infosantĂŠsuisse Magazin der Schweizer Krankenversicherer Nr. 11, November 2007
Ergotherapie: die Patienten zurĂźck in den Alltag begleiten Seite 12
Im Herz des Operationssaals Seite 14
IM FOKUS:
Gesundheitsberufe
INHALT
infosantésuisse Nr. 11, November 2007
SCHWERPUNKT 4 5 6 8 10 12 14
Gesundheitsberufe: Die Ausbildung ist im Umbruch Punktlandung von Hansueli Späth Die Schweiz braucht genügend Health Professionals Wie viel Akademisierung braucht die Pflege? Medizinphysiker Frédéric Corminboeuf: «Wir sind die Apotheker der Strahlentherapie» Ergotherapie: Die Patienten zurück in den Alltag begleiten Im Herz des Operationssaals
GESUNDHEITSWESEN 6 1 17 18 20
Grafik des Monats November Hat die Spitalplanung versagt – oder ist sie der falsche Weg? santésuisse-Aktualitätenseminar in Morges Listenmodelle: Gemeinsame Erklärung von FMH und santésuisse
Gesundheitsberufe: Die Ausbildung ist im Umbruch Seite 4
KRANKENVERSICHERUNG 1 Sind die Gesundheitskosten der Frauen wirklich höher? 2 22 Aufsichtsdaten des BAG: Solide Finanzbasis in der Krankenversicherung 23 Geschäftsbericht 2006 der Gemeinsamen Einrichtung KVG
SERVICE 4 2 24 24 25 26
News aus aller Welt Gesundheitskosten: Es gibt keine superteure Versichertenklasse Neuer Internet-Auftritt von santésuisse Veranstaltungen
Wie viel Akademisierung braucht die Pflege? Seite 8
Medizinphysiker: Die Apotheker der Strahlentherapie Seite 10
Nr. 11, November 2007 Erscheint zehnmal jährlich
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EDITORIAL
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Gesundheitsberufe müssen sich wandeln – aber richtig
D Fritz Britt Direktor santésuisse
er Bedarf an Gesundheits-Fachleuten aller Art nimmt wegen der demografischen Entwicklung weiter zu. Der Kostendruck im Gesundheitswesen verändert gleichzeitig deren Anforderungsprofil: Auf die Pflegeberufe zum Beispiel kommen mehr und komplexere Aufgaben zu – auch medizinischer Art. Die Strukturveränderungen im Gesundheitswesen werden nicht spurlos an den Berufsleuten vorbeigehen – insbesondere die Verschiebungen vom stationären zum ambulanten Sektor. Die Berufswelt im Gesundheitswesen ist dementsprechend im Umbruch. Das gilt auch für die Bildungslandschaft: Viele Ausbildungsgänge erfahren eine Aufwertung und stehen neu auf Stufe Höhere Fachschule oder Fachhochschule. Andererseits erhält die lange vernachlässigte Grundbildung langsam Auftrieb. War es früher kaum möglich, direkt im Gesundheitswesen eine Lehre zu absolvieren, gibt es heute immerhin die Fachangestellte Gesundheit. Insgesamt nehmen die Zahl und auch die Breite an Bildungsangeboten deutlich zu.
Die Bildungslandschaft trägt damit dem Wandel im Gesundheitswesen Rechnung. Heute werden mehr Fachleute für vielfältigere Funktionen auf breiterem Niveau ausgebildet als noch vor zehn Jahren. Das ist erfreulich – doch gilt es einige Gefahren zu umschiffen. In den Pflegeberufen bleiben Eigenschaften wie Einfühlungsvermögen und Menschenkenntnis entscheidend. Eine einseitige Akademisierung ist deshalb nicht nur aus Kostengründen mit Vorsicht zu geniessen. Die Wege zur höheren Berufsbildung – heute vielfältig und von der Universität bis zu den eidgenössischen Berufsprüfungen reichend – müssen erhalten bleiben. Und die medizinische Grundversorgung muss auf universitärem Niveau den Stellenwert erhalten, der ihrer Bedeutung im Gesundheitswesen entspricht. Es wäre kurzsichtig, die Ausbildung von Hausärztinnen und Hausärzten weiterhin so stiefmütterlich zu behandeln wie heute. Erste gute Ansätze sind zwar zu erkennen – aber es braucht noch einige Anstrengungen mehr.
SCHWERPUNKT
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Die OdASanté sorgt für Inhalte und Koordination
Gesundheitsberufe: Die Ausbildung ist im Umbruch 2004 hat das neue Berufsbildungsgesetz auch die Ausbildung im Gesundheitswesen gründlich verändert. Die alleinige Zuständigkeit der Kantone verschwand zugunsten einer Aufgabenteilung zwischen verschiedenen Akteuren. Die Fäden laufen nun bei der Organisation der Arbeitswelt Gesundheit (OdASanté) zusammen. Ihr Geschäftsführer Urs Sieber sieht das neue Gesetz als Chance, die nicht-akademischen Gesundheitsberufe neu und besser zu positionieren.
I
Foto: Prisma
m Jahr 2004 ist das neue Berufsbil- rufsorganisationen im Gesundheitswesen. dung. Bis zum Inkrafttreten des Berufsbildungsgesetz (BBG) in Kraft getreten. Es Die schweizerische OdASanté betreibt dungsgesetzes 2004 gab es keine eigenthat die Berufsbildung von der Zustän- eine permanente Geschäftsstelle. Die liche Berufslehre im Gesundheitswesen. digkeit der Kantone in eine gemeinsame kantonalen Organisationen der Arbeits- Heute gibt es mit dem Fachangestellten Aufgabe von Bund, Kantonen und Orga- welt, als wesentliche Umsetzungsinstan- Gesundheit und der Podologin immerhin nisationen der Arbeitswelt (OdA) über- zen, stehen dem Vorstand der OdASanté zwei Ausbildungsgänge auf dieser Stufe. führt. Deshalb haben die Berufs- und Ar- beratend zur Seite. Sie sind in einer Kon- Weiterhin gibt es im Gesundheitswesen beitgeberorganisationen des Gesundheits- ferenz organisiert. keine Ausbildung, die zum eidgenössischen wesens zusammen mit der GesundheitsBerufsattest führt – zweijährige Kurz-Lehdirektorenkonferenz (GDK) die OdASanté Berufliche Grundbildung: ren also. Das soll sich aber schon bald gegründet. Sie ist die Dach-Organisation Neu im Gesundheitsbereich ändern (siehe weiter unten). Trotzdem: der Arbeitswelt Gesundheit und, so ihr Ge- Der eine grosse Verantwortungsbereich Die relativ karge Bildungslandschaft auf schäftsführer Urs Sieber, die wichtigste An- der OdASanté ist die berufliche Grundbil- der Sekundarstufe hat zur Folge, dass der sprechpartnerin für Bund und Kantone, wenn es um die Ausbildung in Gesundheitsberufen nach BBG geht. Dieses Gesetz regelt die berufliche Grundbildung (Berufslehre und Berufsschule) und die höhere Berufsbildung ohne Hoch- und Fachhochschulen. Insbesondere ist die OdASanté für die Inhalte der Ausbildungsgänge zuständig, vermittelt die Experten für die Prüfungen, führt die Qualitätssicherung in der Ausbildung durch und organisiert die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure der Arbeitswelt Gesundheit. Mitglieder von OdASanté sind die GDK, der Spitalverband H+, der Verband der Pflegeheime und Curaviva, der Spitexverband Schweiz und der Schweizerische Verband der Be- Die Türen zur höheren Berufsbildung sind in der Schweiz offen – das soll so bleiben.
SCHWERPUNKT
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Weg in die Gesundheitsberufe weiterhin meist über den zweiten Bildungsweg führt. Eine gute Voraussetzung dazu ist die Berufsmaturität mit Vertiefungsrichtung Gesundheit und Soziales. Die OdASanté hat den Rahmenlehrplan dieser Schule massgeblich mitgeprägt. Momentan findet unter der Führung der OdASanté auch eine Revision der Ausbildung zur Fachangestellten Gesundheit statt.
Höhere Berufsbildung: Grosse Bedeutung für Gesundheitsberufe Ein weiteres wichtiges Aufgabengebiet der OdASanté liegt in der höheren Berufs bildung im Gesundheitswesen. Der Weg zur höheren Berufsbildung führt einerseits über die höheren Fachschulen. Im Unterschied zu den Fachhochschulen sind sie noch stärker praxisorientiert. Sie sind für die Gesundheitsberufe von grosser Bedeutung, weil die meisten nicht-akademischen Ausbildungen im Gesundheitswesen auf dieser Stufe positioniert sind. Dies betrifft die Pflegefachfrau, den technischen Operationsfachmann, die medizinisch-technische Radiologie-Fachfrau, den biomedizinischen Analytiker, den Rettungssanitäter, die Dentalhygienikerin sowie, neuerdings, den Aktivierungstherapeut. In Klärung sind noch die Ausbildungen zum Orthoptist und zur Podologin. Zulassungsbedingung ist in der Regel eine Ausbildung auf Sekundarstufe II – also eine Berufslehre oder der Abschluss einer weiterführenden Schule. Jedoch können, so Urs Sieber, auch weitere Anforderungen für die Zulassung definiert werden. Auf Stufe höhere Fachschule gibt es darüber hinaus diverse Nachdiplomstudien – etwa zum Intensiv-, Notfall- oder Anästhesiepfleger, zur Spitalhygienikerin oder zur Führungskraft im biomedizinischen Labor. Um eidgenössisch anerkannt zu werden, müssen sich die Gesundheitsausbildungen und Nachdiplomstudien auf Rahmenlehrpläne stützen, die vom Bund (Bundesamt für Berufsbildung und Technologie) genehmigt sind. In allen oben erwähnten Berufen werden zurzeit entsprechende Rahmenlehrpläne unter der Ägide der OdASanté entwickelt. Es bietet sich dabei die Chance, die alten Ausbildungsvorgaben zu überarbeiten: Die OdASanté möchte diese Gestaltungsmöglichkeiten nutzen, um die Ausbildungen auf Niveau höhere Fachschule neu und besser zu positionieren, sagt Urs Sieber.
Neues Potenzial: Die Prüfungslandschaft Der zweite Weg zur höheren Berufsbildung führt über die eidgenössischen Berufsprüfungen oder die eidgenössischen höheren Fachprüfungen. Dieser Weg war vor dem Inkrafttreten des BBG für Berufsfachleute im Gesundheitsbereich nicht üblich; das Angebot war entsprechend auf einzelnen Fachgebieten limitiert. Berufsprüfungen und höhere Fachprüfungen ermöglichen nun die Schaffung von massgeschneiderten Weiterbildungen, die dem aktuellen Bedarf auf dem Arbeitsmarkt entsprechen. Es ist deshalb wahrscheinlich, dass sich die Prüfungslandschaft im Gesundheitsbereich in den nächsten Jahren rasch entwickeln wird. Dabei wird die OdASanté eine Koordinationsrolle übernehmen. Das Bestehen solcher Prüfungen setzt den Erwerb von Qualifikationen voraus, die weiter als diejenigen der Lehrabschlussprüfungen gehen und den Absolventen vertiefte Kenntnisse in klar definierten Fachgebieten attestieren. Eine Berufsprüfung, die im DRG-Zeitalter von grosser Bedeutung sein wird, ist jene zum medizinischen Kodierer.
Neue Wege in der Grundbildung Die OdASanté arbeitet aktuell vor allem an der Einführung der Rahmenlehrpläne für die höhere Berufsbildung. Der erste Rahmenlehrplan, jener für die Pflegefachleute, sei bereits vom Bund genehmigt, sagt Urs Sieber. Daneben ist die OdASanté mit der Revision der Rahmenbedingungen für die Ausbildung zur Fachangestellten Gesundheit beschäftigt. Ganz neue Wege beschreitet die OdASanté mit der Schaffung eines Berufsattests Gesundheit und Soziales: Gemeinsam mit der OdA Soziales arbeitet sie an der ersten zweijährigen Anlehre in diesem Bereich. Ob eine solche Ausbildung beim Bundesamt für Berufsbildung und Technologie beantragt wird, entscheiden die beiden Organisationen im Frühjahr 2008. Bis dahin wollen sie geklärt haben, ob eine zweijährige Ausbildung im Gesundheitsbereich neben der bestehenden Fachangstellten Gesundheit auf dem Arbeitsmarkt genügend Chancen hat. Auch soll bis dahin klar sein, welche Berufsprofile für eine solche Ausbildung in Frage kommen. Peter Kraft
Punktlandung
Hausarztmedizin: Ausbildung aufwerten! Eines der Hauptprobleme des drohenden Hausärztemangels ist sicherlich die unbefriedigende Situation in der universitären Ausbildung zum Hausarzt. Erst an zwei Universitäten der Schweiz (Basel, Lausanne) bestehen Lehrstühle bzw. Institute für Hausarztmedizin. Auch wenn die Problematik längst erkannt ist, so tun sich die Fakultäten nach wie vor schwer mit der Akzeptanz der Hausarztmedizin als akademischer Disziplin, mit eigenen Lehr- und Forschungsinhalten. Daran ändert leider auch die ausgezeichnete Formulierung des seit 1. September 2007 in
Kraft stehenden neuen Gesetzes für die Medizinalberufe (MedBG) nichts. Aus den klaren Vorgaben des MedBG lässt sich nämlich schliessen, dass den Hausärztinnen und Hausärzten auch in der universitären medizinischen Ausbildung eine tragende Rolle zukommt – und die entsprechenden Ressourcen und Lehreinheiten gegenüber der gegenwärtigen Situation massiv aufgewertet werden müssten. Von einer solchen zentralen Rolle ist die Hausarztmedizin aber an den Schweizer Fakultäten noch weit entfernt, und die Ressourcen sind nach wie vor sehr knapp bemessen. Es muss im Interesse sowohl der Patientinnen und Patienten wie auch der Versicherer liegen, dass auch in Zukunft eine qualitativ hochstehende und kostenregulierende hausärztliche Versorgung in der Schweiz gewährleistet ist. Dies kann jedoch nur durch die Etablierung von universitären Instituten, welche die Ausbildung und Schulung gemeinsam mit praktizierenden Lehrärzten übernehmen, erreicht werden. Hansueli Späth, Präsident SGAM, Schweiz. Gesellschaft für Allgemeinmedizin
SCHWERPUNKT
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Veränderungen in der Bildungslandschaft gehen mit Veränderungen in der Gesundheitsversorgung einher
Die Schweiz mit genügend Health Professionals versorgen Die Ausbildungen in allen Gesundheitsberufen haben in den vergangenen Jahren Neupositionierungen und Neuausrichtungen erlebt. Das Versorgungssystem ist mit einer neuen Unübersichtlichkeit bei den Bildungsqualifikationen und auch mit Ansprüchen von neuen Berufsgruppen konfrontiert. Die Zukunft dürfte weitere Veränderungen bringen, weil neue Studiengänge und Managed Care auf dem Markt neue Angebotsund Nachfragesituationen schaffen. Klärungen darüber, wer künftig in der Gesundheitsversorgung welche Funktion zu welchem Preis wahrnimmt, sind nötig.
D
ie Unterscheidung zwischen Gesundheits- und Medizinalberufen hat gesundheitspolizeiliche und sozialgeschichtliche Wurzeln. Die Kantone waren 1877 gerne bereit, dem noch jungen Bundesstaat eine schwierige Aufgabe zu übertragen: den gesundheitlichen Schutz des «Nähr- und Wehrstandes». Die Landflucht in die entstehenden Industriegebiete war ein Seuchenrisiko, und der Sonderbundskrieg hatte gezeigt, dass die unterschiedlichsten Anforderungen der kantonalen Berufs-Patente die Schaffung wirksamer Sanitätstruppen behinderte. Der Bund sollte hinfort die Medizinalberufe kontrollieren und die Diplome ausstellen. Medizinalberufe waren Männerberufe: Ärzte, Tierärzte, Apotheker. Die Frauen waren nach Massgabe des damals sich herausbildenden Rollenverständnisses und der Erkenntnisse in der Hygiene und in den pflegenden Gesundheitsberufen tätig und lösten dort – vielfach unter der ideellen und organisatorischen Schirmherrschaft des Roten Kreuzes – die Ordensleute ab.
zen. Diese Reform bestimmt heute den Takt der Veränderungen sowie den Alltag von Lehrenden und Studierenden – allen voran die kompetenzbasierte Modularisierung der Studiengänge sowie die zweistufige Bachelor/Master-Struktur und das Kreditpunktesystem ECTS. Die Gesundheits- und Medizinalberufe sind heute bei der Umsetzung der Bologna-Konzeption weit fortgeschritten.
Reform der Sekundär- und Tertiärstufe in der Schweiz In der höheren Berufsbildung hat die Schweiz allerdings schon Anfang der Neunzigerjahre einen Umbau der Bildungsqualifikationen erlebt. Ausbildungsgänge wurden neu positioniert und neu ausgerichtet: nebst den altbekannten Höheren Fachschulen entstanden Fachhochschulen für Technik und Wirtschaft, aber auch solche für die Gesundheitsberufe, für Gestaltung und Künste und auch Pädagogische Hochschulen. Heute wird zudem oft vergessen, dass das Bologna-Modell erst vor vier bis fünf Jahren auf die laufenden Reformen aufgepfropft wurde.
Der europäische Bildungsraum Seit den Neunzigerjahren besteht ein strategisches Ziel der EU in der Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft gegenüber den USA und Ostasien. Daraus wuchs ein Harmonisierungsvorhaben in der Bildungspolitik, das nun 45 Staaten umfasst. Die «Bologna-Deklaration» der europäischen Bildungsminister von 19. Juni 1999 bildete dabei einen wichtigen Meilenstein. Die Schweiz hat sich verpflichtet, bis 2010 die Ziele der Bologna-Deklaration umzuset-
Aktuelle Typologie Eine Orientierungshilfe über die Strukturebenen und die aktuell erteilten Bildungsqualifikationen gibt das von der OdA Santé (Dachorganisation Arbeitswelt Gesundheit) erarbeitete Schema. Die dazugehörige Tabelle zeigt die möglichen Abschlüsse (siehe Abbildung). Das Ausbildungs- und Berufsspektrum ist vor allem am unteren und oberen Ende differenzierter und weiter als vor den Reformen. Die Ursachen liegen in den ge-
stiegenen Anforderungen eines komplexer werdenden Berufsfeldes, aber auch im Arbeitsmarkt und in der Politik. Zum einen sind fünf Berufe neu auf der Ebene der Fachhochschulen, zum anderen ist gerade in der Pflege mit der Schaffung der Fachangestellten Gesundheit und des Attestes eine Gegenbewegung zur (Über-)Qualifikation entstanden. Die Absicht dahinter: Die Fachkräfte erhalten eine funktionsgerechte Ausbildung, und auch mengenmässig steht mehr Personal zur Verfügung.
Gesetzeslandschaft – MedBG als Leitgesetz Für die Bildungsqualifikationen im Gesundheitsbereich sind unterschiedliche Rechtsgrundlagen massgebend: Medizinalberufegesetz (MedBG), Fachhochschulgesetz, Berufsbildungsgesetz, kantonale Gesetze. Die verschiedenen Gesetze sind aufgrund unterschiedlicher Entstehungsgeschichten, Geltungsbereiche und Zwecke untereinander kaum abgestimmt. Es zeigt sich aber heute, dass die lange (weltweit geführte) Reflexion zur Reform der Medizinalberufe eine Grundsatzdiskussion über die konzeptionelle Neuausrichtung aller Gesundheitsberufe ausgelöst hat. Mit dem MedBG ist ein modernes Gesetz entstanden, das für alle Gesundheitsberufe auf mehreren Ebenen wegweisende Impulse gibt. Das am 1.9.2007 in Kraft gesetzte MedBG gilt zwar nur für die Human-, Zahn-, Veterinärmedizin, Pharmazie und Chiropraktik, aber es kann bei gesundheitspolitischem Bedarf um andere Berufe erweitert werden. Es nennt generelle und berufsspezifische Ziele, ver-
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Funktionale Abstimmung und vertikale Integration
langt die Entwicklung von kompetenzorientierten Lernzielkatalogen und führt die Qualitätssicherung ein. Es wirkt auch ordnungspolitisch, in dem der Bund zwar die Ausbildung an die Universitäten delegiert, aber indirekt über Akkreditierungen und eine eidgenössische Prüfung eine Aufsicht wahrnimmt. Ordnungspolitischer Natur ist auch die Vereinheitlichung der Regeln der Berufsausübung und des Disziplinarrechts. Weil der Versorgungsauftrag immer anspruchsvoller wird, hebt das MedBG die Bereitschaft und Fähigkeit zur Kooperation verschiedener Berufsgruppen besonders hervor.
Erhalt einer qualitativ hoch stehenden Behandlung macht. Der Gesundheitsmarkt Kann die Schweiz genügend Health Pro- folgt dem Gebot der Effizienzsteigerung fessionals mit situationsgerechten Kom- und ist eine Konsequenz der Bewirtschafpetenzen ausbilden, um dereinst die Be- tung und Steuerung knapper werdender völkerung betreuen zu können? Verschie- Ressourcen mittels DRGs oder Managed dene Trends («Kulturwandel», «Gesund- Care (und auch der abnehmenden Zahl heitsmarkt») lassen erkennen, dass das von praktizierenden Medizinern). heute Erreichte den kommenden Her- Mit Blick auf solche Veränderungen wurde ausforderungen des Gesundheitssystems im September 2007 am Careum Kongress nicht gerecht wird. Der Kulturwandel folgt zur Zukunft der Gesundheitsberufe in Züunter anderem dem Gebot zur Verbesse- rich die provokative These geäussert, dass rung der Patientensicherheit, welche in- andere Berufsgruppen 80 Prozent dessen, terdisziplinäre Teamarbeit zur Bedingung was heute Ärzte tun, gleich gut – aber für die Vermeidung von Fehlern und den billiger – leisten können. Auch wenn das Versorgungssystem kaum von Grund auf reorganisiert wird, dürften erfolgreiche auslänSchweizerische Bildungssystematik dische Modelle über kurz oder lang auch in der Schweiz EinEidg. Berufsbildungsgesetz Eidg. Fachhochschulgesetz weitere Hochschulgesetze zug halten. Die Bildungslandschaft hat sich Höhere Berufsbildung Hochschulen stark verändert. Universitäten Weiterbildung profilieren sich auf dem WeiterMaster of Advanced Studies Diploma of Advanced Studies bildungsmarkt, und auch FachCertificate of Advanced Studies hochschulen bilden hoch quaFachhochschule ETH/Universität lifizierte Gesundheitsfachleute (Master) (PhD/Master) aus, bald bis auf Masterstufe. Damit die Schweiz auch in ZuEidg. BerufsEidg. Höhere Höhere ETH Fachhochschule kunft genügend health profesBerufsprüfung Fachprüfung Fachschule Universität (Bachelor) orientierte (Fachausweis) (Diplom) (Diplom) (Bachelor) sionals hat, muss einerseits dass Weiterbildung Gesetz die Voraussetzungen schaffen, dass diese Fachleute ihren Platz finden (können). Wenn Globalbudgets kosteneffiziente Lösungen für die VersorEidg. FähigMittelschule FachEidg. Attest Handelsgung und Rehabilitation verlankeitszeugnis (Gymnasiale mittel(2 Jahre) mittel(3 oder 4 Jahre) Maturität) gen, dürfte der Kostendruck dischule schule Berufliche Grundbildung ese Weichenstellung begünstigen. Auf der anderen Seite wird Quelle: OdA Santé Brückenangebote bald der Markt spielen, wenn bestens qualifizierte neue GeBerufsschule Höhere Fachschule Fachhochschule Universitäre Hochschule sundheitsfachleute zur VerfüFaGe Fachangestellte HöFa Pflegefachpersonen FH 3 eidg. Diplom in gung stehen und diese funktiGesundheit Human-, Zahn-, VeterinärHöhere Fachausbildung I, II Physiotherapeut/in FH onsgerecht und wirtschaftlich (Weiterbildung) Attest Sozial- und Gesundmedizin, Pharmazie, ChiroErgotherapeut/in FH Hebarbeiten können. heitsberufe praktik Pflegefachpersonen 2 amme FH ErnährungsberaTertiärstufe
Nachdiplomstudium HF
Fachmaturität
Einjährige Berufserfahrung
Sekundarstufe II
Berufsmaturität
Diplomniveau DN I, DN II
ter/in FH (i.d.R.Bachelor oder ggf. Master in Nursing Science, Advanced Nurse Practice)
Pflegewissenschaften (Nursing Science)
Im Bereich der universitären Medizinalberufe schliessen die Absolventen frühestens ab 2011 das Studium mit einem universitären Master ab. Das eidg. Diplom wird dann nach einer separaten eidg. Prüfung vergeben. 2 In der Deutschschweiz und im Tessin werden die Pflegefachpersonen grundsätzlich an Höheren Fachschulen ausgebildet, nur 5 bis 10 Prozent absolvieren eine Ausbildung an einer Fachhochschule mit Bachelor-Abschluss. Im europäischen Vergleich sind allerdings die Ausbildungen an höheren Fachschulen für Pflege (DN II) zu hoch positioniert; die Abgrenzung (auch der Weiterbildung HöFa II) zu den Bachelors in Nursing bzw. Advanced Nurse Practitioners ist inhaltlich nicht klar. 3 In der Romandie werden alle Pflegefachpersonen auf Fachhochschulstufe ausgebildet.
Beat Sottas, Abteilungsleiter und Verantwortlicher für die Bildungspolitik im Bundesamt für Gesundheit (BAG).
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Übersicht über die schweizerische Bildungssystematik.
Die Aussagen widerspiegeln persönliche Meinungen des Autors und nicht die Politik des BAG oder des EDI.
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Wichtig ist die richtige Mischung aus Sozial- und Fachkompetenz
Wie viel Akademisierung braucht die Pflege? Die Bildungslandschaft Schweiz ist im Wandel. Auch bei den Gesundheitsberufen bleibt derzeit kein Stein auf dem anderen. Gerade in der Pflege ist es wichtig, die notwendigen Bildungsreformen mit Bedacht anzugehen und dem allgemeinen Trend in Richtung Akademisierung kritisch zu begegnen.
D
er Kostendruck im Gesundheitswesen zwingt die Leistungserbringer, ihre Strukturen anzupassen, Abläufe zu optimieren und Kosten zu senken. Auch in der stationären Versorgung hat sich der Alltag der medizinischen und pflegerischen Berufe in den letzten Jahren stark verändert. Die Einführung der Fallpauschalen wird diese Tendenz noch verstärken. Die Patientinnen und Patienten werden unter DRG-Bedingungen rascher aus dem Spital austreten. Diese Veränderungen bleiben nicht ohne Auswirkungen auf das Anforderungsprofil der Pflege. Einerseits steigen die medizinisch-technischen Ansprüche an den Pflegeberuf, denn Patientinnen und Patienten müssen das Spital nach einer Operation rascher verlassen oder in eine Institution der Nachsorge verlegt werden können. Andererseits führt die demografische Entwicklung zu einer erhöhten Nachfrage nach Pflegepersonal. Ausserdem wird der Bedarf an Pflegepersonal mit der Verlagerung von der stationären in die ambulante Versorgung insbesondere in der Spitex weiter zunehmen. Die Herausforderungen für den Pflegeberuf sind zweierlei: Erstens muss es gelingen, für die künftige Versorgung der Bevölkerung genügend Pflegefachpersonen zu gewinnen und auszubilden. Zweitens muss die Pflege fachkompetent und qualifiziert sein, um den hohen Erwartungen der Patientinnen und Patienten, den Anforderungen aus Medizin und Technik sowie den veränderten Anforderungen im Versorgungsprozess gerecht zu werden.
Professionalisierung und dosierte Akademisierung Die Notwendigkeit einer Professionalisierung der Pflege und der Pflegeausbildungen ist denn auch bereits seit längerer
Zeit bekannt. Die entsprechenden Ausbildungsgänge werden angepasst. Damit ist der Veränderungsprozess aber noch lange nicht abgeschlossen. Angesichts der multiplen Anforderungen an eine moderne Pflege ertönt auch in der Schweiz der Ruf nach einer Akademisierung der Pflegeausbildung – zumal in den meisten anderen Ländern die Pflege klassischerweise ein Beruf ist, der an der Universität erlernt wird. Unbestritten ist, dass eine Ergänzung der klassischen Pflegeausbildung auf akademischem Niveau (Fachhochschule oder Universität) sinnvoll und notwendig ist. Unterschiedlich sind allerdings die Auffassungen, wenn es um das Mass geht. Während die Romandie die Pflegeausbildung mit Ausnahme des Fachangestellten Gesundheit exklusiv auf Hochschulniveau positioniert, ist man in der Deutschschweiz und im Tessin der Auffassung, dass die Höheren Fachschulen nach wie vor das Gros der Pflege ausbilden sollen. Dies hat auch den Vorteil, dass die unterschiedlichen Anforderungen an die Pflege in der Praxis mit unterschiedlichen Qualifikationen aufgefangen werden können. Die Tendenz zur Akademisierung muss deshalb nicht nur aus Kostengründen hinterfragt werden. Die Schweiz verfügt mit ihrem dualen Bildungssystem über eine Stärke, um die sie viele Länder beneiden. Auf dem weiten Feld zwischen obligatorischer Schulbildung und akademischem Abschluss gibt es unzählige Möglichkeiten, über Berufslehren und Fachschulen eine gute Grundausbildung mit Praxisbezug zu erwerben. Es ist so gelungen, «zwischen Ingenieur und Handlanger» eine breite Zahl hoch qualifizierter Praktiker und Berufspersonen auszubilden. Gerade auch in der Krankenpflege haben Fachschulen für hoch qualifizierte Pflegefachfrauen und
Pflegefachmänner gesorgt, ohne dass diese eine akademische Ausbildung hätten. Diese Stärke gilt es beizubehalten und auszubauen.
Pflegeausbildung auf drei Stufen Am 1. Januar 2004 ist das Bundesgesetz über die Berufsbildung in Kraft getreten. Das Bundesgesetz bringt es mit sich, dass die Gesundheitsberufe national geregelt und dem Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) unterstellt sind. Für die Pflege hat das neue Bundesgesetz verschiedene Auswirkungen. So ist neu auch die Pflege in die Berufsbildungssystematik des BBT eingebettet und nicht mehr durch das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) geregelt. Dies bedeutet konkret, dass die ehemalige Ausbildung zur Krankenschwester und Krankenpfleger nur noch auf Tertiärstufe, also nach erfolgreichem Abschluss einer Ausbildung auf Sekundarstufe II, möglich ist. Die Ausbildung im Bereich der Pflege findet neu auf drei Stufen statt*: • Fachangestellte/r Gesundheit (FAGE): Diese Ausbildung ist unmittelbar nach der obligatorischen Schulzeit möglich und gilt damit als Ausbildung auf Sekundarstufe II wie beispielsweise auch eine Lehre. Der dreijährige Lehrgang vermittelt pflegerisches Grundwissen und befähigt dazu, in stabilen Situationen Pflegeaufgaben unter Anweisung durchzuführen. Der FAGE stellt auch die Einstiegsausbildung für andere Gesundheitsberufe dar, z.B. medizinischtechnischer Richtung. • Pflegefachperson Stufe Höhere Fachschule (HF): Voraussetzung für diese Ausbildung ist ein erster Berufsabschluss auf Sekundarstufe II. Es handelt sich um eine dreijährige Ausbildung, wobei sich der Studiengang für Fachangestellte Ge-
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sundheit auf zweieinhalb Jahre verkürzt. Pflegefachpersonen HF tragen Verantwortung für den gesamten interdisziplinären Pflegeprozess und steuern den mit einer DRG definierten Behandlungspfad. Sie sind in der Lage, mit komplexen pflegerischen Situationen umzugehen und anspruchsvolle Tätigkeiten auszuüben. Die Ausbildung bietet einen starken Praxisbezug zur Pflege in Spital, Pflegeheim oder Spitex. • Pflegefachperson Stufe Fachhochschule (FH): Bei der Ausbildung auf Fachhochschulniveau handelt es sich um eine Möglichkeit für jene, die eine Maturität vorweisen und die sich gezielt auf höhere Anforderungen vorbereiten möchten. Wie die HF-Ausbildung befähigt aber auch die FH-Stufe primär dazu, Gesamtverantwortung für den Pflegepro-
wobei sich die jeweiligen Profile unterscheiden. Wichtig ist, dass die Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Stufen gewährleistet ist. Waren früher Ausbildungsgänge häufig eigentliche Sackgassen, ist heute in der Bildung im Allgemeinen möglich, nach erfolgreichem Abschluss einer Ausbildung jeweils auf die nächst höhere Stufe zu springen. Dies ist auch im Bereich der Krankenpflege so, wobei gewisse Passerellen erst noch definiert und sich in der Praxis bewähren müssen. Das System muss flexibel sein, um sich den rasch wandelnden Bedürfnissen immer wieder anpassen zu können. Pflegefachpersonen HF oder FH steht eine breite Palette von Nachdiplomausbildungen (ehemals Höhere Fachausbildungen HöFa I und II) sowie Weiterbildungs- und Spezialisierungsmöglichkeiten
Akademisches Wissen ist auch in Gesundheitsberufen gefragt, soll aber die menschlichen Qualitäten nicht verdrängen.
zess zu tragen. Abgeschlossen wird die Ausbildung mit einem Bachelor of Science in Pflege. In der deutschen Schweiz werden die Ausbildungen an den Fachhochschulen als Alternative zu denjenigen an Höheren Fachschulen angeboten, während sie in der Romandie die einzige Ausbildung auf Tertiärstufe darstellen.
Durchlässigkeit gewährleisten Alle drei Stufen bieten Grundausbildungen, die zur Berufspraxis befähigen,
offen. Sie können sich auf Bereiche wie Anästhesie, Intensiv-, Notfall-, Operations- und Spitalpflege, Infektprävention, Gesundheitsförderung, Weiterbildung in transkultureller Pflege, Case Manager sowie Führungsausbildungen spezialisieren. Darüber hinaus gibt es auch die Möglichkeit, Pflegewissenschaft an der Universität Basel zu studieren und einen Bachelor oder Master in Nursing Science zu erwerben. Unbestritten ist, dass es Fachleute mit wissenschaftlichen Kenntnissen braucht,
wenn es etwa darum geht, die Erkenntnisse aus der Forschung in Form von Konzepten wie Evidence Based Nursing in die Praxis umzusetzen und diese Umsetzung zu begleiten. Für die alltägliche Pflege in Spital, Pflegeheim oder Spitex braucht es hingegen vor allem Pflegefachpersonen mit grosser praktischer Erfahrung, die sattelfest sind und sich auch bei grosser Hektik nicht aus der Ruhe bringen lassen. Die Höheren Fachschulen stellen in diesem Bereich, zumindest in der deutschen Schweiz, die Grundversorgung sicher.
Neue Aufgaben für die Pflege in der Zukunft In Zukunft ist denkbar, dass Pflegefachpersonen auch neue Aufgaben in der Gesundheitsversorgung übernehmen. Gerade die Debatte über den Grundversorgermangel hat gezeigt, dass es längerfristig zu Engpässen bei der medizinischen Erstversorgung kommen kann. Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner könnten im Bereich der Triage Funktionen übernehmen und Hausärztinnen und Hausärzte entlasten. Erfahrungen aus dem Ausland zeigen positive Resultate. Ein anderer Bereich stellt der Managed Care-Bereich dar, wo bereits heute qualifizierte Pflegefachpersonen mit Case ManagerWeiterbildung nicht zuletzt bei den Krankenversicherern gesucht werden. Unmittelbar besteht freilich eher die Sorge, dass sich nicht genügend Nachwuchskräfte für die Pflegeberufe finden. Die gute Konjunktur, das mangelnde Prestige des Pflegeberufs und die bescheidene Entlöhnung führen dazu, dass es schwierig ist, genügend junge Menschen für die Pflege zu begeistern. Es ist an den Ausbildungsstätten, den Arbeitgebern und den Verbänden, das grosse Potenzial des Pflegeberufs und die zunehmende Interdisziplinarität der Tätigkeit, nebst ganz praktischen Vorteilen wie der Möglichkeit zur Teilzeitarbeit, herauszustreichen. Peter Marbet
* Für eine gute Übersicht über die Pflegelehrgänge siehe: «Gesundheitswesen: Pflege und Betreuung», Schriftenreihe Chancen in Beruf und Arbeit Nr. 27/32, herausgegeben vom Schweizerischen Dienstleistungszentrum Berufsbildung (SDBB), Mai 2007. (www.bildung-gesundheit.ch)
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Im Gespräch: Dr. Frédéric Corminboeuf, Präsident des Schweizerischen Berufsverband für Medizinphysikerinnen und Medizinphysiker (SBMP)
«Wir sind die Apotheker der Strahlentherapie» Es gibt Anwendungen der Medizin, die selbst für hochspezialisierte Ärzte zu komplex sind. Etwa wenn Körpergewebe mit radioaktiven Strahlen behandelt wird: Dann spielen physikalische Gesetze mit, die den Beizug von Naturwissenschaftlern erfordern. Die Medizinphysiker stehen den Ärzten bei solch schwierigen Behandlungen zur Seite. Frédéric Corminboeuf, Präsident des Schweizerischen Berufsverbands für Medizinphysikerinnen und Medizinphysiker, spricht über die Arbeit seines Berufsstands.
infosantésuisse: Medizinphysiker ist wohl für viele ein Beruf, von dem sie noch nie etwas gehört haben. Was ist Ihre Arbeit? Die Medizinphysiker arbeiten in der komplexen Apparatemedizin, wenn Patienten mit ionisierender Strahlung behandelt werden. Das Strahlenschutzgesetz schreibt dies zwingend vor. Bei Bestrahlungseinrichtungen mit Elektronenbeschleuniger verlangt das Gesetz sogar einen angestellten Medizinphysiker pro Gerät. Die Behandlung mit Strahlen führt im menschlichen Körper zu physikalischen Wechselwirkungen. Um damit korrekt umzugehen, braucht es vertiefte PhysikKenntnisse. So ist unsere wichtigste Aufgabe die Qualitätskontrolle der Strahlenbehandlung. Insbesondere stellen wir sicher, dass die richtigen Körperstellen mit der richtigen Dosis bestrahlt werden. Die Notwendigkeit zeigt ein Beispiel aus Frankreich: Wegen einer Strahlenüberdosis von 20 Prozent sind dort sieben Menschen ums Leben gekommen. In welchen medizinischen Gebieten braucht es Medizinphysiker vor allem? Wir arbeiten vor allem in der Strahlentherapie und in der Nuklearmedizin. Künftig wird auch die Radiologie hinzukommen, weil die dort verwendeten Strahlendosen immer höher werden. Fühlen Sie sich eher als Physiker oder eher als Mediziner?
Ich bin Physiker und fühle mich auch so. Allerdings ist mir bewusst, dass ich einen medizinischen Beruf ausübe. Meine Tätigkeit ist Teil des medizinischen Handelns. Wie sieht die Ausbildung zum Medizinphysiker aus? Ein Medizinphysiker verfügt in jedem Fall über ein abgeschlossenes Physikstudium. Danach gibt es zwei Möglichkeiten: Ein Kandidat arbeitet während drei Jahren unter Anleitung in der Medizinphysik. Parallel dazu bildet er sich medizinisch weiter. Zum Abschluss der Ausbildung verfasst der angehende Medizinphysiker eine schriftliche Diplomarbeit und legt mündliche und schriftliche Prüfungen ab. Die zweite Variante ist ein Nachdiplomstudium an der ETH Zürich.
«Wir stellen sicher, dass die richtigen Körperstellen mit der richtigen Dosis bestrahlt werden.» Wie läuft die Zusammenarbeit zwischen Arzt und Medizinphysiker? Gibt es eine klare Aufgabenteilung? Die gibt es: Der Arzt entscheidet über das Ziel der Bestrahlung, über den Inhalt der Therapie. Der Medizinphysiker hingegen erstellt den Bestrahlungsplan, regelt die technischen Details und wacht über die Ausführung der Therapie. Man kann den Vergleich zur MedikamentenAbgabe ziehen: Dort ist der Apotheker für die korrekte Anwendung des Medikaments und für die Qualitätskontrolle zuständig. Der Medizinphysiker ist quasi der Apotheker der Strahlentherapie.
Ist die Medizinphysik vor allem ein praktisches Fachgebiet – oder gibt es auch spezifische Forschung? Es gibt durchaus Forschung in der Medizinphysik, die zu neuen Entwicklungen oder Anwendungen in der Medizin führen. Ein Beispiel ist die intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT). Bei dieser Art von Bestrahlung wird nicht das ganze Zielgewebe gleich intensiv bestrahlt. Je nach den Erfordernissen können bestimmte Regionen des Tumors stärker, andere schonender bestrahlt werden. Sie arbeiten am Inselspital an der Poliklinik für Nuklearmedizin. Was genau ist Nuklearmedizin? Die Nuklearmedizin verfolgt ähnliche Ziele wie die Radiologie. Der Unterschied: In der Radiologie kommen die Strahlen von aussen, in der Nuklearmedizin aber von innerhalb des Körpers. Dazu wird ein leicht radioaktives Medikament verabreicht, das die Eigenschaft hat, sich zum Beispiel bei einem Tumor zu sammeln. Durch das Messen der Radioaktivität können die Ärzte dann sehr genau feststellen, wo sich der Tumor befindet. Das bekannteste Beispiel für solche Verfahren ist die Positronen-Emissions-Tomographie (PET). Die Nuklearmedizin dient hauptsächlich der Diagnostik. Es gibt aber auch Therapieanwendungen, bei denen die radioaktiven Medikamente bösartiges Gewebe zerstören. Sind die Risiken von radioaktiven Medikamenten nicht zu gross? Für die Patienten mit Sicherheit nicht. Die Strahlenbelastung bei nuklearmedizinischen Untersuchungen ist in den
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meisten Fällen deutlich geringer als bei einer diagnostischen Computertomographieaufnahme. Auch für das Personal ist das Risiko gering, zumal immer häufiger Medizinphysiker die Anwendung überwachen.
«Die Strahlenbelastung durch radioaktive Medikamente ist in den meisten Fälle deutlich geringer als bei einer diagnostischen Computertomographieaufnahme.» Mit Sicherheit ja. In der Radiologie wird die Medizinphysik eine immer grössere Rolle spielen. Ausserdem dürfen wir in naher Zukunft mit der Kombination des PET-Verfahrens mit der Magnetresonanz-Tomographie rechnen. Wir hätten damit ein bildgebendes Verfahren, dass eine bessere Auflösung aufweist und mit weniger Strahlenbelastung
auskommt als die PET-CT-Kombination. Viel versprechen wir uns auch von der Tomotherapie: Im Unterschied zum aktuellen Elektronbeschleuniger dreht sich der Beschleuniger sehr schnell. Der Patient ist so kürzer der Strahlung ausgesetzt, und es gibt weniger Unschärfen aufgrund von Bewegungen. Ausserdem können Tumore mit dieser Technologie viel gezielter bestrahlt werden. Diese Entwicklungen machen auch die Medizinphysik immer wichtiger. Werden die Medizinphysiker in zwanzig Jahren gleich arbeiten wie heute? Meine Wunschvorstellung wären eigene Abteilungen für Medizinphysik in den grossen Spitälern. Dadurch könnten die Medizinphysiker aus den verschiedenen medizinischen Bereichen besser und vernetzter zusammenarbeiten. Interview: Peter Kraft Foto: Keystone
Wie unterscheiden sich die bildgebenden Verfahren der Nuklearmedizin von den herkömmlichen? Die PET-Verfahren machen Stoffwechselprozesse sichtbar, die eine herkömmliche Computertomographie (CT) nicht abbilden kann. Demgegenüber zeigt eine Computertomographie viel detailliertere anatomische Bilder. Die Kombination dieser beiden Verfahren ermöglicht es, Tumore schnell und sicher zu erkennen und darüber hinaus genau zu lokalisieren.
Wie wird sich der Beruf des Medizinphysikers in Zukunft verändern? Werden durch den medizinischen Fortschritt neue Aufgabengebiete hinzukommen?
PET-Gerät im Einsatz.
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Ein Tag in der Praxis für Ergotherapie «ergobern»
Die Patienten zurück in den Alltag begleiten Was ist Ergotherapie? Diese Frage werden die wenigsten spontan und in wenigen Sätzen beantworten können. Schwerfallen dürfte dies selbst jenen, die schon einmal in der Ergotherapie waren oder «im Prinzip» wissen, was gemeint ist. infosantésuisse hat deshalb einen Tag lang in der Praxis für Ergotherapie «ergobern» die Arbeit von Ergotherapeutinnen beobachtet. Geblieben sind genauso vielfältige wie eindrückliche Erlebnisse.
A
lles begann mit einem scheinbar harmlosen Holzsplitter in der Hand. Herr S. hat ihn zwar sofort entfernt, aber zu spät war es trotzdem: Es folgte eine böse Infektion, die mehrere Operationen notwendig machte. Für kurze Zeit musste Herr S. sogar um seine Hand bangen – erst nach einigen Tagen konnten ihm die Ärzte versichern, dass eine Amputation nicht nötig sein würde. Nun sitzt Herr S. bei Jacqueline Bürki, der Geschäftsführerin von «ergobern», in der Ergotherapie. Zusammen arbeiten sie daran, seine Hand wieder fit für den Alltag zu machen. Heute sieht die Hand von Herrn S. wieder sehr gut aus – dass sie vor gut zwei Monaten beinahe verloren war, möchte man kaum glauben. Aber noch immer machen ihm die Folgen der Infektion und der Operationen zu schaffen. Einerseits sind die Narbengebiete noch schmerzhaft, andererseits führte die Vernarbung zu Verklebungen der Gewebestrukturen, welche die Beweglichkeit der Hand einzuschränken drohen. Deshalb macht Jacqueline Bürki mit Herrn S. Übungen, um die Beweglichkeit der Hand und der Fingergelenke zu verbessern. Der Patient erhält ausserdem ein Übungsprogramm für zuhause. Jacqueline Bürki hat ihm auch eine massgeschneiderte Schiene gebaut, die seine Finger in gestreckter Position hält und so die verkürzten Strukturen aufdehnt.
Wichtigstes Ziel: Selbstständigkeit im Alltag Auch Frau M. ist bei Jacqueline Bürki in der Handtherapie. Nach einem Fingerbruch im Urlaub hat ein aufmerksamer Arzt sie in die Ergotherapie geschickt – eine Operation wäre die Alternative gewesen. Heute kann Frau M. ihren Finger bereits wieder fast normal gebrauchen. Bis auf einen Winkel
von wenigen Graden kann sie ihn wieder vollständig beugen und strecken, Schmerzen und Schwellung sind keine mehr da. Bereits am Beispiel Handtherapie zeigt sich, dass die Ergotherapie in verschiedenen Situationen einiges bewirken kann. Sie kann die Folgen einer Handverletzung oder -operation lindern – oder eine solche Operation sogar verhindern. Das Ziel (und gleichzeitig die Definition) der Ergotherapie ist es, den Patienten eine grösstmögliche Handlungsfähigkeit und Selbstständigkeit in ihren alltäglichen Verrichtungen zu ermöglichen. Das hat viel mit Lebensqualität zu tun – aber auch mit der Verhinderung von Folgekosten, wie das Beispiel von Frau M. zeigt. Diese Zielsetzung bringt es mit sich, dass sich die Ergotherapie nicht auf die Beweglichkeit der Hände beschränkt. Auch Patienten mit erworbenen Hirnschäden (unter anderem durch Unfälle, Schlaganfall oder Krankheiten wie Multipler Sklerose), alte Menschen, Kinder mit einer Behinderung oder Personen mit psychischen Problemen werden in der Ergotherapie behandelt.
Hartes Training für Hirnverletzte «ergobern» eröffnete vor bald drei Jahren in Bern ein Tageszentrum für jüngere hirnverletzte Menschen im erwerbsfähigen Alter – den rehapunkt. An einem Tag wöchentlich wird diesen Patienten ein interdisziplinäres, ambulantes Rehabilitationsprogramm angeboten. Sie treffen sich mit Priska Rothen in der Morgengruppe: Zusammen mit acht Patienten führt sie ein ganzheitliches Gedächtnistraining nach Dr. med. F. Stengel durch. Bei dieser Methode werden alle Bereiche des Denkens mit einbezogen. Die Übungen wecken die Neugierde der Betroffenen: Sie sprechen ihre unterschiedlichen Sinne bewusst an
und regen zum Denken sowie zum Sprechen an. Die Patienten in dieser Gruppe haben schwere Hirnschäden erlitten, sie besitzen teilweise eine stark verminderte räumliche Wahrnehmung, sind im Denken verlangsamt oder tun sich schwer, für einfachste Alltags-Verrichtungen die richtigen Informationen aus dem Gehirn abzurufen. So trainieren sie in der Gruppe spielerisch das Langzeitgedächtnis, indem sie Begriffe zum Stichwort «rot» aufzählen, fördern ihr logisches Denken, indem sie alle Punkte auf einem Blatt ohne den Stift abzusetzen verbinden, oder üben sich in Kombinatorik, indem sie Bilder in Kategorien einteilen. Auffallend ist die gute Stimmung sowie die lockere Atmosphäre in der Gruppe – ganz offensichtlich können durch den Austausch alle voneinander profitieren. Nach dem gemeinsamen Mittagessen und einer Ruhepause geht die Neurorehabilitation mit einer handlungsorientierten Ergotherapie-Gruppe und mit Einzeltherapien weiter. Auf den Einwand, das sei ein ziemlich strenges Programm für die Patienten, entgegnet Priska Rothen: «Durch das gezielte Training und die anregende Umgebung wird die Belastbarkeit und die Leistungsfähigkeit der hirnverletzten Patienten gefördert und schrittweise gesteigert.»
Jeder Patient hat andere Ziele Jacqueline Bürkis Praxis arbeitet nach dem Rehabilitationskonzept ICF*. Vereinfacht gesagt bedeutet das, nicht nur die medizinische Diagnose und die Behinderung selbst, sondern auch den Patienten, sein Wesen, seine Wünsche und sein Umfeld mit zu berücksichtigen. Um eine grössere Unabhängigkeit im Alltag zu erreichen, muss die Ergotherapeutin bei einem Musiker, einem KV-Angestellten oder einem
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ihren Alltag danach wieder weitestgehend selbstständig bewältigen kann.
fragt verschmitzt lächelnd, wie sie denn für diese Übersetzungsarbeiten entlöhnt werde. Gerade bei dieser Patientin war generell auffallend, wie sie während der Behandlung aufgeblüht ist. Zum Beispiel ist sie das Aufstehen am Tisch beim dritten Mal bedeutend motivierter angegangen als zu Beginn. Der Stand und die Gewichtsverlagerung vom gesunden auf das betroffene Bein wurden sicherer und sie war in der Lage, sogar die gesunde Hand vom Tisch zu lösen.
Nicht alles ist planbar An der nächsten Station, in einem Wohnhaus für körperlich Behinderte in Kerzers, zeigt sich, dass die Arbeit von Ergotherapeutinnen nicht immer planbar ist. Denn eigentlich wollte Silvia Lautenbach mit Frau K., die einen Hirnschlag erlitt, Übungen durchführen, die ihr unter anderem beim Aufstehen helfen sollten. Nun ist Frau K. aber vor einigen Tagen mit dem Elektrorollstuhl gestürzt und hat schmerzhafte Prellungen. Deshalb bespricht Silvia Lautenbach zuerst mit der Patientin die aktuelle Situation. Frau K. ist durch den Sturz geschwächt, und die Schmerzen haben sie kaum schlafen lassen. Ihre Kraft reicht gerade noch dazu aus, drei Mal am Tisch gestützt aufzustehen. Vieles beschäftigt Frau K., und Silvia Lautenbach nutzt die verbleibende Zeit, um die Patientin darüber sprechen zu lassen. Ausserdem hat sie ein besonderes Angebot für Frau K.: Weil die Patientin mehrere Sprachen fliessend spricht, organisiert Silvia Lautenbach für sie einige Texte, die sie übersetzen kann. Frau K. sitzt trotz ihrer Krankheit offenbar noch immer der Schalk im Nacken, denn sie
Vernetzung wird immer wichtiger
Fotos: Peter Kraft
Drucker andere Prioritäten setzen. Sie wird mit einem Patienten, der vor seiner Krankheit ein begeisterter Radfahrer war, andere Fertigkeiten fördern als bei einer passionierten Hobbygärtnerin. ICF dient aber auch als Qualitäts-Instrument: Weil für jeden Patienten individuelle Ziele definiert werden, ist es den Ergotherapeutinnen möglich, die therapeutische Arbeit daran zu messen. Zudem beinhaltet die ICF in der Praxis von Jacqueline Bürki eine regelmässige, strukturierte Evaluation im Team, den Qualitätszirkel. Von Bern geht es mit dem Zug nach Murten. Dort, im Spital Meyriez, hat die Praxis «ergobern» ihren zweiten Standort. Silvia Lautenbach arbeitet mit einer Patientin an einem Dessert für ihre Besucher. Dazu schneidet Frau E., die vor einigen Jahren einen Hirnschlag erlitt, Äpfel und Birnen in kleine Stücke, mit denen sie dann Törtchen belegt. Die dazu nötigen Handlungsabläufe sind für sie schwierig, weil sie mit der gesunden linken Hand viele Techniken neu lernen muss. Es ist ihr wichtig, ihren Kindern hin und wieder eine Freude zu machen – das soll sie nach ihrem Spitalaufenthalt weiterhin können. Während sie in Spitalbehandlung ist, besucht sie jeden Tag die Ergotherapie mit dem Ziel, dass sie
Der Tag in der Praxis «ergobern» hat zwei Dinge deutlich gemacht: Erstens ist die Ergotherapie sehr vielfältig, was die behandelten Leiden und die angewandten Methoden angeht. Zweitens orientiert sie sich in Zielen und Vorgehen pragmatisch an der Krankheit, aber auch an der Persönlichkeit und der Lebenssituation der Patienten. Jacqueline Bürki erzählt von weiteren Aufgabengebieten, die ihre Praxis übernimmt: In Zusammenarbeit mit den IV-Stellen und den Arbeitgebern arbeitet sie an der Arbeitsplatz-Reintegration von hirnverletzten Menschen. Zusammen mit den Patienten finden diese Partner Optionen für das Berufsleben – sei es ein Wiedereinstieg mit reduziertem Arbeitspensum oder eine neue Funktion, die der Patient auch mit seinem Handicap bewältigen kann. Bei «ergobern» wird also vernetzt gearbeitet – sowohl innerhalb der Praxis als auch gegen aussen mit anderen Stellen. Für Jacqueline Bürki haben die neuen Tätigkeitsfelder auch einen wirtschaftlichen Hintergrund: Die Taxpunktwerte für ergotherapeutische Leistungen sind seit Jahren ohne Teuerung eingefroren – deshalb müssen die selbstständigen Unternehmerinnen in der Ergotherapie ihr Angebotsspektrum erweitern. Auch die Zusammenarbeit im Auftragsverhältnis mit Kliniken (wie in Meyriez) gehört dazu. Dieses Modell, so Jacqueline Bürki, sei zweckmässig, effektiv und wirtschaftlich – ein Gewinn für alle Vertragspartner, auch für die Kostenträger. Peter Kraft Mehr Informationen, insbesondere zu den verschiedenen Methoden der Ergotherapie, sind zu finden unter www.ergobern.ch und www.rehapunkt.ch
Jacqueline Bürki (rechts) und Silvia Lautenbach.
* ICF Abkürzung für International Classification of Functioning Disability and Health der WHO (Weltgesundheitsorganisation)
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Zu Besuch bei Roberto Mansueto, technischer Operationsassistent am Unispital Basel
Das Herz des Operationssaals Das Instrumentierteam im OP ist dafür zuständig, dass die Chirurgen jederzeit die nötigen Instrumente griffbereit haben. Das ist die landläufige Meinung. Ein Besuch im Universitätsspital Basel zeigt jedoch: Es steckt viel mehr hinter diesem Beruf. Roberto Mansueto – der erste technische Operationsassistent, der im Kantonsspital Basel arbeitete – hat uns sein Metier vorgestellt. Das Fazit vorweg: Wenn die Chirurgen das Hirn des Operationssals sind, dann ist das Instrumentierteam das Herz.
D
er Einstieg ins Berufsleben war nicht ganz einfach für Roberto Mansueto. Als erster Technischer Operationsfachmann (TOA) überhaupt trat er vor vier Jahren seine Stelle am Universitätsspital Basel an. Unter den Operationsschwestern und -pflegern herrschte ein gewisses Unbehagen: Ist die Anstellung des Neuen ein Zeichen des Umbruchs? Wenn ja, was sind die Konsequenzen? Verändern sich nun die Arbeitsbedingungen oder die Entlöhnung? Es dauerte eine gewisse Zeit, bis sich die Ängste verloren und das Team realisierte: Roberto Mansueto ist ganz einfach einer von ihnen, und der neue Beruf des TOA bedeutet keinerlei Gefahr für die klassischen Schwestern und Pfleger.
Der Unterschied liegt im Ausbildungsgang. Operationsschwestern lassen sich – in der Regel nach der Diplommittelschule – zuerst zu Pflegefachfrauen ausbilden und hängen dann eine Zusatzausbildung für den Operationssaal an. Die technischen Operationsassistenten dagegen besuchen direkt nach einem höheren Schulabschluss die dreijährige Ausbildung an einer Höheren Fachschule. Dieser Weg ist also kürzer – hat für Roberto Mansueto aber wichtige Vorteile: Erstens bietet er eine vertiefte Auseinandersetzung mit technischen Apparaturen, deren Bedeutung in der Chirurgie immer wichtiger werden. Und zweitens setzt die Ausbildung zur TOA einen ausgeprägten Berufswunsch voraus.
Die Logistiker im Operationssaal Minimale Unterschiede
Fotos: Peter Kraft
Seine Arbeit, so Roberto Mansueto, ist die gleiche wie die der «Alteingesessenen».
Roberto Mansueto.
Operationsschwestern und TOA stehen neben den Chirurgen im Operationssaal, reichen den Göttern in Weiss demütig die Instrumente und haben zur Not auch das Schweisstüchlein zur Hand. So mag sich das manch einer vorstellen – mit der Realität hat dieses Schwarzwaldklinik-Klischee jedoch nichts zu tun. Roberto Mansueto zählt auf, was alles in seinen Verantwortungsbereich fällt: Er bereitet die Instrumente und Apparaturen für die Operation vor. Dabei muss er an alle möglichen Verläufe des Eingriffs denken: Dinge, die normalerweise nicht gebraucht werden, können im Notfall lebensrettend sein. Er macht auch die Patienten operationsbereit. Dazu gehören die Lagerung, die Rasur und, wenn nötig, das Setzen von Kathetern. Während des Eingriffs gibt es zwei Hauptaufgaben, die je eine Instrumentierende übernimmt: Zudienen bedeutet die Verantwortung für den reibungslosen Ablauf im Operationssaal und für die Vollständigkeit des Materials, Instrumentieren hingegen ist der bekanntere Teil: Das Ins-
trumentierpersonal reicht dem Chirurgen die Instrumente und ist verantwortlich für deren Einsatzfähigkeit. Wenn der Eingriff zu Ende ist, geht die Arbeit für Roberto Mansueto weiter: Die Instrumente werden geprüft, je nach Bedarf wieder funktionstüchtig gemacht, gereinigt, sterilisiert und wieder verpackt. Neben diesen Aufgaben, die direkt mit dem Operieren zusammenhängen, sind die Instrumentierenden die Logistiker im Operationssaal: Sie machen das Inventar, füllen fehlendes Material auf und kontrollieren Verfalldaten und Sterilität.
Vier Operationen pro Tag Der Tag von Roberto Mansueto beginnt morgens um sieben mit einem Rapport. Dort wird besprochen, was in welchem Operationssal auf dem Plan steht. Anschliessend verteilen sich die Instrumentierenden auf die Säle und bereiten die Eingriffe vor. Um viertel nach acht starten die eigentlichen Operationen, um halb zehn trifft eine Zusatzschicht ein, die es allen erlaubt, auch mal Pause zu machen und über Mittag etwas zu essen. Bevor der Tag um vier Uhr nachmittags zu Ende geht, macht Roberto Mansueto das gebrauchte Material wieder einsatzbereit oder sorgt für Ersatz. Am Ende des Tages hat er bis zu vier Operationen hinter sich. Dieser Ablauf gilt natürlich nur, wenn der Tag nach Plan verläuft und nur wenige Notfälle eintreffen. Sonst arbeitet Roberto Mansueto einfach weiter, bis um vier die Abendschicht eintrifft. Die Wiederherstellung der Operationsbereitschaft übernimmt dann diese Schicht je nach zeitlichen Möglichkeiten. Die Abendschicht besteht am Universitätsspital Basel aus vier Instrumentierenden und arbeitet bis elf Uhr abends. Dann löst sie die dreiköpfige Nachtschicht ab. Abend- und Nachtschicht
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che dramatischen Situationen mit sich bringe. Roberto Mansueto verneint aber nicht, dass diese Erfahrungen auch sein Alltagsleben prägen: Wenn ein Patient stirbt, der Kinder hinterlässt, berührt ihn das als zweifachen Familienvater besonders. Andererseits schätze er das eigene Leben und die eigene Gesundheit wohl mehr als andere, meint Roberto Mansueto. «Es ist mir bewusst, dass das Leben endlich ist.» Seine Frau wisse, wie er gewisse Dinge im Fall der Fälle geregelt haben möchte. Roberto Mansueto sagt, dass die schwierigen Situationen, die er in seinem Beruf durchstehen muss, ihn mittlerweile mehr stärken als belasten: «Auch, weil ich durch meine Erfahrungen besser auf einen Schicksalsschlag vorbereitet wäre.»
TOA – ein Wunschberuf Auf dieser Rollstrasse gehen die gebrauchten Instrumente in die Sterilisation.
erhalten den Notfallbetrieb aufrecht, reguläre Operationen gibt es während dieser Zeit nicht. Zwei Personen haben zusätzlich Pikettdienst.
Ein offenes Herz ist kein Grund zur Unruhe Operationssäle sind nicht einfach kleine Räume im Untergeschoss eines Spitals. Ihnen ist eine überraschend grosse Infrastruktur vor- und nachgelagert. Es gibt Lagerräume für das Material, die von der Grösse her gut den Magazinen von Supermärkten entsprechen – die Vielfalt des Materials spiegelt die Vielfalt der Operationen und ihrer Verläufe wieder. Es gibt Rollbänder, welche die gebrauchten Instrumente direkt in den Lift zur Sterilisation befördern. Ein kurzer Einblick in die Operationssäle selber beeindruckt durch die Ruhe, die dort herrscht. Obwohl schwierige Eingriffe laufen – einer am offenen Herzen, einer am Gehirn – ist von Hektik oder Nervosität nichts zu spüren. Das Operationsteam arbeitet leise und ohne viele Worte. Es wäre übertrieben, von entspannter Stimmung zu spre-
chen – aber alles wirkt eingespielt, konzentriert und routiniert. Roberto Mansueto erklärt diesen überraschenden Eindruck: Für das Operationsteam sei diese Arbeit eben Alltag. Konzentration ist das A und O, aber Nervosität können sich die Beteiligten bei Eingriffen, die höchste Genauigkeit erfordern, nicht leisten. Es ist bewegend, zum ersten Mal ein offenes Herz zu sehen. Für Instrumentierende und Chirurgen aber dürfe das natürlich kein Grund zur Aufregung sein.
Konfrontation mit dem Tod Schwierig ist hingegen die Konfrontation mit dem Tod oder mit schweren Schicksalen. Jeder hat da seine eigenen Methoden, um das zu verarbeiten, sagt Roberto Mansueto: Der eine treibt Sport, der andere sucht das Gespräch, der dritte geht in sich und verarbeitet die Erlebnisse für sich selber. «Das Team bietet grosse Unterstützung, wenn einem etwas zu nahe geht», sagt Roberto Mansueto. Auch die Berufserfahrung helfe, mit Todesfällen auf dem OP-Tisch umzugehen. Mit der Zeit akzeptiere man, dass der Beruf sol-
Roberto Mansueto empfiehlt die Ausbildung zum TOA nur engagierten jungen Menschen. Ausdauer, Flexibilität und Teamfähigkeit seien absolut zentral für diese Arbeit. Einzelkämpfer wären fehl am Platz. Hinzu kommt eine gute Beobachtungsfähigkeit, Schnelligkeit im Denken und Entscheiden sowie Belastbarkeit – auch körperlich. Eine zukünftige TOA sollte wirklich diesen Berufswunsch haben und sich ganz bewusst für diese Ausbildung entscheiden. Ist der Entschluss einmal gefasst, erwartet die Absolventinnen und Absolventen eine abwechlsungsreiche Ausbildung, bei der sich in mehrmonatigen Blöcken Praktika und theoretische Wissensvermittlung abwechseln. Ob Roberto Mansueto sein Leben lang diesem Beruf nachgehen wird? Er weiss es noch nicht. «Der Job ist sehr anstrengend, die Präsenz und die Intensität sind hoch. Ich kann nicht ausschliessen, dass ich es in zwanzig Jahren etwas ruhiger angehen werde», sagt er. Es sei aber auch durchaus möglich, dass diese Arbeit sein Lebenswerk werde. Nicht wenigen seiner Kolleginnen und Kollegen geht es so: Sie bleiben dem Operationssal treu bis zu ihrer Pensionierung. Peter Kraft
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Grafik des Monats November
Kurzes Aufschnaufen in der Kostenentwicklung 2006 konnte das Kostenwachstum vorübergehend gebremst werden – dank verschiedenen Reformschritten von Parlament und Bundesrat. 2007 jedoch scheint dieser Effekt wieder zu verpuffen.
D
ie meisten Sparmassnahmen konnten die Kostensteigerung nur kurzfristig dämpfen. Die Entwicklung im Jahr 2007 zeigt, dass wieder mit einem stärkeren Kostenwachstum zu rechnen ist: Die Bruttokosten pro Versicherten sind im ersten Semester 2007 gegenüber der Vorjahresperiode um 7,6 Prozent gestiegen. Da mit den Daten Juni 2007 erst etwa drei Monate der Leistungen mit Behandlungsbeginn 2007 abgerechnet waren, kann sich die Wachstumsrate in den Folgemonaten noch verändern. Dennoch wird die Kostenent-
wicklung nach dem ausserordentlichen Jahr 2006 wohl wieder bei den Wachstumsraten der Vorjahre liegen – unter der Annahme, dass die Kosten im zweiten Halbjahr im gleichen Tempo wie in den ersten sechs Monaten zunehmen. Die Situation wäre dann mit den Jahren 2004 und 2005 vergleichbar (Kostenwachstum nach Abrechnungsdatum 2004: 6,4 Prozent, 2005: 5,2 Prozent). Einzig das letzte Jahr fällt mit einem ausserordentlich tiefen Wachstum von 0,8 Prozent aus der Reihe. Über die letzten fünf Jahre gesehen stiegen die Kosten pro Versicher-
ten jährlich um durchschnittlich 3,4 Prozent.
Neu nach Behandlungsdatum Weil santésuisse die Kostenentwicklung neu nach Behandlungsbeginn-Datum (und nicht mehr wie bisher nach Abrechnungsdatum) darstellt, können die Kosten präziser dem richtigen Zeitraum zugeordnet werden. Der Grund: Verzögerungen bei der Rechnungsstellung oder bei der Verbuchung spielen bei dieser Betrachtungsweise keine Rolle mehr. Peter Kraft
10,0% 9,0%
8,2%
Kostensteigerung
8,0%
7,6%
7,0% 6,0% 5,0% 4,0%
4,0%
3,0% 1,6%
2,0%
2,2%
1,0% 0,0%
2003
2004
2005
2006
1. HJ 2007
Die Kosten in der Grundversicherung ziehen nach kurzem Aufschnaufen wieder an.
Quelle: santésuisse-Datenpool
Kostenwachstum pro Versicherten in der Grundversicherung gegenüber Vorjahr (2003−2006) bzw. Vorjahreshalbjahr (2007) (nach Behandlungsbeginndatum)
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Der ehemalige Leiter des Thurgauer Gesundheitsamts zieht Bilanz
Hat die Spitalplanung versagt – oder ist sie der falsche Weg? Sowohl die Erfahrungen der Akteure als auch die durchgeführten Analysen zeigen, dass die erwarteten Ergebnisse durch die Spitalplanung nicht erreicht wurden. Unverdrossen wird die Spitalplanung wieder in der Revision des KVG festgeschrieben und planwirtschaftlich sogar noch verstärkt durch zusätzliche Bundesplanungselemente. Zu fragen wäre wohl eher, ob die Spitalplanung der richtige Weg zur Steuerung der KVG-finanzierten Spitalleistungen ist.
G
emäss geltendem Krankenversicherungsgesetz und den vorläufigen Revisionsbeschlüssen von National- und Ständerat sollen Kantone ihre Spitalkapazitäten mit einer bedarfsgerechten und koordinierten Spitalplanung auf der Grundlage von Planungskriterien des Bundes bestimmen. Dabei sind die bisher durch die Spitalplanung erzielten Ergebnisse gemäss fundierten Analysen alles andere als überzeugend. Und zwar nicht, weil viel falsch gemacht wurde: Die Kantone bemühten sich im Rahmen der Möglichkeiten, eine praktikable, gute Spitalplanung aufzustellen. Der Bund hat diese anschliessend sogar in den meisten Fällen genehmigt oder Änderungen nach seinen Planungsvorstellungen verlangt. Das Spitalangebot in Kantonen ohne gültige Spitalplanung gemäss Bundesrecht funktioniert zudem nicht schlechter und ist nicht teurer als in Kantonen mit ausgefeilter Planung. In politischen Kreisen wird die Spitalplanung an den unterschiedlichsten Kriterien gemessen. Die einen erwarteten eine Schliessung von Spitälern, andere wollten die Bettenzahl für Akutbehandlungen reduzieren oder mehr bzw. weniger Privatspitäler tätig sehen. Einig sind sich indessen alle, dass die Spitalplanung mindestens kostendämpfend wirken sollte. Gemessen an diesen vielfältigen politischen Erwartungen hat sie die erwarteten Ergebnisse nicht erreicht.
Wettbewerb oder planwirtschaftliche Elemente? Im KVG (ein Sozialversicherungs- und kein Gesundheitsgesetz) geht es um die Steuerung verschiedener Ebenen: der Gesundheitssystemebene, der Ebene der Leistungserbringer und derjenigen der Versicherten
Die Spitalplanung hat die Erwartungen nicht erfüllt.
und Versicherer. Auf der Ebene des Gesundheitssystems ist die Spitalplanung angesiedelt. Hier geht es um die ordnungspolitische Frage, wie die Gesamtkoordination sichergestellt werden soll: Primär durch Wettbewerb oder durch planwirtschaftliche Instrumente wie die Spitalplanung? Zukunftsorientiert überlegt macht es in einem Umfeld von leistungsorientierten Preisen, wie sie die KVG-Revision vorsieht, keinen Sinn, mit einer verstärkt planwirtschaftlichen Kapazitätssteuerung weiterzumachen. Dazu kommt die von den Eidgenössischen Räten anvisierte Liberalisierung durch mehr Wahlfreiheit des Patienten. In diesem Rahmen hat die Spitalplanung, systemmässig gedacht, überhaupt keinen Platz mehr. Dies abgesehen von den schon im bisherigen KVG fehlenden positiven Wirkungen der Spitalplanung. Was brauchen wir denn zur Systemsteuerung des Spitalangebotes? Wir benötigen grundsätzlich die gleichen Instrumente wie im gut funktionierenden ambulanten Sektor! Das bedeutet:
• Mehr Wettbewerb, damit die guten Spitäler mit einem besseren Verhältnis von Leistungen und Qualität in Relation zu den Kosten sich auch entfalten können. Diese Wahlfreiheit darf nicht an den Kantonsgrenzen enden. Das gilt auch für die Konkurrenz gegenüber den ambulanten Anbietern. • Es bleibt eine zentrale Aufgabe der Kantone, insgesamt und subsidiär für ihre Bevölkerung ein genügendes Angebot im Gesundheitssektor sicherzustellen, nicht nur bei den Spitälern. Über das wie, ob innerkantonal oder ausserkantonal, ob durch eigene oder Dirttangebote, soll in einem Gesundheitsmarkt Schweiz nach dem Subsidiaritätsprinzip entschieden werden. Der Weg, wie dies konkret erfolgen kann, ist mit der Steuerung des ambulanten Sektors vorgezeichnet. Damit können die regionalen Bedürfnisse erfahrungsgemäss besser als mit jeder Spitalplanung im Rahmen eines Bundeskorsetts erfüllt werden. • Der Bund konzentriert sich zweckmässigerweise auf die Förderung der Wirtschaftlichkeit und, in enger Zusammenarbeit mit den wichtigsten Akteuren, auf die Sicherstellung von Transparenz und Qualitätsstandards. Das gilt auch für die Spitzenmedizin. Zentrale Themen für den Bund sind leistungsorientierte, individuelle Preise und Verträge von Versicherern mit zugelassenen Leistungserbringern, sowie mehr Wahlfreiheit für die Patienten über die Kantonsgrenzen hinweg im Zeitalter der heutigen Mobilität und Kommunikation. Das Krankenversicherungsgesetz und nicht das Gesundheitswesen ist ja der Legiferierungsbereich des Bundes. Dr. Jakob Weilenmann, ehemaliger Leiter des Gesundheitsamts Thurgau, Berater im Gesundheitswesen
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Journée d’information et de réflexion sur l’actualité de l’assurance-maladie
Politische und soziale Wegbereitung zu Gunsten der Versicherten Mit brisanten Fragen aus der Krankenversicherung wartete das diesjährige santésuisse-Aktualitätenseminar der Ausbildungsstelle Westschweiz in Morges auf. Die einzelnen Beiträge befassten sich mit den unterschiedlichsten Themen der Sozialversicherungen. Es kamen dabei Aspekte aus Politik und Rechtsprechung, aber auch von Versicherer- und Leistungserbringerseite zum Tragen. Dem Tagungsorganisator Georges-André Escoffey ist die Zusammenstellung eines vielfältigen Programms gelungen. zip abhanden. Zudem erfordere die Alterung der Bevölkerung Anpassungen, einschliesslich des Rentenalters.
Schwierige Suche nach politischen Lösungen Die Politik sei sich bewusst, dass die Sozialversicherungen beträchtliche Auswirkungen auf die Produktion, die privaten Ersparnisse und den Konsum haben. Sie
sie sich persönlich engagiert. Sie zeigt sich überzeugt davon, dass die Betroffenen im Sozialversicherungsbereich vermehrt selber Verantwortung übernehmen müssen, anstatt alles vom Staat zu erwarten.
EVG erhöht Druck auf die Sozialversicherungen Béatrice Despland ist aufgrund ihrer Expertenkenntnisse ein regelmässiger Gast
Fotos: Matthias Schenker
C
hristiane Langenberger, Waadtländer Ständerätin, hat zu Beginn ihres Referats die Auswirkung der Wirtschaftslage auf die Sozialversicherungen dargestellt. Im Augenblick sei die Konjunktur in der Schweiz mit einer eher niedrigen Arbeitslosenrate und einer positiven Handelsbilanz günstig – eine Ausgangslage, um die uns einige unserer Nachbarländer beneiden. Trotzdem öffne sich die Gehaltsschere zwischen den leitenden und den anderen Angestellten immer weiter, was die so genannten «working poor» hervorgebracht habe. Laut mehreren Studien greifen wirtschaftlich weniger gut gestellte Personen häufiger auf die Sozialversicherungen zurück. Christiane Langenberger gab zu bedenken, dass der durch Unternehmensrestrukturierungen verursachte Stress zu einem sozioökonomischen Problemfaktor geworden sei, der alle Hierarchiestufen betreffe. Die Folge davon können Suchterkrankungen, Tabak-, Alkohol- und Drogenkonsum sein, aber auch weniger fassbare Probleme wie Essverhaltensstörungen. Auf lange Sicht würden sich die wirtschaftlichen und sozialen Unausgewogenheiten auf die Sozialversicherungen auswirken, die sich ja um die betroffenen Personen kümmern. Diese Veränderungen erklären teilweise die ständig zunehmenden Gesundheitskosten – wobei gemäss Langenberger weitere Faktoren hinzukommen: Die Patienten sind durch die Medien oder das Internet besser informiert und leiten daraus höhere Ansprüche an die medizinischen Leistungen ab. Unter der erheblichen Prämienlast in einigen Kantonen würden sich viele Patienten sagen: «Ich zahle, also habe ich ein Recht auf Leistungen.» Dabei, so Langenberger weiter, käme das Solidaritätsprin-
V.l.n.r.: Christiane Langenberger, Monique Luisier,
arbeite an deren Regulierung. Dies allerdings sei keine leichte Aufgabe, betont Christiane Langenberger. Die Kantone setzen sich zunehmend gegen weitere Gesundheitskosten zu Lasten ihrer Steuerzahler ein. Referendumsdrohungen tragen zur Polarisierung und zu ideologisch geführten Diskussionen bei. Eine Politik der kleinen Schritte ist die Folge. Christiane Langenberger führte dazu das Beispiel eines Projekts für behinderte Personen an, für das
an der Tagung in Morges. Dieses Jahr stellte sie Neuerungen im Sozialversicherungsrecht vor. So formulierte das Eidgenössische Versicherungsgericht (EVG) vor kurzem eine Rechtsprechung über die Aufklärungspflicht gemäss Artikel 27 des Allgemeinen Teils des Sozialversicherungsrechts (ATSG)*: In einem schweren und dringenden Fall musste eine IV-Stelle ihre Einwilligung zur Hospitalisierung im Ausland geben. Dieser Entscheid wurde erst
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nach beinahe zwei Monaten gefällt, obwohl die Aufsichtsbehörde (BSV) ihren Vorentscheid innerhalb von zwei Tagen geliefert hatte. Gemäss BSV war eine solche Operation in der Schweiz möglich, die Kostenübernahme im Ausland durch die IV war deshalb unnötig. Der Entscheid der IV-Stelle traf aber erst am Vortag der Operation im Ausland ein. Das EVG hat auf Grund dessen beschlossen, dass der Versicherer (IV) diese Leistung zu übernehmen habe, da seine Antwort nicht sorgfältig genug ausfiel. Folglich schliesst die Aufklärungspflicht eine «entschuldbare» Verspätung der Antwort nicht ein, ausgenommen im Fall von wichtigen Recherchen. Dieser Entscheid wird sich massgeblich auf die Ausbildung und die Weisungen an die Mitarbeitenden der Sozialversicherungen auswirken.
Vorurteile gegenüber Kliniken ausräumen Pierre-Frédéric Guex, Direktor der Clinique Cecil in Lausanne, schilderte den «Tagesablauf eines Direktors eines Spitals».
Ausland. Zweitens sei Privatklinik nicht gleich Luxus, sondern biete eine patientengerechte Pflege, die sich viele leisten können. Bezüglich der ambulanten Tarife seien die Kliniken dem TARMED unterstellt. Dies betrifft etwa 27 000 Patienten pro Jahr, während etwa 3250 Patienten bei einer stationären Aufenthaltsdauer von durchschnittlich fünf Tagen durch eine Zusatzversicherung abgedeckt sind. Leider habe sich kein Versicherer-Partner dafür interessiert, zusammen mit Vaud-Cliniques und Genève-Cliniques eine Promotionskampagne für die private Zusatzversicherung zu führen.
Initiative für eine Einheitskasse… und danach? An der Tagung kam auch das Thema Einheitskasse zur Sprache. Michel Reichenbach, für die Öffentlichkeitsarbeit von santésuisse in der Westschweiz zuständig, listete die durch die Initiative zu Tage gebrachten Probleme auf: Diskussionen um die Prämien, die Verwaltungskosten, die Reserven sowie die Auswirkungen des
sen setzen laut Reichenbach alles daran, den Kostenanstieg einzudämmen. Im Vordergrund stehen dabei Verhandlungen mit den Leistungserbringern und die KVG-Revision, die in erster Linie auf die Förderung von Wettbewerb zwischen den Leistungserbringern abzielen müsse. Schwerpunkte müssten dementsprechend folgende Themenbereiche bilden: leistungsabhängige Finanzierung, Gleichbehandlung aller Versicherten in der Grundversicherung und die Definition von Leitplanken, um Abwälzungen auf die Prämienzahler zu vermeiden. Im Schlussreferat standen ethische und pflegebezogene Aspekte am Lebensende im Mittelpunkt. Monique Luisier, Pflegefachfrau für palliative und thanatologische Pflege (Wissenschaft vom Tod, vom Sterben und der Bestattung) und Dr. Jean-Emmanuel Strasser, Vizepräsident des Vereins Exit, gaben Einblick in ihre Erfahrungen und ihre unterschiedlichen Auffassungen der Sterbebegleitung. Dieses Thema wird aktuell heftig diskutiert, umso mehr, als die Schweizer Gesetzgebung eine indirekte
das Publikum, Jean-Emmanuel Strasser, Béatrice Despland.
Die Clinique Cecil gehört zu den 13 Kliniken der Gruppe Hirslanden, die 2007 von der südafrikanischen Privatklinik-Gruppe Medi-Clinic aufgekauft wurde. In seinem Vortrag korrigierte Guex einige althergebrachte Vorstellungen: Erstens herrsche häufig die Meinung, dass sich Privatspitäler hauptsächlich an eine ausländische Eliteklientel wenden würden. Jedoch stammten 90 Prozent der Patienten aus dem Kanton Waadt und nur drei Prozent aus dem
Wettbewerbs. santésuisse müsse die Partnerschaft mit den Leistungserbringern ausweiten und verbessern, sagte Reichenbach. Andererseits zeigten die politischen und in den Medien geführten Kontroversen einen zusätzlichen Erklärungsbedarf in Bezug auf das Krankenversicherungssystem auf. Die Abstimmungsergebnisse hätten auch die direkte Verbindung zwischen dem Prämienniveau und der Akzeptanz des Systems deutlich gemacht. Die Krankenkas-
Hilfe zum Freitod ermöglicht. Dieser Gedankenaustausch wurde durch den Journalisten Laurent Bonnard umsichtig und nüchtern moderiert. Dies ermöglichte den Anwesenden, sich aus den Erfahrungen der beiden Redner ein eigenes Bild zu diesem komplexen und schwierigen Thema zu machen. Matthias Schenker
* Entscheid EVG vom 17.07.2007 I 5/07
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GESUNDHEITSWESEN
infosantésuisse Nr. 11, November 2007
Zweites Gespräch Versicherer – Ärzteschaft vom 27.9.07
Fördern von Managed Care und/oder «Listenmodellen» Nach der Aussprache vom vergangenen März zur Förderung von Managed Care und Listenmodellen haben sich Versicherer und Ärzteschaft am 27. September zu einem Folgegespräch getroffen. Nachfolgend die gemeinsame Erklärung im Wortlaut.
M
anaged Care zu fördern ist ein zentrales Anliegen sowohl der Versicherer wie auch der Ärzteschaft. Die Partner teilen die Ansicht, dass die offenen Fragen nur im Dialog gelöst werden können. Eine zunehmend polarisierende, öffentliche Diskussion rund um die Listenmodelle verschiedener Versicherer, die offensichtliche Verwischung der Grenzen zu den Managed Care-Modellen und die dadurch entstehende Unsicherheit in der Bevölkerung und der Ärzteschaft führte am 28.3.07 zu einem ersten Gespräch zwischen den Vertretern der Versicherer und der Ärzteschaft. Die beteiligten Verteter der Versicherer (santésuisse, CSS, Helsana, SWICA) und der Ärzteschaft (FMH, med-swiss.net, Hausärzteverein Schaffhausen, Ärztegesellschaften Neuenburg, Tessin, Wallis) legten folgende «Spielregeln» fest: • Die Teilnehmer suchen die Lösung der offenen Fragen im Dialog. • Kommt es in den angestrebten Gesprächen zu Blockierungen, bieten sowohl FMH als auch santésuisse ihre «guten Dienste» an. Das Resultat dieses Anlasses wurde in den Organen von santésuisse und FMH publiziert. Ein Nachfolgeanlass wurde vereinbart.
Zweites Gespräch vom 27.9.07 In diesem Gespräch trafen sich, als Vertreter der Versicherer: CSS (Reto Dahinden), Helsana (Corinne Achermann, Georg Raguth), santésuisse (Stefan Kaufmann), SWICA (Adrian Obrist). Für die Ärzteschaft nahmen teil: FMH (Olivier Kappeler), med-swiss.net (Ulrich Bodmer), Société Neuchâteloise de Médecine (Pierre-Yves Bilat), Verein für Hausarztmedizin im Kanton Schaffhausen (Paul
Bösch). Die Vertreter des Walliser Ärzteverbands und des Ordine mussten sich entschuldigen. Der Anlass wurde von Peter Berchtold, Präsident Forum Managed Care, moderiert. Die Teilnehmer machten folgende Rückmeldungen zur Entwicklung seit dem letzten Gespräch: Verein für Hausarztmedizin im Kanton Schaffhausen: In zwei Gesprächen mit der Helsana konnten die offenen Fragen angegangen werden. Ein «letter of intent» steht zur Unterschrift bereit, ein Vertragsabschluss scheint möglich. Société Neuchâteloise de Médecine: Die juristische Auseinandersetzung konnte aussergerichtlich beigelegt werden. In einer Arbeitsgruppe der Ärztegesellschaft werden die Grundlagen für künftige Managed Care-Verträge erarbeitet. Das Gespräch mit den Versicherern wird gesucht, Verträge werden angestrebt. Helsana: Bestätigt die Rückmeldungen für Schaffhausen und Neuenburg. In den Gesprächen werden die lokalen Vertreter einbezogen, die Gespräche finden in einem konstruktiven Klima statt. Im Kanton Tessin ist die juristische Auseinandersetzung ebenfalls abgewendet, es finden Gespräche statt, ein Vertrag scheint auch hier möglich. CSS: Die Konflikte waren bereits im Frühjahr beigelegt, die Gespräche verlaufen in einem konstruktiven Klima.
Folgerungen Für die Teilnehmer steht fest, dass sich das Klima deutlich entspannt hat. Die offenen Fragen lassen sich in Gesprächen klären, eine konstruktive Entwicklung ist möglich. In der folgenden Diskussion wird die Frage geklärt, ob die Versicherer bereit sind, auf Listenmodelle zu verzich-
ten. Diese legen dar, dass die Listenmodelle als Element des Wettbewerbs, unter den aktuell geltenden gesetzlichen Rahmenbedinungen, unverzichtbar sind. Für die Ärzteschaft sind die Listenmodelle solange problematisch, als in diesen Produkten Steuerungselemente integriert und ungefragt Pflichten an den «betreuenden Arzt» übertragen werden. Folgerungen: • Managed Care-Modelle sind im Gespräch zwischen den Versicherern und Ärzteschaft zu entwickeln, Rechte und Pflichten in Verträgen zu vereinbaren. • Die Deklaration der Versicherungsprodukte ist sorgfältig auszugestalten. Steuerungselemente sollten nur dort aufgelistet werden, wo diese in entsprechenden Verträgen auch vereinbart worden sind. • Anreize für Managed Care werden in der laufenden KVG-Revision diskutiert. • Das Angebot der «Guten Dienste» wird durch santésuisse als auch die FMH aufrechterhalten. Die Teilnehmer stimmen darin überein, dass im Moment keine unmittelbare Notwendigkeit für ein Folgetreffen besteht. Sie unterstreichen die Notwendigkeit, den Dialog unter den Partnern fortzusetzen. Als Plattform für dieses Gespräch wird das Forum Managed Care bezeichnet. Stefan Kaufmann, stv. Direktor santésuisse Olivier Kappeler, Mitglied des Zentralvorstands FMH
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KRANKENVERSICHERUNG infosantésuisse Nr. 11, November 2007
Aus der Statistik des Risikoausgleichs 2006
Sind die Gesundheitskosten der Frauen wirklich höher? Wie hoch sind die Kosten in der Krankenversicherung für Frauen und Männer in welchem Alter? Wie viel Kostenbeteiligung bezahlt eine versicherte Person im Durchschnitt? Welches Kostenvolumen wird zwischen den Krankenversicherern beim Risikoausgleich umverteilt? Diese und eine Fülle weiterer Erkenntnisse gibt die Statistik des Risikoausgleichs preis.
TA B E L L E 1 : K O S T E N P R O VERSICHERTEN NACH GESCHLECHT UND ALTER 200 6 (IN KLAMMER 2005) Alter
Frauen
Männer
0 - 18
824
(818)
864
(852)
19 - 25
1468
(1517)
871
(886)
26 -30
2059
(2117)
950
(987)
31 - 35
2389
(2389)
1120
(1152)
36 - 40
2240
(2251)
1323
(1358)
41 - 45
2232
(2228)
1583
(1614)
46 - 50
2571
(2587)
1949
(1981)
51 - 55
3018
(3040)
2493
(2503)
56 - 60
3524
(3542)
3236
(3245)
61 - 65
4181
(4183)
4102
(4108)
66 - 70
4948
(4931)
5144
(5162)
71 - 75
6075
(5999)
6443
(6460)
76 - 80
7485
(7404)
7762
(7705)
81 - 85
9558
(9461)
9080
(8960)
86 - 90
12654 (12513)
10969 (10810)
ab 91
17555 (17118)
14139 (13942)
alle
3154
M
it der Durchführung des Risikoausgleichs fallen zahlreiche statistische Daten an. Die Gemeinsame Einrichtung KVG bereitet diese auf und veröffentlicht sie im Jahresbericht. Die Statistik 2006 zeigt einige höchst interessante Trends in der Grundversicherung auf.
18 Kassen versichern 85 Prozent 2006 betrug die Anzahl der Versicherten in der obligatorischen Krankenversicherung (OKP) 7 488 733 Personen oder rund 44 000 (0,6 Prozent) mehr als im Vorjahr. 87 Versicherer führten die obligatorische Krankenpflegeversicherung durch. Davon zählten 18 über 100 000 Versicherte. Sie versicherten zusammen rund 85,3 Prozent der Bevölkerung. Die 27 Versicherer mit einer Versichertenzahl zwischen 10 000 und 100 000 hatten einen Marktanteil von 12,6 Prozent, und die 42 Ver-
(3131)
2330
(2319)
sicherer mit weniger als 10 000 Mitgliedern einen solchen von 2,1 Prozent. Die Gesamtkosten der OKP (inklusive Kostenbeteiligung der Versicherten) betrugen 2006 rund 20,6 Milliarden Franken oder 2750 Franken pro versicherte Person. 14,8 Prozent der Kosten (gleich viel wie im Vorjahr) haben die Versicherten als Kostenbeteiligung direkt finanziert.
Kosten sinken zwischen 19 und 65 Frauen weisen im Durchschnitt 3154 Franken an Kosten auf, Männer 2330. Die Mehrkosten der Frauen fallen vor allem zwischen dem 20. und dem 55. Lebensjahr an. In den Alterskategorien unter 18 und 66 bis 80 sind die Kosten der Frauen sogar tiefer als jene der Männer (vgl. Tabelle 1). Auffallend ist weiter, dass die Kosten gegenüber dem Vorjahr in den Alterskategorien 19 bis 65 leicht gesunken
sind, während sie in den höheren Kategorien um 0,5 bis 2,5 Prozent stiegen.
Kantonale Unterschiede unverändert gross Der Risikoausgleich führte 2005 zu einem Umverteilungsvolumen von rund fünf Milliarden Franken zwischen den Versicherten. Ein Grossteil dieser Umverteilung spielte sich aber innerhalb der einzelnen Krankenkasse ab. Zwischen den Krankenversicherern betrug das Umverteilungsvolumen nur 1,24 Milliarden Franken. Es hat aber seit Inkrafttreten des KVG um 700 Mio. Franken zugenommen. Im kostengünstigsten Kanton (Appenzell AI) betrugen die Kosten pro versicherte Person 1828 Franken. Im teuersten (Basel Stadt) waren es mit 3833 Franken mehr als doppelt so viel. Sehr hoch waren die Kosten pro Versicherten auch in den Kantonen Genf (3655), Tessin (3253) und Waadt (3176), während sie in den Inner- und Ostschweizer Kantonen generell deutlich unter dem Durchschnitt lagen (vgl. Tabelle 2). Walter Frei TA B E L L E 2 : K O S T E N P R O V E R S I C H E RT E N N A C H K A NTON 200 6 Kanton
Kosten in Fr.
Kanton
Kosten in Fr.
BS GE TI VD NE BE BL JU ZH SO SH FR VS
3833 3655 3253 3176 2978 2951 2864 2823 2685 2637 2595 2568 2492
AG GL GR TG SZ LU SG ZG UR OW AR NW AI CH
2455 2340 2325 2307 2293 2261 2256 2217 2204 2124 2083 2030 1828 2750
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GESUNDHEITSWESEN
infosantésuisse Nr. 11, November 2007
Aufsichtsdaten des BAG 2006
Solide Finanzbasis in der Krankenversicherung Die Aufsichtsdaten des Bundesamtes für Gesundheit bestätigen, dass die meisten Krankenversicherer in der Grundversicherung 2006 ein positives Gesamtergebnis erzielen und damit ihre Reserven aufstocken konnten. Insgesamt überstiegen die Einnahme die Ausgaben um rund 500 Millionen Franken. 14 von 87 Versicherern mussten allerdings auf ihre Reserven zurückgreifen, um Verluste auszugleichen.
Verwaltungsaufwand und Abschreibungen in % der Ausgaben 1996 − 2006
Aufsichtsdaten des BAG Die Aufsichtsdaten der obligatorischen Krankenversicherung (OKP), die das BAG bei den Krankenversicherern erhebt und jährlich veröffentlicht, enthalten pro Versicherer und im Total der ganzen Branche folgende Kennzahlen: • Versichertenbestand • Einnahmen und Ausgaben • Prämiensoll • Risikoausgleich • Leistungen • Verwaltungskosten • Gesamtergebnis (pro Person) • Reserven und Rückstellungen
8,5% 8,1%
8,0% 7,5% 7,2%
7,0% 6,6%
6,5% 6,1%
6,4%
6,0%
6,1%
5,7%
5,9%
5,70%
5,6%
5,5% 5,4%
5,0% 1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Die Verwaltungskosten der Krankenversicherer sind seit der Einführung des KVG deutlich gesunken.
B
ei Einnahmen von 19,41 Milliarden Franken und Ausgaben von 18,92 Milliarden haben die Versicherer einen Überschuss von knapp einer halben Milliarde Franken zuhanden der Reserven erzielt. Die Reserven lagen Ende 2006 bei insgesamt 3,75 Milliarden Franken oder 501 Franken pro Person (2005: 427 Franken). Die Reservequote stieg im Durchschnitt gegenüber dem Vorjahr von 17,2 auf 19,4 Prozent. Aber noch immer unterschreiten 19 Versicherer die vorgeschriebenen Minimalreserven (vgl. Tabelle). Immerhin sind dies fünf weniger als noch 2005. Die Rückstellungen für unerledigte Versicherungsfälle beliefen sich auf total 4,99 Milliarden Franken oder 667 Franken pro Person (2005: 4,71 Milliarden oder 632 pro Person).
Die Krankenversicherer haben 2006 Bruttoleistungen von insgesamt 20,6 Milliarden Franken (2765 Franken pro Person) übernommen. Davon übernahmen die Versicherten selber 3,04 Milliarden (406 Franken pro Person) in Form von Kostenbeteiligungen, so dass den Krankenversicherern Nettoleistungen von 17,56 Milliarden Franken verblieben. Die
Prämieneinnahmen (Prämiensoll) betrug 19,32 Milliarden Franken oder 2583 Franken pro versicherte Person. Der Verwaltungsaufwand überschritt knapp die Milliardengrenze (1,07 Milliarden Franken). Bezogen auf die Ausgaben nahm er gegenüber dem Vorjahr von 5,4 auf 5,7 Prozent zu (siehe Grafik). Walter Frei
MINDESTANSÄTZE FÜR RESERVEN (RESER VE N IN % DES JÄHRLICHEN PRÄMIENSOLLS)
Versicherer
< 50 000
< 150 000
< 250 000
> 250 000
2004 – 2006
20%*
20%
20%
15%
2007
20%*
18%
16%
13%
2008
20%*
16%
12%
11%
2009
20%*
15%
10%
10%
*Versicherer mit weniger als 50 000 Versicherten sind verpflichtet, eine Rückversicherung abzuschliessen.
GESUNDHEITSWESEN
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infosantésuisse Nr. 11, November 2007
Geschäftsbericht 2006 der Gemeinsamen Einrichtung KVG
Stark steigende Aufwendungen für internationale Leistungsaushilfe
A
m meisten Arbeit steckt die Gemeinsame Einrichtung in die internationale Leistungsaushilfe. Der Grund ist die Personenfreizügigkeit mit der EU. Das Abkommen bezeichnet die Gemeinsame Einrichtung KVG sowohl als Verbindungsstelle als auch als aushelfenden Träger bei Krankheit und Mutterschaft. Mit der schrittweisen Einführung der Freizügigkeit hat die Migration aus und in die EG-Staaten stark zugenommen. Eine Folge davon ist die rasche Zunahme der Fälle und der Kosten für Leistungen, die in EU-Staaten für Schweizer Versicherte und umgekehrt erbracht werden.
Folgen von Personenfreizügigkeit und Krankenversicherungskarte Im Jahr 2006 hat die Gemeinsame Einrichtung über 119 Millionen Franken für Leistungen von Versicherten aus einem EU- oder EFTA-Staat aufgewendet. Das sind 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Anzahl der Fälle nahm um 6 Prozent zu: Über 95 700 Mal (gegenüber 90 600 im Vorjahr) musste die Gemeinsame Einrichtung Rechnungen von Europäern in der Schweiz bezahlen. Knapp 39 Prozent
Organe der Gemeinsamen Einrichtung Der Stiftungsrat: Präsident: Dr. iur. Markus Moser (Bis 31.12.2006 Ueli Müller) Vizepräsident: Peter Schürch, SVV Übrige Mitglieder: Josef Barmettler, CSS Pierre-Marcel Revaz, Groupe Mutuel Kurt Wilhelm, Sanitas Die Geschäftsstelle: 51 Stellen, 62 Angestellte Geschäftsführer: Rolf Suter
der Fälle oder gut 26 Prozent der Kosten betrafen Italien, knapp 24 Prozent der Fälle oder gut 29 Prozent der Kosten Deutschland und 12 Prozent der Fälle oder 17 Prozent der Kosten Frankreich. Umgekehrt belief sich die Leistungsaushilfe für Schweizer in einem europäischen Land auf 41 Mio. Franken, was einer Zunahme von 99 Prozent Die internationale Leistungsaushilfe wird auch in entspricht. Die Zahl der Zukunft zunehmen. Fälle nahm gegenüber dem Vorjahr um 73 Prozent auf rund 32 000 zu. Die Gemeinsame 2006 noch 858 365 Franken an Zahlungen Einrichtung geht davon aus, dass sich die für insolvente Krankenversicherer – alles Zahl der verarbeiteten Belege von heute «Nachwehen» früherer Fälle. Während 2004 30 000 pro Jahr wegen der Herausgabe noch ein relativ hoher Beitrag von vier der europäischen Krankenversicherungs- Franken pro versicherte Person für den Inkarte mindestens verdoppeln wird, um so solvenzfonds erhoben wurde, konnte der mehr als zunehmend Rechnungen aus den Beitrag für 2006 auf drei Franken festgeneuen EG-Mitgliedstaaten eintreffen. setzt werden. Für 2007 sinkt er sogar auf Auch der EG-Beitritt Bulgariens und Ru- zwei Franken. Laut der Gemeinsamen Einmäniens am 1. Januar 2007 wird Auswir- richtung gibt es zurzeit keine Hinweise kungen für die Gemeinsame Einrichtung auf eine drohende Insolvenz einer weihaben. Der Bundesrat hat am 29. Mai 2007 teren Krankenkasse. ein Verhandlungsmandat zur schrittweisen Ausdehnung des Personenfreizügig- Wachsende Umverteilung keitsabkommens auf Bulgarien und Ru- aus dem Risikoausgleich mänien erteilt. Das Umverteilungsvolumen des RisikoausDie diversen internationalen Übereinkom- gleichs ist seit Inkrafttreten des KVG stänmen haben auch Auswirkungen auf den dig angestiegen. Zwischen den KrankenPersonalberstand der Gemeinsamen Ein- versicherern stieg dieser Betrag seit 1996 richtung. Dieser ist für 2007 von 51 auf von 530 Millionen auf 1,24 Millarden Fran55 Stellen aufgestockt worden. ken. Ein wichtiges Nebenprodukt des Risikoausgleichs sind die statistischen InStark reduzierte formationen, welche die Ausgleichsstelle Insolvenzzahlungen der Verwaltung, den Versicherern und der Statt 33 Mio Franken wie 2004 und 2,5 Mil- Öffentlichkeit zur Verfügung stellen muss lionen Franken wie im Vorjahr, gab es (s. Artikel Seite 21). Josef Ziegler
Foto: Keystone
Die Gemeinsame Einrichtung KVG übernimmt für die Krankenversicherer die internationale Leistungsaushilfe, die Leistungsabwicklung für zahlungsunfähige Versicherer sowie den Risikoausgleich. Während die Aufwendungen für die Leistungsaushilfe und das Umverteilungsvolumen des Risikoausgleiches weiter ansteigen, gehen die Insolvenzzahlungen deutlich zurück.
service Deutsche Studie relativiert die Bedeutung ausgabenintensiver Fälle
News aus aller Welt Kuhhandel mit Eizellen: Wenn britische Frauen ihre Eizellen für Forschungszwecke zur Verfügung stellen, erhalten sie vom dortigen Medizinischen Forschungsrat eine Reagenzglas-Befruchtung zum halben Preis. 3500 Franken beträgt der Rabatt. Einschränkungen für Ärzte: Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy will die Niederlassungsfreiheit für neue Ärzte einschränken. Weil es in den Städten zuviel und auf dem Land zu wenig Ärzte gibt, sollen nur jene Mediziner die Kassenzulassung erhalten, die bereit sind, eine Praxis in unterversorgten Regionen zu betreiben. Klagen der Kassen: 47 von 48 privaten Krankenkassen Deutschlands klagen vor dem Bundesverfassungsgericht gegen die Gesundheitsreform der grossen Koalition. Diese sieht vor, dass Leistungskatalog und Prämien der privaten mit jenen der gesetzlichen Krankenkassen vergleichbar sein müssen. Neverending Story: Die britischen Krankenhäuser kommen nicht aus den NegativSchlagzeilen heraus: Wegen eines Computerfehlers wurden dieses Jahr mehrere hundert Ärzte zuwenig angestellt. Zudem machte eine Studie dutzende Todesfälle nach Infektionen wegen mangelnder Hygiene publik.
Die These geistert – nicht nur bei Laien – in vielen Köpfen herum: Ein kleiner Teil der Bevölkerung «verursacht» den grössten Teil der Gesundheitskosten. Dass dies nur bedingt stimmt, zeigt eine Studie der deutschen Privaten Krankenversicherungen (PKV). Die teuersten 20 Prozent der Versicherten verursachen nämlich nicht einmal 60 Prozent der Kosten. Die ausgabenintensivsten Versicherten sind also «nur» knapp dreimal so teuer wie der Durchschnitt. In höheren Altersklassen und bei Frauen ist die Kostenverteilung unter den Versicherten gleichmässiger als bei Jungen und Männern. Gerade im Alter ist also die Verteilung der Gesundheitskosten auf die Versicherten regelmässiger als bisher angenommen. Es
Foto: Prisma
Gesundheitskosten: Es gibt keine superteure Versichertenklasse
sind nicht nur die teuren letzten Lebensmonate, welche die Gesundheitsausgaben älterer Menschen ausmachen. Auch aus dieser Sicht dürfte deshalb die Prävention und die Gesundheits-
förderung im Alter von ebenso grosser Bedeutung sein wie ein gutes Case Management und die Förderung der Pflege zu Hause. Mehr unter www.wip-pvk.de/projekte
Optisch ansprechender, flexibler und technisch auf dem neusten Stand
Neuer Internet-Auftritt von santésuisse Der Internet-Auftritt von santésuisse wird rege genutzt und auch geschätzt: Das zeigen die Benutzerstatistik und die Rückmeldungen der Benutzer. Trotz-
dem hat sich santésuisse dazu entschlossen, ihre Webseiten technisch und optisch auf den neuesten Stand zu bringen. Die grösste Schwierigkeit bei
der Neugestaltung von WebAuftritten ist es, das Surfen für neue Benutzer attraktiver zu machen, ohne die Gewohnheiten der «alteingesessenen» User zu ignorieren. Diesem Punkt trägt die neue Gestaltung von www.santesuisse.ch besonders Rechnung. Die gesuchten Informationen finden Sie weiterhin am gewohnten Platz. Allerdings ist die Webseite nun übersichtlicher und optisch ansprechender gestaltet, so dass sich neue und erfahrene Benutzer besser zurechtfinden und schneller zu den Inhalten finden, die sie suchen. Ausserdem bietet www.santesuisse.ch mehr Flexibilität für neue Inhalte. Schauen Sie also immer einmal wieder herein und lassen Sie sich überraschen.
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SANTÉSUISSE – SERVICE infosantésuisse Nr. 11, November 2007
Veranstaltungen Veranstalter
Besonderes
Datum/Ort
Weitere Informationen
8. November Solothurn, Landhaus und Palais Besenval
www.nationalegesundheit.ch
21. November Lausanne, Bahnhofbuffet, Salle des Cantons
www.sggp.ch
9. Arbeitstagung der Nationalen Gesundheitspolitik Nationale Gesundheitspolitik
Thema: Steuerung der stationären Gesundheitsversorgung im Rahmen des Föderalismus
Öffentliches Symposium SGGP: Wem nützt die Forschung? Schweizerische Gesellschaft für Gesundheitspolitik SGGP
Der medizinische Fortschritt zwischen den Interessen der Patienten und der Industrie
Disease Management und Hochrisikopool: eine Teillösung für Risikoausgleich? Institut für Gesundheit und Ökonomie
Thematisiert werden v.a. die Erfahrungen aus Deutschland
22./23. November www.isesuisse.ch Altes Spital, Solothurn
Wachstum – wie weiter?
29./30. November www.insurance-forum.org Swiss Re Centre for Global Dialogue, Rüschlikon
Insurance Forum 2007 «Schweizer Versicherung»
Zeichnung: Marc Roulin
Zeichnung: Marc Roulin
Melden Sie uns Ihre Veranstaltungen an redaktion@santesuisse.ch! Weitere Veranstaltungen unter www.santesuisse.ch
Ausschreibung der Berufsprüfung für die/den Krankenversicherungs-Fachfrau/Fachmann mit eidgenössischem Fachausweis 2008 santésuisse führt die Berufsprüfung für die/den Krankenversicherungs-Fachfrau/Fachmann mit eidgenössischem Fachausweis wie folgt durch: Ort:
Olten und Lausanne
Daten:
schriftliche Prüfung: mündliche Prüfungen:
Zulassung:
Zur Prüfung wird zugelassen, wer
Montag, 26. Mai 2008 Dienstag, 27. Mai 2008 Mittwoch, 28. Mai 2008 Donnerstag, 29. Mai 2008 Freitag, 30. Mai 2008
a) über das Fähigkeitszeugnis als Kauffrau/Kaufmann verfügt und eine Berufspraxis von mindestens vier Jahren nach Abschluss der Lehrzeit nachweist, wovon mindestens zwei Jahre in der Krankenversicherung nach KVG; b) über einen gegenüber lit. a gleichwertigen Ausweis verfügt (anerkanntes Diplom einer Handelsmittelschule, eidgenössische Matura) und eine Berufspraxis von mindestens vier Jahren nach Abschluss der Studienzeit, wovon mindestens zwei Jahre in der Krankenversicherung nach KVG; c) über ein Fähigkeitszeugnis einer mindestens 3-jährigen Grundbildung bei einem Leistungserbringer nach KVG oder ein gleichwertiges Fähigkeitszeugnis verfügt sowie eine Berufspraxis von mindestens vier Jahren nach Abschluss der Ausbildung nachweist, wovon mindestens zwei Jahre in der Krankenversicherung nach KVG; oder d) sechs Jahre Berufspraxis in der Krankenversicherung nach KVG nachweist. Prüfungsgebühr:
CHF 1050.–, zahlbar nach schriftlichem Zulassungsbescheid
Anmeldung:
Auf besonderem Formular, erhältlich bei santésuisse, Ressort Ausbildung, Römerstrasse 20, Postfach, 4502 Solothurn, Tel. 032 625 41 41, Fax 032 625 41 51, E-mail: ausbildung@santesuisse.ch
Anmeldeschluss:
Montag, 7. Januar 2008 (Poststempel)
Der Entscheid über die Zulassung zur Prüfung wird der Kandidatin/dem Kandidaten nach Anmeldeschluss schriftlich mitgeteilt. Weitere Auskünfte erteilt das Ressort Ausbildung von santésuisse.
Fßhrend in Qualität und Innovation.
Symposium Stand und Perspektiven des Qualitätsmanagements im schweizerischen Gesundheitswesen 6. Dezember 2007 im Kongresshaus ZĂźrich Die Schweiz steht vor der EinfĂźhrung eines DRGorientierten Abrechnungssystems. Vor diesem Hintergrund sollen der derzeitige Stand der Qualitätssicherung und die sich ergebenden Perspektiven erĂśrtert werden, um hieraus Anregungen fĂźr die kĂźnftige Entwicklung zu gewinnen. Ziel des Symposiums: Eine zukunftsorientierte Standortbestimmung zum Qualitätsmanagement im schweizerischen Gesundheitswesen â&#x20AC;˘ mit Einbezug der Sichtweise aller Verantwortung tragenden Partner â&#x20AC;˘ vor dem Hintergrund der internationalen Praxis und dem Stand der wissenschaftlichen Diskussion â&#x20AC;˘ mit den praktischen Erfahrungen eines Branchenleaders. Es referieren: â&#x20AC;˘ Peter Indra, Vizedirektor des Bundesamtes fĂźr Gesundheit â&#x20AC;˘ Thomas Mansky, Leiter medizinische Entwicklung, Helios Kliniken Berlin â&#x20AC;˘ Heinz Locher, Management + Consulting Services, Bern â&#x20AC;˘ Fritz Britt, Direktor santĂŠsuisse â&#x20AC;˘ Dieter Conen, Direktor der medizinischen Klinik, Kantonsspital Aarau â&#x20AC;˘ Georg von Below, Leiter QM, Spitalzentrum Biel, Präsident Society fĂźr Qualitiy Management in Healthcare â&#x20AC;˘ Berhard WegmĂźller, GeschäftsfĂźhrer H+ Die Spitäler der Schweiz â&#x20AC;˘ Wulf Dietrich Leber, Leiter des Geschäftsbereichs Gesundheit des AOK-Bundesverbands in Bonn
Anmeldung und weitere Informationen: www.rsmediaconsult.com
Innovations- und ProduktemanagerIn (100%) MRRSZE ZIVWMGLIVX 0IFIRWUYEPMXmX ÂŚ MRHMZMHYIPP YRH QMX MRRS ZEXMZIR %RKIFSXIR %PW 4IVWSRIRZIVWMGLIVIV FMIXIR [MV EYW KI[mLPXIR /YRHIRKVYTTIR QMX WTI^MIPPIR &IHÂ&#x201A;VJRMWWIR YRH FIWSRHIVIR 6MWMOIR IMR^MKEVXMKI 0}WYRKIR HMI RIYI 1EWWWXm FI EQ 1EVOX WIX^IR 5YEPMXmX MWX HIV 7GLPÂ&#x201A;WWIP ^YQ )VJSPK *Â&#x201A;LVIRH MR 5YEPMXmX YRH -RRSZEXMSR ^Y WIMR MWX YRWIV >MIP ÂŚ MR NIHIV &I^MILYRK (EJÂ&#x201A;V WIX^IR [MV EYJ IRKEKMIVXI YRH ^YJVMIHIRI 1MXEVFIMXIV MRRSZE MWX IMR VEYGLJVIMIW 9RXIVRILQIR [IWLEPF [MV RMGLXVEYGLIRHI %VFIMXRILQIV FIZSV^YKIR -LRIR FMIXIR [MV ÂľI\MFPI %VFIMXW^IMXQSHIPPI ZMIPJmPXMKI ;IMXIVFMPHYRKWQ}KPMGL OIMXIR YRH IMR JSVXWGLVMXXPMGLIW *}VHIVYRKWW]WXIQ %YWKI^IMGL RIXI 7S^MEPPIMWXYRKIR EYJKIWXIPPXI 8IEQW YRH IMRI VEYGLJVIMI %VFIMXWYQKIFYRK WMRH [IMXIVI )PIQIRXI HMI YRWIVI 1MXEVFIM XIV ^Y ,}GLWXPIMWXYRKIR QSXMZMIVIR 2EGL IMRIV KI^MIPXIR )MRJÂ&#x201A;LVYRK IRKEKMIVIR 7MI WMGL EPW XVIM FIRHI /VEJX MQ 4VSHYOX YRH -RRSZEXMSRWQEREKIQIRX 7MI Â&#x201A;FIVRILQIR HMI :IVERX[SVXYRK ^YV 4ÂľIKI YRH ;IMXIVIRX[MGO PYRK YRWIVIV 4VSHYOXI YRH (MIRWXPIMWXYRKIR YRH WXIPPIR WMGLIV HEWW -RRSZEXMSRWMHIIR MRRIVX RÂ&#x201A;X^PMGLIV *VMWX IVJSPKVIMGL EQ 1EVOX PERGMIVX [IVHIR 7MI PIMXIR ZIVWGLMIHIRI 4VSNIOXI YRH IVPIHMKIR EPPKIQIMRI /SQQYRMOEXMSRW YRH 1EVOIXMRKEYJ KEFIR [MI 1EVOXJSVWGLYRKIR YRH /SROYVVIR^EREP]WIR 7MI ZIVJÂ&#x201A;KIR Â&#x201A;FIV IMRI FIXVMIFW[MVXWGLEJXPMGLI %YWFMPHYRK SHIV LEFIR HMI %YWFMPHYRK ^YQ ^YV 1EVOIXMRKTPERIV-R EFWSP ZMIVX YRH FIWMX^IR IMRI QILVNmLVMKI )VJELVYRK MQ 1EVOIXMRK 4VSHYOXQEREKIQIRX MWX JÂ&#x201A;V 7MI OIMR *VIQH[SVX YRH 7MI OIR RIR WMGL EYW QMX 1EVOXJSVWGLYRKIR YRH /SROYVVIR^EREP]WIR -HIEPIV[IMWI ZIVJÂ&#x201A;KIR 7MI Â&#x201A;FIV )VJELVYRKIR YRH /IRRXRMWWI MR HIV /VEROIR YRH 0SLREYWJEPPZIVWMGLIVYRK ;MGLXMK WMRH YRW IMRI LSLI 7S^MEPOSQTIXIR^ IMR KYXIW %YJXVIXIR YRH IMRI LSLI 7IPFWXWXmRHMKOIMX ;IRR 7MI WMGL ^YHIQ EPW 8IEQTPE]IV FI^IMGL RIR YRH IMRI KIWYRHLIMXWFI[YWWXI 0IFIRWIMRWXIPPYRK LEFIR HERR JVIYIR [MV YRW EYJ -LVI &I[IVFYRK ER YRXIRWXILIRHI %HVIWWI *Â&#x201A;V *EGLJVEKIR O}RRIR 7MI WMGL KIVRI ER 7IVKMS 4VEHIVE 0IMXIV /SQQYRMOEXMSR [IRHIR 8IP SHIV ) 1EMP WIVKMS TVEHIVE$MRRSZE GL
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10. Nationale Gesundheitsförderungs-Konferenz 24. und 25. Januar 2008, Interlaken
Mit Überzeugung in die Zukunft! Referentinnen und Referenten Chantal Balet Emery, lic. iur., economiesuisse, Genf | Urs Brügger, Prof. Dr. oec., Institut für Gesundheitsökonomie, Winterthur | Ignazio Cassis, Dr. med., MPH, Public Health Schweiz | Joachim Eder, Landammann, Gesundheitsdirektor des Kantons Zug | Hans Gerber, Prof. Dr. med., Kantonsarzt, Bern | Ilona Kickbusch, Prof. Dr., Bern | Thomas Mattig, Dr. iur., Direktor Gesundheitsförderung Schweiz | Isabelle Moncada, Gesundheitsmagazin 36,9°, Télévision Suisse Romande TSR | Adolf Ogi, Dr. h.c., Altbundesrat, UNO-Sonderberater für Sport im Dienst von Entwicklung und Frieden | Philippe Perrenoud, Regierungsrat, Bern | Bosse Pettersson, Senior Adviser, Sweden | Iwan Rickenbacher, Prof. Dr. phil., Kommunikation und Beratung, Schwyz | Markus Stadler, Dr., Landammann, Finanzdirektor des Kantons Uri | François van der Linde, Dr. med., MPH, Zürich | Thomas Vellacott, Mitglied der Geschäftsleitung, WWF Schweiz | Salome von Greyerz, Dr. pharm., MAE, Bundesamt für Gesundheit | Benedikt Weibel, Dr. rer. pol., Delegierter des Bundesrates für die Euro 2008 | Thomas Zeltner, Prof. Dr. med., Direktor, Bundesamt für Gesundheit Während der Konferenz finden Workshops statt. Anmeldung: www.gesundheitsfoerderung.ch/konferenz