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LILLY’S ART

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Foto: © Andreas Lepsi Foto

Kristian Scheed und Lieselotte Setzer

Foto: © Lilly’s Art

„Laterndluhr“ Wien um 1820

„DEM GLÜCKLICHEN SCHLÄGT HIER JEDE STUNDE.“

Prof. Kristian Scheed ist zusammen mit Lieselotte Setzer Inhaber des Kunsthandels Lilly’s Art in der Wiener Plankengasse Nr. 5 samt Showroom auf Nr. 6. Sie sind Spezialisten für antike Uhren aus der wichtigsten Epoche österreichischer Uhrmacherei (etwa 1750–1845) sowie im „Crossover Collecting“ von modernen Gemälden und Skulpturen österreichischer Kunst bester Qualität.

Prof. Scheed begeisterte sich bereits als junger Lehrer für sozial benachteiligte Kinder in Wien für die Kunst und für das Kunsthandwerk. Nach 10 Jahren Unterrichtstätigkeit wagte er zusammen mit seiner früheren Partnerin mit dem Geschäft D & S den Sprung in die Selbstständigkeit. Nach erfolgreichen Expansionen – getragen von 25 Katalogbüchern über Wiener Uhren – gelang es ihm, die kunstinteressierte Bankkauffrau Lieselotte Setzer als Verkaufsleiterin zu gewinnen. Er war Mitbegründer der Wiener Kunst Auktionen (heute Auktionshaus Kinsky); seine Beteiligung legte er im Jahr 2000 zurück. 2009 trennten er und seine Partnerin sich von ihrem Betrieb mit dem Plan, die Pension zu genießen. Doch der enthusiastische Kunsthändler konnte dem Vorschlag von Lieselotte Setzer, als Partner in ihr neu gegründetes Unternehmen einzusteigen, nicht widerstehen. Seither gibt es eine echte Erfolgsgeschichte von Lilly’s Art, die in der Anmietung des zusätzlichen „Showrooms“ in der Dorotheergasse 13 gipfelte. Heute gehört das Unternehmen Lilly’s Art zu den wohl prominentesten Kunsthändlern im „Kunstviertel“ rund um das Dorotheum.

EvS: Herr Prof. Scheed, was hat Sie dazu veranlasst, den Kunsthandel zu Ihrem Beruf bzw. zu Ihrer Berufung zu machen?

KS: Die Leidenschaft für österreichische Uhren und Kunstobjekte sowie der Wunsch, mich mehr damit umgeben zu können, als es das private Budget erlaubt.

EvS: Was muss ein Sammler bzw. ein Investor besonders beachten?

Figurenuhren, „Au sauvage“, um 1815; Hubert Scheibl: „Ones“; Oskar Höfinger: „Folies Bergère“

KS: Eine Sammlung darf nicht zur An-Sammlung einer großen Zahl wenig qualitätsvoller Werke werden, sondern sollte eine kleine, aber sorgfältig ausgesuchte Zusammenstellung ausgefallener oder gar bedeutender Objekte eines Genres beinhalten.

EvS: Nach welchen Kriterien beraten Sie?

KS: Wir beraten natürlich nach den Gesichtspunkten, die der Käufer bestimmt. Ein oder mehrere Objekte für eine Einrichtung bedürfen ganz anderer Kriterien als der Aufbau oder die Komplettierung einer Sammlung.

EvS: Was ist Ihre Erfahrung bezüglich Wertsteigerung?

KS: Unserer Meinung nach sollte die Maxime sein, dass ein Kunstobjekt wirklich gefällt und dass der Käufer damit leben will. Diese tägliche Freude bezeichnen wir als „immaterielle Rendite“. Der Wert ist hier nicht abschätzbar, aber sicher der Lebensqualität förderlich. Kunst sollte eher kein Spekulationsobjekt sein. Aber wenn schon, dann rate ich zu „Blue Chips“, also zu bekannten und etablierten Künstlern und Kunstwerken. Klar kann man mit ganz jungen Künstlern auch gambeln und auf eine Preisexplosion hoffen – das kann man aber bei Aktien ebenfalls tun.

EvS: Was halten Sie von „Kaufen gegen den Trend“?

KS: Das machen wir, seit es uns gibt. Wir kaufen auch von weniger bekannten Künstlern Objekte, die unser Herz erfreuen und deren Qualität wir erkennen. Mit dieser Freude ist ein allfälliger Wiederverkauf viel leichter und eine Steigerung wahrscheinlicher.

EvS: Sammeln Sie selbst ebenfalls?

KS: Ja, ich bin der typische Crossover-Sammler, und das Programm unserer Galerie spiegelt schon ein wenig Lillys und meinen privaten Geschmack wieder.

EvS: Sie verfügen über eine langjährige Erfahrung. Welches persönliche Ereignis aus Ihrem Berufsalltag fällt Ihnen spontan ein?

KS: Einst hatte ich als junger Händler eine besonders wertvolle und seltene Präzisionsuhr von Matthias Wibral aus der Zeit um 1800 an der Geschäftswand hängen: 40 kg schwer, 1,5 m groß, ein meisterliches Stück. Ein Kollege vom Graben wollte sie unbedingt bei mir betrachten. So standen wir auf beiden Seiten der Uhr und schauten in das Uhrwerk hinein, als ein großer Lkw vorbeifuhr und plötzlich alles zu vibrieren begann. Die Uhr hing wohl nicht korrekt am Haken, denn urplötzlich sah ich, wie sie nach vorne kippte und sich vom Wandhaken löste. Es war offenbar der Schreck über den möglichen Verlust eines musealen Stückes, der die blitzschnelle Reaktion des Kollegen und die meine beflügelte. Wir standen uns zitternd gegenüber, doch jeder hatte seine Seite der Uhr fest in den Händen, nichts war passiert. Eine gute Flasche Rotwein tröstete uns über das gemeinsame Schockerlebnis hinweg.

EvS: Herr Professor Scheed, ich danke für das Gespräch.

INFOBOX

Lilly’s Contemporary Art Exclusive Antiques Plankengasse 5, 1010 Wien Tel.: +43 1 5128803 Mail: office@lillys-art.com Web: www.lillys-art.com

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