infosantésuisse Nr. 12/2005 deutsch

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infosantésuisse Magazin der Schweizer Krankenversicherer Nr. 12, Dezember 2005

Im Gespräch: Doris Leuthard, Präsidentin der CVP Schweiz Seite 12

Im Gespräch: Fulvio Pelli, Präsident der FDP Schweiz Seite 14

IM VISIER:

Die Gemeinden im Gesundheitswesen


INHALT

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SCHWERPUNKT 4 6 8 10

Kommunale Gesundheitspolitik im Wandel Spitex: Ein Blick hinter die Kulissen Im Gespräch: Dr. med. Susanne Stronski-Huwiler, Leiterin des Schulärztlichen Dienstes der Stadt Zürich Drei Fragen an: Patrick Roth, Leiter «Lebensqualität in Gemeinden» bei Radix

TARMED 11 Flächendeckender elektronischer Datenaustausch ab 2006

GESUNDHEITSWESEN 2 1 14 16 17

Spitex: Ein Blick hinter die Kulissen

Seite 6

Im Gespräch: Doris Leuthard, Präsidentin der CVP Schweiz Im Gespräch: Fulvio Pelli, Präsident der FDP Schweiz Freiburg plant kantonales Spitalnetz Wenn die Wahrheit in eine dicke Rauchwolke gehüllt ist

KRANKENVERSICHERUNG 8 1 19 20 22

Medikamenten-Hintparade: Kein Generikum unter den Top 30 Kalter Krieg um die KUVG-Revision 1964 Sind immer die anderen schuld? Aktualitätenseminar 2005 der Schulungsstelle Westschweiz Buchtipp: Beobachter-Ratgeber zur Krankenversicherung

SERVICE 3 2 23 23 24 24 24 24 25 25

News aus aller Welt Obsan-Studie: Arbeit und Gesundheit Bekommt die Schweiz einen Chiropraktik-Lehrstuhl? Kindertag 2005 bei santésuisse Neuer Ombudsman der sozialen Krankenversicherung Erscheinungsdaten infosantésuisse 2006 Neue Inseratepreise 2006 Veranstaltungskalender

Schulärztlicher Dienst der Stadt Zürich: Komplexe Probleme – komplexes Aufgabengebiet Seite 8

Medikamenten-Hitparade: Kein Generikum unter den Top 30 Seite 18

Nr. 12, Dezember 2005 Erscheint zehnmal jährlich

Layout: Henriette Lux

Abonnementspreis: Fr. 69.− pro Jahr, Einzelnummer Fr. 10.−

Anzeigenverwaltung: Alle Inserate − auch Stelleninserate − sind zu richten an: «infosantésuisse», Römerstrasse 20, Postfach, 4502 Solothurn

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Verantwortliche Redaktion: Peter Kraft, Abteilung Politik und Kommunikation, Postfach, 4502 Solothurn, Tel. 032 625 42 83, Fax 032 625 42 70

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Titelbild: Heiner Grieder, Langenbruck ISSN 1660-7228


EDITORIAL

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Die Gemeinden im Gesundheitswesen

H Beat Ochsner Verwaltungsrat santésuisse

igh tech – high touch» ist eine Devise, die sich moderne Unternehmen gerne auf die Fahne schreiben. Sie bringen damit zum Ausdruck, dass sie einerseits führend sind beim Einsatz moderner Technologie, dass sie anderseits punkto Kontakt mit den Kunden auf die Karte «persönliche Betreuung» setzen. Diese Devise macht auch Sinn in einem modernen, zukunftsgerichteten Gesundheitswesen. Bekanntlich verfügt die Schweiz über eines der besten Gesundheitssysteme, das für alle einen sehr einfachen Zugang zu einer ärztlichen Versorgung auf höchstem Niveau gewährleistet. Diese Qualität kostet. Der Preis hat inzwischen eine Höhe erreicht, die es erfordert, sämtliche Stabilisierungsmöglichkeiten auszuschöpfen. «high tech» macht also nicht nur auf dem Gebiet der Spitzenmedizin Sinn. Moderne Technologie drängt sich genauso auf, um die grosse Zahl an Kostengutsprachen, Zahlungen und Abrechnungen möglichst effizient zu bewältigen. Hier sind Spitäler, Versicherer, Ärzte, aber auch Spitexorganisationen in den Gemeinden gefordert. Beim Gegenpol «high touch» kommt den Gemeinden eine wichtige Bedeutung zu, die leider oft zu wenig Beachtung findet. Zuwendung durch vertraute Bezugspersonen, am besten in der eigenen Wohnung, ist für eine schnelle Genesung förderlich. Eine Berücksichtigung dezentraler ambulanter Elemente in der medizinischen Behandlungskette ist auch aus volkswirtschaftlicher Sicht effizient. Die Alterspolitik vieler Kantone basiert auf dieser Erkenntnis und fördert ein möglichst langes, allenfalls durch Spitex unterstütztes Verbleiben zuhause oder in der eigenen Gemeinde.

«high-touch»-Wertschöpfung im Gesundheitsbereich geht jedoch weit über die Fragen «wie werde ich wieder gesund» und «wie werde ich würdig alt» hinaus. Die munizipalen Dienstleistungen und Strukturen sind massgebend beteiligt auf dem Gebiet der Gesundheitsförderung und der Prävention. Schwimmbäder oder Turnhallen tragen massgeblich dazu bei, dass unsere Bevölkerung sich gesund entfalten kann. Auf den Sozialstrukturen der Gemeinden wurzelt die ganze Freiwilligenarbeit. Während 44 Millionen Stunden monatlich engagieren sich Männer und Frauen in Vereinen, Hilfsorganisationen und Kirchgemeinden. Dies entspricht einem Wert von 19,4 Milliarden Franken pro Jahr. Die Frage sei deshalb erlaubt: Warum fördern wir nicht mehr die unentgeltliche Solidarität der Freiwilligenarbeit und entlasten die Gesundheitsausgaben andernorts? Wir hätten so dank «high touch» mehr Geld für «high tech» – dort, wo es Sinn macht.


SCHWERPUNKT

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Der Schweizerische Gemeindeverband über die Rolle der Gemeinden im Gesundheitswesen

Kommunale Gesundheitspolitik im Wandel Erhöhtes Arbeitstempo in einer veränderten Umwelt, Leistungsdruck in Schule und Ausbildung, Überalterung der Bevölkerung sowie überforderte Eltern und Kinder sind nur einige der Ursachen, die zu Krankheit in der Bevölkerung führen können. Diese gesellschaftlichen Probleme sind dort am stärksten zu spüren, wo die Menschen leben – in der Gemeinde oder Stadt. Die kommunale Gesundheitspolitik steht deshalb vor neuen Herausforderungen.

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er Schweizerische Gemeindeverband hat zum Zweck, einerseits die Sachkompetenz, die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit seiner Mitglieder zu fördern, anderseits die Interessen der Gemeinden und Städte auf Bundesebene einzubringen. Setzte er sich in seinen Anfangsjahren neben finanziellen Themen hauptsächlich mit Planungs-, Bau-, Verkehrs- und Entsorgungsfragen auseinander, so haben seit den 80er-Jahren soziale und gesundheitliche Fragen für die Kommunalbehörden an Bedeutung gewonnen. Dementsprechend haben sich der Informations- und Beratungsbedarf und damit auch das politische Engagement des Verbandes gewandelt.

Breites Angebot an kommunalen Gesundheitsdiensten Die medizinische Grundversorgung in der Schweiz ist gut ausgebaut. Einwohnerinnen und Einwohner können bei Bedarf auf eine breite Palette von ambulanten und stationären Leistungen zählen. Für diese Grundversorgung sind in der Regel die Kantone zuständig. Zusätzlich haben auch Gemeinden und Städte in den letzten Jahren ein breites, differenziertes Angebot an Hilfestellung und Betreuung, an angepasstem Wohnraum und Transportmöglichkeiten bereitgestellt. Im Dorf, im Quartier, wird die Not einer immer kränker werdenden Gesellschaft zuerst sichtbar: Ein erhöhtes Arbeitstempo in einer veränderten Umwelt,

der Leistungsdruck in Schule und Ausbildung, eine immer älter werdende Bevölkerung sowie überforderte Eltern und Kinder tragen dazu bei, dass Suchtkrankheiten, körperliche und psychische Erkrankungen sowie Behinderungen zunehmen. Es sind kranke Kinder, Jugendliche in schwierigen Situationen, Frauen und Männer über 80 Jahre, psychosomatisch Kranke, aber auch Personen mit einer Behinderung, die zusätzlich zu den medizinischen Leistungen auf Hilfsangebote angewiesen sind, wenn die sozialen Netze – Familie, Nachbarschaft, Freunde – nicht mehr funktionieren. Einen Teil dieser Leistungen stellen die Gemeinden bereit.

Gemeinde als subsidiäre Kostenträgerin Die Gemeinde ist aber auch Anlaufstelle für all jene, die im Krankheitsfall in finanzielle Schwierigkeiten geraten, weil beispielsweise Kranken-, Unfall- und Invalidenversicherung nicht alle Kosten decken. Oft sind Familien bereits bei einer Zahnsanierung eines Kindes auf Unterstützung angewiesen, weil im Familienbudget kein Platz für ausserordentliche Ausgaben ist. Umso mehr müssen betagte Personen bei einem Heimpflegeaufenthalt auf die Sozialhilfe der Gemeinde zurückgreifen. Die Gemeinde muss zusätzlich zu ihren Dienstleistungen im Gesundheitsbereich zunehmend Aufwendungen übernehmen, weil die vorgelagerten Sozial-

versicherungssysteme nicht kostendeckend sind.

Anstieg der Gesundheitskosten in den Gemeinden In den Gemeinden haben die Kosten für den Gesundheitsbereich in den letzten Jahren stetig zugenommen, obwohl diese Kosten nicht immer auf den ersten Blick aus der Gemeinderechnung ersichtlich sind. Sie können beispielsweise unter der Sozialhilferechung oder unter den Beiträgen an Organisationen und an den Kanton für IV, AHV oder Krankenkasse aufgeführt sein. Alle Gesundheitskosten in der Gemeinderechnung zusammen weisen in der Regel eine ähnlich steile Entwicklung wie diejenige der Sozialhilfekosten auf. Es ist nicht anzunehmen, dass sich diese Entwicklung unter Berücksichtigung heutiger Rahmenbedingungen ändern wird. Der Anteil der älteren Bevölkerung wird zunehmen. Gleichzeitig wird das Krankheitsrisiko steigen. In einer sich rasch ändernden Umwelt mit einer grossen Mobili-


SCHWERPUNKT infosantésuisse  12 / 05

Foto: Heiner Grieder

Neue Zeiten – neue Herausforderungen für die kommunale Gesundheitspolitik. (Bild: Langenbruck BL)

tät wird die Anfälligkeit für allerlei Krankheiten wachsen. Zudem ist die Anspruchshaltung der Bevölkerung sehr gross. Hinzu kommt, dass Bund und Kantone in den letzten Jahren ihre Finanzhaushalte saniert haben. In diesem Zusammenhang fanden zum Teil Kostenverschiebungen von Bund und Kanton auf die Gemeinde statt.

Der Verband als Partner der Gemeinden Heute stellt sich auf allen drei staatlichen Ebenen die Frage, wie die Kosten im Gesundheitsbereich gesenkt werden können. Der Gemeindeverband setzt sich auf Bundesebene dafür ein, dass diese Kosten zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden einerseits und Krankenkassen, Leistungsempfängerinnen und -empfängern anderseits nach dem Prinzip des fairen Ausgleichs verteilt werden. Für eine Politik des fairen Interessensausgleichs setzt sich der Verband auch gegenüber seinen Mitgliedern ein. Denn die verschiedenen Typen von Gemeinden – kleine, grosse,

ländliche, städtische, aus vier Sprachregionen – verfügen über eine unterschiedliche Finanzkraft. Dies zwingt den Verband, sich für jene Lösungen einzusetzen, die auf eine gleichmässige Verteilung der Kosten zielen. Das schweizerische Gesundheitssystem beruht auf technisch hoch entwickelten Einrichtungen zur Diagnose und Behandlung von Krankheiten. Eine kostengünstige Basisgesundheit ist weniger gefragt. Deshalb spricht man heute von Hausärztinnen und -ärzten als «aussterbende Spezies». Es liegt in der Natur der Sache, dass die Bevölkerung auf die teureren Angebote zurückgreift, will sie doch einen Gegenwert für die immer höheren Krankenkassenprämien haben. Gesundheitsleistungen sind zum Konsumgut geworden. Die Frage nach deren Nachhaltigkeit hat keine grosse Kultur. Eine Philosophie des «weniger ist oft mehr» ist kaum vorhanden. Hingegen sind in letzter Zeit in einigen Gemeinden Gruppen entstanden, die sich aus Hausärzten, Spitalfachleuten und Einwoh-

nerschaft zusammensetzen. Gemeinsam diskutieren sie über Gesundheitsprobleme und entwickeln Strategien und Massnahmen zur Gesundheitsförderung. Als Nebeneffekt lernen die Personen, dass die Verantwortung für ihre Gesundheit bei ihnen selbst liegt. Bis heute werden nur einige Prozente des schweizerischen Gesundheitsbudgets für Präventionsmassnahmen investiert. Eine vernetzte Gesundheitsförderung und -erziehung für Kinder und Jugendliche in Kooperation mit den Kantonen könnte dazu beitragen, dass der Einzelne mehr Verantwortung für die eigene Gesundheit übernimmt. Denn es ist oft erschreckend, wie wenig Kinder und Jugendliche über Gesundheitsrisiken wie Essstörungen, Risikosportarten oder den Konsum von Zigaretten, Alkohol- und Cannabisprodukten wissen. Aber auch entsprechende Bildungsveranstaltungen für Erwachsene könnten Verhaltensänderungen bewirken. Viele Gemeinden und Städte haben angefangen, im Bereich der Prävention Aktivitäten anzubieten, beispielsweise Gesundheitswochen, Veranstaltungen zur Prävention, Gesundheitslernpfade sowie Vita Parcours. Solche Massnahmen sind für Personen und Familien mit kleinem Budget unentgeltlich. Mit seiner Informationspolitik versucht der Verband, andere Gemeinden für solche Projekte zu sensibilisieren, um damit zur Kostendämpfung beizutragen. In diesem Zusammenhang hat der Gemeindeverband sich auch für die Anerkennung der freiwilligen Arbeit im Gesundheitsbereich stark gemacht. Freiwillige und gemeinnützige Arbeit kann als Ressource ergänzend zu den bezahlten Dienstleistungen und Angeboten der öffentlichen Hand genutzt werden. Viele Freiwillige übernehmen beispielsweise gegen ein bescheidenes Entgelt den Zahlungs- und Behördenverkehr oder andere Angelegenheiten von Personen, die selber aus gesundheitlichen Gründen dazu nicht in der Lage sind. Damit kann die Gemeinde oft auf vormundschaftliche und andere Massnahmen verzichten. Auf diese Art entstehen aber auch neue Sozialnetze. Der Gemeindeverband wird sich deshalb weiterhin für eine solche Entwicklung im Gesundheitsbereich engagieren. Maria Luisa Zürcher, Fürsprecherin, stellvertretende Direktorin des Schweizerischen Gemeindeverbandes


SCHWERPUNKT

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Ein Blick hinter die Kulissen der Spitex Oberwil (BL)

Kein Patient gleicht dem anderen

Fotos: Peter Kraft

Die Pflege von Patienten ausserhalb des Spitals ist eine der wichtigsten Aufgaben der Gemeinden im Gesundheitswesen. Meist delegieren sie diese an örtliche oder überkommunale Spitex-Organisationen. Die Pflegenden der Spitex arbeiten im Hintergrund – nämlich in den eigenen vier Wänden ihrer Patientinnen und Patienten. Wohl auch deshalb ist vielen wenig über ihren Arbeitsalltag bekannt. infosantésuisse hat einen halben Tag lang hinter die Kulissen geblickt und dabei aufschlussreiche und zuweilen bewegende Eindrücke gesammelt.

Bild links: Das Zentrum von Oberwil. Bild rechts: Kathrin Ruesch, Geschäftsführerin der Spitex Oberwil.

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er Arbeitstag beginnt früh bei der Spitex Oberwil. Bereits vor sieben Uhr in der Früh treffen die ersten Pflegefachleute in der Einsatzzentrale ein. Einer davon ist Christian Ley. Er absolviert im Rahmen seiner Ausbildung ein Praktikum bei der Spitex. Nicht nur deshalb ist er eine Ausnahme: Der Pflegeberuf ist immer noch eine ausgeprägte Frauendomäne. Eigentlich schade, finden die Pflegerinnen: In Situationen, in denen Patienten um- oder hochgelagert werden müssten, sei eine grössere Körperkraft durchaus von Vorteil. Zudem würden die Patienten sehr positiv auf Christian Ley reagieren. Bereits beim ersten Einsatz erweist sich das als wahr: Der Pfleger unterstützt die Familie eines schwer behinderten Mannes bei den frühmorgendlichen Verrichtungen wie dem Anziehen und Wa-

schen. Der Patient und Christian Ley verstehen einander bestens, obwohl der Patient nicht in der Lage ist zu sprechen. Die Freude über den Besuch ist ihm deutlich anzusehen, und auch umgekehrt ist klar: Christian Ley behandelt seinen Schützling nicht als Fall, sondern als Menschen, dem grösste Aufmerksamkeit und Respekt gebührt. Nach einer knappen Stunde die Verabschiedung: Man kann sie ohne weiteres als freundschaftlich beschreiben.

Die Palette der Einsätze ist breit Ruth Eggli bezeichnet trotz dem engen Verhältnis zu den Pflegebedürftigen die Fähigkeit, abschalten zu können, als wichtige Voraussetzung für ihren Beruf: Wer die «Fälle» mit nach Hause nehme, werde bald an der Ausübung des Pflegeberufs zerbrechen. Auch so gibt es kaum eine

Pflegefachkraft, die ihren Beruf im Vollzeitpensum ausübt: Die psychische Belastung sei dafür zu gross, sagt Ruth Eggli. Trotzdem sei der Beruf schön und erfüllend, die Patienten seien meistens sehr dankbar und brächten den Pflegenden viel Wertschätzung entgegen. Heute hat sie eine Tour mit mehreren kurzen Einsätzen, die zwischen 15 und 30 Minuten dauern. Kein Auftrag gleicht dabei dem anderen: Einigen Patienten legt sie die Medikamente in ein Medikamenten-Dosett, in der die Arzneimittel über eine ganze Woche hinweg für verschiedene Tageszeiten vorportioniert werden: Die Betroffenen sind nicht mehr in der Lage, sich mit der Vielzahl von Medikamenten, die sie einnehmen müssen, zurechtzufinden. Bei anderen Pflegebedürftigen wird es schwieriger: Es müssen Insulinspritzen verabreicht, einige Patienten gleichzeitig zum Essen und Trinken motiviert werden – sie würden es sonst vergessen. Andere brauchen Gummistrümpfe, die sie selbst aber nicht mehr anziehen können, und wieder andere brauchen Hilfe bei der Körperpflege. Dies geht vom Auftragen von Wundsalben bis hin zur Hilfe beim Waschen und Duschen. Letzteres steht heute als einziges nicht auf dem Programm, doch auch die anderen Pflegeleistungen sind aufwändig: Ruth Eggli muss schnell arbeiten, vor allem wenn sie noch die Zeit haben möchte, mit den Patientinnen und Patienten ein persönliches Wort zu reden. Schwierig wird es dann, wenn sich die Pflegebedürftigen verweigern: Einerseits müssen die Pflegenden weiter, andererseits sind die Verrichtungen – wie etwa beim Verabreichen einer Insulinspritze – lebenswichtig. Auf keinen Fall, sagt Ruth Eggli, dürfe sie einem solchen Fall Zwang oder Gewalt anwenden. Vielmehr müssten Hausarzt und Angehö-


SCHWERPUNKT

rige über das Geschehen ins Bild gesetzt werden, damit sie entsprechend reagieren könnten.

Auch in der Pflege gibt es Erfolge Ist ein Mensch einmal pflegebedürftig, bleibt sein Zustand bestenfalls gleich, meist geht es abwärts – dies ist das landläufige Bild. Es ist ebenso falsch wie die Annahme, die allermeisten Pflegefälle seien alt. Beispielsweise betreut Ruth Eggli Personen mit einem Stoma, einem künstlichen Darmausgang, der etwa als Folge eines Tumors angelegt werden musste. Mit einer speziellen Paste wird ein Stoma-Beutel am künstlichen Darmausgang befestigt, der den nicht vollständig verdauten und deshalb noch flüssigen Stuhl aufnimmt. Die Aufgabe der Pflegefachfrau ist es auch, den Beutel auszuwechseln, was wegen des ausfliessenden Stuhls sicher nicht jedermanns Sache wäre. Manche Stoma-Patienten können aber nach einer gewissen Zeit ihren künstlichen Darmausgang wieder schliessen lassen. Die Pflegebedürftigkeit ist dann nicht mehr gegeben. Gleiches gilt für Operationswunden: Sie werden oft ausserhalb des Spitals von der Spitex behandelt. Sind sie ausreichend verheilt, endet die Pflegebedürftigkeit. Diese Beispiele machen deutlich, dass Spitex-Pflege nicht ausschliesslich alte Menschen betrifft: In jedem Alter kann vorübergehende oder auch dauerhafte Pflegebedürftigkeit auftreten.

Grenzen der Effizienz Obwohl die Spitex-Angestellten ihre Arbeit unter einem gewissen Zeitdruck ausführen, stösst ihre Effizienz bisweilen an Grenzen. So ist es laut Kathrin Ruesch, der Geschäftsleiterin der Spitex Oberwil, oft nicht möglich, beim Erstellen der Einsatzpläne ein optimales Zeitmanagement sicherzustellen. Gründe dafür sind unter anderem die Wünsche und Bedürfnisse der Patienten. Vor allem in den Wegzeiten schlägt sich dies nieder: Von den knapp 20 000 Arbeitsstunden, die die Spitex Oberwil im Jahr 2004 leistete, entfielen 1850 auf die Fahrten von einem Patienten zum nächsten. Dies erklärt sich auch durch die Dauer der Einsätze: Die Wegzeiten werden im Verhältnis länger, je kürzer die Aufenthalte bei den Pflegebedürftigen sind. Knapp 8000 Stunden fielen bei der Spitex Oberwil 2004 auf kassenpflichtige Pflegeleistungen, 4500 auf Haus-

wirtschaftsleistungen. Über 4500 Stunden sind weder den Versicherern noch den Kunden verrechenbar. Darunter fallen unter anderem die Administration und die Aufwendungen für die Qualitätssicherung: Der Spitex-Verband Schweiz führte im Mai 2000 ein Qualitätskonzept ein. Es umfasst unter anderem interne und externe Audits, ein Benchmarking und das regelmässige Erstellen eines Qualitätsberichts aufgrund von ergebnisorientierten Indikatoren.

Qualität und Effizienz – ein Widerspruch? Was sich im Augenschein gezeigt hat, spiegelt sich auch in den Arbeitsgrundsätzen der Spitex Oberwil wieder: Die grosse Herausforderung für die Spitex-Leitung und die Pflegenden ist die Kombination einer qualitativ guten, intensiven Betreuung der Patienten mit einer hohen Kosteneffizienz, wie sie den Gemeinden und den Krankenversicherern ein Anliegen ist. Die Arbeitsgrundsätze sind Teil der Leistungsver-

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einbarung mit der Gemeinde und stellen den Bedarf – nicht das Bedürfnis – in den Vordergrund: Die Spitex soll eine Ergänzung zu den eigenen Möglichkeiten des Patienten sein und dessen Selbstständigkeit nicht einschränken, sondern fördern. Das heisst im Klartext: Was die Pflegebedürftigen noch selber tun können, sollen sie auch selber tun. So würden, sagt Kathrin Ruesch, Patientinnen und Patienten manchmal auch darauf hingewiesen, dass sie eine gewünschte Spitex-Leistung noch selber ausführen können oder es zumindest versuchen sollten. Dies dient der Kosteneffizienz, aber auch der Wahrung der Würde und Selbstständigkeit der Pflegebedürftigen.  Peter Kraft Anmerkung: Dieser Artikel beschreibt vor allem den Arbeitsalltag der Spitex. Er beinhaltet ausdrücklich keine gesundheitspolitischen Aussagen. Aus Rücksicht auf die Privatsphäre der PatientInnen und deren Angehörigen bleibt die Beschreibung von Fällen und Umfeld so vage, dass möglichst keine Rückschlüsse auf die Identität der Pflegebedürftigen gezogen werden können.

Kurzinterview mit Rita Schaffter-Schumacher, Gemeinderätin von Oberwil Frau Gemeinderätin Schaffter, in welcher Beziehung steht die Gemeinde Oberwil zu ihrer Spitex? Der wichtigste Bezugspunkt sind die Finanzen: Sowohl die Kassentarife als auch die Tarife für die hauswirtschaftlichen L eist ungen sind nicht kostendeckend. Die öffentliche Hand übernimmt den Rest. Es handelt sich dabei aber nicht um eine Defizitgarantie: Die Zahlungen fliessen gemäss einem vom Gemeinderat genehmigten Budget, mit dem die Spitex dann selber haushalten muss. Die Spitex hat einen detaillierten Leistungsauftrag von der Gemeinde, und es werden im Rahmen der wirkungsorientierten Verwaltung (WOV) regelmässig die Zielerreichung und der Qualitätsstandard überprüft.

Wie sehen Sie die Zukunft der Spitex? Das System wird sicher nicht heute oder morgen völlig umgekrempelt. Mittelfristig aber sind Fusionen mit den SpitexOrganisationen von anderen Gemeinden nicht ausgeschlossen. Auch das Angliedern ans Altersheim ist eine denkbare Option, falls wir zum Schluss kommen, dass dies der Effizienz und der weiteren Professionalisierung dient. Welche Entwicklung sollte die Gesundheitspolitik aus Gemeindesicht in Zukunft nehmen? Im Gesundheitswesen sind die schulärztlichen Dienste, die Mütter- und Väterberatung, Spitex, Alters- und Pflegeheime sowie die Kinder- und Jugendzahnpflege die Tätigkeitsfelder unserer Gemeinde. Ansonsten agieren wir eher als Vollzugsorgan von Entscheiden, die auf höherer Ebene gefällt werden. Es ist wichtig, dass wir unsere Kernaufgaben im Gesundheitswesen gut wahrnehmen: Würde beispielsweise die Spitex nicht mehr funktionieren, hätte das für die Bevölkerung, aber auch für den Gemeinderat, sofort Folgen. Aber mit Gesundheitspolitik im übergeordneten Sinn befassen wir uns auf Gemeindeebene weniger.


SCHWERPUNKT

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Im Gespräch: Dr. med. Susanne Stronski Huwiler, Leiterin des Schulärztlichen Dienstes der Stadt Zürich

«Manche Kinder kommen bei uns zum ersten Mal in Kontakt mit der Medizin» Die meisten von uns haben mehr oder weniger gute Erinnerungen an die Untersuchungen durch den Schularzt – vor allem an die Impfungen. Dabei ist das Aufgabengebiet der schulmedizinischen Dienste weit grösser, vorab in grösseren Gemeinden, wo die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung stehen. Dr. Susanne Stronski Huwiler, die Leiterin des Schulärztlichen Dienstes der Stadt Zürich, gibt Auskunft über die Schwerpunkte ihres Engagements und über alte und neue Problemfelder bei der Kinder- und Jugendgesundheit. infosantésuisse: Frau Stronski Huwiler, der Schulärztliche Dienst der Stadt Zürich feierte vor kurzem sein 100-jähriges Bestehen. Wie ist er entstanden? Dr. Susanne Stronski Huwiler: Die Entstehung vor hundert Jahren kam aus der gleichen Motivation heraus, die auch heute unsere Arbeit prägt: Die Sorge um die Gesundheit der Kinder. Die Einführung der Schulpflicht im 19. Jahrhundert – in Zürich 1831 – brachte auch Ängste mit sich: Die Gesundheit der Kinder, so fürchtete man, könnte durch den ungewohnten Schulbetrieb Schaden nehmen – insbesondere das Augenlicht. Deshalb begannen in Zürich wie auch andernorts die Augenärzte, die Kinder systematisch zu untersuchen. Nachdem sie nachweisen konnten, dass die Kurzsichtigkeit nicht durch den Schulbetrieb bedingt ist, trat die Schaffung von optimalen Lernbedingungen für die Kinder in den Vordergrund. Zeitgleich gewann in Europa die Hygiene, damit auch die Prävention und letztlich die Idee von der Gesundheit als öffentliche Angelegenheit an Bedeutung. Trotzdem verzögerte sich die Einrichtung eines schulärztlichen Dienstes in Zürich. Zum einen war der Bedarf nicht vorhanden: Der Stadtarzt nahm viele schulärztliche Aufgaben wahr. Er entschied zum Beispiel, welche Schüler wegen einer ansteckenden Krankheit dem Unterricht fernbleiben mussten, und beurteilte die baulichen Verhältnisse: War das Gebäude zum Beispiel von den Licht- oder Hygieneverhältnissen für den Schulbetrieb geeignet? Zum anderen gab es mancherlei Befürchtungen und Vorbehalte: Den Behörden machten mögliche Folgekosten Sorgen. Was, wenn ein unabhängiger Schularzt öffentlich teure bauliche Verbesserungen an

den Schulgebäuden forderte? Auch fürchtete man, dass die Schule zum Tummelfeld zweifelhafter wissenschaftlicher Versuche werden könnte: In gewissen Forscherkreisen waren damals rassendiskriminierende Studien, die Charaktereigenschaften zum Beispiel von der Kopfgrösse abzuleiten versuchten, durchaus üblich. Die Pädagogen schliesslich bangten um ihre Stellung innerhalb der Schule und beim Bestimmen der Lernbedingungen. Deshalb wurde der schulärztliche Dienst in Zürich erst 1905 geschaffen, als offensichtlich wurde, dass die zunehmende Aufgabenfülle vom Stadtarzt nicht mehr zu tragen war. Die Scharlachepidemie von 1903 und die Zunahme der übertragbaren Krankheiten im Allgemeinen liessen an der Notwendigkeit eines schulärztlichen Dienstes keine Zweifel mehr. Der Schularzt übernahm die Aufgaben des Stadtarztes und widmete sich zusätzlich vermehrt den übertragbaren Krankheiten, der Hygiene und der Gesundheitsförderung.

«Weniger akute, sondern immer mehr chronische Erkrankungen stehen bei unserer Arbeit im Vordergrund.» Wie hat sich dieser ursprüngliche Aufgabenbereich bis heute verändert und entwickelt? Die Aufgaben des schulärztlichen Dienstes sind heute, so seltsam es tönen mag, nicht wesentlich andere als damals. Schliesslich ist auch das Ziel – die bestmögliche Gesundheit der Schüler – das gleiche geblieben. Einige Probleme wie die übertragbaren Krankheiten sind nicht mehr so im Vordergrund wie früher, andere hingegen sind neu hinzugekommen. Der rela-

tiv hohe Anteil der Migrationsbevölkerung führt zu grossen Unterschieden, zum Beispiel bei der präventiven medizinischen Versorgung im Kleinkindesalter: Manche Kinder kommen bei uns zum ersten Mal in Kontakt mit der Medizin. Gerade im ehemaligen Jugoslawien konnte es vorkommen, dass Familien aus Angst nicht zum Arzt gingen, weil dieser einer falschen Ethnie angehörte. Ansonsten hat sich unser Fokus stark zur so genannten «Neuen Morbidität» verschoben. Nicht mehr akute, sondern chronische Erkrankungen stehen im Vordergrund, beispielsweise bedingt durch einen ungesunden Lebensstil mit falscher Ernährung und Bewegungsmangel, Suchtmittelmissbrauch oder Entwicklungsstörungen aufgrund eines ungünstigen sozialen Umfelds. Unsere Arbeit beruht auf vier Grundpfeilern: Den ersten bilden flächendeckende schulärztliche Vorsorgeuntersuchungen, Bei allen Schülern werden regelmässig Impfstatus, Gewicht und Grösse, die Funktion von Augen und Ohren und in der Oberstufe auch der Blutdruck überprüft. Im Kindergarten sehen wir uns zusätzlich die motorische, sprachliche, soziale und geistige Entwicklung an. Der zweite Pfeiler beinhaltet Individualuntersuchungen von Kindern, die uns oder den Lehrpersonen aufgefallen sind oder die wir von Gesetzes wegen anschauen müssen – etwa bei vorzeitiger oder verspäteter Einschulung. Gesundheitsförderung und Gesundheitserziehung bilden den dritten Pfeiler: In diesem Rahmen unterstützen wir das Netzwerk gesundheitsfördernder Schulen und dessen Mitgliedschulen, betreuen in Zusammenarbeit mit der pädagogischen Hochschule gesunde Pausenkiosks oder bieten Ernährungsprogramme


SCHWERPUNKT

«Die gesundheitlichen Probleme in Stadt und Land gleichen sich mehr und mehr an.» Wie ist der Zugang zu den Dienstleistungen der Individualuntersuchungen und der Prävention geregelt? Wir haben verschiedene EntryPoints. Die wichtigsten sind wohl die flächendeckenden Untersuchungen, aufgrund derer die Kinder – natürlich nur mit dem Einverständnis der Eltern – den Individualuntersuchungen oder den Präventionsprogrammen zugeführt werden. Eltern und Lehrer können sich aber auch direkt an uns wenden und uns die Probleme ihrer Schützlinge melden. In so einem Fall klären wir in einem Gespräch oder einer genaueren Untersuchung ab, welche Massnahmen sinnvoll sind und ob allenfalls eine Teilnahme an einem unserer Programme angezeigt ist.

teln. Das geschieht aber erst nach mehrmaligen Gesprächen bei uns und nachdem klar geworden ist, dass sich das Problem nicht anderweitig lösen lässt. In weniger schwierigen Fällen geben wir den Jugendlichen einige Hinweise und Ratschläge auf den Weg und erkunden uns nach einer gewissen Zeitspanne nach dem Verlauf. Dann sehen wir, ob das Problem auf dem Weg der Lösung ist oder ob wir weitere Massnahmen ergreifen müssen. Wie eng arbeiten die schulärztlichen Dienste der verschiedenen Gemeinden zusammen?

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dination der schulärztlichen Dienste sehr schwierig. Wir arbeiten vor allem mit dem Schulzahnärztlichen und Schulpsychologischen Dienst, der Suchtpräventionsstelle und dem Sportamt der Stadt Zürich sowie mit den schulärztlichen Diensten der anderen Grossstädte zusammen. Widerspiegelt diese Situation die Probleme in der Stadt und auf dem Land? Hier die durchmischte Stadtgesellschaft mit den New Morbidities, die einen umfassenden schulmedizinischen Dienst braucht, und dort die heile Welt auf dem Lande, der mit einigen Vorsorgeuntersuchungen bereits gedient ist? Oder sind die Gesundheitsprobleme der Stadt- und Landbevölkerung gar nicht so unterschiedlich? Die Probleme gleichen sich mehr und mehr an. Drogenprobleme gibt es auch auf dem Land, ebenso Bewegungsarmut und zerrüttete Familien. Ausserdem: Wo ziehen Sie die Grenzen zwischen Stadt und Land? Meiner Meinung nach sind die Unterschiede zwischen den Stadtbezirken viel grösser als zwischen der Stadt als Ganzem und dem Land. Wenn Sie die Probleme der Schulärztinnen am Zürichberg mit denen an der Langstrasse vergleichen, dann sind das Welten. Foto: Peter Kraft

und Bewegungskurse für übergewichtige Kinder an. Die vierte Säule ist die Gesundheitsberichterstattung: Hier berichten wir aufgrund unserer Untersuchungen und Daten über den Gesundheitszustand und Gesundheitstrends bei den Zürcher Schülern.

Wie empfinden Sie die Zusammenarbeit zwischen dem SchulmediziSie haben vorhin die mangelnnischen Dienst und den Krankenden sozialen Orientierungsmögversicherern? lichkeiten als eine der Ursachen Natürlich gibt es Bereiche, in deder Neuen Morbidität erwähnt. nen ich mir Verbesserungen wünWie geht der schulärztliche Dienst Dr. med. Susanne Stronski-Huwiler: «Wo ziehen Sie sche. So ist es für mich nicht nachmit einem so vielschichtigen Pro- die Grenzen zwischen Stadt und Land?» vollziehbar, wie restriktiv sich die blem um? Krankenversicherer im Bereich Wir sehen jeden Jugendlichen der Ober- In der föderalistischen Schweiz ist vieles Ergotherapie zeigen. In der langen Disstufe mindestens ein Mal im Rahmen regional völlig anders geregelt, auch die kussion um die Kosten geht manchmal eines Gesundheitsgesprächs. Dadurch schulärztlichen Dienste. Es gibt zwar im wertvolle Zeit für ein Kind verloren, das sollen die Jugendlichen primär motiviert Kanton Zürich einen Koordinator, ebenso professionelle Unterstützung für die Entwerden, mehr Verantwortung für ihre ei- wie regelmässige Austausch-Treffen auf wicklung seiner eingeschränkten Wahrgene Gesundheit zu übernehmen. Im Ge- nationaler Ebene – andererseits ist nicht nehmungsfähigkeiten braucht. Allerdings spräch führen wir auch ein «psychosozi- einmal bekannt, wie viele Schulärzte in gibt es auch Beispiele von guter Zusamales Screening» durch: Wenn wir dabei der Schweiz tätig sind. Hinzu kommt: menarbeit: Wir arbeiten mit santésuisse sehr schwierige Familienverhältnisse, Ge- Kleinere Gemeinden können keinen so im Bereich der Impfungen zusammen. walterfahrungen oder -bereitschaft, mas- umfassenden Dienst bieten wie die Stadt Auf unkomplizierte Art können wir dasiven Suchtmittelmissbrauch oder ähn- Zürich. Oftmals reicht es gerade dazu, ei- durch die Impfungen verrechnen: Eine liches feststellen, versuchen wir, die Ju- nen niedergelassenen Arzt in einem Mini- win-win-Situation, die sich schlussendlich gendlichen an die entsprechenden Fach- pensum für die obligatorischen Schulun- in einer verbesserten Durchimpfungsrate stellen – etwa an die Suchtberatung oder tersuchungen zu beschäftigen. Unter die- niederschlägt. an die Jugendberatungsstelle – zu vermit- sen Umständen ist eine sinnvolle KoorInterview: Peter Kraft


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SCHWERPUNKT

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Drei Fragen an: Patrick Roth, Projektleiter «Lebensqualität in Gemeinden» bei Radix

«Die Nähe zur Bevölkerung ist wichtig in der Gesundheitsförderung» Die Gesundheitsförderungs-Organisation Radix bietet mit dem Projekt «Lebensqualität» den Gemeindeexekutiven ein Instrument, in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung die Lebensqualität im Dorf oder in der Stadt zu verbessern. Radix unterstützt die Behörden bei der Entwicklung eines Beteiligungs-, Analyse- und Umsetzungsprozesses, der auf die lokalen Besonderheiten abgestimmt ist. Wie sieht das konkret aus? Und warum spielen die Gemeinden in der Gesundheitsförderung so eine wichtige Rolle? Patrick Roth, der bei Radix das Projekt «Lebensqualität in den Gemeinden» betreut, nimmt Stellung zu diesen Fragen.

Die Hauptkritikpunkte an der Gesundheitsförderung sind die mangelnde Koordination, die grosse Verzettelung der Aktionen und der Eindruck, es würden die ohnehin bereits Sensibilisierten von den Programmen angesprochen. Wie stehen Sie dazu? Zur mangelnden Koordination: Der Vorwurf ist insofern berechtigt, als dass tatsächlich eine gewisse Aktionitis festzustellen ist. Allerdings sind Aktionen die Legitimation für eine koordinierte Gesundheitsförderung: Wir schauen, welche Akteure es gibt, wer schon Aktionen durchführt.

dige Multiplikatoren: Sie nehmen Einfluss auf ihr Umfeld – nicht edukativ, sondern im Sinne eines Vorbildes. Dabei ist wichtig, dass sie kein unerreichbares Idealbild darstellen. Der Botschafter der Gesundheitsförderung ist nicht der Marathonläufer, sondern der gesunde, fitte und zufriedene Nachbar.

Foto: Peter Kraft

infosantésuisse: Herr Roth, bei Radix – und auch bei Gesundheitsförderung Schweiz – sind die Gemeinden ein zentrales Standbein. Warum ist Gesundheitsförderung gerade in den Gemeinden derart wichtig? Patrick Roth: Die Gesundheitsförderung richtet sich heute mehr und mehr auf das Umfeld und auf die Verhältnisse – auf so genannte Settings – aus. Im Vordergrund stehen dabei Lebenswelten wie Schule, Arbeitsplatz oder Familie – und damit fast zwangsläufig auch die Lebenswelt Gemeinde. Ausserdem belegen verschiedene Studien: Die Faktoren, die die Gesundheit positiv oder negativ beeinflussen, sind zu einem grossen Teil von der Gemeinde geprägt. Schliesslich kann Gesundheitsförderung nur dann erfolgreich sein, wenn sich die Bevölkerung mit den Programmen identifizieren kann. Dies ist im Gemeinderahmen viel einfacher als etwa bei Präventionsaktionen auf Bundesebene. Die Nähe zur Bevölkerung spielt eine wichtige Rolle.

«Die Faktoren, die die Gesundheit positiv oder negativ beeinflussen, sind wesentlich von der Gemeinde geprägt.»

Dann versuchen wir, diese Kräfte zu koordinieren und zu bündeln. Damit ist sichergestellt, dass die Gesundheitsförderung auch eine gewisse Verankerung in der Bevölkerung hat. Zur zweiten Kritik: Natürlich stösst die Botschaft von GesundheitsförderungsProgrammen vor allem bei Menschen auf Zustimmung, die bereits einen gesunden Lebensstil pflegen. Ebenso stimmt es, dass man niemanden zu seinem Glück zwingen kann und soll. Die Sensibilisierten spielen in der Gesundheitsförderung aber nicht hauptsächlich als Empfänger der Botschaft eine Rolle, sondern als glaubwür-

Stellen Sie doch ganz kurz das Vorgehen im Projekt Lebensqualität in den Gemeinden vor! Am Anfang steht eine Situationsanalyse. Die Bevölkerung äussert dabei etwa in Umfragen oder in Rundtischgesprächen, welche Faktoren sie in ihrer Gemeinde als hinderlich, welche als förderlich für eine höhere Lebensqualität empfindet. In der Projektgemeinde Stans zum Beispiel stehen für die Einwohner diesbezüglich vor allem Verkehrs-, Raumnutzungs- und Integrationsfragen im Vordergrund. Diskussion und Bewertung führten zu sechs Kernanliegen, die von Arbeitsgruppen zu einem eigentlichen Massnahmenplan weiterentwickelt wurden. Er wird nun in den Gemeinderat getragen mit dem Ziel, mindestens eine, wenn möglich mehrere der Ideen umzusetzen. Olten startet im nächsten Jahr unter dem Titel l(i)ebenswertes Olten eine Zukunftskonferenz mit offenen Ideenwerkstätten. Und die Gemeinde Stadel im Zürcher Unterland hat beschlossen, die Legislaturziele zusammen mit der Bevölkerung zu erarbeiten. Auch hier setzen wir als Mittel Umfragen und offene Konferenzen ein.  Interview: Peter Kraft Kontakt: Deutschschweiz: Patrick Roth (roth@radix.ch) Westschweiz: Christian Wilhelm (wilhelm@radix.ch)


TARMED

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infosantésuisse  12 / 05

Flächendeckender elektronischer Datenaustausch ab 1. Januar 2006

TARMED vor dem Sprung ins e-health-Zeitalter Im Rahmenvertrag zur Einführung von TARMED haben die Tarifpartner seinerzeit entschieden, dass zwei Jahre nach Start Rechnungen nur noch elektronisch abgerechnet werden. Am 1. Januar 2006 ist dies nun der Fall.

Foto: Prisma

B2B oder via Intermediär Der Austausch der elektronischen Dokumente erfolgt in direkter Form zwischen den (Tarif-)Partnern (business to business) oder über einen Intermediär. Um den reibungslosen Ablauf der Rechnungsstellung vom Leistungserbringer zum Kostenträger garantieren zu können, ist eine entsprechende EAN-Kodifizierung notwendig. In dieser Hinsicht läuft zurzeit eine umfassende Überprüfung der EAN-Codes der Versicherer.

Aufhebung der Limitationen TARMED mit seinen rund 4600 Tarifpositionen und mehr als 10 000 Anwendungsregeln ist anders als elektronisch nicht effizient anwendbar. Um diese Umstellung mit einem gewissen Anreiz zu versehen, wurden bei bestimmten Tarifpositionen Limitationen eingeführt. Diese fallen ab Januar 2006 weg – weil elektronisch abgerechnet werden muss. Bei Fragen rund um die elektronische Abrechnung steht Ihnen Christian Fuchs, santésuisse, Abteilung Ressourcen und Logistik, gerne zur Verfügung (christian.fuchs@santesuisse.ch; (Tel. 032 625 42 43).  Ursula Vogt

Die elektronische Rechnungsstellung im ambulanten Bereich ist ab 1. Januar 2006 ein Muss.

D

amit der elektronische Datenaustausch flächendeckend überhaupt klappt, laufen die Vorarbeiten schon seit einigen Jahren. Dank des Zusammenschlusses verschiedenster Akteure im Gesundheitswesen zum Forum Datenaustausch (2002) sind die Grundsätze für Übermittlungsstandards, Referenzstammda-

ten und Datensicherheit festgelegt. Zu den Standards gehört beispielsweise die elektronische, auf XML basierende Leistungsabrechnung für Ärzte und Spitäler – und neu ab 1. Januar 2006 auch die generelle Rechnung (general invoice), welche zum Beispiel von Logopäden oder Hebammen angewendet werden kann.

TARMED Version 1.03 kommt noch nicht Am 28. Juli 2005 hat das Leitungsgremium TARMED Suisse die aktualisierte Tarifversion dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) eingereicht. TARMED Suisse hat sich dabei für eine Umsetzungsfrist von zwei Monaten ausgesprochen. Auf Grund dieses Beschlusses ist es fraglich, ob TARMED 1.03 am 1. Januar 2006 in Kraft treten kann. Der Bundesrat hat die Genehmigung für die TARMED-Version per 1.1.06 noch nicht erteilt.


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GESUNDHEITSWESEN

infosantésuisse  12 / 05

Im Gespräch: Doris Leuthard, Präsidentin der CVP Schweiz und Nationalrätin

«Es ist Zeit für einen mutigen Schritt» An der Delegiertenversammlung vom vergangenen 22. Oktober hat die CVP ein 20-Punkte-Programm «für stabile Krankenkassenprämien» verabschiedet. Die Stossrichtung ist klar: Mehr Wettbewerb unter den Leistungserbringern und mehr Selbstverantwortung. CVP-Präsidentin Doris Leuthard äussert sich im Gespräch mit infosantésuisse im Detail zu den Vorschlägen ihrer Partei.

infosantésuisse: Spannen CVP und FdP zusammen, ist ein Durchbruch bei der KVGRevision möglich. Gibt es genügend Gemeinsamkeiten? Doris Leuthard: Sicher vertreten die beiden Parteien in der Gesundheitspolitik ähnliche Positionen. Die CVP setzt allerdings noch Akzente bei der Medikamentenpolitik, ein Bereich, der immerhin über 20 Prozent der Kosten in der Krankenversicherung ausmacht. Im neuen Grundsatzpapier befassen wir uns mit drei Schwerpunkten: Mit den Ärzten und der Förderung von Ärztenetzwerken, mit der Eigenverantwortung der Patienten und mit der Reform der Spitalfinanzierung, die nun aus Sicht der CVP im Ständerat gut aufgegleist worden ist. Wie wollen Sie die Kantone, die den neuen Vorschlag zur Spitalfinanzierung bekämpfen, überzeugen? Wir stehen natürlich in ständigem Kontakt zur GDK und stellen fest, dass die Kantone nach wie vor Bedenken haben, den ambulanten Sektor gleich wie den stationären zu finanzieren. Sie fürchten, nur Kosten tragen zu müssen ohne Einfluss nehmen zu können. Hier besteht noch ein grosser Informationsbedarf: Man muss den Kantonen aufzeigen, dass sie nach wie vor für die Planung zuständig sind und dass sie auch bei der Tarifgestaltung mitwirken. Wenn man für das monistische System ist, dann muss man eben einen konsequenten und mutigen Schritt wagen. Wichtig ist für die CVP, dass im Zusammenhang mit der Reform der Spitalfinanzierung auch der Risikoausgleich angepasst wird. Ich hoffe, dass mit der nochmaligen Konsultation der Kantone durch die SGK des Ständerates mindestens ein Teil der Kantone vom Modell überzeugt werden kann. Und wenn die Kantone nicht überzeugt werden können, würde die CVP auch Hand

zu einer Reform light bieten, das heisst Einführung der Leistungsfinanzierung ohne Monismus? Die CVP will die Systemkorrektur. Über Einzelfragen zur Umsetzung kann man diskutieren, aber nicht über den Kern des Modells. Zum Kern des Modells gehören der Monismus und die Leistungsfinanzierung mit Hilfe von Fallpauschalen (DRG). Die falschen Anreize zwischen ambulanter und stationärer Behandlung gehören endlich abgeschafft.

zept nun noch etwas verfeinert. Wir wollen zum Beispiel, dass sich ein abgelehnter Arzt beschweren kann. Tatsache ist aber, dass es kaum einen dermassen geschützten Berufsstand gibt wie die Ärzte. Deshalb wollen wir auf der einen Seite die freie Arztwahl der Patienten und auf der anderen die Vertragsfreiheit zwischen Ärzten und Versicherern. Für uns hat aber angesichts des Kostenumfangs und der Kostenentwicklung die Frage der Spitalfinanzierung Priorität.

«Ich gehe nicht davon aus, dass es so viele schwarze Schafe unter den Ärzten gibt, also woher die Angst vor der Vertragsfreiheit?»

Welche Bedeutung hat für Sie Managed Care? Die Förderung von Netzwerken ist richtig, weil sie Kosten sparen. Wir kämpfen wie schon bei der ersten Vorlage dafür, dass Versicherte in diesen Modellen einen geringeren Selbstbehalt bezahlen müssen als solche ausserhalb. Der Patient behält seine Wahlfreiheit, wird aber belohnt, wenn er zum Sparen beiträgt. Wir sind überzeugt, dass dieser Anreiz die Netzwerke auch im ländlichen Raum einen grossen Schritt voranbringt. Wichtig wäre zudem der Einbezug von Spitälern, aber auch von Apotheken und weiteren Leistungserbringern in die Netzwerke.

Sind dann aber die politischen Leitfiguren auch bereit, die Reform mit Überzeugung in der Öffentlichkeit zu vertreten? Zuerst müssen wir die Vorlage im Parlament durchbringen. Hier sind CVP-Parlamentarier massgeblich beteiligt. Es ist im Übrigen fast einfacher, diese Vorlage in der Öffentlichkeit zu vertreten als andere, wo der Patient direkter betroffen ist. Der Patient muss hier weder einen Qualitätsverlust noch andere Nachteile befürchten. Das System wird für ihn im Gegenteil einfacher und transparenter. Er kann künftig Leistungen von Spital A mit denen in Spital B vergleichen. Die Auseinandersetzung findet auf der Ebene der Finanzierung statt, das heisst vor allem zwischen Kantonen, Spitälern und Krankenkassen. Was den Problemkreis Ärzte betrifft, geht es ja vor allem um die Frage der Vertragsfreiheit. Wo steht hier die CVP? Die CVP war schon bei der ersten Revisionsvorlage für die Aufhebung des Vertragszwangs im ambulanten Bereich. Daran hat sich nichts geändert. Wir haben das Kon-

Bei den Krankenversicherern besteht aber eine grosse Skepsis gegen die staatliche Regulierung von Netzwerken. Sie wollen den Wettbewerb zwischen unterschiedlichen Angeboten spielen lassen. Hier steht für uns der Patient im Mittelpunkt. Mit dem differenzierten Selbstbehalt hat er eine Möglichkeit, Eigenverantwortung wahrzunehmen. Ist er dazu nicht bereit, bezahlt er einen höheren Selbstbehalt, und das kommt wiederum den Kassen zugute. Es besteht eigentlich eine winwin-Situation. Man muss diese Frage auch im Zusammenhang mit der Arztwahlfreiheit sehen. Wenn man die Netzwerke auf


GESUNDHEITSWESEN

Gesetzesstufe regelt und nicht den Kassen allen Spielraum überlässt, dann fällt auch der Vorwurf weg, dass die Krankenversicherer die freie Arztwahl einschränken wollen.

Eine an und für sich gute Lösung ist ja auch die Aufhebung des Vertragszwangs. Aber hier droht das Referendum durch die Ärzte. Wie sehen Sie die Chancen? Erstens gehe ich nicht davon aus, dass es so viele schwarze Schafe unter den Ärzten gibt, also woher die Angst? Zweitens kombinieren wir die Vertragsfreiheit mit der Förderung der Ärztenetzwerke. Das sollte viele aufgeschlossene Ärzte einbinden. Ebenso reduziert die Schaffung von Rechtsmitteln die Bedenken vor der Macht der Kassen. Wichtig ist aber vor allem, den Patienten zu zeigen, dass sie nach wie vor die Wahlfreiheit haben. Wenn sie wollen, können sie diese freiwillig einschränken. Der Anreiz dafür bildet eine tiefere Kostenbeteiligung. Foto: Keystone

Sehen Sie weitere Möglichkeiten, die Eigenverantwortung der Patienten zu fördern? Die CVP bringt hier mit der Erstbehandlungspauschale eine neue Idee ins Spiel. Die Erfahrungen in Deutschland sind gut: Die Leute überlegen sich vermehrt, ob sie wegen dieser oder jener Bagatelle den Arzt aufsuchen wollen. Das kann allerdings nicht eins zu eins auf die Schweiz übertragen werden, weil man in Deutschland keine Franchise bezahlt. Wir fordern deshalb, dass der Bundesrat auch die Erhöhung der Franchise prüft. Gleichzeitig soll er abklären, welches System am kosten-

dell im Prinzip richtig ist, soll man es durchziehen. Für Personen mit kleinen Einkommen oder chronisch Kranke mit hohen Kosten braucht es Abfederungslösungen. Unser System krankt etwas daran, dass wir uns immer sofort mit den Details befassen, und dann X Argumente gegen an und für sich gute Systemlösungen vorbringen.

Wettbewerb ist für viele Politiker – vor allem im linken Parteienspektrum – ein Reizwort. Sie muten dem Staat mehr zu und halten eine Einheitskasse für eine bessere Basis zur Durchführung der Krankenversicherung. Wie sieht das die CVP? Doris Leuthard: «Die CVP ist gegen die Einheitskasse.» Die CVP ist gegen die Einheitskasse. Damit lösen wir in der wirksamsten ist: das Franchisensystem al- Krankenversicherung kein einziges Prolein oder eine Kombination mit der Erst- blem – vor allem nicht das Kostenproblem. behandlungspauschale. Die Verwaltungskosten machen lediglich 5,6 Prozent aus. Eine statt hundert Kassen Bei einer hohen Kostenbeteiligung stellt ändert daran nicht viel. Hingegen schalsich aber immer auch die Frage der Entso- tet man die Wahl der Prämienzahler völlidarisierung. lig aus. Wir sind für Wettbewerb auf Seite Dazu dienen flankierende Massahmen wie der Kassen und der Leistungserbringer. Es die Prämienverbilligung, die einer solchen geht im Gesundheitswesen aber nicht um Tendenz entgegenwirken. Wenn das Mo- einen völlig freien, sondern um einen re-

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gulierten Wettbewerb. Denn der Staat hat einen Versorgungsauftrag und die ganze Bevölkerung das Recht auf eine gute Versorgung. Mit mehr Wettbewerb können wir aber erreichen, dass kostengünstige und qualitativ gute Arbeit belohnt wird. Wenn Ärzte sich anstrengen müssen, um einen Vertrag zu erhalten, hat das positive Auswirkungen auf Preise und Qualität. Wenn der Blinddarm in Zürich viel mehr kostet als in Aarau, wirft das Fragen auf und führt zur Prüfung der Kostenstrukturen. Andererseits ist die Wahlfreiheit des Patienten wichtig. Sie zwingt die Leistungserbringer, mit einem möglichst guten Preis-Leistungsverhältnis um die Kunden zu werben.

«Mit der Einheitskasse lösen wir in der Krankenversicherung kein einziges Problem – vor allem nicht das Kostenproblem.» Führt freier Wettbewerb nicht sogar zu einer Angebotserweiterung? Jedes Spital will doch die neuesten und besten Apparate und möglichst alles anbieten. Wir sprechen ja von einem regulierten Wettbewerb. Hier kommen die Kantone mit ihren Steuerungsmöglichkeiten bei Budgets und Investitionen zum Zuge. Sie sind für die Planung verantwortlich, sie erteilen Leistungsaufträge. Sie können dafür sorgen, dass nicht alle alles anbieten und sich mit allem ausrüsten. Sie sollten vermehrt grenzüberschreitend denken in Richtung grösserer Versorgungs- und Spitalregionen, und das nicht nur in der Spitzenmedizin. Im nächsten Jahr stehen schon wieder Wahlen an. Wirkt sich das auf die gesundheitspolitische Arbeit des Parlaments aus? Die Suche nach Lösungen wird nicht einfacher. Denn zwei Volksbegehren sind bald abstimmungsreif, und zwei Parteien werden nun vor allem diese Initiativen propagieren wollen. Wir sind es aber den Bürgerinnen und Bürgern schuldig, dass wir bei der KVG-Revision zu Resultaten kommen. Wir müssen vor allem dort rasch Lösungen finden, wo am meisten Kosten entstehen und wo die Kosten am stärksten wachsen: Bei der Spitalfinanzierung, bei der Pflegefinanzierung und bei den Medikamenten. Dafür wird sich die CVP einsetzen. Interview: Yves Seydoux und Walter Frei


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GESUNDHEITSWESEN

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Im Gespräch: Fulvio Pelli, Präsident der FDP Schweiz und Nationalrat

«Die Vertragsfreiheit bringt ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis» Gleichzeitig mit der CVP hat auch die FDP eine Delegiertenversammlung zur Gesundheitspolitik abgehalten. Die Forderungen und die Ideen, die sie dabei präsentierte, sind praktisch deckungsgleich mit denen der anderen Mittepartei: Mehr Wettbewerb unter Leistungserbringern und Krankenversicherern, eine höhere Selbstbeteiligung für die Patienten, ein monistisches Finanzierungssystem und die Aufhebung des Vertragszwangs. Der geneigte Beobachter wittert ob dieser Einigkeit eine Chance für einen Durchbruch bei der KVG-Revision. Sieht das FDPPräsident Fulvio Pelli auch so?

infosantésuisse: Herr Pelli, CVP und FDP scheinen sich, was die Gesundheitspolitik angeht, weitgehend einig zu sein: Es braucht mehr Wettbewerb und Eigenverantwortung. Die beiden Parteien haben im Ständerat eine Mehrheit. Ist nun ein Durchbruch in der KVG-Revision zu erwarten? Fulvio Pelli: Das ist, was ich hoffe. Aber nicht nur die Parteien, sondern viele andere Partner spielen in der Gesundheitspolitik eine Rolle: die Kantone, die Krankenkassen, viele Leistungserbringer und auch die Versicherten. So genügt es nicht, dass zwei wichtige Parteien Lösungsgrundsätze mittragen, auch andere müssen korrekt mitspielen. Und mit «korrekt» meine ich, dass sie nicht nur die eigenen Interessen, sondern auch diejenige des Systems berücksichtigen müssen.

«Eine differenzierte Selbstbeteiligung der Patienten ist politisch vielleicht nicht besonders sympathisch, aber leider notwendig.» Sie fordern mehr und bessere Anreize für ein kostenbewusstes Verhalten. Was konkret stellen Sie sich darunter vor? Wir glauben, dass für den Versicherten Anreize geschaffen werden sollen, medizinische Leistungen nur dann zu beanspruchen, wenn er wirklich krank ist. Die

Sensibilität für die Höhe der Kosten muss bei den Patienten ständig präsent sein, was voraussetzt, dass sie auch im Portemonnaie spüren, wenn sie medizinische Leistungen in Anspruch nehmen – insbesondere, wenn das unnötigerweise erfolgt. In diesem Sinne glauben wir, dass das System der Franchisen und Selbstbehalte verfeinert werden muss, so dass selbstverantwortliche Patienten weniger, andere dagegen mehr als heute selber bezahlen müssen. Das ist politisch vielleicht nicht besonders sympathisch, aber leider notwendig. Die Vertragsfreiheit, sagt Ihre Partei erfreulicherweise, bringt mehr Wettbewerb und tiefere Preise. Bringt sie auch eine Steigerung der Behandlungsqualität? Die Vertragsfreiheit ist unabhängig davon wichtig, ob sie die Qualität der Medizin fördert, weil sie alle Spieler des Systems zur Selbstkontrolle der Kosten verpflichtet. Schwer vorherzusehen ist aber, ob damit auch die Qualität gefördert wird. Es hängt von der Haltung der Vertragspartner ab: wenn sie (die Leistungserbringer auf der einen und die Krankenkassen auf der anderen Seite) nicht nur Geldfragen, sondern auch die Garantie der Qualität in die Verhandlungen um die Entlöhnung der Leistungen einbeziehen, dann könnte sich die Vertragsfreiheit auch für die Qualität der Medizin positiv auswirken. Denk-

bar ist auch die Einführung von Qualitätskontrollen, unabhängig davon, ob die Vertragsfreiheit in diesem Bereich wirkt oder nicht.

«Die Kantone sollen ihre Spitäler nicht mehr finanzieren, sondern an den Kosten der Versicherer – am besten via Teilfinanzierung der Prämien – teilhaben.» Heute wird weder das Preis-LeistungsVerhältnis der Leistungserbringer noch die Qualität der Behandlungen gemessen oder verglichen. Wie steht Ihre Partei diesem Problem gegenüber? Zum Teil habe ich schon geantwortet. Ich möchte jedoch anfügen, dass ich überzeugt bin, dass die Vertragsfreiheit zur Selbstkontrolle des Preis-Leistungs-Verhältnisses verpflichtet. Viele behaupten, dass im Gesundheitssystem der Wettbe-


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Foto: Keystone

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Fulvio Pelli: «Die Vertragsfreiheit verpflichtet zur Selbstkontrolle des Preis-Leistungs-Verhältnisses.»

werb nicht spiele, weil nicht die Nachfrage, sondern das Angebot das Volumen der Leistungen bestimme. Ich finde die­se Behauptung nicht zutreffend und zu einfach. Eigentlich ist es ein Vorwand, um die Einführung der Vertragsfreiheit von Anfang an und ohne seriöse Begründung zu verweigern. Dieses Verhalten, Markt als unmöglich oder als inopportun zu bezeichnen, ist nicht nur im Gesundheitswesen festzustellen, sondern überall dort, wo zu teure Leistungserbringer vorhanden sind. Wie sehen Sie die zukünftige Rolle von Bund, Kantonen und Versicherern im Gesundheitswesen? Der Bund muss endlich die Regeln anpassen und die Prämienverbilligung vermehrt mitfinanzieren. Die Kantone müssen seriöser als heute planen, mindestens bis geklärt ist, ob die Vertragsfreiheit als Alternative funktioniert; sie müssen die Prämi-

enverbilligung mitfinanzieren; sie müssen die Spitäler, die sie besitzen, selbstständig machen und nicht mehr finanzieren, dagegen an den Kosten der Versicherer – am Besten via Teilfinanzierung der Prämien – teilhaben. Die Versicherer müssen die gleiche Rolle spielen wie heute, aber auch besser mitwirken, die Kosten des Systems unter Kontrolle zu halten, und transparenter

«Wenn die Bürgerinnen und Bürger sachliche Informationen über die Konsequenzen solcher Ideen (Einheitskasse und SVPGesundheitsinitiative) erhalten, haben beide keine Chance mehr.» werden, weil das Vertrauen in ihre Effizienz zu sinken scheint. Wenn dieses System endlich so gestaltet wird, wie wir Freisinnige dies seit langem wünschen, dann werden auch alle Anreize richtig funk-

tionieren und die Kosten endlich unter Kontrolle sein. Wichtige Beteiligte spielen aber leider dagegen. Wird die Gesundheitspolitik zu einem wichtigen Wahlkampfthema im Hinblick auf die Wahlen 2007? Nein. Oder ich hoffe es mindestens nicht. Die Parteien, die versuchen, das Gesundheitssystem als Profilierungsthema zu benützen, schlagen nur Scheinlösungen vor. Das gilt für die Initiative der SVP genau gleich wie für jene der SP. Wenn die Bürgerinnen und Bürger sachliche Informationen über die Konsequenzen solcher Ideen erhalten, haben beide keine Chance mehr. Die Parteien sind besser beraten, wenn sie gemeinsam nach Verbesserung des Systems suchen würden, ohne daraus ein Wahlkampfthema zu machen; das hilft den Bürgerinnen und Bürgern mehr. Interview: Yves Seydoux


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GESUNDHEITSWESEN

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Verwaltung des Spitalwesens soll effizienter werden

Freiburg plant kantonales Spitalnetz Der Zusammenschluss der öffentlichen Freiburger Spitäler ist im Grundsatz weitgehend unbestritten. Ausgangspunkt für die Neuorganisation bildet die seit mehreren Jahren vorangetriebene kantonale Spitalplanung. Über die Details der Umsetzung wird anfangs 2006 debattiert. Das neue Netzwerk soll ab 2007 funktionieren.

Foto: Prisma

der Steuerfuss erhöht, gleichzeitig aber die Gemeindesteuer gesenkt.

Freiburger Spitalnetz: breiter Konsens

Freiburg: Punkto Spitalnetzwerk herrscht parteiübergreifender Konsens.

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ach dem Kanton Neuenburg will nun auch der Kanton Freiburg seine Spitäler vernetzen. Mit der Einführung des KVG 1996 sah sich der Kanton gezwungen, die Spitalkosten nach unten zu korrigieren. In einer ersten Phase ging es darum, die Freiburger Spitäler in drei Kompetenzzentren zu reorganisieren und die Aufgaben der übrigen Spitäler neu zu definieren. Dass die Finanzierung der Spitäler über die Gemeinden läuft, machte es nicht einfacher, Änderungen durchzubringen. Erste Ansätze für ein kantonales Spitalnetz mit unabhängiger Verwaltung gibt es bereits seit 2003. Die Freiburger Gesundheitsdirektorin Ruth Lüthi hat Ende August 2005 den Vorentwurf zum kantonalen Gesetz über das Freiburger Spitalnetz (FSN) in die Vernehmlassung geschickt. Neu soll eine öffentlich-rechtliche Anstalt mit eigener Rechtspersönlichkeit errichtet werden, die das ganze Spitalwesen verwaltet. Diese autonome Einrichtung wird nicht mehr von den Gemeinden finan-

ziert, die auch nicht mehr Eigentümerinnen der Spitäler sein werden. Als Organ des Freiburger Spitalnetzes fungiert ein Verwaltungsrat, der unter der Oberaufsicht des Grossen Rates steht. Für die Finanzierung wird einzig der Kanton aufkommen. Heute übernehmen die Gemeinden noch 60 Prozent und der Kanton 40 Prozent der Kosten. Diese Kostenverschiebung wirkt sich auf die Kantonsfinanzen aus. Als Folge davon wird

Der Gesetzesentwurf 2005 zum neuen Freiburger Spitalnetz ist bei den politischen Parteien und beim Freiburger Gemeindeverband auf breite Zustimmung gestossen. Gewisse Detailfragen sind indes noch hängig, so zum Beispiel die Übergabe der Spitäler von den Regionalverbänden an den Kanton. santésuisse Freiburg hat sich für die Vernetzung der Freiburger Spitäler ausgesprochen. Die Krankenversicherer werden künftig einen einzigen Ansprechpartner haben. Dies vereinfacht den Ablauf bei den Tarifverhandlungen und nicht zuletzt auch die Umsetzung der Tarifverträge. Auch lassen sich mit dem neuen Spitalnetz die Spitalplanung und die kostendämpfenden Instrumente besser umsetzen. santésuisse befürchtet allerdings, dass mit der Einrichtung eines Spitalnetzes eine zusätzliche Hierarchieebene mit kostentreibender Wirkung entstehen könnte. Der Grosse Rat befasst sich anfangs 2006 mit dem Gesetz, das voraussichtlich 2007 in Kraft treten wird.  Nicole Bulliard

Gesundheitsnetz Wallis: schwierige Umsetzung Nach und nach entstehen in der ganzen Romandie Spitalverbunde. Der Kanton Wallis hat noch vor den Kantonen Freiburg und Neuenburg das Gesundheitsnetzwerk Wallis ins Leben gerufen. Doch die Bevölkerung stellt sich quer. Die im November in Sitten eingereichte Initiative «soins pour tous» (Gesundheitsversorgung für alle) greift direkt Führung und Organisation des Gesundheitsnetzwerks Wallis (GNW) an. Angeprangert werden insbesondere die sich angeblich verschlechternde Versorgungsqualität, das Nichteinhalten der finanzmässigen Ziele, die immer prekärere Kostensituation für Versicherte und Patienten, die sich verschlechternden Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal und die Unsicherheit der Arbeitsplätze. Die politischen Behörden werden sich mit diesen kritischen Fragen der Bevölkerung befassen und konkrete Antworten liefern müssen.


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Ein Winterkriminalroman

Wenn die Wahrheit in eine dicke Rauchwolke gehüllt ist Wenn Sie den «Da Vinci Code» und «Die Firma» gerne gelesen haben, dann werden Sie sich vielleicht wundern, was Ihre Lieblingslektüre mit der Neuerscheinung aus dem Haus «Editions Georg» zu tun hat: Doch «Infiltration» enthält die klassischen Zutaten einer packenden Lektüre: Spannung, Justiz, unerschrockene Ermittler, unvorhergesehene Wendungen, extrem mächtige internationale Unternehmen, brillante Rechtsanwälte und schliesslich das Gefühl, dass die Gerechtigkeit gesiegt hat und ein wenig Schwermut übrig bleibt.

Wie kann so etwas geschehen? Nach Ansicht der involvierten Personen müssen der Verlauf der Affäre und das abschliessende Urteil unterschiedlich aufgefasst werden. Die Autoren sind journalistisch seriös vorgegangen und haben sich die Mühe gemacht, alle beteiligten Parteien zu befragen. Das Buch enthält unter anderem als besonders interessantes Element ein Interview mit Professor Ragnar Rylander. Dadurch erhält der Leser einen völlig anderen Blick auf die Geschehnisse,

Foto: Prisma

I

nfiltration» des Autorenteams Marco Gregori und Sophie Malka handelt von der Affäre Rylander, die während zweier Jahre die wissenschaftliche Welt Genfs erschüttert hat. Es wird zu Tage gebracht, wie ein Forscher seine Verbindungen zu einem grossen Industriekonzern über Jahre hinweg verschleierte und welch dubiosen Praktiken die Tabakindustrie anwendete, um mit Hilfe eines anerkannten Forschers die verhängnisvollen Auswirkungen des Rauchens auf die Gesundheit zu verharmlosen. Man erfährt auch einiges über die Logik der schweizerischen Rechtsprechung und über einige Verfahrensregeln in diesem Zusammenhang, die sich doch sehr vom amerikanischen, effekthascherischen Vorgehen unterscheiden. Der Leser erhält quasi Zugang und Einblick in die Gerichtspraxis verschiedener Instanzen und durchläuft der Reihe nach das Kantonsgericht und schliesslich das Bundesgericht, nur um dann wieder im Kantonsgericht zu landen: Dort muss ein neues Urteil gefällt werden, weil das erste wegen «motivation incompréhensible» («nicht nachvollziehbarer Begründung») abgelehnt worden ist, um unser höchstes Gericht zu zitieren.

Hilft die Wissenschaft der Tabakindustrie zuweilen, ihre Produktion zu steigern?

als ihn die Logik der Ankläger bietet. Es wird deutlich, weshalb es Leute gibt, die ohne Skrupel, ohne Fragen zu stellen und im Glauben daran, etwas Gutes zu tun, ihr Bestes geben, um sich in den Dienst von gesundheitsschädigenden Unternehmen zu stellen. Zusätzlich zu den Themen Ehre und wissenschaftlicher Betrug gewährt die Affäre Rylander einen Einblick in die befremdlichen Pakte, die einige Forscher zu unterzeichnen bereit sind. Sie zeigt auf, wie schwierig es ist, solches Gebaren ans Licht zu bringen. In diesem Fall war die Wahrheit im wahrsten Sinne des Wortes in eine dicke Rauchwolke gehüllt. Leider sind solche Übereinkommen keine Ausnahme. Jüngstes, durch die Medien be-

kannt gewordenes Beispiel einer Benutzung von Wissenschaftlern durch die Industrie war der Exxon-Skandal. Das Unternehmen Exxon hat Forschungsprojekte finanziert und Autoren von Zeitschriftenartikeln bezahlt, um die Auswirkungen des Kohlendioxydausstosses auf die Erd­ erwärmung abzustreiten. Jean Perrenoud Institut für Gesundheitsrecht, Neuenburg

Sophie Malka et Marco Gregori, Infiltration: une taupe à la solde de Philip Morris, Genève, Georg (Médecine & Hygiène), 2005, ISBN 2-8257-0914-X, 177 Seiten, Fr. 33.–. Ermittlungsbericht zur Affäre Rylander auf Deutsch, sowie weitere Dokumente in diesem Zusammenhang auf Französisch, Englisch und Deutsch: www.prevention.ch


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KRANKENVERSICHERUNG

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Die 30 umsatzstärksten Medikamente 2004

Medikamenten-Hitparade ohne Generika Unter den 30 umsatzstärksten Medikamenten in der Schweiz findet sich für das Jahr 2004 kein einziges Generikum – dafür elf Arzneimittel, für die es bereits einen Generika-Ersatz gibt. Würden die Top-30-Präparate konsequent durch Generika oder in ihrer Wirkung gleichwertige Substanzen ersetzt, lägen Einsparungen von über 400 Millionen Franken drin.

D

ie Medikamenten-Hitparade berücksichtigt alle von Ärzten und Apotheken abgegebenen Präparate, die von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung im Jahr 2004 bezahlt wurden. Die verschiedenen Darreichungsformen und Dosierungen wurden zusammengezählt und unter dem Hauptmarkennamen aufgelistet. Der Umsatz der 30 um-

Rang

Präparat

Umsatz 2004 in Mio. Fr.

Einsparung durch Generika oder Analogpräparat in Mio. Fr.

1

Sortis

91

- 50

2

Selipran

61

- 37

3

Norvasc

60

- 25

4

Zocor

52

- 34

5

Seretide

48

- 21

6

NexiumMups

46

- 25

7

Plavix

42

0

8

Zyprexa

41

- 11 - 28

9

AntraMups

40

10

Fosamax

38

0

11

Torem

37

- 15

12

Cosaar

36

- 10

13

Pantozol

36

- 20

14

Seropram

33

- 19

15

Atacand

33

- 9

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Betaferon

31

0

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Efexor

29

- 7

18

Rebif

29

- 5

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Agopton

28

- 9

20

Zestril/Zestoretic

27

- 10

21

(Co-)Aprovel

26

- 8

22

Deroxat

25

- 13

23

SandimmunNeoral

24

- 6

24

(Co-)Diovan

24

- 6

25

Zoloft

23

- 7

26

Stilnox

23

- 13 0

27

Symbicort

22

28

Aricept

22

0

29

Celebrex

21

- 10

30

Calcimagon

20

- 8

Quelle: santésuisse 2004 Eine Tabelle mit erweiterten Informationen finden   Sie unter www.santesuisse.ch – Politik und Recht   – Medikamente.

satzstärksten Arzneimittel beträgt 2004 total 1068 Millionen Franken.

Einsparpotenzial von über 400 Millionen Würden die Top 30-Originalprodukte durch preisgünstigere Präparate ersetzt, wären Einsparungen von 400 Millionen Franken möglich. Dieser Betrag errechnet sich wie folgt: Jedes Top 30-Medikament wird durch ein passendes, günstigeres Generikum oder Original mit vergleichbarer Wirkung ersetzt. Für diese Originalpräparate existieren teilweise ebenfalls Generika. Bei nicht generikafähigen Originalen wurde die Substitutionsrate geschätzt. Dies trägt dem Umstand Rechnung, dass nicht bei allen Patienten eine Medikamentensubstitution möglich ist. Ein Beispiel: Für den Blutfettsenker Sortis – 2004 mit einem Umsatz von 91 Millionen Franken – ist ein Generikum erst im Jahr 2007 zu erwarten. Gemäss Schätzung könnte aber bei 80 Prozent (Substitutionsrate) der Therapien Sortis mit Zocor oder Selipran bzw. deren Generika, ersetzt werden. Die Preisdifferenz zwischen Sortis und den günstigsten Generika zu Zocor und Selipran beträgt beinahe 70 Prozent. Durch dieses Vorgehen könnten alleine bei Sortis 50 Millionen Franken eingespart werden. Der einzige Unterschied ist die Verschiebung der Einnahmezeit vom Morgen (Sortis) auf den Abend (Ersatzprodukte). Sonstige «Qualitätseinbussen» für den Patienten sind wenig wahrscheinlich. Dieses Beispiel zeigt, wie einfach es wäre, im schweizerischen Gesundheitswesen viel Geld zu sparen. Die Mitte September 2005 angekündigten Preissenkungen durch das BAG und die Pharmaindustrie versprechen Einsparungen von 250 Millionen Franken. Die konsequente Anwendung von kostengünstigeren Me-

dikamenten – soweit möglich – birgt ein bei weitem grösseres Sparpotenzial. Die Ärzteschaft kann – ohne gesundheitliche Nachteile für ihre Patienten zu befürchten – die Medikamentkosten um weitere 400 Millionen Franken senken. Bis heute fehlt die Bereitschaft zu diesem Schritt. Wie ausgeführt, ist das Substitutionspotenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Zusätzlich könnten Spitäler und Ambulatorien durch Ausschöpfen des GenerikaSubstitutionspotenzials die Tatsache nutzen, dass die Medikation nach Spitalaustritt meist beibehalten wird.

Medikation statt Gesundheitsförderung: der falsche Weg In den Top 30 sind elf Präparate zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Beschwerden: drei Cholesterinhemmer, sieben Blutdrucksenker und ein Blutverdünner. Ferner finden sich fünf Medikamente zur Behandlung von psychischen Störungen und drei Arzneimittel gegen die Übersäuerung des Magens. Diese fünf Behandlungsbereiche zeigen klar auf, dass in der Schweiz die medikamentöse Behandlung zu Lasten der Prävention priorisiert wird. Im Präventionsbereich könnte durch Förderung gesundheitsbewusster Lebensweisen, wie körperlicher Bewegung, Ernährung, Gewichtskontrolle, massvollem Alkohol- und Zigarettenkonsum und Vermeiden schädigender Verhaltensmuster (Stress, Depression usw.) die Bevölkerung «entmedikalisiert» werden. Nötig sind jedoch nicht nur individuelle Verantwortlichkeit, sondern auch gesellschaftspolitische Massnahmen, welche Anreize zu gesundheitsbewusstem Verhalten fördern: dazu gehören Rauchverbote in öffentlich zugänglichen Gebäuden und der Ausbau der Gesundheitsförderung in Schulen und weiteren Ausbildungsstätten.  Fridolin Marty


KRANKENVERSICHERUNG

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Dissertation von Gerhard Kocher gratis auf dem Internet

Kalter Krieg um die KUVG-Revision 1964 1962 beschloss der Bundesrat, das Kranken- und Unfallversicherungsgesetz aus dem Jahre 1911 einer umfassenden Revision zu unterziehen. Die hauptsächlichen Streitpunkte waren dabei die einkommensabhängigen Arzttarife, das Behandlungsobligatorium für die Ärzte und die Honorarschuldnerfrage – tiers payant oder tiers garant also. Der Gesundheitsökonom Gerhard Kocher hat in seiner Dissertation 1967 am Beispiel der KUVG-Revision den Verbandseinfluss auf die Gesetzgebung untersucht und dabei einige Parallelen zur heutigen Zeit, aber auch erstaunliche Argumentationen der Interessenvertreter zutage gefördert. So wurden der Ärzteverband und das damalige Konkordat der Schweizererischen Krankenversicherer nicht müde, einander gegenseitig Raubtierkapitalismus oder totalitäre Verstaatlichungs-Gelüste vorzuwerfen.

Erstaunliche Allianzen – verkehrte Welt Dass das Thema Gesundheit sich schlecht für Parteipolitik eignet, zeigen die damals herrschenden Allianzen, die Kocher in seiner Arbeit eingehend beschreibt. Die Krankenversicherer teilten ihre Forderung nach dem Behandlungsobligatorium, das die Ärzte zur Behandlung jedes Pa-

Von Totalitären und Manchester-Liberalen Fidelsberger bezieht seine Geschichte von der Freiheit, die langsam und unmerklich, aber sicher eingeschränkt wird, im Gegensatz zu Orwell nicht auf den Kommunismus, sondern auf den demokratischen Wohlfahrtsstaat: Er sei «das Verbrechen des Jahrhunderts» und führe dazu, dass «sich die immer grösser werdende Zahl von Faulen und Dummköpfen am grossen kommunalen Topf mästen kann.» Die Ärztezeitung projizierte die Vorwürfe weiter auf die Forderungen der Krankenversicherer im Zuge der KUVG-Revision: Behandlungszwang und einheitliche Arzttarife. Ein Basler Ärztevertreter ortete hinter

tienten und damit auch zur Zusammenarbeit mit den Krankenversicherern verpflichtet hätte, mit der Linken. Gleiches gilt für den Ruf nach einheitlichen Arzttarifen. Die Ärzte verweigerten sich zusammen mit den Bürgerlichen beiden Forderungen. Ein Grund war wohl unter anderem, dass mit dem Zwang zur Behandlung von Kassenpatienten weniger Zeit für die lukrativeren Privatpatienten übrig geblieben wäre (das Versicherungsobligatorium gab es noch nicht). Damals waren also die Krankenversicherer, wenn man so will, gegen die Vertragsfreiheit, die Ärzte dafür. Die Verbindungen von Interessengruppen im Gesundheitswesen und politischen Parteien wechseln offenbar ganz pragmatisch je nach Aktualität.

diesen Forderungen später nicht nur den Versuch der Verstaatlichung der Medizin, sondern auch ein «totalitäres Programm» und «finstere Pläne der Linken». Umgekehrt scheute sich das Konkordat der Schweizerischen Krankenversicherer nicht, den Ärzten überholten Manchester-Liberalismus und gut getarnte Habgier zu unterstellen, wobei der Patient hauptsächlich als Honorarlieferant eine Rolle spiele.

Verbandseinfluss auf die Gesetzgebung Foto: Keystone

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ie Kommunismus-Kritik in George Orwells Buch «Animal Farm» ist weltbekannt und preisgekrönt. Die Ärztezeitung veröffentlichte 1962 eine ähnliche Parabel von Dr. Heinz Fidelsberger aus Wien: Ein grosses Rudel Wildschweine galt in einem US-Bundesstaat als Landplage, konnte aber auf keine Weise eingefangen oder anderweitig bekämpft werden. Ein junger Bauer hatte schliesslich die Idee, die Tiere mit Maiskolben anzulocken. Erst kamen nur die schwächeren Tiere, bald aber fand sich das ganze Rudel Tag für Tag an der Futterkrippe ein. Während die Wildschweine frassen, bauten die Anwohner jedes Mal ein wenig weiter an einem Zaun, der eines Tages so weit fertig war, dass sie, nachdem die Tiere durch den mittlerweile einzigen Eingang getreten waren, nur noch die Türe zu schliessen brauchten: Die Wildschweine sassen in der Falle.

Schauplatz: Bundeshaus, 1964.

Solche Episoden und Zitate, geprägt vom Vokabular des Kalten Krieges, förderte Kocher in seiner Dissertation en masse zutage. Obwohl sie keineswegs eine historische Arbeit ist, ist das ein angenehmer Nebeneffekt und macht die Lektüre enorm spannend. Das Hauptthema der Arbeit – der Werdegang eines Gesetzes und der Einfluss der Verbände darauf – wird auf eindrückliche und gut nachvollziehbare Weise dargestellt. Wer sich für diese Thematik interessiert, sollte von der Gratisbezugsmöglichkeit unter dem untenstehenden Link unbedingt Gebrauch machen.  Peter Kraft Die Dissertation von Gerhard Kocher ist online abrufbar unter: www.stub.unibe.ch/download/eldiss/ 67kocher_g.pdf


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KRANKENVERSICHERUNG

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Aktualitätenseminar 2005 der Schulungsstelle Westschweiz

Keine Opfer, keine Alleinschuldigen – alle müssen Verantwortung tragen Laufend steigende Gesundheitskosten, Problempunkt demografische Alterung: Patienten, Pflegende, Versicherer und Politiker zerbrechen sich den Kopf darüber, wie es weitergehen soll. Einig ist man sich darin, dass nur Massnahmen zielführend sind, die von allen beteiligten Parteien gleichermassen getragen werden. Deshalb hat santésuisse in diesem September bereits zum siebten Mal eine Informations- und Fachtagung zum Thema Krankenversicherung organisiert. Im Zentrum der diesjährigen Tagung standen die neusten Entwicklungen und Problemaspekte des Gesundheitssystems.

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ie Referentinnen und Referenten beleuchteten die heiklen Punkte und mahnten, dass die Entwicklung des Gesundheitswesens immer mehr ausser Kontrolle gerate und alles darauf hindeute, dass wir die Konsequenzen nicht mehr im Griff haben.

Alles ist relativ Bevor ganz konkret das schweizerische Gesundheitssystem zur Sprache kam, wagte Laurent Bonnard, Journalist bei Radio Suisse romande, einen kritischen Blick und lud die Teilnehmenden ein, etwas Abstand zu gewinnen: «Relativieren wir das Ganze einmal und vergessen wir nicht, dass es im Leben nicht nur die Schweiz gibt. Auf der ganzen Welt ereignen sich folgenschwere Ereignisse, die nur allzu oft ignoriert werden». Laurent Bonnard denkt dabei etwa an die Kinderlähmung, die langsam wieder zum Problem wird, oder die Schwierigkeiten für arme Länder, Medikamente gegen AIDS zu erhalten. Wir aber seien hier in der Schweiz und beklagten uns. Überall auf der Welt werde das Recht auf Gesundheit und Leben mit Füssen getreten, und wir seien nur auf unsere Probleme in einem reichen industrialisierten Land fixiert, gab Laurent Bonnard zu bedenken.

Viel Lärm, aber nichts passiert Aber auch die Schweiz als reiches Land hat mit grossen Problemen zu kämpfen. Man denke etwa an die demografische Alterung, die Ausgrenzung der Schwächsten in unserer Gesellschaft, das immer stressigere Leben und die invalidisierenden Zivilisationskrankheiten, so Laurent Bonnard.

Was vor allem verblüffe: Auf der einen Seite werde der dringende Handlungsbedarf sehr wohl erkannt, auf der anderen Seite aber würden keine konkreten Lösungsmassnahmen ergriffen. Grosse Worte und Klagelieder von allen Seiten, doch wo liegt die Lösung? In den letzten Jahrzehnten hat die wirtschaftliche Realität aus uns eine Gesellschaft von Individualisten gemacht, die nur an sich denken, meint Laurent Bonnard. «Schauen Sie sich nur einmal die Massen an, wie sie durch die Strassen gehen und auf ihr Mobiltelefon fixiert sind, ohne die anderen Menschen wahrzunehmen... Genau die gleichen sind es dann, die sagen: Ich habe meine Krankenkassenprämien bezahlt, also konsumiere ich. Ich zahle, also steht es mir zu».

Gesundheitspolitik in der Sackgasse Die Juristin Béatrice Despland, Dozentin und stellvertretende Leiterin des Institut de droit de la santé an der Universität Neuenburg, prangert nicht die fehlende Handlungsbereitschaft an, sondern vielmehr die unzweckmässigen politischen Massnahmen. Was soll man von all den Gesetzesrevisionen halten, die uns als für den Fortbestand des Systems zwingend notwendige Sparmassnahmen verkaufen, gleichzeitig aber die Schwächsten noch mehr schwächen und die Bedürftigen in unserer Gesellschaft noch mehr unter Druck setzen? Beispiele gibt es zur Genüge. Es sei hier nur auf eines der frappantesten hingewiesen: Die Revision der Invalidenversicherung zur Sanierung der Versicherung. Die Änderungen haben zur Folge, dass die

Leistungen um 20 Prozent zurückgehen und der Zugang zu den Leistungen immer schwieriger wird. Wie kann es gelingen, Personen in den Arbeitsmarkt zu integrieren, die oft schon lange nicht mehr erwerbstätig sind?


KRANKENVERSICHERUNG

Béatrice Despland wies noch auf andere Bereiche hin, in denen Sparmassnahmen jene treffen, die auf Leistungen angewiesen sind: Familienzulagen, AHV, Unfallversicherung und Krankenversicherung. Überall wird die Politik der kleinen Lösungsschritte verfolgt, ohne umfassende Betrachtung der Problematik. Für Béatrice Despland lautet der zentrale Widerspruch: Einerseits wolle man die Eigenverantwortung stärken, andererseits würden aber in Tat und Wahrheit immer mehr Leute systembedingt ausgeschlossen, für die dann letztendlich die Gemeinschaft aufkommen muss.

Überarztung und Patiententourismus

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Sind die andern schuld?

häufigsten Übel sind für ihn heute Überarztung und Patiententourismus. «Als ich 1987 als Allgemeinpraktiker angefangen habe, deckte ich in etwa alle medizinischen Fachbereiche ab. Die Patientinnen kamen zu mir wegen Verstauchungen, Herzproblemen und gynäkologischen Problemen. Heute werden viele Patienten an einen Facharzt überwiesen. Das ist eine direkte Folge der technologischen Entwicklung und führt zu Mehrfachuntersuchungen und -behandlungen», sagt Bernard Barras. Patienten und Ärzte seien vor diesem Hintergrund gleichermassen für den Anstieg der Gesundheitskosten verantwortlich. Das Problem heute, so Bernard Barras, sei die Medikalisierung des Alltags. Heute würden die Leute bei jedem Wehwehchen gleich zum Arzt gehen, sei es Müdigkeit, Eheprobleme, Gewichtsprobleme, Arbeitslosigkeit oder vieles mehr. Barras Fazit: «Solange man gesund ist, ist alles zu teuer. Kaum ist man krank, ist nichts mehr zu teuer... »

Monika Dusong, ehemalige Vorsteherin des Neuenburger Justiz-, Gesundheitsund Sicherheitsdepartements, und Yves Seydoux, Delegierter für Public Affairs bei santésuisse, veranschaulichten Mythen und Doktrine, die dafür verantwortlich sind, dass die Schweizer Gesundheitspolitik heute nicht vom Fleck kommt. Hauptproblem für Yves Seydoux ist der Trend hin zur Opfermentalität: Heute müsse alles entschädigt und ein Schuldiger in jedem Fall gefunden werden. Yves Seydoux ist sich sicher, dass diese Haltung und das omnipräsente Schadenersatzdenken das Ende der Solidarität bedeutet. «Alles Opfer, alle sind schuld, vor allem die anderen – diese nicht sehr konstruktive Philosophie findet sich überall».

Gemeinsam statt einsam

Foto: Peter Kraft

Mit einer Prise Humor hat Bernard Barras, seit achtzehn Jahren Allgemeinpraktiker in Sion, seinen Standpunkt klar gemacht. Er ist Arzt aus Leidenschaft, militanter Humanist und überzeugt von seiner Rolle als Allgemeinpraktiker. Die zwei

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Trotz der schwierigen Situation lässt sich ein Silberstreifen am Horizont erkennen. Es entstehen neue Initiativen wie etwa im Kanton Waadt, wo seit kurzem mobile Palliativpflege-Teams im Einsatz sind. Yvan Bourgeois und Christophe Jaques, beides Krankenpfleger und Berater für mobile Palliativpflege-Teams, zeigten sich begeistert von dieser neuen Art der Pflegeorganisation. Auch die Patienten und das Einsatzpersonal der mobilen Palliativpflege sind rundum zufrieden mit dieser Lösung. Diese neue Erfahrung zeigt auch, dass man etwas unternehmen kann, wenn ein Umdenken stattfindet und man die oben zitierte Aussage ins Gegenteil kehrt, im Sinne von «niemand ist Opfer, niemand trägt alleine die Schuld, alle sind mitverantwortlich». Referierende und Tagungsteilnehmende ziehen nach dieser äusserst informativen, von Georges-André Escoffey, Schulungsverantwortlicher Westschweiz, geleiteten Veranstaltung die gleiche Schlussfolgerung: Nur wenn alle beteiligten Akteure gemeinsam Verantwortung übernehmen und gemeinsam vorgehen, darf man hoffen, dass sich das Gesundheitssystem in eine positive Richtung entwickelt. Brigitte Longerich, «Soins infirmiers», Rédaction Romande

Das Seminaire d’actualité der Schulungsstelle Westschweiz findet traditionell jeden Herbst in Morges statt.

Der Artikel erscheint mit freundlicher Genehmigung von Soins infirmiers, dem offiziellen Organ des Schweizerischen Verbandes der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner.


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KRANKENVERSICHERUNG

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Neuer Beobachter-Ratgeber zur Krankenversicherung

Was Gesunde und Kranke wissen müssen Wer sich im schweizerischen Gesundheitswesen zurechtfinden will, wird mit vielen Fragen konfrontiert: Wie kann ich Prämien sparen? Wie finanziere ich einen Klinikaufenthalt? Wann sind Zusatzversicherungen sinnvoll? Wie frei ist die Arztwahl? Soll ich die Kasse wechseln? Auf diese und viele andere Fragen gibt der im Beobachter- Buchverlag erschienene Ratgeber kompetent und in leicht verständlicher Art Auskunft. Der Autor Urs Zanoni, Redaktor und Projektleiter beim Beobachter, erteilt im Vorwort den eindringlichen Rat, vor allen Entscheidungen bezüglich Krankenkasse die nötigen Abklärungen zu treffen, um Beschwerden und Ärger zu vermeiden.

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as den neuen Beobachter-Ratgeber auszeichnet, sind das enorme Wissen und die praxisnahe Erfahrung, die in diesem Buch zum Ausdruck kommen und dem Leser auf sehr eingängige Art zugänglich gemacht werden. Das Standardwerk basiert auf der Mitarbeit anerkannter Fachleute. Auch Kaderleute von Krankenversicherern haben Grundlagen und fachliche Anmerkungen für den Ratgeber geliefert. Der Ratgeber ist auf dem neuesten Stand:Alle Änderungen für das Prämienjahr 2006 sowie die bereits beschlossenen für 2007 sind berücksichtigt. Besonders interessant sind die vielen Hinweise und Beispiele, mit denen vorgefasste Meinungen, Irrtümer und Halbwahrheiten richtig gestellt werden. So ist es laut Zanoni eine falsche Annahme, dass jede Krankenkasse exakt die gleichen medizinischen Leistungen übernimmt. Es gebe sehr wohl Unterschiede zwischen den Krankenkassen, stellt der Ratgeber präzisierend fest. Weil der Leistungskatalog kein abschliessender Katalog sei, bestehe viel Raum für Ermessensentscheide und divergierende Auslegungen.

Unwissenheit kann verheerend sein Dass Unwissenheit böse Folgen haben kann, wird an zwei Beispielen erklärt. Wer es unterlässt, sich nach einem längeren

Auslandaufenthalt bei einer Kasse anzumelden, muss sich darüber klar sein, dass er erst nach einem Beitritt versichert ist, dies aber nicht rückwirkend. Das heisst: Die Untersuchungen und Behandlungen, die bis anhin vorgenommen wurden, können nicht mehr der Krankenversicherung verrechnet werden. Das gleiche gilt dann, wenn Eltern die dreimonatige Frist, innert der ein Neugeborenes angemeldet werden muss, verpassen. Trotz Obligatorium

gibt es also Situationen, in denen Deckungslücken entstehen können. Die Ratschläge, die der Ratgeber erteilt, sind sachlich und ausgewogen und zeugen vom Respekt gegenüber der Entscheidungsfreiheit des Einzelnen. So auch zur Frage des Kassenwechsels, um Prämien zu sparen: Bei der Wahl einer neuen Kasse ist die Qualität der Dienstleistungen mindestens so wichtig ist wie die Höhe der Prämien, schreibt Zanoni. Bei umstrittenen und zweifelhaften Leistungen würden billige Kassen die Leistungen «in der Regel» verweigern oder einschränken, was aber umgekehrt nicht bedeute, dass teure Kassen unbesehen alles zahlen. Der Autor verweist in diesem Zusammenhang auf die Ombudsstelle der sozialen Krankenversicherung, die immer dann eingeschaltet werden sollte, wenn sich eine Krankenkasse nicht kulant zeigt, schlechte Qualität bietet oder Informationen unverständlich und widersprüchlich sind. Im Anhang zum Ratgeber finden sich informative Angaben zum Lesen der Arztrechnung, Adressen der zugelassenenen Kassen sowie ein Stichwortverzeichnis.  Joseph Ziegler

Urs Zanoni, Krankenkasse. Was Gesunde und Kranke wissen müssen. Ein Ratgeber aus der BeobachterPraxis, 222 Seiten, Beobachter-Buchverlag, 2005, Jean Frey AG, Zürich, www.beobachter.ch


service Neue Studie des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums

Zusammenhänge zwischen Arbeit und Gesundheit

Liechtenstein: Das Fürstentum leidet ebenso unter einem starken Kostenwachstum in der Krankenversicherung: Zwischen 2001 und 2003 betrug dieser satte 14 Prozent. Wie sich die jüngsten Reformen in der Krankenversicherung Liechtensteins (siehe infosantésuisse 6/05) auswirken werden, ist noch unklar. Das Amt für Volkswirtschaft schliesst eine weitere Steigerung der Kosten nicht aus. Diabetes: Die Zahl der Diabetes-Patienten steigt weltweit rasant. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, das rund 170 Millionen Menschen an der Krankheit leiden. Bis 2030 dürften es doppelt so viele sein. USA: US-Rentner können im Rahmen des Medicare-Programms nun auch Versicherungen gegen Medikamentenkosten abschliessen. Während sich den Krankenversicherern ein neuer Kundenkreis von 43 Millionen Franken öffnet, ist laut «Handelsblatt» die Angelegenheit für die Pharmaindustrie zwiespältig: Einerseits wird der Medikamentenkonsum zunehmen, andererseits werden die Krankenversicherer wohl Rabatte von 15 bis 25 Prozent im Vergleich zum Einzelverkaufspreis aushandeln können. Deutschland: Die Deutschen sind immer weniger lange krank. Wie die Betrieblichen Krankenkassen mitteilen, betrug 2004 die durchschnittliche Arbeitsunfähigkeit ihrer Mitglieder 13 Tage pro Jahr. 1990 war diese Zahl noch fast doppelt so hoch.

Das Schweizerische Gesundheitsobservatorium (OBSAN) hat in einer Studie den Einfluss der Berufstätigkeit und der Arbeitsbedingungen auf die Gesundheit der erwerbstätigen Bevölkerung der Schweiz untersucht und ist dabei zu teilweise erstaunlichen Ergebnissen gekommen: So fühlen sich nur ein Fünftel der Beschäftigten bei ihrer Arbeit ungestört. Fehlqualifikationen und infolgedessen Über- oder Unterforderungen sind vor allem in der Genferseeregion und im Tessin häufig. 40 Prozent aller Angestellten geben an, beim Verrichten ihrer Arbeit keinerlei Entscheidungsspielraum zu haben. Erstaunlicherweise neh-

men ab 25 Jahren sowohl die Arbeitszufriedenheit sowie die Gedanken an einen Stellenwechsel ab. Bei den konkreten Aussagen zur Gesundheit überraschen vor allem folgende Befunde: Je höher die berufliche Stellung, desto höher ist auch der Alkoholkonsum: 16 Prozent der Angestellten auf Direktionsstufe greifen täglich zum Glas – ein fast doppelt so hoher Anteil wie bei den ausführenden Funktionen. Möglich ist allerdings, dass das Alter hier der wichtigere Einflussfaktor ist: Es korreliert stark mit der beruflichen Stellung. Auf das allgemeine Gesundheitsempfinden scheint die berufliche Stellung

einen geringeren Einfluss zu haben. Krankheitsbedingte Absenzen nehmen im Alter nicht etwa zu, sondern ab: Unter 24-jährige fehlen fast doppelt so häufig wie 55 bis 64-jährige. Allgemein ist der Trend ganz klar zu erkennen, dass schlechte Arbeitsbedingungen und ein unsicherer Arbeitsplatz sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Die Berufe im Gesundheitswesen fallen übrigens durch wenig Überstunden auf – was aber in erster Linie an der hohen Regelarbeitszeit liegt. Probleme mit der Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf sind besonders häufig, ebenso wie Schlafstörungen.

Schweizer Chiropraktoren verzichten auf Tageshonorar

Bekommt die Schweiz einen Chiropraktik-Lehrstuhl? Wer Chiropraktik studieren will, muss dies zurzeit zwangsläufig an einer privaten Hochschule in Kanada oder den USA tun. Die Kosten sind entsprechend hoch. Um den Nachwuchs in dieser medizinischen Disziplin nicht zu gefährden, plant die Universität Zürich, einen Lehrstuhl für Chiropraktik einzurichten. Doch die öffentlichen Mittel dafür fehlen, – für die ersten drei Betriebsjahre des Lehrstuhls wären 1,8 Millionen Franken nötig. Die Universität ist auf private Unterstützung angewiesen. Die Schweizer Chiropraktoren haben deshalb am 25. November auf ihr Honorar verzichtet und die erzielten Einnahmen an eine Stiftung gespendet, die den Lehrstuhl vorfinanzieren soll.

Foto: Prisma

News aus aller Welt


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SANTÉSUISSE – SERVICE

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Tochter-(und Sohn-)Tag 2005 bei santésuisse

Bereits zum fünften Mal fand dieses Jahr der Tochtertag statt, der von der Schweiz. Konferenz der Gleichstellungsbeauftragten ins Leben gerufen worden war (Homepage: www.tochtertag.ch) Dieser Tag wird jeweils gesamtschweizerisch angekündigt und erlaubt den Töchtern – das war die ursprüngliche Idee – ihren Müttern, oder Vätern bei ihrer täglichen Arbeit über die Schulter zu schauen. santésuisse hat schon im vergangenen Jahr die Türen noch etwas weiter geöffnet: Es sollen nicht nur die Töchter, sondern im Zeichen der Gleichberechtigung auch Söhne Gelegenheit haben, von diesem Angebot

Gebrauch zu machen. Das hat auch dieses Jahr geklappt; denn neben den jungen Damen konnten auch die jungen Herren vom interessanten Programm profitieren, das ihnen von santésuisse geboten wurde. Der Tag fand diesmal in Bern statt, da gleichzeitig die Vertreterinnen und Vertreter der Regionen dort ihr halbjährliches Forum abhielten. Die jungen Gäste hielten bei den verschiedenen Referaten zu komplexen Themen tapfer durch, machten sich danach genüsslich über den reichhaltigen Stehlunch her und freuten sich auf die Führung durch das Bundeshaus, inklusive Be-

Rudolf Luginbühl löst Gebhard Eugster ab

Foto: ZVG

Neuer Ombudsman der sozialen Krankenversicherung

Foto: Caesar Perrig

Tochtertag mit Bundeshausbesuch

such des SFDRS-Fernsehstudios, der vom Bundeshausredaktor Hanspeter Forster geleitet wurde. Nachdem alle einmal in einem Sessel im Stände- und Nationalrat

haben sitzen können, erhielten sie noch ein «Bhaltis» von santésuisse mit Block, Post-it, der Broschüre «1x1 der Krankenversicherung» und Kugelschreiber.

Erscheinungsdaten infosantésuisse 2006 Nr.

Redaktionsschluss

Erscheinen

1–2

9. Januar

2. Februar

3

6. Februar

2. März

4

13. März

6. April

5

10. April

5. Mai

6

15. Mai

9. Juni

7– 8

19. Juni

13. Juli

9

14. August

7. September

10

11. September

5. Oktober

11

16. Oktober

10. November

12

13. November

7. Dezember

Neue Inseratepreise 2006 (exkl. 7,6% MwSt.) 4. Umschlagseite (s/w + 4-farbig) 1/1 Seite (188 x 270 mm)

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1/4 Seite (91 x 132 mm)

Gebhard Eugster, der bisherige Ombudsman der sozialen Krankenversicherung, tritt in den Ruhestand. Eugster hatte bei der Ombudsstelle seit ihrer Gründung 1993 eine leitende Stellung inne: vorerst als Stellvertreter, ab 1997 schliesslich als Ombudsman. Zum Nachfolger ernannte der Stiftungsrat Rudolf Luginbühl.

Der neue Ombudsman ist bernischer Fürsprecher und arbeitet seit 1979 juristisch auf dem Gebiet der Krankenversicherung. Unter anderem leitete er den Rechtsdienst von grossen Krankenversicherern und war von 1999 bis 2003 bereits als juristischer Mitarbeiter für die Ombudsstelle tätig. Luginbühl tritt sein neues Amt am 1. Juli 2006 an.

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Annahmeschluss: 4 Wochen vor Erscheinen Stundenansatz Inserate-Gestaltungskosten (d.h. Gestaltung durch uns oder unsere Druckerei): Fr. 135.– Zuschlag bei Verwendung einer anderen Pantonefarbe: Fr. 500.– Wiederholungsrabatt bei drei oder mehr Schaltungen: 10 % Beraterkommission: 10  %


SANTÉSUISSE – SERVICE infosantésuisse

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Veranstaltungen Veranstalter

Besonderes

Datum/Ort

Weitere Informationen

Thema: Das Gesundheitswesen im Zeitalter des konsumierenden Patienten

19. Januar 2006 Hotel ViktoriaJungfrau, Interlaken

www.forumsante.ch

26./27. Januar Kultur- und Kongresshaus Aarau

www.gesundheitsfoerderung.ch

Schwerpunktthema Burnout

9. März 2006 Universität Freiburg, Aula Magna

www.bgf-tagung.ch

Zweitägige Tagung zu den Herausforderungen der hochspezialisierten Medizin: Machbarkeit, Finanzierbarkeit, Ethik

23./24. März KKL Luzern

www.trendtage-gesundheit.ch

Forum santé-Gesundheit Sanofi-Synthélabo (Schweiz) AG

8. Nationale Gesundheitsförderungskonferenz Gesundheitsförderung Schweiz

Breites Themenspektrum innerhalb zur Gesundheitsförderung mit einer Vielzahl von Referenten aus Politik, Gesundheitswesen und Wissenschaft (u.a. Bundesrat Pascal Couchepin)

Nationale Tagung für betriebliche Gesundheitsförderung Staatssekretariat für Wirtschaft seco

Forum Gesundheit Luzern

Zeichnung: Marc Roulin

Luzerner Trendtage Gesundheit


7ISSEN 3IE s DASS (ERZKRANKHEITEN MEIST DIE &OLGE VON "LUTHOCHDRUCK SIND s DASS DER 4ABAKRAUCH ZU 0ROZENT DIE 5RSACHE FàR ,UNGENKREBS IST s DASS UNSER 3KELETT AUS +NOCHEN BESTEHT UND KG SCHWER IST s DASS DIE ,EBENSDAUER EINER "LUTZELLE BIS 4AGE BETRÊGT $IESE UND MEHR !NTWORTEN ZU MEDIZINISCHEN 4HEMEN AUS DEM +RANKENVERSICHERUNGSALLTAG IN UNSEREM -EDIZINKURS

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!M -ÊRZ IN !ARAU

0ROGRAMM DER EINZELNEN -ODULE UND -ÊRZ UND -AI UND !UGUST UND /KTOBER UND .OVEMBER UND &EBRUAR UND !PRIL UND *UNI UND !UGUST UND /KTOBER UND .OVEMBER

(ERZ UND +REISLAUF ,UNGE UND !TMUNG 6ERDAUUNG 4EIL 6ERDAUUNG 4EIL "EWEGUNGSAPPARAT 4EIL "EWEGUNGSAPPARAT 4EIL 'YNÊKOLOGIE 'EBURTSHILFE 5ROLOGIE .EPHROLOGIE 'ESCHLECHTSKRANKHEITEN .EUROLOGIE 0SYCHOLOGIE 0SYCHIATRIE 3INNESORGANE $ERMATOLOGIE 0RÊVENTION 0ÊDIATRIE

.OCH 0LÊTZE FREI .UTZEN 3IE DIE 'ELEGENHEIT MELDEN 3IE SICH AN +URSORT !ARAU -IGROS +LUBSCHULE +URSKOSTEN &R n !NMELDEFRIST &EBRUAR $IE !NMELDUNGEN WERDEN NACH DEM %INGANG BERàCKSICHTIGT !NMELDUNG AN SANTÏSUISSE 3CHULUNGSSTELLE 2ÚMERSTRASSE 3OLOTHURN àBER UNSERE (OMEPAGE WWW SANTESUISSE CH ODER PER %MAIL SCHULUNG SANTESUISSE CH

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8. Nationale Gesundheitsförderungs-Konferenz 26.–27.01.2006 – Aarau, Schweiz

Herausforderung «Gesundes Körpergewicht» und «Psychische Gesundheit – Stress» Referentinnen und Referenten

Pascal Couchepin, Bundesrat Verena Diener, Regierungsrätin, Zürich Ernst Hasler, Regierungsrat, Aargau Margaret Barry, Prof., Universität Galway, (IR) Michael Fogelholm, Dr., Direktor UKK Institut, (FIN) Philip James, Prof., Leiter Obesity Task Force der EU, (GB) Markus Lamprecht, Dr., Soziologe, Zürich Manfred Manser, Vorsitzender der Konzernleitung, Helsana Versicherungen AG Maurice Mittelmark, Prof., Präsident IUHPE, (NOR) Peter Schneider, Dr., Psychoanalytiker / Kolumnist DRS 3, Zürich Johannes Siegrist, Prof., Universität Düsseldorf, (D)

Workshops

mit Referenten während zwei Tagen

Anmeldung

www.gesundheitsfoerderung.ch/konferenz

Gemeinsam Chancen schaffen.


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