infosantésuisse Nr 6-7/2008 deutsch

Page 1

infosantésuisse Magazin der Schweizer Krankenversicherer Nr. 7–8, Juli/August 2007

Gesundheitspolitik: Die Parteien im Wahljahr Seite 11

Wo landen die Rabatte für Medikamente? Seite 18

IM FOKUS:

Die Krankenversicherer im Geschäftsjahr 2006


INHALT

infosantésuisse  Nr. 7–8, Juli/August 2007

SCHWERPUNKT 4 6 11 14

Die Krankenversicherer im 2006: Mit starken Reserven in die nächsten Jahre Geschäftsberichte 2006 der Krankenversicherer: Eine Übersicht Gesundheitspolitik im Fokus: Podium im Rahmen der santésuisse-GV Ombudsstelle der sozialen Krankenversicherung: Tätigkeitsbericht 2006

KRANKENVERSICHERUNG 6 Im Gespräch: Roland Débely, Gesundheitsdirektor im Kanton Neuenburg 1 18 Wo landen die Rabatte für Medikamente?

GESUNDHEITSWESEN 20 21 22

Drei Fragen an: Pascale Mühlemann, Geschäftsführerin der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung Buchtipp: Gesund abnehmen – ein praktischer Ratgeber Grafik des Monats Juli: Wer trägt wie viel zum Kostenwachstum bei?

Die Krankenversicherer im Jahr 2006: Mit starken Reserven in die nächsten Jahre Seite 4 %NTWICKLUNGª%INGÊNGEª ª¥ª 8000 6967

7000 6358

SERVICE 3 2 23 23 23 24 24 25 25

6000

6140 5574

5474

5231

6071

5481

5431

5000

News aus aller Welt Bewegte Kinder sind glücklicher und gesünder Psychiatrische Behandlungen in der Schweiz Deutscher Arzt bringt Praxisalltag auf die Kabarettbühne Neue Behandlungsmethoden gegen Hirnschlag? Tiere: Heilkraft auf leisen Pfoten Veranstaltungskalender

5145

4775

4172 4000 3000

3172 3089

2000 1000 0

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

Ombudsstelle der sozialen Krankenversicherung: Erneut weniger Anfragen

2003

2004

2005

2006

Seite 14

Im Gespräch: Roland Débely, Gesundheitsdirektor im Kanton Neuenburg Seite 16

Nr. 7–8, Juli/August 2007 Erscheint zehnmal jährlich

Layout: Henriette Lux

Abonnementspreis: Fr. 69.− pro Jahr, Einzelnummer Fr. 10.−

Anzeigenverwaltung: Alle Inserate − auch Stelleninserate − sind zu richten an: «infosantésuisse», Römerstrasse 20, Postfach, 4502 Solothurn

Herausgeber und Administration: santésuisse, Die Schweizer Krankenversicherer, Römerstrasse 20, Postfach, 4502 Solothurn

E-Mail: shop@santesuisse.ch

Verantwortliche Redaktion: Peter Kraft, Abteilung Politik und Kommunikation, Postfach, 4502 Solothurn, Tel. 032 625 42 71, Fax 032 625 42 70

Abonnementsverwaltung: Tel. 032 625 42 74, Fax 032 625 42 70

E-Mail: redaktion@santesuisse.ch

Homepage: www.santesuisse.ch

Herstellung: Vogt-Schild Druck AG, Gutenbergstrasse 1, 4552 Derendingen

Titelbild: Heiner Grieder, Langenbruck ISSN 1660-7228


EDITORIAL

infosantésuisse  Nr. 7–8, Juli/August 2007

Alle bleiben in der Pflicht

D

Nikolai Dittli Verwaltungsrat santésuisse

as Geschäftsjahr 2006 war für die Krankenversicherer mehrheitlich erfreulich: Die Kosten sind so wenig gestiegen wie noch nie seit der Einführung des KVG. Doch wäre es kurzsichtig, bereits von einer Trendwende zu sprechen. Der Absatzsprung bei den Generika oder die Preissenkungen bei den Medikamenten mit abgelaufenem Patent haben einiges zum moderaten Kostenwachstum beigetragen. Es sind dies einmalige Effekte, die sich nicht jedes Jahr wiederholen werden. Die kurzfristige Verschnaufpause an der Kostenfront darf also nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Gesundheitswesen die richtigen Reformen braucht, um auch in Zukunft sozial, von hoher Qualität und finanzierbar zu sein. Die KVG-Revision verfolgt dabei grundsätzlich den richtigen Pfad – allerdings mit zu vielen Umwegen und Kehrtwendungen. Die zentralen Bereiche Spital- und Pflegefinanzierung sind dabei leider die grössten Sorgenkinder. Es ist zu hoffen, dass noch in dieser Legislatur wegweisende Entscheide fallen: Wenn im Winter das neu gewählte Parlament zusammentritt, droht bei unerledigten Geschäften ein zeitaufwändiger Neubeginn. Mehr Wettbewerb unter den Spitälern ist und bleibt ein zentrales Element eines effizienten Gesundheitswesens.

Am vergangenen 11. März hat die Schweizer Bevölkerung klar gemacht, dass sie die Krankenversicherer als wertvolle Akteure im Gesundheitswesen betrachtet. Das erfreuliche Abstimmungsresultat ist aber nicht nur ein Vertrauensbeweis, sondern auch ein Auftrag: Die Schweizerinnen und Schweizer erwarten von uns Impulse fürs Gesundheitswesen. Sie erwarten, dass wir unser Möglichstes zu einem zukunftsfähigen System beitragen. Wichtige Schritte haben die Krankenversicherer bereits getan – beispielsweise bei der Förderung von Managed Care: Die alternativen Versicherungsmodelle erleben einen Boom, der nicht so schnell abflachen wird. Doch ist das nicht genug. Die Krankenversicherer werden weiterhin dafür kämpfen, dass unser Gesundheitswesen einen wichtigen Vorteil behält, nämlich ein wettbewerblich organisiertes Krankenversicherungswesen, bei dem die Kundinnen und Kunden die Gewinner sein sollen. Dieses Versprechen hat uns die Bevölkerung am 11. März abgenommen – und wir werden es halten.


SCHWERPUNKT

infosantésuisse  Nr. 7–8, Juli/August 2007

Die Krankenversicherer im Geschäftsjahr 2006

Mit starken Reserven in die nächsten Jahre Dank einmaligen Sondereffekten und statistischen Verzerrungen ist der Kostenanstieg in der Grundversicherung im letzten Jahr mit 2,3% nach Behandlungsbeginndatum unterdurchschnittlich ausgefallen. Dieses Ergebnis hat den Krankenversicherern erlaubt, das Geschäftsjahr 2006 positiv abzuschliessen und die Reserven aufzustocken.

I

m vergangenen Jahr sind die Kosten in der Grundversicherung erstmals deutlich weniger stark angestiegen. Neben den erfolgreichen Tarifverhandlungen vorab im TARMED-Bereich haben die Auswirkungen ausserordentlicher Massnahmen wie die Senkung der Medikamentenpreise, der differenzierte Selbstbehalt bei den Generika und die Senkung der Taxpunktwerte für Laboranalysen sowie für Mittel und Gegenstände dieses Resultat ermöglicht. Aus-

serdem spielte ein statistischer Effekt: Wurden die Kosten für das Jahr 2005 wegen dem TARMED-Effekt überschätzt, wird nun die Zunahme auf das Jahr 2006 unterschätzt (Basiseffekt). Dies zeigt sich deutlich, wenn man die Kostenentwicklung nach Behandlungsbeginndatum analysiert. In dieser Betrachtung beträgt die Kostenzunahme im vergangenen Jahr 2,3 Prozent. Damit ist auch klar, dass die vergleichsweise geringe Teuerung noch keine Trendwende bei der Kostenzu-

nahme bedeutet. Dies wird auch durch die ersten Trends für das Jahr 2007 unterstrichen. Demnach sind die Kosten im ersten Quartal 2007 um 3,8 Prozent gestiegen (santésuisse-Datenpool 1. Quartal 2007, Messung nach Abrechnungsdatum).

Starke Reserven Die Geschäftsberichte der Krankenversicherer für das Geschäftsjahr 2006 zeigen durchwegs ein erfreuliches Bild

DIE E R F O L G S R E C H N U N G D E R O B L I G AT O R ISCHEN KRANKENPFLEGEVERSICHERUNG 1998 –  2 0 0 6 ( I N M I O C H F ) 1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

Bruttoprämie

12 704

13 045

13 451

14 079

15 453

16 942

18 123

18 575

19451

Bruttoleistung

13 940

14 596

15 695

16 579

17 282

18 161

19 233

20 401

20648

2109

2211

2336

2436

2526

2614

2851

3007

3046

11 831

12 386

13 360

14 143

14 756

15 547

16 382

17 394

17601

873

659

92

- 64

697

1396

1742

1181

1850

-0

- 49

- 306

- 790

- 224

400

514

171

540*

23,5

23,6

21,1

15,0

12,8

14,2

16,5

17,2

19,2*

Kostenbeteiligung Nettoleistung Bruttoerfolg Gesamtergebnis gemäss BAG Reservequote in %

Quelle: Datenpool santésuisse, Gesamtergebnis BSV/BAG / * Schätzung santésuisse

BEGR I F F E : Bruttoprämie:

Die in Rechnung gestellten Prämien (vor Abzug der Prämienverbilligung).

Bruttoleistung:

Die von den Leistungserbringern gestellten Rechnungen.

Kostenbeteiligung:

Der Anteil der Rechnungen, der von den Patienten mit Franchise und Selbstbehalt selber bezahlt wird.

Nettoleistung:

Was die Krankenversicherer an die Leistungserbringer bezahlen (d.h. Bruttoleistung minus Kostenbeteiligung).

Bruttoerfolg:

Bruttoprämie minus Nettoleistung.

Gesamtergebnis:

Vom Bruttoerfolg wird der Verwaltungsaufwand abgezogen, die Rückstellungen gebildet und der Finanzerfolg hinzugezählt.

Reservequote:

Reserven in Prozent der Prämieneinnahmen.


SCHWERPUNKT

Foto: Prisma

infosantésuisse  Nr. 7–8, Juli/August 2007

Die Prämiengelder sind bei den Krankenversicherern sicher aufgehoben.

(siehe Kurzberichte auf den folgenden Seiten). Die Krankenversicherer haben ihre Rechnungen positiv abgeschlossen und die Reserven entsprechend erhöht. Die Versicherten werden in den nächsten Jahren von diesem Polster zehren können. Die durchschnittliche Reservequote dürfte nach Schätzungen von santé­ suisse Ende 2006 bei über 19 Prozent liegen. Die Mindestreservequote liegt für die Branche bei 16,2 Prozent, wenn man berücksichtigt, dass kleine und mittlere Krankenversicherer höhere Reservequoten ausweisen müssen. Die Zahlen des Datenpools, welche einen Bruttoerfolg von knapp 1,85 Milliarden Franken zeigen, deuten darauf hin, dass unter Berücksichtigung von Verwaltungskosten und Finanzerfolg ein Gesamtergebnis von gut 500 Millionen Franken erreicht wird (vgl. Tabelle). Die definitiven Zahlen

publiziert das Bundesamt für Gesundheit (BAG) jeweils im August. In der sozialen Krankenversicherung werden Defizite und Überschüsse über die Reserven gesteuert. Liegen die Einnahmen über den Ausgaben eines Jahres, wird der Überschuss den Reserven gutgeschrieben. Damit bleibt das Prämiengeld im System und damit dem Prämienzahler vollumfänglich erhalten. Im umgekehrten Fall eines Defizits wird der Fehlbetrag über die Reserven kompensiert. Vorteil dieser Regelung ist, dass die Krankenversicherung finanziert ist und keine Defizite wie z.B. bei der Invalidenversicherung angehäuft werden.

Wiederholt sich die Geschichte? Auf das Jahr 2007 tritt eine Absenkung der Mindestreservequote in Kraft. Der Bundesrat hat am 26. April 2006 entschie-

den, die Reservequote ab 1. Januar 2007 schrittweise während drei Jahren von 15 auf 10 Prozent für die grossen und mittleren Versicherer mit über 150 000 Versicherten zu senken. Für Versicherer mit 50 000 bis 150 000 Versicherten gilt künftig eine Quote von 15, für solche unter 50 000 Versicherten von 20 Prozent. Es bleibt zu hoffen, dass im Zuge des Reserveabbaus nicht der gleiche Fehler begangen wird wie nach 1998. Denn: Hinkt die Prämienanpassung der Kostenentwicklung über längere Zeit hinten nach, so wird die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben immer grösser. Grösser wird damit auch der Prämiensprung, wenn die Reserven einmal auf 10 Prozent abgebaut sind. Dieser Jo-Jo-Effekt bei den Prämienerhöhungen ist für die Prämienzahler schwer nachzuvollziehen und sollte tunlichst vermieden werden. Peter Marbet


SCHWERPUNKT

infosantésuisse  Nr. 7–8, Juli/August 2007

Aerosana: Erfreuliches Jahr Aerosana blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück. Das Unternehmen ist im vergangen Jahr organisch weiter gewachsen. Durch die Partnerschaft mit Helsana gehört die Stiftung aerosana versicherungen seit dem 01.01.2006 zur HelsanaGruppe und wird voll konsolidiert. Die obligatorische Krankenpflegeversicherung nach KVG führt aerosana als eigenständige Marke und bietet daneben die Produkte der Helsana Zusatzversicherungen AG an. Den Versichertenbestand konnten wir verdoppeln – vor allem in der Altersgruppe 0 bis 18 Jahre verzeichnen wir einen Zuwachs von 2700 Versicherten. Aerosana hat im neuen Versicherungsjahr 2007 einen Gesamtbestand von rund 33 500 Kunden.

Krankenkasse Agrisano: Mehr Versicherte und höhere Reserven Dank der gezielten Ausrichtung auf die Schweizer Bauernfamilien konnte die Krankenkasse Agrisano trotz deutlich unterdurchschnittlicher Prämien im Jahr 2006 ein hervorragendes Resultat erzielen. Die Rechnung schliesst mit einem Reservesatz der obligatorischen Krankenpflegeversicherung von 50% (Vorjahr 42%). Die Mitgliederzahl erhöhte sich um 10% auf 92 000 Versicherte. Der Grossteil davon sind Bauern oder Arbeitnehmende im landwirtschaftlichen Bereich. Die realisierten Produktneuerungen (Hausarztmodell AGRI-eco und bäuerliche Rechtsschutzversicherung AGRI-eco) sind vollständig auf das ländliche und landwirtschaftliche Publikum ausgerichtet.

Allgemeine Krankenkasse Brugg: Moderates Wachstum Die Brugger Krankenversicherung kann auf ein erfolgreiches Jahr 2006 zurückblicken. Bei der Umsetzung der strategischen Ziele sind wir auf richtigem Kurs und die wesentlichen Ziele unseres Kleinunternehmens wurden erreicht. Mit dem im 2006 erzielten Überschuss von 1,16 Millionen Franken können wir die gesetzlich vorgeschrie-

benen Reserven überschreiten. Auch im Bereich der Zusatzversicherungen hat die AKKB das erwartete Ergebnis erzielt. Die Versichertenzahl ist in der Grundversicherung moderat angestiegen. Die Verträge in den Zusatzversicherungen waren auf einem hohen Niveau leicht rückläufig. 2006 wurde eine Kundenbefragung durchgeführt: Der Anteil zufriedener und sehr zufriedener Kunden war mit 90% sehr hoch.

serven voll finanziert werden. Der Reservensatz in der Grundversicherung liegt bei 25,3%. Auch die nach wie vor straffe Organisation zahlte sich aus: die Verwaltungskosten pro versicherte Person konnten im Vergleich zum Vorjahr um 7% gesenkt werden. Atupri geht also weiterhin mit einem sehr stabilen finanziellen Fundament in die Zukunft und bietet damit ihren Versicherten grosse Sicherheit.

Aquilana: Moderates Wachstum – stabiles Ergebnis

Krankenkasse Birchmeier: Finanzielle Ziele übertroffen

Es ist Aquilana abermals gelungen, ihr Ergebnis auf hohem Niveau stabil zu halten. Der Versichertenbestand in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung hat um 1,4% zugenommen und beträgt 33 527 Mitglieder. Entsprechend gestiegen sind die Prämieneinnahmen, die rund 119 Millionen Franken betragen. Stärker gestiegen sind die Bruttoleistungen, nämlich von 113 auf 117,7 Millionen. Das Unternehmensergebnis beträgt nach Bildung von erforderlichen Rückstellungen 0,7 Millionen (Vorjahr 0,8 Millionen). Die Rückstellungen für unerledigte Versicherungsfälle sowie Alterungsrückstellungen wurden um 7 Millionen Franken auf 97,2 Millionen erhöht. Die Reserven betragen total 40,1 Millionen. Der Reservesatz in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung beträgt 29,7% des Prämiensolls (30,4%). Er wurde damit etwas gesenkt, liegt aber über der gesetzlich vorgeschriebenen Quote von 20%.

Die Krankenkasse Birchmeier kann wieder auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2006 zurückblicken. Eine erneute Stärkung der Finanzkraft hat zu der erfolgreichen Geschäftsentwicklung geführt. Die erfreulichen Resultate widerspiegeln sich in der Steigerung des Reservensatzes, welcher nun bei 23,4% liegt. Die Rückstellungen für unerledigte Schadenfälle liegen bei 30%. In den Zusatzversicherungen konnten zum Teil die Prämien in den Spitalversicherungen auf Anfang 2007 gesenkt werden. Dies war sicher auch ein Grund für den leichten Versichertenzuwachs in den Zusatzversicherungen. Bei der Umfrage von Comparis betreffend Kundenfreundlichkeit erhielt die Krankenkasse Birchmeier ein grosses Kompliment. Sie wurde mit der Note 5,3 ausgezeichnet und belegt damit den 7. Rang.

carena schweiz: Ein erfolgreiches Jahr 2006 Atupri: Jahr der Konsolidierung Das vergangene Geschäftsjahr stand im Zeichen von Konsolidierung und Zukunftssicherung, denn immerhin galt es 2006, die aussergewöhnlich hohe Wachstumsquote des Vorjahres (über 23%) zu bewältigen. Die gesetzten Ziele wurden erreicht, und mit einem sehr soliden Betriebsergebnis blickt Atupri erneut auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück. Atupri erwirtschaftete sowohl in der Grundversicherung als auch im Zusatzversicherungsgeschäft ein positives Ergebnis und weist fürs 2006 ein Unternehmensergebnis von 18,1 Millionen Franken aus. Dadurch konnten die auf dem erhöhten Prämienvolumen zu bildenden Re-

Im Geschäftsjahr 2006 haben sich unsere Prämiensparmodelle wieder erfreulich entwickelt. 41% unserer Kunden haben sich für die Hausarzt- oder Telemedizin-Variante entschieden, was einem Wachstum von 5% entspricht. Dieses Plus hat das Minus bei Versicherten mit freier Arztwahl fast wettgemacht. Dank dem erfreulichen Wachstum im Zusatz- und Firmenkundengeschäft versicherte carena schweiz im Jahresvergleich mehr Menschen (plus 472 auf 26 626). carena schweiz weist ein erfreuliches Ergebnis von 1,6 (2,5) Millionen Franken aus und hat die KVG-Reserven auf 9,2 (8,1) Millionen Franken beziehungsweise 20,2% (17,3%) erhöht. Ausserdem hat carena schweiz 2006 ein Qualitätsmanagementsys-


SCHWERPUNKT

infosantésuisse  Nr. 7–8, Juli/August 2007

tem nach EFQM eingeführt und mit grossem Erfolg zertifizieren lassen.

arztversicherung ist per 1. Januar 2007 auf rund 136 000, die Gesundheitspraxisversicherung auf rund 47 000 Versicherte angewachsen. Dies bedeutet eine Zunahme von rund 65%.

bestandes – Richtung vorwiegend jüngere und gesunde Personen – wirkte sich auf deutlich tiefere Leistungen und Verwaltungskosten aus, aber auch auf markant höhere Beiträge an den Risikoausgleich.

Krankenkasse Elm: Erfolgreich

Galenos: Kundenservice im Vordergrund

Concordia: Erfolgreiches Geschäftsjahr Die CONCORDIA blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Sie weist in den Sparten OKP, VVG und UVG positive Ergebnisse aus. Das Unternehmensergebnis beträgt nach Bildung sämtlicher Rückstellungen 55,5 Millionen Franken. Der Versicherungsertrag stieg im Jahr 2006 um rund 25 Millionen auf 1,813 Milliarden Franken, während sich der Versicherungsaufwand um 11 Millionen auf 1,754 Milliarden Franken erhöhte. Die gesamten Prämieneinnahmen stiegen um 1,3 % auf 1,815 Milliarden. Mit 1,653 Milliarden stagnierten die Nettoleistungen im Vergleich zum Vorjahr. Die Rückstellungen wurden um rund 52 Millionen auf total 837,2 Millionen Franken erhöht. Der erzielte Ertragsüberschuss wurde vollumfänglich den Reserven zugewiesen, die in der OKP dadurch auf knapp 25% der Prämien angestiegen sind. Damit ist sichergestellt, dass die CONCORDIA für ihre Versicherten auch in Zukunft ein finanziell solider und verlässlicher Partner bleibt.

Die Krankenkasse Elm blickt auf ein gutes 2006 zurück. Der erwirtschaftete Gewinn beträgt – nach Vornahme von Rückstellungen von 209 448 Franken für unerledigte Versicherungsfälle und Risikoausgleich – 228 127 Franken, welche den Reserven der OKP zugewiesen werden. Die finanzielle solide Basis kann trotz Wachstum beibehalten werden. Die Reservequote in der OKP beträgt 30%, die Rückstellungsquote 29%. Der Versichertenbestand hat sich per 1. Januar 2007 um 3,25% auf 3952 Personen erhöht. Die Bruttoleistungen belaufen sich auf 1452 Franken pro Versicherten, die Abgaben in den Risikoausgleich auf 392 Franken. 75% der OKP-Versicherten haben eine oder mehrere Zusatzversicherungen abgeschlossen. Die Nachfrage nach Zusatzversicherungen für erweiterte Krankenpflege sowie Spitalzusatz allgemein ganze Schweiz ist gross. Leider nimmt der Anteil an Spitalzusatzversicherungen halbprivat und privat stetig ab. Hingegen wird die Spitalzusatzversicherung mit Wahl der Abteilung und entsprechendem Selbstbehalt wieder vermehrt abgeschlossen.

CSS-Gruppe: Attraktive Prämien dank stabilen Finanzen Die CSS Versicherung wurde durch ein weiteres erfolgreiches Geschäftsjahr finanziell gestärkt. Im Bereich der Grundversicherung nach KVG (CSS Kranken-Versicherung AG, Arcosana, Auxilia) weist die CSS Gruppe ein Prämienvolumen von 2,38 Milliarden Franken auf (Vorjahr 2,30 Milliarden Franken). Der Überschuss beträgt 20,0 Millionen Franken (Vorjahr: 21,0 Millionen Franken). Dieser wird vollumfänglich den Reserven zugewiesen und kommt den Versicherten in Form von attraktiven Prämien 2008 zugute. Der Trend zu den alternativen Versicherungsmodellen in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung setzte sich auch 2006 fort. Jeder fünfte CSSGrundversicherte hat sich für die Hausarztversicherung oder die Gesundheitspraxisversicherung entschieden. Die Haus-

Krankenkasse Flaachtal: Verdopplung des Versichertenbestandes Die Krankenkasse Flaachtal blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Das erwirtschaftete Ergebnis beläuft sich auf erfreuliche 570 712 Franken. Das ausgezeichnete Resultat ist nicht zuletzt auf die realisierten Kursgewinne im Wertschriftenbereich zurückzuführen. Die Rückstellungen und Reserven sind nach wie vor sehr gut und verschaffen uns einen komfortablen Spielraum bei der Festsetzung der Prämien 2008. Der Versichertenbestand verdoppelte sich im Berichtsjahr: Er lag per 31.12.2006 bei 2815 Versicherten. Dieses Wachstum haben wir dank der soliden finanziellen Basis gut verkraftet. Die Entwicklung des Versicherten-

Die GALENOS hat mit einem sehr positiven Abschluss von über 3 Millionen Franken wieder ein erfolgreiches Jahr hinter sich. Alle massgeblichen Ziele wurden erreicht. Dank diesem ausgezeichneten Resultat konnten die Reserven und Rückstellungen so geäufnet werden, dass die GALENOS sämtliche gesetzlichen Vorgaben übertrifft. Die GALENOS will nicht zu den so genannten «Billigkassen» zählen, sondern setzt auf tadellosen Service für ihre Versicherten. Aufgrund der Comparis-Umfrage 2006 wurde die GALENOS, im Vergleich mit anderen Krankenversicherungen, mit der Note 5,6 zum Champion mit dem besten Kundenservice gekürt.

Krankenkasse Goms: Ein eher ruhiges Jahr Der Krankenkasse Goms geht es gut: Das Plus von rund 323 000 Franken bei leicht rückläufiger Mitgliederzahl ist Beweis für das gute Geschäftsjahr. Dabei hielten sich die Prämienerhöhungen durchaus im Rahmen. Einzig bei einigen Zusatzversicherungen mussten die Prämien überproportional erhöht werden, weil diese Versicherungszweige negative Resultate aufwiesen. Der Mitgliederbestand sank im letzten Jahr leicht. Der Grund: Versicherte bei der KK Goms, die ausserhalb des Kantons Wallis leben, mussten die Kasse wechseln. Zu spüren bekommt die KK Goms auch die schlechter werdende Zahlungsmoral der Versicherten. Sehr viele sind nicht mehr in der Lage, selber regelmässig für die Versicherungskosten aufzukommen. Der damit verbundene Mehraufwand in der Administration und die schleppenden Zahlungen des Kantons für erhaltene Verlustscheine belasten das Personal zusätzlich. Dank der Ablehnung der Einheitskrankenkasse können die Mitglieder auch in Zukunft rasch und nahe mit zeitgemässen Versicherungsleistungen versorgt werden.


SCHWERPUNKT

infosantésuisse  Nr. 7–8, Juli/August 2007

Groupe Mutuel: Sehr gute Resultate 2006 Die Ergebnisse 2006 stärken die solide finanzielle Lage der Mitgliedskrankenversicherer der Groupe Mutuel in allen Bereichen. Der Gesamtüberschuss aller Versicherungssparten im Bereich Kranken- und Unfallversicherung steigt um 160,3% auf 186,6 Millionen Franken. Der Umsatz erreicht 3 Milliarden Franken (+ 21,3%). Der Bereich der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) schliesst im Geschäftsjahr 2006 mit einem Überschuss von 117,5 Millionen Franken, der Umsatz steigt um 22,3% auf 2,4 Milliarden Franken. Gleichzeitig steigt der Versichertenbestand in der OKP im Jahr 2006 auf 827 559 Personen, was gegenüber 2005 einem Wachstum von 13% entspricht. Die Versicherten der Groupe Mutuel werden in erster Linie von diesen aussergewöhnlich guten Ergebnissen profitieren: Die durchschnittliche Prämienanpassung für das Jahr 2008 wird zwischen 0 und 1% liegen.

Helsana: Führende Marktposition weiter ausgebaut Die Helsana-Gruppe hat im Geschäftsjahr 2006 ihre führende Position im Schweizer Krankenversicherungsmarkt weiter ausgebaut. In der Grundversicherung ist sie per Anfang 2007 mit 45 000 Versicherten (+ 3,5 %) im Konkurrenzvergleich klar am stärksten gewachsen. Die Prämieneinnahmen betragen neu 5,21 Milliarden Franken (+ 4,3 %). Das Jahresergebnis stieg um 31 % auf 114 Millionen Franken. Die Combined Ratio lag 2006 bei 97,7 % (Vorjahr 98,4 %) und unterstreicht die starke operative Leistung der Gruppe sowie die unterdurchschnittliche Entwicklung der Leistungskosten. Dank dem guten Resultat erhöhte sich das Eigenkapital um 14,4 %.

innova: Ausgezeichnetes Versicherungsergebnis 2006 innova weist für das vergangene Geschäftsjahr ein konsolidiertes Jahresergebnis von

4,58 Millionen Franken aus. Damit stärkt innova ihre ausgezeichnete Eigenkapitalbasis weiter. Die verbuchten Prämien erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahr um 1,9% auf 160 Millionen Franken. Der Gesamtkundenbestand ist mit knapp 110 000 Versicherten weitgehend stabil geblieben. Im Krankenversicherungsbereich hat sich die Zahl der neu gewonnenen Kunden um knapp 30% erhöht. Dabei entschieden sich 80% der Neukunden für eines der attraktiven alternativen Versicherungsmodelle. innova zählt neu knapp 50 000 Versicherte. Die Anzahl Versicherter in der Produktlinie sanvita – der einzigartigen Nichtraucherversicherung – erhöhte sich um knapp 2% auf 19 660 Kunden.

Ertrag aus den Kapitalanlagen wesentlich zum Geschäftsergebnis bei. Auch blieben die Beiträge an die diversen gesetzlichen Fonds unter den budgetierten Zahlen. Die Kosten pro Mitglied lagen im Rahmen des Budgets und stiegen, wenn auch leicht gedämpft, weiter an. Die einmaligen Einkünfte und Einsparungen im 2006 führten trotz der erhöhten Kosten zu einem guten Rechnungsergebnis von 2,3 Millionen Franken bei einem Prämienvolumen von 33 Millionen. Nach der obligatorischen Zuweisung des Überschusses weisen die gesetzlichen Reserven einen Stand von 32% auf. Die stillen Reserven bleiben gegenüber dem Vorjahr unverändert bei 2,2 Millionen Franken. Mit gut gepolsterten Rückstellungen und Reserven ist die KLuG finanziell gesund.

INTRAS: Erfreuliches Finanzjahr und Dämpfung der Kosten INTRAS Krankenkasse verzeichnet für 2006 ein Prämienvolumen von 985,8 Millionen Franken und schliesst das Geschäftsjahr mit einem Nettoergebnis von 20,6 Millionen gegenüber 0,1 Millionen im Jahr 2005 ab. Diese gute Leistung lässt sich teilweise durch den geringeren Anstieg der Gesundheitskosten, aber vor allem durch die von INTRAS getroffenen Massnahmen zur Kostenoptimierung erklären. Dank diesem Resultat belaufen sich die Gesamtreserven auf 316,5 Millionen (gegenüber 295,5 Millionen 2005). Die Sicherheitsreserve erreicht 12,3% (10,3% im Vorjahr) und liegt somit über den KVG-Anforderungen für die kommenden Jahre. Die Durchschnittskosten pro Versicherten haben sich 2006 um 4,7% gegenüber 7,4% im Vorjahr erhöht. Dies erklärt die Verbesserung der Gesamtergebnisse im Vergleich zu 2005. Die Verwaltungskosten im KVG-Bereich erreichen 4% des Prämienvolumens. Bei den Zusatzversicherungen gemäss VVG verzeichnet INTRAS Versicherungen AG einen Überschuss von 7,1 Millionen. Der Gesamtversichertenbestand von INTRAS Versicherungen belief sich 2006 auf über 375 000 Personen.

KLuG: Gedämpfter Kostenanstieg Das Geschäftsjahr 2006 war für die KLuG Krankenversicherung wiederum sehr erfolgreich. Das gute Börsenjahr trug mit dem

kmu-Krankenversicherung: Trotz Nullrunde ein erfolgreiches Jahr Die kmu-Krankenversicherung in Winterthur hat auch ihr 170. Geschäftsjahr trotz einer Nullrunde in der OKP und den in eigenem Risiko geführten Zusatzversicherungen erfolgreich abgeschlossen. Das Gesamtergebnis der Unternehmung konnte um 32,3% auf rund 1,1 Millionen Franken gesteigert werden. Der Versichertenbestand in der OKP blieb praktisch unverändert und betrug Ende des Berichtsjahres 7331 Personen, wovon 34,1% einem Hausarztmodell angeschlossen sind. Zusammen mit den Versicherten aus dem Segment KollektivKrankentaggeld beträgt der gesamte Versichertenbestand per 31.12.2006 8759 Personen. Die 11 Mitarbeiter der kmu-Krankenversicherung belegen insgesamt 840 Stellenprozente.

Kolping Krankenkasse: Weiter auf Erfolgskurs Für das Jahr 2006 kann die Kolping Krankenkasse AG eine überaus erfreuliche Erfolgsbilanz ausweisen. Ingesamt konnte der Versicherungsertrag um 7,2% gesteigert werden. Umso mehr können wir die erneute Senkung der Verwaltungskosten um 2,3% zur Kenntnis nehmen. Besonders hervorzuheben ist die äusserst markante Steigerung des Finanzergebnisses. Mit die-


SCHWERPUNKT

infosantésuisse  Nr. 7–8, Juli/August 2007

sem hervorragenden Kapitalerfolg gehören wir zu den Spitzenreitern. Dank den sehr guten Resultaten erhöhen sich das Eigenkapital, die Reserven und die Rückstellungen um knapp 5 Millionen Franken. Unsere Unternehmung hat im Geschäftsjahr 2006 ihre führende Position im Managed CareBereich weiter ausgebaut. Seit Januar 2007 bieten wir ein überaus kundenfreundliches Hausarztsystem an. Der Ausbau der HMOZentren hat weiterhin sehr hohe Priorität. Moderne, familienfreundliche, flexible Zusatzversicherungsprodukte und lokale Kundennähe sind wichtige Erfolgsfaktoren. Das erneute Wachstum unserer Versichertenbestände um rund 10% zeigt, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden.

KPT: Erfolgreiches und innovatives Geschäftsjahr Das Jahresergebnis 2006 ist erfreulich: Die Genossenschaft KPT/CPT Krankenkasse stärkt ihre Reserveposition in der Grundversicherung dank einem Ertragsüberschuss von 8,5 Millionen Franken. Die Prämieneinnahmen in der Grundversicherung haben zugenommen, während die Leistungen erstmals seit Jahren weniger stark angestiegen sind. Die Reserven liegen mit 15,9% nach wie vor über dem gesetzlich vorgeschriebenen Minimum von 15%. Auch der Versichertenbestand in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung hat sich mit einem Wachstum von rund 2% positiv entwickelt. Über 100 000 KPT-Kunden sind online versichert und profitieren von Prämienvergünstigungen. Insgesamt sind 338 000 Personen in der KPT-Gruppe versichert.

ÖKK Lugnez II: Neue Rechtsform An der Delegiertenversammlung vom Mai 2006 wurde einstimmig beschlossen, die ÖKK Lugnez II in eine Stiftung des Privatrechts umzuwandeln. Die bisherigen Mitgliedsgemeinden sind damit von der Pflicht entbunden, ein allfälliges Defizit zu übernehmen. Die Versicherten selbst sind von der Rechtsform-Änderung nicht betroffen. Die Anzahl Mitglieder (2482) und die Durchschnittskosten pro Versicherten (1686 Franken) sind 2006 in etwa auf Vorjahresni-

veau geblieben. Das entspricht den Zielen der ÖKK Lugnez II: Durch eine vorsichtige Prämienkalkulation soll die Mitgliederzahl im heutigen Rahmen gehalten werden – auch aus Gründen der Infrastruktur. Durch den dritten positiven Abschluss in Folge ist die ÖKK Lugnez II finanziell sehr gut abgesichert.

einen Rückgang unserer Versicherten von 3% zur Folge. Die heute bekannten positiven Prognosen sollten uns erlauben, unsere Zielsetzungen für die Jahre 2007 und 2008 zu erreichen.

RVK: Angebot mit innovativen Dienstleistungen erweitert PROVITA: Gesund und kundenorientiert Das Jahresergebnis liegt mit 2,7 Millionen Franken unter den Vorjahreswerten, kann aber als strategische Gewinnbremse bezeichnet werden. Die Reserven im KVGBereich sind mit 21,4% genügend dotiert, zumal sich der gesetzliche Minimalsatz für die PROVITA in den nächsten Jahren auf 15% reduziert. Das gesamte Prämienvolumen hat sich um 8,0% auf 135 Millionen Franken erhöht, wobei die Leistungen auf 124 Millionen mitzogen. Der Verwaltungskostensatz im KVG beträgt 5,6% (125 Franken pro Kopf), die Combined Ratio beträgt 97,9% (98,3% für die Holding). Für das Jahr 2007 hat sich der Anteil an Managed Care Versicherten von 29% auf 39% erhöht, der Versichertenbestand per Januar 2007 beträgt 56 500. Die PROVITA stellt seit 2005 mit dem Erlangen des GoodPriv@cy Labels ein hohes Qualitätsniveau sicher, insbesondere im Bereich VAD und Datenschutz.

Rhenusana: Ein ereignisreiches Jahr mit positiver Bilanz 2006 – ein Jahr, geprägt von grossen Entscheidungen, Ereignissen, Unsicherheiten, Veränderungen und Visionen. Ein Jahr aber auch, das ein Wegweiser für eine nachhaltige Zukunft von rhenusana (ehemals BKK, Betriebskrankenkasse Heerbrugg) ist. Heute hat die rhenusana rund 9300 Mitglieder in der Krankenpflege und über 10 000 Taggeld-Versicherte. Dank dem guten Jahreserfolg von 403 526 Franken konnte die rhenusana die Eigenkapitalbasis stärken. Der konsolidierte Eigenfinanzierungsgrad beträgt 62,9%. Damit steht das Unternehmen weiterhin auf einer soliden finanziellen Basis. Dieses Ergebnis wurde auch durch die notwendigen Anpassungen unserer Prämien in den letzten drei Jahren erreicht. Dies hatte

Der RVK (Verband der kleinen und mittleren Krankenversicherer) repräsentiert gegenwärtig 47 kleine und mittlere Krankenversicherer mit rund 810 000 Versicherten und blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück. Als Kompetenzzentrum für qualifizierte Dienstleistungen und Rückversicherungen unterstützt der Verband seine Mitglieder mit fundiertem Know-how in verschiedenen Bereichen. 2006 führte der RVK mehrere wegweisende Dienstleistungen ein: Ein eigenes Aktuariat wurde aufgebaut, das den Mitgliedern zu vorteilhaften Konditionen zur Verfügung steht. Mit der Integration des Vereins Unimedes betreut der RVK ein Hausarztsystem-Modell mit knapp 120 000 Versicherten, das an Stellenwert weiter gewinnen wird. Seit Anfang 2007 ist das Angebot «Partner-Pool» verfügbar, das bezüglich Fachkompetenz, Datenschutz, professioneller Abwicklung und Geschwindigkeit im Bereich des vertrauensärztlichen Dienstes und im Case Management neue Massstäbe setzt. Zusammen mit santésuisse entwickelt der RVK eine Branchenlösung für das Zentrale Vertragsregister (ZVR), die ab 1. Januar 2008 die Vertragsverwaltung effizienter und effektiver machen wird.

Sanitas: Gute Ergebnisse und positive Perspektiven Die Sanitas ist mit der Übernahme der Wincare im Jahr 2006 stark gewachsen. Mit rund 880 000 Versicherten, einem Prämienvolumen von 2,3 Milliarden Franken und einem Gesamtergebnis 2006 von 123,7 Millionen Franken gehört die Sanitas zu den führenden Krankenversicherungen der Schweiz. Sämtliche Gesellschaften der Sanitas-Gruppe weisen positive Ergebnisse aus. Ausschlaggebend für dieses gute Resultat waren die tiefer als erwartet ausge-


10

SCHWERPUNKT

infosantésuisse  Nr. 7–8, Juli/August 2007

fallenen Leistungsausgaben und die positive Finanzmarktentwicklung. Neu weist die Sanitas die konsolidierte Jahresrechnung nach dem Standard Swiss GAAP FER aus. Damit sorgt sie für mehr Transparenz (true and fair view) und setzt in der Branche einen Akzent. Die positiven Ergebnisse zeigen, dass die Übernahme der Wincare finanziell sehr gut verdaut wurde und gute Perspektiven bietet.

sodalis: Erfreuliches Geschäftsjahr und steigende Mitgliederzahlen Seit über 20 Jahren können wachsende Mitgliederzahlen verzeichnet werden. Diese sind auch im Berichtsjahr von 16 173 auf neu 16 411 oder um fast 2% gestiegen. Erfreulich entwickelt sich das Kollektivgeschäft. Mit einer Steigerung des Prämienvolumens von 7% übertraf dies unsere Erwartungen. Das finanzielle Ergebnis entspricht nicht ganz Erwartungen und Budget, doch ist man mit dem Resultat durchaus zufrieden. Der erzielte Cash Flow beträgt 1 266 706 Franken und ist insbesondere auf die positive Entwicklung in den Zusatzversicherungen zurückzuführen. In der OKP waren diverse sehr schwere Fälle zu verzeichnen, welche sich negativ auf das Ergebnis auswirkten. Mit einer starken Kostenentwicklung von 7% liegt man klar über dem Budget und dem kantonalen Durchschnitt. Die finanzielle Situation von sodalis ist nach wie vor ausgezeichnet: Mit einer Reserve-Quote von 43,95% in der OKP sowie mit einer Quote von 57,67% inklusive Zusatzversicherungen liegt man weit über dem schweizerischen Mittel.

Krankenkasse Steffisburg: Erfolgreiches und ausgeglichenes Jahr Die Krankenkasse Steffisburg blickt einmal mehr auf ein sehr erfolgreiches und ausgeglichenes Jahr zurück. Sämtliche Finanzzahlen sind im grünen Bereich. Im 2006 konnte die interne Konsolidierung weiter vorangetrieben werden. Sowohl der Leistungsbereich als auch der Verkauf verfügen über sehr motivierte und bestens versierte Mitarbeiterinnen. Erstmals hat die Krankenkasse Steffisburg an einer Regi-

onalmesse teilgenommen. An neun Tagen konnten wir uns und unsere Versicherungsangebote an der Oberländischen Herbstmesse (OHA) vorstellen. In der obligatorischen Krankenpflegeversicherung konnte ein Plus von 317 489 Franken erwirtschaftet werden. Bei den VVG-Produkten konnten die Rückstellungen für unerledigte Versicherungsfälle um 475 033 Franken erhöht werden. Insgesamt kann also einmal mehr von einem sehr positiven Betriebsjahr gesprochen werden.

Krankenkasse Stoffel Mels: Weiterhin auf gutem Kurs Seit 2003 ist unser Bestand in der Grundversicherung ohne eigentliche Propaganda gemäss unserem Budget gestiegen. Sehr erfreulich dabei ist, dass unsere Mitglieder mit ihrer Zufriedenheit die besten Empfehlungen vermitteln. Unsere erneute Zielsetzung für die Zukunft heisst, weiterhin mit optimalem Service und sehr kostengünstigen Prämien unsere Kunden zu betreuen und auch den Versicherungsbestand auf tragbare und vernünftige Art zu erhöhen. Gesunde Finanzen sind die absolute Grundlage des Geschäftserfolges. Das bedeutet für unsere Kunden und Leistungserbringer, dass sie bei der KKS Stoffel auf finanzielle Stabilität und Kontinuität sowie auf sehr gesunde Reserven zählen können. Trotz der erneuten Kostensteigerung haben wir unsere permanente Zielsetzung, nämlich eine ausgeglichene Rechnung zu erzielen, wieder erreicht. Erneut konnten wir das Konto «Rückstellung Grundversicherung» stärken.

Sumiswalder: Solide finanzielle Basis Das Geschäftsjahr 2006 schliesst finanziell positiv ab. Trotz der starken Äufnung der Rückstellungen konnten total über 532 000 Franken den Reserven zugewiesen werden. Die finanzielle Basis ist bei der Sumiswalder erfreulich. Leider sind auf der Kostenseite die stationären und ambulanten Spitalkosten, vor allem im Kanton Bern, wiederum sehr stark gestiegen. Aber auch die Pflegeheim- und die Medikamentenkosten von den Ärzten haben das Kos-

tenwachstum beeinflusst. Die Kosten stiegen pro Mitglied von 1718 auf 1965 Franken. Der Mitgliederbestand per 01.01.2007 konnte in der OKP wie auch in allen VVGZweigen gesteigert werden.

SWICA: Mehr Versicherte und die finanzielle Sicherheit weiter gestärkt Der SWICA Gesundheitsorganisation ist es wiederum gelungen, ein qualitatives Wachstum von 3% (+ 29 767 Versicherte) zu erzielen und die finanzielle Sicherheit weiter zu stärken. Bei einem Unternehmensergebnis von 31,1 Millionen Franken (Vorjahr: 16,2 Millionen) konnten zur Absicherung von Versicherungsrisiken Rückstellungen von 161,7 Millionen (Vorjahr: 129,7 Millionen) gebildet werden. Im Privatkundenbereich sind es die alternativen Versicherungsmodelle, die sich einer grossen Nachfrage (+ 28 700 Versicherte) erfreuen. Die Anzahl der versicherten Unternehmen konnte SWICA im Jahr 2006 um 607 (+ 3%) auf 20 800 erhöhen und dadurch einen Prämienmehrertrag von 50,1 Millionen Franken erzielen. Der Reservesatz im KVG liegt neu bei 18,9% (Vorjahr: 17,6%).

Visana: Fit für die Zukunft Visana weist für das Geschäftsjahr 2006 ein positives Ergebnis aus. Die Rückstellungen konnten sowohl im OKP- als auch im VVGBereich weiter gestärkt werden. Die Zahl der Versicherten nahm wiederum zu. Die Visana Krankenversicherung weist für 2006 einen Unternehmenserfolg von 0,9 Millionen Franken aus (Vorjahr 0,3 Millionen Franken). Die OKP-Reservequote liegt mit 18,1% deutlich über den vorgeschriebenen 15%. Die Visana Versicherungen AG weist einen Unternehmenserfolg von 38,3 Millionen Franken aus (Vorjahr 37,9 Millionen Franken). Die Rückstellungen konnten verstärkt werden. Die Zahl der OKP-Versicherten erhöhte sich per Anfang 2007 mit den OKP-Marken Visana, sana24 und vivacare um 3,5% von 432 000 auf 447 000. Der Gesamtversichertenbestand beträgt 866 000 oder rund 2% mehr gegenüber dem Vorjahr (850 000).


SCHWERPUNKT

11

infosantésuisse  Nr. 7–8, Juli/August 2007

Referate der Parteienvertreter an santésuisse-GV lassen Gemeinsamkeiten erkennen

Gesundheitspolitik im Fokus – Die Bundesratsparteien im Wahljahr Im Rahmen der alljährlichen Generalversammlung hat santésuisse heuer unter dem Titel «Gesundheitspolitik im Fokus» erstmals ein öffentliches Podium führender Gesundheitspolitikerinnen und –politiker organisiert. Trotz schleppendem Tempo in der KVG-Revision brachten die Referate zum Thema «Die Bundesratsparteien im Wahljahr» weniger die Zwietracht der Parteien, sondern überraschend viel Einhelligkeit zum Vorschein.

Pharmaindustrie ein mit den Nachbarländern vergleichbares Preisniveau akzeptiert. Von den Patienten verlangt er Akzeptanz für die Tatsache, dass der Leistungskatalog nicht beliebig erweitert werden kann. Ärzte und Spitäler müssen ihrerseits mehr Wettbe­werbselemente akzeptieren.

zulasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) beschliesst.

Erika Forster: Vertragsfreiheit als mittelfristiges Ziel Wie Brändli bezeichnet auch Erika Forster, Präsidentin der ständerätlichen Kom-

Fotos: Matthias Schenker

V

or zahlreichem Publikum eröffnete santésuisse-Präsident Chris­ toffel Brändli den Anlass mit der Anmerkung, dass es trotz dem Thema «die Bundesratsparteien im Wahljahr» nicht Idee der heutigen Diskussion sei, diverse Parteiprogramme zu zelebrieren. Er begrüsse die anwesenden Politiker und Politiker­ innen vielmehr als eigenständige Persönlichkeiten, die ihre individuelle Meinung kundtun. So seien mit Ständerätin Erika Forster (FDP), Ständerätin Simonetta Sommaruga (SP), Ständerat Urs Schwaller (CVP) und Nationalrat Toni Bortoluzzi (SVP) alle Bundesratsparteien mit ihren besten Leuten präsent.

Christoffel Brändli: Prämienverbilligung als bisher einzige Reform In seinem einleitenden Referat spricht Brändli von einem für die Krankenversicherer bisher erfolgreichen Jahr 2007: Die Einheitskasse hat eine offensichtliche Abfuhr erlebt, die Abschlüsse fast aller Versicherer fallen positiv aus, und im Jahr 2006 kletterten die Kosten weniger stark als in den Jahren zuvor. Damit sind aber gemäss Brändli weder die Probleme der Krankenversicherung vom Tisch, noch ist die Dringlichkeit der anstehenden KVG-Revisionen aufgehoben. So künden sich für das Jahr 2007 in diversen Sektoren bereits wieder satte Kostensteigerungen an, was genügend Anlass zur Sorge gebe. Die Verschnaufpause bei den Kosten und Prämien müsse daher genutzt und die KVG-Revision rasch zu Ende geführt werden. Alle Partner im Gesundheitswesen müssen dazu ihren Beitrag leisten. So fordert Brändli, dass die Kantone ihre Heimatschutz-Philosophie verlassen, die Versicherer sich auf das Kostenmanagement und nicht auf die Risikoselektion konzentrieren und die

santésuisse-Präsident Christoffel Brändli begrüsst das zahlreiche Publikum.

Trotz jahrelanger KVG-Revision habe das Parlament nur die Prämienverbilligung als einziges grösseres Paket verabschiedet, so Brändli. Viel wäre deshalb schon bewegt, wenn sich das Parlament noch vor Ende dieser Legislaturperiode auf die Revision der Spitalfinanzierung einigen könnte. Brändli charakterisiert diese Vorlage aufgrund des Kostenumfangs und -wachstums im Spitalbereich als Kernstück der gesamten KVG-Revision. Betreffend Pflegefinanzierung warnt der Bündner Ständerat vor Mehrkosten von über einer Milliarde Franken. Diese Effekte treten ein, sofern der Nationalrat in der Sommersession die Vollfinanzierung der Akut- und Übergangspflege

mission für soziale Sicherheit und Gesundheit (SGK), die Spitalfinanzierungsvorlage als das zentrale Geschäft. Im Zusammenhang mit der Spitalfinanzierung sind aber auch noch Probleme der Pflegefinanzierung zu lösen, meint Forster. Die Einführung der Fallpauschale im stationären Spitalbereich kann zu verfrühten Entlassungen führen, was eine Kostenverlagerung hin zur Pflege erzeugt. Die SGK des Nationalrates will diese Kosten der OKP belasten. Forster schlägt hingegen vor, dass die Spitäler die Kosten tragen, sofern der Patient innerhalb von beispielsweise 30 Tagen erneut in das Spital eintreten muss. In Verknüpfung mit der Spitalfinanzierung for-


12

SCHWERPUNKT

infosantésuisse  Nr. 7–8, Juli/August 2007

dert Forster auch eine gleichzeitige Einführung des verfeinerten Risikoausgleichs gemäss Ständerat. Nur so sei das Problem der Risikoselektion vernünftig zu bekämpfen. Mittelfristig wünscht sich Forster die Einführung der monistischen Spitalfinanzierung sowie der kongruenten Finanzierung von ambulant und stationär. Als bedeutsam aus Sicht der FDP betitelt Forster die Vorlage zu Managed Care. Hier müsse zumindest die Ständerats-Lösung verabschiedet werden. Dies biete auch den Versicherern die Chance, über Managed Care-Modelle die Vertragsfreiheit teilweise einzuführen. Ziel bleibt zwar für Forster die Einführung der allgemeinen Vertragsfreiheit, doch hingen die Bürgerinnen und Bürger momentan so sehr an der freien Arztwahl, dass dies kurzfristig nicht durchzusetzen sei. Als dritte Baustelle bezeichnet die SGK-Präsidentin die Medikamentenpreisbildung. In diesem Be-

schaft zu diesem Ziel gelangen will, bleibt in der Schweiz bis heute unbeantwortet. In der Politik fehlt der notwendige Konsens dazu. Dies führe zu ineffizienten Abläufen und ungünstigen Mengenentwicklungen, was im Endeffekt das gesamte System lähme, sagt Bortoluzzi. Er selbst will den Wettbewerb stärken, weil dieser der staatlichen Planwirtschaft erwiesenermassen überlegen sei. Was steht gemäss SVP einem wettbewerblichen Gesundheitswesen im Weg? • Mangelnde Koordination kantonaler Gesundheitssysteme • Intransparenz betreffend Wirtschaftlichkeit und Qualität im stationären Bereich • Eingeschränkte Versicherungsmöglichkeit für erwachsene Personen • Kein Wahlfreiheit im stationären Bereich • Staatliches Korsett lähmt unternehme-

Urs Schwaller: Freie Spitalwahl nur mit Einschränkungen realisierbar Die Indikatoren eines gedeihlichen Gesundheitswesens heissen für die CVP Wirksamkeit, Qualität, gleicher Zugang zum System, Wirtschaftlichkeit, finanzielle Tragbarkeit und Nachfragezufriedenheit. Auf dieser Basis wurde ein 20-Punkte-Programm entworfen, woraus Ständerat und SGKMitglied Urs Schwaller einige Punkte, wie z.B. die Einführung einer Gesundheitskarte oder die stufenweise Einführung der Vertragsfreiheit, zitiert. In den kommenden sechs bis zwölf Monaten möchte Schwaller die Vorlagen zur Spital- und Pflegefinanzierung, zum Risikoausgleich und zu Managed-Care über die Bühne bringen. Innerhalb der Vorlage zur Spitalfinanzierung unterstützt Schwaller die freie Spitalwahl, erklärt aber, dass diese Wahlfreiheit nur unter der vom Ständerat formulierten Einschränkungen mehrheitsfähig wird.

V.l.n.r.: Urs Schwaller, Simonetta Sommaruga, Toni Bortoluzzi, Erika Forster.

reich müsse das Bundesamt für Gesundheit (BAG) gestärkt werden, damit künftig nicht nur die Anbieter den Preis bestimmen können.

Toni Bortoluzzi: Marktwirtschaftliches Gesundheitssystem als Ziel In einem Gesundheitssystem mit unbestrittenen Elementen wie der Kopfprämie und dem Versicherungsobligatorium ist das Ziel für Toni Bortoluzzi, Mitglied der SGK des Nationalrates, eine effiziente und qualitativ hoch stehende Versorgung. Die zentrale und grundsätzliche Frage, ob man mit einem marktwirtschaftlichen System oder mit einer staatlich geprägten Planwirt-

risches Denken der Versicherer • Staatliche Verflechtung der Kantone als Eigner, Finanzierer und Richter. Die Behebung dieser Mängel bedingt gemäss Bortoluzzi eine Verfassungsgrundlage auf Bundesebene. Nur damit sei die Koordination von 26 Gesundheitssystemen durchzusetzen. Zusätzlich sind Wettbewerbsgrundsätze wie das Einzelvertragssystem oder die Freiheit des Angebots und der Nachfrage zu realisieren. Bortoluzzi fordert weiter Kostentransparenz und die Vergleichbarkeit der Leistungen in Wirtschaftlichkeit und Qualität – letzteres als unverzichtbare Bedingung für den Wettbewerb.

Beim so genannten Kostenteiler in der Spitalfinanzierung zwischen OKP und Kantonen erachtet Schwaller einen Kompromiss in der Grössenordnung von 45 bis 55 Prozent als realistisch. Bezüglich Risikoausgleich und monistische Spitalfinanzierung decken sich die Ansichten Schwallers grösstenteils mit jenen von Erika Forster. Bei der Pflegefinanzierung sind für Schwaller folgende Eckpunkte massgebend: • Pflegebedarf gemäss objektiven Kriterien • Pflege nur auf ärztliche Anordnung • Nach Pflegebedarf abgestufte Frankenbeiträge der OKP


SCHWERPUNKT

13

infosantésuisse  Nr. 7–8, Juli/August 2007

• Etablierung einer schweizweit einheitlichen Tarifstruktur • Verzicht auf das bisherige Kostendeckungsprinzip. Diskussionswürdig findet Schwaller den Vorschlag der SGK des Nationalrates, die private Belastung mit einer Obergrenze zu limitieren. Die vom Ständerat verabschiedete Managed Care-Vorlage fruchtet in den Augen Schwallers nicht viel, verhindere aber wenigstens nichts. In Zukunft sei eine Abdeckung von 50 bis 60 Prozent der Bevölkerung mit Managed Care-Modellen anzustreben.

Simonetta Sommaruga: Zentrale Rolle der Krankenversicherer im Kosten- und Qualitätsmanagement Welche Schwächen am Gesundheitswesen diagnostiziert Konsumentenschützerin Simonetta Sommaruga? Das System bietet Anreize für eine Mengenausweitung

Auf Grund dieser Systemschwächen rückt Sommaruge zwei Forderungen ins Zentrum, welche Auswirkungen auf die Steuerung der Kosten und der Qualität des Gesundheitswesens haben: • Die Krankenversicherer sollen im Kosten- und Qualitätsmanagements eine zentrale Rolle einnehmen. Allerdings müssten sie Interesse an dieser Rolle demonstrieren und bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. Zwingende Voraussetzung dazu sei ein verbesserter Risikoausgleich, meint Sommaruga. • Die Leistungserbringer können die Nachfrage an Gesundheitsleistungen und damit ihr eigenes Einkommen massiv beeinflussen. Sommaruga plädiert deshalb dafür, dass die Leistungserbringer künftig die Verantwortung für Leistungen tragen, welche sie selbst erbringen oder auslösen. Diese Überlegungen führen Sommaruga zum Stichwort Managed Care.

maruga positiv, sie will aber weitere Massnahmen veranlassen. So kämpft sie weiterhin für die Zulassung von Parallelimporten im patentgeschützten Medikamentenmarkt. Weiter will sie die Ausweitung des Patentrechts auf biotechnologische Erfindungen verhindern, da dies unter anderem einen Kostenschub bei den Medikamentenpreisen auslösen würde.

Hoffen auf mehr lösungsorientierte Umsetzer Die vier Politikerinnen und Politiker verfolgen allesamt das Ziel, das Gesundheitswesen auf gesunde Beine zu stellen. Fragt man nach den Mitteln, um diesem Ziel näher zu kommen, stellt man ebenfalls wenig Uneinigkeit fest. Die lösungsorientierte und ideologisch wenig gefärbte Haltung der vier Referentinnen und Referenten mag besonders in einem Wahljahr erstaunen, ist aber kein Spiegelbild des politischen Alltags. Im

V.l.n.r.: Die Politiker beim Podiumsgespräch – santésuisse-Direktor Fritz Britt – Moderator Iwan Rickenbacher.

(Quantität) anstelle von Anreizen für eine Mengenoptimierung (Qualität). Dies hat gemäss Sommaruga zur Folge, dass sich die Schweiz ein sehr teures, jedoch nicht unbedingt gutes Gesundheitswesen leistet. Eine weitere Schwäche des Systems lokalisiert Sommaruga in der Fragmentierung der Leistungserbringer. Letztere betrachten sich noch zu oft als Einzelkämpfer, die unkoordiniert arbeiten. Auch Sparmassnahmen der Leistungserbringer werden nur spärlich koordiniert, was zu Kostenverlagerungen statt zu Kosteneinsparungen führt. Schliesslich bedauert Sommaruga das Ausbleiben eines Dialogs in der Schweiz über Qualität im Gesundheitswesen.

Über die Vorlage wie sie vom Ständerat verabschiedet wurde, zeigt sie sich enttäuscht, da sich Versicherer und Leistungserbringer lieber alle Optionen offen gehalten haben, anstatt Verpflichtungen einzugehen. Im Rückblick auf die Verhandlungen spricht Sommaruga von einer verpassten Chance, eine der wichtigsten Entwicklungen im Gesundheitswesen zu begünstigen. Abschliessend streift die SP-Vertreterin einige aktuelle Punkte der Gesundheitspolitik. Wie Erika Forster schon vor ihr forderte, sollen Fallpauschalen auch Nachbehandlungen einbeziehen. Die Vorlage zu den Medikamentenpreisen beurteilt Som-

Tagesgeschäft zählt parteipolitische Ideologie weiterhin mehr als ein konstruktiver Kompromiss. Dies erklärt auch das Schneckentempo der aktuellen KVG-Revision. In diesem Sinne formuliert Christoffel Brändli zum Abschluss der Tagung die Hoffnung, dass bei den Wahlen im Herbst möglichst viele lösungsorientierte Umsetzer gewählt werden, damit in der bevorstehenden Legislatur die rasche Realisierung von Projekten im Gesundheitswesen möglich wird.  Matthias Schenker Eine ausführliche Zusammenfassung der Referate und der anschliessenden Diskussion finden Sie auf www.santesuisse.ch.


14

SCHWERPUNKT

infosantésuisse  Nr. 7–8, Juli/August 2007

Tätigkeitsbericht 2006 der Ombudsstelle der sozialen Krankenversicherung

Vertrauen der Kunden und Glaubwürdigkeit der Versicherer stärken Der Tätigkeitsbereich und die Arbeitweise der Ombudsstelle haben mit dem Wechsel der Leitung von Gebhard Eugster zu Rudolf Luginbühl keine grundsätzliche Änderung erfahren. Wie sein Vorgänger legt auch der neue Ombudsman grossen Wert auf Transparenz im System der sozialen Krankenversicherung. Er versteht seine Aufgabe als Mediator im Gespräch zwischen Kunden und den Krankenversicherern zur Beilegung von Konflikten auf der Basis des geltenden Rechts.

Angaben zur Ombudsstelle für die soziale Krankenversicherung: Die Stiftung Ombudsstelle für die soziale Krankenversicherung wurde vor vierzehn Jahren von santésuisse gegründet. Aktueller Präsident des Stiftungsrates ist der ehemalige Direktor der Concordia, Rudolf Gilli. Geschäftsstelle: Rudolf Luginbühl, Fürsprecher, Ombudsman, Morena Hostettler, Rechtsdienst deutsche Schweiz und Tessin, Isabella Gottraux, Rechtsdienst französische Schweiz, Urs Eigensatz, Krankenversicherungsexperte, Hans-Thomas Scherrer, Sekretär Adresse: Ombudsman der sozialen Krankenversicherung Morgartenstrasse 9, 6003 Luzern Tel. deutsch: 041 226 10 10, Tel. französisch: 041 226 10 11, Tel. italienisch: 041 226 10 12

I

übrigen 380 Fälle betrafen Fragestellungen allgemeiner Art. Nach Sprachen entfielen 3856 Eingänge auf deutsch (2005: 4096), 804 auf französisch (2005: 902) und 114 auf italienisch (2005: 147).

Positive Entwicklung Im Berichtsjahr hat sich die Zahl der Eingänge gegenüber den Spitzenjahren 2002 (6140) und 2003 (6071) um gut 1300 vermindert. Der Ombudsman führt diese positive Entwicklung darauf zurück, dass sich im Betriebsjahr 2006 – wie schon im Vorjahr – keine aussergewöhnlichen

%NTWICKLUNGª%INGÊNGEª ª¥ª 8000 6967

7000 6358 6000

6140 5574

5474

5231

6071

5481

5431

5000

5145

4775

4172 4000 3000

3172 3089

2000

Auskunftszeit: Montag bis Freitag: 09.00 bis 11.30 Uhr Fax: 041 226 10 13, info@om-kv.ch, www.ombudsman-kv.ch (mit Kontaktformular)

1000 0

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

Die Anfragen beim Ombudsman sind 2006 erneut zurückgegangen.

2005

2006

Quelle: Ombudsstelle der sozialen Krankenversicherung

Ombudsman der sozialen Krankenversicherung

m Berichtsjahr sind beim Ombudsman 4775 Fälle eingegangen, was gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang von 370 bedeutet. Wie die Ombudsstelle mitteilt, haben die Fälle in den ersten Monaten des neuen Jahres allerdings wieder um 10% zugenommen. Noch immer bieten Kassenwechsel einigen Konfliktstoff. Die Aufteilung nach Materien zeigt 2992 Dossiers im Sektor Versicherungsleistungen (2005: 3119), 947 im Bereich Abschluss oder Wechsel der Versicherung (2005: 1124) und 456 mit Thema Prämien (2005: 465). Die


SCHWERPUNKT infosantésuisse  Nr. 7–8, Juli/August 2007

Vorkommnisse ereignet haben, die allgemein oder bei einem bestimmten Krankenversicherer zu einer besonderen Häufung von Problemen geführt hätten. Ein weiterer Grund ist die zunehmende Rechtssicherheit in der Anwendung des Krankenversicherungsgesetzes und die allgemeine Akzeptanz einer Vielzahl von pragmatischen Lösungen für Probleme, die noch vor wenigen Jahren Streitpunkte waren. Die Erfahrung lehre jedoch, so der Ombudsman, dass sich jederzeit überraschende Turbulenzen ereignen können.

Den Kunden ernst nehmen Der Ombudsman stellt in seinem ersten Tätigkeitsbericht fest, dass sich immer mehr Personen an die Ombudsstelle wenden, die sich von ihrem Krankenversicherer nicht korrekt behandelt fühlen, weil sie als Kunden nicht ernst genommen werden. Luginbühl plädiert für korrekten und respektvollen Umgang mit den Kunden, auch wenn deren Wünsche materiell nicht erfüllt werden könnten und sie bisweilen schwierig und hartnäckig seien. Der Ombudsman bemängelt zum Beispiel, dass Mitarbeiter von Krankenversicherern oftmals mit standardisierten Aussagen «in Fachchinesisch» antworten und die Kunden ohne wirkliche Erklärung zurücklassen. Auch komme es vor, dass Standardbriefe inhaltlich falsch oder nicht mehr aktuell seien, oder dass der Kunde mehrmals nutzlos hin und her verbunden werde und sich niemand für ihn zuständig fühle. Was Versicherte oft auch verärgere, seien kurzfristige Änderungen im Leistungs­ angebot. Hingegen bringe der Kunde meistens Verständnis für Änderungen auf, wenn er rechtzeitig darüber orientiert werde. Der Ombudsman regt an, die Übergangsfrist zur Umsetzung von Entscheidungen genügend lang zu bemessen und begonnene Behandlungen bis zum Abschluss zu bezahlen. Mit diesen und weiteren Ratschlägen für einen kundenfreundlichen Umgang mit den Versicherten möchten der Ombudsman und seine Dienststelle mithelfen, Unsicherheit und Misstrauen auf Seite der Versicherten zu beheben und die Glaubwürdigkeit der Versicherer zu stärken.  Josef Ziegler

Fallbeispiele aus der Praxis Alle versicherungspflichtigen Personen akzeptieren: Der Ombudsman betrachtet es als eine seiner Aufgaben, anfragende Versicherte über die Eigenheiten des Systems der sozialen Krankenversicherung und der privatwirtschaftlichen Zusatzversicherungen zu informieren. Aufgefallen ist ihm im Berichtsjahr insbesondere, dass einzelne Krankenversicherer versuchen, auch bei Personen, die nur die Grundversicherung wünschen, bereits vor der Aufnahme Fragen nach dem Gesundheitszustand zu stellen. So ist es beispielsweise vorgekommen, dass unter Bezug auf eine allfällige Leistungskoordination gezielt nach laufenden Leistungen anderer Sozialversicherungen gefragt wurde. Stossend findet der Ombudsman auch die Haltung eines Krankenversicherers, Interessenten, die nicht als gute Risiken gelten, alle Nachteile der Zugehörigkeit zur betreffenden Kasse hervorzuheben und damit zu versuchen, solche Interessenten vom Beitritt abzuhalten. Eine offene Information sei zwar korrekt, doch müssten Krankenversicherer in der Grundversicherung alle versicherungspflichtigen Personen aufnehmen, mahnt der Ombudsman. Ablehnung genügend begründen: Der Ombudsman weist darauf hin, dass die Versicherer in den Vergangenheit ihre Aufnahmepraxis bei Zusatzversicherungen deutlich verschärft haben. Sobald minimale gesundheitliche Risiken vorliegen, wird der Antrag abgelehnt. Die Ablehnungen erfolgen vielfach ohne eine Begründung. Dies führt oft zu Rückfragen der Versicherten beim Versicherer selber oder bei der Ombudsstelle. Auch wenn kein Anspruch auf Aufnahme in eine Zusatzversicherung besteht, ist es doch nicht ausgeschlossen, dass die Ablehnung auf einer Verwechslung oder einem anderen Irrtum beim Versicherer beruht. Die Antrag stellende Person hat das Recht, die über sie gespeicherten Daten einzusehen (Art. 8 Datenschutzgesetz). Dies kann für den Versicherer einen Aufwand bedeuten, für den er nur in Ausnahmefällen eine Entschädigung verlangen darf. Der Ombudsman erachtet es deshalb als wichtig und sinnvoll, Ablehnungen genügend zu begründen. Gestörtes Vertrauen: Ab und zu erhält der Ombudsman Einsicht in Dossiers, die zeigen, dass Versicherer durch ihr Verhalten gegenüber ihren Kunden das Vertrauen untergraben, das sie in der Öffentlichkeit herzustellen versuchen. Dies hat jener Versicherer erreicht, der einem Kunden während des Spitalaufenthaltes eine abgegebene Kostengutsprache revidieren wollte. Bisweilen, so der Ombudman, kommt der Verdacht auf, dass gewisse Krankenversicherer es gerne in Kauf nehmen, dass ihr Image bei kostenintensiven Kunden leidet. Fragwürdiges Wirtschaftlichkeitsargument: Ein oft auftauchendes Thema sind Entscheide, nicht mehr die vollen Kosten der spitalexternen Krankenpflege zu tragen, wenn ein Pflegeheimaufenthalt für den Krankenversicherer weniger teuer zu stehen kommt als die Leistungen der Spitex. Auch wenn solche Entscheide vielfach der Rechtsprechung standhalten, sind sie für betroffene Menschen sehr schwer zu verstehen: Sie haben oft den Eintritt in ein Pflegeheim zur Folge – und damit den Abschied von der Pflege in der gewohnten Umgebung. Auch Personen, die nach Spitalaufenthalten eine Rehabilitation benötigen, stellen immer häufiger fest, dass ihr Krankenversicherer eine stationäre Rehabilitation als unwirtschaftlich ablehnt, weil eine ambulante Rehabilitation ebenso zum gewünschten Erfolg führe. So lange die Entscheide des Krankenversicherers medizinisch abgestützt sind, also vom Vertrauensarzt mitgetragen werden und dem Einzelfall wirklich Rechnung getragen wird, ist nichts gegen sie einzuwenden. Wenn aber einer alleinstehenden Person, die im fünften Stock eines Hauses ohne Fahrstuhl wohnt, eine ambulante Rehabilitation zugemutet wird, so verspricht diese wenig Erfolg und das Wirtschaftlichkeitsargument kann hier kaum geltend gemacht werden.

15


16

KRANKENVERSICHERUNG

infosantésuisse  Nr. 7–8, Juli/August 2007

Im Gespräch: Roland Debély, Gesundheitsdirektor im Kanton Neuenburg

«Die Spitalplanung ist aufgegleist» Die sieben öffentlichen Spitäler im Kanton Neuenburg sind unter dem neuen Namen «Spital Neuenburg» zusammengeführt worden. Diese neue Körperschaft hat dem Regierungsrat nun einen Massnahmenplan für den Zeitraum von 2006 bis 2009 vorzulegen. Allerdings haben die geplanten Zusammenlegungen, Schliessungen von Abteilungen und Streichungen von Betten laute Kritik hervorgerufen. Es stehen also wegweisende Entscheide an. Roland Debély, Chef des Departements Gesundheit und Soziales, äussert sich dazu im Interview.

infosantésuisse: Was sind die Stärken und Schwächen des Neuenburger Gesundheitssystems? Roland Debély: Auf politischer Ebene lässt sich sicher die im 2003 erreichte Aufgabenteilung zwischen Gemeinden und Kantonen als positiven Punkt nennen. Damit wurde der Kanton zur einzigen öffentlichen Finanzquelle im subventionierten Gesundheitsbereich. Das gewährleistet eine höhere Transparenz. Wir haben uns für die Bildung von unabhängigen, öffentlich-rechtlichen Körperschaften entschieden: Es gibt neu nur noch eine Ansprechstelle pro Sektor, was die Abläufe vereinfacht und Einsparungen ermöglicht. Mit dieser neuen Struktur wird eine bessere Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren im Gesundheitssystem gefördert. Bedeutsam ist auch der Gesamtarbeitsvertrag «santé 21»: Er stellt für alle Arbeitnehmenden in den kantonalen Einrichtungen einheitliche Arbeitsbedingungen sicher und ermöglicht damit eine einfachere Zirkulation des Pflegepersonals.

«Die regionale Anspruchshaltung muss sich so weit als möglich zugunsten der Interessen der gesamten Kantonsbevölkerung zurücknehmen.» Hingegen sind die Kosten des Neuenburger Gesundheitssystems hoch. Dafür sind verschiedene und nicht einfach einzugrenzende Gründe verantwortlich. Hauptsächliche Ursachen sind die Überkapazitäten im stationären Bereich der Spitäler, aber auch die verschiedenen Doppelspurigkeiten und die ungenügenden kritischen Grössen für Angebote von Spital- und Pflegeleistungen. Das wollen wir korrigieren.

Was die Spitalplanung betrifft, so wurde im Juni 2006 ein Spitalverbund von sieben Spitälern unter dem Namen «Spital Neuenburg (HNe)» geschaffen. Dem Regierungsrat wurde ein Massnahmenplan vorgelegt. Weshalb ein Spitalverbund? Bietet diese Form aus qualitativer und wirtschaftlicher Sicht mehr Vorteile? Führungstechnisch gesehen, bietet diese Form eines selbstständigen Verbundes mehrere Vorteile, beispielsweise klare Kompetenzen und Zuständigkeiten zwischen dem Kanton und dem Spitalverbund. Der Kanton legt den Bedarf fest und beschränkt sich auf die Rolle des Planers, während diese Planung durch den Verbund ausgeführt wird. Die Leistungen werden vom Verbund organisiert und bereitgestellt. Eine Netzwerkstruktur ermöglicht die Schaffung von kantonalen «Medizindepartementen», und nicht zuletzt wird auch die Qualität gesteigert. Andererseits erhält diese neue Körperschaft durch ihre Form mehr Gewicht bei den Verhandlungen mit den Partnern, einschliesslich der Versicherer. Die Struktur als Verbund ermöglicht zudem eine Abgrenzung zwischen Akutpflege und Weiterbehandlungen. Die Akutpflege wird künftig anstatt von den drei bisherigen Spitälern hauptsächlich noch von zwei Einrichtungen angeboten, je eine in Neuenburg und eine in La Chaux-de-Fonds. Die Weiterbehandlung erfolgt dann in den anderen Spitälern des Neuenburger Spitalverbundes. Dadurch können diese Rehabilitationsleistungen aufgrund ihrer geografischen Verteilung kundennäher angeboten werden. Solche Weiterbehandlungen betreffen vor allem ältere Personen. Es ist wichtig, ihnen den Kontakt zur Familie zu vereinfachen.

Die Vernehmlassung sowie der Regierungsrat sprachen sich für die Zwischenlösung der drei vorgestellten Varianten aus. Ist das nicht ein Kompromiss, der weit unter den vom Regierungsrat für den Zeitraum von 2006 bis 2009 vorgegebenen Sparerwartungen liegt?

«Vor der Umsetzung des neuen Systems müssen unbedingt Qualitätskontrollinstrumente definiert werden.» Es ist richtig, dass die ursprüngliche finanzielle Zielsetzung des Regierungsrates mit einer Reduktion der Subventionen um 26 Millionen oder 13 Prozent heute sehr ambitioniert erscheint. Die Zwischenlösung ermöglicht zwar Einsparungen, aber die mit der Einführung der Finanzierung nach Fallpauschalen verbundenen Tarifsenkungen werden in diesem Jahr einen Ertragsrückgang bewirken. Folglich lässt sich der durch den Kanton zu finanzierende Restsaldo nicht in dem erheblichen Umfang reduzieren, wie dies in den Finanzzielsetzungen ursprünglich vorgesehen war. Doch die Sparbemühungen als solche erreichen ihr Ziel. Wird die Spitalplanung trotz des Bestrebens, ein regionales Gleichgewicht einzuhalten, durch regionale Ansprüche gebremst? Es stimmt, dass die diversen Unterschiede zwischen den Kantonsteilen oder die verschiedenen Befindlichkeiten in den Städten und den Landregionen sich bei der Umsetzung eines kantonal abgeglichenen Systems einschränkend auswirken. Die Regionen setzen sich natürlich für ihre Interessen ein. Das ist normal. Doch muss sich die regionale Anspruchshaltung so weit als


KRANKENVERSICHERUNG

17

infosantésuisse  Nr. 7–8, Juli/August 2007

Angesicht der kritischen Äusserungen gegen die vorgesehene Spitalplanung muss man aber feststellen, dass weder die Kommunikation noch das Verständnis für das, was wir eigentlich vermitteln wollten, optimal gewesen sind. Im gesamten Reformprozess standen immer der Patient und seine Familie im Zentrum der Qualitätsund Sicherheitsbemühungen. Doch offenbar versteht die Bevölkerung unter Behandlungsqualität häufig die geografische Nähe zum Wohnort. Deshalb müssen wir

nun die Realitäten vermitteln, um die Reform zu einem guten Ende zu führen.

Foto: Keystone

möglich zugunsten der Interessen der gesamten Kantonsbevölkerung zurücknehmen. Das ist allerdings nicht nur eine Spitalproblematik, sondern gilt auch in anderen Reformbereichen. «Behandlungsqualität» und «Patientensicherheit» sind die wichtigsten Kriterien im Projekt Spitalplanung. Angesichts der Einwände einiger Regionen stellt sich die Frage, ob diese Aspekte von der Neuenburger Bevölkerung wirklich verstanden worden sind.

«Als liberal denkender Bürger befürworte ich grundsätzlich eine gebietsübergreifende Zusammenarbeit und mehr Wettbewerb.»

Die Neuenburger Spitäler haben bereits ein Abrechnungssystem nach Fallpauschale (APDRG) eingeführt. Was halten Sie aufgrund ihrer Erfahrungen von der im Parlament diskutierten Spitalfinanzierung und vom Wettbewerbssystem? Als liberal denkender Bürger befürworte ich grundsätzlich eine gebietsübergreifende Zusammenarbeit, mehr Wettbewerb und eine freie Spitalwahl. Wie die Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) bin ich allerdings der Meinung, dass eine Kostenverlagerung von der Zusatzversicherung auf die Kantone stattfindet, die der Klärung bedarf. Die Gleichstellung von öffentlichen Spitälern und Privatkliniken bringt auch gewisse Probleme: Während die öffentlichen Spitäler alle Patienten aufnehmen müssen, besteht bei den Privatkliniken aufgrund ihrer ausgeprägteren Gewinnausrichtung die Möglichkeit der Selektion von einträglicheren Behandlungsgruppen, weil sie nicht die gleiche Verantwortlichkeit gegenüber der Allgemeinheit haben. Deshalb müssen Rahmenbedingungen definiert werden. Andererseits müsste auch dem Qualitätsaspekt Rechnung getragen werden. Ich stelle aber fest, dass acht Jahre nach der Einführung des KVG weder H+ noch santésuisse ein geeignetes Instrument eingesetzt haben. Daher müssen vor der Umsetzung dieses neuen Systems unbedingt Qualitätskontrollinstrumente definiert werden. In diesem von Ihnen begrüssten Wettbewerbssystem kann der Patient die Einrichtung nach dem besten Preis-/Leistungsverhältnis wählen. Ist da eine «politische» Spitalplanung überhaupt noch sinnvoll? Die Spitalplanung wird immer nötig sein, aber sie bedarf einer vermehrten Zusammenarbeit und eines Sinneswandels, um eine kantonsübergreifende Planung zu ermöglichen. Die Kantone sind versucht, zur Erfüllung von preis- und qualitätsbasierten Wettbewerbskriterien für ihre Spitäler günstige Rahmenbedingungen aufstellen, um diese attraktiv zu machen – und damit die Verfechtung regionaler oder kantonaler Interessen unter politischem Druck weiterhin zu fördern. Die Spitalplanung ist und bleibt politisch.  Interview: Nello Castelli


18

KRANKENVERSICHERUNG

infosantésuisse  Nr. 7–8, Juli/August 2007

Höhe der Vergünstigungen unklar – konsequente Rückforderung sinnvoll?

Wo landen die Medikamenten-Rabatte? Arzneimittel-Hersteller gewähren den Leistungserbringern oft Rabatte beim Bezug von Medikamenten. Die Industrie hofft so, die verschreibenden Fachleute an ihre Produkte zu binden. Für die Leistungserbringer ergibt sich eine zusätzliche Einnahmequelle, wenn die Medikamente trotz Rabatt zum üblichen Preis weitergegeben werden. Das Heilmittelgesetz schränkt deshalb den Spielraum bei den Rabatten ein, um die Unabhängigkeit der Leistungserbringer zu wahren. Das Krankenversicherungsgesetz fordert zudem die Weitergabe der Vergünstigungen an die Kostenträger, damit die Allgemeinheit nicht für Kosten aufkommt, die gar nicht anfallen. Das ist alles schön und gut – doch werden diese Bestimmungen auch umgesetzt?

D

as Krankenversicherungsgesetz (KVG) hält in Artikel 56/3 fest: Wer als Leistungserbringer Vergünstigungen beim Einkauf von Medikamenten oder medizinischen Hilfsmitteln erhält, muss diese Rabatte an die Kostenträger weitergeben – also an die Patienten oder an die Krankenversicherer. Die Gesetzesbestimmung blieb allerdings toter Buchstabe, so dass das Parlament auf 2002 die Problematik auch im neuen Heilmittelgesetz (HMG) regelte. Dessen Bestimmungen (Artikel 33) gehen um einiges weiter. Sowohl das Gewähren wie das Annehmen von «geldwerten Vorteilen» im Arzneimittelhandel1 wird ausdrücklich untersagt. Ausgenommen von diesem Verbot sind einige Spezialfälle.

Bescheiden, handelsüblich und gerechtfertigt Erlaubt sind einerseits «Geldwerte von bescheidenem Wert, die für die medizinische oder pharmazeutische Praxis von Belang sind». Der Zürcher Rechtsanwalt Urs Saxer nennt in seiner Interpretation des HMG2 für «bescheidene Werte» eine Obergrenze von 300 Franken pro Geschäftsbeziehung und Jahr, weil das der Gerichtspraxis in anderen Bereichen entspricht. Diese kleinen Vergünstigungen müssen zudem in direktem Zusammenhang mit der Anwendung des Medikaments stehen. Das bedeutet, dass Preisnachlässe im Allgemeinen unzulässig sind – egal in welcher Höhe. Das gleiche gilt für die berühmte Flasche

Wein. Gestattet sind hingegen Gratismuster, Fachbücher oder die Teilfinanzierung von Kongressteilnahmen. Ebenfalls zugelassen sind «Handelsübliche und betriebswirtschaftlich gerechtfertigte Rabatte, die sich direkt auf den Preis auswirken». Rabatte sind laut Urs Saxer dann betriebswirtschaftlich gerechtfertigt, wenn der Abnehmer eine Gegenleistung erbringt – zum Beispiel eine frühzeitige Bezahlung oder einen reduzierten Aufwand durch Online- oder Grossbestellungen. Der Begriff «handelsübliche Rabatte» lässt sich laut Urs Saxer nicht exakt definieren. Allerdings sei er strenger zu interpretieren als das bisherige Vorgehen auf dem Pharmamarkt – sonst hätte es die Bestimmung im HMG gar nicht gebraucht. Schliesslich müssen sich die handelsüblichen und die betriebswirtschaftlich gerechtfertigten Rabatte direkt im Preis niederschlagen, den der Leistungserbringer bezahlt: Grosszügige Geschenke sind also in jedem Fall unzulässig.

gibt es mit Kantonen und Krankenversicherern zwei Finanzierer. Die Bevölkerung profitiert also so oder so von den Vergünstigungen – via Steuern, wenn die Rabatte beim Spital bleiben, oder via Prämien, wenn sie an die Versicherer ausbezahlt werden. Eine Weitergabe ist hier gemäss Saxer also nicht zwingend. Das bedeutet, dass bei konsequenter Anwendung von HMG und KVG die «handelsüblichen Rabatte» im ambulanten Bereich an die Kostenträger zurückerstattet werden müssten. Doch ist das tatsächlich der Fall?

HMG und KVG

Eine einzige Zahlung

Laut Heilmittelgesetz dürfen Rabatte im Arzneimittelhandel also nur in eng gestecktem Rahmen gewährt werden. Dabei ist laut Urs Saxer aus administrativen Überlegungen wenig sinnvoll, Zuwendungen von unter 300 Franken einzutreiben – obwohl dies im KVG vorgesehen wären. Betriebswirtschaftlich gerechtfertigte Rabatte dürfen sowieso nicht eingefordert werden – der Abnehmer hat hier ja bereits eine Gegenleistung erbracht. Im stationären Bereich

Bereits 1999 hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Gemeinsame Einrichtung KVG beauftragt, die Rückzahlungen von Vergünstigungen zu übernehmen, die nicht auf einzelne Versicherer aufteilbar sind. Das BAG erliess entsprechende Weisungen und informierte die Ärzteschaft darüber unter anderem via Ärztezeitung. Trotzdem passierte lange nichts – auch nicht nach der Einführung des HMG 2002. Anfang dieses Jahres ist schliesslich die


KRANKENVERSICHERUNG

19

Foto: Prisma

infosantésuisse  Nr. 7–8, Juli/August 2007

industrie als lachendem Dritten. Die Kritiker fragen sich auch, ob das Volumen der Vergünstigungen derart hoch ist, dass sich eine konsequente Kontrolle überhaupt lohnt. Aufgrund des Treffens werden nun mehrere mögliche Varianten unter der heutigen gesetzlichen Regelung geprüft: Neben dem Verharren in Untätigkeit und der rigorosen Kontrolle ist auch ein Pilotprojekt im Gespräch, bei dem die gemeinsame Einrichtung KVG punktuelle Kontrollen durchführen würde.

Kosten und Arzneimittelsicherheit

Rabatte im Arzneimittel-Handel erreichen die Patientinnen und Prämienzahler praktisch nie.

erste (und bisher einzige) Zahlung eines Arztes bei der Gemeinsamen Einrichtung KVG eingetroffen. Daneben gibt es ein Zürcher Gerichtsurteil aus dem Jahr 20063, das ein Pflegeheim zur Rückzahlung an einen Krankenversicherer verurteilte: Das Heim hatte vom Hersteller vergünstigte Inkontinenzprodukte erhalten, sie der Krankenkasse aber zum vollen Listenpreis verrechnet. Dieses Urteil zeigt auf, dass die Ansprüche der Kostenträger auf die Vergünstigungen durchaus durchsetzbar sind. Es hapert folglich an der Umsetzung.

Zeit zu handeln Diese Situation hat die Gemeinsame Einrichtung KVG zum Handeln veranlasst: Im März informierte der Geschäftsführer Rolf Sutter die FMH in einem Brief über den Eingang der ersten Rückzahlung von Vergünstigungen. Gleichzeitig stellte er die Frage, wie es sich mit den anderen 15 000 Ärzten verhalte – Vergünstigungen von Pharmalieferanten an Leistungserbringer seien schliesslich keine Einzelfälle. Aufgrund dieser Anfrage führte Sutter ein Gespräch

mit dem stellvertretenden Generalsekretär der FMH, Hanspeter Kuhn. Danach sucht eine Kommission der FHM nach einer Lösung. Vor allem will sie abklären, wie sie die Ärzte am besten über die korrekte Abgabe der Vergünstigungen informieren soll. Laut Rolf Sutter ist die FMH auch bereit, zusammen mit der Gemeinsamen Einrichtung KVG und mit santésuisse das Problem anzugehen. Auch mit dem BAG hat die Gemeinsame Einrichtung KVG gesprochen. Die KVG-Revision soll nämlich im Paket «Managed Care» die Zuständigkeit der Gemeinsamen Einrichtung für Rückvergütungen, die nicht auf einzelne Versicherer aufteilbar sind, gesetzlich festhalten. Die Gemeinsame Einrichtung hofft, damit bei Verstössen gegen die Weitergabe-Pflicht die Gewerbepolizei informieren und notfalls sogar Strafanzeige einreichen zu können. Kritische Stimmen äussern allerdings Bedenken: Wenn Vergünstigungen derart rigoros eingefordert würden, gäbe es für die Arzneimittel-Anbieter keinen Anreiz mehr, diese zu gewähren. Die erhoffte Kosteneinsparung wäre dahin – mit der Pharma-

Die Frage nach dem Volumen der Vergünstigungen ist berechtigt: Tatsächlich gibt es keine gesicherten Zahlen dazu. Grobe Schätzungen lassen aber erahnen, dass die (potenziellen) Dimensionen eben doch nicht vernachlässigbar sind. Der jährliche Generika-Umsatz liegt bei 600 Millionen Franken – würde konsequent das günstigste Produkt verschrieben, wären es 70 Millionen Franken weniger. In diesem Bereich dürfte wohl der Spielraum für Rabatte bei den Generika liegen. Hersteller von Originalpräparaten müssen sich weniger gegen die Konkurrenz wehren – ein Rabatt-Volumen von zehn Prozent scheint aber auch hier realistisch. Das ergibt mögliche Vergünstigungen von 350 Millionen Franken. Schliesslich haben Gesundheits­ ökonomen im Jahr 2000 die Rabatte im Spitalbereich auf 100 Millionen Franken geschätzt. Unter Berücksichtigung der Kostenentwicklung wären dies heute 130 Millionen. Es ist also durchaus denkbar, dass die Vergünstigungen im Arzneimittel-Bereich heute eine halbe Milliarde Franken ausmachen. Das entspricht etwa 2,5 Prozent des Prämienvolumens. Wichtiger als die Kostenfrage scheint jedoch der Aspekt der Arzneimittelsicherheit: Die strengen Rabatt-Bestimmungen im HMG sollen es den verschreibenden und abgebenden Fachleuten ermöglichen, ihre Entscheidungen ausschliesslich nach medizinischen Kriterien und gänzlich frei von Eigeninteressen zu treffen. Peter Kraft

Bezieht sich auf den Handel mit verschreibenden und abgebenden Personen und Organisationen, nicht aber auf den Handel mit Verteilern und Grossisten 2 Urs Saxer: Korruption im Arzneimittelhandel – zum Vorteilsverbot gemäss Art. 33 HMG und dessen Koordination mit Art. 56 Abs. 3 KVG, in: Zeitschrift für die Allgemeine Juristische Praxis 12/2002 3 Schiedsgericht in Sozialversicherungsstreitgkeiten des Kantons Zürich, Urteil vom 22. März 2006 1


20

GESUNDHEITSWESEN

infosantésuisse  Nr. 7–8, Juli/August 2007

Drei Fragen an: Pascale Mühlemann, Geschäftsführerin der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung

«Wir müssen alle Akteure zusammenbringen»

infosantésuisse: In welchen Bereichen ist die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung aktiv? Pascale Mühlemann: Zum einen informieren wir die Öffentlichkeit rund um Ernährungsthemen. Das geschieht hauptsächlich über Bücher, Broschüren und über unsere Website. Unter anderem steht die SGE-Lebensmittelpyramide zum kostenlosen Download bereit. Über unseren Informationsdienst für Ernährungsfragen Nutrinfo können sich zudem alle mit ihren Fragen rund um Ernährung und Nahrungsmittel an uns wenden. Ausserdem geben wir viermal jährlich die Zeitschrift für Ernährung TABULA heraus. Zum anderen engagieren wir uns für die ernährungswissenschaftliche Forschung – unter anderem mit einer jährlich stattfindenden Nationalen Fachtagung, dieses Jahr zum Thema Kinderernährung. Weiter möchten wir die Ernährungsfachleute aus den verschiedenen Disziplinen miteinander vernetzen. Dazu dient das Netzwerk Ernährung und Gesundheit Nutrinet, das von uns koordiniert wird. Nutrinet dient dem Informations- und Erfahrungsaustausch, aber auch der koordinierten Öffentlichkeitsarbeit und der politischen Einflussnahme. Wer steht hinter der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung und wie finanziert sie sich? Wir sind eine unabhängige NGO, die sich zum Grossteil aus Mitgliederbeiträgen und aus dem Verkauf von Publikationen finanziert. Vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) und verschiedenen Stiftungen erhalten wir zudem projektspezifische Unterstützung. Wir haben etwa 6000 Mitglieder – hauptsächlich Fachleute aus dem Ernährungs-, Gesundheits- und auch Bil-

Foto: ZVG

Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE) will mehr gesundes Essen auf die Schweizer Teller bringen. Keine leichte Aufgabe – vor allem, weil die schlechten Essgewohnheiten viele verschiedene Gründe haben. Pascale Mühlemann, die Geschäftsführerin der SGE, erklärt, worauf es im Kampf gegen Übergewicht und einseitige Ernährung ankommt.

«Es muss in Zukunft möglich sein, sich ausgewogen zu ernähren ohne tiefer in die Tasche zu greifen.»

dungsbereich. Unsere Mitglieder erhalten viermal im Jahr die Ernährungszeitschrift TABULA und haben 50 Prozent Rabatt auf unsere Publikationen. Sie sind so immer auf dem Laufenden und wissen, was im Ernährungsbereich gerade aktuell ist. Wie gesund ernähren sich die Schweizerinnen und Schweizer? Gibt es Studien dazu? Es gibt verschiedene Untersuchungen, die sich aber meist auf gewisse Regionen der Schweiz beschränken. Das BAG ist gegenwärtig dabei, eine Nationale Verzehrstudie aufzugleisen, die bessere Daten liefern soll. Heute verfügbare Studien basieren zumeist auf wenig aussagekräftigen Verbrauchsdaten. Trotzdem lassen sich gewisse Tendenzen ganz klar feststellen: Wir essen zum Beispiel zu wenig Früchte und Gemüse, nehmen dafür aber zu viele Kalorien zu uns. Allgemein ist die Kalorienzufuhr im Vergleich zu unserem Energiebedarf zu hoch – was letzten Endes zur heutigen Übergewichts-Problematik beiträgt. Gut schneiden wir hingegen in Sachen Vitamine und Mineralstoffe ab. Handlungsbedarf herrscht bei Gruppen

mit erhöhtem Bedarf: Ein wichtiger Punkt ist hier die Folsäure vor und während der Schwangerschaft. Wo muss angesetzt werden, um die Essund Trinkgewohnheiten der Bevölkerung in gesündere Bahnen zu lenken? Einerseits in der Aufklärung: Hier versuchen wir wie gesagt, unseren Beitrag zu leisten. Ein zentrales Thema ist insbesondere, die sozioökonomisch schwächer gestellten Bevölkerungsschichten zu erreichen. Wichtig ist aber auch die Verhältnisebene: Es muss in Zukunft möglich sein, sich überall ausgewogen ernähren zu können, auch ohne tiefer in die Tasche greifen zu müssen. Die gesunde Ernährung sollte nicht nur im Schulunterricht ein Thema sein, sondern vor allem auch in der Schulkantine. Früchte und Gemüse sollten zudem allgemein billiger und besser verfügbar sein. Wir arbeiten mit anderen NGOs zusammen an den Fragen rund um die Übergewichtsproblematik und unterstützen die politische Entscheidungsfindung. Die Verhältnisebene wirkungsvoll zu ändern ist eine grosse Herausforderung, weil dem aktuellen Ernährungsund Übergewichtsproblem viele Faktoren zugrunde liegen. Mehr Strassen, eine oftmals wenig bewegungsförderliche Städteplanung, eine hohe und schnelle Verfügbarkeit aller möglicher Nahrungsmittel – wobei man Schokolade meist schneller findet als einen Apfel –, Fernsehkonsum, Internet, gesellschaftliche Faktoren wie die veränderten Familienstrukturen: Das alles und noch vieles mehr trägt zum Ernährungs- und Übergewichtsproblem bei. Lösungen gibt es nur, wenn wir multidisziplinär arbeiten und alle Akteure am gleichen Strick ziehen. Interview: Peter Kraft Die SGE auf dem Internet: www.sge-ssn.ch


GESUNDHEITSWESEN

21

infosantésuisse  Nr. 7–8, Juli/August 2007

Ein praktischer Ratgeber mit kritischem Diätvergleich

Gesund abnehmen

Foto: Prisma

Abnehmen hat nichts mit Hungerkuren, Dauerjoggen und Genuss-Stopp zu tun: «Gesund abnehmen», ein praktischer Ratgeber der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung, zeigt Wege auf, Gewichtsverlust mit Spass und mehr Lebensqualität zu verbinden. Das wichtigste Prinzip dabei: Jeder einzelne soll das «ideale Abnehmen» nach seinen individuellen Ess- und Gewichtsproblemen sowie nach seinen eigenen Zielen gestalten.

Gesunde Ernährung kann durchaus Spass machen.

Z

um Einstieg erhalten die Leser grundlegende Informationen über den menschlichen Stoffwechsel und über die Ursachen von überflüssigen Pfunden. Gleich zu Beginn wird von unrealistischen Erwartungen an eine Diät gewarnt: Ein Kilo Körperfett entspricht dem Energiewert von 25 Bratwürsten – so schnell und so leicht lässt sich also nicht abnehmen. Crash-Diäten beruhen auf falschen Versprechungen – und haben einen weiteren grossen Nachteil: Während der radikalen Kur gewöhnt sich der Organismus an die niedrigere Energiezufuhr und reduziert die Kalorienverbrennung. Wird nach der Diät wieder auf Normalernährung umgestellt, legt der Körper deshalb schneller Fettreserven an als zuvor: Der erzielte Erfolg ist zunichte.

chen seine Gewichtsprobleme genau haben. Eine unausgewogene Ernährung, ein falscher Mahlzeitenrhythmus oder mangelnde Bewegung verlangen nach ganz unterschiedlichen Massnahmen. Deshalb glänzt der Empfehlungsteil von «Gesund abnehmen» auch nicht mit Patentrezepten, sondern stützt die Ratschläge auf die zuvor ermittelte persönliche Situation des Lesers ab. Besonders wichtig sind dabei zwei Prinzipien: Von allzu ehrgeizigen Zielen wird abgeraten, weil die Gefahr des Scheiterns und damit der Frustration zu gross ist. Lieber kleine Schritte definieren und diese dann auch tun, sagt der Ratgeber. Ausserdem distanziert sich «Gesund abnehmen» von der Genussfeindlichkeit: Weder Süsses noch Fettiges seien verboten – entscheidend sei der massvolle Umgang damit.

Der persönlichen Situation angepasst Im folgenden Teil des Buches kann der Leser eine breite Palette von Selbsttests absolvieren und erfährt so, welche Ursa-

Diäten im Test Gerade in der warmen Jahreszeit sind die Zeitungen und Zeitschriften voll mit An-

zeigen von Diät-Anbietern. Was ist davon zu halten? Auf über fünfzig Seiten nimmt «Gesund abnehmen» die einschlägigen Angebote unter die Lupe und sagt, welche von ihnen empfehlenswert und welche besser zu meiden sind. Besondere Vorsicht ist angebracht bei Angeboten, die bestimmte Nahrungsmittel verbieten, mehr als ein Kilogramm Gewichtsreduktion pro Woche garantieren, mit Vorher-Nachher-Bildern werben oder sogar einen Erfolg ohne persönlichen Aufwand versprechen. Fazit: «Gesund abnehmen» ist ein pragmatischer Ratgeber, der eine individuelle und gesundheitsschonende Gewichtsabnahme vermittelt. Nachhaltigkeit wird gross geschrieben – spektakuläre Turbokuren sucht man hingegen vergebens. Peter Kraft

Der Ratgeber entstand in Zusammenarbeit mit dem AT-Verlag, der Gesundheitsförderung Schweiz und der Loterie Romande. Er erscheint in deutscher und franzö­ sischer Sprache und ist im Buchhandel und bei der SGE zum Preis von CHF 26.– erhältlich. SGE-Mitglieder erhal­- ten das Buch zum halben Preis von CHF 13.–. Bestell­ adresse: SGE, Postfach 361, 3052 Zollikofen, Tel. 031 919 13 06, Fax 031 919 13 14, E-Mail: shop@sge-ssn.ch


22

GESUNDHEITSWESEN

infosantésuisse  Nr. 7–8, Juli/August 2007

Grafik des Monats Juli

Wer trägt wie viel zum Kostenwachstum bei? Das Kostenwachstum in den einzelnen Leistungsbereichen ist eine interessante Grösse, will man die Entwicklung in den jeweiligen Sektoren analysieren. Allerdings ist damit nicht ausgesagt, wie viel die Kostenblöcke tatsächlich zum gesamten Kostenwachstum beitragen. Die Grafik des Monats Juli kombiniert die sektorielle mit der gesamtheitlichen Sichtweise.

I

Wölfe im Schafspelz – Schafe im Wolfspelz

sich ein starkes Wachstum der Spitex-Kosten nicht allzu stark auf das Wachstum der Krankenversicherungs-Kosten aus. Umgekehrt verhält es sich mit den Kostenblöcken Ärzte (Behandlungen) und Spital stationär: Sie machen zusammen fast die Hälfte der Gesamtkosten aus. Darum ist ihr effektiver Beitrag zum Kostenwachstum grösser als die Kostenzunahme im Sektor. Die Bedeutung dieser grossen Bereiche für das Kostenwachstum wird also durch die rein sektorielle Betrachtung unterschätzt. Peter Kraft

Die Grafik des Monats Juli schafft hier Abhilfe und stellt die einzelnen Kostenblöcke in einen Gesamtzusammenhang. Am auffälligsten ist dabei die Spitex: Obwohl deren Kosten zwischen 2002 und 2006 um 41 Prozent gestiegen sind, hat sie nur vier Prozent zum gesamten Kostenwachstum beigetragen. Der Grund dafür: Die Spitex ist mit einem Anteil von zwei Prozent an den Gesamtkosten ein relativ kleiner Kostenblock. Deshalb wirkt

60,0%

Verantwortlichkeit für Gesamtkostenentwicklung (rechte Skala)

50,0%

50,0%

41,0%

40,0%

40,0%

36,7% 29,2%

30,0%

29,1%

30,0%

22,1%

20,0%

20,0%

15,0% 10,7% 10,6% 10,7%

12,7% 10,0%

9,7%

7,8%

4,9%

4,5%

4,0%1,2%

0,0%

10,0%

1,2%

3,0% 0,7%

ys

ge r in br er

Le i

st

Ph

e

Ü

br

ig e

m ei

0,0%

Pf

le

ge h

un gs

io

th

ra

er

to

ap

rie

ie

n

x te bo

Sp i

Sp i La

l ta

r +

Pf

Sp i

le

ta

ge

ls

im

ta

bu l m la

ita

tio nä

an t

n) ng e lu Sp

(B e te rz Ä

ik

am

en

ha

te

nd

de r

po t A

rz Ä

he

ke

te

n

0,2%

ed M

60,0%

Kostenentwicklung 2002 – 2006 (linke Skala)

Verantwortlichkeit für Gesamtkostenentwicklung von 17,1 %

OKP-Kostenentwicklung pro Versicherten 2002 − 2006 Kostenentwicklung pro Versicherten 2002 − 2006

Quelle: santésuisse-Datenpool

n Grafiken und Kommentaren zu den steigenden Krankenversicherungskosten werden oft die verschiedenen Sektoren getrennt analysiert. Daraus geht hervor, wie stark die Kosten bei den Ärzten, den Spitälern oder den Pflegeheimen gestiegen sind. Nicht ersichtlich wird aus einer solchen Betrachtung aber, wie gross der Beitrag der einzelnen Sektoren zum gesamten Kostenwachstum ist.

Der effektive Beitrag zum gesamten Kostenwachstum unterscheidet sich teilweise erheblich von der Kostenentwicklung in den jeweiligen Sektoren.


service Neues aus dem Obsan

Konsequent: Frankreich baut sein Hausarztmodell aus. Wer ohne Überweisung einen Facharzt aufsucht, übernimmt ab sofort bis zu 50 Prozent der Kosten selber. Zusammen mit Preissenkungen bei den Medikamenten hofft die französische Regierung auf Einsparungen von 1,5 Milliarden Euro pro Jahr. Klinikschiff: Die Hilfsorganisation Mercy Ships hat ein neues Klinikschiff in Betrieb genommen. Damit steuert sie medizinisch unterversorgte Länder an und führt kostenlos Operationen durch. Erste Station war Liberia, wo fast 200 Patienten einen Operationstermin erhielten. Frankenstein: Das britische Gesundheitsministerium will das Forschungsverbot an Embryonen mit gemischtem Erbgut von Menschen und Tieren lockern. Möglich sollen unter anderem Experimente mit Chimären werden: Das sind menschliche Embryonen, in die tierische Zellen verpflanzt werden – oder umgekehrt.

Das Gesundheitsobservatorium (Obsan) hat neue Daten zur stationären und teilstationären psychiatrischen Behandlung in der Schweiz veröffentlicht. Die Informationen reichen über die Häufigkeit der verschiedenen Diagnosen über die Aufenthaltsdauer in den Kliniken bis hin zur Situation der ehemals psychisch Kranken nach dem Ende der Behandlung. Die detaillierten Berichte finden sich unter http://www.obsan.ch/monitoring/statistiken/d/ – Kapitel 8.

sind die Möglichkeiten für Kinder, sich richtig auszutoben, beschränkt. Deshalb haben die Basler Schulärzte zusammen mit den Schulbehörden 2005 einige Kindergärten bewegungsgerecht umgestaltet: So wurden Strickleitern, Schaukeln oder Klettergriffe für die Kleinen installiert. Eine Umfrage bei den Eltern und Lehrpersonen über das Projekt «Burzelbaum» zeigt nun erfreuliche Resultate: Die grosse Mehrheit findet, die Kinder bewegten sich mehr und seien mutiger, ausgeglichener und gesünder geworden. Die Eltern stellen ausserdem fest, dass

auch in die Familien tragen. Aufgrund der positiven Erfahrungen soll das Projekt «Burzelbaum» nun innert vier Jahren auf alle Basler Kindergärten umgesetzt werden. Foto: Prisma

Generika: Die deutsche Krankenkassengruppe AOK (25 Millionen Versicherte) hat mit verschiedenen Generika-Firmen Rabattverträge abgeschlossen. Weil viele grosse Konzerne die Verhandlungen boykottierten, gingen die Zuschläge vor allem an kleinere Produzenten. Patienten, welche die entsprechenden Produkte wählen, werden von der Selbstbeteiligung befreit. Die AOK schätzt das Sparpotenzial auf 300 Millionen Euro.

Psychiatrische Bewegte Kinder sind Behandlung glücklicher und gesünder in der Schweiz Gerade im städtischen Umfeld die Kinder ihre Bewegungsfreude

Deutscher Arzt heilt «nur» noch mit Humor

Von der Praxis auf die Kabarett-Bühne Der deutsche Arzt Dr. Eckart von Hirschhausen hat sich entschieden, seine Patienten nicht mehr nach schulmedizinischen Methoden zu behandeln. Stattdessen setzt er auf die Humortherapie und wirkt seit Mitte der 90erJahre als Kabarettist, Autor, Fernsehmoderator und Humorcoach. Foto: www.hirschhausen.com/Markus Hauschild

News aus aller Welt

Projekt Burzelbaum in Basel-Stadt: Erfreuliche Resultate

Seine Bühnenprogramme setzen sich ironisch mit den Eigenheiten seines Berufsstandes auseinander, aber auch mit dem immer perfektionistischeren Streben der Patienten nach absoluter Gesundheit und vollkommenem Glück. Dabei meint von Hirschhausen: Perfektion ist der sicherste Weg – ins

Unglück. Natürlich hat er auch eine medizinische Erklärung für die Entstehung von Glück: Es entsteht im Stirnlappen, Pech hingegen im Jammerlappen. Sein neues Programm «Glücksbringer» stellt von Hirschhausen auch in der Schweiz vor – am 25. Januar 2008 in Zürich und tags darauf in Bern. Unter www.hirschhausen.com erfährt man mehr über den Künstler und sein vielfältiges Wirken – unter anderem hat er bei Langenscheidt ein Wörterbuch Arzt– Deutsch/Deutsch–Arzt herausgebracht, das die Kommunikation zwischen Arzt und Patient etwas durchsichtiger machen soll (Arzt: «Das gefällt mir aber gar nicht» – Deutsch: «Woher soll ich wissen, was Sie haben?»). Ausserdem bietet der Internet-Auftritt allerhand humorige Gimmicks zum Thema Gesundheit – etwa eine ziemlich eigenwillige Bildschirm-Konsultation bei Dr. Hirschhausen.


24

SANTÉSUISSE – SERVICE

infosantésuisse  Nr. 7–8, Juli/August 2007

Trotzdem: Rasches Handeln bleibt entscheidend

Bei einem Hirnschlag bildet sich ein Blutgerinsel, das ein Blutgefäss im Gehirn verschliesst. Die umliegenden Hirnregionen können deshalb nicht mehr genügend mit Blut versorgt werden. Wenn die Blutzufuhr nicht innert weniger Stunden wiederhergestellt

wird, drohen bleibende Schäden. Bisher sind Hirnschläge mit Medikamenten behandelt worden, welche die Blutgerinnung hemmen und damit das Gerinsel langsam auflösen. Wenn das nicht die gewünschte Wirkung zeigt, wird ein Katheter via

Bereits 140 deutsche Krankenhäuser setzen auf Tiere

Heilkraft auf leisen Pfoten Der Bonner Psychologe Reinhold Bergler hat nachgewiesen, dass Tiere einen markant positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit des Menschen haben. Er begleitete 150 Personen in einer akuten Lebenskrise. Von der Gruppe ohne Haustier nahmen fast zwei Drittel psychologische Betreuung in Anspruch, von den Katzenhaltern kein einziger. Der Verein «Tiere helfen Menschen» setzt in Deutschland diese Erkenntnisse bereits um: Er organisiert Besuchspro-

gramme in Altersheimen mit speziell abgerichteten Tieren oder unterstützt Heime, die den Bewohnern das Halten von eigenen Vierbeinern ermöglichen wollen. Auch die Krankenhäuser ziehen mit: Bereits setzen über 140 deutsche Spitäler Tiere gezielt in der Therapie ein. Die Bundesstelle für Prävention und Krankheitsüberwachung empfiehlt den Kliniken inzwischen explizit, die heilbringenden Fellknäuel unter definierten Bedingungen zuzulassen.

Oberschenkel ins Gehirn geschoben und das Mittel direkt ins Gerinsel gespritzt. Zurzeit befinden sich einige Behandlungsmethoden in der Testphase, welche die Behandlung von Hirnschlägen erfolgreicher und effizienter machen sollen. So wird untersucht, ob

das Gerinsel mit starken Ultraschallwellen, die auf die Schläfengegend gerichtet werden, zerstört werden kann. Ebenfalls getestet wird ein Katheter, der das Gerinsel absaugt oder herauszieht. In Einzelfällen verspricht man sich sogar Erfolg von der teilweisen Entfernung der Schädeldecke. Diese Methode soll zum Einsatz kommen, wenn das Gehirn stark anschwillt und der Hirndruck bedrohlich steigt. Das Hirngewebe erhält so mehr Raum, der Hirndruck sinkt. Der Schädel wird einige Wochen nach der Operation wieder vollständig geschlossen. Die Schweizerische Herzstiftung betont, dass trotz dieser neuen Methoden rasches Handeln das beste Mittel gegen die Folgeschäden von Hirnschlägen ist. Wie man Herz- und Hirnschläge richtig erkennt und wie man reagieren soll – dazu finden sich Informationen unter www.helpbyswissheart.ch.

Foto: Henriette Lux

Foto: Keystone

Neue Behandlungsmethoden bei Hirnschlag?


SANTÉSUISSE – SERVICE

25

infosantésuisse  Nr. 7–8, Juli/August 2007

Veranstaltungen Veranstalter

Besonderes

Datum/Ort

Weitere Informationen

23. August 2007 Grand Casino, Luzern

www.irp.unisg.ch

Das neue Medizinalberufegesetz (MedBG) – Eine Einführungstagung Universität St. Gallen

Referate von juristischen Spezialisten zu verschiedenen Aspekten des Gesetzes

Das Krankenversicherungsgesetz: Revision zwischen Wettbewerb und Reglementierung Universität St. Gallen

Referate u.a. von Fritz Britt, Peter Indra und Pierre Triponez

29. August 2007 Grand Casino, Luzern

www.irp.unisg.ch

Impulsreferate und Parallelworkshops

30. August 2007 Universität Zürich Irchel

www.sggp.ch

Referate und Podiumsdiskussion, u.a. mit Ernst Hasler und Ruth Humbel-Näf

6. September 2007 Kultur- und Kongresszentrum TRAFO, Baden

www.seniorenfragen.ch www.forumgesundheitschweiz.ch www.santepourtous.ch

Zweitägige Fachtagung mit Impulsreferaten und Parallelworkshops

13.–14. September BEA Kongresszentrum Bern

www.patientensicherheit.ch

Für Fachleute und politische Entscheidungsträger zum Thema Darmkrebs-Screening

13. September 2007 Kultur-Casino Bern

www.swisscancer.ch

Sparen wir die Pflege kaputt? SGGP

Kongress «Langzeitpflege» Schweizerischer Verband für Seniorenfragen zusammen mit Forum Gesundheit Schweiz

Patientensicherheit Schweiz: Aktivitäten – Stolpersteine – Perspektiven Stiftung für Patientensicherheit

Darmkrebs nie! Aber wie? Krebsliga Schweiz

Zeichnung/Foto: Marc Roulin/santésuisse

Melden Sie uns Ihre Veranstaltungen an redaktion@santesuisse.ch! Weitere Veranstaltungen unter www.santesuisse.ch

Auch Faultiere machen Sommerferien: Deshalb ist unser Mr Raoul diesen Monat nicht in Sachen Gesundheit unterwegs, sondern geniesst Sonne und Meer. Wir wünschen auch Ihnen einen erholsamen, erlebnisreichen und gesunden Sommer!


Die KPT gehört zu den grössten Krankenversicherern der Schweiz und bietet die modernste Online-Plattform dieser Branche an. Da wir unsere Dienstleistungen stetig ausbauen, suchen wir für den Bereich Schaden in Bern per sofort oder nach Vereinbarung eine/n

Spezialist/in Prozess- und Systemsupport Bereich Schaden (100 %) Ihre Hauptaufgaben: • Sie informieren und beraten die Prozessbeteiligten hinsichtlich der Schadenprozesse • Sie pflegen das grafische und tabellarische Prozessmodell • Sie prüfen, bewerten und koordinieren Informatikvorhaben • Sie planen und führen fachliche Abnahmen neuer Informatiklösungen durch • Sie führen Benutzerschulungen bezüglich technischer Prozesse und Informatikanwendungen durch • Sie erstellen Berichte, Studien und Konzepte • Sie leiten Projekte und/oder Teilprojekte

Handbuch der Schweizerischen Krankenversicherung 2007 Mit diesem aktualisierten und unentbehrlichen Nachschlagewerk sind Sie wieder vollumfänglich auf dem neusten Stand bei der Durchführung der Kranken- und Unfallversicherung. Das Handbuch ist in deutscher und französischer Sprache erhältlich und kostet je Fr. 35.– zuzüglich MwSt, Porto- und Verpackungskosten.

Wir erwarten: • Erfahrung in Prozessmanagement und/oder Projektmanagement • Branchenkenntnisse im Krankenpflegeschadensbereich • Eine strukturierte und konzeptionelle Vorgehens- bzw. Arbeitsweise • Lösungsorientiertes Denken und Handeln (analytische und vernetzte Denkweise) • Eine hohe emotionale Kompetenz verbunden mit ausgeprägter Kommunikationsfähigkeit • Eine teamfähige, flexible und belastbare Persönlichkeit • Gute PC-Anwenderkenntnisse der Microsoft Office Programme • Deutsche Muttersprache sowie gute mündliche Französischkenntnisse Wir bieten: • Eine abwechslungsreiche und motivierende Herausforderung in einem dynamischen Umfeld mit moderner Infrastruktur • Fortschrittliche Anstellungsbedingungen, vorbildliche Sozialleistungen sowie attraktive Weiterbildungsmöglichkeiten • Einen Arbeitsort in der Nähe des Stadtzentrums von Bern. Thierry Gaudin, Leiter Schaden und Controlling, steht Ihnen für Auskünfte gerne zur Verfügung. Sie erreichen ihn unter 058 310 92 66 oder gaudin.thierry@kpt.ch. Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann freuen wir uns auf Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen inkl. Foto an unten stehende Adresse zuhanden Nicole Stuker, Abteilung Personal oder an stuker.nicole@kpt.ch. KPT/CPT Tellstrasse 18, Postfach, 3000 Bern 22 Telefon 058 310 91 11, Fax 058 310 86 35 www.kpt.ch

Brennpunkt Gesundheitspolitik

Bestellung _____

Exemplar(e) Handbuch der Schweizerischen Krankenversicherung 2007, deutsche Ausgabe

_____

exemplaire(s) de l’Annuaire de l’assurance-maladie suisse 2007, édition française

Gratis! Der neue Brennpunkt 2/2007: In erster Linie ist diese Publikation gedacht für Politiker, Medienleute, Kader der Krankenversicherer und alle an der Gesundheitspolitik interessierten Personen. Diese Gratis-Publikation von santésuisse erscheint viermal pro Jahr und ist ebenfalls als Abonnement erhältlich. Bitte einsenden oder faxen (032 625 41 51) an: santésuisse, Verlag, Postfach, 4502 Solothurn.

Bestellungen an:

Bestellung

santésuisse, Verlag, Postfach, 4502 Solothurn Fax 032 625 41 51, E-mail: shop@santésuisse.ch

________

Ex. «Brennpunkt Gesundheitspolitik» 2/07

________

Abonnement

Vorname / Name

Vorname / Name Strasse / Nr.

Strasse / Nr. PLZ / Ort

PLZ / Ort


Gesundheitswesen Schweiz 2007 – 2009 Aktuelle und objektive Gesamtübersicht über das Schweizer Gesundheitswesen Das Schweizer Gesundheitswesen ist komplex und im Umbruch. Reformversuche und Sparmassnahmen jagen sich, oft ohne klare Ziele und ohne Koordination mit den anderen Sektoren. Gesundheitspolitik ist zu einem heissumstrittenen Politikbereich geworden. In einer solchen Lage ist Transparenz wichtig. Dieses Buch gibt eine aktuelle und sachliche Gesamtübersicht in 37 Kapiteln von 49 Autorinnen und Autoren. Besonderen Wert legen die beiden Herausgeber auf möglichst hohe Objektivität, aussagekräftige Daten und auf gute Lesbarkeit. Das Buch ist ein Nachschlagewerk für alle, die sich für das Gesundheitssystem und die Gesundheitspolitik interessieren: Fachleute aus dem Gesundheits- und dem Sozialversicherungswesen, für Politik, Medien und Wissenschaft und selbstverständlich auch für interessierte Versicherte und Patientinnen/Patienten. Es eignet sich besonders auch als Lehrmittel für Studierende und Auszubildende der verschiedenen Aus-, Weiter- und Fortbildungsgänge im Gesundheits-, Sozial- und Versicherungswesen. Die Herausgabe des Buches wurde von santésuisse – Verband der Schweizer Krankenversicherer und vom Projekt Nationale Gesundheitspolitik massgeblich unterstützt und dadurch erst möglich gemacht. «Gesundheitswesen Schweiz 2007–2009 – Eine aktuelle Übersicht», Herausgeber Dr. rer. pol. Gerhard Kocher, Gesundheitsökonom, Muri, und Dr. oec. Willy Oggier, Gesundheitsökonom, Küssnacht, 422 S., Fr. 39.90, 24.95 Euro, ISBN 978-3-456-84422-0.

Die französische Ausgabe wird Mitte Jahr erscheinen. BESTELLUNG Bitte senden Sie mir: _____

Ex. «Gesundheitswesen Schweiz 2007 – 2009 – Eine aktuelle Übersicht», Herausgeber Gerhard Kocher / Willy Oggier, 422 S., Fr. 39.90

BESTELLUNG AN: Verlag Hans Huber, Hogrefe AG Länggass-Strasse 76, Postfach, 3000 Bern 9 Fax 031 300 45 94, E-mail: distribution@hanshuber.com

Vorname/Name Strasse/Nr. PLZ / Ort Datum/Unterschrift


Magazin «infosantésuisse» Informationen zum Schweizer Gesundheitswesen aus erster Hand: Aktuell, spannend und übersichtlich!

Weiterbildungskurs Erwerb Fähigkeitsausweis Vertrauensarzt Die Schweizerische Gesellschaft der Vertrauensärzte führt in Zusammenarbeit mit dem Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie WIG den Kurs zum Erwerb des Fähigkeitsausweises Vertrauensarzt durch. Teilnehmerkreis:

Ärzte/innen aus allen Sozial- und Personenversicherungen sowie weitere interessierte Ärzte/innen

Kursdaten:

Modul I: Modul II: Modul III: Modul IV:

30. – 1.09.2007 27. – 29.09.2007 25. – 27.10.2007 15. – 17.11.2007

Fähigkeitsausweis: Wird nach Kursabsolvierung und Schlussprüfung erteilt Kosten:

Für Vertrauensärzte/innen mit KVG-Mandat: Fr. 1'000.Für Ärzte/innen ohne KVG-Mandat: Fr. 4'500.-

Auskünfte und Anmeldung: Sekretariat SGV, Tel. 052 226 06 03, Fax 052 226 06 04, E-Mail: info@vertrauensaerzte.ch

Anmeldeschluss:

infosantésuisse erscheint zehnmal jährlich. Bestellen Sie das Magazin zum Schweizer Gesundheitswesen

 

im Abonnement für Fr. 69.– im Schnupperabonnement (3 Ausgaben für Fr. 20.–)

bei: • santésuisse – Die Schweizer Krankenversicherer, Römerstrasse 20, 4502 Solothurn • per Fax 032 625 42 70 • per E-Mail: shop@santesuisse.ch oder • über die Homepage von santésuisse: www.santesuisse.ch (Rubrik «Publikationen»)

Vorname / Name Strasse / Nr.

31. 07. 2007

Competence_178x133_eigen_1.ps

Pflegefinanzierung? Managed Care? Gesundheitsförderung? Kostenwachstum? Diese und viele andere Schlagworte bestimmen die Diskussionen ums schweizerische Gesundheitswesen. infosantésuisse – das Magazin der Schweizer Krankenversicherer – greift sie auf: Spannend und informativ, griffig und sachlich.

21.03.2007

11:22 Uhr

Seite 1

PLZ / Ort

Jetzt neu: Competence • mehr News, mehr Aktualität • nahe am Geschehen • Fachwissen komprimiert • Analysen Bestellen Sie Ihr persönliches Abonnement unter www.fachmedien.ch

Für Trendsetter in Spital, Klinik und Heim


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.