ORGELN IM STIFT SCHLAEGL und seinen inkorpierten Pfarreien

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ORGELN IM STIFT SCHLÄGL

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ORGELN IM STIFT SCHLÄGL UND IN SEINEN INKORPORIERTEN PFARREIEN

von RUPERT GOTTFRIED FRIEBERGER

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Musikwissenschaftliche Beiträge der Schlägler Musikseminare

herausgegeben von

Rupert Gottfried FRIEBERGER

Band VIII

Gedruckt mit Unterstützung des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung und der oö. Landesregierung

ISBN 3-902143-08-8 © Copyright 2009 by FABIAN EDITION Verleger, Herausgeber und Medieninhaber: FABIAN EDITION A-4954 Steinbach a.d.Steyr

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INHALTSVERZEICHNIS

A. DIE GROSSE ORGEL IN DER STIFTSKIRCHE I. DIE ENTSTEHUNG DES INSTRUMENTES 1. Der Orgelmacher Andreas Putz ...................................................................13 2. Die Orgel des Andreas Putz für Schlägl ........................................................24 II. GESCHICHTLICHE DATEN ZUR GROSSEN ORGEL VON SCHLÄGL 1. Die Instandhaltung der Orgel im 17. Jahrhundert ........................................36 2. Chronikberichte aus dem 17. Jahrhundert ....................................................37 3. Die Wiederherstellung nach dem Brand von 1702 durch Johann Christoph Egedacher ......................................................................38 4. Instandhaltung im 18. Jahrhundert ..............................................................38 5. Umbau der Orgel nach dem Brand von 1801 durch Vater und Sohn Franz Noli ....................................................................................................39 6. Zweimalige Reparatur durch den Linzer Orgelbauer Christian Wilhelm 1835 und 1838 .............................................................................................41 7. Reparatur nach dem Stiftsbrand von 1850 ..................................................44 8. Josef Breinbauer: Kostenvoranschlag und Durchführung von Veränderungen 1865 ...................................................................................46 9. Übermalung der Gemälde an der Rückwand 1888 ......................................47 10. Reparatur durch Anton Hanel 1871 .............................................................49 11. Reparatur durch Johann Mauracher 1891 ...................................................49 12. Erweiterung und Veränderung 1904 durch Johann Lachmayr .....................51 13. Reparatur und Stimmung 1917 durch Otto Kratochwil ..............................52 14. Einbau eines neuen Gebläses 1923 durch Josef Panhuber .........................52 15. Pflege der Orgel 1937 durch Wilhelm Zika .................................................52 16. Demontage der Lachmayer-Zubauten 1949 .................................................52 17. Die Restaurierung durch Th. Kuhn AG/Männedorf bei Zürich ......................54 18. Mögliche Folgerungen, die aus archivalischen Daten, Inventarisierung und Demontage resultieren ................................................61 19. Umbaupläne, die nicht zur Durchführung kamen ........................................63 III. DISPOSITIONEN DER SCHLÄGLER HAUPTORGEL NACH QUELLEN 1. 17. Jahrhundert ........................................................................................68 2. 18. Jahrhundert ........................................................................................69 3. 19. Jahrhundert ........................................................................................69 4. 20. Jahrhundert ........................................................................................70

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IV . DIE RESTAURIERUNG DURCH DIE ORGELBAUWERKSTATT GEBRÜDER REIL - HEERDE/NL – WISSENSCHAFTLICHER RESTAURATIONSBERICHT 1. DAS KONZEPT DER RESTAURIERUNG ....................................................76 2.. DIE TECHNISCHE RESTAURIERUNG .......................................................79 a. Allgemeines ....................................................................................................79 b. Die Windladen von Hauptwerk und Pedal ...................................................79 c. Die neue Unterpositivlade ..............................................................................88 d. Die Klaviaturen .............................................................................................91 e. Die Registermechanik ...................................................................................94 f. Wellenbrett und Mechanik ..........................................................................97 g. Die Windversorgung ......................................................................................98 h. Der Prospekt .............................................................................................102 Anhang: Einige Anmerkungen zur Gehäusefassung und zum Schmuck .........108 3. RESTAURIERUNG DES PFEIFENWERKES ..............................................111 a. Der angetroffene Pfeifenbestand ................................................................111 b. Allgemeine Anmerkungen zur Arbeitsweise ................................................111 c. Untersuchungsresultate .............................................................................113 d. Geschichtliche Rückschlüs der Pfeifenuntersuchung .................................124 e. Detaillierte Beschreibung der Register ........................................................126 f. Intonation und Stimmung ....... .................................................................... 133 Beilage I: Das Pfeifenwerk von Andreas Putz ..............................................136 Beilage II: Ergebnisse der Inskriptionsuntersuchungen ................................138 Beilage III: Mensurentabellen und Mixturzusammenstellungen ..................147 V. KURZFASSUNG DER NUNMEHRIGEN GESCHICHTE DER GROSSEN ORGEL IN DER STIFTSKIRCHE SCHLÄGL ............................153 VI. DER ZEITLICHE ABLAUF DER RESTAURIERUNG .................................155 B. DIE CHORORGELN 1. Chororgeln vor 1954 ...................................................................................158 2. unausgeführter Plan 1928 .........................................................................158 3. Konkrete Pläne seit 1949 ...........................................................................159 4. Die Verwirklichung durch Zika 1952 ..........................................................165 5. Neue Pläne ab 1962 mit Gregor Hradetzky ................................................170 6. Erneuerung 2008 durch Orgelbau Kögler GmbH. ......................................174 C. DIE ORGEL AUF DEM CANTORIUM ........................................................183 D. ORGELN IN FILIALKIRCHEN UND IN DEN INKORPORIERTEN PFARREIEN I. FILIALKIRCHEN UM SCHLÄGL 2. Die Orgel in St. Wolfgang am Stein ............................................................192 2. Die Orgel der Maria-Anger-Kirche ..............................................................194

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II. ORGELN IN DEN INKORPORIERTEN PFARREN 1. Aigen ..................................................................................................199 Anhang: Martinspitalkirche in Aigen ...........................................................202 2. Friedberg .................................................................................................203 3. Haslach ....................................................................................................209 4. Kirchschlag ................................................................................................214 5. Klaffer ....................................................................................................217 6. Oepping ....................................................................................................220 7. Rohrbach ...............................................................................................225 8. Filialkirche Maria-Trost ..............................................................................234 9. Götzendorf .............................................................................................237 10. St.Oswald bei Haslach ..............................................................................238 11. Schwarzenberg .........................................................................................240 12. Ulrichsberg ..............................................................................................242 ANHANG: Die Verwendung der Orgeln in der Stiftskirche Schlägl ................249

ABKÜRZUNGEN ............................................................................................250 BENÜTZTE ARCHIVE ......................................................................................251 LITERATUR ....................................................................................................251

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Hw. Herrn Kons.-Rat Bruno Gr체nberger O.Praem. als Pionier der Orgelkultur in Schl채gl herzlich gewidmet

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A. HAUPTORGEL IN DER STIFTSKIRCHE

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I. Die Entstehung des Instrumentes

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1. DER ORGELMACHER ANDREAS PUTZ Andreas Putz (Butz, Buz, Puz) stammte aus Roßwangen in Württemberg und wurde vor 1580 geboren.1 Offensichtlich war der erste Schwerpunkt seiner Tätigkeit als Orgelmacher in Tirol, wo er von 1613 bis 1630 mit einer stattlichen Anzahl von Arbeiten nachzuweisen ist.2 1612

Vertrag für Schwaz, Franziskanerkirche, zusammen mit Matthäus (Matthias) Aigner, ausgeführt 16133 1613 Vertrag für Bozen, Franziskanerkirche II/17; nicht ausgeführt 1614/15 Neuer Vertrag für Bozen, Franziskanerkirche, Andreas Putz in Zusammenarbeit mit Matthäus (Matthias) Aigner, ca. II/35; fertiggestellt 1617/18 1618 Lienz, St. Andreas; nicht direkt nachgewiesen, aber Putz ist in diesem Jahr in Gerichtsakten erwähnt; Gehäuseübereinstimmungen mit Schlägl, Pfeifeninskriptionen etc. 1620 Brixen, Klarissenkloster; Brixen, Dom: Regalinstandsetzung 1621 Brixen, Dom: Orgelinstandsetzung Chorpositivrestaurationsauftrag 1622 Brixen, St. Michael: Orgelumstimmung Dom: Neues Regal 1627 Brixen, Klarissenkloster: Werkstatteinrichtung Innichen: Vertrag mit dem Kollegiatskapitel 1628/29 Geselle Niclas Lembricht aus Sachsen bereitet den Orgelbau in Innichen vor 1629 Innichen, Dom 1630 Innichen, St. Michael; in Passau gebaut Wie weit der Einfluß des ebenfalls in Passau nachgewiesenen Matthäus Aigner gegangen ist, läßt sich nicht feststellen.4 In diese Tiroler Tätigkeit fallen aber schon anderwärts liegende Aufträge:

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SAAM Josef, Die alten Passauer Orgelbauer, in: Ostbairische Grenzmarken, Passauer Jahrbuch XIX/1977, S.108-137, vor allem 109ff; SENN Walter, Andreas Putz – Beiträge zu seiner Tätigkeit in Tirol, in: Acta Organologica, Bd. 8, Berlin 1974, S.33-51. Die Herkunft „aus Roßwangen bei Balingen in Württemberg“ wird durch den Wappenbrief des Fürstbischofs von Brixen, Erzherzog Karl von Österreich, zugleich Bischof von Breslau, mit Residenz in Neiße, der Putz 1621 zum Hoforgelbaumeister ernennt, bezeugt. Es ist anzunehmen, daß Putz beim Kontrakt der Orgel für die Bozener Franziskanerkirche 1613 sicher schon ein erfahrener Orgelbauer war, daher die Datierung der Geburt „um 1580“. Neueste Studie von REICHLING Alfred, Zur Genealogie der Passauer Orgelbauerfamilie Butz, in: Acta organologica, Bd.26, Berlin 2 Hervorragende Zusammenstellung bei SENN W., a.a.O. 3 Erst bekanntgemacht durch REICHLING A., Zur Genealogie…, a.a.O., S.197 4 Es ist unklar, ob Putz vielleicht bei Aigner lernte oder umgekehrt, oder ob beide aus derselben Ausbildungswerkstatt hervorgingen; vgl. FRIEBERGER Rupert Gottfried, Der Orgelbau in Oberösterreich im 17. Und 18. Jahrhundert, Innsbruck 1984, S.38ff., logisch denkt REICHLING A., Genealogie…., a.a.O., S.206 13


1614 1617 1619 1623/24 1628

Positiv für das Kloster Tegernsee (Bayern)5 Maria Saal, Kärnten6 Villach,Stadtpfarrkirche7 Kremsmünster, Oberösterreich (955 fl.)8 Passau, Maria-Hilf9

Wenigstens nach dem Bau der Kremsmünsterer Orgel ist Putz in Passau dauerhaft niedergelassen. Zwischen 1627 und 1641 ist er als Besitzer des Hauses „Zum Gschray“ (= heute Wittgasse 9, früher Passau Nr. 280) nachgewiesen.10 Nach der derzeitigen Quellenlage dürfte Putz also schon von früh an zu Passau gewisse Beziehungen gehabt haben, was die Zusammenarbeit mit Matthäus Aigner (der bereits 1611 in Passau nachgewiesen ist) in Bozen und der Tegernseer Auftrag auch untermalen.11 Seit 1627/28 scheint der Geselle „Niclas“ sein Mitarbeiter zu sein, den man mit dem in den Listen der Hl. Kreuz-Bruderschaft Innichen angeführten „Niclas Lembricht aus Saxen“ identifizieren darf. Auch Andreas Putz ließ sich mit seiner Frau Anna und seiner Tochter Ursula in jene Bruderschaft 1629 aufnehmen.12 (Übrigens ist dies der bisher einzige schriftliche Hinweis seiner Vermählung. Sein Sohn Franz wurde am 29. 2. 1620 in Brixen geboren; die Wahl des Vornamens dürfte in mit der Beschäftigung im Klarissenkloster zusammenhängen.)13

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BRENNINGER Georg, Orgeln in Altbayern, München 21982, S.48; Hauptstaatsarchiv München, KL 875/518. 6 FORER Alois, Orgeln in Österreich, München 1973, S.198. 7 EBERSTALLER Oskar, Orgeln und Orgelbauer in Österreich, Köln 1955, S.42. 8 KELLNER Altman, Musikgeschichte des Stiftes Kremsmünster, Kassel 1956, S.191. 9 lnnichen, Stiftsarchiv, Sign. III, Ad. 4. Putz erklärt in einem Schreiben vom 12. 9. 1628 den verspäteten Arbeitsbeginn in Innichen, weil er wider Erwarten für den Administrator des Hochstiftes Passau, Marquart von Schwendi, in der kurz zuvor erbauten Kapelle „Unser fraun hülff“ eine Orgel bauen mußte. 10 Stadtarchiv Passau, Häuserlisten. 11 Zum Nachweis Aigners 1611 in Passau vgl. SCHMID Wolfgang Maria, Zur Passauer Musikgeschichte, in: Zeitschrift für Musikwissenschaft 13 (1931), Heft 6, S.308f. Putz und Aigner werden in der Klosterchronik von Bozen 1634 „duo Achitecti Organici, videlicet Matthias Aigner et Andreas Putz, Passavienses“ eindeutig in ihrer Passauer Herkunft bestätigt; Archiv des Franziskanerklosters Bozen, Chronik des P. Felix Reineccius, 1634, S.68 12 Innichen Stiftsarchiv, Codex 65, Bruderschaftsbuch. Darin bei Niclas Lembricht von späterer Hand das Todesdatum hinzugefügt: „Anno 1636, den 2. Juni“. Auch bei SENN W., a.a.O., S.42. 13 Wie angedeutet nun neuerdings bei REICHLING A., a.a.O., die gute Revidierung der Genealogie, dazu ergänzend:. SAAM J., a.a.O., S.14, datiert den Tod des Jakob Putz "vor 1678" und widerspricht sich zumindes drei Zeilen später, wenn er ihm 1685 eine Orgel für Berchtesgaden zuschreibt. BRENNINGER G., a.a.O., S.48, gibt 1706 als Todesjahr für Jakob Putz an. Dem steht wiederum entgegen, daß seine Frau Salome 1701 als Witwe starb (Passau - St. Paul, Matriken). 14


Lienz, Pfarrkirche St.Andreas

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Kremsm端nster, Rottelbuch des Abtes Eberhard von Raittenau (1640) Darstellung der Putz-Orgel links

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Nicht uninteressant ist die Erwähnung von Putz am 17. 8. 1623 an den Abt von Kremsmünster anläßlich einer Bitte um Vorauszahlung, er sei in Geldnöten wegen der Außenstände „unterschiedlicher ortt und clöster in Bayern“, die er beliefert hatte, die aber wegen der vom Kurfürsten auferlegten Kriegskontibution nicht zahlen könnten.14 Ebenfalls eine Vorauszahlung versucht er 1627 in Innichen zu erreichen, um den Passauer Hauskauf besser finanzieren zu können.15 Dem Gesellen Niclas vertraute er bisweilen große selbständige Arbeiten an; so führte dieser – da Andreas Putz die Orgel für Maria-Hilf in Passau verfertigte – die Vorbereitung der 1629 fertiggestellten Orgel für die Dom- bzw. Kollegiatsstiftskirche S. Candidus in Innichen durch. Niclas goß die Metallplatten für die Pfeifen, machte die Registeranlage, die Klaviaturen und das Gehäuse.16 Ab mindestens 1633 unterhält Putz Verbindungen zum Praemonstratenserkloster Schlägl. Der kunstsinnige Propst Martin III. Greysing, der die damalige Propstei seit 1627 leitete, hatte alle Hände voll zu tun, das Kloster nach dem Bauernaufstand und der Brandschatzung von 1626 wiederherzustellen. Wie er mit Putz in Kontakt kam, läßt sich nur vermuten; einerseits hatte er die Bildhauerfamilie Worath aus Südtirol für Arbeiten in Schlägl gewinnen können, andererseits war der Weg zu Märkten nach Passau durchaus üblich. Zwischen Propst Martin (1657 wird das Kloster unter seiner Regierung zur Abtei erhoben; 1665 stirbt er) und Andreas Putz muß sich eine gute Freundschaft entwickelt haben. Das zeigt ein sehr persönlicher Briefwechsel, der den jungen Propst auch auf bevorstehende Gefahren – wie z. B. die Schwedeneinfälle – hinweist, oder auch die Schenkung von Schuhen an den Sohn des Orgelmachers.17 Über den Winter 1633/34 ist Andreas Putz mit der Aufrichtung der großen Orgel in der Stiftskirche Schlägl beschäftigt. Am Sonntag nach dem Norbertifest 1634 wird sie zur Primiz des Chorherren Matthäus Ill zum erstenmal gespielt.18 1635 setzt Andreas Putz mit Propst Martin Greysing einen Vertrag für eine neue Orgel in der Schlägler Stiftspfarre Rohrbach auf, die 1636 vollendet war. 1637 baut er eine ähnliche Orgel für die Stiftspfarre Aigen. Beide Orgeln waren einmanualig, wahrscheinlich ohne Pedal oder mit angehängter Klaviatur.19 1635 baute Andreas Putz ein neues Chorpositiv für das Benediktinerkloster Seitenstetten (NÖ.), 1637 eine neue Orgel für Deggendorf (Bayern), für dasselbe 14

KELLNER A., a.a.O., S.267 und SENN W., a.a.O., S.43. SENN W., a.a.O., S.43. 16 Innichen, Stiftsarchiv, Sign. III, Ad. 4. Diese Orgel wurde größer ausgeführt als ursprünglich geplant; ein Rückpositiv sollte um 126 fl. Mehrpreis hinzugefügt werden; vgl. SENN W., a.a.O., S.42. 17 StASchl, Sch. 475; Sch. 12 (Briefe). 18 FRIEBERGER R. G., Die Orgeln in der Stiftskirche der Praemonstratenserabtei Schlägl, in: Schlägler Orgelkonzerte (Musikwissenschaftliche Beiträge der Schlägler Musikseminare Band 1), Innsbruck 1979, S.23-41. Der Schmuck der Orgel wurde offensichtlich erst später vollendet; 1635 und 1641 sind Rechnungen über „Pilder bei der orgl“ erhalten. 19 FRIEBERGER R. G., Andreas Putz – Beiträge zu seiner Tätigkeit in Oberösterreich, in: Schlägler Orgelkonzerte (Musikwissenschaftliche Beiträge der Schlägler Musikseminare Band 1), Innsbruck 1979, S.15-22. Der originale Vertrag für Rohrbach befindet sich im Stiftsarchiv Schlägl (StASchl, Sch 477). 15

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Jahr sind Akkord-Zahlungen an das Augustinerchorherrenstift Reichersberg nachgewiesen mit der beachtlichen Summe von 1150fl, im Jahr darauf baute er ein Hornwerk für Salzburg.20 1639 und 1644 nimmt er Reparaturen an Instrumenten in Aigen am Inn (Bayern) vor.21 1636 bis 1639 ist Andreas Putz auch für das Benediktinerkloster Lambach tätig. Ein Orgelpositiv „von Nußbaumern Holz", dessen „Clavier von schönem Bain" gemacht sein sollte, sollte bis Fronleichnam 1637 geliefert werden. 1639 baut er dort für 200 fl. ein Hornwerk.22 1641 ist ein „Johann Putz“ auf einer Wallfahrt nach St. Wolfgang beim Pfarrer von Thalgau (Salzburg) angekündigt, den Orgelentwurf vorbeizubringen; dieser ist im Salzburger Konsistorialarchiv sogar erhalten. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Flüchtigkeitsfehler der Vornamensnennung, sodass wohl Andreas Putz hier gemeint ist.23 Im selben Jahr lieferte er auch die Orgel für Freyung (Bayern).24 Andreas Putz war dann nochmals in Kremsmünster mit Ausbesserungen an seiner Orgel in der Stiftskirche und an Regalen tätig (1653); 1654 lieferte er für die Tafelstube des Klosters ein neues Positiv um 250 fl.25 Als Annahme aufgrund von Gehäuseanalogien seien die Orgeln von St. Wolfgang (1629) und Braunau aufgelistet.26 Am 25. 2. 1657 verstarb Andreas Putz in Passau.27 Die Passauer Werkstatt war durch den Sohn Jakob Putz, dessen Geburtsjahr im Dunkeln liegt, weiter in Familienhänden. Er wurde 1647 in die Marianische Bürgerkongregation in Passau aufgenommen und war mit Salome verheiratet und verstarb am 30. 10. 1693 in Tulln (NÖ.)28

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SAAM J., a.a.O., 115; BRENNINGER G., a.a.O., S.42. REICHLING W., a.a.O., 202 22 Stiftsarchiv Lambach, I/C/20. 23 SCHMEISSNER Roman, Die Geschichte der Orgel an Hand des Dekanates Thalgau. Hausarbeit zur Lehramtsprüfung an der Päd. Ak. Salzburg, 1982 (ms.), S.15ff.; die Vermutung der Vornamensverwechslung spricht auch REICHLING W., a.a.O., S.212ff. aus 24 REICHLING W., a.a.O.,S. 204 25 KELLNER A., a.aO. 26 FRIEBERGER R. G., Andreas Putz …, a.a.O., S.16. Der in Braunau durch Metzler-Orgelbau (Dietikon bei Zürich) erfolgte Einbau einer neuen Orgel in Branau ergab, dass etliche Pfeifen (nicht klingende Prospektpfeifen; Principal 8’, einige Spitzflöte-Pfeifen) durch Analogie zu Lienz, Schlägl und Innichen (Stiftskirche) eine eindeutige Putz-Zuweisung zulassen. Hart bei Pischelsdorf mit der Jahreszahl am Gehäuse von 1628 konnte dieser Vermutung nicht standhalten: sie war von war von einem bisher unbekannten Orgelbauer namens CONRAD ZERNDLE, der in Burghausen tätig war, erbaut worden. Dies ergab die 2009 fertiggestellte Rekonstruktion durch Hendrik Ahrend. Freundliche Mitteilung durch Gustav Auzinger,Rohrbach. 27 KÖBERLEIN Lothar OSB, Necrologium Passau, in: Bavaria Franciscana Antiqua 2, München 1956, S.193 28 Seit den Studien von A.REICHLING, a.a.O., ist die Genealogie der Butz-Familie wieder auf drei bekannte Orgelmacher reduziert; dort auch gute Begründungen und Darstellung der Irrtümer von J.SAAM. 21

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Unter dem Namen „Jakob Putz“ sind folgende Orgelbauten bekannt geworden.29 1659 1668 1668 1674 1685 1689 1680

Thalheim be Wels Burghausen Adlwang Pettenbach (heute in Heiligenleiten b. Pettenbach) Stiftskirche Berchtesgaden Münzkirchen ursprgl. Oberindling bei Pocking, dann Reichersberg (Privatbesitz)

Dazu kommen Reparaturen in Schrobenhausen (1653), Kremsmünster (1669, 1674, 1677), Passau-Dom (1686, 1688, 1692); Pfarrkirchen i.M. (1670, 1674), Passau-Mariahilf (1682, 1690), Gottsdorf (1682), Buchkirchen b.Wels (1690), Pettenbach (1690), Wels (1686/87,1693: zusammen mit Sohn Martin). 1662 erfolgte durch ihn Umsetzung der Orgel der Minoritenkirche Wels nach Haag am Hausruck.30 In der dritten Generation ist der Sohn des Jaob Putz = Martin Putz (geboren 10. 11. 1666 in Passau, verstorben 9. 3. 1704 in Passau) als Orgelmacher hauptsächlich mit Reparaturen nachweisbar. (1693, 1703: Wels; 1694, 1696, 1697, 1701: Passau, Dom; 1696: Passau, Mariahilf.31 Fragt man nach klanglichen Eigenheiten – um zunächst das Wort "Stil" zu umgehen – der Putz'schen Werkstatt, so ist zunächst eine Auflistung erhaltener Dispositionen und erhaltener Pfeifenreihen verschiedener Orgelbauten und Orgelverträge dienlich.

Andreas Butz, Unterschrift für Schlägl, 19.4.1634

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Zusammenstellung nach FRIEBERGER R. G., Der Orgelbau in Oberösterreich im 17. und 18. Jahrhundert, a.a.O., S.57ff. 30 Diese Auflistung erfolgt nach REICHLING, a.a.O., S.209. 31 REICHLING A., a..a.O. , S.211 19


Schwaz (Tirol), Fransziskanerkirche, Vertrag vom 28. 12. 161232: principal vier Schuechlang (4’) octava zween Schuech (2’) quint Annderthlb Schuech (1 ½’) superoctava ain schuech doppelt (1’) Zimbl auch doppelt Spitzfleuten ain octava über dem Principal (2’) Diese alle von Zin Fleuten von Holz mit dem Principal aequal (4’) Copplen von Holz vier Schuech, ain octava unnter dem Principal (8’) octava von Copplen zween Schuech, von Holz oder Mehal (4’) Regal, oder Achtschiehige Fleuten, oder was er Buz zu obsteenden Stimbwerckhen am Tauglichsten zu sein vermaint ain Tremolanten ….Casten samt den Fligen von Nuspämen holz

Bozen (Südtirol), Franziskanerkirche, Vertrag 25. 11. 161333 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.

13. 14. 15. 16. 17. 18.

Principal, so Chorhöch und von 8 Schuechen sein soll Octaf Quint Superoctav Zimbl Mixtur, sechsfach Coppl, mit dem Principal aequal

(8’) (4’) (2 2/3’) (2’)

(8’)

Octafkoppl (4’, wohl ein Holzregister)

Spitzflauten, ain Octaf höcher oder über das Principal Portanae im Pedal, mit dem Principal aequal Posaunen ins Pedal, mit dem Perincipal aequal Volgt das Ruggpositiv. Desselben Principal helt 4 Schuech, ohn den Fueß, welches sich gleichfals also in das obgemelt Principal manual verstehet Octaf Quint Spitzflauten Coppl Zimbeln Tremulant ins Manual, Pedal und Rugpositiv

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(8’) (8’) (8’) (4’)

(2’) (1 1/3’) (2’?) (8’?)

Wiedergegeben bei REICHLING A., a.a.O., S.197, mit Schwaz, Archiv des Franziskanerklosters, IV-32c 33 Schwaz, Archiv des Franziskanerklosters, Fasz. „Bozen“. 20


Lienz (Osttirol), Pfarrkirche St. Andreas, datiert 1618.34 Erhaltene Pfeifen zu folgenden Registern, die aus Putz’scher Hand stammen könnten: Spitzflöte Copel (HW) Principal Octave Octave Copel (RP) Prinzipal Rohrflöte Quint

(2’) (8’) (8’) (4’) (2’) (8’) (4’) (4’) (1 1/3’)

Tegernsee (Bayern), Stiftskirche, Psallierchor, 161435 Copel Principal von Holz Quint Spitzflöte Superoctav Regal (im Prospekt) Tremulant

(8’) (4’) (3’) (2’) (1’) (8’)

Innichen (Südtirol), Stiftskirche S. Candidus Vertrag 16. 12. 162736 Prinzipal

(8’)

Oktav (4’) Superoctav (2’) Quint (1 1/3’) Zimbel, dreifach

von c² bis c³ mit doppelten Pfeiffen von c² bis c³ mit doppelten Pfeiffen von c² bis c³ mit doppelten Pfeiffen

Aus Holz: Koppel (8’) Flöte (4’?) Subbaß (16’)

Gemäß späterer Rechnungen baute Putz die Orgel größer, mit Rückpositiv.

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Mitteilung OB Pirchner v. 19. 6. 1987 und Akten KRAUSS E., „Lienz“, Berichte v. 25. 6. 1968, 1. 10. 1968. (Nachlass „Krauss“ im Archiv der Schlägler Musikseminare) 35 Hauptsarchiv München, KL 875/518 36 Stiftsarchiv Innichen, Sign. III, Ad. 4. 21


Rohrbach im Mühlkreis (OÖ.), Pfarrkirche der dem Stift Schlägl inkorporierten Pfarre, Vertrag 25. 7. 163537 1. Eine Octav von gueten Zyhn khumbt in schein wie am Aigen 2. Ein Quint 3. Ein Fletten anstatt der Superoctav 4. Ein vierfach mixtur 5. Dopelt Zimbel Diese obgemelte register sein von Zyhn 6. Ein principal von Holz 7. Ein Copel von Holz 8. Ein Tremolant

(4’) (3’) (2’)

(8’) (8’)

Lambach (OÖ.), Benediktinerkloster, Vertrag 26. 8. 163638 1. Principal 2. Copel 3. Fletten, ein Octav über das Principal 4. Octav, ein Octav über das Fletten 5. Cymbal 6. Subbaß NB. Im Manual angehenckt

(4’) (8’) (2’) (1’)

Kremsmünster (OÖ.), Stiftskirche, 162439 Irrtümlicherweise führt Eberstaller eine Disposition von Putz an, die aber mit einem Vertrag von Leopold Freundt 1680 identifiziert werden konnte. Thalgau (Land Salzburg), angebotenes Positiv, 164140 1 erstlich ein Chormessige Coppel von holz 2 fleden von holz ain octav yber den Coppell (4’) 3 supperoctav von guetem Zin stehen Im schein (2’) 4 quint auch von Zin 5 Tremollandt

(8’) (1 1/2’)

Man kann also folgende Zusammenfassung wagen: In größeren Instrumenten besetzt Putz ein großes Principalplenum im Hauptwerk, dessen vielchörige Mixturen der Klangidee der Renaissance, wenn nicht gar der gotischen Blockwerkorgel entspringen. Dazu zeigt sich gerade in der ersten Phase des Schaffens eine Vorliebe für Ensemble-Register, im Flötenchor vor allem bis zur Spitzflöte 2', sowie eine Disponierung solcher Zungenregister, die offensichtlich der Organistenpraxis der vorangehenden Zeit Zugeständnisse macht (beispielsweise 37

StASchl, Sch. 477. StA Lambach, I/C/20. 39 StA Kremsmünster, 1680, Akten Abt Ildefons Schnepf; EBERSTALLER O., a.a.O., S.42. 40 Vgl.Anmerkung 23 38

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Tenor-Cantusfirmus mit Pedalposaune möglich), oder wie sie im 17. Jahrhundert im Donauraum zumindest selten geworden war. Neben das Hauptwerk werden bei größeren Orgeln Rückpositive als zweites Manualwerk gestellt, die offensichtlich als dynamische Abstufungen gedacht waren und auch zu Generalbaßaufgaben gebraucht werden konnten. Beinahe alle Dispositionen weisen einen Tremulauten auf. Ebenso darf die Disponierung von Holzprincipalen als Eigentümlichkeit festgestellt werden. Nicht unerwähnt dürfen Beziehungen des Andreas Putz zu Organisten seiner Zeit bleiben, wenngleich sich nicht nachweisen läßt, von welcher Seite aus die geknüpft wurden: Nach Fertigstellung der Bozener Franziskanerorgel wurden zwei Innsbrucker Organisten zur Orgelprobe gerufen: Barthlmä Holl, Organist der Pfarr- und Franziskanerkirche, sowie der bei Landesfürst Erzherzog Maximilian in Diensten stehende Matthias Platzer.41 Der Brixener Domorganist Anton Franck (im Amt 1613 – 1632) ließ ein Regal für den Dom bei Putz reparieren.42 Der Organist, der 1633 nach Schlägl berufen wird, ist Christian Erbach. Er hat also den Schlägler Orgelbau miterlebt. Ob er mit Putz in engerer Verbindung stand, läßt sich nicht feststellen. Nach Schlägl brachte er Empfehlungsschreiben der Klöster Aspach und Engelszell mit.43 Georg Kopp war in Schlägl Stiftsorganist von 1635 bis 1637 und anschließend Domorganist von Passau. Er war offensichtlich auch ein besonderer Freund des Propstes Martin Greysing, was ein reicher Briefbestand bezeugt. Er war dem Kloster in Passauer Angelegenheiten behilflich und stand auch mit Putz in Verbindung.44

Siegel des Andreas Putz 41 SENN W., a.a.O., S.36. 42 SENN W., a.a.O.,S. 38. 43 StASchl, Urkunden Nr. 528 u. 529. Siehe S.27 44 StASchl, Sch. 15 Briefe; erwähnt ist u. a. der „Orgelbauer für Maria-Hilf in Passau“. Vgl. auch die Zahlung einer Orgel von Christoph Egedacher für Schlägl durch Kopp im Jahr 1640. StASchl, Sch 481 und Seite 157. 23


2. DIE ORGEL DES ANDREAS PUTZ FÜR SCHLÄGL Dass Andreas Putz mit der Errichtung der großen Orgel für die Stiftskirche betraut wurde, steht außer Zweifel, wenn auch ein eigentlicher Vertrag hiefür im Stiftsarchiv fehlt. Daß darüber hinaus ein guter Kontakt zwischen Putz und dem jungen Propst Martin Greysing bestanden haben muß, beweist auch der vorhandene Briefwechsel, in welchem Putz das Kloster sogar vor nahenden Kriegstruppen warnt.45 Aufgrund einer Zusammenschau von Rechnungen im Stiftsarchiv, Spuren an Orgelteilen und Analogien zu anderen Orgeln aus der Putz-Werkstatt darf man sich über die Schlägler Putz-Orgel folgende Vorstellungen machen: 1. Die Orgel wurde in den Wintermonaten 1633/34 nach Schlägl gebracht und zur Primiz des Chorherren Matthäus Ill am Sonntag nach Norberti 1634 zum erstenmal gespielt.46 Die Orgel wurde also zumindest in Teilen in der Passauer Werkstatt vorgefertigt und nach Schlägl verbracht. Putz bezog folgende nachgewiesene Zahlungen.47 01. 03. 1634: 06. 06. 1634: 08. 03. 1634: 19. 04. 1634: 05. 07. 1634: 06. 06. 1634: 11. 11. 1635:

150 fl. 6 fl. 1 fl. 4 x (Versorgung) 100 fl. 6 fl. 100 fl. 74 fl.

2. Die Orgel besaß nach Verlauf der Hauptwerklade und der Gehäusekonstruktion schon immer zwei Prospekte, auf Vorder- und Hinterseite, was zunächst eine Konzeption als Lettnerorgel nahelegt. Die Stiftskirche besaß einen Lettner, von dem allerdings nicht genau feststeht, wann er abgetragen wurde.48 45

StASchl, Sch. 12, fasc. 13/5, 21. 11. 1633 u. 1. 12. 1633; letzter Brief mit Notiz: „Die Orgl soll dießen Winter noch – wills Gott – in das Closter kommen ...“ 46 StASchl, Hs 16, Annalen Freisleben, fol. 145r; dabei hielt der in Schlägl weilende Abt von Ursperg die Predigt. 47 StASchl, Sch. 476 u. 477; die letzte Zahlung von 1635 könnte sich vielleicht schon auf die für Aigen und Rohrbach bei Putz bestellten Orgeln beziehen, der Vertrag für Rohrbach ist am 12. 11. 1635 abgeschlossen worden; vgl. auch FRIEBERGER R. G., Der Orgelbau in Oberösterreich, a.a.O., S.52ff. 48 Ziemlich unzuverlässig und ohne archivalisches Fundament scheint die Angabe bei SCHUSTER Laurenz, Martin Greysing. Der zweite Gründer Schlägls, in: Analecta Praemonstratensia XXXIII (1957) S.217-258, hier: S.224, demzufolge schon Propst Crispin Fuck um 1618 den Lettner entfernen ließ. Eher wäre daran zu denken, daß der Lettner nach der Verwüstung der Kirche durch den Bauernkrieg 1626 baufällig war und freilich auch liturgisch aus der Mode gekommen war, sodaß man ihn abtrug. Auch die Angabe in der Vorrede zum Urbar 1628 deutet auf die Aufstellung der Vorgängerorgel auf dem Lettner hin. „...durch das Ventil des Orgelwerkes das Feuer in den C h o r der Kirche kommen, das Werk, das ganz und gar verdörbt und auch die Chorstühle angezündet von welchen der im Frühling zuvor mit grossen unkosten neu aufgerichtete schöne Hochaltar verdörbt ...“ (Wortlaut bei BREDL Klemens, Chronik Aigens, Schlägl 1961, S.154). 24


3. Die Aufstellung auf der Westempore (diese könnte vielleicht zu diesem Zweck erst eingezogen worden sein) war wohl dann direkt geschehen, und zwar in eine getrennte Gehäusesituierung von „Hauptwerk mit Pedal“ und „Rückpositiv“. Dies zeigen auch die Spuren des groben Zurechthackens für den Einschub des Unterpositives in den Orgelfuß, wie es sich heute präsentiert, an. Die geringe Tiefe des alten Rückpositivgehäuses läßt an Parallelen zur Orgel in Lienz denken, wo die Grundstimmenregister zum Rückpositiv im Fuß des großen Gehäuses links und rechts der Spielanlage Platz hatten. Daß Planung und Aufstellung der Orgel irgendwie auseinanderklafften, mag vielleicht auch daran erkannt werden, daß das Hauptgehäuse wenigstens um gut 15 – 20 cm in der Basis abgeschnitten wurde.49 4. Fassung und Schmuck der Orgel lagen in verschiedenen Händen: ein unbekannter „Pildhauer zu Passau“ bekommt am 5. 5. 1635 (oder 1636?) „zur völligen Auszahlung angeforderter Bilder (Statuen, Fassung? Anm. d. Autors) auf das Orgelwerk über vorher empfangene 50 fl. dazu 46 fl. 4 x." 50 An den im Stift als Maler und Musicus tätigen Hans Melchior Ott wird bezahlt: 23. 8. 1634: 16 Taler 06. 9. 1634: 9 Taler 31. 5. 1635: 10 fl. 30 x 02. 6. 1635: „völlig verraith“ für die „Fassung des neuen Orgelwerks, die vier Flügel in- und auswendig mit Historien zu malen“, „item an der orgl die hindtern zwai pilder gemalt 5 Taler (7 fl. 4 x)“.51

Diese Flügel sind auch 1702 noch in Verwendung, als für deren Reparatur 800 Nägel und Farben gebraucht werden. 5. Über den Urheber des Gehäuses gibt es keine deutliche Auskunft. Johann Georg Obermayr aus Passau wird zwar in der Literatur öfter genannt52, die Be49

Durchtrennte Balken deutlich erkennbar; ebenfalls gestörte Proportion in der Gehäuserückwand mit Profilen der Füllungen. 50 StASchl, Sch 478. 51 StASchl, Sch 477. 52 RIESENHUBER Martin, Barockkunst in Österreich, Linz 1924, S.146 und 461; bzw. offensichtlich von hier ausgehend immer wieder genannt (SCHUSTER, Putz-Orgel, a.a.O.; HAGER E., Kunstdenkmale a.a.O., etc. 25


hauptung entbehrt aber jeglicher archivalischer Quelle. Insofern muss man es einem anonymen Bildhauer zuschreiben, zudem Hans Melchior Ott schließlich die Malerei beitrug.53 5. Die klangliche Struktur der Putz-Orgel lässt sich aufgrund des vorhandenen Materials und aufgrund von Rückschlüssen durch Dokumente folgendermaßen beschreiben.54 Im Hauptwerk: Principal 8' Copel 8', vermutlich von Metall Octave 4' Spitzflöte 4' Quinte 3' Octave 2' Mixtur, 7-10fach, 2'; gemäß Bohrungen am alten Stock Cimbel 2fach, 1/3' Zungenstimme, eng kurzbrechig, gemäß jetzt gefundener Bohrungen an der Resten alter Pfeifenstöcke, quadratisch, ca. 1,4 cm Abstand, 45 Stück, tw. nach Prospektfeldereinteilung auf der Vorderseite aber hinten, Platz hinter Rückwandprospekt

Im Rückwerk: Copel 8', Holz Principal 4' Octave 2' Quinte 1 1/2' (Cimbel?) Im Pedal: Principal 16' Octave 8' Octave 4' Mixtur (Choranzahl ungeklärt, 5fach zumindest bei Egedacher) Posaunen55 Tremulant Ungesicherte Zugehörigkeit: Diskantpfeifenbestand für ein engmensuriertes Holzregister, heute Teil der RP Flöte 4', inskriptionsgemäß in 8'-Lage; vielleicht 53

Hier bin ich Herrn Johannes RAMHARTER für detaillierte Auskünfte sehr dankbar; seine MartinGreysing-Biografie, auch aus kunsthistorischer Sicht, wird mit Spannung erwartet. Dazu auch: RAMHARTER Johannes, Anmerkungen zu den künstlerischen Beziehungen von Stift Schlägl zum Erzbistum Salzburg im Barock. In: Barockberichte. Informationsblätter aus dem Salzburger Barockmuseum zur bildenden Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts, Salzburg 1999. 54 Vgl. Korrespondenz KRAUSS/KUHN; Archiv des Vereins „Schlägler Musikseminare", Nachlaß Egon Krauss. 55 Vgl. Egedachers Rechnung 1708: „anstatt der Pusaunnen ...“; StASchl, Sch. 528. 26


ehemaliges Brustwerkregister, wie in erhaltenen Dispositionen analoger Orgeln (z. B. Kremsmünster) üblich. Spuren und Auflager der Brustwerklade sind deutlich sichtbar; aber die Möglichkeit, daß diese erst von Egedacher eingebaut wurde, ist nicht ausgeschlossen. 6. Die Verwendung dieser Orgel darf der Zeit entsprechend sowohl dem Alternieren als auch dem Generalbaßspiel zugewiesen werden.56 Alternatim-Sätze, teilweise mit der Signatur „C.E.“, haben sich im Band Ms.Nr. 1581 der Bayerischen Staatsbibliothek erhalten, die noch dazu offensichtlich sich einer gregorianischen Grundlage aus dem Choraldialekt der Praemonstratenser bemühen. Das gibt zumindest die Möglichkeit, daß sich Christian Erbach („C.E.“) dahinter verbirgt, und zwar jener, der in Schlägl mit Praemonstratensischen Eigenmelodien von Hymnen bekannt geworden ist. Man darf also annehmen, daß jene Sätze mit dem Gebrauch der Schlägler Orgel vielleicht etwas zu tun haben.57 7. In Zusammenhang mit der eben zuvor genannten Organistenpraxis seien die ersten drei Organisten genannt, die die neue Orgel von Andreas Putz in Schlägl spielten; von ihnen ist sogar der jeweilige Dienstvertrag erhalten, dessen Inhalt nicht nur Aufschlüsse über die liturgischen Anweisungen, sondern auch über die soziale Stellung des Organisten in Schlägl gibt. Neben dem stattlichen Jahreseinkommen darf dazu auch das Privileg angeführt sein, sowohl an der Diener- als auch an der Konventtafel zu speisen. a) Christian Erbach (Organist in Schlägl 1633 – 1635?) Am 16. 6. 1633 nimmt Propst Martin Greysing Christian Erbach in die Dienste des Stiftes auf, der dazu zwei Empfehlungsschreiben mitbringt: Am 7. 9. 1632 bezeugt Abt Hieronymus von Engelszell „dem edlen und festen, auch kunstreichen Herrn Christian Erbach aus Augsburg“, er habe „in die drey Viertl Jahr ... threulich und aufrecht gedient, auch selbe Zeit anders nit als ehrbar und aufrecht verhalten, darob wider ein sonder wollgefallen getragen ...“; er entließ ihn, um ihn vor der drohenden Bauernrebellion in Sicherheit zu bringen. 56

Vgl. FRIEBERGER R.G., Gregorianik in der Verwendung für Orgelmusik, in: Innsbrucker Beiträge zur Musikwissenschaft, Bd.6 (1980), S.114-117; FRIEBERGER R.G., Grundsätzliche Überlegungen zur liturgischen Orgelmusik im katholischen Bereich im 17. Jahrundert, in: Festschrift Daniel-Herz-Orgel, Innsbrucker Beiträge zur Musikwissenschaft, Innsbruck 2003, S.82 – 94

57

Die Melodien zu „Lucis creator optime“, „A solis ortus cardine“ und „Pange lingua“ sind davon besonders markant. 27


Maurus Maier, Abt des Klosters St. Matthias zu Aspach, bestätigt am 30. 4. 1633, daß der „Nobilis et Doctissimus Dom. Juris Candidatus Christianus Erbacher“ sich „organum insigniter pulsando" einen Namen gemacht habe.58 Der Name Erbach ist zu dieser Zeit tatsächlich an die Musikgeschichte Augsburgs – wie die Engelszeller Empfehlung erwähnt – gebunden. Dort war der um 1570 in Gaualgesheim geborene, von 1596 – 1614 als Fuggerscher Organist und ab 1602 zusätzlich als Stiftsorganist in St. Moritz tätige Christian Erbach Haupt der Stadtpfeifer, ab 1614 Hilfsorganist und schließlich bis zu seinem Tod 1635 Domorganist.59 Ein anderer Christian Erbach wurde 1602 in Augsburg geboren, war nach Studien in Augsburg und Dillingen 1629 – 1630 Organist im Kloster Polling und von 1635 bis zu seinem Tod 1645 Domorganist in Augsburg.60 Man darf wohl vermuten, daß es sich dabei um den Sohn des vorgenannten handelt und, bedenkt man die bis dato nicht nachgewiesenen Jahre 1631 – 1634, um jenen Christian Erbach, der in Schlägl wirkte. Betrachtet man diesen aufgrund der Praemonstratensischen Cantus firmi als Mitautor der Handschrift Ms. 1581 der Bayerischen Staatsbibliothek, weist er sich auch hier als „Kind seines Vaters“ aus: seine Schreibweise trägt durchaus das Merkmal eines ‚Deutschvenezianers’, z. B. in geschickter Vortäuschung doppelchöriger Manier durch Passagen im Wechsel von drei Stimmen „Oberchor“ und „Unterchor“. Erbachs Vertrag lautet folgendermaßen.61 Der Hochwirdig in Gott Andechtung und Christlich auch edle Herr, Herr Martin Probst des wierdigen Stiffts Schlögl, In Oesterreich ob der Enns welcher unter andern seiner Stiffts officier und diener, fordernist zue verrichtung des Heilligen Gottesdienst eines Organisten bedürfftig. Hat zue disem officio Christian Erbach von Augspurg gehanndlen, und nachvolgendte Bestallung mit Ime auf ain Jahr lang schliessen lassen. Erstlichen solle er dem heilligen Gottesdienst zu allen gebierendten Zeitten, alls zu heilligen Ambt, Vesper, auch an heilligen Festtägen zue den Metten fleissig beiwohnen und denselben mit dem Werckh oder Regal nach gelegenhait auf das fleissigist verrichten helffen. Dann solle er fürs annder auch schuldig sein, wann es von Ihr Hochw. begert wuerde, bey und nach der Tafel und sonnderlich da frembte Herren anwesendt, auf dem Instrument Regal oder anndern Ime bekhandten sachen zue Musicirn.

58

StASchl, Urkunden 528 u. 529; SCHMID E. F. , in: MGG 3, Sp.1465-1471 u. Tafel 43. Musik und Musiker der Fuggerzeit, Begleitheft zur Ausstellung der Stadt Augsburg, Augsburg 1959, S.71. 60 EITNER Robert, Quellenlexikon der Musiker und Musikgelehrten 3-4, S.346. 61 StASchl, Sch 475. 59

28


Und da zum dritten Ihr Hochw. und Gn. ainen oder mehr Irer Conventualn oder annderer im Schlagen undterrichten lassen wolten, solle er Erbach schuldig und obligirt sein, dieselben besstens fleiß threulih zu informirn und zue undterweisen. Viertens, wann Ihr Hochw. seiner zum Raisen über Lanndt, zum Verschickhen, aufwartten, schreiben copirn und zue was ehrlichen diensten, wie die namben haben mügen bedürfftig sein mechte, soll er in allen occasionen sich willig, und zue Ihr Hochw. gueten content jederzeit zuebezeigen verpundten sein. Wann nun er Erbach solchen obmelten verrichtungen fleissig nachkhumben wierdet, solle er das Jahr für sein besoldung fünffzig gulden, und die Undterhaltung an Speiß und Tranckh an Ir. Hochw. Tafel zue empfahen haben, zum Fall aber frembte Herrn verhanndten oder ir Hochw. anndere angelegenhait fürfallen mechten, mit denen officirn die speiß neben ainem gebierendten Trunckh einnemben. Da nun über khurz oder lanng Ir Hochw. seiner person zue diennsten nit weiter bedürfftig, oder er Erbach nit lenger dienen wolte, solle ain thaill dem anndern ain halbs Jahr zuvor ordentlich aufkhündten. Diser Bstallung seindt zwo gleichlauttendt Nottln verfasst, mit Ihr Hochw. und Gn. so woll sein Erbachs gewöndtlichen Ringsecreth und aigner hanndt subscriptionen bevesstigt aine Ihr Hochw. die anndere offbemelte Erbach in verwarnung, und solle dasjenige, was er an solcher Bestallung einnemben wierdet, hernach verzaichnet werden. Geschehen den sechzehendten monatstag Juny Im Sechzehenhundertdreiunddreissigsten Jahr. b) Georg Kopp (Organist in Schlägt 1635 – 1637)62 Am 25. 7. 1635 wurde Georg Kopp zum „Hoforganisten" von Schlägl bestellt; er verblieb als solcher bis 1637, wo er das Amt des Domorganisten in Passau annahm. Er pflegte weiterhin guten Kontakt zum Kloster Schlägl und scheint auch der Vertraute des Propstes Martin Greysing in Passauer Angelegenheiten geblieben zu sein, was eine reiche Briefsammlung bezeugt. Seine Verbindung zu Schlägl läßt sich bis 1663 verfolgen. 1665 vermutet man ihn kurz als Kapellmeister am Stephansdom in Wien, sein Todesjahr ist nicht bekannt, wohl aber nennt ihn eine Taufmatrikel der Passauer Dompfarre am 1. 4. 1665 noch „olim Kapellmeister"; dort sind zwischen 1642 und 1658 vierzehn Kinder Kopps genannt. Kompositorisch sind „Der GroßWunderthaetigen Mutter Gottes Maria Huelff Lobgesang ... Jeder Gesang in seiner eygenen schoenen Melodey sampt dem Orgel-Baß darbey. Gestellt durch Fr. Procopium Capuciner der Oesterrei62

Zahlungsbelege in StASchl, Sch 476 weisen für Dezember 1634 und Jänner 1635 Wolfgang Prandtner als Organisten aus, der später Marktrichter von Aigen war; vgl. auch BREDL Klemens, Chronik Aigens, Aigen 1961, ms., S.239. 29


chischen Provinz Predigern", gedruckt bei Höller in Passau 1659, und ein Eucharistiale, ebenfalls im Text von Prokop, gedruckt in Passau 1661, bekannt.63 Kopps Vertrag ist in das Dienerbuch eingeschrieben und lautet.64 Wir Martin Probst zu unßer Lieben Frauen Schlag, genandt zum Schlögl in Oesterreich ob der Enns, haben zu desto Geörg Koppen volgende Bestallungsinstruction dahin in Gn. ertheilt, daemnach durch die vor diesem endtstandene Leidige Landt- und bauernrebellion, Neben und sambt unnserem in die Aschen gelegten Gotteshauß, auch unnder annderm ds orglwerckh in der Kürch, in rauch aufgangen, und wür nunmehr mit zwar grossen spesa, müeh und sorgfeltigkhait, ein Neues Orglwerckh sezn lassen, welches eineß gueten vleissigen und unvertrossenen Organisten hoch vonnöthen, und wür das solch neu Orglwerckh gern der würdigkhait und gebüer nach tractiren, versorg, auch denen durch unerfahrne Organisten oder die so damit weniger umb gehen wissen, leicht eraigneten schäden und mängl, lieber vorsein möchten, allß soll er Geörg Kopp, zue und vor einen Hofforganisten hiemit auf und angenommen, und hiezue der gestalt bestellt, Er auch dahin verbunden und schuldig sein, Son- Feur- und alletäglich, Metten, ämbter, Vesper, Complet, ordinari, oder Extraordinari Gottsdienst zuschlagen, vor und nach, die fligl, Register, Vorhang und Clavier, alles Vleiß auf und zue zueziehen und zu bedeckhen, die Zungen-Register, so offt es vonnöthen ganz vorsichtig zum öfftern zusstimen, allß so er selbsten khan und vorstehet daran jedesmalß zu repariern, ds so dem Orgelwerckh irgendt nachtheilig oder mangl bringen khöndte, auß den Weg zu raumen, und waß er nit selbsten thuen khöndte, unnß zeitlichen zuerinnern, In summa dieses Werckhes ungesparten vleisses, samb es sein aigen were, threylich an zunemen, niemandt anndern mit oder dabey, ausser unnseres und seines freyen gueten willen geduldten, oder zugestatten, welch es wür dan seiner bekhandten dexteritet, und versproch Treyen Vleiß und gueter Vorsorg hiemit guetwillig anverthrauen. Da und sooft wür ihme bey der Taffel zuschlagen und zu Musicirn oder auch aufwartn, oder mit Vleiß unß zuerzeiten, eß sei fern oder nach, Gn. bevohlen werden, soll er sich so Tag als nachts, ganzwillig und freidig, auch im Raisen, und auffwarten, früe, Niechtern, auffrecht, gethrey und unvertrossen, auch in unerhofften gefärlichen fällen, beystendig, und Mänlich farth müglichsten getreyen Vleiß befürdern, dahingeg aber, die schäden und nachthaill abwenden und verhüeten, und so offt er anderwerts seinen verrichtungen nach, oder irgendt auß gehen wolte, Solches nit annderß alß mit unnserm vorwissen und einwillig ihm zuthuen gebüren.

63

HAGER Evermod, Die Kunstdenkmäler des Stiftes Schlägl, Linz 1918, S.15; StASchl, Sch. 501, 502, 503; Briefe Sch. 15, fasc. 3/2; FRIEBERGER R. G., Kirchenmusik und Orgelbau im Praemon stratenserstift Schlägl von der Gründung (1218) bis Abt Martin Greysing (1665), theol. Dipl.arb., Wien 1974, S.50ff, Stiftsbibliothek Schlägl, Sign. 064302. 64 StASchl, Hs 221, fol. 60f. 30


Hierumben und für, wollen wüe ihme zur Jahrsbesoldung vor jedes und alleß raichen und geben, Sechzig barer gulden, warmit der anfang gemacht und solch gelt von dato über ein Jahr ihme zu seines contento entricht werden solle. Nachmalß eindtweders den siz unnserer freyren Taffel, oder da wür Ihne wegen annderer nit süzen heusen, den Tisch mit anndern unnsern officirn, und weiln würs in sein freyen gueten willen unverbundner gestalt, hat er sich undthenig erbotten, da er übrige Zeit, und ein tauglich subjet wisse, er were gleich in convent oder ausserhalb, so waß zu lehrnen begehrte, dem die unterweißung zu gelegener weil nit zuverweigern, sondern dießfals allen gueten bericht zu geben, begeb es sich ds wür diese condition auß gewisser ursach verendern oder irgendt er Kopp sein wolfarth anderorten zuechen und verbessern möchte, solle ein theil den andern solches ein halb Jahr zuvor schrifftlich oder mündtlich ordentlich zu wissen thuen, Gethreylich und ihn geverde, urkhundt dessen ist unser und sein Koppen vorgesetzte aigenhendige subscription Ring secret und Petschafften, Schlögl, St. Jacobi Ap Im Sechzehenhundert fünff und dreyssigsten Jahr. Interessant ist die Anweisung, er solle als Musiklehrer zur Verfügung stehen, nicht nur für die Conventualen, sondern auch andere Personen, die etwas lernen wollten. Desgleichen sind aus dem Vertragstext Rückschlüsse auf die Orgel möglich: der Wortlaut „die Zungen-Register“ legt nahe, daß mehrere Zungenstimmen von Putz gebaut waren.

c) Johann Hofbauer (Organist wenigstens ab 1650 – ca. 1689) Schon ab 1642 sind Zahlungen für Dienste des Johann Hofbauer belegt, der mit 1. 10. 1650 eine Instruktion als Hofschreiber und Organist erhielt, die die musikalischen Dienste folgendermaßen regelt.65 Schließlich soll er als Organist sich auf dem Chor im Orglschlagen nit allein ahn Sonnund Feyer- sondern auch ahn Werckhtag, so wohl bey der Vesper und den Metten, so zu abendts gehalten werden, als denen ämbtern unausgesetzt, willig, fleissig und solcher gestalt erzaigen, damit sich mein mir anvertrautes Convent wider ihn hirinfahls zubeschwären nit ursach habe, allermassen das alles unfählbar zubeschehen Wir Uns gegen ihn genzlig versehen. Hingegen wir ihm für dise sein müehewaltung und verrichten neben dem Tisch, so er thails mit andern unserer bedienten, thails mit Uns an Unserer Tafel haben solle, ahn statt der besoldtung in baarem gelt jährlich zugeben versprochen und zuegesagt sechzig gulden ...

65

StASchl, Hs 224, fol. 17r, Linzer Regesten, 169, Nr. 105: Hs 222, fol. 15ff. 31


Zumindest am Rande erwähnt sei die für diese Zeit einzigartige Tatsache, daß Georg Kopp am 28. 9. 1642 an seinen „Hochgeehrten Herrn Bruder" (Schwager?), den Schlägler Hofrichter Johann Gabriel Zaglmayr, die Bitte oder Empfehlung richtet, man möge eine Frau an den Spieltisch der Schlägler Klosterorgel lassen:66 ...die Maria... betreff:... wolle sie der Herr Bruder stark zum Schlagen (=Orgelspielen) daheimbhalten, sonst hat sie schon ein guetes fundamentum und provitatur, da sie aber kein ferners Exercitium haben wurt würts sie ehung vergessen, als sie es gelernt hat, wär auch guet für sie, daß mans zu zeitten in der Kirchn auff der orgl ließ schlagen, damit sies gewohnet, und kann ihr Hofpauer hierin wohl zu hülff kommen, und sonderlich auch, daß sie ihre lernten sachen aus der Tabulatur fleißig repetier und zu zeitten was von ihr selbst darauf schlagen lehren, wie ich ihr dann sachen will mitgeben, daß sie genug zu studieren habe ... Daraus ist nicht nur die für die Musikgeschichte Österreichs singuläre Meldung einer Dame an der Orgel eines Männerordens zu entnehmen, sondern auch – lokal bezogen – der Nachweis Hofbauers als Orgel- und Kompositions- oder Improvisationslehrer. Fragt man nach dem Repertoire jener Zeit, so ist wiederum der Zufall Zeuge: Im Stiftsarchiv ist eine Liste von Musikalien erhalten, die Hofbauer gehörten „und auf dem Schleglischen Cantorio crafft beigelegter Specification habend: und sich anfindenten Musicalien alles nach dem Müncherischen Catalog und Preß wie selbige mir in mein Gwalt komben, zusambt dem bundt" dabei handelt es sich um eine Taxierung, man könnte sagen Schätzung des Wertes, der insgesamt mit 50 fl. 10 x angegeben wird. Es sind folgende Titeln genannt.67

Zasa Paolo, Selva Spirituale Armonica, 4to libro Asparo Casati, Sacri Concerti a voce sola con la partitura Haratio Tarditi, Motetti, Concerto Salmi i Hinmi a Una Voce a. 2.3. concerti parte con violin e Tiorba e parte senza instrumenti

Gio.Antonio Rigati, Missa e salmi arosi a 3 voci con Ripieni Francesco Columbini, Concerti Ecclesiastici a 2.3.4. e 5 Voci Hiero: Frescobaldi, Diversarum Modulationum 1.2.3.4. Voc: Gio.Antonio Rigati, Motetti a 2.3. Voci con una Messa breve Maurizio Cazzati, Missa Salmi e Litanie Pet. Finatti, Missa motetta Litanie B.V. cum quattuor eius solenibus Antiphonis. 2.3.4. et 5 vocibus cum Instrumentis Cherubin Busati, Compagno Ecclesiasticorum Motectorum unius vocis Martino pesenti, Missa tribus Voc: 66 67

StASchl, Sch. 15, fast. 2/3, Briefe. StASchl, Sch. 12. 32


Gio.Felcie Sances, Motetti a Voce sola Antiphonae sacrae B.M.V. per totum annum Andrea Hofer, Salmi con Una Voce doi violini e Metetti (!) Mario Capuana, Messa e motetti 4 e 5 Voci Jo: Stadtmayr, Psalmus quinquagesimus Davidis, Modis Musicis Compositus quaternis,quinis, senis, octonis vocibus, cum secundo choro et Instrumentis Senis siplacet Maurizio Cezatti, Sonate a 1.2.3 & 4. Tarquinio Merula, Canzoni overo sonate concertate per chiesa e camero a 2. et a.3 Tarquinio Merula, Canzoni da sonare a 3. doi Violini et basso J.Henrici Schmelzer, Canzoni opa: J.Henrici Schmelzer, Sacro profanus Concertus Musicus Tidium aliorumque Instrumentorum Don Marco Uccelini, Sonate a una Voce Mario Uccelini, Sonata Sinfonie e Concerti a 2.3.4. stromenti Das sind zusammen 22 Titel, die den „italienischen Gusto“ deutlich unterstreichen. Schließlich sei auch noch erwähnt, dass Putz offensichtlich bei seiner Rückreise aus Schlägl – nach vollendeter Arbeit und Erhalt der letzten Zahlung – in der Nähe von Rohrbach überfallen worden und beraubt worden war. Die Kenntis davon ist dem Schreiben des Richters von Wegscheid an den Rohrbacher Richter Hans Heinrich Dietmair von Morau vom 3. August 1634 zu verdanken, worin es heißt: „Gleich in dieser stundt sein etliche 5 reitter (ungefähr auch vor ainer stundt alhie ainen drunkh gethan) herrn orgelmachers in Passau so von ir hochwürden und gnaden herrn praelaten zum Schlegl sein werkh verricht, alle seine sachen in geld, pistolen wie auch sein das pferdt, welches gedacht ir gnaden von Schlegl etc. ime gehörig, abgenommen und die vermuettung, daß sie solche thails zuschlag und nach Rohrbach khommen mechten. Inhero an den herrn brueder mein nachbarliche und ganz dienstliche bitten, sovil müglich wann aldort dergleichen ankhommen oder durchreiten mechten auf dieselben achtung zu haben und sonderlich des pferdts willens, so ein schener grosser praun spieglet, und herrain zu stehen und solche zu verhafft neben oder in ander weeg dergleichen sper, halten, demit thails wiederumben zubekhommen were, solches verwindet nit allain ir hochwürden am Schlägl sondern herr Puz und ich umb den herrn nachbarn und brueders threulich beschuldet wird.“68

68

StASchl, Sch 15 (4.8) 33


Taxierungsliste vom 28.2.1664

34


II. Geschichtliche Daten zur großen Orgel von Schlägl

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1. DIE INSTANDHALTUNG DER ORGEL IM 17. JAHRHUNDERT 1651, 27. 05.: Dem Orgelmacher Georgius Pauer zu Passau werden für die Stimmung und Aussäuberung der Orgel und Ausbesserung an zwei Regalen 21 fl. bezahlt.69 1665, 07. 06.: Dem „Johann Freundt, Orgelmacher zu Passau, für Zusehen, völlige Einstimmung und andere Reparierungsnotdurften“ werden 28 fl. 4 kr. ausbezahlt.70 1682: Dem Orgelmacher Wolfgang Valentin Seiz werden 3 fl. 30 kr. bezahlt.71 Hier liegt wahrscheinlich eine Verwechslung im Namen mit Valentin Zeiß aus Linz vor.72

2. CHRONIKBERICHTE AUS DEM 17. JAHRHUNDERT Die „Annalen“ des Stiftes, geführt als Band I der Stiftschronik, gehen in ihrer Disposition auf den späteren Prior Melchior Bernkopf, gebürtig aus Krumau, eingekleidet 1622, zurück und wurden vom späteren Abt Franz Freisleben bis 1649 (= fol. 185) geführt und dann von Johann Nepomuk Ortner im Jahre 1747 fortgesetzt bis 1751. Der dritte Annalist ist dann Cajetan Augustin Bachmann, eingekleidet 1751, gestorben als Pfarrer von Rohrbach 1797; er trug die Annalen ab 1751 nach und setzte sie bis 1771 fort.73 An zwei Stellen berichten die Annalen über einen Orgelbau im 17. Jahrhundert. Wieweit eine Verwechslung vorliegt oder ein Irrtum in der Ordnung von vorhandenen Notizen, sei dahingestellt. Wohl diene der wiedergegebene Wortlaut dem Leser als Basis für eigene Interpretationen: a) Eintragung 163474 „Mense sequenti infra Octavam S. P. Norberti Dominica ... R. P. Matthaeus primam suam hostiam obtulit ... quo festo prima vice lusum est in Organo, quod quantitate magnificum, cum arte splendissimus, pretio sumptuosum, et totius Ecclesiae ornamente celebre, pro demum et chorantis illius consonum, hoc etiam anno noviter comparavit et magno nomini suo in monumentum dignum apposuit, Reverendissimus praesul et pater Martinus. Novum mystam populum laudavit et ceu Davidem coluit concione celebri

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StASchl, Sch. 493, Rechnung Pfingstquartal 1651. StASchl, Sch. 508, 07. 06. 1665. 71 StASchl, Sch. 518. 72 Zu Pauer und Zeiß vgl. FRIEBERGER Rupert Gottfried, „Kleinere“ Orgelmacher aus Linz und Passau im 17. Jahrhundert in Oberösterreich, in: Beiträge zum oberösterreichischen Orgelbau = Musikwissenschaftliche Beiträge der Schlägler Musikseminare Bd.V, Innsbruck 1996, 180 – 183. 73 PRÖLL Laurenz, Geschichte ..., a.a.O., S. 231, Fußnote 1, und ausführlich 9ff. 74 StASchl, Hs 16, fol. 145. 70

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Reverendissimus P. Abbas Urspergensis, exponens ingeniosis Musionibus pulcherrimi huius organici operis omnes fistulas et Indicos, quos habet plurimos.” b) Eintragung 166175 „Denique hac circiter aetate arbitrari licet, quod Martinus huic Plagensi Ecclesiae apposuerit organum, opus tale, cui quoad molem, artificium, et tonorum modulamina, quaevis diversa instrumenta pneumatica: ut tubas ductiles, cymbala etc. aemulanti in tota hac Archi-Ducatus Provincia non invenitur par.”

3. DIE WIEDERHERSTELLUNG NACH DEM BRAND VON 1702 DURCH JOHANN CHRISTOPH EGEDACHER Am 9. Juli 1702 brach im Stift ein Brand aus, der auch in der Kirche großen Schaden anrichtete.76 Noch im selben Jahr konnte offensichtlich mit Arbeiten am Orgelgehäuse begonnen werden: 08. 11. 1702: „Ein Gerüst zur Orgel wird aufgestellt“. Dezember 1702: Zum Annageln der Orgelflügel werden 800 Nägel gegeben, der Maler bekommt für die Orgelflügel „Tachrött und Kienruess“.77 Mit der Restaurierung des Orgelwerkes wird Johann Christoph Egedacher aus Salzburg betraut, dessen Abrechnung erhalten ist (s. u.). Anscheinend war ihm auch sein Bruder Johann Ignaz Egedacher behilflich, dessen Name in den Archivakten dieser Zeit auch vorkommt, und der später unter anderen Aufträge für die Schlägler Pfarren Rohrbach und St. Oswald erfüllte. Den Abt Siard Worath lud er sogar zu seiner Hochzeit mit der Orgelmacherstochter Anna Freundt nach Passau ein.78 Die Inschrift in einer Kartusche am Gesimse des Mittetturmes der Orgel besagt, daß die Orgel bei dieser Instandsetzung auch vergrößert wurde („Incendio vastatum opus restauravit et auxit Siardus I.“). 14. 10. 1708: Abrechnung über insgesamt 467 fl:79 „Zusamben Rechnung. Mit Herrn Johann Christophen Egedacher Orgelmacher von Salzburg weegen Reparirung des alhiesigen grossen Orgelwerkhs.

75

StASchl, Hs 16, fol. 187 v. PROLL L., Geschichte, a.a.O., 290. 77 BREDL Klemens, Excerpte aus dem Stiftsarchiv, Manuskript, o.J., S. 18. 78 StASchl, Sch. 32/3/7, 07. 10. 1709. 79 StASchl, Sch. 528: auch Eintragung in Annalen, StASchl, Hs 16, fol. 210 r.: „Siardus 1. Qui simul per incendium anno 1702 abortum magna ex parte destructum organum Maioris Ecclesiae restauravit” 76

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Erstlichen ist umb völlige Einstimbung sowol Chor als Cornett Ton, wie auch an all diejenigen großen Pfeiffen, so von Feuer zu Taill verderbt und zerschmolzen, daran Lettung und Aufrichtung, item anstatt der Pusaunen, wider ganz Neye in die 40 Stkh zu den Pedal in Cornett Ton ausgearbeithe Pfeiffen, mehr weegen Transferirung der Baßpalkhen, wie auch neu Anrichtung aller Clavier, sowol Manual alß Pedal, zusamben accordiert Inhalt der Spaltzötl. Pr. 340 fl. Dann hat er Orgelmacher von Salzburg auß 2 Centen und 23 Pfund anhero verschafft jeden Centen per 52 fl. 116 fl. Vor Mauth und Fuhrlohn 2 fl. Item vor das gelifferte Löder zum Blaßpalkhen 6 fl. Vor den Gesöllen Drinkgeldt 3 fl. Summa 467 fl. Hierauf die Guettmachung. Erstlich hat Herr Orgelmachers Frau Ehegemahlin in Linzer Barthlmeymarkt empfangen benanntl. pr. 200 fl. alhier zu Closter Schlögl zu unterschiedlichmahlen vom Casier mit 195 fl. 267 fl. Zesamben der Anforderung gemäß 467 fl. Daß mir Enndtsbenandten dise Guetmachung weegen meiner vorbenandten Reparirung des großen Orglwerkhs auf Gdigen Befelch Ihro Hochwr. und Gnaden Herrn Siardi wirdigsten Abten des Löbl. Stüfft und Closters Schlögl –titl. durch den aldasigen Casier, richtig gepflogen und völlig bezalt worden, thue in Crafft dieses hiemit bescheinen. Act. Canzley Closter Schlögl den 14.8bris Ao. 1708. L.S Johann Christoph Egedacher Hof-Orglmacher in Salzburg”

4. INSTANDHALTUNG IM 18. JAHRHUNDERT 1709 bekommt Johann Ignatius Egedacher 15 fl., Johann Christoph Egedacher 12 fl. 1711 bekommt Johann Ignatius Egedacher für Raparierungen 25 fl., derselbe 1726 für „Zusehen bei der Orgel und Positiv 4 fl." 80 1739 verwüstete ein Brand das gesamte Dach des Stiftes, bei dem die Orgel nur mit Mühe und unter Lebensgefahr gerettet werden konnte.81 80 81

StASchl, Sch. 528, 529. PROLL L., Geschichte, a.a.O., S.301; StASchl, Annalen, Hs 16, fol. 228 v. 38


5. UMBAU DER ORGEL NACH DEM BRAND VON 1801 DURCH VATER UND SOHN FRANZ NOLI Das Stift wurde am 11. 04. 1801 wieder von einer schweren Brandkatastrophe getroffen, bei der auch die Orgel zu Schaden kam. Im Jahr darauf, am 22. 07. 1802, traf dasselbe Schicksal die Pfarrkirche von Aigen.82 Für die Reparatur und Neuadaption der Orgeln werden der Orgelbauer Franz Noli und dessen Sohn beschäftigt.83

„Vertrag welcher zwischen dem löblichen Stift Schlägl an einem und dem Herrn Franz Noli, bürgerlichen Orgelmacher in der Stadt Pilsen am anderen Theil in Betref der zu reparieren kommenden Orgel in der Stiftskirche und bey der Pfarrkirche Aigen folgerndermassen verabredet worden. Erstens erkläret sich der Herr Orgelmacher die Stiftsorgel fest und dauerhaft herzustellen, nemlich zwey ganz neue Blaspalken welche mit doppelten Leder beleget werden müssen – einen neuen Hauptkanal samt Buchsen und nebst diesen alles Leder, Messing, Leim, Farb, und was sonst zum Letten erforderlich ist, selbst herzuschaffen, die Orgel zu zerlegen, rein auszuputzen – und nach den französischen Ton zu stimmen. Nachdem aber das in der Orgel vorhanden bereits unbrauchbar – und nach selbst eigener Erkenntniß des dermaligen Herrn Regens chori – und Organisten P. Florian Langthaler Stifts Kanonikus, unnöthige 2te Positiv ganz beschädigt ist, und bei Untersuchung der Orgel sich veroffenbarte, daß durch die fürgeweste Feuersbrunst 82

PRÖLL L., Geschichte, a.a.O., S.341. StASchl, Sch. 1 (Konzept des Vertrages) und Sch. 914 (Reinschrift mit Anmerkung) und FRIEBERGER, Rupert Gottfried: Ein neu entdecktes Dokument zur Geschichte der Hauptorgel von Schlägl, in: Schlägler Orgelkonzerte (wissenschaftliche Festschrift) <Musikwissenschaftliche Beiträge der Schlägler Musikseminare, Band I>, Innsbruck 1979, S.42 – 45

83

39


einige grosse zinnernen Pfeiffen in obern Theil etwas geschmolzen, überhaupt aber, sowohl im ersten Positiv als im Hauptwerk einige Pfeiffen abgängig sind, so macht sich selber anheischig aus denen in dem kassiert werdenen Positiv noch vorhandenen zinnernen Pfeiffen die abgängigen Pfeiffen herzustellen. Dagenen und – Zweytens erbieth sich das Stift, dem Hl. Orgelmacher für alle diese gut hergestellte Arbeiten, und beigeschaffte Materialien vierhundert Gulden dergestalt zu bezahlen, daß ihn gleich zu Anfang 120 fl. und nach vollendeter Arbeit 200 fl. behändiget, dann nach Verlauf 6 Monaten, wenn sich an der Orgel kein Fehler veroffenbahret, die übrigen 80 fl. nach Budweis an dessen Sohn Franz Noli Bürger und Orgelmacher daselbst zu überschücken, unter welcher Sume aber alle Reiß- und Zöhrungskosten bereits verstanden sind, ausser daß der Hl. Orgelmacher nach vollendeter Arbeit bis Schwarzbach auf des Stiftsunkösten geliefert wird. Drittens: Währender Arbeitszeit verspricht das Stift dem Herrn Noli – und seinem Sohn die Kost mit dem Hl. Kammerdiener sowohl zu Mittag, als Nachts für ihn Herrn Noli alle Mahlzeit 3 Seitel und dessen Sohn 2 Seitel Bier, besonders aber dem Hl. Orgelmacher am Sonntag – Dienstag, und Donnerstag zu Mittag ein Seitel Wein nebst dem täglich zu einer Frühstück eine Schokoladesuppe und ein Laibel Tafelbrot abzugeben. Viertens:; wird zu den vorbemelten Arbeiten auf des Stfitskösten alles erforderliche Holz abgegeben, dann ein Tagwerker, oder Zimmermann so oft es nöthig ist, gestellt, auch die allen fälligen Tischlerarbeiten bestritten. Fünftens macht sich der Hl. Orgelmacher sowohl als dessen verpflichtet, daß wenn innerhalb 2 Jahren an der Orgel etwas mangelhaft oder selber verstimt werden sollte, alles wieder in guten Stand auf ihrer eigene Unkösten herzustellen. Belangend die Herstellung der Orgel bei den abgebrandten Gotteshaus im Markt Aigen so verspricht Sechstens der Hl. Orgelmacher die Orgel in der Kirche zu Maria am Anger abzubrechen, und solche in der Pfarrkirche Aigen wieder aufzusetzen, zugleich aber auch auf den französichen Ton zu stimmen, und von den obbemelten kassiert wordenen Positiv die abgängigen Pfeiffen herzustellen. Für diese Herstellung will Siebtens das Stift gleich nach Vollendung dem Hl. Orgelmacher Sechzig Gulden bezahlen. Zu Urkund dessen ist dieser Vertrag von beiden Theilen unterschrieben und gefertigt worden. Geschehen Stift Schlägl, am 25. April 1805.“

40


„Anmerkung Nachdem sich bey Zerlegung der Orgel veroffenbarte, daß die sogenannte Regierung bloß von Draht der schon ganz verrostet waar, bestanden, und zu befürchten gewesen, daß solche nach einigen Jahren, ganz unbrauchbar werden könnte, das Stift aber, die Orgel gut und dauerhaft hergestellet haben wollte, so ist mit dem vorbenannten Herrn Orgelbauer und seinem Sohn verabredet worden, daß sie diese in der Frage stehende Regierung oder Klaviatur von ganz neuem Messing nämlich mit 109 Schrauben, 180 Stiften und 90 Anfangschuhen, dann Pfundledernen Miedern versehen, und dargestalten gut und dauerhaft herstellen sollen. Nebstbey haben sich auch selbe verbündlich gemacht die Orgel sogestalten einzurichten, daß sowohl das grosse Werk als auch das Positiv auf einem Klavier gespielt werden könne, und wann an diesen Arbeiten vor Verlauf zweyen Jahren etwas fehlen sollte, die Zusammenrichtung unentgeltlich herzustellen. Dagegen verspricht das Stift nach Herstellung der vorbemelten Arbeit denenselben achtzig Gulden zu vergüten Geschehen Stift Schlägel, den 16t. May 1805. Wilhelm Abt

Franz Noli, Orglbauer und Bürger in Pilsen Franz Noli, Orglbauer zu Budweis“

6. ZWEIMALIGE REPARATUR DURCH DEN LINZER ORGELBAUER CHRISTIAN WILHELM 1835 UND 1838 a)

183584

Quittung pz: 58 f. CM, sage fünfzig acht Gulden C: M W: W: Über die. Reparirung und Renovierung der großen Stiftsorgel im Kloster Schlegel mit21 Stimmen oder Registern Erstens, sind alle Pfeiffen samt Windstöcken herausgenommen, alles gut renovirt, alle Holzpfeifen geleimt, Vorschläg fest gemacht, in die Labium Späne eingepaßt, Deckel beledert, und soviel wie möglich in den guten Standt gebracht. Die Zinnpfeiffen welche gebrochen gelöthet die 2te von den grösten Subbaspfeifen welche 16 Fus lang, welche ganz abgebrochen und umgefallen war, wieder gerade gemacht und zusammen gelöthet, auch die ganze Orgel in und auswendig gut renovirt.

84

StASchl., Sch 636. 41


Die Abstracktur in Pedal welches sehr mangelhaft war, von Pedalclavier bis an die Windladen alle Abstrackten auf beiden Seiten mit dicken neuen Trath beschlagen welches gegen 160 Stück waren, auch zum untern Werck oder Posodif und im Manual alle schadhaften Anhängsel ausgebessert. Die Manual, Pedal und Posodif Windladen gut untersucht, die Findile ausgebuzt, mehrere federn in gute ordnung gebracht und die Fugen welche aufgesprungen mit Leder beleimt. Die Claviaturen und Pedalclavier in ordnung gebracht. DieWindkanäle untersucht und das aufgesprungene mit Leder beledert so wie auch die Blaßbälge ausgebessert. Die ganze Orgel wieder zusammen gesetzt alle sowohl Holz als Zinnpfeifen gut Intoniert, die Temperatur richtig eingelegt und alles gut und gleichtönent abgestimt, dass das ganze Werck einen vollen starcken Ton bekommen hat. p.p Vor diese ganze Reparatur und Renovierung, welche über 4 Wochen dauerte samt Reisekosten, Werckzeugnutzung, und dazu gegebene Materialien, als Leder, Zinn, Trath p.p ist oben angezeigte Summa, welche Endsgefertigter empfangen zu haben, bestädiget Kloster Schlegel, den 7ten Novembris 1835

b)

Christian Wilhelm bürgerl: Orgelbauer in Linz

183885

Was der Orgelbauer zu der Reparatur an den großen Kirchen Orgel in dem Stift Schlägl gemacht und verbraucht hat. 1. Die grossen Manual und Baßwindladen herabgenommen, die Struckturen abgehängt, die Beudelbretter und Findile abgerißen, die Windladen ausgespannd, die 0efnungen ausgefüllt, inwendig auf der Vindilseiten ganz durchaus beledert neue Messingene Stiefte dazugenommen, die Vindile abgerichtet, 2fach beledert und aufgeleimt, durchaus von Kizleder neue Beudelgen, so wie auch ganz neue Anhängsel von Messingtrath dazu gemacht, auch alle Windladen oben und unten mit Bergament überzogen und aufgeleimt, die Spante gut eingebast und beledert, das alles gut windschliest. 85

StASchl, Sch 639. 42


2. Alle Abstrackten angehängt, mehrere dazugemacht, die 256 neue Anhängsel gemacht, und alles frisch angehängt. 3. Alle Pfeiffen, sowohl Manual, Posodif und Bäße, herausgenommen, untersucht, die Holzpfeifen geleimt und die zinnernen gelöthet. 4. Das ganze Werck voneinander genommen, alles ausgebessert und Renovirt. 5. Die Windstöcke gut aufgebast, die Schleifen umgeändert und gut zum Ziehen gebracht, alle Pfeifen, so gut es sich thun lies Inthonirt, und alles rein abgestimt. Hiezu sind folgende Materialien verbraucht worden: 12 Stück große dicke Allaunfelle a: 1fl24 f 8 Stück Kizfelle a: 24 x 1 Pfund Messingthrat a: 48x Eissenthrat 16 x 6 Pfund Leim a:16 x 128 schon vorhern gemachte Messingerne Stifte Durch 9 Wochen Arbeit sammt Reissen und Reißkosten von Linz auf Schlägel und wieder zurück, samt Werckzeugnutzung und Bothenlohn etz. Summa Sage Hundert Dreysich Sechs Gulden, Sechsundvierzig Kreuzer C:M:W:W: Obiges ist zu Danck bezahlt Welches Quittiere Stift Schlägl den 16 .then Septembr: 1838

3f 1f 2f

24 x 48 x 16 x 30x

117 f _________ 136 f 46 x

Christian Wilhelm bürgl: Orgel u: Instrumentenmacher in Linz

Vergleicht man Wilhelms Quittung von 1835, ist ersichtlich, daß viele Arbeiten hier nochmals wiederholt sind, womit sich die Frage nach der Gründlichkeit seiner Tätigkeit stellt. Immerhin hatte er zweimal knapp hintereinander das gesamte Pfeifenwerk abnehmen müssen. Bei einer neunwöchigen Dauer könnte man auch vermuten, daß Wilhelm jener Orgelbauer ist, von dem Josef Breinbauer (s. d.) annimmt, daß er vor ihm Dispositionsänderungen mit der Pedalmixtur vorgenommen hat.

43


7. REPARATUR NACH DEM STIFTSBRAND VON 1850 Am 3. September 1850 wurde das Stift wieder von einem großen Brandunglück heimgesucht. Der Wiederaufbau zog sich mehrere Jahre hin.86 a) Josef Breinbauer: Reparatur 1854 – Kostenvoranschlag und Quittungen87 Uiberschlag uiber jene Verbesserungen der Stiftsorgel zu Schlägel ConvM fl x welche erst werent der Reparatur derselben genauer eingesehen und so dann erst mit Sicherheit beschrieben werden konnten. 1.Wurde in dieser Orgel bei einer früheren Reparatur durch einen Pfuscher die Mixtur fürs Pedalwerk von Zinn wekgenomen, und an dessen Stelle ein einfaches hölzernes Pfeifenwerk 3 Fußton gemacht, da fürs Pedal keine Oberstimme, wodurch diese Ouint 3 Fuß würde vorhanden ist, so wird angetragen, das Pfeifenwerk von dem Register Viola 4 Fuß welches ursprünglich die Pedalmixtur war wider in seinen gehörenden Platz zurückzubringen, dafür 18. – 2. Auf dem Windstock, wo die Viola 4 Fuß wekgenomen, wird ein ganz neues Register Viola da Gamba wird ein 8 Fuß von gemischten Zinn, die großen 5 Pfeifen von Holz gemacht.. Diees Register hat eine sehr enge Mensur und einen streichenden angenemen Ton, welcher sich am meisten von allen übrigen Stimmen unterscheidet. Für dieses neue Register samt Stellpret und Abenderung der Windstöcke; Transport und Reisekosten 162. 3. Da die Vollendung den schon vorgenomenen Reparatur in den strengen Wintermonaten geschieht, so haltet es der Gefertigte für gut, bei Gelegenheit eines hiezu geeigneten Sommermonates dieses neue Register hier aufzustellen, das ganze Werk nochmals nachzustimmen und überhaupt die allenfals durch dem Wechsel der Temperatur entstehenden Feller beseitigen. Auf diese Weise kan man also ganz versichert sein, dass diesesWerck jedem Wechsel der Temperatur gut aushalten wird 60. Zusammen 240. Hauptsumme 900. Uibrigens macht sich der Gefertigte verbindlich , die durch 3 Jahre allenfals durch sein Verschulden entstehenden Gebrechen auf seine eigenen Kosten wider zu beseitigen Josef Breinbauer behauster Orgelbauer in Ottensheim (ohne näheres Datum. 1854, vielleicht Februar)

86 87

PRÖLL L., Geschichte, a.a.O., S.351. StASchl, Sch 927. 44


Breinbauer hatte demnach schon 1853 mit den Arbeiten begonnen. Ein erster Kostenvoranschlag über diese Arbeiten ist nicht erhalten. b) Zugehörige Eintragung in die Stiftschronik88 „Die Fassung der Orgel aber von Koberwein, Vergolder und Anstreicher in Linz. Das Werk selbst putzte und stimte Orgelbauer Breinbauer in Ottensheim. er erkläre die Orgel für eine der besten und zinnreichen in Österreich. Bey dieser Gelegenheit wurde sie vermehrt durch den Schnurrbaß und das Solaucinale (sic!), auch erhielt sie ein neues Manuale.“

c) Anmerkung Josef Breinbauers an Vorsatzbrettern des Orgelgehäuses89 „Der Gefertigte hat diese Orgel im Jahr 1854 reparirt, nämlich den Prospekt g putzt, 3 neue Register, Salicional, Gamba und Pombarton, gemacht, den Subbaß verstärgt, die Registerzüge und Wellenpreter umgestaltet, zwei neue Manuale und die Blasbälge mit Vertopelungen samt neuen Vielbalg gemacht, und dafür 900 fl. CMZ erhalten. Josef Breinbauer, behauster Orgelbauer in Ottensheim.“

d) Kostenvoranschlag und Abrechnung des Vergolders Josef Koberwein90 Uiberschlag. Gefertigter verpflichtet sich den großartigen Orgelkasten in der löbl. Stiftskirche zu Schlägl, die Vergold und Faßarbeit zu übernehmen, wo auch die Holztheile mit einer beliebigen Holzart, nemlich Mahagoni oder Rothailbele Funierung belegt, und in schönen Klanz gesetzt wird. Mahagoni Artig in CM 750 fl. Rothailbele in CM 800 fl. Eine Sollide und tauerhafte Arbeit mit echten Materialien herzustellen wird befließen sein ergebenster Josef Koberwein, Akad.Maler und Vergolder aus Linz. Stift Schlägl, dem 14. 7. 1853. Abt Dominik Lebschy bewilligte am 15. 07. 1583 die um 750 fl. veranschlagte Arbeit (also die Mahagonie-Imitation?), die Zahlungen erfolgten am 15. 07., 12. 08., 23. 09., 05. 10. und die Schlußzahlung am 22. 12. 1853. 88

StASchl, Chronik, tom. II, fol. 2 v. Hinterprospekt der Orgel, Mittelfeld. 90 StASchl, Sch 926. 89

45


8. JOSEF BREINBAUER: KOSTENVORANSCHLAG DURCHFÜHRUNG VON VERÄNDERUNGEN 186591 „Uiberschlag Uiber die Reparatur der Stiftsorgel zu Schlägl, 1/ Für die Herstellung zwei ganz neuer Blasbälge jeder 8' 8" lang und 5' 8" breit, dieselben sind an den Platten von inwendig und von außen gutt vertopelt mit Pferdeflechten sehr ticht gehäftet, inwendig mehrmalen mit Leimfarbe gutt angestrichen, und toppelt, an den Eken aber dreifach beledert, dafür. 2/ Für einen neuen Pixenkanal mit Vintile samt Einzapfung und Belederung 3 / Für die neuen Steingewichtg 4/ für das Einrichten dieser Bälge mit neuer Stiege zum tretten derelben samt Verschlag mit einer Eingangstür um Falle eines quarens der Bälge durch Schmieren leichte Abhülfe thun zu könen, samt Abenderung der Hebel und Strebefedern mit Beischaffung der Eisenbeschläge 5/ Für Abenderung des Windes auf 28 Grad 5. 6/ Für die Abtragung der Windlade zur Verlängerung der Vintile samt Herstellung von 60 Stück neuen Bulbetenbeutel mit neuen Durchzügen von Messingdraht 7/ Für die Anfertigung von 100 Stück ganz neuen Zinnpfeifen, welche zum theil aus neuen Zinntafeln, und auch aus dem alten Rohrbacher Pfeifenwerk gemacht werden, samt dem dazu nöthigen Loth 8/ Für die Ausbesserung des von Rohrbach hieher verwendeteten Zinnpfeifenwerkes, samti Beigabe von ungefehr etliche zwanzig Stück alter Mitxturpfeifen, welche nicht von Rohrbach sind 9/ Für die Abenderung sämtlicher Mixturpfeifenstöcke, nämlich Pedalmixtur, Manual Mixtur 8 fach, und Cimbel, welche früher zweifach und jetzt dreifach und prettern hiezu 10/ Für die Herstellung beileifig 70 Stück neuen Stoppeln zu den beiden Coppel Registern mit neuer Belederung, auf bequemern Art zum stimen wie sie an den meisten Orgeln zu treffen sind, samt anderen Ausbesserungen dieses Pfeifenwerkes

91

UND

Oest.W .fl xi. 200. – 25. 4.

50 50

30. –

45. –

70. –

30. –

36. –

15. –

Dazu ist auch die zugehörige Quittung über 570 fl. OW als Beleg Nr. 124 in StASchl, Sch 656, Jahresabrechnung 1865, vorhanden. 46


11/ damit das Gesichtspfeifenwerk, welches durch die Fliegen und anderen schädlichen Einwirkungen schon etwas schmutzig war, gutt erhalten bleibt, wird es wider rein geputzt . . . 12/ Bei der Fassung dieser Orgel im Winter 853 und 854, wurden zur Befestigung der Verzirungen an den Hauptthürmen Pretterunterlagen vom hiesigen Tischler gemacht, diese Pretter waren aber nicht gehörig trocken und haben sich so sehr holl gezogen, dass durch diesen Truck sogar einige große Zinnpfeifen verbogen wurden. Für diese Herstellung 13/ Für das Zerlegen, Ausputzen, Inotonieren und Stimmen dieser Orgel 14/ Für Transport und Reisekosten von Ottensheim nach Schlägl mit den neuen Bestandtheilen und Werkzeuge Summa Stift Schlägl am 16.Juli 1865

14. –

5. – 70. – 20. – 570. – Josef Breinbauer, Orgelbauer"

Von besonderem Interesse ist dann folgender Zusatz auf Seite 3 des Kostenvoranschlages: "Verner erlaubet sich der gehorsamst Gefertigte zu erwennen, dass durch Anbringung des neuen Registers Amoros an dieser Orgel, welche noch eine lange Dauer verspricht, selbst wann seiner Zeit einmal eine Zurücksetzung geschehen sollte /: worüber sovielseitig der Wunsch ausgesprochen wird: / kein hindernüß geschicht. " Es wurde also zu dieser Zeit eine „Zurücksetzung“ diskutiert, die offensichtlich eine Trennung von Positivgehäuse und ein Zurückschieben des Hauptgehäuses (in eine Art „Ursprungszustand") vorgesehen hätte!

9. ÜBERMALUNG DER GEMÄLDE AN DER RÜCKWAND 1888 Die auf Hans Melchor Ott zurückgehenden Gemälde Hl. Augustinus und Hl. Norbert beiderseits der Spielanlage werden 1888 von Friedrich Wutschl, der für die Schlägler Gemäldegalerie einiges beisteuerte, übermalt.92 92

BREDL Klemens., Aufzeichnungen zur Geschichte der Stiftsbibliothek, 1965, 85 Seiten, unpaginiertes Manuskript. Unter „Ott“: „Die beiden Bilder Augustin und Norbert neben dem Spieltisch der Orgel sind in schlechtester Weise übermalt / 1888 vom Maler Wutschl /". Zur Biographie und Schlägler Arbeit Wutschls s. die Zusammenfassung: PICHLER Isfried, Friedrich Wutschl (1837 – 1922), ein vergessener Linzer Maler und Restaurator, in: Jahrbuch der Stadt Linz, 50. Jg. (1985) S.375 – 380. 47


Schlägl, große Orgel im 19. Jahrhundert 48


10. REPARATUR DURCH ANTON HANEL 1871 1871 erhält der Linzer Orgelmacher Anton Hanel, in Linz-Urfahr für Reparaturen an der Orgel 16 fl. Man findet seinen Schriftzug an einem Sockel der Gehäusfront (linker Engel am Unterpositiv).93

11. REPARATUREN DURCH JOHANN MAURACHER 1891 Der in Salzburg ansässige Orgelbauer Johann Mauracher ist 1890/91 nicht nur mit kleineren Reparaturen nachweisbar. Er bekommt 1891 für Reinigung, Reparierung und Stimmung der Orgel in der Stiftskirche und in der Maria-AngerKirche einen Betrag von 206 fl.94 Er entwickelt auch Veränderungsideen, die allerdings nicht zur Ausführung kommen.95 In diesem von 14.11.1890 stammenden Plan ist erstmals eine ausführliche Disposition wiedergegeben: I. Manual Principal 8' im Prospect in der Mitte Copel 8' Gamba 8' Octav 4' Spitzflöte 4'

Octav 2' Quint 3' Cimbel 3fach Mixtur 5fach

Positiv Principal 4' im Prospect, untere Theil des Kastens Copel 8' Salicional 8' Flöte 4' Octav 2' Quint 3'

Pedal 12 bis 19 Töne Principalbaß16' im Prospect in den Hauptflügeln des Kastens Subbaß 16' } 12 Töne Bombardon 16' } Principal 8' Octav 4' Mixtur 2 2/3’'

Manualumfang: 45 Töne

93

StASchl, Sch 658, 1871, Quittung Nr.106. Zu Hanel vgl. PICHLER, Isfried Hermann – UHL, Eleonore: Biografische Notizen zu oberösterreichischen Orgelbauern, in: Beiträge zum oberösterreichischen Orgelbau = Musikwissenschaftliche Beiträge der Schlägler Musikseminare, Band V, Innsbruck 1996, S.204ff. 94 BREDL, Klemens., Excerpte, a.a.O., S.19. 95 MSS, Schachtel „Stiftsorgeln“, 4 Bogen, „Project für den Umbau der Stiftsorgel zu Schlägel“ 49


Quittung Christian Wilhelm, Reparatur 1838

Mauracher-Salzburg, Umbauplan 1891

Quittung Josef Breinbauer, Umbau 1854

Vinzenz Goller, Umbauplan 1928

50


12. ERWEITERUNG UND VERÄNDERUNG DURCH JOHANN LACHMAYR 1904 Johann Lachmayr, k.u.k. Hoforgelbauer in Linz-Urfahr, bestätigt am 14. 05. 1904 „den Betrag per 1326 fl., d. i. dreitausend und fünfzig zwei Kronen für Herstellung 9 neuer Stimmen an der Orgel in der Stiftskirche, sowie Reinigung und Stimmen derselben“ empfangen zu haben.96 Die 9(10) neuen Stimmen waren auf einer eigenen Bühne an der Rückwand der Kirche untergebracht und wurden pneumatisch gesteuert; die Pneumatik war vermutlich von der (vom Vorderprospekt zurück gezählt) 11. Schleife gesteuert, auf der nach jüngsten Untersuchungen wohl einst eine Zunge stand (quadratische Bohrungen), dann vor Breinbauer eine Viola 4' und seit Breinbauer eine Gamba 8' Platz gefunden hatte.97 Die neuen Stimmen waren: Bourdun 16', Flöte 8', Gamba 8' (von Breinbauer) Viola 8', Violine 4', Trompete 8’ Philomela 8', Aeoline 8', Vox coelestis 8', Octave 2' (historische Pfeifen von Putz aus dem Unterpositiv) Die Disposition lautete nach diesem Umbau: I:

Principal 8' Octav 4' Quinte 3' Octav 2' Zimbel 4f. Mixtur 8f .

Bourdon 16' Coppel 8' Flöte 8' Spitzflöte 4'

Gamba 8' Viola 8' Violine 4'

II:

Principal 4' Quinte 3' Superoctav 2'

Coppel 8' Philomela 8' Flöte 4' Dolce 4'

Salicional 8' Aeoline 8' Vox coelestis

P:

Principalbaß 16' Principal 8' Octav 4' Mixtur 4f.

Subbaß 16'

Bombardon 16'

96

StASchl, Sch 674, mit Beilagen Nr. 127, 128 und 130 der Kammeramtsrechnung. Der Autor hat dies bei Inventarisierung der Orgel zur letzten Restaurierung 1988 – 1990 zusammen mit Rudi van Straten von der Niederländischen Orgeldenkmalpflege und Orgelmacher Albert Reil deutlich erkennen können.

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13. REPARATUR UND STIMMUNG IM JAHR 1917 DURCH OTTO KRATOCHWIL Vom 20. August 1917 liegt eine quittierte Rechnung des Orgelbauer Otto Kratochwil über 350 Kronen vor „für Intonation und Stimmung inclusive Instandsetzung98 der Mechanik und Pneumatik, der Coppeln, des Gebläses und Materialverbrauch….“

14. EINBAU EINES NEUEN GEBLÄSES 1923 DURCH JOSEF PANHUBER Am 21. Dezember 1923 wurden an Josef Panhuber 5, 351.000.- Kronen bezahlt für die Lieferung eines neuen „Orgelmagazingebläses“ samt Montierung und Anschluss eines Elektroventilators, der aus der Fabrik Heinrich Hirzel in Leipzig geliefert wurde.99

15. PFLEGE DER ORGEL 1937 DURCH WILHELM ZIKA Wilhelm Zika, Ottensheim, besorgte 1937 eine Imprägnierung gegen Holzwurm mit Xylamon.100

16. DEMONTAGE DER LACHMAYR-ZUBAUTEN 1949 Wilhelm Zika entfernte 1949 (?) die Lachmayr-Zuhauten und stellte die als historisch erkannte Octave 2' wieder in das Positiv zurück.101

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StASchl, Sch 893 StASchl, Sch 896 samt den Zollpapieren und der Rechnung für „1 Orgelgebläse für 28 Register auf Gleichstrommotor 110 Volt“ 100 Fragebogen der Denkmalbehörde 1938/1944: ausgefüllt von Abt Benedikt Sobotka. 101 MAYER Rupert, Beiträge zur Entwicklungsgeschichte a.a.O., S. 208; und Bericht (o. Nr.) von Egon Krauss an das Bundesdenkmalamt am 03. 07. 1951 (MSS, Sch „Stiftsorgel“, Fasz. 1951 – 1960. 99

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H. Theodor Griedl (links) und H. Bruno GrĂźnberger am Spieltisch der groĂ&#x;en Orgel ca. 1948 und 1949


17. RESTAURIERUNG DURCH TH. KUHN AG/MÄNNEDORF Am 07. 09. 1957 erteilte das Stift an Th. Kuhn AG, Männedorf bei Zürich, den Auftrag zur Restaurierung der Hauptorgel gemäß eines Kostenvoranschlages vom 23. 08. 1957, der sich an Restaurierungsmaßnahmen orientierte, die der Organologe Egon Krauss (1905 – 1985) vorgab. Von Seiten des Stiftes waren H. Wolfgang Siegl O.Praem. (zu dieser Zeit Subprior) und H. Bruno Grünberger O.Praem (zu dieser Zeit Cantor; von 1960 – 1970 Prior) in die Orgelagenden involviert. Die Maßnahmen und Beobachtungen durch Krauss sind in insgesamt acht Berichte an das Bundesdenkmalamt zusammengefaßt, für welches Krauss als Konsulent fungierte.102 Diese Berichte sind datiert: „Vorbericht“, ohne Nummer, 03. 07. 1951; „Bericht Nr. 1“, 06. 08. 1955; „Nr. 2“, 25. 08. 1955; „Nr. 3“, 20. 01. 1957; „Nr. 4“, 28. 01. 1957; „Nr. 5“, 20. 04. 1957, „Nr. 6“, 28. 11. 1957; „Nr. 7“ (Abschlußbericht), 15. 06. 1960. Die Vorbereitung der Restaurierung geschah durch Egon Krauss in Rücksprache mit dem Stift. Die Auftragserteilung an Kuhn – nach Zurücknahme des Auftrages an Wilhelm Zika – stellte eine Pionierleistung ersten Ranges dar, die versuchte, eine im mechanischen Orgelbau bereits langjährig erfahrene Werkstatt mit dem Einbau einer neuen Technik und neugebauten Pfeifenergänzungen zu beauftragen. Wie an anderer Stelle erläutert, konnte dies noch nicht eine im heutigen Sinne verstandene Denkmalpflege sein, war aber österreichweit sehr wohl der wesentlichste Beitrag zu einer neuen Entwicklung im Verständnis des Restaurierens von Klangdenkmalen. Die von Kuhn durchgeführten Arbeiten lassen sich an folgenden Akten ablesen:103 Kostenvoranschlag Kuhn, 23. 08. 1957 „Die im Jahre 1634 vom Passauer Orgelbauer Andreas Putz errichtete grosse Orgel der Stiftskirche in Schlägl mit 22 Registern wurde im Laufe der Jahrunderte verändert und soll durch eine gewissenhafte Restaurierung auf den Ursprungszustand rückgeführt werden. Die stilwidrigen Veränderungenan dem überaus wertvollen alten Instrument werden beseitigt und verlorengegangene Teile durch entsprechend angepaßte und nachgebildete ersetzt. Die Ausführung der Restaurierung erfolgt nach den in der Orgeldenkmalpflege gültigen Richtlinien im Einvernehmen mit der Denkmalbehörde. 102

Diese Berichte sind sowohl im „Nachlass E. Krauss“, im „Archiv der Schlägler Musikseminare“, Faszikel „Schlägl“ als auch in MSS, Sch „Stiftsorgel“, Abt. Korrespondenz H. Bruno, erhalten. 103 Alle in Musiksammlung Schlägl, Sch „Stiftsorgel“, Abt. Korrespondenz H. Bruno, „große Orgel“. 54


Die wiederherzustellende Disposition lautet: Hauptwerk: 9 Register Principal 8’ Copl 8’ Octave 4’ Spitzflöte 4’ Quinte 3’ Octave 2’ Mixtur 8fach Zimbel 3fach Posaune 8’

alt alt

Pedal: 5 Register

Brustpositiv: 8 Register

Principal 16’ Octave 8’ Octave 4’ Mixtur 4fach Posaune 16’

Copl 8’alt Principal 4’ Flöte 4’ Octave 2’ Quinte 1 1/3’ Mixtur 4fach Dulcian 16’ Trompete 8’

alt alt alt alt alt Rekonstruktion

alt alt alt alt Rek.

alt alt alt Rekonstruk. Rekonstruk. Rekonstruk. Rekonstruk.

Die Orgel erhält also nach der Restauration die 16 Register des ursprünglich ältesten Bestandes und 6 rekonstruierte, diesem alten Bestend nachgebildete Register. (...) ... Restarationsarbeiten: 1. Instandstellen der 3 grossen alten Eichenholz-Windladen des Hauptwerkes und des Pedals. Gründliche Revision aller Teile. Kontrolle der Ventile, Federn und Pulpeten und Anpassen der Schleifen. Reparatur bzw. entsprechend angepaßter Ersatz defekter Bestandteile. 2. Herstellen einer neuen kleinen Schleifwindlade für das Positiv mit 49 Tönen und 8 Registern, Rahmen aus Eichenholz, Stöcke doppelt fourniert, da die vorhandene nicht mehr original, aus Weichholz gemacht und vom Holzwurm zerfressen ist. 3. Erstellen eines Spielschrankes mit zwei Manualklaviaturen: oben Hauptwerk, unten Positiv, je 49 Tasten, Ganztöne schwarz (Ebenholz), Halbtöne weiß. Pedalklaviatur mit 23 Tasten in Hartholz. Manualkoppel Positiv an Hauptwerk. Pedalkoppel zu Positiv. Registerzüge rechts und links neben den Klaviaturen, alles angepasst in Abmessungen und Ausführung an die besondere Gehäuse- und Orgelbauweise. 4. Erstellen der rein mechanischen Tastentraktur für Hauptwerk, Positiv und Pedal, entsprechend der ursprünglichen Anordnung. 5. Die Registertraktur wird unter Beibehaltung und Verwendung der alten eisernen Bestandteile zweckentsprechend neu angelegt. Neuer Elektro-Ventilator im jetzigen Balgraum. 7. Pfeifenwerk: a) Restaurierung des gesamten alten Pfeifenwerkes von 16 Registern, d.s. ca. 1070 Pfeifen, die stilwidrigen Fehler durch unsachgemässe Stimung und Umintonation werden nach Möglichkeit behoben. Das ganze Pfeifenwerk wird sorgfältig instand gestellt. Vereinzelte schwer beschädigte Pfeifen werden durch stilgerechte Kopien ersetzt.

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b) Nachbildung der verlorengegangenen beiden Brustpositiv-Labialregister Quinte 1 1/3’ und Mixtur 1’ 4fach in an den alten Bestand in Material und Bauweise angepasster Form, d.s. 245 kleine Labialpfeifen. c) Nachbildung der verlorengegangenen vier Zungenstimmen Posaune 8’ für das Hauptwerk, Posaune 16’ für das Pedal und Dulcian 16’ und Trompete 8’ für das Brustpositiv, alle aus Metall, mit unbelederten Kehlen, Becher aus Spottedmetall, d.s. 132 Zungenpfeifen. 8. Zusammenbau der Orgel (...) 9. Verpackung der Orgel zum Transport nach Schlägl. 10. Zusammenbau der Orgel in der Stiftskirche Schlägl im restaurierten Gehäuse (...) Preis der Arbeiten: Fr. 50.600. – “ Dazu muss festgehalten werden, daß die Erstellung sich an den von Krauss gegebenen Berichten „Nr. 1“ bis „Nr. 4“ orientierte, wo auch die vorgefundene wurmzerfressene Positivlade mit Stirnschleife, die eine Zunge vermuten ließ, beschrieben ist.104 „... Die Freilegung der Positivlade ergab weitere wertvolle Erkenntnisse. Durch die Kleinheit der Bohrungen in der Windlade bei der Quint-Schleife wird die 1 1/3’ Tonhöhe bestätigt. Eine stillgelegte Schleife an der Windladenstirnseite zeigt einen ganz ähnlichen Aufbau wie bei der Brustwerkslade in Klosterneuburg und diente mit Sicherheit einem früher vorhanden gewesenen Zungenregister in gleicher Anordnung, wie dies heute noch beim Regal des Klosterneuburger Brustwerkes vorhanden ist. (...) Der Ventilkasten der Positivlade ist derzeit oben angeordnet, war aber jedenfalls ursprünglich unterhalb der Windlade angebaut und die Ventile wurden durch Stechermechanik betätigt. Die Änderung steht mit dem Höherlegen des Spielschrankes bei Einbau des Überbodens am Chor im Zusammenhang. Die Positivlade hat derzeit einen oben liegenden Windkasten mit von oben aufgezogenen Ventilen. Diese Anordnung ist nicht ursprünglich. Ein Brett schließt die Kanzellen an der Unterseite an der Stelle ab, an der früher der orignale Ventilkasten mit von oben durch Stecher betätigten Ventilen angebracht war. An der Stelle des jetzigen Windkastens war vermutlich eine weitere Schleife vorhanden ...“

104

KRAUSS E., Bericht Nr. 2, 25. 08. 1955; dieser ist ganz im Eindruck der eben fertiggestellten Restaurierung in Klosterneuburg abgefasst. (MSS, Sch „Stiftsorgel“, Fasz.1951 – 1960) 56


Eine für diesen Bericht angelegte Skizze eines Protokolls bei einem Lokalaugenschein in Schlägl am 20./21. 08. 1955105 beschreibt die Schleifenmaterialfolge derart, daß Principal 4', Octave 2', Quint 1 1/3', Flöte 4', Copl 8' Buche, gefolgt von Salizional 8' Eiche, und die leere Stirnschleife wieder Buche aufweisen.

Skizze der vorgefundenen Unterpositivlade in den Akten von Egon Krauss

Krauss mußte seine Meinung dann selbst revidieren und trat nach erneutem Lokalaugenschein in Schlägl am 01. 10. 1955 bei ausgebauter Positivwindlade für deren Neubau ein106: „... Positivwindlade scheinbar nicht original. Keine Spur von unterem Ventilkasten; daher Positivlade neu machen“. Nicht unerheblich schwierig war es, die Erlaubnis der Handelskammer für Oberösterreich zu erwirken, daß das Stift den Auftrag überhaupt in die Schweiz vergeben konnte.107 Die Gehäuserestaurierung (im Prinzip handelte es sich um eine Neufassung in Schwarz-Gold mit Wiederanbringen der Engelsfiguren des 17. Jahrhunderts anstatt späterer klassizistischer Vasen) besorgte bis Jänner 1957 die Salzburger Werkstätte Josef Watzinger.108 105

„Nachlass Krauss“, in: „Archiv der Schlägler Musikseminare“, Faszikel „Schlägl“. Handgeschriebenes Protokoll vom Lokalaugenschein in Schlägl mit OB Zika, Landeskonservator Wibiral und Dr. Tripp vom BDA am 01. 10. 1955, in: „Nachlass Krauss“, Faszikel „Schlägl“. 107 Dazu umfangreicher Schriftverkehr in: MSS, Sch „Stiftsorgel“, Fasz.1951 – 1960 108 Kostenvoranschlag Watzingers vom 12.1.1955 im Ordner „Chororgel ab 1949“ in MSS Sch „Chororgel“ 106

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Schließlich ergibt die Arbeit an den Laden und Pfeifen neue Erkenntnisse über Mixturzusammensetzungen, was Eckert (der Verantwortliche im Betrieb Kuhn) Krauss am 24. 10. 1959 mitteilt: Die Hauptwerksmixtur konnte aufgrund von vorhandenen Bohrungen und originalen Pfeifen so rekonstruiert werden: C – c 7fach; cis – e' 8fach; f' – e'' 9fach; f'' – c"' 10fach; 70 Pfeifen, die zuletzt in dieser Hauptwerksmixtur standen, bleiben über und sind wahrscheinlich von der Positivmixtur; sie entsprächen in Mensur Principal 4' und Octav 2' des Positives.109 Die Zimbel muß gemäß der gefundenen Bohrungen 2fach gewesen sein, die Pedalmixtur aus demselben Grund 5fach. Krauss antwortet (31. 10. 1959), daß die Mixtur nach dem erarbeiteten Schema 7-10fach gemacht werden soll, fremde Pfeifen ausgeschieden werden sollen und neu gemachte an alte angepaßt sein müssen; die Zimbel soll 2fach und klein gemacht werden, die Pedalmixtur 5fach. Wenn die 70 Pfeifen noch gut sind, sollen sie in die Positivmixtur eingepaßt werden. Eckert schrieb auch von gefundenen 2 Oktaven Pfeifen einer Quinte 2 2/3', die nicht situiert werden konnten. Krauss meint, wenn diese eindeutig Putz zugeschrieben werden könnten, könnten sie vielleicht in der Pedalmixtur untergebracht werden. Tatsächlich wurden diese Pfeifen aber nur im Orgelgehäuse ohne Verwendung gelagert. Desgleichen spricht sich Kraus hier für eine Höherlegung des Spielschrankes aus.110 Eine Zusammenfassung der Kuhn-Arbeiten ist auch aus dem Abschlußbericht von Krauss (Bericht „Nr. 7“, 15. 06. 1960) herauszulesen: „Im Zuge der Restaurierungsarbeiten wurden wertvolle Feststellungen über die Originale Zusammensetzung der gemischten Stimmen Mixtur und Cimbel gemacht, die bei der Ausführung berücksichtigt wurden. Die Aufstellung der restaurierten Orgel erfolgte in den Monaten April und Mai 1960, die Intonation der Labialstimmen erfolgte durch Herrn Schacht, der lange Zeit Mitarbeiter von Karl Schucke war. Die gesamte Ausführung der orgelbaulichen Arbeiten ist erstklassig und weit über dem Niveau gelegen, welches bei uns üblich ist. Dies war in diesem Falle auch besonders notwendig, weil sich im Zuge der Arbeiten eine Reihe von Schwierigkeiten ergaben, die nur von in solchen Arbeiten wirklich erfahrenen und dabei verantwortungsbewußten, keine Halbheiten duldenden Kräften gemeistert werden können. Diesen ist es zu verdanken, daß die nun großenteils 326 Jahre alte Materie ohne Mängel zu technisch einwandfreier Funktion gebracht werden konnte. Besonders die Erlangung einer 109

Heute schließt sich der Kreis des Wissens: es handelt sich dabei um jene Pfeifen, die Breinbauer aus der Rohrbacher Orgel zur Vergrößerung des Mixturpfeifenwerkes verwendete; siehe: 8. Josef Breinbauer, 1865. 110 Briefwechsel in „Nachlass Krauss“, in: „Archiv der Schlägler Musikseminare“, Faszikel „Schlägl“. 58


genügenden Dichtheit der alten Hauptwerkswindlade bereitete Schwierigkeiten, die aber überwunden wurden. Im Vergleich mit den erstklassigen Arbeiten der Schweizer Werkstätte hat es bei der Gehäuserestaurierung Unstimmigkeien gegeben, die zu Differenzen zwischen den Orgelmachern und den Gehäusearbeitern führten. Es ist weder die tischlerische Instandsetzung des Gehäuses noch dessen Holzwurmbehandlung und Bemalung den berechtigten Anforderungen genügend ausgeführt worden und es mußte das Stift teilweise mit eigenen Kräften nach Angaben der Schweizer mithelfen. Die Restaurierung der Schlägler Putz-Orgel ist die bisher beste Arbeit dieser Art, die in Österreich ausgeführt wurde. Die Beauftragung der führenen Schweizer Orgelwerstätte für diese schwierige Arbeit kann als voller Erfolg betrachtet werden.“

Die Restaurierung war im Mai 1960 abgeschlossen. Am Pfingstsonntag 1960 beging man die festliche Orgelweihe, zu der Luigi Ferdinando Tagliavini und Anton Heiller als Festorganisten geladen waren.

Kuhn-Restaurierung in Schlägl 1960: v.l.n.r.: Isler, Kunz, Krauss, Eckert

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Schlägl, groĂ&#x;e Orgel 1960, Vorderprospekt und Spielfront

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18. MÖGLICHE FOLGERUNGEN, DIE AUS ARCHIVALISCHEN DATEN, INVENTARISIERUNG UND DEMONTAGE RESULTIEREN Andreas Putz stellte die Orgel (höchstwahrscheinlich: solche und ähnliche Beiworte unterbleiben im folgenden Text, müssen aber stets dazugedacht werden) in zwei getrennte Gehäusekörper „Hauptwerk" und „Rückpositiv" auf. Vielleicht ordnete er schon zusätzlich ein „Brustwerk“ an; das bei Noli 1803 angeführte „unbrauchbare zweite Positiv“ könnte dahingehend interpretiert werden. Die „Neuanordnung“ der Klaviere unter Egedacher wäre demzufolge das Zusammenschieben der Gehäusekästen, sodaß aus dem „Rückpositiv“ ein „Unterwerk“ im Orgelfuß wurde und die Orgel von da an hinterspielig ist. Wenn nicht Putz, so hat Egedacher das Brustwerk angeordnet. Der Registerbestand desselben ist ungesichert. Es besteht die Möglichkeit, daß die hölzerne Copl 8' des Hauptwerkes dafür gebaut war: dieses Register zeigte bei der Demontage als einziges Register im HW keine Verschiebung der Pfeifen von den Tasten, d.h. die Toninskription entsprach der Tastenfolge; die Baßpfeifen zeigten Abänderungen von späterer Hand dergestalt, daß ehemalige Verkröpfungen (was für Brustwerksposition spräche) ausgerichtet wurden. Das ehemalige Brustwerk wäre dann in tiefer Stimmung gestanden, was Egedachers Rechnungsangabe, die Orgel sowohl im Chor- also auch im Cornett-Ton zu stimmen, entspricht. Das Register „Flöte 4'“ im Unterwerk zeigt Machart von Putz und war nach der gut lesbaren Inskription eine Diskantstimme zu 8', die obere Oktav ergänzte auch Kuhn. Es könnte durchaus auch im Brustwerk gestanden sein - zumal die auf Egedacher zurückgehenden gemalten Registerschilder für das Unterwerk, von denen Reste vorhanden sind, keinesfalls die Lesart für irgendeine „Flöte“ zulassen. Egedachers Unterwerk wäre demnach disponiert gewesen: „Copula, Principal, Quint, Octav, Cimbl“ und ein zusätzliches unlesbares Schild, in dessen Nomenklatur die Buchstaben „..E..G(?)AL(?)“ vorkommen. Die von Kuhn gefundene, Egedacher zugesprochene Unterwerkslade war aus Weichholz und verwurmt. Krauss stellt bei der Demontage 1951/54/55 fest, daß sie vielleicht eine Brustwerkslade gewesen ist, und führt nicht zuletzt die Stirnschleife (analog Klosterneuburg Brustwerk) ins Treffen. Eine erste Reduktion der Orgel besorgte Noli 1803 – 1805: immerhin wird ein ganzes Werk („2. Positiv“) kassiert. Der Einbau einer Manualkoppel ist aus dem

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Zusatz des Vertrages zu lesen, sodaß angenommen werden kann, daß unter Egedacher eine solche nicht vorhanden gewesen ist. Große Bedeutung muß dem Eingriff durch Christian Wilhelm 1835 und 1838 zugemessen werden: wenn sich nicht unbedingt Veränderungen in der klanglichen Substanz direkt nachweisen lassen, so bilden das Behandeln der Windladen, das Umändern der Registermechanik (wahrscheinlich erstmals von Haken auf Ziehen) und die Veränderungen der Traktur erhebliche Einbußen an der historischen Substanz. Wenn Breinbauer 1854 feststellt, daß ein "Pfuscher" auch am Pfeifenwerk der Pedalmixtur Umstellungen vorgenommen hat, bzw. einen Austausch derselben in ein Holzregister, und geht man davon aus, daß inzwischen kein anderer Orgelbauer daran gearbeitet hat, muß auch das noch in den Umfang der Arbeiten durch Wilhelm gestellt werden. Breinbauers Arbeiten 1854 und 1865 sind klar umschrieben. Daraus geht hervor, daß auch diese Eingriffe bislang in ihrem Umfang vielleicht unterschätzt wurden: neue Windversorgung, Veränderungen der Mixturen und infolgedessen an den Pfeifenstöcken, Vergrößerungen der Baßventile, Pfeifenwerk aus der alten Rohrbacher Orgel unter das historische Material von Schlägl zu mischen, Eleminierung der Positivklangkrone für den Platz des neuen Salicionals und die 12 Töne umfassenden, repetierenden Pedalregisterzubauten Subbaß und Pombarton sind prägende Deviationen. Wenn Breinbauer seine Gambe 8' auf den Platz stellt, wo er eine Viola 4' vorfand, und damit die Schleife hinter dem Hinterseitenprospekt der Pedaloctave 8' angenommen werden kann, und die bei dieser Restaurierung vorgenommene Stöcke- und Ladenuntersuchung auf diesen Platz quadratische „Bohrungen“im Maß von ca. 12 – 14 mm zutage brachte, darf man dort eine kurzbrechige Zungenstimme vermuten, deren Platz durch die in der Lade gefundenen Windleitungen unter dieser Bahn noch zusätzlich gesichert wird. Man bedenke zusätzlich, daß die Orgel im 19. Jahrhundert also wenigsten dreimal völlig auseinandergenommen wurde! Der Umbau durch Lachmayr 1904 war mehr ein Zubau als direkte Veränderung. Die auf Fotos von 1951 zu sehenden Klaviaturen könnten auch auf ihn zurückgehen. Außer Zweifel bleibt die Möglichkeit von intonatorischen Veränderungen, die jedem der letztgenannten Orgelbauer zuzumuten ist. Die Restaurierung durch Kuhn unter fachlicher Anleitung von Egon Krauss war ein erster wichtiger Schritt zur Rettung des Instrumentes und an sich eine Pioniertat. Sie konnte sich nur auf damalige Erkenntnisse und gerade im Ausland angefangene Restaurierpraktiken stützen und arbeitete großteils ohne Dokumentation der vorgenommenen Arbeiten. Man muß aber betonen, daß gerade 62


kleine Abtragungsskizzen und Berichte an das Denkmalamt durch Krauss wichtige Ergänzungen und Hinweise für den nunmehrigen Restaurierungsplan lieferten. Davon sei vor allem die Bohrungsangabe für Quint 1 1/2’, Zimbel HW und Mixturbesetzung in HW und Ped genannt. Der Ansatz, eine völlig neue Windversorgung, eine neue Spiel- und Registertraktur und neue Zungen zu bauen, war eine Novität, konnte allerdings nur mit den Mitteln der damaligen Zeit arbeiten, nachdem Kuhn eben gelungene neue mechanische Werke erstellt hatte, worin der österreichische Orgelbau übrigens kaum noch Erfahrung gesammelt hatte. Eine Orientierung an lokalen Gegebenheit des Gehäuses, den vorhandenen historischen Pfeifen oder anderen Orgelteilen, oder die Berücksichtigung von Archivquellen und Anaolgien bestehender Instrumente entsprach noch nicht jener Arbeitsweise, die aber vielleicht gerade durch die damals musterhafte Instandsetzung der Schlägler Orgel wachsen und reifen konnte und in der Wiederherstellung der bedeutenden Ebert-Orgel der Innsbrucker Hofkirche (abgeschlossen 1977 durch Jürgen Ahrend) völlig neue, vielbeachtete Maßstäbe setzte. Es war die Wieder-Restaurierung der Klosterneuburger Festorgel (erstmals 1948 – 1951) im Jahr 1985 ein Präzedenzfall, Orgeln, die in den Nachkriegsjahren – gut gemeint – restauriert wurden, einer zweiten logischen Fortführungsrestauration zu unterziehen. Es kann der Stiftsvorstehung des Praemonstatenserstiftes Schlägl nicht genug gedankt werden, die Wege für die wirksame Wiederherstellung der historischen großen Orgel von Schlägl geebnet zu haben und das Vorhaben durchgeführt zu haben. Die Frage des Restaurationsansatzes war hier freilich – aufgrund der demonstrierten vielschichtigen Veränderungen – eine viel schwierigere, weil keinesfalls leichtfertig von einer „Rückführung auf den Ursprungszustand“ gesprochen werden konnte.

19. UMBAUPLÄNE, DIE NICHT ZUR DURCHFÜHRUNG KAMEN a) Josef Breinbauer, 1865 StASchl, Sch. 656: Kostenvoranschlag Breinbauers vom 14. 07. 1865 für tatsächlich durchgeführte Arbeiten um 570 fl. CMZ mit folgendem Zusatz: „Verners erlaubet sich der gehorsamst Gefertigte zu erwenen, daß durch die Anbringung des neuen Registers Amorosa an dieser Orgel welche noch eine lange Dauer verspricht, selbst wann seinerzeit einmal die Zurücksetzung geschehen sollte /: worüber vielseitig der Wunsch ausgesprochen wird :/ kein Hindernüs geschicht.“

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Offensichtlich sind dabei zwei Umstände angesprochen: zum einen der Wunsch Breinbauers, ein zusätzliches Register „Amorosa“ einzubauen, zum anderen, daß Erwägungen im Gang waren, die Orgel „zurückzusetzen“, d.h. wohl, wieder eine Trennung von Hauptwerk und Positiv vorzunehmen und das Hauptgehäuse um einen entsprechenden Abstand zurückzuschieben. b) Johann Mauracher, 1890 Musikarchiv Schlägl, Ordner „Orgel“, Abt. „Umbaupläne vor dem Krieg“: „Project für den Umbau der Stiftsorgel zu Schlägel“, 14. 11. 1890. Mauracher beschreibt zwei Varianten, mit zwei oder drei Manualen. Dabei ist vorgesehen, die Umfänge um Manual auf 54 Töne zu erweitern, im Pedal auf 27 Töne. Der Spieltisch, Windladen und Gebläse sollten ganz neu gemacht werden; ebenso die Traktur als pneumatische. Mauracher verspricht „alle angegebenen Bestandteile werden in meiner Werkstätte fix und fertig hergestellt“ und plant eine Montage von 6 – 8 Wochen ein. a. Variante mit 2 Manuale I.Manual

II.Manual

Pedal

Principal 16‘ Bordun 16‘ Doppelflöte 8‘ Gemshorn 8‘ Viola baritona 8‘ Principal 8‘ Trompete 8‘ Octav 4‘ Spitzflöte4’ Progressiv 2 2/3‘ Mixtur Cornett

Lieblichgedact 8‘ Principalino 8‘ Salicional 8‘ Philomela 8‘ Dolzflöte 8‘ Dolce 8‘ Gamba 8‘ Salicet 4‘ Flöte 4‘ Mixtur 2 2/3‘4fach

Principalbaß 16‘ Subbaß 16‘ Violon 16‘ Posaune 16‘ Quint 10 2/3‘ Octavbaß 8‘ Principalbaß 8‘ Borduna 8‘ Cello 8‘ Posaune 8‘ Quint 5 1/3‘ Octav 4‘ (die letzten 6 als „Auszug“)

b. Variante mit 3 Manualen Sie entspricht in den ersten beiden Manualen der Variante „a“ und sieht noch als drittes Manual folgende Stimmen vor: Geigenprincipal 8‘ Philomela 8‘ Dolce 8‘ Aeoline 8‘ Violine 4‘

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c) Dreher und Flamm (Werkstätten der „Cäcilia" nach Vorschlag Vinzenz Goller), 1928 (?) Musikarchiv Schlägl, Ordner „Orgel“, Abt. „Umbaupläne vor dem Krieg“: Expertise von Vinzenz Goller, undatiert, von Rupert Mayer111 auf 1928 zugeordnet und damit verbunden „Kostenvoranschlag für den Neubau einer Chor- und Hauptorgel in der Kirche des Stiftes Schlägl" von Dreher und Flamm, Werkstätten der Cäcilia, Salzburg. Demnach sollte eine Chororgel mit 12 Registern hinter dem Hochaltar gebaut werden (unter Verwendung der Lachmayr-Pfeifen aus der großen Orgel), mit einem eigenen Spieltisch im Presbyterium; diese sollte aber gleichzeitig als drittes Manual der umgeänderten, auf 28 Register gebrachten Hauptorgel dienen. In der Hauptorgel sollten die alten Schleifladen und ihre mechanische Traktur durch Kegelladen mit elektrischer Traktur ersetzt werden und der Tonumfang auf 56 bzw.30 Töne erweitert werden. 112 Goller schlägt vor, vor Beginn der Arbeiten an der Hauptorgel zuerst mit dem Bau der neuen Chororgel zu beginnen. Die „Wunschdisposition“ der Hauptorgel lautete: 1.Manual (Hauptwerk)

2.Manual (Positiv)

Pedal

Quintadeen 16‘ (neu) Principal 8‘ Coppel 8‘ Flöte 8‘(1904) Viola 8‘(1904) Oktav 4‘ Spitzflöte 4‘ Quinte 2 2/3‘ Cimbel 4 fach Mixtur 8 fach Trompete 8‘(1904)

Dulcian 8‘ (aus Salicionoal 1853) Coppel 8‘ Philomela 8‘(1904) Prinzipal 4‘ Flöte 4‘ Dolce 4‘(1904) Quinte 2 2/3‘ Superoktav 2‘(1904) Mixtur 2‘,3fach (neu) Krummhorn 8‘ (neu)

Principalbass 16‘ Subbass 16‘ (neu) Bourdonbass 16‘ (aus B.8‘1.Man) Prinzipal 8‘ Oktav 4‘ Mixtur 4fach Posaune16‘(neu)

Die Umfänge sollten in den Manualen auf C – g‘‘‘ mit 56 chromatischen Tönen Die ganze Anlage war natürlich mit elektrischer Traktur geplant.113 Der nach diesen Vorgaben vorliegende Kostenvoranschlag der Firma Dreher&Flamm aus Salzburg unterstreicht, zwei „gleiche“ Spieltische herzustellen 111

MAYR R., Beiträge zum Orgelbau .., a.a.O., S.205ff. MSS, Sch „Stiftsorgeln“, Mappe 1928; detaillierte Schilderung auch bei MAYR R., Beiträge zur Entwicklungsgeschichte, a.a.O., S. 208. 113 Musiksammlung Schlägl, Schachtel „Stiftsorgeln“: Faszikel „Umbaupläne vor dem Krieg“ 112

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(also wohl, dass auch vom Chorgestühl aus die Hauptorgel spielbar wäre) mit Gesamtkostenpreis von 41.150. – Schillingen.114 d) Wilhelm Zika, 1955 Musiksammlung Stift Schlägl, Ordner „Orgel“, Abt. „Umbauten nach dem Krieg“, gesammelte Korrespondenz Bruno Grünbergers: Kostenvoranschlag Wilhelm Zikas vom 11. 09. 1955 unter Bezugnahme auf Bericht „Nr. 2“ zur Restaurierung der Putz-Orgel in Schlägl von Egon Krauss an das Bundesdenkmalamt vom 25. 08. 1955. Vorgesehen waren folgende Arbeiten: Ausbau des ganzen Werkes, Reinigen des Orgelinneren, Imprägnieren, Reparatur der Laden mit Einbau neuer Pulpelten und Ventilfedern, Neuanlage der Windführung im Werk mit neuen Kanälen, Änderung der Pfeifenstücke für den Einbau der neuen Zungenstimmen, für Mixturen etc., neue Spiel- und Registertraktur, neue Spielanlage, Ergänzung und Richtigstellung der Zimbel und Mixturen, neue Mixtur für das Positiv zu 1' 4fach; nach Ausbau der Positivwindlade stellte sich heraus, daß diese neu gemacht werden müsse. Vorgesehen war, daß Th. Kuhn AG, Männedorf (Schweiz), dazu die neuen Zungenstimmen anfertigt unter Nennung des Pfeifenmachers Bertain (Offert Kuhn am 03. 12. 1955 und Bestellung durch das Stift am 07. 03. 1956 im selben Ordner). Da die Arbeiten, die nach dem 11. 09. 1955 mündlich in Auftrag gegeben wurden und bis 01. 02. 1957 befristet waren, bis zu diesem Termin nicht ausgeführt waren115 und auch durch den Tod von Wilhelm Zika sen. eine neue Situation eintrat, entzog das Stift mit 01. 02. 1957 den Auftrag.

114

Ebenfalls MSS, Sch „Stiftsorgeln“, Faszikel ohne Datum die Abtragung erfolgte offensichtlich am 01. 10. 1955; vgl. Krauss, Bericht „Nr. 3“ an das Bundesdenkmalamt, in „Nachlass Krauss“, in „Archiv der Schlägler Musikseminare“, Fasz. „Schlägl“ 115

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III. Dispositionen der Schl채gler Hauptorgel nach Quellen und Dokumenten

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1. 17. JAHRHUNDERT StASchl, Sch. 477: Bestallung des Organisten Georg Kopp (25. 07. 1635) „.. Gottesdienst zu schlagen, vor und nach die Fligl, Register, Vorhang und Clavier, alles Vleiß auf und zue zueziehen und zu bedeckhen, die Zungenregister so offt es vonnöthen ganz vorsichtig zum öfftern zustimmen...“

2. 18. JAHRHUNDERT StASchl, Sch. 527: „Zusamben Rechnung“ des Orgelmachers Johann Christoph Egedacher (14. 10. 1708) „... item anstatt der Pusaunnen wider ganz neye in die 40 stuck zu den Pedal in Cornett Ton ausgearbeithe pfeiffen ...“ Reste der Registerbeschriftung, Gehäuse Hinterseite, links und rechts vom Spielanlageausschnitt; unter Pergamentschildern 1988 freigelegt: links (v.o.n.u.): princip.. copvla quint

rechts: octav (unleserlich: ?GA??) imb (wohl cimbl)

3. 19. JAHRHUNDERT a. Registerschilder, vielleicht auf Noli zurückgehend, spätestens Wilhelm, auf Pergament mit brauner Tinte geschrieben, waren über Egedacher(?)Beschriftung, welche auf Holz gemalt war, geklebt, bei Freilegung derselben zerstört; von Krauss bereits 1955 konstatiert, 1988 fotografiert. links:

rechts:

Principal Copula 8’ Quint 1 1/2’

Feldflöte 4’ (1988: nur mehr lesbar: ...flöte.) ? /Tremulant ?

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b. StASchl, Sch. 914: Vertrag mit Franz Noli und Sohn, Anmerkung (16. 05. 1805) „... dergestalten einzurichten, daß sowohl das grosse Werk als auch das Positiv auf einer Klaviatur gespielt werden können ...“ (Manualkoppel)

c. StASchl, Sch. 636: Quittung für Orgelbauer Christian Wilhelm (07. 11. 1835) „... Reparirung und Renovirung der grossen StifftsOrgel im Kloster Schlegel mit 21 Stimmen oder Registern“

d. StASchl, Sch. 927: Kostenvoranschlag Josef Breinbauer, 1854, undatiert, mit Quittungen über insgesamt 900 fl. CM „... wurde in dieser Orgel bei einer früher vorgenommenen Reparatur durch einen Pfuscher die Mixtur fürs Pedalwerk von Zinn weggenommen, und an dessen Stelle ein einfaches hölzernes Pfeifenwerk 3 Fußton gemacht, da fürs Pedal keine Oberstimmen, wodurch diese Quint 3 Fuß gedeckt würde vorhanden ist, so wird angetragen, das Pfeifwerk von dem Register Viola 4 Fuß, welches ursprünglich die Pedalmixtur war, wider in seinen gehörigen Platz zu bringen, dafür ... 18 fl ... auf den Windstock wo die Viola 4 Fuß weggenommen wird, wird ein ganz neues Register Viola di Gamba 8 Fuß von gemischten Zinn, die großen Pfeifen von Holz gemacht. Dieses Register hat eine sehr enge Mensur und einen streichenden angenemen Ton, welcher sich am meisten von allen übrigen Stimmen unterscheidet ...“

e. StASchl, „Stiftschronik, Band 2“, fol. 2 v Beschreibung der Arbeiten Breinbauers 1854 „Das Werk selbst putzte und stimmte Orgelbauer Breinbauer in Ottensheim. Er erklärte diese Orgel für eine der besten und zinnreichsten in Osterreich. Bey dieser Gelegenheit wurde sie vermehrt durch den Schnurrbaß und das Solaucinale, auch erhielt sie ein neues Manuale.“

f. Inschrift an einem Vorsatzbrett des Hinterprospektes, geschrieben von Josef Breinbauer: „Der Gefertigte hat diese Orgel im Jahre 1854 reparirt, nämlich den Prospekt geputzt, 3 neue Register Saliconal, Gamba und Pombarton gemacht, den Subbaß verstärgt, die Registerzüge und Wellenbretter umgestaltet, zwei neue Manuale und die Blasbälge mit Verdoppelungen samt neuen Vielbalg gemacht, dafür 900 fl CMZ erhalten.“

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g. StASchl, Sch. 656: Kostenvoranschlag Josef Breinbauer, 16. 07. 1865, mit zugehöriger Quittung vom 08. 08. 1865 „.. Für die Abänderung sämtlicher Mixturpfeifenstöcke, nämlich Pedalmixtur, Manual Mixtur 8 fach und Cimbel, welche früher nur zweifach besetzt war, wird jetzt dreifach und mit größeren Pfeifwerk besetzt ... Für die Herstellung beileifig 70 Stück neuer Stoppeln zu den beiden Coppel Registern ...“ h. Musiksammlung Stift Schlägl, Ordner „Orgel“, Abt.„Umbaupläne vor dem Krieg", angelegt von Bruno Grünberger: Umbauplan des Josef Mauracher, 14. 11. 1890; hier ist erstmals eine vollständige Disposition genannt, die Mauracher antrifft: I. Manual Principal 8' im Prospect in der Mitte Copel 8' Gamba 8' Octav 4' Spitzflöte 4'

Octav 2' Quint 3' Cimbel 3fach Mixtur 5fach

Positiv Principal 4' im Prospect, untere Theil des Kastens Copel 8' Salicional 8' Flöte 4' Octav 2' Quint 3'

Pedal 12 bis 19 Töne Principalbaß16' im Prospect in den Hauptflügeln des Kastens Subbaß 16' } 12 Töne Bombardon 16' Principal 8' Octav 4' Mixtur 2 2/3’'

Manualumfang: 45 Töne

4. 20. JAHRHUNDERT a. Musiksammlung Stift Schlägl, Ordner „Orgel", Abt.„Umbaupläne vor dem Krieg": Gutachten von Vinzenz Goller aus dem Jahr 1928. Auf Seite 3 führt Goller die von Lachmayr hinzugebauten Stimmen mit folgender Charakterisierung an: „Lachmayer baute 10 neue Stimmen dazu: 1. Man. (Hauptwerk) Bourdon 16’ (klopfiger, pfauchender Ton) Trompete 8’ (groß intoniert, muss umintoniert werden) Flöte 8’ (ungesunden Ton; umintonieren) Gamba 8’ (kratzender Ton) Viola 8’ (gut, brauchbar) Violine 4’ (zu scharf) 70


2. Man. (Positiv) Philomela 8’ (weiche Flöte) Aeoline 8’ (schlecht intoniert) Vox coelestis 8’ Dolce 4’ (zu stark) Superoktav 2’ (zu hart und stark)“

Goller irrt bei der Stimmenanzahl durch Lachmayr. Laut Quittung Lachmayrs in StASchl, Sch. 674, vom 14. 05. 1904 baute er 9 Stimmen für 1526 fl. ein. Dies wird auch verifiziert durch die Feststellung, daß sich bei Entferung des Lachmayr-Zubaues durch Wilhelm Zika sen. 1949 herausstellte, die Superoktav 2' sei historisches Material aus der alten Orgel. (Auch von Egon Krauss im Bericht an das Denkmalamt am 03. 07. 1951 konstatiert; ohne Nummerierung mit Angabe, daß diese Stimme wieder in das Positiv eingesetzt wurde.)

b. StASchl, Sch 681, Beilage Nr.161: Rechnung für Orgelreparatur und Stimmung von Orgelbauer Otto Kratochwil I.Manual Bordun 16’ Principal 8’ Gamba 8’ Flöte 8’ Viola 8’ Trompete 8’ Octave 4’ Spitzflöte 4 Violine 4’ Quinte 3’ Octave 2’ Mixtur 8fach Cimbel 4fach Coppel 8’

II.Manual Philomela 8’ Aeoline 8’ Vox celeste 8’ Dolce 4’ S.Octave 2’ Positiv Salicional 8’ Principal 4’ Flöte 4’ Quinte 2’(sic!) Coppel 8’

Pedal Bordun 16’ Subbaß 16’ Principalbaß 16’ Principal 8’ Octave 4’ Mixtur 4fach Coppeln Manual Coppel II-I Pedal Coppel

c. Musiksammlung Stift Schlägl, Ordner „Orgel", Abt.„Umbaupläne vor dem Krieg" Im Anhang an das Goller-Gutachten findet sich ein beigehefteter handschriftlicher Zettel von etwa 1930 mit Angabe der Dispositionen für die Stiftskirche und die Maria-Anger-Kirche.

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I. Manual: 45 Tasten Bourdon 16’ Prinzipal 8’ Coppel 8’ Trompete 8’ Gamba 8’ Viola 8’ Flöte 8’ Mixtur 8fach Spitzflöte 4’ Octav 4’ Violine 4’ Quint 3’ Cimbel 2fach Octav 2’ Copula Manuale

II. Manual Salicional 8’ Vox celeste 8’ Aeoline 8’ Philomela 8’ Copel 8’ Prinzipal 4’ Flöte 4’ Dolce 4’ Quint 3’ S.Octave 2’

Pedal Bombardon 16’ Subbaß 16’ Prinzip.Baß 16’ Prinzipal 8’ Octav 4’ Mixtur 2fach Pedalcoppel

Die Reihenfolge und die Nomenklatur lassen ein Abschreiben von Registeraufschriften in der Reihenfolge der Manubrien vermuten. d. Rupert Mayer, Beiträge zur Entwicklungsgeschichte des Orgelbaues in Oberösterreich, Teil I: Stiftsorgeln und inkorporierte Pfarreien, phil. Diss. (ms.), Innsbruck 1953, 208: Hier wird die Disposition wiedergegeben, die die Orgel nach der Entfernung des Lachmayer-Zubaues hatte; die Anzahl der Mixturchöre ist zweifelhaft. I:

Principal 8’ Octav 4’ Quint 3’ Octav 2’ Zimbel 4f. Mixtur 8f.

Coppel 8’ Spitzflöte 4’

II:

Principal 4’ Quint 3’ Octav 2’

Coppel 8’ Flöte 4’

Salizional 8’

P:

Principalbaß 16’ Principal 8’ Octav 4’ Mixtur 4f.

Subbaß 16’

Bombardon 16’

K:

II/I, Pedalkoppel II-1 (gekoppelt)

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e. Disposition nach dem Umbau durch Kuhn 1960: HW (II)

Principal 8’ Copl 8’ Octave 4’ Spitzflöte 4’ Quinte 3’ Octave 2’ Mixtur VII-X Cymbel II Posaune 8’

Pos (I)

Copl 8’ Principal 4’ Flöte 4’ Octave 2’ Quinte 1 1/2’ Mixtur IV Dulcian 16’ Trompete 8’

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Ped

Principal 16’ Octave 8’ Octave 4’ Mixtur V Posaune 16’

Pos/HW Pos/Ped


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IV. Die Restaurierung 1987 – 1990 durch die Orgelbauwerkstatt Gebrüder Reil – Heerde/Niederlande Wissenschaftlicher Restaurierungsbericht

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1. DAS KONZEPT DER RESTAURIERUNG Die Wiederherstellung der Schlägler Hauptorgel war komplizierter als eine „Rückführung auf den Ursprungszustand“. Eine solche wäre eine reine Hypothese, da weder Anhaltspunkte in den Archivquellen noch Spuren am Werk eine auch nur einigermaßen gestützte Annahme zulassen. Folglich bestand die Leitlinie darin, einem möglichst frühen „späteren Zustand“ des Instrumentes nachzuspüren. Als solcher erwies sich die seinerzeitige Anlage durch Johann Christoph Egedacher 1702 – 1708. Es galt, eine Renovierung der Laden, die Neuanbringung der Mechanik, die Rückfindung des verstellten Pfeifenwerkes und die Anfertigung neuer Pfeifen an Archivquellen, Analog-Instrumenten und vor allem an jenen Anhaltspunkten, die das alte Werk selbst vorgab, zu orientieren. Dazu dienten: – genaue Inventarisierung des Pfeifenwerkes bei Demontage – Vermessungen und Befund an Gehäuse und Laden – Studium und Auswertung der archivalischen Dokumente – Studium an Analog-Instrumenten in Ardagger, Klosterneuburg, Hart bei Pischelsdorf, Münsteuer, Brunnenthal, Vornbach, Salzburg-Kajetanerkirche, Pesenbach, Baumgartenberg, Lienz, Innichen, Innsbruck-Hofkirche, Auer in Südtirol, Schloss Gandegg in Südtirol Somit ergab sich als Ziel: Die Schlägler Hauptorgel soll in der Atmosphäre von 1708 wiedererstehen, wie sie nach dem Brand des Jahres 1702 von Johann Christoph Egedacher wiederhergestellt worden war. Durch die Archivdokumente konnte nachgewiesen werden, daß die Orgel damals noch ein zusätzliches, tiefer gestimmtes Werk (Brustwerk?) hatte, das der 76


Continuopraxis diente. Für dieses sind so wenig Anhaltspunkte vorhanden, daß von einer Rekonstruktion eines solchen Werkes Abstand genommen wurde. Desgleichen ist bekannt, daß die Orgel zu dieser Zeit noch Flügeltüren hatte. Auch darüber ist zu wenig Kenntnis vorhanden, um derzeit eine Rekonstruktion anzustreben, wenngleich gesagt werden muß, daß diese eine erhebliche Einwirkung auf die Klangabstrahlung des Instrumentes im Raum gehabt haben müssen. Dieses Restaurierungskonzept wurde von den Orgelbauern Albert und Han Reil in Zusammenarbeit mit Rupert Gottfried Frieberger und Rudi van Straten als Sachverständige erarbeitet und mit den Zuständigen der Österreichischen Orgeldenkmalpflege, Dr. Otto Biba und Ing. Walter Brauneis, übereingestimmt. Die Fassung des Orgelgehäuses und Renovierung der Schleierbretter durch Elfriede Lackner lag in Kompetenz des Landeskonservators für Oberösterreich, Dipl.Ing. Gerhard Sedlack.

Die Orgelbauer Albert&Han Reil als Leiter der Restaurierung

Rupert G.Frieberger und Rudi van Straten als Sachverständige beim Inventarisieren des Pfeifenwerkes

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SPURENSUCHE BEI DER DEMONTAGE 1987

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2. DIE TECHNISCHE RESTAURIERUNG

a. ALLGEMEINES Das Phänomen von aufeinanderfolgenden Restaurierungen und Anpassungen an den je geänderten musikalischen Geschmack hat Orgeln des öfteren mehr und mehr vom ursprünglichen Konzept entfernt. ln Bezug auf den mechanischen Teil trifft das auch deutlich für die große Orgel in Schlägl zu: von den ursprünglichen Laden blieben Hauptwerk und Pedal erhalten; das gilt auch für einen Großteil des Pfeifenwerkes. Die Traktur und die Windversorgung wurden aber gänzlich eliminiert. Ebenso verschwand im 19. Jahrhundert die Lade des „zweiten Positives“ mit dem größten Teil der zugehörigen Pfeifen, schließlich wurde bei der Restaurierung 1957–60 die Unterpositivlade eleminiert, von der man meinte, sie sei nicht original gewesen. Die Frage war: Wie war der originale Entwurf gewesen, welche Veränderungen machte Egedacher, und welche anderen historisch wertvollen Umbauten müssen beachtet werden? Da weder in Schlägl noch an anderen Putz-Orgeln genügend Erkenntnisse abzulesen waren, wurden auch Orgeln von Zeitgenossen und Nachfolgern von Putz untersucht. Dazu dienten drei Studienreisen (siehe Einleitung und Zusammenfassung), um übrige Informationen aus Vergleichen zu erhalten. Als Grundsatz dieser Restaurierung galt, so gut wie möglich die historischen Teile zu erhalten, sie gut zu konservieren und in Funktion zu setzen.

b. DIE WINDLADEN VON HAUPTWERK UND PEDAL Als Leitfaden für die Restaurierung und Rekonstruktion dienten, sozusagen als bedeutende Quelle, die Windladen von Hauptwerk und Pedal. Es handelt sich dabei um drei Laden: eine kombinierte Hauptlade in der Mitte mit allen Hauptwerkregistern und den Pedalstimmen Octave 8', Octave 4', Mixtur V, sowie zwei Seitenladen in den Pedaltürmen mit den restlichen Pedalstimmen.

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Nach tiefgehenden Untersuchungen wurde in vielen Punkten Klarheit erzielt; freilich blieben auch Fragen offen. Es ist z. B. undeutlich, ob die Laden von der C-Seite nach der D-Seite umgedreht wurden, nachdem man das vermutlich ursprüngliche Rückwerk als Unterpositiv in den Hauptkasten einschob und die Klaviatur an die Hinterseite verlegte. Die Laden sind nachweisbar dreimal außerhalb des Gehäuses und dann etliche Male im eingebauten Zustand bearbeitet worden. Sie wurden dabei stets an der Oberseite, nie auf der Unterseite behandelt. Das ist ablesbar an den Schwalbenschwanz-Eckverbindungen des Kanzellenrahmens; an der Oberseite ist das Außenende des ersten Gliedes so gut wie weggehobelt, während die Unterseite dieser Verbindung ganz intakt ist. Hiebei ist zu konstatieren, dass die Lade ca. 5 mm abgehobelt ist.

Die Hauptwerkslade mit abgehobelter Oberseite

Der Grund, warum nur die Oberseite abgehobelt wurde, ist folgender: um den schweren aufgeleimten Fundamentbalken loszuweichen, ohne die Lade ernsthaft zu beschädigen, ist viel Geduld nötig. Man ist davor, wie deutlich zu sehen ist, immer wieder zurückgeschreckt. Bei dieser Restaurierung war es nun eine echte Notwendigkeit, wegen der vielen Unterbrechungen unter dem Fundamentbalken und wegen der Tatsache, daß regelmäßig neue Windführungen durch den Fundamentbalken gemacht worden waren, diesen ganz zu demontieren. Er wurde nach den bruchstückhaften Vorbildteilen neu aus Fichte gemacht. Die Hauptwerklade schien derart an Stabilität verloren zu haben, daß es nach Demontage des Pulpetenbrettes nicht mehr möglich war ( zumindest erschien es gefährlich), die Lade an beiden Seiten aufzuheben, ohne daß sie zu zerbrechen drohte. Das kommt daher, daß die Einkerbungen für die Registermechanik im Windladenrahmen so tief sind, daß diese keinesfalls zu einer festen Struktur des Rahmens beitragen.

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Putz-Orgel in Schlägl: Blick auf die Hauptwerkslade vor der Demontage

Drei Reihen Spuren ehem.Ventilstifte

Grob zugehackte Windleitungen in HW-Kanzellen

Pedal CSeite: Lederbahn alt, spätere Verlängerung der Lade erkennbar

Angelspuren für Flügel am Unterpositiv

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Die folgenden Ladenteile sind Andreas Putz zuzuschreiben: – schmiedeeiserne Registermechanik auf der Lade – 10 Pfeifenstöcke von Eiche – 10 Schleifen von Eiche – Kanzellenrahmen (Vorder- und Hinterseite Eiche; andere Teile Fichte, incl. Schiede aus Fichte) – erste Reihe Spuren ehemaliger Ventilstifte mit Eisenspuren (insgesamt sind drei Reihen Ventilstiftspuren zu sehen) – Fundamentbalken von Fichte (diese mußten ganz ersetzt werden) Die wichtigsten Bearbeiter der Orgel, die man aus Archivalien kennt, lassen sich, wie folgt, an der Lade feststellen: J. Chr. Egedacher: - Schleifenbett von Principal 16', C-Lade - zweite Reihe Ventilstiftspuren Christian Wilhelm: - mäßige Bearbeitung und Stabilisierung der C- und D-Pfeife von Prinicpal 16' (vgl. Abschnitt „Pfeifen“) - möglicherweise dritte Reihe Ventilstiftspuren Josef Breinbauer: - Pergamentverkleidung der Spunde - 24 größere Baßventile im Hauptwerk Th. Kuhn AG: – alle Raster – verschiedene kleine Überstöcke – Schleifendichtungen aus Kerntuch – grünes Filzpapier im Ventilkasten – Bleipulpeten – Drähte – Pulpetenbrett aus Tischlerplatte

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Diese Beschreibung gilt auch für die Pedalladen. Auffallend sind die nicht vergrößerten Ventilschlitze, der noch relativ starke Fundamentbalken, die originale Principal-16'-Schleife und die Stockbohrung mit dem Schleifenbett. Die originale Ventillänge und die originalen Ventilkastenmaße sind gleich wie im Hauptwerk; die Ladenmaße sind 1010 x 1097 mm.

aa) Die heutige Disposition und Schleifeneinteilung Auf der Hauptwerklade ist ein Teil des Pedals untergebracht, integriert zwischen den Manualkanzellen. Von der Hinterseite nach vorne zu lautet die Reihenfolge: Pedal: Octave 8' Octave 4' Mixtur V

Schleife 12 Schleife 10 Schleife 8

Auf diesem Niveau stehen links und rechts auf C- und D-Lade: Octavpusaun 8' Schleife 3 Großpusaun 16' Schleife 2 Principal 16' Schleife 1 (C und D als Innenpfeifen) Die Pfeifen des Hauptwerkes sind wie folgt aufgestellt: Pusaundl 8' Schleife 11 Mixtur VII-X Schleife 9 Copl 8' Schleife 7 Spitzfletten 4' Schleife 6 Octave 4' Schleife 5 Quinte 3' Schleife 4 Superoctave 2' Schleife 3 Cymbel II Schleife 2 Principal 8' Schleife 1

Nach den Studien an verschiedenen Analogie-Instrumenten bestand auch kein Grund, diese Ordnung anzuzweifeln. Wohl aber wurde die Anzahl der Register einer ausführlichen Untersuchung und Diskussion unterworfen; auf die 11. Schleife war von Kuhn eine Manualtrompete (Posaune 8') gestellt worden, da er diese Schleife leer vorgefunden hatte. Wegen des regelmäßigen Bohrungsver-

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laufes (12 – 14 mm) fiel die Wahl auf eine Zungenstimme mit Recht; doch war dies bei den geringen Platzverhältnissen nur mit Schwierigkeiten möglich: Auf dem Stock ging dies für ein solches Register noch leicht, aber weiter oben, wo die Pfeifen der Pedaloctave 8' und 4' beinahe dagegenstehen, waren allerlei "Kunstgriffe" nötig; so hatte Kuhn etliche Corpora der originalen Pfeifen von Pedaloctave 4' verkröpft, um seine Manualtrompete unterzubringen. Dies widerspricht aber ganz dem sonst so logischen und funktionellen Konzept dieser Orgel, sodaß man diesen Zustand als kaum dem Original entsprechend ansehen mußte. Nach Entfernung des letzten Überstockes der Octave 8' (Hinterprospekt) wurden Verführungen sichtbar, die den Wind zu den kleinen Zwischenfeldern im Hinterprospekt leiteten, wo aber keine Pfeifen mehr standen, sondern von Kuhn Türchen gebaut waren.

Diese Tatsache, die Feststellung des starren Bohrungsverlaufes und die Windleitungen in den Kanzellen ließen – trotz der in Österreich im 17. Jahrhundert relativ geringen Zungentradition – die Vermutung einer kurzbechrigen Zungenstimme zu. Aufgrund der vorhandenen Platzverhältnisse und der musikalischen Tradition des 17. Jahrhunderts fiel die Wahl auf ein Regal mit Exponentialbechern, das, einer Lokaltradition entsprechend, „Pusaundl“ benannt wurde.116 116

Siehe auch Pfeifenwerk. Man vergleiche die Dispositionen der alten Klosterneuburger Orgeln, die Zungen für die Orgel in St. Wolfgang am See und die Freistädter Stadtpfarrkirche (z. B. bei FRIEBERGER R. G., Orgelbau in Oberösterreich, Innsbruck 1984 und HASELBOCK H., Barocker Orgelschatz in Niederösterreich, München 1972). Die Art des von Johann Pirchner gefertigten Regals in Auer/Südtirol (Schwarzenbachorgel 1599) überzeugte restlos; Herrn Pirchner sei für die Überlassung der Mensuren 84


Auf den separaten Pedalladen wurde nach Übereinstimmung von Sachverständigen und Orgelmachern – dem Wortlaut J. Chr. Egedachers entsprechend („an die 40 Stück neue Pfeifen") – eine neue Octavpusaun 8' auf einer hinzugefügten Schleife gebaut. Diese Schleife wurde auch nicht im Zustand vor der letzten Restaurierung angetroffen. Die Begründung dafür folgt beim Abschnitt „Pfeifenwerk“ und „Ventillänge“. bb) Die Bohrungen Ausgehend vom alten Pfeifenbestand und den daraus abgeleiteten Mensurverhältnissen konnte festgestellt werden, welche Bohrungen glaubwürdig waren und welche nicht. Der Beweis konnte u. a. mittels einer noch unveränderten Stockbohrung für Principal 16' auf der C-Lade geliefert werden, die an eine ungehobelte Schleife und Schleifenbett anschloß. Alle anderen Löcher waren verändert, entweder durch Vergrößerung oder durch Anbringen von Stoffringen, wobei das originale Lederbett entfernt wurde. Dieser ungehobelte Rückstand trägt ebenso zur Beweisführung für das Umdrehen der Laden bei; an der DSeite sind alle Löcher vergrößert. Die Authentizität der Lederbahnen wird dadurch bestätigt, daß die Schleifenbahn nicht bis zum heutigen Schleifenende durchläuft, sondern dort aufhört, wo die Laden später verlängert wurden. Man kann annehmen, daß mit diesen Daten wesentliche Informationen über den originalen Egedacher-Zustand erlangt wurden. Der zugehörige Stock zeigt sehr große, authentische, passende vierkantige Löcher.

Die Formel für die Berechnung der Bohrungen, die Putz/ Egedacher gebrauchten, ist, daraus abgeleitet, folgende: Wurzel aus (Plattenbreite x theoretinochmals aufrichtig gedankt. Diese wurden für die Schlägler Verhältnisse adaptiert. Die Bauweise entspricht übrigens auch der, wie Jürgen Ahrend das Regal für die Ebert-Orgel in der Innsbrucker Hofkirche rekonstruierte. Zu „Pusaundl“ vgl. auch eine ms. Studie über frühe Zungenstimmen und deren Nomenklatur von Egon Krauss, in: „Nachlass Krauss“, im Archiv des Vereines Schlägler Musikseminare.

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scher.Kernspalte); hiermit wurde ein wesentlicher Anhaltspunkt für weitere Untersuchungen gefunden worden. Die Formel scheint für das gesamte Bohrungssystem anwendbar zu sein.

cc) Ventillänge Wegen der vielen Vergrößerungen war es natürlich ab einem bestimmten Zeitpunkt notwendig, auch Ventile und Ventilschlitze zu vergrößern. Dies ist hauptsächlich im Hauptwerk geschehen, wobei die originalen Ventile durch pietätvoll dazugemachte längere Ventile von derselben Holzart und Maßführung ersetzt wurden. Durch die gefundene Formel zur Berechnung der Bohrungen konnte der theoretische Windverbrauch festgestellt werden und hiemit auch die Größe des Ventiles. Das Ergebnis schien exakt übereinzustimmen mit der gefundenen Länge der ursprünglichen Ventile, nämlich 182 mm.

Die beiden verschiedenen Ventile: vorne original, hinten jünger

Die angewandte Berechnungsmethode ergab im Pedal ein Problem: Vorhanden waren die beiden Schleifen für Principal 16' und Großpusaun 16'. Unter der Schleife von Posaune 16' war deutlich sichtbar, daß hier ursprünglich keine 16'Posaune gestanden sein kann; in den roh ausgehackten vierkantigen Löchern waren Reste von ursprünglich kleineren, runden Schleifenlöchern sichtbar. Das Maß von diesen weist maximal auf eine 8'-Zunge hin. In der Kanzelle wird diese Vermutung bestärkt durch die roh weggeschnittenen Trennschiede, womit getrachtet wurde, die Windströmung zu vergrößern. Anhand der Berechnungsmethode, bezogen auf die originalen Ventilöffnungen, schien es, daß es eine bedeutende Überkapazität an Wind in den Pedalladen gab, die nicht mit der Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit übereinstimmt, mit der dieses Orgelwerk sonst entworfen worden ist. Auf den beiden separaten Pedalladen waren zwei Register aufgestellt, so daß dazwischen ein größerer Freiraum war. Es ist aber keine Spur von irgendeiner 86


vorgenommenen Veränderung zu finden. Hierbei ist aber zu bedenken, daß die Oberspunde auch einmal erneuert worden sein könnten. Bei der nunmehrigen Restaurierung ging man davon aus, an den Platz der Posaune 16' nun eine 8'-Posaune zu stellen; hierzu wurden die alten 8'-Bohrungen wiederhergestellt. Auf den übrigen freien Ladenraum wurde eine neue Posaune 16' geplant, wobei die Berechnungsmethode angab, daß bei totaler Windbelastung von Principal 16' + Posaune 16' + Posaune 8' noch nicht die totale Kapazität gebraucht wird. Aufgrund dieser Untersuchungsergebnisse wurden folgende Arbeiten durchgeführt: Hauptlade: 1. Neuer Fundamentbalken aus Fichte 2. Restauration der Spunde im Bereich der Bohrungen für die Mixturen von Hauptwerk und Pedal durch Anbringen neuer Eichenteile mit darin neu be rechneten und gemachten Bohrungen 3. Neue Eichenstöcke für Mixturen, Wiederherstellung des Frontstockes (Cymbel) 4. Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes der Windschiede 5. Rekonstruktion der Ventilöffnungen 6. Zurückführung der späteren, größeren Ventile auf das ursprüngliche Maß 7. Wegnehmen der kleinen Überstöcke von Kuhn 8. Neue Schleifenbetten von Leder 9. Ventilkasten inwendig, Unterseite, neu mit Leder beklebt 10. Neue Raster aus Eiche 11. Neues Pulpetenbrett aus Eiche

Seitenladen: 1. Neue dritte Schleife nach Vorbild der übrigen originalen Schleifen 2. Neue Pulpetenbretter aus Eiche 3. Neue Lederbetten unter den Schleifen Neue Pulpeten, Drähte und Federn, ganz aus Eisen (genauere Daten zu Laden: siehe Zeichnungen der Laden, Ladeneinrichtung und Register)

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c. DIE NEUE UNTERPOSITIVLADE Die von Kuhn gemachte Unterpositivlade war in keiner Weise im Sinne des ursprünglichen historischen Entwurfes der Orgel konzipiert; die Lade besaß eine vollständig chromatisch ausgebaute große Oktave, wobei die neu dazugemachten großen Pfeifen nur mit Mühe im dafür vorhandenen Raum untergebracht werden konnten. Es wurde beschlossen, eine neue, besser passende Lade zu bauen. Als Ausgangspunkt dienten dazu Aufzeichnungen von Egon Krauss bei seiner Untersuchung aus dem Jahre 1951 und eine kleine dazugehörige Skizze. Vermutlich ist aufgrund falsch gezogener Schlüsse die alte Lade 1957 eliminiert worden; man traf einen obenliegenden Ventilkasten an, den man kaum historisch zuordnen konnte. Man suchte nach alten Schleifen unter diesem Ventilkasten; diese Spuren waren aber nicht zu finden. Trotzdem beschloß man, zwei Zungenstimmen in die neue Unterpositivlade aufzunehmen. Auch jetzt suchten wir lange nach möglichen Anknüpfungspunkten, um eine Zungenstimme zu verantworten. Als Hinweis dienten zwei Schichten von je sechs Registerbeschriftungen im Orgelfuß an der Hinterseite, von denen eine als Schriftrest „P..GA..“ mit „Regal“ zu interpretieren möglich wäre (siehe Fotos Seite 93). Nachdem im Hauptwerk die Wahl auf ein „Pusaundl" in Regalbauweise fiel, beschloss man, im Unterpositiv angesichts der geringen Indizien von einer Zungenrekonstruktion Abstand zu nehmen. Die Aufstellung bringt für ein Regal außerdem Schwierigkeiten mit der komplizierteren Mechanik und der Erreichbarkeit für die Stimmung. Aufgrund des Frontstockes, der auf die Lade gesetzt ist, und dem zur Verfügung stehenden Raum konnten folgende Maße rekonstruiert werden: Rahmenmaß (incl. obenaufliegendem Ventilkasten): 1400 x 850 mm Ventilschlitz: 151,5 mm Windkastentiefe: 261,5 mm Kanalzufuhr: 62 x 190 mm Die Lade ist zur Gänze von Eiche gefertigt.

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d. DIE KLAVIATUREN Da weder in Schlägl Reste alter Klaviaturen vorhanden waren, noch von Putz (bisher) irgendwelche irgendwo gefunden werden konnten, ist nach gründlicher Orientierung an Analogie-Instrumenten und unter dem Bedacht, daß es sich um ein großes Instrument handelt, folgende Kombination von Untersuchungsergebnissen gemacht worden: Für das Octavmaß der Manualklaviaturen schienen mehrere Instrumente vergleichbare Daten zu liefern; kombiniert mit dem zu rekonstruierenden Wellenbrett wählten wir ein Octavmaß von 168 mm. Die Pedalklaviatur mit dem Umfang von 19 Tönen gab zunächst Probleme auf; schließlich wurde eine Teilung c-Pedal unter c'-Manual gewählt. Für weitere Details wurden die Klaviaturen von Münsteuer, Salzburg(Kajetanerkirche) und Brunnenthal herangezogen. Schwieriger gestattete sich die Frage nach dem Tastenbelag. Auffällig ist die in Verträgen für Stadt- und Klosterorgeln um 1700 anzutreffende Angabe von „Indianischem Holz“ für Manualtasten (z. B. Freistadt – L. Freundt, 1701; Zwettl – J. I. Egedacher, 1732; Kremsmünster bzw. Linz-Ursulinenkirche – L. Freundt, 1684). Das „Große vollständige Universal-Lexicon aller Wissenschaften und Künste“ von Johann Heinrich Zedler, ediert 1732 –1754 (14. Bd. mit Verweis auf 5. Bd., p. 458f. und 9. Bd., p. 1753) gibt unter „Indianisch Holtz" mit Verweisen zwei Möglichkeiten wieder, die sich als „lignum Gujacum“ und „lignum Indicum“ zusammenfassen lassen. Lignum Gujacum schied wegen seiner beschriebenen weichen Beschaffenheit eigentlich aus, die Probe eines Kasseler Antiquitätenholzhändlers bewies dies auch. Zum großen Bedauern konnte aber weder das „Museum für angewandte Kunst" in Wien noch die Hochschule für Bodenkultur eine brauchbare Hilfe zur Findung der botanischen Begriffe des „Indianischen Holzes" beisteuern. So blieb nur der Vergleich mit Tastenbelägen am Salzburger Claviorganum des Josua Bock und an Tastenresten des Orgelsammlers Wolfgang Auer (Braunau) sowie die Beschreibung des Geigenmachers Jacob Steiner (Innsbruck 1690) für einen Gambenbogen nach Meran. In Übereinstimmung mit der Beschreibung Zedlers kamen Orgelbauer und Sachverständige zur Ansicht, daß es sich um das im Volksmund „Schlangen-" oder „Lettern- (Buchstaben-)Holz“ genannte Holz südamerikanischer Herkunft handeln muß und brachten diesen Belag für

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die Untertasten zur Anwendung; die Obertasten wurden aus Ebenholz gemacht, samt einer Elfeneineinlage.117 Die Klaviatur des Hauptwerkes ist einarmig, die des Unterpositives zweiarmig. Die Backstücke sind proportionsangepaßt (nach der Idee von der einmanualigen Original in Münsteuer und in Salzburg-Kajetanerkirche sowie der Andeutung am Stich für den dreimanualigen Salzburger Domorgelspieltisch) als je zwei abfallende Akanthusblätter von Josef Märzinger in Ebenholz geschnitzt, vorbereitet von Hans Hehenberger. Eine erste Fassung der Spielanlage in rotbraunem Farbton mit ockergelber Umrahmung führte akad. Maler und Restaurator Gerhard Wünsche aus; sie wurde durch blau-graue Grundtöne von Martin Schildberger 2008 in Absprache mit dem Sachverständigen verändert.

Klaviaturbacken und Registermanubrien

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Hilfreich war dabei auch eine Nachfrage beim Spezialholzfachhändler Blume in Kassel, der sich bereit erklärte von Lignum Gujacum und Lignum Indicum Proben zu übersenden. 92


Zwei Schichten Registerbeschriftungen am OrgelfuĂ&#x;: aus dem 19. Jahrhundert aufgeklebte Pergamentschilder ( von Noli 1805?) Ăźber den Bemalungen auf Holz (Egedacher oder Putz?)

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e. DIE REGISTERMECHANIK Zur Einfühlung in die ursprüngliche mechanische Anlage mußten die Informationen von anderswo kommen; in der Schlägler Orgel sind wohl ausreichend Spuren von Leimresten zu finden, sie sind aber nicht mit befriedigender Sicherheit datierbar. Als Vorbild dienten die Instrumente in Salzburg-Kajetanerkirche (Registerknöpfe und Hebel), Klosterneuburg und Vornbach (übrige Teile). Als Ausgangspunkt fungierte der Wellenaufbau auf der Lade. Diese Anlage ist identisch mit Klosterneuburg. Die Anordnung der Züge um die Klaviaturen Der Aufbau der Hauptlade gibt folgendes Bild: Zwölf zu bedienende Schleifen sind aufgeteilt in vier Sektoren zu je drei Schleifen, wobei zwei Sektoren an der Frontseite und zwei an der Hinterseite plaziert sind. Alle Wellen haben Angriffsarme, die an der Frontseite nach innen, an der Hinterseite nach außen gerichtet sind. Hieraus läßt sich leicht die Registereinteilung um die Klaviaturen ableiten. Die einzige Frage dabei bleibt, ob die Anlage in einfachen Reihen oder in mehreren kleineren Reihen untereinander eingeteilt war. Einkerbungen im Gehäuse und die Platzverhältnisse der Nische ließen letzterem den Vorzug. Das Arrangement mit der gewählten Nomenklatur, die man in zeitgenössischen anderen Orgelverträgen findet, lautet nun: links der Klaviaturen (von außen nach innen): 1. Reihe: Großpusaun 16' Principal 16' 2. Reihe: Mixtur V Octave 4' Octave 8' 3. Reihe: Quint 3' Superoctav 2' Cymbel ll rechts der Klaviaturen (von innen nach außen): 1. Reihe: Octavpusaun 8' Tremulant 2. Reihe: Copl 8' Mixtur VII-X Pusaundl 8' 3. Reihe: Principal 8' Spitzfletten 4' Octav 4' darunter zum Schwenken die Unterpositivregister: links der Klaviaturen (von außen nach innen): Quint 1 1/3' Copl 8' Principal 4' rechts der Klaviaturen (von innen nach außen): Octave 2' Flauta 4' Cymbalum III

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Für die Manubrien zum Unterpositiv wurde der Platz der kleinen „Tischchen" links und rechts neben der ersten Manualtastenreihe gewählt; sie sind zum Schwenken eingerichtet, wie sie auch der Stich der Spielanlage der Salzburger Domorgel von 1703 wiedergibt.118

Samber, Continuatio ad Manuductionem, Fig.VIII

Diese Anordnung kommt auch bei etlichen Positiven logischerweise vor (z. B. Pesenbach, Reichersberg, Schärding-Evang. Kirche etc.). Die Hebel zu den Hauptwerk- und Pedalregistern sind nach unten zu schieben, um das Register spielbar zu machen; ihre Gestaltung ist am Vorbild der Kajetanerkirche von Salzburg (J. Chr. Egedacher, 1708) orientiert. Die zum Schwenken eingerichteten Griffe des Unterpositives sind als stilisierte Akanthusblätter gestaltet. Alle Manubrien sind von Wolfgang Auer (Braunau) handgeschmiedet und verzinnt. Die gesamte Registermechanik ist schmiedeeisern. Die nicht mehr vorhandene Registermechanik für die Seitenladen wurde im Stil dieser Orgel und nach dem Vorbild von Salzburg-Cajetanerkirche und Vornbach neu gemacht. Für die richtige Balance der Hebel sind Beschwerungen mit Bleigewichten angebracht.

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Johann Baptist Samber, Continuatio ad Manuductionem, Salzburg 1703. 95


Spielanlage auf der Hinterseite der Orgel

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f. WELLENBRETT UND MECHANIK Es wurde eine ausführliche Studie verschiedener originaler Mechaniken und Mechanikteile an verschiedenen Instrumenten angestellt (z. B. Baumgartenberg, Ardagger, Klosterneuburg, Vornbach, Hart b. Pischelsdorf), wobei viele Gemeinsamkeiten auffielen. Alle besuchten Orgeln hatten eine Spielmechanik mit hölzernen Wellen und – nach vorne zu dünner ausgeschmiedeten – eisernen Ärmchen. Um das Außenende der Wellen war überall Pergament (aus Codices) geklebt. Die Achsen drehen in eisernen Nocken, wobei die Nocken, versehen mit einem ausgeschmiedeten Stift, durch das Wellenbrett geschlagen sind und der Stift an der Hinterseite umgeschlagen ist. Die Ärmchenlänge ist überall verschieden, dementsprechend war an den verschiedenen Instrumenten auch ein sehr unterschiedliches Toucher festzustellen. Anhand dieser Tatsachen und den Platzverhältnissen konnte ein für die Schlägler Orgel passendes neues Wellenbrett rekonstruiert werden. Das Pedal hat sein Wellenbrett hinter dem Kniebrett, wie es beinahe überall zu sehen war, wobei die Anziehungsbewegung nach der Seitenkante des Gehäuses übertragen wird. Von diesem Punkt kommen die Abstrakten innen auf das Hauptwellenbrett. Dieses hat eine Länge von 5,85 m. Pro Pedaltaste werden zwei Ventile angezogen (Details: siehe Zeichnungen). Die Wellen sind aus Eiche gemacht, die Ärmchen, Nocken und Drähte mit geschwärztem Eisen. Die Abstrakten sind aus Fichte, ihr Außenende ist mit Pergament überklebt. Neue Unterwerkslade, davor Pedaltraktur, dahinter Unterwerk-Wellenbett

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g. DIE WINDVERSORGUNG Links hinter der Orgel (von der Kirche aus gesehen) befindet sich seit jeher die sogenannte „Blasbalgkammer“, ein vom Kirchenschiff getrennter Raum, der genügend Platz für Bälge und Bälgetreter bietet. Platzverhältnisse ließen drei Bälge vermuten, technische Details waren so gut wie unbekannt. Überraschenderweise wurde unter dem Boden der Empore ein großer Teil des alten Zufuhrkanals gefunden, nämlich von der Balgkammer gerade durch zur Brüstung. Das Maß dieses Teiles schien gut an die gefundenen Ladenverhältnisse, mit Rücksicht auf die Windkalkulation, anzuknüpfen. Dieser Kanalteil wurde wieder in Funktion gesetzt und an beiden Seiten verlängert: ca. 1 m in die Balgkammer und ca. 5 m im rechten Winkel entlang der Brüstung zum Gehäuse und noch ca. 3 m in der Orgel zu den Laden, womit eine totale Kanallänge von 11 m erreicht ist. Der Kanaldurchschnitt mißt inwändig 279 x 198 mm. In der Balgkammer sind keine Spuren eines Balgstuhles zu finden, Als Vorbild für die Maße der Bälge dienten die am Kirchendachboden von Baumgartenberg gefundenen alten Bälge. Bezogen auf den zur Verfügung stehenden Raum müssen die drei Bälge übereinandergestellt gewesen sein, durch einen Sammelkanal mit dem Hauptkanal verbunden. Weil die Bälge neben der mechanischen Fußbedienung auch durch einen Elektroventilator gefüllt werden können müssen, sind alle Bälge mit Regulatoren versehen, mit einem kleinen gegenseitigen Druckunterschied. Die Bälge haben das Maß von 8 x 4 Fuß. Sie sind von feinjähriger Fichte gemacht und haben je eine Falte. Der Druck beträgt – nach verschiedenen Versuchen – 73 mm WS.

Windkanal: im Vordergrund das wiederaufgefundene alte Stück, der Brüstung entlang das neu dazu ergänzte

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Stehende Windversorgung bei Kuhn

Drei Keilb채lge von Reil in der wieder aktivierten Balgkammer


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Der Hinterprospekt der Orgel mit Pfeifen der Pedaloctave 8’ 101


h. DER PROSPEKT Um den Prospektentwurf analysieren zu können, ist es wichtig, genügend gute Maße von Gehäuse und Kirchenschiff zu haben. Dabei muß das richtige Längenmaß (Fußmaß) gefunden werden, mit dem der Erbauer gearbeitet hat. Dieses sogenannte Fußmaß ist von Region zu Region und von Stadt zu Stadt verschieden. Auffallend ist bei der Schlägler Hauptorgel die Diskrepanz zwischen dem verwendeten Fußmaß im Gehäuse und im Pfeifenwerk. Der Fuß des Pfeifenwerkes beträgt 29,7 cm; das kommt nahe an den sogenannten „Schwedischen Fuß“ (29,686 cm) heran. Die am meisten gesicherten Maße des Holzwerkes sind die Maße des Längsholzes, da das meiste Holz nach der Trocknung selten in Längsrichtung „arbeitet“. Das gefundene Fußmaß ist hier 29,3 cm; dieses nähert sich dem „Bayrischen“ oder „Münchener Fuß“ (29,186 cm). Dabei muß bedacht werden, daß Putz auch in diesem Gebiet tätig war. Mit dem gefundenen Fußmaß ergaben sich auch Übereinstimmungen im Kirchenraum. Die Breite des Schiffes ist dann 762 : 29,3 cm = 26 Fuß (5 + 8 + 13). Die totale Länge von Schiff und Chor ist 49 m (ca. 168 Fuß). Wenn man diese Fläche mit dem Faktor 10 verkleinert, kommt man auf die Plattenmaße (incl. den Fuß) der größten Pfeife von Principal 16'.

Schleierbretter mit exotischen Früchten

Hl.Norbert im Schleierbrett linker Pedalturm

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Bei näherer Besichtigung der Front fällt auf, daß die Pfeifenlabien – wie in dieser Periode der Erbauungszeit üblich – in einer Linie stehen. Auf der Suche nach Anknüpfungspunkten findet man, die Labiumreihe durchziehend, mit der Linie A-B die Hauptlinie von einem mit der Spitze nach unten gerichteten Fünfeck (s. Zeichnung). Ebenso schien diese Linie präzis die Breite der Kirche anzugeben. Das beinhaltet, daß der Kreis, der nötig ist, um dieses Fünfeck zu konstruieren, größer ist als die Kirchenschiffbreite. Dieser Kreis paßt aber genau zwischen die Labiumlinie und das Dach des Kirchenschiffes. Bei weiterer Konstruktion soll es in diesem Gedankengang logisch sein, daß ein zweiter Kreis zwischen dem Fußboden und der Unterseite des oberen Kreises zu finden ist. Der obere Kreis stellt dann symbolisch den Himmel dar, der untere die Erde. Beide Kreise erreichen einander in der meist „sprechenden“ Linie, der Labiumlinie. In anderen Worten: Die Orgel, resp. die Musik, fungiert als intermediäres Instrument zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und Mensch. Allerdings schien bei Beginn der Untersuchungen diese Theorie nicht ganz zu klappen: der untere Kreis war ca. 40 cm zu groß, um zwischen Labiumlinie und Fußboden passen zu können. Auch hier wurde mehr oder minder zufällig die Lösung gefunden. Bei näherer Betrachtung der Säulen, die die Empore tragen, fiel auf, daß diese scheinbar keine Basen besitzen. Als der Kirchenboden für Arbeiten am Heizungssystem und dgl. teilweise aufgegraben wurde, konnte – zu mancher Überraschung – festgestellt werden, daß der Boden im Lauf der Jahre um ca. 40 cm gehoben wurde. Die Säulenbasen kamen als schön gehauen zum Vorschein und zeigten gut das alte Niveau an. Es ist eine lobenswerte Tat gewesen, daß das Stift beschloß, das alte Fußbodenniveau wiederherzustellen. Hiermit ist sowohl in ästhetischer als auch in akustischer Hinsicht eine wichtige Verbesserung des Raumes erzielt worden. Hinweise zu den Skizzen des Entwurfes: Die Labiumhöhe fungiert als Basis für ein regelmäßiges Fünfeck. Das schließt ein, daß über die daraus resultierenden Punkte Maßdaten zustandekommen, die zur weiteren Detaillierung auffordern. Einige Hauptpunkte sind: Linie A – B = Breite des Kirchenschiffes, 26 Fuß Punkte C + D bestimmen die Höhe der Pedaltürme Punkt E: tiefster Punkt; Ausgangspunkt für Konstruktionszirkel Unterpositiv Höhe Mittelturm (Feld Nr. 1): Höhe Feld Nr. 3: Höhe Feld Nr. 4: Höhe Feld Nr. 5:

470 x 5/8 = 293,75 cm 293,75 x 5/8 = 183,59 cm 183,59 x 5/8 = 114,75 cm 114,75 x 5/8 = 71,72 cm

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Auf Punkt E muß wiederum ein Kreis gezogen werden auf 1/4 des Kreises des Hauptwerkes (16:4 = 4). Auch hier muß ein regelmäßiges Fünfeck konstruiert werden, daß mit der Spitze nach unten weist. Allerdings fällt hier die Basislinie nicht mehr mit der Labiumlinie des Positives zusammen, weil das Pfeifenwerk gekürzt und höher gestellt wurde. Aus verschiedenen Gründen wurde dies nicht mehr angepaßt. Hiermit soll deutlich werden, wie wichtig eine gute Prospektanalyse für weitere Begründungen der Restauration und Rekonstruktion ist. Nur auf diese Art bekommt der Orgelrestaurator gültige Informationen mit Bezug auf den ursprünglichen Entwurf in die Hand, um in verantwortlicher Weise Entschlüsse von Restaurierungsmaßnahmen auch begründen zu können.

Malerei als Pfeifenimitation an den Innenflächen der Pedaltürme (mit Spitzlabien)

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Einige Anmerkungen zur Gehäusefassung und zum figuralen Schmuck Die wohlproportionierte Gestalt des Orgelgehäuses braucht hier wohl nicht gesondert hervorgehoben zu werden. Der dominante Vorderprospekt ist in neun Felder geteilt, von denen die zwei Pedaltürme und der Mittelturm frontbestimmend sind, die dazwischen liegenden.Felder sind in einem Verhältnis 2 : 3 zueinander geteilt, das eine davon halbiert mit kleinerem Oberfeld, in dieser Art sehr ähnlich wie Klosterneuburg. Dazu ist die Vorderseite entsprechend mit kleinen Pilastern, Säulen, an den Türmen mit Giebeln und stilisierten Herzogshüten als Bekrönung ausgeschmückt, reichlich verziert mit Eierstäben, Kerbschnitten u. a. Die mit der Restauratorin Elfriede Lackner angestellte Untersuchung ergab, daß die heute sichtbare schwarze Faßmalerei in ziemlich schlechter Art auf Watzinger (Salzburg, 1957) zurückgeht, darunter das von Koberwein 1854 aufgetragene Mahagonirot sichtbar wird, sowie unter diesem ein eher hell schattierter bläulichschwarzgrauer Ton zutagetritt, sowie Spuren von Schwarz wiederkehren. Die Rückseite mit dem Hinterprospekt, ohne Reliefbildung, gemalt, zeigte bei Abdeckungen, daß über einen eher ockergefärbten Grundton 1854(?) in denselben Konuren darübergemalt wurde; an manchen Stellen sind Brandspuren erkennbar. Die Registerbeschriftung im Orgelfuß wurde so gut wie möglich freigelegt und zur Dokumentation sichtbar gelassen. In Absprache mit dem Bundesdenkmalamt-Landeskonservatorat einigte man sich, das Schwarz Watzingers zu belassen, Vergoldungen auszubessern resp. zu erneuern. Das galt vor allem für die Schleierbretter, die teilweise so oft übervergoldet und bronziert waren, daß sie kaum mehr die Schnittstrukturen zeigten. Die Schleierbretter betreffend ist zu sagen, daß es sich um außerordentlich detailliert gearbeitete Schnitzereien handelt, bei denen Blumen und Früchte dominieren: neben Glockenblumen und offenen Blüten sind Apfel, Birnen, Granatäpfel, Weintrauben und sogar Paprika zu sehen. Interessant ist auch, daß sich in den beiden Pedalturm-Schleiern auf einem Blatt und einem Blütenkelch zwei stilisierte Bischöfe finden, teilweise versilbert, wohl Hl. Augustinus und Hl. Norbert darstellend. Insgesamt sechs Engel mit Musikinstrumenten, vielleicht auf Johann Worath zurückgehend – vom Gesichtsausdruck denkbar –, zieren das Instrument. Die Mittelfigur – Hl. Michael –, beinahe lebensgroß, geht ziemlich sicher auf Hans Waldburger zurück und stammt wahrscheinlich aus dem abgebrannten Hochaltar(1627); die Proportionen sind jedenfalls ganz ähnlich der Michaelsfigur im Aufsatz des Waldburger-Hochaltares in der ehemaligen Stiftskirche von Mondsee (1626). 108


Erwähnenswert sind auch noch die auf die Innenseite der Pedaltürme gemalten Scheinprospekte. Dort sind Pfeifen mit Spitzlabien vorgetäuscht. Übermalungen der Konturen aus der Ära Koberwein 1854, der Grund aber wohl original. Das Gemälde von Hans Melchior Ott (1635) auf der Rückseite neben der Spielanlage (Hl. Augustinus und Hl. Norbert) wurden 1888 von Wutschl plump übermalt; von einer angeregten Freilegung riet das Landeskonservatorat ab.

Michaelfiguren in Schlägl (Hauptorgel) und Mondsee (Hochaltar)

Kopf und Kleidung der Schlägler Michaelsfgur

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Bemalung von Hans Melchior Ott an der R端ckwand der Orgel

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3. RESTAURIERUNG DES PFEIFENWERKES

a. DER VORGEFUNDENE PFEIFENBESTAND Ein Großteil des originalen Putz-Pfeifenwerkes ist erhalten geblieben. Dazu gab es einen kleinen Teil Pfeifen von Egedacher und Breinbauer und schließlich Pfeifen von Kuhn, darunter alle Zungenstimmen. Es ist schade, daß die originale Positivlade von Egedacher nicht mehr vorhanden war, die Rückschlüsse auf die Disposition erlaubt hätte. Neben den wenigen Aussagen von Archivalien und Gehäuseteilen war somit die Pfeifenuntersuchung die wichtigste Basis für eine Rekonstruktion einer früheren Disposition. Die Untersuchung wurde erschwert durch die Tatsache, daß namentlich in den kleineren Registern (z. B. in den Mixturen) kaum mehr eine Pfeife auf dem originalen Platz stand. Es ist dabei auffällig, daß Kuhn 1960 eine Anzahl Putz-Pfeifen (12 Stück) nicht unterbringen konnte und diese – Gott sei Dank – innerhalb des Orgelgehäuses in einer Schachtel aufbewahrte.

b. ALLGEMEINE ANMERKUNGEN ZUR ARBEITSWEISE Um ein ausführliches Bild über den Passauer Orgelbau im 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts zu bekommen, wurde in einem ersten Schritt versucht, Orientierungen an anderen Instrumenten, vor allem aus dem Bereich der Familien Freundt, Putz und Egedacher zu finden. So wurden im Februar 1988 folgende Instrumente besucht: - Salzburg, Kajetanerkirche, Johann Christoph Egedacher, 1708 Inventarisierung der Pfeifeninskriptionen Festlegen eines Mensurbildes der Pfeifen Beschreibung der Machart der Pfeifen und der Intonationsmethode - Baumgartenberg, Johann Freundt, 1662 Inventarisierung von Inskriptionen Festlegen der großen Linien von Mensuren Beschreibung der Machart der Pfeifen und der Intonationsmethode

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- Klosterneuburg, Johann Georg Freundt, 1642 Stichproben von Inskriptionen Studie über Pfeifenmachart, wobei der besondere Akzent auf dem original erhaltenen Brustwerkregal lag, Studie über Intonationsmethode Im Juni 1988 fand eine zweite Serie der Untersuchungen statt: die genaue Inventarisierung mit Messung, Beschreibung und Detaillierung des gesamten historischen Pfeifenbestandes der Schlägler Orgel. Der dritte Untersuchungsschritt war die Ordnung der Ergebnisse in der Werkstatt in Heerde. Die Resultate der Schlägler Vermessungen wurden analysiert, Mensurdiagramme angelegt, und eine erste Vermutung über den ursprünglichen Platz verstellter Pfeifen konnte ausgesprochen werden, u.a. auch mit Zuhilfenahme eines Computerprogrammes, das der niederländische Reichsadviseur in Orgelfragen, Herr Onno. B. Wiersma, dankenswerterweise zur Verfügung stellte. Der vierte Teil der Untersuchungen (Februar 1989) bestand darin, sämtliche Auswertungen dazu zu benutzen, das gesamte alte Pfeifenwerk bestmöglich auf seinen ursprünglichen Platz zurückzufinden. Dazu war noch eine weitere Inskriptionsuntersuchung nötig, die neue, aufklärende Daten ergab.

Auf dieser Basis konnten viele Pfeifen definitiv ihrem ursprünglichen Platz zugewiesen werden und auch die ursprüngliche Zusammensetzung der Mixturen von Hauptwerk und Pedal und der Hauptwerkzimbel rekonstruiert werden. Gerade in diesem Untersuchungsschritt war über die verschiedenen Umbauten, vor allem aber über die Pfeifenarbeit Egedachers 1708 viel Sicherheit zu gewinnen. Um weitere Vergleiche ziehen zu können, wurden in dieser Phase noch Untersuchungen an folgenden Orgeln vorgenommen: Innsbruck, Hofkirche, Ebert-Orgel, 1558 Hart bei Pischelsdorf, Gehäuse 1628, unterschiedliches Material Brunnenthal bei Schärding, Leopold Freundt, 1715 Münsteuer bei Ried i.I., ca.1700, Johann Christoph Egedacher Lienz/Osttirol, 1618, Andreas Putz (Reste) Ardagger, Hans Freundt, 1620, und Philipp Dorninger, 1779 Pesenbach, ca. 1650 (unbekannt; wahrscheinlich aus Stift St. Florian, wahrscheinlich Johann Freundt, bisweilen 1697 ohne Quellenangaben datiert119) 119

Die Kirchen von Feldkirchen und Pesenbach (ohne Autor), Salzburg 2003 (Christliche Kunststätten Österreichs Nr.408, Verlag St.Peter) 112


3. UNTERSUCHUNGSRESULTATE Vor einer einzelnen registerweisen Beschreibung der Pfeifen seien einige allgemeine Feststellungen über das angetroffene Pfeifenmaterial gegeben. Im Laufe der Untersuchungen konnte man die verschiedenen Arbeitsweisen einzelner historischer Orgelbauer gut kennenlernen. In der großen Orgel von Schlägl war Pfeifenwerk von vier Orgelmachern zu finden: Andreas Putz, 1634; Johann Christoph Egedacher, 1708; Josef Breinbauer, 1854 & 1865; Th. Kuhn AG, 1960.

a) Der überwiegende Teil der Labialpfeifen ist sehr gut erhaltenes Pfeifenwerk von Andreas Putz. Putz machte die Prospektpfeifen aus Zinn, die metallenen Innenpfeifen aus einer Legierung aus 400 Pfund Zinn mit 1000 Pfund Blei, von Hand gegossen. Die metallurgischen Untersuchungen führte die Technische Universität Enschede durch. Das einzige hölzerne Register von Putz, die Copl 8' im Unterpositiv, ist aus Eichenholz. Die Machart der Pfeifen ist vergleichbar mit der von Freundt (Klosterneuburg, Baumgartenberg), aber der Unterschied besteht darin, daß Putz die offenen Innenpfeifen erheblich breiter labierte. Freundt und auch Egedacher halten sich an ca. l/4 des Umfanges für die Labiumbreite. Das Pfeifenwerk von Putz hat eine ziemlich große Wandstärke, vor allem bei den großen Pfeifen. Die Wände sind nach oben ausgedünnt. Die Schlägler Pfeifen von Putz sind sehr schön gemacht, mit geraden Lötnähten, viel schöner als bei früheren Werken, z. B. in Lienz (1618 - Spitzflöte 2') oder Innichen (1629/30 - Spitzflöte 2'; s. Fototafeln „Innichen“ und „Lienz“). Die Intonation ist sehr offen, große Fußöffnungen, die ohne Kulpung in den Pfeifenstock versenkt sind, relativ offene Kernspalten, hohe Aufschnitte, in der Mittellage mit leichten Kernstichen versehen. Auch das ist mit Werken von Freundt gut vergleichbar. Sehr deutlich ist, daß Putz in einer Zeit zwischen dem lauten – im richtigen Sinn verstanden – „rauhen" Renaissanceklang und der galanten Barockmanier arbeitete. Es ist sehr schade, daß keine Zungenstimmen von ihm erhalten blieben. Detaillierte Pfeifendaten von Putz siehe Beilage I (S.136). Detaillierte Inskriptionsergebnisse siehe Beilage II (S.139). 113


b) Von Egedacher sind nicht viele neue Pfeifen in der großen Schlägler Orgel zu finden. Auffallend ist, daß von ihm neu verfertigte Pfeifen genau an den Putz-Bestand angepaßt wurden. So hat er die größten Prospektpfeifen von Principal 16' und Principal 8' nach dem Brand ersetzen müssen; erst bei sehr genauer Betrachtung von Farbe, Pfeifenrand, Art des Metallgusses (nämlich auf Leinen) und Inskription ist der Unterschied erkennbar. Sehr schön machte er auch die höchsten Pfeifen (c’’’) von Octave 4' (HW) und Spitzflöte 4' (HW) dazu, was durch die Verschiebung um einen Halbton nötig wurde. Wenn man annimmt, daß die Eichenholzpfeifen von Copl 8' (HW) und Flöte 4' (UP) von Egedacher sind, so wundert man sich, da Egedacher in anderen Orgeln vorwiegend Weichholz bevorzugte (Salzburg-Kajetanerkirche, Münsteuer). Auf jeden Fall muß man Egedacher eine deutliche Anpassung an den PutzBestand bescheinigen. Sein Metallpfeifenwerk in anderen Orgeln zeigt zwar dieselben Inskriptionen, ist aber dünnwandiger und gröber gemacht (Lötnähte, roh gehobeltes Metall) und hat viel mehr Kernstiche. Weiters fanden wir 37 andere Egedacherpfeifen in der Pedalmixtur, die sich allerdings in Farbe und Labiumbreite von Putzpfeifen ziemlich unterschieden. Durch Archivdokumente ist inzwischen bekannt, daß Breinbauer diese Pfeifen aus der Ignaz-Egedacher-Orgel von Rohrbach übernahm. c) Ungefähr 40 Pfeifen in der Pedalmixtur waren von Josef Breinbauer neu gemacht. Sie trugen typische Kennzeichen einer Ausführung des 19. Jahrhunderts, mit einer leichten Richtungsweisung in den fabriksmäßigen Orgelbau. Wir konnten sie gut mit der von Breinbauer zur selben Zeit seiner Arbeiten an der großen Schlägler Orgel errichteten Orgel der Maria-Anger-Kirche auf dem Schlägler Klosterfriedhof vergleichen (1862). d) Natürlich war das Pfeifenwerk von Kuhn gut erkenntlich, 1960 mußte man doch eine große Anzahl Pfeifen dazumachen, vor allem Mixturpfeifen waren verschwunden. Außerdem sah man 1960 die Möglichkeit, entsprechende organistische Sonderwünsche zu erfüllen, wodurch die Orgel einige zusätzliche Zungenregister bekam. lm großen und ganzen sah die Orgel ziemlich "angefüllt" aus, wobei Pfeifen von Kuhn auf den ersten Blick mehr dominierten, als es in Wirklichkeit der Fall war. Üblicherweise probierte man, sich beim Ergänzen mit neuen Pfeifen schon an Material und Mensuren anzupassen, aber dieses Kopieren war noch nicht so gründlich. Vor allem die Zungenstimmen, aber auch das ergänzte Labialwerk fand man nach heutiger Ansicht nicht so gut zu einem so wichtigen historischen Instrument passend. 114


Im Februar 1988 machten Orgelbauer und Sachverständige eine erste Pfeifenuntersuchung in einem vom Stift zur Verfügung gestellten Raum hinter der Orgel, wo das Pfeifenwerk auch gelagert werden konnte. Ausgangspunkt war, möglichst wenige Pfeifen nach Heerde zu transportieren, Währenddessen wurden die Putz- und Egedacher-Pfeifen ausführlich vermessen und die Inskriptionen untersucht, immer mit Bedacht auf den Standort der Pfeifen auf den Laden, den wir antrafen. Es wurde dabei schon deutlich, daß vor allem kleinere Pfeifen im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts ganz durcheinandergekommen waren. In der Werkstatt in Heerde konnte dann anschließend anhand der Inskriptionen eine erste theoretische Ordnung über die verschieden verteilten Pfeifen festgelegt werden. Es war möglich, ein Mensurdiagramm über verschiedene Register von Putz anzulegen (siehe auch Beilagen). Der markante Mensuraufbau von Putz gab auch viel Hilfe, einzelne Pfeifen in diverse Register zurückzustellen. Nach einer nochmaligen Kontrolluntersuchung beim Pfeifenwerk in Schlägl war es möglich, die Pfeifen de natura zu ordnen, Register für Register nach jenen Ergebnissen, die in Heerde theoretisch festgelegt wurden. Diese wurden hiermit auch bestätigt. Das Resultat war zufriedenstellend: die Regelmäßigkeit von Mensur- und Inskriptionsverlauf der einzelnen Register ermöglichte u. a. die Bestimmung, welche Pfeifen in der Vergangenheit abhanden gekommen waren und wie sie jetzt ergänzt werden mußten. Es war sehr günstig, daß von den Mixturen noch soviel Pfeifen vorhanden waren, daß leicht die ursprüngliche Putz-Zusammenstellung von Mixtur HW, Mixtur Ped und Cymbel HW zu rekonstruieren war. Es schien, daß die vorgefundenen Mixturen viel zu tiefchörig zusammengesetzt waren. Bei der Hauptwerkmixtur mußten so viele Pfeifen dazugemacht und alte verlängert werden, daß man beschloß, diese Pfeifen in die Werkstatt nach Heerde mitzugeben. Dazu kamen noch Vorbild- und Vergleichspfeifen und die zwei größten Innenpfeifen von Principal 16' nach Heerde mit, deren Reparierung sich in der Werkstatt als günstiger erwies.

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BILDTAFEL INNICHEN

Schmuckdetail und Bemalungen ähnlich wie in Schlägl mit exoischen Früchten. Unten: Spitzflöte 2’von Putz.

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BILDTAFEL KLOSTERNEUBURG

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BILDTAFEL ARDAGGER

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BILDTAFEL BAUMGARTENBERG

Baumgartenberg, ehemalige Stiftskirche, Johann Freundt 1662 Links: Geh채usedetail mit Spuren alter Registratur und Orgelbank als Vorbild f체r Schl채g Rechts: Principalpfeifen; die dritte Pfeife rechts ist aus Schl채gl, in derselben Machart

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BILDTAFEL SALZBURG KAJETANERKIRCHE

Salzburg, Kajetanerkirche links: Pfeifen mit Spitzlabien von J.Chr.Egedacher Spieltisch mit Manubrium, Tasten und Backen (Vorbilder f체r Rekonstruktion in Schl채gl)

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BILDTAFEL MÜNSTEUER

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BILDTAFEL PESENBACH

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BILDTAFEL LIENZ

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d. RÜCKSCHLÜSSE DURCH DIE PFEIFENUNTERSUCHUNG 1634: Putz baute eine zweimanualige (?) Orgel in der Kirche mit Hauptwerk und Rückpositiv, deren Aufstellung mit der Orgel von Lienz vergleichbar war. Es ist anzunehmen, daß er auch hier – wie in Lienz – die größeren Register zum Rückwerk im Fuß des Hauptkastens links und rechts von der Klaviatur unterbrachte. Daß Putz die Orgel für den heutigen Standort auf der Westempore plante, ist unwahrscheinlich, weil der Klang vorne und hinten austritt. Vielleicht hatte Putz schon ein kleineres Brustwerk oberhalb der Klaviatur untergebracht. 1708: Nach dem Brand brachte Egedacher die Orgel in die heutige Position. Die Klaviaturen kamen an die Hinterseite, und das Rückpositiv wurde als „Unterpositiv" eingeschoben. Er konnte wahrscheinlich deshalb die Windladen von Putz nicht gebrauchen und baute in seiner Art eine neue Lade von Weichholz; diese war 1960 so schlecht, daß Kuhn sie nicht mehr verwenden konnte (Ausführlicheres S.37). Die defekten Prospektpfeifen wurden genau nachgemacht. Die Tonhöhe wurde durch Abschneiden und Verschieben um 1/2 Ton höher (!) gemacht. Für die Continuo-Praxis der Generalbaßmusik wurde ein Brustwerk gebaut (oder ein vorhandenes Brustwerk an die Rückseite verlegt?), das eine tiefe Stimmung erhielt (siehe S.37: „sowohl Chor -als Cornett-Thon“). Auf diesem Brustwerk standen vielleicht die Eichenholzpfeifen der Copl 8', die im Hauptwerk stand, und die Flöte 4' des Unterpositives (die eine Art Holzprincipal 8' ab c° gewesen sein muss), und vielleicht einige Egedacherpfeifen in der 1960 zusammengestellten Pedalmixtur. Es kann angenommen werden, daß Egedacher soviel wie möglich von der Mechanik von Putz verwenden wollte und daher vielleicht Laden umdrehte. Es besteht der Eindruck, daß er die Halbton-Verschiebung in HW und Pedal großteils realisierte, ohne die Pfeifen zu verschieben bzw. die Pfeifen nur auf einer Seite (i.S.v. C-/Cis-Seite) zu verschieben (s. im folgenden die Beschreibung des Registers Octave 4' HW, das nur an einer Seite Extrainskriptionen von Egedacher ausweist). Bei manchen Registern sind die großen „A“ weggenommen, die unteren 5 Pfeifen gekürzt, ab B das Pfeifenwerk verschoben und die letzte Pfeife (c’’’) neu von Egedacher (ganz an den Putz-Bestand angeglichen) dazu gemacht. 1805: Noli entfernte das "unbrauchbare zweite Positiv" (siehe S.39) und gebrauchte dessen Pfeifen für das Ausbessern der großen Orgel (und der Orgel für Aigen).

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So kam die weite, eichenhölzige Copl 8' (die größten Pfeifen waren gekröpft auf Brustwerklänge, das ist noch gut zu sehen) anstelle einer metallenen Copl - wie man annehmen darf – in das Hauptwerk. Der Holzprincipal 8‘ ab c° wurde umgearbeitet zu einer hölzernen Flöte 4' ins Unterpositiv; diverse andere Metallpfeifen wanderten in die Pedalmixtur, und solche der Pedalmixtur in andere Register. 1835 und 1838: Unter den Arbeiten von Christian Wilhelm lassen die Rechnungen keine Veränderung am Pfeifenbestand zu. Es ist aber möglich, daß er – wie Breinbauer vermutet – die Pfeifen der Pedalmixtur zu einer Viola 4' für das HW verwendete (am Platz einer ehemaligen Zunge). 1853/54: Josef Breinbauer gibt an, daß die Viola 4' wieder in die Pedalmixtur zurückkommen muß. Hierin werden dann auch 40 Breinbauer-Pfeifen gefunden. (Zu Breinbauers Dispositionsänderung anstelle der UP-Mixtur und im Pedal: S.44) 1865: Breinbauer war beschäftigt, die Mixturen zu vergrößern; nach Dokumenten (s. S.46) nahm er dazu auch – wie bei den Untersuchungen gefunden – 38 Pfeifen eines Egedacherbestandes aus Rohrbach. Die HW Mixtur und HW Zimbel erhielten ebenso neue Breinbauer-Pfeifen anstelle einiger Putz-Chöre, weil man annehmen kann, daß die Mixturen tiefergelegt wurden und – wie ein Besuchsprotokoll von Josef Mertin ausweist (ca. 1944)120 – im HW sogar einen Terzchor bekamen. Weitere Reparaturen bzw. Veränderungen waren für den historischen Pfeifenbestand nicht von Bedeutung.Die von Lachmayr 1904 hinzugefügten Register entfernte Zika 1948; sie waren nicht mehr auffindbar. 1960: Kuhn entfernte alle wesensfremden Pfeifen aus der Zeit nach Breinbauer, ersetzte sie durch neue und restaurierte den alten Bestand, ohne die angetroffene Ordnung in Frage zu stellen. Die neu zu machenden Pfeifen wurden mehr oder weniger an Putz angepaßt. Eine Anzahl von 12 Putz-Pfeifen konnte er nicht lokalisieren und bewahrte sie im Gehäuse in einer Schachtel auf. Durch Eliminierung der verwurmten Egedacher-Lade war eine größere Unterpositivlade möglich. Die Zungenstimmen wurden neu von Kuhn in damals üblicher französischer Bauweise angefertigt. 120

Beigelegt im Akt „Schlägl“ von „Nachlass Krauss“ (Archiv Schlägler Musikseminare) 125


e. DETAILLIERTE BESCHREIBUNG DER REGISTER

aa) Hauptwerk Principal 8' Von den ursprünglichen Putz-Pfeifen wurden die ersten sieben (C - B) von Egedacher neu gemacht, weil diese wahrscheinlich durch den Brand oder andere äußere Gewalt beschädigt waren. Daß diese Pfeifen von Egedacher sind, ist an der Tatsache erkenntlich, daß hier die Oberränder nicht aufgeschnitten sind, weiters an der ein wenig abweichenden Metallfarbe und den von seiner Hand kommenden Inskriptionszeichen. Die anderen Pfeifen von Putz kürzte Egedacher um ungefähr einen Halbton. Der gesamte Principal 8' steht im Prospekt und hat Eselrückenlabien. Copl 8' Wahrscheinlich hatte Putz ursprünglich eine Copl 8' aus Metall gemacht, wofür auch die Kombination mit der Spitzflöte spricht, 1805 nahm Noli das „zweite Positiv“ (Brustwerk?) weg und gebrauchte Pfeifen zum Ausbessern und Füllen von Plätzen, wo Pfeifen abhanden gekommen waren und für Ausbesserungen an der Orgel in Aigen. Er scheint davon eine hölzerne Copl 8' ins HW gesetzt zu haben. Deutlich hatte er Verkröpfungen gerade gemacht und mußte im Mittelturm Windverführungsklötze machen. Diese Copl 8' zeigt Inskriptionen aus der Hand Egedachers, wie die Holzpfeifen der Flöte 4' im UP (ganz abweichend von der Putz-Inskription der Copl 8' im UP). Wir trafen sie nicht verschoben, also inskriptionsrichtig Ton/Pfeife auf Taste an; die Pfeifen wurden öfter abgesägt (die Pergamentstreifen zur Festigung am Pfeifenrand mitgesägt). Die unvorteilhafte Platzierung auf dem Stock wies deutlich darauf hin, daß auch dieses Register in der Egedacherzeit nicht dort gestanden ist. (Übrigens zeigen die Pfeifen eine ähnliche Machart wie in Münsteuer.) Es wurde daher der Entschluß gefaßt, eine neue Copl 8' aus Metall nach dem Vorbild von Klosterneuburg (RP) zu bauen. Dort fanden wir auch eine Spitzflöte 4' derselben Mensur wie Schlägl HW. Diese metallene Copl 8' paßt exakt auf die Stockeinteilung, sie hat keine Bärte, aber verschiebbare Hüte mit Lederdichtungen. Die alte hölzerne Copl (Eichenholz, Vorschläge Fruchtbaum) ist in der Balgkammerl in einer Schachtel archiviert.

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Octave 4' Um das Instrument um 1/2 Ton höher zu stimmen, schnitt Egedacher die ersten 5 Pfeifen (C - G) ab, entfernte das A und verschob den Rest der Putz-Pfeifen um einen halben Ton. Die höchste Pfeife machte er im Stil der alten Pfeifen neu dazu (c’’’). Im Laufe der Jahre waren 2 Pfeifen verschwunden und wurden durch schlechte ersetzt, diese wurden jetzt neu im Stil der alten Pfeifen dazugemacht (d", gis"). Es ist für dieses Register bemerkenswert, daß die für Egedacher zuzuweisenden Pfeifenmarkierungen mit "o" nur an den Pfeifen der C-Seite zu finden sind, was auf eine Umkehrung der Lade deuten kann (siehe Inskriptionsbericht). Quinte 3' Egedacher kürzte hier die Pfeifen von C – A, entfernte das B und verschob die restlichen Putzpfeifen um einen halben Ton. In späteren Jahren wurden die Pfeifen von Octav 2' und Quint 3' durcheinandergebracht. Die originalen Quint-Pfeifen konnten nun im verschobenen Zustand von Egedacher wiederhergestellt werden. Es waren noch 24 Pfeifen in der Quint-Reihe selbst erhalten, 17 wurden in der Octave 2' gefunden und noch ein paar woanders. 4 Pfeifen mußten dazugemacht werden (a, h, b', c’’’). Octave 2' Hier kürzte Egedacher die Pfeifen C - G, entfernte das A und verschob die Putz-Pfeifen um einen halben Ton, Das Register hatte noch 18 Pfeifen von sich selbst, der Rest war in der Quint 3' und in den Mixturen zu finden. Es mußten 6 fehlende Pfeifen dazugemacht werden (g, f’, f’’ , a’’ , b’’ , c’’’). Wie bei den anderen Registern wurde nun der von Egedacher verschobenen Zustand hergestellt. Spitzflöte 4' Egedacher kürzte die Pfeifen C – G, entfernte das A und verschob die restlichen Putz-Pfeifen um einen halben Ton, cis' wurde im 19, Jahrhundert ersetzt. c’’’ ist von Egedacher sehr schön neu dazugemacht. Mixtur VII – X, 2' Die originale Putz-Mixtur wurde von Egedacher von C – G gekürzt, die APfeifen wurden entfernt und der Rest um einen halben Ton verschoben. Im 19.Jahrhundert sind viele von diesen HW-Mixtur-Pfeifen in die Pedalmixtur gekommen, in die UP-Mixtur und in diverse andere Register, z. B. Octav 2' in UP. Außerdem hat Breinbauer 1865 die Mixturen vergrößert und tiefer gesetzt. Durch eine genaue Mensuren- und Inskriptionsunteruschung mit Hilfe eines Computerprogrammes (danks der Niederländischen Reichsdenkmalpflege für Orgelbau) konnten alle noch vorhandenen HW-Mixtur-Pfeifen ausfindig ge-

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macht werden. Eben mit Hilfe dieser 146 alten Pfeifen konnte die ursprüngliche Zusammenstellung rekonstruiert werden. (Die von Kuhn vorgenommene Zusammenstellung war zu tief, s. S.150). Es wurden 233 neue Pfeifen im Stil der alten dazugemacht. Bewußt wurde hier von den durch Kuhn 1960 neu gemachten Pfeifen kein Gebrauch gemacht, weil diese zu sehr von den alten Pfeifen abweichend waren. Mixtur und Cymbel rekonstruierten wir im Putz-Zustand, ohne Pfeifen für A, und verschoben den Rest bis quasi cis'''. Somit ist die Egedacherverschiebung nachempfunden worden. Diverse Pfeifen waren auch gekürzt, weil sie auf andere Tonplätze gestellt waren; davon haben wir 54 Stück verlängert. Cymbel II, 1/3' Die Cymbel ist gleichzeitig mit der Mixtur rekonstruiert, war dieses Register doch gleichsam eine Fortsetzung der Idee der Mixtur. Reil hat nur 9 originale Pfeifen gefunden (Kuhn machte 1960 eine ganz neue Cymbel), von denen 8 verlängert werden mußten. 81 Pfeifen wurden neu angepaßt. Pusaundl 8' Beim Zerlegen der großen Windlade ergab es sich durch mehrere Kennzeichen (Windschiede, Reste quadratischer Bohrungen, ergänzt durch sichtbare quadratische Bohrungen im Stock, doch diese nur 12 - 14 mm), daß auf dem Platz der 11. Schleife einmal ein kurzbechriges, kleines Zungenwerk gestanden haben muß. Nach Studien über kurzbechrige, auf den Platz passende Zungen, kamen Orgelbauer und Sachverständige überein, ein Regal in der Bauweise, die Michael Praetorius in "Syntagma musicum", 1619, Tafel XXXVIII, andeutet, zu machen, d.h. mit Schiffchenkehlen und Exponentialbechern. Nach Dokumenten der Zeit wurde dafür die Nomenklatur „Pusaundl“ gewählt (s. auch: S.83/84).

bb) Unterpositiv Principal 4' Im Prospekt von C – g''; die Putz-Pfeifen von C – d'' kürzte Egedacher und verschob e’’ um einen halben Ton. Die zugefügte höchste Pfeife war aus der Cymbel HW. Die Situation wurde belassen, anstelle der Cymbelpfeife (die zurückgestellt ist) wurde eine neue Pfeife im Stil dazugemacht. Copl 8' Dieses Register aus Eichenholz ist von Putz (Inskription) und ist sehr gut erhalten. Die Pfeifen sind nicht verschoben, wohl aber gekürzt worden. 128


Flöte 4' Aus Eichenholz, war urspünglich keine Flöte 4'. In der großen Oktave sind Inskriptionen mit Kleinbuchstaben und Tönen, die in der großen Oktave nicht vorkommen (cis, dis, fis, gis). Es ist wahrscheinlich, daß dieses Register auch aus dem Egedacher'schen Brustwerk stammt, das Noli entfernte, und evt. als Holzprincipal 8' ab c fungierte. Es wies sehr unregelmäßige Verschiebungen und Zufügungen auf. Die letzten 9 Pfeifen waren von Kuhn. Orgelbauer und Sachverständigen überein, dieses Register wegen seiner schönen Machart nicht zu entfernen, sondern im Unterpositiv auf der neu anzufertigenden Lade als Flöte 4' zu verwenden. Von d " bis c "' wurden 11 neue Holzpfeifen (Eiche) gemacht. Octave 2' Von diesem Register konnten auch fast vollständig alle Pfeifen zurückgefunden werden, Egedacher verschob die Pfeifen ab A. 5 Pfeifen mußten neu gemacht werden (fis, d', c", b", c"‘). Quinte 1 1/2' 6 Pfeifen waren in der von Kuhn 1960 zusammengestellten Positivmixtur zu finden, 1 Pfeife in der Octave 2' UP. Insgesamt sind nur 7 originale Putz-Pfeifen vorhanden (C, D, c, d, e, b, fis'). Zur Komplettierung wurden die restlichen Pfeifen aus dem Bestand der neuen Kuhn-Pfeifen der ehemaligen UP-Mixtur genommen, diese entsprachen in Durchschnitt und Labiumbreite. Die maschingestempelten Tonbuchstaben wurden weggehobelt. Cymbalum III Dieses Register wurde neu zusammengesetzt, nachdem verschiedene Studien über Repetitionen und Zusammenstellungen an Vergleichsorgeln und in Quellen angestellt wurden. Originale Putz-Pfeifen wurden im 1. Chor untergebracht und sind folgende: C, D, E, F, A, c, cis, dis, f, g, a, h, gis', fis', g'. Die beiden anderen Chöre sind aus dem Bestand der Kuhn-Pfeifen genommen. cc) Pedal Principal 16' C und D sind Innenpfeifen von Putz (Zinn), E bis f sind Prospektpfeifen; davon sind E bis dis aus altem Material von Egedacher neu gemacht, e und f sind Putz-Pfeifen (siehe Principal 8' HW); fis, g, gis, b sind Innenpfeifen von Putz, a ist 1960 erneuert. Das gesamte Register hat Eselsrückenlabien. Die PutzPfeifen sind von Egedacher um einen halben Ton abgeschnitten. Diese bestehende Situation wurde bei der Restaurierung übernommen.

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DER SCHLECHTE ZUSTAND VON „C“ UND „D“ DES PRINCIPAL 16’

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C und D waren sehr verunstaltet (vielleicht seit der Reparatur durch Wilhelm?). An den großen Pfeifen sieht man Spuren von später zugelöteten Löchern exakt genau wie an den Klosterneuburger Prospektpfeifen: man könnte vermuten, dass dasselbe Gerät zum Halten des Metalls verwendet wurde oder derselbe Pfeifenmacher am Werk war.121

Octave 8’ Sie steht zur Gänze im Hinterprospekt, dazu die 4 kleinsten Pfeifen stumm. Sie ist vollständig im Putz-Bestand erhalten, nur von Egedacher gekürzt. Das gesamte Register hat Eselsrückenlabien. Octave 4' C – H sind originale Putz-Pfeifen, von Egedacher gekürzt. (Um Platz für seine neue Posaune 8' zu erhalten, mußte Kuhn die Pfeife von C knicken, sie wurde nun wieder gerade gemacht.) c stand auf cis (war also gekürzt), es wurde zurückgestellt und für cis wurde eine neue Pfeife im Stil dazugemacht. (Die angetroffene Pfeife auf c war aus der Pedalmixtur.) d – f stehen auf dem originalen Platz und wurden von Egedacher verkürzt. g haben wurde nun neu dazu gemacht (die angetroffene Pfeife war aus der Pedalmixtur). gis, a und b stehen noch auf dem originalen Platz und wurden von Egedacher verkürzt. Mixtur V, 3' Zusammenstellung: durchlaufend 3' – 2' – 1' – 2/3' – 1/3' (s. Beilage); kein 1 1/2'!

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Das kommt der Annahme von Alfred Reichling nahe, Johann Freundt habe mit Putz zusammengearbeitet. REICHLING A., a.a.O., S.206: die Inskriptionen der Octave 4’ in Schlägl stimmen mit von Wolfgang Rehn in Klosterneuburg aufgenommenen Signaturen überein. Es bleibt aber zu bedenken, dass auch dieselbe Person eines unbekannten Pfeifenmachers für beide Werkstätten arbeiten hätte können. Reichling leitet seine Theorie auch davon ab, dass Propst Martin Greysing eine Spende für die Hochzeit des Johann Freundt gibt. (SieheKap.I): das scheint doch weither geholt zu sein. 131


Es wurden immerhin 38 Putz-Pfeifen von der ursprünglichen Pedalmixtur gefunden, die von Egedacher abgeschnitten wurden. Diese Pfeifen waren zu finden in Mixtur P, Octave 4' P, Mixtur UP, Mixtur HW und in einer Schachtel mit Restpfeifen, die Kuhn in der Orgel aufbewahrte. Im 19. Jahrhundert ist die Geschichte der Pedalmixtur sehr bewegt (siehe .S.41 – 47 Breinbauer, der die vor ihm vorgenommene Versetzung der Pedalmixtur als Manual-Viola 4' rückgängig machte (übrigens mit einem 1 1/3'-Chor anstelle des 1/3'), machte selbst noch Pfeifen neu dazu und verwendete 37 EgedacherPfeifen aus einem Fundus bzw. – wie der Kostenvoranschlag von 1865 angibt (s. d.) – aus der Rohrbacher Orgel. Die Geschichte kann nicht vollständig rekonstruiert werden, weil auch nicht bekannt ist, wie Breinbauer die Tiefersetzungen der Chöre in allen Mixturen vornahm. Orgelbauer und Sachverständige entschieden, eine neue Pedalmixtur aus den erhaltenen Putz-Pfeifen und aus neuen, im Putz-Stil dazugemachten Pfeifen zu bauen. Die später zugefügten fremden Ignaz-Egedacher-Pfeifen und ungefähr 40 Breinbauer-Pfeifen wurden in der Balgkammer hinter der Orgel archiviert. Großpusaun 16', Octavpusaun 8' Wir trafen mit den Sachverständigen die Wahl für eine Rekonstruktion, die in das Klangbild der vom 17. Jahrhundert dominierten Orgel paßt. Der einzige Anknüpfungspunkt waren die Maße auf den Laden. Durch den Mangel an originalen Zungenregistern in Österreich/Süddeutschland wurden größere geographischen Gebiete herangezogen, auch aufgrund der gewonnenen Erkenntnis, daß gerade im 17. Jahrhundert über größere Räume im Orgelbau Übereinstimmungen bestehen. Für Studien an folgenden Zungen dienten folgende Orgeln: Klosterneuburg (1642): Regal 8' (aus einer älteren Orgel?) Himmelpforten, BRD (1587): Regal von Scherer Medemblik, NL (1671): Regal von Pieter Backer Hattem, NL (1600): Trompete 8' Kampen, NL (17. Jh.): Trompete 8' Schloß Gandegg, I (1690): Pedaltrompete 8' von J. C. Humpel (Reste) Diese Studien waren die Basis, um auf der neuen Cantoriumsorgel Probetöne hören zu lassen. Schließlich wurde für diese Orgel dann eine Trompete 8' in diesem Stil hergestellt. Mit den Sachverständigen beschlossen die Orgelbauer, diese als gut befundene Trompete als Ausgangspunkt für die neu angefertigten Register der Posaunen zu 16' und 8' im Pedal zu nehmen.

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f. INTONATION UND STIMMUNG aa) Intonation Ausgangspunkt war das Intonationsprinzip von Andreas Putz. Die breiten Labien, die großen Fußöffnungen, hohe Aufschnitte und weite Kernspalten geben Hinweis auf die Produktion eines "lauten, großen Klanges". Es war ein glücklicher Umstand, daß vor allem die Pfeifen der kleineren Principal-Register ab Octave 4' noch prächtig bewahrt vorhanden waren. An ihnen konnte die Putz-Intonation studiert werden. Weitere allgemeine Intonationsdaten konnten aus den Orgeln der damaligen Zeit abgeleitet werden. Die Intonation des Prospektes: Diese Pfeifen waren ziemlich beschädigt. Die größeren Pfeifen hatten zu weite Kernspalten (Ursache: kaputte Laden?), die kleineren Pfeifen hatten viel zu enge Kernspalten. Das Gleichgewicht wurde wiederhergestellt durch das Zurückbringen der Kernspalten auf richtige Größe. Neben den normalen kleinen Kernstichen haben die Pfeifen von Spitzflöte 4' extra tiefere Kernstiche von späterer Hand (Egedacher? vgl. Salzburg). Nach einigen Überlegungen wurden diese belassen, weil das Wegreiben ein vielleicht noch größerer Eingriff gewesen wäre. Nur dort, wo der Ton zu viel geschädigt war, wurden einige Kernstiche weggerieben. Die neu gemachten Labialpfeifenergänzungen sind nach den bestehenden Vorbildern intoniert. Die Pfeifen von 1960 des Unterpositives sind soviel wie möglich nach dem alten Prinzip behandelt worden. Ebenso wie die Machart wurde bei den Zungenstimmen auch die Weise der Intonation nach alten Vorbildern aufgegriffen. Markant sind dabei die fast unbelederten Kehlen (nur bei den fünf großen Pfeifen von Posaune 16') und die nach oben stark ausgedünnten Zungenblätter.

bb) Stimmung Nach langen Diskussionen mit den Sachverständigen und Gesprächen mit Gustav Leonhardt und Luigi F. Tagliavini wurde die Wahl einer modifizierten mitteltönigen Stimmung mit Abweichung 1/5 Komma getroffen.

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Da das Instrument sehr lange eine gleichstufige Temperatur hatte, mußten bei einer Anzahl von großen Pfeifen Korrekturen an den oberen Rändern vorgenommen werden. Die kleinen Pfeifen waren leicht und überzeugend in die neue Stimmung zu bringen. Die Korrekturen an verschiedenen größeren Pfeifen bestanden im Kleinermachen durch eiförmige Ausschnitte und vereinzelt im Verlängern von Pfeifen. Tonhöhe: a = 447,5 Hz bei 11°C Als optimale Tonhöhe wurde bei 8°C 445 Hz gefunden. In den beiden kleinen, oberen Feldern links und rechts des Mittelturmes sind Pfeifen, ohne Wind zu haben, die inskribiert sind, einen Kern haben und angeblasen werden können. Sie geben eine Tonhöhe von a = ca.420 Hz wieder: das könnte – entgegen aller Klischees – die Stimmtonhöhe bei Putz gewesen sein.

cc) Winddruck Die Intonationsarbeiten wurden nach Proben auf der Intonierlade und den Erfahrungen mit der Cantoriumsorgel auf 75 mm WS Winddruck begonnen. Während der Intonation zeigte es sich als notwendig, diesen Druck zu erniedrigen, sodaß schließlich nach langen Hörtests im Kirchenraum der Winddruck nun mit 73 mm Wassersäule fixiert ist.

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Beilage I

DAS PFEIFENWERK VON ANDREAS PUTZ Im folgenden soll eine Charakteristik des Pfeifenwerkes von Andreas Putz, wie wir sie feststellen konnten, stichwortmäßig gegeben werden. Labiumbreite: Principale, die zur Gänze oder teilweise im Prospekt stehen: 1 : 4 offene Innenpfeifen: 1 : 3,6 Spitzflöte 4': 1 : 4,6 (Mittelmaß) Fußlänge: HW Innenpfeifen: 185 – 203 mm UP Innenpfeifen: 182 – 193 mm Ped Innenpfeifen: 184 – 198 mm Kerne: Die Kernstärke verläuft schön nach oben, d.h. große Pfeifen haben dicke Kerne, kleine Pfeifen dünne (Principal 8' C = 7,5 mm). Die Kernphase ist durchgehend 70°. Die Kerne sind durchgehend leicht bis mäßig gestochen in der Mittellage, größere und kleinere Pfeifen sind ohne Kernstiche. Aufschnitte: Die Pfeifen sind hoch aufgeschnitten. Principale haben Aufschnitte von 1/3 bis 1/3,4. Spitzflöte 4' ist +/- 1/3 aufgeschnitten. Bei Holzpfeifen bewegt sich der Aufschnitt zwischen 1/3 Fußöffnungen: Ohne Ausnahme sind die Fußöffnungen so groß wie möglich gehalten; keine Einkulpungen. Die Stöcke haben tiefe konische Bohrungen, wo die Füße darinsitzen. Wandstärke: Die Pfeifen, vor allem die Füße, haben eine große Wandstärke, nach oben zu werden alle Pfeifen ausnahmslos dünner.

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Material: Die Prospektpfeifen sind hochprozentig Zinn. Die Innenpfeifen haben eine Legierung von ca. 28% Zinn, d.h. 400 Pfund Zinn zu 1000 Pfund Blei. Labiumform: Die Prospektpfeifen haben alle Eselsrückenlabien. Die Innenpfeifen sind rund eingeritzt, aus Quadrat + Halbkreis bestehend. Die Spitzflöte 4' hat spitz eingeritzte Labia. Stimmvorrichtung: Alle Metallpfeifen sind auf Länge geschnitten. Die Prospektpfeifen haben eiförmige Ausschnitte an der Hinterseite; die hölzerne Copl 8' UP hat bewegbare Stoppel. Alle Pfeifen sind ohne Bärte. Stimmtonhöhe: Die Putz-Pfeifen waren vor Egedacher tief gestanden (ca. 420 Hz = a) und sind nun im verschobenen Zustand von Egedacher belassen, und zwar auf 447,5 Hz = a bei 11°C Raumtemperatur.

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Beilage II

ERGEBNISSE DER INSKRIPTIONSUNTERSUCHUNGEN Innerhalb des Sachgebietes der Pfeifenuntersuchung hat die Inskriptionsuntersuchung eine wichtige Rolle gespielt. Dazu ist nicht nur das Pfeifenwerk von Schlägl untersucht worden, sondern wurden auch andere Orgeln zu Vergleichen herangezogen, wie die Freundt-Orgeln von Klosterneuburg und Baumgartenberg und die Egedacher-Orgel in der Salzburger Kajetanerkirche, eben aus der Putz- und Egedacher-Periode, um für die Inventarisierung der großen Schlägler Orgel noch sicherer zu werden. Der Schluß, den man nach diesen ausgiebigen Untersuchungen ziehen kann, ist folgender: Es sind zwischen den einzelnen Orgelbauern wesentliche Unterschiede zu finden, wie sie Pfeifen inskribieren. Diese Unterschiede beziehen sich auf Handschrift, Tonangabe/Tastenangabe, Platz der Inskription, Klaviaturumfang, Octavangaben und zusätzliche Angaben über Registernamen, Lagenangabe, Pfeifennummerierung und Platz auf der Windlade. Auf Basis dieser Daten ist eine zuverlässige Analyse in bezug auf Datierung des unterschiedlichen Pfeifenwerkes in Kombination mit verschiedenen historischen Angaben möglich. Im folgenden Bericht stehen zuerst allgemeine Angaben, wobei der Vergleich zwischen der Arbeit der verschiedenen Orgelbauer wichtig ist. Typische Inskriptionsunterschiede lassen sich auf diese Weise leicht erkennen. Dann folgen detaillierte Angaben mit Bezug auf das Putz-Pfeifenwerk in Schlägl; es soll per Register eine Übersicht über die einzelne Charakteristik und daraus folgernde Rückschlüsse gegeben werden. Diese Übersicht geht vom ursprünglichen Zustand aus; es soll dadurch ersichtlich werden, wieweit der angetroffene Zustand davon abweicht und wieso eine Rekonstruktion der ursprünglichen Zusammenstellung des Pfeifenwerkes möglich schien. Viel originales Pfeifenwerk, sowohl aus der Putz- als auch aus der EgedacherPeriode ist verschwunden. Man findet auch viel jüngeres Material, namentlich von Breinbauer und Kuhn. Auf dieses soll dann näher eingegangen werden, wenn es für die allgemeine Deutlichkeit wichtig ist. Es versteht sich von selbst, daß man danach trachtete, dieser Untersuchung möglichst breiten Raum zu geben. Viele Details sind verlorengegangen, sodaß diese Untersuchung ihren Sinn im Zusammenhang mit den Untersuchungen am 138


Material und den Archivforschungen bekommt, weil sie diese hervorragend ergänzt. Die vergleichenden Voruntersuchungen Die hier angeführten Ergebnisse beziehen sich ausschließlich auf die Inskriptionsuntersuchung; historische Daten und Ergebnisse in bezug auf andere Baucharakteristiken siehe in anderen Kapiteln.

Salzburg, Kajetanerkirche Angetroffener Klaviaturumfang: C/E – c‘‘‘ Tonhöhe: a = ca. 460 Hz Erbauer: Johann Christoph Egedacher Baujahr: 1708 Inskriptionsübersicht: Kleine Octav des Registers Octave 2'

Allgemeine Charakteristik: Die Pfeifen sind mit Ton- und Tastennamen versehen. Die Inskriptionen geben Octavlagen mit Octavstrichen über der Inskription der Buchstaben an, die große Octav mit Großbuchstaben. Das Register Octav 4' hat einen Großbuchstaben D auf jeder Pfeife; vermutlich ist das die Angabe eines ursprünglichen Namens „Dulciana" (?)

Baumgartenberg Angetroffener Klaviaturumfang: C/E – c‘‘‘ Tonhöhe: ursprünglich a = 460 Hz ? Erbauer: Johann Freundt Baujahr: 1662 Inskriptionsübersicht: Große und kleine Octav des Registers Octave 2'

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Pesenbach Angetroffener Klaviatur umfang: C/E, F, FIS, G, GIS, A, B - c"‘ Erbauer: unbekannt Baujahr: um 1650 Inskriptionsübersicht: Principal 4', Große und Kleine Octav

Klosterneuburg Hier haben wir keine ausführliche Inskriptionsuntersuchung vorgenommen. Das Instrument wurde kürzlich restauriert; das Herausnehmen der Pfeifen hätte zuviel Risiko für Verstimmungen gebracht. Es wurden aber in verschiedenen Registern Stichproben gemacht, die ein vergleichbares Inskriptionsbild mit Baumgartenberg ergaben. Vermutlich hat das Instrument auch noch älteres Pfeifenwerk. Im Rahmen dieser Untersuchung sind wir darauf nicht weiter eingegangen. DIE STUDIEN IN SCHLÄGL Angetroffener Klaviaturumfang: Hauptwerk (ursprünglicher Zustand): C/E – c‘‘‘ (45 Töne) Unterpositiv (neue Kuhn-Lade): C – c’’’ chromatisch (49 Töne) Pedal: C/E – b (19 Töne) Tonhöhe: ursprünglich a = ca.420 Hz Erbauer: Andreas Putz Baujahr: 1633/34 Inskriptionsübersicht: Große Octave und Kleine Octave von Octave 4' HW122

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Diese Inskription schreibt REICHLING A., a.a.O., S.204 unter Berufung auf Kuhn (Rehn, Jakob) J.Freundt zu. Siehe auch Anm.121 140


Mit dieser Übersicht ist in erster Instanz versucht, eine Charakteristik der verschiedenen betreffenden Inskriptionen in Werken der verschiedenen Orgelbauer sichtbar zu machen. In der nun folgenden Übersicht per Register soll eine kurze Zusammenfassung gegeben werden von dem, was von einzelnen Registern der Schlägler Hauptorgel aussagekräftig ist und welcher Schluß daraus gezogen werden kann.

Hauptwerk Principal 8' Originale Putz-Inskriptionen sind auf den Pfeifen H bis c‘‘‘ zu finden. Auffallend ist die abweichende Inskription der Pfeifen C – B und die Tatsache, daß das Pfeifenwerk noch immer auf jenen Tasten steht, für die die Tonangabe gegeben ist. Auf allen Pfeifen von C bis cis' ist eine charakteristische ergänzende Inskription zu finden:

Diese Inskription kann man als "Principal-Werk" (PW) interpretieren. Sie ist wahrscheinlich später hinzugefügt, da sie auch auf den Pfeifen der großen Oktave vorkommt (die vermutlich durch Egedacher erneuert wurden, s. Pfeifenbericht) und weil sie auf der cis'-Pfeife über die alte, von Putz stammende Toninskription darübergeritzt ist. Die abweichenden Inskriptionen der großen Oktave sind folgende:

Die Octavlagenangaben sind an allen Pfeifen zu finden: Großbuchstaben für die große Oktave, Kleinbuchstaben für die kleine, ein, zwei oder drei Strichlein über der Kleinbuchstabeninskription für die ein-, zwei- oder dreigestrichene Oktav. Die Inskription findet man am Corpus links vom Kreuz der Lötnähte.

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Octave 4' Auf fast allen Pfeifen finden sich die charakteristischen Putz-Inskriptionen, nur nicht auf A. Das Pfeifenwerk ist von hier an um einen halben Ton zurückgeschoben. Der höchste Ton ist hinzugefügt, ziemlich sicher durch Egedacher. Die Inskription auf dieser Pfeife ist „c“ auf dem Fuß, und „h“ in der Mitte auf dem Corpus in einer Schrift des 19. Jahrhunderts. Auffallend ist die Andeutung des Registernamens mit der Inskription „o“ an den Pfeifen der D-Laden-Seite. Eine besondere Bedeutung hat die Pfeife "dis": hier finden wir das charakteristische Egedacher-"e" über das alte "e" von Putz geschrieben. Das Egedacher-"e" ist kombiniert mit der "o"-Bezeichnung: das weist auf die Möglichkeit, daß diese Hinzufügungen Egedacher zugeschrieben werden dürfen (siehe Foto nebenstehend). Die Putz-Inskriptionen sind hier am selben Platz zu finden wie bei Principal 8'.

Copl. 8' Weil dieses Register ganz von Holz ist, soll auch die abweichende Inskriptionsmanier besprochen werden. Die Inskriptionen sind mit Feder auf dem eichenen Corpus angebracht. Dazu kommt, daß gerade dieses Register vermutlich öfter durch verschiedene Orgelbauerhände ging, wobei jeder seine eigene Inskription auf dem Material hinterließ. Die ältesten Inskriptionen geben an, daß dieses Register ursprünglich auf einer tiefen Tonhöhe erklang. Später wurde es nach unten versetzt, um eine höhere Tonhöhe zu erzielen. Die ältesten Inskriptionen zeigen einige Abweichungen gegenüber den Inskriptionen am Metallpfeifenwerk. Das Register könnte daher gut aus dem sogenannten „zweiten Positiv“ stammen (siehe S.39), das – später hinzugefügt – in einer abweichenden Tonhöhe stand. Das Pfeifenwerk ist wahrscheinlich im 19. Jahrhundert ins Hauptwerk gestellt worden, wie auch die durchlaufende Ladennummerierung in einer Bleistiftschrift des 19. Jahrhunderts andeutet (Noli?). Inskriptionsübersicht: kleine Octav

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Spitzflöte 4' Dieses metallene, konische Register hat fast durchgehend originale Inskriptionen von Putz. Auch hier fehlt in der großen Octave das "A". Der höchste Ton ist hinzugefügt, ziemlich sicher durch Egedacher. Diese Pfeife hat die Inskription cis’. Das Pfeifenwerk ist mit Bleistiftnummern aus dem 19. Jahrhundert versehen, die Nummerierung verweist darauf, daß zu ihrer Entstehung der verschobene Zustand schon bestand. Von "c'" an stehen die Inskriptionen am Pfeifenoberrand; oft ist dieser Rand zurecht geschnitten, sodaß die Inskriptionen schlecht und manchmal gar nicht lesbar sind. Quinte 3' Im Großen und Ganzen besitzt dieses Register dieselben Inskriptionen wie Principal 8' und Octave 4'. Abweichend ist jedoch die doppelte Benennung; jede Pfeife hat eine Tasteninskription in der Mitte des Corpus und eine Klanginskription links vom Lötkreuz. Dazu ist jede Pfeife noch versehen mit dem Zeichen "q" als Abkürzung für Quinte. Diese Inskription ist vermutlich jünger als die originale Inskription, weil Platz, Schreibweise und vorhandene Farbspuren in Klanginskriptionen, die nicht in den "q"-Inskriptionen vorkommen, darauf hindeuten. Das Register hat Groß- und Kleinbuchstaben, jedoch keine zusätzlichen Bezeichnungen für die ein-, zwei- oder dreigestrichene Octave. Die Inskriptionen stehen bis c'' seitwärts vom Lötkreuz, dann auf Fuß und Oberrand. Superoctave 2' Das Register ist vergleichbar mit dem vorigen. Hier ist anstelle des "q" ein Zeichen "8" zu finden. Die Inskriptionen stehen bis "e" seitlich vom Lötkreuz auf dem Corpus, dann auf Fuß und Oberrand (wo sie öfter bei verschiedenen Operationen abgeschnitten wurden). Das Register hat Groß- und Kleinbuchstaben, aber wieder keine zusätzlichen Zeichen für die ein-, zwei- oder dreigestrichene Oktave.

Mixtur/Cymbel Die Manier der Inskription stimmt genau überein mit Superoctave 2' und Quinte 3', aber ohne weitere Bezeichnung für Quinte oder Octave. Es gibt aber Octavlagenbezeichnungen wie bei Principal 8' und Octave 4'. Aufgrund dieser Daten und der gefundenen Mensurverhältnisse konnte die Zusammenstellung der ursprünglichen Mixtur und Cymbel rekonstruiert werden.

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Unterpositiv Principal 4' Dieses Register hat zur Gänze Putz-Inskriptionen; hier ist auch das "A" noch vorhanden. Es gibt keine Octavlagenbezeichnungen, ausgenommen die Großbuchstaben für die große Octave. Bis incl. gis’’ stehen die Inskriptionen am üblichen Platz, dann sind sie in der Mitte des Corpus (Innenpfeifen). Copl 8' Auch für dieses Register gilt dasselbe wie für die Copl 8' HW: es ist aus Holz und daher ein idealer Untergrund für beschriebene Inskriptionen. Wir finden hier neben einer Anzahl kleiner Abweichungen zwei komplette Reihen mit Inskriptionen, die einander teilweise überlappen. Die älteste Reihe ist Putz zuzuschreiben, mit einigen kleinen Unterschieden - vermutlich der Hand des Pfeifenmachers zuzuschreiben -, die andere Reihe ist in einer sehr deutlichen Handschrift des 19. Jahrhunderts geschrieben. Die ältesten Inskriptionen sind mit Tinte, die jüngeren mit Bleistift geschrieben. Die Pfeifen haben Octavlagenbezeichnungen sowohl für die große als auch für die ein-, zwei- und dreigestrichene Octave. Flöte 4' Dieses Register hatte im Kuhn-Zustand teilweise Holz- und teilweise Metallpfeifen. Die Metallpfeifen waren von schöner Machart (Kuhn), beginnend ab e''. Das Register ist öfter verschoben worden und vermutlich nicht als 4'-Lage gedacht gewesen, weil originale Inskriptionen für eine große Octave fehlen. Weiter ist es undeutlich, inwiefern es auch in bezug auf die originale Tonhöhe verschoben ist. Es besteht die Vermutung, daß auch dieses Register ursprünglich in einer tieferen Stimmung klang. Die ältesten Inskriptionen – mit Tinte geschrieben – weichen von jenen Putz-Inskriptionen ab, die auf der Copl 8' UP gefunden wurden. Octave 2' Das Register besitzt großteils Putz-Inskriptionen. Auffallend ist hier das Fehlen der Angabe für die große Octave und das Fehlen der anderen Octavlagenbezeichnungen. Wohl ist die große Octave ganz konform mit dem Klaviaturumfang, wobei das A wiederum fehlt. Bis incl. e' stehen die Inskriptionen seitlich des Lötkreuzes, dann auf Fuß oder Oberrand, wo sie öfter durch Reparaturen oder Stimmung teilweise weggeschnitten sind.

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Quinte 1 1/2' Von diesem Register wurden für einige Stellen ein paar Pfeifen zurückgefunden. Auch hier sind die Inskriptionen konform mit dem übrigen Pfeifenwerk; es kommen allerdings keine „q“-Angaben vor, wohl aber Quint- und Octavbezeichnungen für Taste und Klang.

Pedal Principal 16' Die zwei größten Pfeifen von diesem Register stehen innen, von E an stehen die Pfeifen im Prospekt. Auffallend ist die verschiedene Inskriptionsart zwischen den Pfeifen E bis dis und e bis b. Inskriptionen:

Die Inskriptiionen von E – A sind eindeutig alt und Putz zuzuschreiben. Die Inskriptionen für die höheren Töne sind vermutlich von der Hand Egedachers. Octave 8' Hier kann man von einem kompletten Register mit Putz-Inskriptionen sprechen, sogar an den stummen Prospektpfeifen inclusive dem "A". Die Pfeifen haben auch Octavlagenangaben. Außerdem steht oberhalb jeder Inskription ein "o", auch hier wieder als Angabe von "Octave" in bezug auf Principal 16'. Octave 4' Dieses Register ist vergleichbar mit Octave 8', auch ganz komplett, incl. "A". Dazu ist jede Bezeichnung noch zusätzlich mit dem Zeichen "o p" versehen. Das könnte eine Bezeichnung für "Octav - Pedal" sein. Wie bei der Octave 8' ist diese Zufügung wahrscheinlich jünger und könnte von Egedacher stammen.

„G“ der Pedal-Octave 4’, „p” für Pedal?

Mixtur Von der ursprünglichen Mixtur sind noch 38 Putz-Pfeifen erhalten, im letzten Zustand des Instrumentes war auch noch eine Anzahl von EgedacherMixturpfeifen anzutreffen, die aber keine Übereinstimmungen mit Pfeifen Ege-

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dachers von diesem Instrument zeigen. Wie man inzwischen weiß, hatte Breinbauer von Egedacher-Pfeifen aus der Rohrbacher Orgel für dieses Register Gebrauch gemacht. Anhand der gefundenen Putz-Pfeifen und dem Mensurbild war die ursprüngliche Zusammenstellung der Putz-Mixtur mit großer Sicherheit zu rekonstruieren.

Links: C der Quinte 3’: (Egedachers „q“ für Quinte, das „C“ von Putz) Rechts: das typische „e“ von Egedachers Hand

Links: Pfeife aus dem Hauptwerk mit typischem „o“, aber „C“ (oder „G“?) von unbekannter Hand Rechts: Hauptwerk Copl 8’, sehr ähnlich der Machart wie Münsteuer (siehe Bildtafel)

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„Pusaundl 8“ im Hinterprospekt

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V. KURZFASSUNG DER NUNMEHRIGEN GESCHICHTE DER GROSSEN ORGEL IN DER STIFTSKIRCHE SCHLÄGL Die große Orgel in der Stiftskirche Schlägl geht auf den Passauer Orgelmacher Andreas Putz zurück. Dieser hatte sie im Auftrag des Propstes Martin Greysing im Winter 1633/34 in das Kloster gebracht, wo sie zur Primiz des Praemonstratensers Mathäus Ill am Sonntag in der Oktav des Norbertifestes 1634 zum ersten Mal erklang. Das Instrument wurde auch bald von hervorragenden Organisten gespielt: Christian Erbach war 1633 bis 1635 in Diensten des Propstes, anschließend der danach als Passauer Domorganist nachweisbare Georg Kopp, bis 1637. Die Beschädigungen bei einem Brand 1702 waren so groß, daß Johann Christoph Egedacher, wahrscheinlich unter Mithilfe seines Bruders Johann Ignaz, eine Wiederinstandsetzung zum Anlaß nahm, eine Umgestaltung und Vergrößerung vorzunehmen: die Stimmtonhöhe wurde von 420 Hz auf ca. 446 Hz erhöht, die Spielanlage der einst getrennten Gehäuse Hauptwerk-Rückpositiv durch Vorschieben des Hauptkastens in die Brüstung mit Einpassen des Positivs in den Orgelfuß als hinterspielig umgestaltet und ein Brustpositiv dazugebaut, dessen Existenz die Orgelbauer Vater und Sohn Noli aus Pilsen/Budweis festhielten, als sie 1803 wieder nach einem Brand die Orgel reparierten. Auch nach 1853 war eine Renovierung wegen eines Brandes notwendig, die der Ottensheimer Orgelmacher Josef Breinbauer durchführte. 1904 vergrößerte der Urfahraner Hoforgelbauer Johann Lachmayr die Orgel dem Geschmack der Zeit entsprechend mit einer pneumatischen Zusatzlade. Diese wurde schon 1948 wieder entfernt. Die Rückbesinnung auf den historischen Bestand führte 1960 zu einer für österreichische Verhältnisse beispielgebenden Renovierung durch die Orgelbaufirma Th. Kuhn aus Männedorf bei Zürich. Ing. Egon Krauss war der Mentor dieses Vorhabens damals als Konsulent des Bundesdenkmalamtes. Er war es auch, der nicht nur die Entwicklungen im mitteleuropäischen Raum gerade in Restaurierungsfragen maßgeblich beeinflußte, sondern der auch erkannte, daß gut gemeinte Restaurierungen der 60er Jahre nun einer letzten Konsequenz zugeführt werden müßten, die das Hineindenken in die handwerklichen Macharten eines gut dokumentierbaren Frühzustandes zum Inhalt haben. Dies wurde an der Schlägler Westorgel durch die Orgelmacherei Gebrüder Reil aus Heerde/Niederlande in den Jahren 1989/90 mit einer profunden

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Restaurierung durchgeführt, für die der Zustand des Jahres 1708 als Richtschnur galt. Sie beinhaltete den Bau einer neuen Windversorgung mit drei Keilbälgen, neue Trakturen, eine neue Windlade für das Unterpositiv, Rückplazierung des im 19. Jahrhundert verstellten Pfeifenwerkes, Pfeifenrekonstruktionen und Anlegen einer ungleichschwebenden Stimmungstemperatur, die aus älteren, unveränderten Pfeifen gewonnen werden konnte. Dienlich dazu war auch das Studium analoger Orgeln in Brunnenthal, Baumgartenberg, Pesenbach, Klosterneuburg, Münsteuer, Salzburg-St. Cajetan, Lienz, Innichen, Schloß Gandegg und Vornbach/l., sowie die Interpretation archivalischer Quellen im Stiftsarchiv Schlägl, die genaue Untersuchung der instrumentenbaulichen Strukturen bei Demontage und die Inventarisierung des gesamten Pfeifenwerkes nach Inskriptionen. Durch die besondere Zuwendung der Orgelbauer zu diesem Projekt ist es gelungen, die alte Schlägler Hauptorgel im Sinne des „gewachsenen Zustandes“ von 1708 wiedererstehen zu lassen, zu dem zwei Kompromisse bekanntzugeben sind: eine Rekonstruktion des unter Egedacher vorhandenen, für ContinuoZwecke tiefer gestimmten Brustwerkes wurde aus Mangel an Information über Disposition und Größe unterlassen; desgleichen wurde von einer Rekonstruktion der Flügeltüren – wie sie für die Schlägler Hauptorgel zur Zeit Egedachers nachweisbar sind – ebenfalls aus Kenntnismangel Abstand genommen, wenngleich gesagt werden muß, daß diese eine erhebliche Einwirkung auf die Klangabstrahlung des Instrumentes in den Raum gehabt haben müssen. Die Restaurierung stand unter der orgelsachverständigen Betreuung von Rudi van Straten und Rupert Gottfried Frieberger.

Gustav Leonhardt Luigi.F. Tagliavini und Orgelmacher Han Reil anlässlich der Orgelweihe im Dezember 1989 155


VI. DER ZEITLICHE ABLAUF DER RESTAURIERUNG 31. 12. 1986

Auftrag des Stiftes Schlägl an die Orgelbauwerkstätte Gebr. Reil

Februar 1987

Studienreise Salzburg, Baumgartenberg, Klosterneuburg, Ardagger

Oktober 1987

Studienreise Lienz, Innichen

März 1988

Studienreise Vornbach, Pesenbach, Reichersberg

Juni. 1988

Demontage der Orgel Inventarisierung der Pfeifen Vermessung des Gehäuses

Oktober 1988

Studienreise Schärding-Ev. Kirche, Brunnenthal, Vornbach; Ergebnisbesprechung in Heerde; Ladenbefunde

Februar 1989

Studienreise Innsbruck, Hart b. Pischelsdorf

Mai 1989

Entwicklung weiterer Schritte in Heerde

Oktober 1989

Einbau Hauptwerk und Pedal

November 1989

Intonation Hauptwerk und Pedal

2./3. 12. 1989

Inauguration und Wiederingebrauchnahme

März 1990

Einbau Unterpositiv, Mechanik und Pfeifen, Intonation

23. 04. 1990

Abschlußbesprechung und Abnahme

INAUGURATION Zur feierlichen Wiederingebrauchnahme und zur Weihe der Cantoriumsorgel fanden zum ersten Adventsonntag 1989 Gottesdienste und Konzerte statt, zu denen Luigi Tagliavini und Gustav Leonhardt als Festorganisten geladen waren und Stiftsorganist Ingemar Melchersson, Stiftsjapellmeister Rupert Gottfried Frieberger und der Sachverständige Rudi van Straten zu hören waren. KOLLAUDIERUNG UND BEGUTACHTUNG Nach der Kollaudierung durch R.v.Straten, R.G. Frieberger und Stiftsorganist Ingemar Melchersson fand durch das österreichische Bundesdenkmalamt im Mai 1990 eine Begutachtung der Restaurierung statt, zu der Ing. Walter Brauneis (als Beamter und Leiter der Abteilung Klangdenkmale) und Dr. Otto Biba (als Konsulent) aus Wien anreisten. 123 123

Sie überzeugten sich von der handwerklichen Qualität („ob Egedacher auch so einen schönen Spieltisch gemacht hätte?“[Brauneis] und wollten die Orgel nicht einmal hören [„müssen wir sie wirklich hören? – Gehn ma doch gleich in den Stiftskeller, ich weiß was Neues zum Tod Mozarts“ {Brauneis]: Gesprächsnotiz R.G.Frieberger in MSS, Sch „Große Orgel – Restaurierung 1989/90“. 156


B. CHORORGELN

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1. Chororgeln vor 1954 Chororgeln in der Stiftskirche Schlägl lassen sich seit dem 17. Jahrhundert nachweisen. Schon beim verhehrenden Bauernaufstand 1626 wurden durch die Rebellen „…zwey orglwerck, 1 positif, ein doppelt und einfaches Regall zerschlagen und das Metall davon gestohlen….“ 124 Man kann auch annehmen, dass Abt Martin Greysing wieder eine oder zwei kleine Chororgeln im Hochchor errichten ließ, wurde doch im Jahre 1641 von einer theologischen Abschlussprüfung berichtet, nach der man in der Stiftskirche das Tedeum feierlich intonierte, das „plenis organis musici decantaverunt“.125 Es könnte dabei auch die 1640 bei Christoph Egedacher in Straubing erworbene Orgel zum Einsatz gekommen sein, von der man vermuten darf, dass sie auf dem Cantorium zu stehen kam.126 Tatsache ist, dass seit der Jahrhundertwende zum 20.Jahrhundert im Chor gegenüber der Sakristeitür ein Harmonium Aufstellung gefunden hatte, an dessen Stirnseite als Verblendung eine Schnitzerei, die der Gestaltung der Chorstallen nachempfunden war, angebracht war.127 2. Unausgeführter Plan 1928 Es war wohl die Initiative des Chordirektors Adolf Trittinger128, der den Kirchenmusiker und Klosterneuburger Organisten Vinzenz Goller näher kannte, die jenen veranlasste, einen Umbau- und Vergrößerungsplan für die große Orgel der Stiftskirche Schlägl vorzulegen; dieser sah eine mit einem dritten Manual spielbare „Chororgel“ vor, deren Pfeifen hinter dem Hochaltar zu stehen kommen sollten. Bei dieser Gelegenheit wollte man auch in der Hauptorgel die alten Schleifladen und ihre mechanische Traktur durch Kegelladen mit elektrischer Traktur ersetzen und den Tonumfang auf 56 bzw.30 Töne erhöhen.Dazu schlägt Goller vor, vor Beginn der Arbeiten eine neue Chororgel hinter den Hochaltar zu bauen; sie sollte einen eigenen Spieltisch im Chorgestühl haben, und gleichzeitig von der Hauptorgel aus – die ebenfalls einen neuen Spieltisch 124

PRÖLL L., Geschichte des Praemonstratenserstiftes Schlägl, a.a.O.., S.239 StASchl, Hs.16, und FRIEBERGER R.G., Entwicklung der Kirchenmusik und des Orgelbaues, a.a.O., S.33f. Vinzenz GOLLER gibt in seiner Expertise 1928 (MSS, Schachtel „Große Orgel“) zur großen Orgel in einer Praeambel an, Putz habe 1631 zwei Chororgeln für Schlägl geliefert, von denen eine tragbar war. GOLLER, Vinzenz, Die Orgeln in der Stiftskirche Schlägl ,ms, a. o.O., 1928, S.4. 126 „ein orgelwerckh oder positiff“ für 140 fl. bei Christoph Egedacher aus Straubing: StASchl, Sch 481, Rechnung vom 9.5.1640. PRÖLL L., Geschichte des Praemonstratenserstiftes Schlägl., a.a.O., S.306, spricht die Vermutung der Aufstellung auf dem Cantorium erstmals aus. 127 Diese ist auch noch gut auf Fotos, die anlässlich der Planung der Chororgel 1952 gemacht worden waren, sichtbar: Siehe Orgelakt „Schlägl Chororgel“ im „Nachlass Krauss“ in Archiv der Schlägler Musikseminare. 128 zu Trittinger siehe FRIEBERGER R.G., Kirchenmusikpflege Schlägl 1838 – 1942, S.71ff 125

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erhalten soll – als 3.Manual fungieren können. Ihre Disposition plante Goller so:129 Manual (56 Tasten, 68 Töne!) Gemshorn 8‘, neu Gamba 8‘ (aus 1904, aber um 1 Ganzton weiter rücken) Nachthorn 8‘, neu Aeoline 8‘ (1904) Vox coelestis (1904) Prinzipal 4‘, neu Flöte 4‘, neu Violine 4‘, alt (?1904) Cornett 3fach, neu Vox humana 8‘

Pedal (30 Tasten und Töne) Subbass 16‘ Flötenbass 8

3. Konkrete Pläne seit 1949 Der Plan, das Harmonium tatsächlich wieder durch eine richtige Chororgel zu ersetzen, ist erstmals archivalisch dokumentierbar durch einen Brief mit Anhang von Dispositionen des Organisten Isidor Stögbauer vom 26.7.1949 an Abt Cajetan lang.130 Das Vorhaben war aber sicher durch den damals jungen Frater Bruno Grünberger angeregt worden und vom Novizenmeister und Subprior Wolfgang Siegl mitgetragen.131 Stögbauer breitet dem Abt darin die Orgelbewegung nach Albert Schweitzer aus und schlägt drei Varianten vor, die überschrieben sind mit „Chororgel im Stile des 18.Jhrhd.“:

Chorgestühl mit Harmonium in der Mitte 129

MSS, Sch „Stiftsorgeln“, Mappe 1928; Schilderung auch bei MAYR, Rupert: Beiträge zur Entwicklungsgeschichte .., a.a.O, S.208. 130 MSS, Sch „Chororgel“, Brief vom 26.7.1949 131 Das geht nicht nur aus der späteren Korrespondenz mit Egon Krauss hervor; H.Bruno Grünberger bestätigt dies auch in einem Gesprächsprotokoll (24.4.1989). 159


Disposition A Chorpositiv mit geteilten Schleifen bei h/c; C – g’’’, Pedal C – f’ Bordun 16’ Gedackt 8’ Salizional 8’ Prinzipal 4’ Rohrflöte 4’ Nassat 2 2/3’ Waldflöte 2’ Kleinquinte 1 1/3’ Terz /nur Diskant/ 4/5’ Schwiegel 1’ Mixtur 1’ 3-4fach Krummhorn 8’

Ped. C – f’ Subbaß 16’ Oktavbaß 8’ Piffaro 4’+2’* Rauschpfeif 2’3fach *entweder aus Rohrflöten oder Weitprinzipalen

Disposition B Hw C – g’’’

Schwellwerk:

Ped. C – f

Gedackt 8’ Prinzipal 4’ Querflöte 4’ Sifflöte 1 1/3’ Mixtur 1 1/3’ 4f.

Stillgedackt 16’ Rohrflöte 8’ Salizional 8’ Prinzipal 4’ Blockflöte 4’ Sesquialter 2 2/3’+1 3/5’ Waldflöte 2’ Scharf 1’ 5f.

Subbaß 16’ Oktavbaß/Bassflöte 8’ Gedeckt 4’ Rauschpfeife 2 2/3’+2’

Hw. C – f’’’

Oberwerk

Oberwerk

Bordun 8’ Prinzipal 4’ Gedackt 4’ Flöte 2’ Mixtur 2’ 4f.

Quintade 8’ Salizional 8’ Spitzflöte 4’ Gemshorn 4’ Prinzipal 2’ Kleinquinte 1 1/3’ Zimbel 1’3f.

Quintade 8’ Salizional 8’ Spitzflöte 4’ Gemshorn 4’ Prinzipal 2’ Kleinquinte 1 1/3’ Zimbel 1’3f.

Disposition C

Schließlich weist der Akt einen Brief des Innsbrucker Orgel- und Glockenexperten Dr. Hans-Joachim Neumann vom 18. 6. 1951 an Stögbauer auf, in welchem dieser darstellt, dass „Fr. Bruno Grünberger, der momentan in Wilten ist,…den Sachverhalt mit einer Chororgel für die Schlägler Stiftskirche erzählt: Er sagte mir, dass auch Sie mit der Zicka Disposition nicht einverstanden sind. Ich auch nicht. Er bat mich eine solche auszuarbeiten….“132

132

MSS, Schachtel „Chororgel“; 18.6.1951; er erwähnt auch, die ausgearbeiteten Dispositionen anlässlich der deutschen Glockentagung in Limburg (6. – 9.6.1951) mehreren Experten gezeigt zu haben, und hofft, anlässlich der Weihe der Brucknerorgel in St.Florian Stögbauer zu treffen. 160


Seine Entwürfe lauten: „Erster Vorschlag“ Hauptwerk Prinzipal 8’ Gedeckt 8’ Flöte 4’ Gemshorn 2’ Mixtur 5f 1 1/3’

Positiv Rohrflöte 8’ Gemshorn 8’ Prinzipal 4’ Metallflöte 2’ Sesquialter 2f 1 3/5’+1 1/3’ Mixtur 4f 1’

Pedal Subbaß 16’ Gemshorn-Oktavbaß 8’ Choralbaß 4’

„Zweiter Vorschlag, für den Fall, dass Pr.8’ im Prospekt steht” HW Prinzipal 8’ Salizional 8’ weit! Oktav 4’ Flöte 2’ Mixtur 5f. 1 1/3’

Oberwerk Gedackt 8’ (Spitzfl. 8’) Hohlflöte 4’ Prinzipal 2’ Quint 1 1/3’ Terz 4/5’- 1 3/5’ Zymbel oder Scharff 3f. 1’ oder 2/3’

Pedal Subbaß 16’ Gemshorn-Oktavbaß 8’ Choralbaß 4’

„Dritter Vorschlag (Mit Leerschleifen!)” Prinzipal 8’ Gemshorn 8’ oder Sal. Oktave 4’ (Gedackt 4’) Flöte 2’ (Quinte 2 2/3’) Mixtur 5f 1 1/3’ (Dulcian 16’)

Gedackt 8’ (Spitzfl.8’ ab c° dann Gedeckt 8’) Rohrfl. 4’ (Dulciana 4’) Prinzipal 2’ (Quinte 1 1/3’) (Terz 1 3/5’ ab c°) Scharff 3-4f. 1’ Krummhorn 8’

Subbaß 16’ sehr weit Oktavbass 8’ Choralbass 4’ (Flöte 2’) Stillposaune 16’

Dem fügt sich ein Brief eines Dipl.Ing. Josef Zulehner aus Wien vom 4. 9. 1951 an, der Abt Cajetan Lang ein tragbares Positiv der „Firma Rieger in Schwarzach, Vorarlberg“ erläutert, das folgendermaßen disponiert ist:133 Gedackt 8’, Prinzipal 4’, Flöte 4’, Prinzipal 2’, Spitzflöte 1’, Mixtur. Erstmals kommt mit einem am 19./20. Juli 1951 datierten Exposé der Organologe Ing. Egon Krauss ins Spiel, der von da an in Schlägl bedeutende beratende Funktionen für Orgelfragen übernahm und europaweit als ein geschätzter Experte auftrat.134 Er zählt darin klare Richtlinien eines guten Orgelbaues auf, mit Angaben wie Schleifwindladen, Vollwindintonation, mechanische Traktur, 133 134

Ebenalls MSS, Sch „Chororgel“; 4.9.1951, Dipl.Ing. Josef Zulehner, Ebendorferstr.2, Wien I. Vgl. FRIEBERGER R.G., Egon Krauss Schlägl als zweite Heimat von Egon Krauss, a.a.O., S.184 161


niedriger Winddruck, möglichst kernstichlose Intonation, gute Materialien und stellt zwei Möglichkeiten für eine Aufstellung in Diskussion; nämlich einerseits „im Chorteil in Zusammenhang mit dem Chorgestühl“ und andererseits „auf oder bei dem südlichen Kantorium“ , wobei er vorschlägt, dort eine Lösung als Positiv an der Brüstung oder als Schwalbennestorgel gegenüber der Kanzel anzustreben. Er plädiert sowohl (und sogar intensiv) für eine einmanualige oder auch eine zweimanualige Lösung und fügt zwei Dipsositionen an, die „unter Ausschluß neobarocker Gepflogenheiten und unter Anwendung jener zulässigen Pfeifeneinsparungen gemacht, die ohne musikalischen Verlust und dabei klanglich-technisch möglich und in Westeuropa bewährt sind“.135

Erste Prospektskizzen von Egon Krauss 1951

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MSS, Schachtel „Chororgel“; Expertise Krauss „Die neue Chororgel für die Stiftskirche Schlägl“, 10/20.7.1951, 2. 162


Entwurf A Pedal C – f’ Subbaß 16’ Octavbaß 8’ Superoctavbaß 4’ (Auszug 12 Pfeifen)

Manual, C – g’’’. Prästant 8’ Gedackt 8’ Spitzgamba 8’ Prinzipal 4’ Flöte offen 4’ Quinte 2 2/3’ Doublette 2’ Terzian 1-2fach 1 3/5’ Mixtur 4fach, 2’

Pedalkoppel Mechanische Freikombination

Entwurf B Hauptwerk C – g’’’ Prästant 8’ Spitzflöte 8’ Octavflöte 4’ Mixtur 4-5fach,2’ Octave 4’(Auszug aus Mixtur

Positiv C – g’’’ Gedackt 8’ Salizional 8’ Prinzipal 4’ Kleingedackt 4’ Flachflöte 2’ Quinte 1 1/3’ Scharf 3fach 1

Pedal C – f’ Subbaß 16’ Octavflöte 4’ Choralflöte 4’ (Auszug 12 Pf.)

Sehr deutlich schreibt Krauss, dass die Gehäuse- und Prospektfrage….nur in Verein mit dem Orgelbauer… günstig sein kann. Hier darf nicht der Architekt, sondern nur der Orgelbauer mit dem Orgelexperten die Grundlage schaffen und die letzte Entscheidung treffen.136 Krauss hatte sich auch noch mit Anton Heiller darüber am 20.7.1951 telefonisch über die Entwürfe besprochen.137 In Schlägl reagierte Subprior Siegl: „Die beiden Dispositionsentwürfe sind herrlich!“ 138

136

Dem folgen auch noch eine Kritiken an den Dispositionen von Neumann und an einem Dispositionsentwurf von Zika, der aber nicht vorliegt: …ist besser als der vorerwähnte. Ihre Schwäche liegt aber auch im fehlenden Pleno des Oberwerkes, weil die Mixtur fehlt. Die hier erstmals gelungene Darstellung des Verlaufes über die Entwicklung der Anschaffung des Instrumentes konnte dank der übereinstimmenden Benutzung des Nachlasses von Egon Krauss mit dem Orgelakt „Chororgel“ in MMS erfolgen. 137 MSS Schlägl, Schachtel „Chororgel“, Brief Egon Krauss an Subprior Wolfgang Siegl vom 21.7.1951. Dort übrigens „nebenbei“ die Erwähnung über die Abtragung des pneumatischen Zusatzwerkes an der Putz-Orgel: Einen aufgrund meines winterlichen Besuches (also Winter 1950/51) knapp vor Abtragung des pneumatischen Zusatzwerkes abgefassten Bericht an das Bundesdenkmalamt lege ich der Ordnung halber ebenfalls in Durchschlag bei…. 138 Brief an Egon Krauss vom 14.8.1951: Nachlass E. Krauss, Archiv Schlägler Musikseminare 163


Entw端rfe Egon Krauss 1952

164


4. Die Verwirklichung durch Zika 1954 Schließlich erstellte Wilhelm Zika einen Kostenvoranschlag gemäß der Disposition „Entwurf A“ und bot das Projekt um 66.520.- öS an.139 Eine ohne Datum eingegangene Kritik des Orgelsachverständigen und Autors mehrerer organologischer Schriften Rudolf Quoika aus Pfaffenhofen a.d.Ilm, auch zitiert in einem Brief von Subprior Siegl an Krauss am 30.4.1952, führt aus: „Hier ist der Beweis erbracht, dass nicht alle Orgeln, die im Chore stehen, auch wirklich Chororgeln sind….Zur Prospektgestaltung kann man sich noch zwingender bemüssigt fühlen, gegenteilige Meinungen, wenn nicht sogar Protest, zu üben. Es ist eine Beckmesserei sondergleichen, hier einen frühbarocken Prospekt in Anlehnung an die große Orgel zu bauen….“ Quoika legt auch drei Dispositionen bei, die genau den von Stögbauer übermittelten entsprechen.140 Im besagten Brief wird auch erwähnt, dass Fr. Bruno in St.Florian war, und berichetete, das Pfeifenwerk sei in Arbeit, der Orgelbauer erwarte Maße für das Gehäuse. Für ein solches existieren mehrere Skizzen und detaillierte Zeichnungen, teilweise in „moderner“, a-symmetrischer Art, teilweise in einer Art Renaissance-Stil. Für letzteren hatte man sich offensichtlich entschieden: allerdings sind heute die dort gezeichneten Flügeltüren nicht ausgeführt. Aus einer Notiz vom 3.1.1953 im Orgelakt „Schlägl-Chororgel“ von Egon Krauss geht hervor, dass Zika die Prospektpfeifen „in Kürze gießen“ will.141 Am 4.12. 1954 berichetet Subprior SIegl an Krauss: „Die von Ihnen entworfene Chororgel geht der Vollendung entgegen….“ Schließlich erteilte Abt Cajetan am 4.Adventsonntag, 19.12.1954, dem Instrument die kirchliche Weihe, das von Isidor Stögbauer im Gottesdienst auch zur Begleitung des Gregorianischen Chorales gespielt wurde.142 Das ebenfalls an diesem Tag verfertigte Kollaudierungsprotokoll wurde vom Linzer Domorganisten Ludwig Daxsperger, dem Wiener Orgelprofessor Walter Pach, von Isidor Stögbauer und Ing. Egon Krauss als Experten unterschrieben und führt an: „Zusätzlich wurde der Choralbaß 4’ auf selbständiger Windlade mit eigener Trakturabstellung als Brustpedal (Prospekt) ausgeführt. Die im Kostenvoranschlag angegebene mechanische freie Kombination kam nicht zur Ausführung.“143 Bei der Orgelweihe war das Gehäuse ungefasst, in rohem Fichtenholz-Zustand.

139

22.2.1951, Original in MSS, Schachtel „Chororgel“ Es liegt auf der Hand, dass Stögbauer an Quoika herangetreten war, das Projekt zu beurteilen; die beiden kannten einander gut. 141 Wissenschaftlicher Nachlass Egon Krauss in Archiv des Vereines Schlägler Musikseminare, Orgelakt „Schlägl-Chororgel“. 142 Mühlviertler Nachrichten, 30.12.1954, S.21 143 Kollaudierungsprotokoll vom 19.12.1954 in MSS Schlägl, Sch „Chororgel“ und Nachlass Krauss. 140

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Die Zika-Orgel im rohen Geh채use

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Am 5. März 1955 legt der damals aufstrebende junge Linzer Maler Fritz Aigner Entwürfe für eine Gestaltung von Flügeltüren vor.144 Er beschreibt sie folgendermaßen: Bild 1: Die Heilige Caecilia, Bild 2: Papst Pius X. (Diese beiden Bilder sind die Innenflächen der geöffneten Brustwerk-Türen. Bild 3: Der Heilige Augustinus. Bild 4: Der Heilige Norbert. (Diese beiden Bilder sind die Innenflächen der geöffneten Spielschranktüren) Bild A: Darstellung der Geburt Christi (bei geschlossenen Spieltischturen) Bild B: Darstellung des Todes Christi am Kreuz (bei geschlossenen Brustwerktüren)

Fritz Aigner, Bildbeschreibungen

Für die gesamte Ausführung, „..für 2 große und 2 kleinere Tafelbilder der Innenseite und 2 Vollkompositionen für die Außenansicht“ lautete der Kostenvoranschlag auf 30..000. – öS. Im September 1955 ersucht Aigner um Vorfinanzierung „für die Fertigstellung des letzten Teiles des Auftrages“.145 Das Stift hatte sich „auf Grund der gut gelungenen Entwürfe“ entschlossen, Brustwerk- und Spielschranktüren in Auftrag zu geben, behielt sich aber noch eine Zeit zur Überlegung vor, was die Gestaltung der Außenansicht der Spielschranktüren (Geburt Christi) anbelangte.146 Die Brustwerk-Flügel wurden tatsächlich ausgeführt und sind heute in der Bildergalerie des Stiftes verwahrt (Kat.Nr.352).147 144

Fritz Aigner (13.7.1930 – 9.1.2005). Er hatte 1952 den Staatspreis der Akademie der Bildenden Künste Wien erhalten für sein Werk „Die Klage des verlorenen Sohnes“. DIECKMANN Heinz, Fritz Aigner. Linz 1989. 145 Brief vom 26.9.1955 an Subprior Wolfgang Siegl (MSS, Schachtel „Chororgel“), in dem er erläutert, er hätte in Spanien Schulden gemacht und musste auch in Linz Miete vorauszahlen. 146 Brief von Subprior Siegl an Aigen vom 10.3.1955 (MSS, Schachtel „Chororgel“) 147 PICHLER Isfried Hermann, Schlägler Gemäldekatalog (Schlägler Schriften 9), Linz 1987, S.224 167


Brustwerkt端ren von Fritz Aigner, geschlossen

Brustwerkt端ren von Fritz Aigner, offene Seiten

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Nach einem Besuch mit Anton Heiller am 18.August 1956 stellt Egon Krauss brieflich fest, „dass die…Chororgel derzeit in erschütternd-schlechtem Zustand….“ ist. „Die Winddichte der Schleifen ist äußerst mangelhaft….Die Trakturregelung gänzlich ungenügend und falsch…“148 Anlaß war, dass bei der ab 1955 durchgeführten Kirchenrestaurierung, deren Fertigstellung 1957 mit dem Jubiläum „300 Jahre Abtei-Erhebung“ geplant war, Wasser in die Orgel kam. Der Schaden äußerte sich zunächst in einem Verfall der Stimmung.149 Für das Abtei-Jubiläum strebte man auch die endgültige Fassung des Gehäuses an: letztlich entschied man sich für eine barock-imitierende Malerei Vergoldung samt Schleierbrettern mit figuralem Schmuck und Wappen in der Mitte, die von Restaurator Josef Watzinger aus Salzburg ausgeführt wurde, im Zusammenhang mit allen Vergoldungsarbeiten in der Stiftskirche ab 1955.150 Im auch spieltechnisch wieder in Ordnung gebrachten Zustand mit neuem Schmuck versah diese Orgel bis März 1965 ihren Dienst.

Zwei Ansichten der Zika-Orgel nach 1956 148

Stellungnahme Egon Krauss vom 22.8.1956 in Wissenschaftlicher Nachlass Krauss, Akt „SchläglChororgel“ 149 ebenda: „Es besteht der Eindruck, dass bei Behebung der Störung, die durch Wasser anlässlich der Kirchenrestaurierung entstand, nicht planmäßig vorgegangen wurde, weil ansonsten ein so weitegehender Verfall der Stimmungnicht denkbar wäre….“ 150 Kostenvoranschlag vom 31.5.1955 in MSS, Sch „Chororgel“: 169


5. Neue Pläne ab 1962 mit Gregor Hradetzky Schon am 23. Oktober 1962 schreibt Orgelbaumeister Gregor Hradetzky aus Krems an Bruno Grünberger (inzwischen Prior des Klosters: „Gestern habe ich mit Herrn Prof.Dr.Haselböck über den Neubau der dortigen Chororgelfür 2 Manuale und Pedal gesprochen. Herr Prof. Haselböck meint, dass mit 15 Registern das Auslangen gefunden werden könnte….“ Dem erwidert Bruno Grünberger am 12. November, er habe sich mit Ing.Krauss besprochen, der für einen Brustwerk-Zubau sei unter Bewahrung des bisherigen Pfeifenwerkes, „da das vorhandene nicht schlecht ist…“.151 Ebenfalls am 12. November 1962 legt Hradetzky einen Kostenvorschlag „für den vorgesehenen Neubau der…Chororgel“ , in dessen Begleitbrief er erwähnt,mKrauss schlüge dazu angeblich vor, die Register Principal 8’, Gedackt 8’, Spitzgamba 8’, Flöte 4’, Quint 2 2/3’ und Subbaß 16’ der Zika-Orgel zu übernehmen.152 Ein neuerlicher, vorhandener Kostenvoranschlag vom 18. Dezember 1962 beschreibt die Arbeiten für den Neubau einer rein mechanischen Schleifladenorgel für 2 Manuale und Pedal mit 21 Registern mit folgender Disposition: Brustwerk Gedeckt 8’ Rohrflöte 4’ Prinzipal 2’ Gedeckt 2’ Sesquialtera ab g° Nasard 1 1/3’ Cimbel 1’3f Regal 16’

Hauptwerk *Prinzipal 8’ *Gedeckt 8’ *Spitzgamba 8’ *Oktave 4’ *Flöte 4’ *Quinte 2 2/3’ *Oktave 2’ *Terz 1 3/5’ Mixtur 1 1/3’5-6f

Pedal *Subbaß 16’ *Prinzipalbaß 8’ Gedecktbaß 8’ (Transm.) *Choralbaß 4’ * = aus der Zika-Orgel

Mit 18. Dezember 1962 wurde auch der Auftrag des Stiftes an Hradetzky unterschrieben, der eine Summe von 339.900. – öS auswies und einen Fertigstellungstermin mit Pfingsten 1964 vorsah. Mit 17. Jänner 1962 datiert ein Zusatzkostenvoranschlag über die mit den Herren Prof. Hans Haselböck und Ing.Krauss besprochenen Änderungen, in dem auch von genauen Vorstellungen für einen Schwellkasten für das Brustwerk zu lesen ist. Die Disposition lautet hier: 151

Die Kontakte zu Schlägl und Bruno Grünberger waren vor allem über den Neubau der großen Orgel in der Stiftskirche Wilten entstanden: diese wurde 1961/62 in Auftrag gegeben und musste für die Olympiade in Innsbruck (1964) fertig sein. Brief vom 12.11.1962 von Grünberger an Hradetzky in MSS, Sch „Chororgel“ 152 Zum 12.11.1962 existiert nur der Begleitbrief. Alles in MSS Schlägl, Sch „Chororgel“ 170


Brustwerk (im Schwellkasten) Gedeckt 8’ Rohrflöte 4’ Prinzipal 2’ (als Prospekt) Blockflöte 2’ Terz 1 3/5’ (4/5’,2/5’,1 3/5’) Nasard 1 1/3’ Cimbel 1’ Regal 8’

Hauptwerk Prinzipal 8 (ab d neu) Rohrgedackt 8’ (neu) Spitzgamba 8’ Oktave 4’ (neu) Flöte 4’ Quinte 2 2/3’ Oktave 2’ (neu) Terz 1 3/5’ ab c Mixtur 1 1/3’5-6f

Pedal Subbaß 16’ Oktavbaß 8’ Rohrgedeackt 8’(Transm.) Choralbaß 4’ Fagott 16’(neu)

Am 29.8.1963 werden zusätzlich ein Tremulant zum Brustwerk und ein Zimbelstern bestellt.153 Aus einem Brief Hradetzkys vom 7.Oktober 1963 an Bruno Grünberger sind weitere Wünsche abzulesen: „Was Ihre zusätzlichen Wünsche bezüglich Ihrer Chororgel betrifft, so ist die Sesquialtera im HW aus Quint und Terz vorhanden.- Der Einbau einer Quintaton wäre möglich, nur müsste man die erste Oktave C-H aus der Spitzgamba entnehmen, da der Platz sonst nicht reicht.- Tremulant und Zimbelstern hätten Platz.“154 Am 16. Juni 1964 kommt es zu einem neuerlichen Zusatz-Auftrag für einen weiteren Tremulanten und das Register Nachthorn 2’ im Pedal für insgesamt 29.400. – öS.155 Am 23. 9. 1964 schreibt Bruno Grünberger an Hradetzy ein offenes, nahezu betroffen machendes Wort: „Sie wissen, dass hier außer mir selbst niemand Interesse am Umbau hat; ja, dass ausser dem Abt alle dagegen sind. Ich hoffe sie mit der Fertigstellung umzustimmen. Der bis jetzt feststehende Preis ist so hoch, dass ein weiteres Steigen für mich in meiner derzeitigen Funktion zu einer Existenzfrage im Haus werden kann. Ich habe Ihnen meine Schwierigkeiten schon mündlich angedeutet….“ 156 Eine Kostenzusammenstellung listet auf, dass für Zusätzliches, jedoch nicht im Kostenvoranschlag Angebotenes Rechnung gelegt wird: es sind aufgelistet: Tremulant für das Hauptwerk, Nachtigall, Zimbelstern, Oktavbaß (inkl. Pfeifenstock, Raster, Einbau und Intonation; 8 Stück Zinkpfeifen Rohrgedackt C – f’ (?) 153

Auftrag von Bruno Grünberger an Hradetzky per 29.8.1963 in MSS, Schachtel „Chororgel“ MSS Schlägl, Schachtel „Chororgel“ 155 ebenda. 156 Hradetzky hatte für Wilten 20.000 öS an Nachforderungen gestellt, was für Schlägl auch Verunsicherungen einer unerwarteten Verteuerung der Orgel hervorrief. MSS Schlägl, Sch „Chororgel“; 25.9.1964 Ein weiterer Brief vom 28.6.1965 spricht Unmut Grünbergs an Hradetzky während der Montage der Orgel aus, wo von „Arbeiten am Christi Himmfelfahrtstag….Essen, Fischbraten, Biertrinken und Pfeifenrauchen in der Kirche….Chor unserer Kirche Spielplatz für Federball…“ die Rede ist. 154

171


Der Gesamtbetrag belief sich, samt den gesetzlichen Lohnsteigerungen, auf eine Summe von 465.330. – öS. Das von Egon Krauss, Hans Haselböck und Erich Schroth unterzeichnete Kollaudierungsprotokoll weist besonders auf die orgelbauliche Leistung der Unterbringung der jetzigen reichen Disposition in dem ursprünglichen für eine einmanualige Orgel gebaute Gehäuse hin und tut kund, die Chororgel hat durch den Erneuerungs- und Erweiterungsbau eine zur Zeit ihrer ersten Erbauung in Österreich noch nicht möglich gewesene Vervollkommnung erfahren.157 Die Weihe fand am 25. Juli 1965 statt, bei der Erich Schroth das Praeludium an der großen Orgel besorgte, Hans Haselbböck die neue Chororgel spielte, und abschließend Bruno Grünberger und Hans Haselböck in improvisatorisch in Form einer Passacaglia sich an zwei Orgeln hören ließen.

Die Disposition des endgültig fertiggestellten Instrumentes lautete: Hauptwerk, C – g’’’ Prinzipal 8 Rohrgedackt 8’ Spitzgamba 8’ Oktave 4’ Flöte 4’ Quinte 2 2/3’ Oktave 2’ Terz 1 3/5’ ab c Mixtur 1 1/3’5-6f Tremulant

Brustwerk, C – g’’’ (im Schwellkasten) Gedeckt 8’ Rohrflöte 4’ Prinzipal 2’ (als Prospekt) Blockflöte 2’ Terz 1 3/5’ (4/5’,2/5’,1 3/5’) Nasard 1 1/3’ Cimbel 1’ Regal 8’ Tremulant

Pedal, C – f’ Subbaß 16’ Oktavbaß 8’ Rohrgedeackt 8’, tw.transm. Choralbaß 4’ Nachthorn 2’ Fagott 16’ BW:HW HW:Ped BW:Ped Zimbelstern Rossignol

157

Kollaudierungsprotokoll undatiert (Kollaudierung am 18.7.1965) in MSS, Schachtel „Chororgel“: 172


Chororgel 1965: Totale (ohne Verblendung des Regals im Brustwerk) und schrank

173


6. Erneuerung 2008 durch Orgelbau Kögler GmbH. Die Qualität der Restauration der Hauptorgel 1989/90 und der neuen Orgel auf dem Cantorium lieferte mit der Zeit einen umso größeren Kontrast zum schlechten Zustand der Chororgel, sodass ihre abermalige, verantwortungsbewusste Erneuerung anstand und auch von den dafür Verantwortlichen als notwendig erkannt wurde. Schon zuvor wurde beim Betrieb des Sohnes von Gregor Hradetzky, „Orgelbau Oberbergern“ (Gerhard Hradetzky, Oberbergern bei Mautern, NÖ.) um eine Erneuerung angefragt, die auf wenig Interesse stieß.(1991) Auch von Orgelbau Riedl – Linz liegt ein Erneuerungsvorschlag aus dem Jahr 1994 vor.158 Die Mängel bezogen sich nicht nur auf ein Undicht-Sein der zahlreichen und enorm langen Kondukten, sondern auch auf ein nicht mehr Funktionieren der Windversorgung durch Ladenbälge und das Brechen von in der Orgel zahlreich eingesetzten Kunststoffteilen. (Siehe Fototafel S.178) Dadurch kam es zu irreparablen Verstimmungen; das Register Fagott war gleichsam unbrauchbar, weil seine langen Kondukten mit Windverschleiß die Entscheidung erzwangen, die Pfeifen entweder zum Plenum oder zu einem Einzelregister zu stimmen. Es wurden Kostenvoranschläge von Rieger-Orgelbau (Schwarzach/Vlbg.), Orgelbau Kögler (St.Florian). Nach einer Darlegung der Situation im Stiftskapitel und einer Erörterung des Kostenvoranschlages vom 10. Oktober 2005 wurde der Auftrag im März 2006 dazu an die Werkstätte Orgelbau Kögler GmbH in St.Florian bei Linz vergeben, die sich durch Beschäftigung mit historischen Techniken des Orgelmacherhandwerkes einen weit über die Grenzen Österreichs hinausgehenden Ruf für qualitätsvollen Orgelbau verschaffen konnte und in ihrer Werkstattgeschichte auf Wilhelm Zika sen., ja letztlich auf den für Oberösterreich bedeutsamen Orgelbauer Josef Breinbauer zurückgeht. Der Autor als Sachverständiger und Orgelbaumeister Christian Kögler hatten ein Konzept der Erneuerung entworfen, das seine Grundsätze in der Einfachheit der mechanischen Lösungen und der optimalen Klangwirkung durch ausgesuchtes Pfeifenmaterial von Holz, Blei und Zinn hat. Das ursprüngliche Konzept sah 19 klingende Register vor; es wurde um das Pedalregister Posaune 8’ mit Zusatzkostenvoranschlag vom 18.4.2007 erweitert; dabei wurde auch die Flöte 4’ im Hauptwerk mit neuen Pfeifen vorgeschlagen (ursprünglich vorgesehen, aus der Hradetzky-Orgel zu übernehmen, aber schlechtes Material!); zu Nasard 2 2/3’ wurde eine Terz 1 3/5’ im Brustwerk als 158

MSS, Sch „Chororgel“, Fasz. 1970-2006 174


„Sesquialter“ bestellt, mit Vorabzugsmöglichkeit (und alleinigem Gebrauch) des Nasard. 159 Am 11. Juni 2007 wurde mit dem Demontage der Orgel begonnen; wichtige Register der Hradetzky-Orgel wurden im Turm gelagert. Der gesamte Umfang der Mängel offenbarte sich erst in diesem Zustand, mehrere hundert Meter an Kunststoff-Schläuchen wurden entsorgt, auch die Plastikteile hielten nicht stand, die Eisenlamellen der Hauptwerkstraktur zeigten sich als sehr verrostet. Am 12. Februar 2008 wurde mit der Montage der Orgel begonnen, der technische Aufbau war bis 8. März fertig, sodass die Intonation folgen konnte, die mit 30. April abgeschlossen war. Mit einer künstlerisch auf alten Vorbildern basierenden Intonationsweise steht somit für die Liturgie des Stundengebetes in der Stiftskirche Schlägl wieder ein hochwertiges Instrument zur Verfügung, das sich würdig in die Umgebung der bestehenden Instrumente einreiht und auch den Schlägler Orgelkonzerten dienen kann.

Die Disposition des erneuerten Instrumentes lautet nunmehr: Hauptwerk

Brustwerk(Oberwerk)

Pedal

Principal 8’ Bourdon 8’ Spitzgamba 8’ Octave 4’ Spitzflöte 4’ Superoctave 2’ Mixtur IV Cornet III

Gedackt 8’ Salicional 8’ Principal 4’ Rohrflöte 4’ Octave 2’ Waldflöte 2’ Sesquialter II (mit Vorabzug 2 2/3’) Mixtur III

Subbass 16’ Octavbass 8’ Octave 4’ Posaune 8’ HW+BW Ped+HW Ped+BW Manualumfang C – f’’’ Pedalumfang C – d’

Cimbelstern Vogelsang Tremulant

Das Register Posaune 8’ mit Holzbechern steht auf einer eigenen Lade hinter der Spielanlage. Es wurde vom Verein „Schlägler Musikseminare – Schlägler Orgelkonzerte“ gespendet, für den Zimbelstern verwendete sich Abt Martin persönlich.

159

Alle Unterlagen und Schriftverkehr in MSS, Sch „Chororgel“; Fasz. 2008 175


Die Orgelweihe fand im Rahmen einer Pontifikalvesper am 4. Mai 2008 statt, zu der das „Magnificat a tre chori“ von Rupert Gottfried Frieberger zur Uraufführung gelangte. Die neue Orgel spielte Stiftsorganist Ingemar Melchersson; die beiden anderen Orgeln wurden von Georg Gruber (Wien – Wilhering) und Rupert Gottfried Frieberger betreut.160

Spielnische der neuen Kögler-Orgel

160

Alle Unterlagen samt Prospekt und Programm zur Orgelweihe in MSS, Schachtel „Chororgel“ 176


Die erneuerte Chororgel 2008

177


SCHÄDEN AN DER HRADETZKY-ORGEL

Schäden am Pfeifenmaterial

verbrauchte Plastikzahnräder

spröde gewordene Plastikwinkel

Schaumgummidichtungen (oben) Aluminiumwellen (unten)

Meterlange undichte Kondukten (Windleitungen) aus Kunststoff (rechts)

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Blick aus der Hradetzkyorgel in die Kirche

Eisenlamellen als HW-Traktur

Hradetzky-Spielschrank letztes Foto (M채rz 2007)

179


Demontage der Chororgel am 11. 6. 2007

180


Montage der Chororgel im März 2008

Der neue Spielschrank

OBM Christian KĂśgler beim Intonieren 181


Ein Blick in die Kirche mit Chororgel und Hauptorgel

182


C. DIE CANTORIUMSORGEL

183


184


DIE CANTORIUMSORGEL Das „Cantorium“ ist eine Seitenempore in der Stiftskirche im südlichen Seitenschiff, über bzw. hinter dem „Norberti-Altar“; die Nomenklatur „Cantorium“ taucht in den Archivalien immer wieder auf und sagt aus, dass es Platz für die Figuralmusik gewesen sein musste. Dieser Platz galt bis ins 18. Jahrhundert der Kirchenmusikpflege und hatte eine eigene Orgel.161 Angeblich 1748 ließ es Abt Franz II. Pehringer in ein Oratorium umfunktionieren und anstelle der Orgel einen Altar aufsetzen.162 Der für die Michaelskapelle zu Obernhof 1699 gefertigte Michaels-Altar ersetzte später diesen; er wurde 1992/93 wieder nach Obernhof zurückgebracht im Zuge einer gründlichen Restaurierung dieser Kapelle.163 lm Zuge der jetzigen Restaurierung wurde der Plan gefasst, die Musiksituation aus der Zeit der Erneuerung der Putz-Orgel durch Johann Christoph Egedacher, also aus dem ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts, wiederherzustellen und auf das Cantorium eine neue Orgel zu bauen. Es ging auch darum, der nun in ungleichschwebender Temperatur gestimmten Hauptorgel ein Partnerinstrument für das in Schlägl traditionsreiche Spiel an zwei Orgeln zur Seite zu stellen. Der Verein "Schlägler Musikseminare – Schlägler Orgelkonzerte" trat als Bauherr auf und konnte das Instrument an den Abt und den Konvent von Schlägl mit einer Urkunde vom 15. 11. 1989 für Liturgie und Geistliche Musik in der Stiftskirche schenken. Unter anderem wurde auch ein Kostenvoranschlag bei S.F.Blank Orgelbouw in Heerwijnen-Niederlande eingeholt. Dieser sah eine einmanualige Orgel mit angehängtem Pedal vor mit den Stimmen: Prestant 8’ (ab F im Prospekt, die großen Töne kombiniert mit Gedackt 8’), Bourdon 16’(geteilt B+D), Gedackt 8’, Flöte 4’(Gemshorn), Quinte 3’, Superoctave 2’. Mixtur 3-4fach (geteilt B+D), Trompete’ oder Posaune 8’(geteilt B+D).164

161

Das könnte das bei Chrstoph Egedacher in Straubing um 130fl. gekaufte orglwerckl oder possitff gewesen sein, für das der Stiftsorganist Georg Kopp am 9.5.1640 das Geld als Überbringer übernommen hatte. StASchl, Sch 481, Rechnungen 1640 162 BREDL K.,, Excerpte aus dem Stiftsarchiv , a.a.O., S.28 erwähnt, dass der neue Josefi-Altar dort aufgestellt wurde. Im 20.Jahrhundert stand dort der Michaelsaltar der Kapelle von Obernhof (1699). 163 Prior Alfons Brusa unterstützte dieses Vorhaben, das vor allem von privater Seite eines in Poking bei Passau lebenden Ehepaares betrieben wurde. Die Kapelle wurde von Carlo Antonio Carlone 1694 im Auftrag des Abtes Michael Felder gebaut. 164 Ausschlaggebend für die Anfrage war Blanks Chororgel in der Predigerkirche Basel und sein Auftrag in Linz-St.Leopold (Fertigstellung 1988). Die Summe des Kostenvoranschlages beläuft sich auf 144.000 Hfl. ohne Steuern. MSS, Ordner „Cantoriumsorgel“ 185


Die Orgel wurde schließlich durch den Verein „Schlägler Musikseminare“ bei der Werkstätte Gebrüder Reil/Heerde (NL) mit 24.2.1987 in Auftrag gegeben mit dem Gedanken, aus der Arbeit mit der historischen großen Orgel ein neues Instrument zu entwickeln, das sich in Idee und Mensuration an der frühbarocken österreichischen Orgel orientiert. Die Disposition wollte aber bewußt durch Schleifenteilung einiger Register und eine Terz-Reihe, sowie in bezug auf den Umfang von Manual und Pedal, den Kreis der passenden Literatur erweitern. Das Gehäuse aus massiver Eiche, ausgesuchte Klaviaturbeläge mit Schlangenholz und Ebenholz, die Gestaltung des Wellenbrettes und der Traktur, nicht zuletzt die Legierung der Pfeifen und die Bauweise der Zungen spiegeln heute die Beschäftigung mit der Putz-Orgel und deren Analogie-Instrumenten und gleichsam die Restaurierungsetappen wieder. Die Kosten von 852.000. – öS wurden dank ungenannt bleiben wollender Spender durch den Verein beglichen.165 Die Orgel wurde am 2. Dezember 1989 bei der Ersten Vesper zum ersten Adventsonntag von Abt Martin Felhofer geweiht und hatte folgende Disposition: : Manual; C, D – d‘‘‘ (ohne CIS): Subbaß 16' B + D, Metall Principal 8' B + D, ab G im Prospekt Copl 8' durchgehend, Holz Piffaro 8' D, Metall, Schwebeprincipal, oberschwebig, teilweise im Prospekt Octave 4' durchgehend, Metall Spitzflöte 4' durchgehend, C - H Holz, dann Metall Quint 3' B + D, Metall Superoctave 2' durchgehend, Metall Tertia 1 3/5' B + D, Metall (C – h: 4/5’) Mixtur 2' V-VI durchgehend Metall Trompete 8' B+D Pedal; C, D - d': Subbaß 16' Trompete 8' Pedalkoppel Glockenspiel:

(aus dem Manual) (aus dem Manual) e – a‘‘, Schalenglocken von Meirado Benti, Pistoia, nach barocken Vorbildern

Mixturzusammenstellung: C 2' 1 1/3' 1' c 2' 2' 1 1/3' c' 2' 2' 1 1/3' f' 2 2/3' 2' 2' f‘‘ 4‘ 2 2/3 2‘ 165

2/3' 1' 1 1/3' 1 1/3' 2‘

2/3' 2/3' 1' 1 1/3' 1 1/3‘

Quittungen im Ordner „Cantoriumsorgel“ in MSS 186

1' 1' 1 1/3‘


Die Weihe fand gleichzeitig mit der Inauguration der Hauptorgel statt, als Organisten fungierten Gustav Leonhardt undLuigi Ferdinando Tagliavini, bw. Ingemar Melchersson und Rupert Gottfried Frieberger.

Mehrere Gründe führten schließlich doch zu einer Erweiterung um ein „Unterwerk“ im Orgelfuß, verteilt auf C- und Cis-Lade. Einerseits waren durch die Restaurierung der Putz-Orgel historische Pfeifen (solche von Johann Ignaz Egedacher, die Joseph Breinbauer für die Pedalmixturerweiterung verwendete) und gute Pfeifen aus der Kuhn-Werkstatt von 1960 frei, andererseits war für die Musizierpraxis ein „Nebenwerk“ in Höhe der Musiker für Continuo-Zwecke wünschenswert. Die Werkstätte Reil realisierte diesen Wunsch in sehr logischer Bauweise; mit Unterstützung aus der Forstabteilung des Stiftes konnte die gesamte Orgel gehoben und unterspreizt werden, um die beiden kleinen Laden unterzuschieben und die Mechanik einzubauen. Diese Arbeiten wurden im Mai 1991 durchgeführt. Dabei wurde auch die ehedem für das Hauptwerk vorgesehene (aber nicht eingebaute) Flöte 4’ aus Eichenholz in das Unterwerk integriert. Die Orgel hat seither folgende Disposition: Hauptwerk, C – d’’’. ohne CIS Subbass 16’ B+D Principal 8’ B+D Copl 8’ Octave 4’ Spitzflöte 4’ Quinte 3’ B+D Superoctave 2’ Terz 1 3/5’ B+D Mixtur 5 – 6fach, 1 1/3’ Trompete 8’ B+D

Unterwerk, C – d’’’. ohne CIS Copl 8’ Flauta 4’ Octave 2’ Quinte 1 ½’ Pedal. C – d’ Subbass 16’(Transmission aus HW) Trompete 8’ (Transmission aus HW) HW/Ped, U?/Ped

Glockenspiel an HW angehängt d’ – d’’’, Schalenglocken von Meirado Benti, Pistoia

187


Montage der Cantoriumorgel im Juni 1989

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Cantoriumorgel im November 1989 mit 1 Manual

189


Cantoriumorgel mit Details

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D. ORGELBAU IN FILIALKIRCHEN UND IN DEN INKORPORIERTEN PFARREIEN

191


I. ORGELBAU IN DEN FILIALKIRCHEN UM SCHLÄGL 1. Filialkirche St. Wolfgang am Stein Die Kirche St. Wolfgang am Stein wurde von Propst Martin Greysing in Auftrag gegeben und in den Jahren 1641 – 1644 vom Baumeister Cipriano Novo errichtet. Wenn auch die Vermutung nahe liegt, dass dieses Kirchlein schon bei seiner Erbauung eine Orgel bekam – archivalische Belege gibt es dafür bislang keine. Eine erste Nachricht im Zusammenhang mit einer Orgel ist die Bezahlung eines Calcanten im Jahr 1701.166 1710 sind wir von der Anschaffung einer Orgel mit 4 Registern um 300 Gulden unterrichtet:167 Um diese Zeit baute Johann Ignaz Egedacher die Orgel für St.Oswald und besorgte die Pflege der Stiftsorgel; so wäre es nicht ausgeschlossen, ihn als Schöpfer dafür anzunehmen. Diese Orgel war 1892 jedenfalls soweit verfallen, dass der Urfahraner Orgelbauer Johann Lachmayr die alte Orgel von Oepping nach St. Wolfgang um 84 Gulden übertrug.168 Diese Orgel könnte wiederum die alte Orgel – also jene, die 1635 Andreas Putz gebaut hatte – gewesen sein, die unter Wolf von Oedt in das nahegelegene Schloß Götzendorf überstellt wurde und dann angeblich von dort nach Oepping kam.169 Zeitzeugen berichten, dass die Orgel im Jahr 1954 – bei einer behutsamen Restaurierung der Kirche – so desolat und unspielbar war, dass sie zum Verbrennen freigegeben wurde. Sie soll angeblich hinterspielig gewesen sein und in der Front einer „Miniaturausgabe der Putz-Orgel in der Stiftskirche“ entsprochen haben.170 Angeblich hatten sich folgende Register aus dem desolaten Zustand „ersehen“ lassen:171 Gedackt 8’, Flöte 4’, Principal 2’, Octave 1’

166

SCHIMBÖCK Maximilian, Siard Worath, a.a.O., S.55 ebenda, S.67 168 Chronik der Pfarre Oepping, S.35 169 Diese Vermutung teilt auch PICHLER Isfried im Faltblatt „Die Orgel der Filialkirche St. Wolfgang sm Stein“, S.2 170 Auskunft Berta Wolfesberger, Mesnerin in St.Wolfgang, und Bruno Grünberger sowie Alfons Brusa. 171 MAYR Rupert, Beiträge zu Entwicklungsgeschichte des oö. Orgelbaues, phil.Diss., Innsbruck 1953, S:262 167

192


Im Jahr 1964 bot sich Gelegenheit, von einem Mitarbeiter der Orgelbaufirma Hradetzky in Krems, von Herrn Walter Kunisch, eine privat gebaute Kleinorgel für St.Wolfgang zu erwerben. Das Pfeifenwerk war durch einen sehr einfachen Überkasten aus unbehandeltem Fichtenholz von Staub geschützt und war auf 5 Register verteilt, die durch geteilte Schleifen mit Baß- und Diskantzügen zu bedienen waren: Gedackt 8’, Rohrflöte 4’, Principal 2’, Blockflöte 1’, Cimbel ½, Tremulant’; eine Pedalklaviatur war angehängt.172 Isfried Pichler regte in seiner Tätigkeit als Kirchenrektor von St.Wolfgang im Jahr 1983 eine Umgestaltung an, die von der Orgelbaufirma Bruno Riedl aus Linz durchgeführt wurde. Ergebnis war ein neues Gehäuse in schwarz gehalten mit vergoldeten Schleierbrettern, Ergänzung durch das Register Prinzipal 4’ auf Kosten der Cimbel und neue Klaviaturen und Registermanubrien. Die Disposition lautet nun: Gedackt 8’ (alt, Lärchenholz) Prinzipal 4’ (Prospekt, neu, Zinn) Oktav 2’ Blockflöte 1’ Tremulant Manualumfang: C – f’’’;Pedalklaviatur C – d’

St.Wolfgang am Stein: von Bruno Riedl adaptierte Orgel 172

Der Autor hatte diese Orgel 1966 erstmals gespielt und besichtigt 193


2. Maria-Anger-Kirche Die Filialkirche „Maria Anger“ in Schlägl, gegenüber dem Stift gelegen, umgeben vom Klosterfriedhof in Nachbarschaft des ehemaligen Meierhofes, ist 1416 erstmals urkundlich erwähnt. 1455 ist sie erstmals „Am Anger“ („in viridario“) bezeichnet, 1462 wird an der Kirche gebaut. In den Jahren nach 1644 lässt sie Propst Martin Greysing neu einrichten, und auch der Abt Johannes Wöß sorgt 1723 für eine neue Innenausstattung. Unter Kaiser Joseph II. vorübergehend geschlossen lässt sie Abt Dominik Lebschy von 1856 an restaurieren und unter Dominanz des neugotischen Stiles neu einrichten.173 Mit der jeweiligen Neueinrichtung erhielt die Kirche angeblich eine neue Orgel: 1665 soll Johann Freundt aus Passau ein neues Orgelwerk errichtet haben, das im Jahr darauf von Josef Rosenfelder gefaßt wurde.174 Dazu gibt es eine Ergänzung des Schlossers: Dem Schlosser zue Rorbach werden für das Schlössl zum neuen Orglwerkh und einen Schlössl zum Sacristey Casten 3fl.10kr. bezahlt.175 1723 wurde wieder eine neue Orgel gebaut: es kann nur vermutet werden, dass Johann Ignaz Egedacher, der auch für St.Oswald und Rohrbach gearbeitet hatte und mit der Pflege der Stiftsorgel betraut war, diese gemacht hatte.176 1805 verpflichtete sich der Orgelbauer Franz Noli aus Pilsenfür 60 Gulden die Orgel in der (seit 1785 gesperrten) Maria-Anger-Kirche abzubrechen und in der Pfarrkirche Aigen aufzusetzen.177 Abt Dominik Lebschy hatte mehrmals mit dem Orgelbauer Josef Breinbauer Kontakt: dazu zählen Arbeiten Breinbauers in Haslach (Neubau), Rohrbach (Reparatur), in der Stiftskirche(umfassende Renovierung) und Ulrichsberg (Neubau). Am 24. September 1861 legte Josef Breinbauer einen Kostenvoranschlag für die Herstellung einer ganz neuen Orgel in die Filialkirche Maria Anger des löbl. Stift Schlägl. 173

REISCHL, Friedrich: Stift Schlägl, Aigen-Schlägl 1973, S. 51 Diese Aussagen beziehen sich auf „Excerpte aus dem Stiftsarchiv“ von Klemens Bredl, Manuscript (StASchl, Handapparat). Leider konnten bislang im Stiftsarchiv Schlägl dazu keine Rechnungseintragungen oder Belege gefunden werden. Freundt arbeitete 1665 allerdings auch an der Stiftsorgel. StASchl, Sch.508, 7.6.1665: „Johann Freundt, Orgelmacher zu Passau, für Zueseh, völlige Einstimmung und andere Reparierungsnotdurften..28fl.4kr.“ 175 StASchl, Sch 457 176 Diese Mitteilung ist wieder nur durch Bredls Excerpte belegt. Abt Johann Wöß hatte in diesem Jahr auch für Kirchschlag in Böhmen eine Orgel anschaffen lassen 177 Inkludiert ist diese Vorsorge im Vertrag über die Renovierung der Stiftsorgel: StASchl Sch 914 und Sch 1; Bredl widerspricht sich in seinen Excerpten, wenn er schreibt, dass dies die Orgel von Freundt war; er weiß auch eine heute nicht nachweisbare Anzahl von 4 Registern. 174

194


Die angeführte Beschreibung weist das Instrument annähernd in seinem heutigen Zustand aus: 1. Principal 4 Fuß von feinem Zinn im Prospekt 2.Salicional 8 Fuß von gemischten Zinn, stark gearbeitet, die großen 5 Pfeifen von Holz 3. Gamba 8 Fuß von gemischten Zinn, ebenfalls stark und die großen 5 Pfeifen von Holz 4. Mixtur 2 Fuß und dreifach besetzt von gemischten Zinn 5. Coppel 8 Fuß gedeckt von Holz Fürs Pedal 6. Subbaß 16 Fuß gedeckt von Holz 7. Octavbaß 8 Fuß offen von Holz 8. Tuttizug ist die Verbindung des Manuals mit dem Pedal .... zwei Blasbälge nach französischer Art oder auch Laternbälge genannt, welche im Innern des Gehäuses angebracht, und mit Zugrädern zum Aufziehen gemacht werden .... Orgelkasten im gottischen Stille[sic!] , welcher 14 Schuh hoch, 6 Schuh 4 Zoll breit, und 3 Schuh 3 Zoll tief ist .... Eichenardiger Oelanstrich und Vergoldung der Verzierungen... Die Arbeiten wurden 1862 durchgeführt und auch bezahlt.178 Der Umfang im Manual beträgt mit kurzer Baßoktave C – c’’’ 45 Töne, im Pedal C – a mit kurzer Oktave und Repetition ab c mit 12 Tönen und 18 Tasten. Die Manualklaviatur zeigt die für Josef Breinbauer typische Form von Ebenholzbelägen, für die Obertasten Knochenbelag. Pedal- und Manualwindlade sind mechanische Schleifladen. Der Orgelbauer Josef Mauracher legte 1891 u.a. eine Rechnung für erfolgte Ausstaubung, Reinigung und Stimmung ...der Orgel in der Kirche zu Maria-Anger mit 7 resp.6 Registern...und über gänzliche Umarbeitung der 2 Gamba Register (wohl Salicional und Gamba) durch Neueinsetzung aller Pfeifenkerne zum Behufe neuer Intonirung mit Stimschlitze, wodurch die zwei größten Pfeifen neu herzustellen waren.179 In der Zeit zwischen 1952 und 1954, als Wilhelm Zika sen. und jun. die neue Chororgel im Stift bauten, wurde an der Maria-Anger-Orgel das Register Gamba 8’ zu einer principalischen 2’-Stimme umgearbeitet und ein neueselektrisches Gebläse installiert, das die Stillegung eines der zwei Laternbälge zur Folge hatte.180 Auffälligerweise wurden von dieser Orgel die Prospektpfeifen im ersten Weltkrieg nicht entnommen, sodass die originalen 4’-Pfeifen von Josef Breinbauer 178

StASchl, Sch.657 StA Schl, Sch.667: Mauracher hatte die zwei Register mit in die Werkstatt nach St.Florian genommen 180 Darüber sind keine Rechnungen zu finden. Für Auskünfte danke ich meinem Mitbruder H. Bruno Grünberger herzlich. Die Pfeifen der Gamba 8’ wurden großteils abgeschnitten, die Baßoktave ist neu. 179

195


vorliegen. Im Zuge der Kirchenrestaurierung in den Jahren 1992 – 1994 wurde an der Orgel der Lasur-Anstrich durch tschechische Maler erneuert, der nicht nur den Originalanstrich überdeckt, sondern auch die Registerbeschriftung beschädigt hat. Eine Restaurierung des Orgelwerkes steht noch aus und gibt die Chance, eine Rückführung auf den Ursprungszustand durchzuführen. Eine solche wurde von der Abteilung Klangdenkmale des Bundesdenkmalamtes besonders begrüßt und dafür eine Sondersubvention in Aussicht gestellt.181

Spieltisch der Maria-Anger-Orgel vor der Verunstaltung 1994

181

„Das....Ersuchen um finanzielle Unterstützung des Restaurierprojektes kann schon jetzt - ohne den definitiven Kostenvoranschlag zu kennen - dahingehend befürwortet werden, dass die Rekonstruktion der Gamba 8’ aus Denkmalmitteln in voller Höhe übernommen werden würde....“, Schreiben des Bundesdenkmalamtes, Abt.Klangdenkmale, vom 8.11.1994 196


Maria-Anger-Kirche, Schl채gl: Orgel 1862 von Josef Breinbauer

197


Aigen, Pfarrkirche: Orgel von J. Lachmayr 1901 mit Werk von Rieger (1998)

198


II. ORGELN IN DEN INKORPORIERTEN PFARREIEN 1. Pfarrkirche Aigen Aigen entstand im Jahre 1242 als erste Rodungssiedlung im Klosterwald und hatte einen Umfang von einundzwanzig Lehen.182 Bis zum späten 14. Jahrhundert hatte die Salvatorkirche in Schlägl (die heutige Maria-Anger-Kirche) die Funktion einer Seelsorgskirche für die Bevölkerung nördlich der Großen Mühl inne. Im Jahre 1486 wurde in Aigen selbst eine kleine Kirche (Patrozinium: Johannes Evangelist) erbaut, die bis zum Großbrand vom 22. Juli 1802 Pfarrkirche war. Mit Ausnahme der Martinsspitalkirche fiel diesem Brand der ganze Markt Aigen samt der Pfarrkirche zum Opfer. Im November des Jahres 1803 begannen die Aigner Bürger ihre Kirche wieder aufzubauen, worauf diese im März 1804 neu eingeweiht werden konnte. Eine direkte „Pfarrgründung“ von Aigen findet man nicht: sie könnte auf die von Maria Theresia 1771 veranlasste große Pfarr-Regulierung zurückzuführen sein. Im Jahre 1897 wurde die gotische Kirche abgetragen und mit dem Bau der jetzigen neugotischen Pfarrkirche begonnen.183 Erste Kunde von einer Orgel für die um 1410 erbaute alte Pfarrkirche in Aigen erhält man im Zuge der Akten für die nach den Wirren des Bauernkrieges von 1626 betreffende Neugestaltung der Kirche: dabei wurde im Jahr 1639 um 15 fl. „das im Gottshauß gestandne alte Regal Herrn Pfarrer nach Wegschaidt verkhaufft“184, nachdem man 1637 bei Andreas Putz für 374 fl. eine neue Orgel angeschafft hatte.185 Ähnlich wie bei der Stiftsorgel wurde auch hier der Maler Hans Melchior Ott um die Fassung gebeten, "warzue 4 puech golt verbraucht worden", Er erhält dafür 36 fl., "dann absunderlich vor die figurn und die orglfigl zu malen... daran St. Johann der Täufer, St. Johann der Evangelist, St. Norbert und St.Augustini in Landschaften auß und innen gemahlet....“ noch 24 fl.186 Diese Orgel war Vorbild für die Putz-Orgel in Rohrbach.187 Sie bestand bis zum Jahr 1802, als ein Brand, der den gesamten Markt verwüstete, auch die Kirche stark beschädigte.188 Im Zuge der Wiederherstellung der Kirche nach dem Brand erbaten die Aigner Bürger vom Stift die alte Orgel der Maria-Anger-Kirche, welche 182

REISCHL Friedrich , Stift Schlägl, Aigen-Schlägl 1973, S.55 Diese Zusammenfassung und zur Pfarrgründung bei PRÜGL, Stephan Josef: Schlägl im Josephinismus…, a.a.O., S.122 184 StASchl, Hs.16, fol. 81v 185 StASchl, Sch 478 186 StASchl, Sch 477, Auszügl Ott 187 StASchl 478, 12.11.1635, Dingnus mit Andreas Putz für die Rohrbacher Orgel "wie am Aign" 188 BREDL, Klemens: Chronik Aigens, Aigen 1961 (maschinschriftlich), S.173 und S.373. 183

199


durch ein Edikt Kaiser Josef II. geschlossen worden war. Mit aller Wahrscheinlichkeit konnte dies die 1723, zusammen mit Altären angeschaffte Orgel sein, doch auch noch deren Vorgänger-Instrument von Hans Freundt aus dem Jahr 1665 wäre denkbar.189 Der Neubau der Aigner Pfarrkirche, den Aigner Bürger schon im Jahr 1892 anstrebten, wurde durch den Linzer Dombaumeister Raimund Jeblinger geplant; er war 1901 abgeschlossen und konsekriert worden.190 Für die neue Kirche hat Orgelbauer Johann Lachmayr aus Urfahr 1901 die Orgel gebaut. Sie war ein Werk, der Erbauungszeit gemäß, mit pneumatischer Spiel- und Registertraktur und 20 klingenden Registern. Ihre Disposition lautete:191 Hauptwerk (1.Manual):

Nebenwerk (2.Manual):

Pedal:

Principal 16' Principal 8' Flöte 8' Bourdon 8' Gambe 8' Oktav 4' Flöte 4' Mixtur 4fach Cornett 5 fach

Lieblich gedackt 8' Filomele 8' Dolce 8' Flöte traverse 4' Violine 4' Mixtur 4fach

Subbaß 16' Violon 16' Oktavbaß 8' Cello 8' Posaune 16'

Koppeln: II/I, I/Ped ,II/Ped, SupoktII, SupoktI Kollektivzüge: pp, p, f, ff Umfang:

Manuale : C - f"' Pedal : C - d'

Die „Mühlviertler Nachrichten“ berichteten am 10.8.1901 ausführlich: "Die Ansprache ist sehr präcise, so dass jeder Lauf, sowie jeder Triller tadellos rein hervor geht .... Ganz besonders wirkt das mächtige Pleno durch Glanz und Fülle, man glaubt, nicht ein Werk von 20, sondern ein Werk von mindestens 30 Stimmen zu hören... Diese Orgel ist ein Kunstwerk im vollsten Sinne des Wortes..."192

189

PRÖLL L., Geschichte des Praemonstratenserstiftes..., a.a.O., S.341 und PRÜGL St.,: Schlägl im Josephinismus, a.a.O., S.131; StASchl, Sch 457: Josef Rosenfelder fasste 1666 die im Jahr zuvor von Freundt errichtete Orgel 190 BREDL K.,: Aigen, a.a.O., S.439. 191 Kartei Frieberger „Aigen“ 192 Mühlviertler Nachrichten, 10.8.1901, S.27 200


In den Jahren des ersten Weltkrieges musste auch diese Orgel, wie viele andere, ihre Prospektpfeifen für Herstellung von Kriegsmaterial hergeben. Der Orgelbauer Panhuber aus Ottensheim ersetzte diese durch neue im Jahre 1923.193 1971 versuchte Orgelbauer Paul Heer aus Linz die immer zahlreicher auftretenden Mängel zu beheben, die teils druch das überalterte System, teils durch den Einbau einer Warmluft-Kirchenheizung immer wieder auftreten.194 Das Spielwerk dieser Orgel wurde 1998 durch eine neue Orgel von RiegerOrgelbau, Schwarzach/Vlbg., mit 33 Registern auf 2 Manualen (Schwellwerk, Hauptwerk) und Pedal abgelöst.195 Aufgabe war es, das vorhandene Gehäuse für eine Orgel mit spätromantischer Ausrichtung optimal zu nutzen. Orgelweihe war am 1. Fastensonntag 1998, seither wird das Instrument auch bei den Internationalen Schlägler Orgelkonzerten vielfach genutzt. Die Dipsosition lautet: Hauptwerk (1.Manual)

Schwellwerk (2.Manual)

Pedal

Bordun 16’ Principal 8’ Bordun 8’ Flute harmonique8’ Gamba 8’ Octave 4’ Flöte 4’ Quinte 2 2/3’ Superoctave 2’ Mixtur 1 1/3’,4fach Cornett 5fach Trompete 8’

Hohlflöte 8’ Salicional 8’ Vox coelestis 8’ Principal 4’ Flute travers 4’ Nasard 2 2/3’ Octaviante 2’ Terz 1 3/5’ Plein jeu 2’5fach Basson 16’ Trompette harmonique 8’ Hautbois 8’ Clairon 4’ Tremulant

Principalbaß 16’ Subbaß 16’ Octavbaß 8’ Violoncello 8’ Gedecktbaß 8’ Choralbaß 4’ Bombarde 16’ Trompete 8’ II/I, I/Ped, II/Ped

Manualumfang: C – g’’’, Pedalumfang: C – f’ Mechanische Spieltraktur, elektrische Registertraktur, elektronische Setzerkombinationen

193

Sie kosteten 900.000 Kronen. Vgl. MAYR R.,: Beiträge, a.a.O., S.6. Der Verfasser konnte sich des öfteren selbst davon überzeugen; dies bestätigten auch Aussagen von Pfarrer Kasimir Kaniauskis und Aushilfsorganist DDr. Franz Ortner. 195 Weihe am 1. Fastensonntag 1998. 194

201


Anhang: Martinspitalkirche in Aigen Unter dem tüchtigen Abte Martin III. Greysing wurde in Aigen ein kleines Spital samt Kirchlein errichtet, welches am 12.7.1644 von Bischof Johann Bartholomäus Khowolt aus Passau geweiht wurde.196 Ob zugleich mit der Inneneinrichtung, die von Johann Worath und dem Augsburger Maler David Stangl geschaffen wurde, eine Orgel angeschafft wurde, ist fraglich. Denn schon nach 30 Jahren wurde „dem Herrn Pfarrer zue Ulrichsperg für das abverkauffte Regal bezalt 30 fl."197, und im Jahr darauf wurden einem „Orgelmacher 4 fl." anscheinend für Reparaturarbeiten ausgehändigt.198 1787 ist diese Kleinorgel in einem Inventar als "1 Positiv mit 4 Registern" angeführt.199 Ihr weiteres Schicksal läßt sich nicht verfolgen. Wohl aber ist bekannt, daß um das Jahr 1940 ein Positiv dort stand, welches angeblich von Andreas Putz erbaut worden war.200 Wenn man die Erbauerfrage offen läßt, könnte es sich vielleicht um jene Orgel handeln, welche 1805 in der alten Aigner Pfarrkirche aufgestellt worden war, mit der schon ausgesprochenen Vermutung, daß diese nach dem Kirchenabbruch 1898 hierher transferiert wurde. Demnach müßte es sich also um das Orgelwerk der Maria-Anger-Kirche handeln, das die Aigner nach dem Brand von 1802 für ihre Kirche beim Schlägler Abt erbaten.201Doch es läßt sich auch an eine aus dem Stift Schlägl hergebrachte kleine Chororgel, wie sie Putz gebaut haben soll, denken.202Fest steht, daß es sich um Pfeifenmaterial aus dem 17. Jahrhundert gehandelt hat. Dieses war nämlich dazu auserkoren worden, im Jahre 1940 bei der Restaurierung und Wiederherstellung der großen Festorgel im Stift Klosterneuburg bei Wien, von Johann Georg Freundt 1642 vollendet, verwendet zu werden.203Zu spät hatte das Stift Schlägl bemerkt, daß damit eigentlich ein wertvolles Werk, eine letzte Dokumentation eines Kleinwerkes von Putz oder aus dem Passauer 196

SCHUSTER Laurenz, Martin Greysing, der zweite Gründer Schlägls, in: Analecta Praemonstratensia, 33.Jg., Averbode 1957, S.217ff. 197 StASchl, Sch 459, Raittung 1676 198 StASchl, Sch 459, Raittung 1677 199 Inventar 1787 in StASchl, Sch 460. PICHLER Isfried, Martinspital und –kirche, in: Festschrift Vereinshaus Aigen, Linz 1977, S.8 – 34. 200 Dies kann möglich sein, da in der Zwischenzeit vielleicht eine andere Orgel aufgestellt worden war; jedenfalls hatte sie mehr als vier Register (also als die vorher beschriebene Orgel): Frdl. Auskunft von Bruno Grünberger im Jahr 1978. 201 PRÖLL L., Geschichte., a.a.O., S.342; REISCHL Friedrich, Stift Schlägl, Aigen 1973, S. 50 und PRÜGL Stephan, Schlägl im Josephinismus, a.a.O., S.116 202 GOLLER Vinzenz, Expertise zur Orgel von Schlägl, o.J., ms. (in MSS, Sch „Stiftsorgel“), S.4 führt an, dass Putz auch zwei Chororgeln erstellt haben soll; der Verfasser konnte dies archivalisch bislang nicht nachweisen. 203 Die unter sachverständiger Leitung von Josef Mertin stehende Wiederherstellung der Klosterneuburger Festorgel benutzte bewusst nur historisches Pfeifenmaterial, das aus mehreren Orgeln des 17. Jahrhunderts nach Klosterneuburg gebracht wurde. 202


Kreis, verloren ginge.204 Innerhalb der Korrespondenz zur Aufklärung des Falles, wieso mehr Pfeifen als vorgesehen nach Klosterneuburg transportiert wurden, findet sich auch eine vom damaligen Seitenstettener Stiftsorganisten Isidor Stögbauer – der aus der Schlägler Pfarre Friedberg im Böhmerwald stammte und Beziehungen zum Stift unterhielt – schriftlich festgehaltene Disposition des Werkes.205 Sie lautete: Copula major 8' Salicional 8'206 Principal 4' Octave 2' Ouinte 1 1/2' Mixtur 2 fach

Subbaß 16' Oktavbaß 8’

1947 nahm man an, daß, da die Klosterneuburger Orgel noch zerlegt und nicht fertigrestauriert war, die Pfeifen der Orgel von Schlägl resp. der Maritnskirchenorgel, noch nicht eingebaut waren und man diese wieder zu rückerhalten könnte. Die damaligen Kleriker Fr. Dominik Hammerschmidt und Fr. Bruno Grünberger bemühten sich vergeblich um eine Rückgewinnung des alten Materials.207 Lediglich Holzpfeifen waren vor 1949 aus Klosterneuburg in Schlägl eingetroffen. Um den ursprünglichen Zinnbestand wurde längere Korrespondenz geführt, die aber zu keinem positiven Ergebnis führte. 1954 stand das Gehäuse, leer und arg beschädigt, noch im Kirchlein. Es zeigt deutlich, daß das Positiv, als sogenannte Brüstungsorgel, in die Brüstung eingelassen und seitlich, an der Schmalseite des Gehäuses, die Spielanlage angebracht war.208 Bis jetzt konnte trotz mehrerer Bemühungen noch nicht in Erfahrung gebracht werden, wohin dieses Gehäuse verschwunden, und wie das Pfeifenwerk dieser Orgel verwendet wurde.

204

Vgl. Brief von Fr. Dominik Hammerschmidt an Chorherren Dr. Laurenz Schuster, wohnhaft in Wien, vom 1.5.1949 und andere Korrespondenz in Mappe „Martinsspitalorgel“ in MSS, Schachtel „Orgeln inkorporierte Pfarreien“. 205 Handschriftliches Schreiben Stögbauers vom 17.5.1947 in MSS Schlägl, Schachtel „Orgeln inkorporierte Pfarreien“, Mappe „Martinsspitalorgel“. Stögbauer wirkte auch am Brucknerkonservatorium Linz und verbrachte seinen Lebensabend im Stift Seitenstetten, gestorben 1968. 206 Diese Streicherstimme könnte vielleicht erst später einmal als Ersatz für ein anderes Register in die Orgel gekommen sein. 207 Korrespondenz ebenso in MSS, Schachtel „Orgeln inkorporierte Pfarreien“, Mappe „Martinsspitalorgel“ 208 Frl. Mitteilung Chorherr Alfons Brusa, der die Orgel noch gesehen hatte. 203


2. Pfarrkirche Friedberg (Böhmen) Das Stift Schlägl hat durch Rosenberger Schenkungen zwei Pfarrkirchen in Südböhmen bis zum Jahre 1946 in der Reihe seiner inkorporierten Güter anführen können: Kirchschlag (Svetlik) wurde 1258 von Witiko von Krumau dem Kloster zur Obhut gegeben; das heutige Gotteshaus wurde unter Abt Dominik Lebschy 1873 – 1876 im neuromanischen Stil völlig neu erbaut, die frühere Kirche erhielt 1659 drei Altäre des Bildhauers Johann Worath, die von drei verschiedenen Malern gefaßt wurden.209 Friedberg (Frymbruk) wurde am 29. Mai 1305 von Heinrich von Rosenberg, dem Oberstkämmerer von Böhmen dem Stift Schlägl inkorporiert. Die Pfarrkirche Friedberg, ursprünglich 1255 erbaut, hat noch das gotische Presbyterium, das Langhaus aus dem 17. Jahrhundert und den Turm aus dem 19.Jahrhundert. Das Renaissance-Chorgestühl der Stiftskirche fand nach 1735 hier seine Aufstellung.210

Friedberg, Pfarrkirche: barockes Orgelgehäuse mit Schwellkasten-Erweiterung

Für die Pfarrkirche ist 1673/74 erstmals eine Orgel nachweisbar: der Kirchenrechnung des Jahres 1674 zufolge wurden In Aufrichtung der Orgel dem Orglma209

Zusammenfassung der Geschichte bei PICHLER I. H., Profeßbuch a.a.O., S.576;UHL Eleonore, Dominik Anton Lebschy - Abt von Schlägl und Landeshauptmann von Oberösterreich, <Schlägler Schriften 1> ,S.68f.; KRINZINGER Florian, Das Wirken des Prämonstratenserstiftes Schlägl im letzten Jahrhunderte (1818 – 1918), Linz 1918, sowie umfassend in PRÖLL L., Geschichte..., a.a.O.. Die Worath-Altäre neuerdings nachgewiesen im Stiftsarchiv Schlägl (StASchl, Sch 391, Verzeichnis des Pfarrers Wenzeslaus Caspar Arnoldt, 1667). 210 Zusammenfassung wieder bei PICHLER I.H., Profeßbuch, a.a.O., S. 572; ergänzende Literatur: UHL Eleonore, Dominik Lebschy, a.a.O.; PRÖLL, Laurenz: Geschichte des Praemonstratenserstiftes Schlägl, a.a.O.; und DOLZER Petrus, Geschichte und Geschichten um Friedberg, Krumau 1935. 204


cher samt seinen Gesellen die Kost laut Schein 8 fl. ausgegeben; des weiteren ist der Maler zu Hochenfurt wegen zweyer fligl zur Orgl angeführt, demzufolge es sich – durchaus noch der Zeit entsprechend – um ein Werk mit Flügeltüren gehandelt hat.211 Am 13.September 1702 wird der orglmacher zu Unterhaidt Hanß Jacob Weber mit 21 fl. für Reparaturen samt Leimung der Blasbälge bezahlt. Den orglaufzieher benötigte man dabei 7 Tage lang.212 1707 werden dem orglmacher zu Linz für eine Reparatur 11 fl.30 kr. bezahlt.213 Im Jahre 1735/36 wurden bauliche Veränderungen an Turm und Langhaus der Kirche vorgenommen, was zur Folge hatte dass dem H. Christoph Lachenwitzer zu der Freystatt vor Ybersötzung und völliger Zurrichtung der Orgl...mit seinen 2en gesölln ... 29fl. 5kr. 2d. bezahlt werden mussten.214 An dieser Stelle müßte chronologisch die Erwähnung mündlicher Berichte angeführt werden, die die Tatsache zum Inhalt haben, dass die heutige Friedberger Orgel auf ein Instrument von Friedrich Semrad (Simrath, etc.) aus der Zeit etwa 1740 zurückgeht. Darüber konnten aber bislang keine Archivalien ausfindig gemacht werden.215 Weitere Nachrichten über die Orgel von Friedberg hängen zunächst mit dem Brand zusammen, der am 15.Juli 1843 durch Blitzschlag das Kirchendach und die Orgel in Mitleidenschaft zog: Der Orgelbauer Stefan Jüstl aus Krumau legte mit 6.Juni und 14.August 1843 Kostenvoranschläge für notwendige Reparaturen.216 Denen zufolge handelte es sich um Ausbesserungen an der ManualWindlade und Pedal-Windlade, an den Klaviaturen, Belederungen, Drähten, Windkanälen und entleimte Pfeifen betreffend. Es handelte sich offensichtlich um ein einmanualiges Instrument, an Registern sind für Ausbesserungen namentlich erwähnt: Copel Major, Copel Minor, Violonbaß, Subbaß, Principal, Quint, Quint und Octav.217 211

StASchl, Hs 497, Kirchenrechnung 1674 (im Zeitraum 22.7.1673 bis 22.7.1674); die Kirchenrechnung von 1673 (im Zeitraum 25.7.1672 bis 25.7.1673) führt einen Posten auff die orgl 70 fl. an, was einer Anzahlung entsprechen dürfte. 212 StASchl,Hs.497, Kirchenrechnung 1702, Beleg mit Unterschrift Webers dazu in Sch 371 213 ebenda, Kirchenrechnung 1707; erwähnt auch bei SCHIMBÖCK M., Siard Worath, a.a.O., S.78. Der Linzer Orgelmacher könnte eventuell Josef Richter sein. (Vgl. FRIEBERGER R.G:, Entwicklung des Orgelbaues in Oberösterreich, a.a.O., S.221 214 StASchl, Sch 375, Bau-Rechnung yber A.1736 Geführtes Thurn undt Khürchengebey bey der Pfarr Fryberg, fol.4 Orglmacher 215 Orgelbaumeister Vladimir Slaich, Borovany b. Budweis, hat mich am 10.3.1995 aufmerksam gemacht, dass er eine spätere Abschrift eines Originalvertrages mit Semrath gesehen hat. 216 StASchl, Sch.924; DOLZER Petrus, Geschichte und Geschichten um Friedberg, a.a.O., S.71 berichtet dies aus der Pfarrchronik (Band II, S.19), kann aber keinen Orgelmacher namhaft machen. 217 Da Quint zweimal in verschiedenem Zusammenhang genannt ist, nämlich für einen neuen Pfeifenstock zum Principal und Quint... und in anderer Position für die vernichteten Zinnpfeifen in der Quint und 205


Man kann aufgrund dieser Angaben und des im folgenden zitierten Kostenvoranschlages von Johann Lachmayr auf folgende Disposition schließen: Manual, wahrscheinlich kurze Oktav, C- c’’’ Copel Major 8’(Holz) Principal 4’ Copel Minor 4’(Holz) Quinte 3’ Octave 2’ Quinte 1 ½’ Octave 1’ Mixtur

Pedal, wahrscheinlich kurze Oktav (?18 Töne) Subbaß 16’(Holz) Violonbaß 8’(Holz)

Jüstl erhielt am 10.Oktober 1843 für diese Arbeiten 130 Gulden Conventionsmünze bezahlt.218 Im Jahre 1868 restaurierte der Vergolder von Haslach den vom Wurm befallenen Orgelkasten.219 Am 8.Mai 1891 machte der Urfahraner Orgelbauer Johann Lachmayr einen Kostenvoranschlag für eine neue Orgel in die Pfarrkirche Friedberg....mit 13 klingenden Stimmen, 3 Coppelungen u. 2 Collectivzügen. Die geplante Disposition ist folgendermaßen angegeben:220 Pedal. 1. Subbaß 16’ gedeckt von Holz weite Mensur, sehr voll und dunkel, ganz im Grundton 2. Octavbaß 8’ offen von Holz weiteste Mensur starken vollen Ton 1.Manual 3. Principal 8’ die tiefe Octave von Holz offen, von c 4’ an von Zinn singend inton. 4. Bourdon 8’ gedekt bis h(Holz) von c an offen von Zinn, dunklen Ton 5. Gamba 8’ die tiefen 9 Pfeifen offen Holz von A an von Zinn streichenden Ton 6. Octave 4’ aus dem alten Principal 4’ wird durch 9 neue Pfeifen ergänzt 7. Flöte 4’ aus der alten Flöte 4’ durch 9 neue Pfeifen ergänzt 8. Mixtur 2’ 4fach aus der alten Mixtur Quint 1 1/3’ und Octav 1’ durch 36 neue Pfeifen ergänzt 2.Manual 9. Salicet 8’ die tiefen 9 Pfeifen offen Holz von A an Zinn neu 10. Gedekt 8’ aus der alten Coppel durch 9 neue Pfeifen ergänzt 11. Flöte 4’ aus Holz und Zinn neu 12. Dolce 4’ aus Zinn sehr zarten Ton neu 13. Progreßiv 2 2/3’2fach aus der alten Quint 2 2/3’ und Superoctav 2’ ergänzt durch 18 Pfeifen Manualcoppel...Pedalcoppel I....Pedalcoppel II...Plenozug...Halbpleno Octav kann man annehmen, dass es sich um zwei verschiedene Quint-Register handelte, wie im böhmischen Orgelbau üblich, nämlich Quinte 3’ und Quinte 1 1/2’. 218 StASchl, Sch 924, Bauamtsrechnung 1843, Beilage Nr.89 219 DOLZER P., Geschichte...Friedberg, a.a.O., S.71. 220 StASchl, Sch 372, Beilagen zur Kirchenrechnung 1891 206


Die Umfänge waren mit C – f’’’ im Manual und C – d’ im Pedal festgelegt.221 Es ist u.a. aus der weiteren Beschreibung der Teile herauszulesen, dass das Werk mechanische Kegelladen erhielt. Der Gesamtbetrag umfasste 1431 Gulden, wozu die Pfarrgemeinde 476 Gulden beitrug, der Rest vom Stift Schlägl bezahlt wurde.222 Der Initiative des zunächst in Friedberg tätigen, später am Linzer Brucknerkonservatorium lehrenden, zuletzt im Stift Seitenstetten wirkenden Organisten Isidor Stögbauer (1895 – 1966) ist eine weitere Veränderung zuzuschreiben: Noch war die Glockensammlung nicht beendet (1922), so sollte schon wieder eine Sammlung für den Umbau der Orgel beschlossen werden. Herr Organist Isidor Stögbauer drängte dazu. Er brachte das Komitee auf seine Seite. Er führte zu diesem Zwecke mit seinen Sängern ein herrliches Konzert auf...Herr Stögbauer ist ein ausgezeichneter Organist, ein strenger Zäzilianer....Er ist Komponist. Seine Messen werden günstig beurteilt. So gab ich nach..... Die ganze Reparatur kam auf 21.000 Kc. ...Die Orgelbaufirma Gebrüder Mauracher in St. Florian(Ober-Österreich), Filiale Graslitz, übernahm die Arbeit. Sie schickte den Gehilfen Josef Tichatschekl aus Kuttenplan. Die Orgel hat 16 klingende Stimmen, 2 Manuale mit je 54 Tasten, 1 Pedal mit 27 Tasten, 3 Koppelungen, 2 Kollektivzüge, 1 Schwellade.(Letztere vom Tischler Adolf Herrle sen. in Friedberg.)223 Heute präsentiert sich die Friedberger Orgel folgendermaßen:224 Dem – allerdings Instrumenten von Friedrich Simrath ähnelnden – barocken Hauptkasten sind flankierend Zubauten hinter sogenanntn Pfaffengittern angefügt, auf der vom Betrachter aus gesehen linken Seite ist ein Schwellkasten integriert. Das Orgelwerk steht auf einer zweiten Empore; die Prospektpfeifen sind originale aus dem 18. Jahrhundert. In angemessenem Abstand zum Hauptkasten steht der in seiner Gestaltung für Lachmayr typische Spieltisch mit zwei Manualklaviaturen, die Registerzüge mit darüber angebrachten Porzellanschildern. Die Untertasten der Manuale sind mit Knochen belegt, die Ober221

StASchl, Sch.667, Kammeramtsrechnung, Beilage Nr.315 Vermerk am Kostenvoranschlag Rückseite, und Kammeramtsrechnung 1891, Beilage 316 (31.10.: 600 fl.) und Beilage (22.11.: 459 fl.) Quittungen Lachmayrs. Das Stift hatte seit dem Orgelbau in Schwarzenberg (1884) Verbindung mit Lachmayr ; es folgten Orgelaufträge für Oepping (1892),St.Oswald (1892), Aigen (1901), Rohrbach(1902), Haslach (1913), schließlich auch eine Erweiterung der Stiftsorgel um ein pneumatisches Zusatzwerk 1904: vgl. FRIEBERGER, Rupert Gottfried: Orgelbau in den Pfarrkirchen der inkorporierten Pfarreien des Praemonstratenserstiftes Schlägl, in: Schlägler Orgelkonzerte(Hg. R.G.Frieberger) <Musikwissenschaftliche Beiträge der Schlägler Musikseminare Band1>,Innsbruck 1979, S.46 - 73. 223 DOLZER P., Geschichte...Friedberg, a.a.O., S.71. 224 Besuch am 14.3.1995 222

207


tasten Ebenholz. Die Traktur im 1. Manual ist mechanische Kegellade, im 2. Manual pneumatisch, im Pedal mechanische Schleiflade. Der Manualumfang ist C – f’’’, der Pedalumfang C – d’.

Disposition: 1. Manual Principal 8’ Bourdon 8’ Gamba 8’ Octav 4’(18.Jh.) Flöte 4’ Mixtur 2’ (tw.18.Jh.)

2.Manual Flötenprincipal 8’ Salicet 8’ Lieblich Gedeckt 8’ Voex coelestis 8’ Octav 4’ Dolce 4’ . Progressiv 2 2/3,2f.(tw.18.Jh)

Pedal Violonbaß 16’ Subbaß 16’ Octavbaß 8’

Friedberg, Spieltisch von J.Lachmayr 1891

208

II/I; I/Ped.; II/Ped. Halbpleno, Pleno


3. Pfarrkirche Haslach Haslach ist seit 1642 inkorporierte Pfarre des Praemonstratenserstiftes Schlägl. Es ist anzunehmen, dass zu dieser Zeit zugleich mit einer barocken Innenausstattung auch eine Orgel angekauft wurde. Ersten Hinweis auf eine Orgel gibt uns ein Kirchenrechnungsbuch aus dem Jahr 1659, wo es heißt „zu der Roraten auf die orgel und Kürchen zu setzen Körzen per 1 fl. 4"225 Im Jahre 1680 fiel dem verheerenden Brand neben acht Altären auch das Orgelwerk zum Opfer. Schon am 7. Dezember 1680 werden dem Carl Spitallmüller und noch zweyen, dass sie das Regal von Aigen herabgetragen....4 Kreuzer...geben.226 1681 wird auf der Empore gearbeitet: es werden zwei Läden gekauft, welche zu zwei Türen bei der alten Orgel gebraucht werden.227 1682 wird der Neubau der Orgel in Angriff genommen: In der Zeit zwischen der Oktav von Maria Geburt bis Michaelis sind der Orgelbauer Jacob Praitensteiner aus Waidhofen a.d.Ybbs und sein Sohn in Haslach anwesend und werden im Pfarrhof mit Mahlzeit, Bier und Wein und Reisegeld um insgesamt 12fl.36kr. versorgt.228 An Fuhrlohn wird an drei Ottensheimer Bürger für Rosse und Wagen 10fl. bezahlt, und einem weiteren extra 3fl.23kr.gegeben.229 Dazu kommen in dieser Zeit auch andere in den Rechnungsbüchern aufgelistete Ausgaben, die im Zusammenhang mit der Orgel stehen: den 15.Septbr. wegen der orgelpruckh 2 pruckhladen khauffen…..und 2 verschlagladen ...22 kr. diesen Dato ain halber Tag ain tagwerker und ain zimmerman gehabt, welche die orglpruckh gemacht haben...12kr.2d. Item so haben wir von H.Richter 3 und ain halbe Ellen plawe Leinwatt khaufft, welche zu dem verziehren der orglfligl ist verbraucht worden ....35 kr. Schließlich wird auch den 24.octobris das Regal wiedumb in das Closter geschickt, dem Hochhauser sambt sein Sohn Traglohn geben 16 kr.230 Praitensteiner (Breitensteiner, etc.) belieferte Oberösterreich auch anderwärts:1677 ist eine Orgel für Zell am Pettenfirst bekannt.231 225

StASchl, Hs 501, fol. 58r. StASchl, Hs 502, Jahreseintrag 1680; StASchl, Sch 378, Stiftsbrief 1683, fol.1 beschreibt den Brand von 1680. 227 StASchl, Hs 502, Jahreseintrag 1681. 228 StASchl, Sch 518, Verzeichnis Unkosten 30.9.1682 229 daselbst, zwei „Auszügl“ 230 alle Eintragungen St.ASchl, Hs.502, 1682 231 FRIEBERGER R.G.,:Der Orgelbau in Oberösterreich, a.a.O., S.75. Dr.Otto Biba verdanke ich den Hinweis, dass Breitensteiner auch in Arbesbach/Nö. im Jahre 1678 mit einer 5-stimmigen Orgel erwähnt ist. 226

209


In den jährlichen Inventarien von 1798 bis 1820 wird jeweils 1 Orgel mit neun Registern, abgenutzt angeführt, von der man doch annehmen könnte, dass es noch das Werk Praitensteiners war.232 Als der Orgelbauer Josef Breinbauer 1843 einen Kostenvoranschlag für eine neue Orgel legt, gibt er dem eine Beschreibung der alten Orgel bei. Dieser wertvolle Zusatz samt dem Kostenvoranschlag ist im Stiftsarchiv Schlägl unter den Kammeramtsrechnungen aufgetaucht und gibt so seit kurzem Einblick in die Klanggestalt der Praitensteiner-Orgel. Dieses Werck bestehet aus 8 Registern, nämlich als 1. Principal 4 Fuß von Zinn 2. Octav 2 Fuß von Zinn 3. Quint 1/2’ [sic!, gemeint 1 1/2’?] von Zinn 4. Mixtur 1 Fuß und dreifach von Zinn 5. Coppel Mayor 8 Fuß von Holz gedeckt 6. Portunal 8 Fuß von Holz offen 7. Coppel minor 4 Fuß von Holz gedeckt 8. Octavbaß 8 Fuß von Holz offen 9. Subbaß 16 Fuß von Holz gedeckt Die zwei Faltenbälge, welche im Orgelkasten inwendig liegen, sind 5 Schuh 2 Zoll lang, und 2 Schuh 4Zoll breit. Der Orgelkasten ist 11 Schuh u. 10 Zoll hoch, 6 Schuh 10 Zoll breit, oben, der untere Kasten /:oder Sockel:/ ist 5 Schuh und 11 1/2 Zoll breit. Thief ist der Kasten 3 Schuh, da aber rückwerts für den Paß ein Verschlag angebracht ist, weil dieser Paß warscheinlich erst nachträglich dazu gemacht wurde so beträgt das ganze 4 Schuh 7 Zoll Tiefe. Das Manual ist so angebracht, dass der Orgelspieler durch einen Spiegel die Handlung vom Altar sehen muß. Haslach, den 25ten August 843. Joseph Breinbauer, Orgelbauer Die Beschreibung enthält u.a. einen Hinweis auf ein später zugefügtes Pedalregister, welches die bis 1820 genannten 8 Register rechtfertigt und 1843 eine Anzahl von 9 Stimmen konstatiert, was bedeutet, dass zwischen 1820 und 1843 ein Register für das Pedal hinzugefügt wurde. Breinbauer, der seinen Vornamen in den Haslacher Akten noch mit „ph“ zeichnet und in der Haslacher Chronik mit der Herkunft „aus Haybach“233 erwähnt ist, stand also knapp vor der Übersiedlung der Werkstatt nach Ottensheim.234 Mit gleichem Datum (25.8.1843) legte er für Haslach einen Kostenvoranschlag für eine neue Orgel vor, von dem angenommen werden darf, dass er auch so zur 232

StASchl, Sch.386 Pfarrchronik Haslach, 2.Band, 1913. 234 siehe dazu Firmenchronik der Oö.Orgelbauanstalt St.Florian und die gute Zusammenfassung durch KREISLEHNER, Rainer: Die Familie Breinbauer (1807 – 1973), Manuskript, Linz 1985. 233

210


Ausführung kam. Diese Orgel hätte dann bis zur Errichtung eines neuen Instrumentes durch Johann Lachmayr im Jahre 1913 bestanden.235 Ihre im Voranschlag genannte Disposition lautet: 1. Principal 4Fuß von guten Zinn 2. Octav 2Fuß von Zinn 3. Mixtur 3Fuß und 3Fach von Zinn 4. Solicional 8Fuß von Zinn, die großen 5 Töne von Holz mit zinnernen Aufschnitten 5. Coppel 8Fuß gedeckt von Holz 6. Flöten 4Fuß offen von Holz 7. Octavbaß 8Fuß offen von Holz mit eichernen Labien 8. Subbaß 16Fuß gedeckt von Holz mit eichernen Labien 9.Tutizug [sic!], das ist die Verbindung des Manuals mit dem Pedal 1882 erhielt diese Orgel ein neues Gebläse.236 Anlass zum Bau einer neuen Orgel gibt ein Versagen der Orgel bei einem vom Stiftskämmerer Benedikt Sobotka (dem späteren Abt) gehaltenem Hochamt im Jahr 1913. „Herr Kämmerer berichtete nach der Heimkehr dem Herrn Prälaten (=Generalabt Norbert Schachinger) über den Unfall und dieser bewilligte am 4. März 10 Uhr früh dem Herrn Kämmerer die Anschaffung einer neuen Orgel für die Pfarrkirche Haslach. Ja, am 12. März bestellt der Herr Prälat selbst gelegentlich seiner Anwesenheit in Linz bei dem Orgelbauer Lachmayr in Urfahr eine Orgel mit 16 klingenden Registern.“ Am 31.8.1913 war die feierliche Orgelweihe.237 1917 wurden der Orgel nach allgemeiner Bestimmung die Prospektpfeifen im Gewicht von 111 kg entnommen und 1924 durch den Ottensheimer Orgelbauer Panhuber wieder ersetzt.238 Ihre Disposition lautete:239 I. Manual: Principal 8' Bourdon 8' Gamba 8' Oktav 4' Flöte 4' Mixtur 2 2/3'

II. Manual: Geigenprincipal 8' Aeoline 8' Vox coelestis 8' Praestant 4' Quint 2 2/3' Superoktav 2'

Pedal: Subbaß 16' Oktavbaß 8' Violon 8' Quintbaß 5 1/3' Posaune 8'

II/I, I/P, II/P, Superoktavkoppeln I,II, II/I, Suboktavkoppel II/I Manualumfang: C - f‘‘‘, Pedal: C - d'

Dieses Werk mit pneumatischer Traktur auf Kegelladen – ein Kind seiner Zeit – erwies sich als unzulänglich, und allzu oft auftretende Defekte ließen den 235

FRIEBERGER Rupert Gottfried, Orgelbau in den Pfarrkirchen der inkorporierten Pfarreien des Praemonstratenserstiftes Schlägl, in: Schlägler Orgelkonzerte (wissenschaftliche Festschrift) <Musikwissenschaftliche Beiträge der Schlägler Musikseminare, Band I>, Innsbruck 1979, S.50ff. 236 StASchl, Hs 501, fol. 58r 237 Chronik der Pfarre Haslach, Bd. 2, Jahr 1913 und MAYR R., a.a.O., 69f 238 Chronik der PfarreHaslach, Bd. 2, Jahr 1917 und 1924 239 Frdl. Mittteilung durch Georg Koblmiller, Haslach vom 14.1.1974 und Kartei Frieberger „Haslach“ 211


Wunsch nach einer neuen Orgel wach werden. Am 7. Februar 1973 beauftragte der Pfarrkirchenrat Haslach unter Vorsitz von Dechant Benedikt Pendlmayr O.Praem. Herrn Bruno Riedl, Orgelbaumeister in Linz, mit dem Bau einer neuen Orgel, für die Ing. Egon Krauss, Organologe aus Innsbruck, und Rupert Gottfried Frieberger als Sachverständige zeichneten.240 Ihre Disposition ist: Hauptwerk: Praestant 8' Gedackt 8' Octave 4' Flauto in VIII 4' Superoktave 2' Terzian 11 1 3/5’ + 1 1/3’ Mixtur IV - VI Dulcian 16' Clarine 8' (horizontal, nach span. Vorbild)

Brustwerk: Holzgedackt 8' Rohrflöte 4' Principal 2' Flöte 2' Nasard 2 2/3' Terz 1 3/5’ Quint 11/3' Sedecima 1' Regal 8' (horizontal, nach span. Vorbild) Tremulant

Pedal: Subbaß 16' Octavbaß 8' Choralbaß 4' Fagott 16' Trompete 8'

Koppeln: Hw/P Bw/P Bw/Hw

mechanische Spiel- und Registertraktur Manualumfang: C-g''' Pedalumfang: C-f' '

Die gelungene Orgel wird seit ihrer Weihe, die Abt Dipl. Ing. Florian Pröll am 29.9.1973 erteilte, auch wiederholt in Konzerten vorgestellt. Als Besonderheit darf vermerkt werden, daß auf Anregung des Gemeindearztes Dr. Göppel 1974 und 1977 „Orgelwettbewerbe für junge Organisten“ veranstaltet wurden, für deren Durchführung an erster Stelle das Kath.Bildungswerk Haslach, sowie Marktgemeinde und Sparkasse Haslach als Träger der Veranstaltungen zeichneten und die in den nunmehrigen „Internationalen Schlägler Orgelwettbewerben“ ihre Fortsetzung fanden.241

240

Auftragserteilungsprotokoll vom 7.2.1973; MSS, Sch „Orgeln inkorporierte Pfarreien“, Fasz.Haslach Preisträger waren 1974: Rudolf Jungwirth (1.), Ortulf Prunner (2.), Franz K.Prassl und Helmut Luksch (3.); 1977: Michael Kapsner (1.), Angelika Seifert und Robert Wernig (2.), Margit Dostal (3.) 241

212


213

Haslach, Orgelprospekt 1913

Haslach, Orgelprospekt 1973


4. Pfarrkirche Kirchschlag (Böhmen): Anton Hanel 1875 Im Jahre 1258 schenkte der Rosenberger Wittiko, Besitzer der Herrschaft Krummau, dem Propst Heinrich I. (1242 bis 1260) und den Brüdern von „Maria Slage" (Schlägl) die Kirche von Liechtenwerdt – so wurde Kirchschlag damals genannt – und zugleich drei Höfe im Ort selbst samt dem Dorf Pfaffenschlag mit allen Rechten und Erträgnissen. Somit wurde Kirchschlag die erste Pfarre Schlägls. Bischof Johannes von Prag bestätigte am 16. Juni 1258 diese Schenkung Wittikos an Schlägl. Jedoch erst seit dem Jahre 1632 wirkten ununterbrochen Schlägler Geistliche in Kirchschlag. Mit der Übergabe Kirchschlags hatte eine Reihe von Schenkungen des berühmten Geschlechtes der Rosenberger an das Stift Schlägl begonnen, welches das Rosenberger Wappen, drei aus fünf Blütenblättern bestehende Rosen, in sein Wappen aufnahm. Vermutlich schon vor Beginn des 13. Jahrhunderts gab es in Kirchschlag ein kleines Kirchlein, das den Hussitenkriegen zum Opfer gefallen sein dürfte. Um das Jahr 1450 konnte Bischof Sigismund von Salona und der Abt des Zisterzienserstiftes Hohenfurt die von Grund auf neu erbaute Pfarrkirche von Kirchschlag einweihen. Unter Propst Martin Greysing kam im Jahre 1644 Wenzl Arnold als Pfarrer nach Kirchschlag, der die zu klein gewordene Pfarrkirche (Patrozinium: Apostel Jakobus der Ältere, 25. Juli) vergrößern ließ. Bis zum Jahre 1785 gehörte Kirchschlag der Diözese Prag und wurde dann der neuerrichteten Diözese Budweis zugewiesen.242 Der Bau einer neuen Kirche in Kirchschlag unter Abt Dominik Lebschy war 1874 soweit fortgeschritten, dass man die Anschaffung einer neuen Orgel ins Auge fasste. Dazu hatte man die alte Orgel (vielleicht war es noch jene aus dem Jahr 1724: damals hatte man angeblich die erste orgl aufgesezet, welche 150fl. kostete243) beim nächst gelegenen Orgelbauer Stipl in Rosenberg untersuchen lassen und kam zur Einsicht, dass sich diese zu keiner Reparatur eignet und für den größeren Kirchenraum ungeeignet ist.244. Beim Stiftsorganisten erbat man sich Dispositionsentwürfe, nach welchen der in Linz-Urfahr ansässige Orgelbauer Anton Hanel245 zwei Kostenvoranschläge mit acht und zehn Registern, zu 1290 Kronen resp. 1620 Kronen, ausarbeitete. Nach Aussage des Kirchschläger Organisten hielt man 8 Register für ausreichend, einen Voranschlag des genannten Rosenberger Orgelbauers beurteilte man als absolut zu verwerfen.246 242

Diese Zusammenstellung bei PRÜGL St., Schlägl im Josephinismus, a.a.O., S.141f. StASchl, Sch391, Geschichte der Pfarre Kirchschlag, Manuskript von 1803 244 StASchl, Sch.390, Bericht des Architekten aus Hohenfurt an das Kammaramt vom 19.3.1874 245 Zu Hanel vgl. PICHLER Isfried Hermann – UHL Eleonore, Biographische Notizen zu oberösterreichischen Orgelbauern, in: Oberösterreichischer Orgelbau <Musikwissenschaftliche Beiträge der Schlägler Musikseminare (Hrg. Frieberger Rupert Gottfried)>, Band 5, Schlägl 1996, S.204 246 StASchl, Sch 390 243

214


Das Kammeramt des Stiftes Schlägl bewilligte den Kostenvoranschlag mit 1290 Kronen; Hanel erhielt am 18.Jänner 1875 einen Betrag von 800 Gulden ö.W. als Abschlagszahlung für die Erbauung einer neuen Orgel in der Pfarrkirche zu Kirchschlag247 und lieferte bereits am 7.März 1875 einen weiteren Kostenvoranschlag über zwei neu anzufertigende Register zur Vergrößerung der neuen Orgel in der Pfarrkirche zu Kirchschlag und zwar Gamba 8 Fuß.....und.eine Pedalkoppel.248 Nach einem Eintrag auf dem Voranschlag wurde diese Erweiterung auch von Seiner Gnaden und dem Herrn Patron bewilliget am 13.März 1875. Die Pedalkoppel war den Ausführungen nach als Ventilkoppel gedacht, dazu auch ein neuer kleiner Blasbalg (Regulator) mit 2’6’’Länge und 1’8’’Breite vorgesehen, alles zusammen um 330 Gulden ö.W. Andere Angaben zur Disposition findet man leider nicht, Beilagen zum Kammeramtsbericht wurden offensichtlich nicht aufbewahrt. Hanel erhielt am 28. Juli 1875 noch eine Restzahlung von 491 Gulden ö.W.249

Pfarrkirche Kirchschlag [Svetlik] Orgel von Anton Hanel 1875

247

StASchl, Sch 932, Beilage zur Kammeramtsrechnung 1875, Nr.88; die Bewilligung in den o.zit. Bericht mit Bleistift eingetragen. 248 StASchl, Sch 394 249 StASchl, Kammeramtsrechnung 1875, Beilage Nr.110. 215


Die Orgel präsentiert sich heute in folgendem Zustand:250 Das Orgelgehäuse ist auf einer zweiten Empore aus Holz in eine dreigeteilte Westwandgestaltung integriert und zeigt einen schlichten, nahezu unkünstlerischen Flachprospekt, ebenfalls in drei Felder (zu je 11 Pfeifen) gegliedert, die durch Verblendungen sich elliptisch ausnehmen. Die äußerst dünnwandigen Prospektpfeifen sind original. Der davor befindliche freistehende Spieltisch, der in seiner Art an Josef Breinbauer erinnert, hat links und rechts von der Manualklaviatur je vier, in einem Quadrat angeordnete Registermanubrien. Im Rücken des Spielers sind in Greifhöhe links und rechts am Unterkasten noch zusätzlich zwei weitere Züge angebracht, womit sich der o.a. Erweiterungsbau von 1875 nachweisen lässt. Davon ist der eine Zug mit Gamba beschriftet, es erklingt aber eine Quinte 2 2/3’; der andere Zug ist die Pedalkoppel. Das Manual hat den scheinbaren Umfang einer kurzen Oktave, C – c’’’; durch einen späteren Eingriff wurden aber die Töne D und E entfernt, bzw. deren Pfeifen abgeschnitten, sodass heute der klingende Umfang C, F,Fis,G,Gis, etc. ist. Dasselbe gilt für die Pedalklaviatur, die von C - a 18 Tasten zeigt, scheinbare kurze Oktave und repetierend, aber statt D klingt Fis und statt E klingt Gis. Disposition: Manual, C - c’’’, ohne Cis,D,Dis,E Principal 8’ Coppel 8’ Salicional 8’ Octave 4’ Flöte 4’ Quinte 2 2/3’ Mixtur 2’3fach

250

Pedal, C - a, 12 Töne repetierend Subbaß 16’ Octavbaß 8’

Besuch am 14.3.1995 216


5. Klaffer Klaffer ist die jüngste Pfarre des Seelsorggebietes der Praemonstratenser von Schlägl. Der Grundstein zur Kirche wurde 1949 gelegt, das Gotteshaus 1959 konsekriert.25110 Jahre später, 1969, erbaute der Kremser Orgelbauer Gregor Hradetzky. die bestehende Orgel. Das naturbelassene Fichtengehäuse wurde nach Plänen des Orgelbauers in der Stiftstischlerei Schlägl angefertigt. Planung und Intonation waren wesentlich beeinflußt vom damaligen Prior Bruno Grünberger und dem damaligen Stiftsorganisten Peter Planyavsky. Das neue Werk wurde am 13.4.1969 von Abt Dipl.Ing. Florian Pröll benediziert, wobei Peter Planyavsky als Organist und der Kirchenchor Rohrbach mitwirkten.252 Die 15 Register der mit rein mechanischer Spiel- und Registertraktur ausgestatteten Orgel verteilen sich auf Hauptwerk, Rückpositiv und Pedal, wie folgt: Hauptwerk (2.Manual) Principal 8' Rohrflöte 8' Okatav 4' Spitzflöte 4' Flachflöte 2' Sesquialter 2fach Mixtur 1 1/3' 4-6fach

Rückpositiv (1.Manual): Gedeckt 8' Kleingedeckt 4' Principal 2' Quint 1 1/3' Scharff 1’3fach

Pedal Subbaß 16' Pommer 8' Choralbaß 4' Fagott 16'

RP/HW, HW/Ped, RP/Ped Manualumfang: C - g’’’ Pedalumfang: C- f'

Zu bemerken ist noch, daß das Register „Sesquialter“ vom Orgelbauer später ausgetauscht wurde gegen das gleichnamige Register aus der Orgel der Musikhochschul-Kirche St. Ursula in Wien I.,die auch Hradetzky 1968 gebaut hat, angeblich aus akustischen Gründen.253

251

StASchl, Sch „Klaffer“ MSS, Sch „Orgeln inkorporierte Pfarreien“, Mappe „Klaffer“: dort auch hektographierter Programmzettel der Orgelweihe. Planyavsky war 1968-1969 in Schlägl als Organist tätig und voluntierte bei Hradetzky im Orgelbau 253 Mündliche Mitteilung durch Peter Planyavsky am 17.2.1970 in Wien 252

217


Pfarrkirche Klaffer, Orgel von Gregor Hradetzky 1969

218


Pfarrkirche Oepping, Orgel von F端hrer und Reil 219


6. Pfarrkirche Oepping Im Laufe des 15. Jahrhunderts war in Oepping die Erbauung einer ersten Kapelle erfolgt. Eine sichere Kunde über dieses Kirchlein stammt aber erst aus dem Jahre 1494. Im Jahre 1411 war das Geschlecht der Starhemberger in den Besitz der Herrschaft Pührnstein gelangt, zu der auch Oepping gehörte. Gotthard von Starhemberg, der Hauptmann des Landes ob der Enns, wollte in Oepping – eine Jahreszahl ist nicht genannt – eine Meßstiftung machen, wurde aber infolge seines frühen Todes daran gehindert. Doch sein Bruder, der Passauer Domherr Balthasar von Starhemberg, brachte den Willen Gotthards zur Ausführung und stiftete am Freitag vor Lichtmeß des Jahres 1494 „Gott dem Allmächtigen, der Königin Jungfrauen Maria, St. Maria Magdalena, der heiligen Frauen und Büßerin, bemelter Kapellen Hauptfrauen und allem himmlischen Heere zu Lob und Ehre" für das Kirchlein „eine ewige Messe". Es ist nicht bekannt, wielange diese Stiftung Bestand hatte. An bestimmten Tagen hielten Priester vom Stift oder von Rohrbach aus in Oepping Gottesdienste. In den Jahren 1693 bis 1695 ließ Abt Michael II. Felder durch den Baumeister Carlo Antonio Carlone – dieser sollte in den Jahren 1697 bis 1700 auch die Rohrbacher Pfarrkirche erbauen – den jetzigen schönen Kirchenbau zu Oepping aufführen. Schon seit dieser Zeit dürften die Oeppinger des öfteren den Wunsch nach einer eigenen Pfarre gehegt haben. Dass Oepping dann auch eine eigene Pfarre wurde, ist neben der grundsätzlichen Ermöglichung durch die Maria-Theresianische Pfarregulierung zu einem großen Anteil das Werk eines Bauern aus der Oeppinger Ortschaft Berlesreith, Simon Holnsteiners (Hollsteiner), der auch „Simandl" genannt wurde. Er tritt an Abt Siard II. Dengler 1774 mit einem Gesuch heran, und erst nach Interventionen beim Passauer Ordinariat und am kaiserlichen Hof in Wien gelingt das Vorhaben im Jahr 1778.254 Es ist nicht leicht, die Geschichte der Vorgänger der heutigen Oeppinger Orgel zu erhellen. Die erste urkundliche Erwähnung eines gottesdienstlichen Musikinstrumentes bezieht sich noch auf jenes Kirchlein, das vor dem heute noch bestehenden, 1695 durch Carlone vollendeten Kirchenbau, in Oepping gestanden ist.255 1635 wurden nämlich „denjenigen Persohnen, welche zwey Jarr herumb zu den gewendlichen Kirchentagen und gesungenen Ämbtern dass Regall von Rorbach nach Opping gebracht“ 1fl 12ß 20d bezahlt.256

254

Diese gute Darstellung bei PRÜGLSt., Josephinismus, a.a.O., S.145 – 149 Zur Oeppinger Kirchenbaugeschichte vergl. auch PRÖLL L., Streifzüge durch das Obere Mühlviertel, Rohrbach 1908, S.62 256 StASchl, Hs 512, fol. 31r und 38r. 255

220


Welche Orgel, ob ein übertragenes oder neues Instrument, in den Kirchenneubau nach 1695 gestellt wurde, entzieht sich unserer Kenntnis. Der ehemalige Subprior und Choralmagister des Stiftes Schlägl, Wolfgang Siegl O.Praem., wusste (1952) zu berichten, dass vor der heute bestehenden Orgel ein Positiv von Andreas Putz in Verwendung gewesen sein soll, das um die Jahrhundertwende in die Aigner Filialkirche St.Wolfgang am Stein gebracht worden war, wo es noch bis in die Fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts gebraucht wurde.257 Es hatte folgende Disposition:258 Copl, 8’, Flöte 4’, Principal 2’, Oktav 1’ Schließlich war das Instrument so funktionsuntüchtig geworden, dass man das angeblich als sogar als Miniaturfassung der großen Orgel von Schlägl gestaltete Gehäuse dem Feuer preisgab.259 Wenn nicht eine Quelle vorhanden wäre, die angibt, dass die einstige PutzOrgel von Rohrbach aus dem Jahr 1635/36 für die Schlosskapelle in Götzendorf bestimmt gewesen wäre, nachdem in Rohrbach um 1700 der Kirchenneubau durch Carlone fertiggestellt war, und man eine neue Orgel dafür suchte, könnte man annehmen, dass dieses Instrument naheliegenderweise nach Oepping transferiert worden wäre.260 Dass ein schon gebrauchtes Instrument angeschafft wurde, wird auch durch die Tatsache erhärtet, dass der Tischler von Rohrbach, wahrscheinlich Hans Georg Stempel, 1718 drei Altäre, die Kanzel und die Orgel aufstellte.261 Der Linzer Orgelmacher Anton Hanel erhielt am 10.7.1871 für eine umgreifendere Reparatur, die auch das Einsetzen neuer Pfeifen umfasste, 367 Gulden.262 1892 weiß die Chronik zu berichten: „Dieselbe erbaute Herr Johann Lachmayr von Urfahr. Am 16. Juli wurde sie vom Hw. Herrn Prälaten Norbert Schachinger benediziert. Von der alten Orgel wurde nur das Pedal und die Flöte verwendet, die erst vor 15 Jahren gemacht worden waren.263 So hergestellt kostete die Orgel 1000 Gulden.“ 264 257

Aussage Siegls festgehalten bei MAYR R., Beiträge zur Entwicklung des oberösterreichischen Orgelbaues…., a.a.O., S.157; die Orgel wurde noch von Alfons Brusa, Chorherr von Schlägl, gesehen (mündl. Mitteilung im Jahr 1970); vgl. PICHLER I.H., St. Wolfgang, a.a.O., S.12: 1892 wurden für Transport und Aufstellen der Oeppinger Orgel in St. Wolfgang an den Orgelbauer Johann Lachmayr 84 Gulden bezahlt. 258 Diese Disposition bei MAYR R., Entwicklung…,a.a.0., S.157 und 209 259 Freundliche Mitteilung durch ehemalige Mesnerin Berta Wolfesberger (1971 und 2009) 260 Die Götzendorf-Theorie konnte bisher nur bei MAYR R., Entwicklung…, a.a.O., S.197 nachgewiesen werden. Der Verfasser könnte sich die bei PICHLER I.H., St. Wolfgang, a.a.O., S.12 ohne Zitation einer Quelle angeführte Tatsache, dass die Rohrbacher Putz-Orgel transferiert wurde, durchaus vorstellen, möchte aber auf das Entbehren jeder archivalischen Rücksicherung hinweisen. 261 StASchl, Hs 514 und SCHIMBÖCK M., Worath…., a.a.0., S.80. 262 StASchl, Sch 392. 263 Dies ist sicher mit Hanels Arbeit identisch, wo in der Quittung neu anzuschaffende Pfeifen erwähnt sind. Die „15 Jahre“ sind vielleicht ein für die Chronik geschätzter Zeitabstand. 264 Pfarramt Oepping, Chronik der Pfarre Oepping, S.35 und MAYR R., Beiträge…., a.a.O., S.157 221


Die Disposition der Orgel lautete:265 Manual (C - c’’’) Principal 8' Bourdun 8' Gamba 8' Octave 4' Dolce 4' Mixtur 2' 4fach

Pedal ( C - d’) Subbaß 16' Pedalkoppel

Die Orgel hatte mechanische Traktur und Kegelladen. 1918 wurden die Prospektpfeifen zu Kriegszwecken entnommen und schon 1919 dafür Zinkpfeifen eingesetzt. Diese lieferte die Herstellerfirma Lachmayr und verbesserte das Werk im Gesamten um 900 Kronen.266 Diese Orgel wurde anlässlich eines geplanten Neubaues 1997 an die Wallfahrtskirche St.Thoma bei Wittinghausen in Böhmen geschenkt.267 In Zusammenhang mit einer umfassenden Restaurierung des Gotteshauses wurde 1995 erstmals an eine neue Orgel gedacht. Grundsätzliche Überlegungen zur Orgellandschaft um das Stift Schlägl ließen eine nach Arp Schnitger orientierte Orgel denken; die mit solchen Orgeln vertraute Firma Führer aus Wilhelmshaven mit ihrem damaligen Werkstättenleiter Fritz Schild erstellte mit Rupert Gottfried Frieberger als Sachverständigen ein Konzept, das sich an die Orgel von Steinkirchen im Alten Land (nahe Hamburg) anlehnt. Heiko Lorenz hatte schließlich als neuer Werkstättenleiter ab 1997 die Durchführung über. Der Bau schritt aufgrund firmeninterner Veränderungen relativ lang dsam voran, sodass zur Orgelweihe am 3. Adventsonntag 1998 nur wenige Register spielbar waren. Schließlich war im Frühjahr 1998 das vorgenommene Pensum, das die Pedalzungen Posaune 16’ und Cornet 2’ als spätere Ergänzung vorsah, einigermaßen abgeschlossen. Im Juli 2000 besorgte Intonateur Wim Jansen auf Wunsch des Sachverständigen eine Nachintonation des Hauptwerkes, vor allem der Trompete. Im Jahr 2002 verfertigte die Orgelbauwerkstätte Gebr.Reil (Heerde/NL) die fehlenden Pedalzungen und Pedal-Octave 4’ und gab dem Werk den letzten Schliff, sodass nunmehr eine interessante nordisch orientierte Orgel für Konzerte und Gottesdienste zur Verfügung steht.268 Die Disposition lautet: 265

Kartei Frieberger „Oepping“; persönlicher Befund vor Abtragung im Jahre 1998 Pfarramt Oepping, Chronik der Pfarre Oepping, S.153 und 171 267 Der Autor hat dieses Projekt als Sachverständiger begleitet. Das Bundesdenkmalamt und das Stift stimmten dieser Vorgangsweise gerne zu. 268 Alle Informationen in MSS, Schachtel „Orgeln inkorporierte Pfarreien, Mappe Oepping 266

222


Hauptwerk Principal 8’ Rohrfloit 8’ Octave 4’ Spitzfloit 4’ Sexquialter II (Vorabzug 3’) Superoctave 2’ Mixtur IV-VI Trommet 8’

Brustwerk Gedackt 8’ Rohrfloit 4’ Nasat 3’ Gemshorn 2’ Tertian II Scharff III-IV Crumbhorn 8’

Pedal Subbaß 16’ Octavbaß 8’ Octavbaß 4’ Posaune 16’ Trommet 8’(Transm.HW) Cornet 2’ Manualschiebekoppel I/Ped

Tremulant Umfang: Manuale C – d’’’, Pedal: C – d

Oepping, Spieltafel in Anlehnung an Arp Schnitger

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Oepping, Orgel von 1892, heute in St.Toma bei Wittinghausen

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7. Pfarrkirche Rohrbach Ursprünglich gehörte Rohrbach zur Pfarre Altenfelden. Doch strebte die Kirchengemeinde von Rohrbach, nachdem im Ort noch im 12. Jahrhundert eine eigene Kirche erbaut worden war, seit dieser Zeit danach, eine selbständige Pfarre errichten zu dürfen. Noch vor Beginn des 13. Jahrhunderts erfolgte die Erhebung zur Pfarre.269 Auf Bitten des Schlägler Propstes Ulrich I. (1304 bis 1338) verlieh das Passauer Domkapitel am 4. September 1319 dem Kloster Schlägl „die große und einträgliche Pfarrei Rohrbach“. 270 Da der bischöfliche Stuhl zu Passau damals jedoch vakant war, sollte die endgültige Entscheidung des nächsten Bischofs noch abgewartet werden. Bischof Albert von Passau bestätigte dann am 27. April 1321 die Übergabe Rohrbachs an Schlägl.271 Die Inkorporation Rohrbachs als einer Pfarre des Stiftes Schlägl wurde erst im Jahre 1463 vorgenommen.272 Unter Propst Martin Greysing (1627 bis 1657) wurde der heutige Pfarrhof erbaut. Die jetzige Rohrbacher Pfarrkirche (Patrozinium: Jakobus d. Ältere, 25. Juli) ließ Abt Michael II. Felder unter Baumeister Carlo Antonio Carlone in den Jahren 1697 bis 1700 errichten.273 Orgeln vor dem Jahr 1635 Wahrscheinlich wird die Pfarrkirche Rohrbach schon etwa um 1600 ein Orgelwerk besessen haben.274 Hinweise auf eine jedenfalls schadhafte Orgel geben Zahlungsbestätigungen für das Richten der "Plaßpälg" in den Jahren 1629 – 1634.275 Die Orgel des Andreas Putz von 1635 Infolge des gelungenen Baues der großen Orgel in der Stiftskirche Schlägl bestellte das Stift bei Andreas Putz, Orgelmacher in Passau, zwei weitere Orgeln für die Pfarrkirchen zu Aigen und Rohrbach.276 Über die Rohrbacher Orgel sind 269

PICHLER Isfried Hermann, Pfarrkirche Rohrbach, Rohrbach 1973, S.23 PRÖLL L., Geschichte des Praemonstratenserstiftes , a.a..O., S.44 271 ZINNHOBLER Rudolf, Die Passauer Bistumsmatrikeln für das westliche Offizialat, Bd.2: Die Archidiakonate Lorch, Mattsee und Lambach, Passau 1972, S.51, Anm.1 und ZINNHOBLER Rudolf - LENGAUER Margit, Beiträge zur Geschichte der kirchlichen Organisation in Oberösterreich, Linz 1970, S.16 272 ZINNHOBLER R., Passauer Bistumsmatrikel, a.a.O., S.51 273 PICHLER I.H.,.,Pfarrkirche Rohrbach, a.a.O., S.27 274 Vom Jahr 1599 an ist Zacharias Prandstötter als "bürger und organist, und durch 18 jar kirchendiener..." bezeugt. Vgl. NÖSSLBÖCK Ignaz, Zur Geschichte der Schule in Rohrbach, in: Beiträge zur Landes und Volkskunde des Mühlviertels. Bd 7, Rohrbach 1921, S.5 und Stiftsbibliothek Schlägl, Signatur 240 Cpl 114, fol. 53 r. 275 StASchl, Sch 402, Kirchenrechnungen 1629 – 1634. 276 StASchl, Hs 16, fol. 147r. Vgl. SCHUSTER Laurenz, Die Schlägler Stiftsorgel von Andreas Putz, in: O.ö. Heimatblätter, Jg. 15, Heft 3/4, Linz 1961 und FRIEBERGER Rupert Gottfried, Die Orgeln in der 270

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wir besser informiert, da sich im Schlägler Stiftsarchiv ein „Dingnus“, das ist ein Bauvertrag, davon erhalten hat.277 Des Interesses halber und wegen der Seltenheit solcher Dokumente sei sein voller Wortlaut mitgeteilt: Zuwissen, dass auf heut zu endt geseztem dato, zwischen dem hochwirdigen in Gott geistlich auch edlen Herrn Martino Probst des wirdigen Stiffts und Gottshauß unserer lieben Frauen Schlag zum Schlögl genant an ainem, dann dem ermessenen, weisen, auch khunstreichen Herrn anndre Puzen bürger des Raths und orglmacher zue Passau annderßtaills, nachvolgendte dingung und vergleich beschehen. Erst und vornehmblich zu mehr und befürderung des diensts und Ehr Gottes haben sich Ir Hochw. und Gn(aden) auß gefasstem lobl. Eyfer dahin g. exsolvirt und verleihen hiemit Ehrnbemelten Herrn anndre Puzen in krafft diß ain neues Orglwerckh in ds Gotshauß St. Jacob zue Rorbach von nachgesetzten specification Registern zu machen und zu sezen. 1. Ein Octav von gueten Zyhn khumbt in schein wie am Aigen 2. Ein Quint 3. Ein Fletten anstatt der Superoctav 4. Ein vierfach mistur 5. Dopelt Zimbel Dise obgemelte register sein von Zyhn 6. Ein principal von Holz 7. Ein Copel von Holz 8. Ein Tremolant Darumb und für wollen Ir Hochw. und G(naden) zu Herrn anndre Puzen in gangbarer gueten landt und Reichsmünz dreihundertfünffzig gulden sambt Im ein duzet Tallern und seiner Ehefrau zween ducaten Leitkhauff, den Leitkhauff und Fünfzig Gulden auf nextkinfftig Bartlmei Lynzermarckht, iezo die zwaihundertfünffzig gulden auf St.Norberti khinfftigs 1636 Jahres und die lesten fünffzig gulden gegen schuldig und billichen gewerschaft übers jar hernach würklich bezallen und guet machen. Er Herr Puz dagegen auch an seinem müglichisten Fleiß nichts erwindten lassen, gethreulichen sein zu mehrer uhrkundt hierüber zwo gleichlauttendt von ainer handt geschribne von Ir Hochw. Stiftskirche der Praemonstratenserabtei Schlägl, in: Schlägler Orgelkonzerte (wissenschaftliche Festschrift) <Musikwissenschaftliche Beiträge der Schlägler Musikseminare, Band I>, Innsbruck 1979, S.23 41. 277 Hier sei kurz eingeschoben, dass für das Quellenstudium über den Orgelbau in Schlägl und seinen Pfarreien mehrere wichtige Quellen gegenwärtig nicht auffindbar sind. Schon Rupert Mayr stützt sich in seiner Dissertation „Beiträge zur Entwicklung des Orgelbaues in Oberösterreich" immer wieder auf die "Excerpte aus dem Stiftsarchiv Schlägl. Teil Inkorporierte Pfarren" von Klemens Bredl mit mündlichen Aussagen von Subprior Wolfgang Siegl. Das Manuskript Bredls weist keine eigentlichen „Gesprächsprotokolle“ auf, Siegl starb 1964, ohne schriftliche Aufzeichnungen zu hinterlassen. Der Stiftsthistoriker Laurenz Schuster schrieb einen Aufsatz „Die Schlägler Stiftsorgel von Andreas Putz" (Oö.Heimatblätter, Jg.15, Heft 3/4, Linz 1961) und erwähnt darin persönliche Briefe des Orgelbauers Putz an das Stift im Stiftsarchiv, welche zur Zeit ebenfalls nicht auffindbar sind.. Der Verfasser verlässt sich in diesem Falle auf die Richtigkeit der Angaben Schusters und zitiert und begründet sie aus dessen Text. 226


und Ime aigenhendtig undterschriben und gesigelte dingnuszetl auf gericht und jedem thaill einen zuegestellt worden, zum Schägl den zwelfftn novembris im sechzehenhundertfünfunddreissigisten Jahr“ 278 Der im Stift Schlägl als Maler und Musikus tätige Hans Melchior Ott279 fasste das Gehäuse und malte auch die Flügeln280 der Orgel, wofür er 70 fl. und noch 30 fl. Kostgeld bekam.281 Analog zu den von Ott für die Aigner Orgel gemachten Flügeln lässt sich vermuten, dass auf ihnen St. Augustinus und Norbertus und der Kirchenpatron St. Jacobus dargestellt waren.282 Andreas Putz verrechnete für die Rohrbacher Orgel 374 fl.283 Er urteilte selbst über seine Orgel, „sie könne sich sehen lassen und übertreffe die in Aigen bei weitem. Nur ..., der Probst habe ihn bei der Dingnus zu stark eingeengt und ihn um sowenig Geld schon zuviel übernommen, was er in seinem Säckl wohl empfinden müsse“.284 Durch die zunehmende Baufälligkeit der alten Kirche war vermutlich auch diese Orgel stark beschädigt worden.285 Ein Passauer Orgelbauer hatte um 1700, nach dem 1696 vollendeten Kirchenbau, versprochen, sie um 24 fl. wieder instandzusetzen. Doch mitten in der Arbeit „ verlor er den Mut und ließ sie unvollendet stehen“.286 Deshalb erhielt er nur 6 fl. und noch 7 fl. Kostgeld dazu. Die Orgel kam dann angeblich unter Wolf von Oedt nach Götzendorf, einem Schloss und Benefiziat in der Pfarre Rohrbach. Von hier aus lässt sich das weitere Schicksal des Werkes nicht mehr verfolgen.287

278

StASchl, Sch 478, 12. 11. 1635 Ott war im Stift mehrfach mit Malaufträgen tätig und hatte auch für die große Orgel die Flügel besorgt. FRIEBERGER R.G., Orgeln Stiftskirche Schlägl, a.a.O., S. 81 und StASchl Sch 473, 16.8.1635 280 Die Flügeln – damals durchaus verbreitete Gestaltung im Orgelbau – waren keineswegs nur als Schutz vor Staub gedacht, sondern implizierten auch eine liturgische Idee: der Orgelklang sollte in der Adventsund Fastenzeit gedämpft sein. Vgl. BIBA, Otto: Der Orgelbau in Niederösterreich, eine Einführung. Vervielf.Ms., Wien 1973, S.13 281 StASchl Sch 476, 479 282 SCHUSTER Laurenz, Die Schlägler Stiftsorgel von Andreas Putz, in: O.ö. Heimatblätter, Jg. 15, Heft 3/4, Linz 1961, S.275. 283 StASchl Sch 477 284 SCHUSTER L., Die Schlägler Stiftsorgel, a.a.O., S. 275. 285 PRÖLL Laurenz, Der Kirchenbau in Rohrbach, Rohrbach 1924, S.1. Die alte Orgel wurde offensichtlich nach dem Kirchenneubau durch Carlone (1697 - 1700) wieder in der Kirche aufgestellt. Vgl. auch PICHLER I.H., Pfarrkirche Rohrbach, a.a.O., S.16. Die Möglichkeit, dass sie 1718 in Oepping aufgestellt wurde, ist nicht ausgeschlossen. 286 StASchl, Hs 520, Rechnung 1700 - 1701 und Sch 403, Rechnung 1700 - 1701. „Erstlichen ist mit dem Orgelmacher gedinckht worden, die orgl zu Reparirn und aufzurichten, auf 24fl. Weillen ehr aber sein Wort nicht gehalten und das Werckh stehen laßen so ist ihm auf sein begern hinauß geben worden 6 f l.“ 287 MAYR R., Beiträge…, a.a.O., S.197 279

227


Die Orgel des Johann Ignaz Egedacher von 1721 Nur wenige Hinweise haben sich als Zeugnisse erhalten, dass Johann Ignaz Egedacher etwa 1721 eine n e u e Orgel errichtet hat. Die Kirchenrechnungsbücher erwähnen den Namen des in Passau und Salzburg tätigen Meisters:288 1721 „Alß Herr Ignati Egedacher alhero komben wegen der Orgl, dißmal verzöhrt worden 3f1. 20ß“ 1725 „ dann ist Herr Ignaty Oeckerdacher alhier gewesst unnd bey der orgl zuegeschaut dißmal verzöhrt wordn lfl. lß“ 289 Eine genaue Fixierung des Erbauungsjahres erlaubt eine Zusammenstellung von Ausgaben der Jahre 1707 – 1731, die der "Kirchenvatter" Mathias Perger schrieb. Er führt wörtlich an: „721 : die orgl vermög Rechnung ... 1084 fl. 4ß 10d"290 Egedacher baute auch 1709/10 für die Schlägler Pfarre St. Oswald schon eine Orgel; das Stift stand wenigstens seit der Instandsetzung der Stiftsorgel nach dem Brand 1702 in Verbindung mit ihm.291 Der ortsansässige Tischler Hans Georg Stempel wurde mit der Sorge um das Gehäuse betraut. So erwähnt ihn das Rechnungsbuch 1721: „item ist der Dischler in der Fruemess nacher Passau zu dem orglmacher geschickt worden, sambt zöhrung gebn 20 fl .....“.292 Es bestand also ein Kontakt zwischen Egedacher und Stempel, vermutlich bekam jener von Egedacher die Pläne für den Orgelkasten. 1724 ist „auf gnediger verwilligung ihro Hochwürden undt Gnaden pp der Orgelkasten gefasst worden“.293 Dabei sind Zimmerleute mit der Aufrichtung eines Gerüstes beschäftigt, und „alsß dass Laubwerch von Casten abgenomben worden“ wurden für Speis und Trank 2ß ausgegeben.294 In den Jahren 1721 bis 1724 sind neben „Auszügel" für Hans Georg Stempel auch für den Aigener Maler Joseph Jennreich vorgemerkt; dieser dürfte mit der Fassung des Orgelkastens beschäftigt gewesen sein.295 Der Schmied Sebastian Schlagnitweit besorgte für den Orgelkasten Mauereisen, Haken und Nägel.296

288

BIBA O., Donauländischer Orgelbau, a.a.O., S. 12 und BIBA O., Historischer Orgelbau, a.a.O., S.1656. 289 StASchl, Hs 520, Kirchenrechnung 1698 – 1727. 290 StASchl, Sch 403, Kirchenrechnung 1707 – 1731. 291 Pfarramt St.Oswald, Pfarrchronik St.Oswald, Bd. 1, S.66. 292 StASchl Hs 520, 1721. 293 StASchl Hs 520, 1724. 294 ebenda 295 StASchl, Sch 403 und PRÖLL L., Kirchenbau, 25. 296 StASchl, Sch 403, 1730. 228


Hans Georg Stempel betreut die Orgel auch in den weiteren Jahren. Schon 1728 bestätigt er, für „lauter neue Clavier Hölzer“ und die Ausbesserung der 3 „blaßpälckh“1 fl. 27ß empfangen zu haben.297 1723, 1732 und 1735 ist „der orglmacher von Passau" da gewesen, um bei der Orgel nachzusehen. Dies wird, wenn auch nicht namentlich erwähnt, Egedacher selbst gewesen sein.298 Das Gehäuse dieser Orgel ist heute noch erhalten. Erst bei der jüngsten Restaurierung 1970 stellte man fest, dass seine ursprüngliche Fassung wahrscheinlich schwarz-gold war, und vielleicht Teile einer älteren Orgel verwendet wurden.299 Über das Klangwerk und dessen Größenordnung geben die vorhandenen Archivalien keinerlei Auskunft. Nur von der Größe des Orgelkastens darf man auf ein zweimanualiges Werk von etwa 15 Registern schließen. Ein 1897 von Johann Schönbrod in Aigen ausgestelltes Gutachten über die Orgel sagt, dass das Werk verstaubt, die Traktur schadhaft, besonders die Pedaltraktur mangelhaft und die Windstöcke locker sind. Schließlich ist noch erwähnt, dass „in den Registern Viola da Gamba und Spitzflöte“ der dritte Teil gar nicht anspreche, was diese Register unbrauchbar mache.300 Dies sind somit die zwei einzigen Registernamen des alten Instrumentes, die uns überliefert sind. Das Werk des Johann Lachmayr aus dem Jahr 1902 Immer wieder auftretende Mängel an der alten Orgel forderten zu einem Neubau auf, wozu das alte Gehäuse von 1724 weiterverwendet wurde.301 Orgelbauer Johann Lachmayr aus Urfahr stellte 1902 die neue Orgel auf. Sie wurde am 6. Mai desselben Jahres von Generalabt Norbert Schachinger benediziert und von Evermod Hager kollaudiert.302 297

StASchl, Sch 403, 1724 – 1728. StASchl, Hs 520. 299 Vgl. die Aufzeichnungen von Egon KRAUSS zum Orgelneubau Rohrbach 1970, in MSS, Sch „Orgeln Inkorporierte Pfarreien“, Faszikel Rohrbach 300 StASchl, Sch 434, 1897. In Erinnerung sei gebracht, dass Johann Ignaz Egedacher 1723 auch die 3 Orgeln für die Dreifaltigkeitskirche in Stadl-Paura lieferte, die er 1721 dorthin versprach, aber brieflich mitteilte, wegen der in Arbeit befindlichen Orgeln für Rohrbach und Aurolzmünster in Verzug gekommen zu sein. (StA Lambach I/C/20 fasc. Stadl Paura). Auch die für den heutigen St.Pöltner Dom bestimmte Orgel wurde 1722 fertiggestellt. 301 Die Fassung wurde dabei allerdings erheblich verändert und zeigte bis 1969 einen rot-braunen Anstrich. 302 Pfarramt Rohrbach, Pfarrchronik Rohrbach, Bd.1, S.102 und MAYR R., Beiträge zur Entwicklung…, a.a.O., S.197. 298

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Stadtpfarrkirche Rohrbach, Orgelprospekt mit Egedachergeh채use, Spielwerk von Metzler 1970

230


Ihre Disposition lautete:303 1. Manual: Principal 8' Bourdon 8' Gamba 8' Philomele 8' Dolce 8' Octav 4' Mixtur 2 2 /3'

2. Manual: Pedal: Rohrflöte 8' Subbaß 16' Salicet 8' Violon 16' Aeoline 8' Octavbaß 8' Spitzflöte 4' Cello 8' Violine 2' Progressiv 2 2 /3' Koppeln: II/I,I/P, II/P, Oberokt. 11/I, Unteroktav II/I, Kollektive: ff,f,p,pp Umfänge: Manuale C – f’’’, Ped. C- d’; pneumatische Traktur auf Kelladen Man kann sagen, durch eine List blieb dieser Orgel im Weltkrieg 1914 – 18 der Prospekt erhalten. Die Rohrbacher sagten nämlich, ihre Orgel stamme aus dem Jahr 1721 und brauchten deshalb die Prospektpfeifen nicht abliefern. In Wirklichkeit war aber nur das Gehäuse aus dieser Zeit und die Pfeifen natürlich von 1902.304

Neubau durch die Werkstätte Metzler 1970 Bei der von der anerkannten Orgelwerkstätte Metzler & Söhne aus Dietikon bei Zürich durchgeführten Neugestaltung der Orgel blieb das denkmalpflegerisch wertvolle Gehäuse der Egedacherorgel von 1721 erhalten. Es wurde auf Pläne der Orgelbauer hin von der Firma Pößl in Wels neu gefaßt und trägt nun die wahrscheinlich ursprüngliche Schwarz-gold-Färbung. Die Werkstätte Metzler leistete handwerklich gediegenste Arbeit, die nicht zuletzt durch folgende Prizipien gewährleistet wurde: Alle Teile, Mechanik wie Pfeifen werden in der eigenen Werkstatt hergestellt, und dabei werden Traditionen des barocken Orgelbaues fortgeführt. Historische Studien und akustische Prüfung des Raumes gehen der Arbeit voraus. Es werden nur ausgesuchte Hölzer verwendet, die zum Teil im eigenen Wald des Orgelbauers gezogen werden. Bei der Intonation hält man sich an klassische Vorbilder und paßt sie natürlich dem Raum an. Die Orgel hat somit heute wieder Schleifladen mit rein mechanisch gesteuerter Spiel- und Registertraktur. Die schön ausgeführte Spieltafel mit gedrechselten Registerzügen ist in die Vorderwand des Gehäuses eingebaut. Die Pfeifen des Prinzipalchores sind von hochprozentiger Zinnlegierung, die des Flötenchores

303

Freundliche Mitteilung durch ORR Dr. Herbert Webinger im Jahre 1972; siehe Kartei Frieberger „Rohrbach“ 304 PRÖLL, Laurenz: Kirchenbau in Rohrbach, a.a.O., S.16 und MAYR R., Beiträge, a.a.O., S.198. 231


aus gehämmertem Blei. Die Disposition stammt von den Orgelbauern selbst; beim Bau stand Ing. Egon Krauss beratend zur Seite.305 Disposition: Hauptwerk (1. Manual) Quintadena 16' Prinzipal 8' Hohflöte 8' Octav 4' Spitzflöte 4' Quinte 2 2/3' Octav 2' Mixtur IVfach Cimbel IIIfach Cornet Vfach (ab h) Trompete 8’

Brustwerk (2. Manual) Holzgedackt 8' Prinzipal 4' Rohrflöte 4' Octav 2' Waldflöte 2' Nasard 1 1/3' Scharf III-IVfach Vox humana 8'

Pedal Subbaß 16’ Octav 4’ Octav 4’ Posaune 16’ Trompete 8’ BW/HW HW/Ped BW/Ped

Tremulant aufs ganze Werk

Manumfang: C – f’’’, Pedalumfang: C – f’ Abt Dipl.Ing.Florian Pröll weihte das neue Instrument am 28. Juni 1970. Die neue Orgel, die dank eines Vermächtnisses der Frau Maria Schauer in so gute Hände in Auftrag gegeben werden konnte, wird seither auch des öfteren in Konzerten gespielt.

305

MSS, Sch „Orgeln inkorporierte Pfarreien“, Mappe „Rohrbach“ 232


Wallfahrtskirche Maria Trost, Berg bei Rohrbach: Orgel 1893

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8. Rohrbach, Filialkirche Berg – Maria Trost Die Maria-Trost-Kirche in Berg bei Rohrbach geht auf die Zeit 1645 bis 1655 zurück, als Graf Theoderich von Rödern anstelle der verfallenen Burg des Geschlechtes der Perger in Erfüllung eines Gelübdes, weil Berg von den Schweden verschont geblieben war, eine Wallfahrtsstätte errichtete. Das heutige Gepräge erhielt das beliebte Wallfahrtskirchlein seit einer umfassenden Restaurierung im Jahre 1765. 1894 wurde die Gestaltung der Westwand durch den Einbau einer zweigeschoßigen Empore umgreifend verändert.306 Schon 1734 hatte das Kirchlein eine Orgel besessen, als Herrn Schullmeister von Rohrbach...als Orgelschlagens dieß Jahr 8 fl. ausbezahlt werden. Über Herkunft und Beschaffenheit dieses Instrumentes ist nichts näher bekannt.307 Am 22. November 1893 legt der Ottensheimer Orgelbauer Leopold Breinbauer einen Kostenvoranschlag für eine neue Orgel vor, die in das Obergeschoß der neuen Empore integriert ist:308 Kostenvoranschlag über den Bau einer neuen Orgel für die Kirche Maria Trost am Berge bei Rohrbach. Das Werk wird in die Brüstung des Chores gebaut, erhält 6 Stimmen, ein Manuale mit 54 Tasten von C - f’’’ und ein Pedal mit 27 Tasten. Disposition 1. Principal 4Fuß im Prospekt stehend aus reinem 14 löth Zinn mit Stimmschlitze, Ton mäßig stark und singend..... 2. Liebl. Gedact 8 Fuß aus Eichen-und Fichtenholz, enge Mensur, Ton weich und voll.... 3. Gemshorn 8Fuß von A - f’’’ aus gemischten Zinn mit Stimmschlitze und Seitenbärte, die großen 9 Töne sprechen aus Liebl. Gedact. Ton mäßig stark und singend 4. Rauschquinte 2 2/3Fuß aus gemischten Zinn, Ton stark und füllend 5. Subbaß 16Fuß gedeckt aus Fichtenholz enge Mensur, Ton dunkel und voll 6. Bordunbaß 8Fuß die tiefsten 15 Töne sprechen vom Subbaß 16 Fuß die übrigen werden aus Fichtenholz gemacht, Intonation wie Subbaß ...neue Schleifwindlade zum Manuale für 4 Register aus gut ausgetrocknetem Eichenund Fichtenholz.... ...neue Kegellade zum Pedal für zwei Register aus Föhrenholz.... ...neues Magazingebläse mit aus und einwärtsgehenden Falten und einen Schöpfer aus Fichtenholz.... ...Manual-Claviatur mit 54 Tasten die Untertasten mit weißen Ochsenbein, die Obertasten mit Ebenholz fourniert, die Pedal-Claviatur aus Fichten-Eichen-und Ahornholz.. 306

Genaueres auch zur bemerkenswerten Inneneinrichtung bei PICHLER, Isfried Hermann: Wallfahrtskirche Maria Trost am Berg bei Rohrbach, Rohrbach 1972. 307 StASchl, Sch 423, Kirchenrechnung 1734 308 StASchl, Sch 424 234


...ein neues dem Baustyle der Kirche anpassendes Orgelgehäuse nach beiliegender Zeichnung aus Fichten und Lindenholz.... Die Gesamtkosten sollten sich auf 800 Gulden belaufen. Der Diözesan-Orgelrevisor Engelbert Lanz empfahl in seinem Gutachten vom 18. 4. 1894 dazu, die Garantiezeit von 3 auf 5 Jahre hinaufzusetzen, und ein zusätzliches Register zu bauen durch die sehr nothwendige Umwandlung des Principal 4’ in ein Principal 8’. Der Organist Jungwirth hatte sich schon dafür ausgesprochen, statt des zweiten Pedalregisters...noch eine Flötenstimme für das Manual zu bauen; dem Verzicht jener zweiten Pedalstimme konnte Gutachter Lanz allerdings nicht zustimmen. Breinbauer berechnete die gewünschten Änderungen mit zusätzlichen 135 Gulden. Für dieses Geld wurde das Werk am 16. September 1895 geliefert; das Bischöfliche Ordinariat stimmte einer Zahlung der zweiten Hälfte durch das Kirchenvermögen mit 16.11.1895 bei.309 Wünsche einer Dispositionsänderung im Jahre 1960, bei der aus der Rauschquinte eine selbständige Octave 2’ gewonnen werden sollte und eine neue Mixtur zu 1 1/3’, 3–4fach, dazugebaut werden sollte, blieben unerfüllt. Der Einbau eines elektrischen Gebläses erfolgte durch die OÖ.Orgelbauanstalt St.Florian im November 1960.310 1997/98 wurde die Orgel in zwei Etappen saniert: zuerst wurde das Gebläse samt Errichtung einer Balgkammer auf den Dachboden der Kirche verlegt; daraufhin wurde das Pfeifenwerk saniert, später hinzugefügte Stimmschlitze wieder entfernt, geputzt und nach Vorbildern anderer Breinbauer-Orgeln nachintoniert. Die Arbeiten wurden sorgfältig durchgeführt durch die Oö.Orgelbauanstalt – Kögler Ges.m.b.H. St.Florian.311 Die Orgel weist somit heute folgende Disposition auf: Manual, C- f’’’ Principal 8’ Lieblich Gedact 8’ Gemshorn(Salicional)8’ Octave 4’ Rauschqinte 2 2/3’+2’

Pedal, C - d’ Subbaß 16’ Bordunbaß 8’

309

Alle Akten dazu in StASchl, Sch 424 Die Anregung zur Erweiterung kam von H.Bruno Grünberger. Vgl. Schriftverkehr in StASchl, Sch 424 311 MSS, Sch „Orgeln inkorporierte Pfarreien“, Mappe „Berg“: Kollaudierungsprotokoll R.G.Frieberger vom 24.April 1999 310

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9. Götzendorf Das Schloß Götzendorf ist urkundlich 1180 erstmals erwähnt, die bescheidene quadratische Anlage um einen Hof – an zwei seiten mit Arkaden gestaltet – stammt aus der Zeit um 1600. Götzendorf wird seelsorglich vom Stift Schlägl aus mitbetreut und liegt in der Pfarre Rohrbach. Die Schlosskapelle ist nach einem Brand in einfacher Art wiederhergestellt und 1955 erweitert worden.312 Im Zuge dieser Erweiterung wurde auch bei Orgelbau Reinisch-Pirchner in Steinach/Tirol eine kleine Orgel angeschafft mit Freiprospekt und folgender Disposition: Manual (C – f’’’) Gedackt 8’ Salicional 8’ Prinzipal 4’ Waldflöte 2’ Mixtur 1 1/3’3-4fach

Pedal (C – d’) Subbaß 16’ Quintade 8’

Die Pfeifen von Quintade 8’ wurden aus „Gamba 8” (von Josef Breinbauer) gemacht, die aus der Stiftsorgel in Schlägl entfernt wurde. Im Jahre 2007 renovierte Orgelbaumeister Reinhold Humer (Ried i.I.) das Werk und beseitigte technische Mängel.313

Schlosskapelle Götzendorf, Pirchner-Orgel 312

DEHIO – Kunsthandbuch, Oberösterreich, Wien 1958, S.95 Kollaudierungsprotokoll durch R.G.Frieberger in Mappe „Götzendorf“ in MSS, Schachtel „Orgeln inkorporierte Pfarreien“ 313

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Pfarrkirche St.Oswald b.Haslach, Orgel von J. Lachmayr 1892

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10. Pfarrkirche St.Oswald Zurückgehend auf ein Geschenk der Herren von Windberg 1109 an das Stift St. Florian trat selbiges Stift am 28.8.1642 die Pfarre St. Oswald an das Praemonstratenserstift Schlägl ab.314 Damals mag vielleicht noch das „cymballum", das noch Pfarrer Gallus Rotfelder (Verwalter der Pfarre von 1604 bis 1613) in einem Inventar des „Kirchenhausrates" anführte, existiert haben.315 Den ersten Hinweis auf eine Orgel geben Chronik und Archivalien im Jahre 1710. Kein geringer als der weithin bekannte Passauer Meister Johann Ignaz Egedacher, der auch an der Stiftsorgel Reparaturen vornahm und 1721 die neue Orgel in Rohrbach erstellte, hatte sie gebaut.316 Sie kostete 304 fl.; der Tischler in Aigen machte um 28 fl. den Kasten und dem Bildhauer Wagner aus Aigen bezahlte man 12 fl. für die Verzierung. Der Fuhrlohn für den Transport der Orgel von Obermühl 4 fl. 4ß 16 d.317 Dem Preis nach handelte es sich um ein Instrument von etwa 6 Registern. 1746 wurde für das Ausputzen der Orgel 7 fl. bezahlt.318 1756 erhält der Tischler zu Haslach für das Reinigen der Orgel 6ß 4d.319 1780 bekam ein Orgelmacher für das Leimen der Bälge schließlich 34d.320 und 1795 wurde das Werk um 52 fl. vollständig restauriert.321 1804 erfolgte noch eine Ausgabe „für das Heraus- und Hineinschraufen des Manuals an der Orgel und dessen Laimung" von 2 Gulden.322 1839 erstellte der Orgelbauer Josef Breinbauer aus Ottensheim bei Linz einen Kostenvoranschlag für eine umfassendere Reparatur, die vor allem das Herabsetzen der hohen Chortonstimmung und die damit verbundenen Veränderungen am Pfeifenwerk sowie das Hinzufügen eines Pedals mit zwei Registern 314

Pfarramt St.Oswald, Pfarrchronik St.Oswald Bd. 1, S.2 und PRÜGL, Schlägl im Josefinismus, a.a.O.., S.161. 315 Pfarrchronik St.Oswald, Bd. 1, 12. 316 StASchl, Hs 529 und Pfarrchronik St.Oswald, Bd. 1,S. 66f. Wortlaut des eingeklebten Zettels "Den 27. July ist diße orgel auffgeßetzt und von mier Martin Haitzlinger Schuellmaister Sohn dass Erste Ambt in Beysein dass Edl und Kunstreichen Herrn orgelmacher Ignatius Egedacher alß orgelmacher von der hochberiemten Statt Salzburg, verricht worden, welches auch dem Herrn Orgelmacher ist bezalt worden mit 303 fl. ohne den orgelkasten und andern zuegehörungen". 317 StASchl Hs 529 und SCHIMBÖCK, M., Abt Siard Worath, a.a.O., S. 81. Etwa zur selben Zeit (1710) wurde in St. Wolfgang am Stein eine Orgel um etwa denselben Preis (300 fl.) erstellt. PICHLER, I: H., St. Wolfgang am Stein, a.a.O., S.12 spricht die auch vom Verfasser für möglich gehaltene Vermutung aus, Johann Ignaz Egedacher könnte ihr Urheber sein. SCHIMBÖCK, M., Abt Siard Worath, a.a.O., S.80 weiß erstaunlicherweise direkt von einer Egedacher-Orgel für St. Wolfgang am Stein zu berichten, ohne auf eine Quelle zu verweisen. 318 Pfarrchronik St.Oswald, Bd.1, S.79. 319 Pfarrchronik St.Oswald, Bd.1, S.86. 320 Pfarrchronik St.Oswald, Bd.1, S.107. 321 Pfarrchronik St.Oswald, Bd.1, S.172 und PRÜGL St., Schlägl im Josefinismus, a.a.O., S.163. 322 Pfarrchronik St.Oswald, Bd. 1, S.189. 238


zum Inhalt hatte; „da dieses aus 7 Registern bestehende gegen die gewöhnliche Chorstimmung um 1/2 Ton zu hoch gestimmt und daher nicht nur schwer zu singen ist, sondern auch keine Blasinstrumente gebraucht werden können der Ton der Orgel sehr schreiend und grell ist, wär es notwendig, um diesem Werk einen guten, pompösen Klang zu geben, dass zwei Register, nämlich Subbaß 16' gedeckt und Octavbaß 8' offen gemacht würden ...."323 Auch 1860 berichtet die Chronik von einer Restaurierung der „Orgel mit 9 Registern sammt Pedal".324

Gleichzeitig mit der neuen Orgel für Oepping erstellte der Urfahraner Hoforgelbauer Johann Lachmayr auch für St. Oswald b. Haslach 1892 eine neue Orgel. „Sie wurde in Urfahr angefertigt, Ende der Fastenzeit in der Kirche zu St. Oswald aufgestellt und am Montag nach dem Palmsonntag (11.4.1892) vom hochwürdigen Herrn Prälaten Norbert Schachinger benediciert.“325 Sie kostete mit Benützung des brauchbaren Materials der alten Orgel 1000 fl. OW. Im Jahre 1917 wurden ihr 21 Prospektpfeifen für Kriegszwecke entnommen, welche 29 kg Zinn ergaben. Eine Sammlung im Jahr 1924 für die Orgel brächte 1, 419.000 Kronen ein, das Stift steuerte 1,000.000 Kronen bei. In der Karwoche desselben Jahres wurden noch die neu angeschafften Prospektpfeifen eingesetzt.326 Die Disposition der Orgel lautet:327 Manual ( C – c’’’) Principal 8' Bourdun 8' Salicional 8' Oktave 4' Flöte 4' Mixtur 2 2 /3 3fach

Pedal C – c’ Subbaß 16' Violon 8' Pedalkoppel mechanische Traktur, Kegelladen

Im Jahre 1973 führte Georg Windtner, Orgelbauer aus St. Florian bei Linz, Reparaturarbeiten durch und baute ein neues Gebläse ein. Klanglich wurde dabei nichts verändert.328 Ihr Zustand ist derzeit denkbar schlecht; ihre Materialien im Innenleben lassen eine Restaurierung kaum gerechtfertigt erscheinen. 323

Schreiben von Josef Breinbauer, ausgestellt in Rohrbach, 5. 7. 1839 wiedergegeben bei MAYR R., Beiträger zur Entwicklung….,a.a.O., S.16 f. und eben aufgefunden im Pfarrarchiv St.Oswald durch Pfarrer Petrus Bayer O.Praem. 324 Pfarrchronik St. Oswald, Bd. 1, S.240. 325 Pfarrchronik St. Oswald, Bd. 1, S.240. 326 Pfarrchronik St. Oswald, Bd. 2, Jahr 1917, 1924. 327 Kartei Frieberger, „St.Oswald“ und Befund 2006 328 Abrechnung per 12. 7. 1973. Rechnungskopie in MSS, Sch„Orgeln inkorporierte Pfarreien“, Faszikel St.Oswald 239


11. Pfarrkirche Schwarzenberg Im Jahre 1784 wurde im Zuge der Josephinischen Pfarrgründungen Schwarzenberg zur Pfarrei erhoben und ein Kirchenneubau zu Ehren des Hl. Johannes v. Nepomuk aufgeführt.329 1787 war die Kircheninneneinrichtung soweit gediehen, dass der Stiftstischler die Orgel anstreichen konnte. 330Genauere Hinweise auf den Schöpfer und Umfang dieses Instrumentes konnten allerdings bis jetzt nicht eruiert werden. 1789 – 1804 ist es in den jährlichen Inventarien als „Positiv mit 4 Registern, brauchbar“ angeführt.331 Das heutige Instrument wurde nach einem Kostenvoranschlag vom 25. April 1883332 wahrscheinlich im Jahr darauf vom Urfahraner Hoforgelbaumeister Johann Lachmayr mit geringfügigen Änderungen errichtet und zählt auf 2 Manualen und Pedal folgende 9 Register in mechanischer Traktur noch auf Schleifwindladen, was für die damalige Zeit als bemerkenswert zu gelten hat.333 Ihre Disposition lautet: 1. Manual: Principal 8' Bourdon 8' Gamba 8' Octav 4' Dolce 4' Mixtur 2' 4fach

2. Manual: Flöte 8' Salicet 4'

Pedal: Subbaß 16'

Manualkoppel, I/Pedal Manualumfang: C - f` Pedalumfang: C - d'

Der ursprüngliche Zinnprospekt wurde 1917 entnommen und 1921 durch Ludwig Mayrhofer durch Zinkpfeifen um 5000 Kronen ersetzt.334 Eine 1977 durchgeführte Restaurierung hatte sich darauf zu beschränken, das Orgelwerk in seiner Art zu konservieren, den Prospekt aus Zinn wieder herzustellen, die Orgel gegen Wurmbefall zu imprägnieren und die Balganlage zu erneuern. Diese Arbeiten führte die Oö. Orgelbauanstalt St.Florian zur vollsten Zufriedenheit der Sachberater durch.335 Der damals als nicht original angenom329

Über die Pfarrgründung informiert genauestens: PRÜGL, Stephan Josef: Schlägl im Josephinismus, a.a.O., S.167ff. 330 MAYR, Rupert: Beiträge zur Entwicklung, a.a.O., S.216 und die dort zitierten "Excerpte aus dem Stiftsarchiv" von Klemens BREDL 331 StASchl, Sch 437. 332 StASchl, Sch 438 333 Das Werk kostete 1300 Gulden, die vom Stift getragen wurden. StASchl, Sch 438; UHL, Eleonore: Dominik Lebschy, a.a.O., S.70 und KRINZINGER, Florian: Das Wirken des Praemonstratenserstiftes…., a.a.O., S.31. 334 MAYR, Rupert: Beiträge zur Entwicklung.., a.a.O., S.216. 335 Mühlviertler Nachrichten vom 20.10.1977 und 2.2.1978. Neues Volksblatt vom 3.11.1977. und O.ö.Nachrichten vom 3.11.1977. 240


mene pastellgrüne Gehäuseanstrich wurde von Michel Moser aus Kollerschlag durch eine der übrigen Kircheneinrichtung angepasste Marmorierung erneuert. So gesehen wurde das Ziel der Restaurierung, ein Beispiel für eine gute Instandsetzung einer Denkmalorgel auch des 19. Jahrhunderts für Kleinmeister der romantischen Orgelmusik zu setzen, voll erreicht.336

Pfarrkirche Schwarzenberg, Orgel von J. Lachmayr 1883 mit Zinn-Prospekt von 1977

336

Das österreichische Bundesdenkmalamt hatte auf Antrag des Verfassers im Jahr 1977 das Unternehmen mit öS 25.000.- bezuschußt. 241


Ulrichsberg, die von Bruno Riedl umgestaltete Orgel (1967 – 1980)

242


12. Pfarrkirche Ulrichsberg Die Gründung der Pfarre Ulrichsberg reicht in das 14. Jahrhundert zurück. Über den ersten Kirchenbau sind keinerlei urkundliche Nachrichten vorhanden; es kann aber etwa die Zeit zwischen 1350 und 1400 dafür angenommen werden. 337

Da Kirchenbücher erst ab dem Jahr 1667 erhalten sind, ist es schwierig, sich ein Bild über die Kirchenmusikpflege früherer Zeiten zu machen. Zur Zeit des Abtes Martin Greysing, von 1628 – 1650, war Franz Rosenfelder in Ulrichsberg Schulleiter und hatte als solcher im Kirchendienst neben den Mesnerarbeiten auch zu singen und die Orgel zu schlagen.338 Ihm gingen in seinem Amte Lienhart Eppinger im Jahr 1573, Augustin Perkhofer (1576 – 1595), Hans Greysing, ein Bruder des Abtes, und Mätthäus Vischer (1619) voraus. 339 Es darf angenommen werden, dass damals schon eine Orgel vorhanden war; zu einem Orgelneubau – von diesem sind die ersten Urkunden über eine Orgel erhalten – kam es erst im Juli 1675: diesen führte der in Linz ansässige Orgelmacher Hans Jakob Remp aus und versprach, die Orgel bis Michaelis 1675 zu liefern.340 Nach dem Vertrag sollte sie folgende Dispositionen erhalten: „principal, 1 Copl von guettem holz 4 schuech, fletten auch von guettem holz 4 schuech, Octav von Zin 3 schuech, Quint von Zin 1 ½ schuech, Cymbaln von Zin“ . Des weiteren wird angeführt, dass das Instrument zwei Blasbälgen erhalten und das Corpus 13 schuech breit und 5 schuech hoch sein soll. Für das Werk wurden 100 Gulden bezahlt.341 Nach einem Inventarverzeichnis aus dem Jahr 1798 stand in der Kirche eine Orgel mit 5 Registern.342 Da aber 1719 ein Großbrand den Markt mitsamt der Kirche verwüstete, sodass im Turm sogar die Glocken schmolzen, dürfte es

337

Dazu die gute Einleitung in WASMAYR Gustav, Ulrichsberg, Geschichte des Marktes und seiner Dörfer, Ulrichsberg 1971. 338 StASchl, Hs 439, fol. 51 v. 339 StASchI, Hs 452a und 453. 340 WASMAYR G., Ulrichsberg, a.a.O., S.270 liest fälschlich „Kemper“ ; StASchl, Sch 441: Remp stammte aus Hechingen, war in Passau ansässig und wurde 1667 als Linzer Bürger aufgenommen. Genaueres bei: FRIEBERGER, Rupert Gottfried: Kleinere Orgelmacher aus Linz und Passau..., in: „Beiträge zum oö. Orgelbau“ <Musikwissenschaftl. Beiträge der Schlägler Musikseminare Band 5>, Schlägl 1996, S.180ff. 341 StASchl Sch 441; ein weiterer Spaltzettel vom 28.7.1657 wurde vom Stiftsarchivar Dr.Isfried Pichlern1995 gefunden. 342 StASchl, Sch 441, Inventarverzeichnisse. 243


sich kaum mehr um das Werk Remps gehandelt haben, sondern um ein inzwischen neu errichtetes Instrument.343 1859 berichtet die Pfarrchronik von einer Reparatur dieser Orgel durch den Pisecker Orgelmacher Eduard Meinert. „Er hat sechs Register gestimmt und ausgeputzt, mehrere Pfeifen ausgebessert, ganz neue Federn im Pedal und Manual gemacht".344 1866 wurde eine neue Orgel von Josef Breinbauer aus Ottensheim errichtet. Sie sollte nach dem Protokoll einer Gemeinderatssitzung vom 3.9. 1865 „nach Muster der Ansfeldner Orgel mit 8' Principal" ausgestattet sein.345 Wurde Breinbauers Konzept tatsächlich nach der Ansfeldner Orgel ausgerichtet, mag ihre Disposition folgendermaßen gelautet haben:346 Manual (C - c"') Principal 8' Coppel 8' Salicional 8' Gamba 8' Oktav 4' Quint 2 2 /3' Oktav 2' Mixtur

Pedal (C - a, rep.) Subbaß 16' Violon 16' Oktav 8'

1917 wurden laut Bericht der Chronik die Zinn-Prospektpfeifen entnommen, „was ein Zinngewicht von etwa 25 kg ergab“.347 Im Jahre 1928 machte die Orgelbauanstalt „CÄCILIA“- Salzburg einen Kostenvoranschlag für eine Umgestaltung. Demnach sind alle Register der Breinbauer- Orgel wie in Ansfelden nachzuweisen bis auf die drei Pedalstimmen und das Salicional des Hauptwerkes.348 Doch die Pedalstimmen waren verwurmt und setzten sich ja nur aus je 12 Pfeifen zusammen, wie sie Josef Breinbauer in allen seinen Orgeln mit repetierender kurzer Oktave ausführte.349 Für diese hätte die Anstalt „Cäcilia“ neue Register mit größerem Umfang eingesetzt. Es war folgende Disposition vorgesehen: 343

Vielleicht hat sogar Johann Ignaz Egedacher ein neues Werk aufgerichtet, der ja für die Stiftspfarre Rohrbach 1721 tätig war und auch an der Stiftsorgel 1723 arbeitete. Schilderung des Brandes bei WASMAYER G., Ulrichsberg, a.a.O., S.271. 344 Pfarramt Ulrichsberg, Pfarrchronik Ulrichsberg,Bd.1, S.52 und MAYR R., Beiträge zur Entwicklung…, a.a.O., S.233. 345 Pfarrchronik Ulrichsberg, Bd.1., S.77 und MAYR, Rupert: Beiträge zur Entwickung..., a.a.O., S.233f. 346 Die Ansfeldner Orgel ist heute noch weitegehend erhalten. (Besichtigung und Kartei Frieberger) 347 MAYR R., Beiträge, a.a.O.,.S. 234. 348 Kostenvoranschlag erhalten in Musiksammlung Schlägl, Schachtel „Orgeln Inkorporierte Pfarreien“, Faszikel Ulrichsberg 349 Vgl. Josef Breinbauer-Orgeln in Aschach, Wesenufer, St. Leonhard b. Pucking, Schlägl-Maria Anger, Haibach, ehemals Linz - Alter Dom, Chororgel – heute im Ahnensaal des Schlosses Eferding. 244


1. Manual, C-f ‘’’ Principal 8 ', zT.alt Gemshorn 8', alt (= Salicional?) Hohlflöte 8 ' neu Octave 4‘ z. T. alt aus Octave 2 ' Mixtur 2 2/3 ' alt

2. Manual Gamba 8 ' alt Aeoline 8 ' neu Vox coelestis 8 ' (aus den beiden vorhergehenden Reg.!) Bourdon 8 ' alt Flöte 4 ' neu Quinte 2 2/3‘, alt Terz 1 3/5 / neu

Pedal C - d ‘ Subbaß 16 ' Stillgedackt 16 ' (aus Subbaß) Violon 8 ' Pneumatische Kegelladen.

Schließlich erhielt aber der Orgelbauer Josef Panhuber aus Ottensheim im Jahr 1928 den Auftrag zu einer neuen Orgel, die 8.990.- S kostete. Dazu brachte die Pfarre 5.400.- S auf, das Stift spendete 2.000.- S und die Gemeinde 1.500.- S. Sie hatte folgende Disposition:350 Hauptwerk Bourdon 16' Principal 8' , Hohlflöte 8' Aeoline 8' Vox coelestis 8' Oktav 4' Flöte 4' Mixtur 3fach

Nebenwerk: Flötenprincipal 8' Philomela 8' Traversflöte 4' Sesquialtera 2 2/3'

Pedal: Violon 16' Subbaß 16' Stillgedeckt 16' Cello 8'

Chordirektor Trittinger versuchte noch am 7. Februar 1928 die Orgelbauanstalt „Cäcilia“ zu einem günstigeren Kostenvoranschlag zu animieren und hätte wohl dieser Firma den Vorzug gegeben.351

350

Für Panhuber machte sich vor allem die Pfarre Ulrichsberg selbst stark. Alle Unterlagen dazu in Musiksammlung Schlägl, Schachtel „Orgeln Inkorporierte Pfarreien“, Faszikel Ulrichsberg, samt Prospektskizze. Auch MAYR R.,: Beiträge.., a.a.O., S.234 351 Musiksammlung Schlägl, Schachtel „Orgeln Inkorporierte Pfarreien“, Faszikel Ulrichsberg: BriefDurchschlag Trittinger an Orgelbauanstalt „Cäcilia“ vom 7.2.1928: „…Das Pfarramt Ulrichsberg hat mittlerweile auch eine hiesige Firma zur Offertstellung eingeladen und nun ergibt sich beim Vergleich beider Offerte eine Differenz der Gestehungskosten von 1530 S zugunsten der Gegenfirma. Sie können sich denken, dass dies bei den Biederen von Ulrichsberg gehörig eingeschlagen hat…“ 245


Doch bald hatte diese pneumatische Orgel, wegen ihres technisch unzureichenden Systems und schlechter Materialien solche Mängel aufgewiesen, dass sie schon nach fast 40 Jahren einem neuen Werk weichen musste. Am Pfingstmontag 1967 weihte Abt Dipl.Ing.Florian Pröll die neue Orgel, die von Gregor Hradetzy aus Krems aus Teilen der alten Schlägler Chororgel, welche Wilhelm Zika sen. („Oö. Orgelbauanstalt St.Florian“) 1954 errichtet hatte, und aus auch neuem Material zusammengesetzt war.352 Das Gehäuse zimmerte die Tischlerei des Stiftes Schlägl nach Angaben des Orgelbauers; leider wurden dabei resonanz-tote Spanplatten verwendet, die den Anforderungen an ein Musikinstrument überhaupt nicht entsprechen können. Die Prospektgestaltung ist neutral gehalten. Die Disposition des Werkes lautet:

Hauptwerk: Principal 8' Koppel 8' Spitzgamba 8' Oktav 4' Flöte 4' Quint 22/31 Waldflöte 2' Terz 1 3/5’ Mixtur 1 1/3' 4fach

Rückpositiv: Gedackt 8' Principal 4' Rohrflöte 4' Oktave 2' Scharff 1' 4fach

Pedal: Subbaß 16' Oktavbaß 8' Choralbaß 4' Fagott 16'

RP/HW, HW/Ped, RP/Ped Manualumfang: C-g"' Pedalumfang: C-f'

Auch diese Orgel hat anlässlich eines Kirchenumbaues 1977 noch eine Veränderung erfahren.353 Von Pfeifen und Technik übernahm Bruno Riedl (Linz), nach einem Kostenvoranschlag vom Juni 1979 einen Bestand, der in einem neuen Gehäuse (das die Stiftstischlerei Schlägl im Subauftrag von Riedl in ziemlich unerfahrener Weise zimmerte, mit teilweise klangtotem Material, z.B. in den „Wangen“ und luxorösen mit Eiche furnierten Schichtplatten in den Füllungen, über die dann mit Farbe gemalt wurde) nunmehr zu folgender Disposition ergänzt wurden:

352

Voranschlag von Gregor Hradetzky und Pläne und MSS Sch „Orgeln Inkorporierte Pfarreien“, Faszikel Ulrichsberg sowie Linzer Volksblatt vom 12.2.1967 und 17.5.1967. In Schlägl entstand 1965 eine neue Chororgel. 353 Umgestaltung (samt neuem Gehäuse) durch die Orgelbaufirma Riedl/Linz 1977: Schachtel „Orgeln Inkorporierte Pfarreien“, Faszikel Ulrichsberg 246


Hauptwerk: Principal 8' Koppel 8' Spitzgamba 8' Oktav 4' Flöte 4' Quint 22/31 Waldflöte 2' Terz 1 3/5’ Mixtur 1 1/3' 4fach Dulzian 8’

Rückpositiv: Gedackt 8' Principal 4' Rohrflöte 4' Oktave 2' Quinte 1 1/3’ Scharff 1' 4fach

Pedal: Subbaß 16' Oktavbaß 8' Choralbaß 4' Trompete 8’

Manualumfang: C-g"' Pedalumfang: C-f'

247

RP/HW, HW/Ped, RP/Ped


Ulfichsberg, Prospektentwurf von Jsoef Panhuber 1924

Geh채use der Orgel von Gregor Hradetzky, 1967

248


Anhang: DIE VERWENDUNG DER ORGELN IN DER STIFTSKIRCHE SCHLÄGL Die vornehmlichste Aufgabe der Orgel ist es, der Liturgie zu dienen. Gemäß ihrer jeweiligen Eigenart und ihrem Klangcharakter werden die Instrumente der Stiftskirche Schlägl nunmehr in der Liturgie folgendermaßen genutzt: 1. Die Chororgel im Chorgestühl dient der Begleitung des gesungenen Chorgebetes, hauptsächlich zur täglichen Vesper und den Laudes und der Mittagshore an Sonn- und Feiertagen 2. Die Orgel auf dem Cantorium wird zum täglichen Konventamt und zu den Sonntagsgottesdiensten gespielt. Bei Vespern an zwei Orgeln übernimmt sie die Psalmodie. 3. Die Große Orgel auf der Westempore ist „Festorgel“ und wird an Hochfesten zu den Gemeindegottesdiensten und zu den Hochämtern (Pontifikalämtern) gespielt, an Festen zum Konventamt und beim feierlichen Sonntagsgottesdienst. Sie erklingt bei den ersten Vespern eines Hochfestes zum Einzug und Auszug der Vesper. Sie schweigt in der Advent- und Fastenzeit. 4. Festorgel und Cantoriumsorgel erklingen zusammen bei den Zweiten Vespern der Hochfeste und in der Osteroktav sowie zu den Pontifikalämtern an Weihnachten, Epiphanie, Ostern, Pfingsten und St. Augustinus (28. 8.).

Darüberhinaus werden die Orgeln in den SCHLÄGLER ORGELKONZERTEN konzertant genutzt und stehen für Schallplatten- und CD-Einspielungen zur Verfügung.

249


ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS a.a.O. Abb. Anm. Bd. Bez. bzw. CM ders. d ebd. etc. fasc. f. (ff.) fl fol. Fr. Hrg. Hs HW Jg. kr MSS Nr. OÖLA oö. o.J. o.O. O.Praem. Ped phil. Prof. RP r. S. Sch Sp. StASchl StBSchl theol. tom. UP v. vgl. z.B.

am angegebenen Ort Abbildung Anmerkung Band Bezirk beziehungsweise Conventionsmünze derselbe denarius = Pfennig ebenda et cetera Faszikel folgend (folgende) florenus = Gulden folio Frater Herausgeber Handschrift Hauptwerk Jahrgang Kreuzer Musiksammlung Stift Schlägl Nummer Oberösterreichisches Landesarchiv oberösterreichisch ohne Jahresangabe ohne Ortsangabe Ordinis Praemonstratensis Pedal philosophisch Professor Rückpositiv recto Seite Schachtel Spalte Stiftsarchiv Schlägl Stiftsbibliothek Schlägl theologisch tomus = Band Unterpositiv verso vergleiche zum Beispiel

250


BENUTZTE ARCHIVE Stiftsarchiv Schlägl (StASchl) Stiftsarchiv Lambach (StALambach) Stiftdarchiv Kremsmünster Musiksammlung Stift Schlägl (MSS) Oberösterreichisches Landesarchiv (OÖAL) Stadtarchiv Linz Stadtarchiv Passau Pfarrarchiv Aigen Pfarrarchiv Haslach Pfarrarchiv Julbach Pfarrarchiv Peilstein Pfarrarchiv Rohrbach Pfarrarchiv St.Oswald bei Haslach Pfarrarchiv Schwarzenberg Pfarrarchiv Ulrichsberg Archiv der Franziskaner in Schwaz Archiv des Franziskanerklosters Bozen Stiftsarchiv Innichen Hauptarchiv München Archiv der Schlägler Musikseminare, Nachlass „Krauss“

LITERATUR BIBA Otto: Der historische Orgelbau in den österreichischen Landschaften, in: Ars organi, Jg.20, Heft 40, Berlin 1972, 1654 – 1674 BIBA, Otto: Der Orgelbau in Niederösterreich, eine Einführung.vervielf.Ms.,Wien 1973 BIBA, Otto: Donauländischer Orgelbau innerhalb der österreichischen Orgellandschaft. in: Acta organologica, Berlin 1974, 9 – 32 BREDL, Klemens: Chronik Aigens, Aigen 1961 (ms. Manuskript)

251


BREDL, Klemens: Excerpte aus dem Stiftsarchiv (Materialien zur Geschichte des Stiftes Schlägl und seiner Pfarreien), maschinschriftlich, 59 Seiten, Aigen, o.J. BRENNINGER, Georg: Orgeln in Altbayern, München 21982 DEHIO – Kunsthandbuch, Oberösterreich, Wien 1958 DOLZER, Petrus: Geschichte und Geschichten um Friedberg. Krumau 1935 EBERSTALLER, Oskar: Orgeln und Orgelbauer in Österreich, Köln 1955 EITNER, Robert: Musikalisches Quellenlexikon, Berlin 1948 FELLERER, Gustav (Hrsg.): Geschichte der katholischen Kirchenmusik. II: Vom Tridentinum bis zur Gegenwart, Kassel 1976 FORER, Alois: Orgeln in Österreich, München 1973 FRIEBERGER, Rupert Gottfried: Andreas Putz – Beiträge zu seiner Tätigkeit in Oberösterreich, in: Schlägler Orgelkonzerte (Schlägler musikwissenschaftliche Beiträge 1), Innsbruck 1979, 15 – 22 FRIEBERGER, Rupert Gottfried: Beiträge zur Musikgeschichte und Musikpflege im Mühlviertel, in: Das Mühlviertel – Beiträge; Katalog der oö. Landesausstellung 1988, Linz 1988, 473 – 484 FRIEBERGER, Rupert Gottfried (Hrsg.): Die große Orgel in der Stiftskirche Schlägl – Ihre Geschichte und Wiederaufstellung = Musikwissenschaftliche Beiträge der Schlägler Musikseminare, Bd. IV, Innsbruck 1989 FRIEBERGER, Rupert Gottfried (Hrsg.): Schlägler Orgelkonzerte, Musikwissenschaftliche Beiträge der Schlägler Musikseminare, Bd. I, Innsbruck 1979 FRIEBERGER, Rupert Gottfried: Beiträge zur Orgelgeschichte in den böhmischen inkorporierten Pfarrkirchen des Stiftes Schlägl, in: Beiträge zum Oö. Orgelbau (Hrg. Rupert G. Frieberger), <Musikwissenschaftliche Beiträge der Schlägler Musikseminare Band 5>, Innsbruck 1996, 166 – 176 FRIEBERGER, Rupert Gottfried: Die Entwicklung der Kirchenmusik und des Orgelbaues im Praemonstratenserstift Schlägl von derGründung (1218) bis 1665, dem Todesjahr des Abtes Martin Greysing. Miscellanea aus dem Kirchenhistorischen Institut der Kath. Theol. Fakultät, Band 37, Wien 1973 (Theol. Diplomarbeit) FRIEBERGER, Rupert Gottfried: Die Orgel in der Maria-Anger-Kirche in Schlägl, in: Beiträge zum Oö. Orgelbau (Hg. Rupert G. Frieberger),< Musikwis-

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