infosantésuisse: dossier sondage santé 2/2011_deutsch

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infosantĂŠsuisse Dossier sondage santĂŠ


Inhalt sondage santé 2011

1 Bericht sondage santé 2011 16 infosantésuisse-Artikel zur sondage santé 4/2011 18 Gesundheitsmonitor 2011


infosantésuisse : dossier sondage santé 2/2011 1

Bericht zur sondage santé 2011 Bevölkerung will Reformen im Gesundheitswesen – aber nur in kleinen Schritten Die Unterstützung integrierter Versorgungsnetze (Managed Care) durch eine Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer wird stärker. 75 Prozent der Befragten ist bekannt, dass solche Netze existieren. 72 Prozent sind der Auffassung, dass diese die Qualität der Betreuung verbessern und 70 Prozent denken, dass damit die Kosten gesenkt werden können. Eine weitere Feststellung: auch wenn aktuell 66 Prozent der befragten Personen sehr oder eher für eine Einheitskasse sind, ziehen 61 Prozent eine Reform in kleinen Schritten einer umfassenden „grossen“ Reform des Gesundheitssystems vor. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse der von Mai bis Juli 2011 zum neunten Mal in Folge durchgeführten Bevölkerungsumfrage sondage santé. Frage: Ich lese Ihnen jetzt eine Reihe von politischen Forderungen vor. Sagen Sie mir bitte jeweils, ob Sie sicher dafür, eher dafür, eher dagegen oder sicher dagegen sind: - Der Selbstbehalt soll für Versicherte mit Managed Care (HMO, Hausarztmodelle) bei 10% bleiben. Für alle andern soll er auf 20% verdoppelt werden. - Krankenkassen in der Grundversicherung sollen keine Zusatzversicherungen mehr anbieten dürfen. - Der Bund und die Kantone sollen die Hausarztmedizin fördern. - Es soll in der Grundversicherung eine staatliche Einheitskasse eingeführt werden. Eine starke Zustimmung erhält die Förderung der Hausarztmedizin durch Bund und Kantone. 88 Prozent der Befragten sind sicher oder eher dafür. Ebenfalls ist zu erkennen, dass die Zustimmung zu einer Erhöhung des Selbstbehalts von 10 auf 20 Prozent etwas zugenommen hat, seit vorgeschlagen wurde, die Massnahme nur bei Versicherten umzusetzen, die nicht bei einem Hausarzt- oder HMO-Modell mitmachen.

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Heutige Finanzierung der Grundversicherung wird in Frage gestellt Bei der Finanzierung der Grundversicherung gewinnen Formen, die von den finanziellen Verhältnissen der Versicherten abhängig sind, weiter an Zustimmung. Das bisherige System der Grundversicherung überzeugt nur noch 36 Prozent der Befragten. Zwar ist der Anteil der Befragten, die dem bisherigen System mit Kopfprämien und Prämienverbilligungen den Vorzug geben nach wie vor am höchsten. Er ist gegenüber 2010 jedoch um knapp 12 Prozentpunkte zurückgegangen.

Bei Personen über 55 erhält das bisherige System mit Kopfprämien und Prämienverbilligungen den grössten Zuspruch. Markant sind die Unterschiede nach Landesteilen. In der Deutschschweiz erhalten Kopfprämien eine grössere Zustimmung als in den anderen Landesteilen. Zu erkennen ist auch ein Stadt-Land-Unterschied. Ja zu Reformen im Gesundheitswesen – aber nur schrittweise Im Gesundheitswesen muss gespart werden, aber Veränderungen sollen gemäss 61 Prozent der Befragten schrittweise und nicht im Rahmen einer grossen Reform erfolgen. Frage: Damit man die ständig steigenden Kosten im Gesundheitswesen in den Griff bekommt, verlangen die einen eine totale Revision des Gesundheitswesens. Andere aber sagen, man komme nur in kleinen Schritten zu Lösungen. Was wäre aus Ihrer Sicht besser: eine grosse Reform, Verbesserungen Schritt um Schritt oder gar keine Reform?

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Medizinische Netzwerke (Managed Care) werden als wichtig betrachtet Medizinische Netzwerke sind im Bewusstsein der Bevölkerung immer stärker verankert. Die Bekanntheit ist von 65 Prozent auf 76 Prozent angestiegen. Gleichzeitig ist die Beurteilung von Managed Care weiterhin grundsätzlich positiv. 70 Prozent betrachten das als wichtige Massnahme, um Kosten zu sparen. Frage: Es gibt unterschiedliche Meinungen zu solchen Netzwerken die auch unter der Bezeichnung «Managed Care» laufen. Ich lese Ihnen nun ein paar Aussagen vor und bitte Sie jeweils zu sagen, ob diese aus Ihrer Sicht zutreffen oder nicht zutreffen. - Der Vorteil dieser Netzwerke ist, dass unter einem Dach für alle Probleme jederzeit eine Fachperson zu Verfügung steht. - Managed Care ist eine wichtige Massnahme, um im Gesundheitsweisen Kosten zu sparen. - Der Vorteil dieser Netzwerke ist, dass durch die Zusammenarbeit von verschiedenen Fachpersonen unter einem Dach die Qualität der Versorgung erhöht wird. - Ich muss zwar weniger Prämien bezahlen, dafür sind in Managed Care Netzwerken die Wartezeiten länger. - Ich befürchte, in einem solchen Netzwerk nicht immer die beste Behandlung zu bekommen. - Ich möchte den Arzt lieber selber wählen und bezahle dafür höhere Prämien.

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Die grösste Veränderung gegenüber dem Vorjahr zeigt sich bei der Beurteilung von Managed Care als wichtige Sparmassnahme. 70 Prozent (+5) teilen nun diese Ansicht. Um zwei Prozentpunkte zurückgegangen ist die Zustimmung bei der Aussage, dass man den Arzt lieber selber wählen möchte. Positive Beurteilung von eHealth Einer verstärkten Verwendung von Instrumenten der Informatik und des Internets für die Verbesserung der Zusammenarbeit von Ärzten und Spitälern und die Optimierung der Behandlung steht die grosse Mehrheit der Befragten sehr positiv gegenüber. Frage: Mit Hilfe von Computer und Internet kann man im Gesundheitswesen Abläufe optimieren und damit auch Kosten sparen. Ich möchte von Ihnen gerne wissen, ob Sie diese Neuerungen selber auch nützen würden. Ich lese Ihnen jetzt ein paar Möglichkeiten vor und bitte Sie zu sagen, (1) welche für sie eher in Frage kommen und (2) welche eher nicht in Frage kommen: - Ich kann mir vorstellen, zuerst bei einem telefonischen Beratungsdienst anzurufen, wenn ich ein gesundheitliches Problem habe. - Die Hausärzte sollen die Krankengeschichten mit dem Computer führen und für ihre Patienten ein elektronisches Patientendossier erstellen. - Mit der Versichertenkarte sollen auch Spezialärzte oder Ärzte im Spital Zugang zum elektronischen Patientendossier erhalten. - Meine Daten über Untersuchungen, Behandlungen und Medikamente sollen zentral gespeichert werden, damit sie z.B. in einem Notfall sofort verfügbar wären. - Ich könnte den Blutdruck oder das Gewicht selber messen, dem Haus- oder Spezialarzt via Internet mitteilen und so Hinweise zur Behandlung erhalten. - Administrative Aufgaben wie Abrechnungen oder Kostengutsprachen sollten nur noch elektronisch ablaufen.

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kommt in Frage

eher ja

eher nicht

weiss nicht

telefonischen Beratungsdienst elektronische Krankengeschichten Patientendossier mit Versichertenkarte Zugang zum Patientendossier zentrale Speicherung der Daten für den Notfall Telemedizin administrative Aufgaben nur noch elektronisch

70% 73% 81% 80% 55% 55%

29% 25% 17% 18% 44% 43%

1% 2% 2% 2% 1% 2%

keine Antw. 0% 0% 0% 0% 0% 1%

Keine Überraschung stellt das Ergebnis auf die Frage nach der Bereitschaft dar, bei einem gesundheitlichen Problem zuerst bei einem telefonischen Beratungsdienst anzurufen. Dieses Angebot wurde seit 2004 als Option des individuellen Kostenbewusstsein getestet. Die Zustimmung hatte sich über die Jahr von gut 50 Prozent auf 63 Prozent erhöht. Die erneute Zunahme um 7 Prozentpunkte auf nun 70 Prozent ist bemerkenswert. Einleuchtend sind offenbar für einen grossen Teil der Bevölkerung die Vorteile, der elektronischen Bearbeitung und Speicherung von Patientendaten, und zwar mit der elektronischen Krankengeschichte beim Hausarzt (73 Prozent), dem Zugang mit der Versichertenkarte zum elektronischen Patientendossier für Spezialärzte und Kliniken (81 Prozent) und damit verbunden die zentrale Speicherung dieser Daten (80 Prozent). Dass sich im Gegensatz dazu „nur“ 55 Prozent der Befragten vorstellen können, selber den Blutdruck oder Gewicht messen und die Werte den behandelnden Ärztinnen und Ärzten via Internet zu übermitteln, hängt wohl auch mit der Frage zusammen, ob man sich diese Form der Interaktion, die so genannten Telemedizin, selber zutraut beziehungsweise das Internet entsprechend nutzen kann. Die papierlose Administration bei allen Aufgaben der Krankenversicherung erhält immerhin eine Zustimmung von 55% der Befragten. Die Teilauswertungen insbesondere der Altersgruppen lassen allerdings den Schluss zu, dass sich doch ein beachtlicher Teil der Befragten nicht vorstellen kann, dass administrative Aufgaben wie Abrechnungen oder Kostengutsprachen nur noch elektronisch erfolgen sollen. Persönliche Erfahrungen einerseits und ein gewisser Respekt gegenüber ausschliesslich elektronischen Abrechnungen dürfte die Antworten beeinflusst haben. Teure Behandlungen: Ja zur kritischen Prüfung der Wirksamkeit, nein zu einer Obergrenze für die Behandlungskosten Eine Mehrheit der Befragten findet es korrekt, vor einer kostspieligen Behandlung genau zu rechnen (76 Prozent) und dabei auch das Alter und die Lebenserwartung zu berücksichtigen (63 Prozent). Letztlich soll aber die Krankenversicherung auch teure Behandlungen übernehmen (88%), und zwar ohne Obergrenze (71%). Frage: Ich möchte Ihnen noch eine ganz andere, grundsätzliche Frage stellen. Das Bundesgericht musste kürzlich darüber entscheiden, ob eine Krankenkasse eine sehr teure Behandlung bezahlen müsse. Ich lese Ihnen dazu einige Aussagen vor. Sagen Sie mir bitte, ob Sie damit einverstanden oder nicht einverstanden sind: - Es ist richtig, wenn man bei einer besonderen medizinischen Behandlung zuerst überprüft, ob der Nutzen die hohen Kosten rechtfertigt. - Es ist richtig, wenn man vor sehr teuren Behandlungen auch das Alter und die Lebenserwartung der Patienten berücksichtigt. - Es ist richtig, dass Krankenkasse auch eine teure Behandlung bezahlen muss, wenn es gar keine andere Therapiemöglichkeit gibt. Römerstrasse 20 Postfach 1561 CH-4502 Solothurn Tel. +41 32 625 41 41 Fax +41 32 625 41 51 mail@santesuisse.ch www.santesuisse.ch

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- Es ist richtig, dass eine bestimmte Obergrenze festgelegt wird, wie viel die Krankenkasse für eine Behandlung pro Jahr höchstens zahlen muss.

Wie schon bei den in früheren Jahren zum Thema Solidarität gestellten Fragen zeigt sich auch hier, dass eine grosse Mehrheit der Befragten zwar grundsätzlich dafür ist, dass Kosten-Nutzen Überlegungen angestellt und die Mittel gezielt eingesetzt werden. In letzter Konsequenz steht aber doch der Schutz der Schwachen im Vordergrund. Die grosse Mehrheit der Befragten erwartet, dass die Krankenversicherungen auch für teuere Behandlungen geradestehen und ist gar nicht dafür, dass eine Obergrenze für die Behandlung pro Jahr festgelegt wird. Gestiegene Sparbereitschaft im Gesundheitswesen Die Sparbereitschaft hat sich generell erhöht, am stärksten bei den Krankenversicherern. Gespart werden soll vor allem dort, wo nicht unmittelbar persönliche Nachteile zu befürchten sind. Dazu gehören das Verschreiben von Medikamenten, Dienstleistungen der Krankenversicherer sowie der Einsatz von Methoden und Geräten der Spitzenmedizin. Abgenommen hat der Spardruck bei der Anzahl der Arztpraxen, vielleicht eine Folge der häufiger erkannten Engpässe der hausärztlichen Versorgung in ländlichen Gegenden. Bei der meistgenannten Sparmöglichkeit „beim Verschreiben von Medikamenten“ fallen einzig die Unterschiede bei den Landesteilen auf. In der Westschweiz und in der italienischen Schweiz liegen die Werte signifikant unter dem Durchschnittswert von 87 Prozent. Sparmöglichkeit prüfen 2009 2010 2011 ∆ Verschreiben von Medikamenten 84% 85% 87% 2% Dienstleistungen Krankenversicherer 65% 65% 71% 6% Spitzenmedizin 65% 60% 65% 5% Anzahl Apotheken 58% 53% 56% 3% ärztlichen Behandlungen 56% 54% 55% 1% Anzahl Spitäler 52% 47% 50% 3% präventive Massnahmen 46% 45% 48% 3% Anzahl Arztpraxen 53% 47% 46% -1% Therapien für die Rehabilitation 44% 37% 41% 4% medizinische Forschung 35% 32% 36% 4% Anzahl Pflegeheimen 31% 29% 30% 1% Spitex Dienstleistungen 24% 23% 24% 1% Römerstrasse 20 Postfach 1561 CH-4502 Solothurn Tel. +41 32 625 41 41 Fax +41 32 625 41 51 mail@santesuisse.ch www.santesuisse.ch

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Zustimmung zur Prüfung der Arztrechnungen durch die Krankenversicherer 68% der Befragten geben zwar an, Arztrechnungen immer genau zu kontrollieren, doch vertrauen 87% der Befragten bei dieser Aufgabe auf die Krankenversicherer.

Frage: Nun noch einige Aussagen zum persönlichen Kostenbewusstsein. Sagen Sie mir bitte wieder, welche der folgenden Aussagen für Sie zutreffen und welche nicht zutreffen: - Ich kontrolliere die Arztrechnungen immer genau. - Ich wünsche mir, dass die Krankenkasse die Arztrechnungen genau kontrolliert. - Bei der Auswahl von Ärzten, Spitälern usw., würde ich den Empfehlungen meiner Krankenkasse folgen. - Die Kosten spielen keine Rolle. HINWEIS: Wenn es um die Gesundheit geht. Genau Hälfte der Befragten ist bereit, bei der Auswahl der Leistungserbringer Empfehlungen der Krankenversicherer zu befolgen. Bei gut 40 Prozent hat sich der Anteil der Befragten stabilisiert, denen die Kosten keine Rolle spielen, wenn es um die Gesundheit geht. Die Aussage „Ich kann mir vorstellen, zuerst bei einem telefonischen Beratungsdienst anzurufen, wenn ich ein gesundheitliches Problem habe.“ wurde dieses Jahr neu im Zusammenhang mit den Fragen zu EHealth gestellt. Der früher beobachtete zunehmende Trend hat sich fortgesetzt. Etwas aus dem Rahmen fallen bei der Auswertung nach soziodemografischen Merkmalen die Befragten aus der Westschweiz: Unterdurchschnittlich ist die Bereitschaft, die Arztrechnungen zu kontrollieren (62 Prozent) sowie ebenfalls das Bedürfnis, die Rechnungen von den Krankenkassen kontrollieren zu lassen (79 Prozent). Noch stärker ist die Abweichung bei Zustimmung zur Aussage, bei der Auswahl von Ärzten, Spitälern etc. den Empfehlungen der Krankenkasse zu folgen (37 Prozent), was der bekannten kritischeren Haltung in der Westschweiz gegenüber den Krankenversicherern entspricht.

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Umgekehrt finden 58 Prozent der Westschweizerinnen und Westschweizer, dass die Kosten keine Rolle spielten, wenn es um die Gesundheit geht. In der italienischen Schweiz sind gar 64 Prozent der Befragten dieser Ansicht.

Wissen über die Grundversicherung weiterhin dürftig Das ist der Bevölkerung bekannt: Krankenversicherer müssen in der Grundversicherung die gleichen Leistungen anbieten und man kann jedes Jahr die Krankenkasse wechseln. Die schwierigeren Fragen weiss beantwortet jeweils nur die Hälfte der Befragten korrekt.

Obschon die Grafik auf den ersten Blick zeigt, dass sich beim Wissen über die Jahre hinweg praktisch (fast) nichts bewegt, so ergab sich dieses Jahr mindestens eine Veränderung, die nicht nur auf statistische Schwankungen zurückzuführen ist. Bei der Frage zum Vertragszwang ist ein Rückgang von 12 Prozentpunkte festzustellen. Worauf dies zurückzuführen ist, kann nur vermutet werden. Das Thema ist steht in der politischen Diskussionen nicht im Fokus und vielleicht glauben einige auch, die Frage habe sich in der Zwischenzeit im Zusammenhang mit Managed Care oder DRG erledigt. Eines aber darf angenommen werden: Wissen zu spezifischeren Fragen bleibt nur aktuell, so lange die Thematik im Gespräch ist. Hängen bleiben nur die für die Versicherten „lebensnotwendigen“ Punkte.

Überschätzter Verwaltungsaufwand der Grundversicherung Der Durchschnitt der Schätzungen zur Höhe der Verwaltungskosten in der Grundversicherung ist mit 30,6 Prozent liegt nach wie vor weit über dem tatsächlichen Wert von ca. 5 Prozent. Frage: Die Gesamtausgaben der Grundversicherung setzen sich aus zwei Bereichen zusammen: 1. den von Krankenkassen bezahlten medizinischen Leistungen von Ärzten und Römerstrasse 20 Postfach 1561 CH-4502 Solothurn Tel. +41 32 625 41 41 Fax +41 32 625 41 51 mail@santesuisse.ch www.santesuisse.ch

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Spitälern etc. und 2. dem Verwaltungsaufwand der Krankenkassen. Wie hoch schätzen Sie den Verwaltungsaufwand in Prozenten?

20 Prozent der Befragten liegen mit ihren Schätzung nahe am tatsächlichen Anteil der Verwaltungskosten von ca. 6 Prozent. Sparpotenzial bei den Krankenversicherern Frage: Man hört ab und zu den Vorwurf, der Verwaltungsaufwand der Krankenkassen sei zu hoch. Wo könnte Ihre Krankenkasse sparen, ohne dass Sie persönlich Nachteile in Kauf nehmen müssten? Administration, Rechnungswesen und Werbung sind die meistgenannten Sparmassnahmen zur Reduktion des Verwaltungsaufwands bei den Krankenversicherern. Sparpotenzial Administration und Rechnungswesen in der Werbung Managerlöhne Personalaufwand Infrastruktur, Filialnetz Es gibt keine Sparmöglichkeiten. Zeitschriften, Zirkulare Einheitskasse bei der Kontrolle der Rechnungen im Kundendienst und Beratung bei Aktivitäten zur Gesundheitsförderung bei politischen Tätigkeiten anderes weiss nicht, keine Antwort

2007 18% 15% 17% 7% 9% 3% 5%

2008 17% 10% 7% 7% 6% 4% 4%

2009 18% 15% 10% 8% 5% 3% 5%

2010 22% 14% 9% 6% 7% 5% 4%

5% 3% 2% 3% 4% 35%

4% 1% 2% 2% 24% 38%

4% 2% 1% 1% 12% 39%

3% 2% 0% 1% 15% 34%

2011 23% 16% 8% 6% 5% 5% 4% 4% 3% 1% 1% 0% 8% 33%

Im Branchenvergleich hohe Vertrauenswürdigkeit der Krankenversicherer 73 Prozent der Befragten halten die Krankenversicherer als Branche für sehr oder eher vertrauenswürdig. Auch dieser Imagefaktor hat sich gegenüber dem Vorjahr leicht verbessert. vertrauenswürdig

eher

gar weiss keine

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Unfallversicherungen übrige Versicherungen Krankenkassen Pensionskassen Telekommunikation Banken Pharmaindustrie Medien

sehr 21% 15% 14% 14% 8% 10% 7% 4%

eher 59% 62% 59% 49% 41% 41% 32% 30%

nicht 12% 17% 22% 27% 39% 34% 42% 47%

nicht 2% 3% 4% 4% 9% 13% 16% 17%

nichtAntwort 6% 0% 3% 1% 1% 0% 5% 0% 3% 1% 1% 1% 3% 0% 1% 0%

Fast jeder Dritte empfindet Belastung durch Prämie der Grundversicherung als zu hoch Der Anteil der Befragten, welche die Prämie der Grundversicherung als hoch, aber tragbar empfinden, ist über die Jahre sehr stabil. Empfindlicher reagieren jedoch Personen, denen die Prämien als zu hoch erscheinen. 2011 zeigt sich ein ähnlicher Sprung wie nach der Krise an den Finanzmärkten. Da abgesehen von der aktuellen Währungssituation mit dem starken Schweizer Franken keine «äussere» Ursache ersichtlich ist, dürfte diese Veränderung auch durch die erlebten und vermuteten nächsten Prämienerhöhungen verursacht sein.

Wer spürt die Belastung am stärksten? Sicher Personen mit einem Einkommen unter 6000 Franken pro Monat, wie die untenstehende Grafik klar zeigt. Am stärksten über dem Durchschnitt liegen jedoch die Ergebnisse der Befragten aus der französischen und der italienischen Schweiz, wo 44 Prozent bzw. 45 Prozent der Befragten angeben, die Prämien seien für die eigenen finanziellen Verhältnisse zu hoch. Unter dem Durchschnitt liegt hingegen die Belastung bei Personen, die dem bisherigen System der Krankenversicherung den Vorzug geben. Dass jüngere Befragte ebenfalls etwas weniger stark über die Belastung klagen, dürfte auch damit zusammenhängen, dass die Prämien nicht selber bezahlt werden müssen und sicher auch günstiger sind als beim Rest der Befragten.

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Die Hälfte der Befragten empfindet die Prämien als hoch, aber tragbar. Besonders ausgeprägt ist dies in der Deutschschweiz (57 Prozent). In der französischen und der italienischen Schweiz sind es aber gerade einmal 30 Prozent. Ein markanter Unterschied. Das könnte somit durchaus ein Aspekt der Erklärung für die in vielen Fragen sichtbare kritischere Haltung der Befragten in der lateinischen Schweiz sein. Wachsende Bekanntheit individueller Prämiensparmöglichkeiten 45 Prozent der Befragten nennen die Erhöhung der Franchise als Möglichkeit, um Prämien zu sparen. Aber auch fast jede dritte Person erwähnt den Beitritt zu einem Hausarzt- oder HMOModell. Frage: Sie selber haben ja auch verschiedene Möglichkeiten, bei den Prämien der Krankenversicherung zu sparen. Welche kommen Ihnen spontan in den Sinn? Die Erhöhung der Franchise (45 Prozent) ist nach wie vor die am häufigsten genannte Sparmöglichkeit, wird jedoch im Vergleich zum Vorjahr weniger oft genannt (-8). Weiter zugenommen haben die Nennungen von HMO und Hausarztmodellen (31 Prozent, +2). Und wieder tauchen in der Statistik Vorschläge auf, die Prämien mit dem eigenen Verhalten zu beeinflussen, z.B. weniger Arztbesuche (10 Prozent), telefonische Beratungsdienste in Anspruch zu nehmen (9 Prozent) oder nach einem Prämienvergleich die Versicherung zu wechseln (7 Prozent). 19 Prozent der Befragten erkennen keine Sparmöglichkeiten und 2 Prozent geben an, gar nicht sparen zu können. Mehr Kassenwechsel 16 Prozent der Befragten geben an, im Vorjahr die Krankenversicherung gewechselt zu haben. Die Zufriedenheit mit der eigenen Krankenkasse ist nach wie vor der meistgenannte Grund für den Verzicht auf einen Wechsel (65 Prozent). Aufwand mit der Kündigung Zufriedenheit mit der Krankenkasse Zu geringe Preisunterschiede Zusatzversicherung Alter, Gesundheit Am Arbeitsplatz versichert anderes Ich weiss es nicht Keine Antwort

2009 10% 66% 17% 3% 14% 3% 1%

2010 14% 68% 13% 3% 4% 1% 8% 3% 0%

2011 11% 65% 20% 2% 7% 1% 8% 2% 0%

∆ -3 -3 +7 -1 +3 -1

Befinden der Befragen 36% beträgt der Mittelwert der Befragten, die in den drei der sondage santé vorangehenden Monaten eine ärztliche Behandlung in Anspruch nehmen mussten. 2011 ist dieser Anteil wieder von 32% auf 35% angestiegen. Frage: Nun noch ein paar Fragen zum persönlichen gesundheitlichen Befinden und von Personen in Ihrer Familie. - Waren Sie seit Mitte März in ärztlicher Behandlung? - Waren Sie seit Mitte März in Spitalbehandlung (amb./stationär)? Römerstrasse 20 Postfach 1561 CH-4502 Solothurn Tel. +41 32 625 41 41 Fax +41 32 625 41 51 mail@santesuisse.ch www.santesuisse.ch

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- Haben Sie in den vergangenen vier Wochen regelmässig vom Arzt verschriebene Medikamente eingenommen? - War eine Person im engsten familiären Umfeld war seit Mitte März in ärztlicher Behandlung und/oder Spitalbehandlung?

Hinweise zur Umfrage Die seit 2003 neunte sondage santé ist eine repräsentative Telefonumfrage im Auftrag von santésuisse, dem Verband der Schweizer Krankenversicherer. In Ergänzung zu verschiedenen anderen Befragungen sollen spezifische Fragen aus der Sicht der Krankenversicherer erhoben werden. Neff-Pidoux Wissensmanagement, Bern, hat die sondage santé konzipiert und ausgewertet, das Marktforschungsinstitut DemoSCOPE führte die Telefoninterviews vom 31. Mai bis 1. Juli 2011 durch. Die Grundgesamtheit umfasst die Bevölkerung aus allen Landesteilen im Alter zwischen 15 und 74 Jahren. Befragt wurden insgesamt 1219 Personen. Die Resultate der Gesamtstichprobe sollten mit 95 Prozent Wahrscheinlichkeit und einer Messgenauigkeit von ± 2,8 Prozent mit der Gesamtbevölkerung übereinstimmen. Weitere Auskünfte: Deutschschweiz: Silvia Schütz Mediensprecherin Tel. 078 603 57 80 silvia.schuetz@santesuisse.ch Westschweiz und Tessin: Françoise Tschanz Pressechefin Tel. 079 665 57 05 francoise.tschanz@santesuisse.ch Franz Neff, Soziologie Neff-Pidoux, Wissensmanagement, Bern Telefon 031 310 95 95 fn@neff-pidoux.ch Römerstrasse 20 Postfach 1561 CH-4502 Solothurn Tel. +41 32 625 41 41 Fax +41 32 625 41 51 mail@santesuisse.ch www.santesuisse.ch

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infosantésuisse : dossier sondage santé 2/2011 13 Ergebnisse der neunten sondage santé

Grünes Licht für Managed Care und Rechnungskontrolle Eine zunehmende Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer unterstützt einen weiteren Ausbau der Managed Care-Netze. 72 Prozent sind der Auffassung, dass sie die Qualität der medizinischen Betreuung verbessern und die Gesundheitskosten senken. Zu diesen Ergebnissen kam die neunte sondage santé, die im September der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Ausserdem wünschen sich 87 Prozent der Versicherten, dass ihre Krankenkasse die Arztrechnungen genau kontrolliert.

68 Prozent der Befragten gaben an, die Arztrechnung genau zu kontrollieren, doch vertrauen 87 Prozent der Befragten die Rechnungskontrolle den Krankenversicherern an. Damit geben sie den Krankenversicherern in einer aktuellen Frage Rückenwind: Denn um Rechnungen kontrollieren zu können, benötigen die Krankenversicherer die dafür relevanten Daten. Diese positive Haltung im Falle der Rechnungskontrolle wird im Allgemeinen bestätigt: Mit 73 Prozent empfinden Schweizerinnen und Schweizer die Krankenkassen als «vertrauenswürdig» oder «eher vertrauenswürdig». Managed Care bringt Qualität und Kostendämpfung

70 Prozent der Befragten sieht in Managed Care eine wichtige Massnahme zur Kostensenkung – das sind fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Der Bekanntheitsgrad dieser Behandlungsmodelle ist auch dieses Jahr gestiegen, nämlich von 65 auf 76 Prozent. Die Beurteilung ist weiterhin grundsätzlich positiv. 77 Prozent sehen den Vorteil von Managed Care darin, dass dem Patienten stets eine medizinische Fachperson zur Verfügung steht. 72 Prozent schätzen die Qualität der Leistungen in Ärztenetzen höher ein. Doch ist für 55 Prozent die freie Arztwahl wichtig, was gegen Managed Care spricht. Sparen ist nötig

Die meisten Befragten sind sich bewusst, dass gespart werden muss: 80 Prozent halten dies für notwendig. Gespart werden soll dort, wo es einen persönlich nicht trifft. Zuerst bei den Medikamen-

ten (87 Prozent), an zweiter Stelle bei den Krankenkassen (71 Prozent). Diese Rangliste der Befragten zeigt, dass das Wissen über das Gesundheitswesen bei der Bevölkerung nach wie vor schlecht ist, denn sie deckt sich nicht mit den realen Kostenverhältnissen. Von den gesamten Gesundheitsausgaben machen die Verwaltungskosten der Krankenkassen gerade mal gut fünf Prozent aus. Trotzdem ortet eine Mehrheit (71 Prozent) bei den Krankenkassen Sparpotenzial, weil sie die Verwaltungskosten mit gut 30 Prozent viel zu hoch einschätzen. Eine vergleichsweise Kostensenkung wurde im Gesundheitswesen in den letzten Jahren aber nur bei den Verwaltungskosten erreicht. Der grösste Kostentreiber im Gesundheitswesen, die Spitäler, folgen als Akteur mit Sparpotenzial erst an sechster Stelle (50 Prozent). Einheitskasse: Schuss vor den Bug

Ein weiteres Ergebnis betrifft die Einheitskasse: Zwar sind 66 Prozent der Befragten heute für oder eher für die Schaffung einer Einheitskasse, doch möchten 61 Prozent, dass eine Reform nur schrittweise erfolgt und keine «grosse Gesundheitsreform» stattfindet. Die Präferenz steigt mit zunehmendem Alter und ist in der Romandie ausgeprägter als in den anderen Landesteilen.

Die repräsentative Untersuchung sondage santé wurde im Juni 2011 zum neunten Mal in Folge durchgeführt. Der Umfrage des Meinungsforschungsinstituts DemoSCOPE lag eine repräsentative Stichprobe der Schweizer Bevölkerung zugrunde (1219 Personen). Der Fragebogen wurde von santésuisse und dem Soziologen Franz Neff-Pidoux erarbeitet, der auf Fragen des Wissensmanagements spezialisiert ist. Die Messgenauigkeit beträgt ± 2,8%.

Das Ergebnis darf als ernst zu nehmenden Schuss vor den Bug gewertet werden, der die Unzufriedenheit der Bevölkerung ausdrückt. Bereits vor der Abstimmung im Jahr 2007 zeigte sich ein ähnliches Bild: Je weiter weg der Abstimmungstermin, desto grösser die Zustimmung. Sobald die Nachteile der Einheitskasse (u.a. mehr Bürokratie ohne Mehrwert, keine Kostendämpfung wegen fehlendem Wettbewerb, Kosten des Systemwechsels von mindestens fünf Mia. Franken, keine Auswahl der Krankenkasse) bewusst werden, dürfte die Zustimmung sinken. Trotzdem: Das Ergebnis zeigt, dass die anstehenden Reformen vorangetrieben werden müssen.

PERSÖNLICHES KOSTENBEWUSSTSEIN NUN NOCH EINIGE AUSSAGEN ZUM PERSÖNLICHEN KOSTENBEWUSSTSEIN. SAGEN SIE MIR BITTE, WELCHE DER FOLGENDEN AUSSAGEN FÜR SIE ZUTREFFEN UND WELCHE NICHT ZUTREFFEN. KONTROLLE ARZTRECHNUNG

68%

KONTROLLE DURCH KRANKENKASSE

87%

EMPFEHLUNGEN DER KK BEFOLGEN

50%

KOSTEN SPIELEN KEINE ROLLE

41%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

SONDAGE SANTÉ 2011 (BASIS:1219)

Der Grossteil der Prämienzahler wünscht, dass die Krankenversicherer die Rechnungskontrolle an die Hand nehmen. Um Rechnungen kontrollieren zu können, brauchen letztere die dafür relevanten Daten.

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Prämienerhöhungen sind Problem

Die Prämienerhöhungen beschäftigen die Schweizer jedes Jahr aufs Neue. Als Ursache dafür sehen 32 Prozent die Arztbesuche, 20 Prozent die teuren Medikamente und 13 Prozent machen die Krankenversicherer selbst für die Prämienerhöhungen verantwortlich. Nach wie vor mangelt es der Bevölkerung an Kenntnissen über das Gesundheitswesen, und zwar sowohl, was die Höhe der Verwaltungskosten angeht, als auch in Bezug auf die Ursachen für Kostenanstiege und entsprechende Sparmöglichkeiten. 84 Prozent sind ihrer «Kasse» treu

Wie jedes Jahr galt ein Teil der Fragen dem Image der Krankenversichererbranche. Den Ergebnissen nach zu schliessen, werden die Krankenversicherer tendenziell als modern, glaubwürdig, sympathisch und aufgeschlossen empfunden. Ein Drittel der Bevölkerung nimmt sie als transparent wahr. Dieses eher positive Image wird durch die Tatsache bestätigt, dass 84 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer die Krankenkasse nicht gewechselt haben. Weil sie mit ihr zufrieden sind. Auf ein positives Echo stossen auch die telefonischen Auskunftsdienste, die elektronischen Patientendossiers und die Versicherungskarten. Sie werden von über 70 Prozent der Befragten gutgeheissen. Kopfprämie wackelt

36 Prozent befürworten das heutige System der Kopfprämien gegenüber 25 Prozent, die ein dem Einkommen angepasstes System favorisieren. Allerdings ist bei den Befürwortern der Kopfprämien eine signifikante Abnahme von 12 Prozent festzustellen. Was zahlt die Grundversicherung? Diese Frage beschäftigt die Öffentlichkeit stark. 76 Prozent der Bevölkerung sind für eine Kosten-/Nutzen-Analyse der kostspieligsten medizinischen Leistungen. 88 Prozent wünschen sich eine Übernahme sehr teurer Leistungen durch den Krankenversicherer. Silvia Schütz

SPAREN IM GESUNDHEITSWESEN SIE SIND ALSO DER MEINUNG, DASS IM GESUNDHEITSWESEN GESPART WERDEN MUSS. ABER WO SOLLTE MAN ANSETZEN? ICH NENNE IHNEN NUN EINIGE VORSCHLÄGE. SAGEN SIE BITTE JEWEILS, OB SIE DA KEINESFALLS SPAREN WÜRDEN, ODER OB MAN DIE SPARMÖGLICHKEITEN PRÜFEN SOLLTE. MEDIKAMENTE

87%

KRANKENKASSEN

71%

SPITZENMEDIZIN

65%

ANZAHL APOTHEKEN

56%

ÄRZTLICHE BEHANDLUNGEN

55%

ANZAHL SPITÄLER

50% 10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

SONDAGE SANTÉ 2011 (BASIS:1219)

Von den gesamten Gesundheitsausgaben machen die Verwaltungskosten der Krankenkassen gerade mal gut fünf Prozent aus. Trotzdem ortet eine Mehrheit (71 Prozent) bei den Krankenkassen Sparpotenzial, weil sie die Verwaltungskosten mit gut 30 Prozent viel zu hoch einschätzen.

MANAGED CARE ES GIBT NETZWERKE, IN DENEN ÄRZTE VERSCHIEDENSTER FACHRICHTUNGEN, SPITÄLER UND MEDIZINISCHE FACHPERSONEN ZUSAMMENARBEITEN. EINIGE KRANKENKASSEN HABEN ANGEBOTE IN DER GRUNDVERSICHERUNG, WO MAN IN JEDEM FALL ZUERST EIN SOLCHES NETZWERK AUFSUCHEN MUSS, WENN MAN ERKRANKT. DAFÜR SIND DANN DIE PRÄMIEN TIEFER. HABEN SIE DAVON SCHON GELESEN ODER GEHÖRT? WEISS NICHT 1% NOCH NIE GEHÖRT 24% (-10) SCHON GEHÖRT 75% (+11)

SONDAGE SANTÉ 2011 (BASIS: 1219)

Der Bekanntheitsgrad von Managed Care ist auch dieses Jahr stark gestiegen, nämlich um 11 Prozent.

Der gesamte Bericht der sondage santé sowie Referate finden Sie unter www.santesuisse.ch – Presse – Communiqués – 8. September 2011.

15 | Gesundheitswesen 4/11


infosantésuisse : dossier sondage santé 2/2011 15

Das Wichtigste in Kürze zum Gesundheitsmonitor 2011

Seltene Krankheiten gehören vergütet

Projektteam Claude Longchamp, Politikwissenschafter, Lehrbeauftragter der Universitäten Bern, Zürich und St. Gallen Urs Bieri, Politikwissenschafter Stefan Agosti, Politikwissenschafter Stephan Tschöpe, Politikwissenschafter Silvia Ratelband-Pally, Administratorin

Das Wichtigste in Kürze zum Gesundheitsmonitor 2011

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infosantésuisse : dossier sondage santé 2/2011 16

Der Gesundheitsmonitor will die Einstellung der Schweizer Stimmberechtigten zum Gesundheitswesen zuverlässig ermitteln. Er besteht aus einem Aktuali­täts- und einem Trendteil. Die dahinterliegende Repräsentativbefragung wird seit 1996 einmal jährlich erstellt. 2011 wurden 1200 Stimmberechtigte in allen Sprachregionen hierfür in Face-to-Face-Interviews befragt. Nachfolgend berichten wir über die Hauptergebnisse.

Inhaltsverzeichnis

Die Thesen ........................................................................................... 2 Seltene Krankheiten.............................................................................. 4 Managed Care...................................................................................... 6 Einheitskasse........................................................................................ 8 Eigener Gesundheitszustand............................................................... 12 Die eigenen Krankenkassenprämien..................................................... 12 Bilanz KVG.......................................................................................... 14 Zentrale Werte des Gesundheitswesens............................................... 18 Kosten des Gesundheitswesens.......................................................... 20 Akteure im Gesundheitswesen............................................................. 24 Die Pharmabranche im Urteil der Bürger/-innen.................................... 26 Die Datenbasis der aktuellen Befragungswelle...................................... 28

Interpharma Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz Petersgraben 35 Postfach 4003 Basel Telefon 061 264 34 00 E-Mail info@interpharma.ch www.interpharma.ch

Disponible en traduction française © Interpharma, 2011 Basel Abdruck mit Quellenangabe erwünscht

Das Wichtigste in Kürze zum Gesundheitsmonitor 2011

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Die Thesen Kassenpflicht auch bei seltenen Krankheiten Die Übernahme von Kosten für seltene Krankheiten gehört für die Stimmberechtigten in den Verantwortungsbereich der Krankenkassen. Über den Einsatz entschieden werden soll nach medizinischen Überlegungen, welche die Lebensqualität der Patienten/-innen berücksichtigen, nicht aber die Kosten. Befürwortet wird aber eine Beurteilung im Einzelfall, im Idealfall durch die Ärztinnen und Ärzte sowie die Patientinnen und Patienten. Belohnen statt bestrafen bei Managed Care Die Meinungen zu Managed Care haben sich im Jahresvergleich kaum entwickelt. Die Versicherten sollen mit Qualitätsverbesserung für die integrierte Versorgung gewonnen und nicht mit höheren Selbstbehalten bestraft werden. Differenzierte Tarife sind durchaus denkbar, sollten aber chronisch Kranke nicht bestrafen. Einheitskasse gewinnt an Boden Die Einheitskrankenkasse teilt die Stimmberechtigten in eine knappe Mehrheit, welche dagegen ist, und eine 40%-Minderheit von Befürwortern. Vor allem in der Romandie sind die Verhältnisse aber anders, tendenziell gilt dies auch für die Landschaft. Allgemein gilt, dass ältere Bürger/-innen klar für den Status quo sind. Entscheidend für die generelle Akzeptanz ist, ob der heutige Wettbewerb unter den Krankenversicherern für die Stimmberechtigten Vor- oder Nachteile hat.

Verwaltungskosten und Demografie als Hauptgrund für Kostensteigerung Die Verwaltungskosten der Krankenversicherer gelten bevölkerungsseitig neben dem demografischen Wandel als Hauptursache für die Verteuerung des Gesundheitswesens. Trend Richtung Verzicht bei Kostenreduktion Könnte man die eigenen Gesundheitskosten nachhaltig beeinflussen, wäre man mehrheitlich bereit, auf die Therapiefreiheit zu verzichten. Unsicher sind die Mehrheiten bei einem Verzicht auf Freiheit bei Arzt- und/oder Spitalwahl. Der Trend geht aber Richtung Verzicht bei Kostenreduktion. KVG weiterhin akzeptiert Das KVG wird mehrheitlich positiv beurteilt. Das gilt über alle Parteigrenzen hinweg. Stärker unzufrieden als der Durchschnitt sind jedoch junge Menschen und Landbewohner/-innen. Qualität – der zentrale Wert im Schweizer Gesundheitswesen Die Qualität ist und bleibt der zentrale Wert des Gesundheitswesens in der Schweiz. Sie ist auch für eine klare Mehrheit erfüllt. Zum Abbau der Leistungsabdeckung in der Grundversicherung gibt es eine wachsende Ablehnung. In Aufweichung ist die Ablehnung von Einschränkungen der Wahlfreiheit. Kostensteigerung erwartet – Bund ist gefordert Allgemein rechnet man mit weiteren Kostensteigerungen im Gesundheitswesen, die sich auf die eigenen Prämien auswirken werden. Bei der Kostendämpfung gefordert sind der Bund und die Versicherer, kaum jedoch die Kantone.

Eigener Gesundheitszustand wieder besser beurteilt Die Anzahl der Stimmberechtigten, welche den eigenen Gesundheitszustand positiv einschätzen, nimmt wieder zu. Parallel dazu vermehren sich die Arztbesuche zu Kontroll-, nicht aber zu Behandlungszwecken. Wer den Arzt oder die Ärztin aufsucht, erwartet in der Mehrheit die beste, nicht die günstigste Medizin.

Kompetenz: Ärzte, Apotheker und Pharma Spitzenreiter Die Ärztinnen und Ärzte gelten weitgehend unverändert als kompetenteste Akteure im Gesundheitswesen, bedrängt werden sie von den Apotheken und der Pharmabranche. Die eigene Beurteilungskraft im Gesundheitswesen bleibt dagegen zurück, sodass vieles an Dritte delegiert wird.

Krankenkassenwechsel ist prämiengetrieben Die Bindung an den eigenen Krankenversicherer beruht auf Tradition und Leistung. Der Wechsel der Kasse ist prämiengetrieben. Der Wert hierfür nimmt nach einer Umbruchphase nicht mehr zu.

Pharmaforschung als Beitrag zur Lebensqualität Die Pharmabranche gilt als wichtiger ökonomischer Akteur, der via Forschung seinen Beitrag zur Lebensqualität in der Schweiz leistet. Entsprechend steht man auch der Krebsforschung mehrheitlich positiv gegenüber.

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Das Wichtigste in Kürze zum Gesundheitsmonitor 2011

Das Wichtigste in Kürze zum Gesundheitsmonitor 2011

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infosantésuisse : dossier sondage santé 2/2011 18

Seltene Krankheiten Seltene Krankheiten mit hohen Kosten sind zum öffentlichen Thema geworden. Die Stimmberechtigten reagieren hier grossmehrheitlich gleich. Sie betrachten die Übernahme der Auslagen zu 83 Prozent als Aufgabe der Krankenversiche­rer. Damit drücken sie eine andere Haltung aus, als sie im jüngsten Bundesge­ richtsentscheid zum Ausdruck gekommen ist. (Grafik 1)

1 | Aussagen zur Behandlung seltener Krankheiten

Klare Mehrheiten wünschen sich – eine Entscheidung, die primär von medizinischen Überlegungen geleitet wird (91% sehr oder eher einverstan­den), – eine Entscheidung, die auch die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten berücksichtigt (91%), sowie – eine Entscheidung von Fall zu Fall (89%).

«Die Behandlung des Patienten und medizinische Überlegungen gehen in jedem Fall vor.»

Uneinheitlich fallen die Antworten aus, wenn auch die Überlebenschancen miteinbezogen werden sollen. Die Hälfte ist damit sehr oder eher einverstan­den, ein Drittel ist es eher oder gar nicht. Einen Sechstel überfordert diese Fra­gestellung. Polarisiert sind die Antworten auch, wenn man sich nach dem Alter als Kriterium der Anwendung erkundigt.

«Die Entscheidung hängt von den Überlebenschancen ab.»

Klarer ist die Meinungsbildung, wenn man auf den Kosten insistiert. 68 Prozent lehnen einen Verzicht auf eine Behandlung aus Kostengründen mehr oder min­ der prinzipiell ab. 61 Prozent sind dagegen, dass die Höhe der Kosten als Zu­ satzkriterium aufgenommen wird. Die Entscheidungen sollten nach Auffassung der Stimmberechtigten von Ärz­ ten/-innen und Patienten/-innen getroffen werden, im optimalen Fall gemeinsam (87% dafür). Polarisiert sind die Meinungen, wenn man Krankenkassen ins Spiel bringt, aber auch bei unabhängigen Experten/-innen oder einer Kommission aller Beteiligten. Abgelehnt wird, dass die Spital­leitungen, Gesundheitsbehörden oder das Bundesgericht hierfür zuständig sein sollen.

«Angenommen, jemand leidet an einer seltenen, ganz schweren Krankheit und es muss darüber entschieden werden, ob er oder sie eine Therapie bekommt, die den normalen Kostenrahmen für eine Behandlung bei Weitem übertrifft. Bitte sagen Sie mir, ob Sie mit den folgenden Aussagen jeweils sehr einverstanden, eher, eher nicht oder gar nicht einverstanden sind.» In % Stimmberechtigter

«Die Behandlung sollte auch dann erfolgen, wenn die Behandlung dem Patienten/der Patientin eine Verbesserung der Lebensqualität bringt.»

«Über die Behandlung muss von Fall zu Fall entschieden werden.»

0%

20%

n  Sehr einverstanden n  Eher einverstanden

40%

60%

n  Weiss nicht/keine Antwort

80%

100%

n  Eher nicht einverstanden n  Überhaupt nicht einverstanden

«Angenommen, jemand leidet an einer seltenen, ganz schweren Krankheit und es muss darüber entschieden werden, ob er oder sie eine Therapie bekommt, die den normalen Kostenrahmen für eine Behandlung bei Weitem übertrifft. Bitte sagen Sie mir, ob Sie mit den folgenden Aussagen jeweils sehr einverstanden, eher, eher nicht oder gar nicht einverstanden sind.» In % Stimmberechtigter

«Die Behandlung hängt vom Alter des Patienten/der Patientin ab.»

«Die Behandlung soll nicht erfolgen, wenn die Kosten zu hoch sind.»

«Die Anwendung sollte in keinem Fall erfolgen.» 0%

20%

n  Sehr einverstanden n  Eher einverstanden

40% n  Weiss nicht/keine Antwort

60%

80%

100%

n  Eher nicht einverstanden n  Überhaupt nicht einverstanden

Quelle: gfs.bern, Gesundheitsmonitor 2011 (N = 1200)

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Das Wichtigste in Kürze zum Gesundheitsmonitor 2011

Das Wichtigste in Kürze zum Gesundheitsmonitor 2011

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Managed Care Wenn es um die Einführung von Managed Care (bzw. integrierter Versorgung) geht, denken die Stimmberechtigten in erster Linie an Kosten. 71 Prozent sind voll oder eher einverstanden, dass es mit dieser Neuerung zu einer generellen Kostendämpfung im Gesundheitswesen kommt. Gar 79 Prozent sind voll oder eher einverstanden, dass solche Modelle nur dann attraktiv sind, wenn so mit­ telfristig das individuelle Prämienwachstum verringert werden kann. (Grafik 2) Populärer noch ist die Argumentation, dass man die Versicherten mit Qualitäts­ verbesserungen gewinnen soll, statt sie mit höheren Selbstbehalten zu bestra­ fen. 79 Prozent sind hier voll oder eher einverstanden. Preisdifferenzierungen schliessen 76 Prozent ganz oder teilweise nicht aus, finden aber, die Versicherten sollten frei wählen können. Darüber hinaus ist kein Konsens feststellbar; für 40 Prozent heisst dies, wer wechselt, sollte das mit dem bisherigen Selbstbehalt machen können. 35 Prozent widersprechen hier und ein Viertel – so viele wie bei keinem der Argumente zum Thema – sind unschlüssig. Das gilt insbesondere auch deshalb, weil chronisch Kranke ge­mäss 79 Prozent der Befragten nicht mit Zusatzkosten belastet werden sollten. Bei der Ausgestaltung eines Managed-Care-Systems ist eine klare Mehrheit der Meinung, die Versicherten müssten solche Modelle flächendeckend in allen Regionen anbieten müssen (67% voll oder eher einverstanden) und es sollten Anreize für einen Risikoausgleich geschafft werden (71%).

2 | Aussagen/Forderungen zu Managed Care «Im Parlament werden zurzeit verschiedene Vorlagen für einen Ausbau von Managed Care diskutiert. In dieser Diskussion werden verschiedene Aussagen gemacht und Forderungen gestellt. Sagen Sie mir bei den folgenden Aussagen und Forderungen bitte jeweils, ob Sie damit voll einverstanden, eher, eher nicht oder überhaupt nicht einverstanden sind.» In % Stimmberechtigter

«Chronisch Kranke sollten nicht mit höheren Selbstbehalten bestraft, sondern durch gute Qualität für Managed Care gewonnen werden.»

«Managed Care ist nur attraktiv, wenn damit mittelfristig das individuelle Prämienwachstum eingedämmt werden kann.»

«Die Versicherten sollen zwischen Managed-Care-Modellen mit tiefem und Modellen mit hohem Selbstbehalt frei wählen können.» 0%

20%

n  Voll einverstanden n  Eher einverstanden

40%

60%

n  Weiss nicht/keine Antwort

80%

100%

n  Eher nicht einverstanden n  Überhaupt nicht einverstanden

«Im Parlament werden zurzeit verschiedene Vorlagen für einen Ausbau von Managed Care diskutiert. In dieser Diskussion werden verschiedene Aussagen gemacht und Forderungen gestellt. Sagen Sie mir bei den folgenden Aussagen und Forderungen bitte jeweils, ob Sie damit voll einverstanden, eher, eher nicht oder überhaupt nicht einverstanden sind.» In % Stimmberechtigter

«Managed-Care-Modelle sind wichtig für Kostendämpfung im Gesundheitswesen.»

«Die Krankenversicherungen sollen Anreize über einen Risikoausgleich erhalten, damit sie qualitätsorientierte Managed Care auch für chronisch Kranke anbieten.»

«Die Krankenversicherungen sollen verpflichtet werden, in allen Regionen der Schweiz ManagedCare-Modelle anzubieten.»

«Wer in ein Managed-Care-Modell wechselt, soll den gleichen Selbstbehalt wie heute bezahlen, alle anderen bezahlen mehr.» 0%

20%

n  Voll einverstanden n  Eher einverstanden

40% n  Weiss nicht/keine Antwort

60%

80%

100%

n  Eher nicht einverstanden n  Überhaupt nicht einverstanden

Quelle: gfs.bern, Gesundheitsmonitor 2011 (N = 1200)

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Das Wichtigste in Kürze zum Gesundheitsmonitor 2011

Das Wichtigste in Kürze zum Gesundheitsmonitor 2011

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Einheitskasse Die Einheitskrankenkasse beschäftigt die Politik wiederkehrend. Entsprechend überrascht es nicht, dass 54 Prozent der Stimmberechtigten bekunden, vom Konzept Kenntnis zu haben. 51 Prozent neigen dazu, das System der Krankenkassen auf dem heutigen Stand zu belassen. 40 Prozent sind eher für eine Einheitskasse. (Grafik 3) Die wichtigsten Unterscheidungen ergeben sich entlang der Sprachregionen: In der Romandie ist die Zustimmung erhöht. Darüber hinaus wird ein beschränk­ter Trend Richtung Ja auf dem Land ersichtlich. Generell gilt, dass ältere Bürge­r/innen klar für den Status quo sind.

3 | Beurteilung Einheitskrankenkasse «Sollen Ihrer Meinung nach in Zukunft alle Personen bei derselben Einheitskrankenkasse versichert sein oder soll der Wettbewerb zwischen den Krankenkassen wie heute beibehalten werden?» In % Stimmberechtigter

Weiss nicht/keine Antwort 9%

Für eine Einheitskrankenkasse 40% Belassen auf dem heutigen Stand 51%

Quelle: gfs.bern, Gesundheitsmonitor 2011 (N = 1200)

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Das Wichtigste in Kürze zum Gesundheitsmonitor 2011

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Drei Argumente sprechen aus Sicht der Bürger/-innen für eine Einheitskasse: der Wettbewerb um Junge und Gesunde, die Kosten hierdurch und die Vereinfa­ chung bei einem Systemwechsel. Addiert man voll und eher Einverstandene, schwankt die Zustimmung zwischen 62 und 52 Prozent. Gegen die Einheits­ kasse kann mehrheitlich vorgebracht werden, dass der Wettbewerb unter den Kassen die Qualität der Angebote sichert. Diese Meinung teilen 65 Prozent der Befragten. Nicht so sicher ist die Zustimmung, wenn man gegen den Staat und gegen die Kosten der Einheitskrankenkasse argumentiert. Es stimmen rund zwei von fünf zu, doch ist ein Viertel unsicher. Die Intransparenz der Geschäfte im Gesund­heits­wesen kann gegen Krankenkassen generell vorgebracht werden. 57 Pro­zent der Stimmberechtigten teilen diese Auffassung voll und ganz. (Grafik 4)

4 | Argumente zur Einheitskasse «Wir haben hier einige Argumente rund um die Einheitskrankenkasse gesammelt, die man immer wieder hören kann. Sagen Sie mir bitte jeweils, ob Sie damit voll einverstanden, eher, eher nicht oder überhaupt nicht einverstanden sind.» In % Stimmberechtigter

«Der Wettbewerb unter den Krankenkassen garantiert die Qualität der Grundversorgung.»

«Der Wettbewerb zwischen den Krankenkassen führt zu einer Jagd auf die jungen und gesunden Personen.»

«Eine Einheitskrankenkasse macht das System der Krankenversicherer einfacher.»

Argumentativ beurteilt wird die generelle Einschätzung heute schon durch die Kritik am Staat als Versicherer und durch vermutlich steigende Kosten. Dafür sprechen die Vereinfachung und die Verhinderung des Rosinenpickens.

«Die Geschäfte der Krankenkassen sind intransparent.» 0%

20%

n  Voll einverstanden n  Eher einverstanden

40%

60%

n  Weiss nicht/keine Antwort n  Eher nicht einverstanden

80%

100%

n  Gar nicht einverstanden

«Wir haben hier einige Argumente rund um die Einheitskrankenkasse gesammelt, die man immer wieder hören kann. Sagen Sie mir bitte jeweils, ob Sie damit voll einverstanden, eher, eher nicht oder überhaupt nicht einverstanden sind.» In % Stimmberechtigter

«Der Wettbewerb unter den Krankenkassen verursacht unnötige Kosten.»

«Eine Einheitskrankenkasse ist teurer als das bestehende Krankenkassensystem.»

«Der Staat ist nicht fähig, eine Krankenkasse zu führen.»

«Anstatt bei den Krankenkassen spart man besser bei den medizinischen Leistungen.» 0%

20%

n  Voll einverstanden n  Eher einverstanden

40%

60%

n  Weiss nicht/keine Antwort n  Eher nicht einverstanden

80%

100%

n  Gar nicht einverstanden

Quelle: gfs.bern, Gesundheitsmonitor 2011 (N = 1200)

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Das Wichtigste in Kürze zum Gesundheitsmonitor 2011

Das Wichtigste in Kürze zum Gesundheitsmonitor 2011

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Eigener Gesundheitszustand Den eigenen Gesundheitszustand beschreiben die Stimmbürger/-innen zwi­ schenzeitlich wieder besser. Der diesbezügliche Tiefpunkt lag zwischen 2005 und 2008. 71 Prozent sagen heute von sich selbst, dass es ihnen gesundheit­lich sehr gut oder gut geht. 9 Prozent der Befragten geht es schlecht, 2 Prozent verweigerten eine Antwort. Die Einflüsse sind selbstredend altersbe­dingt, kennen aber auch die Schicht als Determinante. (Grafik 5) Erstmals seit 2005 nicht mehr abgenommen hat der Arztbesuch zu Behand­ lungszwecken in den letzten zwölf Monaten. Das war bei 22 Prozent der Befrag­ ten der Fall. 30 Prozent waren zudem mindestens einmal zur Kontrolle im letz­ten Jahr vor der Befragung. Dieser Anteil ist seit 2009 wieder leicht steigend. Wenn man einen Arzt oder eine Ärztin aufsucht, erwartet man unter den ver­ änderten Umständen das Beste, nicht das Billigste. 53 Prozent setzen auf das wirksamste Medikament, 21 Prozent auf das, welches am wenigsten kostet. Der Höhepunkt in dieser Hinsicht war aber 2009.

5 | Persönlicher Gesundheitszustand «Wie geht es Ihnen zurzeit gesundheitlich?» In % Stimmberechtigter 100 75

50

25 0 1986 n  Weiss nicht

2011

1997 n  Schlecht

n  Eher gut

n  Gut

n  Sehr gut

Quelle: gfs.bern, Gesundheitsmonitor 2011 (N = ab 2003 jeweils ca. 1200, vorher ca. 1000)

6 | Wechsel Krankenkasse Die Schweizer/-innen fühlen sich demnach mehrheitlich gesund und berichten auch keine auffälligen Verschlechterungen mehr.

«Planen Sie konkret einen Wechsel Ihrer Krankenkasse, haben Sie in jüngster Zeit einmal an einen solchen Schritt gedacht, haben Sie in den letzten 5 Jahren einen Wechsel vollzogen, oder war nichts davon bei Ihnen der Fall?»

Die eigenen Krankenkassenprämien 54 Prozent der versicherten Schweizerinnen und Schweizer sind mehr als zehn Jahre bei ihrer jetzigen Krankenkasse; ein Viertel ist mehr als 30 Jahre treu geblieben. Die Anteile ha­ben sich nach 2002 generell verringert. Hauptgründe bleiben die Tradition und die Zufriedenheit mit dem Leistungsangebot.

In  % Stimmberechtigter, welche eine Angabe über ihre Mitgliedschaftsdauer machen können

21 Prozent haben in den letzten fünf Jahren einmal die Kasse gewechselt. Zwi­ schen 2003 und 2009 nahm der Wert mehr oder minder konstant zu; seither ist er stabil. Eindeutiger Hauptgrund für den Wechsel waren und sind Prämienauf­ schläge. (Grafik 6) Je geringer die Franchise ist, desto mehr wird sie genutzt. Das hängt zunächst mit dem Haushaltseinkommen zusammen, dann aber auch mit dem Alter. Je älter die Menschen sind und je tiefer das Einkommen ist, desto eher wählt (oder behält) man tiefe Franchisen. Einzig bei den 18- bis 29-Jährigen ist die Bereit­ schaft, erhöhte Franchisen in Kauf zu nehmen, generell tiefer.

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Das Wichtigste in Kürze zum Gesundheitsmonitor 2011

30

20

10

0 2002

2004

n  Denkt an einen solchen Schritt n  Ja, plant einen Wechsel konkret

2006

2008

2011

n  Hat in den letzten 5 Jahren gewechselt

Quelle: gfs.bern, Gesundheitsmonitor 2011 (N = ab 2003 jeweils ca. 1200, vorher ca. 1000)

Das Wichtigste in Kürze zum Gesundheitsmonitor 2011

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Als zentrale Verursacher der Krankenkassenprämien werden die Verwaltungs­ kosten der Kassen bezeichnet. Es folgen die Alterung und die Ineffizienz des Gesundheitssystems. Pauschal gesprochen folgen die Krankenversicherer und die Pharmaindustrie.

7 | Haltung zu Massnahmen zur Kostensenkung

Könnte man seine individuellen Kosten senken, würden 58 Prozent er­wägen, auf die Therapiefreiheit zu verzichten. Der Wert ist so hoch wie noch nie; faktisch nimmt die diesbezügliche Zustimmung seit 2004 zu. (Grafik 7)

In  % Stimmberechtigter («auf jeden Fall» und «je nach Höhe Kostensenkung»)

Genau die Hälfte würde es sich auch überlegen, Einschränkungen bei der Freiheit zur Wahl von Spital oder Arzt hinzunehmen. Auch hier handelt es sich um Topwerte in un­serer seit 2002 dauernden konstanten Datenerhebung. Demgegenüber können wir festhalten, dass Einschränkungen bei neuen Medi­ kamenten und im Leistungskatalog für grosse Mehrheiten der Stimmbürger/in­nen nicht verhandelbar sind. Bilanz KVG In der Gesamtbilanz wird das KVG unverändert mehrheitlich positiv beurteilt. Die Zustimmung schwankt jedoch seit dem Höhepunkt 2008 in Abhängigkeit der Ereignisse. Aktuell verzeichnen wir einen Wert von 55 Prozent positiven Beurteilungen bei einer negativen Beurteilung, die bei 35 Prozent liegt. (Grafik 8) Bei allen Parteiwählerschaften ergibt sich eine Zustimmungsmehrheit. In der Romandie sind positive Antworten am seltensten, in der italienischsprachigen Schweiz am häufigsten.

«Welche der folgenden Massnahmen wären Sie selbst bereit, für sich in Kauf zu nehmen, wenn dadurch die Kosten im Gesundheitswesen sinken würden? Sagen Sie mir bitte jeweils, ob Sie auf jeden Fall bereit wären, ob Sie dazu bereit wären, je nachdem wie hoch die Kostensenkung wäre, oder ob Sie auf keinen Fall dazu bereit wären.»

60 50 40 30 20

2002

2003

2004

2005

2006

2007

n  Keine Therapiefreiheit n  Keine freie Spitalwahl n  Keine freie Arztwahl

2008

2009

2010

2011

n  Kürzung Leistungskatalog n  Eingeschränkter Zugang zu neuen Medikamenten oder Behandlungsformen

Quelle: gfs.bern, Gesundheitsmonitor 2011 (N = ab 2003 jeweils ca. 1200, vorher ca. 1000)

8 | Bilanz KVG «Wenn Sie einmal Bilanz ziehen zum Stand des Gesundheitswesens nach 15 Jahren KVG, ist Ihr Eindruck vom Gesundheitswesen in der Schweiz …?» In  % Stimmberechtigter 100 75

Zudem ist die Zufriedenheit in den grossen Städten höher, was auch bei älteren Menschen vermehrt der Fall ist. Junge Bürger/-innen und Landbewohner/-innen beklagen sich dagegen häufiger.

kann sich n 50

25 0

2003

2005

2007

n  Sehr negativ n  Kann sich nicht mehr n  Eher negativ erinnern / keine Antwort

2009

2011

n  Eher positiv n  Sehr positiv

Quelle: gfs.bern, Gesundheitsmonitor 2011 (N = jeweils ca. 1200)

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Das Wichtigste in Kürze zum Gesundheitsmonitor 2011

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Letztlich ist man auch mit dem Leistungskatalog in der Grundversicherung ein­ verstanden. Unveränderte 68 Prozent halten diesen auf dem jetzigen Stand für richtig. 20 Prozent möchten ihn generell ausweiten, 5 Prozent ganz allgemein verringern. Die Verhältnisse hier sind seit 2008 stabil. (Grafik 9)

9 | Selbst bezahlte Leistungen/Krankenkassenleistungen «Ich nenne Ihnen im Folgenden ein paar Situationen, wo Leistungen in der Grundversicherung vergütet werden können, Sagen Sie mir bei jeder, wann Ihrer Ansicht nach der Betroffene selbst die Leistungen bezahlen sollte und wann Sie der Ansicht sind, dass die Kassen dies tun sollten.» In  % Stimmberechtigter (mehrheitlich für Kassenzahlung)

Mehr Kostenabwälzungen auf Verursacher erwartet man namentlich bei Schä­ den durch Rauchen und Alkohol. Sehr unsicher sind sich die Befragten, ob das auch bei Übergewicht, Stress und Drogen der Fall sein soll. Abgelehnt wird dies bei Behinderungen, bei Aids und psychischen Beschwerden genauso wie bei den bereits erwähnten seltenen Krankheiten.

100 80 60 40 20

1997 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

n  Behinderung Familienangehöriger n  Psychische Beschwerden n  Erkrankung an Aids n  Seltene Krankheiten

n  Vorbeugen von gesundheitlichen Schäden n  Beschwerden durch Stress n  Ärztlich verordnete Heroinabgabe

«Ich nenne Ihnen im Folgenden ein paar Situationen, wo Leistungen in der Grundversicherung vergütet werden können. Sagen Sie mir bei jeder, wann Ihrer Ansicht nach der Betroffene selbst die Leistungen bezahlen sollte und wann Sie der Ansicht sind, dass die Kassen dies tun sollten.» In  % Stimmberechtigter (minderheitlich für Kassenzahlung) 60 50 40 30 20 10

1997 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

n  Abhängigkeit von Drogen n  Ungewollte Kinderlosigkeit n  Gewichtsbedingte Beschwerden

n  Schäden durch Rauchen oder Alkohol n  Pille zur Schwangerschaftsverhütung

Quelle: gfs.bern, Gesundheitsmonitor 2011 (N = ab 2003 jeweils ca. 1200, vorher ca. 1000)

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Das Wichtigste in Kürze zum Gesundheitsmonitor 2011

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Zentrale Werte des Gesundheitswesens Die zentralen Werte des Gesundheitswesens sind unverändert die Qualität, die freie Wahl, die Menge und der Markt. Mehrheitlich geteilt werden der Födera­ lismus, die breite Leistungsabdeckung in der Grundversicherung und die Ge­ meinschaftsorientierung. Was den wichtigsten Wert – die Qualität – betrifft, können wir festhalten, dass sie im schweizerischen Gesundheitswesen für praktisch unveränderte drei Viertel gegeben ist. (Grafik 10) Die wichtigste Veränderung gegenüber dem Vorjahr ergibt sich bei der Leistungs­ abdeckung in der Grundversicherung. Erstmals seit Längerem sind die Mehrhei­ ten wieder klar zugunsten einer weitgehenden Gewährung von Leistungen. Das kann so interpretiert werden, dass man die Verlagerung von der Grund- in die Zusatzversicherungen bemerkt und sich mit der Wertung dagegen wehrt. Ende 2010, Anfang 2011 spielte die Übernahme der Kosten für Brillen hierbei eine wesentliche Rolle. Ob damit ein mittelfristig anhaltender, neuer Trend gesetzt wird, muss vorerst offen bleiben. (Grafik 11) Dafür spricht auch, dass der wichtigste Ausschlag im letzten Jahr nicht von Dauer war. Damals nahm die Gemeinschaftsverantwortung erheblich zu, was in der diesjährigen Messung fast ganz verschwunden ist. Die zweite Veränderung betrifft die freie Wahl im Gesundheitswesen. Prinzipiell betrachtet wird sie weiterhin gutgeheissen. Die Deutlichkeit der Zustimmung nimmt indessen kontinuierlich ab. So waren 2007 noch 50 Prozent unserer damaligen Befragten voll und ganz für die freie Arztwahl, währenddem der ge­ genwärtige Anteil auf der Maximalposition noch bei 21 Prozent liegt. Das spricht dafür, dass in dieser Frage ein leises Umdenken stattfindet. Hier handelt es sich eindeutig nicht um einen Ausschlag in einer Befragungswelle, sondern um einen Trend über mehrere Erhebungen hinweg. (Grafik 12)

10 | Qualität Gesundheitswesen «Wie schätzen Sie ganz allgemein die Qualität des schweizerischen Gesundheitswesens ein? Glauben Sie, es ist qualitativ sehr gut, gut, eher gut, eher schlecht, schlecht oder sehr schlecht?» In  % Stimmberechtigter 100 75

50

25 0

2004

n  Weiss nicht n  Sehr schlecht

2007 n  Schlecht n  Eher schlecht

2009

2011

n  Eher gut n  Gut

n  Sehr gut

Quelle: gfs.bern, Gesundheitsmonitor 2011 (N = jeweils ca. 1200)

11 | Wunschvorstellung Gesundheitswesen in der Schweiz «Bitte sagen Sie mir, was für ein Gesundheitswesen Sie sich in der Schweiz wünschen. Wenn Sie mit dem ersten Teil der Vorgabe übereinstimmen, wählen Sie die Zahl ‹1› oder eine Zahl nahe bei ‹1›. Wenn Sie mit dem zweiten Teil der Vorgabe übereinstimmen, wählen Sie die Zahl ‹6› oder eine Zahl nahe bei ‹6›.» «Möchten Sie ein Gesundheitswesen in der Schweiz, wo die Grundversicherung vor allem Risiken, welche die finanzielle Leistungsfähigkeit des Versicherten (schwere Krankheit, lange Behandlung) übersteigen, abdeckt, oder eines, wo die Grund­versicherung für sämtliche Leistungen/Auslagen aufkommt?» In  % Stimmberechtigter 100 75

50

25 0 2005

2007

n 6, deckt sämtliche n  5 n  4 Leistungen

2009 n  Weder noch

n  3

2011 n  2

n  1, deckt Risiken

Quelle: gfs.bern, Gesundheitsmonitor 2011 (N = jeweils ca. 1200)

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Das Wichtigste in Kürze zum Gesundheitsmonitor 2011

Das Wichtigste in Kürze zum Gesundheitsmonitor 2011

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infosantésuisse : dossier sondage santé 2/2011 26

12 | Wunschvorstellung Gesundheitswesen in der Schweiz

13 | Trend Verteilung der Finanzen

«Bitte sagen Sie mir, was für ein Gesundheitswesen Sie sich in der Schweiz wünschen. Wenn Sie mit dem ersten Teil der Vorgabe übereinstimmen, wählen Sie die Zahl ‹1› oder eine Zahl nahe bei ‹1›. Wenn Sie mit dem zweiten Teil der Vorgabe übereinstimmen, wählen Sie die Zahl ‹6› oder eine Zahl nahe bei ‹6›.»

«Nehmen wir an, Sie könnten im Gesundheitswesen selbst über die Verteilung der Finanzen entscheiden. Wo würden Sie weniger, wo etwa gleich viel wie heute, wo mehr einsetzen?»

«Möchten Sie ein Gesundheitswesen in der Schweiz, in dem die Patienten frei wählen können, bei welchem Arzt oder in welchem Spital sie sich behandeln lassen, oder eines, bei dem die Krankenkassen die Arzt- oder Spitalwahl vorentscheiden?»

40

In  % Stimmberechtigter

30

100

Mehr einsetzen

In  % Stimmberechtigter 50

vorgegebene 20Arztwahl 5

75

10

4

1997 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

n  Naturheilärzte/-ärztinnen weder noch n  Spitex n  Medikamentenforschung 3

50

25

n  Öffentliche Spitäler n  Intensivmedizin

2

0 2003

2005

n  6, vorgegebene Arztwahl

n  5

2007 n  4

2009

n  Weder noch

n  3

n  2

2011

n  1, freie Arztwahl

Quelle: gfs.bern, Gesundheitsmonitor 2011 (N = jeweils ca. 1200)

Weniger einsetzen

In  % Stimmberechtigter freie Arztwahl 80 70 60 50 40 30

Kosten des Gesundheitswesens Könnten unsere Befragten die finanziellen Mittel im Gesundheitswesen selbst steuern und müssten dabei die Ausgaben stabil halten, würden sie bei der Spi­ tex ausbauen; 24 Prozent der Stimmberechtigten würden dort ansetzen. 21 Prozent würden die Naturheilmedizin fördern. In beiden Fällen gilt jedoch, dass die Anteile rasch zurückgehen. Das gilt auch für die öffentlichen Spitäler, bei denen 2008 der grösste Anteil mehr Mittel eingesetzt hätte. Deutlich mehr sparen würde man bei der Verwaltung der Krankenversicherer. 68 Prozent der Befragten würden dort ansetzen – ein Spitzenwert. Mit 38 Prozent folgen die Privatspitäler. (Grafik 13)

20

Das Wichtigste in Kürze zum Gesundheitsmonitor 2011

20 10

1997 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

n  Verwaltung Krankenkassen n  Privatspitäler n  Spezialärzte und -ärztinnen n  Apotheken

n  Allgemeinärzte und -ärztinnen n  Medikamente n  Leistungsangebot Krankenkassen

Quelle: gfs.bern, Gesundheitsmonitor 2011 (N = ab 2003 jeweils ca.1200, vorher ca. 1000)

Das Wichtigste in Kürze zum Gesundheitsmonitor 2011

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infosantésuisse : dossier sondage santé 2/2011 27

Praktisch unveränderte 82 Prozent rechnen mit weiterhin steigenden Kosten im Gesundheitswesen. Wer von sinkenden Kosten spricht, trifft für 49 Prozent der Befragten das unwahrscheinlichste Szenario.

14 | Bezug Medikamente «Was kommt für Sie infrage und was nicht, wenn Sie Medikamente beziehen müssten, die Ihnen der Arzt verschrieben hat? Wie ist das beim Bezug der Medikamente über …?» In  % Stimmberechtigter («kommt infrage»)

Kostendämpfung erwartet man ebenfalls unverändert in erster Linie vom Bund, erst dann von den Kassen. Die Kantone werden ebenfalls unverändert nicht als Kostenkontrolleure gesehen. Unverändert als zu hoch werden die Medikamentenpreise in der Schweiz beur­ teilt. 81 Prozent teilen diese Auffassung; 17 Prozent bezeichnen sie als zu tief. 69 Prozent befürworten es deshalb, dass man Verhandlungen der Krankenkas­ sen mit den Medikamentenherstellern zulässt. Der Anteil nimmt seit 2005 kon­ stant zu und ist seit 2010 eindeutig mehrheitlich. 73 Prozent schliessen Generika für sich nicht aus; seit 2009 ist der Wert kon­ stant. Die überwiegende Mehrheit will Medikamente über Apotheken, Ärzte und Ärz­ tinnen oder Drogerien beziehen. Die Anteile sind konstant, obwohl neue Distri­ butionskanäle hinzugekommen sind. Das Potenzial für Internet bleibt bei einem Viertel der Befragten; es konkurrenziert eher die normalen Einkaufslä­den als Bezugsquelle. (Grafik 14)

100 80 60 40 20 0

2001

n  Apotheken n  Arzt/Ärztin

2002

2003

2004

2005

2006

2007

n  Drogerien n  Postversand

2008

2009

2010

2011

n  Internet n  Normale Einkaufsläden

Quelle: gfs.bern, Gesundheitsmonitor 2011 (N = ab 2003 jeweils ca. 1200, vorher ca. 1000)

Wirklich verdienen sollten am Medikamentenverkauf die Hersteller, Grossisten und Apotheken. Vor allem zu den ersten beiden Leistungserbringern ist die Zustimmung seit 2007/2009 wachsend. Bei den Ärzten/-innen gehen die Mei­nun­ gen stark polarisiert auseinander; die Meinungen haben sich seit 2009 kaum mehr verbessert, nicht zuletzt weil sie als potenzielle Kostentreiber kritisiert werden. Damit geht einher, dass für 82 Prozent der Medikamenteneinkauf in der Schweiz erfolgen soll. Der Anteil ist seit 2007 konstant steigend.

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Das Wichtigste in Kürze zum Gesundheitsmonitor 2011

Das Wichtigste in Kürze zum Gesundheitsmonitor 2011

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infosantésuisse : dossier sondage santé 2/2011 28

Akteure im Gesundheitswesen Die Ärztinnen und Ärzte sind aus Sicht der Bürger/-innen die kompetentesten Ak­teure im Gesundheitswesen. Ihren Platz 2 hinter den Apotheken haben sie gegen­über 2010 wieder zugunsten des Spitzenplatzes eingetauscht. Dahinter liegen die Apotheken, gefolgt von der Pharmabranche, praktisch gleichauf mit den Krankenkassen, den Bundesämtern und dem Bundesrat. Sowohl im Kurzwie auch im Langzeitvergleich haben alle Akteure zulegen können. (Grafik 15) Unverändert zuunterst sehen sich nämlich die Bürger/-innen selbst, nur wenig hinter den Gesundheitspolitikern/-innen.

15 | Kompetenz Akteure Gesundheitswesen «Sagen Sie mir anhand dieser Skala, wie hoch Sie in Fragen des Gesundheitswesens die Kompetenz bei den nachfolgenden Organisationen einschätzen. ‹0› bedeutet ‹keine Kompetenz›, ‹10› bedeutet ‹hohe Kompetenz›. Mit den Werten dazwischen können Sie Ihre Meinung abstufen. Wenn Sie eine der folgenden Organisationen nicht kennen, sagen Sie mir das bitte.» (Mittelwerte) 8 7 6

Wenn es dagegen um soziale Verantwortung geht, schneidet die Pharma einiges schlechter ab, derweil die Patientenorganisationen, teilweise auch der Bundesrat deutlich besser rangiert werden. Die Imagekrise, ausgelöst durch den grossen Krach am runden Tisch, zeigte 2010 Wirkung, zwischenzeitlich ist diese wieder verschwunden.

5 4

1997 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

n  Ärzte/Ärztinnen n  Apotheker/-innen

n  Pharmaindustrie n Krankenkassen

n  Bundesrat n  Bundesämter

(Mittelwerte) 8 7 6 5 4

1997 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

n  Wissenschafter/-innen n  Konsumentenorganisationen n  Patientenorganisationen

n  Gesundheitspolitiker/-innen n  Leute wie Sie und ich

Quelle: gfs.bern, Gesundheitsmonitor 2011 (N = ab 2003 jeweils ca. 1200, vorher ca. 1000)

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Das Wichtigste in Kürze zum Gesundheitsmonitor 2011

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infosantésuisse : dossier sondage santé 2/2011 29

Die Pharmabranche im Urteil der Bürger/-innen 85 Prozent der Befragten halten die Pharmabranche für sehr oder ziemlich be­ deutend, wenn es um den Einfluss auf die Wirtschaftskraft der Schweiz geht. Sie liegt damit noch vor den Banken an erster Stelle in der Wahrnehmung. Auch im Zeitvergleich handelt es sich um einen Spitzenwert. Einzig 2008 war der Messwert vergleichbar. Damit kann die zentrale Bedeutung der chemisch-pharmazeutischen Branche in unserem Lande ökonomisch begründet werden. (Grafik 16) Das spiegelt sich auch in den einzelnen Aussagen wieder. 95 Prozent halten die Pharma für eine wichtige Arbeitgeberin. Für 94 Prozent ist sie ein zentraler Motor der Wirtschaft. Das rechtfertigt für 88 Prozent grosse Gewinne, wenn sie in die Forschung gesteckt werden. Für 74 Prozent hat die Branche einen guten, professionellen Ruf im Ausland. 67 Prozent sehen die Pharma dennoch an der Schweiz interessiert und 62 Prozent halten die Information der Branche und ihrer Firmen für transparent. Im kurzfristigen Zeitvergleich hat vor allem das wahrgenommene Interesse an der Schweiz zugenommen, während der gute Ruf und die Informationstranspa­renz leicht geringer geworden sind. (Grafik 17) Die hohe legitimierende Wirkung der Forschung für die Pharmabranche leitet sich zunächst aus den Vorteilen für die Qualität des Gesundheitswesens (95%) und die Lebensqualität in der Schweiz ab (91%). Hinzu kommt, dass neue Me­ dikamente im Urteil der Bürger/-innen die Heilung im Bedarfsfall beschleunigen kön­nen (85%). Zeitlich gesehen ändert sich daran fast nichts, derweil die Hoffnun­ gen, so auch die Kosten senken zu können, seit 2008 erheblich erodieren (ge­ gen­wärtig noch 51%).

16 | Bedeutung der chemisch-pharmazeutischen Industrie «Wie stark ist Ihrer Meinung nach der Einfluss der chemisch-pharmazeutischen Industrie auf die Wirtschaftskraft der Schweiz als Standort? Ist er sehr bedeutend, ziemlich bedeutend, es geht so, unbedeutend oder ganz unbedeutend?»

In  % Stimmberechtigter

100 75

50

25 0 1999

2001

2003

n  Weiss nicht / keine Antwort n  Ganz unbedeutend

2005

2007

2009

2011

n  Ziemlich bedeutend n  Sehr bedeutend

n Unbedeutend n  Es geht so

Quelle: gfs.bern, Gesundheitsmonitor 2011 (N = ab 2003 jeweils ca. 1200, vorher ca. 1000)

17 | Aussagen zur Pharmaindustrie «Hier sind einige allgemeine Aussagen zur Pharmaindustrie in der Schweiz. Sagen Sie mir bitte zu jeder Aussage, wie stark sie aufgrund von dem, was Sie wissen, für die Pharmaindustrie zutrifft.» In  % Stimmberechtigter (voll und eher zutreffend) 100 90 80 70

Das zeigt sich nicht zuletzt am Beispiel der Krebsforschung. 35 Prozent kritisie­ ren sie als Verteuerung des Gesundheitswesens. 85 Prozent finden aber, sie solle allen Menschen in der Schweiz in gleichem Masse zugänglich sein. Zwar verän­ dern sich die Werte über die Zeit, doch bleiben die Mehrheiten konstant die gleichen.

60 50 40 30 20

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

n  Die Pharmaindustrie ist eine wichtige Arbeitgeberin in der Schweiz. n  Die Pharmaindustrie ist über den Export ein Motor der schweizerischen Wirtschaft. n  Die Pharmaindustrie in der Schweiz geniesst einen guten professionellen Ruf im Ausland. n  Grosse Gewinne der Pharmaindustrie sind nötig, um die Forschung zu finanzieren. n  Die Pharmaindustrie interessiert sich für den Standort Schweiz. n  Die Pharmaindustrie in der Schweiz informiert transparent über die Tätigkeiten. Quelle: gfs.bern, Gesundheitsmonitor 2011 (N = ab 2003 jeweils ca. 1200, vorher ca. 1000)

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Das Wichtigste in Kürze zum Gesundheitsmonitor 2011

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Die Datenbasis der aktuellen Befragungswelle Die Ergebnisse der Befragung zum Gesundheitsmonitor 2011 basieren auf einer repräsentativen Befragung von 1200 Stimmberechtigten aus der ganzen Schweiz, welche gfs.bern im Auftrag von Interpharma durchgeführt hat. Die Befragung wurde zwischen dem 18. April und 9. Mai 2011 mittels persönlicher Face-toFace-Interviews realisiert. Der jeweilige statistische Fehler für die Stichprobengrösse bei den ausgewiesenen Gruppen beträgt: Tabelle 1

Stichprobenfehler Ausgewählte statistische Stichprobenfehler nach Stichprobengrösse und Basisverteilung Stichprobengrösse

Fehlerquote Basisverteilung 50% zu 50%

Fehlerquote Basisverteilung 20% zu 80%

N= 1200

± 2.9 Prozentpunkte

± 2.3 Prozentpunkte

N= 1000

± 3.2 Prozentpunkte

± 2.5 Prozentpunkte

N= 100

± 10.0 Prozentpunkte

± 8.1 Prozentpunkte

N=

± 14.0 Prozentpunkte

± 11.5 Prozentpunkte

50

Lesebeispiel: Bei rund 1200 Befragten und einem ausgewiesenen Wert von 50 Prozent liegt der effektive Wert zwischen 50 Prozent ± 2.9 Prozentpunkte, bei einem Basiswert von 20 Prozent zwischen 20 Prozent ± 2.3 Prozentpunkte.

Das Team von gfs.bern Claude Longchamp Verwaltungsratspräsident und Vorsitzender der Geschäfts­leitung gfs.bern, Verwaltungsrat gfs-bd, Politikwissenschafter und Historiker, Lehrbeauftragter der Universitäten Bern, Zürich und St. Gallen und an der Zürcher Hochschule Winterthur Schwerpunkte: Abstimmungen, Wahlen, Parteien, politische Kultur, politische Kommunikation, Lobbying, öffentliche Meinung, Rassismus, Gesundheits- und Finanzpolitik. Zahlreiche Publikationen in Buchform, in Sammelbänden, wissenschaftlichen Zeitschriften Urs Bieri Seniorprojektleiter, Mitglied der Geschäftsleitung, Politikwissenschafter Schwerpunkte: Themen- und Issue-Monitoring, Risikotechnologien, kantonale/städtische Abstimmungen, Kampagnenvor­ bereitung und -begleitung, Feldaufträge, Prospektivmethoden, Qualitativmethoden. Publikationen in Sammel­bänden, Fachmagazinen, Tagespresse und auf Internet Stefan Agosti Projektleiter, Politikwissenschafter Schwerpunkte: Analyse politischer Themen und Issues, Ad-hoc-Studien, Qualitativmethoden, Gesellschaftsthemen, E-Government, eHealth, Abstimmungen und Wahlen

Stephan Tschöpe wissenschaftlicher Mitarbeiter, Politikwissenschafter Schwerpunkte: Komplexe Datenanalytik, EDV- und Befragungsprogrammierungen, Hochrechnungen, Parteien­barometer, Visualisierung

Silvia-Maria Ratelband-Pally Administration Schwerpunkte: Desktop-Publishing, Visualisierungen, Projektadministration, Vortragsadministration

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Das Wichtigste in Kürze zum Gesundheitsmonitor 2011


infosantĂŠsuisse : dossier sondage santĂŠ 2/2011 31

Interpharma Petersgraben 35, Postfach CH-4003 Basel Telefon +41 (0)61 264 34 00 Telefax +41 (0)61 264 34 01 info@interpharma.ch www.interpharma.ch


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