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info santĂŠsuisse
Was bringt die unmittelbare Zukunft?
Das Magazin der Schweizer Krankenversicherer
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Der medizinische Fortschritt: Ein Segen mit Kehrseite?
Alternde Bevölkerung = höhere Gesundheitskosten: Ist das so einfach?
Im Gespräch: Stephan Sigrist, Trendforscher am Collegium Helveticum der Universität und ETH Zürich
Inhalt Im Fokus 4 Der medizinische Fortschritt: Ein Segen mit Kehrseite? 6 Alternde Bevölkerung = höhere Gesundheitskosten: Ist das so einfach? 8 Jetzt sofort, genau hier und in bester Qualität: Über die wachsende Anspruchshaltung 9 Punktlandung von Andy Fischer, CEO von Medgate 10 Im Gespräch: Stephan Sigrist, Trendforscher am Collegium Helveticum der Universität und ETH Zürich 12 Zuviel Fett, zuviel Zucker: Ein globaler Risikofaktor Gesundheitswesen 14 Wie geht es weiter nach der Abstimmung vom 1. Juni? Eine Auswahl von Stimmen 17 Cyber Health: Lösung fürs Gesundheitswesen oder Orwellsches Schreckensszenario? 18 Tätigkeitsbericht der Ombudsstelle: Kassenwechsel schaffen vermehrt Probleme 20 Managed Care – The next generation 22 Grafik des Monats Juli: Ärztezahl stagniert Klipp & klar 23 Die erste und die letzte Prämie der obligatorischen Krankenversicherung Service 24 News aus aller Welt 24 Helsana-Magazin «senso» erhält Auszeichnung 24 Weltkonferenz für Gesundheitsförderung kommt in die Schweiz 25 Rationierung im französischen Gesundheitssystem? 25 2900 vorzeitige Todesfälle wegen Bewegungsmangel 26 Veranstaltungen 26 Mr. Raoul
Nr. 6, JUlI 2008. Erscheint zehnmal jährlich Abonnementspreis Fr. 69.− pro Jahr, Einzelnummer Fr. 10.− Herausgeber und Administration santésuisse, Die Schweizer Krankenversicherer, Römerstrasse 20, Postfach, 4502 Solothurn Verantwortliche Redaktion Peter Kraft, Abteilung Politik und Kommunikation, Postfach, 4502 Solothurn, Tel. 032 625 42 71, Fax 032 625 41 51, E-Mail: redaktion@santesuisse.ch Herstellung: Vogt-Schild Druck AG, Gutenbergstrasse 1, 4552 Derendingen Gestaltungskonzept: Pomcany’s Layout: Henriette Lux Anzeigenverwaltung: Alle Inserate − auch Stelleninserate − sind zu richten an: «infosantésuisse», Römerstrasse 20, Postfach, 4502 Solothurn E-Mail: redaktion@santesuisse.ch Abonnementsverwaltung Tel. 032 625 42 74, Fax 032 625 41 51 Homepage: www.santesuisse.ch Titelbild: Prisma Bildagentur AG, Schlieren ZH ISSN 1660-7228
Wie weiter nach der Ablehnung des Gesundheitsartikels am 1. Juni 2008? Die Krankenversicherer bedauern die Ablehnung der Verfassungsbestimmung «für Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Krankenversicherung» am 1. Juni 2008. Doch an der Tatsache, dass wir in der Schweiz immer noch ein gut ausgebautes und für die gesamte Bevölkerung jederzeit zugängliches Krankenversicherungssystem haben, hat sich nichts geändert. Das Image der Krankenversicherer könnte gewiss besser sein. Wen wunderts? Wenn wir stets diejenigen sind, die aufgrund neuer gesetzlicher Pflichtleistungen, demografischer Entwicklungen, politischen Forderungen, technischem Fortschritt in der Medizin und steigender Begehrlichkeiten der Kunden immer mehr Kosten übernehmen müssen und daher gezwungen werden, die OKP-Prämien jährlich entsprechend anzupassen? Dies wirkt ganz bestimmt nicht imagefördernd. Doch richten wir den Blick in die Zukunft, denn nichts ist so beständig wie der Wandel. Auch der Gesundheitsmarkt ist einer permanenten Neuorientierung ausgesetzt. Die Wertvorstellungen, aber auch die Erwartungshaltung der Bevölkerung passen sich jeweils rasch den veränderten Rahmenbedingungen an. Es herrscht immer mehr die Meinung: Gesundheit ist grenzenlos und global; Gesundheit ist überall; Gesundheit ist machbar. Die Lebensgewohnheiten wie auch das berufliche Umfeld haben sich in der Vergangenheit stark verändert und werden sich auch in Zukunft permanent weiterentwickeln. Der vermehrte Stress, gekoppelt mit falscher Ernährung und zuwenig Bewegung, führt zu neuen Volkskrankheiten. Immer mehr Patienten leiden an Herzkreislaufproblemen; Krebs oder an einem Burnout-Syndrom – eine typische Erscheinung der Neuzeit. Die Bevölkerung wird auch immer älter und die Gesundheitskosten, vor allem im Bereich Spitex und Pflegeheime, nimmt überproportional zu. Daher müssen sich alle Player im Gesundheitsmarkt, aber auch alle versicherten Personen bewusst werden, dass zwar vieles versicherbar und somit zahlbar ist. Aber es wird auch in Zukunft kein Weg an vermehrter Prävention, gesunder Ernährung und – vor allem auch bei den Kindern – ausreichender Bewegung vorbeiführen. Nur eine Verhaltensänderung hilft nachhaltig, die künftigen Gesundheitskosten positiv zu beeinflussen. Und davon profitieren wir dann alle, indem die Prämien für die Krankenversicherung auch morgen noch bezahlbar sind.
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Dieter Boesch Verwaltungsrat santésuisse
Der medizinische Fortschritt wird uns zwingen, ethische Fragen verbindlich zu beantworten
Medizinischer Fortschritt: Ein Segen mit Kehrseite Die Medizin entwickelt sich immer schneller weiter. Mittlerweile vervierfacht sich das medizinische Wissen alle drei Jahre. Die Zahl der Forschungsarbeiten, die jährlich in den renommierten Journals erscheinen, geht in die Millionen. Für viele bisher kaum therapierbare Leiden verbessern sich die Heilungschancen rapide. Doch der medizinische Fortschritt hat auch seine Kehrseite – nicht nur, was die Kosten angeht.
Es gibt zwei Arten von technischem Fortschritt. Es gibt Neuerungen, die etwas nie Dagewesenes ermöglichen. Sie befriedigen – oder wecken – Bedürfnisse und Wünsche, die vorher unerfüllbar waren. Beispiele dafür sind Erfindungen wie das Flugzeug, der Computer oder die Mobiltelefonie. Die Konsumenten müssen Fortschritte dieser Art finanzieren, ohne dass andere Ausgaben wegfallen. Die andere Art von Fortschritt sind die Weiterentwicklungen. Bessere Funktionen, einfachere Handhabung, effizientere Produktion: Das öffnet eine Erfindung einem grösseren Benutzerkreis. Weiterentwicklungen sind nicht selten mit tieferen Preisen verbunden. Computer und Mobiltelefonie sind auch dafür gute Beispiele. Auf zu neuen Ufern
Der medizinische Fortschritt fällt meistens in die erste Kategorie. Er besteht oft aus neuen Behandlungsmethoden und selten aus der Verbesserung von Bestehendem. Die Wissenschaft hat das menschliche Gen entschlüsselt, während die guten alten Antibiotika weiterhin fleissig geschluckt werden. Und die neuen Kenntnisse über die Gene möchte man nicht in die Verbesserung von Heilmethoden stecken. Das wäre Verschwendung. Das Ziel sind neue Therapien gegen bisher schwer behandelbare Leiden. Das ist gut so – aber teuer. Der deutsche Philosoph Carl Friedrich Gethmann, der sich mit den Folgen des technologischen Wandels beschäftigt, hat eine weitere Erklärung für die hohen Kosten medizinischer Innovationen: Wenn Menschen dadurch am Leben bleiben können, nehmen sie auch länger medizinische Leistungen in Anspruch. Was kommt da auf uns zu?
Was dürfen wir vom medizinischen Fortschritt erwarten? Die Wissenschaft setzt die grössten Hoffnungen auf einige wenige Gebiete:
• Biotechnologie und Gentechnik möchten die Bausteine des Lebens für unsere Gesundheit nutzbar machen. Gentechnisch veränderte Bakterien produzieren mit ihrem Stoffwechsel Enzyme mit medizinischer Wirkung. Es gibt sogar Pläne für «Gentech-Kühe», die Milch mit Heilwirkung produzieren. Ein wichtiger Forschungszweig ist die Reparatur von defekten Genen. Erbkrankheiten und manche Krebsarten könnten damit ausgeschaltet werden, bevor sie überhaupt auftreten. Manche Wissenschaftler möchten dafür Viren als trojanische Pferde einsetzen. Sie sollen gesunde Gene in die Zelle bringen und damit defekte Gene ersetzen. • Individualisierte Medizin: Einzelne Gene können die Wirkungsweise von Medikamenten verändern. Zum Beispiel haben nicht alle Menschen den gleichen Stoffwechsel, und die Medikamente provozieren deshalb andere chemische Reaktionen. Mit diesem Wissen arbeiten Pharmakologen an Medikamenten in verschiedenen Versionen. Die Patienten erhalten jene Variante, die am besten zu ihren genetischen Eigenschaften passt. • Stammzellen sind die Urform der Zellen, die sich vor allem in jungen Embryos finden. Solche Zellen können sich zu jeder beliebigen Zellart weiterentwickeln. Von den Stammzellen erhoffen sich die Forscher Erfolge gegen unheil-
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Fortschritt ist kein Selbstzweck
Die Medizin wird also weiterhin in rasantem Tempo Fortschritte machen – und dabei immer mehr in Bereiche vorstossen, die zu grundsätzlichen Diskussionen führen: Wollen wir das überhaupt? Darf man das? Bekannt sind die Vorbehalte von Umweltschützern und von religiösen Kreisen gegen die Gentechnologie. Aber auch prominente Ärzte stellen kritische Fragen: «Im medizinischen Fortschritt stecken gesellschaftliche Gefahren. Wie gehen wir mit der furchtbaren Diagnose einer unbehandelbaren Erkrankung um, von der der bisher kerngesunde Träger einer defekten Erbanlage noch gar nichts weiss?» Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender des deutschen Ärztebundes, weiss, dass medizinischer Fortschritt nicht automatisch mehr Lebensqualität bedeutet. Er sagt deshalb: «Fortschritt alleine reicht nicht, es kommt auch auf die Richtung an.» Montgomery ist kein Fortschritts-Skeptiker: Er fordert mehr Investitionen in die medizinische Forschung. Er ist aber der Meinung, dass eine bessere und menschlichere Medizin die Triebfeder sein muss. Montgomery lehnt zum Beispiel die Patentierung von menschlichen Genen strikte ab, weil das für einige wenige Profit, für die Allgemeinheit jedoch unbezahlbare Preise bedeuten würde. Das Gesundheitssystem wird konkrete Ziele brauchen
Macht der medizinische Fortschritt uns alle zu glücklichen Menschen?
bare, degenerative Krankheiten. Alzheimer zum Beispiel entsteht, weil die Zellen einer bestimmten Hirnregion absterben. Wenn es gelänge, aus Stammzellen solche Hirnzellen herzustellen, könnten die verlorenen Zellen ersetzt und damit die Alzheimer-Krankheit aufgehalten werden. Ähnliche Erfolge erhofft man sich für Diabetiker, Querschnittgelähmte oder Leukämiepatienten. • In der Nuklearmedizin sind leicht radioaktive Medikamente in Entwicklung, die sich bei einem Krebstumor sammeln. Damit wird es möglich, die Krankheit gezielt zu behandeln. Die Patienten müssen sich nicht mehr einer Chemotherapie aussetzen, welche den ganzen Körper mit schweren Nebenwirkungen beuteln. • Die Nanotechnologie nützt aus, dass Stoffe ganz andere physikalische Eigenschaften zeigen, wenn man sie bis auf Molekülgrösse zerlegt. Die Projekte der Wissenschaftler muten teilweise futuristisch an: Die Rede ist etwa von winzigen Nano-Kapseln, die Wirkstoffe zum kranken Körperteil transportieren und erst dort freilassen. Es gibt auch Pläne, künstliche Organe mit einer Schicht aus Nano-Partikeln zu versehen. Das Immunsystem könnte die Fremdkörper nicht mehr finden. Es käme damit zu keinen Ab stoss-Reaktionen mehr.
Der medizinische Fortschritt ist teuer – sehr teuer. Das englische Office of Health Economics hat ausgerechnet, dass die Gesunheitskosten nur ein Prozent der heutigen Summe ausmachen würden, hätten wir noch den medizinischen Standard von 1900. Für 99 Prozent der Gesundheitskosten ist also der medizinische Fortschritt verantwortlich. Klar ist, dass die Volkswirtschaften der Industrienationen eine solche Entwicklung kein weiteres Jahrhundert mehr verkraften könnten. In welchem Mass können wir uns medizinischen Fortschritt also überhaupt noch leisten? Die Gesundheits- und Sozialversicherungssysteme werden klären müssen, welche Ziele die allgemein zugängliche Gesundheitsversorgung hat. Die Politik wird nicht darum herum kommen, auch ethische Fragen verbindlich zu entscheiden. Welche Ausgaben leisten wir uns für ein Jahr bei guter Lebensqualität – welche für ein zusätzliches Jahr mit Schmerzen, gefesselt ans Bett? Wenn wir diese Fragen in Zukunft nicht beantworten und dem öffentlichen Gesundheitswesen alle Kosten des medizinischen Fortschritts aufladen, droht die Rationierung: Die Verweigerung notwendiger medizinischer Leistungen, weil weniger wichtige eine zu starke Finanzlast sind. Frank Ulrich Montgomery sagt: «Ein Rückschritt sogar wäre der Fortschritt, der nur wenigen zugute käme, obwohl ihn viele bräuchten.» PETER KRAFT
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Die Demografie treibt das Kostenwachstum an – aber nicht alleine
Alternde Bevölkerung = höhere Gesundheitskosten: Ist das so einfach? Die Schweiz wird – wie die ganze westliche Welt – älter. Neben vielem anderen stehen uns damit auch höhere Gesundheitskosten ins Haus. Was logisch scheint, ist auf den zweiten Blick nicht ganz so simpel. Denn erstens ist die Demografie nur für einen kleinen Teil des Kostenanstiegs verantwortlich. Und zweitens sind wir nicht dazu verdammt, den negativen Auswirkungen der Alterung tatenlos zuzusehen.
mistischen Szenario 2050 auf 100 Erwerbstätige 70 Rentner kommen. Auch das optimistische Szenario geht von 50 Rentnern auf 100 Arbeitende aus. Heute kommen 100 Erwerbstätige gerade einmal für etwa 26 Rentner auf. Es ist unvermeidlich: Die Bevölkerung wird in nächster Zukunft stark altern. Trotzdem zeigen die Szenarien des BfS auf: Es gibt politische Möglichkeiten, diese Entwicklung etwas erträglicher zu machen. Kleine Haushalte verschärfen das Problem
Die jüngere Vergangenheit hat uns bereits einen Vorgeschmack darauf gegeben, was uns demografisch in nächster Zeit erwartet. Seit dem Rekordjahr 1964 ist die Anzahl Geburten von 112 900 auf 73 371 im 2006 zurückgegangen. Weil in derselben Zeit auch die Sterblichkeit gesunken ist, haben wir zwar weiterhin einen kleinen Geburtenüberschuss. Für das Bevölkerungswachstum ist er aber kaum mehr von Bedeutung. Die Einwanderung fällt deutlich stärker ins Gewicht. Dass es überhaupt noch einen Geburtenüberschuss gibt, haben wir laut dem Bundesamt für Statistik (BfS) ebenfalls den AusländerInnen zu verdanken. Erstens bringt eine Ausländerin in ihrem Leben durchschnittlich 1,9 Kinder auf die Welt, während es die Schweizerinnen nur auf 1,3 bringen. Und zweitens verbringen viele Ausländer ihren Lebensabend in der Heimat und sterben auch dort. Das senkt die Sterbeziffer in der Schweiz. Die Sterblichkeit ist in der Schweiz auch deshalb nicht so hoch, weil die Baby-Boom-Generation noch mitten im Leben steht und vergleichsweise geburtenschwache Jahrgänge an ihr Lebensende kommen. Aber die Baby-Boomer werden älter. Bereits heute sind 16,2 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt – und weitere geburtenstarke Jahrgänge rücken nach. Der Anteil der Rentner wird über einen längeren Zeitraum stark ansteigen. Daraus folgt, dass mit etwas Verzögerung auch der Anteil hochbetagter Menschen hochschnellen wird: Aus dem Baby- wird ein Greisenboom. Jedem seinen Rentner?
Aber wie dramatisch ist die Situation tatsächlich? Wird bald jeder Erwerbstätige für einen Rentner aufkommen müssen? Das BfS hat detaillierte Prognosen für die Bevölkerungsentwicklung bis ins Jahr 2050 aufgestellt. Es hat dazu ein optimistisches, ein pessimistisches und ein mittleres Szenario entworfen. Selbst im optimistischen Szenario wird die Geburtenrate in der Schweiz nicht höher als auf 1,6 Kinder pro Frau steigen. Wenn es der Politik nicht gelingt, Familien zu entlasten und die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf für Frauen zu verbessern, droht das pessimistische Szenario: Die Geburtenrate würde auf 1,1 Kinder sinken. Weil sich die Lebenserwartung immer noch leicht erhöht, würden im pessi-
Die rein altersmässige Bevölkerungsentwicklung ist das eine. Hinzu kommen gesellschaftliche Umschichtungen, welche die Probleme einer alternden Bevölkerung noch verschärfen könnten. Gemäss dem BfS ist der Anteil der Haushalte mit Kindern zwischen 1960 und 2000 von 68 auf 54 Prozent gesunken. Der Anteil der Grossfamilien (drei und mehr Kinder) hat sich in diesem Zeitraum von 19,2 auf 9,5 Prozent halbiert. Der Grund für diese Entwicklungen ist ein Rückgang der Heirats- und der Geburtenhäufigkeit. Das wiederum liegt laut BfS «an der veränderten Rolle der Frauen». Sie streben markant häufiger als vor Jahrzehnten berufliches Weiterkommen und wirtschaftliche Unabhängigkeit an. Weil der Beruf und die Familie noch immer nicht ganz einfach miteinander vereinbar sind, entscheiden sich viele Frauen, keine oder weniger Kinder zu bekommen oder zumindest zu einem späteren Zeitpunkt. Das BfS rechnet damit, dass in den nächsten Jahrzehnten die Haushalts- und Familiengrössen weiter abnehmen. Das wird, so die Prognosen des BfS, einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Pflegekosten haben. Aktuell leben «nur» etwa acht Prozent der über 60-jährigen und 20 Prozent der über 80-jährigen in Alters- oder Pflegeheimen. Das ist nicht nur dem guten Gesundheitszustand der älteren Menschen zu verdanken. Viele von ihnen werden von ihren Angehörigen gepflegt. Laut BfS beträgt der Gegenwert dieser Freiwilligenarbeit aktuell rund 1,2 Milliarden Franken pro Jahr. Zum Vergleich: Die Pflegekosten der Grundversicherung liegen bei etwa zwei Milliarden Franken. Die informelle Pflege ist also eine grosse Entlastung für die Krankenversicherer und für die öffentliche Hand. Das BfS geht aber davon aus, dass wegen der immer kleineren Haushalte die «innerfamiliäre Pflegekapazität» in den nächsten Jahrzehnten sinken wird. Damit steigen gleichzeitig die Kosten für die öffentliche Hand und für die Krankenversicherung. Was kostet die alternde Gesellschaft?
Die demografische Entwicklung wird die Gesundheits- und insbesondere die Pflegekosten mit Sicherheit erhöhen. Die Frage ist nur: In welchem Mass? Die Wissenschaft streitet sich darüber, wie sich die längere Lebenserwartung auf den Gesundheitszustand der Bevölkerung auswirkt. Eine sehr optimistische Auffassung geht davon aus, dass der medizinische Fortschritt und eine gesündere Lebensweise die Alterung der Bevölkerung überkompensiert. Die Schweiz der
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Foto: Prisma
würden sie bis 2030 von heute 52 auf rund 130 Milliarden Franken steigen. Das realistische Szenario geht von 111 Milliarden aus. Auch bei dieser Variante, welche der Demografie einen eher geringen Stellenwert beim Kostenwachstum zuspricht, ist der Ausgabensprung gross. Das bedeutet: Die Kosten im Gesundheitswesen steigen in Zukunft nicht einfach unvermeidlich aus demografischen Gründen. Das BfS schätzt, dass die demografische Alterung rund 25 Prozent des Kostenwachstums der nächsten Jahrzehnte verursachen wird. Für den Rest gibt es andere Gründe. Was ist zu tun?
Eine höhere Lebenserwartung bedeutet auch eine bessere Gesundheit im Alter.
Zukunft wäre damit zwar älter, aber gesünder. Eine pessimistische These sagt, dass der medizinische Fortschritt die Auswirkungen chronischer Krankheit zwar besser lindern, diese aber nicht häufiger heilen wird als heute. Die Folge: Eine bessere Lebensqualität für Kranke, aber auch ein längeres Kranksein. Die dritte, «realistische» These hat die meisten Anhänger. Sie geht davon aus, dass mit einer längeren Lebenserwartung sich auch das Auftreten chronischer Krankheiten hinausschiebt. Es spielt keine Rolle, wie alt ein Mensch ist: Sein Gesundheitszustand ist dann am schlechtesten, wenn der Tod bevorsteht. Je nach Szenario macht das BfS andere Prognosen über die Höhe der Gesundheitskosten in einigen Jahrzehnten. Beim pessimistischen Szenario
2006 haben der Soziologe Francois Hugentobler und Avenir Suisse unabhängig voneinander Studien zu den Gesundheitskosten in der alternden Gesellschaft veröffentlicht. Beide Studien warnen vor der «Illusion der Notwendigkeit»: Es gebe trotz der demografischen Entwicklung Möglichkeiten, das Wachstum der Gesundheitskosten abzufedern. Avenir Suisse propagiert mit der Einführung von altersabhängigen Prämien einen Weg, der politisch wohl zum vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Francois Höpflinger hat andere Rezepte. Er empfiehlt eine bessere, speziell auf ältere Menschen zugeschnittene Prävention und eine effizientere Rehabilitation nach chronischen Krankheiten. Zentral ist für ihn die Unterstützung von pflegenden Angehörigen durch Schulungen, Beratungsmöglichkeiten oder durch niederschwellige ergänzende Angebote. Eine bedeutende Rolle spielt hier die Spitex. Für alle Akteure – Patienten, Krankenversicherer, öffentliche Hand – ist es von Interesse, diese Form der Pflege zu fördern. Dieser Effekt wäre am grössten, wenn Spitex und Pflegeheime mit gleichen Anteilen von Krankenkassen und öffentlicher Hand finanziert werden. Damit hätten die beiden zahlenden Parteien den gleichen Anreiz, pflegebedürftigen Menschen so lange wie möglich ein Leben zu Hause zu ermöglichen. Letztlich ist aber auch dies blosse Schadensbegrenzung. Der Grund für die demografische Alterung sind letztlich die wenigen Geburten. Das einzige Mittel dagegen sind bessere Rahmenbedingungen für Familien – sowohl für solche mit traditioneller als auch für solche mit moderner Rollenverteilung. PETER KRAFT
Literatur: BfS: Das «Panorama» zur Bevölkerung, Februar 2008 BfS: Szenarien zur Bevölkerungsentwicklung der Schweiz 2005–2050 BfS: Hypothesen und Ergebnisse der Bevölkerungsszenarien für die Schweiz 2005–2050 BfS: Herausforderung Bevölkerungswandel: Perspektiven für die Schweiz BfS: Familiale Lebensformen im Wandel Jacqueline Schön-Bühlmann: Unbezahlte Pflegeleistungen von Privatpersonen und –haushalten, in: Soziale Sicherheit 5/2005 Lukas Steinmann, Harry Telser: Gesundheitskosten in der alternden Bevölkerung, NZZ-Verlag 2005 Francois Höpflinger, Valerie Hugentobler: Familiale, ambulante und stationäre Pflege im Alter, Huber Verlag 2005
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Das Gesundheitswesen sieht sich mit einer wachsenden Anspruchshaltung konfrontiert. Schuld sind gesellschaftliche «Megatrends»
Jetzt sofort, genau hier und in bester Qualität Wir warten ungern. Eine viertelstündige Zugsverspätung kann durchaus ihren Weg in die Leserbriefspalten finden. Kurze Umsteigezeiten sind selbstverständlich, alles andere als klimatisierte, vibrationsarme Wagen ist Anlass für erboste Gespräche, die während einer halbstündigen Zugfahrt kaum abebben. Die SBB haben schon heute das Problem, welches das Gesundheitswesen bald haben wird: Auch das Beste ist nicht ganz gut genug.
Neben steigenden Krankenkassenprämien nehmen die Schweizerinnen und Schweizer immer höhere Privat-Ausgaben in Kauf, um ihre Gesundheit zu erhalten oder zu verbessern. Die Prämien der Grundversicherung machen knapp sechs Prozent der gesamten Ausgaben eines durchschnittlichen Schweizer Haushaltes aus. Die privaten Ausgaben für Gesundheitsdienstleistungen sind den Krankenkassenprämien gemäss Bundesamt für Statistik aber dicht auf den Fersen: Sie liegen bereits bei über vier Prozent. Laut einer Untersuchung von Plaut Economics entfallen davon eine Milliarde Franken allein auf die rezeptfreien Medikamente. Nicht eingerechnet sind hingegen die Prämien für die Zusatzversicherungen und der boomende Wellness-Bereich. Eine Studie der Universität Bern geht davon aus, dass die Schweizerinnen und Schweizer allein für die Übernachtung in Wellness-Hotels jedes Jahr um die 200 Millionen Franken ausgeben. Konsolidierte Zahlen zum gesamten Wellness-Bereich gibt es für die Schweiz nicht. Für Deutschland aber hat das Forschungsinstitut Global Insight Berechnungen angestellt. Unsere nördlichen Nachbarn geben jedes Jahr 73 Milliarden Euro für Wellness aus. Zum Vergleich: Die Beitragssumme für die gesetzliche Krankenversicherung liegt bei 144 Milliarden Euro. Ist vollkommenes Wohlbefinden herstellbar?
Warum diese enorme Zahlungsbereitschaft? Weil es um die Gesundheit, das sprichwörtliche «höchste Gut» geht? Das alleine kann nicht der Grund sein – denn auch für Dienstleistungen oder Genussmittel, die für die Gesundheit schlecht sind, geben die Schweizer gerne Geld aus. Für Alkohol und Nikotin verwenden sie etwa 1,2 Prozent ihres Einkommens, den Besuch in Gaststätten nicht mitgerechnet.
Drei Dinge dürften entscheidend sein: Die WHO-Definition von Gesundheit – «ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechen» – ist zum allgemein anerkannten Standard geworden. Der medizinische Fortschritt macht uns glauben, dieser Zustand sei machbar, herstellbar. Und durch Massenmedien und Internet sind die Kunden und Patienten sehr viel besser als früher über «Gesundheitsprodukte» und medizinische Therapien informiert. Das führt – neben den beträchtlichen privaten Ausgaben für die Gesundheit – zu einer veränderten Erwartungs- und Anspruchshaltung gegenüber den Leistungserbringern. Die Patienten wollen den Heilerfolg schnell und gemäss ihren eigenen Vorstellungen. «Unfähig, nicht auf der Höhe der Zeit»
Was das bedeuten kann, zeigt ein Beispiel aus dem Deutschen Medizin-Forum. Ein Internet-User stellt dort die Frage, ob es in Deutschland gegen seine Augenerkrankung irgendwo eine bestimmte Operationstechnik gibt, die in den USA von zwei Spezialisten angewendet wird. Verbunden damit attackiert er die deutschen Ärzte, welche ihm eine Auskunft über solche Spezialisten in der Nähe verweigern würden. Ein Arzt antwortet ihn, dass es diese Therapie in Deutschland deshalb nicht gäbe, weil deren Nutzlosigkeit längst bewiesen sei. Weltweit seien die beiden US-Ärzte die einzigen Anbieter. Der Patient beschimpft den Tippgeber darauf als unfähig und nicht auf der Höhe der Zeit. Das mag ein etwas überzogenes Einzelbeispiel sein. Aber die veränderte Anspruchshaltung der Patienten ist eine Tatsache, welche von Seiten der Ärzte immer wieder bestätigt wird. So wehrt sich der ehemalige Präsident der Berner Ärztegesellschaft, Reinhold Streit, in der Ärztezeitung gegen den Vorwurf, die Ärzte bestimmten ihren Markt selber: «Die Patienten bestimmen Abklärungs- und Behandlungsumfang wesentlich mit». Gesellschaftliche «Megatrends» fördern die Anspruchshaltung
Der Zukunftsforscher Stefan Sigrist von der ETH Zürich (siehe auch Interview in dieser Ausgabe) erkennt einige gesellschaftliche «Megatrends», welche die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen und die Anspruchhaltung in Zukunft noch stärker wachsen lassen. Die Komplexität des privaten und des beruflichen Alltags nimmt zu, die Zeit wird immer knapper. Noch weniger als heute wird man es sich in Zukunft leisten können, krank zu sein. Andererseits wird das Bedürfnis nach Genuss und Selbstverwirklichung weiter steigen. Die Konsequenzen daraus: Die Patienten stellen die eigenen Bedürfnisse und Vorstellungen immer stärker ins Zentrum. Die Leistungserbringer werden sich noch stärker als heute dem Druck ausgesetzt sehen, sofort verfügbar zu sein und schnell Erfolge zu erzielen. Für Andy Fischer, CEO des TelemedizinUnternehmens Medgate, ist klar: Als Einzelkämpfer haben die Ärzte in Zukunft kaum mehr eine Chance, die steigen-
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den Erwartungen weiterhin zu erfüllen. Die mobile Medizin – also die Verfügbarkeit von Leistungen überall und jederzeit – sei nur im Team und mit einer gemeinsamen Infrastruktur machbar. Noch deutlicher drückt es Stefan Sigrist aus: Collaborate or die – arbeitet zusammen, oder ihr verschwindet von der Bildfläche. Immer mehr Ärzten wird das bewusst. So schreibt Verena Briner, die abtretende Präsidentin der Schweizer Internisten, in der Zeitschrift «Primary Care»: «Die Hausärzte werden in Zukunft nicht mehr der erste Ansprechpartner bei gesundheitlichen Problemen sein.» Die Patienten informieren sich schon im Vorfeld genau – zum Beispiel auf Fachseiten im Internet. Das Arzt-Patient-Verhältnis erhält damit ein neues Gesicht. Die Patienten wünschen sich immer weniger eine kompetente Auskunftsperson, sondern effiziente Dienstleister, welche ihre Probleme auf möglichst angenehme Weise lösen. «Herzzentrum, Brustzentrum, Wundzentrum: Nicht mehr ein begnadeter Arzt, sondern die Erlebniswelt ist die Attraktion», schreibt Verena Briner.
Andy Fischer CEO Schweizer Zentrum für Telemedizin MEDGATE
Wie die Telemedizin das Gesundheitswesen verändern wird
Die Krankenversicherung braucht klar umrissene Ziele
Die Erwartungen und die Nachfrage der Patienten prägen das Gesundheitswesen der Zukunft. Dabei steht das zunehmende Bedürfnis nach Verfügbarkeit (Arzt rund um die Uhr) und Mobilität (Arzt an jedem Ort) sowie maximaler medizinischer Qualität bei gleichzeitig stabilen Gesundheitskosten im Vordergrund. Diese Entwicklung verlangt nach einer verstärkten Flexibilisierung und Zusammenarbeit der Akteure im Gesundheitswesen. Gleichzeitig erfolgt eine zunehmende Technologisierung der Medizin. Das Gesundheitssystem wird sich folglich stärker an den Bedürfnissen der Patienten orientieren müssen, ohne aber dabei zusätzliche Kosten zu verursachen. Die Telemedizin beziehungsweise Telekonsultation ist ein wichtiges Instrument, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Interaktion zwischen Patienten und Arzt (Telekonsultation) oder unter Ärzten (Telekonsil) im Zusammenhang mit medizinischer Diagnostik oder Behandlung, wobei sich die Beteiligten nicht in unmittelbarem physischem Kontakt miteinander befinden. Durch die ärztliche Betreuung auf Distanz sind medizinische Leistungen nicht mehr an geografische Grenzen gebunden. Mehr als die Hälfte der Patienten, die eine Telekonsultation in Anspruch nehmen, können abschliessend telemedizinisch versorgt werden und müssen keine Realkonsultation mehr in Anspruch nehmen. Dadurch ist eine Kostenreduktion von 10 bis 20 Prozent möglich – insbesondere in alternativen telemedizinischen Versicherungsmodellen.
Der boomende Gesundheitsmarkt und die steigende Anspruchshaltung drehen weiterhin zünftig an der Kostenspirale. Für die Krankenversicherung bedeutet das: Eher früher als später braucht es eine Generalüberholung des Leistungskatalogs. In Deutschland, wo die gesetzlichen Krankenversicherer seit längerem mit Finanzierungsproblemen kämpfen, sind solche Regelungen bereits in Kraft. Es gibt neben dem «normalen» Leistungskatalog die so genannten Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL). Diese Behandlungen sind – inklusive der Preise – gesetzlich geregelt, müssen aber von den Patienten selber bezahlt werden. IGeLs sind zum Beispiel Vorsorgeuntersuchungen ohne begründeten Verdacht, Impfungen vor Fernreisen oder sportmedizinische Behandlungen. Mit der Durchforstung des Leistungskatalogs ist es aber nicht getan: Das sagen unisono praktisch alle Experten. Wir geben in der Schweiz nachgewiesenermassen KVG-Leistungen von fünf Milliarden Franken aus, ohne dass diese einen medizinischen Nutzen haben. Wenn wir dieses Rationalisierungspotenzial ausschöpfen würden, könnten wir etwas entspannter in die Zukunft blicken – und von allzu radikalen Kürzungen des Leistungskatalogs absehen. Für die Krankenversicherung der Zukunft werden verbindliche Ziele wichtig sein: Wozu ist die Grundversicherung da – und wozu nicht? Leistungen zulasten der Solidargemeinschaft und Kosten zu Lasten des Einzelnen müssen nach klaren Regeln getrennt sein. Diese Art von Transparenz ist letztlich der beste Schutz gegen willkürliche Rationierungen bei den wirklich wichtigen Behandlungen. PETER KRAFT
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Im Gespräch: Dr. Stephan Sigrist, Leiter W.I.R.E. (Web for Interdisciplinary Research & Expertise), Think Tank der Bank Sarasin und des Collegium Helveticum der ETH und Universität Zürich
«Unser Verhältnis zur Gesundheit wird sich radikal verändern» Der Trendforscher Stephan Sigrist sagt dem Gesundheitsmarkt grosse Umwälzungen voraus: Wir werden uns Akupunkturen in Bars stechen lassen und unsere Erbkrankheiten kennen, bevor sie ausgebrochen sind. Sollen wir uns darauf freuen – oder müssen wir uns vor den neuen Technologien fürchten? Das hängt davon ab, wie wir damit umgehen, sagt Stephan Sigrist.
Die WHO-Expertin Illona Kickbusch spricht von einer Gesundheitsrevolution, die kurz bevorstehe. Sehen Sie das auch so?
Eine Revolution wäre ein einzelnes Ereignis, das einen ziemlich plötzlichen und bedeutenden Wandel mit sich bringt. Der Weg hin zur Gesundheitsgesellschaft ist aber ein stetiger Prozess. Inhaltlich gesehen bin ich der gleichen Meinung wie Frau Kickbusch: Unser Verhältnis zur Gesundheit, aber auch zur Krankheit, wird sich radikal verändern. Ich gehe allerdings von einem etwas längeren Zeitraum aus. Ein Beispiel: Vor zehn Jahren schürte die Industrie grosse Hoffnungen in biotechnologische Medikamente, die bisher nicht erfüllt worden sind. Inzwischen geht man mit der Ankündigung von grossen Sprüngen etwas vorsichtiger um.
«Es wird wohl Bars geben, in denen man sich eine Akupunktur stecken lässt, während man einen Drink geniesst.» Sie sagen dennoch voraus, dass sich der Gesundheitsmarkt auch in Zukunft stark ausdehnen wird. Wo konkret sehen Sie das grösste Potenzial?
Der Krankheitsmarkt wird auch noch in zwanzig Jahren den grösseren Anteil ausmachen. Aber der Gesundheitsmarkt hat die höheren Wachstumsraten. Am meisten Potenzial haben die Angebote, von denen die Menschen einen offensichtlichen Nutzen haben: Regeneration und Wellness zum Beispiel, und deren Einbau in Berufsleben und Alltag. In der Gestaltung der Arbeitsplätze nach gesundheitlichen Aspekten wird in nächster Zeit einiges geschehen. Und es wird wohl Bars geben, in denen man sich eine Akupunktur stecken lässt, während man einen Drink geniesst. Grosse Veränderungen versprechen auch die neuen Möglichkeiten der Diagnostik. Wir werden die genetischen Veranlagungen der Menschen analysieren und Krankheiten bereits behandeln können, bevor sie ausgebrochen sind.
Macht es Sinn, bereits 30 Jahre vor dem Ausbruch einer Erbrankheit davon zu wissen?
Wenn entsprechende Therapien vorhanden sind, kann das durchaus sinnvoll sein. Weil es für viele Erbkrankheiten aber noch keine Behandlungsmöglichkeiten gibt, ist Vorsicht geboten. Aber trotzdem wird es Realität. Ein Spin-Off von Google bietet schon heute eine detaillierte Gen-Analyse für ein paar hundert Dollar an. Gesellschaft und Politik müssen Wege finden, die guten Seiten davon zu nutzen und gleichzeitig die richtigen Schranken zu setzen. Wenn in Zukunft praktisch die gesamte Bevölkerung Medikamente erhält und Erbkrankheiten bekannt sind, bevor sie ausbrechen: Wer gilt dann überhaupt noch als gesund? Das ist eine zentrale Frage. Es besteht die Gefahr, dass plötzlich alle als irgendwie krank oder mangelhaft gelten und eigentlich therapiert werden müssten. Es wird deshalb, grob gesagt, zwei Kategorien von Leuten geben: Die einen werden sich die neuen Möglichkeiten und Produkte so gut als möglich zunutze machen, um ihre Gesundheit zu verbessern. Die anderen werden sagen: Was solls, ich bin ja sowieso krank – und von der Gesundheitsgesellschaft losgelöst leben. Beide Varianten haben ihre «positiven» Seiten. Die einen tun etwas für ihre Gesundheit, und die anderen befreien sich vom Gesundheitsstress, der die Lebensqualität ja auch beeinträchtigen kann. Was treibt die Entwicklung hin zum Gesundheitsmarkt an? Sind das technologische oder gesellschaftliche Veränderungen?
Das eine lässt sich vom anderen nicht trennen. Wenn eine Technologie den Vorstellungen der Gesellschaft nicht entspricht, hat sie keine Chance. Ein gutes Beispiel ist die grüne Gentechnologie: Sie kommt deshalb nicht aus den Startlöchern, weil die Gesellschaft die Risiken und ethischen Bedenken höher gewichtet als den Nutzen. Auch die Nano-Technologie hat Mühe mit der gesellschaftlichen Akzeptanz. Die italienischen Behörden haben eine Risotto-Sorte namens Vialone Nano vom Markt genommen, weil sie der Bevölkerung keine Nanotech-Lebensmittel zumuten wollten. Das einzig Spezielle an diesem Reis sind jedoch seine kleinen Körner – Nano heisst auf griechisch Zwerg. Also: Es kommt nicht nur darauf an, was technisch machbar ist, sondern vor allem darauf, was die Gesellschaft akzeptiert. Ist das nicht auch eine Generationenfrage?
Zum Teil schon. Viele ältere Menschen stehen dem Internet bezüglich der Datensicherheit kritisch gegenüber. Jüngere Leute hingegen stellen ohne Augenzwinkern komplette Lebensläufe mit Fotos und allen Kontaktdaten ins Netz. Andererseits: Die Bedenken gegenüber der grünen Gentechnologie haben sich auch bei der jüngeren Generation gehalten.
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Wie sollen Staat und Sozialversicherungen auf diese Veränderungen reagieren?
Auch im traditionellen Krankheitsmarkt werden die Kosten weiterhin steigen. Die Evidence Based Medicine wird immer wichtiger, um einen angemessenen Leistungskatalog zu definieren. Daneben braucht es aber auch eine grundsätzliche Diskussion darüber, für welchen Grad von Gesundheit die Solidargemeinschaft zuständig ist und wo die Eigenverantwortung anfängt. Die Voraussetzung dafür wären allerdings umfassende Datenbanken – und die sind in der Schweiz noch spärlich vorhanden. In Bayern gibt es ein Krebsregister, das alle Fälle, die angewandten Therapien und die Behandlungsergebnisse erfasst und detailliert analysiert. Solche Schritte können helfen, die Transparenz über Kosten und Nutzen einer Therapie zu verbessern. Wie wird sich die Rolle der traditionellen Leistungserbringer verändern?
Foto: ZVG
Die Rollen verändern sich schon seit Jahren. Die Fachärzte spezialisieren sich noch stärker. Die Hausärzte arbeiten effizienter und haben weniger Zeit, auch als Vertrauensperson zu wirken. Wer übernimmt nun das Vertrauensverhältnis zu den Patienten, die Koordination der Behandlungskette? Vielleicht sind das, dank neuen Ausbildungen, wieder die Hausärzte,
vielleicht aber auch Case Manager der Versicherer. Dazu müssten die Kassen aber von ihrem Image als reine Kostendecker wegkommen. Denkbar sind auch ganz neue Berufsgruppen. Vielleicht gibt es eines Tages Gesundheitsberater – so, wie wir heute Finanzberater haben. Für chronisch Kranke wird es Disease Manager brauchen – also jemand, der im Angebotsdschungel von Spezialisten und Therapien den Überblick behält und die Patienten begleitet. Hier könnten Arztpraxen durchaus einsteigen. Umgekehrt kann ich mir vorstellen, dass einfache medizinische Handlungen künftig vom Pflegepersonal und nicht mehr von Ärzten vorgenommen werden.
«Die ideologischen Kämpfe Marktwirtschaft gegen Staatsmedizin müssen aufhören.» Die Frage aller Fragen: Macht uns der boomende Gesundheitsmarkt wirklich gesünder?
Per se macht er uns nicht gesünder. Aber er bietet die Chance dazu. Wenn wir die neuen Methoden der Diagnostik flächendeckend einsetzen und die gesamte Bevölkerung mit ihren Erbkrankheiten konfrontieren, erreichen wir vor allem eine Gesellschaft in Angst und Sorge. Wenn wir aber diese Möglichkeiten gezielt nutzen, erzielen wir ein Gesundheitssystem von höherer Qualität und höherer Effizienz. Damit es soweit kommt, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein: Wir brauchen Transparenz. Die Akteure des Gesundheitswesens müssen sich öffnen und untereinander vernetzen. Die ideologischen Kämpfe Marktwirtschaft gegen Staatsmedizin müssen aufhören. Nehmen Sie zum Beispiel die Prävention: Wieso soll das ausschliesslich eine Staatsaufgabe sein? Wer wäre besser geeignet, um über gesunde Ernährung zu informieren, als beispielsweise Detailhändler? Dort kaufen jeden Tag Millionen von Menschen Lebensmittel ein. Nur dass bei dieser Art Prävention die Profit-Interessen vielleicht wichtiger sind als die Gesundheit der Menschen.
Natürlich braucht es den Staat weiterhin, der Richtlinien vorgibt, Plattformen zur Verfügung stellt und für Transparenz sorgt. Ich sage nur: Der Staat muss nicht alles alleine machen und kann durchaus die Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft suchen. INTERVIEW: PETER KRAFT Mehr Informationen: www.healthhorizons.ch
«Es kommt nicht nur darauf an, was technisch machbar ist, sondern vor allem darauf, was die Gesellschaft akzeptiert.»
Ernährung hilft beim Vorbeugen gegen chronische Krankheiten
Zuviel Fett, zuviel Zucker: Ein globaler Risikofaktor Schlechte Ernährung hat nicht nur mit Hunger und der Dritten Welt zu tun. Industrienationen haben ebenfalls ein Ernährungsproblem. Schuld ist exzessives Essen. Die Gipfelkonferenz der UNO-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) hat im Mai in Rom ein weiteres Mal nach Lösungen gesucht.
Experten der WHO und der FAO1 warnen schon seit über zehn Jahren vor schlechter Ernährung und ihren Folgen für die Gesundheit. Die Forschung konnte mittlerweile die Rolle der Ernährung in der Vorbeugung und Kontrolle gewisser Krankheiten aufzeigen. Auch wenn gewisse Aspekte noch im Dunkeln liegen – die vorliegenden Fakten müssten eigentlich reichen, um ein Umdenken einzuleiten. Hinzu kommt: Chronische Erkrankungen als Folge von Ernährung und Lebensweise sind nicht nur in Industrieländern, sondern auch in Entwicklungsländern Realität. Ernährungsumstellung und chronische Krankheiten
Industrialisierung, Urbanisierung, Globalisierung und Wirtschaftsentwicklung führen dazu, dass sich die Ess- und Lebensgewohnheiten sehr rasch verändern, mit schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit. Vor allem Schwellenländer sind betroffen. Mit zunehmender Lebensqualität und einer vielfältigeren Ernährungspalette, die mehr und mehr Leuten offen steht, bleiben auch negative Folgen nicht aus: Eine ungesunde Ernähung, Bewegungsarmut und Tabakkonsum begünstigen ernährungsbedingte chronische Krankheiten, vor allem in der armen Bevölkerung. Nahrungsmittel mit Zuckerzusatz und Tierfetten ersetzen nach und nach die traditionelle, auf Pflanzen, Getreide und Kartoffeln basierende Ernährung. Die neuen Essgewohnheiten gehen oft einher mit Bewegungsarmut. Der durchschnittliche Kalorienkonsum steigt stetig. Fett- und zuckerreiche Ernährung ist auf dem Vormarsch – vor allem in Nordamerika und Europa. Die Nachfrage nach tierischen Produkten nimmt weiter zu. Der Fischkonsum hat sich seit 1957 verdoppelt. Einzige Ausnahme bildet Afrika südlich der Sahara.
Fakt ist, dass zu viel Fett, Zucker und Salz und zu wenig Ballaststoffe, Früchte und Gemüse, in Verbindung mit Bewegungsarmut, chronische Erkrankungen begünstigen. Dazu gehören Fettleibigkeit, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber auch Bluthochdruck, gewisse Krebserkrankungen oder Zahnerkrankungen. Chronische Erkrankungen: häufigste Todesursache
Chronische Krankheiten sind weit verbreitet und eine grosse Belastung für die Gesellschaft, da sie weltweit die häufigste Todesursache darstellen. 60 Prozent der 56,5 Millionen Todesfälle weltweit gehen auf chronische Erkrankungen zurück (2001). Während das Alter, das Geschlecht und die Gene vorgegeben sind, lassen sich andere Risikofaktoren beeinflussen: • Verhalten: Diät, Sport, Bewegung, Tabak- und Alkoholkonsum • Biologische Faktoren: Bluthochdruck, Übergewicht, Insulin-Überschuss • Soziale Faktoren: Zusammenspiel von sozioökonomischen, kulturellen und Umweltfaktoren. Veränderte Essgewohnheiten sind ein Mittel, um chronischen Krankheiten vorzubeugen. Dazu ist der ganze Prozess mit einzubeziehen, von der Lebensmittelproduktion bis zum Konsum. Verschiedene Faktoren, wie etwa der wirtschaftliche Druck und auch das mangelnde Interesse der Politik, behindern die Prävention chronischer Erkrankungen.
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Doppelte Ernährungskrise in Entwicklungsländern
Bewegungsarmut und Übergewicht
Die Entwicklungsländer werden derzeit gleich von zwei Krisen geschüttelt. Hunger-Revolten in Asien, Afrika und in der Karibik rufen in Erinnerung, dass 30 Prozent der Weltbevölkerung noch immer an Hunger leiden. Gleichzeitig sehen sich viele Entwicklungsländer mit einem Zuwachs von chronischen Erkrankungen konfrontiert. Dazu zählen Fettleibigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Grund ist der schnelle Wandel der Lebens- und Essgewohnheiten. Es braucht ein gesichertes und ausgeglichenes Nahrungsangebot, um Mangelerscheinungen und chronische Erkrankungen zu bekämpfen. Die FAO rechnet indes damit, dass sich diese Phänomene weiter ausbreiten werden.
Europa bildet keine Ausnahme. Auch die Schweiz setzt Speck an. Jeder dritte Erwachsene und jedes fünfte Kind ist übergewichtig. Immer häufiger sollen Präventionskampagnen Abhilfe schaffen (www.gesundheitsfoerderung.ch, www.mangerbouger.fr, www.syndromedelabedaine.org). Die Bevölkerung wird in der Regel heute häufiger, aber nicht unbedingt besser informiert. Die Werbekampagnen überhäufen die Konsumenten oft mit Informationen über Functional Food oder Omega 3-Fette, im Informationsdschungel finden sich die Konsumenten immer schwieriger zurecht. Gesundheitsförderung Schweiz, eine von den Kantonen und Versicherern unterstützte Stiftung, koordiniert Präventionsmassnahmen und liefert einfache Tipps für ein gesundes Körpergewicht. Das Ziel ist es, bis 2010 den Anteil übergewichtiger Kinder und Erwachsener in der Schweiz zu stoppen. Die Lösung ist einfach: ausgewogen ernähren und bewegen. Schlechte Angewohnheiten und billige Ausreden sind aber gang und gäbe. Die meisten denken kaum langfristig: «Ich fühle mich wohl, so wie ich bin», «Keine Zeit für Sport», «Sport ist Mord», «Ich schaue etwas auf meine Ernähung, das reicht voll und ganz». Doch für viele ist die Sache klar: «Gesundheit kommt mit dem Essen»2. Also, worauf warten wir noch?
WHO-Empfehlungen
In Bezug auf chronische Erkrankungen empfiehlt die WHO Folgendes: • Der gesamte Fettanteil sollte 15 bis 30 Prozent der mit der Nahrung zugeführten Energie betragen. • Freier Zucker (der z.B. in Softdrinks und vielen industriell hergestellten Nahrungsmitteln enthalten ist) sollte höchstens 10 Prozent zur Gesamtenergieaufnahme beitragen. • Der Verzehr von mindestens 400 Gramm Obst und Gemüse pro Tag wird empfohlen. Damit ist – in Verbindung mit dem Konsum von Vollkornprodukten – für eine ausreichende Versorgung mit Ballaststoffen gesorgt.
MAUD HILAIRE SCHENKER
Umfassendere Informationen dazu in Englisch unter http://www.who.int/nutrition/topics/dietnutrition_and_chronicdiseases/en/ 2 www.lasantevientenmangeant.inpes.sante.fr/ 1
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Vom Zwei-Kreise-Modell bis zur konsequenten Qualitätskontrolle: Ideen wären vorhanden
Nach dem 1. Juni: Politiker und Experten wollen Reformen weiterführen Für Politiker und Gesundheitsexperten fast aller Couleur ist klar: Das Nein am 1. Juni zum Verfassungsartikel ist keine Absage an Reformen. Der Handlungsbedarf im Gesundheitswesen ist nicht einfach verschwunden. Die Ideen und Vorschläge sind zwar sehr verschieden, lassen aber ein gemeinsames Ziel erkennen: Eine bestmögliche Qualität zu vernünftigen Preisen. Einigkeit herrscht auch darüber, dass das Zauberwort für die Zukunft «Zusammenarbeit» heisst. Die Zeit der Einzelkämpfer scheint vorbei. Nachfolgend eine Auswahl von Stimmen.
Qualität und Effizienz statt Leistungsabbau und Gärtchendenken
Die Gesundheitskosten werden auch in den kommenden Jahren massiv steigen. Damit nimmt auch der Druck auf die Solidarität zu. In der Gesundheitspolitik wird man entscheiden müssen, ob der Leistungskatalog gekürzt oder der Leistungsbezug gesteuert werden soll. Angesichts der Tatsache, dass etwa 10 Prozent der Bevölkerung 70 bis 80 Prozent der Gesundheitskosten verursachen, gebe ich einer besseren Steuerung des Leistungsbezugs klar den Vorzug. Konkret bedeutet dies: Es genügt nicht mehr, die Verschreibung von Leistungen zu honorieren. Belohnt wird, wer klare Qualitätsmassnahmen einhält und sich um die Steuerung des Leistungsbezugs kümmert. Isoliertes Spezialistentum, Einzelkämpfer in den Arztpraxen und Gärtchendenken in den Spitälern und zwischen den Kantonen können wir uns nicht länger leisten. Das ist nicht nur zu kostenintensiv, sondern genügt auch den heutigen Qualitätsanforderungen nicht mehr. Die PatientInnen profitieren von den verstärkten Qualitätsanstrengungen und der verbesserten Koordination. Die freie Wahl des Vertrauensarztes muss gewährleistet sein. Wer hingegen jegliche Koordination verweigert, soll sich mit einem höheren Selbstbehalt an den Kosten beteiligen. Von den Krankenversicherern erwarte ich, dass sie sich um die Kranken kümmern und nicht möglichst gute Risiken anwerben und Zusatzversicherungen verkaufen. Ihre Kernaufgabe besteht darin, Massnahmen zu fördern, die zu einer besseren Qualität, einer verstärkten Koordination und einem effizienteren Einsatz der Mittel führen. Unverständlich ist, dass sich bis heute nur ganz wenige Versicherer für die Zulassung von Parallelimporten patentierter Arzneimittel engagieren. Damit könnten jährlich 350 Mio. Franken gespart werden – ohne jegliche Einbusse an Qualität. SIMONETTA SOMMARUGA,
In kleinen Schritten, aber vorwärts
Wir haben in unserem Land ein gutes Gesundheitssystem mit einem hochstehenden und breiten Angebot. Dieser 60 Milliarden-Markt befriedigt viele Interessen, und nur den wenigsten ist daran gelegen, Angebot und Nachfrage tiefgreifend zu verändern. Selber wollen wir ebenfalls einen möglichst schnellen und freien Zugang zu den besten medizinischen Leistungen. Mit der neuen Spitalfinanzierung (Fallpauschalen, freie Spitalwahl, Transparenz, Qualitätsvergleiche) und mit der Pflegefinanzierung (Tarifierung, Kostenaufteilung, keine automatischen Teuerungsanpassungen, zeitlich begrenzte volle Kostenübernahme für die Übergangspflege) haben wir auch finanziell weitere Mosaiksteine gesetzt. Nun geht es an die Umsetzung. Vordringlich ist nun eine Nachfolgeregelung für den Zulassungsstopp. Diese Anschlussregelung führt meines Erachtens über eine teilweise Lockerung des Vertragszwanges. Vier Modelle liegen auf dem Tisch (Netzwerk-Teilnahme, Managed Care als Modell der Grundversicherung, Unterscheidung zwischen Grundversorgern und Spezialisten, kantonale Kontingente für Spezialisten). Einige Mühe bekunde ich, wenn man die Anschlussregelung ausschliesslich in einer verstärkten staatlichen Kontingentierung sucht. Endlich zu Ende geführt werden muss auch die Vorlage um die Medikamentenpreise. Die Überprüfung der Medikamentenpreise alle drei Jahre und bei jeder Indikationserweiterung ist richtig und die Neuregelung darf nicht weiter hinausgezögert werden. Unabdingbar ist, dass der Bund in einem 4,5 Milliarden-Markt mindestens über eigenes gesichertes Zahlenmaterial in Sachen Fabrikabgabe- und Publikumspreise verfügen muss. Auf der Traktandenliste werden in den nächsten Monaten sodann auch die Billigkassen (Motion Frick) und wieder einmal die Nachbesserung des Risikoausgleichs stehen. Es besteht Handlungsbedarf.
STÄNDERÄTIN SP, BERN
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Das ist nichts Spektakuläres und keine abschliessende Aufzählung. Es sind aber zumindest kleine Schritte vorwärts. DR. URS SCHWALLER, STÄNDERAT CVP, TAFERS/FR
Pragmatische Reformen sind gefragt
PETER GOMM, REGIERUNGSRAT SP, GESUNDHEITSDIREKTOR DES KANTONS SOLOTHURN
Erschwingliche Qualitätsleistungen für alle
Das Gesundheitssystem braucht Reformen, weil der Anstieg der Gesundheitskosten für die Bevölkerung und vor allem für Familien mit Kindern eine grosse Belastung darstellt. Bei Abstimmungen über das Gesundheitswesen hat uns die Bevölkerung zu verstehen gegeben, dass sie weder ein staatliches System mit Einheitskasse und einkommensabhängigen Prämien noch ein de-
reguliertes Wettbewerbssystem will. Die Richtung ist vorgegeben. Das heutige System bekommt insgesamt gute Noten, aber es ist verbesserungswürdig. Die neue Spitalfinanzierung mit Fallpauschalen bringt mehr Transparenz, fördert die Effizienz und dämmt die Spitalkosten ein, die 23,3 Prozent der Ausgaben der obligatorischen Krankenversicherung ausmachen. Das ist der wichtigste Teil. Ein weiteres Revisionsprojekt betrifft Managed Care. Ich bin überzeugt davon, dass sich die Qualität verbessert und die Kosten weniger stark steigen, wenn sich die Patienten in Ärztenetzwerken behandeln lassen. Erste Erfahrungen mit Qualitätszirkeln von Ärzten, Apothekern und Versicherern brachten Einsparungen von mehreren hunderttausend Franken. Die Einführung der Gesundheitskarte hilft, Verschwendung zu unterbinden. Alle Akteure werden stärker in die Verantwortung genommen: Keine Doppelbehandlungen mehr, keine überrissenen Tarife mehr, kein unnützer Medizintourismus mehr, aber mehr Qualität. Volle Transparenz braucht es bei den Konten der Krankenversicherer in der Grundversicherung, die Reserven müssen plafoniert sein. Die bereits unternommenen Anstrengungen bei den Medikamentenpreisen und der Abgabe von Generika müssen weitergeführt werden. All diese Reformen haben ein und
Fotos: www.parlament.ch, Staatsarchiv Solothurn
Die Schweizer Bevölkerung hat am 1. Juni 2008 den neuen Gesundheitsartikel verworfen. Das Resultat hat niemand in dieser Deutlichkeit erwartet. Ist das als Aufforderung zu verstehen, keine Reformprozesse mehr anzugehen? Ich glaube nicht. Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger waren vor allem in Sorge darum, ob sie auch zukünftig im Gesundheitswesen noch mitbestimmen können, welche Leistungen angeboten werden und zu welchen sie Zugang haben. Unterschiedliche Interpretationen des Verfassungstextes haben zudem eher Verunsicherung als Klarheit geschaffen. Das Resultat hat auch gezeigt, dass das Gesundheitswesen der Bevölkerung etwas wert ist und sie will, dass dazu Sorge getragen wird. Diesem Auftrag dürfen sich die Akteure im Gesundheitswesen nicht verschliessen. Nicht die Holzhammermethode, sondern pragmatische Reformen – Schritt für Schritt – sind gefragt. Für das Jahr 2012 stehen mit der Einführung der Leistungsfinanzierung und der freien Spitalwahl für die stationäre Versorgung grundlegende Veränderungen
auf der Traktandenliste. Nicht nur die Krankenkassen, sondern auch die Kantone sind mit deren Umsetzung stark gefordert. Es werden sich neue Konstellationen und Interessenlagen ergeben. Sowohl die Kantone, als auch die Versicherer werden ein Interesse daran haben, gemeinsam am Tisch zu sitzen, an dem über die Höhe der Tarife mit den Leistungserbringern verhandelt wird. Die Spitäler ihrerseits benötigen unternehmerischen Freiraum, um mit den neuen Vorgaben gute Resultate erreichen und einem Vergleich mit Referenzspitälern standhalten zu können. Wenn dabei die Interessen der Patientinnen und Patienten im Fokus bleiben, so bin ich zuversichtlich, dass es gelingt, auch diese grosse Herausforderung zu meistern.
Simonetta Sommaruga, Ständerätin SP, Bern.
Dr. Urs Schwaller, Ständerat CVP, Tafers/FR.
Peter Gomm, Regierungsrat SP, Gesundheitsdirektor des Kantons Solothurn.
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Foto: www.parlament.ch, Keystone, ZVG
Thérèse Meyer-Kaelin, Nationalrätin CVP, Estavayer-le-Lac/FR.
Dr. med. Felix Huber, Medizinischer Leiter medix, Zürich.
Jean-Claude Rey, Gesundheitsökonom, ISE, Ecublens/VD.
dasselbe Ziel: Erschwingliche und qualitative hochstehende Gesundheitsleistungen für alle.
ten konnte man über Nacht eine massive Nachfragesteigerung bei den Generika erreichen. Das gleiche ist bei der Wahl von Managed Care-Versicherungsangeboten zu erwarten. Der HelsanaVorschlag überzeugt als wettbewerbliche Lösung zur Beendigung des Zulassungsstopps. Der Vertragszwang kann bestehen bleiben. Die Schweiz hätte die grosse Chance, der bisherigen Managed Care-Erfolgsgeschichte weitere Impulse zu geben. Und die Managed Care-Modelle könnten aufzeigen, dass sie auch die polymorbiden Patienten besser betreuen können. Über Managed Care wird sich ein Qualitätswettbewerb etablieren, der auch diesen stillgelegten Zug der Qualitätssicherung wieder in Fahrt bringen wird.
vom Markt ausgehende Bedrohungen wahr. In den letzten zwanzig Jahren verschlechterte sich das Image der Krankenkassen zusehends. Sie haben sich in den Augen der Versicherten zu Wirtschaftsakteuren entwickelt, die wie alle anderen eher hart und ohne Mitgefühl vorgehen. Jedes Mal, wenn die Krankenversicherung eine Leistung ablehnt, stösst sie einen Versicherten vor den Kopf. Die Verweigerung der Kostenübernahme wird als Ungerechtigkeit wahrgenommen. Die fehlende vollständige Trennung zwischen Grundversicherung und Zusatzversicherung ist oft nicht nachvollziehbar und sorgt für Verwirrung. Dies schürt Misstrauen bei den Versicherten, die sich der Informationsasymmetrie immer mehr bewusst werden. Die Versicherten haben zudem den Eindruck, die Datenschutzbestimmungen würden mit den neuen Rückerstattungssystemen (TARMED, DRG) verletzt. Das ruft ebenfalls Skepsis hervor. Die Krankenversicherer müssen das Vertrauen ihrer Kunden wieder gewinnen. Zwei Dinge sind dazu unbedingt nötigt: Transparenz in den Abläufen und Schutz der Privatsphäre der Versicherten. Ohne immense Anstrengungen wird sich der Erfolg nicht einstellen. Es braucht eine vollständige Trennung zwischen Grundversicherung und Zusatzversicherung, von den Krankenversicherern unabhängige Vertrauensärzte und absolut sichere Methoden der Datentransformation.
THÉRÈSE MEYER-KAELIN, CVP NATIONALRÄTIN, ESTAVAYER-LE-LAC/FR
Managed Care führt aus der Pattsituation hinaus
In der Frage des Zulassungsstopps hat sich das Parlament eine letzte Frist gesetzt. Es stehen sich jetzt ein planwirtschaftlicher Vorschlag mit kantonaler Bedarfsplanung und das Zwei-KreiseModell der Helsana gegenüber. Sollte sich das Parlament für die kantonale Bedarfsplanung entscheiden, dann würde die heute Lösung des Pseudo-Zulassungstopps, der in den Kantonen ganz unterschiedlich umgesetzt wird, mit ihren unbefriedigenden Konsequenzen fortgesetzt. Praxen mit einer Zahlstellennummer könnten weiterhin zu einem überhöhten Preis verkauft werden, während die Jungärzte auf Gedeih- und Verderben solche Praxen übernehmen müssten oder vom Kantonsarzt einen freien Platz zugewiesen erhalten müssten. Das ist wettbewerbs- und innovationsfeindlich. Zudem haben wir über die reine Beschränkung der Anzahl Ärzte noch keine Verbesserung der Behandlungsprozesse erreicht. Wir bevorzugen den im Zwei-KreiseModell der Helsana vorgeschlagenen differenzierten Selbstbehalt, weil er die Nachfrage nach einer effizienteren Betreuung in Managed Care-Modellen fördern wird. Mit dem differenzierten Selbstbehalt bei den Medikamen-
DR. MED. FELIX HUBER, MEDIZINISCHER LEITER MEDIX ZÜRICH
Wohin geht nun die Reise?
Weshalb hat eine klare Mehrheit der Stimmenden am 1. Juni den Argumenten des Nein-Lagers Glauben geschenkt? Die neoliberalen Argumente weckten mehr Ängste als Hoffnungen. Einzig auf den Markt zu vertrauen, hat als Credo nicht überzeugt. Die Skandale in den Vereinigten Staaten als Inbegriff des Neoliberalismus (Enron, «Subprimes», im Film «Sicko» dargestellte Praxis der Versicherer) und die schweizerischen Pendants (Swissair-Debakel und Freispruch für die Verantwortlichen, UBSDebakel) nahm die Öffentlichkeit als
JEAN-CLAUDE REY, GESUNDHEITSÖKONOM, ISE, ECUBLENS/VD
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Staaten und Private bieten die virtuelle Gesundheitsakte an
Cyber Health: Lösung fürs Gesundheitswesen oder Orwellsches Schrecksensszenario? Mit der Lancierung von Microsofts HealthVault, Google Health und dem Dossier Médical Personnel (DMP) in Frankreich entsteht vielleicht der Eindruck, Gesundheitsfragen würden künftig nur noch über das Internet abgewickelt. Sind «Cyberdoktoren» und virtuelle Gesundheitsakten eine echte Lösung für ein effizient funktionierendes Gesundheitssystem?
Amerikanische Internetbenutzer können seit dem 20. Mai 2008 auf Google Health gratis ein Gesundheitsdossier anlegen. Microsoft hatte bereits im Oktober 2007 HealthVault lanciert. Auf Google Health können alle gewünschten Informationen gespeichert werden – von Analyseergebnissen und Behandlungen bis hin zu Allergien. Der «Patient» kann die Gesundheitsdaten zugänglich
machen und legt dazu die Zugriffsberechtigungen fest. Spitäler, Labore und Apotheken können medizinische Informationen abrufen und die Krankengeschichte der Patienten einsehen. Die Website bietet ausserdem eine Suchfunktion, mit der die Patienten einen Arzt nach Spezialgebiet und Ort ausfindig machen können. Sie warnt die Patienten auch bei möglichen Wechselwirkungen zwischen Medikamenten. Google Health und HealthVault verfolgen beide die gleichen Ziele: Keine Doppelspurigkeiten und Mehrfachkonsultationen, Nachbetreuung chronisch Kranker, Zentralisierung der medizinischen Akten an einem Ort und bessere Abdeckung von Reisenden, die überall auf der Welt Zugriff zu ihren Gesundheitsdaten haben. Doch die Kritiken lassen nicht lange auf sich warten: Missbrauch der Identität einer Person, Verkauf von Daten (obwohl Google das
Gegenteil beteuert) und eine Entwicklung, die Orwells 1984 würdig ist – so lauten die Vorwürfe. Dossier Médical Personnel (DMP)
Das persönliche medizinische Gesundheitsdossier DMP ist ein vom französischen Gesundheitsministerium koordiniertes nationales Projekt. Das Ministerium möchte für jeden Bürger des Landes ein elektronisches Gesundheitsdossier anlegen. Ärzte oder andere Gesundheitsfachpersonen können jederzeit Daten über einen gesicherten Zugriff abrufen. Dazu muss ihnen der Patient die Erlaubnis erteilen. DMP soll die Gesundheitsdienstleistungen und -akteure rund um den Patienten besser koordinieren und damit Doppelspurigkeiten und medizinische Fehler reduzieren, die durch mangelnden Informationsaustausch zustande kommen. Gefahr für den Datenschutz – oder eine Verbesserung?
Foto: Prisma
Die Angst vor Datenklau ist nicht unbegründet. Google beteuert, eines der sichersten Systeme überhaupt zu haben. Emmanuel Hirsch, Leiter des Zentrums für Ethik der öffentlichen Spitäler Paris, erinnert daran, dass die heutige Datenarchivierung auf Papier in Sachen Sicherheit katastrophal sei. Das persönliche medizinische Gesundheitsdossier DMP werde in dieser Hinsicht in jedem Fall mehr Qualität bringen. Informatik als Mittel zum Zweck
Die Informatik hilft – ersetzt aber nicht den Arzt.
Fachleute sehen mit den neuen Hilfsmitteln auch die Arzt-Patienten-Beziehung gefährdet. Mit den neuen Dienstleistungen sei eine persönliche und gründliche Beratung des Arztes weiterhin unverzichtbar. Weil der Patient selber darüber entscheidet, welche Daten er in seine Akte aufnehmen will, ist das persönliche Gespräch um so wichtiger. Der Arzt kann ja nie wissen, ob die Daten wirklich komplett sind. Die Informatik ersetzt in keinem Fall den Gang zum Arzt. Sie ist bloss ein Mittel zum Zweck. MAUD HILAIRE SCHENKER
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Tätigkeitsbericht 2007 der Ombudsstelle der sozialen Krankenversicherung
Kassenwechsel schaffen vermehrt Probleme Rund 5000 Versicherte – 6,5 Prozent mehr als im Vorjahr – haben 2007 die Ombudsstelle der Krankenversicherung um Auskunft oder Beratung angefragt. Drei Fünftel der Fälle betrafen Leistungsfragen, ein knappes Viertel den Abschluss oder Wechsel der Versicherung. Um die Prämien ging es bei nur neun Prozent der Anfragen. Anhand der fiktiven Geschichte der Familie Muster zeigt der Jahresbericht die häufigsten Probleme auf, mit denen sich der Ombudsman befassen muss.
Die Zahl der Anfragen bei der Ombudsstelle der sozialen Krankenversicherung in Luzern hat nach einer leicht rückläufigen Tendenz 2007 wieder zugenommen. 3125 oder 62 Prozent der 5087 Eingänge betrafen den Leistungsbereich, 1167 oder 23 Prozent den Versicherungsabschluss und -wechsel, und nur 474 oder 9 Prozent die Prämien. Aus der Deutschschweiz waren deutlich mehr Eingänge zu verzeichnen als im Vorjahr, aus der Westschweiz etwas weniger. Der Ombudsman, Rudolf Luginbühl, erklärt das mit der stärkeren Medienpräsenz der Ombudsstelle in der Deutschschweiz. Insgesamt gingen 83 Prozent der Anfragen in deutscher, 15 Prozent in französischer und 2 Prozent in italienischer Sprache ein. Wenige Versicherer betroffen
Trotz eines Tiefststandes bei den Kassenwechseln sind die damit zusammenhängenden Probleme markant angestiegen. Der Ombudsman sieht den Grund dafür in der verstärkten Abwerbeaktivität per Direktwerbung (Telefonwerbung) oder hin und wieder auch mit Werbemitteln, hinter denen die eigentliche Botschaft nicht auf Anhieb zu erkennen sei. Zudem hätten Vermittler Versicherungen zu früh oder gar nicht gekündigt und Rabattverluste oder Karenzfristen verschwiegen. Die Probleme
ENTWICKLUNG EINGÄNGE 1996 − 2007 8000
Quelle: Ombudsstelle der sozialen Krankenversicherung
6967
7000 6358 6000
6140 5574
5474
5231
6071
5481
5431
5000
5145
4775
5087
seien nur bei wenigen Krankenversicherern aufgetaucht, dort aber in grosser Zahl. Die Ombudsstelle werde sich wohl noch während einiger Zeit mit den Folgen einzelner verunglückter Kassenwechsel beschäftigen müssen. Probleme der Familie Muster
Am Beispiel der Familie Muster illustriert der Geschäftsbericht Problemkreise, die dem Ombudsman im Berichtsjahr mehrfach vorgelegt worden sind. Die Geschichte beginnt damit, dass Frau Muster wegen falscher Beratung die Zusatzversicherung beim alten Versicherer kündigt, bevor der neue die Versicherungsdeckung zugesichert hat. Der Ombudsman erreicht schliesslich, dass der neue Versicherer für den Fehler seines Vermittlers gerade steht und Frau Muster die beantragte Versicherung ohne Vorbehalt zugesteht. Ein weiteres Problem taucht auf, weil Frau Muster infolge des Kassenwechsels der Verlust einer laufenden Leistung droht. Es geht um eine Ernährungsberatung, die gemäss Leistungsverordnung nur während kurzer Zeit bezahlt wird, wenn nicht der Vertrauensarzt eine andere Empfehlung abgibt. Der neue Versicherer will nach Rücksprache mit seinem Vertrauensarzt diese Leistung nicht mehr übernehmen, der Vertrauensarzt des alten Versicherers hatte die Übernahme jedoch empfohlen. Der Ombudsman rät aufgrund dieses Beispiels zur Vorsicht beim Kassenwechsel, wenn Leistungen bezogen werden, bei denen der Versicherer einen Ermessensspielraum hat. Auch beim Wechsel der Zusatzversicherung sollten die Versicherten genau prüfen, welche Leistungen die neue Zusatzversicherung enthält. Informationspflicht bei der Taggeldversicherung
4000
Grossvater Muster erkrankt und meldet dies seinem Taggeldversicherer. Kurz vor seiner Pensionierung hat er nämlich
3000 2000 1000 0
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
Nach einer rückläufigen Tendenz in den letzten vier Jahren sind die Anfragen beim Ombudsman 2007 wieder leicht angestiegen.
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mit Blick auf eine neue selbstständige Erwerbstätigkeit eine vollwertige Taggeldversicherung mit entsprechenden Prämien abgeschlossen. Der Verkäufer händigte ihm das Taggeldreglement aus, informierte ihn aber nicht darüber, dass ab Alter 65 nur noch Teilleistungen erbracht werden und bei jedem Leistungsfall der Einkommensausfall nachgewiesen werden muss. Nach Intervention des Ombudsman erstattet der Versicherer die reglementarischen Leistungen, löst die Versicherung auf und zahlt die Prämien zum Teil zurück. Der Ombudsman kommentiert den Fall so: Bei der Einzeltaggeldversicherung kommt es immer wieder vor, dass Versicherte eine Falschberatung durch ihren Versicherer geltend machen. In der eher selten gewordenen Taggeldversicherung nach KVG geht es darum, wie weit eine Beratungspflicht aus dem Allgemeinen Teil des Sozialversicherungsrechts (ATSG) abgeleitet werden kann. Bei der privatrechtlichen Taggeldversicherung ist es jedoch Sache des Versicherten selber, seine Versicherungsdeckung periodisch zu prüfen. Gerade in der Taggeldversicherung können sich die Verhältnisse durch Stellenwechsel, Pensenreduktion oder Lohnsprünge rasch ändern. Nach den neuen Bestimmungen des VVG besteht aber auch beim Abschluss einer privatrechtlichen Taggeldversicherung eine Orientierungspflicht. Leistungsaufschub und Privatkonkurs
Ein weiteres Beispiel der Familie Muster betrifft den Leistungsaufschub bei Privatkonkurs und ausstehenden Prämien. Es stellen sich hier Fragen der Gläubigerbevorzugung und der Gefährdung der Rechtswohltat des Privatkonkurses: Danach darf der Schuldner frei von Einschränkungen seine wirtschaftliche Existenz neu aufbauen. Nach Meinung des Ombudsman sollte dieser Grundsatz nicht in Frage gestellt werden.
Der 20-jährige Valentin wird mit der Tatsache konfrontiert, dass seine Eltern während Jahren dem Krankenversicherer die Prämien schuldig geblieben sind. Da die Prämien eines Kindes dessen eigene Schulden sind, kann der Versicherer trotz Unterstützungspflicht der Eltern auch gegenüber den Kindern einen Leistungsaufschub verhängen. Der Fall Valentin Muster ist aber insofern speziell, als der Krankenversicherer von Valentin während zwei Jahren Zahlungen für laufende Prämien entgegengenommen hat, ohne ihn über die früheren unbezahlten Prämien zu informieren. Der Versicherer lässt sich deshalb in diesem Fall dazu bewegen, seine Forderungen abzuschreiben.
In der Grundversicherung sind Kulanzleistungen zwar nicht zulässig, es gibt aber immer wieder Ermessensspielräume für den Versicherer. In einem solchen Fall, meint der Ombudsman abschliessend, sollte zwar nicht nach dem Grundsatz «im Zweifel für den Versicherten» entschieden werden, wohl aber nach dem gesunden Menschenverstand. WALTER FREI
Weltenbummler in der Schweiz versichert
Als Valentin vor der Aufnahme seines Studiums in den USA eine halbjährige Reise quer durch das Land unternimmt, lässt ihn seine Krankenkasse während der Reisezeit noch in der Schweiz grundversichert. Die Aufnahme des Studiums wertet sie jedoch zu Recht als Wohnsitznahme, während der die amerikanische Versicherung zuständig ist. Der Ombudsman ergänzt dazu, dass die Weiterführung der Versicherung bei Auslandaufenthalten ein Dauerthema für die Ombudsstelle ist. Die Praxis der einzelnen Versicherer sei in solchen Fällen sehr unterschiedlich. Klar ist für den Ombudsmann aber, dass bei Reisen – auch mehrmonatigen – durch die ganze Welt keine Wohnsitznahme möglich ist und der schweizerische Wohnsitz bezogen auf die Krankenversicherung bestehen bleibt. Weitere Beispiele betreffen die Versicherung ausländischer Studenten in der Schweiz, den Spitalbeitrag im Konkubinatsfall, Kostenbeteiligung bei Unfall, Einsatz eines Medikaments ausserhalb der Spezialitätenliste («off-Label-use»), Kostenbeteiligung bei Unfall und Kulanzleistungen.
Die von santésuisse gegründete Stiftung Ombudsstelle für die soziale Krankenversicherung ist seit 1993 tätig. Aktueller Präsident des Stiftungsrates ist der ehemalige Direktor der Concordia, Rudolf Gilli. Die Geschäftstelle wird vom Ombudsman Rudolf Luginbühl geleitet. Adresse:
Ombudsman der sozialen Krankenversicherung Morgartenstrasse 9, 6003 Luzern Tel. deutsch: 041 226 10 10, Tel. französisch: 041 226 10 11, Tel. italienisch: 041 226 10 12 Auskunftszeit:
Montag bis Freitag: 09.00 bis 11.30 Uhr Fax: 041 226 10 13, info@om-kv.ch, www.ombudsman-kv.ch
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Symposium Forum Managed Care
Managed Care – the next generation Alterung, technologischer und medizinischer Fortschritt sowie ein verändertes Konsumverhalten der Patienten werden in den nächsten Jahren die Komplexität und den Kostendruck im Gesundheitswesen steigern. Ist Managed Care bereit, sich diesen Herausforderungen zu stellen? Wie präsentiert sich Managed Care der nächsten Generation – jenseits von Gatekeeping, Prämienrabatten und Verzicht? Das diesjährige Symposium Forum Managed Care blickt in die Zukunft.
Kooperation jenseits der eigenen Branche
Anlehnend an den preisgekrönten Spielfilm aus dem Jahre 2003 von Sofia Coppola stellt Dr. Stephan Sigrist* seinen Vortrag unter den Titel «Lost in Translation». Wie ein Fremder im japanischen Grossstadtdschungel scheint sich der moderne Patient in einem immer komplexeren und sich schneller wandelnden Gesundheitswesen zu verlieren. Die Triebkräfte hinter diesem Wandel liegen in der Veränderung der Demografie, dem medizinischen Fortschritt, der ganzheitlichen Definition der Gesundheit sowie in der Individualisierung und Kommerzialisierung der Gesellschaft. Es sind Triebkräfte, welche das Angebots- und Nachfragespektrum nachhaltig verändern: Das Gesundheitswesen beschränkt sich nicht mehr auf den Hausarzt und das Spital, welche den Patienten heilen. Heute erwünscht man sich vom Gesundheitswesen auch den Erhalt und die Förderung der Gesundheit (Prävention) bis hin zur Verbesserung der eigenen Leistungsfähigkeit oder Schönheit (Enhancement). Diese veränderte Nachfragestruktur führt zusammen mit dem technischen Fortschritt zu einer massiven Erweiterung des Angebots. Neben
Fotos: ZVG
Managed Care erfreut sich bei der Bevölkerung zunehmender Beliebtheit. Dies zeigt die jährlich steigende Nachfrage für entsprechende Versicherungsprodukte. Und in den kommenden Jahren? Sind in einem immer komplexer werdenden Gesundheitswesen die bislang zentralen Merkmale von Managed Care wie Gatekeeping, Prämienrabatte und Verzicht noch genug? Nein – und dabei herrscht am Symposium Forum Managed Care weitgehend Einigkeit – auch Managed Care muss sich wandeln und differenzieren, will es in Zukunft weiter den Ansprüchen von Patientinnen und Patienten genügen. Lernen kann man dabei ebenfalls von Branchen ausserhalb des Gesundheitswesens. Zwei Referate des Symposiums
Forum Managed Care 2008 haben sich näher mit diesem Thema befasst.
Cornelius Clauser von Porsche. Erfahrungen aus der Automobilindustrie sind auch im Gesundheitswesen von Nutzen.
den traditionellen Anbietern von Gesundheitsdienstleistungen nisten sich neue Anbieter beispielsweise aus der Konsumgüterindustrie und der Tourismusbranche auf diesem Markt ein. Die Komplexität für den Patienten steigt. Welche Behandlung soll er wählen? Der Patient möchte Transparenz und Einfachheit. Gemäss Sigrist stossen traditionelle «Leitsysteme» via Hausarzt, Facharzt, Spital und Rehabilitation als Orientierungshilfen an ihre Grenzen. Als einzelne Anbieter sind diese den Ansprüchen und Bedürfnissen der Patienten nicht mehr gewachsen. Sigrist fordert daher eine Zusammenarbeit zwischen Leistungserbringern, Industrie und Versicherungen. Nur ein solches «Managed Care» kann den notwendigen branchenübergreifenden Wissens- und Technologietransfer sicherstellen, die Qualität von Leistungen und Prozessen erhöhen, die Transparenz fördern und gleichzeitig auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten eingehen. Lernen jenseits des Gesundheitswesens
Wie das Gesundheitswesen aus Erfahrungen jenseits des eigenen Sektors lernen kann, präsentiert Cornelius Clauser, Partner bei der Porsche Consulting GmbH. Was auf den ersten Blick abwegig erscheint – nämlich Erfahrungen aus der Automobilindustrie auf das Gesundheitswesen, im konkreten Fall auf Spitäler, zu übertragen – ist Porsche Consulting erfolgreich gelungen. Es ist ein Fakt: Die Kosten im Gesundheitswesen steigen unaufhaltsam, Lösungen sind gefordert. Die politische Diskussion dreht sich jedoch meist nur um die Frage, ob Beiträge weiter erhöht oder Leistungen gestrichen werden sollen. Viel wichtiger erscheint Clauser aber, wie viel Effizienz noch im System steckt. Mit Effizienz ist ein optimales Ergebnis mit möglichst geringem Ressourcenaufwand gemeint. Zur Optimierung der Prozesse im Gesundheitswesen können gemäss Clauser die Prinzipien der Automobilindustrie, des Lean Managements und der Lean Production (siehe Kasten) auch im Gesundheitswesen nützlich sein. Gefordert ist weder eine Leistungsverdichtung, beispielsweise durch
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Angeregte Diskussionen unter den Zuhörern: Das Tagungsthema sorgte für viel Gesprächsstoff.
schnelleres Arbeiten, noch blinde Kostensenkung. Im Zentrum steht die Eliminierung von Verschwendung in den Arbeitsprozessen. Der eigentliche Wertschöpfungsprozess rückt in den Mittelpunkt – im Gesundheitswesen sind dies die patientennahen Beschäftigungen. Gemäss Clauser haben Untersuchungen von Porsche Consulting ergeben, dass ein Arzt nur gerade 30 Prozent seiner Arbeitszeit mit solchen Arbeiten verbringt. Sein restlicher Zeitaufwand für Dokumentation oder Besprechungen gilt in der Industrie als Verschwendung. Im Gesundheitswesen sind zwar nicht alle dieser Tätigkeiten überflüssig, aber ihre Organisation ist zumindest so zu gestalten, dass sie der Qualifikation der ausführenden Person entsprechen. Keinesfalls darf der Effizienzgewinn auf Kosten der Qualität gehen. Aber was ist Qualität? Alle reden davon, aber niemand weiss, was man genau damit meint. In der Industrie beurteilt der Kunde die Qualität. So muss für Clauser auch bei allen Aktivitäten des Gesundheitswesens der Kundenwunsch im Vordergrund stehen. Transparenz und Verständlichkeit für den Patienten sind technischen Überlegungen vorzuziehen. Dementsprechend ist für die Qualitätswahrnehmung des Patienten nicht nur die medizinische Qualität ent-
scheidend, sondern eben auch die Ablauf- und Betreuungsqualität. Mit anderen Worten: Neben der Richtigkeit der Diagnose und Behandlung ist die Einhaltung von Terminen, die Vermeidung von Wartezeiten sowie die Kommunikation und Zuwendung gegenüber dem Patienten für die Qualitätswahrnehmung gleichermassen ausschlaggebend. Die Qualität muss über Kennzahlen messbar sein. Was nicht messbar ist, kann per Definition nicht verbessert werden. Mit der Anwendung erwähnter Prinzipien aus der Automobilindustrie ist es Porsche Consulting beispielsweise gelungen, am Herz-Kreislaufzentrum Freiburg die Produktivität in der Abteilung Herz- und Gefässchirurgie um 30 Prozent zu steigern, die durchschnittliche Liegezeit der Patienten zu verkürzen und gleichzeitig die Qualität zu verbessern. Ein durchaus ermunterndes Resultat, welches demonstriert, dass in unserem Gesundheitswesen noch einiges Potenzial steckt. Bevor man über Rationierung spricht, sollte man diese Chancen nutzen. MATTHIAS SCHENKER
Lean Management
Lean Management ist ein in Japan entwickeltes Managementkonzept, das auf Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit durch Kostensenkung, Kundenorientierung und hohe Qualitätsstandards ausgerichtet ist und die gesamte Unternehmensführung an den Prinzipien der Lean Production orientiert. Eine besondere Rolle spielen Teamorganisation, Abbau von Hierarchien (flache Hierarchie) und ständige Verbesserung. Lean Production ein am Wirtschaftlichkeitsprinzip ausgerichteter Produktionsansatz, nach dem v.a. durch Gruppenarbeit und Standardisierung des Materialflusses eine erhebliche Senkung des Zeit- und Kostenaufwandes in Entwicklung und Produktion erzielt werden soll.
* Leiter eines Think Tanks für Lifesciences, Markt und Gesellschaft der Bank Sarasin und des Collegium Helveticum, der transdisziplinären Forschungsstelle von ETH und Universität Zürich. Lesen Sie auch das Interview mit Dr. Stephan Sigrist auf den Seiten 10 bis 11.
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Grafik des Monats Juli
Ärztestatistik 2007: Ärztezahl stagniert Der seit Mitte 2002 geltende Ärztestopp scheint, wenn auch mit Verspätung, doch Wirkung zu zeigen. Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte mit Praxistätigkeit hat 2007 zwar nochmals leicht zugenommen, aber bezogen auf die Einwohnerzahl war sie rückläufig.
Extreme Unterschiede in der Ärztedichte
zerisch betrug die Zunahme gut 8 Prozent, im Kanton Zug sogar 23,3 Prozent, im Kanton Appenzell AR 21,5 Prozent und in den Kantonen Schwyz und Glarus rund 19 Prozent. Betrachtet man die Ärztedichte (vgl. Gratik), so zeigt sich, dass nebst dem Kanton Uri auch der Kanton Genf einen leichten Rückgang zu verzeichnen hat. Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte pro 10 000 Einwohner ging zwischen 2002 und 2007 von 33,3 auf 32,9 zurück und im Kanton Uri von 13,2 auf 12,5. Nur noch eine leichte Zunahme verzeichneten die Kantone Zürich, Wallis und Appenzell IR, deutlich über dem schweizerischen Durchschnitt lagen hingegen die Kantone Basel-Stadt, Appenzell AR und Glarus. Die Zahlen zeigen, dass die Zulassungsbeschränkungen in den Kantonen offensichtlich ganz unterschiedlich angewendet worden sind. Zwischen 2006 und 2007 scheint der zunehmende Trend nun aber in den meisten Kantonen gebrochen.
In der Ärztedichte bestehen extreme Unterschiede zwischen den Kantonen (vgl. Grafik). In Basel-Stadt, wo die Ärztedichte weiter zugenommen hat, gibt es mit 38,7 pro 10 000 Einwohner rund dreimal so viele Ärztinnen und Ärzte mit Praxistätigkeit wie in den Kantonen Ob- und Nidwalden, Appenzell IR, Uri, Schwyz und Thurgau. Die zweithöchste Ärztedichte weist der Kanton Genf mit knapp 33 Ärzten pro 10 000 Einwohner auf. An dritter Stelle folgt dann mit deutlichem Abstand der Kanton Waadt (24,6). Über dem schweizerischen Durchschnitt (von knapp 20,5) liegen zudem die Kantone Zürich, Bern, Neuenburg und Tessin.
In der Schweiz zählte man laut FMHÄrztestatistik 2007 rund 15 588 Ärztinnen und Ärzte mit Praxistätigkeit. Das sind 56 oder 0,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Pro 10 000 Einwohner war allerdings ein Rückgang von 20,6 auf 20,5 zu verzeichnen. 2007 traf es auf einen Arzt mit Praxistätigkeit 489 Einwohner (2006: 487), bei Inkrafttreten des KVG 1996 waren es noch 560 gewesen.
Zunahme trotz Zulassungsbeschränkung
Seit 2002, dem Jahr des Inkrafttretens des Zulassungsstopps, ist die Zahl der Ärztinnen und Ärzte mit Praxistätigkeit in sämtlichen Kantonen, ausser im Kanton Uri, weiter gestiegen. Gesamtschwei-
WALTER FREI
Quelle: FMH
45,0 22,8%
40,0
19,0%
35,0
25,0%
20,0%
15,6%
15,0% 30,0 25,0
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9,6% 5,5%
20,0
4,7%
5,7% 5,1%
4,2% 3,9%
15,0
6,5%
6,5% 4,5%
4,2%
9,3%
10,0% 7,9%
5,7%
5,5%
4,3% 3,4%
3,7%
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10,0
Seit 2002 ist die Zahl der Ärzte in der Schweiz um über fünf Prozent gestiegen. Dieser Trend scheint nun gestoppt.
5,0%
-1,2% -5,3%
5,0 0,0
-5,0%
-10,0% BS GE VD ZH BE NE CH TI BL SH ZG AR GR VS SG JU SO FR AG LU GL TG SZ UR NW AI OW
2007
2002
2002–2007
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ZUNAHME 2002–2007 IN %
ÄRZTE MIT PRAXISTÄTIGKEIT 2002−2007 PRO 10 000 EINWOHNER
Gemäss Art. 3 Absatz 1 KVG muss sich jede Person mit Wohnsitz in der Schweiz innert drei Monaten nach Wohnsitznahme oder nach der Geburt für Krankenpflege versichern oder von ihrem gesetzlichen Vertreter versichern lassen. Grundsätzlich sind die Prämien keine pro rata-Prämien, sie sind in der Regel monatlich und im Voraus zu bezahlen (Art. 90 KVV). Jeder Versicherer bestimmt selber, wie der Eintrittsmonat bzw. der Austrittsmonat behandelt wird. Erste Prämie
Im Prinzip kann ein Kind bereits vor der Geburt bei einer Krankenversicherung angemeldet werden. Spätestens vor Ablauf der ersten drei Lebensmonate müssen die Eltern oder der gesetzliche Vertreter das Neugeborene bei einer Krankenversicherung anmelden. Bei rechtzeitigem Beitritt beginnt die Versicherung zum Zeitpunkt der Geburt. Die Pflege und der Aufenthalt eines gesunden Neugeborenen im Spital wird, solange es sich mit der Mutter im Spital aufhält, über die Krankenversicherung der Mutter abgerechnet und gehört somit zu den Mutterschaftskosten, die von der Kostenbeteiligung befreit sind. Der Aufenthalt und die Pflege im Spital des kranken Neugeborenen gehören nicht zu den Mutterschaftskosten, auch wenn sich die Mutter im selben Spital aufhält wie ihr Neugeborenes. Diese Kosten werden der Krankenversicherung des Neugeborenen belastet. Personen, die ihren Wohnsitz in die Schweiz verlegen und eine Aufenthaltsbewilligung haben, müssen sich ebenso innerhalb der ersten drei Monate bei einem Krankenversicherer anmelden. Der Versicherungsschutz beginnt bei rechtzeitiger Anmeldung im Zeitpunkt der Wohnsitznahme. Bei ver-
spätetem Beitritt beginnt der Versicherungsschutz im Zeitpunkt des Beitrittes. Bei nicht entschuldbarer Verspätung muss der Versicherte einen Prämienzuschlag entrichten. Der Prämienzuschlag beträgt 30 bis 50 Prozent (Art. 8 Abs. 1 KVV). Der Versicherer setzt den Zuschlag nach der finanziellen Lage des Versicherten fest. Hat die Zahlung des Prämienzuschlages eine Notlage für den Versicherten zur Folge, setzt der Versicherer einen Zuschlag von weniger als 30 Prozent fest. Dabei soll er der Lage des Versicherten und den Umständen der Verspätung angemessen Rechnung tragen. Wenn eine Sozialhilfebehörde für die Prämien aufkommt, wird kein Prämienzuschlag erhoben. Letzte Prämie
Die letzte Monatsprämie ist nach Ablauf des entsprechenden Monats mit dem Erlöschen des Versicherungsschutzes verbunden. Die Versicherung endet mit dem Tod der versicherten Person, dem Zeitpunkt der Verlegung des Wohnsitzes ins Ausland (wenn in der Schweiz kein Wohnsitz gegeben bleibt), oder mit einem besonderen Beendigungsgrund (siehe Art. 4 Abs. 3, Art. 7 Abs. 6 KVV u.a.m). Mit dem Eintritt des Ereignisses, das die Versicherungspflicht beendet, erlischt die Versicherung ohne Kündigungsformalitäten automatisch. Bei Personen mit Niederlassungs- oder Aufenthaltsbewilligung endet die Versicherung am Tag, der bei der zuständigen schweizerischen Einwohnerkontrolle als Wegzugsdatum genannt wird – in jedem Fall aber am Tag der tatsächlichen Ausreise aus der Schweiz – das heisst mit dem Verlassen des schweizerischen Territoriums. VERENA BUCHER
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Klipp klar
Foto: Prisma
Die erste und die letzte Prämie der obligatorischen Krankenpflegeversicherung
Schweiz beherbergt weltweit wichtigste GesundheitsförderungsKonferenz Seit 50 Jahren existiert die IUHPE (International Union for Health Promotion and Education). Sie ist das weltweit führende Netzwerk für Gesundheitsförderung und Schulung. Zu ihren Mitgliedern gehören Regierungen, den Regierungen nahestehende Institutionen, Universitäten, Institute, Non ProfitOrganisationen und Einzelpersonen. Die IUHPE arbeitet eng mit den Gesundheitsförderungs-Büros der jeweiligen Länder und mit WHO, UNESCO und UNICEF zusammen. Alle drei Jahre führt sie eine Weltkonferenz durch, die nach bescheidenen Anfängen zum wichtigsten Anlass für Gesundheitsförderung weltweit geworden ist. Die 20. IUHPE Weltkonferenz für Gesundheitsförderung findet vom 11. bis 15. Juli 2010 in Genf statt. Der Anlass wird von der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz und vom Kanton Genf unter dem Patronat des Weltverbands IUHPE organisiert. Er geht zum ersten Mal seit über 50 Jahren in der Schweiz über die Bühne. «Gesundheit, Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung» sind die Themen der einwöchigen Veranstaltung. Erwartet werden etwa 2500 Gäste aus 80 Nationen aus allen Kontinenten. In unserer globalisierten Welt, angetrieben durch die Dynamik der Modernisierung und Urbanität, wird das Bedürfnis nach ökologischer Nachhaltigkeit und nach einer gerechten, nachhaltigen Gesundheitsförderung zunehmen. Der Wettlauf nach Bodenschätzen und die damit verbundene Umweltzerstörung untergraben die Solidarität und verschärfen soziale Ungerechtigkeiten. Deshalb erfordert die nachhaltige Verbesserung von Gesundheit und Wohlergehen eine verstärkte Zusammenarbeit über Grenzen hinweg. Sie geht weit über den Gesundheitsbereich hinaus. Ein gekonntes Eingreifen, das ethisch vertretbar ist und auf Evidenz beruht, ist gefordert. Die 20. IUHPE Weltkonferenz für Gesundheitsförderung will Wege aufzeigen, welche eine nachhaltige Umgebung als wichtige Basis zur Verbesserung der Gesundheit in den Mittelpunkt stellt. An der Konferenz stehen folgende Themen im Zentrum: • Nachhaltige Umgebung: Städteplanung, Umweltgerechtigkeit, lokale und globale Partnerschaften für Urbanisierung und nachhaltige Entwicklung • Gerechte Gesundheitsentwicklung: Aufbau von Kapazitäten und Bevollmächtigungen, nachhaltige Mittelbeschaffung • Partizipatives Lenken: Partnerschaften, Netzwerke und Zusammenarbeit Weitere Informationen unter www.gesundheitsfoerderung .ch
«Senso» unter den Top 5 von 659 Kandidaten
Aus aller Welt
20. IUHPE Weltkonferenz für Gesundheitsförderung am 11. bis 15. Juli 2010 in Genf
Ende der «BonbonZigaretten» Am internationalen Tag des Nichtrauchens hat die französische Gesundheitsministerin Roselyne Bachelot bekannt gegeben, dass Zigaretten mit süssen Zusatzstoffen in Frankreich verboten werden. Die Zigaretten mit Geschmacksrichtungen wie Vanille oder Schokolade würden den Jugendlichen vorgaukeln, der Tabakkonsum sei weniger gefährlich.
Lunge weg – Geld her Ärzte einer Mailänder Privatklinik haben systematisch unnötige Operationen durchgeführt, um mehr Geld zu verdienen. Bekannt sind 91 Fälle, fünf davon mit tödlichem Ausgang. Beispielsweise wurde einem Patienten mit Lungenentzündung ein Lungenflügel entfernt, statt ihn mit Antibiotika zu behandeln.
Einheitsprämie in Deutschland? Die Grossversicherer Allianz und Axa schlagen für das deutsche Gesundheitssystem eine «obligatorische Grundversicherung mit Einheitsprämie für alle Einwohner vor.» Das würde weitgehend dem Schweizer Modell entsprechen. Die SPD hat bereits Unterstützung signalisiert.
Umstrittenes Experiment
Silbermedaille für Helsana-Kundenmagazin Das Helsana-Kundenmagazin «senso» hat am Wettbewerb «Best of Corporate Publishing» in München die Silbermedaille in der Kategorie Gesundheitswesen/Pharma erhalten. Die Publikation schaffte es unter 659 Kandidaten unter die Top-5-Nominierten.
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In einem Modell-Versuch in New York fährt bei Notfall-Einsätzen immer ein Organ-Experte in der Ambulanz mit. Damit soll die Organentnahme bei möglichen Organspenden beschleunigt werden. Kritiker halten den Versuch für gefährlich: Es sei schwierig, am Unfallort festzustellen, ob jemand tatsächlich verstorben sei.
Rationierung im französischen Gesundheitssystem? Frankreich zählt zu den grössten Medikamentenverbrauchern weltweit. Im letzten Jahr sind die Ausgaben noch einmal um 4,8 Prozent gestiegen. Für den Staat ist das Mass voll. Im Auftrag der zuständigen Minister sind sämtliche kassenpflichtigen Medikamente von 1999 bis 2001 auf ihren erbrachten medizinischen Nutzen, den sogenannten «service médical rendu (SMR)», überprüft worden. Dies hat zur Folge, dass seit Februar 2006 835 Medikamente mit ungenügendem SMR während zweier Jahre nur noch zu 15 Prozent rückerstattet werden. Als Ersatz haben die Wissenschaftler der obersten Gesundheitsbehörde HAS alternative Behandlungen vorgeschlagen. Die Massnahme zeigt nicht ganz die erwünschte Wirkung: Seit dem 1. Februar 2006 sind die Verkäufe von kritisierten Venentonika in zwei Monaten um 50 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig sind die
liberalisierten Medikamentenpreise aber um durchschnittlich 36 Prozent angestiegen. Der Gesundheitsminister hatte für Venentonika einen Preisrückgang von 20 Prozent vorausgesagt. In der Realität sind es nur 12 Prozent. Die Leidtragenden sind die Versicherten. Sie sind oftmals nur schlecht darüber informiert, dass ein Medikament nicht mehr übernommen wird, oder sie erfahren es zu spät. Ein Gefühl der Rationierung des Gesundheitswesens auf dem Rücken der Patienten macht sich breit. Die Versicherten verstehen nicht, warum diese Medikamente weiter verschrieben und verkauft werden, obwohl sie nur einen ungenügenden medizinischen Nutzen bringen. Wenn es bei dieser strengeren Rückerstattungspraxis tatsächlich um Rationalisierung und nicht um Rationierung geht, müssten noch einige Informationsanstrengungen unternommen werden.
Passiver Lebensstil kostet jährlich Milliarden
2900 vorzeitige Todesfälle jährlich wegen Bewegungsmangel liessen. Die direkten Behandlungskosten dafür liegen bei 2,4 Milliarden Franken pro Jahr. Mehr Informationen unter: www.baspo.admin.ch – Themen – Gesundheit.
Foto: Prisma
Jedes Jahr sterben mindestens 2900 Menschen in der Schweiz vorzeitig, weil sie sich zu wenig bewegen. Das hat das Bundesamt für Sport in einer Studie ermittelt. Hinzu kommen 2,1 Millionen Erkrankungen, die sich durch mehr Bewegung verhindern
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Service
Patienten sind immer unzufriedener
Veranstaltungen Veranstalter
Besonderes
Datum/Ort
Weitere Informationen
Versorgungsnetzwerke: Chancen, Stolpersteine, gute Beispiele Schweizerische Gesellschaft für Gesundheitspolitik (SGGP)
Fachreferate und Praxisworkshops
www.sggp.ch 21. August Universität Zürich Irchel
Das Krankenversicherungsgesetz: Der Kampf ums Überleben beginnt! Universität St. Gallen
Referate u.a. von Pierre-Yves Maillard, Peter Indra, Ruth Humbel und Manfred Manser
28. August Grand Casino Luzern
www.irp.unisg.ch
Thema: Wie viel Gesundheit braucht der Mensch?
www.sgim.ch 29. – 30. August Hotel Seerose, Meisterschwanden
4. SGIM Platin Symposium Schweizerische Gesellschaft für Innere Medizin
Qualitätsindikatoren in der Schweiz – Gibt es gemeinsame Konzepte? RS Medical Consult GmbH
Referate u.a. von Peter Indra, Vizedirektor BAG und Verena Nold, Vizedirektorin santésuisse
2. September Marriott Hotel Zürich
www.rsmedicalconsult.com
Zeichnung: Marc Roulin
Melden Sie uns Ihre Veranstaltungen an: redaktion@santesuisse.ch! Weitere Veranstaltungen unter www.santesuisse.ch
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8[_ kdi i_dZ I_[ _d X[ij[d > dZ[d
Kantonsspital
GraubĂźnden
Symposium Qualitätsindikatoren in der Schweiz – gibt es gemeinsame Konzepte? 2. September 2008 im Marriott Hotel Zßrich Nicht erst seit der Verabschiedung der 3. KVG Revision durch das Bundesparlament hat der Begriff Qualität in all seinen Facetten und Schattierungen Hochkonjunktur, sondern spätestens seit der VerÜffentlichung von patientenbezogenen Umfrageergebnissen durch einen privaten Anbieter. Jahrelang Versäumtes im Bereich der Qualitätssicherung soll nun innert kurzer Zeit nachgeholt werden. Doch wo steht die Schweiz in Bezug auf die Messung der Qualität der medizinischen Leistungen wirklich? Besteht ßberhaupt ein ßbergeordnetes Konzept? Eine besondere Stellung nehmen dabei Qualitätsindikatoren ein. Nur dadurch wird es mÜglich sein, die erbrachten Leistungen miteinander zu vergleichen und, sofern notwendig, diese zu verbessern. Dieser Prozess muss angestossen und gefÜrdert werden, auch im Hinblick auf Qualität und Wettbewerb.
Ziel des Symposiums: Die Veranstaltung soll aufzeigen, wo die Schweiz mit der Einfßhrung von Qualitätsindikatoren steht. Dabei werden Vertreter von Interessengruppen aufzeigen, welche Wege sie in der Entwicklung von Qualitätsindikatoren zur Zeit beschreiten und welche Entwicklung aus ihrer Sicht angezeigt ist. Es referieren: s 0ETER )NDRA 6IZEDIREKTOR DES "UNDESAMTES Fà R 'ESUNDHEIT s 4HOMAS -ANSKY ,EITER MEDIZINISCHE %NTWICKLUNG Helios Kliniken Berlin s -ICHAEL (EBERER ,EITER )NSTITUT Fà R #HIRURGISCHE Forschung und Spitalmanagement, Mitglied der Spitalleitung Universitätsspital Basel s #HRISTIAN 'à NSTER &ORSCHUNGSBEREICHSLEITER )NTEGRIERTE !NALYSEN 7ISSENSCHAFTLICHES )NSTITUT DER !/+ 7)D/ Bonn s $ANIEL " (ERREN :ENTRALVORSTANDSMITGLIED &-( 2ESSORT Qualität s "ERNHARD 7EGMà LLER $IREKTOR ( $IE 3PITÊLER DER 3CHWEIZ s 4HOMAS 3TRAUBHAAR 0RÊSIDENT )61 n )NTERKANTONALER Verein Qualitätssicherung und -fÜrderung in den Spitälern s 6ERENA .OLD 3TELLVERTRETENDE $IREKTORIN SANT�SUISSE Präsidentin der nationalen Koordinations- und )NFORMATIONSSTELLE Fà R 1UALITÊTSSICHERUNG +)1 s !RNOLD "ACHMANN #%/ +ANTONSSPITAL 'RAUBà NDEN s %RIKA :ILTENER 0RÊSIDENTIN $ACHVERBAND 3CHWEIZERISCHER Patientenstellen Anmeldung und weitere Informationen: www.rsmedicalconsult.com
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FĂźr die neu geschaffene Stelle an den Schnittstellen Leistungserfassung / Leistungsabrechnung suchen wir per sofort oder nach Vereinbarung eine/n Mitarbeiter/in
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