SCHAUSPIELHAUS WIEN MAGAZIN #1 2020/21 SEPT/OKT/NOV/DEZ

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Magazin #1  20/21


Saisonübersicht 20/21 S. 4 LOST IN SPACE AND TIME S. 6 RAND S. 8 E-Mail-Interview mit Miroslava Svolikova S. 10 ungebetene gäste S. 12 Ausländer raus – das Festival S. 13 TRAGÖDIENBASTARD S. 15 Ewelina Benbenek »Not Being Lost in Space and Time« S. 17 AM BALL S. 18 Lydia Haider »Wiener Mitgift« S. 20 Ausblick S. 22 Manifest zum Heraustrennen S. 26 Wiederaufnahmen S. 28 Specials/Kooperationen S. 30 Reihen S. 32 Autor*innenförderung S. 33 Tobias Boll »Soziologische Selbstbeobachtung mit fremden Blicken« S. 34 Gespräch mit Franz Viehböck S. 36 Schauspielhaus-Team S. 39 Rückblick: Spielzeit 19/20 S. 41 Service S. 50


wie kann in Zeiten wie diesen ein Vorwort beginnen? – Was man ohne Übertreibung schreiben kann, ist: Selten ist so viel passiert zwischen zwei Ausgaben eines Theatermagazins. Wir waren gezwungen, das Schauspielhaus zu schließen, den Probenbetrieb einzustellen, die Begegnung mit Ihnen, unseren Zuschauer*innen, auszusetzen – und wir haben der Versuchung widerstanden, dies durch OnlineAktionismus zu kompensieren. Vielmehr haben wir uns durch die plötzliche Unterbrechung auf uns selbst zurückwerfen lassen und uns mit der Frage konfrontiert, wie wir weitermachen können, weitermachen wollen. Wie reagieren auf eine andauernde Pandemie, deren Aus- und Nachwirkungen uns noch lange beschäftigen werden, deren Konsequenzen noch lange nicht abschätzbar sind? Brauchen wir neue Verabredungen, ein neues Leitbild, neue Regeln, ein Manifest? Für Antworten ist es zu früh, aber die Suche danach soll unsere künstlerische Arbeit in dieser Spielzeit begleiten, vorantreiben und inspirieren. Viele unserer geplanten Projekte für die kommende Spielzeit sind vor dem Hintergrund der vergangenen Wochen und Monate noch brisanter geworden, andere haben sich während der ständig wechselnden Eindrücke konkretisiert oder sind in dieser Zeit entstanden. Obwohl sich keine unserer Inszenierungen direkt auf die Pandemie beziehen will, ergeben sich zwangsläufig Verbindungen und Querverweise – auch zwischen den einzelnen Arbeiten lässt sich vieles in Bezug setzen. So haben wir beschlossen, unsere Spielzeit 20/21 als ein Konzeptalbum zu denken: jede Produktion als einen eigenständigen Song, aber mit Bezügen zu den jeweils anderen. Mit überraschenden hidden tracks und umfangreichem Bonusmaterial. Albumtitel und zugleich title track könnte »Lost in Space and Time« sein. Ein Projekt, das wir gemeinsam mit einem Großteil des Schauspielhaus-Teams während des Lockdowns entwickelt haben – basierend auf Miroslava Svolikovas neuem Stück »Rand«. Unsere Proben dafür hatten am 13. März gerade erst begonnen ... und mussten tags darauf schon wieder enden. Jetzt wird »Rand« unsere Spielzeit eröffnen, die im Stück auftretende Gruppe von Astronaut*innen bekommt darüber hinaus ein Eigenleben und wird lost in space and time während der gesamten Spielzeit in ihrer havarierten Raumstation hängen und uns in Form von unterschiedlichen Beiträgen und Projekten begleiten (S. 6). In den vergangenen Monaten wurde viel darüber spekuliert und polemisiert, ob denn Kunst und Kultur im Allgemeinen und Theater im Speziellen »systemrelevant« seien. Nun, man kann diese Frage auf viele unterschiedliche Arten beantworten. Sinnvollerweise müsste man zuallererst das zum Unwort des Jahres 2020 nominierte »systemrelevant« definieren. Aber ob und wie wir als Theater relevant sind, wollen wir gemeinsam – auch mit Ihnen – neu herausfinden. Nun proben und spielen wir erst mal wieder, wir sehen jedoch, wie die Tetrissteine aus »Rand«, nur von außen bunt und sorgenfrei aus. Wir denken viel nach, wir denken nach, bevor wir verschwinden, wir verschwinden und kommen wieder … Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und eine spannende Spielzeit!

Tomas Schweigen Künstlerischer Leiter & Geschäftsführer

Lucie Ortmann Leitende Dramaturgin

VORWORT

Liebe Leser*innen, liebes Publikum,


SPIELPLAN 20/21

von Miroslava Svolikova URAUFFÜHRUNG Regie Tomas Schweigen 30.09.-04.12.20

von Ewelina Benbenek URAUFFÜHRUNG Regie Florian Fischer 30.10.-18.11.20

WIEDER ERBLICHE SCHWACHSINNIGKEIT von Lydia Haider mit der Gestalterin Esther Straganz URAUFFÜHRUNG Regie Evy Schuber ab 03.12.20

von Anna Neata URAUFFÜHRUNG Regie Rieke Süßkow ab 28.01.21 von Kandinsky URAUFFÜHRUNG Regie Kandinsky ab 25.02.21

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WIEDERAUFNAHMEN WAS IHR WOLLT: DER FILM

Eine Live-Mockumentary über politischen Diskurs und den Zustand unserer Demokratie! von FUX URAUFFÜHRUNG Regie Nele Stuhler & Falk Rößler (FUX) 16. – 19.12.20

IM HERZEN DER GEWALT

URAUFFÜHRUNG Konzept | Regie | Bühne Jakob Engel & Jan Philipp Stange ab Ende März 21

nach dem Roman von Édouard Louis ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG Regie Tomas Schweigen Wiederaufnahme 2021

DIE HAUPTSTADT

nach dem Roman von Robert Menasse ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG Regie Lucia Bihler Wiederaufnahme 2021

ANGSTBEISSER

von Wilke Weermann URAUFFÜHRUNG Regie Anna Marboe Wiederaufnahme 2021

von Enis Maci ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG Regie Tomas Schweigen ab Ende April 21

SPECIALS ungebetene gäste

ein gespenster-festival der schule für dichtung 16. - 17.10.20

MEHR ZEIT FÜR PROBLEME Folge 3 »Enden« Regie Johanna Mitulla 20.10.20, 21. & 28.10.20

AUSLÄNDER RAUS – DAS FESTIVAL

(und: ein Geburtstagsfest für Christoph Schlingensief) Konzept Claus Philipp & Paul Poet 24.10.20

UN/GLEICH, ABER JEDER MÖCHTE »Ich bin O.K.« Dance Company 09. – 12.12.20

FROM HORROR TILL OBERHAUSEN Der Film, den ihr wollt von FUX URAUFFÜHRUNG Regie Nele Stuhler & Falk Rößler (FUX) 19. & 20.12.20

LIVE AND LET DIE

von Simon Dworaczek Kooperation mit Kosmos Theater Bregenz ab 2021

THE SMALLEST THEATRE IN THE WORLD

ein Projekt von Jesse Inman ab 2021

GESCHICHTEN VON NIE-FAMILIEN/ OPOWIESCIE O NIE-RODZINACH von und mit Arthur Romanowski und Brigitta/Brygida Najdowska Regie Arthur Romanowski ab Mai 21

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LOST IN SPACE AND TIME »Lost in Space and Time« ist ein Spin-off ausgehend von einigen Figuren aus Miroslava Svolikovas Stück »Rand«, die hier ein Eigenleben erhalten: Sechs Kosmonaut*innen befinden sich nach einer Explosion vor 30 Jahren auf einer defekten sowjetischen Raumstation und haben den Kontakt zur Erde verloren. Isoliert und unkontrolliert fliegen sie durchs All. Den Grund für ihre geheime Mission haben sie jedoch fatalerweise vergessen. Aus der exponierten Perspektive der Kosmonaut*innen heraus reflektieren wir künstlerisch die jüngsten Ereignisse und unsere Situation während der Pandemie. Das Spin-off wurde während des Lockdowns gemeinsam vom künstlerischen Team und Ensemble des Schauspielhaus Wien von zu Hause aus konzipiert und entwickelt. Es wird sich hypermedial über die gesamte Spielzeit spinnen – mit regelmäßig veröffentlichten Video-Clips, Audiofiles, Fotos, Aktionen und Performances. Und wer sich nun fragt, wie es sein kann, dass die sechs Kosmonaut*innen Anfang November 1989 zur Raumstation Saljut 7 gestartet sind und dort immer noch festhängen, hat sich wohl noch nicht intensiv genug mit Zeitdilatation beschäftigt. www.schauspielhaus.at/lostinspaceandtime

LOST IN SPACE AND TIME GESAMTE SPIELZEIT

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SEBASTIAN SCHINDEGGER


von Miroslava Svolikova URAUFFÜHRUNG Regie Tomas Schweigen Bühne Stephan Weber Kostüme Giovanna Bolliger Musik Dominik Mayr Dramaturgie Anna Hirschmann, Lucie Ortmann Premiere am 30.09.20

RAND 30.09. - 04.12.20

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Mit Vera von Gunten Jesse Inman Sophia Löffler Sebastian Schindegger Til Schindler

»am rand tummeln sich allerlei gestalten. da fahren astronaut*innen die ränder des universums ab – oder sind selbst der rand, der abgefahren, untersucht wird. expeditionen treffen auf unbekanntes leben: (tetrissteine! einhörner! projektionsflächen, wunschobjekte, paranoia), das andere: der rand des eigenen. was zusammenschweißt, grenzt auch gegen die anderen ab: oxytocin? kein ›wir‹ ohne ein ›die‹. gruppendynamiken: wer gehört an den rand, wer definiert welchen rand wo? wer ist wo die mitte? jederzeit kann etwas auftauchen, das passt nicht zum davor. am rand sitzen auch die zuschauer*innen und schauen zu. bitte nehmen sie sich doch eine waffe und machen sie es sich bequem! am rand ist man neben sich, da ist das unbewusste, das reinfunkt, oder die erzählung, die handlung.« (Miroslava Svolikova) Miroslava Svolikova entwirft in »Rand« einen Kosmos so skurril-düster wie die Filme von Buñuel, so surreal wie das berühmte Treppenhaus von M. C. Escher, in dem sich der Rand wölbt und eine erstaunte Mitte immer wieder aufs Neue über ebendiesen Rand quillt. Horror und Hoffnung haben hier ihr Zuhause. Die Autorin ist dem Schauspielhaus seit 2016 verbunden, als sie mit dem Entwurf »Diese Mauer fasst sich selbst zusammen und der Stern hat gesprochen, der Stern hat auch was gesagt« das Hans-Gratzer-Stipendium gewann. Das Stück wurde 2017 zu den Autorentheatertagen am Deutschen Theater Berlin eingeladen und brachte sowohl Miroslava Svolikova als auch dem Regisseur Franz Xaver Mayr Nominierungen für den NESTROY-Preis ein. Ihr viertes Stück »Der Sprecher und die Souffleuse« wurde mit dem Autor*innenpreis der Österreichischen Theaterallianz ausgezeichnet. 2019 erhielt sie den Nachspielpreis des Heidelberger Stückemarkts.


VERA VON GUNTEN


E-MAIL-INTERVIEW MIT MIROSLAVA SVOLIKOVA RAND 30.09. - 04.12.20

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Die Uraufführung von »Rand« konnte wegen des Lockdowns nicht wie geplant Ende April stattfinden. Nun eröffnen wir die neue Spielzeit mit deinem Stück. Hat sich der Rand in den vergangenen Monaten verschoben? die situation hat sich aufgrund der wirtschaftskrise für viele sicher massiv verschlechtert und missstände sind sichtbar geworden, die strukturell aber längst da waren. insgesamt hat man das gefühl, dass im moment viel in bewegung ist, dass sich die ganze zeit etwas verschiebt, in den blick der öffentlichkeit rückt, strukturelle missstände gegen marginalisierte gruppen etwa, machtmissbrauch. Du beschreibst im Stück verschiedene Settings der Beobachtung und der Kontrolle. Stehen die Soziolog*innen und die Polizist*innen folglich für die Mitte? es beobachten nicht nur die soziolog*innen und die polizei die anderen figuren. das publikum beobachtet genauso, und genauso wird das publikum beobachtet. das publikum ist einmal die mitte und dann selbst der rand, die ritze; das wechselt alles. das sind positionen, die ständig verschoben werden. aus dieser verschachtelung ergibt sich die absurdität des texts. permanente beobachtung in kombination mit datenspeicherung, big data sind aktuelle themen, die, glaube ich, in zukunft noch viel stärker in den fokus rücken werden. die angeschaut werden, blicken zurück. foucault beschreibt das mit dem bild der sichtbarkeit. die hat sich ausgeweitet vom könig auf das volk, das davor nie in dem maße erfasst oder sichtbar war. Besonders brutal sind die Lebenswelten der Tetrissteine, die nur innerhalb des Displays existieren, aber auch des letzten Einhorns, das gejagt und missbraucht wird. Ist das Schicksalsergebenheit oder ist tatsächlich kein Heraustreten aus diesen Gefügen möglich? in der begrenzten realität der tetrissteine ist das wohl einfach so. wobei das auf alle figurengruppen in gewissem grade zutrifft, dass sie den ihnen zugewiesenen rahmen nicht verlassen, und dann aber doch heraustreten aus ihrer rolle. diese fragen stellen sich so wohl erst durch eine psychologisierung der figuren. ich denke an eine szene bei den simpsons, in der sich homer mit einem hummer anfreundet und ihn gleichzeitig aufisst, weil er einfach so gut schmeckt. das ist doch furchtbar brutal. andererseits ist es nur eine zeichentrickserie. ich denke, humor bewegt sich immer an irgendeiner grenze. wenn man nicht ganz einordnen kann, worüber genau der humor reinkommt, dann ist das

vielleicht ein zeichen dafür, dass sich irgendetwas entzieht. und dadurch vielleicht funktioniert. Welche Rolle spielt der Körper dabei? wenn wir nur körper wären, dann wären wir als menschen tatsächlich gefangen, im kreislauf der reproduktion, im wiederholungszwang der arterhaltung – die tetrissteine sind gewissermaßen darin gefangen, reflektieren das dann aber fast schon metaphysisch. das macht eine diskrepanz auf, auf die man mit humor reagieren kann, die aber vielleicht auch unbehagen auslöst. irgendwie kommt das aus der abendländischen tradition, einerseits die unsterbliche seele und auf der anderen seite der komplett fehlbare körper. die gegenwart dreht es um, nachdem es kein jenseits mehr gibt, wird der körper zum tempel, aber ganz kann man das unbehagen nicht losbekommen, dass der körper trotz lauter gegenwart brutal fehlbar ist. man kann seine eigene endlichkeit nur radikal akzeptieren, das machen die tetrissteine, und setzen uns damit eine art zerrspiegel vor (wie ein display, wo dann die augen wehtun). Was bedeutet Gewalt, Splatter für dich? Welches Potenzial verbindest du damit? zunächst ist die nicht ganz ernst gemeinte gewalt einfach ein teil, den man mit ausschöpfen kann, wenn es ans eingemachte gehen soll. und bei einem absurden stück, in dem kein inhalt abgerollt wird, braucht es irgendein extrem, vielleicht, um das absurde wieder im realen zu erden, also im vorgestellten realen, im verwundeten körper. weil letztlich ist nichts realer als der verwundete körper, auch wenn das dann wieder komplett überhöht nur als splatter stattfindet. sobald ich blut sehe, und wenn es nur theaterblut oder farbe ist, sobald ich den verwundeten körper sehe, wirft mich das auf meine eigene körperlichkeit als zuschauer*in zurück. also wird irgendwie das abstrakt-vergeistigte wieder im körper geerdet. es ist am ende wohl eine sehr theatrale art, den körper wieder hineinzuschreiben in so ein abstraktes geschehen. Zahlreiche Figuren scheinen aus dem Kinderzimmer zu stammen. Auch die Sprunghaftigkeit des Stücks könnte mit kindlicher Fantasie assoziiert werden. Arbeitest du mit archetypischen Anlagen? mit archetypischen anlagen arbeite ich auf jeden fall oft. bei meinen anderen stücken geht das eher in eine mythologische richtung, wie mit dem europamythos, oder ich arbeite mit sprechenden symbolen wie dem stern, dem regenbogen und so weiter, das ist hier beim einhorn am ehesten der fall.

in diesem stück ist aber eine spur mehr populärkultur drinnen, also mickey mouse, tetrissteine und eine ganze reihe actionfilme. im mittelalter gab es die vorstellung, dass die welt eine scheibe ist, von der aus man leicht in den von ungeheuern bevölkerten abgrund fällt. das einhorn ist ein mittelalterliches fabelwesen; man hielt den stoßzahn des narwals für dessen horn, dem man magische wirkung zuschrieb. im stück wird das einhorn gejagt, die kakerlaken harren ihrer vernichtung, der priester sucht gott im zuschauerraum, dann kommt die feuerwehr, der terrorist und die tetrissteine reiben sich aneinander. das ist eher ein figurenpotpourri, ich denke, das kommt nicht aus einem bestimmten raum. ich sehe mich da in der tradition absurder und symbolistischer verfahrensweisen, die filme von buñuel passen da auch sehr gut. außerdem ist das theater selbst immer wieder thema, der augenblick, und situationskomik. im absurden löst sich etwas auf, die ordnung, sicherheiten und gewissheiten des alltags. der rand ist auch der rand der gewissheit, der rand des bewusstseins, der vorhersehbarkeit. am rand ist auch der abgrund, da ist das andere. das ist im prinzip der rand, wo man nicht runterfallen will, aber irgendwie ist man mit einem fuß schon drin. der abgrund ist teil der menschlichen existenz. Du hast über die Figuren in »Rand« gesagt, dass sie nichts aushandeln (können), weil sich Kommunikation auf einen geteilten Kontext beziehen muss, um zu funktionieren. Aber müssten nicht – im Austausch miteinander und als ständiger Versuch – gemeinsame Kontexte immer wieder neu erzeugt werden? Wäre das ein Ausweg aus der Dichotomie von Rand und Mitte? der kontext ist das stück. in der unmöglichkeit des verhandelns ergibt sich schließlich ein ganzer abend. verhandelt werden themen wie teilnahme, ausschluss, gemeinschaft, perspektive und narration. oder sie werden nicht verhandelt, sie kommen einfach auf die bühne und winken und verhandeln sich selbst.

Miroslava Svolikova lebt in Wien. Neben ihrer Arbeit für das Theater betreibt sie mehrere Kunst-und Musikprojekte, u. a. YYY!. Die Autorin wurde vielfach ausgezeichnet und zu internationalen Festivals eingeladen. Die Fragen stellten Anna Hirschmann und Lucie Ortmann.


JESSE INMAN


EIN GESPENSTER-FESTIVAL 12

ein gespenster-festival über das abwesend anwesende in und um uns schule für dichtung lectures | lesungen | performances | musik

am 16. und 17. oktober 2020

etwas zeigt sich in seiner abwesenheit. etwas ragt aus der vergangenheit in unser leben. oder – wer weiß schon – aus dem jenseits. dieses nicht greifbare etwas ist uns zwar »unheimlich«, ob seiner allgegenwart in märchen, schauerromanen, horrorfilmen und tv-serien allerdings auch sehr vertraut, ja gerade »heimlich«. es: das gespenst, der geist, der spuk, die erscheinung, das phantom, wesen und unwesen. früh schon haben gespenster die ihnen zugeschriebenen literarischen reviere – moore, gräber, schlösser und andere haunted houses – verlassen und sich auch in die gedankengebäude von philosophie und psychoanalyse eingenistet. und dies mit einer strahlkraft, dass sie in den kulturwissenschaften längst auch als metaphern, chiffren und diskursfiguren für gar vieles herumgeistern: von der bereits von karl marx beschriebenen ökonomie des scheins als gespenstische scheinökonomie heutiger finanzkapitalströme über jacques derridas plädoyer »lernen, mit den gespenstern zu leben« bis zur hauntology des kulturwissenschaftlers mark fisher, laut der die »abschaffung der zukunft« massenhaft gespenstische wiedergänger vergangener epochen gebiert. neben aller theoretischen aufgeladenheit sind gespenster – als schwellenphänomene zwischen dies- und jenseits, sichtbarkeit und unsichtbarkeit, faszination und furcht – nach wie vor freilich auch spielfläche unserer imagination; ganz egal, ob es sich dabei um die guten alten geister handelt, die uns »nur« schreckten, weil wir weder ihre botschaften noch ihre seltsamen aggregatszustände zu deuten wussten oder ob es um die neuen gespenster geht, deren abwesende anwesenheit uns in den omnipräsenten trugbildern unserer medienwirklichkeit ebenso zusetzt wie in den phantomhaften inszenierungen unserer ichs in den sozialen netzen. waren die alten geister um uns noch spooky, so sind die neuen in uns nur noch creepy. als zeitgenössisches literaturfestival wollen wir diese historische vielfalt kutureller gespenster-produktion auf deren resonanzen in heutiger text- und musikproduktion abhorchen. denn so viele zweifel gespenster mit ihrem erscheinen auch wecken, so wenig zweifel besteht doch darüber, dass gespenster wieder konjunktur haben. man muss nur an sie glauben.

fr. 16.10.

johannes ullmaier (literaturwissenschaftler, mainz) einführungsreferat barbi marković (autorin, wien) exklusiver auftragstext hendrik otremba (autor und musiker, berlin) »Kachelbads Erbe«, romanlesung makunouchi bento & silent strike (elektronische béla-bártok-hauntologen, temeswar)

sa. 17.10.

roger clarke (autor und geisterforscher, london) »A Natural History of Ghosts: 500 Years of Hunting for Proof«, gespräch plus lesung barbara zeman (autorin, wien) exklusiver auftragstext plus kurze samples aus sfd-gespenster-publikation daniel kehlmann (autor, new york) lesung & gespräch ela orleans (musikerin und ghostpoet, glasgow) musikperformance moderation fritz ostermayer eine kooperation von schule für dichtung und schauspielhaus wien


(UND: EIN GEBURTSTAGSFEST FÜR CHRISTOPH SCHLINGENSIEF)

»Wir sind zum Platzen satt. (...) Katastrophen sind das Einzige, was die Zeitschiene unterbricht, auf der wir alle geradeaus fahren. Ungestört. Was spüren tun wir doch nur, wenn diese Schiene unterbrochen wird.« – So Christoph Schlingensief im jüngst erschienenen Interview-Band »Kein falsches Wort jetzt«, in dem man einmal mehr nachlesen und -empfinden kann, wie empathisch, chaotisch, energiegeladen und durch und durch menschenfreundlich er als Regisseur, als Aktionist, als Person des öffentlichen Lebens an Brüchen in den allzu geraden Zeitschienen unserer Gesellschaft arbeitete. BITTE LIEBT ÖSTERREICH – mit diesem flehentlichen Gesuch sorgte im Juni 2000 Schlingensiefs Container-Aktion vor der Wiener Staatsoper für mediale und politische Erregung. Wenige Monate später wurde das Buch »Schlingensiefs Ausländer raus« im Schauspielhaus präsentiert. Im Klappentext schrieb Elfriede Jelinek, selbst Gast im Container, über Schlingensief: »Ich bin sein Fan. Ich bewundere, wie unglaublich schnell er im Reagieren ist, dass er den Herrschenden die Zustände wie eine Torte ins Gesicht zurückschmeißt«. 20 Jahre später stellen sich Fragen wie: Was ist von der Torte übrig geblieben? Wie könnten Tortenschlachten heute aussehen? »Ausländer raus – das Festival« versucht, verteilt auf diverse Räume des Schauspielhauses, darauf mit Überraschungsgästen und teilweise nie gezeigtem dokumentarischem Material mit und rund um Christoph Schlingensief Antworten zu finden. Apropos Zeitschiene: Nachdem das Festival, ursprünglich für Juni angekündigt, exakt auf den 60. Geburtstag des vor 10 Jahren viel zu früh verstorbenen Unruhestifters verschoben werden musste, werden nun im Rahmen des Programms auch Mitstreiter*innen aus dem Buch »Kein falsches Wort jetzt«, kürzlich bei Kiepenheuer & Witsch erschienen, lesen. In Kooperation mit der Berliner Filmgalerie 451 und mit der VIENNALE, die Schlingensief heuer eine große Filmschau widmet. Happy Birthday, Christoph! Konzept: Claus Philipp, Paul Poet Gäste: Veronica Kaup-Hasler, Aino Laberenz, Matthias Lilienthal, Peter Marboe, Kathrin Rhomberg, Eva Sangiorgi, Frieder Schlaich (Filmgalerie 451), Robert Stadlober u. v. m.

SCHLINGENSIEF-FESTIVAL

AUSLÄNDER RAUS – DAS FESTIVAL

Sa. 24.10., ab 15:30 Uhr

VIENNA INTERNATIONAL FILM FESTIVAL

22. OKTOBER —1. NOVEMBER 2020

viennale.at

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Programm ab 13. Oktober, 20 Uhr Tickets ab 17. Oktober, 10 Uhr

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TIL SCHINDLER


Regie Florian Fischer Bühne Lili Anschütz Kostüme Henriette Müller Musik Rosa Anschütz Dramaturgie Lilly Busch, Tobias Schuster Premiere am 30.10.2020 Mit Clara Liepsch Til Schindler Tamara Semzov

Wie kann man über Erfahrungen, Verletzungen und Geister in der eigenen Biografie sprechen, die sich einfachen Erklärungen entziehen? Wie von sich erzählen, jenseits der »migrantisch-authentischen Story« und des gesellschaftlichen Skripts? Ewelina Benbeneks Stück ist ein polyfoner Text aus Familienerinnerungen und dem wütenden Gedankenstrom einer um ihre Sprache und ihren Platz in der Welt ringenden Protagonistin. Mit ihren »chosen sisters«, die herausschreien, »dass wir Fotzen sind, und Migrantenfotzen obendrauf, die hier in voller Pracht erscheinen, Fotzen, die Superkräfte haben«, streift sie durch die Nacht und entwirft Satz für Satz Räume, in denen »der Pass, der schöne Pass, der schöne rote Pass« nicht mehr so wichtig ist. Benbenek ist Autorin, Literatur- und Kulturwissenschaftlerin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind postmigrantische und postkoloniale Diskurse in Theater, Performancekunst und Gegenwartsdramatik. Ihr erster Theatertext »Tragödienbastard« wurde im Rahmen des Arbeitsateliers von uniT und dem Schauspielhaus Wien gefördert. Florian Fischer ist Regisseur und bildender Künstler und lebt in Brüssel. Er inszenierte unter anderem am NTGent, am Staatsschauspiel Dresden, am Schauspielhaus Bochum und am Schauspielhaus Hamburg und arbeitet mit verschiedenen Formaten: von Hörspielen, Installationen und Audiowalks bis zu Reportagen und Lecture Performances. Zudem kuratiert er Ausstellungen. Fischers Inszenierungen wurden bei zahlreichen internationalen Festivals gezeigt. Für seine Inszenierung »Operation Kamen« am Staatsschauspiel Dresden in Koproduktion mit dem Archa Theater Prag erhielt er den Kurt-Hübner-Regiepreis 2019.

TRAGÖDIENBASTARD 30.10. -18.11.20

von Ewelina Benbenek URAUFFÜHRUNG

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SIMON BAUER


Unsere Familienbiografie ist von Diskriminierungen geprägt. Eine Sache jedoch, die ich mit meiner postmigrantischen Lebenskonstellation genauso mitbringe, wie meine gemachten Diskriminierungserfahrungen, ist, dass ich weiß2 bin. Eine weiß-Migrantin, so würde ich sagen. Dies hat nicht nur damit zu tun, wie ich als Körper lesbar bin, sondern auch damit, dass ich als eine christlich sozialisierte Person, die als Teil der weißen Mehrheit in Polen und Deutschland aufgewachsen ist, die Verantwortung für die Geschichte dieser Länder in mir trage. Eine Geschichte von zwei Ländern, die eine rassistische, antisemitische und islamophobe Tradition haben. Das hat zur Konsequenz, dass ich im Kontext einer postmigrantischen Community im deutschsprachigen Raum über weiße Privilegien verfüge, über die beispielsweise Schwarze3 Postmigrant*innen und Postmigrant*innen of Color nicht verfügen. Oder anders: Ich habe Diskriminierungen erfahren, aber keinen Rassismus. Oft denke ich darüber nach, dass eine weiß-migrantische Geschichte wie die meine stärker über die Geschichte von Arbeiterklasse erzählt werden müsste. Jedoch frage ich mich dann weiter, ob die Geschichte einer Arbeiterklasse im deutschsprachigen Raum nach 1945 überhaupt ohne die Geschichte von Arbeitsmigration erzählt werden kann. Dies ist alles sehr komplex und ich scheine abzuschweifen von der Frage, was das alles mit dem Privileg zu tun hat behaupten zu können, man sei verloren im Raum und in der Zeit. Ein Beispiel: Würde man eine weißmigrantische Position wie die meine, die im »Tragödienbastard« auch verhandelt wird, innerhalb eines Kontextes als die einzige postmigrantische Position stehen lassen, so wäre dies problematisch, da postmigrantische Lebensrealitäten immer vielschichtig und heterogen sind. Eine Konsequenz ihrer Vielschichtigkeit und Heterogenität ist beispielsweise auch, dass einige

Der Begriff »postmigrantisch«, der vor allem über die Intendanzen Shermin Langhoffs und der kritischen Migrationsforschung geprägt wurde, umfasst mindestens zwei Ebenen. Zum einen bezeichnet der Begriff eine Personengruppe: Jene, die während ihrer Kind- und Jugendzeit mit ihren Eltern in den deutschsprachigen Raum migriert sind oder schon in Deutschland oder Österreich geboren wurden, jedoch über ihre Eltern die Erfahrung der Migration in sich tragen. »Postmigrantisch« bezeichnet jedoch auch eine diskursive Haltung, die kritisch über die Geschichte und die Diskurse um Migration im deutschsprachigen Raum reflektiert. Siehe dazu vertiefend: Azadeh Sharifi: »Theater für Alle? Partizipation von Postmigranten am Beispiel der Bühnen der Stadt Köln«, Peter Lang: 2011, hier vor allem: Seite 42 ff.

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Siehe zu der bewusst gesetzten Schreibweise von weiß: »weiß wird in diesem Text kursiv und klein geschrieben, um die Konstruktion des Begriffs nicht als Hautfarbe, sondern als Privileg zu markieren.«, Zitat aus: Elisa Liepsch, Julian Wagner (Hg.): Allianzen. Kritische Praxis an weißen Institutionen, transcript 2018, S. 10.

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Siehe zu der bewusst gesetzten Schreibweise von Schwarz: »Dadurch soll sichtbar gemacht werden, dass es sich nicht um das Adjektiv ‚schwarz‘ handelt und sich somit auch nicht auf die Farbe bezieht, sondern um eine politische Selbstbezeichnung. Der Begriff ist der Versuch auszudrücken, welche sozialen Gemeinsamkeiten aus dem Konstrukt Rassismus entstanden sind.«, Zitat aus: Tupoka Ogette: exit RACISM. Rassismuskritisch denken lernen, Unrast 2020, S. 77.

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postmigrantische Lebensrealitäten mit mehr Privilegien ausgestattet sind als andere. Sie stehen nie nur für sich allein, sondern immer in einem größeren geschichtlichen und diskursiven Gefüge und können damit nie einfach nur verloren im Raum und in der Zeit sein. Was bedeutet es also die Verantwortung dafür zu tragen, die geschichtlichen Gewordenheiten und Diskurse über Privilegien zu verhandeln, wenn es um den Komplex von Postmigration geht? Es gibt Institutionen, die diese Frage angegangen sind. Ich denke da besonders an die Intendanzen Shermin Langhoffs am Ballhaus Naunynstraße und am Maxim Gorki Theater, oder an das diverCITYLAB in Wien. Dies sind Beispiele. Die Arbeit an Institutionen wie diesen hat dazu geführt, dass Fragen um Privilegien, vor allem auch im Kontext einer postmigrantischen Debatte, verstärkt in die deutschsprachige Theaterlandschaft eingewandert sind. Auch das Schauspielhaus stellt in dieser Spielzeit nicht nur eine einzige postmigrantische Position vor. Doch ich würde sagen, dass diese Diskussionen immer noch am Anfang stehen. Die weißen Privilegien beispielsweise, über die ich im Kontext einer postmigrantischen Community verfüge, ziehen Konsequenzen nach sich – natürlich auch für mich als Autorin. Für mich bedeuten sie, dass ich diese Privilegien reflektiere und markiere. Sie bedeuten aber auch, dass ich darauf aufmerksam mache, dass nicht-weiße Positionen innerhalb der Strukturen eines Hauses nachhaltig auf die Agenda gesetzt werden müssen, beispielsweise bei der Gestaltung von Spielplänen oder bei Besetzung von Positionen am Haus.

Ewelina Benbenek ist Autorin, Literaturund Kulturwissenschaftlerin und war von 2014 bis 2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Neuere deutsche Literatur/Theaterforschung an der Universität Hamburg. Ihre Forschungsschwerpunkte sind postmigrantische und postkoloniale Diskurse in Theater, Performancekunst und Gegenwartsdramatik. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

KOMMENTAR

»Lost in Space and Time« – der Albumtitel dieser Spielzeit kann auf unterschiedliche Weisen gelesen werden. In mir hat er folgende Fragen getriggert: Ist es ein Privileg sagen zu können, dass wir in der Zeit und im Raum verloren sind? Und wer verfügt über das Privileg, das behaupten zu können? Vielleicht kann man so einsetzen: Es gibt Positionen, die es sich nicht leisten können im Raum verloren zu sein, wenn Raum auch ein gesellschaftlicher Kontext oder ein Diskurs ist, der Hierarchien herstellt. Es gibt Positionen, die es sich nicht leisten können, in der Zeit verloren zu sein, wenn Zeit auch bedeutet, dass es geschichtliche Gewordenheiten gibt, die Hierarchien in unserer Gesellschaft hergestellt haben. Das ist jetzt erst mal sehr abstrakt, I know. Ich versuche es mal, mit Reflexionen zu erklären, die für mich auch während der Arbeit am »Tragödienbastard« stetig präsent waren. Ich würde hoffen und sagen, dass es mehrere Möglichkeiten gibt zu beschreiben, was der »Tragödienbastard« verhandelt oder was er poetologisch tut. Es gibt jedoch einen Aspekt im Text, der die Frage nach dem Privileg des Verloren-Seins im Raum und in der Zeit besonders berührt und dieser Aspekt betrifft postmigrantische1 Diskurse. Um dies zu vertiefen, beginne ich mal bei mir selbst. Ich bin in Polen geboren, dort in den ersten Jahren meines Lebens aufgewachsen und Ende der 80er-Jahre mit meiner Mutter nach Deutschland zu meinem Vater migriert, der schon einige Jahre vor uns rübergekommen ist, wie es so schön heißt, um zu versuchen, ein »besseres« Leben aufzubauen. Meine Eltern sind ohne Geld, ohne Sprache und ohne bildungsspezifisches Kapital nach Deutschland gekommen. Sie haben jene Jobs gemacht, die gerne mal Arbeitsmigrant*innen zugeschoben werden: putzen, pflücken, pflegen, an Maschinen stehen.

TRAGÖDIENBASTARD 30.10. -18.11.20

NOT BEING LOST IN SPACE AND TIME

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WIDER ERBLICHE SCHWACHSINNIGKEIT von Lydia Haider mit der Gestalterin Esther Straganz URAUFFÜHRUNG Regie Evy Schubert Bühne & Kostüme Maria Strauch Musik Micha Kaplan Dramaturgie Lucie Ortmann Premiere am 03.12.20 im Nachbarhaus/USUS

AM BALL ab 03.12.20

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Mit Clara Liepsch

Eine junge Frau besucht den freiheitlichen Akademikerball im imperialen Prunkbau der Hofburg: Sie durchschreitet sieben Räume, von der Feststiege über den Festsaal bis zur Toilette und hinab in den Rauch-Keller. Und erlebt einen Splatter-Trip. Einen gewaltvollen, orgiastischen Cut der Erbfolge der Schwachsinnigkeit. Dokumentation und Horror – hier wird beides real: Lydia Haider verschreibt sich rücksichtslos der größtmöglichen Transparentmachung des so streitbaren, von der FPÖ organisierten Wiener Akademikerballs. »Am Ball. Wider erbliche Schwachsinnigkeit« ist ein Text, der genau hinsieht. Ein Text, der erschaudern lässt. Eine Abrechnung mit der rechtskonservativen Elite und deren vererbten Privilegien. Die Berliner Regisseurin und Videokünstlerin Evy Schubert arbeitet an der Schnittstelle von Theater, Film und Text. Sie kuratiert und gestaltet Websites und Social-Media-Projekte. Außerdem ist sie als Dramaturgin für Herbert Fritsch am Burgtheater Wien, Schauspielhaus Zürich und Schauspielhaus Bochum tätig. Ihre Programmhefte gestaltet sie als illustrierte Kunstbücher. Teil der Inszenierung ist die Website www.ballaballa.solutions, Instagram included, die zum Spielzeitstart am 30.09.20 online geht. Befreien Sie sich mit jedem Klick von erblicher Schwachsinnigkeit und freuen Sie sich auf regelmäßige Video-Updates! Für eine Couleur der Farbenvielfalt!


CLARA LIEPSCH


WIENER MITGIFT

Wiener Mitgift 3 Wien führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Wien spricht: Ich bin der gute Asphalt und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.

Wiener Mitgift 4 Wien, deine Erde und dein Asphalt ist voll deiner Güte, so lehre uns deine Gebote.

Wiener Mitgift 5 Alle Schrift, von Wien eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Besserung, zur Erziehung in der Labfestigkeit.

Wiener Mitgift 8 Von Wien und durch Wien und zu Wien sind alle Dinge. Wien sei Ehre in Ewigkeit. Wo ist eine Stadt im Himmel und auf Erden, die es Wiens Werken und seiner Macht gleichtun könnte? Aller Rest ist Afterei.

Wiener Mitgift 20 Wien ist wahr. Du sollst nicht so blöd dreinschaun, wenn ich dir sage, dass es so ist.

Wiener Mitgift 16 Wien, die Stadt, die Mächtige, redet und ruft der Welt zu vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang. Wien ist in uns und versöhnt die Welt mit uns selber und rechnet uns die Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung in allen Beisln und Kaffeehäusern und jeder Hütte vom Hocker bis zum Klositz.

Wiener Mitgift 44 Wien, führe meine Sache und erlöse mich, erquicke mich durch dein Sein allein.

Wiener Mitgift 45 Bei Wien ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht. Wer Wien hat, der hat das Leben.

Wiener Mitgift 12 Ihr habt schon geschmeckt, dass Wien freundlich ist.

Wiener Mitgift 18 Wien sprach zu uns: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben? Das Siechen wird vergehn, Wien aber wird nicht vergehn. Das Sperren wird vergehn, Wien aber wird nicht vergehn. Alle Beisln werden auferstehn, jedes Bankerl bestehn, alle Runden extrem.

Wiener Mitgift 27 Durch Wien werdet auch ihr mit erbaut zu einer Wohnung des Weins im Weine.

Wiener Mitgift 60 Sauft so, dass ihr den Siegespreis erlangt.

Wiener Mitgift 30 Wien, lass mir deine Beisln widerfahren, dass ich lebe.

Wiener Mitgift 34 Wer Wien anhängt, der ist EIN Geist mit ihm.

Wiener Mitgift 13 Alle miteinander bekleidet euch mit Wien.

Wiener Mitgift 1 Bei Wien ist mein Heil und meine Ehre.

Wiener Mitgift 100 Nun, du hast die Wahl: Dein Spritzwein ohne Glas oder nur das Glas.

Wiener Mitgift 2 Lobet Wien in den Versammlungen.

Wiener Mitgift 14 Wien sprach zu mir: Weil du weder um langes Leben bittest noch um Reichtum noch um deiner Feinde Tod, sondern um Genossinnen und das Recht auf Doppelliter und Tabake, siehe, so tue ich nach deinen Worten.

AM BALL ab 03.12.20

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Wiener Mitgift 15 Überall, siehe, der Mensch eine Sau.

Lydia Haider schreibt an der Reihe Wiener Mitgift seit Dezember 2019. Insgesamt sollen es 1000 »Kurzgedichte« werden, die auf Bibelzitaten basieren. Kontexte bilden der Wiener Untergrund, Sauferein, das Sein in Beisln und Tschumsn – die einzig wahre Seite der Bibel, wie sie in Wien Bestand hat. Publiziert wurde die Reihe bisher nicht, nur im Freund*innenkreis auf Facebook, um der dortigen Gemeinde Trost zuzusprechen. Letztlich sollen die Texte als Gebetsbuch erscheinen. Lydia Haider ist Schriftstellerin und Chefpredigerin der Musikkapelle gebenedeit. Sie studierte Germanistik und Philosophie, ist Mutter zweier Kinder und organisiert mit Kolleg*innen die Lesereihe Blumenmontag. Mit der Wiener Grippe/KW77 schreibt sie Reiseberichte. Zuletzt von Haider erschienen: »Wort des lebendigen Rottens. Gesänge zum Austreiben« (2020)


SOPHIA LÖFFLER


AB JANUAR 21

Am Anfang steht eine Geburt, die keine ist. Etwa wie in Krippenspielen, wo sie am Ende auch einfach so geschieht. Die tatsächliche Geburt passiert hier später, im Flixbus zwischen den Sitzen. Es ist neben der Geburt des Kindes auch die Geburt der Liebe, der Unsicherheit. »Oxytocin, was soll das sein Kuschelhormon, damit wir schön hängen, bleiben, kleben, wünschen ich hoff gar nicht mehr ich mache nur noch ich schwitze Oxytocin raus ich mag Kinder und Abtreibungen ich träume von einer großen Gebärmutter für alle« (Anna Neata)

von Anna Neata URAUFFÜHRUNG Regie Rieke Süßkow Premiere am 28.01.21 Mit freundlicher Unterstützung von literar mechana und Lukoil

Die Autorin schreibt in »Oxytocin Baby« hochmusikalisch und formal bestechend über Schwangerschaft und Mutterschaft, Geburtenkontrolle und Selbstbestimmung. Dabei bringt sie körperliche Zustände und Prozesse eindringlich zur Sprache. Seit 2016 studiert Anna Neata Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst Wien. Sie ist Gewinnerin des Hans-Gratzer-Stipendiums 2020 des Schauspielhaus Wien. Rieke Süßkows Theaterarbeiten bewegen sich an der Schnittstelle zwischen Schauspiel, Choreografie, Installation und rhythmischer Komposition. Ihre Inszenierungen wurden mehrfach ausgezeichnet und unter anderem zum Festival Radikal jung, FIAT Festival, Montenegro und Fast Forward Festival eingeladen. Anfang 2020 begründet sie das Theaterkollektiv Hallimasch Komplex mit, dessen Zusammenarbeit auf konstantem Austausch innerhalb einer fluiden Netzwerkstruktur beruht.

»Nur wenige Stunden von der Stadt entfernt, ist dieses Objekt strategisch überaus günstig gelegen und bietet Abgeschiedenheit, Privatsphäre und Abwehrfähigkeit. Das Anwesen ist gut ausgestattet, mit umfangreichen Möglichkeiten zur Umgestaltung und einer 4 x 8 Meter großen Panzertür, die das Eindringen von Wasser, Luft und Gas verhindert. Den Bewohner*innen wird Schutz vor nuklearen Explosionen, radioaktiver Strahlung, biologischen oder chemischen Angriffen, Sonneneruptionen, elektromagnetischen Impulsen, Überflutung, Erdbeben, Vulkanasche, Unwettern, extremen Winden und gewaltsamem Einbruch garantiert. Kein Parkplatz vorhanden.« Als ein Mann den Auftrag bekommt, Luxusbunker an die Superreichen zu verkaufen, wird ihm klar, was er ihnen wirklich verkauft: Überleben. Und dass er sich selbst genau das niemals leisten können wird. SHTF* ist die neue Arbeit von Kandinsky, ein Stück über die Frage, wie wir mit dem Ende der Welt leben können. *[es-eych-tee-ef], acronym Term commonly used by ›preppers‹ to refer to the beginning of the end of the world, i.e. the moment ›shit hits the fan‹. See also: Uncivilisation; TEOTWAWKI.

von Kandinsky URAUFFÜHRUNG Regie Kandinsky ab 25.02.21

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Die britische Theatergruppe Kandinsky besteht aus dem Autor und Regisseur James Yeatman und der Autorin und Dramaturgin Lauren Mooney. Die Texte für ihre Stücke entwickeln sie nach einer intensiven Recherche zusammen mit Darsteller*innen und Team in einem gemeinsamen Schreib- und Probenprozess. Ihre Inszenierung »Trap Street« war 2019 zum FIND Festival der Schaubühne in Berlin eingeladen. Kandinsky wurde unter anderem mit dem Peter Brook Festival Award und dem OffWestEnd Award für das beste Ensemble ausgezeichnet.


Das ganze Unglück der Menschen rühre daher, dass sie nicht ruhig in ihren Zimmern bleiben können, so der französische Philosoph Blaise Pascal. Eine Pandemie später hätte man nichts dagegen, für immer zu Hause zu bleiben. Weil aber Odysseus im Urtext der europäischen Zivilisation in den Krieg gezogen ist, da sich Menelaos und Paris um Helena stritten, ziehen uns die Abenteuer der Ferne magisch an – weshalb Regie-Teams immer noch in fremden Städten in Gästewohnungen schlafen müssen, die komisch nach Mann riechen. Doch wofür das alles? 20 Jahre wartete Penelope zu Hause auf Odysseus’ Heimkehr. Was sind das für Träume vom Ankommen, die uns immer weiter weg treiben – und wie unterlaufen sie, dass wir uns dort zu Hause fühlen, wo wir gerade sind? Seit 2015 haben der Regisseur, Autor und Performer Jan Philipp Stange und der bildende Künstler, Bühnenbildner und Musiker Jakob Engel mehrfach und in wechselnden Konstellationen zusammengearbeitet. Ihre Inszenierungen wurden auf zahlreiche Festivals eingeladen. Jan Philipp Stange gründete und leitet das freie Theater studioNAXOS in Frankfurt am Main.

URAUFFÜHRUNG Konzept, Regie, Bühne Jakob Engel & Jan Philipp Stange ab Ende März 21

Ein heruntergekommenes Hochhaus im Niemandsland, Flechten wuchern an seinen Betonkanten. Im Keller sitzen Weberinnen und halten sich wie Odysseus’ wartende Frau Penelope ihre Feinde durch unendliches Webwerk vom Leib. Sie arbeiten an Tarnumhängen aus Kartoffelsäcken und Lumpen für einen Krieg, der viele Schauplätze hat: den Balkan, Syrien oder die Körper der Frauen. Konspirieren sie dort unten im Untergrund? Auf jeden Fall rufen sie schon mal ihre Lehrer*innen an: Ada Lovelace, die den allerersten Algorithmus geschrieben hat, aber auch die Seerechtsexpertin und Ökologin Elisabeth Mann Borgese. Eine Greisin putzt dazu ihr Gewehr und zwei Kühlschränke kommunizieren miteinander. Im Friseursalon ein paar Stockwerke höher wäscht Monica Lewinsky ihren Kund*innen mit Pfirsichtee-Aroma-Shampoo die Haare.

von Enis Maci ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG Regie Tomas Schweigen ab Ende April 21

Enis Maci hat mit »Bataillon« einen starken, herausfordernden und kampfbereiten Text geschrieben. Es ist nach »Mitwisser« und dem für den NESTROYPreis nominierten »Autos« bereits das dritte Stück der Autorin, das am Schauspielhaus zur Aufführung gebracht wird – dieses Mal in der Regie von Tomas Schweigen. Enis Maci wurde 2019 im Rahmen der Kritiker*innenumfrage von Theater heute zur Nachwuchsdramatikerin des Jahres gekürt. 2018 erschien ihr Essayband »Eiscafé Europa« über die Frage, wie Widerstand heute aussehen kann.

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AB JANUAR 21

GESCHICHTEN VON NIE-FAMILIEN/ OPOWIESCIE O NIE-RODZINACH von und mit Arthur Romanowski und Brigitta/Brygida Najdowska Regie Arthur Romanowski ab Mai 21 im Nachbarhaus/USUS

Arthur Romanowski arbeitet als Autor, Performer und Regisseur und studiert Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. Für seine umwerfend komische und zugleich hintergründig kluge Performance »Irgendwas für Irgendwen an Irgendeinem Tag im Juni« erhielt er 2018 den Preis der Körber Stiftung Studio Junge Regie.

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Gefördert durch den Preis des Körber Studio Junge Regie 2018

Reden, Reden, Reden. Kochen, Kochen, Kochen. Essen, Essen, Essen. Aber niemals verdauen. Für Essen gilt auf mikrobiologischer Ebene, was für die Vergangenheit grundsätzlich gilt, und zwar, dass es noch gar nicht wirklich vergangen ist. Was gegessen wird, verarbeiten wir immer weiter. Hätte ich jemand anders sein können? Erst mal essen. Keiner weiß weiter und alle schälen Kartoffeln. Und Familie ist doch niemals Nie! Sie ist das Nie, das es beinah nie gegeben hätte. Kommt vorbei, wenn im Restaurant USUS eine Live-TV-Theater-Show entsteht. Ein Talk-Format, das erst sprechen lernt. Eine Serie, die nach der ersten Folge endet. Gäste, die wieder gehen, bevor sie anklopfen. Unfrisierte Gespräche mit der eigenen Oma. Ein Skypegewitter. Hier werden Geschichten und Rezepte getauscht, variiert und neue Knoten geknüpft. Hier werden das österreichisch-deutsche, das deutsch-polnische und das deutsch-polnisch-österreichische Verhältnis untersucht. Es treten auf: Kunstfiguren, spekulative Denker*innen, Skype-Monitore, Fabelwesen und Wendepunkte! Es wird großartig, denn manchmal werden wir weinen müssen. Und dann gibt es unverhofft und oft: Schokolade.

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ZUM HERAUSTRENNEN

MANIFEST


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WIEDERAUFNAHMEN

»WAS IHR WOLLT: DER FILM« Eine Live-Mockumentary über politischen Diskurs und den Zustand unserer Demokratie! von FUX URAUFFÜHRUNG Regie Nele Stuhler & Falk Rößler (FUX) Wie soll es weitergehen mit der Demokratie? Man weiß nicht so recht, aber man vermutet: Auf jeden Fall braucht es mehr Mitbestimmung. FUX entwickeln einen Live-Dokumentarfilm für die Bühne, in dem endlich geklärt wird, wie das, was ihr wollt, auch Wirklichkeit wird.

»Ein thematisch zwar komplexer, allerdings durchweg humorvoll aufgelöster Abend.« APA

»Mit (…) trockenem Witz wird der Mitmach-Trend durch den Kakao gezogen. (…) Der schöne Kniff ist, dass alles mit den schillernden und hoffentlich ewig lebendigen elisabethanischen Praktiken wie Burleske, Slapstick und Outrage zu verknüpfen. Es gelingt hervorragend.« DER STANDARD

»IM HERZEN DER GEWALT« nach dem Roman von Édouard Louis ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG Regie Tomas Schweigen Weihnachten in Paris. Eine spontane Affäre zwischen Édouard und Reda eskaliert. Reda bedroht Édouard mit einer Waffe und vergewaltigt ihn. Um das Erlebte zu verarbeiten, flieht Édouard zu seiner Schwester und berichtet ihr davon.

»Schweigen gelingen großartige, an Quentin Tarantino erinnernde Kniffe. (…) Ein spannender Abend über Gewalt, Rassismus und Vorurteil.« KURIER

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»Die clevere Struktur des Romans, in der sich Erzählweisen offensiv konkurrieren und kommentieren, setzt Regisseur Tomas Schweigen leichthändig um. (…) Dabei wird es möglich, naturalistisch erspielte, drastische Momente (Gewaltszenen) bis zur Spitze zu treiben, sie im Handumdrehen aber, wie bei Cuts am Filmset, auch wieder zu entlasten. Taktisch klüger kann man diesem Stück Literatur auf der Bühne kaum begegnen.« DER STANDARD


»DIE HAUPTSTADT« nach dem Roman von Robert Menasse ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG Regie Lucia Bihler Die Beliebtheitswerte der europäischen Kommission sind im Keller. Abhilfe soll ein Prestigeprojekt schaffen: Ein Festakt zum 50. Geburtstag der Kommission. Schnell entwickeln sich die Vorbereitungen zu einer absurden Reise durch die europäische Politik.

»Aberwitziger Zombieball: Die Dramatisierung von Robert Menasses Roman DIE HAUPTSTADT ist am Wiener Schauspielhaus mit Bravour geglückt. (…) Ein wuchtiger, wichtiger Appell.« KURIER

»Lucia Bihler lässt die Untoten tanzen, ein morbid-körperliches Spiel. Weit aufgerissene Augen, wackelnde Knie, die Choreografien bringen Bewegung in die Buchadaption. Zwei Stunden, ganz aus einem Guss!« FALTER

»Die Inszenierung findet betörende Bilder für die unergründlichen Tiefen des alleingelassenen Seins.« FALTER

»ANGSTBEISSER« von Wilke Weermann URAUFFÜHRUNG Regie Anna Marboe

Vier beste Freunde in ihrem ganz normalen Alltag zwischen Koks, Valium, Albtraum-Tagebüchern und unmotivierten Gesprächen. Unschlüssig, was mit sich und mit der Zeit eigentlich anzufangen ist, halten sie sich aus und aneinander fest. Die Lust abzuheben trifft auf die Furcht vor der Bruchlandung.

»Besonders cool macht sich Ensemble-Neuzugang Jakob d‘Aprile die Rolle des Chefironikers Topher zu eigen. Bei Til Schindlers Jamin scheinen die Drogen vor allem ein paar Gehirnzellen aufgefressen zu haben, bis er in einem überraschenden Ausbruch sogar richtig berührende Verletzlichkeit offenbart. Doch auch Simon Bauer, voller passiv-aggressiver Energie, und die in sich versunkene Clara Liepsch werden auf ganz unterschiedliche Weise der Aufgabe gerecht, im 21. Jahrhundert auf einen hippen Godot zu warten.« NACHTKRITIK

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SPECIALS/KOOPERATIONEN

MEHR ZEIT FÜR PROBLEME FOLGE 3: »ENDEN« Regie Johanna Mitulla Bühne Patrick Loibl Kostüme Vanessa Sampaio Borgmann Dramaturgische & künstlerische Mitarbeit Florian Ronc Dramaturgie Anna Hirschmann

Deine Probleme. Viel zu lange wurden sie belächelt, als klein, unverhältnismäßig und nicht der Rede wert abgetan. Aber mal ehrlich, dein Problem darf sich nicht auflösen, du brauchst es wie die Luft zum Atmen, es ist unabdingbar für deine innere Balance. Wie der hässliche Freund in der Clique, deine denunzierenden Frisuren, die du dir selbst ausgesucht hast oder das Lied im Radio, das dir ironisch so gut gefällt.

mit Vera von Gunten, Sophia Löffler

»Mehr Zeit für Probleme« ist die Bestandsaufnahme einer Generation, die alles haben könnte, aber vor allem eines hat: Probleme. Eine Reihe, die aus deinen Problemen Kapital schlägt, eine Reihe über das uneingelöste Versprechen, wirklich etwas miteinander zu teilen, solange man sich nur beharrlich mitteilt. Wir sind ein Problem.

Premiere am 20.10.20 21. & 28.10.20 im Nachbarhaus/USUS

mit Lydia Haider (Gesänge), Josua Oberlerchner (Trommeln und Klangbleche) und Johannes Oberhuber (Bässe und Orgel)

KO

27.11.20

ER NZ

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Die literarisch-liturgische Band gebenedeit operiert nicht mit feiner Klinge, sondern mit schwerem Geschütz. So setzen sich Metallbeats und dröhnende Bässe musikalisch durch, um den Weg für Lydia Haiders biblische Sprache zu ebnen. gebenedeit bedeutet soviel wie segnen oder lobpreisen und wird wohl am häufigsten im katholischen Kontext, im Ave Maria, gebraucht. Dort wird es an immergleicher Stelle wiederholt, undeutlich dahinrezitiert. Haider macht sich diesen liturgischen Rhythmus zu eigen: Stellenweise erinnert er an ein Mantra, eine Verfluchung oder eine Anbetung auf basalster Ebene. Das erste Album der Band »Missgeburt. Macht eine Messe!« erscheint an Allerheiligen, am 01.11.20, im Musikverlag Problembär Records.

UN/GLEICH, ABER JEDER MÖCHTE ... ein Projekt von »Ich bin O. K.« Dance Company Dramaturgie/Choreografie Kirin España Künstlerische Leitung/Choreografie Attila Zanin Dramaturgische/choreografische Assistenz Hana Zanin Pauknerová Tänzer*innen Simon Couvreur, Maira Horvath, Lina Hufnagl, Raphael Kadrnoska, Niklas Kern, Maria Naber, Marina Rützler, Alexander Stuchlik, Sophie Waldstein Live-Rap Markus Samek Ehrenschutz Wiener Bürgermeister Dr. Michael Ludwig 09.-12.12.20

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Wie würde die Welt aussehen, wenn wir alle gleich wären? Andererseits: Wie viele Eigenbrötler verträgt eine Gesellschaft? – »UN/GLEICH, aber jeder möchte ...« ist ein sozialkritisches Stück, das auch das Publikum anregen soll, sich selbst und die eigenen Vorstellungen zu hinterfragen. Neun Tänzer*innen mit und ohne Behinderung stellen sich auf der Bühne großen Fragen wie: Wer bin ich wirklich? Was macht mich aus? Was an meiner Persönlichkeit ist sozial konstruiert und was nicht? Zeitgenössisches Tanztheater mit Urban Styles und Live-Rap.


GHT & EA I N E T FROM HORROR TILL OBERHAUSEN L AT OON N R E Der Film, den ihr wollt AFT von FUX URAUFFÜHRUNG Regie Nele Stuhler & Falk Rößler (FUX) Bühne Jost von Harleßem Kostüme Kathi Sendfeld Musik Nils Weishaupt, Tino Kühn, Jan Arlt Künstlerische Mitarbeit Lisa Schettel Dramaturgie Elena Liebenstein Produktionsleitung Jasna Witkoski mit Torsten Bauer, Christian Bayer, Shari Asha Crosson, Henry Morales, Ronja Oppelt, Anna Polke 19. 12. & 20.12.20

Fast ein Jahr lang haben FUX die Menschen in Oberhausen (D) gefragt, was sie in ihrem Theater sehen wollen. Von der Ideensammlung über Titelfindung und Story bis hin zu Bühnenbild und Kostümen wurde kein Schritt ohne den Auftrag des Publikums gemacht. Auf zwei Stadtversammlungen wurden alle Vorschläge diskutiert und abgestimmt. Das Ergebnis ist eine Komödie über eine Theatergruppe, die auf der städtischen Bühne einen Hit landen will und dafür ein »From Dusk Till Dawn«-Musical im Stile der einstigen Erfolgsproduktion der »Rocky Horror Show« erfindet. Aufgrund der Pandemie konnte FUX am ursprünglichen Plan, ein Bühnenstück zu produzieren, nicht festhalten. Es entsteht stattdessen ein Film, der nach der Premiere in Oberhausen als Gastspiel ans Schauspielhaus kommt – damit auch Wien sehen kann, was Oberhausen will. Eine Produktion von FUX & Theater Oberhausen. Gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes

LIVE OR LET DIE? Regie Simon Dworaczek Bühne und Kostüme Hanna Schmaderer Live-Musiker Jörg Reissner Mit Magdalena Mair, Jeanne Marie Bertram ab 2021

Die Welt ist im Umbruch. Und wo bleibt der Mensch? Was bedeutet das für unser Leben? Ein Musiker und zwei Schauspielerinnen holen ihr Handwerk aus den verstaubten Kisten und tauchen ab in eine Welt, die langsam aus den Fugen gerät. »Nach dem klassischen Verständnis des Dramas ist die Welt längst in der Krisis angekommen. Was aber danach kommen mag, eine Katastrophe oder schlimmer eine Katharsis, ist völlig offen.« (Philipp Blom, 2020) Eine Produktion des Theater KOSMOS Bregenz in Kooperation mit dem Schauspielhaus Wien

SILVESTER IM SCHAUSPIELHAUS E LES TÄGLICH ||:ALLES:|| GUTE MIT WIENER GRIPPE/KW77 FEAT. KMT

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Es weht ein neuer Wind in Wien. Es geht die Wiener Grippe um. KW77 – Urvirus und Medizin. Ein mächtiger Haufen von Schreibgenies hat sich formiert und den Pakt mit der Sprache gemacht, ihre Texte beißen in alle Richtungen, stinken nach Gegenwart. Mitglieder dieser Gruppe sind Puneh Ansari, Lydia Haider, Mercedes Kronberger, Barbi Marković, Maria Muhar, Stefanie Sargnagel, KMT (Katarina Maria Trenk) und viele andere mehr, je nach KW. In Wiener Wirtshäusern trainieren die tiefstapelnden Literaturproletinnen ihren Geist. Sie probieren alles durch: die Natur, All-Inklusive-Resorts, Straßen, euch, sich selbst, und erzählen darüber.

31.12.20, 16:00 und 19:30 Uhr

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REIHEN

THE SMALLEST THEATRE IN THE WORLD #5 LOVE ein Projekt von Jesse Inman »Love, it's like a hurricane: It happens in Florida, it gets into everything.« (The Burning Hell) In the next edition of the Smallest Theatre, Jesse Inman will tackle the tricky topic of love. Just who is this Love anyway? And what the hell does it want from us? Just who does it think it is? What’s it do? Is it anyway? And similar questions. ab 2021 SÄGEZAHN Sägezahn ist eine Serie für das Dazwischen von Musik, Sound, bildender Kunst & Performance. Die Kollision der Medien in der wandelbaren Kulisse des Theaters sucht nach unvorhersehbaren Verschränkungen, Kurzschlüssen und Synergien. Übersteuerung und Stille. Verschiebung und Zufall.

SALON IN GESELLSCHAFT Die Grundidee des Salons ist einfach: Wir wollen reden. Und zuhören. Einen Rahmen schaffen, der Austausch über Gesellschaftsrelevantes nicht nur möglich, sondern attraktiv macht. Seit 2016 lädt der Salon in Gesellschaft zum offenen Austausch mit dem Ziel, einen Ort zu schaffen, an dem Fragen unserer Gegenwart interdisziplinär und auf Augenhöhe verhandelt werden. Insgesamt wurden an bisher rund 25 Salon-Abenden eine breite Palette an politischen, sozialen und technologischen Problemstellungen aufgegriffen. Die Themen reichten von fragmentierten Kommunikationslandschaften, Zerfallserscheinungen politischer Institutionen und technologischen Utopien bis zu Perspektiven in der Klimakrise sowie gelungenen Vorstellungen von Intimität und Arbeit. Im Schauspielhaus Wien geht der Salon nun in die vierte Spielzeit. Format und Rahmen wurden sich der Covid 19-Krise anpassen: Wir beginnen mit einer Audio-Ausgabe »Salon in Quarantäne« und lassen sobald wie möglich den Salongedanken in der Porzellangasse wieder aufleben. kuratiert von Paul Firlei, Arno Gattinger, Martin Kitzberger, Sara Scheiflinger, Jana Vetten

kuratiert von Samuel Schaab und Jacob Suske KOLIK.AUTOREN.LOUNGE kolik, die innovative Literaturzeitschrift, präsentiert ihre neueste Ausgabe und die neuesten Texte ihrer Autor*innen. Mit Gesprächen, kleinem geselligen Treiben, bei Musik, Wasser und Wein. 10.10.20 Mit Xaver Bayer (»Geschichten mit Marianne«, Roman, 2020), Lydia Mischkulnig (»Die Richterin«, Roman, 2020), Mercedes Spannagel (»Das Palais muss brennen«, Roman, 2020)

29.12. & 30.12.20 zu Gast im Schauspielhaus »Zauberflöte, Tell und andere grosse Opern für zwei Celli«

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Moderation Gustav Ernst (kolik-Mitherausgeber)

»Bestaunenswert sind die musikalischen Fähigkeiten Schaerers und Schudels. Ihre Arrangements komplexer Werke für zwei Celli und die Virtuosität, mit der sie diese aufführen, sind alleine den Besuch wert.« NZZ Im Schauspielhaus Wien präsentieren die beiden Cellisten des DuoCalva eine eidgenössisch verbesserte Fassung der Zauberflöte und andere Highlights der letzten Jahre. Ein fast silvesterlicher Abend mit viel Musik, Humor und irrwitzigen Einfällen.

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Preisträger*innen seit 2015

2016 Miroslava Svolikova

2017 Enis Maci

2018 Sean Keller

2019 Wilke Weermann

2020 Anna Neata

Das Hans-Gratzer-Stipendium ist eine Initiative des Schauspielhaus Wien. Mit freundlicher Unterstützung von literar mechana und Lukoil

MÜLHEIMER STÜCKEWERKSTATT In Kooperation mit dem Schauspielhaus Wien und drei weiteren Theatern starten die Mülheimer Theatertage 2020 mit der StückeWerkstatt ein neues Programm zur Autor*innenförderung. Ausgewählte Text-Regie-Tandems entwickeln Werkstattaufführungen, die bei den Stücken 2021 in Mülheim präsentiert werden. Das Format soll Künstler*innen die Gelegenheit bieten, frei von Zeit- und Konkurrenzdruck an einem Theatertext und dessen Umsetzung zu arbeiten. Bewerben können sich Text-Regie-Duos auf Vorschlag von Verlagen, Schreib- und Regieschulen. Für die erste Ausgabe der Mülheimer StückeWerkstatt wählte die mit Barbara Burkhardt, Wolfram Lotz und Peter Michalzik besetzte Jury folgende Tandems aus, denen eines der vier Partner-Theater zugelost wurde:

AUTOR*INNENFÖRDERUNG

HANS-GRATZER-STIPENDIUM Die Förderung innovativer Nachwuchsautor*innen ist dem Schauspielhaus ein besonderes Anliegen. Deshalb vergibt das Theater in Zusammenarbeit mit der literar mechana jährlich das Hans-Gratzer-Stipendium. Die ausgezeichneten Stücke wurden in den letzten Jahren viel beachtet und wiederholt zu wichtigen Festivals eingeladen. So wurde das 2016 prämierte Stück »Diese Mauer fasst sich selbst zusammen und der Stern hat gesprochen, der Stern hat auch was gesagt« von Miroslava Svolikova zu den Autorentheatertagen des Deutschen Theaters Berlin eingeladen und für den NESTROY-Theaterpreis nominiert. Enis Maci, die Preisträgerin von 2017, wurde 2018 und 2019 zur Nachwuchsautorin des Jahres gewählt. Ihr Stück »Mitwisser« wurde für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert, zu den Autorentheatertagen am Deutschen Theater Berlin eingeladen und bereits an mehreren anderen Theatern nachgespielt. Auch 2021 wird das Hans-Gratzer-Stipendium vergeben. Bis Mitte November 2020 sind interessierte Dramatiker*innen herzlich eingeladen, Schreibvorhaben einzureichen. Nach einer Vorauswahl erhalten fünf Autor*innen die Gelegenheit, in einem Workshop am Schauspielhaus an ihren Entwürfen zu arbeiten. Dabei werden sie von Mentor*innen wie zuletzt Anne Lepper (2020) oder NisMomme Stockmann (2019) begleitet. Im Anschluss werden die Entwürfe öffentlich präsentiert und ein*e Sieger*in gekürt, die den mit dem Hans-Gratzer-Stipendium verbundenen Werkauftrag erhält. Das Siegerstück wird in der Spielzeit 2021/22 am Schauspielhaus Wien uraufgeführt.

Mehdi Moradpour mit Rieke Süßkow, Schauspielhaus Wien Nele Stuhler mit Franz Xaver Mayr, Residenztheater München Anne Lepper mit Alia Luque, Schauspiel Hannover Caren Jeß mit Petra Schönwald, Schauspiel Stuttgart Rieke Süßkow

Mehdi Moradpour

Mit Mehdi Moradpour und Rieke Süßkow verbinden das Schauspielhaus Wien bereits Arbeitsbeziehungen: Mehdi Moradpour entwickelte mit Zino Wey 2018 das Stück »Ein Körper für jetzt und heute«, Rieke Süßkow inszeniert 2021 die Uraufführung von Anna Neatas »Oxytocin Baby«. Die StückeWerkstatt ersetzt das vom Schauspielhaus Wien gemeinsam mit dem DRAMA FORUM von uniT Graz durchgeführte Atelierstipendium. Kooperationspartner der StückeWerkstatt sind neben dem Schauspielhaus und den drei Partner-Theatern das Drama Forum Graz und der Deutsche Literaturfonds e.V.. Gefördert wird die StückeWerkstatt zudem im Rahmen von NEUE WEGE durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW in Zusammenarbeit mit dem NRW KULTURsekretariat.

Das Schauspielhaus Wien ist Mitglied der Theaterallianz, einer bundesweiten Plattform für zeitgenössisches Theater in Österreich, der sechs renommierte freie österreichische Theaterhäuser angehören: Neben dem Schauspielhaus Wien das Theater KOSMOS Bregenz, das Grazer Theater am Lend, das klagenfurterensemble, das Theater Phönix Linz und das Schauspielhaus Salzburg. Die Allianz ermöglicht den Austausch von ausgewählten Inszenierungen zeitgenössischer Dramatik. AUTOR*INNEN-WETTBEWERB DER THEATERALLIANZ Seit 2016 vergibt die Theaterallianz einen Preis für zeitgenössische österreichische Dramatik, der zu den höchstdotierten Auszeichnungen für junge Dramatik im deutschsprachigen Raum gehört. 2016 ging der Preis an Thomas Köck für sein Stück »Kudlich – eine anachronistische Puppenschlacht«. Die Uraufführungsproduktion des Schauspielhaus Wien wurde 2017 an allen Partnertheatern gezeigt. 2017/18 wurde Miroslava Svolikova für »Der Sprecher und die Souffleuse« ausgezeichnet, das 2019 in einer Produktion des Grazer Theaters am Lend in allen Theatern der Allianz aufgeführt wurde.

Preisträger 2016 Thomas Köck

Preisträgerin 2018 Miroslava Svolikova

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FORSCHUNGSEINBLICK RAND 30.09. - 04.12.20 LOST IN SPACE AND TIME GESAMTE SPIELZEIT

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SOZIOLOGISCHE SELBSTBEOBACHTUNG MIT FREMDEN BLICKEN

Soziologische Blicke beobachten Gesellschaft. Sie blicken neugierig auf allerlei, das sie verstehen und erklären wollen: gesellschaftliche Strukturen und soziales Handeln, soziale Klassen und Gruppen, Prozesse sozialer Differenzierung sowie deren Effekte, etwa soziale Ungleichheiten. Was aber können Soziolog*innen über die Gesellschaft lernen, wenn sie ihren eigenen Körper betrachten? Genauer: Was lernt man soziologisch, wenn man über Monate fast täglich und stundenlang nackt vor einem Bildschirm sitzt, auf dem man (unter anderem) den eigenen Körper anstarrt und dabei masturbiert? Was zunächst vielleicht wenig nach wissenschaftlicher Forschung klingt, ist genau das, was ich in meiner Studie »Autopornografie. Eine Autoethnografie mediatisierter Körper« gemacht habe. Als teilnehmender Beobachter mischte ich mich unter eine Online-Community, deren Mitglieder ihre Körper über Webcams nackt in der Öffentlichkeit des Internets zur Betrachtung, Bewertung und Befriedigung durch andere anbieten, mit denen sie dabei chatten und gemeinsam masturbieren. Für meine Studie wurde ich zeitweise einer von ihnen. Die Anblicke, die sich mir hier boten, und die Blicke, die ich wagte und warf, werden von der üblichen (und stereotypen) Vorstellung soziologischer Beobachtung wohl weit entfernt sein. Lüsternes Starren auf schwitzende Körper scheint geradezu das Gegenteil des soziologischen Blicks, der wohl weithin als ein analytisch nüchterner, um objektive Distanz bemühter Blick von außen vorgestellt wird, der aus der Draufsicht der Gesellschaft mit dem Klemmbrett

den Spiegel vorhalten will. Wissenschaftliche Beobachter*innen bleiben in dieser Vorstellung selbst meist unsichtbar; aus der sicheren Distanz des Elfenbeinturms pflegen sie mit ihren Untersuchungsobjekten Schriftverkehr in Form von Fragebögen. Eine Art der Sozialforschung, die umgekehrt gerade die Nähe zu ihrem Gegenstand sucht und mit ihm auf Tuchfühlung geht, ist die Ethnografie. Sie ist auch der methodische Ansatz meiner Studie. Ethnografische Forschungsunternehmungen beginnen in aller Regel damit, dass die Forschenden ihren Schreibtisch verlassen und ausziehen, um unbekannte Orte oder Praxisfelder in teilnehmender Beobachtung zu erkunden. Sie begeben sich unter diejenigen, deren Lebenswelt sie verstehen wollen, und versuchen, sich ihre Perspektive anzueignen. Ihr Ziel ist, eben diese Lebenswelt so zu sehen wie die, die sie bevölkern. Statt zu Hause zu bleiben, ziehen sie also aus ins Feld. Deutlich seltener ziehen Ethnograf*innen bei ihren Erkundungen dann allerdings sich selbst aus. Beides war in meiner Studie anders. Um die ethnografischen Beobachtungen machen zu können, auf denen sie basiert, musste ich nicht nur zu Hause vor dem Computerbildschirm verharren, sondern mich zudem meiner Kleidung (zusammen mit professionellen Skrupeln und persönlichen Schamgefühlen) entledigen. Ich kaufte eine Webcam und begann, mich selbst vor ihr und damit vor täglich mehreren hundert Fremden auszuziehen. Warum? Es hätte sonst schlicht nichts zu sehen gegeben. Einerseits nicht für die anderen Nutzer der von mir besuchten Online-Portale (in meinem

Fall schwule Männer); gemeinsam betrieben wir, was die Teilnehmer Camming nennen: den Austausch erotischer Körperbilder, meist als LiveVideo, mittels der namengebenden Cam. Andererseits hätte aber auch ich mit meinen neugierigen Soziologenblicken sonst nichts zu sehen bekommen. Mit ihnen sah ich in Camming mehr als eine Erregungsgelegenheit: mediensoziologisch eine historisch junge Medienpraktik, die ihre Teilnehmer als eine Form sexuellen Handelns erleben; körpersoziologisch eine Form medienvermittelter intimer Sozialität, bei der gerade die im Fokus stehenden Körper auf Abstand bleiben; und schließlich einen geschlechtersoziologisch spannenden Fall männlicher Selbstveröffentlichung unter erotischem Vorzeichen. Zwar war das Feld meiner Forschung kein geografischer Ort, sondern eher eine zeitlich eingegrenzte Situation, die sich mit dem Aufklappen des Laptops aufspannte und schloss, und in der ich dann letztlich allein im Raum war. Dabei war ich jedoch zugleich in Gesellschaft – als Mitglied einer Community, die es teilnehmend zu beobachten galt. Die Webcam erschloss und erzeugte dieses Feld und wurde für mich zu einem doppelten Beobachtungsinstrument. Sie ermöglichte mir Einblicke in sonst als intim geltende Lebensbereiche und Körperzonen der anderen Teilnehmer. Diese wurden für mich zum erotischen und soziologischen Beobachtungsobjekt. Daneben wurde die Kamera zum Instrument der Selbstbeobachtung: Einer dieser zahl- und meist kopflosen Körper, die täglich über meinen Bildschirm wanderten, war ich selbst. Um überhaupt teilnehmen (und aus


Teilnehmersicht beobachten) zu können, musste ich auch zum Beobachtungsobjekt werden: Sehen und Gesehenwerden mussten zusammenfallen nach dem Motto: »Zeig mir deins, ich zeig’ dir meins«. Meine Interessen waren (zunächst) andere als die der anderen Teilnehmer. Ich wollte Webcam und Bildschirm als Medien nutzen, mit denen ich etwas über diese eigentümliche erotische Praxis und Form körperlicher Selbstveröffentlichung lernen konnte: wie sie sich auf dem Bildschirm darstellt, aber auch, wie sie am Platz vor dem Bildschirm und der Kamera abläuft und wie es sich anfühlt, wenn Teilnehmer mit ihrem eigenen Körper und der Kamera erotische Ansichten von sich selbst herstellen. Die anderen Teilnehmer woll(t)en vor allem körperliche Erregung, vielleicht Bestätigung und schließlich den einen oder anderen Höhepunkt erleben. Wir brauchten also alle unseren Körper als Instrument, Material und Motiv. Mit meinem eigenen Körpereinsatz begann bald die Grenze zwischen den anderen Teilnehmern und mir zu verschwimmen. Zur wissenschaftlichen Schaulust an anderen Körpern und ihren Praktiken trat alsbald nicht nur eine erotische Lust am Zuschauen, sondern auch eine neue Lust am Gesehenwerden. Mit der Zeit stellte sich bei der Forschung auch eine Lust daran ein, meinen Körper auf diese Weise mir Unbekannten zu zeigen. Dazu suchte ich während meiner Zeit im Feld mittels Kamera und Bildschirm zahllose, teils sehr kurze, teils längere Begegnungen mit mir unbekannten Anderen, lustorientierte, anonyme Episoden. Währenddessen aber wurde eine Beziehung immer intimer: die zur Kamera. Camming war nicht nur erotische Praxis mittels der Kamera, sondern zusehend(s) auch mit der Kamera selbst und durch sie vermittelt mit mir und meinem eigenen Körper. Mit dem in der Ethnografie sogenannten going native – bei mir quasi zugleich ein going naked – lernte ich meinen Körper als einen anderen Körper kennen und sehen: auf den Bildschirmen, in den Augen, Worten und Kommentaren dieser Anderen, die mir zuschauten und mich betrachteten, war ich offenbar »sexy«, ein »geiler Körper«, gar ein »haariges Sextier«. Sie sahen etwas in diesem, meinem Körper, das ich bislang nicht gesehen hatte, und das sich zunächst fremd anfühlte. Der Körper im Bild war irgendwie meiner, aber irgendwie auch nicht: Er war, wie beim alltäglichen Blick in den Spiegel, offensichtlich (?!) in allzu vielen Hinsichten unzulänglich, makelhaft, unansehnlich. Gleichzeitig, im Rahmen einer Camming-Episode und auf dem Display eingerahmt von Komplimenten und wohlwollenden Lesarten seines Anblicks, erschien er attraktiv und sehenswert. Als Nebenprodukt meiner Studie wurde er auch für mich selbst sukzessive ein pornografischer Körper. Der Aufbau aus Webcam und Bild-

schirm bildete meinen Körper nicht nur ab; er visualisierte ihn als diesen bestimmten Körper, den ich und als den ich mich erst in dieser Situation sehen und erleben konnte. Die zwei Facetten dessen, was ich als meinen Körper erlebte – das Bild auf dem Display, der materielle Körper vor dem Bildschirm – setzten sich neu zusammen: Führte mir das Bild anfangs noch die klägliche Wahrheit meines körperlichen Ist-Zustands vor Augen und ließ mir meinen eigenen Körper so zum Fremdkörper werden, so wurde sein Bild in den Kommentaren meiner Gegenüber und darüber auch in meinem Blick alsbald zum sprichwörtlichen Bild von einem Mann, das mir nach und nach als ein neues subjektives Körperbild unter die Haut kroch. Mein Körper war nicht nur Beobachtungsobjekt von Kamera und Bildschirm, wie ein Präparat unter einem Mikroskop; er war ein Teil der Beobachtungsanordnung aus Kamera, Bildschirm und mir selbst. Mein Körper war über seine Wahrnehmung mit den technischen Medien verbunden, für die und vor denen er zu einem Körper zur Ansicht wurde, der laufend Bilder von sich produzierte. Dabei wurde er auch selbst mediatisiert, in mehrfacher Hinsicht: Nicht nur wurde sein Bild digital verbreitet; er wurde auch selbst zum Medium und Display für kulturelle Idealbilder davon, was einen erotisch sehenswerten Männerkörper ausmacht. Dieser neue Körper verfügte nicht nur über neue Qualitäten, sondern vor allem über einen neuen Blick auf sich (mich) selbst. Einen Blick, den ich während meiner Zeit als Cammer lernte, aber auch einen Blick, den es so nur in der medientechnischen Blickanordnung der Cammingsituation geben konnte: vor dem Laptop, vor der Linse, im Kreise beziehungsweise Angesicht der Anderen, die ihn betrachteten, kommentierten und so mit (Schau-)Wert ausstatteten. Hier konnte ich, wie die anderen Teilnehmer, dieser hypermaskuline Körper sein, auch wenn bei Licht (oder mit nüchternem Blick bei der Datenanalyse) betrachtet wohl die meisten dieser (unserer) Körper eher durchschnittlich waren. Kamera und Bildschirm, die mir den Blick nach außen, in eine unbekannte Community ermöglichen sollten, warfen meinen Blick zunehmend zurück auf meinen Beobachterstandpunkt: Sie führten mir nicht nur mich selbst vor Augen, sondern auch die Art, wie ich meinen und andere Körper betrachtete. Was konnte ich also lernen, indem ich meinen eigenen Körper betrachtete? Was gar über die Gesellschaft? Neben Antworten auf meine soziologischen Fragen (die ich andernorts entfaltet habe) verdeutlichte mir meine Studie vor allem eine körpersoziologische Grundeinsicht: Ironischerweise lernte ich in Monaten intensiver Selbstbeobachtung und über zahlreiche Blicke auf meinen eigenen Körper, dass ich meinen Körper gar nicht selbst – direkt, unvermittelt, nur mit meinen

Blicken – betrachten konnte. Der Körper ist immer schon sozial informiert, gerade insofern Blicke auf ihn es sind. Insofern ist er nie ganz unser Körper. Wir sehen ihn durch die Optik sozialer Kategorien, Maßstäbe, Ideale und Vorbilder – mit fremden Blicken. Dies nicht selten im Modus des Abgleichs oder Vergleichs mit Körperbildern, vom ganz konkreten visuellen Bild in der Zeitschrift, über das digitale Selfie bis hin zum abstrakten kulturellen Körperideal: Ist er (zu?!) schön, schlank, glatt, straff, fit, ... (genug?!). Diese Körperbilder schreiben sich in den Körper und seine Selbstwahrnehmung ein und so wird der Körper auch im Alltag zum Display, auf dem sich gesellschaftliche Ordnung ablesen lässt. Beim Camming passiert dies in Wechselwirkung mit anderen, visuellen Medien. Im Wechselspiel mit ihnen werden Körperbilder laufend neu mediatisiert, wandern zwischen Medien hin und her – von denen eines der Körper ist. Was zunächst als sonderbare Praxis erscheinen mag, treibt so betrachtet nur etwas auf die Spitze, das zum Körpersein im sozialen Alltag dazugehört.

Dr. Tobias Boll ist Soziologe an der Johannes -Gutenberg-Universität Mainz. Seine Arbeitsgebiete sind die Soziologie des Körpers und der Sexualität, Gender und Dis/Ability Studies und qualitative Methoden. Sein Buch »Autopornografie« erschien 2019 und wurde mit dem Nachwuchspreis der Sektion »Soziologie des Körpers und des Sports« der Deutschen Gesellschaft für Soziologie ausgezeichnet.

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GESPRÄCH MIT FRANZ VIEHBÖCK LOST IN SPACE AND TIME GESAMTE SPIELZEIT RAND 30.09. - 04.12.20

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SCHAUSPIELHAUS: Was haben Sie eigentlich während des Lockdowns gemacht? FRANZ VIEHBÖCK: Wir hatten schon vor dem Lockdown begonnen, zu Hause umzubauen. Plötzlich sind aber am Montagmorgen die Handwerker nicht mehr gekommen. Das war ein kurzfristiger Schock, weil alles eine Baustelle war. Damit waren wir dann ziemlich beschäftigt. Dazu kam die Umstellung auf Homeoffice. Wir sind zu dritt im Vorstand (der Berndorf AG) und so konnte immer jemand im Büro sein. Ich habe die Zeit gar nicht als unangenehm empfunden. Einen Gang zurückschalten – das tut ab und zu durchaus gut. Manche haben unter der Isolation gelitten. Können Sie als Astronaut mit einer solchen Situation besser umgehen? Tatsächlich haben mich die Maßnahmen und Regeln an die Situation damals erinnert. Wenn man plötzlich näher beisammen lebt, muss man viel mehr auf die Menschen um sich herum eingehen. Man muss wissen, wo die red buttons von jedem sind. Gerade in Krisenzeiten ist es wichtig, klar zu kommunizieren, auch wenn es nicht angenehm ist. Außerdem ist es wichtig, jeden Tag eine klare Struktur zu haben, ein Gerüst, an das sich der Mensch halten und so leichter mit außergewöhnlichen Situationen umgehen kann. Gibt es ein bestimmtes Training aus der Ausbildung oder Berufspraxis, von dem Sie weiterhin profitieren, das Sie fortführen? Abgesehen von körperlicher Fitness und Gesundheit gibt es Einiges, das ich in

meinem beruflichen Leben weiterverwenden konnte. In höheren Positionen ist das Thema Führung wichtig. Und dazu gehört neben einer klaren Kommunikation auch Teamwork: Gemeinsam zu arbeiten bedeutet, dass man auf die anderen eingehen muss, schauen muss, wie man das Team zusammensetzt, es bei einem guten Arbeitsgeist hält; wie man Konflikte löst, vermeidet, managt. Stress und Stressbewältigung für jeden Einzelnen und fürs Team sind alles Themen, die wir damals gelernt haben und auf die ich zurückgreifen konnte. Lernt man schon in der Ausbildungsphase zur Astronaut*in, wie man es über längere Zeit in so einer Isolationsgemeinschaft aushält? Damit kann ja nicht jede*r gleich gut umgehen. Ja, das trainiert man sehr viele Stunden in Simulatoren, wo man dann in einer Kapsel auf engstem Raum Stunden oder auch Tage verbringt. Das Training scheint körperlich wie mental auf viele erdenkliche Krisensituationen vorzubereiten. Gab es Situationen, während des Flugs oder danach, die Sie trotzdem aus der Fassung gebracht haben? Wenn man während des Trainings in so einem Simulator sitzt, wird der komplette Flug durchsimuliert. Die Betreuer erzeugen pausenlos Notsituationen, in denen man lernt, zu reagieren, und die Crew lernt, gemeinsam zu agieren. Das hat nebenbei den Sinn, dass Notsituationen generell zur Normalität werden. Wenn so etwas während des Fluges auftritt, wird man deswegen nicht hektisch und nervös.

Sie haben beschrieben, dass Ihre Initialzündung, Astronaut zu werden, die Mondlandung war. Unsere Eltern haben das Gefühl beschrieben, die ganze Welt schaut zu, einfach jede*r hat den Zugang zu einem Fernseher gesucht. Glauben Sie, dass junge Menschen jetzt lieber Virolog*innen werden wollen? Nein, das glaube ich nicht. 50 Jahre nach der Mondlandung war ich in Wien und da war ein großes Remmidemmi drumherum. Und da hat mich überrascht, wie viele vor allem junge Leute an Weltraumfahrt interessiert sind. Ich glaube, dass bei jungen Leuten die Faszination für Raumfahrt heute genauso da ist. Raumfahrt ist nicht zuletzt durch die Marsexpeditionen, die gerade gestartet sind, allgemein wieder ein Gesprächsthema. Meinen Sie, das Erlebnis, einen neuen Planeten zu erschließen, wird genauso einschneidend wie die Mondlandung? Mit allen Utopien und Hoffnungen, die damit verbunden sind? Wenn Menschen involviert sind, dann wird das von der Emotion und Faszination getragen. Ich bin überzeugt, wenn die ersten Menschen zum Mars fliegen werden – wann immer das sein mag –, dann wird es genauso, wenn nicht sogar noch einschneidender sein. Das ist noch eine Stufe weiter, weil den Mond sieht man, man braucht zwei, drei Tage hin und ist relativ schnell wieder zurück. Das ist beim Mars schon anders. Da ist der Nervenkitzel größer. Um auf die Frage nach dem Berufswunsch Virolog*in zurückzukommen: Schaut die junge Generation gerade


nicht viel stärker auf die Probleme unseres Planeten? Sollte man nicht erst mit seinem eigenen Planeten klarkommen, bevor man andere Planeten besiedelt? Also ich sehe die Menschheit nicht zum Mars übersiedeln. Das macht für mich auch keinen Sinn. Für mich ist es eine Eroberung im wissenschaftlichen Sinn. Alle Umweltbewegungen profitieren stark von der Weltraumfahrt. Weil durch Satelliten verschiedenste Aufnahmen von der Erde gemacht werden, wo man die Luftverschmutzung, Bodenbeschaffenheit und so weiter genau messen kann. Natürlich ist es wichtig und richtig, dass man sich um diesen Planeten kümmert, denn ich glaube nicht, dass wir in zig Jahren den Mars besiedeln werden. Aber wir müssen auch das Weltall erforschen, herausfinden, wohin sich das Universum entwickelt, wie es entstanden ist, wie wir entstanden sind, und wohin sich die Erde entwickelt, wenn wir nicht endlich aufpassen. Sie haben schon öfter beschrieben, was Sie den Blick von oben genannt haben, den Blick auf die Erde aus dem Weltall. Wenn man heute Bilder sieht, hat man immer das Gefühl, man ist live dabei. Jede*r hat heute schon Bilder von der Erde gesehen. Ich kann mir vorstellen, dass da was ganz anderes mit einem passiert, wenn man sie wirklich aus dem All sieht. Der gravierende Unterschied zwischen den Bildern und Aufzeichnungen von meinem Flug damals und Bildern von heute fällt mir auch immer wieder auf. Das ist großartig, was man heute alles sehen kann, und auch live schon alles sehen kann. Aber was immer fehlt, ist die Emotion. Das ist so, wie wenn Sie einen schönen Strand auf einem Bild oder Video sehen. Das ist sicher toll, aber wenn man dann selber an diesem Ort ist, ihn miterlebt, indem man riecht, hört, indem man spürt, dann ist das alles einfach viel mehr. Sie haben mit Kolleg*innen gesprochen, die mehrmals im Weltall waren, und beschrieben, dass man da in einer Zeitspanne von 10 bis 15 Jahren wirklich eine Entwicklung der Erde sehen kann – zum Negativen. Das ist so. Zwischen solchen Missionen liegen immer mehrere Jahre und manche Astronaut*innen können dann ganz deutlich die negative Entwicklung des Planeten erkennen.

Bilder gemacht, als ich 1991 geflogen bin. Da wurden die Urwälder in Brasilien genauso verbrannt. Da sieht man beinahe jedes einzelne Feuer, weil durch den Wind der Rauch verblasen wird. Und das war kurz nach dem Golfkrieg, da hatten sie in Kuwait Ölfelder angezündet. Die haben monatelang gebrannt. Als wir geflogen sind, war das schon vorbei, aber trotzdem lag über dem ganzen Persischen Golf eine grauschwarze Decke. Weil der Rauch noch immer in der Atmosphäre war? Genau. Man kann auch sehen, wo verschmutzte Flüsse ins Meer fließen. Sehr beschäftigt habe ich mich mit dem Aralsee. In meinem Schulatlas war das ein großer blauer Fleck und mittlerweile ist es ein großer weißer Fleck. Weil Menschen hier schwerste Verbrechen an der Natur begangen haben. In der Wüste wurden Pflanzen wie etwa Baumwolle angebaut, und die brauchen sehr viel Wasser. Dann wurden Leitungen undicht und der ganze Zufluss in den See ist irgendwo versiegt. Das war damals in der »bösen« Sowjetunion, aber wir haben das genauso gemacht und das wird auch heute noch gemacht. In Spanien mit großen Erdbeerplantagen, die auch zu viel Wasser brauchen. Indigene Pflanzen wie Pfirsichbäume verschwinden dafür. Wir sind heute genauso dumm wie damals. Hat das bei Ihnen etwas verändert, wenn man das alles sieht? Aus dem Weltall, tausende Kilometer entfernt? Ja, das hat mich sehr stark sensibilisiert. Ich bin kein radikaler grüner Aktivist geworden, aber ich bin jemand, der sich aktiv für Umweltschutz einsetzt. Und ich beginne damit bei mir selbst. Es gibt eine Organisation aller geflogenen Astronaut*innen und Kosmonaut*innen, in der ich aktiv bin. Das ist ein elitärer Klub, der eine sehr starke LobbyingPower hat und die nutzen wir auch. Da wird pausenlos auf Umweltschutz hingewiesen. Sie waren ja nur einmal im All. Würden Sie gerne noch mal an einer Mission

teilnehmen? Würden Sie gerne zum Mars fliegen? Ja, unbedingt. Vielleicht ist das wie Fernweh. Nur bis man wirklich zum Mars fliegt, werde ich nicht mehr in den Alterskorridor passen. Aber einen nächsten Schritt würde ich gerne noch machen: einen Weltraumausstieg, einen Flug zum Mond, Mondspaziergänge. Ein Weltraumflug ist allerdings kein Kuraufenthalt. Er ist eine extreme Belastung für den Körper. Ein spannender Test ist immer, wenn eine Crew zurückkommt und die Astronaut*innen unmittelbar nach der Landung gefragt werden, ob sie noch mal fliegen würden. Dann kriegen Sie die wahre Antwort. Und die lautet? Ich würde sagen, Hälfte-Hälfte. Aber nach einem oder zwei Tagen würden sie alle wieder fliegen. Wie schon erwähnt, hat man momentan das Gefühl, dass es fast wieder einen Boom der Raumfahrt gibt. Gleichzeitig haben wir aber auf der Erde nicht nur eine Krise. Meinen Sie, dass die Raumfahrt politisch instrumentalisiert wird? Diesen Vorwurf hat man auch Trump gemacht. Eignet sich Raumfahrt, um von eigenen Problemen abzulenken? Das glaube ich nicht, weil solche Projekte kann man nicht schnell mal aus dem Hut zaubern. Das sind lang geplante Missionen. Der Space-X-Flug hätte eigentlich schon vor zwei Jahren stattfinden sollen. Das ist reiner Zufall, dass er jetzt erst passiert ist. In den ganzen letzten fünf bis zehn Jahren hat sich das Thema ziemlich belebt. Weil sehr viele kommerzielle Aspekte dazugekommen sind. Jetzt kommen noch die kurzen Hopper ins Weltall der Firma Virgin Galactic für Normalverbraucher*innen. Dadurch wird die Raumfahrt für ein breiteres Publikum zugänglich und das finde ich gut und richtig. Kann die Raumfahrt Gesellschaft verändern? Utopisch gesagt: Wenn jede*r diesen Blick von oben auf die Erde hätte, würde man dann mit vielem anders umgehen?

Und was sieht man da? Können Sie Beispiele nennen? Ich finde die Bewegung Fridays for Future gut, in dem Sinne, dass die Jugend aktiv wird und was tut. Aber die Probleme gibt es nicht erst seit letztem oder vorletztem Jahr. Ich habe selbst

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GESPRÄCH Absolut. Das Beste wäre, wenn man eine Raumkapsel mit Trump, Putin, Bolsonaro und allen anderen dieser Typen raufschickt, damit sie sehen, was da abgeht. Im positiven wie im negativen Sinne. Die Pandemie hat bei vielen die Auffassung bestärkt, dass wir nicht mehr so weiterleben können wie bisher. Die Delfine in Venedig waren offenbar ein Fake, trotzdem wurde deutlich, wie sich die Umwelt erholt, wenn etwa der Flugverkehr radikal reduziert wird. Haben Sie das Gefühl, dass sich nun nachhaltig was ändert? Ich bin mir sicher, dass man weitermacht wie bisher. Als vor zehn Jahren diese Finanzkrise ausbrach, sind von allen Regierungschef*innen scharfe Gesetze eingefordert worden. Ein Jahr später war das alles vergessen. Und das wird auch jetzt passieren.

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Bedauern Sie das? Wäre das jetzt nicht eigentlich eine Chance? Das ist einfach so. Ich hoffe nur, dass die Politik beginnt, die richtigen Themen in Richtung Umweltschutz zu forcieren. Und da laufen einige Dinge falsch. Wo die Politik aus populistischen Gründen glaubt, sie fördere die Umwelt und eigentlich genau umweltschädlich agiert. Wie im Falle der Elektromobilität. Das ist das Schlechteste, was man für die Umwelt tun kann. Weil der Strom nicht grün ist. Schon allein die Erzeugung, und ich spreche jetzt primär von der Batterie, ist extrem umweltbelastend. Wenn man sich den CO2­- Rucksack anschaut, den so ein neues Elektroauto mitbekommt, und da gibt es verschiedene Untersuchungen, sieht man, dass es im Vergleich vom E-Golf zum normalen Golf 197.000 Kilometer braucht, bis der Break-even da ist. Und da reden wir noch nicht mal davon, was wir danach mit der Batterie machen. Und da reden wir nicht von den ethischen Aspekten, dass Kinder im Kongo in schmutzigsten Verhältnissen arbeiten, um die entsprechenden Rohmaterialien zu besorgen.

Und da reden wir nicht von den ganzen Förderungen, welche die Produktion von E-Autos in Österreich kriegt, damit chinesische Arbeitsplätze gefördert werden, weil sämtliche Batterien dort hergestellt werden. Dazu bringt man in Europa die ganze Automobilindustrie um, weil die Leute verunsichert sind und kein neues Diesel-Fahrzeug kaufen. In Stuttgart wurden sie im Zentrum verboten. Damit wird eine Sozialkrise verursacht, weil man plötzlich hunderttausende Arbeitsplätze nicht mehr hat. Außerdem vergessen Politiker*innen immer, dass Umweltschutz ein globales Thema ist. Es bringt nur punktuell etwas, wenn ich in Wien lauter E-Autos habe, diese dafür aber auf der anderen Seite der Erde mordsviel Verschmutzung verursachen. Das sind Dinge, die laufen falsch und da müsste man viel intensiver und radikaler rangehen. Ich würde vorschlagen, sofort alle Kohlekraftwerke weltweit einzustellen und im ersten Schritt auf Öl und Gas umzustellen. Da spart man sich sofort 30 Prozent CO2-Ausstoß. Gleichzeitig könnte man auf Technologien setzen, von denen man weiß, die sind noch nicht so weit, aber in fünf oder zehn Jahren werden sie es sein. Wir würden Ihnen gerne kurz unser Raumfahrt-Projekt vorstellen. Im Stück »Rand« von Miroslava Svolikova kommen Astronaut*innen vor, die in einer Kapsel schweben und den Kontakt zur Erde verloren haben. Davon ausgehend haben wir während des Lockdowns ein Projekt entwickelt. Es geht um eine geheime sowjetische Mission, die 1989 kurz vor der Wende gestartet ist. Eine internationale Crew ist unter der Führung der Sowjetunion zur Saljut 7 geflogen, einer Raumstation, die es jetzt nicht mehr gibt, um dort Experimente zu machen. Dann hat es eine Explosion gegeben und die Crew hat den Kontakt zur Erde verloren. Ein Teil der Saljut 7 ist auf die Erde gestürzt, den hat man später tatsächlich in der Nähe von Buenos Aires gefunden. Und seitdem hängen die Kosmonaut*innen da oben, weil sie eine Beschleunigung

durch die Explosion durchgemacht haben, annähernde Lichtgeschwindigkeit. Das heißt, es fühlt sich für sie so an, als seien sie seit ein paar Wochen da oben, aber eigentlich sind sie seit 1989 dort. Mittlerweile ist die Sowjetunion zerbrochen, Deutschland ist wiedervereinigt, Großbritannien als erstes Gründungsmitglied aus der EU ausgetreten … Wie realistisch finden Sie die Story? Dass es Unfälle gibt, ist sehr realistisch. Hat es ja auch gegeben. Explosionen noch nicht wirklich, aber es hat Feuer und Crashes gegeben. Bei der Saljut ist einmal die Stromversorgung eingegangen und die Raumstation ist eingefroren und orientierungslos herumgeschwebt. Sie konnte aber gerettet werden: Da sind zwei Kosmonauten rauf, haben andocken und die Raumstation stabilisieren können. Und dann haben sie alles in einer dreimonatigen Mission wieder funktionstüchtig gemacht. Das war eine herausfordernde Mission. Doch zurück zu eurer Geschichte. Dass die dann so schnell beschleunigt werden, dass sie fast annähernd Lichtgeschwindigkeit haben, ist im Bereich der künstlerischen Freiheit. Aber klar, wenn man schnell fliegt da oben, dann bleibt man ja eigentlich jünger. Sie sind auch Millisekunden jünger als Sie eigentlich wären? Genau. Wie könnte unsere Geschichte ausgehen? Das wissen wir nämlich noch gar nicht. Also die schwirren irgendwo im All herum, in unserem Sonnensystem. Ich könnte mir vorstellen, dass sie vielleicht in zehn Jahren, dann sind sie nur drei Monate älter, zufällig bei einer Mission zum Mars am Radarschirm entdeckt werden. Das Spannende ist ja, was passiert, wenn die beiden Crews sich dann begegnen. Vielen Dank!

Franz Viehböck studierte Elektrotechnik an der TU Wien und meldete sich 1988 für die Teilnahme am gemeinsam mit der Sowjetunion durchgeführten Raumfahrtprojekt Austromir. Er absolvierte eine zweijährige Ausbildung im sowjetischen JuriGagarin-Trainingscenter nahe Moskau. 1991 flog Viehböck als erster und bisher einziger Österreicher vom Weltraumbahnhof Baikonur ins Weltall und verbrachte neun Tage auf der Weltraumstation MIR. Seine Aufgabe war es, wissenschaftliche Tests aus der Weltraummedizin, Physik und Weltraumtechnologie durchzuführen. Fasziniert von Hightech und Weltall blieb Viehböck danach auf dem Gebiet der Weltraumtechnik tätig. Heute ist er Mitglied des Vorstandes der Berndorf AG, einer Firmengruppe aus mehreren mittelständischen Technologieunternehmen. Das Gespräch führten Lucie Ortmann und Tomas Schweigen im Set von »Lost in Space and Time«.


TEAM TOMAS SCHWEIGEN Künstlerische Leitung & Geschäftsführung

MATTHIAS RIESENHUBER Kaufmännische Leitung & Geschäftsführung

MICHAEL ZERZ Technische Leitung

LUCIE ORTMANN Leitung Dramaturgie

LILLY BUSCH Dramaturgie & Produktionsleitung

STEPHAN WEBER Bühnenbild & Programmdramaturgie

ANNE BUFFETRILLE Kostüme (Gast) GIOVANNA BOLLIGER Grafik & Illustration

JACOB SUSKE Musik & Performance (Gast)

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TEAM

Jürgen Gemeinböck

Kathrin Kölsch

Öffentlichkeitsarbeit

Leitung Kartenvertrieb & Controlling, Website-Redaktion

Künstlerisches Betriebsbüro

Amelie Jarolim

Carl Schopf

Ignacio Busch Alvarez

Hubert Weinheimer

Assistenz der Geschäftsführung

Benjamin Bauer Tontechnik

Christina Ulrich Regieassistenz

Assistenz der Technischen Leitung

Oliver Mathias Kratochwill Lichttechnik

Max Windisch-Spoerk

Christoph Pichler

Lehrling Veranstaltungstechnik

Johanna Mitulla

Lehrling Veranstaltungstechnik

Tamara Holzweber

Anna Panzenberger

Michael Grabner

Kostümbetreuung  / Garderobiere

Laura Pudelek

Magdalena Schönauer

Bühnentechnik Ignacio Busch Alvarez Mathias Pöschl Carl Schopf

Publikumsdienst Darius Balajan Lukas Formanek Iseult Grandjean Julia Häfele (Leitung) Christina Mayr Boris Tarasiewicz Marcus Wagner

Mitarbeiterin der Kassa

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Assistenz der Technischen Leitung

Alin Sanwald

Assistenz der Geschäftsführung , Kunstvermittlung

Mitarbeiterin der Kassa

Kostümbetreuung  / Garderobiere

Regieassistenz

Mitarbeiter der Kassa


RÜCKBLICK

An dieser Stelle haben wir uns in den bisherigen Magazinen an die jeweils vergangene Spielzeit erinnert und die einzelnen Inszenierungen Revue passieren lassen. Mit Freude und Stolz haben wir immer auch von Erfolgen berichtet, von Preisen und Auszeichnungen, die unsere Autor*innen und Regieteams bekommen haben, von Festivaleinladungen und Gastspielen. Diesmal hatten wir uns beispielsweise ganz besonders über die Einladung von »Was ihr wollt: Der Film« von FUX zu den Autorentheatertagen am Deutschen Theater in Berlin gefreut, unsere vierte Einladung in Folge zu diesem Festival. Es war ein schwacher Trost, dass das Gastspiel online auf nachtkritik.de stattfand, das Festival aber, wie so viel anderes, abgesagt werden musste. Genauso wie wir die Preisverleihung des Hans-Gratzer-Stipendiums nicht gemeinsam feiern konnten, sondern einmal mehr ein ZoomMeeting als unzureichende Alternative herhalten musste. Erfreulicherweise hält sich die Anzahl der Gastspiele und Veranstaltungen, die ersatzlos gestrichen werden mussten, in Grenzen. Vieles konnten wir auf die nun beginnende Spielzeit verschieben: Miroslava Svolikovas »Rand«, Ewelina Benbeneks »Tragödienbastard« in der Regie von Kurt-Hübner-Preisträger Florian Fischer und Claus Philipps und Paul Poets Mini-Festival »Ausländer raus – das Festival«, das nun an Christoph Schlingensiefs Geburtstag stattfinden wird. Dieser traditionelle Rückblick bedeutet dieses Mal also auch eine andere Form des sich Sortierens, um daraus Anlauf in eine noch unbestimmte Zukunft zu nehmen. Wie wird das sein, wenn wir (hoffentlich) am 30. September frisch und ungeduldig wie nie in die neue Saison starten? Werden Sie, liebes Publikum, überhaupt Lust haben, zu uns zu kommen? Wie wird es sich mittelfristig anfühlen, wenn mindestens jeder zweite Stuhl freibleiben muss? Wie kann trotz allem ein intensiver und direkter Austausch zwischen Bühne und Publikum stattfinden? Braucht es neue Spielweisen, neue Formate, oder vergessen, verdrängen wir während ein bis zwei Stunden trotzig die uns umgebende Realität? Fest steht, dass »Social Distancing« und die erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen dem, wie wir Theater verstehen, lieben und machen wollen, zuwiderlaufen. Das merken wir gerade in der Probenarbeit: Physische Präsenz, Nähe, enger Kontakt, und das alles ohne Berührungsängste – das sind Dinge, die uns bis vor Kurzem als so wesentliche und selbstverständliche Bestandteile unseres Berufs galten. Es fühlt sich seltsam an, sich an die Inszenierungen vor Mitte März zu erinnern – trotzdem schauen wir selbstverständlich gerne auf sie zurück, am liebsten mit Ihnen gemeinsam, auf den nächsten Seiten.

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»F FOR FACTORY« eine Aktion von Maximilian Brauer, Laurent Pellissier, Daniela Zorrozua

»F for Factory ist ein Mittelding aus Stück, kontrolliertem Exzess und Liveband. (…) Je größer der Nonsens, desto inbrünstiger muss er vorgebracht werden. Wer noch nie eine Herde von mit Bohrmaschinen bewaffneten, bunt blinkenden Spielzeugdinosauriern zu Ravels Boléro in Aktion erlebt hat, sollte schon bis Mitternacht aushalten – ein erhebender Moment.« DER STANDARD

»Was für eine gekonnte, gewitzte, nervige und trotzdem liebenswerte Publikumsfrotzelei!« FALTER

»IM HERZEN DER GEWALT« nach dem Roman von Édouard Louis ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG Regie Tomas Schweigen »Tomas Schweigen glückt in einem rotierenden Bühnenbild eine atmosphärisch dichte und erstaunlich realistische Umsetzung. Chapeau.« WIENER ZEITUNG

»Die Raffinesse der Aufführung besteht darin, dass sie dem Roman an Subtilität gleichkommt und zudem noch spannender gestaltet ist. In 100 Minuten erschließt sich der Stoff auf der Bühne eindringlich. (…) Starke Bilder, kongeniale Musik, jazzig, dräuend, dramatisch, fast wie im Kino (Jacob Suske). Vor allem aber gibt es drei tolle Darsteller. Steffen Link ist ein Protagonist, der staunt und leidet und doch fast nie übertreibt. Clara Liepsch brilliert als resolute Schwester. Sie versprüht enorme Präsenz. Josef Mohamed wirkt als Réda sympathisch, bis er jäh die Wut zeigt.« DIE PRESSE

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»KUDLICH IN AMERIKA« oder who owns history ein carbondemokratischer spaghettiwestern von Thomas Köck URAUFFÜHRUNG Regie Elsa-Sophie Jach & Thomas Köck

»Furiose Western-Paraphrase. (…) Autor Köck und Regisseurin Elsa-Sophie Jach haben die zweistündige kurzweilige Aufführung gemeinsam inszeniert, Bühnenbildner Stephan Weber hat eine kunstvoll-heruntergekommene Prärielandschaft entworfen, auf den Filmleinwänden lodern Buschbrände, Musiker Andreas Spechtl setzt passende Akzente. Das achtköpfige Ensemble jagt mit Verve durch Köcks aberwitzige Tour d’Horizon.« WIENER ZEITUNG »Köcks Stücke sind Recherche- und Konzeptexplosionen, und wenn er selber auch bei der Regie Hand anlegt, wie jetzt am Schauspielhaus Wien an der Seite von Elsa-Sophie Jach, dann sollte man gewappnet sein für eine mehrfach verschachtelte Erzählweise und aufgeschlossen für brandneue dramatische Gattungen.« DER STANDARD

»Der letzte Club, in den sie alle unerwartet hineinkommen, heißt Vortex, und wie ein Wirbel zieht er sie auch hinab ins Grauen, das sich unter anderem in Musik äußert, die sowohl an die Netflix-Horrorserie »Stranger Things« als auch den Hochglanzthriller »Drive« erinnert. Überhaupt sind die popkulturellen Anspielungen reichlich, sowohl bei Text als auch Regie – das geht von Pokemon zu Harry Potter bis dahin, dass sich die vier unvermittelt zusammenstellen, als würden sie für das Plakat einer Marvel-Comicverfilmung posieren.« WIENER ZEITUNG

»ANGSTBEISSER« von Wilke Weermann URAUFFÜHRUNG Regie Anna Marboe

»Zu loben gibt es den unglaublichen Ideenreichtum der jungen Regisseurin Anna Marboe und der Ausstatterin Giovanna Bolliger. (…) Bolliger zimmerte einen mächtigen, perspektivisch interessant verzerrten Küchenblock samt Beleuchtungsgalerie.« KURIER

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»DAS OPTIMUM« von Mario Wurmitzer URAUFFÜHRUNG Regie Maria Sendlhofer

»Maria Sendlhofer setzt den filigranen Text mit Furor in Szene, rauscht durch die Verführung zum rechtsradikalen Aktionismus, der Max erliegt, brettert durch Annas Zweifel – und die drei Schauspieler zeigen sich dem rasanten Tempo gewachsen, statten es mit feinsten kleinen Gesten aus. Es ist eine Freude, ihnen im Parforceritt durch jene ideologischen Angebote zu folgen, denen wir in den letzten Jahren unaufhörlich ausgesetzt waren.« KULTUR-ZEITSCHIFT

»Mario Wurmitzers Vorlage nimmt nicht nur einen Leistungswahn ins Visier, sondern thematisiert zugleich gesellschaftliche und persönliche Erwartungen und Ansprüche, eine zunehmende Radikalisierung, das Zerfallen von Strukturen und eine gewisse Angst vor der Zukunft.« NEUE VORARLBERGER TAGESZEITUNG

13.03.-31.05.20


Regie Lucia Bihler Jakob Engel & Jan Philipp Stange Florian Fischer FUX (Nele Stuhler & Falk Rößler) Jan-Christoph Gockel Gernot Grünewald Kathrin Herm Elsa-Sophie Jach Thomas Köck Lisa Lie Kandinsky Felix Krakau Anna Marboe Pedro Martins Beja Franz-Xaver Mayr Robert Misik Thomas Bo Nilsson Falk Richter Arthur Romanowski Marco Štorman Rieke Süßkow Evy Schubert Tomas Schweigen Maria Sendlhofer Jacob Suske Nir de Volff Zino Wey

KÜNSTLER*INNEN SEIT 2015

Autor*innen Ewelina Benbenek Ann Cotten Martin Crimp Virginie Despentes Jakob Engel & Jan Philipp Stange FUX (Nele Stuhler & Falk Rößler) Lydia Haider Kandinsky Sean Keller Thomas Köck Christian Kracht Felix Krakau Alfred Kubin Lorenz Langenegger Lisa Lie Édouard Louis Enis Maci Robert Menasse Mehdi Moradpour Jakob Nolte Thomas Bo Nilsson Teresa Präauer Falk Richter Arthur Romanowski Schauspielhaus-Ensemble Arthur Schnitzler Tomas Schweigen Rafael Spregelburd Bernhard Studlar Miroslava Svolikova Chris Thorpe Wilke Weermann Mario Wurmitzer Ivna Žic

Bühne/Kostüme Lili Anschütz Jil Bertermann Giovanna Bolliger Anne Buffetrille Julian Wolf Eicke Jakob Engel & Jan Philipp Stange Michela Flück Davy van Gerven Patricia Ghijsens Michael Köpke Larissa Kramarek Julia Kurzweg Josa Marx Henriette Müller Maja Nilsen Thomas Bo Nilsson Aleksandra Pavlović Sophia Profanter Anna Rudolph Korbinian Schmidt Maria Strauch Jenny Theisen Stephan Weber Elisabeth Weiß Musik Rosa Anschütz Jacob Bussmann Jonas Darvas Dominik Dittrich Nicolas Fehr Reinhold Friedl Gordian Gleiss Niklas Handrich Lukas Huber Anna Kohlweis Micha Kaplan Max Kühn Moritz Löwe Dominik Mayr Matija Schellander Thomas Seher Michael René Sell Andreas Spechtl Markus Steinkellner Jacob Suske Hubert Weinheimer Nils Michael Weishaupt Video Giovanna Bolliger Jonas Darvas Jost von Harleßem Tim Hupfauer Dominic Kubisch Nina Kusturica Nicola von Leffern Jonas Plümke Manuel Prett Billy Roisz Florian Schaumberger Michael Schindegger Patrick Wally Stephan Weber

fett = Spielzeit 20/21

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FESTIVALEINLADUNGEN & FESTIVALS CITTÀ DEL VATICANO von Falk Richter & Nir de Volff | UA Regie Falk Richter Maxim Gorki Theater Berlin 16. & 17.06.16 BLEI von Ivna Žic | UA Regie Tomas Schweigen Preview im Rahmen des Dramatiker*innen-Festival Graz 03.06.16 CITTÀ DEL VATICANO Festival de Almada in Lissabon 08. & 09.07.16 CITTÀ DEL VATICANO Lessingtage am Thalia Theater Hamburg 04. & 05.02.17 KUDLICH von Thomas Köck | UA Marco Štorman klagenfurterensemble 11., 12. & 14.03.17 KUDLICH Theater Phönix Linz 19., 20., 21., 22. & 23.04.17 KUDLICH Schauspielhaus Salzburg 27. & 28.04.17 KUDLICH Theater am Lend Graz 10., 11. & 12.05.17 CITTÀ DEL VATICANO Théâtre de Liège 17.05.17 DIESE MAUER FASST SICH SELBST ZUSAMMEN UND DER STERN HAT GESPROCHEN ... von Miroslava Svolikova | UA Regie Franz-Xaver Mayr Dramatiker*innen-Festival Graz 08. & 09.06.17 EIN KÖRPER FÜR JETZT UND HEUTE von Mehdi Moradpour | UA Regie Zino Wey Preview im Rahmen des Dramatiker*innen-Festival Graz 09.06.17 KUDLICH Theater KOSMOS Bregenz 13., 14. & 15.06.17 DIESE MAUER FASST SICH SELBST ZUSAMMEN UND DER STERN HAT GESPROCHEN ... Autorentheatertage am Deutschen Theater Berlin 21.06.17 BLEI Kulturni Dom Bleiburg 18. & 19.08.17 DIESE MAUER FASST SICH SELBST ZUSAMMEN UND DER STERN HAT GESPROCHEN ... Theater Phönix Linz 03.,04. & 05.11.17 BLEI Theater am Lend Graz 31.01. & 01.02.18

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BLEI klagenfurterensemble 26. & 27.03.18 AUTOS von Enis Maci | UA Regie Franz-Xaver Mayr Preview im Rahmen des Dramatiker*innen-Festival Graz 08.06.18 DIE ZUKUNFT REICHT UNS NICHT (KLAGT, KINDER, KLAGT!) von Thomas Köck | UA Regie Thomas Köck & Elsa-Sophie Jach Autorentheatertage im Deutschen Theater Berlin 18. & 19.06.18 DIE ZUKUNFT REICHT UNS NICHT (KLAGT, KINDER, KLAGT!) Theater KOSMOS Bregenz 05., 06. & 07.07.18 OH SCHIMMI von Teresa Präauer | UA Regie Anna Marboe Theater am Lend, Graz 04. & 05.04.19 AUTOS ARGEkultur Salzburg 21., 22. & 23.02.19 DIE HAUPTSTADT nach Robert Menasse | ÖEA Regie Lucia Bihler Radikal jung, München 29.04.19 TRAGÖDIENBASTARD von Ewelina Benbenek | UA Regie Florian Fischer Preview im Rahmen des Dramatiker*innen-Festival Graz 13.06.2019 MITWISSER von Enis Maci | UA Regie Pedro Martins Beja 44. Mülheimer Theatertage 31.05. & 01.06.19 MITWISSER Autorentheatertage am Deutschen Theater Berlin 03.06.19 WAS IHR WOLLT: DER FILM von FUX | UA Regie Nele Stuhler & Falk Rößler (FUX) Theaterhaus Mousonturm Frankfurt 04. & 05.10.19 WAS IHR WOLLT: DER FILM von FUX | UA Autorentheatertage am Deutschen Theater Berlin Juni 2020 KUDLICH IN AMERIKA von Thomas Köck | UA Regie Elsa-Sophie Jach & Thomas Köck klagenfurterensemble 04. & 05.09.20 KUDLICH IN AMERIKA Theater KOSMOS Bregenz in Planung WAS IHR WOLLT: DER FILM Theater Oberhausen in Planung 21


AUSZEICHNUNGEN & NOMINIERUNGEN JAN-CHRISTOPH GOCKEL NESTROY-Nominierung Beste Regie »Imperium« nach dem Roman von Christian Kracht 2016

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THOMAS KÖCK Autor*innenpreis der Theaterallianz »Kudlich – eine anachronistische Puppenschlacht« 2016 IMPERIUM nach dem Roman von Christian Kracht Regie Jan-Christoph Gockel Shortlist Berliner Theatertreffen 2017 CELLAR DOOR – EINE 504-STUNDEN-INSTALLATION VON THOMAS BO NILSSON Shortlist Berliner Theatertreffen 2017 MIROSLAVA SVOLIKOVA NESTROY-Nominierung Bester Nachwuchs »Diese Mauer fasst sich selbst zusammen und der Stern hat gesprochen, der Stern hat auch was gesagt« 2017 FRANZ-XAVER MAYR NESTROY-Nominierung Bester Nachwuchs »Diese Mauer fasst sich selbst zusammen und der Stern hat gesprochen, der Stern hat auch was gesagt« von Miroslava Svolikova 2017 ELSA-SOPHIE JACH & THOMAS KÖCK NESTROY-Nominierung Beste Regie »Die Zukunft reicht uns nicht (Klagt, Kinder, Klagt!)« 2018 ENIS MACI Nachwuchsautorin des Jahres Kritiker*innen-Umfrage Theater heute »Mitwisser« 2018 ENIS MACI Nominierung Mülheimer Dramatikerpreis »Mitwisser« 2019 ENIS MACI Nachwuchsautorin des Jahres Kritiker*innen-Umfrage Theater heute »AUTOS« 2019 ENIS MACI NESTROY-Nominierung Bester Nachwuchs »AUTOS« 2019 IM HERZEN DER GEWALT nach dem Roman von Édouard Louis Regie Tomas Schweigen NESTROY-Nominierung Beste Off-Produktion 2020

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IMMER W I DE R ! M A E R T S N I MA

Haltungsübung Nr. 5

Grenzen überwinden.

d ie n D ie n e u e n M e c htet. k r it is c h b etra Je d e Wo c h e .

Der Haltung gewidmet.

der kultüröffner Ö1 intro, der neue Club für alle bis 30.

www.augustin.or.at

Mehr auf oe1.���.at/intro

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festival des fantastischen films

17.—27. SEPTEMBER Wir bewirten unsere Gäste ab 30. Spetember in gewohnter Manier im Theaterbuffet USUS im Nachbarhaus.

WIEN ►2020 SLASHFILMFESTIVAL.COM


VIELEN DANK AN UNSERE PARTNER! TRAGÖDIENBASTARD Im Rahmen des »Arbeitsateliers« in Kooperation mit dem DRAMA FORUM von uniT Graz. Gefördert durch den Deutschen Literaturfonds

WIR DANKEN HERZLICH DEN FÖRDERERN DES SCHAUSPIELHAUSES! OXYTOCIN BABY & ANGSTBEISSER Die Stücke sind im Rahmen des Hans-Gratzer-Stipendiums entstanden. Das Hans-Gratzer-Stipendium ist ein Projekt des Schauspielhauses Wien. Mit freundlicher Unterstützung von

WAS IHR WOLLT: DER FILM/ GASTSPIEL FROM HORROR TILL OBERHAUSEN Gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes

ROTE BEETE REDEN Gefördert durch den Preis des Körber Studio Junge Regie 2018

LIVE OR LET DIE? Eine Produktion des Theaters KOSMOS Bregenz in Kooperation mit dem Schauspielhaus Wien

MEDIENPARTNER

GESCHÄFTSPARTNER


SERVICE

SCHAUSPIELHAUS WIEN KONTAKT Schauspielhaus Wien GmbH Porzellangasse 19, 1090 Wien Tel: +43 1 317 01 01 (Büro 10 - 18 Uhr) Fax: +43 1 317 01 01 99 00 office@schauspielhaus.at www.schauspielhaus.at www.facebook.com/schauspielhauswien www.twitter.com/schauspielhwien www.instagram.com/schauspielhaus.wien ANFAHRT Straßenbahnlinie D und Autobus 40A: Station Bauernfeldplatz U2 Schottenring/Schottentor U4 Rossauer Lände/Schottenring Parkgarage am Bauernfeldplatz (Ermäßigungen an der Schauspielhaus-Kassa) SICHERHEIT/BARRIEREFREIHEIT  Selbstverständlich stellen wir bei Bedarf Rollstuhlplätze zur Verfügung. Bei ausgewählten Vorstellungen bieten wir Audiodeskription an.

Für medizinische Notfälle gibt es im Theater einen Defibrillator, zur Verfügung gestellt von

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Unsere verringerte Kapazität garantiert den nötigen Abstand im Zuschauerraum, jeder zweite Sitzplatz bleibt frei. Wir bitten alle unsere Gäste, ihr Ticket bereits im Vorfeld online zu kaufen und auszudrucken! Bitte erkundigen Sie sich nach den aktuellen Bestimmungen auf unserer Website oder an der Kassa.

IMPRESSUM

Herausgeber Schauspielhaus Wien GmbH, Porzellangasse 19, 1090 Wien Künstlerische Leitung & Geschäftsführung Tomas Schweigen Kaufmännische Leitung & Geschäftsführung Matthias Riesenhuber Leitung Dramaturgie Lucie Ortmann Redaktion Lilly Busch, Lucie Ortmann, Tomas Schweigen, Stephan Weber Grafik & Illustration, Redaktion Giovanna Bolliger Lektorat Renata Britvec/Lektoratur Druck Walla Druck Website JART, www.jart.at Stand 31.08.20, 11:39 Uhr

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KARTEN Reservierungen Tel.: +43 1 317 01 01 18 bzw. karten@schauspielhaus.at Kassa im Schauspielhaus Tageskassa: 16 - 18 Uhr (Di - Sa, werktags) Abendkassa: 2 Stunden vor Vorstellungsbeginn KARTENPREISE Kartenpreise Großer Saal Normalpreis 22 € (28 € Premiere) Ü60* 17 € (20 € Premiere U30* 12 € (15 € Premiere) Ermäßigungen über Abonnements 10 % Ermäßigung für Club Ö1/Club Wien-Abonnent*innen. 15 % Ermäßigung für Standard-Abonnent*innen. Aktion »Hunger auf Kunst und Kultur«: Freier Eintritt für Kulturpass-Inhaber*innen . (Gastspiele und Premieren ausgenommen). Dieses Theater akzeptiert die Kultur Card Alsergrund.

Kartenpreise Nachbarhaus /Lesungen Normalpreis /Ü60* 15 € U30* 10 €

ABONNEMENTS »HAUSFREUND*IN« Sehen Sie für ein Jahr ab Kaufdatum alle regulären Schauspielhaus-Vorstellungen, so oft Sie wollen!1 Normalpreis Ü60* U30*

99 € 74 € 49 €

»HAUSFREUND*IN GOLD« 299 € Werden Sie Gönner*in und unterstützen Sie das Schauspielhaus! Besuchen Sie alle unsere Vorstellungen (inkl. Premieren), so oft sie wollen. * Seit der Spielzeit 2016/17 wird bei uns nach Alter und nicht mehr nach Berufsstand ermäßigt: Für alle unter 30 Jahren und für alle über 60 Jahren gibt es vergünstigte Karten. 1

Premieren, Gastspiele, Einmietungen ausgenommen

www.schauspielhaus.at/hausfreundin

TEXTNACHWEISE

Die Texte von Ewelina Benbenek, Lydia Haider und Tobias Boll sind Originalbeiträge für dieses Magazin. Das E-Mail-Interview mit Miroslava Svolikova führten Anna Hirschmann und Lucie Ortmann im Juli 2020. Tomas Schweigen und Lucie Ortmann sprachen mit Franz Viehböck am 11.08.20 im Schauspielhaus Wien.

FOTOS/BILDNACHWEISE

Ansicht Raumkapsel S. 6, Porträts der Schauspieler*innen, Aufführungsfotos Wiederaufnahmen und Rückblick sowie Fotos des Gesprächs mit Franz Viehböck Matthias Heschl Porträt Miroslava Svolikova S. 10 Max Zerrahn Porträt Lydia Haider S. 20 Apollonia T. Bitzan Foto Wiener Grippe S. 31 Lydia Haider Porträt Rieke Süßkow S. 33 Oliver Brosmann Porträt Mehdi Moradpour S. 33 Viktoriya Kharitonova Porträt Miroslava Svolikova S. 33 Anna Breit


*) »JEDER HAT EINE STIMME BEI ANLIEGENDEN ENTSCHEIDUNGEN, DEN GLEICHEN ANSPRUCH AUF FRISCHE LEBENSMITTEL ODER STARKE SPIRITUOSEN, UNABHÄNGIG DAVON, WANN SIE ERBEUTET WURDEN, UND DARF SIE GENIESSEN, WANN IMMER ES IHM GEFÄLLT, ES SEI DENN EIN MANGEL MACHT ES IM INTERESSE ALLER NOTWENDIG, EINE RATIONIERUNG ZU BESCHLIESSEN.« SO BEGINNT DIE PIRATENSATZUNG VON KAPITÄN BARTHOLOMEW ROBERTS, WIE SIE MÜNDLICH ÜBERLIEFERT WURDE. VIELE PIRATEN GABEN SICH EINE SATZUNG, ENTWARFEN EIN MANIFEST, BEVOR SIE ALS CREW IN SEE STACHEN – FÜR EINE BESTIMMTE ZEIT, FÜR EINE MISSION. SIE UNTERZEICHNETEN UND SCHWOREN AUF IHRE SATZUNG, WARFEN SIE AUF DEM MEER ABER ÜBER BORD. DIE MEISTEN PUNKTE DER PIRATENSATZUNGEN ZIELTEN AUF INNEREN FRIEDEN DER MANNSCHAFT (ES WAREN TATSÄCHLICH VORWIEGEND MÄNNER) UND AUF EINIGKEIT – DIE PIRATEN WÜRDEN SICH KEINEN ANDEREN REGELN UNTERWERFEN. ES GING AUCH UM UMVERTEILUNG VON MACHT. PIRATEN ERRICHTETEN SOGAR SOZIAL- UND KRANKENVERSICHERUNGEN. ENTLAUFENE ODER BEFREITE SKLAVEN, DIE SO IHRE NEUE FREIHEIT BEGRÜNDEN WOLLTEN, MACHTEN ETWA EIN DRITTEL DER PIRATEN AUS. IN DER THEATERARBEIT TAUCHEN AUCH IMMER WIEDER REGELWERKE UND MANIFESTE AUF. MAL WERDEN SIE AUFGESCHRIEBEN, MAL IM LAUFE DER PROBEN MÜNDLICH VEREINBART, MAL SIND SIE MARKETING-INSTRUMENT EINES KÜNSTLERISCHEN NEUSTARTS. SIE GEBEN STRUKTUREN IM KREATIVEN CHAOS, LEGEN FÄHRTEN IM DICKICHT DER BELIEBIGKEIT UND HELFEN BEI DER BEWÄLTIGUNG DES AUSSERGEWÖHNLICHEN. SIE DIENEN DER SPIEGELUNG, DER SELBSTPRÜFUNG, DER KLARHEIT. JEDENFALLS GEBEN SIE DAMIT HALT UND RÜCKHALT FÜR DEN AUFBRUCH INS UNGEWISSE, »ENCOURAGEMENT IN THE FACE OF INSECURITY«, WIE BIKINI KILL IN EINEM ZINE 1990 SCHREIBEN. DERZEIT MOTIVIEREN UND INSPIRIEREN UNS UNTERSCHIEDLICHE AGENDEN UND AGREEMENTS, CODES OF CONDUCT. INSBESONDERE AUCH DIE SATZUNGEN DER PIRATEN, WEIL SIE AUF DIE PRAKTISCHE AUSGESTALTUNG DES ALLTÄGLICHEN LEBENS BEZOGEN WAREN UND SICH STÄNDIG WEITERENTWICKELTEN. SIE WAREN KEINE VERKÜNDUNGEN, STELLTEN KEINE DEFINITIVEN VORGABEN EINER HÖHEREN AUTORITÄT DAR, DIE DAS EIGENE DENKEN BLOCKIEREN ODER GANZ ERSPAREN, SONDERN BALANCIERTEN DIE GEMEINSCHAFT AUS, KOORDINIERTEN SIE UND IHR ANLIEGEN. DABEI WAREN DIE SATZUNGEN NICHT IN STEIN GEMEISSELT. DIE MITGLIEDER TRUGEN SIE IM KOPF ODER IM HERZEN UND ERMUTIGTEN SICH SO GEMEINSAM. WIR WERDEN IN DEN NÄCHSTEN AUSGABEN DIESES MAGAZINS ÜBER UNSERE FORTSCHREITENDE BESCHÄFTIGUNG MIT NEUEN STRUKTUREN, REGELWERKEN UND MANIFESTEN BERICHTEN. VOR DEM ABLEGEN IN EINE UNGEWISSE SPIELZEIT HABEN WIR UNS WIE BARTHOLOMEW ROBERTS’ PIRATEN EINE ERSTE SATZUNG GEGEBEN: WIR HABEN SIE MIT BLAUER TINTE AUF BLAUEN GRUND GESCHRIEBEN ...


SEPTEMBER MI

30. RAND von Miroslava Svolikova | UA

OKTOBER FR

02. Rand

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03. Rand

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06. Rand

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07. Rand

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09. Und was machen Sie übermorgen? Autor*innenlesung/Launch der Sachbuch-Reihe »übermorgen« (Kremayr & Scheriau)

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10.

kolik.autoren.lounge

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13.

Rand

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Rand

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16.

ungebetene gäste ein gespenster-festival der schule für dichtung

SA

17.

ungebetene gäste

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20. MEHR ZEIT FÜR PROBLEME FOLGE 3 »ENDEN«

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21.

DO

22. dichte®meile

Mehr Zeit für Probleme Folge 3 »Enden«

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24. AUSLÄNDER RAUS – DAS FESTIVAL (Und: ein Geburtstagsfest für Christoph Schlingensief)

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28. Mehr Zeit für Probleme Folge 3 »Enden«

FR

30. TRAGÖDIENBASTARD | UA von Ewelina Benbenek

NOVEMBER DI

03. Tragödienbastard

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04. Tragödienbastard

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06. Tragödienbastard

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07. Tragödienbastard

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Tragödienbastard

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Tragödienbastard

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Tragödienbastard

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Tragödienbastard

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26. Menschen.Rechte.Sichern. ein Abend für die unabhängige Rechtsberatung Diakonie Flüchtlingsdienst

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27.

SA

28. Rand

Konzert gebenedeit mit Lydia Haider, Josua Oberlerchner, Johannes Oberhuber

DEZEMBER DI

01.

DO

03. AM BALL. WIDER ERBLICHE SCHWACHSINNIGKEIT von Lydia Haider mit Esther Straganz

Rand

FR

04. Rand

SA

05. Am Ball

MO

09. UN/GLEICH, ABER JEDER MÖCHTE »Ich bin O.K.« Dance Company

Gastspiel

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10.

UN/GLEICH, aber jeder möchte

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11.

UN/GLEICH, aber jeder möchte

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12.

UN/GLEICH, aber jeder möchte

DI

15.

Am Ball

MI

16.

WAS IHR WOLLT: DER FILM von FUX

Wiederaufnahme

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17.

Was ihr wollt: Der Film

FR

18.

Was ihr wollt: Der Film

SA

19.

Was ihr wollt: Der Film

Gastspiel

FROM HORROR TILL OBERHAUSEN – IGHT LATE N DER FILM, DEN IHR WOLLT von FUX A OON TE 20. From Horror till Oberhausen AFTERN

SO DI

29. Konzert DuoCalva

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30. Konzert DuoCalva

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31.

Leseperformance Wiener Grippe/KW77

Die Beginnzeiten finden Sie auf: www.schauspielhaus.at/kalender

SAISON 20/21

Unser nächstes Magazin #2 erscheint am 23.12.20


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