infosantésuisse Nr.05/2006 deutsch

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infosantésuisse Magazin der Schweizer Krankenversicherer Nr. 5, Mai 2006

Gesundheitsminister Pascal Couchepin: «Einheitskasse führt zu Kostenexplosion» Seite 8

Was uns die Initianten verschweigen – und warum Seite 10

IM VISIER:

Irrweg Einheitskasse


INHALT

infosantésuisse  Nr. 5, Mai 2006

EINHEITSKASSE 4 6 8 10 12 14 16 17 18 19 20 22

Vorsicht vor der Fata Morgana Einheitskasse Zehn gute Argumente gegen den Irrweg Einheitskasse Gesundheitsminister Pascal Couchepin: «Die Einheitskasse führt zu einer Kostenexplosion» Was uns die Initianten verschweigen – und warum Scheinlösung Einheitskasse – Neue Studie des Gesundheitsökonomen Willy Oggier Politik, Wissenschaft und Wirtschaft lehnen die Einheitskasse praktisch unisono ab Peter Zweifel: «Einheitskasse hat kein Interesse an den Bedürfnissen der Versicherten» Allheilmittel staatliche Gesundheit? Erfahrungen aus Frankreich, Grossbritannien und Deutschland Sollen die sparsamen Kantone die Zeche bezahlen? Lateinische Schweiz und Stadtregionen: Vorsicht vor der Seifenblase Einheitskasse Im Gespräch: Christiane Langenberger, Waadtländer Ständerätin Wo besteht wirklich Reformbedarf im Gesundheitswesen?

Zehn gute Argumente gegen den Irrweg Einheitskasse Seite 6

Service 3 2 23 23 24 24 24 25 25

News aus aller Welt Mehr staatliche Steuerung im Gesundheitswesen? Neue Studie des Büro BASS VeKa-Center personalisiert letzte Versichertenkarte der Erstauslieferung Obsan-Studie: Prävention und bessere Kostenkontrolle für vernünftige Pflegeausgaben Walliser Apotheken nehmen abgelaufene Arzneimittel zur Entsorgung zurück Symposium Forum Managed Care Veranstaltungskalender

Einheitskasse ist breit umstritten – auch in den eigenen Kreisen Seite 14

Im Gespräch: Christiane Langenberger, Waadtländer Ständerätin Seite 20

Nr. 5, Mai 2006 Erscheint zehnmal jährlich

Layout: Henriette Lux und Felix Bosch

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Titelbild: Heiner Grieder, Langenbruck ISSN 1660-7228


EDITORIAL

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Hohe Risiken – kein Nutzen

D Christoffel Brändli Präsident santésuisse

ie Kosten im Gesundheitswesen steigen Jahr für Jahr. Rezepte zur Kostendämpfung gibt es viele. Dazu gehören zum Beispiel die Aufhebung des Vertragszwanges, die Anpassung der Medikamentenpreise an das Niveau der umliegenden Länder, die Einführung von DRGs im stationären Bereich, die Förderung von Managed Care sowie differenzierte Kostenbeteiligungen und Franchiseregelungen. Das Parlament berät gegenwärtig verschiedene Vorlagen, die in diese Richtung gehen. Ich bin überzeugt, dass mit den vorgesehenen Massnahmen die Kostenentwicklung in vernünftige Bahnen gelenkt werden kann. Die Kosten werden aber nicht sinken: Wenn wir am medizinischen Fortschritt teilhaben und eine qualitativ hohe Gesundheitsversorgung sicherstellen wollen, werden wir auch in Zukunft mit Kostensteigerungen, allerdings in abgeschwächter Form, rechnen müssen. Man streut nun der Bevölkerung Sand in die Augen, wenn man verspricht, über eine Einheitskasse die Kosten in den Griff zu bekommen. Das Gegenteil ist der Fall. Eine Änderung der Finanzierungsart trägt nichts zur Kostensenkung bei, die Verstaatlichung des Krankenversicherungswesens beseitigt positive Anreize und führt zu Kostensteigerungen. Erfahrungen aus dem Ausland und auch namhafte Gesundheitsökonomen bestätigen diese Feststellung. Zudem werden die Prämienverbilligungen für die schwachen Einkommensschichten entfallen. Die Lösung Einheitskasse wird damit zu einer Scheinlösung, die auch aus sozialpolitischen Gründen abzulehnen ist.

Trotzdem, für Leute, die sich nicht im Detail mit den Fakten auseinandersetzen, ist die Initiative emotional verfänglich. Die vorliegende Nummer von infosantésuisse will Grundlagen für eine sachliche Beurteilung der Initiative liefern. Die verschiedenen Beiträge machen deutlich, dass wir uns nicht auf Experimente einlassen sollten, weil wir dadurch unser qualitativ hoch stehendes Gesundheitswesen unnötig gefährden. In diesem Sinne sollten wir unser Gesundheitssystem nicht auf den Kopf stellen, weil damit hohe Risiken und kein Nutzen verbunden sind. Mit einem klaren Nein zur Scheinlösung Einheitskasse ist aber die Erwartung zu verbinden, dass die Politik die erwähnten Kostendämpfungsmassnahmen möglichst rasch umsetzt. Damit kommen wir unserem Ziel, einem qualitativ guten Gesundheits­wesen zu vernünftigen Preisen, einen wichtigen Schritt näher. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen anregende und interessante Momente bei der Lektüre von infosantésuisse.


EINHEITSKASSE

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Die Einheitskasse löst die wichtigen Probleme nicht – schafft aber eine Menge neue

Vorsicht vor der Fata Morgana Einheitskasse Niedrigere Verwaltungskosten, sozialere Prämien, ein geringeres Kostenwachstum: Traumhaftes verspricht die Einheitskasse für unser Gesundheitswesen, dem das Kostenproblem immer stärker zu schaffen macht. Doch würde die Einheitskasse diese Träume nicht erfüllen können. Mehr noch: Sie würde sich als wahre Fata Morgana entpuppen – weil die Lage, wie bei den Trugbildern in der Wüste, schlechter wird, wenn wir uns auf die scheinbare Rettung einlassen.

S

tellen Sie sich vor, es ist Frühling. Die Abende sind wieder hell und warm, und Sie sind dabei, Ihre alljährliche Grill-Party in Ihrem Garten zu organisieren. Doch denken Sie ein wenig angstvoll an die letzten Jahre zurück: Der zeitliche Aufwand war jeweils riesig. Die richtigen Speisen auswählen, heimschleppen und zubereiten – das erledigt sich nicht in ein paar Minuten. Und erst die Kosten: Mehr als dreissig Gäste ausgiebig mit Speis und Trank zu versorgen, drückt spürbar auf das Monatsbudget. Sie vertrauen Ihre Sorgen einem Bekannten an, der Ihnen sogleich rät, dieses Jahr für den Grill nur Cervelats, als Beilage für alle Kartoffelchips, zum Apéro einen günstigen Fendant und ansonsten einfach Mineralwasser zu besorgen. Damit hätten alle gegessen – Cervelats und Chips mag ja schliesslich jeder – und Getränke wären sowohl für die Feuchtfröhlichen als auch für jene, die noch mit dem Auto zurückmüssen, vorhanden.

Tristesse statt Vielfalt Sie führen das Fest durch wie Ihnen geraten. Am Schluss merken Sie, dass Ihre Gäste zwar satt, aber nicht so rundum zufrieden wie in den Jahren zuvor sind. Sie gehen die Vorbereitungen nochmals durch – und stellen fest, dass Cervelats zuschneiden und Chips aufstellen zwar schneller geht als Dip-Saucen mixen, Gemüse zuschneiden und Fleisch marinieren. Trotzdem haben Sie den ganzen Tag gebraucht, weil sie aus Langeweile und wegen des fehlenden Zeitdrucks getrödelt oder sich zwischendurch mit sinnlosen Dingen beschäftigt haben. Auch die Rechnung ist nicht tiefer als in den an-

deren Jahren. Weil Sie sich auf Cervelats und Fendant beschränkt haben, sind Sie an vielen schmackhaften Alternativen, die gerade im Sonderangebot sind, vorbeigelaufen. Und vor allem gibt es unter Ihren Gästen einige, deren Bedürfnisse und Vorlieben Sie nicht berücksichtigt haben: Die Vegetarier, die Linienbewussten oder jene, die an einem warmen Abend statt Fendant lieber ein kühles Bier geniessen. Also beschliessen Sie: Nächstes Jahr feiern Sie statt einer Einheitsparty wieder ein buntes Frühlingsfest!

Die Einheitskasse löst keine Probleme Genauso wie die scheinbar durchrationalisierte Grillparty lockt auch die Einheitskasse mit einer Reduktion des (Verwaltungs-)Aufwands und mit einer tieferen finanziellen Belastung. Bei näherem Hinsehen stellt sich das Ganze jedoch als Fata Morgana heraus: Wie das triste Cervelat-Treffen entpuppt sich die Einheitskasse als Scheinlösung, ja sogar als eigentliche Mogelpackung (Seiten 6 bis 7): Sie senkt die ohnehin tiefen Verwaltungskosten der Krankenversicherer nicht, weil ohne Konkurrenz der Druck entfällt, diese Aufwendungen tief zu halten. Die finanzielle Belastung wird mit einer Einheitskasse und ihren einkommensabhängigen Prämien auch für die kleinen und mittleren Einkommen nicht kleiner. Bei den kleinen Einkommen ist das sowieso praktisch unmöglich, weil diese im heutigen System dank der Prämienverbilligung kaum Nettoprämien zahlen. Und der Mittelstand würde nach allen bekannten Berechnungen ebenfalls stärker zur Kasse ge-

beten: Weil es politisch chancenlos ist, die sehr hohen Einkommen proportional mit sehr hohen Prämien zu belasten, müssten je nach Berechnungsmodell bereits Einkommen ab 80 000 Franken die fehlenden Einnahmen mit Prämien kompensieren, die über ihrer heutigen Belas-


EINHEITSKASSE

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Warum die SP-Gesundheitsinitiative 2003 abgelehnt wurde 2003 stellte die SP-Gesundheitsinitiative praktisch analoge Forderungen wie die «Initiative für eine soziale Einheitskasse». Das Begehren wurde mit 72,9 Prozent haushoch verworfen – das ist der höchste Nein-Stimmen-Anteil aller sieben linken Anliegen, die am Abstimmungssonntag vom 18. Mai 2003 vors Volk kamen. Die VOXAnalyse des gfs-Meinungsforschungsinstituts zeigt, warum es so kam: Die meisten Stimmbürger befürchteten, dass die Initiative zu einem noch stärkeren Kostenwachstum in der Krankenversicherung führen würde. Ein weiterer wichtiger Ablehnungsgrund war die grosse allgemeine Unsicherheit über die Folgen der Initiative. Die Ablehnung beschränkte sich nicht nur auf das bürgerliche Lager: Beinahe die Hälfte der SP-Wähler erteilten dem Volksbegehren laut VOX-Analyse eine Abfuhr.

fortan Prämien auf dem gesamtschweizerischen Niveau zu bezahlen hätten (Seiten 19 bis 20).

Die Initianten schweigen Die Initianten lassen uns zudem im Unklaren, wie genau ihr Begehren umgesetzt werden soll (Seiten 10 bis 11): Wie werden die einkommensabhängigen Prämien berechnet? Über Lohnprozente, eine EinkomFoto: Keystone

tung durch die Krankenversicherung liegen. Auch würde die Einheitskasse die KVG-Kosten – und damit das Prämienvolumen als Ganzes – nicht senken: Die Anreize eines Monopolisten, die Rechnungen konsequent zu kontrollieren, wären geringer als in der heutigen Konkurrenzsituation. Auch ist zu bezweifeln, dass die Einheitskasse ein hohes Gewicht in den Tarifverhandlungen hätte: Die Initiative schreibt nämlich vor, dass auch die Leistungserbringer im Verwaltungsrat Einsitz nehmen. Warum sollten die Leistungserbringer gegen ihre eigenen Interessen tiefere Tarife aushandeln wollen? Die Einheitskasse würde auch für die Kantone die Anreize beseitigen, bei ihren Entscheiden die Kosten zu berücksichtigen. Der einzelne Kanton hätte nicht mehr die Möglichkeit, durch kostenbewusstes Verhalten die Prämien seiner Bevölkerung niedriger zu halten. Die bisher günstigen Kantone würden durch eine Einheitskasse bestraft, indem sie

Fata Morgana Einheitskasse: Schöne Aussichten – aber nichts dahinter.

mens- oder Vermögenssteuer, eine Mehrwertsteuer – oder aus einer Kombination aus all dem? Wer bezahlt mehr, wer weniger? Wie wird die Einheitskasse strukturiert sein, wie viele Leute wird sie beschäftigen, welcher Stellenwert wird der Rechnungskontrolle bleiben? Auch geben die Initianten keine Auskunft darüber, wie das jetzige in das neue System überführt werden soll. Experten rechnen mit enormen Transaktionskosten – kein Wunder also, dass das Thema aussen vor gelassen wird.

Ein ungeliebtes Kind Die Einheitskasse wird von praktisch überall her abgelehnt: Der Bundesrat (siehe Seiten 8 bis 9) und das Parlament sagen Nein. Dagegen sind auch alle bürgerlichen Parteien. Die Wirtschaft steht der Einheitskasse genau so negativ gegenüber wie die Wissenschaft: Die Schweizer Gesundheitsökonomen halten die Initiative praktisch unisono für eine sehr schlechte Lösung. Und auch in den eigenen Reihen ist die Unterstützung dürftig: Verschiedene SPPolitiker, linke Journalisten, aber auch die Mutterpartei und die Basis sind sich ihrer Zustimmung alles andere als sicher (mehr dazu auf den Seiten 12 bis 16). Warum diese breite Ablehung? Es scheint sich die Erkenntnis zu behaupten, dass die Einheitskasse keine Antwort auf das Kostenproblem in der Krankenversicherung gibt – im Gegenteil, sie wird es sogar verschärfen. Deswegen muss die Politik die KVG-Revision nun entschlossen umsetzen. Denn die dort vorgesehenen Reformen setzen tatsächlich beim Hauptproblem – den Kosten – an (Seiten 22 bis 23). Packen wir in diesem Sinne die Missstände an der Wurzel, statt uns als Zauberlehrlinge an einem nebulösen System zu versuchen, über dessen Auswirkungen wir nichts Genaues wissen.  Marc-André Giger


EINHEITSKASSE

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Die Einheitskasse ist aus vielen Gründen ein gefährliches Experiment

Zehn gute Argumente gegen den Irrweg Einheitskasse Die Idee der Einheitskasse ist nicht neu. Mehrfach wurde sie in der Schweiz auf nationaler und kantonaler Ebene bereits lanciert – und jedes Mal verworfen. Das erstaunt nicht weiter: Die Gründe, die gegen ein solches Konstrukt sprechen, sind überzeugend und zahlreich. infosantésuisse zeigt die Top 10 davon: Die zehn wichtigsten, aber bei weitem nicht einzigen Argumente gegen die Einheitskasse.

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D ie Wahlfreiheit der Versicherten wird massiv eingeschränkt. Die Einheitskasse mache es den Versicherten einfacher, sagen die Befürworter. Das lästige Prämienvergleichen jeden Herbst falle weg. Doch sind diese Vergleiche nicht einfach nur lästig – sie lohnen sich meist auch. Heute haben die Schweizerinnen und Schweizer die Wahl zwischen unterschiedlichsten Versicherern und Modellen. Sie treffen ihre Wahl nach Kriterien wie Prämienhöhe, Dienstleistungsqualität oder Standort des Versicherers. Sie können selber aussuchen, mit wem sie in der zentralen Frage der Gesundheit zusammenarbeiten möchten. Dies zwingt die Versicherer, im Wettbewerb auf die Kosten zu achten und

Foto: Prisma

Die Einheitskasse betreibt bestenfalls Symptombekämpfung, statt die Probleme an der Wurzel zu packen. Das grösste Problem der Krankenversicherung sind die stark wachsenden Kosten: Seit 1999 sind die Krankenkassenprämien um 45,6 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Das allgemeine Preisniveau ist seit Beginn des neuen Jahrtausends um «nur» 5,4 Prozent höher geworden. Die Einheitskasse liefert weder den Patienten, den Leistungserbringern noch sich selber Anreize zum kostenbewussten Verhalten. Es macht keinen Sinn, den Krankenversicherungsbereich vollständig umzubauen, ohne das wichtigste Problem zu berücksichtigen.

ihre Dienstleistungen zu verbessern. Ausserdem wirkt für die Versicherten der Anreiz immer stärker, durch die Wahl eines Managed Care-Modells selber etwas zur Kostendämpfung beizutragen. All diese Vorteile würden mit der Einführung einer Einheitskasse verschwinden.

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B ei einer nationalen Einheitsprämie bezahlen die kostengünstigen Kantone die Zeche. Heute können jene Kantone, in denen weniger Kosten für die Krankenversicherung anfallen, von tieferen Prämien profitieren. Das ist für die Kantone, die in erster Linie für die Gesundheitsversorgung zuständig sind, ein bedeutender Anreiz, bei ihren Entscheiden die Kostenfolgen zu berücksichtigen. Bei einer Einheitskasse hingegen würden die günstigen die teureren Kantone subventionieren. Das ist nicht nur ungerecht, sondern nimmt den Kantonen auch die Motivation, weiterhin auf die Kosten zu achten (mehr auf den Seiten 18–19).

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Irrweg Einheitskasse: Allen lauernden Gefahren zum Trotz wollen uns die Initian­ ten auf den Pfad ins Ungewisse schicken.

D ie heutige Finanzierung ist durch die Prämienverbilligung und durch die starke Steuersubventionierung im Spitalbereich bereits heute sozialverträglich. Mit der Forderung nach einkommensabhängigen Prämien rennen die Initianten also offene Türen ein. Zudem bleibt die Finanzierung der Einheitskasse unklar: Wie werden die Prämien berechnet? Ab welchem Einkommen steigt die Prämienbelastung im Vergleich zum heutigen System? Wie wird die Prämie auf hohe Einkommen erhoben, die nicht oder nur teilweise versteuert werden?


EINHEITSKASSE

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Foto: Prisma

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D er Mittelstand wird durch die Einheitskasse stärker belastet, tiefere Einkommen nicht besser gestellt. Sofern man nicht die unrealistische Annahme trifft, dass die Höhe der einkommensabhängigen Prämien keine Obergrenze kennt, wird die Einheitskasse den bereits stark strapazierten Mittelstand noch mehr zur Kasse bitten. Sämtliche bekannten Berechnungsmodelle bestätigen diese These (mehr auf den Seiten 10–11). Tiefe Einkommen schliesslich bezahlen im heutigen System dank der Prämienverbilligung netto keine Krankenversicherungsbeiträge. Wie also will eine Einheitskasse sie besser stellen?

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I nnovative Versicherungsmodelle werden mit der Einheitskasse verschwinden. Eine Einheitskasse wird die Vielfalt durch die Einheit ersetzen. Ausserdem wird sie keinerlei Anreize mehr haben, innovative Produkte zu entwickeln und anzubieten, um sich damit von der Konkurrenz abzuheben.

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Das schweizerische Gesundheitswesen rückt in Richtung Verstaatlichung. Eine Einheitskasse wird zumindest Elemente eines Staatsunternehmens aufweisen – sind für den Verwaltungsrat doch ein Drittel Behördenvertreter vorgesehen. Das Beispiel Grossbritannien zeigt aber, dass ein staatliches Gesundheitswesen gravierende Folgen haben kann: Im National Health Service (NHS) haben sich die Kosten seit 1997 verdoppelt. Gewachsen sind auch die Warteschlangen, während die Qualität vor allem in den Spitälern bedenklich ist. Auch Frankreich hat schlechte Erfahrungen mit seiner Einheitskasse gemacht (mehr auf Seite 17).

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D er Übergang vom bisherigen zum neuen System wäre mit hohen Kosten verbunden. Die Initianten haben sich offenbar keine Gedanken darüber gemacht, wie der Übergang zur Einheitskasse in der kurzen Frist von drei Jahren vor sich gehen soll. Es gibt keinen Fahrplan – ebenso wenig wie Schätzungen über die Transaktionskosten. Fest steht nur, dass sie immens sein werden.

Eine Führung aus Behörden, Leistungserbringern und PatientInnen harmoniert ebenso wenig wie Feuer und Wasser.

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Die widersprüchliche Zusammensetzung des Verwaltungsrats würde die Einheitskasse schwächen. Von den Befürwortern wird gerne behauptet, dass eine Einheitskasse bei Tarifverhandlungen ein viel grösseres Gewicht hätte. Die Frage ist nur, welche Interessen sie vertreten würde, wenn Behörden, Leistungserbringer und Patientenvertreter zu gleichen Teilen das Führungsgremium bilden. Die Einheitskasse könnte nicht mit geeinter Stimme sprechen und wäre ein sehr schwacher Verhandlungspartner. Das würde massive

Tarif- und damit Kostensteigerungen zur Folge haben.

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Es liegen bessere Lösungen vor. Die KVG-Revision, wie sie der Bundesrat vorsieht, bietet Lösungen für das Kostenproblem: Eine transparentere Spitalund Pflegefinanzierung, die Aufhebung des Vertragszwangs und die Förderung von Managed Care bringen Lösungen und schaffen nicht – wie die Einheitskasse – nur neue Probleme (mehr auf den Seiten 22–23). Peter Marbet


EINHEITSKASSE

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Im Gespräch: Bundesrat Pascal Couchepin, Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern

«Die Einheitskasse führt zu einer Kostenexplosion» Gesundheitsminister Pascal Couchepin ist vehement gegen die Volksinitiative «für eine soziale Einheitskrankenkasse». Er sieht damit den Kontrollverlust über die Gesundheitskosten und eine dreiteilige ineffiziente Führung auf uns zukommen. Ein Gespräch mit dem Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern.

infosantésuisse: Die Volksinitiative «für eine soziale Einheitskrankenkasse» verspricht tiefere Verwaltungskosten, eine sozialere Finanzierung und ein einfacheres und transparenteres Gesundheitssystem. Das tönt verlockend. Warum stellt sich der Bundesrat trotzdem so dezidiert gegen die Einheitskasse? Pascal Couchepin: Nehmen wir die Verwaltungskosten. Es gibt kein einziges Beispiel für eine öffentliche Verwaltung, die – im Fall der Einheitskasse gar in einer Monopolstellung – kostengünstiger arbeitet als eine privatwirtschaftliche Organisation. Die Kosten der sozialen Sicherheit in Frankreich sind ein eindrückliches Beispiel dafür. Wird eine Organisation dem Wettbewerbsdruck entzogen, vermindert sich auch der Kostensenkungsdruck. Politische Strategien stehen im Vordergrund, die allerdings nicht zu einer Verminderung des Kostenwachstums führen. Die Kostenproblematik ist separat zu betrachten. Es gibt notwendige und überflüssige Kosten. So lohnt sich zum Beispiel der Aufwand für die Rechnungskontrolle, während er in anderen Bereichen nicht unbedingt gerechtfertigt ist und somit Handlungsbedarf besteht. Hier macht die Initiative leere Versprechungen. Die Initiative sieht auch eine Verwaltung der Einheitskasse durch die Leistungserbringer, die Versichertenorganisationen und die Behörden vor. Es ist illusorisch zu glauben, dass eine durch diese drei Gruppen verwaltete Organisation keine Kompromisse nach oben schliessen muss. Die Initiative beabsichtigt zudem die Einführung von einkommensabhängigen Prämien. Das bedeutet nichts anderes als eine stärkere steuerliche Belastung der mittleren Einkommen: Die tiefen Einkommen können kaum besteuert werden, und die hohen Einkommen sind sehr mobil und

flexibel. Bleibt also der Mittelstand, der die zusätzliche Last tragen müsste, wenn einkommensabhängige Prämien eingeführt würden.

«Es ist zu befürchten, dass die Einheitskasse ein Defizit erwirtschaftet und sich der Staat in einer ähnlichen Lage wiederfindet wie bei der IV.» Die Initianten machen keine Aussagen über die konkrete Umsetzung der Initiative – etwa was die genaue Finanzierung oder das Übergangsprozedere betrifft. Was sagen Sie zu diesen offenen Fragen? Ich glaube, dass die Einheitskasse mit dem vorgeschlagenen Führungsmodell und Finanzierungssystem während der Übergangsphase enorme Mittel verschleudern und die Reserven aufbrauchen würde. Da-

«Einkommensabhängige Prämien bedeuten nichts anderes als eine stärkere Belastung der mittleren Einkommen.»

nach würde ein beschleunigtes Kostenwachstum folgen, weil der politische Widerstand gegen den Kostenanstieg sinken würde. Zudem ist zu befürchten, dass die Einheitskasse ein Defizit erwirtschaftet und sich der Staat in einer ähnlichen Lage wiederfindet wie bei der IV. Wenn dann eine Erhöhung der Beiträge beziehungsweise Steuerabgaben angezeigt wäre, könnten sich die verantwortlichen Strategen versucht sehen, abzuwarten und damit den Schuldenberg ansteigen lassen – im Wissen, dass Schulden an sich ja kein Risiko darstellen, weil der Staat die Einheitskasse finanziell stützt und einen drohenden Konkurs in jedem Fall abwenden muss. Würde der Staat eine zusätzliche Steuer vorsehen – oder soll die Einheitskasse gar über die Mehrwertsteuer finanziert werden? Die Prämien würden nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit festgesetzt, basierend also auf der direkten Steuer. Die Mehrwertsteuer steht in keinem direkten Bezug zur Leistungsfähigkeit und bleibt damit ausgeschlossen. Hinsichtlich Steuern hingegen wird man während der Abstimmungskampagne bestimmt Berechnungen vorlegen, die aufzeigen sollen, dass sechzig Prozent der Bevölkerung weniger Steuern zahlen würden. Will man dieser Art von Versprechen glauben, wird man wohl Ja stimmen. Solche Versprechen sind nach der Abstimmung jedoch schnell wieder vergessen. Mit den steigenden Kosten der Krankenversicherung werden unweigerlich auch zunehmend mehr Menschen Steuererhöhungen verkraften müssen. Was wäre die Rolle des Staates innerhalb der Einheitskasse?


EINHEITSKASSE infosantésuisse  Nr. 5, Mai 2006

Fotos: Heiner Grieder

«Während der Übergangszeit würden enorme Mittel verschleudert.»

Diese Frage ist unbeantwortet. Gemäss Initiative erstreckt sich die Rolle des Staats auf die Beteiligung der Behörden an der Verwaltung der Einheitskasse. Nach meinem Staatsverständnis kann dieser aber nicht mit den Versicherten und Leistungserbringern gleichgesetzt werden. Der Staat hat eine Kontroll- und Aufsichtsfunktion zu erfüllen, die Initiative macht ihn aber zusammen mit anderen zum Partner. Das bedeutet, dass der Staat auf eine Autoritätsrolle zur Erhebung der Mittel reduziert wird, über deren Ausgaben diese tripartite Organisation letztlich befindet. Das ist nicht gerade demokratisch. Würde sich eine Einheitskasse überhaupt auf die Kosten im Gesundheitswesen auswirken? Das System würde sozusagen automatisch und praktisch durchgehend zu Kompromissen nach oben führen. Die materiellen Ambitionen der Leistungserbringer und die Wünsche bestimmter Versichertengruppen, namentlich Versicherte in Pflegeheimen, werden kaum zu einer Kostenreduktion beitragen. Es ist im Gegenteil mit einer Kostenexplosion zu rechnen. Wenn wir so die Kontrolle über das Ge-

sundheitswesen verlieren, wird es unweigerlich auf den Abgrund zusteuern. Was sagen Sie jenen Familien, für die die Krankenkassenprämien eine grosse finanzielle Belastung darstellt? Aus welchen Gründen sollen auch sie die Einheitskasse ablehnen? Das aktuelle System kennt Sonderbestimmungen zugunsten von Kindern, und somit von Familien. Die Prämienverbilligung ermöglicht ausserdem eine Korrektur von allfälligen sozialen Ungerechtigkeiten gegenüber Familien, die ja auch den Grossteil des Mittelstands ausmachen. Ich glaube, dass dieses System weiter ausgefeilt werden muss, ohne dabei das Ganze umzukrempeln. Die Familien müssen vermehrt entlastet werden. Dies ist möglich, wenn der politische Wille dazu besteht. Die Krankenkasse darf für Kinder aber nicht kostenlos sein. Dies würde weder die Eigenverantwortung fördern noch ein breiteres Bewusstsein für die Kosten des Gesundheitswesens schaffen. Sind Managed-Care-Modelle bei einer Einheitskasse überhaupt noch möglich?

Prinzipiell schon. Allerdings bestehen keinerlei praktische Anreize, ausser auf Verlangen der Einheitskasse. Durch Anordnung der Einheitskasse geht indessen ein Teil der Vorteile der Managed-Care-Modelle verloren, weil diese auf Freiwilligkeit und einem Vertragssystem mit Pflichten basieren. Die Einheitskasse ist der Innovation und dem Ideenreichtum nicht förderlich, weil keine materiellen Anreize mehr dafür bestehen. Der Bundesrat schreibt in seiner Botschaft zur Einheitskasse, das Kostenproblem müsse durch eine Überprüfung des Leistungskatalogs und durch eine weitere Senkung der Preise gelöst werden. Welche weiteren Massnahmen planen Sie diesbezüglich? Die Massnahmen im Bereich Generika beginnen zu greifen. Es ist zwar nur ein Anfang, aber das Verhalten der Versicherten erfährt eine grundlegende Änderung. Wir suchen nun gemeinsam mit den interessierten Kreisen eine Lösung bei der Psychotherapie. Es geht um beträchtliche Summen. Wir gehen mit Tarifexperten die einzelnen Laboranalysen durch. Dies geschieht auch für die Tarife der Mittel- und Gegenständeliste. Zudem diskutiert das Parlament eine Einführung der Fallpauschale in der Spitalfinanzierung. Die­se neue, leistungsorientierte Abrechnung ermöglicht es, Druck auf das System auszu­ üben, ohne die Qualität zu schwächen.

«Wenn wir so die Kontrolle über das Gesundheitswesen verlieren, wird es unweigerlich auf den Abgrund zusteuern.» Wie ist Ihre Prognose für die KVG-Revision? Wird sie – trotz schleppendem Fortgang – doch noch zu einem glücklichen Ende finden? Ich bin überzeugt davon, dass wir vorankommen. Seit meiner Übernahme des Departements sind etliche Reformen durchgeführt worden. Die Krankenkassenprämien steigen weniger stark. Der Anstieg betrug zwischen 2004 und 2006 durchschnittlich 4,5 Prozent, verglichen mit 6,5 Prozent zwischen 1997 bis 2003. Das ist allerdings noch nicht ausreichend. Ich werde die Reformen weiter vorantreiben.  Interview: Nicole Bulliard und Peter Kraft


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EINHEITSKASSE

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Die Einheitskasse ist die sprichwörtliche Katze im Sack

Was uns die Initianten verschweigen – und warum Die Volksinitiative «für eine soziale Einheitskrankenkasse» will tiefere Verwaltungskosten, eine sozialere Finanzierung, eine Vereinfachung der Krankenversicherung sowie mehr Transparenz bei Leistungen und Kosten. Ganz abgesehen davon, dass es andere Wege gibt, diese Ziele zu verfolgen: Die Befürworter der Einheitskasse lassen uns im Dunkeln darüber, wie die Initiative ihre Versprechen einlösen soll.

N

ormalerweise werden Volksinitiativen als unmissverständliche Verfassungstexte eingereicht, die dem Gesetzgeber klar vorgeben, wie er den Volkswillen umzusetzen hat. Nicht so die Initiative «für eine soziale Einheitskrankenkasse»: Sie definiert lediglich die Zusammensetzung des Verwaltungsrates, schreibt vor, dass die Prämien irgendwie einkommensabhängig werden sollen und legt fest, dass der Übergang zum neuen System innert drei Jahren erfolgen muss (siehe auch Kasten mit dem Initiativtext). Über die konkrete Umsetzung dieser Forderungen – und noch über einiges mehr – geben die Initianten keinerlei Angaben. Nachfolgend die wichtigsten Unklarheiten: • Die Initianten überlassen Interpretation und Umsetzung ihres Begehrens dem Parlament. Der Initiativtext sagt ledig-

lich: «Das Gesetz regelt die Finanzierung der Kasse». Ein bürgerlich dominiertes Parlament würde also ein linkes Anliegen nicht nur umsetzen, sondern auch interpretieren müssen. Dies würde mit Sicherheit zu Schwierigkeiten führen: Beispielsweise würde das Parlament niemals eine versteckte Reichtumssteuer beschliessen, indem es sehr hohe Einkommen entsprechenden Prämien aussetzt. Vielmehr ist eine Höchstgrenze der Beitragszahlungen in Franken zu erwarten. Diese fehlenden Prämieneinnahmen müsste in erster Linie der Mittelstand mit einer höheren Belastung ausgleichen. • Die Initianten wollen zwar einkommensabhängige Prämien, sagen aber nicht, wie diese berechnet werden sollen. Offensichtlich haben die Befürworter die Konsequenzen aus dem

Initiativtext «Für eine soziale Einheitskrankenkasse» Die Bundesverfassung vom 18. April 1999 wird wie folgt geändert: Art. 117 Abs. 3 (neu) 3 Der Bund richtet eine Einheitskasse für die obligatorische Krankenpflegeversicherung ein. Im Verwaltungsrat und im Aufsichtsrat sind die Behörden, die Leistungserbringer und die Interessenvertretung der Versicherten mit jeweils gleich vielen Personen vertreten. Das Gesetz regelt die Finanzierung der Kasse. Es legt die Prämien nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Versicherten fest. II Die Übergangsbestimmungen der Bundesverfassung werden wie folgt geändert: Art. 197 Ziff. 2 (neu) 2. Übergangsbestimmung zu Artikel 117 Abs. 3 (Obligatorische Krankenpflegeversicherung) Die Einheitskasse nimmt ihre Arbeit spätestens drei Jahre nach Annahme von Artikel 117 Absatz 3 auf. Sie übernimmt die Aktiven und Passiven der bestehenden Einrichtungen der obligatorischen Krankenpflegeversicherung.

klaren Scheitern der SP-Gesundheitsinitiative 2003 gezogen. Eine der wichtigsten Gründe für die Ablehnung war damals, dass ein grosser Teil der Bevölkerung stärker belastet worden wäre als im heutigen System. Die Einheitskassen-Initianten wollen deshalb die Karten nicht auf den Tisch legen. Sie wollen nicht zugeben, dass die meisten Schweizerinnen und Schweizer zusätzlich zur Kasse gebeten würden. Anders die Gesundheitsökonomen: Stefan Spycher, Co-Leiter des Büro BASS und designierter Leiter des Gesundheitsobservatoriums, hat berechnet, dass die Prämienbelastung auch für den Mittelstand ansteigen würde – je nach Modell bereits ab einem Einkommen von 80 000 Franken. Michael Bertschi, Gesundheitsökonom bei santésuisse, gibt zudem zu bedenken, dass bei einkommensabhängigen Prämien die Prämienverbilligungen wegfallen würden. Die Belastung würde bei einer Annahme der Einheitskassen-Initiative so auch für die tieferen Einkommen steigen. • Die Initianten sagen kaum etwas zur Struktur der Einheitskasse. Die Verwaltungskosten werden gerne als Argument


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Foto: Prisma

Die Initianten der Einheitskasse schweigen mit gutem Grund: Würden sie mit offenen Karten spielen, nähme die Unterstützung für ihr Anliegen noch weiter ab.

für eine Einheitskasse angeführt. Wegfallen würden die Kosten für die Werbung – diese Ausgaben sind aber bei den Krankenversicherungen im Ver-

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gleich zu den Ausgaben für die Rechnungskontrolle vernachlässigbar klein. Es stellt sich also die Frage: Wie will die Einheitskasse Verwaltungskosten spa-

ren? Etwa bei der Rechnungskontrolle? Die Folge wären massive Kostensteigerungen bei den medizinischen Leistungen. Und schliesslich: Wie viele Menschen wird die Einheitskasse beschäftigen? Wie gross wird der Arbeitsplatzverlust sein, wenn eine gesamte Branche durch einen Verwaltungsapparat ersetzt wird? • Die Initianten wissen nicht, wie das bisherige ins neue System übergeführt werden soll. Drei Jahre beträgt laut Initiativtext die Übergangsfrist. Die KVG-Revision zeigt: Auch eine Reform des Gesundheitswesens ist in dieser Zeit nicht umsetzbar, sogar wenn klar formulierte Vorlagen bestehen. Wie soll also ein Totalumbau, über dessen konkrete Ausgestaltung gar nichts bekannt ist, in dieser Zeit bewerkstelligt werden? Hinzu kommt, dass die Überführung des bisherigen ins neue System Transaktionskosten in unabsehbarer Höhe verursachen wird. Auch darüber sagen die Initianten wohlweislich nichts. Die Initianten der Initiative «für eine soziale Einheitskasse» versuchen uns also, die sprichwörtliche Katze im Sack zu verkaufen: Es handle sich dabei um ein äusserst liebenswürdiges Kätzchen. Dass der Schein trügt und das Tier sofort nach dem Öffnen seine Krallen ausfahren wird, verschweigen sie uns.  Peter Kraft

Studie zeigt: Die Finanzierung der Krankenversicherung ist bereits einkommensabhängig

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Quelle: santésuisse

KVG-Kosten einer vierköpfigen Familie Ausgaben fürs Gesundheitswesen (in Franken pro Jahr)

santésuisse hat ausgerechnet, was eigentlich auf der Hand liegt und was die Befürworter der Einheitskasse nicht wahrhaben wollen: Die Belastung durch das KVG orientiert sich heute schon stark am Einkommen. Bezieht man die Prämienverbilligung in die Betrachtung mit ein, sinkt unter einem bestimmten Einkommen – je nach Kanton zwischen 70 000 und 120 000 Franken für eine vierköpfige Familie – die Prämienbelastung stetig. Noch deutlicher wird das Bild, wenn die steuersubventionierten KVG-Leistungen – vor allem im Spitalbereich – mit berücksichtigt werden: Die Gesamtbelastung durch das KVG richtet sich dann ganz klar nach dem Einkommen. Nebenstehende Grafik zeigt für eine vierköpfige Familie die Netto-Prämienbelastung (Prämie minus allfällige Prämienverbilligungen) und die Gesamtbelastung durch das KVG. Weil die kantonalen Rahmenbedingungen verschieden sind, handelt es sich um eine durchschnittliche, gesamtschweizerische Betrachtung.

Steuern fürs KVG Prämienbelastung Prämienverbilligung Netto-Prämienbelastung Gesamtbelastung

10000 8000 6000 4000 2000 0 0

20000

40000

60000

80000

100000 120000 140000 160000 180000

Brutto-Jahreseinkommen


rter se utor

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infosantésuisse  Nr. 5, Mai 2006

Die neue Studie des Zürcher Gesundheitsökonomen Willy Oggier

Scheinlösung Einheitskasse Die Einheitskasse wird die Erwartungen der Initianten – eine stärkere Verhandlungsmacht, tiefere Verwaltungskosten – nicht erfüllen können. Stattdessen werden die Kosten dämpfenden Anreize mittel- bis langfristig entfallen. Verschwinden würde auch die Wahlfreiheit der Versicherten. Deshalb empfiehlt der Gesundheitsökonom Willy Oggier in seiner neuen Studie statt einer Einheitskasse die Einführung von Effektivität und Kosteneffizienz steigernden Massnahmen.

Willy Oggier

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Einheitskrankenkasse» – Die Volksinitiative «Für eine soziale onomischer Sicht einige Gedanken aus gesundheitsök

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Verlag Neue Zürcher Zeitung

Willy Oggier, Scheinlösung Einheitskasse, NZZ libro – Buchverlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich, 2006, 112 Seiten, 28 Franken/19 Euro, ISBN 3-03823-254-8.

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egelmässig taucht in der schweizerischen Gesundheitspolitik die Forderung nach der Einführung einer Einheitskasse auf. Einmal kommt sie in der Form eines parlamentarischen Vorstosses, ein anderes Mal über eine kantonale und ein drittes Mal über eine eidgenössische Volksinitiative. Teilweise erscheint sie als alleinige Forderung, teilweise verknüpft mit dem Anliegen von Prämien nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Teilweise sollen mit der Einheitskasse schweizweit einheitliche, teilweise regional unterschiedliche Prämien möglich sein. Behauptet wird dabei oft, der Wettbewerb unter den Krankenversicherern sei

unnütz und verursache unnötige Kosten. Teilweise wird in der Einheitskasse auch das Instrumentarium gesehen, um Preise von Ärzten, Spitälern und der Pharmaindustrie zu drücken und damit Kosten zu senken. Die Reservenhaltung werde überflüssig, was geringere Prämien zur Folge habe, wird weiter argumentiert. Im Rahmen dieser Arbeit wurde am Beispiel der jüngsten Volksinitiative der Frage nachgegangen, ob die Einheitskasse das halten kann, was sich die Befürworter dieser Idee davon erhoffen. Zu diesem Zweck wurden Erfahrungen von verschiedenen Nachbarländern der Schweiz analysiert. Hier zeigt sich die Tendenz, von der Einheitskassen-Idee wegzukommen. Besonders interessant ist dabei der Umstand, dass insbesondere auch dem politisch linken Lager zuzuordnende Gesundheitsökonomen dieser Idee ablehnend gegenüberstehen.

Keine Stärkung der Verhandlungsmacht Die Argumentation der Initianten, wonach die Einheitskasse tiefere Preise mit den Leistungserbringern aushandeln könnte, vermag diesen Schluss nicht zu entkräften. Denn die Kosten im schweizerischen Gesundheitswesen dürften insbesondere im Krankenversicherungsbereich in grösserem Ausmass von den Mengen als von den Preisen abhängig sein. Zudem dürfte in diesem Zusammenhang auch der Vertragszwang, dem unter sonst gleichbleibenden Rahmenbedingungen auch eine Einheitskasse unterstehen würde, bei wachsender Anzahl Leistungserbringer dazu führen, dass das Volumen der ausgeführten Leistungen zunimmt. Bei Einführung einer Einheitskasse ist davon auszugehen, dass die kostendämpfenden Anreize spätestens mittel- bis

langfristig weitgehend entfallen. Damit dürfte sich auch der Anreiz reduzieren, im Rahmen des Verhandlungsprozesses mit den Leistungserbringern zu kostendämpfenden Effekten gelangen zu wollen. Monopolsituationen weisen zudem eine hohe Wahrscheinlichkeit auf, dass sowohl die Servicequalität als auch die Produkte-Vielfalt beeinträchtigt werden. In diesem Sinn sind die von den Initiantinnen und Initianten immer wieder kritisierten Werbeausgaben der Krankenversicherer nicht nur von geringer finanzieller Bedeutung, sondern ökonomisch gesehen Ausdruck eines Wettbewerbs unter den Krankenversicherern.

Wahlfreiheit fällt weg Einer der grössten Vorteile für die Versicherten bei einem wettbewerblichen System der Krankenversicherer in einer sozialen Krankenversicherung mit Aufnahmezwang besteht darin, dass die Versicherten über Wechselfreiheit verfügen. Wechselfreiheit führt in der Regel zu mindestens folgenden Vorteilen: • Der Versicherte kann bei gleichem Leistungskatalog einen Krankenversicherer mit einer günstigeren Prämie wählen und damit sein individuelles verfügbares Einkommen erhöhen. • Der Versicherte kann bei gleichem Leistungskatalog den Versicherer wechseln, wenn er mit seinem Service nicht zufrieden ist. • Der Versicherte kann bei gleichem Leistungskatalog den Versicherer wechseln, wenn er das Gefühl hat, er werde wegen eines Leidens oder einer Krankheit schlecht(er) behandelt. Die Einführung einer Einheitskasse dürfte zu erheblichen Wettbewerbsverzerrungen im Rahmen der Zusatzversicherungen führen, weil jene Versicherung, welche als


Einheitskasse waltet, gegenüber allen anderen Versicherern im Bereich der Zusatzversicherungen über einen Informationsvorsprung verfügt. Darf die Einheitskasse im Bereich der Zusatzversicherungen nicht tätig werden, ergibt sich wiederum das Problem, dass viele zusatzversicherte Personen Grund- und Zusatzversicherungen bei unterschiedlichen Versicherern haben müssen. Dies dürfte im Vergleich zum IstZustand mit zusätzlichen Aufwendungen für die einzelnen Personen und steigenden Verwaltungskosten bei den Versicherern wegen nicht mehr realisierbarer Synergien zwischen Grund- und Zusatzversicherungen verbunden sein.

Hohe Übergangskosten

Foto: ZVG

Nicht zu unterschätzen sind im Weiteren auch die anfallenden Übergangskosten bei der Einführung einer Einheitskasse. Dabei ergeben sich nicht nur Bewertungsund eigentumsrechtliche Fragen wegen der faktischen Enteignung der bisherigen Grundversicherer, sondern auch Umstellungskosten auf das neue System. Gerade die Erfahrungen bei der Einführung des

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KVG zeigten, dass sich die verschiedenen Akteure teilweise über mehrere Jahre hinweg mit ihren neuen Rollen schwer taten und diese erst finden mussten. Die Zerschlagung der bisherigen eingespielten Struktur in der Kassenlandschaft ist im übrigen auch mit dem Risiko verbunden, dass enttäuschende Erfahrungen mit der Einheitskasse nicht einfach von einem Tag auf den anderen rückgängig gemacht werden können. Vielmehr dürfte auch in diesem Fall mit erneuten, über mehrere Jahre anfallenden Umstellungskosten zu rechnen sein. Nach einer allfälligen Annahme der Initiative kann zudem angenommen werden, dass die Krankenversicherer kein oder kaum Interesse mehr an der Aufrechterhaltung einer seriösen Reservenund Rückstellungspolitik haben. Damit besteht das Risiko, dass im Zeitpunkt der Übertragung von Aktiva und Passiva der heutigen Versicherer auf die Einheitskasse kaum oder gar keine Reserven und Rückstellungen mehr vorhanden sind. Hinzuweisen gilt es ferner darauf, dass der Verwaltungskostenanteil in der Grundversi-

cherung seit der Einführung des KVG kontinuierlich gesunken ist.

Effektivität und Kosteneffizienz steigern! Eine längerfristige Abflachung des Prämienanstiegs dürfte daher nur dann zu erreichen sein, wenn dort angesetzt wird, wo die Gründe für die Anstiege zu suchen sind. Dies ist in erster Linie auf der Leistungserbringerseite. Dabei sollten sich die Reformbestrebungen davon leiten lassen, dass Entscheidungs- und Finanzierungsverantwortung möglichst weitgehend zusammengelegt werden. Ausserdem sollten in einem Sozialversicherungssystem mit Einheitsprämie jene Anreize verbessert werden, welche die Suche nach Effektivität und Kosteneffizienz steigernden Massnahmen stärken und jene zur Risikoselektion eindämmen. Vertragsfreiheit, morbiditätsorientierte Anpassung des Risikoausgleichs, Neuordnung der Spitalfinanzierung in Richtung Monistik und griffige Massnahmen bei den Medikamenten sind wesentliche Instrumente dazu.  Willy Oggier

Autor und Buch Willy Oggier hat an der Hochschule St. Gallen Volkswirtschaftslehre studiert und auf diesem Gebiet auch doktoriert. Nach einigen Jahren Tätigkeit an der Hochschule St. Gallen hat er sich 1996 selbstständig gemacht. Er ist Inhaber der Firma Willy Oggier Gesundheitsökonomische Beratungen AG und gehört heute zu den führenden Gesundheitsökonomen der Schweiz. Zu seinen Auftraggebern gehören Bund, Kantone, Versicherer sowie öffentliche und private Leistungserbringer. Daneben verfügt er über verschiedene Lehraufträge. Oggiers neustes Buch heisst «Scheinlösung Einheitskasse». Es zeigt die Folgen auf, die bei der Annahme der Initiative «für eine soziale Einheitskrankenkasse» zu erwarten – oder zu befürchten – wären. Oggier lässt es aber nicht bei einer Kritik der Einheitskasse bewenden, sondern stellt Möglichkeiten vor, das Gesundheitssystem effizienter zu machen und den Prämienanstieg abzuflachen. Das Buch kann per Fax (032 625 41 51), per email (shop@santesuisse.ch) oder über www.santesuisse.ch – Service – Publikationen, bestellt werden und kostet 28 Franken.


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Foto: Prisma

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Politik, Wissenschaft und Wirtschaft lehnen die Einheitskasse praktisch unisono ab

Die Einheitskasse – allseits unbeliebt Die Befürworter der Einheitskasse werben in ihrem online-Argumentarium mit abstrusen Behauptungen: Die heutigen Krankenversicherer hätten Macht über das gesamte Gesundheitssystem, obwohl sie nur ein Prozent der Leistungen finanzieren würden. Kein Wunder, dass bei solchen «Argumenten» auch die eigenen Reihen stutzig werden: Die Linke befürwortet die Einheitskasse keineswegs geschlossen. Bürgerliche Parteien, die Wirtschaft und die Wissenschaft lehnen die Einheitskasse sogar unisono ab.

... in den eigenen Kreisen

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inige prominente SP-Exponenten sind sich der Widersprüche der Einheitskassen-Initiative offenbar bewusst und äussern sich entsprechend kritisch. Der heutige Preisüberwacher Rudolf Strahm konfrontiert in seinem Papier «Sozialdemokratie: Mitgestaltung–Opposition–Isolation» die eigene Partei mit der Feststellung: «Zahlreiche Initiativen und Referenden haben uns ins Dilemma gestürzt.» Als Beleg führt er die Gesundheitsinitiative an, die er als «Prestigeobjekt» bezeichnet. Strahm fordert seine Partei auf, nicht weiter mit aussichtslosen Volksinitiativen und Referenden die «Opposition markieren zu wollen.» Das führe in «die Sackgasse und zum Energieverschleiss bis zur Totalerschöpfung der Partei». Auch die Berner

Ständerätin Simonetta Sommaruga hat sich verschiedentlich kritisch über die Idee einer Einheitskasse geäussert. Beispielsweise im ÖKK-Magazin: «Ich unterstütze im Moment die Schaffung einer Einheitskasse nicht. Auch die Versicherungen sollen beweisen, dass sie mit mehr Freiheit gegenüber den Leistungserbringern mehr für die Versicherten tun können.» Im Bund vom vergangenen 5. Dezember gibt Sommaruga zu Protokoll, dass die KVG-Revision im Parlament für sie Priorität habe. Nur wenn diese sich schlecht entwickelt, würde sie einer Einheitskasse zustimmen. Und im von ihr mitverfassten Gurtenmanifest, dass 2001 von progressiven SPKräften veröffentlicht wurde, kritisiert sie die Gesundheitspolitik ihrer Partei: «Die SP

konzentrierte sich bisher im Gesundheitsbereich fast ausschliesslich auf die Finanzierung. Diese Sichtweise ist zu eng.» Die Anreize, möglichst viele Leistungen zu verschreiben und zu konsumieren, würden durch diese Politik nicht bekämpft. Die SP solle künftig «in ihrer Gesundheitspolitik die Qualität und die Wirksamkeit der medizinischen Versorgung stärker in den Vordergrund» stellen. Das pda-Magazin «vorwärts» kritisiert den Basler SP-Regierungsrat Ralph Lewin in der Ausgabe 40/05, weil er sich klar von der Einheitskasse distanziert – und macht der gesamten SP den Vorwurf, die Vorlage nur halbherzig zu unterstützen. Tatsächlich sind im Initiativkomitee nur die Sektionen Waadt, Genf und Unterwallis vertreten –


die Mutterpartei fehlt. In den «Schwerpunkten in der Gesundheitspolitik», dem aktuellsten Grundlagenpapier der SP-Fraktion zum Thema, heisst es: «Radikale Veränderungen machen Angst und schüren Abwehrreflexe.» Doch nicht nur die ParteiStrategen sind sich in ihrer Unterstützung

für die Einheitskasse unsicher: Laut der VOX-Analyse haben 2003 gerade einmal 41 Prozent der SP-Wähler für die Gesundheits-Initiative gestimmt. Auch die linke «Wochenzeitung» steht der Einheitskasse nicht unkritisch gegenüber: Laut einem Artikel vom 6. Februar ist sie «kein Wun-

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dermittel». Bemängelt wird vor allem die mangelnde Klarheit bei der Finanzierung. Ebenso spricht die «Wochenzeitung» von einer «gewissen Zurückhaltung» unter linken Fachleuten. Dort herrsche die Meinung vor, «dass das KVG eine Errungenschaft sei, die es auszubauen gelte.»

... in den bürgerlichen Parteien und in der Wirtschaft

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ie Einheitskasse wird von allen bürgerlichen Parteien in seltener Eintracht und Deutlichkeit abgelehnt. Die CVP schreibt in ihrem Positionspapier «Für stabile Prämien und das Ende der Kostenexplosion»: «Eine nationale Einheitskasse würde einen enormen Verwaltungsapparat schaffen. Sie hätte keinerlei Auswirkungen auf die Entstehung und Minimierung der Kosten. Innovative neue Modelle, die heute von den Kassen angeboten werden, fielen bei der Einheitskasse wieder weg. Für Versicherte in solchen Modellen wären massive Prämienaufschläge die Folge. Kantone mit geringen Kosten im Gesundheitswesen würden bestraft.» Die FDP fordert in einer Medienmitteilung «die Freiheit der Kassenwahl und der freie Marktzutritt von qualifizierten Versicherern und Leistungserbringern statt einer Einheitskasse und aufgeblähter Gesundheitsbürokratie». In ihrem

10-Punkte-Programm für eine liberale Gesundheitspolitik schreibt die Partei weiter: «Die Einheitskasse ist kein Mittel zur Kostendämpfung, vielmehr würde sie die bestehenden Instrumente zur Kostenkontrolle schwächen.» Die SVP schliesslich umkämpft das Konkurrenz-Begehren zu ihrer eigenen Gesundheitsinitiative ebenfalls in voller Schärfe. Der Gesundheitspolitiker Toni Bortoluzzi bezeichnet die Einheitskasse sogar als «Mumpitz». Gleicher Meinung wie die bürgerlichen Parteien ist die Wirtschaft. Ihr Dachverband économiesuisse schreibt in seinem Positionspapier zur Gesundheitspolitik: «Eine schweizerische Einheitskasse […] lenkt von der Ursache des Prämienschubs ab, indem die Kosten- und Prämienlasten lediglich neu verteilt werden. Um eine schleichende Verstaatlichung des Gesundheitswesens zu verhindern, unter-

stützt die Wirtschaft den Systemwechsel zu einer monistischen Spitalfinanzierung sowie die Aufhebung des Vertragszwangs im ambulanten und stationären Bereich.» Und Petra Hurth, die Leiterin des Bereichs Wirtschafts- und Sozialpolitik der Credit Suisse, schreibt im online-Magazin der Grossbank: «Eine Einheitskassse würde per se nicht weiter helfen, da die Zusammenführung der Kassen nur einen grossen Apparat schafft, der sich potenziell weniger um die Bedürfnisse der Versicherten kümmern muss. Die jetzigen Kassen stehen zumindet im Wettbewerb und dadurch haben sie Anreize, die Kosten zu senken beziehungsweise tief zu halten. Die Vertragsfreiheit ist in diesem Sinne zu begrüssen, weil sie den Wettbewerb zwischen den Leistungserbringern ebenfalls verstärkt und die Kosten durch Wettbewerb senken hilft.»

... in der Wissenschaft

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er Gesundheitsöknomom Willy Oggier führt in dieser Zeitschrift auf den Seiten 12 und 13 seine Bedenken gegenüber einer Einheitskasse aus. Damit spricht er im Einklang mit praktisch allen Schweizer Gesundheitsökonomen. Für Stefan Spycher, Mitbegründer des Büro BASS und designierter Leiter des Gesundheitsobservatoriums (Obsan), hat die Intensivierung des Wettbewerbs, beispielsweise durch die Aufhebung des Vertragszwangs, oberste Priorität. Seine Berechnungen zeigen zudem, dass die einkommensabhängigen Prämien der Einheitskasse den Mittelstand stärker belasten würden als die heutige Einheitsprämie. Dies deshalb, weil die Einführung von Prämienbelastungen in Millionenhöhe – eine verstärkte Reichtumssteuer also – politisch chancenlos ist. Die sehr

hohen Einkommen würden also nicht proportional belastet, die fehlenden Einnahmen hätte der Mittelstand zu kompensieren. Michael Bertschi, Gesundheitsökonom bei santésuisse, befürchtet auch eine Benachteiligung der tiefen Einkommen, die heute aufgrund der Prämienverbilligung keine oder nur sehr tiefe NettoBeiträge zahlen. Der international renommierte Zürcher Sozialökonom Peter Zweifel argumentiert, in einer Einheitskasse würde keinerlei Innovationsbereitschaft mehr bestehen – die zukunftsweisenden Managed Care-Modelle blieben auf der Strecke. Das Gesundheitswesen, so Zweifel, könne nur durch eine Flexibilisierung effizienter werden – auf keinen Fall aber durch eine Vereinheitlichung (mehr dazu im Interview auf Seite 16). Der Lausanner Professor für Wirtschaft

und Gesundheitsmanagement, Alberto Holly, bezeichnet die Einheitskasse in der Zeitschrift «Horizonte» als Mogelpackung: Die Krankenversicherung sei nicht vergleichbar mit der Suva. Eine Einheitskasse könne insbesondere den chronisch Kranken nicht gerecht werden. Ausserdem sind, so Holly, die Erfahrungen im Ausland schlecht: In England und Frankreich habe das zentralisierte Gesundheitssystem zu hohen Defiziten, schlechter Qualität, Rationierung und Wartelisten geführt. Auch die Gesundheitsökonomen Bernd Schips, Jürg H. Sommer und Robert Leu warnen in ihren Publikationen und Artikeln immer wieder vor den Auswirkungen eines staatlichen Gesundheitswesens im Allgemeinen und vor den bekannten Gefahren einer Einheitskasse im Speziellen. Peter Kraft


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Foto: Keystone

Drei Fragen an: Peter Zweifel, Professor für Sozialökonomie an der Universität Zürich

«Einheitskasse hat kein Interesse an den Bedürf­ nissen der Versicherten» Der Zürcher Gesundheitsökonom Peter Zweifel sieht in der Einheitskasse den diametral falschen Weg, die Zukunft des schweizerischen Gesundheitswesens zu gestalten. Statt einer Vereinheitlichung fordert er eine weitere Flexibilisierung. Nur so können laut Zweifel positive Wettbewerbselemente verstärkt und die Effizienz des Gesundheitswesens erhöht werden.

wirken. Längerfristig wird aber durch die Monopolsituation der Druck verschwinden, die Verwaltungskosten niedrig zu halten. Und selbst wenn das nicht eintreten sollte, steigt das Risiko, anderswo verfehlte Investitionen zu tätigen – wie das Beispiel der Suva zeigt.

«Im Monopol verschwindet der Druck, die Verwaltungskosten niedrig zu halten.»

infosantésusse: Die Initianten versprechen sich von der Einheitskasse ein effizienteres Gesundheitssystem aufgrund eines niedrigeren Verwaltungsaufwandes. Ist diese Hoffnung berechtigt? Peter Zweifel: Die Verwaltungskosten sind überhaupt kein Gradmesser für die Effizienz. Die Einführung von Managed CareProdukten oder verbesserte Rechnungskontrollen ergeben zwar einen höheren Verwaltungsaufwand, führen aber gesamthaft gesehen zu einer Kostenreduktion. Ignoriert man das und betrachtet die Verwaltungskosten isoliert, so kann die Einheitskasse kurzfristig durchaus eine Verminderung des Verwaltungsaufwandes be-

Welche Auswirkungen hätte eine Einheitskasse auf Innovationen im Gesundheitswesen – zum Beispiel im Managed CareBereich? Mit einer Einheitskasse würde die Innovationsbereitschaft im Gesundheitswesen geopfert. Zum einen hätte eine Einheitskasse überhaupt keinen Anreiz, auf die Bedürfnisse ihrer Versicherten einzugehen. Warum auch? Die Kunden können die Versicherung ja nicht wechseln, und die Einnahmen kommen von alleine. Zum anderen hätte ein Monopolist auch nicht die Fähigkeit zu Innovationen: Ihm fehlt die Möglichkeit, mit einem neuen Produkt ein bestimmtes Kundensegment anzusprechen, weil er alle gleichzeitig zufrieden stellen muss. Hinzu kommt, dass neue Produkte das Prinzip der Einheitskasse untergraben würden: Um sie bekannt und beliebt zu machen, müssten sie beworben werden. Damit würde ein Wettbewerb simuliert, der gar nicht existiert. Wo sehen Sie die Alternativen zur Einheitskasse und zum Status Quo? Wichtig ist, dass nicht nur die Kosten allein betrachtet werden, sondern auch ihr Verhältnis zum Nutzen. Bei allen Debatten über Regulierungen und Restriktionen im Gesundheitswesen muss die Frage im

Vordergrund stehen, ob die Bevölkerung diese auch will. Das Gesundheitswesen muss stark flexibilisiert werden, damit es das ursprüngliche Versprechen des KVG einlösen kann: Mehr Wettbewerb. Die Versicherer müssen Arzt- und Spitalleistungen selber einkaufen können. Der Kontrahierungszwang gehört abgeschafft. Allerdings spielt auch in einem solchen Fall der Wettbewerb nur dann, wenn die Versicherer einzeln mit den Leistungserbringern verhandeln können: Es darf beispielsweise keine für alle Versicherten einheitlichen Ärztelisten geben. Auch die kantonalen Spitallisten müssen verschwinden. Die Planung soll bei den einzelnen Versicherern liegen: Sie müssen ihre Vertragsspitäler so zusammenstellen können, wie es den Bedürfnissen ihrer Kunden entspricht. Für alle Versicherer einheitliche Listen von Leistungserbringern haben mit Wettbewerb nichts zu tun. Die Leistungserbringer müssen sich darum bemühen, für möglichst viele Abnehmer attraktiv zu sein – wie alle Anbieter von Dienstleistungen auch.  Interview: Peter Kraft

Zur Person Peter Zweifel ist einer der renommiertesten Gesundheits- und Versiche­ rungsökonomen der Schweiz. Er ist seit 1990 Inhaber des Lehrstuhls für theoretische und praktische Sozialökonomie an der Universität Zürich und war 2003/2004 Präsident der International Health Economics Association.


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Reform wird Defizit nicht vollständig auffangen

Frankreich: Stark verschuldetes staatliches System Die Einheitskassen-Befürworter können sich nicht auf positive Erfahrungen aus dem Ausland berufen: Die staatliche Krankenversicherung in Frankreich zum Beispiel ist stark verschuldet. 2004 belief sich das Defizit auf insgesamt 33 Milliarden Euro. Jede Minute schreibt die Krankenversicherung 23 000 Euro Verlust. Die französische Regierung hat nun ein Reformgesetz beschlossen, das zu einer Wende führen soll.

Deutschland – Folgen der einkommensabhängigen Prämien In Deutschland werden die Krankenkassen-Prämien prozentual vom Lohn abgezogen. Wird also wegen einer Wirtschaftsflaute weniger verdient, müssen die Beitragssätze angehoben werden. Die Arbeit verteuert sich, was wiederum die Konjunktur bremst – ein Teufelskreis. Wegen diesem Mechanismus leidet Deutschlands Krankenversicherungssystem unter chronischem Geldmangel. Die Folge: Die Ärzte – sowohl Hausals auch Spitalärzte – streiken seit Wochen. In vielen deutschen Spitälern wird gerade noch der Notfalldienst aufrechterhalten. Kein Wunder, dass in der grossen Koalition immer mehr Stimmen eine Kopfprämie fordern, die unabhängig von der Konjunktur ist.

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ie Reform der Krankenversicherung soll drei Etappen umfassen: Neuordnung des Systems, zusätzliche Einnahmen, Ausgabenbremse. Es handelt sich dabei um schmerzliche Eingriffe, die neben der Stärkung der Krankenversicherungen auch eine höhere finanzielle Belastung von Arbeitnehmern und Steuerzahlern mit sich bringen. Zudem soll die Koordination des Pflegeangebots verbessert werden.

Strukturen stärken In struktureller Hinsicht werden die drei Hauptsysteme der staatlichen Krankenversicherung (normale Sozialversicherung für Arbeitnehmer, Sozialversicherung für Landwirte sowie für Selbstständige) in der

Union nationale des caisses-maladie zusammengefasst. Dieser nationale Krankenkassenverbund schliesst auf nationaler Ebene Verträge ab. Damit sollen bessere finanzielle Bedingungen erreicht werden. Die Krankenversicherung nimmt damit auch eine bedeutendere Rolle in der Spital- und Arzneimittelpolitik ein.

lastung rechnen. Zudem haben sich bisher trotz der finanziellen Anreize nur vierzig Prozent der Patienten für das Hausarztmodell entschieden. Kurz, das französische Krankenversicherungssystem leidet, und eine Gesundung ist nicht so rasch absehbar.  Nicole Bulliard

Mehreinnahmen und Ausgabenbremse

Grossbritannien – Bilanz eines staatlichen Gesundheitssystems

Um neue Einnahmen zu generieren, werden Arbeitnehmer und Steuerzahler vermehrt zur Kasse gebeten. Das französische System finanziert sich hauptsächlich aus Lohn- und Rentenbeiträgen sowie aus der Selbstbeteiligung der Patienten. Diese beiden Finanzierungsmodelle werden ausgebaut. Besonders die Renten- und Arbeitgeberbeiträge werden erhöht. Die Patienten selber müssen sich zusätzlich zur üblichen Selbstbeteiligung (ticket modérateur) mit einem Euro pro Konsultation beteiligen. Eine bessere Koordination zwischen Allgemein- und Facharzt sowie zwischen ambulanter und stationärer Behandlung soll als Ausgabenbremse wirken. In diesem Zusammenhang konzentrieren sich alle Erwartungen auf das Hausarztsystem. Dieses Modell ist zwar nicht obligatorisch, aber mit finanziellen Vorteilen verbunden.

Prinzipiell sind alle Briten kostenlos über den steuerfinanzierten National Health Service (NHS) versichert. Vor kurzem ist Nigel Crisp, Direktor des NHS, zurückgetreten. Der Grund: Die Kosten hatten sich seit 1997 mehr als verdoppelt. Warum ist es soweit gekommen? Das staatliche, steuerfinanzierte System Grossbritanniens ist davon abhängig, wie viel Geld es vom Parlament erhält. Unter der konservativen Thatcher-Regierung wurden dem NHS die Mittel dermassen gekürzt, dass die Qualität stark darunter litt. Die Labour-Regierung verlegte sich dann darauf, dem NHS so viel Geld wie gewünscht zu geben. Der NHS war also nicht dazu gezwungen, die zusätzlichen Mittel effizient einzusetzen. Weil Grossbritannien keine Selbstbeteiligungen kennt, wurde das vergrösserte Angebot zudem extensiv genutzt. Die Folge davon: Grossbritannien hat nun ein Gesundheitssystem, das zumindest im Spitalbereich qualitativ mangelhaft und dabei nicht einmal besonders günstig ist. Bis zur ersten Diagnose im NHS dauert es mitunter Wochen. Auf den Wartelisten für Operationen stehen Hunderttausende, für nicht lebensnotwendige Eingriffe bestehen Wartefristen von mehreren Monaten.

Schwieriges Erbe und ungewisse Zukunft Die Ausgangslage für die Reform des französischen Krankenversicherungssystems ist äusserst ungünstig. Fachleute rechnen damit, dass mindestens zwanzig Jahre vergehen, bis der Schuldenberg abgebaut ist. Arbeitnehmer und Steuerzahler müssen also noch einige Zeit mit einer Mehrbe-


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Die Einheitskasse würde neue Ungerechtigkeiten unter den Regionen bringen

Sollen die sparsamen Kantone die Zeche bezahlen? Die Einheitskasse würde dazu führen, dass sich die kantonalen Prämien auf hohem Niveau angleichen. Die grossen Verlierer wären diejenigen Kantone, die bis anhin niedrigere Kosten aufgewiesen haben: Ihre Bevölkerung müsste massiv höhere Krankenkassen-Beiträge in Kauf nehmen.

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Quelle: santésuisse

fer zahlt im Durchschnitt doppelt so viel wie eine Appenzellerin – beseitigen würde. Es ist richtig – die kantonalen Kostenunterschiede müssen reduziert werden. Die Einheitskasse aber hätte lediglich eine Nivellierung nach oben zur Folge. Dies auch deshalb, weil sie einen der Hauptgründe der Kostenunterschiede nicht anpackt: Die teilweise ineffiziente (Über-)Versorgung. Beispiel: In den teuren Kantonen ist die Dichte der Ärzte, vor allem der Spezialisten, zum Teil mehr als doppelt so hoch als in den günstigen. Die kantonalen Kostenunterschiede müssen mit einer Nivellierung nach unten angeglichen werden. Taugliche Mittel dazu sind die Vertragsfreiheit oder eine bedarfsorientierte Spitalplanung – und nicht die Einheitskasse.  Peter Kraft

Durchschnittsprämie Erwachsene mit ordentlicher

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Tatsächlich richten sich die Krankenversicherungsprämien in den Kantonen nach den entsprechenden Kosten. Das heisst einerseits, dass die Kantonsbevölkerung durch tiefere Prämien belohnt wird, wenn sie sich kostenbewusst verhält. Andererseits bedeutet es aber auch, dass die Kantone aus sozialpolitischen Gründen ein Interesse daran haben, die Kosten in ihre gesundheitsplanerischen Entscheidungen stärker mit einzubeziehen.

Man mag einwenden, dass die Einheitskasse immerhin die eklatanten kantonalen Prämienunterschiede – ein Gen-

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Sparsame Kantone werden doppelt bestraft

Kosten nicht nach oben nivellieren

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er Föderalismus im Gesundheitswesen sei ein Auslaufmodell, weil ineffizient und kostentreibend: Diese These vertreten nicht wenige Kenner der Materie. Dem stellt der höchste Gesundheits-Föderalist der Schweiz, GDKPräsident Markus Dürr, gegenüber, dass eine zentralisierte Gesundheitspolitik vor dem Volk keine Chance habe. Ausserdem führe das heutige System zu einem erwünschten Kostenwettbewerb unter den Kantonen.

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Untenstehende Grafik zeigt: Insgesamt 17 Kantone liegen mit ihrem Prämienniveau unter dem schweizerischen Durchschnitt. Ihre Bevölkerung müsste also sofort nach der Einführung der Einheitskasse – und damit der nationalen Einheitsprämie – tiefer in die Tasche greifen. Besonders betroffen wären vor allem die Zentral- und Ostschweiz, aber auch das ländliche Mittelland und die Alpenkantone.

Die Einheitskasse hingegen würde keine kantonal abgestuften Prämien mehr kennen. Sofort nach dem Systemwechsel müsste die Bevölkerung der kostengünstigen Kantone die Zeche bezahlen, weil die Prämien auf gesamtschweizerisches Niveau steigen würden. Betroffen wären vor allem die Ost- und Innerschweizer Kantone (siehe Kasten). Doch dies ist erst der Anfang: Durch das sinkende Interesse der Kantone an einem Kostenwettbewerb würde bald eine generelle Prämienerhöhung einsetzen: Die sparsamen Kantone wären also gleich doppelt bestraft.

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Das sind die Sofort-Verlierer einer Einheitskasse


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Die Freude über tiefere Prämien würde sich bald verflüchtigen

Lateinische Schweiz und Stadtregionen: Vorsicht vor der Seifenblase Einheitskasse

Das sind ebenfalls Verlierer der Einheitskasse Die meisten Kantone der lateinischen Schweiz und jene nahe einem städtischen Zentrum bezahlen heute mehr Prämien als der schweizerische Durchschnitt (siehe nebenstehende Grafik). Kurzfristig würde eine Einheitskasse sie also entlasten. Doch der Illusion würde bald die Ernüchterung folgen: Falsche Anreize würden schon mittelfristig dazu führen, dass die Prämien in allen Teilen der Schweiz deutlich über dem heutigen Niveau lägen.

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der verursachenden Kantone käme einfach die Allgemeinheit für die hohen Kosten auf. Nun ist es zwar nachvollziehbar, dass die Bevölkerung jedes Kantons in ihrem Abstimmungsverhalten zuerst die eigenen Interessen berücksichtigt. Doch schneiden sich die Bewohner der teuren Regionen ins eigene Fleisch, wenn sie die Einheitskasse gutheissen – trotz der kurzfristigen Prämienreduktion. Diese Entlastung würde nämlich einer Seifenblase gleichen: Schön anzusehen – doch vergangen, bevor man sich richtig an ihr erfreut hat. Denn auch für die lateinischen und städtischen Landesteile gingen die Anreize zur kostenbewussten Gesundheitsplanung verloren. Weil die Kantone

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Unbestritten ist: Jene Kantone, die durch die Einheitskasse kurzfristig entlastet würden, haben Probleme mit ihren Gesundheitsausgaben. Die Gründe dafür sind vielfältig: Eine (zu) hohe Dichte an Leistungserbringern, kulturelle Unterschiede, die Siedlungsform und die Altersstruktur spielen zusammen. Die Einheitskasse würde die Probleme aber nicht lösen, sondern nur verschieben: Anstelle

Franchise 2004: Teure Kantone

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Verschiebung und Verschärfung des Problems

Durchschnittsprämie Erwachsene mit ordentlicher

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o es Verlierer gibt, gibt es auch Gewinner: Wenn die Kantone mit tiefen Gesundheitskosten durch die Einheitskasse tiefer in die Tasche greifen müssten, könnten sich die «teuren» Kantone über eine Entlastung freuen. Diese Annahme dürfte für die kostenintensiven Regionen in den Ballungszentren und in der lateinischen Schweiz verlockend tönen – ist aber ein kurzsichtiger Irrtum.

generell ein geringeres Interesse an vernünftigen Kostenverhältnissen hätten, würden die Prämien mittelfristig auch in den vorerst entlasteten Regionen massiv über das heutige Niveau steigen.

Billiger Trost Die Einheitskasse wird unter den Regionen also nur Verlierer produzieren. Für die städtischen Kantone und für die lateinischsprachige Schweiz wäre es ein billiger Trost, nicht mehr höhere Prämien als die Ost- und Zentralschweizer zu zahlen – weil auch sie im Vergleich zum Mehrkassen-System mittelfristig stärker geschröpft würden. Peter Kraft

Quelle: santésuisse

Die bisher kostengünstigen Kantone würden die Zeche für die Einheitskasse bezahlen – doch nicht allein. Denn auch die teureren Regionen hätten bei einem Systemwechsel keinen Grund zum Jubeln.


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infosantésuisse  Nr. 5, Mai 2006

Im Gespräch: Ständerätin Christiane Langenberger, Mitglied der SGK des Ständerates.

«Wir wollen keine Monopolsituation» Die eidgenössische Volksinitiative «Für eine soziale Einheitskrankenkasse» wird nach der deutlichen Ablehnung des Bundesrats und der nationalrätlichen Gesundheitskommission wahrscheinlich im Frühling 2007 dem Volk zur Abstimmung vorgelegt. Die Waadtländer Ständerätin Christiane Langenberger, Mitglied der SGK (Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit) des Ständerats, spricht sich im Interview gegen jegliche Art von Monopolsituation aus.

infosantésuisse: Die Initiative «Für eine soziale Einheitskrankenkasse» wurde vom Bundesrat deutlich abgelehnt. Was spricht Ihrer Meinung nach gegen die Initiative? Christiane Langenberger: Es geht hier um eine tiefgreifende Änderung des Systems. Wir haben heute eine Kassenvielfalt, die eine individuelle Auswahl ermöglicht, obwohl die Versicherten, gerade bei Krankheit, auf ihre Krankenkasse angewiesen sind. Mit dieser Initiative jedoch werden die Versicherten uneingeschränkt an ein Monopol, nämlich die Einheitskasse, gebunden. Meiner Meinung nach ist das eine wenig vorteilhafte Systemänderung. Die bürgerlichen Parteien sind der Ansicht, dass sich die Preise in einem Wettbewerbssystem besser lenken lassen und deshalb Qualität, Innovation und Preissenkungen besser gefördert werden können. In einem Monopolmodell ist das nicht möglich. Nehmen Sie zum Beispiel die Swisscom. Solange sie das Monopol innehatte, konnte sie die Preise nach Belieben festlegen. Es gab keinerlei Anreize zu Preissenkungen, weil kein Wettbewerb herrschte.

«Die bürgerlichen Parteien sind der Ansicht, dass sich die Preise in einem Wettbewerbssystem besser lenken lassen und deshalb Qualität, Innovation und Preissenkungen besser gefördert werden können.» Die vehementesten Verfechter des Projekts haben zurückgesteckt, so etwa Pierre-Yves Maillard, der nun einen Kompromiss vorschlägt (L’Hebdo, 2. März 2006). Ist das nicht ein Zeichen dafür, dass das Projekt keine Zukunft hat? Das Volk hat genug von Prämienerhöhungen. Das ist unbestritten, und das

muss man berücksichtigen. Als Reaktion auf diesen Unmut sind wir daran, das KVG schrittweise zu korrigieren. Es wird sich allerdings erst weisen, ob damit eine Verbesserung der Kostensituation im Gesundheitswesen eintreten wird. In diesem Hinblick stellt die Initiative tatsächlich eine heikle Frage. Allerdings sind auch Stimmen aus dem linken Lager gegen die Einheitskasse laut geworden: Sie haben gemerkt, dass dieses System uns kein besseres Preismanagement bringen wird. Die Einheitskasse lässt keine Kostensenkung zu, selbst wenn der Wille dazu bestünde. Die Einheitskasse sieht vor, einen Kostendruck auf die Leistungserbringer auszuüben. Das machen die Krankenkassen aber bereits jetzt. Weil wir heute eine Vielzahl von Kassen haben, sind diese in der Lage, die Leistungserbringer dem Wettbewerb auszusetzen. Dadurch haben sie mehr Gewicht. Eine Einheitskasse würde eher dazu führen, dass die Ärzte in den Zusatzversicherungen tätig werden, was letztlich zu einem Kostenanstieg im Gesundheitswesen führen oder die Ärzte dazu veranlassen könnte, die Anzahl der Behandlungen zu steigern. Wie würde sich Ihrer Ansicht nach die Einsetzung dieses Systems auswirken? Bundesrat Pascal Couchepin spricht von einer «enormen Verschwendung von Mitteln» (siehe Seiten 7 und 8). Es wäre tatsächlich sehr kostenintensiv, da ein gänzlich neues System aufgebaut werden müsste. Vor allem aber macht die Initiative bezüglich Finanzierung keine präzisen Angaben. Eine Monopolsituation im Kostenmanagement fördert die Eigenverantwortung der Versicherten nicht. Im heutigen System hingegen wird die Übernahme von Verantwortung durch wähl-

bare Franchisen, Hausarztnetze und HMO erleichtert. Wir haben auch je nach Ort oder Kanton unterschiedliche Kosten. Eine Einheitskasse wäre nicht in der Lage, dieser Problematik zu begegnen.

«In der Deutschschweiz wird man nicht bereit sein, sich an Gesundheitskosten zu beteiligen, die in der Westschweiz verursacht werden.» Was halten Sie von der Vereinheitlichung der Prämien in der ganzen Schweiz? Das ist nicht möglich. Die Kosten sind zu unterschiedlich. Aus diesem Grund wird die Initiative ja in der Deutschschweiz schlecht aufgenommen. In der Deutschschweiz wird man nicht bereit sein, sich an Gesundheitskosten zu beteiligen, die in der Westschweiz verursacht werden. Die Appenzeller werden nicht damit einverstanden sein, so hohe Prämien wie die Genfer bezahlen zu müssen. Was denken Sie über einkommensabhängige Prämien? Erstens spricht die Initiative nicht von Einkommen, sondern von der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit: Es ist nicht klar, was damit gemeint ist. In unserem heutigen System können die Prämien je nach Region und Finanzlage individuell verbilligt werden. Zudem gibt es Prämienverbilligungen für die Kinder. Mit diesem System ist es um ein Vielfaches einfacher, die Prämien zu individualisieren, als dies mit der Einheitskasse möglich wäre. Sobald Bundes- und Kantonsbeiträge zur Finanzierung der Prämien von Personen mit tiefen Einkommen eingesetzt werden, haben wir es mit einer Finanzierung mit Steuergeldern zu tun. Die hohen Einkommen werden hoch besteuert und sind damit


bereits solidarisch. Im heutigen System spielt die Solidarität auch zwischen Jung und Alt, Frau und Mann. Diese Solidarität wird zudem durch den differenzierteren Risikoausgleich noch verstärkt. Der Solidaritätsgedanke, wie heute im KVG verankert, scheint mir den individuellen Bedürfnissen weit wirkungsvoller begegnen zu können.

erhoffe mir einiges von diesem effizienten Modell. Im Bereich der Risikoselektion müssen ebenfalls Verbesserungen erreicht werden. Ich bin aber nicht sicher, ob die Aufhebung des Vertragszwangs hier eine gangbare Lösung ist. Bundesrat Couchepin äussert sich zwar immer wieder in diese Richtung. Die Ärzte-

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aber hier in einer heiklen Lage gegenüber der Pharmaindustrie. Es soll ja kein Schlag gegen die Pharmaindustrie geführt werden, die eine wichtige Stütze unseres Landes darstellt. Der Bundesrat hat eine Reduktion in der Höhe von 250 Millionen auf Medikamentenpreisen erreicht und auch eine Preisreduktion auf die Generika. Die Pharmaindustrie kann trotzdem noch einen Schritt weitergehen, und auch die Politik kann noch einen Schritt zugunsten der Generika tun. Ich glaube auch, dass im Bereich Prävention noch viel mehr getan werden muss, auch wenn das mit Kosten verbunden ist. Ein grosses Problem ist zum Beispiel das Übergewicht, vor allem bei Kindern. Zusammenfassend möchte ich betonen, dass ich vom KVG überzeugt bin. Es ist ein soziales System. Gewiss hat es Fehler, die zu korrigieren sind. Aber es ist ein Wettbewerbssystem, was einen grossen Vorteil darstellt. Foto: Nicole Bulliard

Die Initiative lässt die wahren Probleme aussen vor, vor allem die Zunahme der Gesundheitskosten. Was haben Sie für Lösungsvorschläge zur Eindämmung der Kosten im Gesundheitswesen? Die Kosten werden stets steigen. Da muss man realistisch bleiben. Die Bevölkerung wird älter. Zudem wissen die Leute immer mehr über die Entwicklungen im medizinischen Bereich und die bestehenden Möglichkeiten. Wir zahlen hohe Prämien und möchten maximalen Zugang zu den Leistungen. Demzufolge wird es kaum möglich sein, die Kosten zu senken. Wir können lediglich versuchen, sie einzudämmen. Mit der KVG-Revision stelWie sehen Sie die Zukunft len wir die notwendigen Inder Krankenkasse? Wie strumente zur Verbesserung sieht sie in zehn Jahren der Lage bereit. Nehmen wir aus? zum Beispiel die SpitalplaEs muss vermieden werden, nung. Da konnten wir erhebdass die jungen Generatiliche Korrekturen durchfühonen vermehrt die finanren. Noch besser wäre allerzielle Last für die demogradings ein monistisches Sysfische Alterung unserer Betem, weil dieses eine bessere völkerung tragen müssen. Aufgabenteilung zwischen Man kann das in der Gestationärer und ambulanter samtwirtschaft ablesen, wo Spitalbehandlung ermöglidie Jungen die ganze Last zu chen würde und eine Auf«Mit dem heutigen System ist es um ein Vielfaches einfacher, tragen haben werden, wenn teilung der Finanzierungsdie Prämien zu individualisieren, als dies mit der Einheitskasse man die älteren Personen der Fall wäre.» verantwortung vermeiden nicht besser in das Wirtkönnte. schaftsleben integriert. Eine zweite geplante MassDas Gesundheitssystem nahme ist die Förderung von HMO und schaft stellt sich dieser Reform jedoch grund- muss mit einer grösst möglichen Anzahl das damit verbundene bessere Kostenma- sätzlich entgegen. Es ist deshalb schwierig zu an Leitplanken ausgebaut werden, danagement. Man müsste allerdings sicher sagen, ob die Krankenkassen die Vertrags- mit die Preise nicht weiter steigen. Lerstellen, dass die HMOs nicht nur schwie- freiheit angesichts des grossen Widerstandes nen wir von anderen Ländern, aber reisrige beziehungsweise chronische Fälle zu werden durchbringen können. sen wir nicht das nieder, was wir besbehandeln hätten, sondern einen Quer- Im Bereich der Arzneimittel besteht noch ser machen.  schnitt durch die ganze Bevölkerung. Ich Handlungsspielraum. Wir befinden uns Interview: Nicole Bulliard


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Wo der Reformbedarf in der Krankenversicherung wirklich besteht

Die Kosten in den Griff bekommen Die Befürworter der Einheitskasse behaupten, die Annahme ihrer Initiative führe zu Kosten- und Prämiensenkungen. Dafür spricht aber gar nichts. Weil die Initiative die Kostenprobleme nicht an der Wurzel packt, würde sogar das Gegenteil eintreten. Die KVG-Revision hingegen enthält Ansätze zur Kostenstabilisierung.

V

on allen Kostenarten der obligatorischen Krankenversicherung (OKP) sind in den letzten Jahren nur die Verwaltungskosten der Krankenversicherer stabil geblieben. Ihr prozentualer Anteil an den gesamten Kosten ist sogar kontinuierlich gesunken, und zwar von acht Prozent bei Inkrafttreten des KVG 1996 auf gut fünf Prozent heute. Das ist ein bedeutend tieferer Wert als bei den Privatversicherungen und bei der Suva. Diese Entwicklung ist nicht zuletzt eine Folge des Wettbewerbs unter den Krankenversicherern.

Warum die Kosten steigen Verantwortlich für das rasche Kostenwachstum in der Krankenversicherung ist allein der starke Anstieg der Leistungsausgaben, vor allem bei den Pflegeleistungen, bei den Spitalbehandlungen und bei den Medikamenten. Dieser Anstieg ist auf verschiedene Arten von Faktoren zurückzuführen: • Faktoren, die nicht beeinflussbar sind und die man auch gar nicht beeinflussen will, wie die Fortschritte in der Medizin, der Medizinaltechnik und der Pharmakologie oder die demografische Entwicklung. • Faktoren, die nur langfristig beeinflussbar sind, wie das Gesundheitsverhalten der Bevölkerung. • Faktoren, die nur teilweise beeinflussbar sind, wie die wachsenden Ansprüche an die Medizin und an das Gesundheitswesen. Die Ansprüche steigen mit den neuen Möglichkeiten der Medizin und vor allem mit dem Marketing, das diese bekannt macht, sowie mit der Dichte des Angebots. • Faktoren, die durch entsprechende Massnahmen durchaus beeinflussbar

sind, wie das Überangebot an Spitälern und Spitalbetten, die grosse Dichte an Spezialärzten in Agglomerationen oder das wachsende Angebot an medizinisch-technischen Geräten, womit die Schweiz schon jetzt im Vergleich zu den Nachbarländern weit überversorgt ist. Verändern kann man schliesslich die falschen wirtschaftlichen Anreize, die zu unnötigen Leistungen führen.

Das Problem an der Wurzel packen Gegen die Kosten- und Prämienerhöhung wirken nur Rezepte, welche die Probleme an der Wurzel packen. Im Interesse der Prämienzahlenden gilt es, mit dem Abbau der Überkapazitäten ernst zu machen und die wirtschaftlichen Anreize so zu setzen, dass belohnt wird, wer Leistungen wirtschaftlich und in guter Qualität erbringt. Profitieren soll auch, wer Leistungen nur dann beansprucht, wenn es wirklich nötig ist. In diese Richtung wirken schon heute Managed-Care-Modelle wie HMOs und Hausarztmodelle mit Budgetmitverantwortung der Leistungserbringer.

Einheitskasse verschärft das Problem Die Einführung einer Einheitskasse setzt jedoch am falschen Ort an. Denn die Existenz mehrerer Krankenversicherer ist nicht der Grund für die steigenden Kosten, wie auch der bekannte Tessiner Gesundheitsökonom Gianfranco Domenighetti, notabene ein Sozialdemokrat, kürzlich in der CVP-Zeitschrift «die Politik» festgestellt hat. Mit einer Einheitskasse könnten sich die Probleme im Gegenteil noch verschärfen, weil zum einen bereits bestehende Wett-

bewerbselemente abgebaut und zum andern während Jahren Kräfte absorbiert würden, die dann bei der Kostenkontrolle und anderen wichtigen Aufgaben einer Krankenversicherung fehlen.

KVG-Revision zeigt Lösungen auf Im Gegensatz dazu packt die KVG-Revision die richtigen Probleme an, auch wenn die Lösungsvorschläge bis jetzt nicht immer optimal ausgefallen sind. Einiges ist aber bereits erreicht worden. Zu denken ist an die Verschärfung der Sanktionsmittel bei Verstössen gegen Wirtschaftlichkeit, Qualität und andere Auflagen und insbesondere an die Reform der Prämi-


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Foto: Prisma

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hen ist ein für die ganze Schweiz einheitliches DRG-System, damit die Leistungen vergleichbar werden. Wichtig ist vor allem, dass sich die Tarife an jenen Spitälern ausrichten müssen, welche die Leistungen qualitativ gut und günstig erbringen. Beschlossen hat der Ständerat auch eine Anpassung des Risikoausgleichs, für den bisher die beiden Kriterien Alter und Geschlecht massgebend waren. Neu sollen nun als weiteres Kriterium die Aufenthalte im Spital oder im Pflegeheim dazu kommen.

Nächste Schritte

Reformen im Gesundheitswesen tragen nur dann Früchte, wenn man die Angelegenheiten an der Wurzel packt.

enverbilligung. Diese Vorlage muss von den Kantonen bis anfangs 2007 umgesetzt werden. Damit wird die Finanzierung familienfreundlicher. Kinder und Jugendliche in Ausbildung aus Familien mit kleinen und mittleren Einkommen müssen künftig nur noch die Hälfte der bisherigen Prämien bezahlen. Wichtige Projekte befinden sich aber noch im Stadium der parlamentarischen Beratung oder werden in Verlauf der nächsten Monate auf die Traktandenliste kommen. Es sind dies: • die Reform der Spitalfinanzierung, • die Anpassung des Risikoausgleichs, • die Reform der Pflegefinanzierung,

• die Förderung von Managed Care, • die Aufhebung des Vertragszwangs. Bei der Reform der Spitalfinanzierung ist es angesichts der stark divergierenden Interessen von Bund, Kantonen, Spitälern und Krankenversicherern schwierig, das vorhandene Sparpotenzial optimal auszuschöpfen. Immerhin hat nun der Ständerat die gesetzliche Grundlage für eine leistungsbezogene Finanzierung geschaffen. Alle Listenspitäler sollen künftig ihre Leistungen nach gleichen Regeln (leistungsbezogene Pauschalen) abrechnen. Sie sollen auch nach gleichen Regeln finanziert werden – also mit Beiträgen der Kantone und der Krankenversicherung. Vorgese-

Als Nächstes wird sich der Ständerat mit der Revision der Pflegefinanzierung befassen. Hier geht es um die Frage, welcher Anteil der Kosten für die Pflege künftig via Krankenversicherung über Kopfprämien finanziert werden soll. Heute wird in der Krankenversicherung bereits jeder zehnte Franken für die Pflege in Heimen und zu Hause ausgegeben. Dieser Anteil darf nicht weiter wachsen, soll die Prämiensteigerung nicht zusätzlich beschleunigt werden. Staat, Altersversicherung sowie Versicherte, die finanziell dazu in der Lage sind, müssen weiterhin zur Mitfinanzierung verpflichtet werden. Die Vorlage zur Förderung von Managed Care, insbesondere der Behandlungsnetzwerke, wird im Parlament frühestens im Herbst 2006 in Angriff genommen. Die Vorlage soll auch Massnahmen zur Kostendämpfung bei den Medikamenten einschliessen. Als letztes Reformelement wird das Parlament die Vertragsfreiheit behandeln. Die Vorlage des Bundesrates sieht vor, dass künftig nicht mehr alle Versicherer mit allen Leistungserbringern Verträge abschliessen müssen, sondern einzelne Krankenversicherer oder Gruppen von Versicherern mit Gruppen von Leistungserbringern Verträge abschliessen können. Diese Gruppen sollen mitei­ nander im Wettbewerb stehen um Qualität, Preise und das beste Preis-Leistungsverhältnis. Der Reformprozess in der Krankenversicherung, der nur Schritt für Schritt vorankommt, mag langwierig und mühsam erscheinen. Es ist aber richtig, ihn nun zu Ende zu gehen und nicht auf den Irrweg der Einheitskasse umzuschwenken. Walter Frei


service Neue Studie des Büro BASS

Mehr staatliche Steuerung?

Qualitäts-Tests: Zwischen April 2006 und Dezember 2008 werden in Österreich 15 000 Arztpraxen von der Ärztekammer auf ihre Qualität hin getestet. Kriterien sind neben der technischen Ausstattung unter anderem die Fortbildung und der Umgang mit Patientenbeschwerden. Werden trotz Mahnung gewisse Auflagen nicht erfüllt, drohen Sanktionen bis zum Entzug des Kassenvertrags. Wartelisten: Wie Untersuchungen des britischen Ärztebundes zeigen, frisieren acht von zehn Kliniken des staatlichen britischen Gesundheitssystems NHS ihre Statistiken. Mit verschiedenen Tricks werden vor allem die Angaben zu den Wartezeiten beschönigt.

keine Lösung, der Priorität eingeräumt werden sollte. Er beurteilt sie in der Zusammenfassung der Studie folgendermassen (Wortlaut): «Eine staatliche Einheitskasse könnte in allen drei Dimensionen des KVG positive Wirkungen erzielen (Solidarität, Kosten und Qualität), vor allem wenn auch noch der Kontrahierungszwang aufgelöst würde. Gleichzeitig sind aber auch verschiedene Gefahren zu beachten: • Wie bei der staatlichen Fixierung der Preise dürften die Leistungserbringer/innen mit Mengenausdehnungen auf die neu eingeführten Beschränkungen reagieren (wenn der Kontrahierungszwang bestehen bleibt). • Weiter besteht auch die Gefahr, dass sich eine ineffiziente und

bürokratische Organisationsstruktur entwickelt. • Der medizinische Fortschritt dürfte weniger rasch Einzug in die Versorgung haben, weil die Einheitskasse hier mit ihren u.U. schwerfälligen Bewilligungsmechanismen als Filter wirkt. • Die Einheitskasse steht nicht in Konkurrenz zu anderen Kassen und somit nicht unter Druck. Dies könnte zur Folge haben, dass sich ihre Dienstleistungen nur unzureichend an den Präferenzen der Versicherten orientieren. • Ganz generell muss die Frage aufgeworfen werden, warum die Einheitskasse die Leistungserbringer/innen «besser» sollte auswählen können als die privaten Versicherer.»

VeKa-Center beendet Erstauslieferung erfolgreich

«Die letzte Karte» ist personalisiert Foto: ZVG

News aus aller Welt

Stefan Spycher hat im Namen des Büro BASS eine zweite gesundheitspolitische Studie für den Schweizerischen Gewerkschaftsbund SGB verfasst. Nachdem Spycher im Januar 2005 dem SGB empfohlen hatte, sich für eine konsequente Umsetzung des KVG einzusetzen, wollte die Gewerkschaft doch noch eine Beurteilung der staatlichen Steuerungsmöglichkeiten. Stefan Spycher bleibt jedoch dabei: Die Reform des KVG – unter anderem die Aufhebung des Vertragszwangs und eine monistische Spitalfinanzierung – hat Priorität. Erst wenn die Reform fehlschlagen sollte, würde das Büro BASS eine stärkere Lenkung empfehlen – vorzugsweise durch Globalbudgets mit Versicherervielfalt. Die Einheitskasse ist für Spycher

Massachusetts: Ab Juli 2007 soll in diesem US-Bundesstaat als erstem im ganzen Land ein Krankenversicherungs-Obligatorium gelten. Dies beschloss das Parlament in der Hauptstadt Boston. Unternehmen, die keine betriebliche Krankenversicherung anbieten, drohen künftig empfindliche Bussen. Mangel: In 57 Staaten gibt es nicht genügend medizinisches Personal, um die lebensnotwendigen Leistungen zu erbringen. Allein im südlichen Afrika sind 36 Länder betroffen. Insgesamt fehlen weltweit über vier Millionen Fachkräfte.

Am 3. April hat das VeKa-Center die letzte EU-Krankenversicherungskarte (EU-KVK) der Erstauslieferung personalisiert und versendet. Damit konnte der Initialversand termingerecht abgeschlossen werden. «Die letzte Karte» wurde an der Kartenproduktionsstätte in Urdorf gebührend gefeiert (siehe Foto).

Das VeKa-Center kann sich nun voll auf die kommenden Aufgaben konzentrieren: Einerseits sind die Mutationen zu bewältigen: Wenn Versicherte neu einer Krankenkasse beitreten, brauchen sie auch eine neue EUKVK. Andererseits widmet sich das VeKa-Center nun nahtlos der Schweizer Versichertenkarte

nach Artikel 42a KVG. Stefan Kaufmann, stellvertretender Direktor von santésuisse und Leiter der Abteilung Ressourcen und Logistik, dazu in infosantésuisse 3/05: «Wir versuchen die Versichertenkarte so voranzutreiben, dass sie möglichst bald auch in der Arztpraxis oder im Spital eingesetzt werden kann.»


SANTÉSUISSE – SERVICE

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Foto: Prisma

Apotheken nehmen abgelaufene Arzneimittel zur Entsorgung zurück

Arzneimittelsammlung im Wallis Die Walliser Apotheken nehmen anlässlich einer Aktion vom 8. bis 18. Mai Medikamente mit abgelaufenem Verfalldatum zur kostenlosen Entsorgung zurück. Es handelt sich dabei um eine Sensibilisierungskampagne, um die Bevölkerung auf die gravierenden Folgen der verschwenderischen und unsachgemässen Entsorgung von Arzneimitteln auf Gesundheit und Umwelt aufmerksam zu machen. Jedes Jahr bleibt rund ein Drittel der verkauften Medikamente unbenutzt. Die Hälfte dieser Packungen im Gegenwert von etwa 500 Millionen

Franken landet im Abfalleimer oder wird gar den Abfluss oder die Toilette hinuntergespült. Diese unsachgemässe Entsorgung stellt eine Gefährdung für Mensch und Natur dar, da sich dadurch zunehmend chemische Substanzen, namentlich Antibiotika, in den Gewässern finden. Arzneimittel mit abgelaufenem Verfalldatum sind Sondermüll und müssen speziell entsorgt werden. Die Walliser Apotheken wollen erreichen, dass ein Umdenken stattfindet und verfallene Arzneimittel in die Apotheke zurückgebracht werden.

Obsan-Studie zeigt erneut: Fallkosten bestimmen die Pflegeausgaben

Langzeitpflege: Grosser Kostenanstieg zu erwarten Das Gesundheitsobservatorium (Obsan) hält eine Verdoppelung der Langzeitpflegekosten bis 2030 für möglich, sollten sich Preis und Umfang der Pflege in gleicher Weise entwickeln wie in den vergangenen Jahren. Für einen derartigen Kostensprung wäre nicht in erster Linie die Demografie ver-

antwortlich, sondern die immer höheren Fallkosten. Das Obsan empfiehlt deshalb, die altersspezifische Prävention sowie das Kostenmanagement zu verbessern. Könnte nämlich das Durchschnittsalter, in dem Langzeitpflege nötig wird, um ein einziges Jahr reduziert werden, würde das Kostenwachs-

tum bis 2030 um 2,2 Milliarden verringert. Wenn die Fallkosten nur noch um 1,5 Prozent statt wie bisher um 2,6 Prozent ansteigen würden, würde der Kostenanstieg um weitere 1,7 Milliarden gebremst. Zum Vergleich: Das Obsan erwartet bis 2030 einen rein demografisch bedingten Anstieg der Pflege-

kosten von «nur» 480 Millionen Franken. Die Obsan-Studie bestätigt damit erneut: Massiv höhere Pflegekosten sind nicht die unabwendbare Folge der Demografie. Es gibt wirksame Massnahmen, mit denen sich das Kostenwachstum im Pflegebereich zumindest eindämmen lässt.

Symposium Forum Managed Care, 14. Juni 2006

Nahtstellen zwischen ambulant und stationär – Prozesshürden und Lösungsansätze rund ums Spital Jedes Jahr werden gut zehn Prozent aller Versicherten in einem Spital behandelt. Grosses Engagement und Qualität charakterisieren die stationären Behandlungen. Aber sie belasten auch: den einzelnen Patienten, weil niemand gern ins Spi-

tal geht, und das Gesundheitssystem, weil diese Versicherten fast dreimal höhere Kosten verursachen. Nicht immer wäre eine Spitalbehandlung nötig. Oft könnte der Prozess über die verschiedenen Versorgungsstufen effektiver und effizienter

gestaltet werden. Welche Instrumente bewähren sich, um die ambulant-stationären Schnittstellen in Nahtstellen zu verwandeln? Welche Strukturen und welche Anreizsysteme sind nötig, um inadäquate Hospitalisationen zu vermeiden?

Diesen Fragen ist das nächste Forum Managed Care Symposium gewidmet. Es findet am kommenden 14. Juni in Zürich statt. Weitere Informationen unter www.forummanagedcare.ch.


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SANTÉSUISSE – SERVICE

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Veranstaltungen Veranstalter

Besonderes

Datum/Ort

Weitere Informationen

Thema: Wettbewerb dank Vielfalt

11. Mai 2006 Kongresshaus Zürich

www.rvk.ch

u.a. mit santésuisse-Direktor Marc-André Giger, Hans-Heinrich Brunner und Willy Oggier

1. – 2. Juni 2006 www.euroforum.ch Seehotel Hermitage Luzern

Oberstes Organ von santésuisse

9. Juni 2006 Casino-Theater Winterthur

Schweizerisches Forum der sozialen Krankenversicherung RVK – Verband der kleinen und mittleren Krankenversicherer Fachtagung Generika-Markt Schweiz Euroforum Handelszeitung

Generalversammlung santésuisse

www.santesuisse.ch

2. Gemeinsamer Kongress der Schweizer Psy-Verbände Neben ExpertInnen aus der Psychotherapie referie- 24. Juni 2006 ren u.a. Ruth Lüthi, Gesundheitsdirektorin von Frei- Universität burg, und Peter Marbet, Leiter der Abteilung Politik Freiburg und Kommunikation von santésuissse

www.psychotherapiekongress.ch

Zeichnung: Marc Roulin

FSP, SGKJPP, SGGP, SPV


9Vh @gVc`ZckZgh^X]Zgjc\h\ZhZio @K< ol^hX]Zc He^iVaÄcVco^Zgjc\ jcY E]VgbV^ciZgZhhZc 9dccZghiV\! ')# 6j\jhi '%%+! <gVcY 8Vh^cd AjoZgc Themen/Referierende • Die Einführung von SwissDRG und die neue Spitalfinanzierung nach KVG – einige Gedanken aus Sicht des Präsidenten des Vereins SwissDRG Regierungsrat Dr. iur. Carlo Conti, Vorsteher des Gesundheitsdepartements des Kantons Basel-Stadt und Präsident des Vereins SwissDRG, Basel • Die neue Spitalfinanzierung nach KVG: Zeit für neue Wege oder Verharren auf dem Status Quo? Ständerat Dr. iur. Urs Schwaller, Rechtsanwalt und Mitglied der Gesundheits- und Sozialpolitischen Kommission des Ständerates, Tafers • Die neue Spitalfinanzierung nach KVG: Anforderungen aus Sicht der SWICA Gesundheitsorganisation Hans-Ueli Regius, Generaldirektor, SWICA Gesundheitsorganisation, Winterthur • Die neue Spitalfinanzierung nach KVG: Anforderungen aus Sicht der grössten PrivatklinikGruppe der Schweiz Dr. sc., dipl. Ing. ETH Robert Bider, CEO Hirslanden, Zürich • Aktuelle KVG-Revision: Wo bleiben die Reformen bei den Medikamenten? – Die Sicht von santésuisse Marc-André Giger, Direktor santésuisse, Solothurn • Aktuelle KVG-Revision: Wo bleiben die Reformen bei den Medikamenten? – Die Sicht der Stiftung für Konsumentenschutz Jacqueline Bachmann, Geschäftsführerin Stiftung für Konsumentenschutz, Bern • Aktuelle KVG-Revision: Wo bleiben die Reformen bei den Medikamenten? – Die Sicht der Generika-Industrie Andreas Bosshard, CEO Mepha Pharma AG, Aesch • Aktuelle KVG-Revision: Wo bleiben die Reformen bei den Medikamenten? – Die Sicht der Interpharma Dr. Thomas B. Cueni, Generalsekretär Interpharma, Basel Tagungsleitung Prof. Dr. rer. publ. René Schaffhauser, Universitäten St.Gallen und Banská Bystrica/ Slowakei, Direktor IRP-HSG, St.Gallen Dr. oec. Willy Oggier, Gesundheitsökonomische Beratungen AG, Zürich Monika Merki Frey, Beraterin im Gesundheitswesen, TROVACON AG, Zürich Adressaten Alle Akteure im schweizerischen Gesundheitswesen, insbesondere alle Leistungserbringer, Behörden und Versicherer. Programme, Anmeldung >chi^iji [ g GZX]ihl^hhZchX]V[i jcY GZX]ihegVm^h >GE"=H< ! 7dYVchigVhhZ )! .%%% Hi#<VaaZc IZa# %,& '') ') ')! ;Vm %,& '') '- -( $ Z"bV^a/ ^ge"X]5jc^h\#X] $ lll#^ge#jc^h\#X]


Ausschreibung der Höheren Fachprüfung für die Krankenversicherungs-Expertin/ den Krankenversicherungs-Experten 2006

santésuisse führt die Höhere Fachprüfung für die KrankenversicherungsExpertin/den Krankenversicherungs-Experten wie folgt durch: Ort

Olten und Lausanne

Daten

schriftliche Prüfung: Montag, 6. November 2006 mündliche Prüfung: Dienstag, 7. November 2006 Mittwoch, 8. November 2006

Zulassung

Zur Prüfung wird zugelassen, wer a) Inhaberin/Inhaber des eidgenössischen Krankenversicherungs-Fachausweises ist; b) seit der abgelegten Prüfung zum Fachausweis eine berufliche Tätigkeit von mindestens einem Jahr in der Krankenversicherung nach KVG nachweisen kann.

Prüfungsgebühr

CHF 1450.–, zahlbar nach schriftlichem Zulassungsbescheid

Anmeldung

Auf speziellem Formular, erhältlich bei der Schulungsstelle santésuisse, Römerstrasse 20, Postfach, 4502 Solothurn, Tel. 032 625 41 41, Fax 032 625 41 51, E-mail: ausbildung@santesuisse.ch

Anmeldeschluss

Freitag, 9. Juni 2006 (Poststempel)

Der Entscheid über die Zulassung zur Prüfung wird der Bewerberin oder dem Bewerber mindestens drei Monate vor Beginn der Prüfung schriftlich mitgeteilt. Weitere Auskünfte erteilt die Schulungsstelle von santésuisse.


Broschüre «Zahlen und Fakten» Die neue Ausgabe von «Zahlen und Fakten» ist soeben erschienen: Die neusten Zahlen zu Managed Care – alternative Krankenversicherungs-Modelle werden immer beliebter. Die Hausarztmedizin ist im Umbruch: Der Beruf des Grundversorgers verliert an Attraktivität. Was tun? Die Broschüre «Zahlen und Fakten» ist gratis und kann ebenfalls per email (shop@santesuisse.ch ) oder über die Homepage von santésuisse (www.santesuisse.ch, Rubrik «Service – Publikationen – Zahlen und Fakten») bestellt werden. Bitte ausfüllen und einsenden an: santésuisse, Verlag, Postfach, 4502 Solothurn

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Gesundheitswesen und die Krankenversicherung im Speziellen de-

Die Volksinitiative eine soziale Einheitskrankenkasse» – Die Volksinitiative«Für «Für eine soziale Einheitskrankenkasse»

battiert. Der Autor, einer der bekanntesten und profiliertesten Ge-

einige Gedanken ausaus gesundheitsöknomischer SichtSicht. – einige Gedanken gesundheitsökonomischer

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FORUM MANAGED CARE

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NAHTSTELLEN ZWISCHEN AMBULANT UND STATIONÄR SYMPOSIUM 14. JUNI 2006 WORLD TRADE CENTER ZÜRICH Mit renommierten Experten aus Gesundheitswesen, Wirtschaft und Verbänden. Jedes Jahr werden gut 10 % aller Versicherten in einem Spital behandelt. Grosses Engagement und Qualität charakterisieren die stationären Behandlungen. Aber sie belasten auch: den einzelnen Patienten, weil niemand gern ins Spital geht und das Gesundheitssystem, weil diese Versicherten fast dreimal höhere Kosten verursachen. Nicht immer wäre eine Spitalbehandlung nötig. Oft könnte der Prozess über die verschiedenen Versorgungsstufen effektiver und effizienter gestaltet werden. Am Vormittag werden bekannte Experten aus dem In- und Ausland Erwartungen und Lösungsansätze aus verschiedenen Perspektiven präsentieren. Am Nachmittag bieten interaktive Workshops die Gelegenheit, eigene Erfahrungen und Konzepte zur Diskussion zu stellen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Neu kann parallel dazu Managed Care Wissen in Educational Workshops erworben werden. Zusätzlich geben Projektpräsentationen einen Überblick über aktuelle Studien und Projekte zur integrierten Steuerung der Behandlungsprozesse.

PROGRAMM / ANMELDUNG www.forummanagedcare.ch


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