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info santésuisse Neustart für santésuisse
Das Magazin der Schweizer Krankenversicherer
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santésuisse begegnet Herausforderungen der Zukunft mit neuer Organisation
Claude Ruey: «Die Akteure müssen sich von Konfrontation und Demagogie verabschieden.»
Die Aufgaben der neuen Geschäftseinheiten von santésuisse
Inhalt Im Fokus 4 santésuisse begegnet Herausforderungen der Zukunft mit neuer Organisation 5 santésuisse hat eine neue Struktur – und einen neuen Präsidenten 6 Christoffel Brändli: «Ich war sehr gerne Präsident von santésuisse» 8 Claude Ruey: «Die Akteure müssen sich von Konfrontation und Demagogie verabschieden» 10 Welche Aufgaben bleiben beim Verband santésuisse? 11 Gründung der SASIS AG führt kaum zu Veränderungen für die Kunden 12 Tarifverhandlungen: santésuisse stellt sich der Konkurrenz 13 Der SVK auf dem Weg in die elektronische Zukunft 14 Zahl der santésuisse-Standorte sinkt von 14 auf sieben 15 santésuisse behält Vertretung in der Südostschweiz 16 Vollpaket für die Westschweiz 18 Sicht der Mitglieder auf die Reorganisation von santésuisse 20 FMH und H+ zählen weiterhin auf einen verlässlichen Partner Gesundheitswesen 22 santésuisse will mit neuer Broschüre informieren, Missverständnisse verhindern und Grauzonen belichten 23 Fünf Fragen an: Lucia Mikeler Knaack, Zentralpräsidentin des Schweizerischen Hebammen-Verbandes 24 Gespräch mit dem Papiertiger: «Es ist meine Aufgabe, Veränderungen im Keime zu ersticken» 26 Obsan-Studie: Braucht es mehr Wettbewerb im KVG? Klipp & Klar 27 Änderungen der Krankenpflege-Leistungsverordnung (KLV) per 1. Januar 2009 Service 28 Neuerungen bei infosantésuisse 28 Wirtschaftlicher Nutzen betrieblicher Gesundheitsförderung lässt sich berechnen 28 Ueli Müller ist Ehrenpräsident der AIM 28 News aus aller Welt 29 Veranstaltungen 29 Mr Raoul Recht 30 Medikamente und Medizinalpersonen: Werbung ist nur in einzelnen Bereichen stark eingeschränkt
Nr. 1, januar 2009. Erscheint zehnmal jährlich Abonnementspreis Fr. 69.− pro Jahr, Einzelnummer Fr. 10.− Herausgeber und Administration santésuisse, Die Schweizer Krankenversicherer, Römerstrasse 20, Postfach, 4502 Solothurn Verantwortliche Redaktion Peter Kraft, Abteilung Politik und Kommunikation, Postfach, 4502 Solothurn, Tel. 032 625 42 71, Fax 032 625 41 51, E-Mail: redaktion@santesuisse.ch Herstellung: Rub Graf-Lehmann, Murtenstrasse 40, 3001 Bern Gestaltungskonzept: Pomcany’s Layout: Henriette Lux Anzeigenverwaltung: Alle Inserate − auch Stelleninserate − sind zu richten an: «infosantésuisse», Römerstrasse 20, Postfach, 4502 Solothurn E-Mail: redaktion@santesuisse.ch Abonnementsverwaltung Tel. 032 625 42 74, Fax 032 625 41 51 Homepage: www.santesuisse.ch Titelbild: Prisma Bildagentur AG, Schlieren-Zürich ISSN 1660-7228
Gut aufgestellt ins neue Jahr
Ab 2009 ist santésuisse neu organisiert. Die Kernaufgaben Politik, Kommunikation und Berufsbildung bleiben im Verband. Die Brancheninformationssysteme und die Vertragsverhandlungen hingegen werden in eigene Gesellschaften überführt. Sie bleiben im Besitz von santésuisse, müssen ihre Dienstleistungen aber preisfinanziert erbringen. Das heisst: Versicherer und Dritte, welche davon profitieren möchten, bezahlen dafür je nach Inanspruchnahme. Warum gibt sich santésuisse diese neue Organisation, obwohl der Verband auf erfolgreiche Jahre zurückblicken kann? Ein grosses Plus unseres Gesundheitswesens ist die Vielfalt der Krankenversicherer: Alle haben die Möglichkeit, Kasse und Versicherungsmodell je nach ihren Wünschen zu wählen. Die Kassenvielfalt führt aber auch zu verschiedenen Bedürfnissen unter den Krankenversicherern. Dem begegnet santésuisse nun, indem sie ihren Mitgliedern massgeschneiderte Dienstleistungspakete anbietet. Damit – und mit den unverändert finanzierten Kernaufgaben des Verbands – bleibt santésuisse für eine erfolgreiche Mitgestaltung unseres Gesundheitswesens im Sinne der Versicherten gerüstet. Der Präsident von santésuisse, Christoffel Brändli, hat diese Veränderungen massgeblich mitgestaltet. Er hat durch seine ausgeglichene Art, aber auch dank seinem politischen Gespür viel dazu beigetragen, dass santésuisse in den letzten acht Jahren einige Erfolge verbuchen konnte. Insbesondere hat das Volk zweimal deutlich nein gesagt zu einer staatlichen Krankenversicherung – und damit ja zu einem freiheitlichen System. In die Amtszeit von Christoffel Brändli fällt auch das lange Gerangel um die KVG-Revision. Nicht zuletzt dank seinem unermüdlichen Einsatz sind in wichtigen Bereichen letztlich doch tragbare Lösungen entstanden. Christoffel Brändli ist auf Ende 2008 wegen einer statutarischen Altersbegrenzung vom Präsidium zurückgetreten. Sein Nachfolger ist der liberale Waadtländer Nationalrat Claude Ruey. Er wird die Hinterlassenschaft Brändlis – also Organisations-Review und KVG-Revision – konsolidieren müssen. Bereits in seiner Antrittsrede an der santésuisseGV hat er aber klar gemacht, dass er sich nicht nur darauf beschränken wird. Zusammen mit den Partnern möchte er an weitergehenden, zukunftsgerichteten Lösungen für das Gesundheitswesen arbeiten. Ein grosses Anliegen ist dem neuen Präsidenten aber auch das Image der Krankenversicherer. Als Romand kennt er die Sensibilitäten der Bevölkerung besonders gut. Claude Ruey steht für die Bürgernähe der Krankenkassen. Ich bin überzeugt: Er wird das Erbe von Christoffel Brändli weiterführen, aber auch selber gestalterisch wirken und neue Impulse setzen.
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Stefan Kaufmann Direktor santésuisse
Aufteilung der Dienstleistungen in Kernverband und preisfinanzierte Geschäftseinheiten
santésuisse begegnet Herausforderungen der Zukunft mit neuer Organisation
Als 1996 das neue Krankenversicherungsgesetz in Kraft trat, hat dies im schweizerischen Gesundheitswesen grosse Veränderungen und Umwälzungen ausgelöst. Schon bald realisierte das damalige Konkordat der schweizerischen Krankenversicherer: Die bisherige Struktur passte nicht mehr zu den neuen Gegebenheiten. Also schloss man die Kantonalverbände mit dem Konkordat zusammen und gründete santésuisse. Der neue Verband bot Vertragsverhandlungen, ökonomische und rechtliche Grundlagen sowie Kommunikation und politische Arbeit von seinem Hauptsitz in Solothurn aus an. Daneben unterhielt er weiterhin ein dichtes Netz von regionalen Zweigstellen. Diese waren vor allem in den Tarifverhandlungen tätig. Während einigen Jahren hat sich diese Struktur bestens bewährt. Doch nun sind die Veränderungen im Gesundheitswesen soweit fortgeschritten, dass santésuisse seine Organisation an neuen Herausforderungen ausrichten muss.
Neue Bewegungsfreiheit für santésuisse
Für den Kernverband hat dies den Vorteil, dass er sich stärker als bisher auf die Branchenpolitik konzentrieren kann. Die mitunter zeitraubende Suche nach einer gemeinsamen Position der Branche ist nicht mehr in allen Bereichen nötig. Jeder Versicherer steht künftig vor der Wahl, ob er die Dienstleistungen von santésuisse ausserhalb des Kernverbandes einkaufen will oder nicht. Damit gewinnt santésuisse einiges an Bewegungsfreiheit: Sie wird ihre Dienstleistungen in Zukunft schneller und präziser den Bedürfnissen der Mitglieder und den herrschenden Rahmenbedingungen anpassen können. Diese neue Freiheit kann santésuisse aber nur nutzen, wenn die Entscheidungswege kurz sind und die Fachspezialisten in engem Kontakt miteinander stehen. santésuisse operiert neu von sieben statt 14 Standorten aus. Wichtig ist: Die Konzentration der Standorte hat nichts mit dem Abbau von Personal, sondern mit dem Ausbau der Dienstleistungsqualität zu tun. STEFAN KAUFMANN
Foto: Prisma
Seit Anfang Jahr finanzieren die Mitglieder von santésuisse nur noch bestimmte Kernaufgaben des Verbands mit einem fixen Beitrag. Alle anderen Dienstleistungen beziehen die Krankenversicherer je nach Bedarf und gegen Bezahlung. Damit passt sich der Branchenverband den verschiedenen Bedürfnissen seiner Mitglieder an – und gewinnt für die Zukunft mehr Flexibilität.
Vielfältige Branche, vielfältige Bedürfnisse
Von den ursprünglich 145 KVG-Versicherern gibt es heute noch etwa 80. Regionale Kleinkassen bilden den Kontrast zu sehr grossen Versicherern mit mehreren Hunderttausend Mitgliedern. Kleine und mittlere Versicherer sind in gewissen Bereichen auf Zusammenarbeit angewiesen, während die Branchenleader durch ihre Grösse mittlerweile in der Lage sind, auch Tarifverhandlungen selber zu führen. Weil ein Verband nur dann Sinn macht, wenn er die Bedürfnisse seiner Mitglieder erfüllt, hat santésuisse die Lage analysiert und sich neu organisiert. Jene Bereiche, die alle Versicherer beanspruchen, bleiben im Kernverband. Dazu gehören die politische Arbeit, die Kommunikation, Statistiken und das Erarbeiten von nationalen Tarifstrukturen wie SwissDRG und TARMED. Die Tarifverhandlungen und die Informationssysteme (wie Versichertenkarte, zentrales Vertragsregister oder Tarif- und Datenpool) hingegen werden in je eine eigenständige Organisation ausgegliedert. Die neuen Geschäftseinheiten bleiben zwar im Besitz von santésuisse, werden aber nicht mehr durch Mitgliederbeiträge finanziert. Sie müssen ihre Dienstleistungen an die interessierten Versicherer – oder an interessierte Dritte – verkaufen.
Die Krankenversicherer passen nicht alle ins gleiche Schema. Sie brauchen individuell angepasste Lösungen.
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Ausserordentliche Generalversammlung von santésuisse am 10. Dezember 2008 in Bern
Der bisherige santésuisse-Präsident Christoffel Brändli ist 65 Jahre alt geworden. Laut Statuten muss er deshalb sein Amt abgeben. Eine ausserordentliche Generalversammlung von santésuisse hat mit dem Waadtländer Nationalrat Claude Ruey einen ebenso profilierten Gesundheitspolitiker zu Brändlis Nachfolger gewählt. Ruey setzt stark auf die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren. Er will auch das angekratzte Image der Krankenversicherer in der Bevölkerung verbessern.
Er blicke nicht gerne zurück, sagte der scheidende Präsident Christoffel Brändli zu Beginn der Generalversammlung. Allzu unwohl war es ihm beim Resumé über seine Präsidialzeit bei santésuisse aber offensichtlich doch nicht. Das lag wohl daran, dass sich die Bilanz des Verbandes und seines Präsidenten in den letzten acht Jahren durchaus sehen lassen kann: «Aus dem in der Öffentlichkeit eher unbekannten Krankenkassen-Konkordat ist in dieser Zeit ein erfolgreicher und anerkannter Akteur im schweizerischen Gesundheitswesen geworden», stellte Christoffel Brändli nicht ohne Stolz fest. In Sachen Spital- und Pflegefinanzierung, Medikamentenpreise und Managed Care habe santésuisse einige Erfolge feiern können. «Doch bis zur erfolgreichen Umsetzung sind noch einige Hürden zu nehmen», mahnte Brändli. Die zentralen Herausforderungen blieben dieselben: «Wir müssen die Kosten in den Griff bekommen, die Qualität messen und vergleichen, den Wettbewerb stärken und die Zusammenarbeit fördern.» Claude Ruey setzt auf Zusammenarbeit und Aufklärung
Christoffel Brändli war zu Beginn einer Reorganisation zum damaligen Konkordat gestossen. Er prägte die neuen Strukturen des Verbandes massgeblich. Auch der Name «santésuisse» war Brändlis Idee – das verriet Helsana-Chef Manfred Manser in seiner Laudatio. Brändlis Abgang wird ebenfalls mit einer Umstrukturierung begleitet. Er stellte den laufenden Organisationsreview, an dessen Entstehung er als Präsdient des Verwaltungsrats einigen Anteil hat, zwar noch vor (wir berichten ausführlich in dieser Ausgabe). Er betonte aber auch, dass es nun an seinem Nachfolger sei, gemeinsam mit den Mitarbeitenden die neue Struktur von santésuisse zu festigen und zur Entfaltung zu bringen. Der neue santésuisse-Präsident heisst Claude Ruey. Er ist Nationalrat der Waadtländer Liberalen Partei und als solcher ein profilierter Gesundheitspolitiker. 2002 bis 2006 präsidierte Ruey den Westschweizer Krankenkassenverband Cosama, von 1994 bis 1998 war er Waadtländer Gesundheitsdirektor.
Foto: Peter Kraft
santésuisse hat eine neue Struktur – und einen neuen Präsidenten
Legende. Claude Ruey plädierte in seiner Antrittsrede für mehr Zusammenarbeit im Gesundheitswesen.
Der 59-jährige Anwalt wohnt in Nyon, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne. Claude Ruey wurde von der santésuisse-Generalversammlung einstimmig und mit Applaus zum Präsidenten gewählt. In seiner Antrittsrede sprach er sich für einen Weg der Zusammenarbeit aus: Lösungen im Gesundheitswesen gebe es nur gemeinsam mit starken Partnern. Für Claude Ruey ist es entscheidend, dass die Krankenversicherer den Anliegen der Bevölkerung grösstes Gewicht beimessen. Er stellt ein grosses Informationsdefizit fest und fordert deshalb: «Wir müssen härter als bisher an unserem Image arbeiten. Dazu gehört auch, dass wir die Bevölkerung besser über die Funktionsweise unseres Gesundheitssystems aufklären.» (Mehr vom neuen Präsidenten im Interview auf S. 8.) Christof Zürcher neu im Verwaltungsrat
Neben Claude Ruey wählten die Mitglieder von santésuisse den CEO von Atupri, Christof Zürcher, neu in den Verwaltungsrat. Auch diese Wahl war einstimmig. Ferner hat die Generalversammlung einige kleinere Statutenänderungen gutgeheissen. So gibt es für das Präsidialamt künftig keine Alterslimite mehr, und die Mindest-Sitzzahl von französischoder italienischsprachigen Versicherern beträgt neu zwei statt vier. Grund dafür sind Umstrukturierungen in der Kassen-Landschaft, die es schwierig machen, genügend Vertreter aus der Romandie zu finden. PETER KRAFT
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Im Gespräch: Christoffel Brändli, abtretender Präsident von santésuisse
«Ich war sehr gerne Präsident von santésuisse» Nach acht Jahren tritt der Bündner Ständerat Christoffel Brändli wegen einer statutarischen Altersbegrenzung als Präsident von santésuisse zurück. Er hat den Verband während zweier Neuorganisationen und während der turbulenten KVG-Revision geführt. Brändli zieht eine positive Bilanz aus dieser bewegten Zeit. Er mahnt aber auch an, dass dem Krankenkassen-Verband noch einiges an Arbeit bevorsteht.
Sie geben das Amt als santésuisse-Präsident nach acht gesundheitspolitisch turbulenten Jahren ab. Sind Sie erleichtert?
Verschiedene Akteure und Medien behaupten gerne, die Krankenversicherer hätten grossen Einfluss auf die gesundheitspolitischen Entscheide des Parlaments. Sie sind sowohl Parlamentarier als auch Kassenvertreter, kennen also beide Seiten. Was ist dran an diesen Behauptungen?
santésuisse und die Krankenversicherer haben sicher ein grösseres Gewicht als noch vor zehn Jahren. Ihr Ziel ist unter anderem, eine qualitativ gute Versorgung zu vernünftigen Preisen sicherzustellen. Wenn man den Einfluss der Krankenversicherer an diesem Ziel misst, darf er durchaus noch grösser werden. Zumindest die gesundheitspolitische Bilanz der letzten Jahre lässt nicht auf einen übermässigen Einfluss der Kassen schliessen. Wie zufrieden sind Sie mit dem Verlauf der KVG-Revision?
Im Vergleich zu den anderen Akteuren im Gesundheitswesen haben wir zwar zugelegt. Aber mit dem Verlauf der KVG-Revision bin ich nicht ganz zufrieden. Mit Ausnahme der Spital- und Pflegefinanzierung, wo wir auf dem richtigen Weg sind, kommen wir kaum vom Fleck. Insbesondere in Sachen Vertragsfreiheit sind wir noch einiges von einer Lösung entfernt.
Foto: Keystone
Ich war sehr gerne Präsident von santésuisse. Ich durfte in den letzen acht Jahren viele schöne, manchmal auch traurige Momente mit den Mitarbeitenden von santésuisse teilen. Das Amt hat mir persönlich viel gegeben. In solchen Positionen ist es aber sinnvoll, dass nach acht Jahren ein Wechsel stattfindet.
Wie beurteilen Sie die gesundheitspolitische Zukunft?
An der Kostenentwicklung wird sich ohne grundlegende Reformen kaum etwas ändern. Zudem gibt es viele offene Fragen zur Umsetzung der Spitalfinanzierung, zu den Medikamentenpreisen, zur Grundversorgung und zu einigen anderen Punkten. Ich meine, die Politik muss sich wesentlich stärker bewegen, wenn wir diese Fragen einigermassen positiv im Interesse der Bevölkerung lösen wollen.
«Ideologisieren mag attraktiv sein, bringt uns aber nicht weiter.» Die Volksabstimmungen zur Einheitskasse und zum Verfassungsartikel haben gezeigt, dass die Bevölkerung Reformen in dieser oder jener Richtung eher skeptisch gegenübersteht. Welchen Einfluss hat dies auf die Arbeit des Parlaments?
Die Abstimmungen waren sehr stark ideologisch geprägt. Eine grundsätzliche Diskussion über die Zukunft fand vor allem beim neuen Verfassungsartikel nicht statt. Es ist wichtig, dass sich die aufbauenden Kräfte im Parlament zusammenfinden und nach sachpolitischen Lösungen suchen. Ideologisieren mag attraktiv sein, bringt uns aber nicht weiter. Sie bleiben Mitglied der SGK-S. Werden Sie in Zukunft, ohne Ihr Amt als santésuisse-Präsident, eine andere Gesundheitspolitik betreiben als bisher?
Nein, sicher nicht. Ich habe die Positionen von santésuisse immer aus Überzeugung vertreten. Daran wird sich grundsätzlich nichts ändern.
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Christoffel Brändli: «Die Politik muss sich wesentlich stärker bewegen.»
Sie haben das santésuisse-Präsidium in Zeiten einer Neuausrichtung übernommen, und Sie verlassen den Verband in einer ähnlichen Phase wieder. Wie beurteilen Sie die Entwicklung von santésuisse zwischen diesen beiden Marksteinen?
Organisationen und Verbände laufen immer wieder Gefahr, von den Entwicklungen überholt zu werden. Deshalb ist es wichtig, dass sie die eigene Tätigkeit immer wieder hinterfragen und den neuen Gegebenheiten anpassen. Ich hatte das Glück, zwei wichtige Schritte von santésuisse zu begleiten: Zuerst den Übergang vom Konkordat mit seinen Kantonalverbänden zu santésuisse, und nun die umfassende Strukturreform unserer Organisation. Ich bin überzeugt, dass santésuisse gut aufgestellt ist für die Zukunft, nicht zuletzt wegen den guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
«Die Beziehungen zu den anderen Akteuren im Gesundheitswesen haben einiges an Verbesserungspotenzial.» Wie hat sich aus Ihrer Sicht das Verhältnis zu den einzelnen Versicherern, aber auch zu den anderen Akteuren in den letzten acht Jahren entwickelt?
teuren im Gesundheitswesen haben aber sicher einiges an Verbesserungspotenzial. Für santésuisse ist es wichtig, in Zukunft verstärkt daran zu arbeiten.
«Der Einfluss der Krankenversicherer darf durchaus noch grösser werden.» Was werden Sie aus Ihrer santésuisse-Zeit besonders vermissen?
Vor allem die persönlichen Kontakte zu den Mitarbeitenden und den Versicherern. Das Wohlwollen, das ich immer wieder spürte, wird mir in bester Erinnerung bleiben. Neben dem santésuisse- haben Sie auch das Ständeratspräsidium abgegeben. Was werden Sie in der Zeit tun, die Sie dadurch für sich selber gewinnen?
In der Tat habe ich durch diese Veränderungen mehr Freiraum für mich erhalten. Mühe, diese Freiräume auszufüllen, habe ich nicht, weder beruflich noch privat. Vor allem freue ich mich kurzfristig darauf, Ski zu fahren und vermehrt Zeit für meine Familie und meine vier Enkel zu haben. INTERVIEW: PETER KRAFT
Das Verhältnis zu den Versicherern beurteile ich als gut. Natürlich prallen immer wieder unterschiedliche Interessen aufeinander. Die Versicherungen stehen schliesslich miteinander im Wettbewerb. Die Beziehungen zu den anderen Ak-
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Im Gespräch: Claude Ruey, neuer Präsident von santésuisse
«Die Akteure müssen sich von Konfrontation und Demagogie verabschieden» Claude Ruey, der neue Präsident von santésuisse, fordert mehr Zusammenarbeit unter den Akteuren des Gesundheitswesens. Nur gemeinsam und in sachlicher Diskussion seien zukunftsträchtige Lösungen möglich, sagt Ruey. Er muss es wissen: Als liberaler Nationalrat, Waadtländer Alt-Gesundheitsdirektor und Vorsteher des ehemaligen Westschweizer Krankenkassenbundes Cosama bringt er ein beachtliches gesundheitspolitisches Rüstzeug mit.
Was hat Sie dazu bewogen, das Präsidium von santésuisse zu übernehmen?
Ich war in New York auf einer Fähre, als ich die Anfrage erhielt. Nach zwei Tagen Bedenkzeit habe ich mir dann gesagt: Das Gesundheitswesen ist der Bereich, der mich begeistert und der mir am Herzen liegt. Gleichzeitig gibt es dort vieles, das ich bewegen möchte. Im Gesundheitswesen geht es um elementare Dinge, letztlich auch um das Leben an sich – und um den Tod. Es ist ein gleichzeitig faszinierender, komplexer und für das Wohlergehen der Bevölkerung entscheidender Bereich. Es ist die Mühe mehr als wert, sich da zu engagieren.
Schon in Ihrer Antrittsrede an der Generalversammlung von santésuisse haben Sie die Notwendigkeit erwähnt, Reformen im Gesundheitswesen zusammen mit Partnern anzupeilen. Was konkret meinen Sie damit?
Als Waadtländer Gesundheitsdirektor habe ich jeweils einmal pro Jahr eine kantonale Tagung organisiert, an der sich alle Akteure des Gesundheitswesens zur Diskussion getroffen haben. Für die nationale Ebene könnte ich mir ähnliche Formen des Dialogs vorstellen. Nach der Einheitskassen-Abstimmung habe ich Bundesrat Couchepin einen entsprechenden Vorschlag gemacht. Er hat ihn noch nicht umgesetzt. Wie dem auch sei: Wir müssen die Zusammenarbeit unter den Akteuren verbessern – sei es durch persönliche Kontakte oder durch eine sachliche Kommunikation. Nach der Abstimmung zum Verfassungsartikel – den ich inhaltlich unterstützt habe, obwohl ich ihn für einen taktischen Fehler hielt – sind die Konflikte wieder intensiver geworden. Jetzt müssen sich die Akteure von Konfrontation und Demagogie verabschieden und zur sachlichen Auseinandersetzung zurückfinden.
Welche Ziele möchten Sie mit santésuisse erreichen?
An der GV haben Sie auch von der Notwendigkeit gesprochen, das Image der Krankenversicherer zu verbessern. Was konkret braucht es dazu?
Vor vier Jahren wurde ich vom Institut économique de Montréal eingeladen, um einen Vortrag zu halten mit dem Titel: «Das schweizerische Gesundheitswesen – ein Modell für Quebec». Ich habe den Organisatoren vorgeschlagen, wenigstens ein Fragezeichen hinter den Referatstitel zu setzen. Sie fanden das aber nicht nötig, weil das Schweizer System dermassen viel besser funktioniere als das verstaatlichte Gesundheitswesen Kanadas. Was ich damit sagen möchte: Wir stehen im internationalen Vergleich sehr gut da, und wir müssen sicherstellen, dass das auch so bleibt. Neue Probleme wie die demografische Alterung machen es nötig, das System ständig anzupassen und zu verbessern.
Als meine Kandidatur für das Präsidium von santésuisse bekannt wurde, hat mir der Präsident der Waadtländer Ärztevereinigung gesagt: «Nun sind wir Feinde.» So geht das natürlich nicht. Vor dem KVG waren die Krankenkassen stark subventioniert. Die steigenden Gesundheitskosten finanzierte die Bevölkerung vor allem über die Steuern. Das KVG hat die Kostenrealität sichtbar gemacht, und die Krankenversicherer müssen seither Jahr für Jahr die schlechte Nachricht steigender Prämien überbringen. Um das Image der Krankenversicherer zu verbessern, müssen wir der Bevölkerung klar machen, dass die Prämien ein Spiegel der Kosten und nicht willkürlich festgesetzte Beträge sind.
Steht dem das angespannte politische Klima nicht zu stark im Weg?
«Dumme Streitigkeiten, polemische Diskussionen und das ständige Suchen nach Sündenböcken können wir überhaupt nicht brauchen. »
Es ist tatsächlich schwierig. Was wir überhaupt nicht brauchen können, sind dumme Streitigkeiten, polemische Diskussionen und das ständige Suchen nach Sündenböcken. Beispielsweise gibt man die Schuld an den Prämiensteigerungen den Krankenkassen – obwohl die Prämien nur das Spiegelbild der Kosten sind, die andere verursachen. Die Kassiererin im Supermarkt kann auch nichts dafür, wenn ein Kunde zu viele Waren im Einkaufswagen hat. Die Versicherer sind in einer ähnlichen Situation. Sie können höchstens versuchen, Missbräuche so gut wie möglich zu verhindern. Mein Ziel ist es, dass santésuisse und die Krankenversicherer nicht mehr als Hauptverantwortliche für die hohen Kosten wahrgenommen werden. Wir müssen uns als konstruktive Kraft positionieren, die den Dialog sucht und umsetzbare Lösungen entwickelt.
Das schlechte Image ist also auch eine Folge des mangelhaften Wissens über das System?
Davon – und manchmal auch von einer zu wenig offenen und transparenten Kommunikation der Krankenversicherer. Ein Beispiel: Ein Beratungsbüro wollte eine wissenschaftliche Studie über die Reserven der Krankenversicherer durchführen. Es gab Versicherer, die jede Information dafür verweigerten. Dabei wäre es doch im Interesse der Branche, dass hier Transparenz herrscht. Andererseits muss man sich auch bewusst sein, dass kein anderer Wirtschaftszweig derart intensiv kontrolliert
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Foto: Keystone
Das grundsätzliche Ziel ist das gleiche: Die bestmögliche Pflege für alle zu vernünftigen Kosten. Das sind nichts anderes als die Ziele des KVG, an denen sich alle Akteure zu orientieren haben. Den gerechten Zugang und die Solidarität haben wir – jetzt fehlt noch die Effizienz. Es ist nicht effizient, wenn die Kantone Planer und Betreiber der Spitäler sind. Es ist auch nicht effizient, wenn die ambulante Medizin von den Kassen alleine finanziert wird, die stationäre hingegen von Kantonen und Kassen gemeinsam. Das führt zu falschen Anreizen. Welches «ideale» Gesundheitswesen schwebt Ihnen vor – und welche Reformen sind in den nächsten Jahren politisch machbar?
Claude Ruey: «Gerechtigkeit und Solidarität haben wir – jetzt fehlt noch die Effizienz.»
wird und so viele Zahlen öffentlich macht wie die Krankenversicherung. Wir müssen uns keineswegs schämen. Das Image der Versicherer ist insbesondere in der Romandie angeschlagen. Was hat das für Gründe, und welche speziellen Massnahmen sind dort angezeigt?
Die Gesundheitskosten sind in der Romandie um einiges höher als in der Deutschschweiz. Entsprechend stark leiden die Menschen unter der Prämienbelastung. Das hat auch kulturelle Gründe. Der Umgang mit Gesundheit und Krankheit ist in der lateinischen Schweiz ein anderer. In den zweisprachigen Kantonen Wallis und Freiburg ist der Medikamentenkonsum im französischsprachigen Teil deutlich höher – mit der gleichen kantonalen Gesundheitspolitik. Ruth Dreifuss hat das so erklärt, dass die deutsche Kultur naturverbundener sei als die lateinische. Hinzu kommt, dass die Romands etatistischer eingestellt sind und deshalb grössere Mühe mit einem wettbewerblichen Gesundheitssystem haben. Was können wir da tun? Auch in der Romandie liegt die Aufklärung an erster Stelle. Wir müssen den Menschen dort aber auch bewusst machen, dass die Krankenversicherer sich stark an ethischen Prinzipien orientieren. Die Sensibilität dafür ist in der Romandie sehr hoch. Nicht zuletzt müssen die Krankenversicherer in einzelnen Punkten ihre Praktiken anpassen.
Mein ideales Gesundheitssystem ist freiheitlich und basiert auf reguliertem Wettbewerb. Die Linke favorisiert ein staatliches System. Für die Politik ist es schwierig, entscheidende Schritte in die eine oder andere Richtung zu tun, weil das Volk Veränderungen im Gesundheitssystem sehr skeptisch gegenübersteht. Das haben die beiden Abstimmungen zur Einheitskasse und zum Verfassungsartikel deutlich gezeigt. Sicher scheint mir aber, dass der Bevölkerung die Wahlfreiheit wichtig ist. Die Umfragen zeigen auch, dass die Eigenverantwortung im Gesundheitswesen für immer mehr Menschen ein wichtiges Anliegen ist. Ich hoffe deshalb sehr darauf, dass die neue Spitalfinanzierung und SwissDRG in einem freiheitlichen Geist umgesetzt werden. Der Staat soll sich auf die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung konzentrieren. Wie schwierig ist es, solche Ideen in die Gesundheitspolitik wirksam einzubringen?
Nehmen Sie das Beispiel Ärztestopp: Die Liberale Partei war stets dagegen, aber es gab genug bürgerliche Kräfte, welche dieser Massnahme zum Durchbruch verhalfen. Jetzt müssen wir eine Nachfolgeregelung dafür suchen und laufen Gefahr, dass der Ärztestopp durch ein weiteres Planungsinstrument ersetzt wird. Oder die Reserven der Krankenversicherer: Wir diskutieren wochenlang darüber, obwohl es viel wichtigere Fragen zu lösen gäbe. Durch solche unnützen Debatten und Massnahmen geht viel Zeit verloren. Um in der Gesundheitspolitik vorwärts zu kommen, müssen wir viel konsequenter als bisher nach echten Lösungen suchen. Echte Lösungen müssen das Gesundheitssystem verbessern und dürfen nicht einfach den schwarzen Peter anderen zuschieben. Ich wiederhole: Wir müssen uns von dummen Streitigkeiten verabschieden und anfangen, konstruktiv zusammenzuarbeiten. INTERVIEW: MAUD HILAIRE SCHENKER UND PETER KRAFT
santésuisse und die Kantone haben das Heu oft nicht auf derselben Bühne. Sie waren auch Waadtländer Gesundheitsdirektor und können deshalb für beide Seiten sprechen. Wo gibt es für Versicherer und Kantone gemeinsame Interessen?
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Politik, Kommunikation, Ausbildung, Grundlagen und Support weiterhin beitragsfinanziert
Welche Aufgaben bleiben beim Verband santésuisse? Nicht alle Aufgaben von santésuisse werden in eigenständige Geschäftseinheiten ausgegliedert. Der Branchenverband konzentriert sich auf die Bereiche Grundlagen, Kommunikation, Politik und Ausbildung. santésuisse wird weiterhin Tarifstrukturen erarbeiten, Statistiken erstellen und versicherungstechnische Branchenpositionen entwickeln. Ausserdem stellt santésuisse die Supportleistungen auch für die neuen Geschäftseinheiten.
Allen unterschiedlichen Bedürfnissen zum Trotz: Es gibt Bereiche der bisherigen Verbandsarbeit von santésuisse, die für alle Versicherer gleichermassen von Nutzen sind: Die branchenspezifische Grundlagenarbeit, Politik und Kommunikation sowie die Ausbildung von Branchen-Fachleuten. Diese Gebiete finanzieren wie bisher alle Versicherer gemeinschaftlich via Mitgliederbeitrag. Preisfinanziert werden die Dienstleistungen, welche die Versicherer von Fall zu Fall bei santésuisse einkaufen, anderswo beziehen oder selber anbieten. Damit Versicherer, welche Dienstleistungen nicht von santésuisse beziehen, nicht trotzdem via Verwaltungsrat oder Versichererteam mitbestimmen, werden diese Angebote in eigene Rechtspersönlichkeiten ausgelagert. Dank ihrer unternehmerischen Freiheit können diese Serviceorganisationen ihre Dienstleistungen vermehrt auch anderen Kundenkreisen als den Krankenversicherern anbieten. Grundlagen, Kommunikation, Politik, Ausbildung und Support
Die Aufgabenbereiche der Abteilung Politik und Kommunikation bleiben weitgehend unverändert. Neu ist, dass santé suisse strategische Ziele und wichtige politische Handlungsfelder vermehrt im Rahmen eigentlicher Projektorganisa tionen verfolgen wird. Die Abteilung Grundlagen wird für
So ist der Verband santésuisse organisiert
VERBAND SANTÉSUISSE
eine solide ökonomische und versicherungsmathematische Faktenbasis sorgen. Die Abteilung Ausbildung wird sich weiterhin auf die Bedürfnisse der Versicherer konzentrieren und auch vermehrt Schulungen für das Personal von santésuisse und seiner Serviceorganisationen SASIS AG und SVK anbieten. Um in der Administration die Synergien zu nutzen, stellt die Abteilung Support Personal- und Rechnungswesen, IT, Haustechnik und Übersetzung auch der SASIS AG und dem SVK zur Verfügung. Enge Zusammenarbeit zwischen Verband und Dienstleistungsorganisationen
Die Aufgabengebiete der Abteilung Grundlagen sind teilweise eng verwandt mit Aufgaben der neuen, preisfinanzierten Geschäftsbereiche. Umso wichtiger ist es für die Mitglieder und Partner von santésuisse, die genaue Abgrenzung zu kennen. Die Tarifstrukturen bleiben ein Geschäft des Verbandes. Das bedeutet, dass sich santésuisse weiterhin im Namen aller Versicherer an Aufbau und Pflege von Tarifsystemen wie TARMED und SwissDRG beteiligt. santésuisse wird weiterhin Branchenpositionen zur Tarifpolitik entwickeln und diese auch vertreten. Ebenso nimmt der Verband Einsitz in tarifpolitischen Gremien wie TARMED suisse und SwissDRG AG. Verhandlungen über die konkrete Höhe der Tarife, wie etwa über die Taxpunktwerte, führt hingegen künftig die Abteilung Vertragsverhandlungen, später die gleichnamige AG. Selbstverständlich stellen die Dienstleistungsorganisationen dem Verband die für die Grundlagenarbeit, die Branchenkommunikation und die Politik relevanten Daten zur Verfügung – wie sie es als santésuisse-Abteilungen bisher getan haben. Die Daten des Tarif- und Datenpools, der Datenbanken der zugelassenen Leistungserbringer (ZSR) sowie der Tarifverträge (ZVR) werden für den Verband weiterhin von vitaler Bedeutung sein. Gleiches gilt für die Erfahrungen des VeKa-Centers sowie die aktuellen Informationen und das Know-how aus den Vertragsverhandlungen. FELIX SCHNEUWLY
GE NE RAL S E K RE TA R IAT
G RU N D L A G E N
Tarifstrukturen
P O L I T I K UND K O M M UNI K AT I O N
Politik
AUS BI L DUN G
Kommunikation
IT Personal & Organisation
Statistik
Versicherungstechnik
S U P P O RT
Finanz- & Rechnungswesen Graue Kästchen: Dienstleistungen auch für andere Organisationseinheiten
Haustechnik Übersetzungsdienst Marketing
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Grundlagen, Politik, Kommunikation, Ausbildung und Supportleistungen bleiben wie bisher Verbandsaufgaben.
Brancheninformationen von santésuisse neu von eigenständiger Firma betrieben
SASIS AG: Kontinuität und konsequente Ausrichtung auf die Kunden So ist die SASIS AG organisiert
SASIS AG SANTÉSUISSE INFORMATIONSSYSTEME
Assistenz
RESSORT VERSICHERTENKARTEN-CENTER DIENSTLEISTUNGEN
RESSORT ZAHLSTELLEN- UND VERTRAGSREGISTER-PRODUKTE
RESSORT STATISTIK-PRODUKTE
Produktion Versichertenkarte (VeKa)
Zahlstellenregister (ZSR)
Datenpool (DP)
Deckungsabfragen
ZentralesVertragsregister (ZVR)*
Tarifpool (TP)
Neue AHV-Nr.
* Joint venture mit RVK, Luzern
Die Brancheninformationssysteme von santésuisse – unter anderem Versichertenkarte und Datenpool – sind seit Beginn des Jahres in der eigenständigen Firma SASIS AG untergebracht. Die ehemalige Abteilung Brancheninformationssysteme hatte sich bereits zuvor so organisiert, dass der Übergang zur SASIS AG kaum zu wesentlichen Änderungen in der Praxis führt.
Die SASIS AG befindet sich zu 100 Prozent im Besitz des Verbandes. Sie betreibt eine breite Palette von Produkten: Versichertenkarte, Zahlstellenregister, Zentrales Vertrags register sowie Tarif- und Datenpool. Für Kunden und Kontaktpersonen ändert sich wenig
Die Produkte, die Kundenbeziehungen und die Zusammenarbeit in den Versicherer-Teams sind von der Gründung der SASIS AG nicht betroffen. Auch für die SASIS AG wird sich die Welt nicht auf den Kopf stellen: Das Versichertenkarten-Center sowie teilweise Tarif- und Datenpool haben zuvor schon ihre Dienstleistungen verkauft. Welche Kauf optionen haben die Versicherer aber beim Zahlstellenregister (ZSR) – einer Branchenlösung, auf die sie in ihrer täglichen Arbeit angewiesen sind? Es gibt für die Versicherer mehrere Möglichkeiten, das ZSR zu nutzen. Der einfachste Weg führt über das Extranet von santésuisse. Die Versicherer können aber auch eine zusätzliche Schnittstelle beziehen, die es erlaubt, das ZSR in die eigene Web-Umgebung einzubauen. Das gleiche gilt auch für das zentrale Vertragsregister. Etwas speziell ist die Situation bei Daten- und Tarif pool: Die SASIS AG betreibt diese im Auftrag des Verbandes santésuisse und wird von diesem auch dafür entschädigt. Damit bleiben diese beiden Statistik-Produkte indirekt teilweise beitragsfinanziert.
Die SASIS AG gliedert sich gemäss ihren Produkten.
Die Produkte stehen im Vordergrund
Wie gesagt: Für die Kunden und Kontaktpersonen ändert sich beim Übergang der Brancheninformationssysteme von santésuisse zur SASIS AG nichts. Auch die Produkte bleiben die gleichen. Für die SASIS AG stehen weiterhin ihre Produkte und deren Nutzen für die Kunden im Zentrum, und weniger die neue Geschäftseinheit als selbstständige Organisation. Bei den einzelnen Produkten wird es in der nächsten Zeit einige Erweiterungen und Verbesserungen geben. Das ZSR wird durch die Integration der IBAN-Nummer den neuen Regeln des Zahlungsverkehrs angepasst. Es wird bald eine Kontrollfunktion enthalten, mit der die Krankenversicherer prüfen können, ob ein Labor für die durchgeführten Untersuchungen überhaupt berechtigt ist. Die Einführung der neuen Versichertenkarte hat der Bundesrat auf Anfang 2010 verschoben. Das bedeutet, dass das VeKa-Center die alten, auslaufenden Karten für 2009 nochmals nachproduzieren musste. Auch die Produktion der neuen Versichertenkarte wird sehr aufwändig. Das VeKa-Center empfiehlt deshalb den Versicherern, die entsprechenden Verträge frühzeitig zu unterzeichnen, damit die neue Versichertenkarte rechtzeitig bei ihren Mitgliedern ankommt. Weil auf die neue Versichertenkarte auch die neue AHV-Nummer aufgedruckt wird, muss das VeKa-Center die Datensätze der Krankenversicherer mit jenen der zuständigen Bundesstellen abgeglichen. Erste Testläufe sind mit einer Trefferquote von über 90 Prozent vielversprechend. Und schliesslich sind Datenund Tarifpool in ständigem Umbruch, weil sie stets den laufenden Tarifrevisionen angepasst werden. Ausserdem löst modernste Technologie die bisherige, acht Jahre alte Datenpool-Hardware ab. Damit verkürzen sich die Produk tionszeiten der Daten und Statistiken, während sich die Betriebssicherheit gleichzeitig erhöht. HANS-PETER SCHÖNENBERGER
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Vertragsverhandlungen werden zur eigenen Gesellschaft
Vertragsverhandlungen: santésuisse stellt sich der Konkurrenz «Mehr Wettbewerb im Gesundheitswesen»: Das ist eines der wichtigsten Ziele der Krankenversicherer. Mit der Neu-Organisation der Tarifverhandlungen beweist santésuisse, dass es ihr damit ernst ist. Der Verband muss seine Verträge ab 2009 den Versicherern verkaufen.
Standorte in Lausanne, Bern, Zürich Chur und Bellinzona
Die Neuorganisation der Vertragsverhandlungen hinterlässt auch auf lokaler Ebene Spuren. Die Organisations-Struktur orientiert sich nicht mehr an regionalen Kriterien, sondern an den Fachgebieten Spital stationär, ambulante Versorgung, Pflege, Medikamente und Wirtschaftlichkeitsverfahren. santésuisse wird neben dem Hauptsitz in Solothurn nur noch von Lausanne, Bern, Zürich, Chur und Bellinzona aus Tarifverhandlungen führen. santésuisse verspricht sich davon weniger Kommunikations- und Koordinantionsaufwand sowie klarere Entscheidungswege und Kompetenz-Zuordnungen. Nicht zuletzt ist es in grösseren Organisationseinheiten einfacher, die Stellvertretungen sicherzustellen und Synergien zu nutzen. All dies wird zu schnelleren und effizienteren Tarifverhandlungen führen – im Interesse der teilnehmenden Kassen, der Tarifpartner und der Versicherten.
Das Gesundheitswesen ist letztlich das Produkt von politischen, gesellschaftlichen und medizinischen Rahmenbedingungen. Diese entwickeln sich schnell. Die KrankenkassenLandschaft der Schweiz hat das besonders zu spüren bekommen: In den letzten zwölf Jahren ist die Zahl der Versicherer von fast 250 auf etwa 80 gesunken. Der Wettbewerb ist intensiver geworden. Die Krankenversicherer wollen deshalb wählen können, welche Dienstleistungen sie von santésuisse beziehen und nur noch für Dienstleistungen bezahlen, die sie auch nutzen.
Tarifstrukturen bleiben beim Verband Auslagerung der Vertragsverhandlungen in eine Aktiengesellschaft
Während die Vertragsverhandlungen ab 2011 eine eigene Gesellschaft sein werden, bleibt die Pflege von nationalen TarifSTRUKTUREN eine Kernaufgabe von santésuisse. Das bedeutet: Die Erarbeitung und Pflege von Tarifsystemen wie TARMED oder SwissDRG bleiben wie bisher beim Verband. santésuisse wird auch weiterhin Grundlagen für die Tarifpolitik vorschlagen und im Namen der Krankenversicherer das Umsetzen von gesetzlichen Beschlüssen in die Hand nehmen. So bleibt sichergestellt, dass in der Schweiz für alle Leistungserbringer und Versicherten die gleichen Tarifsysteme gelten. Die Neuorganisation der Tarifverhandlungen auf Seiten der Krankenversicherer wird deshalb nicht zu einem Wachstum der Administration im Gesundheitswesen führen.
santésuisse setzt den Wunsch ihrer Mitglieder im Rahmen ihrer Neuorganisation um. Die Versicherer können ab 2011 Tarifverträge und -verhandlungen einzeln bei santésuisse einkaufen und bezahlen diese nach dem Verursacherprinzip. Das ist ganz im Sinne der Losung «Mehr Wettbewerb im Gesundheitswesen», die sich santésuisse stets auf die Fahne geschrieben hat. Voraussichtlich 2011 werden die Vertragsverhandlungen in eine eigene Aktiengesellschaft ausgegliedert, die zu 100 Prozent im Besitz von santésuisse sein wird.
VERENA NOLD
So ist die Geschäftseinheit Vertragsverhandlungen organisiert Recht
VERTRAGSVERHANDLUNGEN
QS / Medizin Sekretariat
MEDIKAMENTE LABOR MIGEL
SPITAL STATIONÄR
Medikamente
AMBULANTE VERSORGUNG Ärzte/ Spital ambulant
Projekte
Labor
Projekte
Paramedizin
LEGENDE: VV: Vertragsverhandlungen US: Umsetzung
MiGeL
VV West
VV Mitte
VV Ost
VV West
VV Mitte
VV Ost
SWV
PFLEGE
VV West
VV Mitte
VV Ost
US W-CH
US D-CH
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Die Vertragsverhandlungen organisieren sich hauptsächlich entlang der Fachgebiete. Das führt zu einer erhöhten Spezialisierung und damit zu mehr Kompetenz.
Wie der SVK den medizinischen Fortschritt und die steigenden Patientenzahlen meistert
Der SVK auf dem Weg in die elektronische Zukunft Foto: Prisma
auch den Aufwand beim SVK erhöht. Laut der Verordnung muss der Versicherer des Organempfängers «…die Kosten der lebenslangen Nachverfolgung des Gesundheitszustands der Spenderin oder des Spenders …» übernehmen. Hier gehen die Vorstellungen der Lebendspender, der Kliniken und auch der Versicherer weit auseinander: Fallen neben den medizinischen Untersuchungen auch die wissenschaftlichen Begleitungen und Auswertungen darunter? Und bei Organspendern aus dem Ausland kommen immer wieder Anfragen, ob sie nicht Begleitpersonen, Angehörige oder gar Übersetzer mitnehmen könnten und ob nicht auch Business-ClassFlüge möglich wären. Der SVK wird im Interesse der Versicherer und der Prämienzahler ein wachsames Auge auf all die Begehren und eingereichten Rechnungen werfen und mit den Partnern für möglichst praktikable sowie finanziell und medizinisch vertretbare Lösungen sorgen. Steigende Patientenzahlen fordern neue Lösungen
Medizinische Fortschritte und höhere Fallzahlen – zum Beispiel im Bereich künstliche Ernährung – verlangen vom SVK das Beschreiten neuer Wege.
Neben den rasanten medizinischen Entwicklungen, welche sich auch auf die Patientenzahlen auswirken, machen sich auch die technischen Entwicklungen beim SVK bemerkbar. Im Folgenden zeigen wir die wichtigsten Veränderungen des vergangenen Jahres auf.
Das per 1. Juli 2007 neu in Kraft getretene Transplantationsgesetz und die dazu gehörenden Verordnungen haben dieses komplexe Rechtsgebiet in der Schweiz erstmals einheitlich geregelt. Allerdings gingen sowohl der Gesetz- als auch der Verordnungsgeber zu euphorisch ans Werk. Sie zielten zu einseitig auf die möglichen Patienteninteressen ab und übersahen gleich an mehreren Orten, dass die Umsetzung kaum möglich ist. Transplantationsgesetz: Umsetzungsprobleme
So verlangt das Gesetz, dass «…eine angemessene Entschädigung für den Erwerbsausfall oder anderen Aufwand, welcher der spendenden Person im Zusammenhang mit der Entnahme entsteht», bezahlt wird. Bisher schon hat der SVK für die angeschlossenen Versicherer eine Bestätigung über die behaupteten Lohnausfälle, Unkosten oder Ausgaben für weitere Kosten überprüft. Mit der offenen Formulierung im Gesetz hat diese Dienstleistung an Bedeutung gewonnen und
Die medizinischen Fortschritte wirken sich auch auf die Patientenzahlen aus. Gerade im Bereich der Ernährungs- und Atembeschwerden werden heute mögliche Komplikationen bei den Patienten viel früher erkannt. Das ermöglicht einen schnelleren Therapiebeginn. Grössere Verschlechterungen lassen sich so verhindern. Im Gegenzug bedeutet dies dann aber auch, dass wir längere Behandlungsdauern und steigende Patientenzahlen haben. Die Statistik des SVK im Bereich der künstlichen Ernährung (NUT) und der mechanischen Heimventilation (VENT) ist eindrücklich: In den vergangenen zwei Jahren hat die Zahl der Patienten bei der NUT und VENT um über 13 Prozent zugenommen. Noch grösser ist die Zunahme der Zahl der Rechnungen: bei der NUT ist in den letzten zwei Jahren eine Steigerung von 16 Prozent, bei der VENT gar um über 30 Prozent zu verzeichnen. Um die gestiegene Zahl der Dokumente rascher verarbeiten und auch dem Datenschutz noch besser Rechnung tragen zu können, hat sich der SVK für eine Scanning-Lösung entschieden. Sämtliche Dokumente werden elektronisch erfasst und zu den jeweiligen Patienten zugeordnet. Sie sind damit rascher verfügbar und besser geschützt. Der SVK kann mit dieser Lösung auch die alten Dossiers elektronisch erfassen, den «Papierberg» abbauen und Raum gewinnen. Und bereits ist der SVK am Erarbeiten von weitergehenden Lösungen: Mit der elektronischen Unterschrift wird nochmals eine wesentliche Vereinfachung und raschere Bearbeitung der Patientendossiers möglich. Das ist ein weiterer Schritt in Richtung elektronischer Datenaustausch mit allen Partnern. DANIEL WYLER
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Neue Regionalstruktur, neue Zusammensetzung der Direktion
Zahl der santésuisse-Standorte sinkt von 14 auf sieben Die Neuorganisation von santésuisse führt auch zu einer Konzentration der Standorte und zu einer neuen Zusammensetzung der Direktion. Ziel davon ist keineswegs ein Abbau von Personal. Im Vordergrund stehen eine verstärkte Spezialisierung, mehr Effizienz und kürzere Entscheidungswege.
Im Zuge der Reorganisation erbringt santésuisse ihre Dienstleistungen neu an sieben statt wie bisher an 14 Standorten. Eine neue, besondere Rolle kommt dabei den Standortleitern zu. Sie nehmen zusätzlich zu ihrer Fachfunktion hauptsächlich folgende Aufgaben wahr: • Vertretung des Standorts «nach aussen» • Pflege der Beziehungen zu den kantonalen Medien, Regierungen, Behörden sowie weiteren Interessenkreisen • Führung und Betreuung des Sekretariatsteams und Koordination des operativen Tagesgeschäfts • Triage der eingehenden Anfragen und aktives Bindeglied zur Direktion Standorte sind alle verschieden
Den neuen Geschäftsstellen ist eines gemeinsam: Für die Mitarbeitenden steht ihre Fachfunktion im Zentrum und weniger die Zuständigkeit für eine bestimmte Region. Die Absicht dahinter ist, die Dienstleistungen des Verbandes, der Vertragsverhandlungen und der SASIS AG auf möglichst effiziente Art zu erbringen. Damit hat es sich aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Die neuen Geschäftsstellen von santésuisse unterscheiden sich stark voneinander, was die Breite und die Art ihrer Aufgaben angeht. Neben dem Hauptsitz in Solothurn wird Lausanne die einzige «Vollservice-Agentur» sein. Ihr Aufgabengebiet umfasst die Beziehungspflege, Tarifverhandlungen, Wirtschaftlichkeitsverfahren, Recht und
Ausbildung für die Romandie. Nello Castelli, Délégué aux relations publiques Suisse Latine und Direktionsmitglied von santésuisse, leitet den Standort Lausanne. Die Geschäftsstelle Zürich ist für Beziehungspflege und Verhandlungen in der Ostschweiz, in Schaffhausen und in Zürich zuständig. Die Leitung hat Gebhard Heuberger inne. Der Standort Bern übernimmt die gleichen Aufgaben im Aargau, den beiden Basel, in Solothurn, in Bern und in der Zentralschweiz. Ausserdem ist das Ressort Politik örtlich in der Geschäftsstelle Bern untergebracht. Standortleiter ist Thomas Linder. Der Standort Luzern bleibt unter der Leitung von Franz Wolfisberg für die SASIS-Dienstleistungen Zahlstellenregister und Zentrales Vertragsregister zuständig. Im Bellinzona und Chur bleibt je eine Mini-Agentur, die sich vor allem der lokalen Beziehungspflege widmet. Wie ihr Aufgabengebiet konkret aussieht, sagen uns die Agenturleiter auf der folgenden Seite gleich selber. Ende der Matrix-Struktur und neue Direktion
Die Konzentration der Standorte bedeutet auch das Ende der Matrix-Struktur. In dieser Organisationsform bildeten Fachabteilungs- und Regionenleiter die Direktion von santésuisse. Weil es die Regionenleiter in dieser Form nicht mehr gibt, setzt sich die Direktion von santésuisse neu aus Stefan Kaufmann (Direktor), Felix Schneuwly (Leiter Politik und Kommunikation), Verena Nold (Leiterin Vertragsverhandlungen), Stefan Holenstein (Leiter Support) und Nello Castelli (Délégué aux relations publiques Suisse Latine) zusammen. Stefan Kaufmann bildet zusammen mit Hans-Peter Schönenberger (Leiter SASIS AG) und Daniel Wyler (Leiter SVK) ein Koordinationsorgan, damit die Arbeit von santésuisse und ihren Partnerorganisationen weiterhin optimal aufeinander abgestimmt bleibt. PAUL RHYN
Die sieben Standorte von santésuisse ab 2009
ZÜRICH SOLOTHURN LUZERN BERN CHUR
LAUSANNE
BELLINZONA
Trotz Konzentration der Standorte: santésuisse behält ein weites Netz von Geschäftsstellen.
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Foto: Prisma
Die Südostschweiz – hier das Misox – behält ihre Vertretungen in Bellinzona und Chur.
Die Geschäftsstellen Graubünden und Tessin bleiben erhalten
santésuisse behält Vertretung in der Südostschweiz Der Kanton Graubünden hat einen speziellen Versicherungsmarkt, eine noch speziellere Geografie und einige sprachliche Minderheiten. Der Kanton Tessin ist eine eigene Sprachregion. Gründe genug für santésuisse, diese beiden Geschäftsstellen trotz Reorganisation weiter zu betreiben. Die beiden Geschäftsführer beurteilen die Neuausrichtung und geben Auskunft über ihre zukünftigen Tätigkeiten.
Die Reorganisation santésuisse hat die Geschäftsstelle Graubünden praktisch nicht betroffen. Tamara Good und der Schreibende als Geschäftsführer werden wie bis anhin ihre Aufgaben im Auftrag der Zentrale bzw. der Krankenversicherer wahrnehmen. Die Flexibilität unserer Struktur, der Distanzenschutz, die etwas spezielle Lage im Versicherungsmarkt – Marktanteil von ÖKK Graubünden und drei weiteren Kleinkassen von über 50 Prozent – die komplizierte sprachliche Situation und vielleicht auch die bis anhin zufriedenstellend erbrachten Leistungen haben im Ergebnis dazu geführt, dass die Geschäftsstelle Graubünden auch weiterhin vor Ort tätig ist und nicht in Zürich zentralisiert wurde. Für alle Beteiligten, wie ich meine, sicher von Vorteil. Tamara Good und der Schreibende werden also weiterhin alles daran setzen, um trotz des nicht leichteren Umfeldes beste Leistungen anzubieten. Wir werden an der Tarif front tätig sein sowie im Bereich der Wirtschaftlichkeitsverfahren und der allgemeinen Pflege der Beziehungen zu Politik und Leistungserbringern. Wie schon in der Vergangenheit werden wir versuchen, diese Arbeit möglichst effizient und effektiv und in engem Kontakt mit unseren Vorgesetzten in Zürich und Solothurn sowie den Vertretern der Versicherer, allen vor allem des Marktleaders ÖKK, zu erledigen. Vincent Augustin, Leiter der Geschäftsstelle Graubünden
Il Ticino, con il Canton Grigioni, è stato risparmiato dalla concentrazione dei segretariati cantonali e dalla conseguente radicale riduzione del loro numero. Continueremo quindi a rappresentare in modo diretto gli interessi degli assicuratori malattia svizzeri sul nostro territorio; contribuiremo anche in futuro a portare la nostra voce, i problemi, le proposte e le soluzioni ai centri decisionali siti oltre Gottardo. La sensibilità dimostrata in questa occasione conferma la volontà di ascoltare una regione periferica componente dell’elveticità, rendendo inapplicabili i criteri propri di modelli puramente economico-aziendali. Questa attenzione la ritroviamo nella rielaborazione degli statuti dell’associazione e ci permette di affrontare con serenità e responsabilità i compiti a noi attribuiti. A questo proposito, i cambiamenti che ci riguardano sono più di forma che di sostanza. La legittimazione dell’istanza «Gruppo Trattative» e dei vari «Gruppi di lavoro» rimane inalterata. Vero è che, a causa dell’abbandono dell’organizzazione a matrice, le riunioni del «Gruppo trattative» avranno una più chiara caratterizzazione tematica, affinché possano essere coinvolti i responsabili o delegati dipartimentali della nuova unità «negoziazioni contrattuali». Olivio Lama, segretario generale santésuisse Ticino
Resumé
Wie die Geschäftsstelle Graubünden ist auch die Geschäftsstelle Tessin von der Konzentration der Standorte ausgenommen. Damit haben in der italienischen Schweiz die Interessen und Ideen der Krankenversicherer weiterhin eine eigene Stimme. Der direkte Draht zu den politischen Entscheidungsträgern bleibt bestehen. Die Verhandlungsdelegationen werden in Zukunft stärker thematisch und weniger regional ausgerichtet sein. Das bedeutet, dass sie einen engeren Kontakt zu den Verantwortlichen der neuen Geschäftseinheit «Vertragsverhandlungen» haben werden.
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santésuisse-Standort Lausanne
Vollpaket für die Westschweiz Foto: Walter Imhof
Nello Castelli, Standortleiter für die Westschweiz.
Welche Veränderungen stehen an?
Neben dem Hauptsitz in Solothurn bietet das Kompetenzzentrum Lausanne das umfassendste Dienstleistungsangebot bei santésuisse. Es steht unter der Leitung von Nello Castelli und soll regionale Nähe mit Angebotsvielfalt vereinen.
Das Zentrum Lausanne bietet eine breite Palette an Dienstleistungen, und zwar in den Kompetenzbereichen Öffentlichkeitsarbeit, Vertragsverhandlungen (Spital stationär, ambulante Medizin, Pflegeheime und Pflege zu Hause), Wirtschaftlichkeitsverfahren, Rechtsdienst (geleitet von Fabienne Clément) und Ausbildung Westschweiz. Nello Castelli wird den Standort Lausanne mit der Unterstützung von Fabienne Clément leiten und als Direktionsmitglied gleichzeitig für die Öffentlichkeitsarbeit lateinische Schweiz verantwortlich bleiben. Laut Castelli könne man aufgrund der umfassenden und vielfältigen Struktur des Standorts Lausanne eigentlich fast vom «kleinen Hauptsitz von santésuisse» sprechen. Als erstes gilt es nun, für einen reibungslosen Übergang zu sorgen, damit die Aufhebung der Sekretariate in Fribourg, Genf, Neuenburg-Jura, Waadt und Wallis nicht als Abbau der Dienstleistungen empfunden wird. santésuisse ist bestrebt, einerseits regionale Nähe und andererseits eine schweizweite Vereinheitlichung sowie die Koordination der verschiedenen Dienstleistungen unter einem Dach zu vereinen.
Bei dieser Restrukturierung stellt sich die Frage, ob sich für die Versicherten, Mitarbeitenden und Leistungserbringer Änderungen ergeben. Für die Versicherten bleibt alles beim Alten, und auch für die Leistungserbringer stehen verhandlungstechnisch keine grundlegenden Veränderungen an. Abgesehen vom Verkauf von Dienstleistungen an eigene Mitglieder, seien die Partner im Gesundheitswesen nur von einer Veränderung betroffen, bestätigt Nello Castelli: Früher fanden die Verhandlungen nach Regionen statt. Die Regionalzuständigkeiten werden zwar bleiben, aber nach Kompetenzbereichen unterteilt. Das heisst, dass sich die Mitarbeitenden innerhalb ihrer Region auf einen bestimmten Bereich spezialisieren, beispielsweise auf die Themen Spitäler oder Wirtschaftlichkeit. Dementsprechend müssen sich vor allem die Mitarbeitenden an neue Aufgabenbereiche gewöhnen. Sie werden keine Generalisten mehr sein, die alle Sachbereiche von Wirtschaftlichkeit bis Kommunikation und in einem ganzen Kantonsgebiet abdecken. Wegen des zunehmend komplexeren Gesundheitssystems braucht es eine Optimierung des Wissens. In Teilbereichen drängt sich deshalb eine Spezialisierung auf. Dennoch ist es wichtig, den Gesamtüberblick über die Bereiche zu wahren. Aus diesem Grund legt santésuisse besonderes Gewicht auf die Koordination, den Informationsfluss und den Dialog zwischen den verschiedenen Kompetenzbereichen. Die Abteilungen in Lausanne werden in direktem Kontakt mit den entsprechenden Abteilungen am Hauptsitz in Solothurn stehen. So können Schnittstellen optimiert und die Effizienz gesteigert werden. Regionale Präsenz und gleichzeitig Vereinheitlichung auf nationaler Ebene
Mit der Schaffung eines erweiterten Dienstleistungszentrums in Lausanne setzt santésuisse auf Präsenz vor Ort und trägt so den politischen Besonderheiten und Praktiken in der Westschweiz Rechnung. Beispielsweise wird bei den Spitaltarifen seit langem praktisch in der gesamten Westschweiz nach dem APDRG-System abgerechnet. Zudem erfordern einige politische Dossiers eine spezielle Behandlung. Auch werfen Themen wie der zunehmende Anstieg der Gesundheitskosten und Prämien oder die Regelungen bei Leistungsaufschub wegen Nichtbezahlen von Prämien und Kostenbeteiligungen (Artikel 64a KVG) andere Fragen als in der Deutschschweiz auf. «Die Westschweiz ist quasi das Vorzimmer, in dem debattiert wird, was einige Jahre später auf nationa-
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ler Ebene zum Thema wird. Es gilt also, genau hinzuhören, was in der lateinischen Schweiz diskutiert wird», lässt Nello Castelli gerne verlauten. Mit der Schaffung des Zentrums in Lausanne soll der «Röstigraben» keinesfalls verbreitert werden. santésuisse verfolgt in der Westschweiz und Deutschschweiz weiterhin die gleichen Ziele, trägt aber lokalen Besonderheiten Rechnung, wobei die nationalen Entscheide Vorrang haben. Regionale Nähe und schweizweite Vereinheitlichung sollen verbunden werden. Mit Claude Ruey ist seit Jahresbeginn ein Westschweizer Präsident von santésuisse, womit sich laut Nello Castelli «die Westschweiz Gehör verschaffen kann». Das Gebot der Stunde heisst Kommunikation
Übergangsphase bis August
Das Büro Lausanne ist ab August/September 2009 betriebsbereit. Das erste Halbjahr bildet eine Übergangsphase und wird zur Aufhebung der kantonalen Sekretariate genutzt. Die betroffenen Partner im Gesundheitswesen werden anschliessend persönlich mittels Brief über ihre neuen Ansprechpartner informiert. Nello Castelli hofft, dass dieses Vorgehen nicht als Abkehr von den Kantonen aufgefasst wird. Es handle sich lediglich um eine Rationalisierungsmassnahme. Die Bestände und Mittel blieben gleich, sie würden nur effizienter genutzt. MAUD HILAIRE SCHENKER
Foto: Keystone
Der Standort Lausanne vereinfacht den Kontakt mit den Westschweizer Medien, die sich grösstenteils am Genfersee befinden. Es wird oft vergessen, dass die Gesundheitspolitik in den Kantonen und nicht in Bern gemacht wird. Entsprechend bemüht sich santésuisse, häufiger mit den verschiedenen Verbänden der Leistungserbringer zusammenzukom-
men und die Zusammenarbeit zwischen den Partnern zu verstärken, was sich auch der neue Präsident von santésuisse wünscht. Sowohl die «sondage santé» als auch Leserbriefe zeigen, dass die Versicherten und Medien über lückenhafte oder nicht zutreffende Informationen verfügen. Der Hebel muss also bei der Kommunikation angesetzt werden.
Hier in Lausanne errichtet santésuisse ihre zentrale Vertretung für die Westschweiz.
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Sicht der Mitglieder auf die Reorganisation von santésuisse
Dr. Beat Ochsner, Verwaltungsrat santésuisse, CEO Sympany.
Die Neu-Organisation von santésuisse betrifft in erster Linie die Mitglieder des Verbandes – also die Krankenversicherer. Wie beurteilen sie die Veränderungen? Stellvertretend nehmen Sympany und Groupe Mutuel Stellung.
Es braucht ein ausreichend grosses, motiviertes Team
Unternehmen haben ihre Organisationsstrukturen so zu wählen, dass sie die strategischen Ziele möglichst optimal erreichen können. Dafür braucht es zum einen eine transparente und führbare Aufbauorganisation. Es ist jedoch vor allem dafür zu sorgen, dass die Arbeitsprozesse kundenorientiert und effizient ablaufen. Schwarz-weiss gibt es bei der Wahl von Organigrammen nicht, denn Unternehmen leben und entwickeln sich. Entscheidend ist, dass die aktuellen externen und im Falle von santésuisse auch internen Herausforderungen bestmöglich bewältigt werden können. Die Aufteilung des Branchenverbands in einen Rechtsträger, der beitragsfinanziert eigentliche Verbandsaufgaben wahrnimmt, und zwei Gesellschaften, die preisfinanzierte Dienstleistungen anbieten, folgt den angesprochenen Anforderungen konsequent. Die Art der Aufgaben und die entsprechenden Prozesse sind verschieden. Da nicht alle Versicherer die preisfinanzierten Dienstleistungen in Anspruch nehmen wollen, macht es auch Sinn, die Brancheninformationssysteme und die Vertragsverhandlungen in separaten Rechtsträgern abzuwickeln. Eines ist bei der Betrachtung des Organigramms jedoch augenfällig: Einfacher wird die Führung mit der Reorganisation nicht. Wo Koordinationsgremien zur Gewährleistung
von nötigen Synergien vorgesehen sind, steigt naturgemäss die Komplexität der Führungsarbeit. Eigentümer und Dienstleistungsbezüger werden unterschiedliche Ansprüche an die verschiedenen Organisationen anmelden. Dennoch ist in diesem Punkt klar: «Yes, we can». Die sicher herausforderndste Aufgabe für das Führungsteam in Solothurn wird es sein, den für Vertragsverhandlungen zuständigen Rechtsträger zum Erfolg zu führen. Zwei kritische Punkte sind hier unter anderen zu meistern. Auch wenn immer mehr Tarifstrukturen schweizweit vereinheitlicht werden, erfordert das weiterhin kantonal organisierte Gesundheitswesen für inhaltlich gute Vertragslösungen eine gewisse regionale Verwurzelung. Die finanziell nötige Konzentration von santésuisse auf wenige Standorte bringt zwar führungsmässig und fachspezifisch Vorteile, macht jedoch das Verhandeln in den Kantonen nicht unbedingt leichter. Ein ergänzend eingesetztes Patensystem könnte hier den Ausgleich bringen. Zum zweiten wird die Planung der finanziell verkraftbaren Ressourcen für die Verhandlungs-AG nicht trivial sein. Eine gute Dienstleistung in diesem Bereich kann nur durch ein ausreichend grosses, motiviertes Team von fähigen Verhandlern erbracht werden. Der vorgesehene optionale Bezug des Angebots durch die Versicherer stellt eine Unsicherheit für die Finanzierung dieser mittel- bis langfristig auszulegenden Investition in die personellen Fähigkeiten dar. Ein gut austariertes Preissystem wird dafür sorgen müssen, dass die Angebotspalette attraktiv ist und gleichzeitig Rosinenpicken unterbunden werden kann. In diesem Sinne heisst hier die Devise: «Top, die Wette gilt». Dr. Beat Ochsner, Verwaltungsrat santésuisse, CEO Sympany
Foto: Prisma
Foto: Dominik Labhardt
Massgeschneiderte Dienstleistungen bringen mehr Wettbewerb und einige Herausforderungen
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Foto: ZVG
Dr. Thomas Grichting, Verwaltungsrat santésuisse, Generalsekretär Groupe Mutuel
Branchenvertretung und Effizienz als Priorität
Aus Sicht der Groupe Mutuel liegt die Hauptaufgabe von santésuisse in der Vertretung der Interessen der Krankenversicherer gegenüber Politik und Gesellschaft. santésuisse soll sich dabei für ein liberales, wettbewerbsorientiertes Krankenversicherungssystem einsetzen, welches die Eigenverantwortung des Versicherten, aber auch diejenige der verschiedenen Akteure des Gesundheitswesens in den Mittelpunkt stellt. Der Fokus ist dabei auch auf die wichtigen Themen, der Effizienz und der Qualität im Krankenversicherungswesen und der Leistungserbringung zu legen. Mit der neuen Organisation werden die Aufgaben von santésuisse klar in die Einheiten Verband, SVK, Tarifverhandlungen (ab 01.01.2011 in Form einer eigenen AG) und SAantéSuisse InformationsSysteme (SASIS AG) gegliedert. Diese Aufteilung ermöglicht aus Sicht der Groupe Mutuel die klare Zuweisung von Aufgaben und Kompetenzen und sollte die erhofften Effizienz- und auch Qualitätssteigerungen mit sich
bringen. Wichtig erscheint uns dabei, dass die Versicherer wie bis anhin auch, durch Vertreter im Verwaltungsrat und in den Versichererteams in die Aktivitäten von santésuisse eingebunden sind, damit ihren berechtigten Interessen genügend Rechnung getragen wird. Begrüssenswert finden wir dabei, dass neu nur noch die Verbandstätigkeiten über Beiträge finanziert werden; die Dienstleistungen der SASIS AG sowie künftig auch die Tarifverhandlungen hingegen über den Verkauf derselben und somit über Preise finanziert werden. Die neue Organisation der Einheit Tarifverhandlungen sollte effektive und effiziente Tarifverhandlungen zu Gunsten der ganzen Branche ermöglichen. Die «à la carte»-Dienstleistungen, wie es auf den 1.1.2011 vorgesehen ist, entspricht unseren Bedürfnissen. Es wird uns erlauben, je nach Bedarf die Verhandlungen über den Verband oder in Eigenregie zu führen. Diesen grösseren Handlungsspielraum wird es seitens der Versicherer zu nutzen gelten, denn es genügt nicht, von der Politik ein mehr auf Wettbewerb basierendes System zu verlangen und auf der anderen Seite die wenigen Freiheiten, welche das Krankenversicherungssystem bietet, nicht auszuschöpfen. Das Dienstleistungsangebot der SASIS AG wird es uns auch in Zukunft erlauben, jene Produkte einzukaufen, die wir nicht selber entwickeln und betreiben möchten. Es wird sich in diesem Bereich auch zeigen, ob und inwieweit der Markt spielen wird, ob vermehrt andere Anbieter präsent sein werden und die Versicherer somit grössere Wahlmöglichkeiten haben werden. santésuisse wünsche ich viel Erfolg bei der Umsetzung der neuen Organisation. Dr. Thomas Grichting, Verwaltungsrat santésuisse, Generalsekretär Groupe Mutuel
Dank der neuen Organisation von santésuisse haben künftig auch die Versicherer mehr Wahlfreiheit.
Was die Verbände von Ärzten und Spitälern über die Reorganisation von santésuisse denken
FMH und H+ zählen weiterhin auf einen verlässlichen Partner Ärzte- und Spitalverband anerkennen die Notwendigkeit der Reorganisation von santésuisse. Beide Verbände haben mit ähnlichen Schritten bereits positive Erfahrungen gemacht. Für FMH und H+ steht die Zuverlässigkeit von santésuisse im Vordergrund. Diese dürfe keinesfalls unter der Neustrukturierung leiden, schreiben die Verbandsleiter Jacques de Haller und Bernhard Wegmüller unisono.
und gesetzlich geforderte Harmonisierungen (Tarifstrukturen, Kostenrechnung, Qualitätsmessungen, usw.) konzentriert. Zahlbare Dienstleistungen sind nur dort erfolgreich, wo man als Verband gegenüber anderen Anbietern einen Mehrwert bieten kann. Bei H+ ist dies zurzeit die Branchenlösung Arbeitssicherheit. Beschränkter Verhandlungsspielraum
Interessant ist der Entscheid von santésuisse im Hinblick auf die neue Spitalfinanzierung. Die nationalen Fallpauschalen bestehen aus einer Tarifstruktur (Kostengewichte), den Anwendungsregeln und dem Basispreis. Die Tarifstruktur muss von Gesetzes wegen einheitlich sein und auch bei den Anwendungsregeln und bei den Basispreisen sind keine grossen Unterschiede zu erwarten. Die Spitäler werden keine verschiedenen Anwendungsregeln pro Versicherer akzeptieren. Die Kantone werden kaum bereit sein, je nach Versicherer und Spital einen unterschiedlichen Beitrag an eine Behandlung zu bezahlen. Der Spielraum für Verhandlungen ist somit sehr beschränkt. Die Spitäler und Kliniken brauchen für diese wichtigen Aufgaben auf nationaler Ebene einen verlässlichen Partner, der die gemeinsamen Vereinbarungen realisieren kann. H+ hofft sehr, dass dies santésuisse mit der neuen Verbandsstruktur besser gelingt. Dr. Bernhard Wegmüller, Direktor H+ Die Spitäler der Schweiz
Dr. Bernhard Wegmüller, Direktor H+ die Spitäler der Schweiz.
Weitere Konsolidierung der Krankenversicherer zu erwarten
Die Strukturänderung der santésuisse zielt auf eine Stärkung der einzelnen Versicherer im Wettbewerb untereinander. Das wird vor allem den grossen Kassen nützen. Die einzelnen Versicherer können Tarifverträge neu selber verhandeln. Das nationale Fallpauschalensystem und die freie Spitalwahl lassen aber eine Zentralisierung der Vertragsverhandlungen erwarten. Die neue Struktur von santésuisse überlässt den Versicherern mehr Aufgaben und Handlungsoptionen für den Wettbewerb untereinander. Die Trennung zwischen Interessenvertretung durch den Verband und separat wählbaren Dienstleistungen erlaubt eine klare Fokussierung. H+ hatte diesen Schritt in seiner Neuausrichtung 2002 vorgenommen und sich seither auf die Interessenvertretung
FMH wünscht santésuisse einen erfolgreichen Neustart
Auch die FMH hat vor zwei Jahren ihre Strukturen reformiert. Ziel war es, die Organisation zu optimieren, damit die oberste Dachorganisation der Ärzteschaft als beständiger und wichtiger Keyplayer im Gesundheitswesen wahrgenommen wird. Stabilität und die Vertretung der Interessen ihrer Mitglieder sind in unseren Augen die wichtigsten Grundfesten eines Verbandes, der glaubwürdig sein und konstruktive politische Arbeit leisten will. Zuverlässigkeit soll erhalten bleiben
Dr. Jacques de Haller, Präsident der FMH.
Gleichzeitig heissen die FMH, ihr Präsident und die Mitglieder des Zentralvorstands den neuen Präsidenten von santésuisse herzlich willkommen – einen Politiker, den wir gut kennen. Sein Kurs und seine ersten Erklärungen lassen auf wichtige Fortschritte in unserem Gesundheits system hoffen, zum Wohle der Bevölkerung. In diesem Geist und mit diesen Hoffnungen wünscht die FMH santésuisse eine glückliche und erfolgreiche Veränderungsphase. Dr. Jacques de Haller, Präsident der FMH
Fotos: Keystone
Wir wünschen santésuisse deshalb viel Erfolg für die anstehende Veränderung, die auch die Verbandsstrukturen betreffen. Wir wünschen uns, weiterhin mit einem Partner zusammenarbeiten zu können, der offen für innovative und mehrheitsfähige Lösungen ist. Die von santésuisse gewünschte Unterscheidung zwischen beitrags- und ertragsfinanzierten Aktivitäten ist sicher eine wichtige interne Klärung. Für die Partner von santésuisse und für die FMH im Speziellen wird entscheidend sein, dass die Zuverlässigkeit von santésuisse in ihren vielfältigen und wichtigen Aufgaben erhalten bleibt. Nur so sind fruchtbare und effiziente Verhandlungen möglich, die den realen Gegebenheiten bestmöglich entsprechen. Wir sind überzeugt, dass die Professionalität der Mitarbeitenden von santésuisse diese Zuverlässigkeit sicherstellt, und darüber freuen wir uns.
Ärzte und Spitäler sehen der künftigen Zusammenarbeit mit santésuisse positiv entgegen.
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Wettbewerb im Gesundheitswesen
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Wie könnte der Wettbewerb im KVG verstärkt werden?
Die Transparenz der Qualität ist laut Obsan eine wichtige Voraussetzung, damit der Wettbewerb im Gesundheitswesen funktioniert.
Das Schweizerische Gesundheitsobservatorium orientiert in einem detaillierten Bericht über den aktuellen Stand der Diskussion zur Verstärkung des Wettbewerbs im Gesundheitswesen. Im Vordergrund des als Auslegeordnung konzipierten Berichts stehen zwei Leitfragen: In welchen Bereichen ist in der schweizerischen Krankenversicherung Wettbewerb vorgesehen, in welchem Ausmass findet Wettbewerb statt und welche Wettbewerbsparameter werden verwendet? Und: Welche neuen und zusätzlichen Wettbewerbsparameter müssten eingeführt werden, damit der Wettbewerb besser funktionieren kann?
Die Akteure des Gesundheitswesens stellen die Kernelemente des KVG – Versicherungsobligatorium, einheitlicher Leistungskatalog oder Risikoausgleich – nicht in Frage. Keine Einigkeit besteht jedoch darüber, ob und in welchem Ausmass die Wettbewerbselemente im KVG verstärkt werden sollen. Der Bericht verdeutlicht die unterschiedlichen Positionen am Beispiel von santésuisse und der Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK). Während sich die Versicherer für eine wettbewerbliche Reform des KVG einsetzen, ist die GDK deutlich skeptischer. Von zusätzlichen Wettbewerbselementen im KVG erwarten die Versicherer eine Verstärkung des Kostenbewusstseins und der Eigenverantwortung aller Akteure, einen möglichst effizienten Mitteleinsatz, die Förderung von Qualität und vermehrte Anreize für Innovationen. Dagegen erwartet die GDK von einer Wettbewerbszunahme nur beschränkt positive Wirkungen. Die unterschiedlichen Positionen der Akteure führen laut Obsan dazu, dass viele der in der Literatur vorgeschlagenen Reformmassnahmen umstritten sind – etwa die Aufhebung des Kontrahierungszwangs und die monistische Spitalfinanzierung. Die Kernelemente der Reformvorschläge
Der Obsan-Bericht stellt die Kernelemente der Reformmodelle dar. Eines der meistgenannten ist die Aufhebung des Kontrahierungszwangs. Das würde den Versicherern erlauben, jene Leistungserbringer an sich zu binden, die qualitativ gute und vergleichsweise kostengünstige Leistungen erbringen. Den Versicherern würde es damit ermöglicht, sich durch die Qualität und die Preise der Leistungen von den Konkurrenten abzuheben. Das Risiko der Leistungserbringer, bei ungenügendem Preis-Leistungsverhältnis keinen Vertrag mit den Versicherern abschliessen zu können, dürfte deren Wettbewerbsanstrengungen erhöhen. Ein weiteres wichtiges Kernelement bildet die Reduktion der Risikoselektion. Der ungenügende Risikoausgleich führt dazu, dass die Versicherer anstelle des erwünschten Preis-Leistungswett-
bewerbs Risikoselektion betreiben, die aus ökonomischer Sicht ineffizient ist. Als Vorschläge zur Beseitigung der Risikoselektion werden insbesondere risikoabhängige Prämien und die Reform des Risikoausgleichs genannt. Der Bericht weist aber auch darauf hin, dass risikogerechte Prämien bei Politikern nicht hoch im Kurs stehen, weil sie im Fall von chronischen Kranken als unfair empfunden würden – vor allem dann, wenn deren Leiden unverschuldet ist. Zu den Kernelementen gehört auch die monistische Spitalfinanzierung: Jedem Leistungserbringer steht nur noch ein Kostenträger gegenüber. Damit würden der ambulante und der stationäre Sektor nach den gleichen Prinzipien finanziert und Fehlanreize durch die öffentliche Spitalfinanzierung wegfallen. Mögliche Lösungen
Als wichtigste Stossrichtungen bezeichnen die Autoren einen grossen Handlungsspielraum der Versicherer und der Leistungserbringer bei der Gestaltung ihrer Produkte, die Förderung des Wettbewerbs zwischen einzelnen Leistungserbringern sowie zwischen Versorgungsnetzen und die Transparenz der Qualität der Leistungen. Im Vordergrund stehen folgende Massnahmen: Förderung von Managed-Care (Differenzierter Selbstbehalt, grösserer Spielraum bei der Prämienreduktion, längere Vertragsdauer), Aufhebung des Kontrahierungswangs, Qualitätsmessungen, monistische Spitalfinanzierung oder die Aufhebung der Spitalplanung. Diese und andere Massnahmen stehen und fallen jedoch mit dem politischen Willen, die Wettbewerbselemente im KVG zu verstärken. JOSEF ZIEGLER
Wettbewerb im Gesundheitswesen: Auslegeordnung, Schlussbericht, Forschungsbericht des Obsan, Oktober 2008, Autoren: Stephan Hammer, Martin Peter, Judith Trageser, Schweizerisches Gesundheitsobservatorium, Neuenburg
22 | Gesundheitswesen 1/09
Plus 2 – Zahlen und Fakten zur obligatorischen Krankenpflegeversicherung
santésuisse will mit neuer Broschüre informieren, Missverständnisse verhindern und Grauzonen belichten santésuisse gibt zu Beginn des Jahres 2009 eine neue Broschüre mit dem Namen Plus 2 heraus, die sich in erster Linie an Politik und Medien richtet. Die Broschüre hilft mit, das schweizerische Gesundheitssystem besser zu verstehen. Nach der Veröffentlichung der Broschüre 1x1 der Krankenversicherung verfolgt santésuisse damit ihre Bemühungen, verbreitete Wissenslücken zu schliessen, weiter.
Gesundheit ist das oberste Anliegen der Schweizerinnen und Schweizer. Alle möchten gesund sein und bleiben, im Krankheitsfall gut gepflegt und betreut werden, finanzielle Probleme ausschliessen und eine gute Versicherungsdeckung haben. Parallel dazu stehen der medizinische Fortschritt, die Prävention, die Kostenexplosion, die Spitalfinanzierung und die Prämienfrage oft im Mittelpunkt des Medieninteresses und geben Anlass zu heftigen politischen Debatten. Trotzdem bleibt das schweizerische Gesundheitssystem ein unbekanntes Terrain. Auch die Bevölkerungsumfrage «sondage santé 2008» hat gezeigt, dass die Versicherten sich nicht genügend im Gesundheitssystem auskennen (siehe infosantésuisse 8/08). Nur 8,6 Prozent der Befragten konnten alle Fragen zur Krankenversicherung korrekt beantworten – ein Prozentsatz, der über die Jahre hinweg stabil geblieben ist. Auch verschleiern vorgefasste Ideen die Wahrnehmung des Gesundheitssystems. Die anhaltenden KVG-Revisionen erschweren Verständnis und Information zusätzlich.
Informieren, aufzeigen, erläutern
Dieser Aufbau zeigt klar und deutlich, dass die Versicherten im Zentrum der obligatorischen Krankenpflegeversicherung stehen. Die Familie Santi erinnert auch daran, dass alle Reformen im Gesundheitssystem positive oder negative Auswirkungen auf jeden einzelnen Versicherten haben, ob Patient oder Bürger. Mit konkreten Beispielen, Grafiken und Tabellen veranschaulicht, erleichtert die Broschüre den Zugang zu diesem komplexen Fachgebiet. Ausdrücke, welche die Presse überschwemmen, deren Sinn jedoch meist unverständlich bleibt, wie die «Reserven», «TARMED» oder «Wirtschaftlichkeitsverfahren» werden hier verständlich erklärt. Die Broschüre erreicht so ihr Ziel: informieren, Missverständnisse verhindern und Grauzonen belichten. Die Broschüre wird zu Beginn des Jahres 2009 erscheinen. Sie kann kostenlos auf dem Postweg bei santésuisse oder via Internet im Online-Shop bestellt werden.
Eines der obersten Ziele von santésuisse ist es, zu informieren und die Funktionsweise der Krankenversicherung einer breiten Bevölkerung bekannt zu machen. Dazu tragen auch die verschiedenen Publikationen von santésuisse bei. 1999 erschien zum ersten Mal das 1x1 der Krankenversicherung, das sich an junge Menschen in der Berufs- oder Universitätsausbildung richtet. Als Fortführung dieser Broschüre veröffentlicht santésuisse anfangs 2009 eine neue Broschüre mit dem Namen Plus 2, welche die Kenntnisse des 1x1 der Krankenversicherung vertiefen soll. In erster Linie richtet sich Plus 2 an Politiker und Journalisten, soll aber auch alle anderen Interessierten ansprechen. Es zeigt Zahlen und Fakten auf und bietet zusätzliche Informationen zum guten Verständnis der Krankenversicherung. Die Broschüre ist in fünf grosse Teile unterteilt – «Grundsätze und Organisation», «Leistungen und Leistungserbringer», «Finanzierung», «Kosten» und «Versicherungsformen». Jeder Teil beantwortet eine Frage der Familie Santi, welche die Versicherten repräsentieren.
MAUD HILAIRE SCHENKER
Plus2 der obligatorisch en
Krankenpflege
Zahlen plus Fa kten
zu Organisation ,
versicherung OK P
Leistungen, Fina nzierung und Kosten
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Januar-Gast 2009: Der Papiertiger
«Es ist meine Aufgabe, Veränderungen im Keime zu ersticken» Nach dem Kantönligeist im letzten Jahr haben wir für die JanuarAusgabe 2009 erneut einen äusserst medienscheuen, aber mächtigen Akteur des Gesundheitswesens aufgespürt: Der Papiertiger springt überall dort ein, wo Politik und Akteure keine echten Lösungen finden. Für den umtriebigen Gesellen gibt es im Gesundheitswesen – wie in vielen anderen Bereichen auch – also allerhand zu tun. Ein Interview mit dem trägsten Raubtier der Welt.
Herr Papiertiger, nachdem das Interview mit Ihnen zustande gekommen ist, haben mich nicht wenige gewarnt: Ein Treffen mit einem Raubtier ohne Sicherheitsmassnahme sei ziemlich unverantwortlich. Wie sieht es aus, muss ich mich wirklich fürchten?
Ach was, ich habe ja nicht einmal Zähne. Wieso das denn?
Na ja, mein Job ist es ja gerade, wichtig und imposant auszusehen und dabei überhaupt nichts auszurichten. Wer könnte das besser als ein Tiger ohne Zähne? Stimmt. Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass eine so viel beschriebene Persönlichkeit wie Sie nur auf der faulen Haut liegt.
Es ist aber so. Ich mache überhaupt nichts. Und bringen es so zu einiger Aufmerksamkeit. Ein Traumjob für alle Faulpelze dieser Welt.
(plötzlich sehr engagiert und entrüstet:) Moment mal! Also bitte! So einfach ist es nun auch wieder nicht. Zwar muss ich als Papiertiger nicht viel tun. Aber es kann nicht einfach jeder Papiertiger werden. Dazu braucht es einige glänzende Eigenschaften.
Welche denn?
Sage ich nicht. Berufsgeheimnis. Ach kommen Sie. Wenn es wirklich so glänzende Eigenschaften sind, dann brauchen Sie ja wohl keine grosse Konkurrenz zu fürchten.
Also gut. Folgendes: Es braucht sehr viel Charisma und Überzeugungskraft. Eigentlich leiste ich ja nichts. Also können Sie sich vorstellen, dass ich schon eine ziemlich herausragende Persönlichkeit sein muss, damit mich Politiker und andere Entscheidungsträger immer wieder einsetzen und zuweilen ganze Gesetze nach mir richten. Und zweitens muss ich meine Nichtsnutzigkeit möglichst lang verbergen können. So lange, bis ich fest mit einem System verzahnt bin und kaum mehr entfernt werden kann. Dann soll meinetwegen jeder mein wahres Wesen erkennen.
«Mein Job ist es ja gerade, wichtig und imposant auszusehen und dabei überhaupt nichts auszurichten.» Wenn Sie aber so stark mit dem System verwachsen, dann werden Sie doch ziemlich unflexibel und träge und können keine weiteren Aufträge annehmen.
Zur ersten Unterstellung: Es ist richtig, ich bin unflexibel und träge. Aber das ist gut so, schliesslich ist es meine Aufgabe, Veränderungen im Keime zu ersticken. Zur zweiten Unterstellung: Weil meine Aufträge so wenig zu tun geben, kann ich praktisch beliebig viele davon annehmen. (laut und marktschreierisch:) Hey Leute, ich hab’ noch freie Kapazitäten!
sierte Unternehmen, wenn Sie so wollen. Es gibt wohl kaum eine Organisation oder Interessensgruppe, für die ich nicht schon gearbeitet habe. Jeder hat irgendwann mal ein Interesse daran, dass es nicht mehr weitergeht. Es gibt Stimmen, die unterstellen Ihnen eine besondere Vorliebe für das Gesundheitswesen. Ist das so?
Na ja, nicht dass ich jetzt das Gesundheitswesen gegenüber anderen Bereichen stark bevorzugen würde. Aber ich bin natürlich auch dort an der Arbeit.
Wenn Sie sich schon derart offensiv zur Verfügung stellen: Wer sind denn Ihre hauptsächlichen Auftraggeber?
Nennen Sie uns doch das eine oder andere Beispiel.
Hmm, da habe ich längst die Übersicht verloren. Ich bin seit Menschengedenken weltweit tätig, das erste globali-
Der Gesetzesartikel zur Qualitätssicherung ist ein richtiges Musterbeispiel für meine Arbeit. Eigentlich müsste sich seit
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Foto: Prisma
um meine Dienste, wenn es den eigenen Interessen dient. Gehören auch die Krankenversicherer zu Ihrer Kundschaft?
Zwischendurch durchaus, ja. Viele Leistungserbringer beklagen sich, die Krankenversicherer würden ihnen zuviel Papierkram aufbürden. Ist das auch Ihr Werk?
Ich war da beteiligt, das stimmt. Allerdings muss ich sagen, dass Aufträge dieser Art kaum mehr bei mir eintreffen. Was die Kommunikation untereinander angeht, stelle ich unter den Parteien des Gesundheitswesens eine gewisse Öffnung fest.
«Ich bin seit Menschengedenken weltweit tätig, das erste globalisierte Unternehmen.» Welche Rolle wird der Papiertiger im Gesundheitswesen der Zukunft spielen?
Der Papiertiger will sich aus Prinzip nicht fotografieren lassen. Deshalb hier eine künstlerische Darstellung.
1996 jeder, der Leistungen innerhalb der Grundversicherung erbringt, wissenschaftlichen Qualitätskontrollen unterziehen. Passiert ist bisher gar nichts. Oder die Spitalfinanzierung: Das Parlament beschliesst eine Gesetzesrevision, die eigentlich mehr Wettbewerb, Effizienz und Qualität ins Spitalwesen bringen sollte. Die Verwaltung bastelt dann aber um dieses neue Gesetz eine Verordnung, welche die alten Planungsvollmachten der Kantone zementiert. Diesbezüglich ändert sich mit der neuen Spitalfinanzierung also gar nichts – trotz Gesetzesrevision. An welchen aktuellen Aufträgen arbeiten Sie zurzeit im Gesundheitswesen?
Im Moment beschäftigt mich die Medikamenten-Vorlage innerhalb der KVGRevision. Diese sollte eigentlich für transparentere Preise sorgen. Die beiden Parlamentskammern streiten sich nun über redaktionelle Feinheiten und über die Definition, was unter einem «preisgünstigen Medikament» zu verstehen sei. Diese Entwicklung freut mich als Papiertiger ausserordentlich. Gibt es im Gesundheitswesen Auftraggeber, die Ihre Dienste deutlich häufiger beanspruchen als andere?
Nein, das kann ich nicht sagen. Wie in allen anderen Bereichen gilt auch hier: Einerseits ist man möglichst bemüht, mich medienwirksam zu verurteilen. Andererseits ist man dann wieder froh
Es gibt noch einiges zu tun. Zum Beispiel beobachte ich intensiv die Debatten um die Nachfolgeregelung zum Zulassungsstopp. Anfangs aussichtsreiche Lösungen, die wirklich etwas gebracht hätten, stehen plötzlich im Gegenwind. Das ist für mich der ideale Zeitpunkt, um auf den Plan zu treten. Aber wir werden sehen. Erlauben Sie mir also, dass ich Sie mit einem herzlichen «Wenig Erfolg» verabschiede?
Natürlich, schreiben Sie das nur. Papier ist geduldig. Niemand weiss das besser als ich. INTERVIEW: PETER KRAFT
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Fünf Fragen an Lucia Mikeler Knaack, Zentralpräsidentin des Schweizerischen Hebammenverbands
Foto: Peter Kraft
«Die Beratung von Schwangeren ist heute zu einseitig»
«Bei geplanten Kaiserschnitten haben die Kinder deutlich häufiger Atemprobleme oder werden öfter zu Schreibabys.»
Lucia Mikeler Knaack, Zentralpräsidentin des Schweizerischen Hebammenverbands, kritisiert die hohe Kaiserschnittrate in der Schweiz. Schuld daran seien die einseitige Beratung der Schwangeren und falsche finanzielle Anreize. Mikeler Knaack fordert gleiche Tarife für Spontangeburten und Kaiserschnitte.
chen Fällen die Frau eine Spontangeburt versuchen lassen und dann zum Kaiserschnitt übergehen, wenn es anders nicht mehr geht. Es gibt Studien aus Deutschland, wonach von Hebammen betreute Frauen nur eine halb so hohe Kaiserschnitt-Rate aufweisen als andere. Deshalb wäre es vielleicht eine Überlegung wert, die Arbeit der Hebammen gegenüber den Gynäkologen finanziell etwas aufzuwerten.
Zwei Prozent aller Frauen wünschen einen Kaiserschnitt, fast ein Drittel erhält ihn. Von Seiten der Hebammen ist oft zu hören, dass die Hälfte der Kaiserschnitte medizinisch gar nicht nötig sei. Lässt sich wirklich ein Sechstel aller Frauen zu einem Eingriff überreden, den sie gar nicht möchten?
Es gibt auch Stimmen, die behaupten, Kaiserschnitt-Kindern würde der frühe Körperkontakt zur Mutter später fehlen.
Das ist leider so. Viele Frauen sind unsicher während ihrer Schwangerschaft, vor allem dann, wenn etwas nicht ganz planmässig läuft. Ich denke, dass diese Beratungen durch die Gynäkologinnen und Gynäkologen heute zu wenig sorgfältig oder zu einseitig durchgeführt werden. Ein Kaiserschnitt ist für die Ärzte die einfachere Art der Geburt, er ist planbar und besser bezahlt. Ich erwarte von den Krankenversicherern, dass sie sich für einen gleichen Tarif für Kaiserschnitt und Spontangeburt einsetzen und dass sie die Tarife im Zusatzversicherungsbereich senken. Nötig wäre auch ein präziser Kriterienkatalog, der bestimmt, wann ein Kaiserschnitt angezeigt ist und wann nicht. Oft werden den Ärzten finanzielle Gründe oder sogar Bequemlichkeitsmotive unterstellt. Ist es nicht eher so, dass sie jedes medizinische Eventualrisiko scheuen?
Ich würde es nicht so hart ausdrücken. Aber: In anderen europäischen Ländern gibt es keine finanziellen Anreize, einen Kaiserschnitt durchzuführen. Die Folge ist eine deutlich tiefere Kaiserschnitt-Rate – ohne dass es den Babys und den Frauen deswegen weniger gut gehen würde. Ich kann mir schon vorstellen, dass manche Ärzte aus Angst vor dem Risiko zum Kaiserschnitt raten. Nur könnte man in sol-
Es gibt unzählige Untersuchungen dazu. Bei geplanten Kaiserschnitten haben die Kinder deutlich häufiger Atemprobleme oder werden öfter zu Schreibabys. Bei Kaiserschnitten, die wegen einer schlecht verlaufenden Spontangeburt durchgeführt werden müssen, ist das weniger ein Problem. Die Kinder kommen dann zur Welt, wenn sie reif dafür sind. Dass es in den urbanen Zentren mehr Kaiserschnitte gibt als in ländlichen Gebieten: Daran sind aber wohl kaum die Ärzte schuld.
Auf dem Land besteht sicher noch eine andere Einstellung zur Geburt. Ich nehme an, dass auf dem Land auch weniger Frauen zusatzversichert sind als in der Stadt. Geburtshäuser gelten ab 1. Januar als Leistungserbringer. Damit verbunden sind nicht wenige Auflagen. Sind die Geburtshäuser bereit?
In Bern haben die ersten zwei Geburtshäuser einen Antrag gestellt. Sie gleisen nun Behandlungspfade auf und beginnen Tarifverhandlungen mit den Krankenversicherern. Die anderen 19 Geburtshäuser sind noch nicht ganz so weit, aber viele von ihnen werden den Antrag sicher zu einem späteren Zeitpunkt nachliefern. PETER KRAFT
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Auf den 1. Januar 2009 hat das Eidgenössische Departement des Innern erneut einige Änderungen an der Krankenpflege-Leistungsverordnung (KLV) vorgenommen. Wir geben eine Übersicht darüber. Wichtig: Einige Änderungen im Anhang 1 KLV sowie die Änderungen zu den Kontrolluntersuchungen bei Schwangerschaft haben wir bereits im infosantésuisse 8/08 vorgestellt.
fehlungen des BAG und der EKIF vom November 2004 (BAG-Bulletin Nr. 45, 2004), wird leistungspflichtig für Kontaktpersonen (wie Eltern, Geschwister, Betreuungspersonen) von Kindern, die vor der 33. Schwangerschaftswoche geboren sind. Diese Frühgeborenen sind besonders anfällig auf die Infektion, weil ihr Immunsystem noch völlig unreif ist. Die Kosten der Impfung gehen zu Lasten der Versicherung der geimpften Personen.
Physiotherapie, Ergotherapie und Psychiatrie Hebammen
Die Änderungen der Art. 5 (Physiotherapie) und 6 (Ergotherapie) wurden zurückgestellt, weil der neue Absatz 5 eine Benachteiligung der chronisch Kranken und der Invaliden ausgelöst hätte. Wir erwarten per Ende März 2009 auch eine Änderung des Art. 3 (Kostenübernahme der Psychotherapie).
Die Absätze 2 und 3 des Art. 16 (Leistungen der Hebammen) wurden redaktionell nachgeführt mit Hinweis auf separate Bezeichnung der Analysenliste der Hebammen. Im Absatz 3 wurde teilstationär ersetzt durch Geburtshäuser. Hebammen können somit Leistungen zu Lasten der Grundversicherung erbringen bei der Entbindung zu Hause, nach der ambulanten Geburt oder nach der vorzeitigen Entlassung aus dem Spital oder aus dem Geburtshaus.
Impfungen Es erfolgten zahlreiche redaktionelle Anpassungen in Art. 12a zu den prophylaktischen Impfungen. Hinzu kommen auch Hinweise auf den «Schweizerischen Impfplan 2008» des BAG und der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF). Die Pneumokokken-Impfung (Absatz g) wird neu zur Pflichtleistung für Personen ab 65 Jahren. Damit können ältere Menschen, welche viel häufiger ausserhalb des Spitals an gewöhnlichen Lungenentzündungen erkranken, geschützt werden. Wegen der oft auftretenden Komplikationen dieser Pneumonien sind Einweisungen ins Spital häufig. Die Kostenübernahme wird sich bei guter Durchimpfungsquote lohnen und die Gesamtkosten dieser Erkrankung reduzieren helfen. Spezifische Werbemassnahmen der Krankenversicherer wären hier sinnvoll. Die Varizellen-Impfung (Absatz k): Die Impfung von nicht immunen Jugendlichen und Erwachsenen sowie spezifischer Risikogruppen gemäss den Emp-
Foto: Prisma
Krankenpflege-Leistungsverordnung (KLV), Anhang 1
Bei zahlreichen Leistungen wurden die Fristen verlängert: Palliative Chirurgie der Epilepsie, Wirbelsäulenchirurgie, Low-dose-rate-Brachytherapie, radiologisch und ultraschallgesteuerte minimal invasive Mammaeingriffe und Photodynamische Therapie der Makuladegeneration mit Verteporfin. Die «Extrakorporellen Photophorese» bei Graft-Versus-Host-Reaktionen bei Lungen-Transplantierten ist nicht leistungspflichtig. Die Leistungspflicht beim kutanen T-Zell-Lymphom wird weiter bejaht. Eine wesentliche Änderung in der Radiologie betrifft: 9.2 Positron-Emissions-Tomographie (PET). Die PET-Untersuchungen mit FDG (18F-Fluordesoxy-Glucose, als radioaktive Substanz) wird für die ganze Onkologie freigegeben. Die höheren Kosten durch die vermehrten Untersuchungen, werden durch die genaueren Informationen der PET eingespart, wenn damit rascher klar wird, ob eine onkologische Behandlung wirksam ist oder nicht. Gerade bei der Chemotherapie kann das auch entscheidende Vorteile für den Patienten bringen. Des Weiteren kann die Indikation zu chirurgischen Re-Operationen verbessert werden. Die Leistungspflicht für neue Isotopen wie Tyrosin (bei Hirntumoren) oder Cholin (bei Prostatakrebs) ist zurzeit also nicht geben. Bei speziellen Fragestellungen braucht es vorgängig Kostengutsprachen über die Vertrauensärzte. In der Rehabilitation erfolgt ein Hinweis auf die neueren Richtlinien der AG für kardiale Rehabilitation der Schweizerischen Gesellschaft für Kardiologie vom 29. März 2001. RETO GUETG, VERTRAUENSARZT SANTÉSUISSE
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Klipp klar
Änderungen der KrankenpflegeLeistungsverordnung (KLV) per 1. Januar 2009
Auf 2009 gibt es nicht nur bei santésuisse selber, sondern auch bei der Verbandszeitschrift infosantésuisse einige Neuerungen. So liegt der Umfang neu bei 32 oder 28 Seiten – und nicht mehr wie bisher bei 28 oder 24 Seiten. Die Redaktion bemüht sich, den zusätzlichen Platz mit neuen Rubriken zu beleben – beispielsweise Recht oder Informationen aus den Geschäftseinheiten SASIS und Vertragsverhandlungen. Weitergehende Verbesserungen unserer Zeitschrift stehen kurz vor der Umsetzung. Wir informieren darüber detailliert in der nächsten Ausgabe.
Allein Rauchstopp-Programm bringt bis 1276 Dollar pro Teilnehmer
Wirtschaftlicher Nutzen betrieblicher Gesundheitsförderung lässt sich berechnen
Aus aller Welt
Neuerungen bei infosantésuisse
Service
Mehr Seiten und neue Rubriken
Ärzte sollen denunzieren Geht es nach dem Willen der italienischen Rechtspartei «Lega Nord», sollen Ärzte und Spitäler verpflichtet werden, illegale Einwanderer anzuzeigen, die sie behandeln. Die Ärzte protestieren gegen die Forderungen der Partei, der auch Reformminister Umberto Bossi angehört.
Alle zum AIDS-Test
Deutsche Wissenschaftler haben ein Modell entwickelt, mit dem sich der wirtschaftliche Nutzen von betrieblicher Gesundheitsförderung genau berechnen lässt. Verschiedene Gesundheitsförderungs-Programme bei der Deutschen Bank wurden mit dem Modell während fünf Jahren getestet. Allein das Rauchstopp-Programm hatte während des ersten Jahres Produktivitätssteigerungen von 176 bis 318 Dollar pro Teilnehmer zur Folge. Im dritten Jahr waren es bereits 707 bis 1276 Dollar. Weitere, detaillierte Ergebnisse hat die Zeitschrift BKK veröffentlicht (www.bkk.de).
Die WHO möchte alle Bewohner des Planeten jährlich zum AIDS-Test schicken. Ein Problem bei der Verbreitung von AIDS sei die lange Latenzzeit – die Zeit also, in der die Infizierten nichts vom Virus wissen. Falle diese Latenzzeit weg, höre auch die Verbreitung von AIDS auf, ist die WHO überzeugt.
1000 Cholera-Tote Ehemaliger Konkordatspräsident auf europäischem Niveau geehrt
Allein im Monat Dezember sind in Simbabwe mehr als 1000 Menschen an der Cholera gestorben. Ein Ende der Epidemie ist laut WHO nicht in Sicht. Die Gesundheitsversorgung in dem diktatorisch regierten Land sei völlig zusammengebrochen.
Ueli Müller ist Ehrenpräsident der AIM
Tödlicher Ärztemangel
Der ehemalige Präsident des Konkordats der schweizerischen Krankenversicherer, Ueli Müller, ist zum Ehrenpräsidenten der Association Internationale de la Mutualité (AIM) ernannt worden. Die Organisation begründet dies mit dem «herausragenden persönlichen Einsatz und Engagement» Müllers.
Wegen Personalmangels im Notfalldienst ist ein Franzose nach einem Herzanfall sechs Stunden unbehandelt geblieben und schliesslich gestorben. Keine Klinik in der Umgebung von Paris sei in der Lage gewesen, sich um ihn zu kümmern, kritisierte der Verband der Notärzte.
Die AIM dient dem Informationsaustausch unter den europäischen Krankenversicherungen. Sie pflegt Kontakte zu den europäischen Regierungen und zu anderen wichtigen Akteuren des europäischen Gesundheitswesens. Die AIM möchte durch den gegenseitigen Lerneffekt ihren Beitrag zu einem sozialen und solidarischen Gesundheitswesen in Europa leisten.
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Veranstaltungen Veranstalter
Besonderes
Datum/Ort
Weitere Informationen
Standards im Gesundheitswesen – Was bedeutet das für mich und mein Unternehmen? IG eHealth/ Koordinationsorgan eHealth Bund-Kantone
Informationsveranstaltungen für Unternehmen 5. Februar im Gesundheitswesen: Wie gehen wir mit den Suva-Hauptsitz, Anforderungen von ehealth um? Luzern
www.ig-ehealth.ch
Thema: Nationale Koordination – eHealth Schweiz: Wie kommen wir voran?
5. bis 6. März BEA bern expo AG, Bern
www.infosocietydays.ch
1. April «Haus der Kantone», Bern
www.sgam.ch
Swiss eHealth-Forum MKR Consulting AG
Symposium «Hausarztmedizin im Jahr 2030» BAG, GDK, KHM, SGAM, SGIM
Thema: Offene Fragen und Lösungsansätze für ein effizientes Gesundheitssystem
Zeichnung: Marc Roulin
Melden Sie uns Ihre Veranstaltungen an: redaktion@santesuisse.ch! Weitere Veranstaltungen unter www.santesuisse.ch
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Ist Werbung für Arzneimittel erlaubt? Und wenn ja, für alle – oder nur für nicht verschreibungspflichtige Medikamente? An wen darf sich diese Werbung richten? Und wie sieht es mit anderen medizinischen Leistungen und Therapien aus? Was gilt auf Stufe Bund?
Was gilt auf Stufe Kanton?
•In den kantonalen Gesundheitsgesetzen befinden sich praktisch überall Bestimmungen über die Werbung bzw. die Öffentlichkeits-Information. Es sind immer Werbe- oder «Informations»-Einschränkungen. Was aber z.B. die Kantone Solothurn und Bern betrifft, gehen diese Einschränkungen faktisch nicht oder kaum über das hinaus, was schon aufgrund des UWG gilt (keine Täuschung, keine Titelanmassung, nicht aufdringlich etc.). Das heisst, Werbung ist auch für Medizinalpersonen oder Heilpersonen grundsätzlich zulässig. Was gilt auf Stufe Berufsverbände?
Die Verbände (der Ärzte, Physiotherapeuten etc.) verpflichten ihre Mitglieder statutarisch, gewisse Regeln einzuhalten. Diese Standesregeln sind meist weit restriktiver als die gesetzlichen Vorgaben. Sie sind aber insofern «freiwillig», als sie selbstredend nur für die Mitglieder des entsprechenden Verbandes gelten. Widerhandlungen können zudem auch nur gemäss den privatrechtlichen Statuten sanktioniert werden. Zusammenfassend kann man also sagen, dass es ein generelles Werbeverbot (auch) für Medizinalpersonen nicht gibt, mindestens nicht auf Stufe Bund, wahrscheinlich auch kaum auf Stufe Kanton. Es gelten aber für jede Art von Werbung die Grundsätze des UWG. In einzelnen ganz bestimmten Bereichen (Arzneimittel auf Stufe Bund) ist die Werbung sehr stark eingeschränkt – wobei aber oft die Frage bleibt, was ist noch Information, was ist schon Werbung? In anderen Bereichen (Medizinalpersonen auf Stufe Kanton) werden die allgemeinen Werbe-Regeln höchstens noch leicht ergänzt. ANDREAS ALTERMATT
Foto: Prisma
• Betreffend Arzneimittel sind insbesondere Art. 31 des Heilmittelgesetzes (HMG) und die Arzneimittel-Werbeverordnung (ANMV) massgebend. Demzufolge ist Fachwerbung grundsätzlich zulässig, Publikumswerbung dagegen nur in Bezug auf nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel. Die durch diese Regelung geschützten Interessen sind insbesondere der Gesundheitsschutz, der Schutz der Konsumenten vor Täuschung und die Verhinderung der Mengenausweitung. Schwierig ist dabei immer wieder die Unterscheidung zwischen Werbung und Information. Nebst den gesetzlichen Grundlagen existieren zudem verschiedene Branchenkodizes, auf welche sich die Akteure «freiwillig» verständigt haben. • Eine Augenlaser-Behandlung zum Beispiel ist kein Arzneimittel. HMG und ANMV sind demzufolge nicht anwendbar. • Es stellt sich daher weiter die Frage, ob das KVG ein Werbeverbot von KVG-Leistungserbringern oder für KVG-Leistungen im Allgemeinen vorsieht. Beides ist nicht der Fall. Die Unterscheidung, ob die Leistung eine KVG-Leistung ist oder nicht, ist daher unerheblich. • Regelungen über die Zulässigkeit oder Unzulässigkeit bestimmter Werbung sind zudem im Bundesgesetz über den unlauteren Wettbewerb (UWG) enthalten. Die Frage, ob es um Werbung für KVGLeistungen geht oder um Werbung von «zulassungsbedürftigen Berufen» spielt auch hier keine Rolle. Das sind keine UWG-Kriterien. Es geht einzig um die «Lauterkeit» der Werbung – das heisst also etwa um deren Ehrlichkeit, Richtigkeit oder Transparenz
der Werbung. Nur so kann letztlich ein vernünftiger Markt funktionieren.
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Recht
Medikamente und Medizinalpersonen: Werbung ist nur in einzelnen Bereichen stark eingeschränkt
santésuisse ist der Branchenverband der in der Schweiz tätigen Krankenversicherer und vertritt ihre Interessen gegenüber Behörden, Partnerorganisationen und der Öffentlichkeit. Wir suchen zur Ergänzung unseres Teams im Ressort Wirtschaftlichkeitsprüfung mit Arbeitsplatz in Zürich
eine Betriebswirtschafterin/einen Betriebswirtschafter 100% oder eine Ökonomin/einen Ökonomen als Experten/Expertin für Wirtschaftlichkeitsprüfungen Das Aufgabengebiet: In dieser Tätigkeit überprüfen Sie die Wirtschaftlichkeit der Leistungserbringer. Für unsere Mitglieder sind Sie ein kompetenter Ansprechpartner. Gegenüber den Leistungserbringern vertreten Sie die Interessen der Krankenversicherer. Sie bringen dabei Ihr ökonomisches Fachwissen ein und helfen mit, unsere strategischen Zielsetzungen umzusetzen. Das Anforderungsprofil: Sie haben eine höhere Betriebswirtschafts- oder Ökonomie-Ausbildung (FH, Uni) und haben Freude an betriebswirtschaftlichen Analysen und tariflichen Fragestellungen. Sie sind kommunikativ, kontaktfreudig und schätzen eine abwechslungsreiche Arbeit. Teamfähigkeit ist genauso von Bedeutung wie Ihre persönliche Initiative. Sie bringen Offenheit und Flexibilität mit. Der Umgang mit modernen PC-Anwendungsprogrammen (MS-Office) fällt Ihnen leicht. Muttersprache deutsch mit guten Französischkenntnissen sind für diese Tätigkeit notwendig. Wir bieten Ihnen: Eine abwechslungsreiche Arbeit in einem dynamischen Umfeld. Wir geben Ihnen die Möglichkeit, an einer spannenden Schnittstelle zwischen Medizin und Ökonomie tätig zu sein, bieten eine kollegiale Arbeitsatmosphäre und ein den Anforderungen entsprechendes Gehalt. Der Stellenantritt: Der Stellenantritt ist per sofort möglich oder kann vereinbart werden. Der Kontakt: Wenn Sie diese anspruchsvolle Aufgabe anspricht, freuen wir uns über die Zustellung Ihrer vollständigen Bewerbungsunterlagen an: santésuisse, Jean-Raphael Broch, Leiter Ressort Personal & Organisation, Römerstrasse 20, 4500 Solothurn, E-Mail: jean.broch@santesuisse.ch. Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte Herrn Markus Caminada, Leiter Ressort Wirtschaftlichkeitsprüfungen: Tel. 032 625 41 04, E-Mail: markus.caminada@santesuisse.ch
Magazin «infosantésuisse» Informationen zum Schweizer Gesundheitswesen aus erster Hand: Aktuell, spannend und übersichtlich! Pflegefinanzierung? Managed Care? Gesundheitsförderung? Kostenwachstum? Diese und viele andere Schlagworte bestimmen die Diskussionen ums schweizerische Gesundheitswesen. infosantésuisse – das Magazin der Schweizer Krankenversicherer – greift sie auf: Spannend und informativ, griffig und sachlich. infosantésuisse erscheint zehnmal jährlich. Bestellen Sie das Magazin zum Schweizer Gesundheitswesen
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19.1.2009
14:26 Uhr
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25. / 26. März 2009 | KKL Luzern Trends und Perspektiven im Gesundheitswesen
nmelden! Jetzt online a undheit.ch www.trendtage
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Brennpunkt «Qualität» Messen – maximieren – relativieren Die 5. Trendtage Gesundheit Luzern verfolgen die verschiedenen Antriebsfedern für Qualität in der Gesundheitsversorgung. Gestellt ist nicht nur die Frage nach der Maximierung des Machbaren, sondern ebenso jene der Kostenfolge und der damit verbundenen ethischen Aspekte.
Pascal Couchepin
Sabine De Geest
Bundesrat, Vorsteher Professorin für des Eidg. DepartePflegewissenschaft, ments des Innern Universität Basel EDI Tagungspartner:
Markus Dürr
Richard Eisler
Stefan Kaufmann
Urban Laffer
Georg Portmann
Rita Ziegler
Regierungsrat; Präsident des Forum Gesundheit Luzern
CEO, comparis.ch
Direktor, santésuisse die Schweizer Krankenversicherer
Präsident fmCh; Chefarzt, Chirurgische Abteilung Spitalzentrum Biel
CEO, CSS Versicherungen
Vorsitzende der Spitaldirektion, UniversitätsSpital Zürich
AstraZeneca | Baxter Luzerner Kantonsspital Sanacare
Medienpartner:
Clinicum | Competence | EMH Schweizerischer Ärzteverlag | Medical Tribune
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