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YB sollte man auf der Rechnung haben
Im Jahr 2021 verpasste er den Titel auf unglückliche Weise. Nach zwei Vizemeisterschaften in der höchsten Fahrerkategorie im Driftsport, dem Prestige, bekam Yannick Bärtschi (24) trotz dem Handgelenksbruch mit vielen Schmerzen die Meisterkrone aufgesetzt. Mit einem neuen Töff und neuem Team tritt er eine neue Herausforderung an.
Tex t: Michael Dichtl
F otos: Michael Dichtl w w w.mid-pics.de
Mit einem neuen Töff und neuem Team tritt Yannick Bärtschi eine neue Herausforderung an. Grund genug, uns mit dem Titelverteidiger ausführlich zu unterhalten
Yannick Bärtschi, nach den beiden Vizemeistertiteln (2019 auf Honda und 2021 auf Yamaha) bist du nun mit dem StingRacing-Team Meister geworden. Wie fühlt sich dieser Meistertitel an?
Und hat sich bei dir in Sachen Sponsoren (ausser Fabrikatswechsel) etwas grundlegend geändert?
Yannick Bärtschi: Ja, der Titel fühlt sich natürlich super an! Ich habe einige Jahre um diesen Titel gekämpft und nun ist mein Traum in Erfüllung gegangen Es war ein sehr schwieriges Jahr, darum bin ich über den Meisterschaftsgewinn sehr, sehr glücklich! Für dieses Jahr hat sich bei mir so einiges geändert Bedingt durch den Markenwechsel haben sich auch Sponsoren geändert Aber egal ob die letzten Jahre oder dann auch in der kommenden Saison bin ich jedem einzelnen Sponsor sehr dankbar!
Wie wir alle wissen, war es für dich keine perfekte Saison. In Erinnerung ist uns da noch der verhängnisvolle Sturz im FreiTraining in Hoch-Ybrig. Was war da genau passiert?
Ich bin als SM-Führender mit guten Gefühlen nach Hoch-Ybrig gereist Im ersten Freitraining war ich in meiner 3 Runde auf einer schnellen Runde unterwegs Auf der Gegengeraden habe ich in den 4 Gang hochgeschaltet und auf einen Schlag, ohne Vorankündigung, blockierte der Motor Mich warf es per Highsider ab und ich stürzte mit voller Wucht auf das linke Handgelenk Beim Töffaufstellen habe ich sofort gespürt, dass an der Hand etwas nicht mehr o k ist Der Sanitätsdienst meinte, es sei wahrscheinlich nichts gebrochen Schlussendlich bin ich die beiden Rennläufe gefahren Es war sehr schwierig, die Hand tat saumässig weh und ich musste vom letzten Startplatz aus grösstenteils einhändig den Kurs bewältigen Im 2 Rennlauf habe ich die Kontrolle übers Motorrad verloren und bin im Offroad gestürzt Natürlich wieder auf das lädierte Handgelenk Am Montag danach bin ich gleich ins Spital und die Hand wurde operiert
Hast du nach diesem Unglücksfall den Glauben an den Meisterschaftsgewinn verloren? Ab diesem Zeitpunkt holte dein schärfster Titel-Konkurrent Laufsieg um Laufsieg.
In Hoch-Ybrig war ich verständlicherweise schon sehr enttäuscht Mein erster Gedanke war, erneut wegen eines Motorschadens den Titel zu verlieren Aber jetzt den Kopf hängen lassen bringt nichts Ausgerechnet war ab meinem Sturz Meisterschafts-Konkurrent Julien Haenggeli extrem stark und gewann ein Rennen um das andere Er hat es mir nicht einfach gemacht! Mein Glück oder meine Hoffnung war dann die Tatsache, dass nach HochYbrig eine Rennpause von sieben Wochen anstand, und dies tat meinem Heilungsprozess schon gut
Wann kam für dich der Zeitpunkt wieder an den Titel zu glauben?
Nach der Sommerpause folgte dann Frauenfeld Vom 6 Startplatz war ich trotz Schmerzen nahe an Julien dran, wurde 2-mal Zweiter und mir wurde klar, dass der Titel noch nicht ganz verloren ist!
Beim Doubleheader in Lignières hattest du plötzlich wieder die besseren Karten. Wie hast du dich auf dieses grosse Finale mit den vier Einzelläufen vorbereitet? Spielten dabei die widrigen Wetter- und Fahrbahnverhältnisse eine Rolle?
Ich habe mich ganz normal vorbereitet In der Woche war ich noch zwei Mal beim Physiotherapeuten und hatte meine Hand stets getaped Ich machte mir selbst keinen Druck, weil mir klar war, dass ich unter normalen Bedingungen zumindest auf Podestkurs bin Auch die Schmerzen in der Hand hielten sich in Grenzen Über das Wetter war ich einerseits nicht so glücklich: Ich bin nicht der Regenfahrer, aber anderseits war der Offroadpart dadurch nicht so hart, was meiner Hand guttat
Du bist bis Saisonende nicht verletzungsfrei und daher nicht schmerzfrei auf dem Motorrad gesessen. Wie geht es aktuell deinem Handgelenk?
Vor kurzem wurden die Schrauben entfernt, aktuell muss ich die Hand ruhigstellen Ich sass seit vor Weihnachten nicht mehr auf dem Töff und kann aus heutiger Sicht erst Ende April mit dem Training beginnen Die Bewegung in meiner Hand ist noch etwas eingeschränkt, ich bin aber zuversichtlich, dass alles wieder gut funktionieren wird
Nach der Titel-Krönung hast du umgehend einen Markenwechsel vollzogen. Was war da der Hauptgrund?
Nach Hoch-Ybrig war für mich klar, dass sich etwas ändern muss! Nach den drei HondaJahren und zwei Yamaha-Jahren bin ich sehr dankbar für die Zeit im StingRacing-Team Wir hatten eine Super-Zeit Das Team hat mich wunschlos glücklich gemacht! Ein riesengrosses Dankeschön darf ich da für meine fünf Jahre bei StingRacing schon an Honda, Hostettler-Yamaha und insbesondere an meinen Teamchef Alois Frei «Wisu» und meinen Mechaniker Simon aussprechen Allerdings hinterliessen bei mir die beiden kapitalen Motorschäden (Frauenfeld 2021 und eben HochYbrig) schon grosse Sorgen: Ich verlor beinahe zwei Titel! Um mich neu zu motivieren, habe ich gemerkt: Ein Wechsel und damit eine neue Herausforderung sind angebracht Es kam der Kontakt mit Sigi Zachmann und KTM zustande Ich bin richtig stolz für ihn fahren zu dürfen Damit ich nicht als Einzelkämpfer in die Meisterschaft einsteigen muss, suchte ich den Kontakt zum Supermoto-Team «Crashlow Bros» von Teameigner Marcel Gafner Ich denke, das Team kann uns durch den gegenseitigen Profit nur vorwärtsbringen: Ich gebe den Jungs Tipps und sie helfen mir auf dem Rennplatz Ich wurde bereits gut aufgenommen und sie geben sich viel Mühe und es ist mit denen recht spassig!
Wie schätzt du deine Aussichten, in der neuen Saison das Meisterwerk zu duplizieren? Wie viele schon erfahren haben, wechselten ausser Julien Haenggeli (Yamaha) sämtliche Siegfahrer mit Titelaussichten das Fabrikat. Hinzu kommt mit dem Deutschen Jannik Hintz der Schweizer Meister von 2019 zurück in die Meisterschaft. Diese Saison ist sehr schwierig zum Einschätzen Ich gehe mit Trainingsrückstand in die neue Saison und muss meinen neuen Töff erst kennenlernen Es wird mit Sicherheit eine sehr interessante Saison mit vielen Laufsiegern geben
2018 bist du nach zwei Jahren Motocross im SAM wieder zum Supermoto übergesiedelt. Was begeistert dich am Supermoto mehr als beim Cross?
Zum Cross bin ich eigentlich nur, weil es für mich bei den Youngstern durch die wenigen Teilnehmer wenig interessant war Mich fasziniert im Supermoto die Geschwindigkeit und es geht familiärer zu als im Cross Zudem hatte ich in den zwei Jahren schon einige gute Läufe, war aber auch mehrmals verletzt
Im ersten Corona-Jahr 2020 wurde die Supermoto-Meisterschaft nicht durchgeführt. Um im Schuss zu bleiben, bist du mit Teamkamerad Stephan Züger während der Pandemie in die FIM«Mini»-EM gewechselt. Wäre es für dich nicht eine Option gewesen, nach der EM international weiter in der WM Fuss zu fassen?
Es war wegen Corona in der Tat eine kurze Saison mit drei Rennen in Italien Mit Teamkollege Stephan Züger hatten wir uns entschieden, die EM zu fahren Die Anfahrtswege waren akzeptabel und die Kosten auch bezahlbar Es ist dort für mich mit dem 8 Rang auch gut gelaufen und ich habe neue und wertvolle Erfahrungen sammeln können Eigentlich hatte ich im Sinn, die komplette WM zu fahren Doch nach dem Desaster in Hoch-Ybrig habe ich die WM abgebrochen Als Amateur sind die Kosten einfach viel zu hoch und die Urlaubstage reichen nicht aus!
Seit Jahren bist du beim weltgrössten Supermoto-Rennen der Welt, dem Superbiker in Mettet in Belgien, der er- folgreichste Schweizer Akteur. Ist dieser Event deine LieblingsVeranstaltung?
Ich war 2018 erstmals dort Es lief für mich immer erfolgreich Es ist ein Super-Event: Dort wird der Motorsport in vollen Zügen gelebt, das Niveau ist sehr hoch, die Rennpiste sehr cool und superschnell und es hat viel Publikum So hab ich es gern, es spornt mich an! Im internationalen Fahrerfeld konnte ich schon zweimal den 8 Rang belegen und hoffe, dass ich in Mettet noch viele Jahre fahren kann
Wie schätzt du die Supermoto-SM ein und wer werden deine stärksten Titelkontrahenten sein?
Das Niveau ist recht hoch und es hat gute Veranstaltungen Ich bin froh, dass ausser Villars kein Rennen im Ausland stattfinden wird Die Top-Favoriten sind Raoul Tschupp, Julien Haenggeli, Randy Götzl, Jannik Hintz und meine Wenigkeit Es wird mit Sicherheit heisse Kämpfe geben! Meine Hoffnung ist, dass viele Rennfahrer dem Supermoto treu bleiben und neue Teilnehmer hinzukommen
Wie siehst du den Fortbestand der Supermoto-SM? Nach wie vor sind für diese Saison noch nicht alle Veranstaltungen unter Dach und Fach!
Ich kann dies absolut nachvollziehen, weil es in der Schweiz extrem schwierig ist eine Genehmigung zu bekommen Es mangelt auch an geeigneten Rennplätzen und Veranstaltern Gut ist, dass die Föderationen nicht immer nur zu Rennen ins Ausland ausweichen Wir hoffen nun alle, dass die geplanten Events zu Ende der Saison auch durchgeführt werden können Für unseren Sport wäre dies sehr wünschenswert
Die FMS versucht nun mit dem Rennen in Lignières NE einen neuen Weg einzuschlagen: Erstmals gastiert an Pfingsten die deutsche S1 in einem separaten Rennen in der Schweiz. Im Gegenzug ist längerfristig ein Auftritt der helvetischen S1 in Deutschland (Bsp. St. Wendel im Saarland) angedacht. Wie stehst du zu diesem Projekt?
Diese Idee ist grundsätzlich super! Es ist nur schade nicht in einem gemeinsamen Rennen mit den Deutschen agieren zu können Dies wäre auch für das Publikum eine neue Attraktion Für mich ist es auch interessant, neue Leute in der Supermoto-Familie kennen zu lernen Toll wäre es, wenn wir als Gegenleistung um Schweizer Meisterschaftspunkte in St Wendel auf deutschem Terrain kämpfen dürften St Wendel im Saarland kenne ich Dort bin ich auch schon als Gaststarter dabei gewesen: Es ist eine coole und recht schnelle Piste und ein Top-Veranstalter!
Yannick Bärtschi, dein Schlusswort?
Schlussendlich möchte ich mich speziell bei meiner Familie, Vater, Mutter, Schwester und bei meinen Grosseltern bedanken Sie unterstützten mich seit meinem Einstieg in den Motorrad-Rennsport als kleiner Bub im zarten Alter von 6 Jahren und standen stets hilfreich zur Seite Sehr viel getan und investiert haben für mich speziell mein Teamchef Alois Frei und mein Mechaniker Simon Einen Dank im Voraus möchte ich auch Sigi Zachmann mit KTM Schweiz aussprechen Mit ihrem Know-how an Kenntnissen und Erfahrungen werden sie mich bestens beraten und das bestmögliche Maschinenmaterial zur Verfügung stellen Ebenso bedanke ich mich bei dem Team «Crashlow Bros» für die herzliche Aufnahme Ich bin gespannt auf diese Saison!
Gute Besserung und viel Erfolg
Yannick, wir vom SAM hoffen auf eine vollständige Handgelenksheilung und wollen dich mit neuem Maschinenmaterial in dieser Saison in voller Blüte sehen!