Rössing, Renate: Leipzig. Aufnahmen vom Rathausturm aus. 1950. 1950. In: Deutsche Fotothek. Aufn.-Nr.: df_roe-neg_0002625_001. URL: http://www.deutschefotothek.de/ documents/obj/88882214/df_roe-neg_0002625_001. Stand: 12.12.2015.


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ANHANG

Abb.53 Karte nach 1945 o.V.: Die Innenstadt. In: Stadt Leipzig (Hg.). Die Leipziger Innenstadt. Planen und Bauen 1990 ->2010. Beiträge zur Stadtentwicklung. Nr. 53. 2011, S.11. Abb.54 Blick von Zentralmarkthalle durch Brüderstraße zum Königsplatz Lehmstedt, Mark: Leipzig brennt. Der Untergang des alten Leipzig am 4. Dezember 1943 in Fotografien und Berichten. 2.Auflage. Leipzig 2013, S.87. Abb.55 Blick von Rathausturm 1969 o.V.: In: Pro Leipzig e.V.: Innere Südvorstadt. Eine historische und städtebauliche Studie. Leipzig 1997, S.28. Abb.56 Karte 1969 Ebd., S.62. Abb.57 Bankcontainer auf der Brachfläche o.V.: In: Gormsen, Niels; Kühne, Armin: Leipzig, Den Wandel zeigen. Leipzig 2000, S.115. Abb.58 Blick vom Rathausturm 2015 Eigene Aufnahme. 05.08.2015. Abb.59 Blick entlang Markthallenstraße Ebd. Abb.60 S-Bahn-Station Wilhelm-Leuschner-Platz Ebd. Abb.61 Luftaufnhame Zentrum Leipzig Eigene Darstellung auf Basis von Büschke, Helmut: Rundflugfoto Stadtzentum am 11.06.2014. URL: http://www.hsg-heli.de/s/cc_images/cache_3438510.jpg?t=1382870122. Stand 12.11.2015. Abb.62 Neues Rathaus Hoquèl, Wolfgang: Leipzig. Architektur von der Romantik bis zur Gegenwart. 2. stark erweiterte Auflage. Leipzig 2004, S.78. Abb.63 Bundesverwaltungsgericht Ebd., S.187. Abb.64 City-Hochhaus Bertram, Mathias: In: Leipziger Blätter. 59. Sonderheft 59. 2011, S.25. Abb.65 Trinitatiskirche Kasparek, David: 2015. URL: http://derarchitektbda.de/wp-content/uploads/2015/09/Schulzund-Schulz_St-Trinitatis_Leipzig-2012%E2%80%89%E2%80%93%E2%80%892015_Tea ser-01_Foto-David-Kasparek.jpg. Stand 13.11.2015.


ABBILDUNGSVERZEICHNIS

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Abb.66 Addis-Abeba-Platz Berg, Eberhard: URL: http://mw2.google.com/mw-panoramio/photos/medium/120963076.jpg. Stand: 13.11.2015. Abb.67 Ringbebauung Hoquèl, Wolfgang: Leipzig. Architektur von der Romantik bis zur Gegenwart. 2. stark erweiterte Auflage. Leipzig 2004, S.145. Abb.68 Stadtbibliothek o.V.: URL: http://stadtbibliothek.leipzig.de/typo3temp/GB/d2365a33e0.png. Stand: 13.11.2015. Abb.69 Bowlingtreff o.V.: In: Menting, Annette: Bowling together!: Bowlingtreff Leipzig - Eine Spielstätte auf Zeit, 1. Auflage. Leipzig 2007, S.35. Abb.70 Luftbild Wilhelm-Leuschner-Platz eigene Darstellung auf Basis von URL: https://www.bing.com/mapspreview?FORM=Z9LH3. Stand: 13.11.2015. Abb.71 Blick zum Rathaus eigene Aufnahme. 20.09.2015. Abb.72 Blick zum Addis-Abeba-Platz Ebd. Abb.73 Blick Markthallenstraße Ebd. Abb.74 Blick von Stadtbibliothek Leipzig eigene Aufnahme. 19.09.2015. Abb.75 Blick vom City-Hochaus Eigene Aufnahme. 21.09.2015. Abb.76 Zielbestimmungsworkshop im März 2010 Büro für urbane Projekte: Report zur Städtebauwerkstatt Wilhelm-Leuschner-Platz 16.–19. März 2010, S.10. Abrufbar im Internet. URL: http://www.leipzig.de/bauen-und-wohnen/stadtentwicklung/projekte/wilhelm-leuschner-platz/?eID=dam_frontend_push&docID=31061. Stand: 13.11.2015 Abb.77 Rahmenplan 1992 o.V.: In: Rothbauer, Brundhilde: Esplanade.Königsplatz.Wilhelm-Leuschner-Platz. Leipziger Blätter. 38/2001, S.53.


172

ANHANG

Abb.78 Studie Pesch & Partner 2010 Büro für urbane Projekte: Report zur Städtebauwerkstatt Wilhelm-Leuschner-Platz 16.–19. März 2010, S.17. Abrufbar im Internet. URL: http://www.leipzig.de/bauen-und-wohnen/stadtent wicklung/projekte/wilhelm-leuschner-platz/?eID=dam_frontend_push&docID=31061. Stand: 13.11.2015 Abb.79 Studie BTU Cottbus 2010 Ebd., S.23. Abb.80 Studie BDB 2014 BDB, BG Leipzig, DGGL: Dokumentation zum Symposium. Stadtraum Leuschnerplatz-Wie bitte?. 22.03.2014, S.20. Abrufbar im Internet. URL: http://bda-magazine.de/wp-content/uploads/ 2015/05/LP-Workshop-Dokumentation_2015-02-18_DatenEND1.pdf. Stand: 13.11.2015 Abb.81 Studie Stadtforum Leipzig 2014 Stadtforum Leipzig: In: Böhme, Heinz-Jürgen:Von der Brache zum Viertel. Leipziger Blätter 66/2015, S.24. Abb.82 Studie SRL 1 2014 SRL: Dokumentation zum Symposium. Stadtraum Leuschnerplatz-Wie bitte?. 22.03.2014, S.20. Abrufbar im Internet. URL: http://bda-magazine.de/wp-content/uploads/2015/05/LP-WorkshopDokumentation_2015-02-18_DatenEND1.pdf. Stand: 13.11.2015 Abb.83 Studie Wolf & Pelcák 2010 Pelcák, Petr; Wolf, Ingo Andreas: In: Böhme, Heinz-Jürgen:Von der Brache zum Viertel. Leipziger Blätter 66/2015, S.24. Abb.84 Studie BDA 2014 BDA: Dokumentation zum Symposium. Stadtraum Leuschnerplatz-Wie bitte?. 22.03.2014, S.20. Abrufbar im Internet. URL: http://bda-magazine.de/wp-content/uploads/2015/05/LP-WorkshopDokumentation_2015-02-18_DatenEND1.pdf. Stand: 13.11.2015 Abb.85 Studie SRL 2 2014 SRL: Ebd., S.20. Abb.86 Studie SRL 3 2014 SRL: Ebd., S.20. Abb.87 B-Plan Vorentwurf Plan und Recht GmbH: Entwurf Bebauungsplan Nr. 392. 2012. Abb.88 Visualisierung 01 B-Plan Entwurf Pelcak, Petr; Wolf, Ingo Andreas: URL: http://www.pwbaukunst.de/index.php?/wettbewerbe/ architekturschule-stuttgart/. Stand: 13.11.2015.


ABBILDUNGSVERZEICHNIS

173

Abb.89 Visualisierung 02 B-Plan Entwurf Ebd. Abb.90 Visualisierung 03 B-Plan Entwurf Ebd. Abb.91 Visualisierung 04 B-Plan Entwurf Ebd. Abb.92 Montagsdemonstration LTM-Kühne: 1989. URL: http://www.pwbaukunst.de/index.php?/wettbewerbe/architekturschulestuttgart/. Stand: 15.11.2015. Abb.93 Entwurf „Siebzigtausend“ M+M (Martin De Mattia, Marc Weis); Annbau Architektur: URL: http://www.leipzig.de/buergerservice-und-verwaltung/unsere-stadt/leipziger-freiheits-und-einheitsdenkmal/kuenstlerischerwettbewerb-2012/preisgericht/. Stand: 15.11.2015. Abb.94 Entwurf „Eine Stiftung an die Zukunft“ realities, united (Studio for art and architecture). URL: http://www.leipzig.de/buergerserviceund-verwaltung/unsere-stadt/leipziger-freiheits-und-einheitsdenkmal/kuenstlerischer-wettbewerb-2012/preisgericht/. Stand: 15.11.2015. Abb.95 Entwurf „keine Gewalt-Herbstgarten“ Bara, Tina; Dilengite, Anna; d‘Urbano, Alba: URL: http://www.leipzig.de/buergerservice-undverwaltung/unsere-stadt/leipziger-freiheits-und-einheitsdenkmal/kuenstlerischer-wettbewerb-2012/preisgericht/. Stand: 15.11.2015. Abb.96 Collage kontemporärer Markthallen Eigene Darstellung. 2015.

Abb.97 Grundriss EG Markthal Rotterdam o.M. MVRDV: Floorplan Markthal Rotterdam. URL: http://www.archdaily.com/553933/markthalrotterdam-mvrdv/5431b101c07a80c9ea000525-markthal-rotterdam-mvrdv-floor-plan. Stand: 16.11.2015. Abb.98 Innenperspektive Markthal Rotterdam Saieh, Nico: 30.09.2014. URL: http://images.adsttc.com/media/images/542b/1df4/c07a/80c9/ ea00/02b4/large_jpg/MRKTHL_MVRDV_39.jpg?1412111822. Stand: 16.11.2015. Abb.99 Außenperspektive Markthal Rotterdam o.V.: URL: http://cdn.earthporm.com/wp-content/uploads/2014/10/markthal-rotterdam-markethall-art-mvrdv-4.jpg. Stand: 16.11.2015.


174

ANHANG

Abb.100 Schnitte Metropol Parasol Sevilla o.M. Architekten, J. Mayer H und Partner: URL: http://www.publicspace.org/timthumb.php?src=/app/ webroot/files/urbanps/projects/G315_06.jpg&w=1000&h=563&zc=1&q=95. Stand: 16.11.2015. Abb.101 Dachperspektive Metropol Parasol Sevilla Alda, Fernando: 2011. URL: http://static.dezeen.com/uploads/2011/04/dezeen_Metropol-Parasolby-J.-Mayer-H.-3.jpg. Stand: 16.11.2015. Abb.102 Außenperspektive Metropol Parasol Sevilla Alda, Fernando: 2011. URL: http://static.dezeen.com/uploads/2011/12/dezeen_Metropol-Parasolby-J.-Mayer-H.-1.jpg. Stand: 16.11.2015. Abb.103 Grundriss Barcélo Centre Madrid o.M. Arquitectos, Nieto Sobejano: URL: http://afasiaarchzine.com/wp-content/uploads/2015/08/nietosobejano-.-barcel%C3%B3-centre-.-madrid-10-1200x869.jpeg. Stand: 16.11.2015. Abb.104 Innenhofperspektive Barcélo Centre Madrid Halbe, Roland: 2014. URL http://static.dezeen.com/uploads/2011/04/dezeen_Metropol-Parasolby-J.-Mayer-H.-3.jpg. Stand: 16.11.2015. Abb.105 Außenperspektive Barcélo Centre Madrid Halbe, Roland: 2014. URL: http://afasiaarchzine.com/wp-content/uploads/2015/08/nieto-sobe jano-.-barcel%C3%B3-centre-.-madrid-1.jpeg. Stand: 16.11.2015. Abb.106 Axonometrie Market Hall Wakefield o.V.: URL: http://images.adsttc.com/media/images/5005/dbde/28ba/0d07/7900/1f55/large_jpg/ stringio.jpg?141443509. Stand: 16.11.2015. Abb.107 Innenperspektive Market Hall Wakefield o.V.: 2015. URL: http://images.adsttc.com/media/images/5005/dbc6/28ba/0d07/7900/1f50/large_ jpg/stringio.jpg?1414435079. Stand: 16.11.2015. Abb.108 Außenperspektive Market Hall Wakefield o.V.: 2013. URL: http://www.adjaye.com/site/assets/files/1829/wakefield_project_1.800x544.jpg. Stand: 16.11.2015. Abb.109 Schnitte Market Hall Marly-le-Roi o.M. Associés, Ameller, Dubois : URL: http://images.adsttc.com/media/images/5005/dbde/28ba/0d07/ 7900/1f55/large_jpg/stringio.jpg?141443509. Stand: 16.11.2015. Abb.110 Innenperspektive Market Hall Marly-le-Roi Grasset, Guilaume: 2014. URL: http://www.ameller-dubois.fr/uploads/projets/medias/ameller_ dubois_architectes_plafond_mlr.jpg. Stand: 16.11.2015.


ABBILDUNGSVERZEICHNIS

175

Abb.111 Außenperspektive Market Hall Marly-le-Roi Grasset, Guilaume: 2014. URL: http://www.ameller-dubois.fr/uploads/projets/medias/ameller_ dubois_urbanistes_marly_coupes.jpg. Stand: 16.11.2015. Abb.112 Schnitt Market Hall & Central Square Gent o.M. Architecten, Robbrecht en Deam; Architecten Marie-Josè Van Hee: URL: http://www.arcspace. com/CropUp/-/media/758358/robbrechtendaem-vanhee-market-hall-gent-section-dd.jpg. Stand: 16.11.2015. Abb.113 Innenpektive Market Hall & Central Square Gent Callens, Bert: URL: http://architecture.mapolismagazin.com/sites/default/files/robbrechtendaemvanhee-market_hall_gent-c-photographer_bert_callens.jpg. Stand: 16.11.2015. Abb.114 Außenperspektive Market Hall & Central Square Gent Callens, Bert: URL: http://www.domusweb.it/content/dam/domusweb/en/news/2014/08/07/ europe_s_best_buildings/gallery/11-europe-best-buildings.jpg. Stand: 16.11.2015. Abb.115 Isometrie Besiktas Fishmarket Istanbul Architecture, GAD: 2012. URL: https://www.competitionline.com/upload/images/e/5/5/d/7/4/2/5/ e55d7425d98a703539121d4729fbd137_1.jpg. Stand: 16.11.2015. Abb.116 Innenpektive Besiktas Fishmarket Istanbul Architecture, GAD: URL: https://www.gadarchitecture.com/en/besiktas-fishmarket. Stand: 16.11.2015. Abb.117 Außenperspektive Besiktas Fishmarket Istanbul Alp, Eren:URL: http://www.publicspace.org/timthumb.php?src=/app/webroot/files/urbanps/projects/G109_02.jpg&w=1000&h=750&zc=1&q=95. Stand: 16.11.2015. Abb.118 Schnitt & Ansicht Torghallen Katrineholm o.M. Architects, JAJA: URL: http://ja-ja.dk/sitepages/image/108/0. Stand: 14.01.2016. Abb.119 Innenpektive Torghallen Katrineholm Architects, JAJA: URL: http://ja-ja.dk/sitepages/image/108/0. Stand: 14.01.2016. Abb.120 Außenperspektive Torghallen Katrineholm Architects, JAJA: URL: http://ja-ja.dk/sitepages/image/108/0. Stand: 14.01.2016. Abb.121 The X-Factor Eigene Darstellung, 2016. Abb.122 Blick auf Roßplatz Eigene Darstellung auf Basis von eigener Aufnahme, 20.09.2015.


176

ANHANG

Abb.123 Äußere Einflussfaktoren Eigene Darstellung auf Basis von: © Stadt Leipzig, Amt für Geoinformation und Bodenordnung. 2015. und: Von Fritsch, Angelika: Lärmaktionsplan der Stadt Leipig. 2013, S. 26. URL: http://www.leipzig.de/fileadmin/mediendatenbank/leipzig-de/Stadt/02.3_Dez3_Umwelt_Ordnung_Sport/36_Amt_fuer_Umweltschutz/Luft_und_Laerm/Laermschutz/Laermaktionsplan/ Laermaktionsplan_2013_09_17.pdf. Stand: 16.01.2016. Abb.124 Studie 1 Eigene Darstellung, 2016. Abb.125 Studie 2 Ebd. Abb.126 Studie 3 Ebd. Abb.127 Studie 4 Ebd. Abb.128 Studie 5 Ebd. Abb.129 Studie 6 Ebd. Abb.130 Studie 7 Ebd. Abb.131 Studie 8 Ebd. Abb.132 Studie 9 Ebd. Abb.133 Studie 10 Ebd. Abb.134 Finale Studie Ebd. Abb.135 Lageplan 1:2500 Ebd. Abb.136 Achsialität Ebd.


ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abb.137 Oberflächenvergrößerung Ebd. Abb.138 Belichtung Ebd. Abb.139 Volumenerweiterung Ebd. Abb.140 Showtreppe Ebd. Abb.141 Hülle Ebd. Abb.142 Topographie Eigene Darstellung auf Basis von: Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen (GeoSN). Digitales Geländemodell (DGM2). Stand: 21.12.2015. Abb.143 Sichtachsen Eigene Darstellung, 2016. Abb.144 Laufwege Ebd. Abb.145 Historische Plateaus Gäber, Gerhard: Montagsdemonstration. 16. Oktober 1989. Deutsches Historisches Museum Berlin. Inv.-Nr.: 1991/2791. URL: https://www.hdg.de/lemo/img/galeriebilder/deutscheein heit/1989_montagsdemo_foto_LEMO-F-4-024.jpg. Stand: 29.01.2016. Abb.146 Platzstruktur Eigene Darstellung, 2016. Abb.147 Visualisierung Wilhelm-Leuschner-Platz Ebd. Abb.148 Nutzungsflächenexplosion Eigene Darstellung, 2016. Abb.149 Salz & Brot Ebd. Abb.150 Grundriss EG 1:600 Ebd.

177


178

ANHANG

Abb.151 Visualisierung Markthalle Ebd. Abb.152 Grundriss 1.UG 1:600 Ebd. Abb.153 Grundriss 2.UG 1:600 Ebd. Abb.154 Grundriss 1.OG 1:600 Ebd. Abb.155 Grundriss 2.OG 1:600 Ebd. Abb.156 Grundriss 3.OG 1:600 Ebd. Abb.157 Grundriss 4.OG 1:600 Ebd. Abb.158 Schnitt AA 1:600 Ebd. Abb.159 Schnitt BB 1:600 Ebd. Abb.160 Ansicht West 1:600 Ebd. Abb.161 Ansicht Nord-Ost 1:600 Ebd. Abb.162 Pfosten-Riegel-Konstruktion Ebd. Abb.163 V-St端tzen Ebd. Abb.164 Inneres Bauvolumen Ebd. Abb.165 Fassadenschnitt 1:150 Ebd.


ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abb.166 D1 Detail 1:15 Ebd. Abb.167 D2 Detail 1:15 Ebd. Abb.168 D3 Detail 1:15 Ebd. Abb.169 D4 Detail 1:15 Ebd. Abb.170 D5 Detail 1:15 Ebd. Abb.171 D6 Detail 1:15 Ebd. Abb.172 Visualisierung Wilhelm-Leuschner-Platz Ebd. Abb.172 Anhang Eigene Aufnahme. 30.11.2015.

179


180

ANHANG

ANMERKUNGEN


PRIMÄRLITERATUR

ANMERKUNGEN

181

Anm. 1 Heinker, Helge-Heinz: Boomtown Leipzig. Anspruch und Wirklichkeit. Leipzig 2004, S.11. Anm. 2 Stadt Leipzig: Leipzigs Einwohnerzahl knackt die 560.000. 2015. URL: http://www.leipzig.de/news/news/ leipzigs-einwohnerzahl-knackt-die-560-000/. Stand: 01.01.2016. Anm. 3 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Bevölkerung des Freistaates Sachsen jeweils am Monatsende ausgewählter Berichtsmonate nach Gemeinden. 2015. URL: http://www.statistik.sachsen.de/ download/010_GB-Bev/Bev_Z_Gemeinde_akt.pdf. Stand: 01.01.2016. Anm. 4 Hopfmann, Luise; Rinne, Elisa Marie: Statistischer Quartalsbericht. Leipzig wächst auf ganzer Linie. 2015. URL: http://mephisto976.de/news/leipzig-waechst-auf-ganzer-linie-48356. Stand: 01.01.2016. Anm. 5 Tourismusverein Leipziger Neuseenland e.V.: Die Idee. URL: http://www.leipzigerneuseenland.de/aktivund-fit/wassersport/wasserwandern/wissenswertes/die-idee. Stand: 02.01.2016. Anm. 6 Jehke, Rolf: Stadtkreis Leipzig. URL: http://territorial.de/sachsen/leipzig/stadtkrs.htm. Stand: 02.01.2016. Anm. 7 o.V.: Die Geschichte der Tageszeitungen. URL: http://www.deutsche-tageszeitungen.de/pressefachartikel/ die-geschichte-der-tageszeitungen/. Stand: 02.01.2016. Anm. 8 Reitler, Torsten: Legendäre Clubs. Drogenwahn auf der Dauerbaustelle. 2009. URL: http://www.spiegel. de/einestages/legendaere-clubs-a-949765.html. Stand: 02.01.2016. Anm. 9 Kirsch, Peter: Bestlage in Leipzig. Zentrum-Nordwest. Das Waldstraßenviertel. 2014. URL: http://www. denkmal-immobilie-leipzig.de/waldstrassenviertel/. Stand: 01.01.2016. Anm. 10 Reuter, Iris: Prototyp und Sonderfall. Über Hochhäuser in Leipzig. 2000, S. 3. Abrufbar im Internet. URL: http://www.urbaneprojekte.de/download/498/download/index.pdf. Stand: 01.01.2016. Anm. 11 o.V.: Bilder, die weh tun. Horrorschau im DDR-Fernsehen: Drei Frauen filmten den Verfall von Leipzig. In: DER SPIEGEL. 46/1989, S. 56, 59. Abrufbar im Internet. URL: http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/13497129. Stand: 09.01.2016.


182

ANHANG

Anm. 12 Sturm, Eric: Details. URL: http://architekturvideo.de/ist-leipzig-noch-zu-retten-fernseh-dokumentationauf-dvd/#.VpEVF1mgyP8. Stand: 09.01.2016. Anm. 13 Bartetzky, Arnold: Die gerettete Stadt. Architektur und Stadtentwicklung in Leipzig seit 1989, innerer Buchumschlag. Anm. 14 Pfeiffer, Ulrich; Porsch, Lucas: Szenarien für Leipzig. Chancen und Risiken der Stadtentwicklung. In: Doehler-Behzadi, Marta (Hg.); Lütke Daldrup, Engelbert (Hg.): PlusMinus. Leipzig 2030. Stadt in Transformation/ Transforming the City. Hg. Wuppertal 2004, S.17. Anm. 15 Heinker, Helge-Heinz: Boomtown Leipzig. Anspruch und Wirklichkeit. Leipzig 2004, S.33. Anm. 16 Ebd., S.33. Anm. 17 Bartetzky, Arnold: Die gerettete Stadt. Architektur und Stadtentwicklung in Leipzig seit 1989, S.70. Anm. 18 Meuser, Philipp; Pogeda, Daniela; Lütke-Daldrup, Engelbert (Hg.): Pläne Projekte Bauten Leipzig. Architektur und Städtebau in Leipzig 2000 bis 2015. 1. Auflage. 2006, S. 22f. Anm. 19 Ebd., S.14f. Anm. 20 Ebd., S.20f. Anm. 21 Ebd., S.18f. Anm. 22 Duden, Online: Bedeutungsübersicht. Hype. URL: http://www.duden.de/rechtschreibung/Hype. Stand: 08.01.2016. Anm. 23 Herrmann, Andrè: Likezig & Co. Warum das Hypzig-Blog ab heute beendet ist, 2014. URL: http://www. weltnest.de/Blog/478/likezig-co-warum-das-hypezig-blog-ab-heute-beendet-ist. Stand: 08.01.2016.


PRIMÄRLITERATUR

ANMERKUNGEN

183

Anm. 24 Leipziger Internet Zeitung: Leipzig, das bessere Berlin? - Bernhard Rothenburger steht den Junioren des Leipziger Marketingclubs Rede und Antwort. 2012. URL: http://www.l-iz.de/veranstaltungen/tipp-gesellschaft/2013/02/Leipzig-das-bessere-Berlin-Bernhard-Rothenburger-46416. Stand: 08.01.2016. Anm. 25 Nitt-Drießelmann, Dörte; Wedemeier, Jan: HWWI/Berenberg-Städteranking 2015. Die 30 größten Städte Deutschlands im Vergleich. Hamburg 2015, S.9. Abrufbar im Internet. URL: http://www.hwwi.org/fileadmin/hwwi/Publikationen/Partnerpublikationen/Berenberg/2015-10-05_Staedteranking_ANSICHT_FINAL.pdf. Stand: 08.01.2016. Anm. 26 Dr. Braun, Reiner: Mietanstieg wegen Wohnungsleerstand! Kein „zurück-in-die-Stadt“, sondern „Landflucht“. empirica paper Nr. 219. Juli 2014. Abrufbar im Internet. URL: http://www.empirica-institut.de/ kufa/empi219rb.pdf. Stand: 08.01.2016. Anm. 27 o.V.: Deutschlands beliebteste Städte. Sicher, sauber, grün: Diese Stadt läuft sogar München den Rang ab, 2013. URL: http://www.focus.de/immobilien/wohnen/sicher-sauber-gruen-leipzig-lebenszufriedenheit-dassind-die-beliebtesten-staedte-deutschlands_id_3474281.html. Stand: 08.01.2016. Anm. 28 Müller, Andreas: In: Rometsch, Jens: Typische Leipziger sehen so aus. „Haarscharf hinter der Grenze zum Übergewicht“ - bei neuer Bürgerumfrage wurden erstmals Körpermaße der Einwohner erfasst. LVZ. 2. Dezember 2014, S.14. Abrufbar im Internet. URL: http://www.handwerk-pro-leipzig.de/app/download/7207769076/LVZ+02.12.2014.pdf?t=1417699399. Stand: 08.01.2016. Anm. 29 Lubow, Arthur: The New Leipzig School. The New York Times. 8. Januar 2006. Abrufbar im Internet. URL: http://www.nytimes.com/2006/01/08/magazine/08leipzig.html?pagewanted=all&_r=0. Stand: 08.01.2016. Anm. 30 Jung, Burkhard: Zum Geleit. In: Stadt Leipzig. Amt für Statistik und Wahlen. Statistisches Jahrbuch 2015. Band 46. Leipzig 2015, S.1. Abrufbar im Internet. URL: http://www.leipzig.de/fileadmin/mediendatenbank/leipzig-de/Stadt/02.1_Dez1_Allgemeine_Verwaltung/12_Statistik_und_Wahlen/Statistik/Statistisches_Jahrbuch_Leipzig_2015.pdf. Stand: 08.01.2016. Anm. 31 o.V.: Eingemeindungen Leipzigs seit 1889. URL: http://www.leipzig-online.de/eingemeindungen.html. Stand: 08.01.2016.


184

ANHANG

Anm. 32 Dr. Schmidt, Ruth: Bevölkerungsvorausschätzung 2013. Ergebnisbericht. Leipzig 2013, S.16. Abrufbar im Internet. URL: http://www.leipzig.de/fileadmin/mediendatenbank/leipzig-de/Stadt/02.1_Dez1_Allgemeine_Verwaltung/12_Statistik_und_Wahlen/Stadtforschung/Bevoelkerungsprognose2013.pdf. Stand: 08.01.2016. Anm. 33 Stadt Leipzig: Leipzigs Einwohnerzahl knackt die 560.000. URL: http://www.leipzig.de/news/news/leipzigs-einwohnerzahl-knackt-die-560-000/. Stand: 08.01.2016. Anm. 34 Leong, Sze Tzung: ... And then there was shopping. In: Chung, C.J. et. al. 2001, S.30 Anm. 35 Dollinger, André: Asiatic traders in ancient Egypt. 2001. URL: http://www.reshafim.org.il/ ad/egypt/trade/asiatic_traders.htm. Stand:14.12.2015. Anm. 36 Pedley, John Griffiths: Sardis in the Age of Croesus. The Center of Civilization Series. Norman Oklahoma. 1968, S.75ff. Anm. 37 Wikipedia: Markt. Marktrecht und Marktplatz. 2015. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Markt. Stand: 14.12.2015. Anm. 38 Heinker, Helge-Heinz: Handeln mit Weitblick. In: LVB Kundenmagazin Traffix plus. 02/2013, S.5. Abrufbar im Internet. URL: www.lvb.de/file/download/795ab42747ccef78066d7d48b08e9cbf.pdf/f/dl. Stand: 14.12.2015. Anm. 39 Stadt Leipzig: Einzelhandel in Leipzig. 2015. URL: http://www.leipzig.de/wirtschaft-und-wissenschaft/ investieren-in-leipzig/wirtschaftsstandort/daten-und-fakten/einzelhandel/. Stand: 14.12.2015. Anm. 40 Sohl, Katrin: Bratwurststand und Budenstadt. Zur Geschichte des Leipziger Marktwesens. Dresden 2001, S.10-21. Anm. 41 Ebd., S.13. Anm. 42 Ebd., S.50.


PRIMÄRLITERATUR

ANMERKUNGEN

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Anm. 43 o.V.: Markt-Ordnung für die Stadt Leipzig 1897, Leipzig 1897. Anm. 45 Pflaumer, Victor: Antik- und Trödelmarkt. URL: http://www.agra-veranstaltungsgelaende-leipzig.de/texts/ agra-troedelmarkt.html. Stand: 14.12.2015. Anm. 46 Horn, Adelina: Nachtflohmarkt im Kohlrabi-Zirkus. URL: http://www.leipzig-leben.de/nachtflohmarktleipzig-kohlrabizirkus/. Stand: 14.12.2015. Anm. 47 Lorenz, Werner; May, Roland; Stritzke, Jürgen: Die Grossmarkthalle Leipzig, Berlin 2013, S.7, S.27. Anm. 48 Zedler, Max: Die städtischen Markthallen zu Leipzig. erweiterter Sonderdruck aus dem „Leipziger Beobachter“ Nr. 7/8. Leipzig 1941. S.6ff. Anm. 49 Böhme, Heinz-Jürgen: >>...nichts als ein bedeckter Marktplatz<< Die Zentralmarkthalle. In: Leipziger Blätter. 59/2001, S.34f. Anm. 50 Zedler, Max: Die städtischen Markthallen zu Leipzig. erweiterter Sonderdruck aus dem „Leipziger Beobachter“ Nr. 7/8. Leipzig 1941. S.17. Anm. 51 Ebd., S.10ff. Anm. 52 Ebd., S.29. Anm. 53 Tarassow, Dave: Der Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig. In: Baustein, Das Baukultur-Magazin für Mitteldeutschland, Nr.8/2014, S.70ff. Anm. 54 o.V.: Die Innenstadt. In: Stadt Leipzig (Hg.). Die Leipziger Innenstadt. Planen und Bauen 1990 ->2010. Beiträge zur Stadtentwicklung. 53/2011, S.10f. Anm. 55 Böhme, Heinz-Jürgen: >>...nichts als ein bedeckter Marktplatz<< Die Zentralmarkthalle. In: Leipziger Blätter. 59/2011, S.36f.


186

ANHANG

Anm. 56 Bartetzky, Arnold: Die gerettete Stadt. Architektur und Stadtentwicklung in Leipzig seit 1989, S.72. Anm. 57 Deutsche Bahn AG; Freistaat Sachsen: Das neue Herz. 2015. URL: http://www.citytunnelleipzig.de/de/ tunnelinfo/magistrale-des-21-jahrhunderts.html. Stand: 12.12.2015. Anm. 58 Hoquèl, Wolfgang: Leipzig. Architektur von der Romantik bis zur Gegenwart. 2. stark erweiterte Auflage. Leipzig 2004, S.76. Anm. 59 Ebd., S.187. Anm. 60 Ebd., S.122-125. Anm. 61 Ebd., S.145. Anm. 62 Beyer, Thomas; Dorscher, Adrian: Geschichte eines „Schwarzbaus“. 2015. URL: http://www.mdr.de/zeitreise/bowlingtreff-leipzig148.html. Stand: 12.12.2015. Anm. 63 Orbeck, Matthias: Stadt Leipzig will den Ex-Bowlingtreff auf dem Leuschnerplatz vermarkten. In: Leipziger Volkszeitung, vom 15.10.2015. Abrufbar im Internet. URL: http://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/StadtLeipzig-will-den-Ex-Bowlingtreff-auf-dem-Leuschnerplatz-vermarkten. Stand: 12.12.2015. Anm. 64 Leipziger Städtische Bibliotheken: Geschichte der Leipziger Städtischen Bibliotheken. 2015. URL: http:// stadtbibliothek.leipzig.de/wir-ueber-uns/geschichte/. Stand: 12.12.2015. Anm. 65 Leipziger Städtische Bibliotheken: Geschichte der Leipziger Städtischen Bibliotheken. 2015. URL: http:// stadtbibliothek.leipzig.de/unsere-bibliotheken/leipziger-stadtbibliothek/. Stand: 12.12.2015. Anm. 66 Hoquèl, Wolfgang: Leipzig. Architektur von der Romantik bis zur Gegenwart. 2. stark erweiterte Auflage. Leipzig 2004, S.143. Anm. 67 Tarassow, Dave: Der Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig. In: Baustein, Das Baukultur-Magazin für Mitteldeutschland. Nr.8/2014, S.70ff.


PRIMÄRLITERATUR

ANMERKUNGEN

187

Anm. 68 Fischer, Dietmar: Ideen für das Stadtzentrum. In: Leipziger Blätter. 15/1989, S.35f. Anm. 69 Tarassow, Dave: Der Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig. In: Baustein, Das Baukultur-Magazin für Mitteldeutschland. Nr.8/2014, S.72f. Anm. 70 Büro für urbane Projekte: Report zur Städtebauwerkstatt Wilhelm-Leuschner-Platz 16.–19. März 2010, S.5. Abrufbar im Internet. URL: http://www.leipzig.de/bauen-und-wohnen/stadtentwicklung/projekte/ wilhelm-leuschner-platz/?eID=dam_frontend_push&docID=31061. Stand: 13.11.2015 Anm. 71 Bund deutscher Architekten: Dokumentation zum Symposium. Stadtraum Leuschnerplatz-Wie bitte?. 22.03.2014, S.104f. Abrufbar im Internet. URL: http://bda-magazine.de/wp-content/uploads/2015/05/LPWorkshop-Dokumentation_2015-02-18_DatenEND1.pdf. Stand: 13.11.2015 Anm. 72 Tarassow, Dave: Der Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig. In: Baustein, Das Baukultur-Magazin für Mitteldeutschland. Nr.8/2014, S.73f. Anm. 73 Böhme, Heinz-Jürgen: Von der Brache zum Viertel. In: Leipziger Blätter. 66/2015, S.23ff. Anm. 74 Stadt Leipzig: Herbst‘89. 2015. URL: http://www.leipzig.de/buergerservice-und-verwaltung/unsere-stadt/ herbst-89/. Stand: 12.12.2015. Anm. 75 Stadt Leipzig: Der Weg zum Leipziger Freiheits-und Einheitsdenkmal. 2015. URL: http://www.leipzig.de/ buergerservice-und-verwaltung/unsere-stadt/leipziger-freiheits-und-einheitsdenkmal/. Stand: 12.12.2015. Anm. 76 Schneider, Sabine: Grauer Koloss. In: Baumeister. 03.2015, S.40ff. Anm. 77 Stadt Leipzig; Dezernat Stadtentwicklung und Bau Stadtplanungsamt: Leipzig. URL: http://www.koopstadt.de/leipzig/. Stand: 17.01.2016.


188

ANHANG

LITERATURAUSWAHL


SEKUNDÄRLITERATUR

LITERATURAUSWAHL

189

Die Literaturauswahl enthält überwiegend Bücher und umfangreiche Broschüren von überblicksartigem Charakter. Weiterhin verwendete Medien werden an den entsprechenden Stellen in den Anmerkungen angeführt.

Bericht zur Stadtentwicklung Leipzig 2004. Hg. von der Stadt Leipzig. Leipzig 2004 (Beiträge zur Stadtentwicklung, 42). Bartetzky, Arnold: Die gerettete Stadt. Architektur und Stadtentwicklung in Leipzig seit 1989. Leipzig 2015. Beyer, Thomas; Dorschner, Adrian: Film „Bowlingtreff“. Erstausstrahlung am 08.11.2015 im MDR. URL: http://www.mdr.de/mediathek/fernsehen/video308394_boxIndex-6_zc-a8de5bba_zs-2d7967f4.html (Aufruf 14.11.2015). Chalupsky, Jutta; Rothmann, Renate: Freier Markt auf nackter Haut. Wessi-Report aus Leipzig. Vom Top- Manager zum Puff-Besitzer. Berlin 1991. Die Leipziger Innenstadt. Planen und Bauen 1990->2010. Hg. von der Stadt Leipzig. Leipzig 2011 (Beiträge zur Stadtentwicklung, 53). Donath, Matthias: Leipziger Land. Kulturlandschaften Sachsens. Band 2. Leipzig 2010. Flagge, Ingeborg; Hellmuth, Anette: Leipzig. Bauten. 1989-1999. Berlin 1999. Gehl, Jan: Städte für Menschen. Berlin 2015. Giseke, Undine; Spiegel, Erika: Stadtlichtungen. Irritation, Perspektiven, Strategien. Bauwelt Fundamente 138. 2007 Gormsen, Niels; Kühne, Armin: Leipzig, Den Wandel zeigen. Leipzig 2000. Gormsen, Niels; Kühne, Armin: Leipzig im Wandel. Zur Entwicklung des Stadtbildes von 1990 bis heute. Leipzig 2007. Gormsen, Niels; Kühne, Armin: Leipzig-Stadt des Wandels/Leipzig-City of Change. Leipzig 2014. Hansestadt, Bremen (Hg.); Stadt, Leipzig (Hg.); Stadt, Nürnberg (Hg.): koopBLATT. Nr.4. Magazin für integrierte Stadtentwicklung. urban Wohnen. Leipzig 2015. Heinker, Helge-Heinz: Boomtown Leipzig. Anspruch und Wirklichkeit. Leipzig 2004. Hoquèl, Wolfgang: Leipzig. Baumeister und Bauten. Von der Romantik bis zur Gegenwart. 1. Auflage. Leipzig 1990.


190

ANHANG

Hoquèl, Wolfgang: Leipzig. Architektur von der Romantik bis zur Gegenwart. 2. stark erweiterte Auflage. Leipzig 2004. Lehnert, Gertrud: Paradies der Sinne. Das Warenhaus als sinnliches Ereignis. In: Image 8. 2008. Leipziger Blätter 15, Sonderheft: Ideen für das Stadtzentrum. Leipzig 1989. Leipziger Blätter, Sonderheft: Leipzig-den Wandel zeigen. Leipzig 2000. Leipziger Blätter 38, Sonderheft: Rothbauer, Brundhilde:Esplanade.Königsplatz.Wilhelm-LeuschnerPlatz. Leipzig 2001. Leipziger Blätter, Sonderheft: Stadt am Wasser. Leipzig 2010. Leipziger Blätter 58, Sonderheft: Böhme, Heinz-Jürgen: Vage Konturen. Leipzig 2011. Leipziger Blätter 59, Sonderheft: >>...nichts als ein bedeckter Marktplatz<< Die Zentralmarkthalle. Leipzig 2011. Leipziger Blätter Sonderausgabe, Sonderheft: Die Stadt wird niemals fertig gebaut sein. Leipzig 2015. Lorenz, Werner; May, Roland; Stritzke, Jürgen: Die Grossmarkthalle Leipzig. Berlin 2013. Liebscher, Thomas: Leipzig in Trümmern. Das Jahr 1945 in Briefen, Tagebüchern und Fotografien. Leipzig 2004. LVB Kundenmagazin Traffik plus. Leipzig 2013. Leipzig 2013. Markthallenamt Leipzig: Die städtischen Markthallen zu Leipzig. Aus Anlaß des 50jährigen Bestehens der Markthallen am 26. Mai 1941. Leipzig 1941. Menting, Annette: Bowling together!: Bowlingtreff Leipzig - Eine Spielstätte auf Zeit, 1. Auflage. Leipzig 2007. Meuser, Philipp; Pogeda, Daniela; Lütke-Daldrup, Engelbert (Hg.): Pläne Bauten Projekte. Architektur und Städtebau in Leipzig 2000 bis 2015. 1. Auflage. Leipzig 2006. Müller, Oswald; Nabert, Thomas: Südvorstadt. Ein Leipziger Ortsteil auf Ansichtskarten. Pro Leipzig. Leipzig 2013. Neufert, Ernst; Kister, Johannes (Hg.): Neufert. Bauentwurfslehre. 39., überarbeitete Auflage. Wiesbaden 2009.


SEKUNDÄRLITERATUR

LITERATURAUSWAHL

191

Stadtforum Leipzig, Aktuelle Fragen und Probleme der Leipziger Stadtentwicklung. 01/Oktober 2006. Leipzig 2006. Stadt Leipzig (Hg.): Leipzig 2020. Integriertes Stadtentwicklungskonzept (SEKo). Leipzig. Beiträge zur Stadtentwicklung. Nr.50. Leipzig 2009. Schenk, Leonhard: Stadt Entwerfen. Grundlagen-Prinzipien-Projekte. Basel 2013 Dr. Söfker, Wilhelm: Baugesetzbuch (mit Immobilienwertvermittlungsverordnung, Baunutzungsverordnung, Planzeichenverordnung, Raumordnungsgesetz, Raumordnungsverordnung). 41.Auflage. München 2009 Doehler-Behzadi, Marta (Hg.); Lütke Daldrup, Engelbert (Hg.): PlusMinus. Leipzig 2030. Stadt in Transformation/ Transforming the City. Hg. Wuppertal 2004. Sohl, Katrin: Bratwurststand und Budenstadt. Zur Geschichte des Leipziger Marktwesens. Leipzig 2001. Tagungsergebnisse der 1. Volksbaukonferenz Leipzig 1990. Hg. von der Stadt Initiativgruppe 1. Leipziger Volksbaukonferenz. Leipzig 1990. Verwaltungsbericht der Städtischen Markthalle zu Leipzig: für d. Jahr 1910. Verwaltungsbericht der Städtischen Markthalle zu Leipzig: für d. Jahr 1911. Verwaltungsbericht der Städtischen Markthalle zu Leipzig: für d. Jahr 1912. Verwaltungsbericht der Städtischen Markthalle zu Leipzig: für d. Jahr 1913. Rehmbau (Hg.):Sächsische Bauordnung. Textausgabe. 4. Auflage. 2009 Dr. Wustmann, Gustav: Leipzig und die Leipziger Immobiliengesellschaft. 2. Ausgabe. Faltkarte im Anhang. Leipzig 1903. Zedler, Max: Die städtischen Markthallen zu Leipzig, erweiterter Sonderdruck aus dem „Leipziger Beobachter“ Nr. 7/8. Leipzig 1941.


192

ANHANG

DANKSAGUNG


DANKSAGNUNG

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An dieser Stelle möchte ich mich vornehmlich bei Personen bedanken, die mich bei der Erarbeitung dieser Master-Thesis unterstützt haben. Ein großer Dank gilt dabei den beiden betreuenden Professoren Prof. Dipl.-Ing. Johannes Schilling und Prof. A A Dipl. Kazu Blumfeld Hanada, sowie Franziska Adler und meiner Familie. Außerdem möchte ich mich bei Matthias Klöppel bedanken, der mir für die wissenschaftliche Überarbeitung der Thesis zur Seite stand. Außerdem bedanke ich mich auch bei Klaus Behnke, Sebastian Fleischfresser, Björn Ahlemann, Sebastian Neimeier, Arianne Birke und Mitko Baramov, die mir viele Materialien für eine reichhaltige Recherche zur Stadt und zur historischen Makrthalle zur Verfügung stellten.


194

ANHANG

WIDMUNG


WIDMUNG

Ich widme dieses Buch meiner Mutter, die mir mal sagte: „Es wird vielleicht nicht einfacher, aber du wirst immer besser!“

195



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