Woll Dec’07

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M A G A Z I N F Ü R D U N S T K R E I S-ROMANTIK NUMMER DREI ZWEITAUSENDSIEBEN

MAGAZIN FÜR DUNSTKREIS-ROMANTIK NUMMER DREI ZWEITAUSENDSIEBEN


Inhalt • s02 – Impressum • s02 Editorial • s03 – Plattenkritik • s04 X-Mas Party • s05 A– dorner im Exil • s06 – Freie Kolumne • s08 Sieben Fragen • s09 – Folgegeschichte • s10 Szenegeläster • s12 – Nata’s Ecke • s14 – Danke • s15 Herausgeber

Kulturbüro e.V. Attendorn Heggener Weg 9

57439 Attendorn

Vorsitzender

Olaf Geschwinde

Redaktion

Anna Orsini-Bruno

Jugendzentrum Attendorn

Kulturbüro e.V. Attendorn Woll Redaktion

Heggener Weg 9

Nummer Drei Zweitausendsieben ,woll?

57439 Attendorn T: 0 27 22 / 95 93 50 F: 0 27 22 / 95 93 52 E: woll-redaktion@jugendzentrum-attendorn.de

IN-

Wegbereiter dieser Ausgabe

Layout/Design/Illustration

Marc Burghardt

Raffael Stüken www.raffaelstueken.de

Zeichnungen/Fotos

Anzeigen

Nata, Redaktion, Dritte

Anna Orsini-Bruno T: 0 27 22 / 95 93 50 E: woll-redaktion@jugendzentrum-attendorn.de

Die Woll ist eine Veröffentlichung aus der Projektarbeit der Querschreiber, die vom Kulturbüro e.V. Attendorn initiiert und gefördert wird. Das Attendorner Szene-Magazin ist keine auf Erwerb ausgerichtete Veröffentlichung. Sämtliche Artikel geben die Meinungen der namentlich gekennzeichneten Verfasser wieder – und nicht unbedingt die Meinung des Kulturbüro e.V. Attendorn oder die Meinung der Redaktion.

Auflage: 1.000 Exemplare


DER PHOENIX AUS DER TASCHE

DES KAISERS NEUE KLEIDER WAREN JA DAMALS WOHL UNSICHTBAR, ABER WIR ERWACHSENEN LASSEN UNS JA VON SOWAS SCHON LANGE NICHT MEHR HINTERS LICHT FÜHREN. SOMIT IST WOHL SCHON DEM AUFMERKSAMEN AUGE EINE NICHT UNERHEBLICHE VERÄNDERUNG DES GEWANDES DER GUTEN »ALTEN« WOLL AUFGEFALLEN. EIN NEUES DESIGN, EIN NEUER ANFANG, EINE NEUE MOTIVATION. ALLERDINGS STEHEN DEM IMMER NOCH DIE ALTEN QUERKÖPFE MIT DEN ALTEN PROBLEMEN UND VOR ALLEM DEN ALTEN TEXTEN GEGENÜBER. ENTGEGEN DER ERWARTUNGEN DES EIN ODER ANDEREN LESERS, MACHT DAS ABER SCHON SINN, DENN A) LÄSST SICH DIE WOLL SO UNPROBLEMATISCH AN DIE LETZTE AUSGABE VOR GUT EINEM JAHR ANKNÜPFEN, B) SIND DA JA NOCH DIE ALTEN PROBLEME UND C) LÄSST SICH EH ALLES SCHÖN REDEN. ES BLEIBT JEDOCH FEST ZU HALTEN, DASS ES FÜR UNS AUCH KEINEN STILLSTAND GEBEN DARF UND SO HAT SICH DIE WOLL IN UNSEREN KÖPFEN SCHON ZU EINEM STETS AKTUELLEN, WELTUMSPANNENDEN SPRACHROHR DER MIT- UND QUERDENKER ENTWICKELT. ÜBER DEN TATSÄCHLICHEN ZEITPUNKT DIESER ENTWICKLUNGSSTUFE WIRD JEDOCH NOCH KONTROVERS IM ENTSPRECHENDEN FORTSCHRITTS- UND INNOVATIONSGREMIUM DISKUTIERT. BIS DIESE DISKUSSION EIN ENDE GEFUNDEN HAT, KONZENTRIERT SICH DER REST DER REDAKTION AUF DIE NÄCHSTE AUSGABE, UM DA WIEDER MIT TOP-AKTUELLEN ARTIKELN AUS UND UM ATTENDORN EINEN ANDEREN BLICK AUF DIE HEIMATSTADT ZU WERFEN. DIE REDAKTION BEDANKT SICH FÜR IHR VERSTÄNDNIS UND WÜNSCHT ALLERSEITS VIEL VERGNÜGEN BEIM VERZEHR DER NEUEN WOLL, FROHE WEIHNACHTEN UND EINEN GUTEN START INS NEUE JAHR. — Marc.

Seite drei, woll?


PETER ALEXANDER WUNDERSCHÖNE WEIHNACHTSZEIT ARIOLA 1972

Als Peter Alexander Ferdiand Maximilian Neumayer (was hab ich wieder recherchiert, eheh) am 30. Juni 1926 in Wien geboren wurde, konnte mit Sicherheit noch keiner Absehen das er kaum 46 Jahre später eine Langspielplatte aufnehmen würde, die nicht nur den Heiligen Abend der Familie des Verfassers, sonder bestimmt auch noch den von mindestens Zehn weitern auf Jahrzehnte hin zu einem besseren machen würde. Aber um auch dein Weihnachten mal wirklich feierlich zu machen, möchte ich dir diese unglaubliche (das meine ich jetzt ernsthaft so) Scheibe ans Herz legen. Ich möchte jetzt nicht all zu viel aus dem Nähkästchen plaudern, aber ich selber hab es nie mit Weihnachtsmusik gehabt. Das geht wahrscheinlich vielen so. Aber ich kann euch sagen, das diese Platte mit ihrer zimtschweren Tannennadelromantik tatsächlich sowas wie ein Kerzenlicht-Weihnachtsbaum-Krippen-Gebäck-Hologramm vor die Seele wirft, dem man sich nur schwer entziehen kann. Gut, ich bin bestimmt ein wenig vorbelastet da Peter Alexander nun seit 25 Jahren unseren heilig Abend mit seinen neu interpretierten, aber auch klassischen Liedern unterstützt. Aber ich versuche mir ein Stück Restobjektivität zu bewaren, ehrlich. Also: Natürlich findet man die Klassiker wie »O Tannebaum«, »O du fröhliche« und »Alle Jahre wieder« aber auch neue Kompositionen wie »Schnee fällt«, »Weihnachtskuchen« und eine Neuinterpretation des Gassenhauers »Morgen, Kinder, wird’s was geben«. Dabei werden sämtliche Rhythmusarten abgedeckt die einen mal melancholisch, mal fingerschnippend vorm Christstollen und Printen (vielleicht auch menschlichen) sitzen bzw. wippeln lassen. In einsamen Momenten zur Weihnachtszeit dürfte dem ein oder anderen auch eine Träne der Rührung die glühweingerötete Wange talwärts fließen. Was bestimmt auch nicht zuletzt daran liegen mag, das Peter A. F. M. N. den akzentuierten Einsatz von Knabenchören, jugendlichen Solostimmen und weiblicher Sangesgenossen mehr als befürwortet. Grade die Chöre bringen noch so eine Art ehrfurchtserbietende »ich-bleib-lieber-sitzen-und-hör-zu«-Kirchenstimmung, der man sich nur durch das drücken der Stoptaste wirklich entziehen kann. Leider dürfte es schwer fallen dieses Bollwerk der Feierlichkeit noch an der heimischen Plattenfront zu erstehen. Haltet einfach mal, bei Interesse, ein wenig auf dem SecondHand Markt die Augen auf. Ich könnt mit vorstellen, das ihr da noch Glück haben könntet. Ich weiß auf jeden Fall das unsere Platte niemals diesen Markt bedienen wird, da sie noch Generationen von großäugigen Kindern, entsprungen dem Stammbaum des Verfassers, ein besonderes Gefühl von Weihnachten vermitteln wird. Genau so untrennbar von unserem heiligen Abend wie Familie, Fondue, Rotwein und die BeachBoys. — Marc. Seite vier, woll?


PARTY

... DES KULTURBÜROS ATTENDORN MIT MR. AND MRS. CLEAN

Die berühmt, berüchtigte X-Mas Party des Kulturbüros Attendorn findet in den Räumlichkeiten des Hotel zur Post statt. Dieses Jahr beehrt uns die Berliner Band Mr. And Mrs. Clean. Sie spielten schon 2005 auf den Attendorner Gauklerfest und waren der absolute Kracher. Die Band um Frontfrau Diane verbindet nicht nur virtuoses spielen, sondern auch die Vorliebe für schräge Filme, hässliche Klamotten, coole Gesten und verbreitet sichtbar riesigen Spaß. Im Gepäck haben sie eine Priese Soul (Bill Withers, Santa Esmeralda), erdigen Rock (Tito & Tarantula, Stevie Ray Vaughn), eine Brise Surf (Misirlou) und einige Obskuritäten wie das von Rio Reiser und von Tony Nissl gepfiffene Twisted Nerve. Die sechs Musiker sind unter anderem bekannt aus Bands wie Rio Reiser, Bela B., Strangemen, Diane solo Artistin und ex Lemonbabies und nicht zu vergessen, der aus Attendorn, Heggen stammende Beckmann: Der hat für den Film über »Das Wilde Leben der Uschi Obermayer« den Titelsong »Summerwine« produziert und damit einen Riesenhit gelandet. Und damit nicht genug, denn anschließend werden die Top DJ’s MarkmitC und Herb Lf mit groovigen und tanzbaren Sounds die Plattenteller rocken lassen. Sie sehen: So steht einer Party mit anschließendem Brunch beim Nachbarn nichts mehr im Wege. Wir sehen uns im Hotel zur Post und wenn nicht Frohe Weihnachten!!! — Anna.

Seite fünf, woll?


a

Auf meine Frage, welche Unter-

schiede es zwischen einem Berliner und einem Sauerländer gibt, sagt Helmut: »Bis auf den Dialekt – die einen sagen ‚woll‘, die anderen ‚wa‘ –, gibt es eigentlich kaum Unterschiede zwischen einem Berliner und einem Sauerländer. Beide sind anfangs stur, dann aber recht freundlich!« a

»Was fasziniert dich an Berlin?« »Berlin

ist die kulturhistorische Metropole Europas und die interessanteste Stadt Deutschlands – keine andere Stadt hat mir soviel zu erzählen wie diese. Das unglaubliche Kulturprogramm DIESMAL BEI ATTENDORNER IM EXIL HELMUT KRAUS

fasziniert immer wieder aufs Neue.« »Was fällt dir spontan zu Attendorn ein?« »Attendorn, ist immer noch meine gute alte Heimat geblieben. Die Schönheit lernt man – glaube ich – erst zu

Helmut Kraus lebte bis 1992 in Attendorn-Wind-

schätzen, wenn man mal längere Zeit nicht dort

hausen; dann zog er im Alter von 22 Jahren

gewesen ist. In Berlin lebt man anonymer, hier

nach Münster, wo er »Visuelle Kommunikation«

kenn ich bis heute meine Nachbarn nur vom Seh-

studierte. Dort arbeitete er als freiberuf-

en. In Windhausen war das anders.«

licher Grafik-Designer bis 2002. Anschließend

a

ging er nach Berlin, wo er für die Agentur

ihn seit dem Wegzug von Attendorn immer noch

»Netspaces« tätig ist.

begleiten, antwortet Helmut: »Seit meiner

a

»In Berlin vermisse ich natürlich meine

Und auf die Frage, ob es Dinge gibt, die

aktiven A-Jugendzeit besitze ich eine blaue

Familie. Ich vermisse auch das Land, die Natur,

Adidas-Trainingsjacke mit dem Schriftzug

die Noise Box mit ihrem abwechslungsreichen

Sportfreunde Windhausen, die trage ich noch

Programm.« »Wenn ich in Berlin jemandem sage,

regelmäßig. Ebenso ein T-Shirt mit der Auf-

dass ich aus Attendorn komme, antworten die

schrift: Die Abenteuer des Maschinisten Flux

meisten: ‚Kenne ich! Die Stadt mit den drei

Garden von Walls Have Ears. Auch das wird an-

T’s: Talsperre, Tropfsteinhöhle, Truchses-

lässlich großer Feierlichkeiten gern getra-

sische Wirren‘.«

gen.«

a

Helmut haben einige Dinge aus der Heimat

a

Am Ende des Interviews erzählt mir Helmut

geprägt, er hält viel von Tradition und Boden-

eine kleine, lustige Geschichte: »Ich habe nach

haftung. »Ich spiele auch weiterhin Fußball auf

Berlin einen Aufkleber des ehemals größten

allerhöchstem Freizeitniveau und pflege die wo-

Clubs des ganzen Sauerlands mitgenommen. Vom

chenendlichen Treffen mit den Exil-Attendorner

Live in Gerlingen, woll. Den hab ich dann dem

Freunden Holger Heubner und Jörg Kirchhoff.«

Holgi geschenkt. Und der hat sich den auf den

Seite sechs, woll?


HELMUT KRAUS MIT PAUL KUHN

Koffer geklebt und ist damit nach Kiew geflogen. Am ersten Abend an Bord im Kiewer Hafen gab es die Tischnachbarn, die sich vorstellten mit: ‚Wir kommen aus dem schönen Sauerland‘. Als dann der Holgi mit dem Dr. Jörg unter’m Tisch lag vor Lachen und sagte: ‚Wir auch!‘, hieß es nur: ‚Ach du bist das, wir haben den Koffer mit dem Aufkleber am Flughafen gesehen‘.« – Anna.

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Seite sieben, woll?


,

Januar 2007: Das neue Jahr ist noch frisch in aller Munde, aber trotzdem hat man all die guten Vorsätze, die man an einem noch nicht allzu weit entferntem Sylvesterabend nicht preisgeben wollte, über Bord geschmissen. Natürlich sei man zur Jahreswende in Sektlaune gewesen und es sei nun mal Tradition, sich gute Vorsätze zu machen, aber das mit dem Einhalten dieser Ausflüge in Wunschwelten bei vernebelten Sinnen, sei dann doch eine andere Sache. Schließlich habe man schon genug damit zu tun, seiner Freundin zu erklären, warum man auf Sylvester anderthalb Stunden mit einer Kommilitonin verschwunden war, außerdem kämen ja die neunzehn Prozent und generell würde das Leben ja auch nicht leichter und bei all dem Stress solle man dann auch noch aufhören zu rauchen, oder was? Schon interessant was man so für Probleme haben kann, die alle nur an einem Abend entstanden sind. a

Aber was ist nun mit den guten Vorsätzen, soll man sich tatsächlich etwas vornehmen was

man eh nicht einhalten kann, oder ist es vielleicht sinniger, sich als ersten und einzigen guten Vorsatz fürs neue Jahr folgenden zu stellen: sich weniger vorzunehmen. Denn wenn wir mal alle ganz ehrlich sind, wird im neuen Jahr genau soviel gemeckert, (was wir Deutschen ja eh ganz gut können), geraucht, fremdgegangen, getrennt, verliebt, getrunken, gegessen, gelogen, gefeiert ...,wie im Jahr davor. Und das alles passiert auch ohne einen Vorsatz, den wir extra an uns selbst stellen mussten. Aber bis es wieder Zeit für gute Vorsätze ist; dauert es ja noch ein bisschen .... — Mike.

Seite acht, woll?


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»

»woll?« stellt diesmal gleich »Sieben

»

Fragen«.

Heute antwortet uns Herr Manfred Haberkamp, Inhaber des Geschäftes »Raumausstattung und Wohnen Haberkamp« .

»

Wann haben Sie das letzte Mal für die

»

Das ist sehr, sehr lange her. Ich muss

»

Familie/Freunde gekocht?

»

überlegen, ich glaub’ das war vorletztes

»

»

Jahr Weihnachten. Aber grillen tue ich min-

»

»

destens 10 mal im Jahr.

» »

Mit welcher der folgenden drei Personen

»

»

Monica Bellucci X

»

würden Sie einen Abend gestalten wollen?

»

»

Tatjana Patitz

»

»

Kevin Kuranyi Stromberg

» » »

Und mit welcher der drei Personen würden

»

»

»

Sie sich über das Thema »Abschaffung der

»

»

Nina Ruge

»

Wehrpflicht « unterhalten?

»

»

Helmut Schmidt X

»

Wie sieht ein typischer Sonntag für Sie

»

Länger schlafen, mit meiner Tochter morgens

»

aus?

»

einen Kinderfilm gucken, ein bisschen arbei-

»

»

ten, mit meiner Tochter spielen und abends

»

»

mit der Familie essen gehen.

»

» »

Welches Buch lesen Sie im Moment oder haben

»

Fachzeitschriften und Musikzeitschriften

»

Sie zuletzt gelesen?

»

lese ich jede Woche. Im Moment habe ich

»

»

keine Zeit zum Bücher lesen, außer Kinder-

»

»

bücher mit meiner Tochter.

» »

Was kann Sie am ehesten zur Weißglut brin-

»

Überbezahlte Sportler, die sich nicht be-

»

gen?

»

wegen.

Seite neun, woll?


GESCH ICHTE FOLGEGESCHICHTE OHNE NAMEN VON MIKE (1), ANNA (2) UND OTTI (3).

a

Erwachen! Das Licht tänzelt langsam durch das Fenster, über ihr die Bettdecke, bis auf

die Höhe ihres Kopfkissen, über ihre Lippen, auf ihre Augen, 7.30 Uhr. Ronny hatte die halbe Nacht wachgelegen, neben ihr, sie behutsam gestreichelt. Er ließ zwei Finger seiner rechten Hand langsam über ihre Stirn gleiten hin zu ihren schwarzen Haaren, die jetzt wo das Sonnenlicht auf sie fiel irgendwie bläulich schimmerten. Tausend Mal war ihm das schon aufgefallen und tausend Mal hatten sie schon so nebeneinandergelegen. Doch Ronny hatte sich schon die halbe Nacht darüber den Kopf zerbrochen, wie lange er das mit sich machen lassen sollte. Natürlich war er über die Trennung von ihr nicht hinweggekommen, aber was heißt schon Trennung, schließlich war es schon das zweite Mal, dass sie ihn angerufen hatte, weil sie ihn sehen wollte und sie letztendlich im Bett landeten. Klar, hatte er sich total überwältigt gefühlt, als sie ihn anrief, ihm sagte, dass er ihr fehlen würde und klar war der Sex besser denn je, aber dieser Zustand in dem die beiden sich mittlerweile befanden, war für Ronny nicht mehr zu verkraften. Er war der Ex-Freund aber irgendwie auch nicht, weil er ihr ständig die Möglichkeit gab auf ihn zurückzugreifen. Trennung hieß schließlich Trennung. Er musste sich einfach mehr mit dem Gedanken anfreunden, dass es mit ihm und Julia jetzt, nach zwei Jahren vorbei war. »Ronny, gutaussehend, 22 Jahre, Single«, dass hatte doch auch was. Mittlerweile in der Küche trank Ronny seinen Kaffee leer und drückte seine Zigarette aus. Er schlich Richtung Haustür, das war’s, er war wieder nur Ronny, nur er allein, kein »Wir«, kein gar nichts. Die Haustür knarrt als er sie hinter sich zu zieht und im Treppenhaus verschwindet. 8.43 Uhr, Julia wird von dem Geräusch ihrer zu fallenden Haustür geweckt.

Seite zehn, woll?


a

Es war viel zu warm für diese Tageszeit. Zoe saß auf einer Bank vor der Brücke, die zur

Innenstadt führte. Das machte Zoe jeden Morgen, bevor sie zur Arbeit in die Agentur ging. Sie sah wie ein kleiner Junge, der auf der anderen Straßenseite spielte, ein Loch grub um seinen Bagger darin einzubuddeln. Unwillkürlich erinnerte sie sich an eine Stelle in der Bibel, in der ein kleiner Junge versucht, ein Loch zu graben in welches das Meer hineinpasst. Das Meer dachte sie, wie immens groß das Meer ist. Wie tief und breit müsste man graben, damit es hinein passt. Sie wurde durch das Klingeln ihres Handys aus ihren Gedanken gerissen. Viertel nach neun – es klingelte immer 15 Minuten vor Arbeitsbeginn. Sie holte es aus ihrer Tasche, um es auszustellen. Als sie nach vorne schaute, um aufzustehen, sah sie einen jungen Mann, der sich seine Schuhe zuband. Als er sich aufrichtete, trafen sich ihre Blicke und sie schauten sich einige Sekunden lang an. Er hatte große dunkle Augen, fast schwarz. Zoe machte sich auf den Weg zur Arbeit und dachte über diesen jungen Mann nach. Er sah müde aus, als hätte er die halbe Nacht nicht geschlafen. Sie schaute nach rechts. Da war der große Fluss, der ins Meer mündete. »Ja, das Meer«, seufzte sie. Die Brücke bebte unter ihren Füßen, wenn Autos vorbei fuhren. Sie blieb kurz stehen und schaute auf das Wasser. Was muss das für ein Gefühl sein, sich einfach treiben zu lassen. Sie sah dem jungen Mann, der vor ihr ging, zu und dachte: »Ob er sich auch einfach treiben lässt?« Ihm fiel etwas aus der Tasche. Zoe hob es auf. Es war sein Führerschein. Sie hätte ihn noch rufen können, doch sie tat es nicht. Sie schaute sich das Foto an, las seinen Namen, als die Kirchenuhr läutete. Sie würde zu spät zur Arbeit kommen, es war neun Uhr dreißig. a

»Kaum zu glauben,« dachte er, »diese jungen Menschen stecken auch alles ein was sie

kriegen können.« Er hatte gesehen wie diese junge Frau einen verlorenen Gegenstand aufgehoben hatte und es nicht für nötig hielt, dem Besitzer hinterher zu eilen. Doch was ging es ihn an? Er hatte sich in seinen bisherigen siebenundsechzig Jahren oft genug eingemischt und stets endete diese Freundlichkeit in Ärger und Undankbarkeit. Abgesehen davon war es Zeit seine Staffelei aufzubauen und die Brücke zu malen. Seine Kunst, die einzige Liebe in diesem tristen Leben, sicherte ihm sein tägliches Brot und bewahrte ihn vor der Armut. Das Leben war nun mal nicht einfach für einen alten Mann, der immer nur für und von seiner Kunst lebte und neben ihr die Poesie nie vergaß. Er, der verwahrloste Poet und einsamer Herr seiner Bilder. Wie oft hatten Menschen etwas bei ihm liegen gelassen, wenn er ihre Gesichter zu Papier brachte. Immer hatte er alles zurückgegeben und sich daran erfreut. Wie konnte die junge Frau nur so egoistisch und rücksichtslos sein? Es war nicht ihr Besitz, den sie von der Straße aufgehoben hatte. »Fürchterliche Welt.« Er tauchte seinen Pinsel in den Farbtopf. Langsam und mit Gefühl drang er in die Atmosphäre dieser alten Brücke ein, die viel zu selten beachtet wurde. Er sah sie, hörte ihr zu und fühlte, dass sie sich gerne von ihm malen ließ. Täglich kam er hierher und täglich war sie das Objekt seiner Kunst, das darauf wartete, von ihm gelobt zu werden. Nach den Jahren hätte er sie mit verbundenen Augen malen können, doch dieser Anblick schenkte ihm Hoffnung, dass die Zeit ihn nicht verschlang und die Menschen, die über die Brücke gingen, ließen ihn davon träumen, dass doch irgendeiner unter ihnen seien könnte, der seine Kunst, die Brücke und vielleicht auch ihn, wertschätzen würde.

Seite elf, woll?


— VON MIKE.

Studentenfeten sollen ja angeblich die besten Partys überhaupt sein, aber wahrscheinlich

wird D. aus A./B., besser bekannt als K. aus A./B. etwas gegenteiliges behaupten, wenn man ihn nach seiner letzten Studentenpartyerfahrung fragt. Diese Party fand in Köln in einer 22m² großen Wohnung, oder besser einem Zimmer statt und war als Einweihungsfete eines, in Attendorn bekannten Erstsemestlers auf das Fach »Soziale Arbeit« geplant. Wie dem auch sei fügte sich K. auf dieser Party eine komplette Flasche Whiskey zu Gemüte und beschloss um circa halb zwölf das Zeitliche zu segnen und legte sich – alle Viere von sich gestreckt – mitten im kleinen Raum ab. Hört sich nicht so gravierend an, solang man die Körpergröße und die Statur von K. außer Acht lässt, der Gute ist nämlich ungefähr zwei Meter groß, das hatte nun wieder zur Folge, dass sich die Restlichen der circa 20 Besucher der Party immer um K. herum platzieren mussten. So wurde der meistgehörte Satz an diesem Abend: »Du schuldige, ich hab dir grad nich’ zugehört, ich glaub’ ich bin auf K. getreten!«. Außerdem wurde K. an diesem Abend immer an Armen oder Beinen hin und her gezogen, da er ständig im Weg zur Toilette oder Küche lag, na ja wenigstens hat er davon gar nichts mehr mitgekriegt ... •

Es hat lang gedauert, aber er ist endlich gefunden: der King of Luft-Gitarren-Abgehing. Man

hat diesen Jungen Mann, namens C. aus F., angeblich auf einer Geburtstagsparty im Raum Attendorn gesichtet, wo er mit hochrotem, sowie mit Alkohol prall gefülltem, Kopf kniend, liegend, hüpfend und rempelnd auf nahezu jedes Lied, dass auf selbiger Party gespielt wurde, abgegangen ist. Wie in einer Art Trance-Zustand spielte er jede kleinste Gitarrendudelei mit schmerzverzerrtem Gesicht mit und stoppte noch nicht mal als er beinahe seine eigene Freundin ummähte. Pausiert wurde nur um den vermeintlichen Bühnenschweiß von der Stirn zu wischen und die trockene Kehle mit einer halben Flasche Bier neu zu befeuchten. Wie schön, dass es noch richtige Männer gibt, die nicht davor zurückschrecken, sich die Knie auf Teppichboden wund zu scheuern ... •

Kaum zu glauben, aber es wurde noch ein Meister seiner Klasse entdeckt: Auf der »Praise the

Funk« Party in der Milchbar, legte T. aus A., besser bekannt als W. aus A., eine sehr heiße Sohle aufs Parkett. Man muss schon zugeben, dass er sich das Motto des Abends zu Herzen nahm und den Funk pries was das Zeug hielt. Er nahm sich sogar die Zeit sein, von seinem sehr körperbetonten Tanz, erotisiertes Publikum mit einer Wasser-Dusche abzukühlen und das war auch gut so, wer weiß wie viele Frauen und Männer sonst über ihn hergefallen wären ...

Seite zwölf, woll?


— Die »woll?« wird unterstützt durch das Kulturbüro e.V. Attendorn und inspiriert durch die Veranstaltungen der Noise Box.

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Seite dreizehn, woll?


»Oft kommt die Weisheit mit dem Alter — aber öfter kommt das Alter allein.« (— ein unbekannter Meister)

Seite vierzehn, woll?


Das Gauklerfestteam bedankt sich herzlichst bei allen ehrenamtlichen Helfern ! GF-Orgateam: Otto Haberkamp, Ernst Klein, Pilar Calero, Stefan Drexelius, Olaf Geschwinde, Anna OrsiniBruno, Francesco Bruno, Roland Strohn, Peter Gräve, Carmen Decker, Dagmar Sprenger, Miriam Jakob, Gina Ley, Thomas Ley, Thomas Maiworm, Regina Peters, Claudia Orsini, Thomas Willeke, Sybille Grüner, Jürgen Tillmann, Andreas Stenzel, Dirk Bendikowski, Tom Kähmann, Marc Burkhardt, Peter Schnüttgen, Mike Martinez, Katharina Rummel, Christopher Luig, Domenico Vitulli, Claus Willhelm, Tim Friesenhagen, Andreas Kasper, Martina Raulf, Sandra Stecher, Maria Morata, Bärbel Röben, Frank Hüttemann, Manuel Rueda.

DAN KE

Helge Staat, Irini Samara, Katja Altmann, Stella Greco, Kathrin Buttler, Sebastian Sonntag, Matthias Selter, Boris Gadke, Christian Gerke, Tyberius Skory, Thomas Münch, Evelina Hempel, Markus Christoph, Reiner Braunschneider, Reiner Nikolai, Meggie Nikolai, Wanja Lutha, Antje Antonik, Alex Peters, Alexander Dohle, Alexander Hollin, Alexandra Friedrich, Aliana Jakob, Andie Brueggemann, Andre Deichmann, Andreas Eckel, Angie Jung, Anita Toth, Anke Hellner, Anke Reinitz, Anke Reuber, Anne Feldmann, Anne Heul, Annika Hesener, Armin Schiller, Astrid Klement, Barbara Dimoulas, Barbara Wichmann, Bastian Gerlach, Benedikt Stüken, Bernd Middel, Birgit Pieper, Birgit Schürhoff, Björn Plugge, Carina Wehmeier, Carmela Papa, Carolina Stipp, Carsten Epe, Carsten Heimes, Carsten Wehmeir, Charlotte Lagin, Christian Gabler, Christian Irmler, Christian Löcker, Christiane Vogt, Christina Schulte, Christoph Thiele, Chui, Cordula Graf, Daniel Baethke, Daniela Raulf, Danni Waitek, David Frey, David Orsini, Denis Krusekamp, Dirk Volkmer, Domenico Garafolo, Dominik Schulz, Dorle Peters, Elena Greco, Ella, Ella Braun, Emil Tamasian, Encarna Orsini, Eugen Kostrin, F. Zenker, Fam. Rudek, Fam. Zullkowski, Fatima Romero, Felix Lopez, Felix Springorum, Francisco Garcia, Frank Lütteke, Freddy Rawe, Georgius Papadopulus, Gerhard Groebel-Pflug, Gerhard Horsch, Gerlinde Christ, Gisela Hassler, Gracjan Skory, Guido Pfhal, Guido Roll, Gülcan, Hanna Heineman, Hanni Reinertz, Heike Sperlich, Henning Winkelmann, Herrmann Wenning, Holger Gräve, Isa Kurzer, Ivi Hempel, Jackeline Steinberg, Jan Bohrmann, Jan Henke, Jan Nolde, Jan Pickard, Jan Stuff, Jana Selter, Janina Bieker, Jasmin Vural, Jenny Maag, Jenny Neutag, Joana Kahlefeld, Jochen Raulf, Johannes Quinker, Jörg Boenig, Jörg Falkus, José Espinosa, Juan Carlos Spruit, Judo Verein, Julia Maiworm, Julia Schweizer, Julian Hesener, Jürgen Nitschke, Jürgen Schulz, Karina Lampe, Kathrin Heisig, Katja Talia, Katja Vetere, Katrin Jung, Katrin Lubeley, Katrin Sondermann, Klaudia Ertel, Kristina Bartolic, Lars Pohl, Laura Höhmann, Laura Rodriguez, Laura Vogt, Lisa Steinberg, Lorna Lipovnik, Lothar Specht, Lucia Stupperich, Luis Trinidad, Lutz Großmann, Malia Colak, Manuel Cordes, Manuela Kettner, Marc Harlacher, Marcel Florath, Marco Münker, Marion Stinn, Marius Garf, Marius Pydde, Markus Luke, Martin Goebel, Martin Quinte, Martina Kamp, Martina Schnüttgen, Matthias Pieper, Matthias Vitt, Meinolf Schönauer, Michael Kreisel, Michael Luther, Michael Schnüttgen, Michel Schürhof, Michelle Blaser, Milena Mauro, Miriam Emmert, Monika Berling-Neu, Mustafa Avci, Nadine Jark, Nadine Wirtz, Nele Altmann, Nico Selter, Nicole Bördgen, Nicole Weihmer, Niels Lamm, Nils Habbe, Noah Lopez-Wuest, Norbert Sangermann, Öcan Yilmaz, Oliver Fischer, Paolo Sanson, Pascal Plugge, Pascal Sauerländer, Pasquale Orsini, Patricia Bock, Patricia Sonntag, Patrick Stein, Peter Klein, Peter Schuma, Peter Skiba, Peter Vogt, Petra Herberhold, Petra Morales, Petra Schröder, Philip Schmidt, Philipp Garras, Phlip Plugge, Rabea Tussing, Rafael Gummersbach, Ralf Rameil, Ralf Schülz, Regina Rameil, Reiner Hein, Richard Tussing, Rinaldo Ferraro, Robert Kaniot, Roberto Aloise, Rote Funken, Sabastian Müller, Sabrina Bettig, Salome Sprenger, Sami Korkmaz, Sandra Calvo, Sandra Rademacher, Sara Mertins, Sebastian Daßberg, Sebastian Dietz, Sebastian Seidel, Sebastian Weber, Silvia Hellner, Sonja Klein, Sonja Sperlich, Sophia Schmidt, Sophie Mertins, Stefan Lamas, Stephanie Selter, Susana Romero, Susana Talia, SV 04 Attendorn, Sven Kahlstadt, T. Roll, Taki Dimulas, Tanja Walgenbach, Tassi Pydde, Tatiana Pöggeler, Theo Remmert, Theo Weber, Thilo Kost, Thomas Bräuer, Thorsten Gundrum, Thorsten Schnüttgen, Tillmann Friesenhagen, Tim Rüenauver, Timo Voss, Tina Berger, Tina Lopez-Wüst, Tina Rengel, Tobias Lohölter, Udo Könnemann, Ufug Colak, Uli Sculte, Ulrich Höhn, Ulrike Geschwinde, Ulrike Neumeister, Ursula Eichert, Ursula Köster, Ursula Schiller, Ute Keimer, Valeria Mouro, Veronika Nowak, Viktor Hamm, Viktoria Eisel, Viktoria Glombik, Volkan Ardali, Yvonne Hanses, Yvonne Heuel, Zeljko Primorac, Zoe Sprenger. Sollten wir jemanden vergessen haben, so bitten wir um Verzeihung.


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