infosantésuisse Nr 02/2008 deutsch

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info santĂŠsuisse

Gesundheit – gestern, heute und morgen

Das Magazin der Schweizer Krankenversicherer


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Wir haben alles im Griff, oder? Neue Gefahren für unsere Gesundheit

World Wide Virus?

Die grosse Kluft bei den Pflegekosten

Inhalt Schwerpunkt 4 Wir haben alles im Griff, oder? Neue Gefahren für unsere Gesundheit 6 Vom Lausbefall zum Burnout 8 Aber bitte mit Ballaststoffen 9 Marktanteile sind wichtiger als der medizinische Fortschritt 10 World Wide Virus? 12 Gesundheitliche Schäden durch Mobilfunk: Die Unsicherheit bleibt 14 Drei Fragen an: Dr. Dieter Kissling, Arbeitsmediziner in Baden Gesundheitswesen 15 Grafik des Monats März: Sinkende Sterblichkeit 16 Die grosse Kluft bei den Pflegeheimkosten 18 Viele Kinder sind übergewichtig – was tun? 20 Managed Care: Mehr Markt, weniger Regulierung Klipp & klar 21 Beitrag an Brillengläser und Kontaktlinsen 21 Auswirkungen des Leistungsaufschubs gemäss Art. 64a KVG Service 22 Frauen sterben häufiger an Herzkrankheiten 22 Generalversammlung von santésuisse 22 Anzahl der Krankenversicherer bleibt auch 2008 stabil 23 Zeitschrift Managed Care erscheint in neuer Form 23 Kostenloser Hautkrebs-Check 24 BAG präsentiert neues Antragsverfahren für den Leistungskatalog nach KVG 24 Studie zweifelt Wirkung von Antidepressiva an 24 News aus aller Welt 25 Veranstaltungen

Nr. 2, märz 2008. Erscheint zehnmal jährlich Abonnementspreis Fr. 69.− pro Jahr, Einzelnummer Fr. 10.− Herausgeber und Administration santésuisse, Die Schweizer Krankenversicherer, Römerstrasse 20, Postfach, 4502 Solothurn Verantwortliche Redaktion Peter Kraft, Abteilung Politik und Kommunikation, Postfach, 4502 Solothurn, Tel. 032 625 42 71, Fax 032 625 41 51, E-Mail: redaktion@santesuisse.ch Herstellung: Vogt-Schild Druck AG, Gutenbergstrasse 1, 4552 Derendingen Gestaltungskonzept: Pomcany’s Layout: Henriette Lux Anzeigenverwaltung: Alle Inserate − auch Stelleninserate − sind zu richten an: «infosantésuisse», Römerstrasse 20, Postfach, 4502 Solothurn E-Mail: redaktion@santesuisse.ch Abonnementsverwaltung Tel. 032 625 42 74, Fax 032 625 41 51 Homepage: www.santesuisse.ch Titelbild: Prisma Bildagentur AG ISSN 1660-7228


Die Herausforderungen im Gesundheitswesen Dank unserem Wohlstand und den Errungenschaften der Medizin leben die Menschen immer länger und mehrheitlich mit einer guten Lebensqualität. Die Gesundheit geniesst deshalb einen sehr hohen Stellenwert in der Bevölkerung. Noch nie bestand so viel Wissen über Ursachen von Krankheiten und noch nie war so klar, wie eng die Zusammenhänge zwischen Wohlstand, Bildung, sozialer Integration und Gesundheit sind. Diesem beeindruckenden Wissensstand steht oft monetär gesteuertes Verhalten der Politik, der Wirtschaft und des Individiuums gegenüber. Schon längst sind Gesundheitsdienstleistungen zum Konsumgut geworden. Wer krank ist, möchte eine maximale Behandlung beanspruchen. Wer seine Angehörigen nicht mehr selber pflegen will oder kann, erachtet es als Aufgabe des Staates, nicht nur deren Versorgung sicherzustellen, sondern gleich auch noch für die Finanzierung aufzukommen. Wen wundert es da, dass sowohl der Staat als auch die Sozialversicherungen immer stärker gefordert sind. Es ist höchste Zeit, geeignete Massnahmen zu treffen. Wenn wir eine gesunde Lebensweise und mehr Lebensqualität fördern und letztlich auch die Finanzierung zielgerichtet steuern wollen, so kommen wir nicht darum herum, gesellschaftspolitische Anreize und Lenkungsmassnahmen zu treffen. Beginnend bei der Gesundheitsförderung in den Familien, in den Schulen, an den Arbeitsplätzen bis hin zur Rentnergeneration – überall ist die Stärkung der Eigenverantwortung für die Gesundheit ein zentraler Punkt. Körperhygiene, gesunde Ernährung, genügend Bewegung sowie der Umgang mit Suchtmitteln sind elementare Faktoren. Wollen wir den in dieser Ausgabe von infosantésuisse beschriebenen, künftigen Herausforderungen im Gesundheitswesen gewachsen sein, genügen reaktive Korrekturmassnahmen und neue Finanzierungsmodelle nicht. Es liegt an der heutigen Generation, aufgrund des umfangreichen Wissens über Ursachen und Folgen von Krankheiten die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen und konsequent geeignete Rahmenbedingungen für ein gesundheitsbewusstes Verhalten der Bevölkerung zu schaffen.

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Hans-Ueli Regius Verwaltungsrat santésuisse


Den neuen Gefahren für unsere Gesundheit sollten wir nicht nur mit Medikamenten und Technologie begegnen

Wir haben alles im Griff, oder?

Seit 1840 ist die Lebenserwartung in Mitteleuropa um mehr als 40 Jahre gestiegen. Das hat das Max Planck-Institut ausgerechnet. Wer heute in unseren Breiten zur Welt kommt, kann ohne weiteres damit rechnen, die 80 zu überschreiten. Den Grossteil dieser Zeit wird er – und noch mehr sie – bei bester Gesundheit verbringen. Trotzdem werden Präventionsfachleute nicht müde, Mängel im Gesundheitsverhalten der Bevölkerung zu betonen und Strategien auszuhecken, die Menschen noch gesünder zu machen. Macht das überhaupt noch Sinn? Können wir überhaupt noch viel länger und bei besserer Gesundheit leben? Haben nicht Medizin und Gesellschaft die grössten Übel getilgt?

Erstaunlich: Laut dem historischen Lexikon der Schweiz bereitete die Trinkwasserversorgung hierzulande aus hygienischer Sicht nur für kurze Zeit Probleme. Sie wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts vernetzt. Vorher konnten sich Krankheitserreger über das Trinkwasser nicht weit verbreiten. Kurz darauf wuchs das Bewusstsein für Krankheitserreger schnell an, und auch in der Wasserversorgung wurden wirksame Massnahmen getroffen. Teuer erkauft

Bessere Heilmethoden und bessere Hygiene haben die Lebenserwartung also hochschnellen lassen. Das alles verdanken wir hauptsächlich dem Wissen um die Existenz von Krankheitserregern. Der grosse Feind ist abgewehrt – doch lauern viele kleinere und ziemlich hinterhältige Gefahren. Zum Teil sind sie früher wegen der grossen Bedrohung durch Seuchen gar nicht aufgefallen, zum Teil sind sie neu. Sie werden dank des medizinischen Fortschritts unter dem Deckel gehalten. Der Preis sind eine medikalisierte Gesellschaft und hohe Gesundheitskosten.

Triumph der Hygiene

Tatsächlich sind jene Gefahren, welche die Gesundheit unserer Vorfahren noch vor 150 Jahren bedrohten, heute kaum mehr relevant. Fürchterliche Seuchen wie Pest oder Pocken sind so gut wie ausgerottet – weil man weiss, wie sie übertragen werden. Seit die Existenz von Bakterien und Viren bekannt ist, haben sich nicht nur die Heilmethoden verbessert. Vor allem die Hygiene tat einen Sprung nach vorn. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein war Sauberkeit in der Medizin Nebensache, Desinfektion sogar ganz unbekannt. Die Operationskleidung der Chirurgen war damals schwarz – damit man die Blutflecken weniger gut erkennen konnte. Der Wahrheit kam ein Wiener Arzt in den 1840er-Jahren auf ziemlich makabre Art auf die Spur. Die Sterblichkeit von Müttern und Neugeborenen in seiner Geburtshilfeklinik war auf der Station, an der nur Hebammen arbeiteten, wesentlich tiefer als auf der Station, an der auch Ärzte mitmischten. Als ein Kollege bei einer Obduktion durch ein Skalpell verletzt wurde, starb er kurz darauf an einer Krankheit, die dem Kindbettfieber ähnelte. Der Arzt erkannte, dass Ärzte, die Leichen untersuchten, Mütter und Kinder häufig mit Krankheiten ansteckten.

Zivilisationskrankheit Stress

47 Prozent der Männer und 41 Prozent der Frauen geben laut dem Bundesamt für Statistik an, am Arbeitsplatz unter starker psychischer Belastung zu stehen. Diese Situation hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten verschärft und steht stellvertretend für den Wandel der gesundheitlichen Gefahren am Arbeitsplatz (siehe Seiten 6 und 7). Das Staatssekretariat für Wirtschaft schätzt die Kosten des Stresses in der Schweiz auf 4,2 Milliarden Franken jährlich. Zum Vergleich: Das ist in etwa gleich viel wie die Kosten für Arztbehandlungen in der Grundversicherung. Psychische Krankheiten scheinen allgemein ein spezifisches Gesundheitsproblem unserer Zeit zu sein. In den 90er-Jahren bezeichneten sich gerade einmal 45 Prozent der Schweizer Bevölkerung als psychisch stabil. Einige Jahrzehnte zuvor waren psychische Erkrankungen allenfalls ein Thema unter Experten. Inzwischen hat sich der Trend etwas umgekehrt: Laut einer Studie des Obsan fühlt sich inzwischen die Mehrheit der Bevölkerung (55 Prozent) psychisch gesund. Trotzdem nehmen die Behandlungen wegen psychischer Krankheiten weiterhin zu. Nicht nur die Krankheiten verändern sich, sondern auch ihre Wahrnehmung in der Gesellschaft – und die Therapiemöglichkeiten. Ein Beispiel: Die «Transkranielle Magnetstimulation» kommt zuweilen gegen Depressionen zum Einsatz. Mit Magnetfeldern werden bestimmte Hirnregionen zu stärkerer Aktivität angeregt. Hintergrund dieser Therapie ist das Wissen, dass bei fast jeder Depression ein gestörter Informationsfluss zwischen den Gehirnzellen auftritt. Nach einer Transkraniellen Magnetstimulation bleibt die veränderte Gehirnaktivität und damit die antidepressive Wirkung für ei-

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Foto: Prisma

Wir werden immer älter und gesünder. Die alten Geisseln unserer Gesundheit sind besiegt, die neuen haben wir im Griff. Wo also liegt das Problem? Warum erleben gerade jetzt Gesundheitsbewusstsein und Prävention einen neuen Höhenflug?


Simple Hygiene-Massnahmen – wie das Händewaschen – haben enorme gesundheitliche Fortschritte gebracht.

nige Tage erhalten. Praktisch alle Studien zur Transkraniellen Magnetstimulation bescheinigen ihr eine positive Wirkung. Wie stark diese Wirkung letztlich ist, bleibt jedoch ungeklärt. Umstritten ist auch, wie stark die Magnetfelder sein müssen, um ein optimales Resultat zu erzielen.* Grosser Einfluss der Umweltfaktoren

Die psychischen Krankheiten sind ein Paradebeispiel unter den neuen Bedrohungen für unsere Gesundheit. Neuartige Krankheiten wie die Vogelgrippe oder «neue» Risikofaktoren wie Übergewicht, Suchtmittel-Missbrauch oder die Luftverschmutzung kommen hinzu. Die Folgen von Übergewicht und Tabakkonsum sind bekannt – medial etwas weniger populär ist die Luftverschmutzung. 1880 war der Urirotstock vom 57 Kilometer entfernten Zürich an hundert Tagen pro Jahr sichtbar. Heute sind es weniger als die Hälfte. Das schreibt die Schweizer Lungenliga. Die gesundheitlichen Folgen sind gravierend. Eine Studie des Bundesamts für Raumentwicklung rechnet mit 3700 vorzeitigen Todesfällen pro Jahr wegen des Feinstaubs. In einem Sommer mit hoher Ozonbelastung sterben rund 1000 Menschen mehr als sonst. Die Luftverschmutzung fordert also Jahr für Jahr fast 5000 Todesopfer. Zum Vergleich: Das Bundesamt für Gesundheit schätzt die jährlichen Todesopfer durch Passivrauchen auf «mehrere hundert».

Unsere Gesundheit ist massiv besser als vor 150 Jahren. Viele Probleme haben wir seither gelöst, viele sind dazugekommen. Die neuen Probleme haben wir dank des medizinischen Fortschritts im Griff. Das kostet: 1975 haben wir sieben Prozent unseres Volkseinkommens für das Gesundheitswesen ausgegeben. Heute sind es fast 12 Prozent. Auch deshalb tun wir gut daran, den neuen Gefahren für unsere Gesundheit mit Prävention und bewussterem Handeln zu begegnen – statt mit Medikamenten. PETER KRAFT

* Eine gute Übersicht zum Forschungsstand gibt die Dissertation «Veränderung der Stimmungslage und der Befindlichkeit durch niederfrequente repetitive transkranielle Magnetstimulation» von Daniel Hermelink an der Universität München.

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Die Berufskrankheiten stehen keineswegs vor dem Aussterben

Vom Lausbefall zum Burnout Die industrielle Revolution brachte Europas Bevölkerung im 19. Jahrhunderts unsägliches Leid. Die Arbeit ruinierte die Gesundheit der Angestellten damals komplett. Heute ist das Wesen der Arbeit anders. Die Arbeitnehmenden sind gut geschützt. Die Berufskrankheiten sind längst nicht mehr so drastisch und zahlreich wie früher. Trotzdem gibt es sie weiterhin.

derts komplett schwarz. Die Folgen dieser Lebens- und Umweltbedingungen für die Gesundheit waren fatal. Die durchschnittliche Lebensarbeitszeit in Manchester betrug 15 Jahre. Tuberkulose, Hautkrankheiten, Knochenmissbildungen wegen Vitaminmangels und Lausbefall gehörten zum Alltag. Hinzu kam wegen der prekären Wohnsituation eine Verrohung, die zu Gewalttaten, Alkoholmissbrauch und zur Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten führte.

Plötzlich war gar nichts mehr, wie es einmal war: Die Industrialisierung veränderte ab 1800 erst Grossbritannien, dann Europa schlagartig. Die Regierungen der verschiedenen Staaten brauchten Jahrzehnte, um sich der neuen Situation anzupassen. In dieser Zeit wuchs die Industrie in horrendem Tempo und ohne jede Regulierung. Die Landwirtschaft hingegen war für die meisten Bauern nicht mehr rentabel, weil sie für die Entlassung aus der Leibeigenschaft einen Grossteil ihres Pachtlandes an die ehemaligen Feudalherren abgeben mussten. Ihre Höfe waren so klein geworden, dass sie sich kaum mehr davon ernähren konnten. Sie flüchteten in die Städte, wo die neuen Fabriken auf sie warteten. Für einen grossen Teil der Bevölkerung bedeutete das schlimme Arbeits- und Lebensbedingungen.

Regulierung schützt Arbeiter

Foto: Prisma

Die Behörden vermochten nicht sofort auf die gewaltigen Veränderungen zu reagieren. Erst ab den 1850er-Jahren traten in Grossbritannien und Preussen erste Gesetze gegen die schlimmsten Auswüchse der Kinderarbeit in Kraft. Ab diesem Zeitpunkt aber erhöhten die Staaten das Reformtempo – wohl auch unter dem Druck der Gewerkschaften und der marxistischen Bewegungen. Dem Leidensdruck der Arbeiterschaft entsprechend, forderten diese offen den Umsturz des Systems und wendeten immer häufiger Gewalt an. Seit den

Leiden in der Fabrik

Der schottische Ökonom William Cunningham beschreibt in seinem Buch «The Growth of English Industry» die Arbeitsbedingungen in einer britischen Fabrik um 1850. Ein zwölf Jahre altes Kind hatte das Privileg, mit zwölfeinhalb Stunden pro Tag etwas weniger lang zu arbeiten als Erwachsene: Diese standen bis zu 18 Stunden am Fliessband. Sonntagsruhe gab es keine. Wer erkrankte und deshalb zu Hause blieb, wurde durch einen neuen Arbeiter ersetzt. Kleinste «Vergehen» wie das Sprechen mit Arbeitskollegen hatten Lohnkürzungen zur Folge. Die Unfallgefahr war hoch, weil Sicherheitsvorkehrungen damals ein Fremdwort waren. Besonders oft gerieten die Arbeiter in die Transmissionsriemen der riesigen Dampfmaschinen. Den Fabrikabgasen waren sie schutzlos ausgeliefert. Die Löhne waren so niedrig, dass auch Frauen und Kinder arbeiten mussten, um die Familie durchzubringen. Tod nach 15 Jahren Arbeit

Hinzu kamen prekäre Wohnverhältnisse: Meist liessen sich die Fabrikarbeiter in Slums an den Stadträndern nieder. Die Städte waren dem Ansturm der Landbevölkerung nicht gewachsen. Sie waren nicht in der Lage, diese neuen Siedlungen mit dem Nötigsten, wie etwa Wasser, zu versorgen. Andere Arbeiter erhielten Wohnungen in tristen Wohnkasernen, wo ihnen skrupellose Spekulanten den Grossteil ihres Verdienstes als Miete wieder abnahmen. Die meisten der damals kinderreichen Familien hatten nicht mehr als ein Zimmer zur Verfügung. Die Luftverschmutzung war enorm. Die Fabriken bezogen ihre Energie aus der Verbrennung von Kohle. Die Fassaden von London oder der Städte im heutigen Ruhrgebiet waren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun-

Sklaven des Terminkalenders: Die Berufskrankheiten von heute sind nicht mehr zwingend körperlicher Natur.

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1820er-Jahren wurden Fabrikbesetzungen und die Zerstörung von Maschinen in England immer häufiger. Mit etwas Verspätung kam es auch in Deutschland zu solchen Revolten. Als Folge erliessen die Staaten Regelungen zum Schutz der Arbeitnehmer – freilich weit von dem entfernt, was wir heute kennen. Die Rede ist von Zwölf-Stunden-Tagen, einem Nachtarbeitsverbot für Kinder und der Einführung der Sonntagsruhe. Eine Gewerbepolizei war für die Durchsetzung dieser Vorschriften verantwortlich. In Deutschland führten die sozialen Konflikte und die gesundheitlichen Schäden, die durch die industrielle Revolution entstanden, zur ersten umfassenden Sozialgesetzgebung Europas. Als ersten Schritt führte der Reichskanzler Otto von Bismarck 1883 die gesetzliche Krankenversicherung ein. Berufskrankheiten im Wandel

Seit der industriellen Revolution haben sich die Arbeitsbedingungen drastisch verbessert. Die Zeit, in der die Arbeit die Gesundheit der Beschäftigten vollständig ruinierte, blieb

glücklicherweise nur kurz. Dennoch: Berufskrankheiten und Betriebsunfälle sind bis heute ständige Begleiter der Werktätigen. Sie haben sich mit den Arbeitsbedingungen und dem Arbeitsmarkt kontinuierlich verändert. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in dem die Industrie vorherrschend war, waren zum Beispiel Lungenkrankheiten häufig. Mit dem Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft traten Erkrankungen des Bewegungsapparats und Wirbelsäulen-Schäden an ihre Stelle. Manchmal zeigen schlechte Arbeitsbedingungen auch Spätfolgen: Die Langzeitschäden durch den sorglosen Umgang mit Asbest in den siebziger Jahren zeigen sich erst seit einigen Jahren. Alles im Griff?

Das Schlagwort «Burnout» dominiert heute die Diskussion um berufsbedingte Krankheiten. Auf über vier Milliarden Franken schätzt das Staatssekretariat für Wirtschaft die jährlichen Folgekosten für Stress am Arbeitsplatz. Dabei gilt Burnout in der Schweiz nicht als Berufskrankheit im eigentlichen Sinne, sondern als «berufsassoziierte Gesundheitsstörung». Die Ursachen müssen nicht ausschliesslich in der Arbeit, sondern können auch im familiären und sozialen Umfeld oder in der psychischen Konstitution der Person selber liegen. Für die Berufskrankheiten definiert das Unfallversicherungsgesetz eine abschliessende Liste.* Nimmt man diese Liste zum Massstab, so sind Berufskrankheiten im Vergleich zu Berufsunfällen kein grosses Problem mehr: Im Jahr 2005 gab es gemäss Unfallversicherungsstatistik 242 161 Berufsunfälle, aber nur gerade 3494 Fälle von Berufskrankheiten. Besonders häufig sind Hautkrankheiten (841 Fälle), Schädigungen des Gehörs (698), Infektionen (661), Erkrankungen der Atemwege (259), Schleimbeutel-Entzündungen (209) und Krankheiten des Bewegungsapparats (194). Die direkten Kosten der Berufskrankheiten lagen 2005 bei 112 Millionen Franken. Die Berufsunfälle hingegen kosteten im gleichen Jahr über 1,4 Milliarden Franken. Diese Zahlen zeigen scheinbar auf, dass die Gefahr, wegen des Berufs zu erkranken, im Vergleich zur Unfallgefahr relativ gering ist. Dennoch bleibt die gesundheitliche Gefährdung am Arbeitsplatz ein Problem. Denn erstens können Berufsunfälle Krankheitsfolgen haben, die nicht in der Statistik der Berufskrankheiten auftauchen. Schleudertraumas zum Beispiel werden meistens von der Krankenversicherung übernommen und nicht von der Unfallversicherung. Und zweitens weist die Berufskrankheits-Statistik nur jene Kosten aus, die von Krankheiten auf der Liste im Unfallversicherungsgesetz verursacht sind. Rückenprobleme von Bauarbeitern zum Beispiel stehen nicht auf der Liste. Sie fliessen deshalb in die «normale» Krankenversicherungsstatistik ein und tauchen bei den Berufskrankheiten gar nicht erst auf. PETER KRAFT

*UVV, Anhang 1


In Sachen ungesunder Ernährung scheint das Schlimmste überstanden

Aber bitte mit Ballaststoffen

Foto: Prisma

Ob die Ernährung in Zukunft biologischer oder technologischer wird, darüber streiten sich die Forscher. Einig sind sie sich aber darin: In Zukunft essen wir wieder gesünder.

Darmkrebs sind deshalb auf dem Vormarsch. Laut EPIC, einer europaweiten Langzeitstudie mit 20 Jahren Laufzeit und über 500 000 Teilnehmern, steigert täglicher Konsum von viel Fleisch und Wurstwaren kombiniert mit zu wenig Ballaststoffen das Darmkrebsrisiko um ein Mehrfaches. Praktisch alle Zivilisationskrankheiten werden durch die Fehlernährung zwar nicht allein verursacht, aber doch gefördert. Die Palette reicht von Herzkrankheiten, Diabetes und Bluthochdruck über Allergien bis hin zu bestimmten Hautkrankheiten. Am Wendepunkt

Allerdings haben wir in Sachen ungesunder Ernährung wohl einen Wendepunkt erreicht. Die Zukunftsforscher sind sich zwar alles andere als einig, wie wir in Zukunft essen werden. Einmütig verkünden sie jedoch: Die Gesundheit rückt stärker ins Zentrum. Das Gottlieb-Duttweiler-Institut vermutet eine eher industriell geprägte Food-Zukunft. Natürlichkeit wird zwar immer mehr Trumpf. Die Hersteller suchen aber nach Wegen, den Nahrungsmitteln natürliche Bestandteile künstlich beizufügen. Die Grenze zwischen natürlichen und künstlichen Nahrungsmitteln verwischt so immer mehr. Dank DNA-Analysen sollen bald Nahrungsmittel möglich sein, die den einzelnen Konsumenten gemäss seinen Vorlieben und seinem Gesundheitszustand massgeschneidert erreichen. Immer wichtiger wird die Transparenz: Die Konsumenten der Zukunft wollen sehr genau wissen, was sie essen. Wegen der weltweit steigenden Nachfrage werden die tierischen Lebensmittel möglicherweise knapp. Pflanzliche Nahrungsmittel gewinnen deshalb an Bedeutung. Hauptsache gesund

Gesunde Ernährung wird wieder beliebter.

Die Ernährung unserer Zeit ist nicht mehr durch Mangel, sondern durch Überfluss gekennzeichnet. Deshalb sind Krankheiten mit der Ursache Unterernährung in unseren Breiten stark zurückgegangen. Darunter fallen generelle Anfälligkeit des Immunsystems, Krankheiten wegen Vitaminmangels oder schwere körperliche Fehlentwicklungen bei Kindern. Ebenfalls seltener geworden ist Magenkrebs, weil die Menschen weniger verdorbene Nahrungsmittel zu sich nehmen.

Für das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung hingegen sind nicht ausgetüftelte und massgeschneiderte Lebensmittel die Zukunft. In seinem «Leitbild für eine zukunftsfähige Agrarpolitik» geht es von einer zunehmenden Bedeutung der biologischen Landwirtschaft aus. Diese «Agrarwende» führe auch zu einer Änderung des Konsumverhaltens: Die nachhaltige Ernährung wachse zusammen mit der nachhaltigen Produktion der Nahrungsmittel. Ob Design-Food oder Bio-Lebensmittel: Die Zukunftsforscher gehen davon aus, dass wir uns in einigen Jahren gesünder ernähren werden als heute. Die finnische Ernährungswissenschaftlerin Sanna Piiroinen sieht den Grund dafür in der grossen Vielfalt des heutigen Lebensmittelangebots: Um sich die tägliche Auswahl zu erleichtern, würden sich viele Menschen in Zukunft auf Kriterien wie Gesundheit, Qualität und Lebensmittelsicherheit beschränken. PETER KRAFT

Von der Mangel- zur Fehlernährung

Die moderne Ernährung brachte nicht nur das Ende der Mangel-, sondern auch den Aufschwung der Fehlernährung. Wir essen zu viel Fleisch, Salz, Zucker und Fett, und zu wenig, Obst, Gemüse und Ballaststoffe. Lungen- und vor allem

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Gianfranco Domenighetti: Das Gesundheitswesen ist bereits zu stark kommerzialisiert

Marktanteile sind wichtiger als der medizinische Fortschritt Gesundheitssysteme sollen den Menschen einen schnellen und gerechten Zugang zu effizienten medizinischen Leistungen ermöglichen. Das ist das rundum anerkannte Ziel einer modernen Gesundheitsversorgung. Für den Tessiner Sozialwissenschaftler Gianfranco Domenighetti ist dieses Ziel dann gefährdet, wenn das Gesundheitswesen über Gebühr kommerzialisiert ist – wie dies heute immer mehr der Fall ist.

trie tätig oder erhalten von ihr Honorare. Wendet man diese Richtlinien konsequent an, leidet ab einem Alter von 25 Jahren mehr als die Hälfte der Bevölkerung an Bluthochdruck, Herz-Kreislaufproblemen oder an beidem. Ab 42 Jahren sind es 80 Prozent, ab 49 bereits 90 Prozent. Domenighetti zitiert ferner eine Studie, laut der in den USA 50 Prozent der Frauen, denen die Gebärmutter entfernt wurde, weiterhin Vorsorgeuntersuchungen gegen Gebärmutterhalskrebs durchführen lassen.

Domenighetti nimmt als Messgrösse für die Kommerzialisierung die Werbe- und Marketingausgaben der Akteure.1 Für die Pharmaindustrie zitiert Domenighetti bedenkliche Werte: Zwischen 5 und 17 Milliarden Dollar investieren die grossen Firmen ins Marketing.2 Das ist bei praktisch allen von ihnen mehr als doppelt so viel wie für die Forschung und die Entwicklung von neuen Produkten. Das erlaubt raffinierte Strategien: Mittels Stiftungen werden Grenzwerte für Krankheiten kommuniziert, die tiefer liegen als zuvor. Vor 15 Jahren galten Werte von 160/100 als Bluthochdruck. Heute empfiehlt die Schweizerische Hypertoniegesellschaft, in deren Beirat vor allem Pharma-Firmen sitzen, eine Behandlung ab 140/90. Doch damit nicht genug: Die amerikanische Joint National Commission on Prevention hat 2003 auch Werte ab 120/80 als problematisch eingestuft. Sie bedürften «weiterer Abklärung».

Lukrative Nachahmungen statt Fortschritt

Die unabhängige pharmazeutische Zeitschrift Prescrire hat 2006 alle Medikamente, die zwischen 1981 und 2005 auf den Markt kamen, auf ihren Zusatznutzen hin untersucht. Das bedenkliche Fazit: Von den 3335 Präparaten waren 2789 (84 Prozent) blosse Nachahmungen bestehender Produkte. Nur gerade 85 (2,5 Prozent) gelten als wichtiger therapeutischer Fortschritt. 106 Medikamente (drei Prozent) haben im Vergleich zu älteren Produkten möglicherweise sogar Nachteile. In diesen Zahlen spiegeln sich die hohen Investitionen der Pharmafirmen ins Marketing und die vergleichsweise geringe Bedeutung von Forschung und Entwicklung. Dass die nicht allzu innovativen Neu-Medikamente trotzdem die Marktzulassung erhalten, bringt Gianfranco Domenighetti zur Feststellung: «Die Aufsichtsbehörden sind zu Handlangern der Unternehmen geworden».

Patienten überall

PETER KRAFT

Gianfranco Domenighetti hat am H+ Kongress, 14./15. Juni 2007, Hotel Bellevue Palace, Bern, ein entsprechendes Referat gehalten. 2 Quelle: Center for Public Integrity 2005 1

Foto: Prisma/santésuisse

Unter der Bezeichnung National Cholesterol Education Programme (NCEP) haben amerikanische Experten im Jahr 2004 Richtlinien für die Behandlungen von Herz-Kreislauferkrankungen erarbeitet. Laut Gianfranco Domenighetti sind eine ganze Reihe dieser Experten entweder für die Pharmaindus-

Profite sind oft wichtiger als Innovationen.

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Mobilität, Kriege, Klima und Wassermangel: Die neuen Gesundheitsgefahren sind global

World Wide Virus? Die Zukunft hält neue, globale Gefahren für unsere Gesundheit bereit. Viren jetten mit Urlaubs- und Geschäftsreisenden um die Welt. Die Klimaerwärmung schafft neue Lebensräume für Krankheitserreger. Die immer grösser werdenden Städte sind nicht eben gesundheitsfördernd. Und vor allem hängt die Gesundheit der Weltbevölkerung davon ab, wie viel sauberes Trinkwasser zur Verfügung steht.

Ansteckende Krankheiten sind genau so mobil wie die Menschheit. Die grosse Pestepidemie des 14. Jahrhunderts brauchte drei Jahre, um sich von Sizilien bis nach Norwegen auszubreiten. Die Menschen reisten damals wenig – und wenn, dann nur über kurze Distanzen. Heute ist jeder Punkt der Welt innert 24 Stunden erreichbar. Die Einwohner der Industrienationen machen von dieser Möglichkeit rege Gebrauch. Entsprechend hat sich auch die Verbreitungsgeschwindigkeit von Epidemien radikal erhöht.

Flüchtende und Klimaerwärmung

Es gibt noch andere Wege für Seuchen, sich auszubreiten, als Flugreisen. Kriegerische Konflikte oder schwere Wirtschaftskrisen führen immer wieder zu Flüchtlingsströmen. Das wird dann zu einem Problem, wenn die Bevölkerung der Einwanderungsländer gegenüber den Krankheiten aus der Heimat der Flüchtlinge wenig resistent ist. Auch die Klimaerwärmung könnte sich zur Bedrohung für unsere Gesundheit entwickeln. Wenn Teile der Erde weniger Niederschläge erhalten, kann es durchaus zu Kriegen wegen des Wassers kommen. Wenn der steigende Meeresspiegel die Küstengebiete überschwemmt, sind Flüchtlingsströme die sichere Folge. Und wenn die Temperaturen steigen, fühlen sich plötzlich Krankheitserreger in Gebieten wohl, wo es ihnen bis anhin zu kalt war. Ein erstes kleines Beispiel sind die Allergien gegen die Ambrosia-Pflanze. Dieses Gewächs ist wegen der höheren Temperaturen nun auch bei uns heimisch. «Städtische Gesundheitskrise»

Viren sind Vielflieger

Wissenschaftler des Max-Plack-Instituts haben anhand der Lungenkrankheit SARS untersucht, auf welchen Wegen sich globale Epidemien verbreiten. Die Weltkarte mit den Verbreitungswegen des Virus ähneln der Streckenkarte einer grossen Fluggesellschaft. SARS hat sich entlang der viel beflogenen Routen zwischen Europa, Nordamerika und Asien verbreitet. Knotenpunkte der Virus-Wanderung sind die grossen Flughäfen. Von dort breiten sich die Krankheitserreger schnell über die ganze Welt aus. Letztlich, so die Forscher des Max-Planck-Isntituts, nütze es wenig, die Viren am Ort ihres Ursprungs zu bekämpfen, weil sie sich nicht von dort, sondern via die grossen Luftdrehkreuze über den Globus verteilen. Rückkehr ausgestorbener Krankheiten?

Wir reisen auch in Gebiete, wo Krankheiten grassieren, die bei uns als ausgestorben gelten oder die uns bisher mehr oder weniger verschont haben. In Madagaskar, Tansania oder Vietnam kommt die Pest durchaus noch vor. Typhus ist in Südostasien und in Nordafrika verbreitet, Cholera in Indien und Nepal. Das sind alles Reiseziele, in denen Bewohner aus den westlichen Ländern Urlaub machen. Es ist durchaus vorstellbar, dass sie diese Seuchen mitbringen und via Flughäfen weiterverbreiten. Das gilt vor allem dann, wenn die Reisenden ungenügend geimpft sind. Bereits heute setzen wir uns mit der Rückkehr der Tuberkulose in unsere Breiten auseinander.

Die Kölner Geografin Frauke Kraas schreibt: «Das alte Denkmuster ‹städtisches Leben – besser versorgt – bessere Gesundheit› versus ‹ländliches Leben – schlechter versorgt – schlechtere Gesundheit› stimmt so nicht mehr, sondern kehrt sich zum Teil um.» Die fortschreitende Urbanisierung führt dazu, dass immer mehr Menschen die städtischen Gesundheitsdienste beanspruchen. Bei gleich bleibenden Mitteln könnte das auch in westlichen Ländern zu Engpässen führen. Bereits jetzt führen die Krankenhäuser in London, Europas grösster Stadt, die längsten Wartelisten des Kontinents. Die Ethnologin Birgit Obrist spricht von einer «städtischen Gesundheitskrise». Engere Wohnverhältnisse, schlechte Wasserqualität, soziale und wirtschaftliche Unsicherheit, ethnische Konflikte, alleinerziehende Eltern, Stress, Drogen und Gewalt sind Faktoren, die der Gesundheit schaden. Sie alle kommen in den Städten häufiger vor. Je weiter die Urbanisierung fortschreitet, desto wichtiger wird die Auseinandersetzung mit diesen Faktoren – auch aus gesundheitlicher

Flughäfen sind nicht nur Drehkreuze für die Luftfahrt, sondern auch für Viren.

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Fotos: Prisma

In 80 Ländern herrscht Wasserknappheit – Tendenz steigend.

Sicht. Birgit Obrist befürchtet für die Städte der reichen Länder eine Zunahme von chronischen Krankheiten wie HerzKreislauf-Probleme, Diabetes oder Tumore.

und Tigris, an denen die Türkei, Syrien und der Irak beteiligt sind. Militärische Gewalt wegen des Wassers ist bereits Realität: Die Oregon State University hat zwischen 1948 und 1999 37 solcher Konflikte gezählt.

Wasserknappheit in grossen Teilen der Welt

Laut den Einschätzungen der UNO geht die grösste Gefahr für Kriege und Krankheiten aber von einer Quelle aus, die eigentlich der Garant des Lebens auf der Erde ist: Vom Wasser. Bereits heute sterben mehr als vier Millionen Menschen jährlich, weil sie verschmutztes Wasser getrunken haben. Zum Vergleich: Laut der WHO fordert AIDS jährlich 2,9 Millionen Tote. Im Strassenverkehr kommen pro Jahr 1,3 Millionen Menschen ums Leben. In 80 von 192 Ländern der Erde herrscht Wasserknappheit. Die UNO rechnet damit, dass bis 2030 5,4 Milliarden Menschen davon betroffen sein werden – der grösste Teil der Weltbevölkerung also. Pessimistische Szenarien gehen von hunderten von Millionen Menschen aus, die in den nächsten Jahrzehnten in wasserreiche Gebiete flüchten werden. Die Staaten in besonders gefährdeten Gebieten bereiten sich bereits vor. Ägypten teilt sich den Nil mit mehreren anderen Staaten in einer Region, die ansonsten trocken ist. Husni Mubarak, der Präsident des Landes, erklärte schon 1995, Ägypten werde keine Kriege mehr führen – ausser ums Wasser. Im Nahostkonflikt ist der Zugang zum Jordan ein wesentlicher Faktor. Indus und Ganges, zwei der grössten Flüsse Asiens, verlaufen zwischen Indien und Pakistan – zwei erbitterten politischen Gegnern. Konfliktpotenzial gibt es auch um Euphrat

Dank sauberem Wasser sterben 30 Prozent weniger Säuglinge

Die Konfliktgefahr ist aber nur eine Seite. Ein erhöhter Wasserverbrauch führt in niederschlagsarmen Gebieten schnell zum Absinken des Grundwasserspiegels. Das Wasser wird so nicht nur knapper, sondern auch anfälliger für Verschmutzungen. Für viele Schwellenländer, deren Wasserbedarf rasant steigt, dürfte dies schwerwiegende gesundheitliche Probleme bedeuten. Hinzu kommt: Immer stärker verbaute und verschmutzte Böden führen dazu, dass das Regenwasser bereits auf seinem Weg zum Grundwasser grosse Mengen an Schadstoffen aufnimmt. Die Bedeutung des Wassers für die Gesundheit lässt sich auch an positiven Beispielen eindrucksvoll belegen: Seit in Ägypten die Wasserversorgung und -aufbereitung verbessert wurde, hat sich die Säuglingssterblichkeit um über 30 Prozent verringert. Kofi Annan, der ehemalige UNO-Generalsekratär, erklärte am Weltwassertag im Oktober 2002: «Mit keiner einzigen Massnahme liessen sich Krankheiten besser bekämpfen und Leben retten, als mit sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen.» PETER KRAFT

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Wissenschaftliche Beweise für oder gegen die Unbedenklichkeit fehlen

Gesundheitliche Schäden durch Mobilfunk: Die Unsicherheit bleibt Bei kaum einem anderen Thema gehen die Meinungen so weit auseinander wie bei der Strahlenbelastung durch Mobilfunk. Und bei kaum einem anderen Thema werden diese Meinungen derart vehement vertreten. Mobilfunkbefürworter und -gegner stützen sich beide auf wissenschaftliche Erkenntnisse. Renommierte und neutrale Forscher aber sagen: Es gibt keinen Beweis dafür, dass die Strahlung von Handys und Antennen gefährlich ist. Es gibt aber auch keinen Beweis für das Gegenteil.

Auch das Forum Mobil, eine Interessensgemeinschaft der Schweizer Mobilfunk-Anbieter, kann die Bedenken gegenüber der Handy- und Antennenstrahlung nicht ganz zerstreuen. «Es gibt auf dem Gebiet des Mobilfunks Tausende von Studien, aber nicht allzu viele, die wissenschaftlichen Kriterien standhalten», schreibt das Forum in seiner Broschüre «Verstehen statt spekulieren». Und zitiert den österreichischen Strahlenexperten Norbert Vana: «Ein Nachweis der totalen Unbedenklichkeit, wie er von Mobilfunkgegnern immer wieder verlangt wird, ist unmöglich. Denn dazu müsste man ja alles Denkbare ausschliessen können.» Die Gegner sind gerüstet

Die Mobilfunk-Gegner fahren aber viel schwerere Geschütze auf als den fehlenden Nachweis der Unbedenklichkeit. «Nach 15 Jahren Mobilfunk haben wir eine stark an Elektrosensibilität leidende Bevölkerung», sagt Hans-Ulrich Jakob von der Betroffenenvereinigung gigaherz.ch. Seit 1995 habe sich der Anteil derer, die unter Elektrosmog leiden, von 0,5 auf 15 Prozent erhöht. Bereits bei einer dauerhaften Belastung durch relativ schwache elektromagnetische Felder steige das Krebsrisiko um ein Vielfaches. Hans-Ulrich Jakob beruft sich dabei auf eine Studie der Österreicher Örjan Hallberg und Gerd Oberfeld. Jakob kritisiert auch die Schweizer Gesetzgebung: Sie gaukle vor, einen zehnmal tieferen Grenzwert festzulegen als von der Internationalen Strahlenschutzkommission empfohlen. Allerdings gelten diese tieferen Grenzwerte nur an «Orten mit empfindlicher Nutzung», wo die Strahlungswerte «ganz von alleine auf zehn Prozent zurückgehen». Auch an der Strahlenschutzkommission lässt Jakob kein gutes Haar. Dessen «industrielastige Mitglieder» würden sich gegenseitig selbst wählen und absetzen, sagt er.

Langzeitfolgen unbekannt

Immerhin muss man der Internationalen Strahlenschutzkommission zugute halten, dass sie von der Weltgesundheitsorganisation anerkannt ist. Von den Kommissionsmitgliedern ist keiner bei der Industrie angestellt. Sie arbeiten alle als Professoren verschiedenster Wissenschaftszweige an Universitäten. Die alarmierenden Zahlen, die Hans-Ulrich Jakob präsentiert, sind nach Meinung der meisten Forscher wissenschaftlich nicht haltbar – aber auch nicht widerlegt. Brigitte Schlehofer vom Krebsforschungszentrum Heidelberg «geht davon aus», dass Handystrahlung nicht gefährlich ist. Aber im gleichen Atemzug sagt sie: «Es fehlen die Langzeitstudien». Der österreichische Strahlenexperte Robert Vana kann sich vorstellen, dass die Beschwerden wegen HandyAntennen andere Ursachen haben. Es gebe eine Untersuchung, bei denen Personen über Beschwerden klagten, seit eine Handy-Antenne in ihrer Nähe aufgestellt worden sei. Bloss: Die Handy-Antenne war zwar bereits aufgestellt, aber noch nicht in Betrieb. Die Erde strahlt stärker

Oberflächlich betrachtet scheint ein Blick auf die Stärke der Strahlung diese These zu bestätigen. Der Grenzwert bei Handy-Antennen liegt in der Schweiz bei 6 V/m. Das natürliche elektrische Feld der Erde strahlt bereits mit 100 V/m. Eine Hochspannungsleitung strahlt sogar mit 5000 V/m. Trotz dieser Zahlen ist einiges noch nicht geklärt: Der Mensch wird für die natürliche Strahlung der Erde geschaffen sein. Toleriert er aber die zusätzliche Bestrahlung durch HandyAntennen? Und der starken Strahlung von Hochspannungsleitungen sind wir meist nur kurzzeitig ausgesetzt – der Antennen-Strahlung dagegen permanent. Eigene Strahlenbelastung minimieren

Rainer Müller vom deutschen Bund für Umwelt- und Naturschutz erklärt in der deutschen Kommunikations-Zeitschrift Connect, warum Forschungsergebnisse zur HandyStrahlung so schwierig zu erzielen sind. Erstens sei unsere heutige Strahlenbelastung multifaktoriell – es sei schwierig herauszufinden, welcher Teil der Elektrosensibilität auf die Handys und welcher auf andere Strahlungsquellen wie Radiosender zurückzuführen sei. Zweitens reagierten manche Menschen sehr sensibel auf Strahlung, andere gar nicht. Müllers Empfehlung: Die Mobiltechnologie soll wieder auf ihren ursprünglichen Zweck – das bewegliche Telefonieren – zurückgestutzt werden. Denn stärkere und mehr Sendeantennen braucht es nicht wegen Telefongesprächen und SMS, sondern wegen des Übermittelns von Musikstücken, Fernsehbildern oder anderen grossen Datenmengen.

12 | Im Fokus 2/08


Foto: Prisma

Wolfram König vom deutschen Bundesamt für Strahlenschutz gibt die pragmatische Empfehlung ab, die eigene Strahlenbelastung im Alltag so gering wie möglich zu halten. Denn: «Nach heutigem Wissensstand gibt es unterhalb der Grenzwerte keine gesundheitlichen Auswirkungen. Sie können aber auch nicht völlig ausgeschlossen werden.» Das heisst: Das Handy – in korrektem Hochdeutsch Mobiltelefon – ist in erster Linie zum mobilen Telefonieren da. Und in den eigenen vier Wänden kann man getrost kabelbetriebene Festnetztelefone und Internetanschlüsse benutzen. PETER KRAFT

Strahlenbelastung in der Medizin

Der grösste Teil der künstlichen Strahlenbelastung, der wir ausgesetzt sind, kommt aus der Medizin. Ionisierende Strahlen aus Röntgengeräten und Computertomografen in hohen Dosen steigern das Krebsrisiko. Insbesondere Röntgenaufnahmen des Magen-Darm-Bereichs und Computertomografien sind sehr intensiv. Allerdings unterscheidet sich die medizinische Strahlenbelastung grundlegend von den anderen: Erstens ist sie kein kollektives Risiko: Ein Risiko geht nur der ein, der sich der Therapie unterzieht. Zweitens ist nicht nur die Therapie ein Risiko, sondern auch der Verzicht darauf: Wenn eine Diagnose wegen fehlender Röntgenaufnahmen nicht zustande kommt, kann dies schwere gesundheitliche Folgen haben. Das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz empfiehlt deshalb, bei Röntgenbehandlungen das Risiko der Therapie und das Risiko des Verzichts darauf gegeneinander abzuwägen. Es rät von Röntgenbehandlungen ab bei RoutineUntersuchungen, aus Beweisgründen bei Versicherungsfällen und in Situationen, in denen die anderen DiagnoseMöglichkeiten noch nicht ausgeschöpft sind.

Die gesundheitlichen Auswirkungen von Mobilfunkantennen bleiben umstritten.

13 | Im Fokus 2/08


Drei Fragen an: Dr. Dieter Kissling, Arbeitsmediziner in Baden

Dr. Dieter Kissling, Arbeitsmediziner

Der Arbeitsmedizinier Dieter Kissling sorgt sich um die Zunahme von arbeitsbedingtem Stress. Obwohl Burnout nicht als Berufserkrankung anerkannt ist: Angestellte und Unternehmen müssten gemeinsam für stressärmere Arbeitsplätze sorgen, fordert der Arzt.

Foto: ZVG

«Stress ist der Asbest von heute»

Stellen Sie eine Veränderung der beruflichen Gesundheitsstörungen fest, seit Sie als Arbeitsmediziner tätig sind?

Nimmt man die Statistik der Unfallversicherung zum Massstab, sind die Berufskrankheiten im Vergleich zu den Berufsunfällen ein kleiner Fisch. Stimmt dieser Eindruck?

Die Statistik richtet sich nach der Liste der Berufskrankheiten des Bundesrats. Diese Liste ist extrem restriktiv. Zum Beispiel: Ist ein Bandscheibenvorfall eine Berufskrankheit, nachdem man 50 Jahre lang schwere Lasten gehoben hat? Laut der Liste des Bundesrats ist das nicht der Fall. Dabei ist ein Bandscheibenvorfall in dieser Situation klar durch die Arbeit verursacht. Bei psychischen Störungen hingegen ist es extrem schwer nachzuweisen, was auf den Menschen sel-

ber, sein Umfeld oder eine Persönlichkeitsstörung zurückzuführen ist, und was auf die Arbeit. Wie beurteilen Sie die Prävention von Berufskrankheiten in der Schweiz?

In Sachen Unfallverhütung hat vor allem die Suva enorm viel gemacht. Bei den berufsassoziierten Krankheiten entspricht der Stress heute ein wenig dem Asbest: Beim Asbest wusste man schon in den 60er-Jahren, dass er Krebs verursacht, aber man hat erst 25 Jahre später gehandelt. Beim Stress weiss man, dass er massivste gesundheitliche Folgen hat und Milliarden pro Jahr kostet. Trotzdem machen wir noch viel zu wenig. Es braucht Prävention auf zwei Ebenen: Das Individuum muss lernen, mit Stress umzugehen – sei es durch eine bessere Arbeitsplatzorganisation oder durch die Fähigkeit, auch einmal Nein zu sagen. Die Unternehmen müssen ihrerseits für stressarme Arbeitsbedingungen sorgen. Wichtig sind der Handlungsspielraum für die Mitarbeiter, Wertschätzung, realistische Anforderungen und eine vernünftige Work-Life-Balance. Es gibt durchaus Unternehmen, die eine Pilotfunktion haben und sich sehr stark in der Gesundheitsförderung engagieren. INTERVIEW: PETER KRAFT

Foto: Prisma

Bei den Berufsunfällen gibt es einen klaren Rückgang. Bei den Berufskrankheiten ist die Frage, was Sie alles darunter verstehen. Einerseits gibt es die vom Bundesrat definierten Berufskrankheiten nach UVG, andererseits gibt es aber auch die berufsassoziierten Gesundheitsstörungen. Bei letzteren gibt es eine sehr starke Zunahme, vor allem bei den stressbedingten Erkrankungen. Wobei gesagt werden muss, dass beim Stress auch die mediale Aufmerksamkeit gestiegen ist. Stress ist an sich nichts Neues – Wilhelm Busch hat das Burnout-Syndrom schon im 19. Jahrhundert in einem Gedicht beschrieben (siehe Kasten).

Wilhelm Busch zum Thema Stress

Wirklich, er war unentbehrlich! Überall, wo was geschah zu dem Wohle der Gemeinde, er war tätig, er war da. Schützenfest, Kasinobälle, Pferderennen, Preisgericht, Liedertafel, Spitzenprobe, ohne ihn da ging es nicht. Ohne ihn war nichts zu machen, keine Stunde hatt’er frei. Gestern, als sie ihn begruben, war er richtig auch dabei.

14 | Im Fokus 2/08


Grafik des Monats März

Die vorzeitige Sterblichkeit ist massiv zurückgegangen Die Schweizerinnen und Schweizer sterben immer weniger an Ursachen, die vermeidbar wären. In den letzten 25 Jahren sind die so verlorenen Lebensjahre um fast die Hälfte zurückgegangen.

Sind es die Bemühungen der Prävention, bessere Behandlungsmethoden oder ganz einfach ein gesünderer Lebensstil? Laut dem Bundesamt für Statistik haben 2004 100 000 Männer «nur» noch 3819 Lebensjahre vorzeitig verloren. Bei den Frauen sind es 2059 Jahre. 1981 waren diese Zahlen noch fast doppelt so hoch. Dieser Trend ist bei allen Todesursachen zu beobachten – mit Ausnahme der alkoholischen Leberzirrhose bei den Frauen. Weniger Unfälle und Suizide bei Frauen

Als potenziell verlorene Lebenszeit gelten die Jahre zwischen dem frühzeitigen Tod und dem siebzigsten Geburtstag. Stirbt eine Person mit 60 Jahren bei einem Unfall, zählt die Statistik zehn potenziell verlorene Lebensjahre. Hauptursachen der verfrühten Sterblichkeit sind bei den Männern Krebs (28 Prozent), das Kreislaufsystem (17 Prozent), Unfälle und Gewalteinwirkungen (15 Prozent) und Suizid (12 Prozent). Bei den Frauen sind es die gleichen Ursachen. Allerdings hat Krebs den höheren Anteil (43 Prozent) im Vergleich zum Kreislauf (11 Prozent), den Unfällen (7 Prozent) und dem Suizid (9 Prozent). Das bedeutet allerdings nicht, dass Frauen häufiger an Krebs erkranken. Sie weisen bedeutend weniger verlorene Le-

bensjahre auf als Männer, weil sie weniger Unfälle oder Kreislaufkrankheiten haben. Wenn beide Geschlechter also gleich häufig an Krebs sterben, ist dessen prozentualer Anteil bei den Frauen grösser. Prävention oder medizinischer Fortschritt

Unklar ist, welche Faktoren wie stark zum Rückgang der frühzeitigen Sterblichkeit beigetragen haben. Beim Rückgang der Verkehrstoten und beim Tabakkonsum dürfte die Prävention eine grosse Rolle spielen. Bei vielen Krebssowie den Kreislauf- und Infektionskrankheiten steht wohl der medizinische Fortschritt im Vordergrund. Die Statistik macht aber keine genauen Angaben dazu. PETER KRAFT

VERLORENE POTENZIELLE LEBENSJAHRE PRO 100'000 EINWOHNER 8000 MÄNNER

FRAUEN

7000 6000 5000 4000 Quelle: Bundesamt für Statistik

3000 2000 Schweizerinnen und Schweizer sterben immer seltener frühzeitig.

1000 0 1981

1985

1990

1995

15 | Gesundheitswesen 2/08

2000

2004


Warum die Pflegeausgaben nichts mit der Bettenzahl zu tun haben

Die grosse Kluft bei den Pflegeheimkosten Die Kosten für Pflegeheime, welche die Krankenversicherer in den einzelnen Kantonen übernehmen, haben nichts mit dem Platzangebot in den Heimen zu tun. Dies, obwohl in allen Kantonen die Pflegeheime so gut wie ausgelastet sind. Wie lassen sich die beträchtlichen Kostenunterschiede überhaupt erklären?

In Neuenburg liegen die Pflegeheimkosten laut der Versichertenstatistik von santésuisse bei 354 Franken pro Kopf. Gemäss Bundesamt für Statistik gibt es im Kanton 74 Pflegebetten pro 1000 Einwohner im Rentenalter. In Zug ist die Bettendichte praktisch gleich hoch – die Kosten pro Versicherten liegen mit 193 Franken aber deutlich tiefer. Glarus hat die höchste Dichte an Pflegebetten (123), Genf die niedrigste (52) – bei den Kosten pro Kopf liegen sie aber nahe beisammen (228 bzw. 208 Franken). Warum ist das möglich?

schalenvertrag anschliessen wollen. In der Vollpauschale (die meist grössere Heime wählen) sind die Ausgaben für Ärzte, Medikamente oder Hilfsmittel bereits eingeschlossen. Sie werden in der Statistik unter den Pflegeheimkosten geführt. Wählt das Pflegeheim aber die Teilpauschale, so werden ärztliche Leistungen oder Medikamente separat abgerechnet und als Arzt- oder Medikamentenkosten ausgewiesen. Wenn in einem Kanton viele Heime die Vollpauschale wählen, steigen die statistischen Pflegeheimkosten.

Unterschiedliche Tarifsysteme

Pflegeheim ist nicht gleich Pflegeheim

Die Tarife im Pflegebereich sind nicht durch einen gesamtschweizerischen Vertrag geregelt. Die Verordnung zum KVG setzt lediglich Rahmentarife als Obergrenze fest. Der Rest ist Verhandlungssache zwischen den Akteuren in den einzelnen Kantonen. Die Tarife können innerhalb des Kantons sogar von Heim zu Heim unterschiedlich sein. Die Pauschalen sind in allen Kantonen je nach Schwere des Pflegefalls abgestuft. Allerdings sind diese Bedarfsstufen unterschiedlich. So dominiert in der Westschweiz ein achtstufiges System, in der Deutschschweiz ein vierstufiges. Schliesslich können die Pflegeheime in den meisten Kantonen wählen, ob sie sich einem Teil- oder einem Vollpau-

Die Pflegeheimlisten der einzelnen Kantone sind sehr unterschiedlich. Sie können mehrheitlich aus grösseren oder kleineren Heimen bestehen. Das hat, wie gesehen, einen Einfluss auf die statistisch ausgewiesenen Pflegekosten. Hinzu kommt die medizinische Ausrichtung der Heime: Altersheime, welche nicht vollständig pflegebedürftige Menschen beherbergen, haben tiefere Kosten pro Bett als Pflege-Institutionen, die sich um schwere Fälle kümmern. Auf den Listen können aber noch andere Institutionen stehen – zum Beispiel Langzeitpflege-Abteilungen von Spitälern oder von psychiatrischen Kliniken. Auch sie tauchen in der Statistik

PFLEGEHEIMKOSTEN PRO VERSICHERTEN 2006

350

Quelle: Bundesamt für Statistik

400 354

300

285 259

250

247

239 236

231 228

224

216 211 208 208

200

188 186

178 178 173 172 151 147 146

150

128 109

100 50

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16 | Gesundheitswesen 2/08

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Warum sind die Pflegeheimkosten pro Versicherten in den Kantonen derart unterschiedlich?

201 197 193


PFLEGEBETTEN PRO 1000 EINWOHNER IM RENTENALTER IM VERGLEICH ZU SPITEXSTELLEN PRO 10’000 PERSONEN IM RENTENALTER Quelle: Bundesamt für Statistik

200

PFLEGEBETTEN 180

SPITEXSTELLEN 160 140 120 100

Weniger Pflegeheimbetten bedeuten tendenziell mehr Stellen bei der Spitex.

80 60 40 20 0

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der Pflegeheimkosten auf. Im Kanton Neuenburg zum Beispiel, der die höchsten Pflegeheimkosten aufweist, sind Institute der Gerontopsychiatrie auf der Pflegeheimliste aufgeführt. Kantonale Besonderheiten

Einen grossen Einfluss hat schliesslich die Pflege-Strategie der Kantone. In Genf zum Beispiel kommt nur in ein Heim, wer stark pflegebedürftig ist. Plätze für leichtere Fälle gibt es kaum. Genf hat deshalb wenig PflegeheimBetten. Weil sie aber für schwere Fälle reserviert sind, sind sie relativ teuer. Deshalb liegt Genf bei den Pflegeheimkosten – trotz weniger Betten – im schweizerischen Mittelfeld. Bleibt die Frage, was Genf mit den leichteren Pflegefällen macht. Der Kanton setzt stark auf die Spitex. In Genf gibt es 19 Spitexstellen pro Einwohner im Rentenalter. Das ist – zusammen mit dem Kanton Jura – der höchste Wert in der Schweiz. Der landesweite Durchschnittswert liegt etwas über neun.

Einfluss der Spitex: Aussagen sind schwierig

Die Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen: Kantone, die weniger Pflegeheimbetten haben, kompensieren das tendenziell mit mehr Spitex-Stellen. Bei den Kosten ist dieser Vergleich schwieriger: Kantone mit hohen Ausgaben für die Spitex weisen nicht immer tiefere Pflegeheimkosten auf. Allerdings kann daraus nicht abgeleitet werden, dass die Förderung der Spitex keine Einsparungen bei den Pflegekosten bringt. Die Pflegeheimkosten für die Krankenversicherung werden in den verschiedenen Kantonen unter derart unterschiedlichen Bedingungen ermittelt, dass ein Vergleich äusserst schwierig ist. PETER KRAFT

Preisüberwacher verlangt hohe Bettenauslastung

In infosantésuisse 1/08 war von der durchwegs hohen Bettenauslastung in den stationären Einrichtungen der Schweiz die Rede. In Pflege und Psychiatrie liegt die Auslastung nirgends unter 90 Prozent. Das entspricht einer Vorgabe des Preisüberwachers. Wenn die Auslastung dieser Institutionen unter 90 Prozent fällt, gibt es Tarifabzüge wegen Überkapazität. Bei Spitälern mit einer Notfallstation liegt der Grenzwert bei 85 Prozent. Die Idee dieser Vorgabe ist es, Überkapazitäten zu vermeiden. Allerdings: Die stationären Institutionen haben so auch ein spezielles Interesse, ihre Betten zu füllen – sonst droht ein Tarifabzug.

17 | Gesundheitswesen 2/08


Gesundheitsförderung Schweiz geht mit der Kampagne für ein gesundes Körpergewicht in die zweite Runde

Viele Kinder sind übergewichtig – was tun? Jedes fünfte Kind in der Schweiz ist übergewichtig, jedes zwanzigste sogar fettleibig. Das hat eine Studie von Gesundheitsföderung Schweiz ergeben. Die Schweizerinnen und Schweizer haben das Problem durchaus erkannt. Bei sich selber sieht allerdings fast niemand Handlungsbedarf. Das hat Gesundheitsförderung Schweiz dazu bewogen, die Kampagne für ein gesundes Körpergewicht bei Kindern und Jugendlichen fortzusetzen.

Zusammen mit den schulärztlichen Diensten der Städte Bern, Basel und Zürich hat Gesundheitsförderung Schweiz die Gewichtsdaten von Kindern aus allen Schulstufen ausgewertet. Das Ergebnis ist alarmierend: Jedes fünfte Kind ist übergewichtig. Jedes zwanzigste leidet an krankhafter Fettleibigkeit. Während im Kindergarten-Alter die übergewichtigen Kinder noch 16 Prozent ausmachen, steigt ihr Anteil bis in die Oberstufe auf 23 Prozent. In Basel gibt es deutlich mehr übergewichtige Kinder als in Zürich und Bern – allerdings erst ab der Mittelstufe. Im Kindergartenalter haben die Kinder in allen Städten noch die gleichen Voraussetzungen. Einfluss von Geschlecht und Herkunft

Das Problem erkannt, aber…

Gesundheitsförderung Schweiz hat bei der Universität Lugano auch eine Bevölkerungsumfrage zu den Einstel-

Foto: www.gesundheitsfoerderung.ch

In allen Städten, insbesondere aber in Basel und Zürich, sind Buben deutlich häufiger übergewichtig als Mädchen. Der Unterschied ist in höheren Schulstufen ausgeprägter. In der Zürcher Oberstufe zum Beispiel sind 18 Prozent der Mädchen übergewichtig. Bei den Buben

sind es 25 Prozent. Noch ausgeprägter sind die Unterschiede zwischen Schweizern und Ausländern: Ausländische Kinder sind zu 27 Prozent übergewichtig, Schweizer Kinder zu 16 Prozent. In Basel und Bern gibt es zudem Auswertungen nach sozialer Herkunft. OberstufenKinder mit Eltern, die keine Ausbildung abgeschlossen haben, sind in Bern zu 40 Prozent übergewichtig. Wenn die Eltern über eine höhere Ausbildung verfügen, sind die Oberstufen-Kinder «nur» zu neun Prozent übergewichtig. Eine Studie des Labors für Humanernährung der ETH Zürich hat herausgefunden, dass es punkto Übergewicht bei Kindern keine nennenswerten Unterschiede zwischen Stadt und Land gibt. Die Zahlen von Gesundheitsförderung Schweiz dürften also für die ganze Schweiz von Bedeutung sein.

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18 | Gesundheitswesen 2/08


lungen und Wahrnehmungen zum Thema Körpergewicht in Auftrag gegeben. Das erstaunliche Resultat: Die Schweizerinnen und Schweizer schätzen das gesellschaftliche Problem durchaus realistisch ein. Die grosse Mehrheit denkt aber nicht, dass sie bei sich selber etwas ändern muss. Beispiel Bewegung: Die Schweizer schätzen, dass sich die Hälfte ihrer Landsleute zu wenig bewegt. Nur 36 Prozent finden aber, sie selber seien zu passiv. Beispiel Ernährung: Die Befragten sind der Meinung, etwa die Hälfte der Bevölkerung ernähre sich gesund. Aber deutlich mehr (76 Prozent) reklamieren diese Eigenschaft für sich. Beispiel Übergewicht selber: Die Bevölkerung glaubt, jeder dritte Schweizer sei derart übergewichtig, dass seine Gesundheit gefährdet sei. Aber nur jeder siebte glaubt, dass sei bei ihm selber der Fall. Die Verfasser der Studie sprechen denn auch von «unrealistischem Optimismus».

Betroffenheit und Fachwissen vorhanden

Sicher ist: Den Schweizerinnen und Schweizern ist ihr Gewicht nicht egal. Auf einer Skala von eins bis sieben liegt die durchschnittliche Betroffenheit bei etwa 5. Sie ist bei Übergewichtigen leicht und bei Frauen deutlich höher als bei Normalgewichtigen und Männern. Interessant ist auch: Die Bevölkerung weiss, dass Übergewicht eine Folge von fehlender Bewegung, falscher Ernährung oder Veranlagung ist. Nur sechs Prozent glauben, dass am Übergewicht ausschliesslich die gesellschaftlichen Verhältnisse schuld sind und dass man folglich gar nichts dagegen tun kann. Kampagne wird fortgesetzt

Damit scheinen folgende Punkte klar: • Übergewicht ist ein Problem – vor allem bei Kindern. • Den Schweizerinnen und Schweizern ist das bewusst. • Sie wissen, was die Ursachen des Übergewichts sind und was man dagegen tun kann.

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• Der Bevölkerung ist dieses Thema wichtig. • Trotzdem ist die Bereitschaft, etwas am persönlichen Verhalten zu ändern, bei den meisten nicht sehr gross. Das Problem ist erkannt – allerdings bei den anderen und nicht bei sich selber. Das zeigt auf, dass es in Sachen Verhaltensänderung noch viel Potenzial gibt. Für Gesundheitsförderung Schweiz bedeutet es auch, «dass das Engagement der Stiftung für die Problematik notwendig und wichtig ist». Die Organisation setzt ihr AktionsProgramm für ein gesundes Körpergewicht bei Kindern und Jugendlichen deshalb fort – trotz des Unmuts über die letztjährigen Plakate. Gesundheitsförderung Schweiz hatte sich die Kritik gefallen lassen müssen, sie diskriminiere übergewichtige Personen. Die Umfrage der Universität Lugano ergab nun, dass 74 Prozent der Bevölkerung die Slogans «Die Schweiz wird immer dicker» und «Es braucht wenig, um viel zu ändern» nicht problematisch finden. Bei den Übergewichtigen war die Akzeptanz sogar noch höher. Trotzdem nimmt Gesundheitsförderung Schweiz die Kritik ernst und verwendet die Slogans in Inseraten nur noch zusammen mit konkreten Tipps. Mehr als nur Plakate

Für ein gesundes Körpergewicht bei Kindern: Neues Plakat von Gesundheitsförderung Schweiz.

Die Öffentlichkeitsarbeit mit Plakaten und Fernsehspots ist auch 2008 ein zentrales Element der Kampagne. Darüber hinaus geht Gesundheitsförderung Schweiz aber auch in die Kantone, um zusammen mit den kantonalen Gesundheitsämtern Aktionsprogramme für ein gesundes Körpergewicht auf die Beine zu Stellen. In über 20 Kantonen sind solche Programme zumindest geplant, in sechs davon bereits umgesetzt. In Luzern zum Beispiel sorgt Gesundheitsförderung Schweiz zusammen mit dem Kanton für bewegungsfreundliche Schulen. Und in Basel Stadt motiviert das Programm «Gsundes Znüni» Eltern und Kinder zu einer gesunden Pausenverpflegung. PETER KRAFT

19 | Gesundheitswesen 2/08


Studie zur Zukunft der Gesundheitsversorgung

Foto: Prisma

Managed Care: Mehr Markt, weniger Regulierung

Managed Care in der Schweiz: Das Angebot ist vielfältig – aber nicht vielfältig genug.

Eine im Auftrag der Vereinigung Pharmafirmen in der Schweiz (VIPS) erstellte Studie zeigt auf: Das schweizerische Gesundheitssystem weist im internationalen Vergleich ein vielfältiges Angebot an Managed Care-Modellen auf. Dennoch bestehe Handlungsbedarf, schreiben die Studienleiter Peter Zweifel und Johannes Schoder von der Universität Zürich. In Ergänzung dazu haben zehn Schweizer Experten ihre Vorstellungen von Managed Care in der vips-Publikation «Pharmadirekt» vorgestellt.

Für die Gesundheitspolitikerin Ruth Humbel Näf ist es notwendig, bei der bevorstehenden Beratung der Managed Care-Vorlage im Nationalrat die Beschlüsse des Ständerates zu verbessern. Zwar sei die ständerätliche Vorlage im Ansatz richtig, gehe aber nicht weit genug. Neben Vergünstigungen bei den Prämien brauche es differenzierte Selbstbehalte und bessere finanzielle Anreize für die Leistungserbringer. Für Visana-Chef Peter Fischer hingegen braucht es keine weitere Regulierung. Managed Care nicht weiter behindern

Hans-Ueli Regius, Generaldirektor der Swica, erwartet von den Politikern, «die Bürokraten in Bern zurückzubinden, wenn sie die Versicherer ständig daran hindern wollen, echte Managed Care-Modelle zu betreiben». Konkret sollen Einsparungen durch Managed Care nicht nur in Form von tieferen Prämien weiter gegeben werden. Auch für Ärzte, die als Gatekeeper arbeiten, und für die Spitäler soll sich eine nutzenorientierte Behandlung finanziell lohnen. Ständerat Felix Gutzwiller stellt fest: «Wir schwanken nun seit zehn Jahren oder länger zwischen markt- und planwirtschaftlichen Elementen». Er plädiert für ein Modell des regulierten Wettbewerbs mit günstigen Rahmenbedingungen. Der Geschäftsführer von Sanacare, Rolf Gabriel, ist überzeugt, dass Managed Care «den Markt durchwühlen

kann, etwas Druck ins System bringt» und Möglichkeiten bietet, die Versorgung besser als bisher zu gestalten. Ansätze für mehr Managed Care

Die Studienleiter Zweifel und Schoder skizzieren Anregungen für eine mögliche Weiterentwicklung und besseren Verbreitung von Managed Care. Sie fordern dabei insbesondere, dass • die Weitergabe der Einsparungen nicht länger beschränkt bleibt; • Rahmenbedingungen geschaffen werden, die einen Wettbewerb um chronisch Kranke erzeugen – namentlich durch einen angemessenen Risikoausgleich; • Der Kontrahierungszwangs zwischen Krankenversicherern und Leistungserbringern fällt; • E-Health für die medizinische und organisatorische Verbesserung der Behandlungsprozesse zum Einsatz kommt; • sich die Information über die Qualität der Leistungen verbessert. Grundsätzlich brauche es weniger Regulierung, mehr Eigenverantwortung sowie bessere Anreize für Prävention und eine gesunde Lebensweise. JOSEF ZIEGLER

• Managed Care – ein internationaler Vergleich und Lehren für die Schweiz; Universität Zürich. • Managed Care in der Schweiz – Positionen und Forderungen von zehn Schweizer Experten, in «Pharmadirekt» (Nr. 20. Januar 2008)

20 | Krankenversicherung 2/08


leistet, vorausgesetzt, die Franchise wurde vom Versicherten bereits geleistet. Hat ein Versicherter die Kostenbeteiligung in Form der vereinbarten Franchisenhöhe noch nicht geleistet, wird der Brillenbeitrag von der Franchise abgezogen. Eine Auszahlung an den Versicherten entfällt somit. Zu den MiGeL-Positionen 25.02.02.00.1 und 25.02.03.00.1 (Spezialfälle für Kontaktlinsen) können die Positionen für Brillengläser zusätzlich vergütet werden. Massgebend für die Vergütung der Brillengläser ist die Frage nach der Wirtschaftlichkeit, Wirksamkeit und Zweckmässigkeit des abwechslungsweisen Einsatzes von Brille und Kontaktlinsen.

VERENA BUCHER

Foto: Prisma

In den Vorbemerkungen zur MiGeL sind Sehhilfen definiert als «optische Vorrichtungen, die zur Korrektur von Brechungsfehlern oder dem Ausgleich, der Verbesserung oder der Behandlung eines anderen Krankheitszustandes des Auges dienen.» Gemäss MiGeL Kapitel 25 wird aus der obligatorischen Krankenversicherung bis zum vollendeten 18. Lebensjahr jährlich ein Beitrag von 180 Franken an Brillengläser geleistet. Ab dem 19. Lebensjahr ist für die erste Brille /Kontaktlinsen ein ärztliches Rezept nötig, nicht aber für die Folgeanpassungen, die auch von einem Augenoptiker vorgenommen werden können. Ab diesem Alter wird nur noch alle fünf Jahre ein Beitrag von 180 Franken aus der OKP ge-

Klipp klar

Beitrag an Brillengläser und Kontaktlinsen

Auswirkungen des Leistungsaufschubs gemäss Art. 64a KVG auf die versicherte Person und auf den Leistungserbringer Besteht bei einer versicherten Person ein Leistungsaufschub gemäss Art. 64a KVG, so schiebt der Krankenversicherer die Bezahlung der Rechnungen hinaus, bis die im konkreten Betreibungsverfahren eingeforderten Prämien und Kostenbeteiligungen inklusive Verzugszinsen und Betreibungskosten vollständig bezahlt sind. Der Leistungsaufschub gilt sowohl im Tiers garant als auch im Tiers payant. Darf der Leistungserbringer die Behandlung eines Patienten verweigern?

Private Leistungserbringer sind – abgesehen von den in den kantonalen Gesetzgebung festgehaltenen Behandlungspflichten (in der Regel Notfallbehandlung) – nicht verpflichtet, Patienten zu behandeln.

Der private Leistungserbringer darf selbst bestimmen, welche und wie viele Patienten er behandeln will. Er darf insbesondere die Behandlung von Patienten, welche die Prämien nicht regelmässig bezahlen oder für welche sogar ein Leistungsaufschub besteht, ablehnen. Dem Leistungserbringer stehen mehrere Möglichkeiten offen, wie er sich über die Zahlungsbereitschaft und -fähigkeit eines Patienten ein Bild machen kann. So kann er beim Patienten selbst oder beim zuständigen Betreibungsamt Erkundigungen einholen. Entsprechend der eingeholten Auskünften kann er selbst einschätzen, ob er das Risiko eingehen will, dass einige seiner Rechnungen von einem Leistungsaufschub betroffen sein könnten.

21 | Klipp & klar 2/08

Keinen Zugang zu medizinischen Leistungen?

Die Tatsache, dass private Leistungserbringer nicht verpflichtet sind, Patienten zu behandeln, bedeutet aber nicht, dass die versicherte Person, für die eine Leistungssistierung besteht, keinen Zugang zu medizinischen Leistungen hat. Der Kanton ist verpflichtet, für die gesundheitliche Versorgung seiner Bevölkerung aufzukommen. Die versicherten Personen können sich bei der zuständigen kantonalen Stelle informieren, wo sie auch während einer Leistungssistierung medizinische Hilfe in Anspruch nehmen können.

JUDITH PETERMANN BÜTTLER


Schweiz steht vergleichsweise gut da

Frauen sterben häufiger an Herzkrankheiten Foto: Prisma

Jedes Jahr sterben laut dem Europäischen Herz-Netzwerk (EHN) in Europa 4,3 Millionen Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Jeder sechste Todesfall geht damit auf das Konto dieser Krankheitsgruppe. Entgegen der landläufigen Meinung sind Frauen davon mit 2,3 Millionen Todesfällen stärker betroffen als Männer mit zwei Millionen Todesfällen. 1,8 Millionen Menschen sterben vor ihrem 75. Geburtstag an Herz-Kreislauferkrankungen. Hier machen die Männer mit fast 1,2 Millionen Todesfällen den wesentlich grösseren Anteil aus. Männer sterben also seltener als Frauen an Herz-Kreislauferkrankungen – dafür aber um einiges früher. Die Schweiz steht im Vergleich zu ihren Nachbarländern relativ gut da. Von 100 000 Menschen unter 65 Jahren erleiden 20 einen Herz-Kreislauf-Tod. Frankreich (17) liegt etwas darunter, Deutschland (30) und Österreich (33) hingegen deutlich darüber.

Anzahl der Krankenversicherer bleibt auch 2008 stabil

Generalversammlung von santésuisse Die ordentliche Generalversammlung von santésuisse findet am 16. Mai 2008 um 10 Uhr im Hotel Bellevue Palace in Bern statt. Im Anschluss an die Generalversammlung von santésuisse findet die Delegiertenversammlung des SVK statt. Die Mitgliederversicherer werden separat mit Einladung und Unterlagen bedient.

Keine Veränderungen in der VersichererLandschaft

Traktanden:

1. Eröffnung und Begrüssung durch Herrn Ständerat Christoffel Brändli, Präsident von santésuisse 2. Grussadressen der Gäste 3. Protokoll der Generalversammlung vom 1. Juni 2007 in Bern 4. Bericht der Direktion über den Geschäftsverlauf 5. Geschäftsbericht 2007 6. Jahresrechnung 2007, Bericht der Revisionsstelle, Entlastung des Verwaltungsrats 7. Wahlen 7.1 des Präsidenten 7.2 des Verwaltungsrats 7.3 der Revisionsstelle für das Geschäftsjahr 2008 8. Schlusswort Die Generalversammlung ist eingebettet in eine Pressekonferenz sowie in eine öffentliche Debatte zu einem aktuellen Thema aus dem Gesundheitswesen.

22 | Service 2/08

2008 bieten wie im Vorjahr 87 Versicherer die obligatorische Krankenversicherung an. Es gab weder Auflösungen noch Neugründungen. Besonders in den Anfangszeiten des KVG war die Strukturbereinigung massiv: Zwischen 1996 und 2000 sank die Anzahl Krankenversicherer um fast einen Drittel von 145 auf 101. Seither scheint der Markt etwas stabiler zu sein. Bis 2005 war die Tendenz bei der Anzahl Krankenversicherer nur noch leicht abnehmend. 2006 gab es mit 87 Versicherern sogar erstmals mehr Anbieter als im Vorjahr (85). Seither ist die Anzahl Krankenversicherer stabil geblieben.


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28.2.2008

9:31 Uhr

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Zeitschrift Managed Care erscheint in neuer Form

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Offizielles Organ

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Editores Medicorum Helveticor

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Das offizielle Organ des Forums Managed Care (FMC) hat einen neuen Namen und einen neuen Verlag. Als Nachfolgerin der Zeitschrift «Managed Care», die bisher im Verlag Rosenfluh erschienen ist, wurde jetzt die erste Ausgabe von «Care Management» im Schweizerischen Ärzteverlag EMH veröffentlicht. «Care Management» richtet sich in sechs Ausgaben jährlich an Leistungserbringer, Kostenträger, Politiker, Behörden und Unternehmen, die mit der Qualitäts- und Kostensteuerung im Gesundheitswesen befasst sind. Die erste Ausgabe der neuen Zeitschrift «Care Mangement» kann unter www.care-management.emh.ch eingesehen werden.

Service

Neu beim Schweizerischen Ärzteverlag

Dritter nationaler Hautkrebstag am 5. Mai

Kostenloser Hautkrebscheck Foto: Prisma

Am kommenden 5. Mai findet der dritte Nationale Hautkrebstag statt. Wie bereits in den Vorjahren bieten rund 150 Hautärzte und Hautärztinnen der Schweizerischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie an diesem Tag kostenlose Erstuntersuchungen von auffälligen Pigmentmalen an. Pigmentmale, die schnell wachsen, Farbe, Form oder Grösse verändern oder gar bluten und jucken, können anonym einem Facharzt gezeigt werden. Bereits ab dem 7. April 2008 können Interessierte in rund 500 geschulten Mitgliedapotheken von pharmaSuisse einen kurzen Fragebogen zur Ermittlung des Hautkrebsrisikos ausfüllen. Am letztjährigen Hautkrebstag untersuchten die Hautärzte kostenlos gegen 8000 auffällige Pigmentmale. Die meisten Besucher konnten die Praxen beruhigt verlassen. In einigen Fällen wurde aber tatsächlich ein Hautkrebs gefunden, der dank dem Hautkrebstag frühzeitig behandelt werden konnte.

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Das Antragsverfahren für die Vergütung neuer oder umstrittener medizinischer Leistungen, von Laboranalysen und von Mittel- und Gegenständen durch die obligatorische Krankenversicherung (Grundversicherung) ist weiterentwickelt worden. Am Freitag, 13. Juni 2008, von 09.30 bis 12.30 Uhr werden diese Neuerungen im Inselspital in Bern vorgestellt. Das Zielpublikum sind potenzielle Antragsteller (Leistungserbringer, ärztliche und labormedizinische Fachgesellschaften, Hersteller- und Vertriebsfirmen), Versicherer, Beratungsunternehmen sowie Behörden und Verbände. Die Teilnahme ist kostenlos. Das detaillierte Programm und Anmeldeformular finden Sie unter: www.bag.admin.ch – Aktuell – Veranstaltungen – Thema: 03 Krankenversicherung

Die Glückspillen werden zu häufig abgegeben

Studie zweifelt Wirkung von Antidepressiva an

Aus aller Welt

Wie kommen neue medizinische Leistungen in den Leistungskatalog?

Service

BAG – Krankenversicherung-Informationsveranstaltung

Lucentis Die deutschen Krankenversicherungen haben ein Angebot von Novartis zur Kostenübernahme des Augen­ medikaments Lucentis abgelehnt. Novartis schlug eine Kostenbegrenzung von 315 Millionen Euro jährlich für alle deutschen Patienten vor. Die Krankenversicherer gehen nicht darauf ein, weil sie das ähnlich wirksame Medikament Avastin nur 33 Millionen Euro pro Jahr kostet.

Verseuchte Hormone Antidepressiva wirken meistens nicht. Zu diesem Schluss kommt eine Studie in der unabhängigen Zeitschrift Plos Medicine. Bei schweren Depressionen sind die Mittel zwar effizient, bei leichteren Fällen nützen sie aber kaum etwas. Die Studie kritisiert nicht die Antidepressiva an sich, sondern die Verschreibungspraxis: Die Mittel würden oft in Fällen abgegeben, in denen keine Wirkung zu erwarten sei. Laut den Autoren sei das auch darauf zurückzuführen, dass die amerikanische Arzneimittelbehörde bei der Zulassung der Antidepressiva nur Teile der klinischen Studien veröffentlicht habe. Dadurch sei ein verzerrtes Bild über die Wirksamkeit der Antidepressiva entstanden.

In Paris stehen sieben Mediziner vor Gericht, weil sie ihren Patienten verseuchte Wachstumshormone verabreicht haben. 111 Patienten sind deshalb bis heute an der Kreutzfeld-Jakob-Krankheit gestorben. Die Hormone wurden Hirnanhangdrüsen von Verstorbenen entnommen.

Organ-Mafia

Foto: Prisma

Der Chef eines indischen Organhändler-Rings ist kurz vor seiner Verhaftung ins Ausland entwischt. Er hatte tausenden von Patienten gegen geringes Entgelt, anderen sogar ohne deren Wissen, Organe entnommen. Die indische Regierung will nun gegen religiöse Tabus vorgehen: Die Leichen von Organspendern gelten im Hinduismus als entehrt. Legale Organspenden sind deshalb sehr selten.

Achtung Fussball Während der Fussball-WM sind in der Uniklinik München deutlich mehr Herzanfälle registriert worden als sonst. Die meisten Notfälle ereigneten sich während der Spiele.

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Veranstaltungen Veranstalter

Besonderes

Datum/Ort

Weitere Informationen

Rationierung im Gesundheitswesen: Wer bestimmt welche Regeln? Stiftung Risiko-Dialog

Teilnahme kostenlos

13. März www.risiko-dialog.ch Zentrum Paul Klee

Offene Grenzen – Chance oder Gefahr für das Gesundheitswesen? SGGP

Thema: Gesundheitswesen und bilaterale Verträge

6. Mai Bern

www.sggp.ch

Woher? Wohin? Und Wie? Gesundheitswesen 2020

8. Mai Kongresshaus Zürich

www.rvk.ch

Fachtagung zur Zukunft des Gesundheitswesens mit Parallelworkshops

25.–28. Mai www.genevahealthforum. Centre hug-ge.ch International de Conférences Genf

Forum der sozialen Krankenversicherung RVK – Verband der kleinen und mittleren Krankenversicherer Geneva Health Forum Universitätsspital Genf

Managed Care-Symposium 2008: Managed Care – the next generation Forum Managed Care

Beiträge u.a. von Zukunftsforscher Stephan Sigrist und santésuisse-Direktor Fritz Britt

5. Juni World Trade Center Zürich

www.fmc.ch

Wie kommen neue medizinische Leistungen, Laboranalysen sowie Mittel und Gegenstände in den Leistungskatalog nach KVG? Bundesamt für Gesundheit

Informationsveranstaltung zum neuen Antragsverfahren

13. Juni Inselspital Bern

www.bag.admin.ch

Zeichnung: Marc Moulin

Melden Sie uns Ihre Veranstaltungen an: redaktion@santesuisse.ch! Weitere Veranstaltungen unter www.santesuisse.ch

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Handbuch der Schweizer Krankenversicherung 2008 Das Handbuch der Schweizer Krankenversicherung 2008 wird voraussichtlich im April erscheinen. Das Handbuch ist in deutscher und französischer Sprache erhältlich und kostet je Fr. 39.50, inkl. MwSt, zusätzlich Porto- und Verpackungskosten.

Bestellung _____ Exemplar(e) Handbuch der Schweizer Krankenversicherung 2008, deutsche Ausgabe _____ exemplaire(s) de l’Annuaire de l’assurance-maladie suisse 2008, édition française

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Die PROVITA Gesundheitsversicherung AG ist ein moderner und dynamischer Krankenversicherer mit über 160-jähriger Geschichte. Unsere Kunden werden zentral von unserem Geschäftssitz in Winterthur aus mit rund 60 Mitarbeitenden betreut. Für unseren Bereich Leistungen suchen wir per 1. April 08 oder nach Vereinbarung einen/eine

Teamleiter/in Leistungen Stationär (100 %) Tätigkeiten

Anforderungsprofil

Sie sind für eine ganzheitliche und professionelle Bearbeitung der verschiedenen versicherungstechnischen Anfragen, im Bereich stationäre Rechnungsverarbeitung verantwortlich. Sie korrespondieren mit Versicherten und Leistungserbringern, erteilen Auskünfte in Deutsch und Französisch an unsere Mitglieder in Bezug auf Kostengutsprachen, Leistungen, Abrechnungen, usw. und erledigen die dazu nötigen administrativen Aufgaben. Zudem führen Sie ein Team von vier Mitarbeiter/innen, unterstützen den Bereichsleiter bei Spezialaufgaben und arbeiten bei Projekten mit.

Für diese interessante und verantwortungsvolle Kaderposition wenden wir uns an eine kommunikative und flexible Persönlichkeit mit ausgeprägten Fachkenntnissen im stationären Bereich. Zugleich sind Sie selbständiges Arbeiten gewohnt und verfügen über Führungserfahrung in einer ähnlichen Position sowie gute FranzösischKenntnisse.

Bewerbung

Angebot

Interessiert? Dann freuen wir uns auf Ihre Bewerbungsunterlagen. PROVITA Gesundheitsversicherung AG, Frau Iris Kübler, Brunngasse 4, 8401 Winterthur. Tel. 052 260 02 33. www.provita.ch

Diese entwicklungsfähige Stelle bietet Ihnen einen modernen, nach ergonomischen Richtlinien eingerichteten Arbeitsplatz in der Nähe des Bahnhofs. Flexible Jahresarbeitszeit, 5 Wochen Ferien, ausgezeichnete Sozialleistungen sowie die Möglichkeit, Ideen umzusetzen. PV.34P

Brennpunkt Gesundheitspolitik Nr. 1/2008 In erster Linie ist diese Publikation gedacht für Politiker, Medienleute, Kader der Krankenversicherer und alle an der Gesundheitspolitik interessierten Personen. Diese Gratis-Publikation von santésuisse erscheint viermal pro Jahr und ist ebenfalls als Abonnement erhältlich. Bitte einsenden oder faxen (032 625 41 51) an: santésuisse, Verlag, Postfach, 4502 Solothurn.

Bestellung ________

Ex. «Brennpunkt Gesundheitspolitik» 1/08

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Brenn punkt

Gesundh eitspolit ik

Mehrwertsteuer-Reform zu Lasten der Versicherten Seite 3 Verfassungsartikel fürs Gesundheitswesen: Gut für die Versicherten

Seite 6

Kein Vertrag ohne Regelung der Qualitätssicherung Seite 10

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Persönlich für Sie da.

Ihre Krankenversicherungs-Spezialisten für alle Fälle Als externe und unabhängige Revisionsstelle garantieren wir aufgrund langjährigen Erfahrungen im Krankenversicherungswesen eine kompetente und einwandfreie Revision nach den gesetzlichen Bestimmungen (KVG, VVG und VAG) und Verordnungen (KVV und AVO). Wir empfehlen uns auch als Spezialisten, wenn es um die Auslagerung der Internen Revision gemäss den Richtlinien des BPV geht.

Zudem bieten wir Hilfestellung zur Corporate Governance, zum Risikomanagement, beim Aufbau des Internen Kontrollsystems und bei der Einführung verschiedener Rechnungslegungsstandards (z. B. Swiss GAAP FER).

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Albert Burri, Thomas P. Haab und Thomas M. Saxer freuen sich auf ein persönliches, unverbindliches Gespräch mit Ihnen.

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Centris AG Grabackerstrasse 3 4502 Solothurn Fon 032 625 44 44 Fax 032 625 44 99 www.centrisag.ch Als effektivster Dienstleistungspartner im Schweizer Markt der Krankenund Unfallversicherer realisieren wir für unsere Kunden modulare ITLösungen, welche modernsten Anforderungen entsprechen. Fundierte Fachkenntnisse, Eigenverantwortung und Flexibilität sind für unsere rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ebenso selbstverständlich wie kundennahes und marktorientiertes Denken und Handeln.

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Ihre Aufgaben Beratung, Schulung und Unterstützung der Kunden bezüglich Informatiklösungen Selbständige Abwicklung von Kundenaufträgen (Offerten, Lösungsspezifikationen, Testarbeiten, Koordinationsaufgaben) Bei Eignung Übernahme von Teilprojekten Ihr Profil Mehrjährige Erfahrung in der Krankenversicherungsbranche Durchgängige Fachkenntnisse als Software-Anwender/in (KV-Lösung) Analytisches und vernetztes Denkvermögen Sicheres Auftreten, kommunikativ und kundenorientiert Sehr gute Deutsch- und Französischkenntnisse Ihre Perspektiven Attraktive Herausforderung im Bereich Marketing/Kundenberatung Projektmitarbeit mit Einsatz modernster Technologien Angenehme und moderne Arbeitsumgebung in einem motivierten Team Fortschrittliche Weiterbildungsmöglichkeiten Wollen Sie sich in einem modernen Umfeld weiterentwickeln und mit Eigeninitiative einen aktiven Beitrag zum Erfolg unseres Unternehmens leisten? Dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf. Wir freuen uns auf Sie! Senden Sie Ihre Bewerbung an Käthy Dürig-Michel, E-Mail: kaethy.duerig@centrisag.ch

• Master of Advanced Studies in Health Economics and Management (MASHEM) Program taught in French Full master over two years (part-time) or one year (full-time)

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Executive Education • Mastering the New Challenges of Health Care Offered annually A partnership between the Institute of Health Economics and Management at the University of Lausanne and Harvard Medical International Contact: iems@unil.ch Phone: +41 21 692 34 68

For any information: www.hec.unil.ch/iems


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