infosantésuisse Nr.01/2010 deutsch

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Arzneimittelsicherheit

Das Magazin der Schweizer Krankenversicherer


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Unerwünschte Arzneimittelwirkungen kosten 450 Millionen

Pharmazeutische Betreuung in Pflegeheimen: Eine Freiburger Erfolgsgeschichte

National und international koordinierte Bekämpfung der Arzneimittelfälschungen

Inhalt Im Fokus 4 Unerwünschte Arzneimittelwirkungen kosten 450 Millionen 6 Pharmazeutische Betreuung in Pflegeheimen: Eine Freiburger Erfolgsgeschichte 8 National und international koordinierte Bekämpfung der Arzneimittelfälschungen 10 Zahlreiche Risiken beim virtuellen Einkauf von Pharmaka 11 Schweizer Medikamentendossier: Eine Chipkarte für die Arzneimittelsicherheit 12 Drei Fragen an Nationalrat Jean-François Steiert Gesundheitswesen 13 Grafik des Monats: Zu hohe Generikapreise in der Schweiz 14 Vergleich des schweizerischen und des niederländischen Gesundheitssystems, Teil III 16 Babyboomer kommen in die Jahre 18 Buchtipp: Nationale Strategie «Palliative Care» 20 SGGP Stakeholder-Plattform 2009: Gesundheitsziele für die Schweiz 21 Der Januar-Gast im Gespräch: Das Virus Service 22 Bild des Monats 23 Klipp&klar: Änderungen der Krankenpflege-Leistungsverordnung (KLV) per 1. Januar 2010 24 «Tag der Kranken» am 7. März 2010 24 Aus aller Welt 25 Veranstaltungen 25 Mr. Raoul 26 Frankreich: höhere Preise für Zusatzversicherungen 2010 26 Schweinegrippe: Der Impfstoff stapelt sich

Nr. 1, februar 2010. Erscheint zehnmal jährlich Abonnementspreis Fr. 69.− pro Jahr, Einzelnummer Fr. 10.− Herausgeber und Administration santésuisse, Die Schweizer Krankenversicherer, Römerstrasse 20, Postfach, 4502 Solothurn Verantwortliche Redaktion Maud Hilaire Schenker, Abteilung Politik und Kommunikation, Postfach, 4502 Solothurn, Tel. 032 625 41 27, Fax 032 625 41 51, E-Mail: redaktion@santesuisse.ch Herstellung: Rub Graf-Lehmann, Murtenstrasse 40, 3001 Bern Gestaltungskonzept: Pomcany’s Layout: Henriette Lux Anzeigenverwaltung: Alle Inserate − auch Stelleninserate − sind zu richten an: «infosantésuisse», Römerstrasse 20, Postfach, 4502 Solothurn E-Mail: redaktion@santesuisse.ch Abonnementsverwaltung Tel. 032 625 42 74, Fax 032 625 41 51 Homepage: www.santesuisse.ch Titelbild: Prisma Bildagentur AG, Schlieren-Zürich ISSN 1660-7228


Arzneimittelsicherheit: Kommunikation ja – Protektionismus nein Es macht oft den Anschein, als gehe es beim Thema Arzneimittelsicherheit einzig um Arzneimittelfälschungen, die über Seitenkanäle auf den offiziellen Markt gelangen. Doch weit gefehlt! Arzneimittelsicherheit betrifft auch die Bereiche Fehlmedikation, Selbstmedikation, Arzneimittel-Interaktionen oder ungenügende MedikamentenCompliance. Die Folgen davon können verheerend sein und zu vermeidbaren Spitaleinlieferungen oder sogar zum Tod führen. Verschiedene Schweizer Studien haben gezeigt, dass rund zehn Prozent der Hospitalisationstage auf unerwünschte Wirkungen von Arzneimitteln zurückzuführen sind, und dass sich die Kosten aufgrund von Fehlmedikationen auf 450 Millionen Franken belaufen. Im Zentrum der Arzneimittelsicherheit steht eine optimale Kommunikation. Die verschiedenen Akteure auf nationaler und auf internationaler Ebene müssen koordiniert arbeiten – sei es im Bereich der Verschreibungen oder beim Vertrieb von Arzneimitteln. Die Schnittstellen in der Behandlungskette (ambulant – Spital – ReHa) dürfen nicht Stolpersteine für medikamentös gut eingestellte Patienten werden. Alle Massnahmen, welche die Compliance verbessern, sind willkommen. Die Öffentlichkeit ist regelmässig zu informieren und die Patienten müssen während komplexen Behandlungen optimal betreut werden. Es ist daher sehr zu begrüssen, wenn die Spitäler von sich aus Pilotprojekte starten, um die Zahl der Lese- und Dokumentationsfehler zu reduzieren oder wenn die Apotheker mit Hilfe des pharmazeutischen Dossiers die gesamte medikamentöse Behandlung eines Kunden transparent machen und ihn damit besser betreuen können. Richtig sind auch die Massnahmen beim Vertrieb der Arzneimittel. Fälschungen sollen dank einer guten Rückverfolgbarkeit der Vertriebswege minimiert werden. Die Information der Bevölkerung mit Broschüren durch Swissmedic trägt dazu bei, dass die Patienten ihre Verantwortung für den Medikamentenkonsum besser wahr- nehmen. Auch wenn die Versicherer nicht direkt an der Abgabe von Arzneimitteln beteiligt sind, stehen sie hinter all diesen Aktionen. Sie kennen seit langem die Instrumente des Case Management und des Disease Management. Der Patient steht hier im Zentrum und wird therapeutisch geschult, seine Behandlung gut mit zu verfolgen und selber zu einem besseren Informationsfluss betreffend seiner Medikation beizutragen. Seit nun über zehn Jahren, als die Qualitätszirkel geschaffen wurden, unterstützt santésuisse aus diesem Grunde auch die Zusammenarbeit zwischen Apothekern und Ärzten zur Verbesserung der Arzneimittelverschreibungen. Auch für die eHealth-Strategie, welche die Sicherheit im Gesundheitswesen fördern will, ist eine bessere Verschreibungsqualität ein Hauptanliegen. Die Arzneimittelsicherheit ist ohne Zweifel eine nationale und internationale Priorität. Sie sollte jedoch nicht protektionistische Tendenzen hervorrufen, vor allem nicht im Pharmabereich. Sie darf nicht als Rechtfertigung für die Verweigerung von Parallelimporten oder für die hohen Arzneimittelpreise ins Feld geführt werden. Denn nicht die Verteidigung von Einzelinteressen ist das Ziel, sondern die Wahrung der Interessen der Patienten und der Prämienzahler, welche letztlich für die Kosten einer schlechten Medikation aufkommen müssen.

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Dr. Beat Ochsner Verwaltungsrat santésuisse


Sicherheit von Medikamenten: Spitäler reagieren

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen kosten 450 Millionen Medikamente wirken – aber nicht immer so wie sie sollten. Meist ist nicht das Medikament schuld, sondern der Mensch, der mit der Komplexität der modernen Medizin überfordert ist. Die Folgen können dramatisch sein. Das beweisen auch Studien aus der Schweiz: Fast zehn Prozent aller Spitaltage liegen unerwünschte Arzneimittelwirkungen zugrunde. Während die Politik zögert, übernehmen einige Leistungserbringer die Initiative.

Schwere Nebenwirkungen, unnötige Kosten in Milliardenhöhe, sogar Todesfälle: Fehler bei der Medikamentenabgabe können drastische Folgen haben. Für die Schweiz existieren zwar keine nationalen Zahlen. Aber es gibt mehrere Studien, die zeigen, dass das Problem sehr ernst ist: • Laut einer Untersuchung der orthopädischen Klinik des Inselspitals Bern liegen bei mehr als 40 Prozent aller hospitalisierten Patienten Fehler in der Medikamenten-Dokumentation vor. Zehn Prozent aller Spitalpatienten zeigen deshalb unerwünschte Nebenwirkungen. Die Hälfte davon wäre vermeidbar. • Eine Untersuchung des Klinikums Saarbrücken beweist: Die Hälfte der Medikationsfehler ist auf falsche Dosierungen zurückzuführen. • Das Ospedale San Giovanni in Bellinzona hat festgestellt, dass 4,2 Prozent aller Spitaleintritte direkt durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen verursacht werden. Auf die Schweiz hochgerechnet wären das 16 000 Spitaleinlieferungen pro Jahr mit Kosten von rund 140 Millionen Franken. • Das Universitätsspital Zürich kommt in einer Parallelstudie auf eine Quote von drei Prozent. Nimmt man die Fehlwirkungen hinzu, die zusätzlich im Spital entstehen, lautet das Resultat: 8,8 Prozent aller Spitaltage sind die direkte Folge von unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Nimmt man die stationären Spitalkosten von 2008 als Massstab, ergibt dies Folgekosten von 450 Millionen Franken. • Eine Untersuchung aus Basel zeigt, dass 60 Prozent aller Spitalpatienten mehr als ein Medikament brauchen. In fünf Prozent aller Fälle entstehen daraus ernsthafte, zum Teil lebensbedrohliche Nebenwirkungen.

im Juni 2007 gesetzliche Massnahmen «zur Erhöhung der Medikationssicherheit in den Spitälern und Kliniken der Schweiz». Der Bundesrat antwortete ihr im September 2007 mit dem Hinweis auf das neue Heilmittel-Gesetz, welches eine klare Regelung des Verschreibungs- und Abgabeprozesses vorsehe. Hinzu komme die ehealth-Strategie des Bundes, welche ein elektronisches Patientendossier vorsieht. Damit, so der Bundesrat, müsste auch die Medikationssicherheit steigen, weil Ärzte und Spitäler künftig über bestehende Medikamente und Unverträglichkeiten von Patienten informiert seien. Als ersten Schritt sieht der Bundesrat die Versichertenkarte, welche ab 2010 zum Einsatz kommt. Auf dem Chip der Karte können Patientinnen und Patienten Angaben zur Dauermedikation speichern lassen, wenn sie das möchten. Der Bundesrat empfahl Bea Heims Motion zur Ablehnung, und das Parlament schrieb die Motion schliesslich im vergangenen Juni ab. Leistungserbringer reagieren

Bundesrat sieht keinen weiteren Handlungsbedarf

Ohne Panik schüren zu wollen: Die Medikamentensicherheit ist ein ernst zu nehmendes Problem. Das haben sowohl einige Politiker als auch Leistungserbringer erkannt. Auf politischer Seite ist vor allem die Solothurner SP-Nationalrätin Bea Heim aktiv. In einer Motion forderte sie

Das Fazit der Politik lautet also: Das Problem ist erkannt. Allerdings seien spezielle Massnahmen nicht nötig, weil Heilmittelgesetz und ehealth-Strategie genug zur Lösung des Problems beitragen würden. Diese Sichtweise ist einigen Leistungserbringern zu zaghaft. Sie suchen in Eigeninitiative nach Lösungen. Die Klinik Königsfelden in Brugg entwickelte zusammen mit den psychiatrischen Diensten des Kantons Aargau die Internet-Plattform mediQ. Über

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Die Wahl eines Medikaments: eine heikle Sache. Fehlende und falsche Dokumentation, schlechte Lesbarkeit und Wechselwirkungen sind zu vermeiden.

einen verschlüsselten Zugang können Fachpersonen damit Kombinationen verschiedener Medikamente auf mögliche Nebenwirkungen überprüfen. In mehreren Kantonen gibt es keine handgeschriebenen Rezepte mehr: Die elektronische Verschreibung verhindert Probleme mit der Le- serlichkeit. Und das Berner Inselspital hat mit «e-med» eine eigene Software entwickelt, welche den Verschreibungsund Verabreichungsprozess sicherer macht. Während des Pilotprojektes 2006 und 2007 hat das Spital die Medikationsfehler so um die Hälfte reduziert. Mittlerweile benutzen 20 Schweizer Spitäler «e-med», 50 weitere befinden sich in der Testphase. Der Basler Wissenschaftsjournalist Ulrich Goetz geht noch weiter und fordert die systematische Untersuchung der Medikamenten-Anwendung in der ärztlichen Praxis. Die klinischen Studien vor der Zulassung seien zu wenig aussagekräftig – unter anderem, weil Schwangere oder Kinder nicht mit einbezogen würden und weil die Zahl der Versuchsteilnehmer oft zu klein sei für gesicherte Reslutate. Deshalb wäre es laut Goetz wichtig, dass die Heilmittelbehörde Swissmedic zusammen mit den verschreibenden Ärzten die (Aus-)Wirkungen neuer Medikamente auch nach ihrer Einführung genau beobachten.

ren Medikamentensicherheit selber wenig Konkretes beitragen. In sehr spezifischen Bereichen sind die Krankenversicherer aber durchaus in der Lage, wertvolle Informationen zur Medikamentenverschreibung zu liefern – und zwar dank dem Verband für Gemeinschaftsaufgaben der Krankenversicherer (SVK). Der SVK erledigt für die grosse Mehrheit der Schweizer Krankenversicherer vielfältige Aufgaben. In den Bereichen selten angewendete und teure Medikamente, Dialyse, künstliche Ernährung zu Hause sowie mechanische Heimventilation, übernimmt der SVK unter anderem den Einkauf der Leistungen, das Aushandeln von Rabatten und die Erteilung von Kostengutsprachen. Die Krankenversicherer begrüssen aber politische Bemühungen (wie jene von Bea Heim) und die Initiativen der Leistungserbringer ausdrücklich. Die Gründe sind klar: Mehr Medikamentensicherheit verhindert unnötiges Leid und unnötige Kosten. peter kraft

Krankenversicherer wollen mehr Medikamentensicherheit

Die Krankenversicherer verschreiben und verabreichen keine Medikamente – deshalb können sie zu einer höhe-

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Pharmazeutische Betreuung in Pflegeheimen

Eine Freiburger Erfolgsgeschichte Die Akteure im Gesundheitswesen, vor allem Altersund Pflegeheime, sind angesichts der demografischen Alterung fortwährend gezwungen, zwischen Ethik, Sicherheit, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit ein Gleichgewicht zu finden. Die 2002 in den ­Pflegeheimen im Kanton Freiburg eingeführte pharmazeutische Betreuung verfolgt ökonomische Ziele, ohne jedoch die Qualitätsziele in der Pflege zu vernachlässigen. Welches sind die Erfolgsfaktoren und wo lagen die Schwierigkeiten?

Der Anstieg der Arzneimittelkosten um durchschnittlich zehn Prozent pro Heimbewohner und Jahr zwischen 1998 (1840 Franken) und 2001 (2477 Franken)1 sorgte im Kanton Freiburg für grosse Aufregung. Zur gleichen Zeit wurde das kantonale Gesundheitsgesetz revidiert und verlangte neu eine pharmazeutische Betreuung in Pflegeheimen. Hinzu kam, dass die ambulanten Qualitätszirkel von Ärzten und Apothekern positive Ergebnisse verzeichneten. Die Zeit schien 2002 also reif für einen neuen Tarifvertrag zwischen der Vereinigung Freiburgischer Alterseinrichtungen (VFA) und santésuisse, in Zusammenarbeit mit dem Freiburger Apothekerverband. Dies war der Beginn der pharmazeutischen Betreuung in Pflegeheimen. Das kantonale Netzwerk umfasst die 42 Freiburger Pflegeheime, 22 Apotheken, über 100 Ärzte und die Krankenversicherungen. Gemeinsam gingen die Vertragspartner daran, Lösungen für eine Harmonisierung der Praktiken bei der Verschreibung und Abgabe von Medikamenten an die 2200 Pflegeheimbewohner des Kantons zu suchen. Als Folge der pharmazeutischen Betreuung sanken die jährlichen Arzneimittelkosten pro Heimbewohner zwischen 2002 und 2008 um 18,2 Prozent, und das ohne Qualitätsverlust. Die Grundzüge des Projekts

Schon 1994 war im Kanton Freiburg ein Pilotprojekt zur pharmazeutischen Betreuung in Pflegeheimen gestartet worden. Rasch wurde klar, dass der Vertrauensapotheker gemeinsam mit Ärzten, Pflegepersonal und administrativer Leitung einen wichtigen Beitrag zur besseren Nutzung der Medikamente leisten kann. Bald zeigten sich auch positive Auswirkungen der vernetzten Grunddienstleistung auf die Sicherheit und Wirksamkeit der Medikamente aber auch auf die Kompetenzen der Pflegeteams. Eine Hauptrolle im Projekt kommt dem Apotheker zu, der die Verschreibungen prüft und feststellt, wo in erster Linie Einsparungen möglich sind. Bei einem massiven Anstieg der Arzneimittelkosten klärt er ab, ob und in welchem Mass die Medikamentenwahl (Preis) und die Behandlungsintensität (Menge) dafür verantwortlich sind. Anschliessend vertieft er mit allen anderen Akteuren die Frage, bis schliesslich ein besserer therapeutischer Kon-

sens definiert und umgesetzt werden kann. Das Ziel ist es, die von den Versicherern zugesprochene Pauschale einzuhalten und gleichzeitig die Lebensqualität der Heimbewohner zu gewährleisten. Pflichtenheft der Apotheker

Der Vertrauensapotheker eines Pflegeheims verpflichtet sich, bei der Abgabe von Medikamenten die gesundheitspolizeilichen Anforderungen einzuhalten. Er sorgt für die Patientensicherheit (einschliesslich Vermeidung von Fehlern bei der Medikamentenabgabe) und setzt sich für die Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit (Auswahl und Menge) bei der Abgabe von Medikamenten ein. Dabei stehen ihm die anderen Fachkräfte des Pflegeheims (Betreuungspersonal, Ärzteschaft, Geschäftsleitung) zur Seite. Der Vertrauensapotheker berät die Einrichtungen auch bei der Beschaffung von Arzneimitteln und pharmazeutischen Produkten. Er führt eine Datenbank mit sämtlichen Angaben über die Abgabe von Medikamenten in dem von ihm betreuten Heim. Er erstellt eine Liste von Medikamenten der ersten Wahl, zieht jährlich (oder halbjährlich) Bilanz und legt die Ziele für das kommende Jahr fest. Teamarbeit und Konsens

Der Vertrauensapotheker, die Ärzte, die Pflege- und die administrative Leitung kommen zwei- bis dreimal pro Jahr zusammen, um einen von allen Verantwortlichen mitgetragenen therapeutischen Konsens zu unterzeichnen. Darüber werden dann alle Dienste des Heimes informiert. Priorität bei der Rationalisierung haben kostspielige Medikamente und Medikamente, die ohne ersichtlichen Grund übermässig aufschlagen. Das Pflegepersonal wird direkt in die Vereinbarung einbezogen, indem es die Ärzteschaft auf bestehende Vereinbarungen hinweist. Es ist aber vor allem nahe am Patienten dran, um den Erfolg einer Massnahme messen zu können und sofort auf neue Probleme hinzuweisen, so dass die Lebensqualität der Heimbewohner und die Wirtschaftlichkeit der Betreuung als Ganzes optimiert werden können. Ein Tarifvertrag für mehr Transparenz

Der Tarifvertrag von 2002 zwischen der Vereinigung Freiburgischer Pflegeheime (VFA) und santésuisse, in Zusammenarbeit mit dem Freiburger Apothekerverband, enthält die folgenden Elemente zur Medikamentenabgabe: • Eine Tagesspauschale von sieben Franken für Medikamente und eine Tagespauschale von zwei Franken für Pflegematerial (nach MiGeL). Diese werden unter folgenden Bedingungen gewährt: einheitliche Buchführung, Ausweisen des Aufwandüberschusses in der Bilanz und Überweisen von 60 Prozent eines allfälligen Ertragsüberschusses in einen gemeinsamen Fonds, der von VFA und santésuisse verwaltet wird. Der gemeinsame Fonds wird in erster Linie dazu verwendet, die Defizite der Heime mit den teuersten Pflegefällen zu kompensieren. Die Höhe dieses Fonds gilt als Indikator dafür, ob die Pauschalen dem Bedarf der Alters- und Pflegeheime angemessen sind. 2005 wurde

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die Medikamenten- und Materialpauschale von neun auf 8.50 Franken pro Heimbewohner gekürzt. • Eine zusätzliche Tagespauschale von einem Franken pro Heimbewohner als Honorar für die pharmazeutische Betreuung durch den im Heim verantwortlichen Apotheker. Sie wird unter folgenden Voraussetzungen ausgerichtet: Das Pflegeheim gibt jährlich ihre bei den Medikamenten erzielten Ergebnisse bekannt, und der Apother dokumentiert sie in seinem Rapport. • Das Heim erhält 40 Prozent eines allfälligen Überschusses als positiven Anreiz für weitere Rationalisierungsmassnahmen. Die paritätische Kommission VFA-santésuisse kann bei wiederholten Defiziten einen unabhängigen pharmazeutischen Experten beiziehen. • Da das Medikamentenfinanzierungssystem in den Pflegeheimen auf Pauschalen basiert, kann der betreuende Apotheker mit den Pharmaunternehmen Sonderkonditionen aushandeln, wie sie für Spitäler gelten. Ergebnis: Sinkende Kosten ohne Einbusse an Qualität und Sicherheit

Ein Forscherteam untersuchte zwischen 2002 und 2006 jährlich die Ergebnisse der pharmazeutischen Betreuung in verschiedenen Pflegeheimen. Es stellte für diese Periode einen Rückgang der Kosten für Arzneimittel um 16,4 Prozent fest, während gemäss den Angaben der Krankenversicherer die Kosten der ambulanten Versorgung um 29,3 Prozent stiegen. Das interdisziplinäre Vorgehen führte also zu einer Umkehr der Kostenentwicklung und erlaubte es, die von den Versicherern zugestandenen Pauschalen einzuhalten. Parallel dazu sank die Mortalität stark, und die Zahl der Spitaleinweisungen blieb stabil. Die Rationalisierung bei der Medikamentennutzung ging somit nicht zulasten der Lebensqualität der Heimbewohner. Auch eine Kostenverschiebung hin zu den Spitälern gab es nicht. Das vernetzte Vorgehen und die Einsparungen ermöglichten es, Fälle schwerkranker Patienten zu finanzieren, die Pauschalen leicht zu senken, die administrativen Aufgaben der Alterseinrichtungen zu vereinfachen, die Weiterbildung zu fördern und die Arbeit der beratenden Apotheker zu finanzieren.2 Das Freiburger Modell der pharmazeutischen Betreuung macht derzeit in den Kantonen Wallis und Waadt Schule. Auch internationale wissenschaftliche Fachzeitschriften sind darauf aufmerksam geworden. maud hilaire schenker

Dr. J.-F. Locca und Prof. O. Bugnon, «6 ans d’assistance pharmaceutique dans les EMS fribourgeois: succès du travail en commun et défis à venir», interdisziplinäres Symposium, 12.12.2008, Freiburg 2 M. Ruggi, M. Buchmann, R. Nyffeler, S. Robert, J.-F. Locca und O. Bugnon, «L’assistance pharmaceutique dans les établissements médico-sociaux: pour une maîtrise concerté de l’efficience des médicaments en gériatrie», in La Revue Médicale Suisse, Nummer 2501. 1

Die pharmazeutische Betreuung verbessert die Lebensqualität und die Sicherheit der Patienten.

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National und international koordinierte Bekämpfung der Arzneimittelfälschungen

Ein eminentes Gesundheitsrisiko Die Fälschung von Arzneimitteln ist sowohl für die staatlichen Kontrollstellen als auch für die Arzneimittelhersteller ein wichtiges Thema. Die offiziellen Schweizer Vertriebskanäle (Apotheken und Arztpraxen) scheinen von Arzneimittelfälschungen noch verschont zu sein. In den Entwicklungsländern und in einigen industrialisierten Ländern wie den USA entwickelt sich der Vertrieb von Fälschungen allerdings besorgniserregend schnell. Inzwischen wurden verschiedene schweizerische und internationale Organisationen geschaffen, um diese gesundheitsgefährdende Bedrohung zu bekämpfen.

Eine Fälschung wird ganz allgemein als die betrügerische Reproduktion des Produkts eines anderen ohne dessen Zustimmung definiert. Im Bereich der Arzneimittel ist diese Situation allerdings komplexer. Um vermarktet werden zu können, muss ein Arzneimittel von der schweizerischen Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Heilmittel Swissmedic eine Zulassung erhalten. Damit werden die Sicherheit, die Qualität und die Wirksamkeit des Produkts gewährleistet. Die «falschen Arzneimittel», die diesen Anforderungen nicht entsprechen, werden damit als potenziell gesundheitsgefährdend eingestuft.1 Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) präzisiert, dass diese Produkte «vorsätzlich und in betrügerischer Absicht hinsichtlich ihrer Identität und/oder Herkunft falsch gekennzeichnet sind. Fälschungen können sowohl Markenprodukte als auch Generika betreffen. Sie können aus Produkten mit den richtigen Inhaltsstoffen, aber in gefälschter Verpackung oder aus Produkten mit falschen Inhaltsstoffen ohne bzw. zu wenig Wirkung bestehen.» Bis heute wurde noch kein einziger Fall von Verteilung eines gefälschten Arzneimittels über die offiziellen Vertriebskanäle verzeichnet. Diese werden von den Pharmaunternehmen und den Behörden kontrolliert. Wenn man jedoch über das Internet Arzneimittel bestellt (siehe Artikel auf Seite 10), läuft man Gefahr, gefälschte Präparate zu erhalten, da dieser Vertriebskanal weitgehend der Kontrolle der Behörden entwischt. Ein weltweites Phänomen

Einige geografische Zonen sind von Fälschungen stärker betroffen als andere. Gemäss Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dürfte rund ein Prozent der Arzneimittel in den entwickelten Ländern Fälschungen sein; in den Entwicklungsländern mehr als 10 Prozent. Bei den über das Internet vertriebenen Arzneimitteln sind hingegen mehr als 50 Prozent Fälschungen.2 Auch in Europa breitet sich das Phänomen aus. Den Statistiken der Europäischen

Union zufolge wurden 2007 am Zoll 51 Prozent mehr gefälschte Arzneimittel beschlagnahmt als noch 2006. Betroffen sind nicht nur «Lifestyle»-Produkte wie Schlankheitsmittel oder Erektionsförderer, sondern auch Hormonpräparate, Antibiotika und andere rezeptpflichtige Arzneimittel. In den Entwicklungsländern werden sogar lebenswichtige Arzneimittel wie Antibiotika und Arzneimittel zur Behandlung von Krankheiten wie Malaria in kopierter Form vertrieben. Die Herstellung und der Handel mit gefälschten Arzneimitteln sind also ein globales Problem, das für die gesamte Bevölkerung ein eminentes Gesundheitsrisiko darstellt. Die Fälschungen stammen vor allem aus China, Indien, Lateinamerika oder Russland und werden über nicht kontrollierte Importzweige vertrieben. Wer ist in der Schweiz zuständig?

In der Schweiz ist das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic für die Sicherheit der Arzneimittel und für den Vollzug der diesbezüglichen Gesetzgebung zuständig. Swissmedic arbeitet im Europarat sowie auf europäischer und internationaler Ebene aktiv in diversen Gremien mit. Es arbeitet auch eng mit den nationalen Zoll- und Polizeibehörden und mit dem Institut für Geistiges Eigentum zusammen. Zentral in der Bekämpfung der Arzneimittelfälschungen ist die Kooperation mit der Pharmaindustrie, die u.a. die Aufklärung der Bevölkerung über die Gefahren des Internethandels mit Arzneimitteln unterstützt. Was unternimmt die Pharmaindustrie?

Alle Pharmaunternehmen haben spezielle Strategien zur Bekämpfung von Fälschungen ihrer eigenen besonders gefährdeten Produkte entwickelt. Sie verwenden technische Instrumente wie Strichcodes oder Funkchips, um den Weg eines Produkts genau zurückverfolgen zu können. Zum Teil werden aber auch visuell erkennbare Elemente wie Hologramme oder versteckte Erkennungsmerkmale eingesetzt. Die Pharma- branche trifft auch – zum Teil in internationaler Zusammenarbeit – Massnahmen gegen Firmen, die auf illegale Weise gefälschte oder unkontrollierte Arzneimittel vertreiben. Auch die EFPIA (European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations) setzt sich für die Bekämpfung des Handels mit Arzneimittelfälschungen ein. Ihr grösstes Anliegen ist die Beibehaltung der Originalverpackungen. Neuverpackungen, Namenswechsel und Wiederaufbereitungen, die vom europäischen Gesetz im Rahmen von Parallelimporten bewilligt sind, würden laut EFPIA der Qualität der Arzneimittel abträglich sein und die Identifizierung von Fälschungen erschweren. Nebst den Massnahmen für die Sicherheit und den Schutz der Originalverpackungen instruiert und unterstützt die EFPIA die Behörden bei der Identifizierung von Fälschungen. Sie setzt sich weiter dafür ein, dass für Händler von Fälschungen schwere Strafen eingeführt und dass die Systeme zur Identifizierung der Arzneimittel europaweit harmonisiert werden. Die Bekämpfung von Fälschungen bedingt die Umsetzung von Strategien auf verschiedenen Ebenen (gesetzlich, rechtlich, technologisch...).

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Die Betrugsmethoden – vor allem im Versandhandel – werden immer raffinierter. Der Kampf gegen Fälschungen läuft.

Was macht die GIRP?

Die GIRP, 1960 in Paris gegründet, ist die Europäische Vereinigung der vollsortierten Pharmagrosshändler. Die Mitglieder der GIRP beschäftigen rund 140 000 Personen, lagern Produkte von über 3500 Herstellern und liefern mehr als 100 000 Arzneimittel an mehr als 160 000 Apotheken in allen europäischen Ländern. Zu beachten ist auch die Rolle der GIRP in der Bekämpfung der Arzneimittelfälschun- gen. Sie handelt proaktiv – um die Risiken zu vermindern, arbeitet sie Verfahren zur Sicherstellung der Qualität der Produkte aus. Hierbei sensibilisiert sie die Unternehmen, schult das Personal und arbeitet mit den verschiedenen Partnern der Versorgungsketten und mit den Behörden zusammen. Auf technischer Ebene verlangt sie automatisch einlesbare Daten zur Verifizierung eines Produkts (nationale Identifikation, Verfallsdatum, Warenlosnummer und Seriennummer). Die GIRP setzt sich auch für die Einführung eines Data Matrix Codes auf den Sekundärverpackungen ein, was die Erkennung eines Produkt durch die gesamte Versorgungskette hindurch bis zum Moment seiner Ausgabe ermöglicht. Laut GIRP muss Europa auf gesetzlicher Ebene noch verschiedene Themen anpacken. So sind die Tätigkeiten sämtlicher Akteure zu identifizieren, klar zu definieren und ihre Verantwortlichkeiten aufzuteilen. Im Weiteren sind sämtliche Akteure einer Zulassung zu unterstellen, und sie müssen sich inspizieren lassen. Schliesslich müssen die Akteure ihre Lizenzen und die Ergebnisse der Inspektionen transparent machen. Die Bekämpfung von Arzneimittelfälschungen ist nämlich ein Thema, das alle Ebenen des Vertriebs angeht.

für die Problematik sensiblisiert und die Koordination und Kooperation zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor sowie innerhalb dieser Sektoren verstärkt. Unterstützung erhält der Verein auch vom Bundesrat.3 Auf internationaler Ebene: IMPACT

Als Reaktion auf die wachsenden globalen Gefahren für die Gesundheitsversorgung hat die WHO im Jahr 2006 die International Medical Products Anti-Counterfeiting Taskforce (IMPACT) geschaffen. Diese Taskforce will innerhalb der Länder aber auch zwischen den verschiedenen Ländern koordinierte Netzwerke schaffen, um die Produktion, den Handel und den Verkauf von falschen Arzneimitteln in der Welt zu stoppen. IMPACT arbeitet mit den wichtigsten in diesem Bereich tätigen Akteuren zusammen: mit den internationalen Organisationen, den Nichtregierungsorganisationen, den Pharmaverbänden und -unternehmen sowie mit den staatlichen Regulierungsbehörden. Die WHO hat zudem zuhanden der Regierungen, der Pharmaindustrie, der Importeure, der Verteiler usw. Empfehlungen veröffentlicht, wie Massnahmen zur Bekämpfung von Arzneimittelfälschungen umgesetzt werden sollten.4 Die Fälschung von Arzneimitteln stellt für die öffentliche Gesundheit ein grosses Problem dar. Um es zu begrenzen und ihm vorzubeugen, ist eine proaktive Haltung nötig. Swissmedic und seine ausländischen Partner empfehlen der Bevölkerung, keine Arzneimittel via Internet zu bestellen, um nicht Opfer von Fälschungen zu werden. maud hilaire schenker

Andere Initiativen: STOP PIRACY in der Schweiz

Um Fälschungen (insbesondere Arzneimittelfälschungen) zu bekämpfen, beteiligen sich Vertreter der Behörden und der Wirtschaft (Swissmedic und Interpharma, ABB – Asea Brown Boveri AG, FH – Fédération de l’industrie horlogère suisse, IGE – Eidgenössisches Institut für Geistiges Eigentum usw.) am 2005 geschaffenen Verein STOP PIRACY. Ziel dieses Vereins ist es, aktiv und nachhaltig gegen Fälschungen und Piraterie anzukämpfen, indem er die Bevölkerung

www.leem.org (Internetsite der französischen Pharmaindustrie) Factsheet WHO 2006 3 www.stop-piracy.ch 4 http://www.who.int/impact/activities/en/ 1 2

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Zahlreiche Risiken beim virtuellen Einkauf von Pharmaka

Vorsicht beim Arzneimittelbezug via Internet! Valium und Viagra zum halben Preis, Tamiflu und DHEA im freien Verkauf: all die Werbungen, die unsere Mailboxen überfluten, könnten uns meinen lassen, das Internet sei eine riesige, mit einem Klick zugängliche Apotheke. Doch überall lauern Gefahren: Fälschungen, nicht zugelassene Arzneimittel, fehlende Kontrolle…

Welcher Internetnutzer ist in seiner Mailbox nicht schon auf eine Spam gestossen, die ihm den Kauf von Viagra, von Schlankheitsmitteln oder Anabolika schmackhaft machen wollte? Im Internet kann man sich mit einem Klick alle Arten von Arzneimitteln besorgen – ohne ein ärztliches Rezept vorweisen zu müssen. Doch der Kauf von Arzneimitteln über Internet ist alles andere als ungefährlich. Welche Gesetzesgrundlagen gibt es? Was für Gefahren birgt ein solcher Handel? Swissmedic, die Schweizerische Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Heilmittel, hat einen Leitfaden herausgegeben, um über die Risiken aufzuklären.* Legaler Versandhandel innerhalb der Schweiz

Der Verkauf von Arzneimitteln via Internet stellt in der Schweiz einen Spezialfall des Versandhandels mit Arzneimitteln dar. Dieser ist grundsätzlich verboten, die zuständigen kantonalen Behörden können aber einem Anbieter unter bestimmten

Voraussetzungen eine Ausnahmebewilligung erteilen. Im Versandhandel muss jedoch für jede einzelne Arzneimittelbestellung ein ärztliches Rezept vorliegen (dies gilt auch für Arzneimittel, die normalerweise rezeptfrei erhältlich sind). Durch diese Bedingung wird gewährleistet, dass der Patient vor der Bestellung von seinem Arzt fachlich beraten wird und dass die Arzneimittel aus den offiziellen und von Swissmedic bewilligten Vertriebskanälen stammen. Bezug aus dem Ausland via Internet

Der Gesetzgeber hat allerdings die Möglichkeit geschaffen, auch legal Arzneimittel aus dem Ausland zu beziehen. Eine Privatperson darf für sich selber Arzneimittel in der Menge eines Monatsbedarfs importieren. Der Versand von betäubungsmittelhaltigen Arzneimitteln wie Schlafmitteln und dergleichen muss von einem Rezept eines Schweizer Arztes begleitet sein. Falls Arzneimittelimporte einen Monatsbedarf übersteigen, ist die Einfuhr verboten und die Sendung wird am Zoll festgehalten. In diesem Falle eröffnet Swissmedic ein Verwaltungsverfahren, das den Verlust der Arzneimittel zur Folge hat. Darüber hinaus muss der Besteller in der Schweiz die Kosten des Verfahrens tragen, das üblicherweise bei mindestens 300 Franken liegt. Bei wiederholten Verstössen oder dem Import gesundheitsgefährdender Arzneimittel ist auch die Eröffnung eines Strafverfahrens gegen den Besteller möglich. Oberstes Risiko: die Gesundheit

Foto: Prisma

Der Kauf von Arzneimitteln via Internet kann für die Gesundheit gefährlich sein. Denn die damit verbundene Eigendiagnose und -behandlung ohne Beratung durch den Arzt oder Apotheker birgt grosse Risken. So können beispielsweise Interaktionen mit anderen Arzneimitteln, die gleichzeitig eingenommen werden, zu schweren Nebenwirkungen, ja sogar zum Tod des Patienten führen. Zudem können Qualität und Zusammensetzung des Arzneimittels nicht garantiert werden. Im Internet werden Hunderte von gefälschten Arzneimitteln, nicht kontrollierte und nicht zugelassene «Wundermittel», qualitativ schlechte und wirkungslose Arzneimittel oder normalerweise rezeptpflichtige Präparate von überall aus der Welt angeboten. Auch wenn ein Arzneimittel tatsächlich den deklarierten Wirkstoff enthalten sollte, können ein unsachgemässer Transport oder eine falsche Lagerung seine Wirkung negativ beeinflussen. Die Angaben auf den Internetsites (Adresse, Herkunft der Arzneimittel, Kontrollen, Gesetzmässigkeit) sind oftmals irreführend. Es ist also Vorsicht geboten. Da in den legalen Vertriebskanälen der Schweiz (Apotheken, Drogerien, Arztpraxen) bislang noch keine gefälschten Arzneimittel gefunden wurden, ist zu empfehlen, sich für den Arzneimittelbezug und die dazugehörige medizinische Beratung an dieses verlässliche und gut zugängliche Netz zu wenden. maud hilaire schenker

Vorsicht, der Kauf von Medikamenten übers Internet kann sehr kostspielig sein.

* Der Leitfaden ist verfügbar unter http://www.swissmedic.ch/ aktuell/00003/00366/index.html?lang=de

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Schweizer Medikamentendossier

Eine Chipkarte für die Arzneimittelsicherheit

Das «Schweizer Medikamentendossier» ist eine Chipkarte in Kreditkartengrösse. Darauf gespeichert werden hauptsächlich administrative Patientendaten. Auf Wunsch kann die versicherte Person auch medizinische Daten eintragen lassen, wie zum Beispiel die Blutgruppe, Allergien, Impfungen und Krankheiten. Mit dem Einverständnis des Patienten können die Schweizer Apotheken die eingetragenen Medikamente abfragen und neue eintragen (ärztlich verordnete Medikamente oder Selbstmedikation). Aufgeführt sind auch der Name des verschreibenden Arztes, die Dosierung, das Abgabedatum und die in Anspruch genommenen pharmazeutischen Leistungen (z. B. bei Substitution durch ein Generikum). Im Rahmen von integrierten Netzen kann das elektronische Medikamentendossier mit der Zustimmung des Patienten allen anerkannten Berufsgruppen des Gesundheitssektors, wie zum Beispiel Ärzten und Spitälern, zugänglich gemacht werden und zwar gemäss den Bestimmungen des Bundesgesetzes über den Datenschutz. Das System ist derzeit jedoch noch nicht voll kompatibel. Sicherheit gewährleisten

Das «Schweizer Medikamentendossier» erlaubt es, die Patienten-Compliance zu optimieren und Inkompatibilitäten bei den Medikamenten zu vermeiden, auch dann, wenn der Patient verschiedene Apotheken aufsucht. Das Medikamentendossier normalisiert die Datenaustauschformate und -wege. Es besteht auch ein Zugriff zu den wissenschaftlichen Daten eines Medikamentes und der Dosierung. Informationen können den Patienten und Leistungserbringern eindeutig zugewiesen werden. Dies erleichtert die Koordination zwischen den einzelnen Gesundheitsakteuren und liefert nützliche Hinweise für die Diagnose und Behandlung. Vor allem in Notfällen erweisen sich diese Informationen als sehr wertvoll. Wie funktioniert es?

Die Apotheken senden ihre Daten jeden Abend an einen gesicherten Server, der nur autorisierten Gesundheitsfachleuten zugänglich ist. Sämtliche Daten sind dort archiviert. Apotheken, Ärzte und Spitäler dürfen die Daten nur mit dem vorherigen Einverständnis des Patienten abfragen. Die Abfrage erfolgt mittels PIN-Code. Ist der Patient nicht in der Lage, sich zu äussern, sieht das Informationssystem für akute medizinische Notfallsituationen trotz fehlender Zugriffsberechtigung einen Notfallzugriff vor.

Foto: Keystone

Im September 2008 lancierten der Schweizerische Apothekerverband pharmaSuisse und die Berufsgenossenschaft der Schweizer Apotheker (Ofac) das «Schweizer Medikamentendossier». Es bietet den autorisierten Leistungserbringern eine Gesamtübersicht der vom Patienten eingenommenen Medikamente (Medikamentenanamnese). Inzwischen gibt es bereits mehrere andere umstrittene E-Health-Projekte.

Die Apotheker machen sich für die Patientensicherheit stark und setzen dabei auf die Koordination mit anderen Leistungserbringern.

Abilis als Vorreiter

2006 lancierte die Ofac bereits das System abilis. Schweizweit wirken insgesamt 325 Apotheken mit. Patienten haben mit abilis über einen gesicherten Internetzugang Zugriff auf ihr Medikamentendossier. Abrufbar sind unter anderem die in einer abilis-Apotheke in den letzten 18 Monaten bezogenen verschreibungspflichtigen Medikamente und der Wirkstoff des Arzneimittels (lateinischer Name), was vor allem bei einer Behandlung im Ausland sehr nützlich ist. Jede abilisApotheke der Schweiz hat mit dem Einverständnis des Patienten (persönlicher Code) Zugriff auf sämtliche Daten. Gesundheitsdossier

Mittlerweile gibt es auf dem Markt weitere umstrittene E-Health-Projekte. Initianten sind Softwarehersteller oder auch Internetfirmen, wie Google Health und HealthVault von Microsoft. Patienten können dort ihre persönlichen Daten speichern oder von biomedizinischen Geräten herunterladen (Blutzuckermessgerät, Blutdruckmesser, usw.). Patienten können von den Gesundheitsfachleuten auch verlangen, dass sie ihre Daten zur Verfügung stellen, damit sie abrufbar sind. Nur Gesundheitsfachleute und vom Patienten autorisierte Personen haben einen Online-Zugriff auf die Daten. Es stellen sich indes grundlegende Fragen im Zusammenhang mit diesen Internetplattformen: Dienen sie im Endeffekt nicht nur dazu, gezielt Werbung zu streuen? Wer garantiert die Qualität und Vollständigkeit der Daten? Schaden diese Systeme letztendlich nicht seriösen E-Health-Projekten? maud hilaire schenker

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Drei Fragen an Nationalrat Jean-François Steiert

Foto: www.parlament.ch

Sicherheit hat höchste Priorität

Nationalrat Jean-François Steiert.

Nationalrat Jean-François Steiert ist Vizepräsident des Dachverbandes Schweizerischer Patientenstellen, für den die Arzneimittelsicherheit eine hohe Priorität hat. Die Situation in der Schweiz hält Steiert zwar für zufriedenstellend, er sieht aber noch Verbesserungsbedarf, vor allem für chronisch Kranke.

Wie sehen Sie die Arzneimittelsicherheit in der Schweiz? Mit welchem Wundermittel lässt sie sich verbessern?

Nur Scharlatane versprechen Wunder. Fakt ist, dass die Schweiz bei der Arzneimittelsicherheit im internationalen Vergleich zufriedenstellend abschneidet. Dennoch gibt es in einigen Bereichen Probleme, vor allem in Bezug auf chronisch Kranke, Einrichtungen für ältere Menschen oder bei Dual-use-Produkten. Und natürlich besteht ein höheres Risiko beim Kauf von Arzneimitteln übers Internet. Hier arbeiten in-

zwischen Medikamentenfälscher so professionell, das es langsam beunruhigend wird. Wie gesagt, Allheilmittel gibt es zwar keine, aber doch einige Lösungsansätze, welche die Situation verbessern könnten und intensiver verfolgt werden müssten: • mehr Transparenz für alle Kanäle, vom Hersteller bis zum Patienten, mit verstärkten fachlichen Kompetenzen auf allen Ebenen und der Streichung falscher wirtschaftlicher Anreize, wie sie heute noch bestehen. Zu erwähnen ist hier die Medikamentenabgabe durch Ärzte, die in gewissen Deutschschweizer Kantonen üblich ist. • In heiklen Bereichen, für die wir regelmässig Anfragen erhalten (Altersund Pflegeheime, Dual-use-Problematik, Verfahrensdauer, usw.), sind systematische Mechanismen nötig, um eine umfassende Kontrolle aus verschiedenen Blickwinkeln zu erlauben. Man denke dabei an die Qualitätszirkel zwischen Ärzten und Apothekern, in die auch Patienten einbezogen werden können. Solche Kontrollsysteme haben sich auch in Alters- und Pflegeheimen bewährt, wo sie die Qualität und Wirksamkeit der Medikation verbessert haben. Weiter zu erwähnen sind die vermehrte Teilnahme von Patientenvertretern im Auswahlprozess, der Aufbau von Datenbanken, die Schaffung unabhängiger Fonds für klinische Forschungen und weitere Massnahmen, die zu einer optimalen Information aller Akteure – die Patienten eingeschlossen – beitragen. Die öffentliche Hand müsste in solche Prozesse, insbesondere auch in die unabhängigen Forschungsfonds, investieren. Die Pharmaindustrie ist im übrigen nicht grundsätzlich gegen die Einrichtung solcher Fonds, wie ein wichtiger Interessensvertreter der Branche einräumt. • Zu verbessern sind auch gewisse Rahmenbedingungen. So braucht es im gesamten Pflegewesen genügend und gut ausgebildetes Personal.

Was unternimmt Ihr Verband konkret, um die Sicherheit der Patienten im Bezug auf die Arzneimittel zu verbessern?

Der Dachverband Schweizerischer Patientenstellen steht in regelmässigem Kontakt mit den wichtigsten Partnern im Gesundheitswesen in der Schweiz aber auch im Ausland. Im Zentrum stehen dabei nicht nur politische Fragen, sondern auch Einzelfälle, die wir tagtäglich behandeln müssen. Die Verbesserung der Patientensicherheit bei Arzneimitteln steht beim Dachverband ganz oben auf der Prioritätenliste. Wir engagieren uns auf politischer Ebene für Lösungskonzepte, und auf der praktischen Ebene steht die systematische Information der Patienten im Vordergrund. Zurzeit bereiten wir eine Broschüre für Patienten vor, die auch die Eigenverantwortung thematisiert. Sie soll breit gestreut werden. Denken Sie, dass die Arzneimittelsicherheit durch E-Health-Systeme wie das einheitliche elektronische Patientendossier, die Versichertenkarte oder das elektronische Armband in Spitälern erhöht werden kann?

Es ist ganz klar im Interesse der Patienten, E-Health im Hinblick auf die Qualität, aber auch auf die Wirtschaftlichkeit bestmöglich einzusetzen. Der eigentliche Nutzen zur Verbesserung der Qualität (kohärente Behandlungen, Übernahme von Diagnosen usw.) hängt aber sehr stark von der zweckmässigen Verwendung der Daten ab. Es muss klar sein, zu welchem Zweck Daten genützt werden. Das bedeutet auch, dass Patienten das Recht auf ihre Daten haben und Datenbanken unabhängig von den Versicherern aufzubauen sind. interview: maud hilaire schenker

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Grafik des Monats Januar

Zu hohe Generikapreise in der Schweiz Die Generika in der Schweiz sind bezogen auf den Fabrikabgabepreis ungefähr doppelt so teuer wie in den sieben europäischen Vergleichsländern. Unabhängig davon, wie gross die Zahl der Länder im Vergleichskorb ist, zeigt der GenerikaIndex nur geringe Schwankungen.

Die Grafiken des Monats Januar vergleichen den Preisindex der Generika in der Schweiz mit den Indizes anderer europäischer Länder. Es wird ersichtlich, dass der Indexdurchschnitt immer in etwa gleich bleibt, egal welche Länder in den Vergleich einbezogen werden. Am tiefsten ist der Index, wenn man die vier Referenzländer Deutschland, Dänemark, Grossbritannien und

Niederlande als Basis nimmt. Wenn man zu diesen Ländern noch Österreich und Frankreich hinzufügt, steigt der Index an, mit dem Einschluss von Italien ändert er sich nur noch leicht (siehe Grafik 1). Um einen solchen Index erstellen zu können, muss ein Wirkstoff in mindestens drei Ländern verfügbar sein. Zudem muss ein Durchschnittspreis für alle Länder berechnet werden. Schliesslich werden die Preise mit dem Gesamtvolumen verglichen, um ein möglichst realistisches Bild des Marktes und der Ausgaben wiedergeben zu können. Günstige Generika in Dänemark, Grossbritannien und den Niederlanden

Die Generikapreise sind in Dänemark mit einem Index von 0,30, in den Nie-

derlanden mit einem Index von 0,33 und in Grossbritannien mit einem Index von 0,36 am tiefsten. Frankreich, Italien und Österreich bieten zwar relativ preisgünstige Originalpräparate an, anders verhält es sich aber bei den Generika. Nach der Schweiz die höchsten Generika-Indizes haben Frankreich mit 0,78, Italien mit 0,74 und Österreich mit 0,66 (siehe Grafik 2). Alles in allem ergibt der Unterschied zwischen dem Generika-Preis-Index der Schweiz und jenem der anderen Länder ein Sparpotenzial, das von santésuisse auf rund 240 Millionen Franken geschätzt wird. Die Preise könnten hierzulande bis zu 25 Prozent sinken. maud hilaire schenker

GENERIKA PREIS VERGLEICH IN EUROPA (PRO LÄNDERGRUPPE) GENERIKA INDEX CH = 1,00 1,00

1,20 1,00

0,36

0,60

0,52

0,48

0,80

QUELLE: IMS

0,40 0,20 0,00 CH

Der tiefste Index – Vergleich mit den Referenzländern Deutschland, Dänemark, Grossbritannien und Niederlande.

4 LÄNDER DE, DK, UK, NL

7 LÄNDER DE, DK, UK, NL, AT, FR, IT

6 LÄNDER DE, DK, UK, NL, AT, FR

GENERIKA PREIS VERGLEICH IN EUROPA (PRO LAND)

NL

FR

IT

QUELLE: IMS

UK

0,74

Die Generika in der Schweiz sind ungefähr doppelt so teuer wie in den sieben europäischen Vergleichsländern.

0,78

0,40

0,33

0,30

0,60

0,36

0,80

0,52

0,66

1,00

GENERIKA INDEX CH = 1,00 1,00

1,20

0,20 − CH

AT

DE

DK

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In den Niederladen herrscht nicht nur Wettbewerb unter den Cafés, sondern auch unter den Krankenversicherern.

Vergleich des schweizerischen und des niederländischen Gesundheitssystems, Teil III:

Was wir von den Niederlanden lernen können Die ersten beiden Artikel haben die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede des schweizerischen und des niederländischen Gesundheitssystems aufgezeigt. Kann das niederländische Gesundheitssystem, das oftmals als das beste bezeichnet wird, von der Schweiz etwas lernen? Und steht es wirklich derart schlecht um das schweizerische System, dass es komplett neu strukturiert werden und sich am niederländischen Gesundheitssystem orientieren muss?

Der erste Artikel unseres dreiteiligen Dossiers hat das niederländische Gesundheitssystem vorgestellt (infosantésuisse 9/2009) und der zweite die Gemeinsamkeiten der beiden Systeme aufgezeigt (infosantésuisse 10/2009). In diesem dritten und letzten Artikel soll eine Synthese erstellt und versucht werden, Lehren aus den beiden Systemen zu ziehen. Wir fragen nach den Stärken und Schwächen der Systeme und was der Blick über die Landesgrenzen hinaus für ihre Weiterentwicklung bringt.

siert und unterscheidet sich damit erheblich von der Fragmentierung des schweizerischen Systems. In den Niederlanden nimmt der Staat vor allem die Rolle eines Regulators ein. Er erbringt keine Leistungen. Die Spitäler sind zum grössten Teil privat, auch wenn sie als gemeinnützige Institutionen funktionieren. Mit der Reform von 2006 wurde die Spitalplanung abgeschafft. Die Versicherer, zu denen auch ausländische Konkurrenten gehören, dürfen Gewinne erzielen und Kollektivversicherungsverträge anbieten, was in der Schweiz nicht möglich ist. Der niederländische Versicherungsmarkt ist zudem stark konzentriert: Fünf grosse Versicherungsgesellschaften versichern 82 Prozent der 16 Millionen Einwohner. In der Schweiz versichern die zehn grössten Krankenkassen 80 Prozent der Bevölkerung. Das System ist stark dezentralisiert und räumt den Kantonen viel Autonomie ein. So gibt es grosse regionale Unterschiede im Bezug auf die Arzt- und die Spitaldichte, und die Prämien variieren stark von einem Kanton zum andern, sogar innerhalb der Kantone. Ein organisatorischer Unterschied

Ein kultureller Unterschied

Der wichtigste Unterschied zwischen den beiden Ländern ist kultureller Art und betrifft den Grad an Zentralisierung. Das niederländische System ist stark zentrali-

Der zweite grundlegende Unterschied betrifft die Organisation der medizinischen Grundversorgung. In den Niederlanden müssen sich sämtliche Patienten bei einem Allgemeinpraktiker ihrer Wahl

einschreiben. Ausser in Notfällen ist der Zugang zu Spezialisten oder zum Spital nur über den Hausarzt möglich. Die Ärzte für Allgemeinmedizin nehmen so die Stelle von Gatekeepern ein und zeigen sich in Bezug auf die Verschreibung von Arzneimitteln restriktiv. Die Ausgaben der ambulanten Pflege sind verhältnismässig tief. Zudem setzt die Politik auf Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz und hält dadurch die Anzahl Spitalbetten und die Zahl der Spezialisten auf niedrigem Niveau. Im Gegensatz dazu verfügt die Schweiz über zahlreiche Spezialisten, zu denen die Versicherten direkten Zugang haben (ausser im Managed Care-Bereich). Gemeinsame strukturelle Punkte

Die beiden Länder haben aber auch zahlreiche Gemeinsamkeiten, insbesondere was die Struktur des Systems betrifft, das auf der Versicherungspflicht basiert. Zudem gibt es in beiden Ländern eine breite Grundversicherung, die von konkurrierenden Versicherern angeboten wird. Beide lassen den Versicherten auch die Möglichkeit offen, alle Jahre ihren Versicherer zu wechseln. Sie hoffen, dass die Versicherten ihre Wahl aufgrund der Prämienunterschiede und der Effizienz treffen. Beide entwicklen im Weiteren alternative Versicherungsmodelle und versuchen, eine Balance zwischen Wettbe-

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Foto: Prisma

nommen werden, die stationäre Pflege in öffentlichen Spitälern hingegen durch staatliche Beiträge subventioniert wird. Vertragsfreiheit und gleiche Finanzierung von ambulantem und stationärem Sektor wären jedoch wichtige Voraussetzungen für die Wettbewerbsfähigkeit und die Effizienz des Systems. Ohne diese Instrumente bleibt der Wettbewerb auf dem schweizerischen Krankenversicherungsmarkt stark begrenzt.

werb und Regulierung durch den Staat zu finden. Der Grad der Freiheit ist für die Versicherer in den beiden Ländern allerdings unterschiedlich. In den Niederlanden können die Versicherer selbst wählen, mit welchen Leistungserbringern sie Vereinbarungen treffen wollen. Im ambulanten Bereich gibt es die vollkommene Vertragsfreiheit, im Bereich der akuten Spitalpflege nur eine stark beschränkte (ungefähr 10 Prozent). In der Schweiz gibt es hingegen einen Kontrahierungszwang und die Versicherer dürfen im Rahmen der Grundversicherung keinen Gewinn erzielen. Lehren aus den Erfahrungen in der Schweiz

Ineffiziente Regulierung Das Schweizer Beispiel zeigt, dass ein grosser Teil der möglichen Wettbewerbsvorteile durch ineffiziente Regulierungen zunichte gemacht wird. So bringt der Wettbewerb unter den Krankenversicherern wenig, wenn diese keinen Spielraum gegenüber den Leistungserbringern haben. Um einem Modell des geregelten Wettbewerbs den Weg zu ebnen, muss das Gesundheitssystem in verschiedenen Punkten verbessert werden. Dazu gehört die Revision des Risikoausgleichs sowie die Einführung der Vertragsfreiheit (die gegenwärtig auf Managed Care beschränkt ist) und damit von mehr Wettbewerb zwischen den Leistungserbringern. Ein weiteres Problem besteht in der Schweiz darin, dass im Bereich der ambulanten Pflege alle Kosten durch die Krankenversicherer über-

Managed Care Die Schweiz zeigt sich jedoch im Bereich Managed Care, wo ihre Erfahrungen bis auf den Beginn der 90er-Jahre zurückreichen, fortschrittlicher. Einzuschränken ist allerdings, dass Managed Care nur in besonderen Fällen zur Anwendung kommt (alle Erbringer von Managed Care-Leistungen müssen auch eine normale Grundversicherung anbieten). Zudem ist empirisch bewiesen, dass nur in Modellen Kosten eingespart werden können, in denen Ärzte ein finanzielles Risiko mittragen (Typ HMO). Diese Modelle sind aber mit einem Marktanteil von nur zwei Prozent am wenigsten verbreitet. Sie müssen dringend gefördert und weiter entwickelt werden. Lehren aus den Erfahrungen in den Niederlanden

Regulierter Wettbewerb Der regulierte Wettbewerb geht vom Prinzip aus, dass die Versicherer effizienter und innovativer arbeiten, wenn die Konsumenten wählen können und dass die Vertragsfreiheit ein Ansporn für die Leistungserbringer bedeutet. Dabei werden gewisse Interventionen des Staates durchaus als positiv betrachtet wie z.B. die Garantie des Zugangs zur Versicherung sowie der Behandlung und der Pflege in der notwendigen Qualität für alle. In der Schweiz reguliert der Staat vor allem Folgendes: Die Versicherungspflicht, den Leistungskatalog, die freie Wahl des Versicherers ohne Vorbehalte, die Prämienverbilligung und den Risikoausgleich. Es fehlen aber wesentliche Elemente, die in den Niederlanden bereits realisiert sind, wie die Vertragsfreiheit, die Optimierung des Risikoausgleichs, die Kontrolle des Wettbewerbs auf allen Stufen, die Möglichkeit einer Gewinnerzielung für die Versicherer, die monistische Finanzierung, ein Qualitätsmonitor.

Notwendigkeit eines politischen Konsenses Das Beispiel der Niederlande zeigt auch, dass die Gesundheitssysteme sich nur kohärent entwickeln können, wenn ein politischer Konsens in Bezug auf die eingeschlagene Richtung zustande kommt. Dieser Konsens bestand in den Niederlanden bei den Reformen von 2006, was die grossen Schritte hin zu einem Modell des regulierten Wettbewerbs ermöglichte. In der Schweiz ist man weit von einem solchen Konsens entfernt. Eine Hälfte der Politik neigt zu einem staatlichen Gesundheitssystem, die andere bevorzugt einen verstärkten Wettbewerb. Grundlegende Reformen werden dadurch blockiert. Qualitätsmonitoring Ein wichtiges Element des Wettbewerbs ist das systematische Qualitätsmonitoring. In den Niederlanden wurden in enger Zusammenarbeit mit dem Niederländischen Verband der Krankenhäuser, dem Verband der Universitätskrankenhäuser, der Ärztevereinigung und der Gesundheitsinspektion Leistungsindikatoren geschaffen. Diese Indikatoren werden jeweils in den Jahresberichten der Krankenhäuser vorgestellt und ermöglichen jährliche Vergleiche zwischen den Krankenhäusern. Sie sind zwar bei weitem nicht so detailliert wie in den USA oder in Deutschland, aber immerhin ein erster Schritt. In der Schweiz gibt es trotz Ansätzen in verschiedenen Kantonen noch kein umfassendes Qualitätsmonitoring. Die Niederlande liegen hier klar vorne, aber es besteht in beide Ländern Handlungsbedarf. Der Vergleich zwischen den beiden Ländern zeigt, dass ein ausgeprägter Föderalismus und eine einseitige staatliche Unterstützung des stationären Sektors der Effizienz des Gesundheitssystems abträglich sind. Die Botschaft an die Schweiz ist klar: Beseitigung dieser beiden Schwachstellen im Rahmen einer Reform des Gesundheitssystems.1 maud hilaire schenker

1

Robert E. Leu, Frans Rutten, Werner Brouwer, Christian Rütschi und Pius Matter, The Swiss and the Dutch health case systems compared, Nomos, 2008.

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Babyboomer kommen in die Jahre

Ein Rentnerboom mit Folgen Babyboomer werden die geburtenstarken Jahrgänge der Nachkriegszeit genannt. Sie kommen nun nach und nach ins Rentenalter. Damit verbunden ist ein markanter demografischer Wandel, aber ebenso ein verändertes Bild des Alters. Vom Wandel betroffen ist auch das Gesundheitswesen.

Die Zahl der Rentnerinnen und Rentner nimmt in der Schweiz stark zu. Laut Bundesamt für Statistik (BFS) betrug 2005 die Zahl der 65-Jährigen erst 69 500, Ende 2009 waren es schon 85 000 und 2013 werden es 90 000 sein. Der Grund dafür ist, dass nun die Jahrgänge der ersten Babyboomer-Generation (1944 bis 1950) das AHV-Alter erreichen. Ein weiterer Schub an Neurentnern wird mit dem Eintritt der zweiten Generation der Babyboomer (Jahrgänge 1957 bis 1966) ins Pensionsalter erfolgen. Gemäss BFS-Prognosen wird dann die Zahl der 65-Jährigen von 96 000 im Jahr 2021 auf 114 000 im Jahr 2030 steigen.1 Die Neurentner werden nicht nur immer zahlreicher, sie haben auch eine längere Lebenserwartung vor sich. So kann heute eine 65-jährige Frau noch mit 22 weiteren Lebensjahren rechnen und ein 65-jähriger Mann mit weiteren knapp 19 Jahren. Das sind rund eineinhalb Jahre mehr als vor zehn Jahren. Diese demografischen Entwicklungen führen zu einer stetigen Zunahme des Anteils der älteren Bevölkerung an der gesamten Wohnbevölkerung. Ist heute jede sechste Person über 65 Jahre alt, so wird es laut BFS-Prognose 2020 schon jede fünfte sein und 2030 sogar jede vierte. Privilegierte Generation

In ihrem Buch «Die Babyboomer»2 gehen die Psychologieprofessorin Pasqualina Perrig-Chiello (Uni Bern) und der Soziologieprofessor François Höpflinger (Uni Zürich) auf den markanten demografischen Wandel und seine Auswirkungen näher ein. Sie stellen darü-

ber hinaus fest, dass mit dem demografischen auch ein gesellschaftlicher und kultureller Wandel einhergeht. Das Alter wird durch die Babyboomer neu interpretiert, und den «jungen Alten» (60- bis 75-jährig) eröffnen sich neue Möglichkeiten. François Höpflinger bezeichnet denn auch die neue Altersgeneration als eine privilegierte Generation. Sie ist in der Phase eines einmaligen wirtschaftlichen Aufschwungs gross geworden, hatte viel bessere Bildungs- und Beschäftigungschancen als frühere Generationen und profitierte vom Ausbau des Rentensystems und des Gesundheitswesens. Sie erreicht nun auch bei besserer Gesundheit das Rentenalter und hat mehrheitlich noch eine längere Lebesspanne ohne grössere Beschwerden vor sich. Hinzu kommt, dass heute Menschen um die 60 selbstbewusster sind als früher, Frauen eigenständiger als ihre Mütter. Wer heute pensioniert wird, hat gelernt mit Veränderungen umzugehen und sich zumeist mit der Informationstechnologie vertraut gemacht. Zu beachten ist allerdings, dass auch innerhalb der neuen Rentnergeneration eine grosse Heterogenität bezüglich Bildung, Einkommen, Gesundheitszustand und Lebensstil besteht, und die Bezeichnung «privilegiert» längst nicht auf alle Jungrentner zutrifft. Steigender Einfluss

Die neuen Rentner gewinnen schon aufgrund ihrer Zahl, aber auch aufgrund ihrer Erfahrungen und Kenntnisse gesellschaftlich und politisch an Gewicht, und sie werden zu einem immer wichtigeren Wirtschaftsfaktor. Sie beeinflussen die kulturellen Programme und die Freizeitangebote zunehmend. Viele engagieren sich nachberuflich sozial, andere bilden sich weiter. Die schon heute ausgeprägte Reise- und Verkehrsmobili-

tät der Senioren nimmt weiter zu. Selbstständigkeit und Selbstbestimmung werden auch für das Alter zu bedeutsamen Leitbestimmungen. Das zeigt sich auch darin, dass Seniorinnen und Senioren zunehmend selber Gruppen und Netzwerke organisieren und sich immer weniger von aussen fremd bestimmen oder sogar vereinnahmen lassen. Schon seit einiger Zeit zeichnen sich neue Normen und Leitbilder zur Gestaltung der dritten Lebensphase ab. Die Babyboomer helfen ihnen zum Durchbruch und «revolutionieren» in diesem Sinne, wie das Autorenteam Perrig-Chiello und Höpflinger im Untertitel ihres Buches schreibt, das Alter. Veränderungen im Gesundheitswesen

Der Eintritt der Babyboomer ins Rentenalter wird sich auch auf das Gesundheitswesen auswirken. Der Gesundheitsmarkt spürt schon jetzt, dass für eine immer grösser werdende Gruppe von Frauen und Männern Fitness, Wohlbefinden und gutes Aussehen auch im Alter wichtig sind. Die Nachfrage nach Leistungen der Wellness-Industrie und der Gesundheitsvorsorge steigt deshalb stetig und Anti-Aging-Produkte finden wachsenden Absatz. Auch das Ernährungsbewusstsein nimmt weiter zu. Es ist laut schweizerischer Gesundheitsbefragung3 bei der Generation der 60bis 70-jährigen – insbesondere bei den Frauen – schon jetzt generell höher als bei jüngeren Altersgruppen. Bewusstsein und Realität, das zeigt die Gesundheitsbefragung ebenso, klaffen jedoch oft auseinander. Denn der Anteil der Personen, die sich mit Sport und anderen anstrengenden körperlichen Aktivitäten fit halten, nimmt ab den mittleren Lebensjahren sukzessive ab, die Zahl der Übergewichtigen da-

Lebenserwartung 1997 und 2007 mÄNNER 1997

FRAUEN 1997

MÄNNER 2007

FRAUEN 2007

BEI DER GEBURT

76,3

82,1

79,4

84,2

IM ALTER VON 65

16,5

20,4

18,5

21,9

MIT 65 BEI GUTER GESUNDHEIT

11,8

11,9

13,0

13,5

QUELLE: BUNDESAMT FÜR STATISTIK

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ANZAHL UND ANTEIL DEMENZKRANKE PRO ALTERSGRUPPE 2008

25000

ANZAHL

20000

15000

10000

40,00% 35,00% 30,00% 25,00% 20,00% 15,00% 10,00%

5000

5,00%

0

ANTEIL AM TOTAL DER ALTERSGRUPPE

QUELLE: SCHWEIZERISCHE ALZHEIMERVEREINIGUNG

30000

0,00% 30 BIS 64

65 BIS 69

70 BIS 74

75 BIS 79

80 BIS 84

85 BIS 89

90 +

Die Zahl der Demenzkranken nimmt nach dem 80. Altersjahr sprunghaft zu.

ANTEIL DER ÜBER 65-JÄHRIGEN AN DER WOHNBEVÖLKERUNG QUELLE: BUNDESAMT FÜR STATISTIK

25,0%

20,0%

15,0%

10,0%

5,0%

0,0% 2000

2010

2020

2030

Die demografische Alterung ist eine Tatsache mit schwerwiegenden Folgen auch für das Gesundheitssystem.

360 000 auf 460 000 im Jahre 2020 und auf 630 000 im Jahre 2030 steigen. Die «jungen Alten» werden früher oder später mit den gleichen chronischen Krankheiten und Altersbeschwerden wie die Generation vor ihnen zu kämpfen haben. Sie werden zwar später pflegebedürftig sein, aber die Zahl der Pflegebedürftigen wird dann ebenso stark ansteigen wie heute die Zahl der 65-järigen. Besonders stark zunehmen werden die Demenzfälle. Gemäss dem nationalen Gesundheitsbericht 20084 verdoppelt sich die Wahrscheinlichkeit des Auftretens (die Prävalenz) einer demenziellen Erkrankung ab dem 65. Altersjahr alle fünf Jahre. Ist mit 65 nicht einmal jeder Fünfzigste davon betroffen, so ist es ab 90 Jahre jeder Dritte. Es ist deshalb künftig nicht mit sinkenden, sondern mit stark steigenden Pflegekosten zu rechnen. Das schweizerische Gesundheitsobservatorium5 schätzt, dass die Kosten der Langzeitpflege von den heute rund acht Milliarden Franken bis 2020 auf 12,3 Milliarden und bis 2030 auf fast 18 Milliarden Franken steigen werden. Mit effizienten Programmen zur Prävention und Gesundheitsförderung und Massnahmen zum Erhalt der Selbstständigkeit bis ins höhere Alter könnte jedoch das künftige Kostenwachstum bis zu einem gewissen Mass eingedämmt werden. Hier besteht für die neue Rentnergeneration noch ein unausgeschöpftes Potenzial. Walter Frei

für zu. Bei den 60- bis 70-jährigen sind es über 50 Prozent. Besonders betroffen sind dabei Personen mit geringer Schulbildung. Sie leiden auch vermehrt an chronischen Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes, hohem Cholesterinspiegel, Rauchen und übermässigem Alkoholkonsum. Dass in der Schweiz die Anzahl Lebensjahre bei guter Gesundheit trotzdem gestiegen ist, hat einerseits mit der starken Abnahme von Berufen mit harter körperlicher Arbeit und andererseits mit der besseren Gesundheitsversorgung zu tun. Von der Tatsache, dass es den 60- bis 75-jährigen heute besser als eine Gene-

ration zuvor geht, kann keinesfalls auf sinkende Gesundheitskosten geschlossen werden. Die Kosten werden im Gegenteil mit den zunehmenden Ansprüchen der neuen Rentnergenerationen an das Gesundheitswesen noch weiter steigen. Das grosse Kostenproblem steht uns aber noch bevor, wenn die Babyboomer ins vierte Lebensalter (ab ca. 80 Jahren) kommen, und zwar allein schon aufgrund ihrer Zahl. Ausblick

Bundesamt für Statistik, «ständige Wohnbevölkerung nach Alter» und «zukünftige Bevölkerungsentwicklung, mittleres Szenario – Aktualisierung 2009» 2 Perrig-Chiello, P., Höpflinger, F., «Die Babyboomer – eine Generation revolutioniert das Alter», Verlag NZZ, Zürich 2009 3 Bundesamt für Statistik, Schweizerische Gesundheitsbefragung 2007 4 Schweizerisches Gesundheitsobservatorium (Obsan), Gesundheit in der Schweiz – Nationaler Gesundheitsbericht 2008 5 Observatoire suisse de la santé, Les coûts des soins de longue durée d’ici à 2030 en Suisse, Neûchatel 2008. 1

Nach Schätzung des BFS wird die Zahl der der über 80-jährigen von heute

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Nationale Strategie «Palliative Care»

Würde und Lebensqualität bis zum Tod Palliative Care hat zum Ziel, dass Menschen auch in der letzten Lebensphase besser leben, weniger leiden und am Ort ihrer Wahl gut umsorgt sind. Es gibt aber in der Schweiz nicht genügend PalliativeCare-Angebote, es fehlen Kriterien für gute Qualität und die Finanzierung ist nicht geklärt. Das zeigt eine im Herbst 2009 veröffentlichte Studie. Die neue im Rahmen einer Medienkonferenz vorgestellte «Strategie Palliative Care», die von Bund und Kantonen gefördert wird, soll dies ändern.

Palliative Care steht für schmerzlindernde, umfassende und ganzheitliche Pflege. Das Konzept geht von der Feststellung aus, dass die Menschen älter, ihre Krankheitsabläufe länger und komplexer werden und der Pflegebedarf deshalb ansteigt. Der Bedarf ist riesig, doch die Angebote lassen zu wünschen übrig. »Zivilisatorische Aufgabe»

Alt Bundesrat Pascal Couchepin bezeichnete es als «zivilisatorische Aufgabe», für die kranken Menschen Palliativ-Angebote bereitzustellen. Die heutige Gesundheitsversorgung sei jedoch nicht darauf vorbereitet. Es fehle eine flächendeckende Versorgung mit Angeboten der lindernden Medizin, welche die kurative Medizin ergänze. Ein nationales Forschungsprogramm soll mehr über die Bedürfnisse von Menschen am Lebensende herausfinden. Wie GDKPräsident Pierre-Yves Maillard erklärte, geht es nicht darum, nur auf PalliativSpezialisten zu bauen. 80 Prozent der Sterbebegleitung erfolge in der Grundversorgung. Damit dieses Personal für die Aufgabe gerüstet sei, müsse man Weiterbildung betreiben. Die öffentliche Hand hat nicht zuletzt in der Auseinandersetzung mit der Tätigkeit von Sterbehilfeorganisationen erkannt, dass das palliative Betreuungsangebot vordringlich und flächendeckend auszubauen ist.

darf und überschreiten häufig die tariflichen Höchstsätze. Mit der neuen Pflegefinanzierung akzentuiert sich das Problem, da den Patienten bis zu 20 Prozent angelastet werden können. Auch deckt der Leistungskatalog der Pflege in der Kranken-Leistungsverordnung (KLM) möglicherweise nicht alle Leistungen ab, die für die Behandlung von Patienten der Palliative Care benötigt werden. Insgesamt werden bei der Betreuung zu Hause weniger Kosten übernommen als bei der Betreuung im Spital. Dies führt häufig zu einer Hospitalisation eines schwerkranken oder sterbenden Patienten, obwohl dieser mit einem gut funktionierenden mobilen Palliativ Care-Team zu Hause gepflegt

Die wichtigste Frage...

Zur Abklärung des Handlungsbedarfs haben Bund und Kantone die Bildung eines nationalen Fördergremiums beschlossen, das Palliative Care im schweizerischen Gesundheitswesen besser integrieren soll. Dazu wurden verschiedene Arbeitsgruppen eingesetzt mit dem Auftrag, in den Bereichen Versorgung und Finanzierung, Information, Bildung und Forschung, Massnahmen zu erarbeiten. Die wichtigste Frage betrifft die Finanzierung: Wie viel soll durch die Krankenversicherung bezahlt werden? Heute deckt sie rund 80 Prozent des Palliativ Care-Angebots. Da es sich bei Palliative Care häufig um komplexe Situationen handelt, erfordern sie einen überdurchschnittlichen Pflegebe-

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bedarf es politischer Entscheide, um das Planungsziel eines flächendeckenden Netzes mit Palliativ-Angeboten zu erreichen. Mehr Information!

Das BAG stellt in seinem Bericht weiter fest, dass Patienten und Angehörige sowie Fachpersonen im Gesundheitswesen zu wenig über Palliative Care informiert sind. Deshalb sei es notwendig, die neue Betreuungsform der breiten Öffentlichtkeit besser bekannt zu machen, so dass die Bevölkerung weiss, was Palliative Care ist, was sie leisten und nicht leisten kann. Oftmals herrscht auch Unkenntnis über die Palliativ-Angebote und über allfällige Lü-

Foto: Keystone

werden könnte. Leider gibt es noch viel zu wenige solche Teams, die neben Pflege und Betreuung auch geeignet wären, die Koordination zwischen den Leistungserbringern und dem Case/ Disease Management zu übernehmen. Die Finanzierung solcher Dienste ist derzeit völlig offen. Es sei unbestritten, so der Schlussbericht des Bundesamtes für Gesundheit zum «Handlungsbedarf im Bereich Palliative Care»,* dass bei der Finanzierung dringlicher Bedarf besteht. Das zeige sich vorab bei der Schliessung von Finanzierungslücken bei der Pflege zu Hause und in Pflegeheimen. Die Frage, ob, wieweit und wann die finanziellen Probleme gelöst werden können, ist bisher ungeklärt. Jedenfalls

cken. Tatsache ist, dass das Angebot von Kanton zu Kanton unterschiedlich ausgebaut ist. Auch die Qualität der Angebote variiert stark, was verbindliche Standards erfordert. Im Bereich der Forschung wird laut Bericht beanstandet, dass die Forschungsszentren und die diesbezüglichen Aktivitäten in der Schweiz punktuell verteilt und kaum untereinander vernetzt sind. Zudem gebe es nur einen (zurzeit vakanten) Lehrstuhl für Palliative Care. Deshalb müssten die Forschungsaktivitäten konzentriert und die Palliative CareForschung stärker in den akademischen Strukturen sichtbar werden. Fazit: Neue Sichtweise

Palliative Care eröffnet eine neue Sichtweise und eine entsprechende Einstellung zu bedrängenden Lebensfragen. An den politschen Entscheidungsträgern liegt es, das Mach- und Finanzierbare zu bestimmen und für die weiteren Umsetzungsschritte einen Zeitplan zu erstellen. Dabei ist zu bedenken, dass Massnahmen im Moment zwar etwas kosten können, dem langfristig jedoch ein konkreter Nutzen gegenübersteht: Die Lebenqualität von schwerkranken und sterbenden Menschen wird verbessert. Zu beachten ist auch, dass Verwandtschafts- und Freiwilligenarbeit unverzichtbar wichtig bleiben, wenn eine umfassende Betreuung im Alter und in der letzten Lebensphase nicht zu einer untragbaren Kostensteigerung im Gesundheitswesen führen soll. Mit Palliative Care ergibt sich aber auch die Chance, Sterben und Tod wieder ins gesellschaftliche Leben zurück zu holen und so einen besseren Umgang mit menschlichen Grenzen zu erlernen. JOSEF ZIEGLER * Bundesamt für Gesundheit: Handlungsbedarf im Bereich Palliative Care. Schlussbericht, Zürich, 7. Oktober 2009. Judith Tragener, Thomas von Stockar, Susanne Stern, Remo Zandonella.

Die Wahrung der Menschenwürde am Lebensende ist eine Priorität unserer Gesellschaft.

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SGGP Stakeholder-Plattform 2009: Gesundheitsziele für die Schweiz

Alle wollen Prävention – aber wie?

International setzen sich output-orientierte gegen input-orientierte Ziele langsam durch, sagte die Gesundheitsökonomin Ilona Kickbusch. Man nehme sich zum Beispiel eher vor, die Brustkrebssterblichkeit zu senken, statt möglichst viele Mammographien durchzuführen. Ausserdem fokussierten die Ziele nicht mehr ausschliesslich auf die Gesundheit, sondern auch auf die Lebensqualität und die Risikofaktoren von Krankheiten. Laut Kickbusch braucht es für sinnvolle Gesundheitsziele einige Voraussetzungen. Der Zeitrahmen muss genügend gross sein. Ein Sofort-Effekt wie beim Gurtenobligatorium, das innert kürzester Frist die Unfalltoten drastisch senken konnte, sei bei den wenigsten Präventionsmassnahmen zu erwarten. Die wichtigsten Akteure müssen hinter den Zielen stehen. Es braucht geeignete Daten, um überhaupt den Handlungsbedarf feststellen zu können. Und schliesslich müssen die Ziele dank guten Indikatoren auch überprüfbar sein, mahnt Ilona Kickbusch. Bund vs. Kantone

Salome von Greyerz, beim BAG zuständig für die Prävention, zeigte die Eckpunkte des geplanten Präventionsgesetzes auf. Es konzentriert sich vor allem auf die Bereiche Früherkennung und chronische Krankheiten. Das Gesetz soll die Aufgabenteilung zwischen

Bund und Kantonen regeln: Der Bund soll die Strategie und die Koordination übernehmen, die Kantone die eigentliche Ausführung der Präventionsprogramme. Salome von Greyerz verspricht sich davon mehr Versorgungsgerechtigkeit und auch bessere, messbare Resultate der Prävention. Etwas anders sieht das der baselstädtische Gesundheitsdirektor Carlo Conti. Basel-Stadt mit seinem grossen Anteil an älteren Menschen und Migranten brauche ganz andere Präventionsziele als etwa der Kanton Uri. Conti warnte auch vor übertriebenen Erwartungen. Die Krankenkassenprämien dominierten die Diskussion derart, dass Präventionsmassnahmen ohne direkten Kostendämpfungs-Effekt auf wenig Unterstützung in Politik und Bevölkerung stossen würden.

ganisationen dafür besser geeignet. Einzelpraxen rechnen nach TARMED ab, und dieser belohnt eine mehrmalige Behandlung von Patienten finanziell weit besser als Ratschläge zur Gesundheitsförderung. Für Bernhard Studer sind deshalb Massnahmen zur Förderung von Managed Care auch Investitionen in die Gesundheitsförderung. Verhaltener Optimismus

SGGP-Geschäftsführer Stephan Hill gab sich in seinem Fazit verhalten optimistisch: Zwar herrsche bei den Akteuren eine positive Grundstimmung gegenüber Prävention und Gesundheitszielen. Eine gemeinsame Diskussionsbasis sei vorhanden. Allerdings seien die Vorstellungen darüber, wie Gesundheitsziele zu setzen und zu realisieren sind, noch sehr verschieden.

Erfolg mit «Friendly Workspace»

Thomas Mattig, Direktor von Gesundheitsförderung Schweiz, teilt Contis Pessimismus nicht. Er verweist auf den Erfolg des Labels «Friendly Workspace». Damit zeichnet Gesundheitsförderung Schweiz zusammen mit der Wirtschaft Unternehmen aus, die besonderen Wert auf die betriebliche Gesundheitsförderung legen. Bereits heute, kurz nach seiner Einführung, profitieren 50 000 Angestellte vom Label. In näherer Zukunft wird sich diese Zahl durch den Beitritt sehr grosser Betriebe mehr als verdoppeln. Markus Nufer, Manager für öffentliche Zusammenarbeit bei IBM Schweiz, lobte diese Art von Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Organisationen und Privatwirtschaft ausdrücklich. Er machte aber auch deutlich, dass solche «Public Private Partnerships» nur dann Erfolgsaussichten haben, wenn beide Seiten gleichermassen davon profitieren. Individuelle Gesundheitsförderung der Hausärzte

Schliesslich zeigte der Hausarzt Bernhard Studer, Mitglied der Geschäftsleitung von Sanacare, die Bedeutung der individuellen Gesundheitsförderung auf. Dafür seien grösstenteils die Hausärzte zuständig, welche die Bedürfnisse der einzelnen Patienten im Detail kennen. Laut Studer sind Managed Care-Or-

peter kraft

Foto: Keystone

Fast ein Jahr lang hat die Schweizerische Gesellschaft für Gesundheitspolitik (SGGP) mit Vertretern aller Akteure des Gesundheitswesens die Frage eruiert: Wie steht es um die Akzeptanz von Gesundheitszielen? Nach den Workshops, Inputreferaten und Experten-Diskussionen hat die SGGP an einer Schlusstagung nun die Resultate präsentiert.

Gesundheitsziele der Schweiz: fehlender Konsens als Hemmschuh.

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Der Januar-Gast im Gespräch: Das Virus

«Da könnt ihr lange forschen!» Es hat im vergangenen Jahr für grosse Furore gesorgt. Die ganze Schweiz, ja die ganze Welt zitterte und war auf einiges gefasst: Leere Strassen und Cafés, Geisterspiele im Sport und überfüllte Spitäler. Doch es hat uns wieder einmal getäuscht: Genau dann, wenn wir es am meisten erwartet hätten, hat es eben nicht zugeschlagen. Die Rede ist vom Virus. Nun endlich bricht es sein Schweigen und steht infosantésuisse Red und Antwort.

Dieses Mal wart ihr aber nicht so einfallsreich. Wir hätten bei der Schweinegrippe eigentlich ein wenig heimtückischere «Verkleidungen» erwartet.

Es ist ja nicht der Sinn des Karnevals, sich so zu verkleiden, wie es die anderen erwarten. Es ist zwar Zweck der Sache, euch mit unseren Verkleidungen Angst einzujagen. Aber wenn wir hin und wieder nicht ganz so heftig auf den Putz hauen wie gedacht, kann uns das auch nicht schaden. So bleiben wir schön mysteriös und unberechenbar.

Schön, Sie bei uns zu haben.

Schön, dass das mal jemand zu mir sagt. Sonst ist man dieser Meinung ja nur bei den Forschern, die meine Pockenkollegen tiefgefroren halten, oder bei den Pharmafirmen, die mit uns – oder besser gegen uns – ein ziemlich gutes Geschäft machen. Ich meine das auch nicht unbedingt als Sympathie-Erklärung an Ihre Person – ich freue mich bloss auf die interessanten Geschichten, die Sie uns sicher zu erzählen haben.

Ja, da kann ich Ihnen allerdings einiges bieten. Obwohl, für uns war das Krankheitsübertragen wesentlich interessanter, als wir noch unentdeckt waren. Wie meinen Sie das?

Man war einfach freier, wir konnten kreativer alle möglichen Epidemieverläufe durchspielen, ohne dass wir dabei gross gestört worden wären. Richtig aufregend war es, als die Forscher die Ursachen aller Infektionen zu kennen glaubten und den Menschen massenhaft Antibiotika verabreichten. Antibiotika! Damit haben wir beim Virenkarneval angestossen damals. Eine herrliche Zeit! Virenkarneval?

Ja genau. Wir wollen auch nicht immer gleich aussehen und verkleiden uns gerne, so wie ihr. Bei euch selber nennt ihr das Karneval, bei uns Mutation. Wobei, ihr feiert ja eher am Ende des Winters, wir zu Beginn.

Macht es euch eigentlich Spass, wenn wir, die Krone der Schöpfung, dermassen vor euch, den primitivsten aller Lebewesen, zittern?

Was heisst Spass? Wir tun einfach das, was wir können, wozu unsere Gene uns programmieren. Und daraus machen wir das Beste. Ihr Menschen macht ja auch Dinge, die in eurer Natur liegen, aber idealerweise keinen Sinn machen. Ihr nehmt schädliche Genussmittel zu euch, intrigiert, betreibt Kampfsport und baut Langstreckenbomber. All das ist eigentlich Unsinn – aber für viele von euch bedeutet es Faszination oder eben Spass.

Wie sieht es eigentlich bei euch aus mit dem Klimawandel? Wir haben den Eindruck, dass ihr als allererste klimabedingte Völkerwanderungen startet.

Das ist richtig. Wir richten uns stark nach der Temperatur. Die Grippefraktion freut das nicht besonders, die haben es lieber kalt. Wir machen da schon Sprüche: Wenn das so weiter geht, könnt ihr euch nach Skandinavien zurückziehen. Da ist es im Winter, wenn ihr arbeitet, immer dunkel – kein Tageslicht also mehr für euch. Worauf die antworten, dass es in der Blutbahn sowieso dunkel ist. Haben sie auch wieder Recht. Letzte Frage: Warum seid ihr eigentlich so böse?

Habt ihr eurerseits keine Angst davor, dass die menschliche Forschung euch eines Tages vollkommen den Garaus machen könnte?

Böse? Wir sind nicht böse.

Das ist ja auch schon passiert. Die Pockenviren zum Beispiel gibts nicht mehr. Einzelne Arten von uns haben schon etwas Bammel – aber für die Viren als Gattung sehe ich keine Gefahr. Es gibt keine Pauschallösung. Jede Art von uns ist anders, und für jede braucht ihr eine andere Vernichtungsstrategie. Da könnt ihr lange forschen.

Schon, aber das ist nicht unsere Absicht. Es gibt Arten von uns, die tun dem Menschen nichts, während sie manche Tierarten umbringen – und umgekehrt. Das beweist ja schon, dass euer Tod nicht unser Ziel ist. Ihr forscht ja sogar daran, wie ihr uns zur Tumorbekämpfung und zum Abtöten von Bakterien einsetzen könnt. Ausserdem: Wenn unser Träger stirbt, gehen wir auch zugrunde. Wie gesagt: Wir tun, wozu wir programmiert sind – so wie ihr.

Nochmals zurück zur Schweinegrippe: Habt ihr da für die nächste Karnevalssaison schon etwas geplant?

Nein, das läuft sehr spontan ab. Plötzlich hat einer eine Idee, und dann ist es nicht mehr kontrollierbar. Ausserdem, immer das gleiche Thema ist langweilig. Es würde mich sehr überraschen, wenn wir nächstes Jahr schon wieder mit der Grippe kämen. Aber man weiss nie…

Natürlich. Ihr tötet, jedes Jahr, tausendfach.

interview: peter kraft

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Foto: Keystone

Monats Rudimentär heisst nicht ineffizient

Bild

Selbst mit den einfachsten Mitteln lässt sich etwas für die Volksgesundheit tun. So lautet das Fazit der Apothekerin eines der mobilen TASO-Zentren (The Aids support Organisation), gegründet 1987 in Uganda. Die lokale NGO (Nichtregierungsorganisation) ist mittlerweile die wichtigste Stelle für die Betreuung von AIDS-Kranken in Afrika. Die Gründung von TASO geht auf eine private Initiative von Betroffenen zurück, in einer Zeit in der HIV-Erkrankte noch stigmatisiert, ignoriert und diskriminiert wurden. TASO bietet soziale, medizinische und psychologische Betreuung. Die Patienten erhalten Hilfe, um mit der Diagnose AIDS umgehen und besser mit der Krankheit leben zu können. Das Angebot umfasst auch eine medizinische Betreuung für Kranke, die zu Hause gepflegt werden. Bei Bedarf werden die Patienten ins Spital begleitet. Die Organisation verfügt über Tageszentren und organisiert Ausbildungsprogramme. Sie macht sich auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene für die Bekämpfung von AIDS stark und sensibilisiert die Bevölkerung auf Probleme im Zusammenhang mit dieser Krankheit. Seit Juni 2004 konnte TASO 23 000 Personen, darunter 1000 Kindern, eine antiretrovirale Therapie verschaffen. Seit 2008 verfolgt TASO eine neue Strategie. Dabei soll wieder vermehrt die AIDSPrävention im Vordergrund stehen.

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Das EDI hat folgende Änderungen der KrankenpflegeLeistungsverordnung (KLV) vorgenommen: Art. 5 Abs. 1 Einleitungssatz und Bst. b Ziff. 10

Bereits ab 1.8.2009 können Leistungen zulasten der Krankenversicherung nicht nur von Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen im Sinne von Artikel 46 und 47 KVV, sondern auch von Organisationen der Physiotherapie im Sinne des Artikels 52a KVV erbracht werden. Damit können sowohl Physiotherapien wie auch Ergotherapien von Organisationen betrieben werden. Die unter Buchst. b «Massnahmen der Behandlung, Beratung und Instruktion» unter Ziffer 10 aufgeführte «uro- gynäkologische und urologische Physiotherapie» wurde umformuliert zu «Beckenboden-Physiotherapie». Der vorher angewendete Begriff war zu eng und führte zu Abgrenzungsproblemen der Leistungspflicht. Die Indikationen beziehen sich auf die Behandlung von urologischen oder gynäkologischen Beschwerden im Bereich des Beckenbodens (Urininkontinenz, Uterus- prolaps etc.). Art. 12a Bst. c und j

In diesem «Impfungsartikel» erfolgen Anpassungen der Voraussetzungen gemäss Empfehlungen des BAG und der EKIF, basierend auf dem Impfplan 2009. Es betrifft dies die Haemophilus-Impfung bei Kleinkindern bis zum Alter von 5 Jahren und die Impfung gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), der über Zeckenbisse übertragenen viralen Form der Hirnhautentzündung (Zeckenenzephalitis). Art. 12d Bst. d

Die Befristung der Voraussetzung zum Screenen mittels Mammografie von Risikopatientinnen (Tochter, Mutter oder Schwester von brustkrebserkrankten Frauen) wurde aufgehoben. Die übrigen Voraussetzungen zu präventiven Mammografien dieser Risikogruppe wurden nicht verändert. Für die eigentliche Screening-Mammografie (für alle Frauen ab dem 50. Altersjahr) wurde die Zeitbegrenzung auf den 31.12.2009 ebenfalls aufgehoben. Diese Screening-Untersuchungen müssen nach wie vor im Rahmen von Programmen durchgeführt werden. Änderungen der KLV Anhang 1

3 Gynäkologie, Geburtshilfe Die Leistung «Embolisation von Gebärmuttermyomen» wird neu zur Leistungspflicht erklärt. Damit können Frauen, die Beschwerden haben, welche auf Myomknoten in der Gebärmutter zurückzuführen sind, als Alternative zur operativen Entfernung der Myomknoten bzw. der ganzen Gebärmutter durch Verödung der arteriellen Blutzufuhr zum Myomknoten behandelt wer-

den. Der Vorteil des weniger invasiven Eingriffes wird durch den Nachteil der relativ hohen Strahlenbelastung etwas relativiert. Diese Leistung dürfte in der Schweiz nicht allzu häufig durchgeführt werden. Die Tarifierung ist im TARMED bereits gemacht (39.6280 Grundelement Embolisation/intraarterielle Chemotherapie). 6 Ophtalmologie Die Leistungspflicht der Osmolaritätsmessung der Tränenflüssigkeit in der Praxis (vor allem beim Augenarzt) wird verneint. Der osmotische Druck spielt eine wichtige Rolle im Flüssigkeitstransport und Flüssigkeitshaushalt der Zellen und Zellzwischenräume. Die Osmolaritätsbestimmung der Tränenflüssigkeit könnte z.B. eingesetzt werden in der Diagnostik des «Trockenen Au- ges». Das Kosten-Nutzen-Verhältnis ist aber zurzeit nicht gegeben. 8 Psychiatrie Als Leistungsvoraussetzungen für die Substitutionsbehandlung bei Opiatabhängigkeit werden nun die neuen Empfehlungen des Bundesamts für Gesundheit (BAG), der Schweizerischen Gesellschaft für Suchtmedizin (SSAM) und der Vereinigung der Kantonsärztinnen und -ärzte Schweiz (VKS) vom Oktober 2009 hinterlegt. Dies gilt für methadon-, buprenorphin- und heroingestützte Behandlungen. Für die Krankenversicherer ändert sich dabei kaum etwas, da die Therapiekonzepte diesen Empfehlungen schon seit längerem angepasst wurden. 11 Rehabilitation Die Voraussetzungen wurden redaktionell überarbeitet und das Grundprinzip der ambulanten Rehabilitation bei der kardialen Rehabilitation etwas abgeschwächt mit der Formulierung: Die kardiale Rehabilitation kann ambulant oder stationär durchgeführt werden. Gemäss dem neuen Verordnungstext sprechen eher für eine stationäre Rehabilitation: Erhöhtes kardiales Risiko; verminderte Leistung des Myokards; Komorbidität wie Diabetes mellitus, COPD usw. Der bisherige Verordnungstext (revidiert per 1.7.2009) hat die Indikationen «erhöhtes kardiales Risiko, verminderte Leistung des Myokards, Komorbidität wie Diabetes mellitus, COPD» noch als abschliessende Aufzählung für stationäre Aufenthalte aufgeführt und keine Möglichkeit mehr für weitere Indikationen vorgesehen. Die Änderung erfolgte auf Druck der stationären kardialen Rehabilitationskliniken, welche seit der Verordnungsänderung vom 1.7.2009 spürbare Einweisungseinbussen erlitten hätten. Unabhängig von der Formulierung muss der Krankenversicherer bei jeder Kostengutsprache weiterhin prüfen, ob ein ­stationärer Aufenthalt den WZW-Voraussetzungen entspricht.

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Klipp klar

Änderungen der KrankenpflegeLeistungsverordnung (KLV) per 1. Januar 2010


Mutter/Vater krank – wie geht es den Kindern? Der «Tag der Kranken» ist ein gemeinnütziger Verein, gegründet 1939. Mitglieder des Vereins sind Patientenorganisationen, Gesundheitsligen, Fachverbände und andere im Gesundheitswesen tätige Vereinigungen. Der «Tag der Kranken» sensibilisiert die Bevölkerung einmal im Jahr mit einem besonderen Krankheitsthema. Am 7. März 2010 ist es wieder soweit. Das diesjährige Tagesthema lautet «Mutter/Vater krank – wie geht es den Kindern?» oder: wie geht man mit einer chronischen oder lebensbedrohlichen Krankheit, einer Behinderung in der Familie um? Wie erleben es die Kinder: Schmerzen, Schuldgefühle, Unverständnis, Ängste und Mitverantwortung sind nur einige der möglichen Empfindungen. In allen Altersstufen besteht grosse Gefahr, dass die Kinder in ihrer Entwicklung beeinträchtigt werden, wenn sie auf sich gestellt mit einer schweren Krankheit oder Invalidität umgehen müssen. Sind die Kinder älter, nehmen sie die Veränderungen bei ihren Eltern sehr wohl war und haben das Bedürfnis, darüber zu sprechen. Doch oft verstecken sie ihre Ängste und Phantasien, aus Angst, die Sorgen der Eltern noch zu verschlimmern. Es ist deshalb wichtig, dass sie über ihre Ängste und Bedürfnisse sprechen können und dabei betreut und unterstützt werden. Kinder haben die Aufmerksamkeit ebenso nötig wie die betroffene Person oder die Erwachsenen ihres nächsten Umfelds. «Schweigen ist Silber, Reden ist Gold» ist der Titel eines Kurses, der sich an erkrankte Eltern richtet und thematisch im Zentrum der diesjährigen Veranstaltung steht.

Foto: Prisma

Nähere Informationen unter www.tagderkranken.ch.

Aus aller Welt

Service

«Tag der Kranken» am 7. März 2010

Im Inneren eines überdimensionalen Kolons: In einem Einkaufszentrum in der Stadt St. Catharines in der kanadischen Region Niagara können sich Besucherinnen und Besucher ins Innere eines überdimensionalen Kolons (Hauptteil des Dickdarms) von 12 Metern Länge und 2,4 Metern Breite begeben und Darmkrebs aus nächster Nähe entdecken. Die Ausstellung ist eine Initiative der kanadischen Krebsliga und des Gesundheitsministeriums. Mozart für Frühgeborene: Die Musik Mozarts soll Frühgeborene beruhigen und ihnen helfen, rascher Gewicht zuzulegen. Dreissig Minuten Mozart am Tag sollen gemäss einer Studie der Universität Tel Aviv genügen. Die Forscher können diese Ergebnisse wissenschaftlich nicht erklären. Die sich wiederholenden Melodien könnten ein Grund für das Phänomen sein. Ein SMS gegen die langen Warteschlangen in Spitälern: Johor Baru, Gesundheitsminister Malaysias, hat ein SMS-System eingeführt, um die Patienten an ihren Arzttermin zu erinnern und Warteschlangen in Spitälern zu vermeiden. Patienten erhalten nämlich auch ein SMS, sobald noch fünf Patienten vor dem SMS-Empfänger auf ihren Termin warten. Luxushotel in Psychiatrie im viktorianischen Stil: Die psychiatrische Hochsicherheitsanstalt von Broadmoor in England, in der seit 1863 zahlreiche Mörder einsassen, darunter Charles Bronson, soll verkauft werden und neu ein Luxushotel oder Luxusappartements beherbergen. Das Geld aus dem Verkauf soll in den Bau einer neuen psychiatrischen Klinik fliessen, die besser den heutigen Sicherheitsstandards entspricht und die Privatsphäre der Patienten schützt.

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Veranstaltungen Veranstalter

Besonderes

Datum/Ort

Weitere Informationen

Thema: Swiss eHealth Barometer – Von der Diagnose zur Therapie

11./12. März 2010 BEA Expo AG, Bern

www.beaexpo.ch

Swiss eHealth Forum MKR Consulting AG

Pflege – kompetent, sichtbar, wertschöpfend FHS St. Gallen, Hochschule Fachtagung mit Referaten und Workshops für Angewandte Wissenschaften

16. März 2010 www.fhsg.ch Weiterbildungszentrum der Universität St. Gallen (Executive Campus HSG)

6. Trendtage Gesundheit Luzern interpharma, USZ, Gesundheits- und Sozialdepartement Luzern

Thema: Herausforderung Innovation. Mit Referaten u.a. von Didier Burkhalter, Thomas Cueni, Constantin Beck, und Carlo Conti

17./18. März 2010 KKL Luzern, Luzerner Saal

www.trendtage-gesundheit.ch

Zeichnung: Marc Roulin

Melden Sie uns Ihre Veranstaltungen an: redaktion@santesuisse.ch! Weitere Veranstaltungen unter www.santesuisse.ch

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Service

Frankreich: höhere Preise für Zusatzversicherungen 2010

Zusatzversicherungen sanieren die Sozialversicherung Französinnen und Franzosen müssen 2010 tiefer in die Tasche greifen, wenn sie sich eine Zusatzversicherung leisten wollen. Die Beiträge dürften 2010 um rund fünf Prozent steigen, erklärte Jean-Pierre Davant, Präsident der Mutualité française, in eine Interview mit der Zeitschrift Parisien am 28. Dezember 2009. Bereits im Oktober kündigte die Versicherung Beitragserhöhungen von mindestens 3,9 Prozent an. Als Grund für die Erhöhung nannten die Versicherer mehrere externe Faktoren: die Erhöhung der Spitalpauschale um zwei Euro, die Schweinegrippe, die neben dem Kauf von Impfstoffen, zusätzliche Konsultationen und Verschreibungen nach sich zieht, aber auch die im letzten Jahr von der Regierung eingeführte Steuer auf dem Umsatz der Zusatzversicherungen, die eine Milliarde Euro in die «sécurité sociale» (Sozialversiche-

rungskasse) spülen soll. Als Folge scheinen die Versicherten nun vermehrt auf günstige Versicherungsverträge zurückzugreifen, die zwar einen weniger guten Schutz bieten, aber die Prämienerhöhungen kompensieren und das Budget wieder ins Lot bringen. Die Tariferhöhung erfolgt zu einem Zeitpunkt, in dem das Gesundheitswesen gemäss einer Umfrage mittlerweile die grösste Sorge der Französinnen und Franzosen ist. Gemäss einer neuen Studie von Jalma, einer auf Fragen des sozialen Schutzes spezialisierten Beraterfirma, sind die Gesundheitskosten der Haushalte zwischen 2001 und 2009 um 50 Prozent gestiegen. Die Mutualité française spricht sich vor diesem Hintergrund für eine Reorganisation des Gesundheitssystems aus und gegen einen Ausgabentransfer von der obligatorischen Versicherung in die Zusatzversicherung.

Schweinegrippe auf dem Rückmarsch

Der Impfstoff stapelt sich

Foto: Keystone

Die Schweinegrippe erreichte in der Schweiz Mitte November ihren Höhepunkt mit 2360 registrierten Fällen innerhalb einer Woche. In der letzten Dezemberwoche 2009 wurden noch 418 Fälle gemeldet. Die Spitaleinweisungen verzeichneten die gleiche Entwicklung. Von 77 Fällen sank die Zahl Ende Dezember auf sieben Fälle. Insgesamt mussten zwischen Juli und Dezember 2009 430 Personen hospitalisiert werden.

In der Schweiz wurde nur ein kleiner Teil der 13 Millionen bestellten Impfdosen gegen das H1N1-Virus verwendet. Derzeit impft sich fast niemand mehr, und der Bund und einige Kantone bleiben auf dem restlichen Impfstoff sitzen. Gemäss Jean-Louis Zürcher, Sprecher des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), erhielten die Kantone drei Millionen der gekauften Impfdosen. Dem BAG ist nicht bekannt, wie viele Personen sich tatsächlich haben impfen lassen. Laut Aussagen verschiedener Kantone wurde nur eine kleine Anzahl der Impfstoffe auch tatsächlich verwendet. Der Bund liess sich die 13 Millionen Dosen insgesamt 84 Millionen Franken kosten. Hinzu kommen Lagerkosten, die derzeit noch nicht beziffert werden können, sagte der BAG-Sprecher. In Frankreich sieht es nicht anders aus. Die Regierung hat deshalb entschieden, die laufenden Bestellungen zu stornieren. Von den ursprünglich 94 Millionen wurden 50 Millionen Dosen abbestellt. Doch diese Massnahme reicht nicht aus. Trotz Verkäufen nach Qatar und Ägypten sowie 9,4 Millionen gespendeter Impfdosen an die Weltgesundheitsorganisation WHO liegen in den Lagern immer noch 25 bis 30 Millionen Dosen. Auch Frankreich hat es mit 33 Millionen Grippe-Impfdosen mit ­einer Haltbarkeit von sieben Jahren zu gut gemeint. Zudem hat Frankreich eine Milliarde Hygienemasken und 723 Millionen Atemschutzmasken am Lager. Gesundheitsministerin Roselyne Bachelot steht angesichts der schlecht aufgegleisten Impfkampagne weiter in der Kritik. Die jetzt veröffentlichten Zahlen vermögen die Wogen wohl kaum zu glätten.

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17. / 18. März 2010 | KKL Luzern

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Herausforderung Innovation Machbarkeit – Finanzierbarkeit – Ethik

Innovation ist Erneuerung. Ob erforscht, entwickelt oder zufällig entdeckt, wir erwarten von Innovationen immer eine Verbesserung bisheriger Zustände. Gerade der medizinische Sektor ist geprägt durch innovative Entwicklungen. Sie sind zugleich Fundus und Triebfeder unseres qualitativ hoch stehenden Gesundheitswesens, haben aber oft auch erhebliche Mehrkosten zur Folge. Es diskutieren unter anderem:

Konstantin Beck Leiter CSS Institut für empirische Gesundheitsökonomie; Privatdozent

Melchior Buchs Generalsekretär, FASMED

Bernhard Bührlen Leiter Geschäftsfeld Innovationen im Gesundheitssystem, Fraunhofer (D)

Tagungspartner

Die Trendtage Gesundheit Luzern stehen unter dem Patronat von:

Dr. Thomas Cueni Generalsekretär, Interpharma

Henny van Laarhoven Managing director, Orbis Shared Service Center Orbis Medischen und Zorgconcern, MB SITTARD, (NL)

Eric Scheidegger, Botschafter Stellvertretender Direktor SECO und Leiter Direktion Standortförderung

Georg Staubli Leitender Arzt Notfallstation/Medizinische Klinik, Kinderspital Zürich

Baxter Luzerner Kantonsspital G-tec.swiss > GDK Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren

Kontakt /Anmeldung: Forum Gesundheit Luzern | Horwerstrasse 87 | CH-6005 Luzern | T: 041 318 37 97 | F: 041 318 37 10 | info@trendtage-gesundheit.ch

Medienpartner

Roger Zobrist CEO, Academy for Medical Training and Simulation AMTS

Competence EMH Schweizerischer Ärzteverlag Medical Tribune

> Bundesamt für Gesundheit BAG


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