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RATGEBER
GEHEIMSPRACHE IM PRAKTIKUMSZEUGNIS
SO ENTSCHLÜSSELST DU DEINE WAHRE BEURTEILUNG
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Was nach einem 1-a-Praktikumszeugnis aussieht, kann in Wirklichkeit die reinste Katastrophe für die nächste Bewerbung sein. Wer den Geheimcode der Zeugnissprache kennt, kann frühzeitig einschreiten und um Korrektur bitten.
Der wichtigste Satz
Dieser steht meist zu Beginn und umschreibt die Gesamtwertung deiner Leistung: „Frau Praktikantin hat alle Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit erfüllt.“ Das entspricht der Note 1. „stets zu unserer vollen Zufriedenheit“ entspricht einer 2, „stets zu unserer Zufriedenheit“ bedeutet eine 3, „zu unserer Zufriedenheit“ ist eine 4 und „im Großen und Ganzen zufriedenstellend“ oder „zu unserer Zufriedenheit zu erledigen versucht“ beschreibt die Schulnoten 5 und 6.
Das steckt hinter den Formulierungen
„Sie war sehr kommunikativ“ meint eigentlich „sie quatscht unentwegt“, hinter „immer pünktlich“ verbirgt sich „nicht bereit, eine Minute länger zu arbeiten“ und hinter „sie erledigte anvertraute Aufgaben ordnungsgemäß“ steckt „keine Eigeninitiative“. Ganz schlecht ist: „Sie war eine kritische Mitarbeiterin.“ Eine nette Umschreibung für „Zicke“!
Warum so hinterhältig?
Die gängige Praxis der Geheimcodes scheint absurd, hat aber einen Grund. Rechtlich hat jeder Mitarbeiter ein Recht auf ein „wohlwollendes“ Zeugnis. Mit schlechten Bewertungen kann man vor dem Arbeitsgericht klagen. Deshalb schützen sich die Chefs mit hinterhältigen Formulierungen, die jeder Personaler kennt.
AUF DUMME SPRÜCHE KONTERN
FÜNF TIPPS ZUR VERBALEN SELBSTVERTEIDIGUNG
Egal ob in der Schule, in der Ausbildung oder beim Praktikum – überall lauern Menschen, die nichts Besseres zu tun haben, als andere bloßzustellen. Deshalb gibt 's jetzt:
Ignoranz
Wer andere anmacht und anblafft, steht gern auf einer Bühne oder im Mittelpunkt umringt von Zuschauern, die einen für coole Sprüche beneiden. Was Leute mit übersteigertem Selbstbild am meisten straft ist Ignoranz. Einfach überhören, mit dem weitermachen, was einen gerade beschäftigt und höchstens ein abwesendes „Tse, interessiert mich nicht“ oder „Hat da jemand was gesagt?“ rauslassen.
Wie-bitte-Trick
Wie wäre es, einfach so lange „Ich hab dich nicht verstanden, was meinst du?“ zu spielen, bis sich der Sprüchereißer selbst lächerlich macht. „Ne, ich versteh dich rein akustisch nicht, nochmal! Was hast du gesagt?“ Spätestens bei der dritten Wiederholung fühlt sich der Disser selbst gedisst.
Nordischer Humor
Die Nordlichter und Fischköpfe beherrschen ihn perfekt: den trockenen Humor. Auf einen Spruch einfach eiskalt ernst und ohne eine Miene zu verziehen eingehen. Wer meint „Deine Klamotten sind aus Kaiserszeiten“, dem entgegnet man mit „Ja, Kaiser Augustus hat sich darin sehr wohlgefühlt, sein Kürzel steht noch im Kragen. Du hast eine tolle Beobachtungsgabe.“
Überrascht positiv reagieren
Wer einen Spruch reißt, will bloßstellen und aufziehen. Wenn man darauf positiv überrascht reagiert, stört man jede Erwartung. Auf den altklugen Spruch „Wer lesen kann, ist klar im Vorteil“ kann man entgeistert und überrascht tun und ausrufen: „Jetzt weiß ich, was all die Jahre schiefgelaufen ist, stimmt, ich hab das mit dem Lesen nicht gelernt. Danke, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast!“
Papagei
Einfach nachplappern, was gesagt wurde. Alle Geschwisterkinder wissen, dass es nichts Schlimmeres gibt, als nachgeäfft zu werden.