infosantésuisse Nr.03/2007 deutsch

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infosantésuisse Magazin der Schweizer Krankenversicherer Nr. 3, März 2007

Ein Tag in einer HMO-Praxis Seite 12

Im Gespräch: Andreas Wildi, Leiter der Sektion Medikamente beim BAG Seite 20

IM FOKUS:

Managed Care


INHALT

infosantésuisse  Nr. 3, März 2007

SCHWERPUNKT 4 6 8 10 12 14 16 18

Managed Care – das ewige Talent des Gesundheitswesens? Im Gespräch: Dr. Kurt Hess, Arzt und Berater im Gesundheitswesen HMOs und Ärztenetzwerke: Die Grenzen verwischen Neue Wege für den Notfalldienst Medizin nach bestem Wissen und Gewissen – zu Besuch in einer HMO-Praxis Im Gespräch: Dr. med. Adrian Wirthner, Geschäftsleiter der mediX-Gruppenpraxis in Bern Integrierte Versorgung in unseren Nachbarländern Erstmals über eine Million Schweizer in alternativen Versicherungsmodellen

Die Managed Care-Landschaft der Schweiz im Überblick Seite 8

KRANKENVERSICHERUNG 19 Zwei neue diplomierte Krankenversicherungs-Expertinnen

GESUNDHEITSWESEN 0 Im Gespräch: Andreas Wildi, Leiter der Sektion Medikamente 2 beim Bundesamt für Gesundheit 22 Vernetzte Leistungserbringer – mündige Patienten: Leserreaktion

SERVICE 4 2 24 24 25 25

News aus aller Welt Anzahl Krankenversicherer bleibt stabil Schweizerische Versichertenkarte ab 2009 Veranstaltungskalender

Neue Wege für den Notfalldienst Seite 10

Im Gespräch: Dr. med. Adrian Wirthner, Geschäftsleiter der mediX-Gruppenpraxis in Bern Seite 14

Nr. 3, März 2007 Erscheint zehnmal jährlich

Layout: Henriette Lux

Abonnementspreis: Fr. 69.− pro Jahr, Einzelnummer Fr. 10.−

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Titelbild: Heiner Grieder, Langenbruck ISSN 1660-7228


EDITORIAL

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Managed Care fördert optimale Medizin

D Hans-Ueli Regius Verwaltungsrat santésuisse

ie Bevölkerung erwartet zu Recht von allen Verantwortlichen des Gesundheitswesens, dass sie die geeigneten Massnahmen treffen, damit je­ derzeit eine optimale medizinische Versor­ gung gewährleistet ist. Dies ist sicherge­ stellt, wenn der einzelne Patient Gewähr hat, dass er die wirkungsvollste Behand­ lung erhält und die Finanzierung gere­ gelt ist. Heute sind leider überwiegend die finan­ ziellen Anreize auf den Umsatz und nicht auf den Nutzen einer Behandlung ausge­ richtet. Das Parlament versucht dies des­ halb in der zur Zeit hängigen Revision des Krankenversicherungsgesetzes zu kor­ rigieren. Im Zentrum stehen dabei eine Neuregelung der Spitalfinanzierung, die einen Leistungswettbewerb unter den An­ bietern fördern soll, und die Attraktivitäts­ steigerung der alternativen Versicherungs­ modelle (Managed Care). Ziel ist, dass sich alle Beteiligten vermehrt auf die Quali­ tät und Wirtschaftlichkeit der Behandlung ausrichten. Von grösster Bedeutung ist bei diesen Reformen die Korrektur der Ver­ haltensanreize. Mehrere Krankenversicherer haben in den letzten zehn Jahren bewiesen, dass in en­ ger Zusammenarbeit mit den Leistungser­ bringern eine qualitativ gute medizinische Versorgung zu wirtschaftlichen Preisen möglich ist. Insbesondere die alternativen Versicherungsmodelle bieten geeignete Rahmenbedingungen, um die Verhaltens­ anreize für alle Beteiligten – Versicherte, Leistungserbringer und Krankenversi­ cherer – auf den Nutzen der Behandlung auszurichten, was sich in der Folge auch positiv auf die Kosten auswirkt. Dabei ha­ ben sich insbesondere drei Erfolgsfaktoren als wesentlich erwiesen:

• Ausrichtung sämtlicher Diagnose- und Behandlungsmassnahmen auf eine op­ timale Medizin durch konsequente Um­ setzung von best practice • Koordination innerhalb der Behand­ lungskette durch Care Manager • Finanzielle Anreize für alle Beteiligten, welche die Eigenverantwortung stärken und den Konsum hemmen. Für geeignete Rahmenbedingungen ist das Parlament verantwortlich. Die Leistungs­ erbringer und Krankenversicherer haben in den letzten Jahren sehr viel in erfolg­ reiche Managed Care-Massnahmen inves­ tiert und nachweisbare Erfolge erzielt. Ein weiterer Entwicklungsschub wird stattfin­ den, sobald das Parlament die geeigneten Rahmenbedingungen für eine optimale Medizin schafft.


SCHWERPUNKT

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Alle lieben Managed Care – aber warum bleibt der Durchbruch aus?

Managed Care – das ewige Talent des Gesundheitswesens? Obwohl die Akteure im Gesundheitswesen allerseits eifrig die Vorteile und Verdienste von Managed Care anpreisen, schleppt sich die politische Umsetzung etwas dahin. In der vergangenen Wintersession genehmigte zwar der Ständerat die Managed Care-Vorlage, doch wurde medial postwendend der Vorwurf laut, man habe eine zahnlose Gesetzesänderung ohne eigentlichen Zusatznutzen gutgeheissen. Wo stehen wir heute? Und was bleibt zu tun, damit Managed Care nicht weiterhin ein Dasein als ewiges Talent des Gesundheitswesens fristet?

M

it der Einführung des Bundes­ gesetzes vom 18. März 1994 über die Krankenversicherung wurden die gesetzlichen Grundlagen für die besonderen Versicherungsformen geschaffen. Versicherte können im Ein­ vernehmen mit ihrer Krankenkasse auf die freie Wahl des Leistungserbringers verzichten oder diese zumindest ein­ schränken. Der Versicherer wählt effi­ ziente und kostengünstige Leistungs­ erbringer aus und kann dafür seinen Kunden, die sich für ein solches Mo­ dell entscheiden, einen Prämienrabatt gewähren.

Bundesrat will Managed Care fördern Gemäss seiner Botschaft vom 15. Sep­ tember 2004 zu Managed Care will der Bundesrat die Rahmenbedingungen für derartige Modelle verbessern. Er erachtet die Vertragsfreiheit, verbunden mit stär­ keren Anreizen, als das geeignete Mittel, um diese Modelle zu fördern. Die unter den beteiligten Parteien getroffenen Ver­ einbarungen sollen soweit möglich nicht gestützt auf gesetzliche Verpflichtungen, sondern im freien Wettbewerb entwickelt werden.

Ständerat übt Zurückhaltung Instrument zur Kostendämpfung und Effizienzsteigerung Alternative Versicherungsformen wie Health Maintenance Organizations (HMO) und Hausarztmodelle haben das Potenzial, eine wirtschaftliche und ef­ fiziente medizinische Versorgung unter gleichzeitiger Steigerung der Behand­ lungsqualität zu gewährleisten – dies besonders bei chronisch kranken Pati­ enten. Die so genannten WZW-Kriterien (Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit) lassen sich mit in­ tegrierten Versorgungsmodellen besser umsetzen: Erstens werden die Patienten während des gesamten Diagnose- und Behandlungsprozesses begleitet und be­ treut. Zweitens tragen die Versicherer und Leistungserbringer eine finanzielle Mitverantwortung für die gesamte Be­ handlung. Und drittens werden Quali­ tätsmassnahmen wie zum Beispiel Qua­ liätszirkel in der Regel zu integralen Be­ standteilen der Modelle erklärt.

Als sich der Ständerat in der vergangenen Wintersession im Rahmen der laufenden KVG-Revision mit diesem Thema beschäf­ tigte, war man sich einig: Wenn es gelingt, vermehrt Patientinnen und Patienten da­ für zu gewinnen, sich in Managed CareSystemen behandeln zu lassen, wäre im schwierigen Kampf gegen die Kostenex­ plosion im Gesundheitswesen zumindest wieder ein Teilsieg zu verbuchen. Die Beschlüsse des Ständerats im Über­ blick: • Krankenversicherer können mit den Ver­ sicherten künftig drei- statt nur einjäh­ rige Verträge abschliessen. Da derzeit die Vertragsdauer auf ein Jahr beschränkt ist, wechseln die Betroffenen bei lang­ wierigen Erkrankungen häufig wieder in die konventionelle Versicherungsform zurück. Die integrierten Versicherungs­ modelle entfalten aber erst bei längeren Spitalaufenthalten und chronisch kran­ ken Personen ihr wahres Qualitätssteige­ rungs- und Sparpotenzial. Die neue Re­

gelung schafft für Versiche­ rer einen wichtigen Anreiz, um vermehrt alternative Mo­ delle anzubieten. • Neu dürfen Managed CareModelle im Rahmen des de­ finierten Behandlungspro­ zesses Leistungen zulassen, die über die gesetzlichen Pflichtleistungen der Grund­ versicherung hinausgehen. Dabei müssen aber die Leis­ tungserbringer im vertraglich vereinbarten Umfang die fi­ nanzielle Verantwortung für die medizinische Versorgung der betreuten Versicherten übernehmen. • Krankenversicherern soll es weiterhin erlaubt sein, die Prämien für Versicherte, die sich für ein Managed Care-Modell entscheiden, zu senken. Der Ständerat lehnt es ab, ge­ nerell für Versicherte in Managed CareModellen einen tieferen Selbstbehalt vor­ zuschreiben. • Verzichtet wurde darauf, den in Mana­ ged Care-Modellen zusammengeschlos­ senen Leistungserbringern einen Teil der finanziellen Verantwortung für die me­ dizinische Betreuung zu übertragen. Genügen diese Vorschläge um Angebot und Nachfrage attraktiver Managed CareModelle zu fördern? Kritiker werfen dem Ständerat vor, eine zahnlose Vorlage ge­ nehmigt zu haben, welche keine konkreten Anreize schaffe. Was ist davon zu halten? Was bleibt zu tun, um dem ewigen Talent Managed Care zum endgültigen Durch­ bruch zu verhelfen?


SCHWERPUNKT

Foto: Prisma

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Talente müssen gefördert werden – Managed Care ist da keine Ausnahme.

Mit den richtigen Anreizen… Das Hauptziel der laufenden KVG-Re­ form muss die Reduktion des Kostenund Prämienanstiegs sein. Dazu gehört insbesondere, dass die Wettbewerbsele­ mente verstärkt und damit die wirtschaft­ lichen Anreize für alle Akteure im Ge­ sundheitswesen verbessert werden. Be­ sondere Versicherungsformen sind dabei ein wichtiges Instrument, um die Ziele ei­ ner verstärkten Kostendämpfung und ei­ ner Effizienzsteigerung unter gleichzeitiger Beibehaltung der Qualität der Versorgung zu erreichen. Eine echte Verbesserung der Rahmenbe­ dingungen für Managed Care ist nicht nur von der Erwähnung und der Definition von Netzwerken im Gesetz zu erwarten, son­ dern von konkreten Reformen im Entwick­ lungsfeld von Managed Care.

Der Durchbruch von Managed Care-Mo­ dellen beruht hauptsächlich auf folgenden Rahmenbedingungen: • Aufhebung der Objektsubventionen im stationären Bereich (bei der Spital- und Pflegeheimfinanzierung), Leistungsab­ geltung statt Defizitdeckung: Diese For­ derung scheint sich in der aktuellen Re­ vision der Spitalfinanzierung zu erfüllen. Längerfristig ist auch die Schaffung ein­ heitlicher Finanzierungsregeln für den ambulanten und stationären Spitalsek­ tor notwendig. • Gestaltungsfreiheit in alternativen Ver­ sicherungsmodellen: ° Flexible Beitrittsregelung ° Möglichkeit von Mehrjahresverträgen (bis drei, vier oder fünf Jahre), ohne aber Mindestdauer gesetzlich zu defi­ nieren

° Freiheit, Vereinbarungen mit oder ohne Budgetverantwortung zu tref­ fen ° Freiheit, Exklusivverträge abzu­ schliessen Keine staatlichen Vorgaben zu «Ver­ ° netzung», «Steuerung» und zur Rechts­ form der Leistungsanbieter und der Netze. Kein Zwang zu Kopfpauscha­ len • Lockerung des Vertragszwangs im am­ bulanten und stationären Bereich. So lange sämtliche zugelassenen Leistungs­ erbringer Anrecht auf Abgeltung ihrer Leistungen zu garantierten Tarifen ha­ ben, bestehen für sie zu wenig Anreize, in Netzwerken mit Budgetverantwor­ tung und speziellen Anforderungen an Wirtschaftlichkeit und Qualität mitzu­ machen. Grundsätzlich sollte das Gesetz keine en­ gen Vorgaben machen und die Entwick­ lung in bestimmte Bahnen lenken. Es ist vielmehr von Bedeutung, dass die Ver­ sicherten und die Versicherer die freie Wahl zwischen Netzwerken und konven­ tioneller Versorgung haben und die Ver­ tragspartner den nötigen Spielraum er­ halten, um aus der Erfahrung zu lernen und die Modelle laufend zu optimieren. Die wichtigsten Punkte der Zusammen­ arbeit zwischen Versicherern und Leis­ tungserbringern einerseits (Vergütungs­ formen, Budgetverantwortung, Qualitäts­ sicherung) und zwischen Versicherern und Versicherten andererseits (Ein- und Austrittsmodalitäten, finanzielle Anreize) sind vertraglich und nicht gesetzlich zu regeln.

…zum Durchbruch In der Theorie spricht wenig gegen Mana­ ged Care, und die meisten Akteure sehen grosse Vorteile in Ärztenetzwerken und integrierten Versorgungsmodellen. Für Leistungserbringer und Patienten stehen sicherlich die qualitativen Merkmale im Vordergrund, währenddessen für Kran­ kenversicherer und Versicherungsnehmer der Kosten dämpfende Effekt ausschlag­ gebend ist. Wenn in Zukunft die rich­ tigen Anreize gesetzt werden, kann sich aus dem ewigen Talent Managed Care ein zentraler Player unseres Gesundheitswe­ sens entwickeln, der dazu beiträgt, das Kostenwachstum in den Griff zu kriegen und die Qualität der medizinischen Leis­ tungen zu steigern.  Matthias Schenker


SCHWERPUNKT

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Im Gespräch: Dr. Kurt Hess, Vorstand des Forum Managed Care, Arzt und Berater im Gesundheitswesen

«Die Gesundheitsversorgung soll über geeignete Anreize gesteuert werden» Als Arzt, selbstständiger Berater im Gesundheitswesen und Vorstandsmitglied des Forum Managed Care kennt Kurt Hess das Gesundheitswesen von verschiedenen Seiten. Von staatlichem Zwang hält er nichts, wohl aber von starken Anreizen. Vorab drei Dinge will er damit erreichen: Die Etablierung der Qualitätssicherung, eine bessere Datenlage und natürlich die Förderung von Managed Care.

infosantésuisse: Auf 2007 ist der Anteil der in einem Alternativmodell Krankenversicherten auf 16 Prozent gestiegen. Sind Sie mit dieser Entwicklung zufrieden – oder liegt noch mehr drin? Dr. Kurt Hess: Wenn mir das jemand vor fünfzehn Jahren vorausgesagt hätte, wäre ich begeistert gewesen. Als wir 1990 die erste HMO in der Schweiz gründeten, war das wie ein Spiessrutenlauf. Die Skepsis der Ärzteschaft gegenüber solchen Model­ len war unüberhörbar. Aus heutiger Sicht jedoch könnte der Anteil der Managed Care-Versicherten deutlich höher sein. Die Erfahrungen sind gemacht, das Potenzial zur Kostendämpfung ist ebenso vorhan­ den wie das zur Qualitätssteigerung. Ich glaube deshalb, dass Managed Care weiter zulegen wird. Der nächste Entwicklungs­ schritt muss sein, die vertikale Vernetzung massiv auszubauen – also über die Spezi­ alisten hinaus in den stationären Bereich und sogar bis zur Rehabilitation.

«Als wir 1990 die erste HMO in der Schweiz gründeten, war das wie ein Spiessrutenlauf.» Was hat denn in der Gründungsphase diese Skepsis gegenüber den HMOs bewirkt? Die Ärzteschaft befürchtete, dass da ir­ gendein alternatives Grüppchen angetre­ ten war, die Medizin zu verstaatlichen. Da­ bei war das Gegenteil der Fall: Die HMOs waren eines der ersten marktwirtschaft­ lichen Elemente im Gesundheitswesen. Skeptisch war man auch bezüglich der Qualität, und man unterstellte uns die Ten­ denz zur Risikoselektion. Diese Vorurteile wurden eins nach dem anderen wider­ legt. Bezüglich der Risikoselektion etwa

hat man in Studien festgestellt, dass auch dann noch substanzielle Einsparungen re­ alisiert werden, wenn man die Kosten ri­ sikobereinigt vergleicht. Welche gesetzlichen Rahmenbedingungen braucht Managed Care? Braucht es Zwang für die Akteure, lediglich stärkere Anreize – oder wird der Markt am Ende gar selber für die Ausbreitung von Managed Care sorgen? Der Markt soll spielen – aber es braucht dazu Rahmenbedingungen. Dass es nicht funktioniert, wenn alles sich selbst über­ lassen bleibt, zeigt die Qualitätssicherung: Seit 1996 ist sie im KVG vorgeschrieben – ganzheitliche Konzepte liegen aber noch nicht vor. Also: Damit sich die Managed Care-Modelle weiter entwickeln können, braucht es messbare qualitative Mindest­ standards, die für die Versicherten trans­ parent sind. Diese soll der Staat durch­ aus ausarbeiten – allerdings im Konsens mit den betroffenen Akteuren. Ich bin kein Fan von Top-Down-Ansätzen, es sei denn, wenn von Seiten der Akteure keine Beiträge kommen. Die zweite Aufgabe des Staates sehe ich im Setzen der rich­ tigen Anreize: Denkbar wären beispiels­ weise differenzierte Selbstbehalte. Auch für die Leistungserbringer braucht es An­ reize: Wenn ein Netzwerk den qualita­ tiven Nachweis erbringt, so sollen die in­ volvierten Ärzte dies auch honoriert ha­ ben. In welchem Zeitrahmen könnten solche qualitativen Rahmenbedingungen stehen? An sich wurde 1996 die Frist auf 1999 ge­ setzt… Durch die Motion, die auf Initiative von Nationalrätin Bea Heim 2005 einge­ reicht wurde, ist der Bundesrat nun beauf­

tragt worden, den koordinativen Lead zu übernehmen und eine nationale Plattform zur Qualitätssicherung zu schaffen. Und läuft dort etwas? Allzu viel dringt nicht nach draussen… Das kann ich auch nicht sagen. Aus mei­ ner Sicht muss der Staat diese Aufgabe nun konsequent angehen. In der Qualitäts­ diskussion muss er eine Mediatorenrolle wahrnehmen. Er muss Wege finden, die Akteure zusammenzubringen und damit Konsenslösungen zu ermöglichen.

«Alle Informationen über medizinische Schritte müssten bei einem Care Manager oder Gatekeeper zusammenlaufen – natürlich unter Berücksichtigung des Datenschutzes.» Managed Care ist bei weitem mehr als «nur» die alternativen Versicherungsmodelle. Was ist Ihre Definition von Manag­ed Care? Managed Care ist als Begriff sehr diffus. Ich brauche manchmal einen mathema­ tischen Ansatz, indem ich sage, Managed Care ist 1 minus laisser faire. Anders aus­ gedrückt: Managed Care bedeutet Einsatz von Steuerungsimpulsen. Das sind einer­ seits Modelle wie die Ärztenetzwerke oder die HMOs, andererseits aber auch Instru­ mente wie Gatekeeping, Case Manage­ ment, Disease Management oder andere Vergütungsformen. Managed Care ist also ein weiter Begriff, der alles umfasst, was die Steuerung von Qualität und Kosten in der Medizin ausmacht. Wo orten Sie heute die folgenschwersten Schnittstellen im Gesundheitssystem der Schweiz?


SCHWERPUNKT

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Sicher in der fehlenden vertikalen Vernet­ zung: Zwischen ambulant und stationär gibt es viele kritische Schnittstellen. Mögli­ cherweise wird sich das mit den DRGs et­ was verbessern. Ein Problem können aber auch DRGs nicht lösen: Ein Krankheitsfall kann nicht von Anfang bis Ende in seiner Kostengenerierung verfolgt werden. Auf dem Behandlungspfad gehen viele Infor­ mationen verloren.

ist die Übersicht zwar schon heute etwas grösser – aber wenn ein Patient etwa in ein Unispital überwiesen wird, hat man auch in der HMO nur ungenügende Kennt­ nis davon, was genau passiert. Wir brau­ chen keine perfekt überwachte Medizin, aber einen Minimalstandard an Informati­ onen. Der Aufwand für die Erhebung soll vernünftig sein, während die relevanten Aussagen trotzdem möglich werden. Der gleiche Balanceakt muss uns auch in der Qualitätsmessung gelingen. Wir brauchen Indikatoren, die präzise sind und gleich­ zeitig praktikabel.

Was bräuchte es denn für Daten und Informationen, um das Gesundheitswesen sinnvoll zu steuern? Wir brauchen Statistiken über wich­ tige Krankheitsgruppen. Aber vor allem müsste es möglich sein, einen Fall von Anfang bis Ende nachzuvollziehen. Alle Informationen über medizinische Schritte müssten bei einem Care Manager oder Gatekeeper zusammenlaufen, selbstver­ ständlich unter Berücksichtigung des Da­ tenschutzes. In Managed Care-Modellen Foto: Peter Kraft

Stichwort Informationen: Wie soll eine wirklich integrierte Versorgung in der Datenwüste, die das Gesundheitswesen Schweiz ist, funktionieren? Im Moment ist die Datenlage ungenügend. Da sind wir ein Entwicklungsland. Die

Schweiz hat auch deshalb keine Versor­ gungs- und Gesundheitsstragie, weil wir gar nicht die Informationen haben, sie zu entwickeln.

«Auf dem Behandlungspfad gehen viele Informationen verloren.»

Wir haben heute in der Schweiz Einzelleistungstarife – im ambulanten Bereich wird das mittelfristig auch so bleiben. Fördert das nicht das Einzelgängertum und behindert die integrierte Versorgung? Im reinen Einzelleistungstarif besteht der Anreiz, möglichst viele Leistungen zu er­ bringen. Ich denke, dass der überwie­ gende Anteil der Ärzteschaft vernünftige, gute Medizin betreibt und dieser Verlo­ ckung nicht erliegt – doch sie ist da. An­ dere Anreize wären sicher besser. Wenn eine Ärztin bestimmte qualitative Nach­ weise erbringt, könnte sie etwa einen an­ deren Taxpunktwert erhalten als ein Arzt, der das nicht schafft. Auch der Druck der Patientenschaft wäre ein guter Anreiz: Wenn ein Arzt oft gefragt wird, warum er nicht in diesem und jenem Modell sei, wird er sich eher einem Netzwerk an­ schliessen. Anreize für die Patienten und Versicherten sind also indirekt auch An­ reize für die Leistungserbringer. Managed Care und Qualitätsmessung gehen eng zusammen. Befürworten Sie obligatorische Qualitätsvergleiche für Leistungserbringer? Man sollte den Ärzten keine obligato­ rischen Systeme überstülpen. Dagegen würde ich mich auch wehren. Allerdings hat die Ärzteschaft erst in jüngster Zeit be­ gonnen, selber Konzepte zur Qualitätssi­ cherung und -messung zu präsentieren. Jetzt kommt langsam die Sorge auf, dass stattdessen von oben griffige Instrumente verordnet werden. Trotzdem bin ich der Meinung, dass auch die Qualitätssicherung über Anreize und nicht über Zwang lau­ fen soll. Ein Top-Down-Ansatz würde zu einem riesigen Apparat führen und wäre einer breiten Akzeptanz sicher nicht för­ derlich.  Interview: Peter Kraft


SCHWERPUNKT

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Übersicht über die Managed Care-Landschaft Schweiz

HMOs und Ärztenetzwerke: Die Grenzen verwischen HMO ist nicht gleich HMO, und Ärztenetzwerk ist schon gar nicht gleich Ärztenetzwerk. Weil unsere Managed Care-Landschaft auf Initiativen der Versicherer und der Leistungserbringer gründet, sind die Modelle so verschieden wie ihre Träger. Einen aktuellen Überblick zu bekommen ist nicht ganz einfach – trotzdem wagen wir im Folgenden den Versuch.

D

ie Schweizer Managed Care-Land­ schaft wird von zwei Modellen dominiert: HMO-Praxen und Ärz­ tenetzwerke. In jedem dieser Teilgebiete gibt es wiederum unterschiedliche For­ men und Ausgestaltungen, so dass unser Gesundheitswesen über ein recht breites Spektrum an alternativen Versorgungsmo­ dellen verfügt. Es ist dabei nicht immer klar, ob einzelne Lösungen noch den Ärz­ tenetzwerken oder bereits den HMOs zu­ geordnet werden sollen.

HMOs: Wer steckt dahinter? HMO-Zentren verfolgen das Ziel, nicht an der Krankheit, sondern an der Gesund­ heit der Patientinnen und Patienten zu verdienen. Sie vereinbaren mit den Kos­ tenträgern eine (riskobereinigte) Kopf­ pauschale pro betreuten Versicherten. Die Summe dieser Pauschalen ergibt das Bud­ get. Unterschreiten die Kosten das Bud­ get, schreibt das HMO-Zentrum Gewinn. Der HMO werden nicht nur die eigenen, sondern auch die durch Weiterweisungen an Spezialisten oder Kliniken veranlassten Kosten verrechnet. Grundsätzlich sind für die Ärztinnen und Ärzte zwei Anstellungs­ verhältnisse möglich: Entweder beziehen sie einen Fixlohn – die Budgetverantwor­ tung trifft in diesem Fall ausschliesslich die HMO als Organisation. Oder aber sie sind am Gewinn oder Verlust der Praxis beteiligt – in diesem Fall trifft die Budget­ verantwortung auch sie persönlich. In der Schweiz funktionieren die HMO-Praxen meist nach ersterem Prinzip. Bei ärzteei­ genen HMOs ist eine Mischform verbrei­ tet: Die Ärztinnen sind zwar Angestellte mit festem Lohn, haben aber die Möglich­ keit, sich durch freiwillige Beteiligungen an der Aktiengesellschaft am Betriebser­ gebnis zu beteiligen.

Die HMOs in der Schweiz vereinen, im Ge­ gensatz zu den USA, hauptsächlich Grund­ versorger unter ihrem Dach. Die medi­ zinische Spezialversorgung wird in Zu­ sammenarbeit mit externen Spezialisten gewährleistet. Manche HMOs bieten zu­ sätzlich Physio- und Komplementärthe­ rapien an. Die HMOs in der Schweiz sind einerseits auf Initiative der Versicherer, anderseits der Leistungserbringer entstanden. Des­ halb gibt es verschiedene Eigentumsstruk­ turen: • Versicherereigene HMOs: Diese Zentren werden von den Krankenversicherern betrieben, die dort arbeitenden Ärzte sind letztlich deren Angestellte. Bei­ spiele sind die SWICA-Gesundheits­ zentren, die Xundheit-HMO-Praxen und der Gesundheitsplan HMO (neu: MECONEX), betrieben von der ÖKK und von Partnerversicherungen. • HMOs, betrieben von einer Managed Care-Organisation: Die Managed CareOrganisation gehört verschiedenen Krankenversicherern, ist aber ein ei­ genständiges Unternehmen, das eigene wirtschaftliche Interessen verfolgt und mit den Krankenversicherern Vertrags­ verhandlungen führt. Bekanntes Bei­ spiel aus der Schweiz ist die sanacare. • Ärzteeigene HMOs: Diese Gruppenpra­ xen sind Aktiengesellschaften, deren Ei­ gentümer die dort arbeitenden Ärzte selber sind. Bekanntes Beispiel aus der Schweiz sind die Gruppenpraxen des mediX-Ärzteverbundes.

Ärztenetzwerke: Initiativen der Leistungserbringer Ärztenetzwerke gehen meist auf Initiati­ ven der Leistungserbringer zurück. Die beteiligten Leistungserbringer sind weni­

ger stark in eine Organi­ sation eingebunden als in einer HMO. Meistens tun sie ihre Arbeit weiterhin in der eigenen Praxis. Je­ doch findet eine enge Zu­ sammenarbeit statt: Regel­ mässige Qualitätszirkel, reibungsloser Informati­ onsaustausch untereinan­ der, gemeinsamer Einkauf von Dienstleistungen, ge­ meinsamer Betrieb von Teilen der Infrastruktur und eine geregelte Koope­ ration mit Spezialisten und Spitälern führen zu Vor­ teilen bezüglich Effizienz und Qualität. Im Idealfall führen die Hausärzte der Ärztenetzwerke ihre Pati­ enten durch den gesam­ ten Behandlungsprozess (Case- oder Disease-Ma­ nagement). Die Ärztenetz­ werke schliessen mit den Versicherern Verträge ab, die bezüglich Budgetver­ antwortung unterschied­ lich ausgestaltet sind: • Keine ökonomische Ver­ antwortung: Zwar ist im Vertrag ein Budget vor­ gesehen, doch trägt das Ärztenetzwerk keine Ri­ sikobeteiligung. Beim Überschreiten des Bud­ gets werden also keine Zahlungen an den Versicherer fällig. Die vertraglichen Verpflichtungen der ein­ zelnen Netzwerkärzte beinhalten haupt­ sächlich das Gatekeeping. Dem Netz­ werk obliegt die Kontrolle des Gate­


SCHWERPUNKT

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haben. Wird das Budget überschritten, muss das Netzwerk einen vertraglich definierten Fehlbetrag entrichten. Laut med-swiss.net, dem Dachverband der Schweizer Ärztenetzwerke, arbeiten in der Schweiz gegenwärtig fünf Ärztenetz­ werke nach diesem Modell. • Ausbezahltes Budget: Die Versicherer überweisen das ausgehandelte Budget an das Ärztenetzwerk, welches auch die Rechnungskontrolle und den Zahlungs­ verkehr übernimmt. Das Netzwerk be­ zahlt auch die externen Spezialisten und ist verantwortlich für die Bildung von Reserven. Gemäss med-swiss.net arbei­ tet in der Schweiz zur Zeit nur ein Ärz­ tenetzwerk nach diesem Modell. Die Ärztenetzwerke sind in der Schweiz regional unterschiedlich verteilt. In der Westschweiz sind sie dünn gesät – am bekanntesten ist das Réseau Delta. In der Deutschschweiz sind Ärztenetzwerke deutlich stärker verbreitet. Besonders häufig sind sie in den Kantonen Zürich, St. Gallen, Aargau und Thurgau. medswiss.net vereinigt unter ihrem Dach ak­ tuell 38 Deutschschweizer Ärztenetz­ werke.

Unterscheidung fällt zunehmend schwer

Der Übergang zwischen HMO und Ärztenetzwerk wird zunehmend fliessend.

keepings. In der Schweiz ist diese Form des Hausarztmodells die Regel. • Virtuelle Capitation: Die Versicherer erstellen ein Budget mit Kopfpauscha­ len, das aber nicht an die Ärztenetz­

werke ausbezahlt wird. Die Rechnungs­ kontrolle und der Zahlungsverkehr bleibt beim Versicherer. Es besteht so­ mit nicht die Gefahr, dass die Netzwerke ihr Budget vor Jahresende aufgebraucht

Die Grenzen zwischen HMO und Ärz­ tenetzen verwischen immer mehr: Der mediX-Ärzteverbund zum Beispiel ver­ fügt über grosse HMO-Praxen, gleichzeitig sind aber auch Einzelpraxen angeschlos­ sen. Die Krankenversicherer schliessen mit mediX teilweise Verträge unter dem Banner HMO, teilweise unter dem Titel Hausarztmodell ab. Kurt Hess vom Forum Managed Care bestätigt diesen Eindruck: Der Modellvarianten seien inzwischen so viele, dass seine Organisation künftig nicht mehr strikt zwischen HMO und Ärz­ tenetzwerke unterscheiden werde. Schliesslich nehmen im Rahmen von al­ ternativen Versicherungsmodellen zuwei­ len medizinische Call-Center Gatekeep­ ing-Aufgaben wahr. Es gibt dabei sowohl grosse nationale Anbieter (medi24, med­ gate) als auch regionale Telefondienste, die von der Ärzteschaft selber betrie­ ben werden. Grössere Bedeutung als für den eigentlichen Managed Care-Bereich wird diesen Dienstleistungen allerdings für die effizientere Organisation des Not­ falldienstes eingeräumt (siehe Seiten 10 bis 11).  Peter Kraft


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SCHWERPUNKT

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Die Leistungserbringer organisieren sich – Behörden prüfen Massnahmen

Neue Wege für den Notfalldienst Managed Care hält offensichtlich Einzug bei einem grossen Sorgenkind unseres Gesundheitswesens: Die Leistungserbringer beginnen, den Notfalldienst untereinander besser zu organisieren. Unterstützung erhalten sie dabei von den Behörden: Bund und Kantone haben Massnahmen vorgestellt, mit denen ein effizienter Notfalldienst auch in Zukunft gewährleistet werden kann.

D

ie Organisation des Notfalldiens­ tes ist in der Schweiz von Kan­ ton zu Kanton, ja sogar von Re­ gion zu Region, sehr unterschiedlich gere­ gelt. Während in manchen Kantonen die kantonalen Ärztegesellschaften den Not­ falldienst koordinieren, sind in anderen eine Vielzahl von Notfallregionen und Ärz­ tegruppierungen zuständig. Dementspre­ chend stark unterscheiden sich die Not­ fallregionen in ihrer Organisation, in ihrer räumlichen Grösse, in der Anzahl betreu­ ter Patienten und in der Anzahl Dienst­ ärzte. Eine Untersuchung von Georg von Below zeigt auf: Während sich in man­ chen Rayons bis zu 200 Ärzte die Last tei­ len, müsste in anderen Rayons theoretisch ein einziger Grundversorger den gesam­ ten Notfalldienst leisten. Die Einwohner­ zahl pro Rayon schwankt noch stärker – zwischen 1000 und 340 000. Das Problem ist dabei nicht die grosse Einwohnerzahl pro Rayon, sondern die teilweise geringe Anzahl der Dienstärzte: Sie entscheidet letztlich über die Präsenzzeit, die für den Notfalldienst zu leisten ist.

Viele Probleme Zusätzlich zur uneinheitlichen und sicher nicht optimalen Organisation ist der Not­ falldienst hierzulande mit weiteren Pro­ blemen konfrontiert: Die Altersstruktur der heute tätigen Hausärzte und die be­ kannte Nachfolge-Problematik könnten in absehbarer Zeit dazu führen, dass die An­ zahl Ärzte, die sich am Notfalldienst be­ teiligen, deutlich sinkt. Damit nähme die Belastung des einzelnen Grundversorgers zu, die Attraktivität des Hausarztberufs würde weiter sinken. Bereits heute las­ sen sich immer mehr Hausärztinnen und Hausärzte vom Notfalldienst suspendie­ ren – was die Problematik zusätzlich ver­ schärft. Die aus Ärztesicht ungenügende finanzielle Abgeltung, die spärlichen not­

fallspezifischen Ausbildungsangebote und die steigende Anspruchshaltung der Be­ völkerung bei gleichzeitig sinkender Zah­ lungsmoral tun ihr übriges: Das stellt eine gemeinsame Arbeitsgruppe von Bund und Kantonen fest.

Viele Lösungsansätze Verschiedene Akteure im Gesundheitswe­ sen haben bereits Auswege aus der Misere gesucht. In städtischen Zentren wurden Notfallpraxen aufgebaut, die ohne Voran­ meldung 24 Stunden pro Tag aufgesucht werden können. Diese so genannten Per­ manencen stossen aber nicht nur auf Ge­ genliebe: Der Nachweis, dass die Haus­ ärzte und die Notfallstationen entlastet werden, ist bis dato nicht erbracht. Ob die Permanencen den Bedürfnissen von Pa­ tienten und Leistungserbringern entspre­ chen oder einfach ein niederschwelliges Angebot sind, das in erster Linie kosten­ treibend wirkt – die Meinungen darüber gehen auseinander. Einige Notfallregi­ onen sind dazu übergegangen, den Not­ falldienst ans nächstgelegene Spital zu de­ legieren. Das Spital bietet den Hausarzt im Bedarfsfall auf – eine Umkehrung des gewohnten Prinzips, wonach der Notfall­ arzt die Patienten wenn nötig in die Klinik einweist. Das ist nicht unproblematisch – zum ersten sind die Kostenfolgen unge­ klärt, und zum zweiten geben die Haus­ ärzte damit eine ihrer Kernkompetenzen preis. Das dient nicht gerade dazu, die­ sen Berufsstand zu stärken. Dass der Not­ falldienst tatsächlich Hoheit der Hausärzte sein kann, beweist eine Studie aus dem Kanton Aargau: 80 Prozent aller Notfälle an den dortigen Kantonsspitälern wären beim Hausarzt genauso gut aufgehoben gewesen. Andere Notfallregionen haben sich zusam­ mengschlossen und zentrale Notfallnum­ mern eingerichtet: Nach Ende der Sprech­

stundenzeit ist der Notfall-Arzt über eine eigens dafür eingerichtete Nummer er­ reichbar. Der einzelne Hausarzt leistet also periodisch einen intensiven Notfalldienst als zentrale Anlaufstelle, ist aber dafür an den anderen Tagen entlastet. Ähnliche Lö­ sungen haben auch Ärztenetzwerke wie das Westschweizer Réseau Delta inner­ halb ihres Verbundes umgesetzt. HMOPraxen haben es mit der Organisation des Notfalldienstes einfacher: Die Pra­ xisnummer kann, wie bei den sanacareZentren, gleichzeitig die Notfallnummer


SCHWERPUNKT

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sein, die via Praxis-Handy mit dem je­ weiligen Dienstarzt verbunden ist. Einen Schritt weiter geht die mediX-Praxis Bu­ benberg in Bern: Nach Betriebsschluss werden eingehende Anrufe an ein medi­ zinisches Call-Center weitergeleitet, das die Triage vornimmt und die Anrufe bei Bedarf an den diensthabenden Praxisarzt weiterleitet.

Ratschläge zur Selbstbehandlung. Ledig­ lich in den verbleibenden Fällen muss der diensthabende Arzt überhaupt kontaktiert werden. Ein grosser Vorteil der Call Cen­ ter gegenüber der Delegation der Notfälle an Spitäler oder Permanencen: Sie brin­ gen den Grundversorgern Entlastung – gleichzeitig bleibt der Notfalldienst aber eine hausärtzliche Kompetenz.

Bedeutung der Call Center

Bund und Kantone suchen Auswege Im letzten Herbst haben Bund und Kan­ tone einen gemeinsamen Bericht zur Not­ fallversorgung in der Schweiz veröffent­ licht. Sie machen darin gezielte Vorschläge für eine effizientere und weniger belas­ tende Notfallversorgung. Die Call Center werden als denkbare Lösung ebenso ge­ würdigt wie den Spitälern vorgelagerte Notfallpraxen – allerdings nicht als von den Dienstärzten abgekoppelte Anbieter, sondern von diesen selber organisiert und betrieben. Bund und Kantone drängen auch auf eine einheitlichere Organisation: Die Notfalldienstreglemente sollten zu­

Gute Ansätze aus dem Ausland

Foto: Prisma

Die telefonischen Triage-Stellen gewinnen generell an Bedeutung – sei es als Gate­ keeper in alternativen Versicherungsmo­ dellen oder als Anlaufstellen in Notfällen. Es gibt grosse, schweizweit tätige Anbieter, aber auch lokale Call-Center, die von der regionalen Ärzteschaft getragen werden. Bekanntestes Beispiel ist das MEDPHONE aus Bern. Im Unterschied zur Notfall-Num­ mer, die direkt mit dem diensthabenden Arzt verbindet, findet hier eine Triage durch geschultes Fachpersonal statt. Laut Angaben von Anbietern kann rund die Hälfte aller Anrufe durch das Call Cen­ ter selbst erledigt werden – etwa durch

mindest kantonal harmonisiert werden. Auch die immer stärker aufkommenden Triage-Dienste per Telefon müssten, so die Arbeitsgruppe, für die Patienten über eine einheitliche Notfallnummer erreich­ bar sein. Zentral ist für Bund und Kan­ tone die Anpassung – sprich Vergrösse­ rung – der Notfalldienst-Rayons: Die Ein­ sätze werden dadurch zwar intensiver, die Belastung durch die Präsenzzeit dagegen geringer. Für die Arbeitsgruppe ist die Not­ fall- eng mit der Hausarztproblematik ver­ bunden. Deshalb regt sie an, generell die Attraktivität des Grundversorger-Berufs zu steigern. Als mögliche Mittel dazu nennt sie eine bessere Ausbildung, mehr Praxi­ sassistenzen, die Entlastung von adminis­ trativem Aufwand und eine bessere Ent­ löhnung, etwa in Form von differenzier­ ten Taxpunktwerten für Hausärzte.

Der Notfalldienst rettet Leben – und belastet die Grundversorger immer mehr.

Das sind freilich nur Ansätze und Stoss­ richtungen – eine handfeste (Neu-)Or­ ganisation des Notfalldienstes ist in der Schweiz noch nicht in Sicht. Dabei wä­ ren ermutigende Beispiele aus dem Aus­ land vorhanden. In den Niederlanden etwa gibt es seit der Jahrtausendwende fest­ gelegte Notfall-Regionen mit je nach Be­ völkerungsdichte 100 000 bis 500 000 Ein­ wohnern und einem Radius von höchstens 30 Kilometern. Jede dieser Regionen be­ treibt ein Notfallzentrum – die Leitung ob­ liegt den Grundversorgern. Diese Zentren liegen meist in Spitalnähe, ohne allerdings in die Kliniken integriert zu sein. Sie sind nur ausserhalb der Sprechstundenzentren geöffnet. Die Grundversorger sind ver­ pflichtet, periodisch Schichten von etwa sechs bis neun Stunden Dauer zu leisten – ansonsten sind sie vom Notfalldienst be­ freit. Die Zentren sind über eine regionale Notrufnummer erreichbar, wobei eine Te­ lefontriage vorgeschaltet ist. Die Erfahrungen mit dem niederlän­ dischen Modell ähneln jenen aus schwei­ zerischen Call Centern: Rund die Hälfte al­ ler Anrufe können durch die Telefontriage selbstständig bearbeitet werden. 35 Pro­ zent der Anrufer wird ins Notfallzentrum gebeten, und bei 15 Prozent ist ein Haus­ besuch erforderlich. Das Fazit der Ärzte ist positiv: Ihre zeitliche Belastung durch den Notfalldienst ist von 20 auf vier Stun­ den pro Woche gesunken. Die Patienten­ zufriedenheit erreicht mit über 80 Prozent ein beachtliches Niveau.  Peter Kraft


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Zu Besuch in einer HMO-Praxis

Medizin nach bestem Wissen und Gewissen Obwohl der Anteil der Versicherten in einem Managed Care-Modell stetig steigt, ist die HMO-Praxis für viele eine grosse Unbekannte. Das Vorurteil der standardisierten, unpersönlichen Billigmedizin ist nach wie vor nicht ganz verschwunden. infosantésuisse hatte die Gelegenheit, einen Tag lang hinter die Kulissen der sanacarePraxis in Luzern zu blicken. Das Fazit vorweg: Wer noch immer ein negatives Bild von HMO-Praxen hat, kann dies getrost vergessen.

B

eim Betreten der HMO-Praxis von sanacare in Luzern fällt zuerst ein­ mal gar nichts auf. Es ist, wie man eine «ganz normale» Arztpraxis betreten würde. Erst auf den zweiten Blick wird deutlich, dass alles ein wenig grösser ist: Statt zwei oder drei gehen mehrere Tü­ ren von den Gängen ab, es arbeiten drei medizinische Praxisassistentinnen gleich­ zeitig. Das Vertraute und Neue, das dem bisherigen Besucher konventioneller Arzt­ praxen spontan auffällt, zeigt sich sehr schön am Wartezimmer: Es liegen wie ge­ wohnt Zeitungen und Zeitschriften auf, für die kleinen Patienten stehen Spielsa­ chen bereit, ein grosses Fenster und die helle Einrichtung vermitteln eine freund­ liche Atmosphäre. Nur die Anzahl Stühle ist um einiges höher als in einer Einzel­ praxis. Wobei die Sitzgelegenheiten im Laufe des Tages kaum allzu stark in An­ spruch genommen werden: Ganz offen­ sichtlich müssen die Patientinnen und Pati­ enten nicht lange warten, bis ihre Sprech­ stunde beginnt.

Jeder hat seinen Hausarzt Im Sprechzimmer von Dr. Bernhard Stu­ der, dem Leitenden Arzt der sanacare-Pra­ xis Luzern, bestätigt sich – scheinbar – der unspektakuläre Eindruck. Der Raum geht ohne weiteres als ganz normales Sprech­ zimmer durch. Seinen Patienten ist die­ ser Ort so vertraut wie allen anderen Pa­ tienten das Sprechzimmer ihres Doktors: HMO-Versicherte haben nämlich genauso ihren vertrauten Hausarzt. Natürlich sei auf Wunsch ein Wechsel innerhalb der Praxis möglich, sagt Bernhard Studer. Im

Normalfall und wann immer möglich kon­ sultieren die Patienten aber den gleichen Mediziner. So entsteht einerseits ein Ver­ trauensverhältnis, andererseits die für die Behandlungsqualität so wichtige Konti­ nuität. Diese Kontinuität ist, so Bernhard Studer, in einer HMO-Praxis sogar grös­ ser als gewohnt: Die Patienten werden der Spezialistin oder der Klinik stets von den HMO-Ärzten zugewiesen. Die Wei­ terbehandelnden geben wiederum Rück­ meldungen und nehmen Rücksprache mit dem betreuenden Arzt. So ist sicherge­ stellt, dass kaum Informationen verloren gehen und die Patienten möglichst das erhalten, was sie benötigen. Die HMO wählt selbstständig Partner aus, mit de­ nen diese Zusammenarbeit gut funktio­ niert. Überhaupt schätzt Bernhard Studer die Autonomie, mit der er seine HMO-Pra­ xis führen kann. Er sei frei bei Personal­ entscheiden und auch nicht zu einer stu­ ren Guide­line-Medizin verpflichtet. Ziel sei eine patientenzentrierte Behandlung, die aber auch evidenzbasiert und nach­ vollziehbar sein muss. Im Leistungsauf­ trag der sanacare an die HMO-Praxen hat die Einhaltung der Qualitätsstandards ei­ nen hohen Stellenwert.

Vorurteile abbauen Bernhard Studer stellt fest, dass die Ak­ zeptanz für das HMO-Modell bei sei­ nen Berufskollegen wächst. Verantwort­ lich dafür sei einerseits die wirtschaft­ liche Unsicherheit und die langen Arbeitsund Präsenzzeiten, die mit dem Betrieb einer Hausarztpraxis einhergehen. Ande­ rerseits würden die Vorurteile gegenüber

HMOs in der Ärzteschaft immer stärker abgebaut. Studer bezeichnet sich als Ver­ mittler in dieser Sache: Immer wieder er­ kläre er seinen Berufskollegen, dass er patientenorientierte Medizin betreiben könne und nicht einem Kostendiktat un­ terstellt sei. Die Kosten, oder besser gesagt, die Ein­ sparungen: Trotzdem sind sie mit dem HMO-Modell verbunden. Die einzelnen HMO-Zentren der sanacare tragen Bud­ getverantwortung. Pro Versicherten ha­ ben sie einen bestimmten Betrag jährlich zur Verfügung. Die verursachten Kosten beeinflussen den Gewinn oder Verlust der Praxis. Wie wird in so einem System sichergestellt, dass eine optimale – und nicht eine minimale – Medizin praktiziert wird? Zum einen, so Studer, betrifft die Budgetverantwortung nicht die einzel­ nen Ärzte direkt: Sie sind zu einem fes­ ten Monatsgehalt angestellt. Zum ande­ ren besteht zwischen den sanacare-Pra­ xen ja nach Versichertenstruktur ein in­ terner Risikoausgleich. Das primäre Ziel sei für eine HMO-Praxis deshalb weder Mengenausweitung noch Kostensenkung, sondern zufriedene Patienten. Umfragen bei den Patienten haben ergeben, dass die


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Foto: Peter Kraft

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Ein Labor wie in jeder anderen Praxis auch – eine HMO ist keineswegs exotisch.

HMO-Praxen der sanacare diesbezüglich auf sehr gutem Weg sind.

Zusammenarbeit statt Bürokratie Für Bernhard Studer ist die im Vergleich zur Einzelpraxis geringere Belastung durch administrative Arbeiten ein wei­ terer Vorteil. Den einzelnen Ärzten wird dies zu einem grossen Teil durch den sa­ nacare-Hauptsitz und die Praxisleitung ab­ genommen. Viel Zeit nehmen sich die Ärz­ tinnen und Ärzte hingegen für den ge­ genseitigen Informationsaustausch: In re­ gelmässigen Sitzungen kommen kleinere und grössere Probleme im Arbeitsalltag ebenso zur Sprache wie die «Critical In­ cidents» – kritische Situationen während den Behandlungen. Die Stimmung wäh­ rend der Teamsitzung ist vertraut und of­ fen – ganz offensichtlich lohnt es sich, dass Personalentscheide der Praxis nicht «von oben» diktiert werden. Dr. Daniel Ess schätzt diesen Austausch untereinander sehr: Probleme können mit den Kollegen an Sitzungen und auch informell disku­ tiert werden – man sei nicht alleine. Zu­ dem sei es in einer HMO möglich, Medizin nach bestem Wissen und Gewissen zu be­ treiben, ohne die persönliche wirtschaft­

liche Situation im Hinterkopf. Von den Krankenversicherern erwartet Daniel Ess eine unmissverständliche Unterstützung des Managed Care-Gedankens. Dazu ge­ hört für ihn auch die konsequentere Ahn­ dung von Verstössen gegen die HMO-Re­ geln: Es komme noch immer allzu häu­ fig vor, dass Rechnungen von Spezialis­ ten bezahlt würden, obwohl diese von den HMO-Versicherten eigenmächtig auf­ gesucht wurden.

HMO stärkt die Hausarztmedizin HMO-Praxen stärken die Hausarztmedi­ zin, weil sie den Grundversorgern eine zentrale Rolle während des gesamten Be­ handlungsprozesses einräumen. Daneben können sie aber auch einen grossen Bei­ trag an die Ausbildung von jungen Haus­ ärztinnen und -ärzten leisten. Oft wird bemängelt, dass sich angehende Allge­ meinpraktiker währen der Studien- und Assistenzzeit nicht genügend auf die Her­ ausforderungen ihres Berufs vorbereiten können. Eine HMO-Praxis hingegen bie­ tet ideale Voraussetzungen, damit sich Assistenzärztinnen einen Einblick in das Metier des Hausarztes verschaffen kön­ nen. So absolviert Dr. Christine Marty zur­

zeit einen halbjährigen Ausbildungsblock in der HMO-Praxis in Luzern. Sie erlebt die­se Zeit sehr positiv. Die Arbeit ermög­ liche ihr eine Lebensqualität, die sie wäh­ rend ihrer Tätigkeit als Assistenzärztin an Spitälern nicht gekannt habe. Ausserdem werde sie hier sehr konkret auf die Tätig­ keit in einer Hausarztpraxis vorbereitet. Christine Marty weiss aber auch, dass sie sich glücklich schätzen kann: Bei weitem nicht jeder angehende Hausarzt kann sein Wunschmetier so kennen lernen wie sie. Sie ist überzeugt, dass es mehr Praxisas­ sistenzen braucht – und dass diese auch kommen werden: Der zunehmende Haus­ ärztemangel zwinge zum Handeln. Aller­ dings sagt Christine Marty, dass der Haus­ ärztemangel vorab in den Randregionen auch ein kulturelles und gesellschaftliches Problem sei: Eine Praxis in einem abge­ legenen Seitental sei nicht nur aus wirt­ schaftlichen Gründen, sondern auch we­ gen des peripheren Wohnorts nicht sehr attraktiv. Auch deswegen würden Mana­ ged Care-Modelle in Zukunft an Bedeu­ tung gewinnen. Christine Marty kann sich gut vorstellen, eines Tages selber in einer HMO-Praxis zu arbeiten.

Keine Einheitsmedizin In unserem abschliessenden Gespräch unterstreicht Bernhard Studer erneut, wie wichtig ihm die Behandlungsfreiheit ist: Die HMO-Praxis lasse ihm die Mög­ lichkeit, patientenorientierte Medizin zu betreiben. Anders wäre es für Manag­ed Care-Einrichtungen auch kaum möglich, motivierte Ärztinnen und Ärzte zu fin­ den, die ihre Arbeit mit Herzblut ver­ richten. Dass HMO-Praxen alles andere als standardisierte Triage-Zentren sind, zeigt folgendes Beispiel aus Luzern: Mit Pia von Wyl arbeitet dort eine Gesund­ heitsschwester, die für die HMO-Patienten niederschwellige Gesundheits- und Er­ nährungsberatungen anbietet. Die Be­ treiberin der HMO kann diese Leistun­ gen zwar nirgends verrechnen – den­ noch werden sie im Sinne der optimalen Patien­tenbetreuung angeboten. Pia von Wyl steht gewissermassen stellvertretend für die HMO-Philosophie. So wie sie die Beschwerden ihrer Patientinnen und Pa­ tienten mit der «Polarity»-Therapie ganz­ heitlich angeht, will das HMO-Team seine Versicherten auf ihrem Behandlungsweg nicht nur ein stückweit begleiten – son­ dern von A bis Z.  Peter Kraft


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Im Gepräch: Dr. med. Adrian Wirthner, Geschäftsleiter der mediX-Gruppenpraxis Bubenberg in Bern

«Wir verdienen, wenn die Patienten gesund werden» Adrian Wirthner ist überzeugter HMO-Arzt und leitet die mediX-Gruppenpraxis Bubenberg in Bern. Für ihn ist klar: Managed Care kann nicht nur das Kostenproblem im Gesundheitswesen lösen. Eine bessere Patientenbetreuung, neue Perspektiven für die Hausarztmedizin, weniger persönliches Risiko und bessere Arbeitsbedingungen sind weitere grosse Pluspunkte einer Gruppenpraxis.

infosantésuisse: Haben Sie, als Sie von der eigenen Praxis in eine HMO gewechselt haben, Freiheiten aufgegeben – oder Freiheiten gewonnen? Adrian Wirthner: Wenn Freiheit heisst, dass ich machen kann was ich gerade will, dann habe ich sicher Freiheiten verloren. Ich bin Teil einer Organisation und eines Teams. Dort gliedere ich mich ein. Wenn Freiheit aber bedeutet, dass ich von be­ ruflichen Aufgaben entlastet werde, dann habe ich einiges gewonnen. Vor meiner Zeit bei mediX führte ich eine Einzelpra­ xis im Goms. Die Präsenzzeit war enorm, die Notfalleinsätze konnten sehr belastend sein: Motorradunfälle auf den Pässen, win­ tergesperrte Strassen – ich habe verrückte Dinge erlebt. Hier in einer Praxis mit elf Ärzten liegen solche Lasten auf mehre­ ren Schultern verteilt. Auch der organisa­ torische Aufwand ist geringer – ebenso wie das persönliche wirtschaftliche Risiko. Wobei ich keinesfalls die eine gegen die andere Arbeit ausspielen möchte. In einer Stadt sind die Bedingungen völlig anders als in der Peripherie. Für verschiedene Gegebenheiten braucht es verschiedene Strukturen, verschiedene Lösungen.

«Eine effizientere Medizin können wir mit Kranken betreiben – und nicht mit Versicherten, die sowieso keine Kosten verursachen.» Gerade in den ländlichen Regionen droht ein Hausärztemangel. Was würde dagegen helfen? Es braucht attraktivere Arbeitsbedin­ gungen. Dazu zählen höhere Taxpunkt­ werte, Entlastungen von administrativen Aufgaben oder Pikettzeitentschädigungen, aber auch einige weitere Faktoren: Die

Auslastung ist je nach Jahreszeit sehr un­ terschiedlich, die Belastung durch den Notfalldienst zeitweise enorm. Eine Lö­ sung wären Kooperationen mit medizi­ nischen Call-Centern oder grössere Not­ fallregionen, um die Pikettzeit zu redu­ zieren. Auf der Homepage der Praxis Bubenberg charakterisieren Sie Ihre Unternehmensphilosophie mit «möglichst gute, statt möglichst teure Medizin». Welche Mechanismen garantieren, dass Praxen mit Budgetverantwortung vor allem patientenstatt gewinnorientiert bleiben? Meiner Meinung nach ist es legitim, dass wir Gewinn machen: Wenn ich eine un­ nötige Operation von 20 000 Franken ver­ hindern kann, dann soll ich auch etwas davon haben. Aber die Anreize wirken auch in eine andere Richtung: Wenn wir dafür sorgen, dass die Patienten gesund sind, geht es uns gut. Wenn wir etwas zu ihrer Gesundung unterlassen, steigen die Folgekosten und wir belasten uns sel­ ber. In einer Gruppenpraxis wird zudem grosses Gewicht auf die Qualität gelegt: Erstens haben wir die Möglichkeit, bei Unklarheiten rasch und unkompliziert ei­ nen Kollegen beizuziehen. Zweitens tref­ fen wir uns alle zwei Wochen in Quali­ tätszirkeln: Dort werden komplexe und schwierige Situationen im Team erörtert. Und drittens haben wir das EQUAM-Qua­ litätslabel. Das heisst, dass unsere Abläufe hohen Standards entsprechen, dass die Pa­ tientenzufriedenheit gross ist und dass wir wissen, wo wir im Vergleich zu anderen Praxen stehen. Schliesslich kommt hinzu: Wenn einem der Ruf vorauseilt, man be­ treibe Unterversorgung, wird man genau das verhindern wollen. Negative Schlag­ zeilen würden uns sofort viele Patienten

kosten. Jeder kann aus dem HMO-System austreten – im Gegensatz zu den USA, wo die Mitglieder grösstenteils über ihren Ar­ beitgeber zwangsversichert sind. Dort liegt tatsächlich einiges im Argen – und unter diesem schlechten Ruf leiden auch wir.

«Wenn einem der Ruf vorauseilt, man betreibe Unterversorgung, wird man genau das verhindern wollen.» Wie sind die Reaktionen Ihrer Patienten? Was ziehen sie für einen Vergleich zur konventionellen Arztpraxis? Sie schätzen es sehr, dass bei uns das Gespräch im Mittelpunkt steht. Im kon­ ventionellen System verdient man auch an einem unnötigen Röntgenbild und bei der Abgabe von Medikamenten mit frag­ würdigem Nutzen – wir sparen, wenn wir Unnötiges sein lassen. Dafür nehme ich mir mehr Zeit für das Gespräch – und das steht immer noch im Zentrum der Diagnostik. Einen Patienten mit Kopfweh kann man ins MRI schieben, um festzu­ stellen, dass nichts Ernstes vorliegt. Mit genügend Zeit kann ich einen Tumor je nach dem durch das Gespräch und eine gründliche Untersuchung mit grosser Si­ cherheit ausschliessen. Wie ist ihre Versichertenstruktur? Haben Sie wirklich einen so grossen Anteil an Jungen und Gesunden, wie oft vermutet wird? Das hängt vom Versicherer ab. Versiche­ rer mit schlechter Risikostruktur bringen auch viele betreuungsintensive Patienten zu uns. Weil das in die Kopfpauschalen mit einbezogen wird, ist das kein Problem für uns. Im Gegenteil: Eine effizientere Medi­ zin können wir mit diesen Patienten be­


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treiben – und nicht mit Versicherten, die sowieso keine Kosten verursachen. Im Üb­ rigen werden auch die gesund Eingetre­ tenen irgendwann krank.

Sie bilden ein eigenes Ressort, haben ihr eigenes Budget und entscheiden über die Teamzusammensetzung. Eine von ihnen sitzt sogar in der Geschäftsleitung

Können auch Einzelpraxen dem mediXÄrztenetz beitreten? Ja. Aber sie verpflichten sich, die Quali­ tätszirkel zu besuchen, die EQUAM-Zer­ tifizierung durchzuführen, unser Logo zu tragen und unsere Palette an Serviceleis­ tungen anzubieten.

Der Anteil von Versicherten in Alternativmodellen ist auf 2007 hin auf 16 Prozent gestiegen. Wie weit kann dieser Anteil unter den gegebenen Bedingungen noch steigen? Braucht es zusätzliche Anreize im KVG? Eine gute Idee wäre, den Selbstbehalt all­ gemein auf 20 Prozent anzuheben, für Ma­ naged Care-Modelle allerdings auf 10 Pro­ zent zu belassen. Bei den differenzierten Foto: ZVG

Was unterscheidet Ihre Praxis von anderen HMO-Zentren?

versicherern auswählen. Nun, der Stände­ rat hat eine derartige Lösung abgelehnt – ich bin gespannt, ob der Nationalrat den Ball wieder aufnimmt. Auch von den Krankenversicherern gibt es nicht nur positive Signale: Für uns proble­ matisch sind Pseudo-Hausärztemodelle, die auf der Kostenseite rein gar nichts be­ wirken, und auch die Billigkassen, welche billiger sind als die Managed Care-Mo­ delle: Diese Konstrukte ziehen uns Versi­ cherte ab, und bezogen auf das Gesamt­ system ist die Kostenersparnis dahin. Die Lösung für dieses Dilemma wäre wohl ein verbesserter Risikoausgleich.

«Wir sparen, wenn wir Unnötiges sein lassen.»

Wir sind selber Eigentümer unserer Pra­ xis und stehen zu den Krankenversiche­ rern lediglich in einem Vertragsverhält­ nis. Die­se Verträge handeln wir mit jedem Versicherer einzeln aus. Das erhöht unsere Unabhängigkeit. Die Mitarbeiter, die das wollen, können Aktionäre werden. Das schafft eine zusätzliche Bindung zum Be­ trieb – und auch einen zusätzlichen An­ reiz, denn ein guter Geschäftsgang wirft Dividenden ab. Auch die Praxisassisten­ tinnen sind zum Teil Aktionärinnen. Ge­ nerell sind sie bei uns stark aufgewertet:

Selbstbehalten für Medikamente wurde ja deutlich, dass so eine Massnahme einen grossen Effekt haben kann. Möglicher­ weise würden damit auch kranke Versi­ cherte eher in ein Alternativmodell wech­ seln. Damit wäre auch die Diskussion um den Kontrahierungszwang obsolet: Wenn die Mehrheit ein Modell wählt, in dem es sowieso keinen Kontrahierungszwang gibt, dann ist das Problem gelöst. Für die Ärzte in den Netzwerken wäre das nicht von Nachteil, denn auch sie könnten sich ihre Vertragspartner unter den Kranken­

Was bräuchte es, damit auch in der Ärzteschaft ein Umdenken stattfindet? Die konventionelle Hausarztpraxis ent­ puppt sich immer mehr als Auslaufmodell: Das Umfeld wird komplexer, die Rahmen­ bedingungen schlechter. Trotzdem scheint ein Umdenken nicht stattzufinden. Ich ver­ misse bei der Ärzteschaft ein wenig den Innovationsgeist – die Abwehrhaltung ist weit verbreitet. Managed Care ist ja auch nicht einmal im entferntesten Bestand­ teil des Medizinstudiums. Und auch der immer stärkere Trend zur Spezialisierung macht es für Managed Care nicht eben einfacher. Stichwort Ausbildung: Sind Praxisassistenzen auch für Sie ein Thema? Auf jeden Fall. Die Schweiz ist das ein­ zige Land in Europa, in dem man Grund­ versorger werden kann, ohne je eine Mi­ nute auf dem Gebiet gearbeitet zu haben. Das ist doch paradox. Das Bundesamt für Gesundheit und die Gesundheitsdirekto­ renkonferenz haben Modelle zur Finan­ zierung von Praxisassistenzen erarbeitet: Die Last soll zwischen den Lehrärzten, den Kantonen und eventuell auch den Versi­ cherern aufgeteilt werden. Darauf lässt sich für die Zukunft aufbauen. Die FMH ist sich ja auch nicht einig darüber, wie man die Hausarztmedizin fördern soll und welche Opfer man den Spezialisten dafür abverlangen könnte… Dieser Eindruck ist nicht richtig: Die sind sich viel zu einig. Anstatt dem alten Grund­ satz nachzugehen, sich um keinen Preis spalten zu lassen, sollten die Grundver­ sorger auch in der Standespolitik aufste­ hen und entschlossen für ihre Interessen kämpfen.  Interview: Peter Kraft


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Integrierte Versorgung in unseren Nachbarländern

Ist die Schweiz eine Managed Care-Insel? Die Schweiz gilt – zusammen mit den Niederlanden und den skandinavischen Staaten – als Vorreiterin in Sachen Managed Care in Europa. Wohin aber bewegen sich unsere Nachbarländer? Sind ihre mehrheitlich staatlich organisierten Systeme in der Lage, eine integrierte Versorgung oder wenigstens die Zusammenarbeit unter den Leistungserbringern zu fördern?

I

n Deutschland wird seit längerem ver­ sucht, bessere Rahmenbedingungen für Managed Care zu schaffen – mit beschränktem Erfolg. Österreich hat vor kurzem erste Reformschritte zur Förde­ rung der integrierten Versorgung getan. Frankreich tendiert dazu, bestehende Netz­ werke zu verstaatlichen. Italien schliess­ lich hat zwar ein Hausarztsystem, das aber reines Gatekeeping ist und nicht zu einer Koordination unter den verschiedenen Be­ handlungsstufen führt.

Deutschland: Es fehlen die Anreize Seit 1997 ist es in Deutschland rechtlich möglich, dass Leistungserbringer und die gesetzlichen Krankenversicherer miteinan­ der Managed Care-Verträge abschliessen. Tatsächlich entstanden in der Folge Ärz­ tenetzwerke, die wegen der zu schwachen Anreize aber bald wieder zerfielen. 2001 folgten weitergehende Reformen: So wur­ den Disease Management-Programme für bestimmte, schwere Krankheiten einge­ führt. Erste Evaluationen haben in eini­ gen Regionen Deutschlands bereits po­ sitive Ergebnisse ergeben. Problematisch ist jedoch, dass das Gesetz den Datenaus­ tausch zwischen dem ambulanten und sta­ tionären Sektor nicht regelt. Rehabilitation und Pflege sind sogar gänzlich aus dem Di­ sease Management ausgeklammert. Hinzu kommt, dass die Vergütung in den Disease Management-Programmen nicht durch ei­ nen festgelegten Ansatz pro Fall erfolgt. Ein wichtiger Anreiz zur Mengenauswei­ tung bleibt dadurch bestehen. Die Disease Management-Programme sind also – auch nach einhelliger Meinung der Experten – nicht optimal ausgestaltet. 2001 wur­ den zudem die gesetzlichen Rahmenbe­ dingungen für mehrere Modelle der inte­ grierten Versorgung konkreter formuliert. So wurde die Möglichkeit von Bonuszah­ lungen an die Versicherten geschaffen,

wenn diese ein Hausarztmodell wählen. Medizinische Versorgungszentren (ähn­ lich unseren HMOs) können mit einer An­ schubfinanzierung rechnen. Trotzdem ha­ ben beide Formen von Managed Care im Vergleich zur Schweiz bisher wenig Ver­ breitung gefunden. Die Gründe liegen ei­ nerseits in den zu schwachen Anreizen für Versicherte und Leistungserbringer, ande­ rerseits aber auch in einem anderen Steue­ rungselement des deutschen Gesundheits­ systems: Die umstrittenen Globalbudgets unterscheiden strikte zwischen dem Haus­ arzt-, dem Facharzt- und dem stationären Bereich. Eine wichtige Voraussetzung für Managed Care, nämlich die Verquickung dieser Behandlungsstufen, kann so kaum erfüllt werden. Fazit: Die grundsätzlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen sind gegeben – was fehlt sind die richtigen Anreize und der Austausch zwischen am­ bulant und stationär. Umfragen bewei­ sen mehrfach, dass sowohl Versicherte als auch Leistungserbringer in Deutschland Managed Care-Modellen grundsätzlich po­ sitiv gegenüberstehen würden.

Frankreich: Steuerung durch den Staat und nicht durch Managed Care Frankreich hat ein staatliches Gesund­ heitssystem, das dementsprechend stark gesteuert ist. Allerdings ist diese Steue­ rung bisher nicht dem Managed Care-Ge­ danken gefolgt: Die Kosten versucht man noch heute vor allem durch hohe Selbst­ behalte um die 30 Prozent im Rahmen zu halten. Deshalb haben inzwischen fast 90 Prozent der Franzosen Zusatzversiche­ rungen abgeschlossen, welche die Rest­ kosten decken. Das ursprüngliche Sys­ tem zur Kosteneindämmung funktioniert also nicht mehr. In den achtziger Jahren gründeten die Leis­ tungserbringer in Frankreich erste Netz­

werke – vorerst mit Experimentiercharak­ ter. Während der neunziger Jahre etablier­ ten sie sich und schlossen immer häufiger Verträge mit den Städten ab. Der Zen­


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Österreich: Managed Care noch praktisch bedeutungslos Bisher zeichnet sich das österreichische Gesundheitssystem durch das fast völlige Fehlen von geregelter Kooperation zwi­ schen den einzelnen LeistungserbringerGruppen aus. Es gibt lediglich einige we­ nige Einzelinitiativen. So will beispiels­ weise die oberösterreichische Gebiets­ krankenkasse für gewisse Krankheiten «strukturierte Betreuungsprogramme» entwickeln, bei denen der Hausarzt die Patienten durch den Behandlungsprozess begleitet. 2005 wurden schliesslich einige Reformen beschlossen, die laut Bundes­ regierung «die strikte Trennung der ein­ zelnen Sektoren des Gesundheitswesens»

überwinden sollen. So entstehen auf Län­ derebene «Gesundheitsplattformen» und auf Bundesebene eine «Gesundheits­ agentur». Beide Institutionen haben pla­ nerische Kompetenzen und sollen eine bessere Koordination und Steuerung bei der Leistungserbringung erreichen. Aus­ serdem werden «Mittel für den Koope­ rationsbereich» bereitgestellt: Damit sol­ len unter anderem Pilotprojekte zur inte­ grierten Planung und Versorgung finan­ ziert werden. Ausserdem ist seit Anfang dieses Jahres eine bundesweite «Diagno­ sen- und Leistungsdokumentation im spi­ talambulanten und niedergelassenen Be­ reich» eingeführt.

Foto: santésuisse

tralstaat reagierte darauf, indem er den Netzwerken gesetzliche Normen über­ stülpte und sie damit in ein enges Korsett zwängte. Frankreich setzt in erster Linie auf ein Hausarztmodell, das nicht obliga­ torisch ist. Jedoch profitieren jene, die sich daran halten, von wesentlich tie­feren Kos­ tenbeteiligungen. Wegen der starken Ver­ breitung der Zusatzversicherungen wirkt aber auch dieser Anreiz zu wenig: Nicht einmal die Hälfte der Franzosen hält sich an das Hausarztmodell. Das Gesundheitssystem in Frankreich ist bereits stark verschuldet. Es kursieren des­ halb Pläne, alle Behandlungsstufen unter einem staatlichen Gesundheits-Netzwerk zu vereinen.

Die Schweiz als Managed Care-Insel: In unseren Nachbarländern führt die integrierte Versorgung (noch) ein Schattendasein.

Italien: Hausarztsystem und Globalbudgets In Italien müssen sich die Patien­ tinnen und Patienten im Krank­ heitsfall – analog unserem Haus­ arztmodell – zuerst an einen frei gewählten Allgemeinprakti­ ker wenden. Die Hausärzte wer­ den mit Kopfpauschalen pro be­ treuten Versicherten entschädigt. Eine strukturierte Zusammenar­ beit zwischen ambulantem und stationärem Sektor ist hinge­ gen nicht gegeben, ebenso we­ nig wie zwischen den Haus- und Fachärzten sowie zwischen den Hausärzten selber. Privat orga­ nisierte Managed Care-Organi­ sationen gibt es im staatlichen italienischen Gesundheitssys­ tem nicht. Die Kosten versucht man mit re­ gionalen Globalbudgets im Griff zu halten. Die Regionen sind sehr autonom im Umgang mit diesen Geldern – es ist zuweilen unklar, wie sie eingesetzt werden. Diese mangelnde Disziplin wird durch die bisher hohe Bereitschaft der Zentralregierung unterstützt, De­ fizite der Regionen zu überneh­ men. Die gesundheitspolitischen Dis­ kussionen in Italien drehen sich hauptsächlich um die stei­ genden Kosten bei gleichzeitig bedenklicher Versorgungsquali­ tät. Die Koordination unter den Leistungserbringern oder gar Managed Care sind kaum ein Thema.  Peter Kraft


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Erstmals über eine Million Schweizer in alternativen Versicherungsmodellen

Managed Care auf dem Vormarsch Managed Care boomt: Erstmals sind über eine Million Schweizerinnen und Schweizer in einem alternativen Modell krankenversichert. Worauf ist dieser Aufschwung zurückzuführen – und was braucht es, damit diese erfreuliche Entwicklung weiter anhält?

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Quelle: santésuisse

ie alternativen Versicherungslö­ sungen haben auf 2007 hin erneut einen starken Zulauf verzeichnet: Der Anteil der Managed Care-Modelle liegt neu bei schätzungsweise 16 Prozent: Erst­ mals sind damit über eine Million Schwei­ zerinnen und Schweizer alternativversi­ chert. Damit setzt sich der Trend fort, der sich schon in den Jahren 2005/2006 ab­ gezeichnet hatte (siehe Grafik).

wisse Palette an alternativen Lösungen. In der Schweiz existieren momentan 101 al­ ternative Versicherungsprodukte – 39 mehr als noch vor einem Jahr. Bezeich­ nend ist, dass laut Comparis in der Wech­ selrunde 2007 jene Krankenkassen am meisten neue Versicherte gewonnen ha­ ben, die ihre Managed Care-Modelle be­ reits etablieren konnten.

werden sogar HMO-Praxen eröffnet. So betreibt die sanacare eine HMO-Praxis in Altdorf.

Hält der Boom an?

Es gibt einige Anzeichen dafür, dass der Aufschwung von Managed Care noch nicht zu Ende ist. Zum einen zeigen verschie­ dene Bevölkerungsumfragen: Die Schwei­ zerinnen und Schweizer sind gewillt, Ei­ Managed Care etabliert sich genverantwortung wahrzunehmen und Managed Care wird in den Randregionen dadurch die Höhe ihrer Prämien zu be­ für alle attraktiver Bereits im November schrieb Comparis, einflussen. Mit jeder Steigerung der Ge­ Die alternativen Modelle werden dank die­ dass sie ein stark zunehmendes Interesse sundheitskosten wird diese Bereitschaft ser Entwicklung nicht nur für die Versi­ an alternativen Versicherungsmodellen in weiter zunehmen. Sowohl Krankenversi­ cherten immer attraktiver: Für viele Leis­ den Kantonen der Innerschweiz, in Gla­ cherer wie auch Leistungserbringer wer­ tungserbringer könnte es aufgrund des rus, im Tessin, in Solothurn, in Freiburg, den diesen veränderten Bedürfnissen bes­ grösseren Marktes immer mehr zu einer im Wallis, in Neuenburg und im Jura re­ ser als bisher nachkommen müssen. Nicht Option werden, sich einem Netzwerk oder gistriere. Managed Care scheint also auf wenige Experten sehen in Managed Care einer HMO anzuschliessen. Auch für die dem Weg, vom städtischen zum landes­ auch einen Lösungsansatz für die Haus­ Versicherer ist Managed Care ein immer weiten Konzept zu werden. Tatsächlich arzt-Misere. wichtigeres Standbein: Inzwischen prä­ bilden sich auch in ländlichen Regionen Zur gesteigerten Akzeptanz unter den sentieren alle grösseren Kassen eine ge­ immer mehr Ärztenetzwerke, vereinzelt verschiedenen Akteuren dürften auch die bröckelnden Vorurteile beitragen: HMOs und Ärz­ tenetzwerke geraten immer Anteil Versicherte in alternativen Versicherungsmodellen stärker in den Fokus des Interesses. Hier liegt eine 1999 – 2007 grosse Chance, denn sach­ liche Information kann das 18,00% fatale Image der «Billig-Me­ dizin» mehr und mehr kor­ 16,00% rigieren. Weil besagte Be­ 14,00% völkerungsumfragen auch deutlich aufzeigen, dass 12,00% die Versicherten keine Ab­ 10,00% striche bei der Qualität hin­ nehmen wollen, liegt hier 8,00% wohl der Schlüssel: Wenn die Schweizerinnen und 6,00% Schweizer überzeugt wer­ 4,00% den können, dass Managed Care nicht nur die gleiche, 2,00% sondern sogar bessere Qua­ 0,00% lität bietet, dann ist ein Ende 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 des Aufschwungs nicht in Sicht.  Peter Kraft


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Höhere Fachprüfung zum dritten Mal durchgeführt

Zwei neue diplomierte Krankenversicherungs-Expertinnen

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egen des auf 1.1.2004 geän­ derten Berufsbildungsgesetz (BBG) musste auch santé­ suisse seine Ausbildungsreglemente an­ passen. Bereits im Frühjahr 2004 hatte santésuisse ein überarbeitetes Regle­ ment eingereicht und die Ausbildung HFP entsprechend geändert. Wie bei Lehrgängen und auf diesem Niveau üb­ lich, sind die wichtigsten Neuerungen der Einbau des Themas «Management» und die Projektarbeit. Bei der Bear­ beitung der Fragestellung zur Projekt­ V.l.n.r.: Yvonne Hebeisen, Daniel Wyler, arbeit dürfen sich maximal drei Lehr­ Präsident der Prüfungskommission, gangsteilnehmende zu einer Arbeits­ Annik Güntert. gruppe zusammenschliessen und ge­ meinsam eine Lösung erarbeiten. Damit dennoch das Einzelwissen umfassend ge­ Zusatzeffort wir niemals solche Lehrgänge prüft und vertieft werden kann, findet an­ und Prüfungen im Milizsystem durchfüh­ lässlich der mündlichen Prüfungen noch ren könnten. Im Vergleich mit den Vor­ eine individuelle Befragung zur Projekt­ jahren hatten die Teilnehmenden in die­ arbeit statt. Die weiteren Bestimmungen sem Lehrgang mehr Mühe mit dem Ver­ des Prüfungsreglementes sind praktisch fassen der Projektarbeiten. Die Lösungs­ unverändert: Es sind zwei schriftliche Prü­ vorschläge waren eher pragmatisch und fungen zu je drei Stunden und drei münd­ entsprechend weniger kreativ. Der Tenor liche Befragungen zu je 30 Minuten zu ab­ der Beteiligten war trotzdem: Eine span­ solvieren. Zusätzlich erfolgt während ei­ nende und dem Niveau durchaus ange­ ner halben Stunde die bereits erwähnte passte Fragestellung mit Knacknüssen, de­ mündliche Befragung zur Projektarbeit. ren Bearbeitung Spass machte. Der Notenschnitt muss mindestens 4,0 be­ tragen. Es darf nicht mehr als eine Note Diplomfeier unter 4,0 liegen, und keine unter 3,0. An der Sitzung der Prüfungskommission wurde festgestellt, dass zwei Personen die Lehrgang und Prüfung Prüfung 2006 bestanden haben, was einer Zum dritten Mal standen die Unterlagen Erfolgsquote von 40 Prozent entspricht und auch die Referenten auf dem Prüf­ (2005 lag sie bei 50 Prozent). Als Knack­ stand: Die Rückmeldungen der Teilneh­ punkt erwies sich die Bestimmung, dass menden aus den Vorgängerkursen wur­ von sieben Noten lediglich eine ungenü­ den berücksichtigt und eingebaut. Auch gend sein darf, was mehreren Teilneh­ die dritte HFP konnte ohne Zwischenfälle menden zum Verhängnis wurde. durchgeführt werden. Das war nur mög­ Anlässlich einer kleinen Feier in Luzern lich dank des grossen Einsatzes des Sekre­ konnte der Präsident der Prüfungskom­ tariats, der Prüfungsleitung und auch der mission, Daniel Wyler, den beiden erfolg­ Expertinnen und Experten, ohne deren reichen Lehrgangsteilnehmerinnen gra­

Foto: Martina Wolf

Im vergangenen Jahr haben wiederum mehrere Personen den berufsbegleitenden Lehrgang absolviert und im November die Höhere Fachprüfung (HFP) abgelegt. An der Diplomfeier in Luzern konnten denn auch zwei weitere Personen ihre Zeugnisse in Empfang nehmen. Sie dürfen sich künftig diplomierte Krankenversicherungs-Expertin nennen.

tulieren und die Zeugnisse übereichen. Annik Güntert und Yvonne Hebeisen, beide von Helsana, dürfen nun neu den eidgenössischen Titel «Diplomierte Kran­ kenversicherungs-Expertin» führen.

Ausblick Da es 2006 zu wenig Anmeldungen ge­ geben hat, werden wir mit dem Lehr­ gang HFP nun ein Jahr pausieren und können uns so voll und ganz auf die bereits laufende Revision des Lehrgangs Berufsprüfung (BP) konzentrieren. san­ tésuisse ist aber auch mit den Medizin­ seminaren und der Erarbeitung eines neuen Kurses für spezialisierte Sachbe­ arbeitende beschäftigt. Auch werden der Grund- und der Vertiefungskurs den ver­ änderten Marktgegebenheiten angepasst, mit einem verstärkten Einbezug von elek­ tronischen Lernmedien und kleinen Zwi­ schentests zur Überprüfung des vorhan­ denen oder erarbeiteten Wissens. Laut Bundesamt für Berufsbildung und Tech­ nologie (BBT) wird unser Reglement BP genehmigt. Zusammen mit der Prüfungs­ kommission muss dazu noch im ersten Halbjahr 2007 eine neue Wegleitung er­ arbeitet werden, damit das Reglement per 1.1.2008 in Kraft gesetzt und die Prü­ fungen nach geändertem Modus durch­ geführt werden können. Den Arbeitgebern ist es immer noch ein Anliegen, möglichst praxisnah ausge­ bildete Personen beschäftigen zu kön­ nen. Dazu bestens geeignet ist der Ein­ satz von Referentinnen und Referenten aus der Praxis, die im Milizsystem ihre Ausbildungsaufgaben wahrnehmen. An dieser Stelle sei jenen Versicherern ge­ dankt, die ihre Mitarbeitenden für die Grundausbildung, die Weiterbildung oder gar Spezialseminare zur Verfügung stel­ len.  Daniel Wyler


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GESUNDHEITSWESEN

infosantésuisse  Nr. 3, März 2007

Im Gespräch: Andreas Wildi, Leiter der Sektion Medikamente beim Bundesamt für Gesundheit

«Die Nachfrager brauchen mehr Handlungsspielraum» Andreas Wildi, Leiter der Sektion Medikamente beim Bundesamt für Gesundheit, erwartet von den jüngsten Massnahmen zur Senkung der Arzneimittelpreise positive Auswirkungen. Er stellt aber auch klar, dass die Regelungen noch verbessert werden müssen. Und bei der Preisgestaltung möchte Wildi die Abnehmergegenüber der Herstellerseite stärken.

infosantésuisse: Kürzlich hat die Vereinigung Pharmafirmen in der Schweiz an einer Medienkonferenz ein positives Fazit gezogen: Die von Behörden und Industrie auf 2006 eingeführten Preissenkungen bei den Arzneimitteln hätten grosse Wirkung gezeigt. Teilen Sie diese Auffassung? Andreas Wildi: Grundsätzlich ja. Zwar sind noch keine Detailzahlen bekannt, aber der Zeitraum von Juli 2006 bis Juni 2007 wird monitorisiert. Einerseits werden wir da­ durch wissen, was die Massnahmen ins­ gesamt gebracht haben. Andererseits wer­ den wir aber auch versuchen zu erhärten, welcher Teil der Einsparungen auf den dif­ ferenzierten Selbstbehalt und welcher auf die Preissenkungsrunden 2006 zurückzu­ führen ist. Denken Sie, dass die Massnahmen nachhaltig sind? Sind weiterhin nur moderate Kostensteigerungen bei den Arzneimitteln zu erwarten? Die Akzeptanz der Generika ist sicher nachhaltig gewachsen. Das Modell muss aber weiter verfeinert werden: Ansons­ ten wird der Markt nicht genügend be­ strebt sein, sich weiter in Richtung Preis­ optimierung und Generika-Substitution zu bewegen. An was für Anpassungen denken Sie? Momentan kann sich ein Original im Rah­ men des differenzierten Selbstbehalts frei­ kaufen. Wenn es einmal seinen Preis auf das durchschnittliche Generika-Niveau senkt, bleibt es für längere Zeit vom er­ höhten Selbstbehalt befreit – auch dann, wenn die Generika-Preise inzwischen weiter sinken. Dieser Mechanismus ist nicht der Weisheit letzter Schluss – denn wenn ein einmaliger Freikauf zu einem dauerhaft tieferen Selbstbehalt führt, wer­

den die Originale und die teureren Gene­ rika zu gut gestellt. Die Bildung der Medikamentenpreise durch die Arzneimittelkommission und letztlich durch das BAG wird häufig kritisiert. Gibt es Pläne, das Verfahren anzupassen? Wir müssen uns entscheiden zwischen der Beurteilung durch ein Spezialistengre­ mium wie es heute die EAK darstellt und einem akkurat durchreglementierten, ge­ nau quantifizierbaren Prozess. Wenn wir ersteres zugunsten von letzterem aufge­ ben, schaffen wir nicht zuletzt auch sehr viel mehr Rekursmöglichkeiten. Ob unter solchen Voraussetzungen eine freie wis­ senschaftliche, freie ökonomische und freie ethische Einschätzung besser mög­ lich wäre, ist meines Erachtens sehr frag­ lich.

«Wenn ein einmaliger Freikauf zu einem dauerhaft tieferen Selbstbehalt führt, werden die Originale und die teureren Generika zu gut gestellt.» Wieso haben bei der Aufnahme in die Spezialitätenliste (SL) nur die Hersteller ein Rekursrecht, nicht aber die Kostenträger? Die heutige juristische Ausgestaltung der Spezialitätenliste ist nicht ideal. Wir sind im steten Prozess bemüht, diese Ausgestal­ tung weiter zu entwickeln, so dass gut eru­ ierte Fakten zügig umgesetzt werden kön­ nen. Es gilt dabei, die Interessen der Pati­ enten an möglichst günstigen, möglichst sicheren und möglichst innovativen Medi­ kamenten primär im Auge zu behalten. Die Preisbildung basiert unter anderem auf Auslandpreisvergleichen. Unsere re-

lativ günstigen Nachbarländer Österreich, Frankreich und Italien bleiben dabei aussen vor. Warum eigentlich? Als dieser Länderkorb geschaffen wurde, spielte die Überlegung eine Rolle, dass Länder ohne forschende Pharmaindustrie mit der Schweiz nicht vergleichbar wä­ ren. Natürlich soll nicht das Axiom «Phar­ mastandort = hohe Medikamentenpreise» gelten. Aber das Grundprinzip ist unbe­ stritten, dass wir in der Schweiz kein Dum­ ping von geistigem Eigentum betreiben wollen. Deshalb hat man sich dafür ent­ schieden, zum Preisvergleich Länder mit ähnlichen gesamtwirtschaftlichen Interes­ sen heranzuziehen. Aber Länder wie Frankreich… Für uns ist die Erweiterung des Länder­ korbs nicht hochaktuell, aber auch kein Tabu. Der Referenzkorb soll Europa breit abbilden. Meine persönliche Meinung ist, dass das auch unsere Nachbarstaaten mit einschliessen kann. Einmal festgesetzte Medikamenten-Preise sind in der Schweiz während der Patentschutz-Frist relativ stabil. Warum werden die Preise der Arzneimittel bei veränderten Rahmenbedingungen – etwa bei einer erweiterten Indikation – nicht angepasst? Grundsätzlich wären Preisanpassungen unter dem KVG möglich: Die Aufnahme­ bedingungen, wozu auch die Wirtschaft­ lichkeit gehört, müssen während der ge­ samten Verweildauer auf der Spezialitä­ tenliste erfüllt sein. Nur: Weil die SL-Ent­ scheide Einzelverfügungen sind, können bei Änderungen dieser Verfügungen die entsprechenden Rechtsmittel ergriffen werden. Solche Verfahren können Jahre dauern. Die Quadratur des Kreises besteht


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Foto: ZVG

infosantésuisse  Nr. 3, März 2007

darin, Innovations- und Patentschutz ge­ bührend, aber nicht über Gebühr zu re­ spektieren. In diesem Sinne müssen wir in Zukunft zügig und ohne Behinderung Fakten schaffen können, wenn Neuer­ kenntnisse vorliegen und beispielsweise die Indikation erweitert wird. Letztlich fi­ nanziert eine staatliche Versicherung den Medikamenteneinkauf. Heute hingegen steht dem der Anspruch des Herstellers, sein Produkt zu einem festgesetzten Preis verkaufen zu können, etwas unausgewo­ gen entgegen. Aus Sicht jener, die das Ge­ sundheitswesen finanzieren, sollten wir stärker zu einem Nachfragermarkt über­ gehen. Das Ziel ist dabei nicht ein Pau­ schalsystem wie in Deutschland, sondern eine differenzierte Preisbildung für Me­ dikamente.

«Wir müssen in Zukunft zügig und ohne Behinderung Fakten schaffen können, wenn beispielsweise die Indikation erweitert wird. BAG-Direktor Thomas Zeltner hat vor einigen Monaten gesagt, dass die Spezialitätenliste um bis zu 20 Prozent verkleinert werden könnte. Ist eine Straffung der SL in absehbarer Zeit zu erwarten? Wir sind daran, die Frage der Optimie­ rung der Spezialitätenliste zu bearbeiten. Hier stellen sich aber grundsätzliche Fra­ gen: Wollen wir einfach alle billigen Me­ dikamente streichen? Oder Medikamente gegen Bagatellen? Oder Medikamente mit präventivem Charakter? Keine dieser Va­ rianten ist optimal und einfach umsetz­ bar. Eine Straffung der SL muss sehr dif­ ferenziert geschehen, denn auch inner­ halb einer Wirkstoffgruppe unterscheiden sich die Arzneimittel in bestimmten As­ pekten. Die Bereinigung der Spezialitä­ tenliste ist kein Projekt, das man begin­ nen und abschliessen kann, sondern ein dynamischer Prozess.

«Die heutige juristische Ausgestaltung der Spezialitätenliste ist nicht ideal.»

Wo sehen Sie in der Medikamentenpolitik kurz- und langfristig den dringendsten Handlungsbedarf? Das BAG will, dass gute und moderne Medikamente allen Patienten zugäng­ lich sind. Das BAG will darüber so ent­ scheiden können, wie es einem Nach­ frager zusteht – also mit etwas mehr Handlungsspielraum, als es dies heute hat.  Interview: Peter Kraft


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infosantésuisse  Nr. 3, März 2007

Reaktion auf den Artikel «Chronisch Kranke: Entspricht unser Gesundheitssystem ihren Bedürfnissen», aus infosantésuisse 11/06

Vernetzte Leistungserbringer – mündige Patienten Hermann Hotz ist pensionierter Apotheker und chronisch krank. Unser Artikel zur Versorgung von chronisch kranken Patienten vom letzten November hat ihn zu einer interessanten Stellungnahme aus der Sicht eines direkt Betroffenen veranlasst. Seine zentralen Thesen: Mehr Selbstverantwortung für chronisch Kranke senkt nicht nur die Gesundheitskosten, sondern steigert die Lebensqualität. Die Zusammenarbeit unter den Leistungserbringern muss besser werden: Allzu oft mache mangelnde Information medizinische Bemühungen zunichte, schreibt Hotz. Nachfolgend seine Stellungnahme im Wortlaut.

I

hren Artikel zur Begleitung der chro­ nisch Kranken in infosantésuisse Nr. 11 habe ich mit Interesse gelesen. Ich bin auch ein »Chronischer» (Herz mit Arhyth­ mien und Vorhofflimmern) und überwa­ che meine Überlebenstherapie selbst. Ge­ nerell sollten die Dauerpatienten wenig arztintensiv sein, weil die Kontrolle der wesentlichen Daten technisch erfolgt, in meinem Fall Blutgerinnung, Blutdruck, Ge­ wicht und Vorhofflimmern. Bei den Dia­ betikern hat man ja schon lange erkannt, dass zur Erhaltung einer guten Lebensqua­ lität nur die Selbstkontrolle mit Dosisan­ passung zum gewünschten Erfolg führt. Und diese nicht ganz einfache und Diszi­ plin fordernde Aufgabe wird von allen Pa­ tienten gut und zuverlässig ausgeführt. Die Patienten werden so zu mündigen, selbst­ verantwortlichen Versicherten, die sich be­ wusst sind, dass ihr Verhalten für ihre Le­ bensqualität entscheidend ist. Auch wenn bei anderen Erkrankungen nicht gerade Verlust des Augenlichts und die Amputa­ tion von Zehen oder ganzen Beinen dro­ hen, zeigt dieses Beispiel, was zugunsten der Lebensqualität und nicht zuletzt auch der Kosten zu gewinnen ist.

Personen und Organisationen, die im Auf­ trag eines Arztes arbeiten, Laboratorien, Abgabestellen für Mittel und Gegenstände, Spitäler, Einrichtungen der teilstationären Krankenpflege, Pflegeheime, Heilbäder. Viele sehen sich gegenseitig als Konkur­ renten: Die Hausärzte werfen den Fach­ ärzten vor, sie werben ihnen bei Überwei­ sung die Patienten ab, und diese erwidern, sie könnten die Hausarztfunktion ebenso gut ausüben. Viele klagen, sie fänden keine Nachfolger. Das stimmt sowohl in abgele­ genen Tälern mit zu wenig wie auch in Ag­ glomerationen mit zu vielen Ärzten. Diese Zustände erklären auch, warum es im Ge­ sundheitswesen an der fachlichen Zusam­ menarbeit fehlt und zu viele als Einzel­ kämpfer für den Erwerb und erst in zwei­ ter Linie gegen die Krankheit antreten. Die Patienten werden verunsichert, befolgen ihre Therapieanweisungen schlecht oder gar nicht, und Hausärzte dürfen nicht erfah­ ren, dass ihr Patient aus eigenem Entscheid noch einen Facharzt aufsucht. Und so er­ staunt es nicht, dass in den Spitälern jeder fünfte als medizinischer Notfall eingeliefert wird, dem in der häuslichen Krankenpflege bereits eine längere Leidenszeit mit erheb­ lichen Kosten vorausgegangen ist.

Zu viele Einzelkämpfer In fachlicher Hinsicht ist die Zusammenar­ beit der Leistungserbringer im Interesse der Kranken und der Gesunden – die nur zah­ len – sehr mangelhaft: nämlich der Ärzte, Apotheker, Chiropraktoren, Hebammen,

Auch die Patienten sind gefordert Die Patienten müssen sich bewusst wer­ den, dass sie nur dann mit einem optimalen Erfolg der Behandlung ihrer gesundheit­ lichen Probleme rechnen können, wenn sie

sich an dieser Zusammenarbeit beteiligen. Dazu gehört zunächst die volle Offenheit. Das Aufsuchen eines Facharztes muss dem Hausarzt mitgeteilt werden, beide müssen die medizinisch relevanten Probleme ken­ nen. Der Patient muss sich um Klarheit über seine Krankheit und ihre Heilung oder Besserung bemühen und die nötige Sorg­ falt und Ausdauer für die Kontrolle seiner Therapiebefolgung aufwenden. Wenn er die ihm empfohlenen vorbeugenden und therapeutischen Massnahmen beachtet und deren Erfolg überprüft, so kann er viel zum Therapieerfolg und seinem Wohlbefinden beitragen, und auch die Krankenversiche­


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Foto: Prisma

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esse der Bevölkerung in Gesundheitsund Krankenversicherungs-Gesetzen vorgeschrieben werden. Dann müssen auch die entsprechenden Verordnungen, Verfügungen und Massnahmen der Ver­ waltung dieser Vorschrift genügen. Mit der Verpflichtung der Leistungserbringer zur Abgabe der aktuellen Daten an die Patienten mit Dauermedikation können diese ihre Gesundheitsdaten jederzeit auf sich tragen. Und dazu resultiert erst noch eine weitgehend systembedingte Quali­ tätskontrolle, weil jeder, der diese Daten ergänzen oder ändern will, sich bemüht, keine Fehler zu machen, weil er ja nicht weiss, wem der Patient seine Unterla­ gen als nächstem vorlegt. Wen also z.B. ein Apotheker, bei dem der Patient sein Rezept einlöst, Fehler oder Probleme in der Verordnung nicht bemerkt und diese nicht nach Rücksprache mit dem Arzt löst, dann haftet er für die Folgen dieser Unterlassung, wenn er sie hätte bemer­ ken können. Und Analoges gilt für alle Leistungserbringer. Damit werden solche Vorfälle dann auch statistisch erfassbar.

Fehlende Informationen

Der Informationsaustausch zwischen Patienten und Leistungserbringern ist fundamental für die Versorgung von chronisch Kranken.

rungen könnten diese Bemühungen zum Beispiel durch Übernahme der Kosten für Geräte zur Messung von Blutdruck, Blutzu­ cker oder Blutgerinnung belohnen. Nebst den Angaben zu seiner Person, sollte jedermann immer auch diejenigen zu sei­ ner Gesundheit mit sich führen, von den Daten über angeborene und erworbene Probleme, aktuellen und chronischen Be­ funden bis zu den derzeitigen Laborwerten, Therapie und Medikation. Dann ist er auch bei Unfällen und Erkrankungen im Aus­ land, oder wenn sein Arzt nicht erreich­ bar ist, am besten geschützt. Und dann ist auch die ewige Problematik des Daten­

schutzes gelöst. Wer nicht mehr in der Lage ist, diese Daten selbst zu verwalten, der kann sie einer Vertrauensperson, seinem Hausarzt oder einem Verwandten für die laufende Aktualisierung übergeben. Die Mutation vom «patiens» zum selbstverant­ wortlich handelnden mündigen Versicher­ ten und Patient sollte aber nicht erzwun­ gen werden, sondern auch aus Einsicht erfolgen.

Bessere Zusammenarbeit unter Leistungserbringern Den Leistungserbringern muss die Pflicht zur fachlichen Zusammenarbeit im Inter­

Die so genannt chronisch Kranken brau­ chen viel weniger ärztliche Hilfe, wenn sie in der Lage sind, ihren Gesundheits­ zustand selbst zu überwachen. Sie be­ nötigen dazu aber auch Daten, die sie nicht selbst erheben können. Die Kos­ tenübernahmen für Apparate, Teststrei­ fen und Labor betragen einem Bruch­ teil dessen, was heute all die vielen Um­ wege und Notfallhilfen ausmachen, nur weil den Leistungserbringern Fehler un­ terlaufen. Verheerend wirkt es sich auf medizinische Bemühungen aus, wenn den beanspruchten Ärzten – auch Augenoder Zahnärzten, Apothekern und Natur­ ärzten – Informationen fehlen. Ich bin mir bewusst, dass die Wahl und Beurteilung der wertvollen Anreize für die Versicherungen nicht einfach ist. Im Positiven kommen wir nur weiter, wenn die Leistungserbringer gesetzlich ver­ pflichtet werden, im Interesse der Be­ völkerung in fachlicher Hinsicht koordi­ niert zusammen zu arbeiten. Dann dür­ fen weder Verordnungen, Verfügungen und andere administrative Aktivitäten diesem Grundsatz widersprechen. Hermann Hotz, pensionierter Apotheker, Küsnacht ZH


service Weder Auflösungen noch Neugründungen

Anzahl Krankenversicherer bleibt stabil News aus aller Welt Obligatorium in Kalifornien: Der kalifornische Gouverneur Arnold Schwar­ zenegger plant, in seinem Bundesstaat ein Kranken­ versicherungs-Obligatorium einzuführen. Parallel dazu will er den Krankenversi­ cherern die Risikoselektion verbieten. Auch auf natio­ naler Ebene setzen sich im­ mer mehr US-Politiker für ein Obligatorium ein. Keine Viren mehr: In­ donesien hat beschlos­ sen, der WHO keine Vo­ gelgrippe-Viren mehr für Forschungs- und Kontroll­ zwecke zur Verfügung zu stellen. Stattdessen will das Land die Krankheitserreger nur noch an Impfstoffher­ steller verkaufen. Patientenklagen: Gross­ britanniens staatlicher Ge­ sundheitsdienst (NHS) wird mit immer mehr Patienten­ klagen wegen Behandlungs­ fehlern konfrontiert. Al­ lein die zehn teuersten Kla­ gen kosteten den NHS letz­ tes Jahr umgerechnet rund 170 Millionen Franken. Baby als Pfand: Ein ser­ bisches Krankenhaus ver­ weigert einer Frau die Her­ ausgabe ihres Neugebo­ renen, weil sie ihre Kran­ kenhausrechnung nicht bezahlen kann. Die junge Mutter hat keinen Versiche­ rungsschutz. Ihr Baby be­ findet sich schon seit zwei Monaten als Pfand in der Klinik.

2007 bieten wie im Vorjahr 87 Versicherer die obligatorische Krankenversicherung an. Es gab weder Auflösungen noch Neu­ gründungen. Besonders in den Anfangszeiten des KVG war die

Strukturbereinigung massiv: Zwischen 1996 und 2000 sank die Anzahl Krankenversicherer um fast einen Drittel von 145 auf 101. Seither scheint der Markt et­ was stabiler zu sein. Bis 2005

war die Tendenz bei der Anzahl Krankenversicherer nur noch leicht abnehmend. 2006 gab es mit 87 Versicherern sogar erst­ mals mehr Anbieter als im Vor­ jahr (85).

santésuisse begrüsst schnelle und flächendeckende Einführung der Versichertenkarte

Schweizerische Versichertenkarte ab 2009 Ab 2009 müssen alle Patien­ tinnen und Patienten ihre Ver­ sichertenkarte vorweisen, wenn sie medizinische Leis­ tungen beziehen und über die Krankenversicherung abrech­ nen wollen. Dies hat der Bun­ desrat so angeordnet. Obligato­ risch enthalten werden auf der Karte die administrativen Ver­ sicherten-Daten sein. Gesund­ heitsdaten wie Blutgruppe, Al­ lergien oder aktuelle Erkran­ kungen können freiwillig hin­ zugefügt werden.

santésuisse begrüsst diesen Schritt: Die Krankenversicherer versprechen sich von der Ver­ sichertenkarte eine Vereinfa­ chung der administrativen Pro­ zesse und eine Verbesserung der Qualität im Gesundheitswesen. Allerdings erscheint das Einfüh­ rungsdatum im Laufe des Jahres 2008 nicht realistisch. Einerseits wird dann die neue Sozialversi­ cherungsnummer noch nicht be­ kannt sein. Andererseits macht es wenig Sinn, eine Krankenver­ sicherungskarte mitten im Jahr

einzuführen. Die Kündigungs­ frist für die Grundversicherung läuft Ende November aus – dann kann mit der Kartenproduktion begonnen werden. santésuisse regt deshalb eine Übergangsfrist für die Auslieferung der Karte bis März 2009 an. Mit Zurückhaltung beurtei­ len die Versicherer die Möglich­ keit, medizinische Daten auf der Versichertenkarte zu speichern. Diese Möglichkeit darf die Ab­ läufe nicht verkomplizieren und verteuern.


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SANTÉSUISSE – SERVICE infosantésuisse  Nr. 3, März 2007

Veranstaltungen Veranstalter

Besonderes

Datum/Ort

Weitere Informationen

Themen: Erstversorgung – Herz und Kreislauf – Schmerz und Doping

21.–22. März KKL Luzern

www.trendtage-gesundheit.ch

Thema u.a.: Wie weiter bei den Prämienausständen?

27.–28. März Hotel Arte, Olten

www.santesuisse.ch

Thema: Qualität offen legen – ein echtes Bedürfnis?

28. März Hotel Arte, Olten

www.vereinoutcome.ch

Thema: Work-Life-Balance als Gewinn für Betriebe und Mitarbeitende

29. März Universität St. Gallen

www.bgf-tagung.ch

Thema: Die Zukunft der Telemedizin

8. Mai Hotel Hilton, Basel

www.medgate.ch

10. Mai Kongresshaus Zürich

www.rvk.ch

3. Luzerner Trendtage Gesundheit Forum Gesundheit Luzern Aktualitätenseminar santésuisse Symposium 2007 Verein Outcome

Nationale Tagung für betriebliche Gesundheitsförderung SECO und Gesundheitsförderung Schweiz 4. Medgate-Symposium Medgate

RVK

Der Patient im Mittelpunkt – Referate u.a. von Therry Carrel und Peter Indra

Zeichnung: Marc Roulin

9. Schweizerisches Forum der sozialen Krankenversicherung


Unser Mandant ist eine im Grossraum Zürich domizilierte, mittelgrosse, zukunftsorientierte und erfolgreiche Krankenversicherung. Wir suchen Sie als

Leiterin / Leiter Finanzbuchhaltung Aufgabenbereich: • • • • • • • •

Verantwortlich für die gesamte Finanzbuchhaltung und Debitoreninkasso Cashmanagement und Vermögensbewirtschaftung Erstellung der Monats- Quartals- und Jahresabschlüsse Vorbereitung zur Abschlussprüfung durch die Revisionsstelle Monatliches Reporting an den Verwaltungsrat mit den Kennzahlen Lohnbuchhaltung inkl. AHV, BVG An- und Abmeldungen Führung von 5 Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter im Inkassowesen Planung, Organisation und Optimierung der Abteilung

Sie verfügen über die entsprechende Ausbildunag als eidg. Dipl. Buchhalter/Controller (eidg. Fachausweis für Buchhalter) oder haben eine HWV abgeschlossen und können sich über eine erfolgreiche Praxis in der Krankenversicherung ausweisen. Weiter sind Sie zweisprachig und bringen die Kentnisse von Excel, Sesam und anderer PC-Software mit. Führungserfahrung ist eine Bedingung.

Gleichzeitig suchen wir

Leiterin / Leiter Risikoprüfer der Versicherungsabteilung Aufgabenbereich: • • • • • • • •

Risikoabklärung und Beurteilung im Bereich Neuaufnahmen/Versicherungsänderungen Fallbesprechungen mit Vertrauensarzt Erledigung von Spezialfällen Verfügungen, Wiedererwägungen Sicherstellung der fristgerechten Antrags- und Mutationsabwicklung Personelle und fachliche Führung von 4 Mitarbeiter/Innen Fachspezifische Unterstützung des unterstellten Personals Ausarbeiten von Weisungen und Beschlüssen der Geschäftsleitung Mitarbeit von Projekten

Um diese vielseitige, anspruchsvolle und weitgehend selbständige Position zu übernehmen, haben Sie eine fundierte Aus- und Weiterbildung (Fachausweis der sozialen Krankenversicherung oder der Sozial- oder Privatversicherung) abgeschlossen und bringen die notwendige Führungsverantwortung mit. Sie sind zwischen 30–50-jährig, sprechen Deutsch und Französisch. Möchten Sie gerne mehr erfahren? Lassen Sie uns Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen zugehen, wir nehmen mit Ihnen Kontakt auf. Nicole Schmid, Personalberatung, Dahlienstrasse 3, 9205 Waldkirch


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Besondere Leistungen und Aufgaben in der Krankenversicherung (SVK) Die Invalidenversicherung als Partner Anwendungspraxis in der Erwerbsausfallversicherung Abgrenzungen in der Unfallversicherung (UVG)

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Preis pro Kurs: CHF 860.–



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