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info santÊsuisse Warum Prämiengelder versickern

Das Magazin der Schweizer Krankenversicherer


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Ineffizienz im Gesundheitswesen kostet Milliarden

Industrie-unabhängige Forschung entlarvt wirkungslose oder gefährliche Therapien

Im Gespräch: Felix Schneuwly, neuer Leiter der Abteilung Politik und Kommunikation von santésuisse

Inhalt Im Fokus 4 Ineffizienz im Gesundheitswesen kostet Milliarden 6 Managed Care: Rabatte allein genügen nicht 8 Frankreich macht es vor: Qualitätsvergleiche sorgen für bessere Medizin 10 Evidence Based Medicine: Eine Wissenschaft auf dem Prüfstand 12 Industrie-unabhängige Forschung entlarvt wirkungslose oder gefährliche Therapien Krankenversicherung 14 Im Gespräch: Felix Schneuwly, neuer Leiter der Abteilung Politik und Kommunikation von santésuisse 16 Grafik des Monats: Die KVG-Kosten werden je nach Kanton sehr unterschiedlich finanziert Gesundheitswesen 17 Internet und Gesundheit: Wie man sich im Website-Dschungel zurechtfindet 18 Walter Grete: «Für viele Mediziner ist Gesundheitspolitik nicht von grossem Interesse» 20 Drei Fragen an: Enea Martinelli von der Gesellschaft der Schweizerischen Amts- und Spitalapotheker Klipp & klar 21 Können Podologinnen zu Lasten der Grundversicherung abrechnen? Service 22 Übermächtige Krankenkassen-Lobby ist und bleibt ein Märchen 22 Delfintherapie: Eine gefährliche Tierquälerei 22 News aus aller Welt 23 Veranstaltungen 23 Mr. Raoul

Nr. 4, MAI 2008. Erscheint zehnmal jährlich Abonnementspreis Fr. 69.− pro Jahr, Einzelnummer Fr. 10.− Herausgeber und Administration santésuisse, Die Schweizer Krankenversicherer, Römerstrasse 20, Postfach, 4502 Solothurn Verantwortliche Redaktion Peter Kraft, Abteilung Politik und Kommunikation, Postfach, 4502 Solothurn, Tel. 032 625 42 71, Fax 032 625 41 51, E-Mail: redaktion@santesuisse.ch Herstellung: Vogt-Schild Druck AG, Gutenbergstrasse 1, 4552 Derendingen Gestaltungskonzept: Pomcany’s Layout: Henriette Lux Anzeigenverwaltung: Alle Inserate − auch Stelleninserate − sind zu richten an: «infosantésuisse», Römerstrasse 20, Postfach, 4502 Solothurn E-Mail: redaktion@santesuisse.ch Abonnementsverwaltung Tel. 032 625 42 74, Fax 032 625 41 51 Homepage: www.santesuisse.ch Titelbild: Heiner Grieder, Langenbruck BL ISSN 1660-7228


Angst vor der Macht der Prämienzahler?

Im März 2007 wurde die Idee einer staatlichen Einheitskrankenkasse mit einer überwältigenden Mehrheit abgelehnt. Damit sprach sich der Souverän explizit für Wettbewerb und Wahlfreiheit aus. Am 1. Juni 2008 geht es grundsätzlich wieder ums gleiche Thema. Auch der Verfassungsartikel «Für Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Krankenversicherung» stellt Wahlfreiheit und Wettbewerb sicher. Er richtet sich also ebenfalls nach den Bedürfnissen jener, die uns als Krankenversicherer am nächsten stehen – die Prämienzahler. Die Abstimmungsgegner – allen voran FMH und GDK – laufen mit haarsträubenden Argumenten Sturm gegen den Verfassungsartikel. Sie interpretieren alles Unmögliche in den zeitgemässen Verfassungszusatz hinein. Vor allem malen sie den Teufel an die Wand und warnen vor einem «Diktat der Kassen». Damit demaskieren und demontieren die Abstimmungsgegner sich und ihre Propaganda gleich selbst. Denn in Wahrheit zeigt die Stimmungsmache gegen die Krankenversicherer vor allem eines: Angst vor der «Macht der Prämienzahler». Als Krankenversicherer spüren wir die Macht unserer Kundinnen und Kunden unmittelbar. Jeden Tag. Und einmal pro Jahr wird abgerechnet. Dann entscheiden die Versicherten, ob sie uns die Treue halten oder zu einem anderen Anbieter wechseln. Weil sie Preis und Qualität der diversen Angebote vergleichen können. Der Verfassungsartikel weitet dieses konsumentenfreundliche Prinzip auf unser gesamtes Gesundheitssystem aus. Transparenz wird damit zur Pflicht – nicht nur für die Risiko- und Kostenträger (Versicherer), sondern auch für die Leistungserbringer (Spitäler, Ärzte, Therapeuten). Nur dank Transparenz entsteht Wahlfreiheit. Nur wo die Versicherten und Patienten sich frei für einen Leistungserbringer (ihrer Wahl) entscheiden können, entsteht Wettbewerb. Und nur wo Wettbewerb herrscht, verbessert sich die Qualität. Wir wollen gute Qualität zu attraktiven Preisen. Darum JA zum Verfassungsartikel «Für Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Krankenversicherung».

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Manfred Manser Verwaltungsrat santésuisse


Wir setzen über einen Viertel der Prämien in den Sand

Ineffizienz im Gesundheitswesen kostet Milliarden Fünf Milliarden Franken Prämiengelder versickern jedes Jahr im Gesundheitswesen, ohne dass sie etwas nützen. Schuld daran sind die falschen Anreize: Was in unserem System dem Einzelnen nützt, schadet nicht selten der Allgemeinheit.

«Die Anbieter-, Versicherer- und Patientenanreize für eine höhere Effizienz sind schwach.» Der OECD-Bericht zum schweizerischen Gesundheitswesen von 2006 findet deutliche Worte. Zwar ist die Qualität des Schweizer Gesundheitssystems gut – soweit sich das mit den wenigen verfügbaren Daten beurteilen lässt. Aber Länder wie Schweden oder Österreich haben gleich gute Werte in Sachen Lebenserwartung oder Sterblichkeit bei Krebs. Und sie erzielen diesen Erfolg mit weniger Mitteln als die Schweiz: Mit bedeutend tieferen Gesundheitsausgaben pro Kopf, und mit einem niedrigeren Anteil der Gesundheitskosten am Bruttoinlandprodukt. Falsches Tarifsystem und fehlende Zusammenarbeit

Die Ursachen ortet die OECD erstens im Tarifsystem: Die Ärzte verdienen mehr, wenn sie einen Patienten intensiv, lange und häufig behandeln. Wird er hingegen schnell gesund, ist das ein Nachteil für das Einkommen. Die Kantone haben ein Interesse daran, ihre Spitäler möglichst zu füllen. Je mehr Patienten im Spital liegen, desto mehr Beiträge zahlen die Krankenkassen, und desto weniger muss der Kanton zur Kostendeckung beitragen. Statt überzählige Betten abzubauen, ist es für die Kantone politisch einfacher, diese Betten einfach aufzufüllen und so ihre Kosten zu senken. Zweitens sei, so die OECD, die Gesundheitsversorgung in der Schweiz sehr unkoordiniert. Die verschiedenen Leistungserbringer arbeiten bei der Betreuung der Patienten kaum zusammen. Und drittens behindere die kantonale Organisation des schweizerischen Gesundheitswesens die Effizienz. Teilweise sehr kleine Einzugsgebiete bauen sich jeweils eine eigene Spitalversorgung auf. Das führt laut OECD zu Doppelspurigkeiten und hohen Mehrkosten ohne einen wirklichen Nutzen. Gewaltige finanzielle Folgen

Welche Auswirkungen haben diese Mängel konkret? Oder anders gefragt: Wie ineffizient ist das schweizerische Gesundheitswesen wirklich?

Die teuren Folgen des Tarifsystems zeigen sich im ambulanten Bereich eindrücklich. Der Tessiner Sozialwissenschaftler Gianfranco Domenighetti hat errechnet: Jedes Jahr führen die Ärzte Behandlungen im Wert von fast drei Milliarden Franken durch, die sich die Patienten zwar wünschen, die aber medizinisch nichts bringen. Weil die Ärzte an diesen unnötigen Leistungen zusätzlich verdienen, führen sie die Behandlungen auch durch. Zu verargen ist es ihnen nicht: Wer vergibt schon gerne ein besseres Einkommen und verliert dazu noch seine Kunden? Im stationären Sektor sieht es nicht viel besser aus. 2005 hat das Bundesamt für Statistik (BfS) zusammen mit der ETH und der Universität Lugano die Effizienz der Schweizer Spitäler untersucht*. Das Ergebnis: Der Ineffizienzgrad liegt bei über 20 Prozent. 20 Prozent der Spitalkosten könnten wir uns also sparen, ohne dass die Qualität darunter leiden würde. Die Krankenversicherer übernehmen jährlich acht Milliarden Franken an Spitalkosten. Laut der Studie des BfS sind das 1,6 Milliarden Franken zuviel. Bei den Medikamentenpreisen hat sich einiges getan: Der Bundesrat hat unter anderem tiefere Selbstbehalte für Generika und eine strengere Preisüberprüfung von patentgeschützten Arzneimitteln eingeführt. Trotzdem zeigt der aktuellste Medikamenten-Preisvergleich von santésuisse: Die Publikumspreise sind in der Schweiz noch immer zu hoch. Im Vergleich zur EU bezahlen die Krankenversicherer über 800 Millionen Franken pro Jahr zuviel für Medikamente. santésuisse aktualisiert den Medikamenten-Preisvergleich jedes Jahr. Es wird sich zeigen, ob die bundesrätlichen Reformen ihre Ziele erreichen. Auch für Medizinalprodukte wie Herzschrittmacher oder künstliche Gelenke bezahlen wir zuviel. Preisüberwacher

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Foto: Prisma

Im Gesundheitswesen setzen wir jedes Jahr fünf Milliarden Franken in den Sand. Diagnose: Zu wenig Effizienz.

Rudolf Strahm hat ein Sparpotenzial von «mindestens 100 Millionen Franken» errechnet. Die Schweizer Prämienzahler könnten sich über fünf Milliarden Franken schenken, ohne dass das Gesundheitswesen an Qualität einbüssen würde. Die gesamten Kosten in der Krankenversicherung betragen etwa 20 Milliarden Franken. Mehr als einen Viertel unserer Prämien setzen wir also in den Sand, weil das Schweizer Gesundheitswesen zu wenig effizient ist. Teure Innovationen müssen auch wirken

Auch der HSG-Ökonom Tilman Slembeck hat sich in seiner Studie «Kostentreiber im Schweizer Gesundheitswesen» Gedanken zur (In-)Effizienz unseres Systems gemacht. Er ermittelt ähnliche Ursachen für die zu hohen Kosten wie die OECD, geht in seiner Analyse aber noch weiter. In einem Versicherungssystem, so Slembeck, gibt es für Patienten wenig Gründe, auf unnötige Behandlungen zu verzichten, und für die Ärzte gibt es wenig Gründe, die Wünsche ihrer «Kunden» nicht zu erfüllen. Für die Kosten kommt schliesslich eine Drittpartei – die Versicherung – auf. Dieser Fehlanreiz ist Teil des Systems. Es ist unmöglich, ihn zu beseitigen. Es gibt laut Slembeck aber sehr wohl Möglichkeiten, ihn zu lindern – zum Beispiel höhere Selbstbehalte für unnötige Ausgaben. Bei den Generika hat dieser Ansatz bereits einigen Erfolg gezeigt. Managed Care-Modelle mildern den «Versicherungsanreiz» ebenfalls: Hier haben die Leistungserbringer kein Interesse mehr daran, überflüssige Behandlungen durchzuführen. Grosses Gewicht legt Slembeck auf die Nebeneffekte des medizinischen Fortschritts. Wenn teure Therapien oder Medikamente auf den Markt kommen, sei dies in Ordnung, wenn auch die Wirkung und nicht nur der Preis

hoch sei. Die Gefahr sei, dass teure Therapien auch bei anderen Krankheiten eingesetzt würden als ursprünglich vorgesehen. Dort sei die Wirkung oft nicht so gross, die hohen Kosten also nicht gerechtfertigt. Slembeck regt an, neue Therapien strenger auf ihre Wirtschaftlichkeit zu überprüfen und nur zu Preisen zu vergüten, welche der Wirkung angepasst sind. Einer für alle – alle für einen

Slembeck beschreibt in seiner Arbeit den wohl grössten Verursacher von Ineffizienz im Gesundheitswesen: Was für den einzelnen Patienten und Leistungserbringer sinnvoll erscheint, schadet oftmals der Allgemeinheit. Wer hohe Krankenkassenprämien zahlt, versucht diese Investition zu amortisieren, indem er vom Angebot des Systems profitiert. Der einzelne Leistungserbringer verbessert mit dieser konsumfreudigen Kundschaft sein Einkommen. Allerdings: Das Verhalten der Einzelnen treibt die Krankenkassen-Prämien in die Höhe, was der Allgemeinheit schadet. Das Individuum versucht, die noch höhere Investition noch besser zu amortisieren. Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen. Unser Gesundheitswesen braucht Anreize, die den Vorteil für den Einzelnen mit dem Vorteil für die Allgemeinheit verbindet. Einer für alle – alle für einen: An diese Richtlinie müssen sich künftige Reformen des Gesundheitswesens halten, wenn sie tatsächlich zu mehr Effizienz beitragen wollen. PETER KRAFT

* Eine Zusammenfassung der Studie findet sich unter: www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/news/publikationen.Document.63622.pdf

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Erfolg von Managed Care basiert auf Transparenz und Anreizen

Rabatte allein genügen nicht Für Verhaltensänderungen braucht der Mensch Transparenz und Anreize. Dies gilt überall im Leben: Im Supermarkt locken augenfällig die Aktionen, damit der Kunde im Sinne der Interessen des Detailhändlers bestimmte Produkte kauft, auf der Strasse drohen offenkundig Bussen, damit wir im Sinne der Verkehrssicherheit unser Fahrverhalten zäumen. Diese Gesetzmässigkeit gilt auch im Gesundheitswesen. Will man Managed Care im Sinne einer wirtschaftlichen und qualitativ hoch stehenden Leistungserbringung fördern, sind für jedermann Vorzüge transparent zu machen und Anreize zu setzen.

enten senken kann, schafft dies gegenüber der Konkurrenz einen Prämienvorteil. Qualitativ herausragende Produkte ziehen überdies zusätzliche Kunden an. Damit Krankenversicherer Modelle anpreisen können, welche all die genannten Vorzüge auf sich vereinen, braucht es Anreize, die greifen. So sollten die im Managed Care-Modell erzielten Einsparungen voll den Versicherten zugute kommen. Abzusehen ist von den heutigen unflexiblen Maximalrabatten. Weiter müssen die Qualitätsvorteile der Managed Care-Medizin messbar und transparent werden, damit der Versicherte Modelle vergleichen und nach objektiven Kriterien auswählen kann. Der wichtigste Anreiz für den Versicherer bleibt aber die unternehmerische Freiheit. Umso einge-

Foto: Prisma

An einem erfolgreichen Managed Care-Modell sind die wichtigsten Akteure im Gesundheitswesen beteiligt. Die Leistungserbringer müssen sich in Netzwerken oder HMOs zusammenschliessen, die Krankenversicherer ein entsprechendes, alternatives Versicherungsmodell anbieten und die Versicherten am Ende bereit sein, diesem beizutreten und es nicht schon bei nächster Gelegenheit wieder zu verlassen. Schert auch nur eine Partei aus, ist das Modell zum Scheitern verurteilt, oder es kann zumindest das eherne Ziel einer wirtschaftlichen und qualitativ hoch stehenden Leistungserbringung nicht erreichen. Werden allerdings die Vorzüge transparent und bekommen alle Akteure die richtigen Anreize, steigen die Chancen für erfolgreiche Managed CareModelle. Es genügt aber nicht, nur die Versicherten mit Prämienrabatten zu locken. Alle Parteien bedürfen als Motivation Zuckerbrot oder Peitsche – wobei ersteres klar zu bevorzugen ist. Versicherer benötigen unternehmerische Freiheit

Ein funktionierendes Managed Care-Modell hat für die Krankenversicherer diverse Vorteile. Die integrierte Versorgung von Patienten steigert die Effizienz der medizinischen Abläufe und verhindert Mehrfachbehandlungen. Sofern die Leistungserbringer Budgetverantwortung tragen, entfallen auch unwirtschaftliche Leistungen. Das entlastet die Prämien. Auch in qualitativer Hinsicht profitieren die Krankenversicherer von Managed Care. Die Zusammenarbeit unter Leistungserbringern, der Erfahrungsaustausch und die Arbeit von Qualitätszirkeln verhindern den Verlust wertvoller Informationen und vereinfachen die Rücksprache der Krankenversicherer mit den behandelnden Ärzten. Diese Qualität führt nicht zu Mehrkosten, sondern ermöglicht den Versicherern weitere Einsparungen. Zu guter Letzt stellt Managed Care für die Versicherer ein bedeutendes Wettbewerbselement dar. Sie können ein Versicherungsmodell anbieten, welches genau den Bedürfnissen bestimmter Kunden entspricht. Wenn ein Managed Care-Modell die Behandlungskosten der Pati-

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schränkter er in der Ausgestaltung seiner Modelle ist, desto eher wird er ganz auf ein Angebot verzichten. Keine Einkommensnachteile für Leistungserbringer

Welche Vorteile können die Leistungserbringer von einer Vernetzung untereinander erwarten? Sie ermöglicht das Teilen der Verantwortung mit Kollegen, den Informationsaustausch als Bestandteil der Qualitätssicherung und bietet letztlich die Möglichkeit, koordinierte, patientenorientierte sowie qualitativ gute Medizin zu betreiben. Gleichzeitig verbessert ein intaktes Managed Care-Modell die Arbeitsbedingungen von Ärzten. Gemeinsam in einem Netzwerk tragen sie ein kleineres finanzielles Risiko, reduzieren ihre Arbeits- und Prä-

senzzeiten, entlasten sich in der Administration und profitieren von einem besser organisierten Notfalldienst. Trotz all dieser Vorzüge werden sich Leistungserbringer nur zusammenschliessen, wenn sich Netzwerke und HMO-Praxen nicht ständig mit neuen administrativen Auflagen konfrontiert sehen und wenn sie keine Einkommensnachteile gegenüber der Arbeit in einer Einzelpraxis hinnehmen müssen. Versicherte und Patienten wollen mehr Transparenz

Im Zentrum des ganzen Systems stehen die Versicherten und die Patienten. Managed Care-Medizin hat ihre Existenzberechtigung nur dann, wenn sie den Bedürfnissen der Versicherten und Patienten entspricht und ihnen einen Vorteil verschafft. Wo liegt nun aber der konkrete Nutzen? Erstens profitieren in einem optimalen Managed Care-Modell Versicherte und Patienten in ihrer Rolle als Prämienzahler von den erzielten Einsparungen. Zweitens geniessen sie als Patienten eine qualitativ bessere, patientenorientierte Medizin, bei der keine Informationen zwischen den Schnittstellen verloren gehen. Lästige Mehrfachbehandlungen und kontraproduktive Überarztung sind kein Thema mehr. Allerdings gilt auch hier: Die geschilderten Vorteile genügen kaum, um die Versicherten zum Schritt in ein Managed Care-Modell zu bewegen. Das liegt insbesondere an den fehlenden Informationen und der ungenügenden Transparenz über den Nutzen. Dieses Manko führt so weit, dass die Versicherten ob ihrer Unkenntnis die Vorzüge der Managed CareMedizin weniger stark gewichten als die Einschränkung der freien Wahl des Leistungserbringers. Sie wählen deshalb den Verbleib in der ordentlichen Grundversicherung. Um dies zu verhindern, muss einerseits die Qualität der Managed Care-Medizin gemessen und den Versicherten klipp und klar aufgezeigt werden. Andererseits dürfen Regulierungen den Prämienvorteil nicht künstlich tief halten: Die gesamten Einsparungen sollen an die Versicherten gehen. MATTHIAS SCHENKER

Rabatte allein reichen nicht für einen Kaufentscheid. Auch das Produkt selbst muss überzeugen. Bei Managed CareModellen ist das nicht anders.

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Für Qualitätsvergleiche im Gesundheitswesen

Frankreich macht es vor: Qualitätsvergleiche sorgen für bessere Medizin Übers Internet können heute per Mausklick Qualität und Kosten von allerlei Produkten und Dienstleistungen verglichen werden. Taugen diese Systeme auch für das Gesundheitswesen? In Frankreich veröffentlichen Zeitschriften und Internetsites regelmässig eine Rangliste von Spitälern. Steht uns das in der Schweiz noch bevor? Wo liegen die Vorteile von solchen Vergleichen? Eine Standortbestimmung aus Frankreich und der Schweiz.

Einmal im Jahr veröffentlichen die zwei französischen Wochenzeitschriften Le Point und L’Express die neuste Rangliste der französischen Spitäler. Das Vorgehen ist nicht in beiden Fällen gleich, aber das Ziel ist klar: Transparenz und Information. Le Point bezeichnet die besten Spitäler in 40 medizinischen Fachrichtungen. Wichtigste Grundlagen: Ein von 700 Patienten ausgefüllter Fragebogen und das vom Gesundheitsministerium lancierte Programm zur Erfassung der medizinischen Aktivitäten (PMSI). L’Express zieht einen Vergleich zwischen den sichersten Spitälern in Frankreich, was es den Patienten ermöglicht, ihr Regionalspital anhand der Rangliste einzuordnen. Für jedes Departement gibt es ein eigenes Verzeichnis, und die Krankenhäuser sind nach Fachgebiet sortiert. Nur gerade fünf von 1612 Spitälern haben nicht an der Erhebung des Gesundheitsministeriums teilgenommen. Das Ministerium wertet die Ergebnisse aus und veröffentlicht sie jeweils anfangs Jahr.

Erste Schritte in der Schweiz

Qualitätssicherungskonzepte und -programme gibt es in der Schweiz zwar. Doch die Durchführung gemäss Art. 58 KVG und Art. 77 KVV lässt noch zu wünschen übrig – und das zwölf Jahre nach Inkrafttreten des KVG. comparis.ch und H+ bieten derzeit Vergleichsübersichten an. Das Benchmarking von comparis.ch beruht auf vier Kriterien: Patientenzufriedenheit, Rehospitalisation, Infektionen und medizinische Fehler. Grundlage ist eine Befragung bei 15 000 Patienten. Die Liste nach Kantonen enthält 53 Spitäler. Der nichtwissenschaftliche Ansatz der Erhebung mag vielleicht Anlass zur Kritik sein. Aber die einfachen Kriterien und die direkt bei den Patienten erhobenen Informationen erfüllen die Erwartungen der Öffentlichkeit möglicherweise gar nicht so schlecht. Auf der Website www.spitalinformation.ch veröffentlicht H+ die auf sieben Kriterien basierenden Qualitätsberichte von zehn Schweizer Spitälern. Alle Spitäler befinden sich in der Deutschschweiz. Man ist also noch weit von einer gesamtschweizerischen Vergleichsstatistik nach dem französischen Modell entfernt. Die Ergebnisse werden nach Krankenhaustypologie wiedergeben. 58 Prozent der Aktivmitglieder von H+ haben an der Befragung teilgenommen. Dass Information und Transparenz ins Zentrum gerückt werden, ist zwar lobenswert. Jedoch enthält der zusammenfassende Bericht 42 Seiten. Nicht viele Patienten sind bereit, ein solch langes Dokument zu lesen. H+ sieht Handlungsbedarf und möchte diesen Kommunikationsaspekt noch verbessern.

Gute Erfahrungen aus Frankreich

Le Point veröffentlicht jedes einzelne Qualitätsmerkmal, um Interpretationsprobleme auszuschliessen. L’Express hingegen konzentriert sich auf im Spital erworbene Infektionen. Die Zeitung begründet dieses Vorgehen damit, dass laut einer Umfrage 73 Prozent der Franzosen bei einem Spitalaufenthalt Infektionsrisiken als grösste Gefahr sehen, gefolgt von medizinischen Fehlern (67 Prozent). Diese Angst ist die Folge von mehreren Skandalen, welche die französischen Medien in den letzten Jahren aufgedeckt haben. Ein Beispiel ist die Pariser Sportklinik. 1997 stellte sich heraus, dass die Klinik Wegwerfmaterial wiederverwendet hatte. Ausserdem wurden Instrumente nur ungenügend sterilisiert. 58 Patienten, die einer Rückenoperation unterzogen wurden, haben eine Infektion erlitten. Die französischen Erhebungen sind natürlich nicht perfekt – aber es gibt sie zumindest. Um ein noch besseres Ergebnis zu erzielen, müssten die Studien die einzelnen Indikatoren präzisieren, allgemeinverständlich darstellen und standardisieren. Auch die Qualität und Wirksamkeit, welche die einzelnen Akteure unterschiedlich definieren, müssten näher beschrieben werden. Da Patienten, Leistungserbringer und Versicherer nicht die gleichen Erwartungen und Bedürfnisse haben, müsste es für diese Gruppen unterschiedliche Ranglisten geben.

Wieso hinkt die Schweiz hinterher?

Die Vergleiche an sich sind nur ein Bruchteil der intensiven Vorarbeiten, um die Qualität zu definieren und in den Spitälern schweizweit standardisierte Protokolle einzuführen. Denn es geht darum, die Abläufe zu überdenken, das Personal auf die neuen Prozesse zu schulen und davon zu überzeugen, neue Arbeitsmethoden anzuwenden – keine einfache Aufgabe, je nach Hierarchie und Dienstalter des Personals. Solche Initiativen brauchen die Unterstützung der Führung, damit die Motivation zum Mitmachen da ist. In Frankreich war die oberste Gesundheitsbehörde (HAS) die treibende Kraft. Sie hat die Spitäler zur Mitarbeit verpflichtet und ihnen Fristen gesetzt. Das ist der entscheidende Faktor dafür, dass Frankreich bereits weit fortgeschritten ist. In der Schweiz hat es der Bundsrat vorgezogen, die Qualitätssicherung den Leistungserbringern zu übertragen. Das ist für die Spitäler arbeitsintensiv und kostspielig, und nur wenige Einrichtungen erachten diese Aufgabe bis jetzt als vorrangig. Eine Bremswirkung haben auch die Kosten für die Spitäler, die Betriebskosten einer möglichen Landeszentrale für die Auswertung der Ergebnisse und vor allem die Kosten für

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Massnahmen zur Verbesserung der Qualität. Ebenfalls erschwerend für eine rasche Umsetzung: Die Spitäler müssen Einblick in ihre Arbeiten gewähren und kommen dadurch womöglich an den Pranger. Schliesslich ist auch die Methodik bei Vergleichsstudien ein grundlegendes Problem: Welche Kriterien sind zuverlässig und für alle Spitäler aussagekräftig? Wie lassen sich die Arbeiten der einzelnen Einrichtungen koordinieren? Wie können Ergebnisse einheitlich zusammengetragen und analysiert werden? Wie kann man die Spitäler davon überzeugen, transparent zu sein? Wo liegen die Vorteile?

MAUD HILAIRE SCHENKER

So sieht Transparenz aus: Spital-Ranking in der französischen Zeitung L'Express.

Quelle: L’EXPRESS

Qualitätserhebungen sind für alle Akteure des Gesundheitswesens ein Plus. Die Patienten können sich informieren, was ihnen vor der Behandlung Sicherheit vermittelt. Ausserdem brauchen die Patienten mit der freien Spitalwahl, die 2012 in Kraft tritt, ein Instrument, um ein geeignetes Spital auswählen zu können. Die Qualität der Spitäler verbessert sich ebenfalls, wie das Beispiel Frankreich zeigt: 2007 waren gemäss L’Express 591 von 1609 Spitälern in der Klasse A (Höchstnote)

und 34 in der Klasse E (Tiefstnote). 2008 waren 1014 Spitäler in der Klasse A und nur noch 11 in der Klasse E. Qualitätserhebungen haben ausserdem einen Nachahmereffekt und fördern die Transparenz in Sachen Qualität, Wirksamkeit und natürlich Wirtschaftlichkeit. Solche Erhebungen nützen auch der Abrechnung nach diagnosebezogenen Fallgruppen (DRG), weil Qualitätskriterien so Teil der Verhandlungen mit den Versicherern sind. Im Zentrum stehen Information und Transparenz für die Patienten. Um eine kontinuierliche Verbesserung zu erzielen, braucht es eine regelmässige Aktualisierung der Daten. Eine Ausweitung der Qualitätserhebungen auf alle Leistungserbringer würde die Transparenz fördern. Der Verfassungsartikel, über den wir am 1. Juni abstimmen, leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Selbst wenn in der Schweiz die Veröffentlichung solcher Erhebungen auf sich warten lässt, heisst das noch lange nicht, dass Qualitätsaspekte zweitrangig sind.

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Die Evidence Based Medicine sagt dem Halbwissen in der Medizin den Kampf an

Eine Wissenschaft auf dem Prüfstand Die Medizin ist eine spezielle Wissenschaft: Sie ist über Jahrtausende gewachsen, und viele Heilmethoden halten sich seit undenklichen Zeiten. In den letzten Jahrzehnten aber ist das medizinische Wissen explodiert. Diese schnelle Entwicklung hat aber auch viel Halbwissen hervorgebracht. Es gibt viele Therapien, deren Wirksamkeit nicht bewiesen ist. Die Evidence Based Medicine hilft den Ärzten, sich im Wissensdschungel besser zu orientieren.

Das medizinische Wissen steigt seit einigen Jahrzehnten rasant an. Es wird auch in Zukunft sehr schnell wachsen. Das ist einerseits von grossem Vorteil: Je mehr die Ärzte über unseren Körper und über Krankheiten wissen, desto mehr kranke Menschen können sie heilen. Andererseits: Das medizinische Wissen verdoppelt sich alle fünf Jahre, und mit diesem Tempo vermag kaum ein Arzt Schritt zu halten. Woher soll er wissen, ob seine Therapie gegen Lungenentzündung, die er seit Jahren anwendet, immer noch die beste ist? Können es sich Ärzte und Patienten leisten, weiterhin auf Erlerntes, Erfahrung und die absolute Therapiefreiheit zu verlassen?

Wie beweist man Wirksamkeit?

Wie beweisen Wissenschaftler eigentlich die Wirksamkeit einer medizinischen Therapie? Medikamente, aber auch andere Formen der Therapie, wirken nicht bei allen Personen gleich. Um ein verlässliches Bild von der Wirkung zu bekommen, braucht es eine genügend grosse Menge an Testpersonen. Sie erhalten entweder das Testmedikament oder eine Pille ohne Wirkung (Placebo). Die Entscheidung, ob eine Testperson das Medikament oder ein Placebo erhält, ist zufällig. Weder die Testperson noch die beteiligten Ärzte wissen, ob wirklich das Testmedikament im Spiel ist oder nicht. Diese Untersuchungen heissen radomisierte Doppelblind-Studien. Die Wissenschaftler können damit nicht nur die Wirksamkeit eines Medikaments ermitteln. Sie können auch Vergleiche zwischen verschiedenen Medikamenten und Therapien anstellen. Für die EBM sind sie der Mindest-Standard. Um Irrtümer wegen der Zusammensetzung der Placebo- und der Medikamenten-Gruppe ganz auszuschliessen, können die Tester eine Cross-Over-Studie anschliessen. Dort werden die beiden Gruppen ausgetauscht. Die Wissenschaftler können also für jeden Probanden den Unterschied zwischen Placebo- und Medikamentenwirkung feststellen. Fehlbehandlungen sind gefährlich und teuer

Keine sture Wissenschaftlichkeit

Seit Mitte der neunziger Jahre gibt es den Begriff Evidence Based Medicine (EBM). Übersetzt heisst das «Medizin, die auf Beweisen aufbaut». Streng genommen sind damit Behandlungen gemeint, die das Resultat von klinischen Studien sind oder systematischer Forschung standhalten. Das Problem daran: Alte Methoden, die sich seit langer Zeit bestens bewährt haben, aber nie klinisch getestet wurden, könnten nach dem Prinzip der EBM nicht mehr angewendet werden. Das Journal of American Medical Association gibt deshalb eine Defnition, welche die EBM praxistauglich macht: «Evidence Based Medicine ist die Kombination der besten Evidenz mit den Wertvorstellungen des Patienten, um Entscheidungen in der Behandlung zu treffen.» Das bedeutet: Die EBM rät nicht dazu, alles zu unterlassen, was wissenschaftlich nicht untermauert ist. Sie rät aber von Behandlungen ab, für die eine bessere Alternative nachgewiesen oder deren Wirksamkeit wissenschaftlich widerlegt ist. Natürlich kann man sich fragen, warum in der Medizin, die ja eine Naturwissenschaft ist, nicht alles hieb- und stichfest belegt ist. Die Medizin ist eine uralte Wissenschaft. Die Menschen haben immer schon nach Rezepten gesucht, um ihre Gesundheit zu schützen. Sie haben damit nicht gewartet, bis sie wissenschaftliche Methoden in der Hand hatten. Dass Zucker Karies verursacht, ist nie in einer Studie belegt worden, aber trotzdem unumstritten. Andere Therapien haben so schnell und so eindeutig einen Durchbruch erzielt, dass der Tatbeweis erbracht ist. Teure wissenschaftliche Studien wären weder finanziell noch ethisch vertretbar. In solchen Fällen setzt sich die EBM selber Grenzen. Sie fordert nur dann klinische Studien, wenn es auch etwas zu beweisen gibt.

Evidence Based Medicine dient in erster Linie der medizinischen Qualität und der Patientensicherheit. Daneben hat sich aber auch ein nicht zu unterschätzendes Potenzial, die Gesundheitskosten zu dämpfen. Einige Beispiele zu den Kosten von Fehlbehandlungen mögen das illustrieren: • Friedhelm Lamprecht, Professor für Psychosomatik in Hamburg, schätzt die jährlichen Kosten der Fehlbehandlung von psychosomatisch Kranken in Deutschland auf umgerechnet rund 100 Milliarden Franken. Auf die schweizerische Bevölkerung hochgerechnet wären dies neun Milliarden Franken. Es gibt kaum Hinweise, dass die Situation hierzulande besser wäre. Selbst der Verband Schweizer PsychotherapeutInnen forderte letzten Dezember in einem Brief an die National- und Ständeräte: «Es braucht dringend eine eidgenössische Regelung der Qualitätsstandards von Psychotherapeuten.» • Das Universitätsspital Zürich hat in einer Studie berechnet, dass unerwünschte Nebenwirkungen von Medikamenten zu jährlichen Krankenkassen-Kosten von über 400 Millionen Franken führen. Eine ähnliche Untersuchung am Kantonsspital Bellinzona ergab: 96 Prozent dieser unerwünschten Wirkungen beruhen auf Behandlungsfehlern. • Die Schweizerische Gesellschaft für Spitalhygiene schätzt, dass die vermeidbaren Kosten von Spitalinfektionen bei 100 Millionen Franken pro Jahr liegen. • Jedes Jahr werden ärztliche Leistungen im Umfang von zwei Milliarden Franken erbracht, die den Patienten nichts nützen. Das hat der Tessiner Sozialwissenschaftler Gianfranco Domenighetti errechnet.

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Foto: Prisma

Wie sich zurechtfinden im Dschungel der Therapien? Evidence Based Medicine hilft.

Hände weg von Antibiotika bei Erkältungen

Die wissenschaftliche Prüfung von Therapien macht also aus Sicherheits-, Qualitäts- und Kostengründen Sinn. In der Schweiz ist dafür unter anderem das Institut für klinische Epidemiologie in Basel (BICE) zuständig. Es wurde 2001 von santésuisse und der Gottfried und Julia Bangerter-Rhyner-Stiftung gegründet. Seither hat das BICE immer wieder wertvolle Studien durchgeführt und konkrete Handlungsrichtlinien für den medizinischen Alltag herausgegeben. Einige wenige Beispiele*: • Das BICE hat 2006 Richtlinien für die Behandlung von Infektionen der Atemwege herausgegeben. Es hält darin fest: Eine flächendeckende Behandlung solcher Erkrankungen mit Antibiotika hat nur einen geringen nachweisbaren Nutzen. Der Schaden ist allerdings bewiesen: Immer mehr Bakterien werden gegen Antibiotika immun. Eine zurückhaltende Anwendung von Antibiotika bringt genauso gute Behandlungsergebnisse. Gleichzeitig sinkt der Anteil der resistenten Bakterien um 40 Prozent. Das BICE hat für eine breite Palette an Krankheiten Richtlinien erarbeitet. Bei gewöhnlichen Erkältungen rät es von Antibiotika gänzlich ab, ebenso bei Entzündungen der Nasennebenhöhlen. • Ein einsetzbarer Defibrillator wird wie ein Herzschrittmacher ins Herz gepflanzt. Er soll den plötzlichen Tod durch Herzflimmern verhindern. Das BICE hat herausgefunden, dass Defibrillator-Patienten ein deutlich geringeres Sterberisiko haben, wenn dem Eingriff eine angepasste Behand-

lung vorangegangen ist. Das Gerät sollte also dem Körper nicht unvorbereitet eingepflanzt werden. • Das BICE untersucht, ob es Biomarker gibt, die den Verlauf von Lungenentzündungen beeinflussen. • Das BICE ist an der Schweizerischen HIV-Kohorten-Studie beteiligt. Diese Langzeitstudie untersucht den Verlauf von AIDS und den langfristigen Erfolg von Therapien. Weil das AIDS-Virus dank den neuen Medikamenten mittlerweile an der Vermehrung gehindert wird, droht den HIV-Patienten die grösste Gefahr von Begleitkrankheiten wie etwa Diabetes. Die HIV-Kohorten-Studie sucht nach der optimalen Vorbeugung und Behandlung für diese Begleitkrankheiten. Diese Beispiele zeigen: Die Evidence Based Medicine erweitert den medizinischen Horizont. Sie räumt auch mit Fehlbehandlungen auf, die – wie im Fall der zu häufig verschriebenen Antibiotika – geradezu systematisch durchgeführt wurden. Den Patienten garantiert sie mehr Qualität, den Medizinern bringt sie mehr Entscheidungssicherheit, und die Krankenversicherer müssen weniger unnötige Kosten übernehmen. PETER KRAFT

*Mehr Informationen unter www.bice.ch

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Krankenversicherer und Behörden finden dank industrieunabhängiger Forschung Erstaunliches heraus

Günstige und gute Behandlungen gefunden – gefährliche Therapien verhindert

Klinische Studien sollen die Wirksamkeit von neuen Medikamenten oder Therapien beweisen oder widerlegen. Das Problem ist nur: Mehr als drei Viertel dieser Untersuchungen geben die Herstellerfirmen selber in Auftrag. Diese haben damit einen grossen Einfluss auf die Fragestellung, und die Studien klammern mitunter Risiken oder unbequeme Aspekte aus. So blieb lange unbemerkt, dass das Medikament Vioxx das Herzinfarkt-Risiko erhöht und gewisse Antidepressiva nicht viel mehr nützen als die berühmte Mehlpille. Wenn Studien negativ ausfallen, behalten die Firmen sie oft zurück. Um die mangelhafte Wirksamkeit mancher Antidepressiva nachzuweisen, musste ein internationales Forscherteam die amerikanische Arzneimittelbehörde gerichtlich dazu zwingen, alle verfügbaren Studien herauszugeben. Natürlich haben die Pharmafirmen auch methodische Tricks auf Lager. Sie berechnen gerne die relative Risikoreduktion – also die Verbesserung im Vergleich zur alten Therapie. Wenn es bereits eine Therapie gibt, die das Sterberisiko bei einer Krankheit auf 0,02 Prozent gesenkt hat, kann die neue Therapie, die das Risiko auf 0,01 Prozent senkt, relativ gesehen als 50 Prozent besser verkauft werden. Für den einzelnen Patienten sinkt das Risiko aber nur um 0,01 Prozent. Das wäre der eigentlich wichtige Wert.

Foto: Prisma

Die Pharmaindustrie hat praktisch ein Monopol in der klinischen Forschung. Die Krankenversicherer und die Behörden versuchen, mit eigenen Studien dagegen zu halten. Unter anderem haben sie so die Einführung einer nicht ungefährlichen Arthrosetherapie verhindert. Doch ihre Geldmittel sind knapp. Die Politik wird entscheiden müssen, ob sie das Testen von Therapien den Herstellern überlässt – oder ob sie industrieunabhängige Forschung fördern will.

Der prüfende Blick: Industrieunabhängige Forschung beurteilt Medikamente und Behandlungsmethoden ohne Hintergedanken.

Günstige Vorsorgeuntersuchungen dank Semof

Das US-Wissenschaftsmagazin Nature hat ausgerechnet: Eine klinische Studie kostet durchschnittlich 180 Millionen Dollar. Für den Staat oder für die Krankenversicherer sind solche Kosten nicht tragbar. Das Feld bleibt deshalb mehrheitlich der Industrie überlassen. Aber es gibt Ausnahmen. In Italien müssen ansässige Firmen Zwangsabgaben entrichten, mit denen der Staat industrieunabhängige Forschung finanziert. Und in der Schweiz spannen Staat, Krankenversicherer und Forschung punktuell zusammen, um neutrale Untersuchungen durchzuführen. Zwischen 1999 und 2002

hat das Universitätsspital Lausanne im Auftrag von Bund und Krankenversicherern verschiedene Methoden zur Ult­ raschalluntersuchung von Knochen getestet. Die bisher bekannten Methoden zur Knochenuntersuchung waren entweder zu strahlenintensiv (Röntgen) oder zu teuer (Computertomografie), um damit Vorsorgeuntersuchungen zur Osteoporose durchzuführen. Eine Untersuchung mit 7500 Frauen über 70 Jahren hat bewiesen, dass eine Ultraschalluntersuchung der Ferse eine günstige, wenig belastende und zuverlässige Form der Vorsorgeuntersuchung ist: Die meisten Frauen, die während der Testphase Knochenbrüche erlitten, waren vom Fersen-Check als Risiko-Personen identifiziert worden. Dank der Semof- Studie ist es möglich, Vorsorgemassnahmen gezielt bei Risikopatientinnen einzusetzen. Dazu reicht die günstige Fersen-Untersuchung.

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Präparate an 660 Patienten. Das Ergebnis ist ernüchternd: Hylan wirkt nicht besser als Hyaluronsäure, hat aber deutlich mehr Nebenwirkungen. Die Studie war eigentlich viel grösser geplant – aber wegen der offensichtlich schlechten Ergebnisse schreckten die Forscher vor dem Risiko zurück, weiteren Personen Hylan zu spritzen. Die Grundversicherung bezahlt die mehr schädlichen als nützlichen Injektionen nun nicht mehr – dank der SVISCOT-Studie. Unabhängig und profitabel: Geht das?

Auch der Schweizerische Nationalfonds (SNF) hat den Wert der industrieunabhängigen Forschung erkannt und fördert eigenständige Institute (so genannte CTU), die klinische Studien durchführen wollen. Allerdings schreibt der SNF auf seiner Website: «Die CTU zeigen auf, wie sie spätestens nach fünf Jahren degressiver Anschubfinanzierung durch den SNF für ihre Dienstleistungen und Infrastrukturen selbst aufkommen können.» Die Frage ist, ob es für die CTU möglich sein wird, kostendeckend zu arbeiten und gleichzeitig auf die lukrativen Pharmaaufträge zu verzichten. Es wird sich weisen, ob Unabhängigkeit für die CTU auch profitabel sein kann. Sollte das Experiment scheitern, sind die Akteure des Gesundheitswesens gefordert. Zusammen mit den Behörden müssen sie dann einen Weg suchen, wie sie die industrieunabhängige Forschung finanzieren wollen. Denn den Nutzen solcher Studien haben Semof und SVISCOT eindrücklich bewiesen. PETER KRAFT

Medikament oder Medizinalprodukt?

SVISCOT bannt Gefahr für Arthrosepatienten

Seit langer Zeit verwenden die Ärzte bei Kniearthrosen Hyaluronsäure. Sie ähnelt der Gelenkflüssigkeit. Die Patienten erhalten eine Spritze mit Hyaluronsäure ins Knie, damit es besser geschmiert ist und weniger schmerzt. Eine Firma präsentierte vor einigen Jahren eine «Weiterentwicklung» der Hyaluronsäure. Der Wirkstoff Hylan bekämpfe die Schmerzen besser als die alte Säure, weil sich seine Moleküle miteinander verbinden, behaupteten die Hersteller. Das hatte seinen Preis: Mehr als doppelt so viel wie die alte Therapie sollte Hylan kosten. Das Bundesamt für Sozialversicherung und santésuisse waren skeptisch, und das mit gutem Grund: Weil Hylan als Medizinalprodukt und nicht als Medikament gilt, musste es keine klinischen Studien überstehen (mehr dazu im Kasten). Sie gaben beim Berner Präventivmediziner Peter Jüni eine Studie in Auftrag. Er testete die beiden

Ein Medikament ist ein Stoff, der mit körpereigenen Stoffen in Wechselwirkung tritt, um einen Heilungsprozess zu starten oder zu beschleunigen. Hyaluronsäure oder Hylan werden zwar in den Körper gespritzt, aber sie verändern im Körper kein einziges Molekül. Sie sind nur dazu da, die Reibung in den Gelenken rein mechanisch zu reduzieren. Deshalb gelten sie nicht als Medikamente, sondern als Medizinalprodukte. Letztere müssen sich keinen klinischen Tests unterziehen, um zugelassen zu werden.

13 | Im Fokus 4/08


Im Gespräch: Felix Schneuwly, neuer Leiter der Abteilung Politik und Kommunikation von santésuisse

«Wir müssen mehr auf die Bevölkerung zugehen» Felix Schneuwly zieht eine rundum positive erste Bilanz: Der neue Abteilungsleiter Politik und Kommunikation bei santésuisse ist begeistert von seiner schwierigen Aufgabe. Seine wichtigste Erkenntnis aus den ersten Amtsmonaten: santésuisse und die Krankenversicherer müssen politisch stark bleiben, aber gleichzeitig volksnäher werden.

Was hat Sie dazu bewogen, die Stelle als Leiter Politik und Kommunikation von santésuisse anzunehmen?

Ich habe mich eher gefragt, was ich machen muss, damit ich diesen aussergewöhnlichen Job überhaupt bekomme. Ich war denn auch sehr angenehm überrascht, als die Wahl auf mich fiel. Ich kann hier als ehemaliger Geschäftsführer des Blinden- und des Psychologenverbands einiges an Erfahrung einbringen. Vom Themengebiet her sind diese beiden Verbände mit santésuisse durchaus verwandt. Aber bei santésuisse ist das Bewusstsein für ökonomische Aspekte und für die Vorteile des Wettbewerbs grösser. Damit kann ich mich sehr gut anfreunden, denn der Wettbewerb, der santésuisse vorschwebt, beruht auf positiven Anreizen. Weniger sympathisch wäre mir

ein Konkurrenzkampf, der hauptsächlich darauf aus ist, den Kontrahenten ein Bein zu stellen. In Ihrer neuen Funktion stehen Sie oft in der Öffentlichkeit – und zu einem guten Teil davon in der Kritik. Wie gehen Sie damit um? Sind Sie hart im Nehmen?

Ich wäre natürlich ein Heuchler, wenn ich sagen würde, dass mir Kritik Spass macht. Aber Kritik kann sehr fruchtbar sein, wenn man bereit ist, sich mit ihr auseinanderzusetzen. Sie ist ein Anreiz, mehr als bisher auf die Leute zuzugehen und ihnen den Nutzen der Krankenversicherer für die Allgemeinheit zu erklären. Wenn wir einen guten Vertrag aushandeln, spricht man von den knauserigen Versicherern. Dabei liegt so ein Vertrag genauso im Interesse der prämienzahlenden Bevölkerung. Bisher konnten wir das nicht überzeugend genug aufzeigen. Sie sagen es: Das Image der Krankenversicherer ist weiterhin angeschlagen. Eine Ihrer Aufgaben ist es, dieses Image aufzupolieren. Wie wollen Sie das anstellen?

Im Moment ist die Stimmung so, dass die Krankenversicherer als mächtige Lobby-Macht gelten. Entsprechend gross ist das Misstrauen. In einer di-

Zur Person

Felix Schneuwly übernahm 1991 nach dem Lizenziat in Journalistik und Psychologie das Regionalsekretariat Deutschschweiz des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes SBV. 1995 wechselte er als Generalsekretär zur Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen FSP, um 2001 als Zentralsekretär zum SBV zurückzukehren. Felix Schneuwly hat von 2001 bis 2005 berufsbegleitend ein Nachdiplomstudium als Executive MBA in Nonprofit-Management absolviert und sich neben Führungsaufgaben stets um die Kommunikation und Interessenvertretung gekümmert. Felix Schneuwly lebt in Wünnewil FR. Er ist verheiratet und hat drei Kinder im Alter von 14, 12, und 9 Jahren. In seiner Freizeit bewegt er sich am liebsten draussen mit der Familie, Freunden oder alleine, joggend, radelnd, skifahrend oder in grossen Städten bummelnd. Hinsichtlich Arbeit und Fernsehen ist er, je nach Selbst- oder Fremdbeurteilung, leicht bis erheblich suchtgefährdet.

rekten Demokratie ist es aber alles andere als ideal, im Parlament gute Überzeugungsarbeit zu leisten und bei der Bevölkerung auf Widerstand zu stossen.

«In einer direkten Demokratie ist es alles andere als ideal, im Parlament gute Überzeugungsarbeit zu leisten und bei der Bevölkerung auf Widerstand zu stossen.» Ist das Lobbying der Krankenkassen wirklich so viel stärker als jenes der Ärzte oder der Kantone?

Nein. Aber die Wahrnehmung ist nun einmal so, auch wenn sie mit der Realität nichts zu tun hat. Bei anderen Aspekten der Krankenversicherung ist das ganz ähnlich. Die Verwaltungskosten zum Beispiel werden von den Leuten viel höher geschätzt als sie tatsächlich sind. Das ist eine grosse Herausforderung für die Kommunikation. Statt uns fast ausschliesslich auf die Politik zu konzentrieren, sollten wir uns auch direkt an die Bevölkerung wenden. Nur so kommen wir vom Image des knallharten Interessensvertreters weg. Wir, also die Krankenversicherer und santésuisse, müssen der Bevölkerung nicht unsere Positionen, sondern deren Nutzen für die gesunden und kranken Prämienzahlenden erklären. Wie stellen wir uns den Wettbewerb konkret vor? Und was bedeutet das für die Prämienzahlerin, die Patientin? Wir können dabei durchaus intensiver mit Partnern zusammenarbeiten. Mit den Hausärzten zum Beispiel haben wir viele gemeinsame Interessen, für die es sich gemeinsam einzustehen lohnt. Jene, die sich ein staatlicheres Gesundheitswesen wünschen, möchten die Krankenversicherer abschaffen oder ihren Handlungsspielraum einschränken. Was ginge damit verloren?

14 | Krankenversicherung 4/08


Foto: Peter Kraft

«Ich bin begeistert»: Felix Schneuwly über seinen neuen Job.

Beim Blindenverband haben wir intensiv mit der Invalidenversicherung zusammengearbeitet. Als staatliche Versicherung und Einheitskasse hat die IV die steigenden Kosten nicht mit Prämien­ erhöhungen finanziert. Das führte vorerst zu Defiziten und immer mehr Schulden. Und jetzt gibt es vereinzelt sogar Rentenkürzungen, eine beginnende Rationierung, ohne dass rechtzeitig wirksame Anreize zur Integration geschaffen worden sind. Das Modell des regulierten Wettbewerbs in der Krankenversicherung hingegen sichert erstens die Finanzierung – wenn auch zu einem hohen Preis. Und zweitens steigt mit den Kosten auch der Reformdruck, weil die Krankenversicherer keine Schulden machen dürfen. Wo sehen Sie im Gesundheitswesen den grössten Handlungsbedarf?

Die Akteure selbst müssen sich im Reformprozess an der Nase nehmen. Zu oft rufen sie einfach nach dem staatlichen Regulator, wenn ihnen etwas nicht passt. Ich nehme uns selbst da nicht aus. Aber das System ist sehr komplex. Wenn man an einem Ort schraubt, verändert sich vielleicht mehr als man beabsichtigt. Zu sagen, man habe den Überblick und wisse, wie sich Regulierungen genau auswirken, ist überheblich. Auch das spricht für den Wettbewerb: Fehlentwicklungen auf dem Markt erfassen nicht gleich das ganze Gesundheitswesen, und sie sind schneller als Gesetze und Verordnungen.

Hinzu kommt, dass sich unser regulierter Wettbewerb im Vergleich mit staatlichen Gesundheitswesen oder extrem deregulierten Systemen wie in den USA sehr gut hält.

Darum bin ich auch so erstaunt darüber, wie sich manche Organisationen gegen einen Verfassungsartikel sträuben, der genau dieses Erfolgssystem festschreibt. Der Verfassungsartikel gibt Leitplanken in beide Richtungen: Er schützt vor Verstaatlichung genauso wie vor zügellosem Wettbewerb.

«Ich schaue immer optimistisch in die Zukunft – also auch, was das Gesundheitswesen angeht.» Alle möchten ein qualitativ hochstehendes, finanzierbares und gerechtes Gesundheitswesen. Warum fällt es uns trotzdem so schwer, zusammen nach Lösungen zu suchen?

Weil es je nach politischer Couleur und je nach Partikularinteresse verschiedene Wege gibt, dieses gemeinsame Ziel zu erreichen. Aber dann würde der Einsatz für Patienten und Versicherte nur vorgeschoben, um Einzelinteressen zu verbergen.

Einzel- und Allgemeininteressen schliessen einander ja nicht aus. Ausserdem ist es in einem politischen Meinungsbildungsprozess legitim und sogar nötig,

dass sich die verschiedenen Interessengruppen einbringen. Der Hauptgrund für den Reformstau sind widersprüchliche Erwartungen: Wir wollen einen maximalen Service, der wenig kostet. Blicken Sie, was unser Gesundheitswesen angeht, optimistisch in die Zukunft?

Ich schaue immer optimistisch in die Zukunft – also auch, was das Gesundheitswesen angeht. Entscheidend wird sein, ob die Reformen weitsichtig und vorausschauend angepackt werden, oder ob wir so lange reden, bis die steigenden Kosten den Leidensdruck verschärft haben. Im zweiten Fall besteht Gefahr, dass wir überreagieren oder unter Zeitdruck falsch entscheiden. Um das zu verhindern, braucht es die richtige Mischung aus Entschlossenheit und Geduld. In gewissen Positionen zieht man nach 100 Tagen Bilanz. Ungefähr so lange sind Sie nun auch schon im Amt. Wie ist Ihr Eindruck bisher?

Ich bin begeistert. Das Umfeld bei santésuisse und bei den Versicherern ist sehr professionell. Wir arbeiten an Themen, welche die Leute wirklich auch interessieren. Diese Punkte machen es locker wett, dass man als Vertreter der Krankenkassen nicht unbedingt der Liebling der Szene ist. INTERVIEW: PETER KRAFT

15 | Krankenversicherung 4/08


Grafik des Monats Mai

KVG-Kosten werden höchst unterschiedlich finanziert In den einzelnen Kantonen beteiligen sich Krankenversicherer, Staat und Privatpersonen zu unterschiedlichen Teilen an den KVG-Kosten. Vor allem der Anteil der Staatsausgaben unterscheidet sich von Kanton zu Kanton stark.

Die Grafik des Monats Mai zeigt die Aufteilung der KVG-Kosten in Staatsausgaben, Nettoprämien, Prämienverbilligung und Kostenbeteiligungen der Patienten. Vor allem bei den Staatsausgaben zeigen sich grosse Unterschiede: Während sich Genf mit 39 Prozent an den KVG-Kosten beteiligt, sind es im Thurgau nur gerade 15 Prozent. Tendenziell ist bei Kantonen mit hohen Krankenversicherungskosten auch die «Staatsquote» hoch. Dahinter steht wohl der Versuch dieser Kantone, ihre Bürger von den hohen Prämien etwas zu entlasten.

Kantonale Kostenunterschiede unterschätzt

Kostenbeteiligung wächst synchron mit KVG-Kosten

Das bedeutet, dass reine Prämienvergleiche die Kostenunterschiede zwischen den Kantonen tendenziell unterschätzen. Es gibt aber auch Ausnahmen: In den Hochkosten-Kantonen Bern und Tessin liegt der Anteil der Staatsausgaben mit 26 Prozent unter dem schweizerischen Durchschnitt. Allerdings wenden diese Kantone überdurchschnittlich viel für die Prämienverbilligung auf – vor allem das Tessin.

Bei den Kostenbeteiligungen liegen alle Kantone (mit Ausnahme der drei teuersten) zwischen 10 und 12 Prozent. Das bedeutet für den absoluten Betrag der Kostenbeteiligung: Je höher die KVG-Kosten, desto höher ist auch die Kostenbeteiligung.

Prämienverbilligung federt nur teilweise ab

Generell gibt es die Tendenz, tiefe Staatsbeiträge durch mehr Mittel für die Prämienverbilligungen abzufedern. Weil die Prämienverbilligungen aber der deutlich kleinere Posten ist als die Staatsbeiträge, können sie eine tiefe «Staatsquote» nie vollständig ausgleichen.

Intransparenz beseitigen?

Die Grafik des Monats Mai zeigt: Die KVG-Kosten werden von Kanton zu Kanton unterschiedlich finanziert. Das erschwert die Vergleichbarkeit, macht das System intransparent und vereinfacht kantonsüberschreitende Behandlungen nicht gerade. Vor allem finanzschwache Kantone mit hohen KVG-Kosten – wie Bern oder das Tessin – sind benachteiligt: Sie können die Prämienlast ihrer Bevölkerung nicht durch hohe Staatsbeiträge lindern. Ein intelligentes monistisches System wäre aus all diesen Gründen eine sinnvolle Lösung. PETER KRAFT

SOZIALISIERTE KVG-KOSTEN PRO KOPF 2005, NACH KOSTENTRÄGER

25%

SO SH

55%

9% 11%

23%

53%

13% 11%

BE TI

13% 11%

47%

11% 12%

54%

11% 10%

31%

48%

30%

50%

9%

29%

48%

13% 10%

26%

54%

28%

49%

28%

50%

27%

52%

25%

BL

8% 12%

24% 30%

GR

10% 12%

56% 61%

23%

GL

10%

9% 11% 13%

11% 9%

27%

51%

11%

26%

52% 50%

26%

50%

BETRAG, DER DURCH NETTOPRÄMIEN FINANZIERT WIRD

10% 10%

11%

10%

14%

10%

9%

BETRAG, DER DURCH PRÄMIENVERBILLIGUNG FINANZIERT WIRD (STEUERSYSTEM)

10%

10% 47%

9% 12%

43%

39%

1000

11%

48%

33%

0

11%

12%

53%

33%

GE

10%

55%

29%

BETRAG, DER DURCH DIREKTE ÖFFENTLICHE AUSGABEN FINANZIERT WIRD (STEUERSYSTEM)

11%

12%

28%

NE

11%

12% 11%

54%

22%

LU

16%

48%

19%

AG

15% 12%

58%

23%

UR

8% 11%

54%

15%

Quelle: Luca Crivelli (Daten: santésuisse, BAG, BfS)

27%

TG

13% 11%

54%

22%

AI

2000

3000

4000

8% 9%

5000

BETRAG, DER DURCH KOSTENBETEILIGUNGEN FINANZIERT WIRD

8%

6000

7000

Die KVG-Kosten setzen sich in den einzelnen Kantonen sehr unterschiedlich zusammen. Das macht Vergleiche schwierig.

16 | Krankenversicherung 4/08


HONcode: Ein Vertrauenslabel

Internet und Gesundheit: Wie man sich im Website-Dschungel zurechtfindet Im Internet bieten unzählige Websites Informationen zu Gesundheitsthemen an. Beim Surfen ertrinkt man buchstäblich in der Informationsflut. Qualitativ gute Sites sind manchmal nicht auf Anhieb zu erkennen. Dem schafft ein Label von Health on the Net (HON) nun Abhilfe.

Wer hat sich nicht schon einmal bei ersten Krankheitssymptomen den raschen, einfachen und günstigen Rat eines «Cyberdoktors» geholt? Allerdings stellt sich bei einer solchen Konsultation die Frage, wer oder was hinter den Ratschlägen steckt. Health on the Net (Gesundheit im Internet), eine Nichtregierungsorganisation in Genf, vergibt seit 1996 das Label HONcode an transparente und vertrauenswürdige Websites im Gesundheitsbereich. Wie findet man verlässliche Websites?

Auf der Internetseite www.hon.ch können die User via Suchmaschine Websites mit dem HONcode-Label finden, oder sie können eine HON-Funktionsleiste zur automatischen Überprüfung der Zertifizierung einer besuchten Internetseite herunterladen. Medizinalfachleute können auf www.hon.ch gesundheitsspezifische Informationen abrufen, und Webmaster können die Zulassung ihrer Websites für das HONcode-Label beantragen. Wer das HONcode-Logo auf einer bestehenden Website anklickt, wird auf die HON-Website weitergeleitet, wo das Zertifizierungsdatum ersichtlich ist. Bisher sind 5900 Websites in 76 Ländern und 32 Sprachen HONcode-zertifiziert. Neben HON gibt es noch andere Bewertungsorganisationen, zum Beispiel Discern und Omni (GB), URAC (USA), NetScoring (F). Bei Discern und NetScoring bewerten die Internetbenutzer die Websites selber anhand einer Bewertungsskala und eines Fragebogens. URAC beschränkt sich ausschliesslich auf amerikanische Web-

sites und Omni funktioniert ähnlich wie HON. Doch verfügt HON mit dem auf den Websites sichtbaren HONcode-Logo über eine bessere Erkennbarkeit. HON bietet einige klare Vorteile: Es sind dies unter anderem der einfache ethische Verhaltenskodex und die mehrsprachige Internetseite, womit HON ein breites Publikum erreicht. Ausserdem überprüft HON zertfizierte Websites regelmässig neu. HON-Zertifizierung

Das Ziel des HONcodes besteht nicht darin, Websites zu bewerten und sie auszuzeichnen. Die Zertifizierung erfolgt kostenlos und ist ein Jahr lang gültig. Ausgewiesene Fachleute beurteilen die Anträge und stützen sich auf die Einhaltung der folgenden acht ethischen Grundsätze: • Sachverständigkeit: Angabe der Qualifikationen der Verfasser • Komplementarität: Information zur Unterstützung und nicht als Ersatz der Arzt-Patient-Beziehung • Datenschutz • Zuordnung: Angabe der Quelle(n) der veröffentlichten Information sowie des Datums • Nachweis: Die Seite muss Versprechung über ihren Nutzen untermauern • Transparenz: Zugängliche Darstellung, genauer E-Mail-Kontakt • Finanzielle Aufdeckung: Angabe der Finanzierungsquellen • Werbepolitik: Werbeinhalt wird klar von redaktionellem Inhalt unterschieden. HON ist bemüht, die Zertifizierung laufend zu verbessern. Dazu hat die Organisation ein Kontrollsystem für Beschwerden wegen Nichteinhaltung der HONcode-Grundsätze eingeführt. HON verfügt zudem über ein automatisches Erfassungssystem, das Änderungen des Inhalts von HONcode-zertifizierten Websites registriert. Die Stiftung selber unterzieht sich regelmässig ei-

nem Audit durch neutrale und unabhängige Organisationen. Der HONcode findet deshalb weltweit Anerkennung. Die HAS, die oberste Gesundheitsbehörde Frankreichs, hat HON mit der Zertifizierung aller gesundheitsbezogenen Websites in Frankreich beauftragt. MAUD HILAIRE SCHENKER

17 | Gesundheitswesen 4/08


Interview mit Dr. med. Walter Grete: Zweiter Teil

«Für viele Mediziner ist Gesundheitspolitik nicht von grossem Interesse» In der letzten Ausgabe haben wir mit dem ehemaligen Zürcher Ärztepräsidenten Walter Grete über den neuen Verfassungsartikel gesprochen. Im zweiten Teil des Interviews blickt er auf seine Zeit als Hausarzt zurück, spricht er über die Ängste seines Berufsstands und erklärt das angespannte Verhältnis der Ärzte zur Ökonomie.

Sie haben es angetönt: Der Verfassungsartikel ist gut und recht, aber er alleine reicht nicht. Welche weitergehenden Reformen braucht es am dringendsten?

Wir brauchen eine allseits anerkannte Statistik, um die Leistungen miteinander vergleichen zu können. Die Ärzte haben andere Daten als die Apotheker, die Krankenversicherer wieder andere als der Bund. Wir streiten über Statistiken, statt sie als Ratgeber gemeinsam zu nutzen. Statistiken erlauben eine bessere Verknüpfung der Versicherungssysteme. Nur so lässt sich das Abschieben von Patienten in andere Versicherungszweige, zum Beispiel in die IV, vermeiden. Die Aus- und Weiterbildung der Mediziner ist schmal geworden, die Spezialisierung galoppierend. Leider werden auch alltägliche Hilfeleistungen am Patienten nicht mehr breit ausgebildet. Wenn mir ein junger Arzt in der Praxis erklärt, er könne keine Gesichtswunde nähen, weil das in der Ausbildung nur noch die Plastiker und nicht einmal mehr die Chirurgen gemacht hätten, dann gibt mir das zu denken. Das ist nicht zuletzt eine Kostenfrage, denn die Parzellierung von kranken Menschen ist teuer. Auf Dauer kann das niemand bezahlen. Die Hausärzte brauchen also wieder mehr Kompetenzen ?

Kompetenzen hat man nie weggenommen, aber sie gehen verloren. Ärzte machen nur, was sie unter Aufsicht erlernt haben. Ich durfte als Hausarzt noch ein breiteres Spektrum abdecken und mit einem guten Gefühl anwenden. Die Ausbildung muss wieder praxisnah werden.

Sie haben es in unserem letzten Gespräch angesprochen: Die Angst der Ärzte vor der Vertragsfreiheit ist für Sie unbegreiflich. Könnte diese Angst etwas mit dem nicht immer besten Klima zwischen Ärzten und Versicherern zu tun haben? Und was können die Krankenkassen tun, um dieses Klima zu verbessern?

Reden und Offenheit demonstrieren, gemeinsam Verbesserungen erarbeiten. Die Ärzte spüren das latente Misstrauen der Kassen. Die meisten Mediziner sind seriöse Berufsleute mit einem hohen Ethos. Sie vermissen die Wertschätzung. Missstände sind gemeinsam anzupacken, schwarze Schafe gemeinsam zu massregeln. Der Vertragszwang verhindert dieses Zusammengehen, weil die Krankenversicherer ärztliche Leistungen mit Ohnmachtgefühlen einfach übernehmen müssen. Somit werfen sie alle Ärzte in den gleichen, limitierten Tariftopf. Die Versicherer haben kaum Möglichkeiten, seriöse ärztliche Tätigkeit zu belohnen.

«Die Parzellierung von kranken Menschen ist teuer. Auf Dauer kann das niemand bezahlen.» Haben Sie sich selbst nie über die Krankenkassen genervt?

Gelitten habe ich nie, mich geärgert aber sehr wohl. Zum Beispiel über Versicherungsmodelle mit intransparenten Ärztelisten, über administrative Rückfragen, über kleinkarierten Krämergeist gegenüber Praxisärzten bei gleichzeitiger Grosszügigkeit bei Spitalrechnungen oder über Urinmenge-Formulare bei Windelträgern. Für die Ärzte ist das widerlich. Allerdings haben solche «Schikanen» ihren Grund. Sie sind Reaktionen auf Missstände, die im System des Vertragszwangs zu Kollektivstrafen führen. Die Folge sind flächendeckende Rückfragen.

Die Versicherer müssten also diese Rückfragen mit einem Begleitschreiben erklären…

...das dann nicht gelesen wird. Für viele Mediziner ist Gesundheitspolitik ohnehin nicht von grossem Interesse. Die wenigsten machen sich selbst ein Bild davon. Sie übernehmen einfach gängige, sehr oft fachspezifische Meinungen. Ihr Kerngeschäft ist eben ein anderes. Woher kommt diese Abneigung?

Ärzte sind sich gewohnt, allein zu entscheiden. Sie erleben im Alltag wenig Widerspruch. Unzufriedene Patienten reklamieren nicht, sondern melden sich einfach nicht mehr. Wenn die Ärzte sich dann mit den gesundheitspolitischen Realitäten auseinandersetzen müssen, wirken sie oft überheblich. Das erzeugt einen Gegendruck, der dann auch nicht mehr sachgerecht ist. An Spitälern konnte ich diese Spannungsfelder gut beobachten. Chefärzte können Despoten sein. Sie sind unglaublich engagiert, aber wehe, ein Spitaldirektor schlägt ihnen etwas ab. Damit kommen sie kaum zurecht. In den letzten Jahren haben sich viele Spitalleitungen verkracht. Kulturen trafen aufeinander – die ärztliche Helferkultur mit hoher Verantwortung und die ebenso engagierte, betriebswirtschaftliche Sichtweise. Mittlerweile hat sich die Arbeitsteilung an Krankenhäusern besser eingespielt. Die monistische Spitalfinanzierung dürfte die Situation noch verbessern. In Zukunft dürften auch Ärzte in der Praxis die begrenzten finanziellen Möglichkeiten nicht mehr grundsätzlich als Angriff der Kassen auf ihre Auto­nomie erleben. Im System der Vertragsfreiheit müssten Ärzte und Versicherungen jedenfalls in gemeinsamen Verhandlungen eine Balance finden. Warum haben ausgerechnet die Ärzte Mühe mit der Ökonomie?

Noch fühlt sich die Mehrheit der Ärzte ausschliesslich dem Patienten gegenüber verantwortlich und verdrängt seine Verantwortung gegenüber der mitfinanzierenden Gesellschaft. Nicht nur Patienten, auch viele Ärzte unterliegen einem Machbarkeits-Wahn.

18 | Gesundheitswesen 4/08


Spielt bei den Ärzten nicht auch die Angst vor der Niederlage eine Rolle?

Am Anfang der beruflichen Tätigkeit ist das sicher so. Je länger aber das Berufsleben dauert, desto wichtiger wird die

Begleitung von Kranken, auch am Lebensende. Sterben gehört zum Leben, wie geboren werden.

«Ich habe oft mitgelitten am persönlichen Schicksal meiner Patienten.» Wie lernt man, sich für solche Aufgaben zu wappnen?

Vorbilder prägen, die Erfahrung lehrt. Als Assistent an einer Hautklinik hat mich der Umgang mit sterbenden Krebspatienten nachhaltig geformt. Diese todkranken Menschen haben wir auf der Arzt-Visite kaum noch besucht, weil man ja ohnehin «nichts mehr machen» konnte. In der Praxis hingegen wird man mit seinen Patienten alt. Langjährige Patienten sind gute Bekannte, Freunde. Ihnen erklärt man dann nicht nur, dass die Medikamente fürs Herz nichts mehr nütFoto: ZVG

Das führt zu unüberlegten Behandlungen, vor allem am Ende des Lebens. Dabei ist es nicht zentral, ob ein Patient noch drei oder fünf Monate länger dahin leidet. Wichtig wären Zuwendung, der Hausbesuch, die Befreiung von Schmerzen oder die Betreuung der Angehörigen – und nicht die HightechKlinik. Ärzte und Patienten können oft nicht akzeptieren, dass das Leben endlich ist. Die Ärzte können diesen gesellschaftlichen Entwicklungen nur bedingt Gegensteuer geben. Sie wollen es auch nicht immer, denn erklärende Gespräche sind schlechter bezahlt als technischer Aktivismus. Auch Aussagen prominenter Ärzte und die überbordende Werbung tragen zum Machbarkeitswahn bei.

zen, dass es langsam dem Ende entgegengeht. Man spricht beispielsweise auch über das gelebte Leben und über die Situation des Partners. Aber dazu muss man doch auch der Typ sein.

Natürlich. Es gibt die Apparatemediziner. Sie interessieren sich für die Geräte und verstehen auch deren Technik. Es gibt Chemiker, die von der molekularen Wirkung der Medikamente fasziniert sind, oder hemdärmelige Typen, die hervorragende Chirurgen werden. Und dann gibt es Seelendoktoren, die in Richtung Psychiatrie gehen. Der ideale Hausarzt ist eine Kombination dieser Eigenschaften. Und Sie wären der Seelendoktor?

Nein. Ich bin der Dorfdoktor, der sich verantwortlich, teilweise überverantwortlich gefühlt hat. Ich habe oft mitgelitten am persönlichen Schicksal meiner Patienten und ihrer Angehörigen. Haben Sie nie mehr das Bedürfnis, in die Praxis zurückzukehren?

Nein. Ein oder zwei Mal pro Woche trinke ich in der Praxis Kaffee, weil ich meinem Team und meinem Praxispartner freundschaftlich verbunden bin. Manchmal fragen sie mich nach Tipps. Das ist sehr schön – aber ich konzentriere mich jetzt auf andere Dinge. Wann ist für einen Arzt Schluss?

Für den Chirurgen dürfte das früher der Fall sein als für den begleitenden Psychiater. Erfahrung hat in der Medizin für Langzeitpatienten einen sehr hohen Stellenwert. Dennoch, die Leistungsfähigkeit nimmt bei aller biologischen Variabilität auch bei Ärzten mit zunehmendem Alter ab. Die Kunst des zeitgerechten Abgangs gilt nicht nur für Politiker. INTERVIEW: PETER KRAFT

«Erklärende Gespräche sind schlechter bezahlt als technischer Aktivismus.».

19 | Gesundheitswesen 4/08


Drei Fragen an: Enea Martinelli, Leiter Ressort Politik der Gesellschaft der Schweizerischen Amts- und Spitalapotheker

«Im kleinen Schweizer Markt verschwinden oft wichtige Medikamente» Swissmedic warnt vor der Revision des Heilmittelgesetzes: Die geplante Lockerung der Zulassungsbestimmungen führe zu höheren Risiken für die Patienten, meint die Heilmittelbehörde. Swissmedic ist insbe­ sondere ein Dorn im Auge, dass die Spitalapotheken Präparate selber herstellen oder beschaffen dürfen. Enea Martinelli von der Gesellschaft der Schweizerischen Amts- und Spitalapotheker kontert: Das sei immer schon so gewesen. Die Spital­ apotheken würden dort einspringen, wo kein zugelassenes Medikament vorhanden sei.

Der Ständerat und die Nationalratskommission wollen die Zulassungsbedingungen für Spitalpräparate lockern. Swissmedic befürchtet mehr selbstgemixte Spitalmedikamente und damit weniger Arzneimittel-Sicherheit. Können Sie diese Bedenken nicht nachvollziehen?

Foto: ZVG

Keineswegs. Das Ziel der Revision ist die Erhöhung der Versorgungs- und Patientensicherheit. Auch die Spitäler

möchten in erster Linie Medikamente einsetzen, die eine offizielle Zulassung haben. Das entbindet das Spital von einem Teil der Verantwortung und von Haftungsrisiken. Leider aber verschwinden im kleinen Schweizer Markt immer häufiger wichtige Medikamente, weil sie zu wenig Umsatz erzielen. Für die Hersteller lohnt es sich deshalb nicht, sie offiziell registrieren zu lassen. Das revidierte Gesetz beschränkt die Herstellung von Medikamenten durch die Spitäler auf den Fall, dass «nachweislich kein alternativ anwendbares und gleichwertiges Arzneimittel zugelassen oder verfügbar ist». Bis heute ist hingegen niemand verpflichtet, die Versorgung der Schweiz mit notwendigen, aber selten gebrauchten Präparaten sicherzustellen. Die Gesetzesrevision ermöglicht es den Spitälern, auf Versorgungsengpässe und Versorgungslücken zu reagieren. Der Bundesrat definiert dazu genaue qualitative Vorgaben und quantitative Grenzen, die durch die Kantone kontrolliert werden. Spüren Sie tatsächlich einen so starken Kostendruck, der die Spitalapotheker dazu verleiten könnte, ein Medikament selbst herzustellen, obwohl es eine zugelassene Variante davon gibt?

Klar spüren die Spitäler einen grossen Kostendruck. Trotzdem ist das Argument völlig unhaltbar. Von den 870 Millionen Franken, die jährlich für Spitalmedikamente aufgewendet werden, machen Blutprodukte, Impfstoffe und Krebsmedikamente den Löwenanteil aus. Aber um diese Medikamente geht

es in der Revision nicht. Wir gehen nicht davon aus, dass sich die Spitäler in Biotech-Firmen verwandeln. Es ist auch nicht neu, dass Spitäler Nischenpräparate selbst herstellen oder herstellen lassen. Der Ablauf der Übergangsfristen im Heilmittelgesetz hätte dies jedoch verboten. Aus der Vergangenheit wissen wir, dass die Nischenpräparate rund vier Millionen Franken ausmachen – nicht einmal ein halbes Prozent des Gesamtumsatzes. Bei dieser Revision geht es also nicht um Kosten, sondern primär um die Versorgung. Was für Medikamente dürfen die Spitalapotheker mit der vorgesehenen Gesetzesänderung selbst herstellen?

Das Gesetz sieht schon heute vor, dass eine Spitalapotheke Magistralrezepturen herstellen darf. Das sind Medikamente, die speziell für einen einzelnen Patienten konzipiert sind. Mit der Revision ändert sich hier nur, dass die Spitäler solche Präparate auch in kleinen Mengen auf Vorrat herstellen dürfen. Das steigert die Effizienz in den Fällen, in denen ein Arzt immer wieder dasselbe verschreibt. Neu dürfen die Spitalapotheken – wie vor dem Inkrafttreten des Heilmittelgesetzes – Medikamente herstellen oder herstellen lassen, für die der Markt keine Alternativen bietet. Beispiele sind selten eingesetzte Medikamente gegen Vergiftungen oder spezielle Dosierungen für Kinder und ältere Patienten. Denkbar sind auch spezielle Formen zur Verbesserung der Patientensicherheit, wie zum Beispiel verdünnte Elektrolytlösungen oder Spritzen, die in verschiedenen Dosierungen bereitgestellt sind. Das Personal muss sie deshalb in hektischen Situationen nicht jedes Mal neu mischen. INTERVIEW: PETER KRAFT

«Im Schweizer Markt verschwinden immer häufiger wichtige Medikamente, weil sie zu wenig Umsatz erzielen.».

20 | Gesundheitswesen 4/08


Nachdem in der letzten Ausgabe von infosanté­­ suisse die ärztlich verordnete Fusspflege im Pflegeheim und in der Spitex beschrieben wurde, geht es nun um die Fusspflege durch die Podologin. Können Podologinnnen* ihre Leistungen zu Lasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) verrechnen? Diese Unsicherheit entsteht vermutlich, weil die Podologin zu den Gesundheitsfachpersonen gezählt wird, weil sie in vielen Kantonen eine Betriebsbewilligung der kantonalen Gesundheitsdirektion benötigt und weil ihr Betätigungsfeld meist in den kantonalen Gesundheitsverordnungen umschrieben ist. In der Verordnung über die berufliche Grundausbildung Podologin/Podologe steht über das Berufsbild der Podologin: Die Podologinnen sind im medizinisch-therapeutischen Bereich tätig. Sie arbeiten am Fuss, insbesondere der Epidermis (Oberhaut), den Zehen und den Zehennägeln. Dabei führt sie Massnahmen zum Schutz, zur Aufrechterhaltung und zur Verbesserung der Bewegungsfähigkeit und des Wohlbefindens der Patientinnen aus. Die Massnahmen dienen der Erhaltung eines gesunden Fusses und umfassen: a. die Behandlung der epidermalen und ungualen Erkrankungen, die ein physiologisches Gehen und ein schmerzloses Schuhetragen behindern; b. die Beseitigung von Komplikationen gewisser systemischer Krankheiten; c. komplementäre Leistungen bei chirurgischen und physiotherapeutschen Behandlungen des Bewegungsapparates. Die Massnahmen beinhalten keine chirurgischen Eingriffe. Podologie wird in einer Vollzeitausbildung erlernt, die drei Jahre dauert. Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung erhält die Podologin das eidgenössische Fähigkeitszeugnis, das sie berechtigt, den ge-

setzlich geschützten Titel «Podologin EFZ» zu führen. Der schweizerische Podologen-Verband bezeichnet auf seiner Homepage als Kunden: • Alle Personen, die in irgendwelcher Form Probleme oder Schmerzen an ihren Füssen haben. • Diabetiker (Zuckerkrankheit), Antikoagulierte (Blutverdünnung), Rheumapatienten, Kunden/Patienten mit Durchblutungsstörungen. • Nachbehandlungen nach Operationen. • Personen, die ihre Füsse nicht mehr selber pflegen können. • Alle Personen, die Wert auf schmerzfreie und gepflegte Füsse legen. Entsprechend ihrer Ausbildung ist die Podologin prädestiniert, die Fusspflege des Diabetikers auszuführen. Dies kann sie auch, solange die Fusspflege nicht (gestützt auf Artikel 7 der KLV) von der OKP übernommen werden soll. Sobald jedoch eine ärztliche Verordnung vorliegt, muss die Fusspflege – wenn sie denn von der OKP übernommen werden soll – von einer diplomierten Pflegefachperson, der Spitex oder dem Pflegeheim ausgeführt werden. Artikel 7 KLV zählt in Absatz 1 auf, wer den pflegerischen Leistungskatalog ausführen darf. Die Fusspflege des Diabetikers ist in Artikel 7 Absatz 2b Ziffer 10 KLV als Massnahme der Behandlung erwähnt. Wie alle anderen Massnahmen der Untersuchung und Behandlung darf die Fusspflege des Diabetikers zu Lasten der OKP ausschliesslich von diplomierten Pflegefachpersonen ausgeführt werden. Dies ist nicht explizit in Artikel 7 KLV erwähnt. Aber in Verbindung mit Artikel 9a Absatz 1 KLV wird aufgrund des entsprechenden Rahmentarifes gemäss Meinung des Bundesamtes für Gesundheit ersichtlich, dass der Stundentarif von maximal 70 Franken dem einer diplomierten Pflegefachperson entspricht. In den Artikeln 38 bis 58 der Verordnung über die Krankenversicherung (KVV) werden die Zulassungsbedingungen der Leistungserbringer, die zulasten der OKP verrechnen dürfen, aufgelistet. Diese Auflistung ist abschliessend. Die Podologin fehlt in dieser Auflistung. Entsprechend ist sie keine vom KVG anerkannte Leistungserbringerin. Ihre Leistungen dürfen nicht über die obligatorische Krankenpflegeversicherung vergütet werden. VERENA BUCHER * Der besseren Lesbarkeit halber, wird nur die weibliche Form verwendet. Sie gilt für beide Geschlechter.

21 | Klipp & klar 4/08

Klipp klar

Foto: Keystone

Können Podologinnen zu Lasten der Grundversicherung abrechnen?


Im vergangenen Dezember haben wir an dieser Stelle aufgezeigt, dass die vergangene Legislatur nicht – wie oft behauptet – von krankenkassen-beeinflussten Parlamentariern geprägt war. Dasselbe gilt auch für das neue Parlament. Unsere Analyse hat ergeben, dass 15 Parlamentarier aufgrund ihres Berufs oder ihrer Interessensbindungen dem Krankenkassen-Lager zuzurechnen sind. Die Leistungserbringer sind mit 51 Vertretern mehr als dreimal so stark wie die Versicherer.

Ocean Care warnt vor den Meeressäugern als Therapeuten

Delfintherapie: Eine gefährliche Tierquälerei

Die Umweltschutz-Organisation Ocean Care warnt vor dem Trend der Delfin-Therapie. Die Vorstellung, das Zusammensein mit gefangenen Delfinen könne psychisch kranken Menschen helfen, habe keinerlei Grundlage. Die Delfine geben laute Töne im Ultraschallbereich ab, welche dem menschlichen Gewebe sogar schaden könnten, schreibt Ocean Care. In freier Wildbahn betäuben Delfine mit diesen Tönen kleinere Beutetiere. Ausserdem können Delfine, die in Gefangenschaft unter Stress stehen, aggressiv werden und dem Menschen schwere Verletzungen zufügen. Ocean Care betont auch die Aspekte des Tierschutzes. Delfine sind Wildtiere mit grossem Bewegungsdrang. Eine Haltung auf engem Raum und ein ständiger Kontakt mit Menschen sei alles andere als artgerecht. Ocean Care empfiehlt als Alternative andere Therapien mit Tieren, zum Beispiel mit Hunden oder Katzen.

Aus aller Welt

Übermächtige Krankenkassen-Lobby ist und bleibt ein Märchen

Service

Auch im neuen Parlament sind die anderen Akteure mindestens so stark

Ineffiziente Krebs-Forschung: Die Krebsforschung in Europa ist nicht so gut, wie sie sein könnte. Die einzelnen Länder arbeiten zu wenig intensiv zusammen. Das hat eine Studie der EU ans Licht gebracht. Insbesondere bei seltenen und schwer zu behandelnden Krebsarten seien die einzelnen Staaten im Alleingang überfordert.

Cannabis-Spray: Die spanische Region Katalonien hat einen cannabis-haltigen Mundspray als Medikament zugelassen. Er soll die Schmerzen von schwer kranken Patienten lindern. Den Spray gibt es nur auf Rezept.

Streik:

Foto: Prisma

In Dänemark haben Mitte April 100 000 Angestellte des öffentlichen Gesundheitswesens ihre Arbeit niedergelegt. Sie protestierten damit gegen niedrige Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen. Das Gesundheitssystem Dänemarks dient den Befürwortern einer Staatsmedizin in der Schweiz immer wieder als gutes Beispiel.

Smog-Babys:

Richtigstellung: Informationsveranstaltung für LeistungserbringerOrganisationen zur Versichertenkarte Dieser Anlass findet am Freitag, 30. Mai im Alten Spital in Solothurn statt – und nicht, wie in der letzten Ausgabe fälschlicherweise angekündigt, am 23. Mai. Wir bitten um Kenntnisnahme.

22 | Service 4/08

In China kommen sechs Prozent aller Kinder mit einem Geburtsfehler zur Welt. Das ist fast doppelt so viel wie im weltweiten Durchschnitt. Eine chinesische Studie hat nun die grosse Luftverschmutzung in den Städten als Ursache ausfindig gemacht.


Veranstaltungen Veranstalter

Besonderes

Datum/Ort

Weitere Informationen

Fachtagung zur Zukunft des Gesundheitswesens mit Parallelworkshops

25. - 28. Mai www.genevahealthforum. Centre Interhug-ge.ch national de Conférences, Genf

Geneve Health Forum Universitätsspital Genf

Managed Care Symposium 2008: Managed Care – the next generation Forum Managed Care

Beiträge u.a. von Zukunftsforscher Stephan Sigrist und santésuisse-Direktor Stefan Kaufmann

5. Juni World Trade Center Zürich

www.fmc.ch

Wie kommen neue medizinische Leistungen, Laboranalysen sowie Mittel und Gegenstände in den Leistungskatalog nach KVG? Bundesamt für Gesundheit

Informationsveranstaltung zum neuen Antragsverfahren

13. Juni Inselspital Bern

www.bag.admin.ch

19. Juni Universität Basel

www.gesundheitsfoerderung.ch

28. August Grand Casino, Luzern

www.irp.unisg.ch

Nationale Tagung für betriebliche Gesundheitsförderung Gesundheitsförderung Schweiz

Thema: Gesundheitsförderung ist Chefsache

Das Krankenversicherungsgesetz: Der Kampf ums Überleben beginnt! Universität St. Gallen

Referate u.a. von Pierre-Yves Maillard, Peter Indra, Ruth Humbel und Manfred Manser

Zeichnung: Marc Roulin

Melden Sie uns Ihre Veranstaltungen an: redaktion@santesuisse.ch! Weitere Veranstaltungen unter www.santesuisse.ch

23 | Service 4/08


AUSSCHREIBUNG 2008 MSD-Gesundheitsökonomiepreis Anlässlich des 5. Schweizerischen Kongresses für Gesundheitsökonomie und Gesundheitswissenschaften vom 24. Oktober 2008 im Inselspital Bern wird der MSD-Gesundheitsökonomiepreis verliehen. Der Preis ist mit CHF 5‘000.- dotiert. Bewerbungen können bis zum 29. August 2008 eingereicht werden.

Auskünfte und Reglementsbestellung

Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsökonomie c/o Künzi Beratungen Schachenstrasse 21 Postfach 4702 Oensingen T 062 396 10 49 www.sag-ase.ch info@sag-ase.ch

SAG/ASE

Titel-Sponsor

5. Schweizerischer Kongress für Gesundheitsökonomie und Gesundheitswissenschaften, 24. Oktober 2008, Inselspital Bern Gehört die Zukunft der Consumer-Driven Health Care? Plenarreferentinnen und Plenarreferenten: Regina E. Herzlinger, Professorin, Harvard Business School/USA • Robert-Jan Brummer, Professor, Örebro University/S und Maastricht University/NL • Silvia Käppeli, Privatdozentin, Universitätsspital Zürich • Friedrich Wilhelm Schwartz, Professor, Medizinische Hochschule Hannover/D


Es fasziniert Sie, gemeinsam Spitzenleistungen zu erbringen. Und zwar als...

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Leiter/in Fachführung TARMED, 100%

Fachfrau/-mann Managed Care

Als Marktleader unter den Krankenversicherern wollen wir unsere hoch gesteckten Ziele auch in Zukunft erreichen. Möchten Sie aktiv dazu beitragen?

Als Marktleader unter den Krankenversicherern wollen wir unsere hoch gesteckten Ziele auch in Zukunft erreichen. Möchten Sie aktiv dazu beitragen? Unser Team sucht per sofort oder nach Vereinbarung Unterstützung.

Für die neu geschaffene Stelle der Fachführung TARMED suchen wir per sofort oder nach Vereinbarung eine kompetente, engagierte und kommunikative Führungspersönlichkeit mit Durchsetzungsvermögen. Ihr Aufgabenbereich: � Personelle und fachliche Führung von 4 Mitarbeitenden, deren Unterstützung im Tagesgeschäft sowie die Koordination mit den Service Centern � Leitung und Mitarbeit in diversen TARMED Projekten, Initiierung von Optimierungsmassnahmen in der Leistungskontrolle � Koordination und Organisation von Fallbesprechungen in den Service Centern und Durchführung von Schulungen � Bearbeitung von komplexen TARMED Aufgabestellungen, Applikationsverantwortung der internen TARMEDAnwendungen sowie die interne/externe Vertretung der Organisationseinheit TARMED Ihr Profil: � Abgeschlossene medizinische oder kaufmännische Berufsausbildung sowie eine betriebswirtschaftliche Weiterbildung � Mehrjährige Berufs- und Führungserfahrung im Gesundheitswesen � Fundierte TARMED-Kenntnisse � Sehr gute PC Kenntnisse (MS Office), Zahlenflair, sichere Ausdrucksweise in Deutsch, gute mündliche Französischkenntnisse Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung: Helsana Versicherungen AG, Rita Bruggemann, ReferenzNr. 50031232, Postfach, 8081 Zürich, Telefon 043 340 67 58, hr-hauptsitz.finanzendienste@helsana.ch. Mehr Infos und Jobs: www.helsana.ch

Ihr Aufgabenbereich: � Weiterentwicklung der HMO- und Hausarztversicherungen sowie Betreuung der teils langjährigen Vertragspartner auf ärztlicher Seite � Management und Interpretation von Kennzahlen sowie Weiterentwicklung von Anreiz- und Steuerungsinstrumenten � Entwicklung von Projektideen, Konzeption und Umsetzung von Projekten im Bereich Managed Care � Führen von Verhandlungen Ihr Profil: � Betriebswirtschaftliche Ausbildung (z.B. FH, Uni) mit Berufserfahrung im CH-Gesundheitswesen oder Ausbildung im Gesundheitswesen und Weiterbildung in Betriebswirtschaft � Erfahrung in der Projektleitung sowie gutes Planungsund Organisationsvermögen � Persönlichkeit mit ausgeprägtem analytischem, prozessorientiertem und vernetztem Denken sowie Zahlenflair � sicheres Auftreten, kommunikative Fähigkeiten und Verhandlungsstärke Wenn Sie initiativ sowie teamfähig sind und eine Herausforderung im dynamischen Umfeld des Gesundheitswesens suchen, freuen wir uns Sie kennen zu lernen. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung: Helsana Versicherungen AG, Annette Stübi, Referenz-Nr. 50033183, Postfach, 8081 Zürich, Telefon 043 340 62 27, hr-hauptsitz.finanzendienste@helsana.ch. Mehr Infos und Jobs: www.helsana.ch


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Institut fĂźr Rechtswissenschaft und Rechtspraxis

Kantonsspital

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Inhalt FĂźr die Patientenabrechnung suchen wir fĂźr eines der drei fachspezifischen Fakturierteams per sofort oder nach Vereinbarung eine/n

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NEU: Handbuch Gesundheitswesen Schweiz im Umbruch Welches sind die Auswirkungen auf Krankenversicherungen? Das interdisziplinäre Handbuch mit der prozess- und praxisorientierten Sichtweise Der Umbruch im Schweizer Gesundheitswesen der nächsten Jahre ist dramatisch. Erstmalig formuliert eine Fachpublikation den anstehenden Veränderungsprozess der nächsten Jahre detailliert. Praxisbezug und Anwendbarkeit stehen dabei stets im Mittelpunkt. Über 40 namhafte Autoren aus Forschung, Wissenschaft, Politik und Praxis stellen in ihren Fachbeiträgen die zentralen Sachverhalte dar: s 7IE IST DAS 'ESUNDHEITSWESEN STRUKTURIERT AUFGEBAUT und finanziert? s 7IE SEHEN DIE 0ROZESSE IM 'ESUNDHEITSWESEN IM Einzelnen aus? s 7ELCHES SIND DIE MASSGEBLICHEN 6ERËNDERUNGSKRËFTE s 7AS SIND DIE !USWIRKUNGEN DER 6ERËNDERUNGEN AUF Strategie und Kernprozesse der Spitäler, Leistungserbringer, Krankenversicherer und der Industrie?

Das Handbuch umfasst:

Gesundheitswesen Schweiz im Umbruch Herausgegeben von Willy Oggier, Andreas Walter, Serge Reichlin und Michael Egli 2008, 512 Seiten, Sammelordner. Fr. 292.– (exkl. MwSt., exkl. Versand) ISBN 978-3-9522579-5-1 Versandpartner: Soziothek

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Inhaltsverzeichnis, weitere Informationen und Bestellung unter: http://www.ehealthcare.ch Bestellung per e-mail: mail@soziothek.ch Fachbeiträge von Dr. Willy Oggier, Andreas Walter, Dr. Serge Reichlin, Michael Egli, Dr. Carlo Conti, Dr. Huber Keiber, Anna Sax, Semya Ayoubi, Stephan Sigrist, Adrian Schmid, Andrea Nagel, Hansjörg Looser, Dr. Marc Kohler, Dr. Luca Stäger, Dr. Stephan Nüssli, Jürg Lindenmann, Prof. Dr. Bernhard Allgayer, Dr. Thomas Treumann, Dr. Marc Oertle, Dr. Marco Zoller, Roto Mettler, Dr. Jan von Overbeck, Dr. Kurt Kaspar, Oliver Strehle, Dr. Andreas Weber, Reto Dietschi, Zellweger Urs, Prof. Dr. h.c. Herbert Rebscher, Dr. Konrad Walser, Ueli Schwarzmann, Christoph Abderhalden, Prof. Dr. Ian Needham, Dr. Marcel Mesnil, Erika Ziltener, Martin Fuchs, Prof. Dr. Thomas Krech, Stefan Wild, Alexander Rödiger, Walter P. Hölzle, Martin Rubeli, Christine Arregger Michel, Peter Cavigelli, Felix Lindenmann, Dr. Matthijs Ouwerkerk, Dr. med. Hendrik Kohlhof und PD Stefan Eggli


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