schott aktuell 2016 #1

Page 1

D 44049

1

2016 schott aktuell

the journal January / February 2016

Music of Remembrance


Richard Wagner

First Ever Urtext Edition Vocal scores based on the complete edition

Tannh채user (Dresden/Paris/Vienna versions) ED 20469

A free brochure and additional details are available at www.schott-music.com/wagner


Editorial · Contents / Inhalt

Christiane Krautscheid Schott Music Mainz

Dear reader,

Liebe Leserinnen und Leser,

In Toshio Hosokawa’s new opera, Stilles Meer, the Japanese To-ro- nagashi ceremony plays an important role. Hosokawa explains: ‘In this ceremony mourners float paper lanterns on the sea to commemorate their departed and to return their spirits to the sea, the origin of all life.’ The opera's protagonist is unable to overcome the pain caused by the death of her child. Only through art – through her singing – is she able to bridge the mortal world and the afterlife and feel close to the spirits of the departed.

in Toshio Hosokawas neuer Oper Stilles Meer spielt die japanische Zeremonie To-ro- nagashi eine wichtige Rolle. „Dabei setzen Trauernde gemeinsam Laternen aus Papier aufs Meer, um an ihre Verstorbenen zu erinnern und ihre Seelen dem Meer, der Quelle allen Lebens, zurückzugeben.“ (Hosokawa) Die Protagonistin der Oper kann den Schmerz über den Tod ihres Kindes nicht verwinden. Nur durch die Kunst, durch ihren Gesang kann sie das Diesseits mit dem Leben nach dem Tod verbinden und sich den Seelen der Verstorbenen nahe fühlen.

Our editors have been working on this new issue of schott aktuell since mid-October. Hosokawa’s opera, a requiem for the people who died in the To-hoku tsunami, led us to focus on music of commemoration. While working on the issue, we learned the terrible news of the attacks in Paris, bringing this subject very close to home for us and many of our readers. We questioned whether it was really the appropriate time to focus our issue on musical commemoration of the dead. But the more we discussed the subject, the more aware we became of how often in the last century composers have turned to music to memorialise tragic and difficult events. Their works are about the victims of natural disaster, displacement, war, persecution, and the suffering people inflict on one another. In these works it is evident that composers at all times have deeply believed that music has the ability to remind, admonish, but also comfort and reconcile. Composer and conductor Leonard Bernstein put it like this: ‘This will be our reply to violence: to make music more intensely, more beautifully, more devotedly than ever before.’

Seit Mitte Oktober hat unsere Redaktion an der neuen Ausgabe von schott aktuell gearbeitet. Hosokawas Oper, die ein Requiem für die Toten des To-hoku-Tsunamis ist, war Anlass, uns mit Werken des Gedenkens zu beschäftigen. Während dieser Arbeit ereigneten sich die Anschläge in Paris und gaben dem Thema eine verstörende Aktualität. Wir wurden unsicher, ob es angemessen sei, in diesem Augenblick ein buntes Magazin über das musikalische Totengedenken zu machen. Aber je mehr wir uns damit auseinandersetzten, desto deutlicher wurde uns, wie sehr sich Komponisten in den letzten Jahrzehnten mit diesem Thema in Form von überzeitlich gültigen Werken des Gedenkens beschäftigt haben. Dabei geht es auch um die Opfer von Naturgewalten, viel häufiger aber um Vertreibung, um Krieg, Verfolgung und das Leid, das Menschen anderen Menschen zufügen. Offensichtlich haben Komponisten zu allen Zeiten daran geglaubt, dass sie mit Musik mahnen, erinnern, aber auch trösten und versöhnen können. Der Komponist und Dirigent Leonard Bernstein hat das so formuliert: „Das wird unsere Antwort auf Gewalt sein: Noch mehr, noch schöner, noch leidenschaftlicher Musik zu machen als jemals zuvor.“

I wish you all a good, and more peaceful, 2016.

Ich wünsche Ihnen ein gutes, friedlicheres Jahr 2016.

Contents / Inhalt World Premières / Uraufführungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 First Nights / Premieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Music of Remembrance . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1o News . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 New Publications / Neue Publikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 New Recordings / Neue Einspielungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Repertoire: Henri Dutilleux · The Shadows of Time

. . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Hawaii Memorial Day Photo: Tia Stanley

www.schott-music.com

3

schott aktuell · the journal · 1/2016


World Premières / Uraufführungen

me he has a strong presence that’s getting even stronger. We Japanese always have an intense connection to the dead. My music is a kind of requiem; I compose music for the souls of the dead. My opera Stilles Meer is a requiem for the victims of the To-hoku earthquake.

Das Thema unserer aktuellen Ausgabe ist Musik und Erinnerung. Kann man Erinnerung überhaupt musikalisch ausdrücken? Ja, denn ein wichtiges musikalisches Element ist die Wiederholung, und jede Wiederholung hat mit Erinnerung zu tun: ABA-Form, Rondo, Reprise, Sonate. Außerdem erinnert man sich beim Musikhören immer an irgend etwas. Ich erinnere mich mit meiner Musik an die Naturklänge der Kindheit. Toshio Hosokawa Photo: F. Hoffmann-La Roche Ltd.

Toshio Hosokawa

Stilles Meer Opera in one act (5 scenes) (2015) Libretto by Hannah Dübgen after an original text by Oriza Hirata in the German translation by Dorothea Gasztner (dt.) Auftragswerk der Hamburgischen Staatsoper 90‘ Claudia · soprano - Haruko · mezzosoprano - Stephan · counter tenor Hiroto · tenor - Fischer · baritone chorus SATB (3.3.3.3) 2(2.pic&afl).2(2.ca).2(2.bcl).1.cbsn4.2.3.1-4perc(I: b.d, ratchet, marac; II: tam-t, 3tri, 4rins on the timp, whip; III: b.d, s.d, tam-t, 3tri, sleigh bells, vib, 4bng, whip, 4fûrin, marac, water sound; IV: 4bng, 3tri, 3sus cym, cym antique, 4rins on the timp, marac, 4fûrin, s.d, water sound)-hp.cel-str • 24 Jan 2016 · Hamburg (D) Staatsoper Susanne Elmark, Sopran Mihoko Fujimura, Mezzosopran Bejun Mehta, Countertenor Viktor Rud, Tenor Marek Gasztecki, Bariton Dirigent Kent Nagano Inszenierung Oriza Hirata Bühnenbild Itaru Sugiyama Kostüme Aya Masakane + 27 Jan and 30 Jan, 9 Feb and 13 Feb Hamburg (D)

4

schott aktuell · the journal · 1/2016

The subject of our current issue is music and remembrance. Is it possible to express memory through music? Yes, because repeating is an important element in music, and with every repeat you need to remember: ABA form, rondo, reprise, sonata. Besides, you always remember something when listening to music. My music reminds me of the sounds of nature in my childhood. Several of your recent works deal with the devastating To-hoku earthquake and the tsunami it triggered in 2011. What significance do these events have for you personally and for your works? My musical idea is to find harmony between nature and humans. Therefore, the tsunami of 2011 was a great shock to me. Nature just isn’t only nice and beautiful, it can also be cruel sometimes. We Japanese seem to have lost our respect for nature. My orchestra piece Circulating Ocean deals with the fact that all life comes from water, that the human soul comes out of the sea and will return there. The Fukushima accident prevents us from returning to the sea. At the moment, I feel that I must once again give nature and people some fundamental thought.

Eine ganze Reihe Ihrer jüngsten Werke beschäftigt sich mit dem verheerenden To-hoku-Erdbeben und dem dadurch ausgelösten Tsunami von 2011. Was bedeuten die Ereignisse für Sie persönlich und für Ihre Werke? Mein musikalisches Konzept ist die Suche nach Harmonie zwischen Natur und Mensch. Deshalb war der Tsunami von 2011 ein großer Schock für mich. Die Natur ist eben nicht nur schön und nett, sondern manchmal auch sehr grausam. Wir Japaner haben wohl die Ehrfurcht vor der Natur verloren. Mein Orchesterstück Circulating Ocean hat zum Inhalt, dass das Leben aus dem Wasser, die menschliche Seele aus dem Meer kommt und dahin zurück geht. Durch das Ereignis Fukushima kann man nicht mehr zum Meer zurückgehen. Ich spüre im Moment, dass ich noch mal grundsätzlich über Natur und Mensch nachdenken muss. Ihre früheren Bühnenwerke sind oft durch das NoTheater inspiriert, – gilt das auch für Stilles Meer? Die Idee zu meiner Oper Stilles Meer entstammt dem No--Stück Sumidagawa. Diese Geschichte erzählt von einer Mutter, die ihren Sohn verloren hat – Benjamin Britten hat aus dem gleichen Stoff die Oper Curlew River gemacht. Sein Stück ist sehr christlich. Meine Oper hingegen ist sehr buddhistisch.

‘My music is a kind of requiem’

Your earlier stage works were inspired by the Noh theatre – what inspired you to write Stilles Meer? The idea for my opera Stilles Meer came from the Noh piece Sumidagawa. The story is about a mother who has lost her son – Benjamin Britten used the same subject for his opera Curlew River. His piece is very Christian whereas my opera is very Buddhist. Finally, I’d like to ask you a personal question: Claudia, the protagonist of Stilles Meer, speaks to her deceased friend and the spirit of her child. Do you believe that the living have a connection to the dead? Yes! Since my father died I have been talking to him. When he was still alive I hardly ever talked to him. For

Zum Schluss eine persönliche Frage: Claudia, die Hauptfigur aus Stilles Meer, spricht mit ihrem verstorbenen Freund und dem Geist ihres Kindes. Glauben Sie, dass wir Lebenden eine Verbindung zu den Verstorbenen haben? Ja! Seit mein Vater gestorben ist, spreche ich immerzu mit ihm. Als er noch lebte, habe ich kaum mit ihm geredet. Er hat für mich eine starke, ja sogar immer stärkere Präsenz. Wir Japaner haben immer eine intensive Verbindung zu den Verstorbenen. Meine Musik ist eine Art Requiem; ich komponiere Musik für die Seelen der Verstorbenen. Meine Oper Stilles Meer ist ein Requiem für die Opfer des To-hoku-Erdbebens. Interview: Christiane Krautscheid

www.schott-music.com


John Casken

Serpents of Wisdom for horn and piano (2015) Commissioned jointly by BBC Radio 3 and the Royal Philharmonic Society as part of the New Generation Artists Scheme 10’ • 1 Feb 2016 · London (UK) Wigmore Hall Alec Frank-Gemmill, horn Alasdair Beatson, piano The title of this piece comes from ‘Celtic Cross’ by Norman MacCaig, a poem that brings to life the symbols of an earlier time, carved in stone, entwined and plaited in abstract forms. The idea of a coiling serpent and the image of the coiled horn also came together in my mind. The opening phrase of the piece is responsible for much of the musical material for the whole piece, a strong and vibrant phrase that I wanted to capture something of the essence of these noble creatures on Celtic crosses. The idea of plaiting and entwining plays an important part in the unfolding of the piece. John Casken Norman MacCaigs Gedicht „Celtic Cross“ inspirierte mich zu Serpents of Wisdom. Das Gedicht beschreibt die in Stein gemeißelten, verschlungenen und miteinander verflochtenen Symbole einer vergangenen Zeit. Dabei kam mir die Idee einer sich windenden Schlange und eines gewundenen Horns in den Sinn. Die kraftvoll vibrierende Phrase zu Beginn, mit der ich die Essenz dieser edlen, bildkräftigen Gestalten auf keltischen Kreuzen ausdrücken wollte, bestimmt weitgehend das musikalische Material des Werkes, ebenso wie der Gedanke des sich Windens und sich Verflechtens. John Casken

Chaya Czernowin

AYRE: TOWED through plumes, thicket, asphalt, sawdust and hazardous air I shall not forget the sound of for chamber ensemble (2015) Commissioned by Ensemble Norrbotten NEO 11‘ Fl. (auch Bassfl.) · Klar. in B (auch Bassklar. in B) - S. (1 Pedalp. [D-A] · Crot. [e’] · Marimba · gr. Almgl. [c’] · gr. Tamt. · 2 kl. Tr. mit Schnarrsaiten [h., m.] · gr. Tr.) (1 Spieler) - Klav. Str. (1 · 0 · 1 · 1 · 0)

www.schott-music.com

• 27 Jan 2016 · Sundsvall (S) Tonhallens Foajé Kulturfestivalen Sundsvall 2016 Ensemble Norrbotten NEO Conductor Pierre-André Valade + 28 Jan Umeå (S), 29 Jan Piteå (S) This piece with its long poetic name is a small window looking, as with a microscope, into what makes small things move, what makes tissues of moving noise/sounds into a song. The instruments in the piece focus on very small areas of movement. In these areas repeated restricted material seems to be dragged on various surfaces. In the second part of the piece the miniscule and effortful movements open the musical space to an unexpected negative space. ’Negative space’ here can be seen as a musical continuity which evokes a notion of place, rather than that of an event or process. This space is revealed and is formed by the musical actions and sounds. These sounds and actions frame, curve and give rise to the space between them which is a space of deep colored silence. Chaya Czernowin

Alexander Goehr

Vanishing Word for mezzo-soprano, tenor and ensemble (2014–2015) Texts by J. Boehme, F. M. Müller, I. Bachmann, R. M. Rilke, O. Mandelstam and R. Walser (Ger.) Commissioned by The Juilliard School 25’ I Prelude - II Der Baum, die Natursprache from Mysterium magnum (J. Boehme) - III from Adams erstes Erwachen (F. M. Müller) - IV Prelude 2 - V Von einem Land, einem Fluss und den Seen (I. Bachmann) VI Prelude 3 - VII Prelude 4 - VIII Die Sonette an Orpheus, XVII (R. M. Rilke) - IX Ihr Worte, auf! (I. Bachmann) - X Das Wort bleibt ungesagt (O. Mandelstam) - XI Prelude 5 - XII Endstück (R. Walser) fl.ca.cl(bcl)-hn-pno-2vln.vla

• 22 Jan 2016 · New York, NY (USA) Peter Jay Sharp Theater, The Juilliard School FOCUS! festival 2016 Jacqueline Horner-Kwiatek, mezzo-soprano Andrew Fuchs, tenor The New Juilliard Ensemble Conductor Joel Sachs This new work for mezzo-soprano, tenor and ensemble, originally written for two voices and piano, deals in ambiguities: of words, of ideas, and of human understanding. Each of the texts chosen for Vanishing Word address in some manner the ways in which language and meaning diverge over time, and how man and nature become further apart. Dieses neue Werk für Mezzosopran, Tenor und Ensemble, ursprünglich geschrieben für zwei Stimmen und Klavier, beschäftigt sich mit der Mehrdeutigkeit von Worten, Ideen und der menschlichen Kommunika-

Alexander Goehr Photo: Maurice Foxall

Dieses Stück mit dem langen poetischen Titel ist ein kleines Fenster, durch das man wie durch ein Mikroskop schaut, um zu sehen, was kleinste Dinge in Bewegung bringt, was Schichten von sich bewegendem Lärm oder Klängen zu einem Lied formt. Die Instrumente konzentrieren sich auf sehr begrenzte Bewegungsräume, in denen repetiertes eingeschränktes Material auf unterschiedliche Oberflächen gezogen zu werden scheint. Im zweiten Teil öffnen die winzigen Bewegungen den musikalischen Raum zu einem unerwarteten negativen Raum. „Negativer Raum“ kann hier als ein musikalisches Kontinuum gesehen werden, das eher die Vorstellung eines Raumes hervorruft als die eines Ereignisses oder eines Prozesses. Dieser Raum wird durch die musikalischen Aktionen und Klänge geschaffen und geformt, die sich krümmen und Zwischenräume intensiven Schweigens öffnen. Chaya Czernowin

Peter Eötvös

Molto tranquillo für Piccolo (auch Altflöte), Violoncello und Klavier (2015) 5‘ • 16 Feb 2016 · Budapest (H) Budapest Music Center Hommage à György Kurtág UMZE Chamber Ensemble

5

schott aktuell · the journal · 1/2016


World Premières / Uraufführungen

tion allgemein. Jeder der für Vanishing Word ausgewählten Texte behandelt auf unterschiedliche Weise, wie sich Sprache und Bedeutung im Lauf der Zeit voneinander entfernen und wie sich Mensch und Natur immer stärker entfremden.

Wilfried Hiller

Liebeslied des Orpheus für seine Eurydike für Harfe (2015) nach einer Statue von Antje TescheMentzen 4‘

Fantaisie concertante

• 18 Feb 2016 · München (D) Stadtmuseum Gudrun Haag, Harfe

pour violoncelle et orchestra, op. 49 (1991/2008) 23‘

Thomas Larcher

Jean Guillou

2 (1. auch Picc.) · 1 · Engl. Hr. · 1 · Bassklar. · 1 · Kfg. - 4 · 2 · 2 · 1 - P. S. (Crot. · Vibr. · Marimba · Trgl. · 2 hg. Beck. · 4 Gongs · Tamt. [t.] · 4 Tomt.) (2 Spieler) - Cel. - Str. • 17 Feb 2016 · Moscow (RUS) Alexander Kniazev, cello Russian Philharmoniya Conductor Dmitry Yurovsky The work is a great poem consisting of rhythmic, sometimes turbulent episodes embedded in fiery, passionate sections. Their sound is of utmost lyrical intensity, eventually disappearing into the far distance. Jean Guillou Das Werk ist ein großes Gedicht, das aus rhythmischen, teilweise stürmischen Episoden gebildet ist, die in hitzige, leidenschaftliche Abschnitte eingebettet sind. Diese erklingen mit äußerster lyrischer Intensität und verlieren sich gegen Ende in weiter Ferne. Jean Guillou

Cello Concerto (for Jean-Guihen Queyras) (2015) Commissioned by Amsterdam Sinfonietta/Muziekgebouw aan’t IJ (supported by the AMMODO Foundation), Swedish Chamber Orchestra, Lausanne Chamber Orchestra, Norwegian Chamber Orchestra, Munich Chamber Orchestra and Hong Kong Sinfonietta 20’ 2perc-pno-str • 11 Feb 2016 · Amsterdam (NL) Muziekgebouw aan’t IJ Jean-Guihen Queyras, cello Amsterdam Sinfonietta + 13 Feb Wenen (NL), 17 Feb Nijmegen (NL), 18 Feb Enschede (NL), 19 Feb Leiden (NL), 20 Feb Amsterdam (NL), 21 Feb Delden (NL)

The spirit of chamber music is at the heart of Thomas Larcher’s new Cello Concerto. Written to be played with or without a conductor, the rhythmically complex textures require the orchestra to listen and play as a much smaller ensemble. The soloist is an initiator of processes more than a virtuosic centrepiece. The work is constructed in three movements, the second of which is an extended cadenza for the solo cello and piano. Thomas Larchers neues Konzert für Violoncello und Kammerorchester, das mit und ohne Dirigent aufgeführt werden kann, lebt aus dem Geist der Kammermusik. Die komplexen rhythmischen Texturen verlangen vom Orchester, so aufeinander zu hören und miteinander zu spielen, als sei es ein viel kleineres Ensemble. Der Solist löst dabei Prozesse aus und ist nicht so sehr virtuoses Zentrum. Der zweite der drei Sätze ist eine ausgedehnte Kadenz für das Solocello und das Klavier.

Hannah Lash

Leander and Hero for wind quintet (2015) Commissioned by City of Tomorrow, made possible by the Chamber Music America Classical Commissioning Program, with generous funding provided by The Andrew W. Mellon Foundation, and the Chamber Music America Endowment Fund 35‘

I Prelude: The Cliffs - II Courting Dance: Slow and Ancient - III Flocking - IV First Storm - V Hero and Leander - VI Interlude: away from the rocks - VII The Storm; Leander Does Not Return to the Nest - VIII Hero Finds Leander’s Body and Will Not Leave His Side - IX Postlude: The Cliffs fl(pic, sop rec).ob(sop rec).cl(bcl, sop rec).bsn(sop rec)-hn(sop rec) • 9 Feb 2016 · New Haven, CT (USA) Sprague Hall, Yale School of Music Ensemble City of Tomorrow + 13 Feb New York, NY (USA) Leander and Hero takes as its point of departure the story of Leander and Hero’s tragic love. But in my version, Leander and Hero are cliffbirds who mate for life. Hero sits on eggs in the nest on the rocks while Leander fishes for food. Leander is killed in a violent storm at sea and does not return. Hero waits for him but when he does not come she leaves her nest to go look for him. She finds his body washed up by the waves. Like all birds who mate for life, she sits by his body, unwilling to leave his side even in death. Hannah Lash Die tragische Liebe von Leander und Hero ist Ausgangspunkt meines gleichnamigen Stückes. In meiner Version sind die beiden jedoch See-

Thomas Larcher

Wilfried Hiller

Photo: Richard Haughton

Nachtschattentänze im Skulpturengarten für Zither (oder Harfe) und Streichorchester (2015) aus dem Klavierzyklus Kosmos 10‘ Prolog: Malerin vor der Leinwand I Ballerina - II Reigen - III Walzer IV Mondsichel in Frauenhand V Iris (das Mädchen mit der Totenmaske) - Epilog: Die Pendeluhr von Hafendorf • 14 Jan 2016 · St. Blasien (D) Festsaal im Kolleg Alexander Boldachev, Harfe Junge Münchner Philharmonie Dirigent Mark Mast + 15 Jan Freudenstadt (D), 16 Jan Ettlingen (D), 20 Jan Zürich (CH), 24 Jan Wien (A), 26 and 27 Jan München (D)

6

schott aktuell · the journal · 1/2016

www.schott-music.com


Andrew Norman Photo: Jessa Anderson

as in a contrapuntal duet. The sound emanates from two sources, the tone colours of which are complementary. The vibrations are strictly synchronized, so that the intoned lamentation seems to come from a single source. This determines the rich simplicity of Tigran Mansurian’s music. Hanspeter Krellmann Das ursprüngliche Werk für Sopransaxophon und Viola entstand 1999, als ein enges Familienmitglied des Komponisten schwer erkrankt war. Die gut siebenminütige Klage-Ode lässt die beiden Instrumente sich in schneller Folge abwechseln, häufig auch unisono spielen, und dann als kontrapunktisches Duett auftreten. Die Klangquellen bilden keinen Kontrast, sondern ergänzen sich. Ihre Schwingungen sind genau synchronisiert, sodass die Klage einer einzigen Klangquelle zu entströmen scheint. Dies ist es, was die reiche Schlichtheit der Musik Tigran Mansurians Hanspeter Krellmann ausmacht.

Olli Mustonen

Triptyykki (Triptych) for string orchestra (2015) Commissioned by the Helsinki Junior Strings 12‘

sprach. Wunschgemäß ist dieses Stück ihrer Erinnerung gewidmet. Die drei Sätze sind sehr unterschiedlich im Charakter: Der erste Satz ist mit „Misterioso“ überschrieben, der zweite mit „Furioso“ und der dritte mit „Ad astra“. Dieser dritte Satz beginnt wie eine ziemlich dissonante und ernste Passacaglia, erreicht aber gegen Schluss ekstatische und beschwingte Höhen. Die Fassung für Streichorchester ist ein Auftrag von Helsinki Strings für das fünfzigjährige Bestehen des East Helsinki Music Olli Mustonen Institute.

Andrew Norman

New Work for Orchestra in Three Parts (Part I) (2015) Commissioned by the Los Angeles Philharmonic Association; Gustavo Dudamel, Music Director 15‘ • 25 Feb 2016 · Los Angeles, CA (USA) Walt Disney Concert Hall Los Angeles Philharmonic Conductor Gustavo Dudamel + 26 Feb 2016 Los Angeles, CA (USA)

Thierry Pécou I Misterioso - II Furioso - III Ad astra • 28 Jan 2016 · Helsinki (FIN) Mikael Agricolan kirkko Helsinki Junior Strings Conductor Jukka Rantamäki vögel, die in einer lebenslangen Partnerschaft leben. Hero sitzt in ihrem Nest in den Klippen auf ihren Eiern, während Leander nach Futter fischt. Er kehrt jedoch nicht zurück, weil er während eines Sturmes umkommt. Hero wartet vergeblich auf ihn und verläßt ihr Nest, um ihn zu suchen. Sie findet seinen toten Körper in der Brandung. Wie alle Vögel, die sich lebenslang verbinden, ist sie nicht bereit, ihn zu verlassen, und verharrt bei der Leiche. Hannah Lash

• 9 Feb 2016 · New Haven, CT (USA) Sprague Hall, Yale School of Music Jacob Ashworth, violin Lee Dionne, piano

Tigran Mansurian

Lachrymae Fassung für Sopransaxophon und Tenorsaxophon (1999/2015) 7‘ Larghetto, poco rubato

Hannah Lash

Sonata for Violin and Piano (2015) Commissioned by Francesca Anderegg (movement I) and the McKim Fund in the Library of Congress (movements II & III) 24‘ (World Première of the complete work)

www.schott-music.com

• 11 Feb 2016 · Hamburg (D) Alfred-Schnittke-Akademie Ruth Velten, Sopransaxophon Adrian Tully, Tenorsaxophon The original work for soprano saxophone and viola was composed in 1999 when a close member of the composer’s family fell seriously ill. The ode of lamentation is assigned to the two instruments in such a way that they play in swift succession, frequently in unison, and then together

My Triptych was originally written for three cellos a cappella. It was commissioned by Sam Steppel, whose interview I happened to read and I was very moved by the way he talked about his late wife. As requested, the piece is dedicated to her memory. The three movements are very different in character: the first is titled ‘Misterioso’, the second ‘Furioso’ and the third one ‘Ad astra’. The third movement starts as a rather dissonant and severe passacaglia, but in the end rises to ecstatic and uplifting heights. The version for string orchestra has been commissioned by the Helsinki Strings in connection with the 50th anniversary celebrations of the East Helsinki Music Institute. Olli Mustonen Triptyykki wurde ursprünglich für drei Violoncelli a cappella geschrieben. Es war ein Auftrag von Sam Steppel, dessen Interview ich gelesen hatte. Ich war sehr berührt, wie er über seine verstorbene Ehefrau

Femme changeante Cantate des quatre montagnes pour 2 voix de femme et ensemble (2015) Livret par Sylvie Blasco d’après la mythologie Navajos (frz./dt.) Co-commission of the City of Hamburg for Festival arabesques and the Festival d’Ambronay in France 45’ • 22 Jan 2016 · Hamburg (D) Ballinstadt Festival arabesques 2016 Ensemble Variances Dirigent Thierry Pécou In my work I try to enter into a dialogue with the culture of the Navajos and express in sound the power of their ‘medicine’, which ensures balance between the individual and the community through the path of beauty. Through the image of a changing woman, the architype of eternal recurrence, I explore the mystical path of the Navajos and their four holy mountains. The pulse of the drum runs through the score, which is arranged like an imaginary ritual, but without imitating the real ceremony of the Navajos. Arias sung

7

schott aktuell · the journal · 1/2016


World Premières / Uraufführungen

• 5 Feb 2016 · Paris (F) Auditorium de Radio France Håkan Hardenberger, trumpet Orchestre Philharmonique de Radio France Conductor Mikko Franck

Thierry Pécou Photo: Cyrille Guir

I wrote this concerto during a visit to North America to meet various Native American communities. Two important elements of the ceremonial music of these peoples, the singing and the pulsating drum, are taken up by the trumpet and the various blended timbres of the orchestra. The drum does not accompany; it is the source, the actual centre of the sound. The interaction between the solo trumpet and the orchestra, situated opposite each other, is also special: The orchestra is neither an ‘extension’ of the soloist nor his ‘resonator’, but rather it carries him like an energy centre, creating the melodies, chords, and tone colours while the trumpet summons the spirits and depicts the visions and dreams evoked by the expansion of consciousness. Thierry Pécou Dieses Konzert entstand während meiner Reise zu den Indianern Nordamerikas. Zwei wichtige Elemente der zeremoniellen Musik dieser Völker, der Gesang und das Pulsieren der Trommel, werden durch die Trompete und die vielfältig ge-

in English and French recitatives are connected and tell the same story on two different levels. Thierry Pécou In meinem Werk versuche ich, in einen Dialog mit der Kultur der Navajos zu treten und die Kraft ihrer „Medizin“ zum Klingen zu bringen, die das Gleichgewicht zwischen dem Individuum und der Gemeinschaft durch den Weg der Schönheit sichert. Über das Schlüsselbild der sich verändernden Frau, Archetyp der ewigen Wiederkehr, erforsche ich den mystischen Weg der Navajos und ihre vier heiligen Berge. Die pulsierende Trommel zieht sich durch die ganze Partitur, die wie ein imaginärer Ritus gestaltet ist, ohne dabei eine tatsächliche Zeremonie der Navajos zu imitieren. Englisch gesungene Arien und französische Rezitative sind miteinander verbunden und erzählen auf zwei unterschiedlichen Ebenen die gleiche Geschichte. Thierry Pécou

8

schott aktuell · the journal · 1/2016

mischten Klangfarben des Orchesters aufgegriffen. Die Trommel begleitet nicht; sie ist die Quelle, das eigentliche Zentrum des Klangs. Auch das Zusammenspiel der Solotrompete mit dem Orchester, dem sie gegenübersteht, ist speziell: Das Orchester ist weder „Verlängerung“ des Solisten noch sein „Resonanzkörper“, sondern trägt ihn wie ein Energiezentrum, kreiert die Melodien, die Akkorde, die Klangfarben, während die Trompete die Geister beschwört und die Visionen und Träume schildert, die durch die Erweiterung des Bewusstseins hervorThierry Pécou gerufen werden.

Fazil Say

Kapalı Çars¸ı (Grand Bazaar) for orchestra (2015–2016) Auftragswerk des Real Orquesta Sinfónica de Sevilla 15‘ Picc. · 2 · 2 · Engl. Hr. · 2 · Kfg. - 4 · 3 · 2 · 1 - P. S. (4 Spieler) - Hfe. - Str. • 18 Feb 2016 · Sevilla (S) Teatro de la Maestranza Real Orquesta Sinfónica de Sevilla Conductor John Axelrod + 19 Feb Sevilla (S)

Thierry Pécou

Sonderbare Bezauberung für Chor und Klavier (2015) Texte von Hugo von Hofmannsthal (dt.) Commande du chœur de chambre „Les Éléments“ 8‘ • 4 Feb 2016 · Toulouse (F) Auditorium St Pierre des Cuisines N.N., piano Les Éléments Conductor Joël Suhubiette

Thierry Pécou

Soleil rouge pour trompette et orchestre (2015) Commande du Radio France 20‘ 2 · 2 (2. auch Engl. Hr.) · 2 (2. auch Bassklar.) · Sax. · 2 (2. auch Kfg.) 4 · 2 · 3 · 1 - P. S. (Röhrengl. · gr. Nietenbeck. · Thai Gong · Tamt. · Tomt. · gr. Tr. · Guiro · Mar.) (1 Spieler) - Hfe. - Str.

Fazıl Say Photo: Marco Borggreve

www.schott-music.com


First Nights / Premieren

T

he year 2016 is off to a busy start with 20 new stage productions opening in January and February. Alongside the world première of Toshio Hosokawa’s new opera Stilles Meer in Hamburg we are particularly looking forward to first nights of Gaetano Donizetti (L’elisir d’amore, Koblenz, 27.2) and Giuseppe Verdi (Don Carlo, Radebeul, 16.1), two newcomers of Edition Meisterwerke from the catalogue of Hermann Publishing Group. Well-tried Schott classics such as Engelbert Humperdinck‘s Hänsel und Gretel and Elektra by Richard Strauss will also be performed on international stages. Unbeaten at No. 1 with three new productions (opening 23.1, 30.1, 27.2) is Erich Wolfgang Korngold’s Die tote Stadt.

J

anuar und Februar bescheren uns mit 20 Premieren einen glücklichen Start ins Jahr 2016. Neben der Uraufführung von Toshio Hosokawas neuer Oper Stilles Meer in Hamburg freuen wir uns besonders auf die beiden Premieren von Gaetano Donizetti (L’elisir d’amore, 27.2. in Koblenz) und Giuseppe Verdi (Don Carlo, 16.1. in Radebeul), zwei Newcomer der Edition Meisterwerke aus dem Katalog der Verlagsgruppe Hermann. Aber auch altbewährte Klassiker wie Engelbert Humperdincks Hänsel und Gretel und Elektra von Richard Strauss finden ihren Platz auf internationalen Bühnen. Ungeschlagen auf Platz 1 mit drei Premieren (23.1., 30.1. und 27.2.): Erich Wolfgang Korngolds Die tote Stadt.

• 30 Jan 2016 · Calgary, AB (CDN) Opera, Southern Alberta Jubilee Auditorium Bramwell Tovey · Kelly Robinson

Viktor Ullmann Der Kaiser von Atlantis Landestheater Linz 2010 Photo: Christian Brachwitz

• 27 Feb 2016 · Karlstad (S) Wermland Opera Johannes Gustavsson · Sofia Jupither · Lars-Åke Thessman · Maria Geber

Paul Lincke

Frau Luna • 2 Jan 2016 · Tittling (D) Dreiburgenhalle Margit Weinberger · Stephanie Holly · Nikolaus Saller / Helga Mader · Anna Kanamüller • 27 Feb 2016 · Münster (D) Theater Stefan Veselka · Holger Seitz · Herbert Buckmiller · Götz Lanzelot Fischer

Richard Strauss

Elektra (Reduzierte Fassung) • 12 Feb 2016 · Detmold (D) Landestheater Lutz Rademacher · Christian von Götz · Petra Mollérus

Ariadne auf Naxos (Neue Bearbeitung 1916) • 25 Feb 2016 · Duisburg (D) Theater Wen-Pin Chien · Dietrich W. Hilsdorf · Dieter Richter · Renate Schmitzer

Viktor Ullmann

Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung • 19 Feb 2016 · Dresden (D) Semper 2 Johannes Wulff-Woesten · Christiane Lutz · Christian Andre Tabakoff · Natascha Maraval

Aribert Reimann

Lear • 30 Jan 2016 · Budapest (H) Magyar Állami Operaház Stefan Soltész · Jean-Pierre Ponnelle / Gergely Z. Zöldy (Hungarian Première)

Gaetano Donizetti

Toshio Hosokawa

L’elisir d’amore

Stilles Meer

Nikolaj Rimskij-Korsakow

• 27 Feb 2016 · Koblenz (D) Theater Giuliano Betta · Alexander von Pfeil · Piero Vinciguerra · Katharina Gault

• 24 Jan 2016 · Hamburg (D) Staatsoper Kent Nagano · Oriza Hirata · Itaru Sugiyama · Aya Masakane (Uraufführung)

Mozart und Salieri

Umberto Giordano

Engelbert Humperdinck

Richard Strauss

Andrea Chenier

Hänsel und Gretel

Salome

• 19 Jan 2016 · Leeds (UK) Grand Theatre Oliver von Dohnanyi · Annabel Arden · Tim Clayton · Joanna Parker

• 12 Jan 2016 · Essen (D) Pina-Bausch-Theater Juliano Suzuki · Stefan Kaminski / Nathalie Thoman / Birgit Busse

• 24 Jan 2016 · Berlin (D) Deutsche Oper Alain Altinoglu · Claus Guth · Muriel Gerstner

Hans Werner Henze

Erich Wolfgang Korngold

Pollicino

Die tote Stadt

• 27 Feb 2016 · St. Gallen (CH) Theater Vinzenz Praxmarer · Philipp Krenn · Michael Kraus

• 23 Jan 2016 · Magdeburg (D) Theater Kimbo Ishii · Jakob Peters-Messer · Guido Petzold · Sven Bindseil

www.schott-music.com

• 28 Jan 2016 · Berlin (D) Staatsoper im Schillertheater Max Renne · Elisabeth Stöppler · Annika Haller · Frank Lichtenberg

Giuseppe Verdi

Don Carlo • 16 Jan 2016 · Radebeul (D) Landesbühnen Sachsen, Großer Saal Jan Michael Horstmann · Michael Heinicke · Stefan Wiel

Kurt Weill

Street Scene • 23 Jan 2016 · Pforzheim (D) Theater, Großes Haus Markus Huber · Thomas Münstermann · Jan Hendrik Neidert

Zaubernacht • 27 Feb 2016 · Dessau (D) Altes Theater, Studio Kurt Weill Fest 2016 Tomasz Kajdanski · Ballett des Anhaltischen Theaters Dessau

Elektra (Reduzierte Fassung) • 28 Jan 2016 · Wiesbaden (D) Staatstheater Zsolt Hamar · Rebecca Horn · Amélie Haas

9

schott aktuell · the journal · 1/2016


Music of Remembrance

Music of Remembrance M

usic cannot stop the terrible events of our time – violence, displacement, or mass expulsion. But it can serve as a reminder of suffering and injustice. It can let us pause in the commotion of the day to remember. We have had a number of requests in the past months for suggestions of music dedicated to remembrance and reflection. Many of the pieces we have selected below can also serve as focal points for discussion, talks, and educational activities.

M

usik kann die schrecklichen Geschehnisse unserer Zeit, kann Kriege, Flucht und Vertreibung vieler Menschen nicht verhindern. Aber sie kann an Leid und Unrecht erinnern, kann uns im Trubel des Tages innehalten lassen und unsere Aufmerksamkeit für einige Momente auf das Gedenken und das Mitfühlen richten. In den vergangenen Monaten haben uns immer wieder Anfragen erreicht, welche Musik sich für Konzerte eignet, die dem Gedenken gewidmet sind. Bei Aufführungen stellen viele der ausgewählten Stücke besondere Aufgaben an die Musikvermittlung und bieten Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen, Institutionen und Vereinen.

◆ = World Première / Uraufführung

10

schott aktuell · the journal · 1/2016

www.schott-music.com


Robert Beaser

Ground O for orchestra (2011) 4‘ ◆ 17 Feb 2011 Seattle, WA (USA) · Seattle Symphony Orchestra · Gerard Schwarz, conductor In Ground O for the Seattle Symphony, Robert Beaser orchestrates his much loved movement from his earlier suite of songs without words, Souvenirs for clarinet and piano. The music for Ground O was shaped profoundly by the events of 11 September 2001 as it was written just one month following that day. For the 10th anniversary, the composer felt compelled to rework the music to reflect how the world has evolved ten years after the fact. In Ground O, komponiert für das Seattle Symphony Orchester, orchestriert Robert Beaser den gleichnamigen Satz aus seiner früheren Suite Souvenirs für Klarinette und Klavier, seine Lieder ohne Worte. Die Musik von Ground O, tief geprägt von den verheerenden Ereignissen des 11. Septembers 2001, entstand bereits einen Monat nach dem Anschlag. Der Jahrestag bewegte den Komponisten dazu, seine Musik neu zu bearbeiten: Zehn Jahre nach den tragischen Ereignissen reflektiert er darüber, wie sich die Welt inzwischen gewandelt hat.

John Casken

Apollinaire's Bird Concerto for oboe and orchestra (2013) 20' ◆ 10 Apr 2014 Manchester (UK) · Stéphane Rancourt, oboe · The Hallé · Mark Elder, conductor Apollinaire’s Bird takes as its basis the poem Un oiseau chante, which contrasts the realities of war with hearing a bird singing. The solo oboe sings the song of the bird: the single voice that transports the mind of the soldier beyond the grim situation of the trenches. The orchestra evokes the blackness of the landscape with searing high notes that cut through the texture, but, in dialogue with the oboe, it too draws us elsewhere, away from this world, to a world that is never far away. John Casken Apollinaire's Bird beruht auf dem Gedicht Un oiseau chante, in dem Apollinaire die Realität des Krieges dem Gesang eines Vogels gegenüberstellt. Die Solo-Oboe singt den

www.schott-music.com

Gesang des Vogels: Eine einsame Stimme, die die Empfindungen des Soldaten angesichts der Schrecken in den Schützengräben wiedergibt. Zu Beginn malt das Orchester mit schneidenden hohen Tönen die Schwärze der Landschaft; im Dialog mit der Oboe entführt es uns dann in eine Welt, die niemals weit entfernt ist. John Casken

Indien geborenen amerikanischen Astronautin, und von Ilan Ramon, dem ersten Israeli im Weltall. Seven ist ein sehr persönlicher Monolog und der musikalische Ausdruck meines Mitgefühls für die Astronauten, die ihr Leben für die Erforschung des Alls und damit für die Erfüllung eines Menschheitstraums ließen. Peter Eötvös

Henri Dutilleux

Karl Amadeus Hartmann

The Shadows of Time

Miserae

(see page 20 / siehe Seite 20)

Poème symphonique für Orchester (1933–1934) 20‘ ◆ 2 Sep 1935 Prag (CZ) · Hermann Scherchen, conductor

Peter Eötvös

Seven (Memorial for the Columbia Astronauts) for violin and orchestra (2006/2007) 21’ ◆ 6 Sep 2007 Lucerne (CH) · Akiko Suwanai, violin · Lucerne Festival Academy Orchestra · Pierre Boulez, conductor The Columbia disaster on 1 February 2003 was a dramatic incident which moved me very deeply. Especially the television image of an empty astronaut’s helmet which had been found intact in a field among numerous pieces of debris symbolized to me the tragedy of this disaster. Each of the seven astronauts has been given a personal dedication cadence. Even the representation of their characters is reflected in the composition, for example by reminiscences of the musical cultures of Kalpana Chawla, the India-born American female astronaut, and of Ilan Ramon, the first Israeli in space. The violin concerto Seven is a very personal monologue and the musical expression of my sympathy towards the seven astronauts who lost their lives while exploring space in fulfilment of a fundamental dream of mankind. Peter Eötvös Die Columbia-Katastrophe am 1. Februar 2003 war ein dramatisches Ereignis, das mich außerordentlich berührt hat. Vor allem das Fernsehbild eines leeren Astronautenhelmes, der unversehrt inmitten zahlloser Trümmerstücke auf die Erde gestürzt war, versinnbildlichte für mich die Tragik dieses Unglücks. Alle sieben Astronauten erhielten in meinem Stück eine persönliche Widmungskadenz. Auch die Darstellung ihrer Persönlichkeiten spiegelt sich in der Komposition wider, zum Beispiel durch Anklänge der musikalischen Kulturen von Kalpana Chawla, der in

In this year [1933] I recognised that it was necessary to bear witness, not out of distress and fear of power, but as opposition. I convinced myself that freedom would eventually be won even if at the destruction of ourselves – that I always believed. During this period I composed my first string quartet, the symphonic poem Miserae, and my 1. Symphony to words of Walt Whitman ‘I sit and look out upon all the sorrows of the world, and upon all oppression and shame ...’. This repudiatory intellectual involvement is already manifest in the dedication ‘Meinen Freunden, die hundertfach sterben mußten, die für die Ewigkeit schlafen – wir vergessen Euch nicht (Dachau 1933-34).’ Karl Amadeus Hartmann In diesem Jahr [1933] erkannte ich, dass es notwendig sei, ein Bekenntnis abzulegen, nicht aus Verzweiflung und Angst vor jener Macht, sondern als Gegenaktion. Ich sagte mir, dass die Freiheit siegt, auch dann, wenn wir vernichtet werden – das glaubte ich jedenfalls damals. Ich schrieb in dieser Zeit mein erstes Streichquartett, das Poème symphonique Miserae und meine 1. Symphonie mit den Worten von Walt Whitman: „Ich sitze und schaue aus auf alle Plagen der Welt und auf alle Bedrängnis und Schmach ...“. Dieses anklagende intellektuelle Sich-Zurückziehen manifestiert sich schon in der Widmung: „Meinen Freunden, die hundertfach sterben mussten, die für die Ewigkeit schlafen – wir vergessen Euch nicht (Dachau 1933-34).“ Karl Amadeus Hartmann

Karl Amadeus Hartmann

Klagegesang für großes Orchester (1944–1945) 25‘ ◆ 11 May 1990 Pittsburgh, PA (USA) · Pittsburgh Symphony Orchestra · Lorin Maazel, conductor Karl Amadeus Hartmann dedicated his Klagegesang from 1944 to the government critic and member of the resistance Robert Havemann. By applying the ritornello principle, five strongly contrasting movements merge into a seamless sequence. This gradually building continuity can also be found in the first movements of the Trompetenkonzert and in Symphonische Hymnen. Despite all fears and sorrows, a bright Db major at the end of the piece shows Hartmann’s confidence to see his imprisoned friend again. The composer used parts of the Klagegesang for his 3. Symphonie before the original version was published and premiered in 1990 as a work of its own. Den 1944 entstandenen Klagegesang widmete Karl Amadeus Hartmann dem Regimekritiker und Widerstandskämpfer Robert Havemann. Fünf stark kontrastierende Satzteile ergeben durch die Verwendung des Ritornell-Prinzips eine nahtlose Folge. Diese allmählich wachsende Kontinuität ist auch in den ersten Sätzen des Trompetenkonzert und der Symphonische Hymnen zu finden. Ein strahlendes Des-Dur am Schluss des Stückes zeigt trotz aller Ängste und Sorgen die Zuversicht Hartmanns, seinen inhaftierten Freund wiederzusehen. Teile des Klagegesangs verwendete der Komponist für seine 3. Symphonie, bevor die ursprüngliche Fassung 1990 als eigenes Werk veröffentlicht und uraufgeführt wurde.

Karl Amadeus Hartmann

1. Symphonie Versuch eines Requiems (1935–1936; rev. 1954–1955) nach Worten von Walt Whitman für eine Alt-Stimme und Orchester (dt.) 28‘ ◆ (Neufassung): 22 Jun 1957 Wien (A) · Hilde Rössel-Majdan, Alt · Wiener Symphoniker · Nino Sanzogno, Dirigent

11

schott aktuell · the journal · 1/2016


Repertoire Music of Remembrance Recommendations / Tipps für Ihre Programmplanung

Karl Amadeus Hartmann

Hans Werner Henze

Concerto funebre

Drei Orchesterstücke

für Solo-Violine und Streichorchester (1939/1959) 20‘ ◆ (Urfassung): 1940 St. Gallen (CH) · Ernst Klug, Dirigent

auf eine Klaviermusik von Karl Amadeus Hartmann (1995) 20‘ ◆ 5 Jul 1996 München (D) · Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks · Lorin Maazel, Dirigent

◆ (Neufassung): 12 Nov 1959 Braunschweig (D) · Wolfgang Marschner, Violine · Staatstheater-Kapelle Braunschweig · Heinz Zeebe, Dirigent

Hans Werner Henze

Das Floß der Medusa Oratorium für Sopran, Bariton, Sprechstimme, gemischten Chor (dazu neun Knaben, S/A) und Orchester (1968/1990) Dichtung von Ernst Schnabel Englische Übersetzung von Desmond Clayton (dt./engl.) 70‘ ◆ (szenisch): 15 Apr 1972 Nürnberg (D) · Wolfgang Weber, Inszenierung · Margret Kaulbach, Kostüme · Peter Heyduck, Bühnenbild · Hans Gierster, Dirigent The Louvre houses the famous monumental painting ‘Le Radeau de la Meduse’ (1819) by Théodore Géricault (1791–1824) which takes the scandalous incident following the shipwreck of the frigate ’Medusa’ off the coast of West Africa as its theme: The captain and the officers claimed the lifeboats while 154 crew members were set adrift on a raft. There were only 14 survivors. Hans Werner Henze and his librettist Ernst Schnabel turn Jean-Charles, the black man in Géricault’s painting waving a red flag to be rescued, into the hero of the oratorio – a piece which is disturbingly topical in the year 2016. Im Louvre hängt das berühmte monumentale Gemälde „Le Radeau de la Meduse“ (1819) von Théodore Géricault (1791–1824), das wie Hans Werner Henzes Oratorium den skandalösen Vorfall vom Schiffbruch der Fregatte „Medusa“ vor der Küste Westafrikas thematisiert. Der Kommandant und die Offiziere hatten sich in die Boote gerettet, während 154 einfache Besatzungsmitglieder auf einem Floß ausgesetzt wurden. Nur 14 Menschen überlebten. Jean-Charles, den dunkelhäutigen Mann auf dem Gemälde, der mit einem roten Tuch um Rettung winkt, machen Henze und sein Librettist Ernst Schnabel zum Helden des Oratoriums – ein Stück, das im Jahr 2016 von verstörender Aktualität ist.

12

schott aktuell · the journal · 1/2016

‘The story of Karl Amadeus Hartmann’s life is the story of personal commitment and a career in the antifascist struggle. It has made him respectable, likeable and exemplary to us, his younger colleagues,’ Hans Werner Henze said in a speech on the occasion of Hartmann’s 75th birthday. Hartmann’s harrowing piano sonata with the epithet ‘27 April 1945’ describes a procession of inmates near Dachau concentration camp shortly before liberation by the US Army. Henze already came to know the work in the year of its composition and drafted an orchestra version right away. However, he could not finish his very free transcription of three movements until half a century later – while working on his Sinfonia N. 9. „Die Lebensgeschichte Karl Amadeus Hartmanns ist die Geschichte eines persönlichen Engagements, eines Werdegangs im antifaschistischen Kampf. Sie hat ihn uns, seinen jüngeren Kollegen, respektabel, liebenswert und beispielgebend gemacht“, sagte Hans Werner Henze in einer Rede zu Hartmanns 75. Geburtstag. Dessen erschütternde Klaviersonate mit dem Beinamen „27. April 1945“ schildert einen Gefangenenzug beim Konzentrationslager Dachau kurz vor der Befreiung durch die US Army. Henze lernte das Werk bereits im Jahr des Entstehens kennen und skizzierte sogleich eine Orchesterfassung. Vollenden konnte er die sehr freie Bearbeitung von drei Sätzen jedoch erst ein halbes Jahrhundert später – während er an seiner Sinfonia N. 9 arbeitete.

Hans Werner Henze

Sinfonia N. 9 für gemischten Chor und Orchester (1995–1997) Dichtung auf Anna Seghers’ Roman Das siebte Kreuz von Hans-Ulrich Treichel (dt.) 55‘ ◆ 11 Sep 1997 Berlin (D) · Berliner Philharmonisches Orchester · Rundfunkchor Berlin · Ingo Metzmacher, Dirigent

This symphony is an apotheosis of terror and anguish, a summation of my creative career, an attempt to come to terms with an arbitrary and incalculable world that assails us at every turn. Instead of hymning joy, the beautiful divine spark, the men and women of my Ninth Symphony spend the evening conjuring up a world of horror and persecution that is still with us today and that continues to cast its shadows over us. This symphony reflects a German reality, but above all it expresses the greatest possible admiration for those people who opposed the Nazis’ Fascist reign of terror and who gave their lives to safeguard freedom of Hans Werner Henze thought. Was in dieser Sinfonie geschieht, ist eine Apotheose des Schrecklichen und Schmerzlichen. Sie ist eine Summa summarum meines Schaffens, der Versuch einer Abrechnung mit einer willkürlichen, unberechenbaren, uns überfallenden Welt. Statt der Freude, den schönen Götterfunken zu besingen, sind in meiner Neunten den ganzen Abend Menschen damit beschäftigt, die immer noch nicht vergangene Welt des Grauens und der Verfolgung zu evozieren, die weiterhin ihre Schatten wirft. Eine deutsche Wirklichkeit, ist diese Sinfonie aber vor allem Ausdruck der allergrößten Verehrung für die Leute, die Widerstand geleistet haben in der Zeit des nazifaschistischen Terrors und die für die Freiheit der Gedanken ihr Leben gegeben haben. Hans Werner Henze

Stefan Heucke

Kammersinfonie für Sprecher und sieben Instrumente, op. 44 (2003) Text Saisonbeginn von Elisabeth Langgässer (dt.) 45’ ◆ 9 Nov 2003 Bochum (D) · Elftraud von Kalckreuth, Sprecherin · Gilead Mishory, Klavier · Kammerensemble Wolfgang Sellner · Joachim Harder, Dirigent Elisabeth Langgässer’s Saisonbeginn reminds us that the horrors of the Nazi era were not least made possible because of widespread ignorance. The described event, accepted by the passers-by, is trivial: A sign is put up next to the crucifix at the entrance to a spa town with the following inscription: ‘Jews are unwelcome in this spa town.’ Seven melodramatic movements with their dramatic development and a narrator reciting the story are contrasted

with seven instrumental movements contemplating Christ’s ‘Sieben Letzten Worte’ [Seven Last Words] and becoming slower and slower. The final movement of the narrative and the seventh word, ‘Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist’ [Father, into your hands I commit my spirit] collide as only seemingly irreconcilable differences. Stefan Heucke Elisabeth Langgässers Saisonbeginn erinnert daran, dass die Schrecken der NS-Zeit auch durch die Ignoranz vieler möglich wurden. Der geschilderte, von den Vorbeigehenden hingenommene Vorgang ist banal: die Errichtung einer Tafel mit der Aufschrift „In diesem Kurort sind Juden unerwünscht” neben dem Kruzifix am Ortseingang eines Kurorts. Sieben sich dramatisch entwickelnden melodramatischen Sätzen, in denen der Sprecher die Erzählung rezitiert, stehen sieben immer langsamer werdende Instrumentalsätze gegenüber, die über die „Sieben Letzten Worte“ Christi am Kreuz meditieren. Der Schlusssatz der Erzählung und das siebente Wort „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist“ prallen am Ende als nur scheinbar unversöhnliche Gegensätze aufeinander. Stefan Heucke

Wilfried Hiller

Theresienstädter Tagebuch Ein Liederzyklus für Kinderchor und Instrumentalensemble (2012) Texte von Alexander Jansen nach Dokumenten von Kindern aus dem Konzentrationslager Theresienstadt (dt.) 20’ ◆ 13 Feb 2013 Würzburg (D) · Hermann Schneider, Inszenierung, Kostüme, Bühnenbild · Mitglieder der Würzburger Domsingknaben und der Mädchenkantorei am Würzburger Dom · Alexander Rüth, Dirigent Theresienstädter Tagebuch [The Theresienstadt Diary] is based on texts by children interned in the Theresienstadt ghetto. With a naive and innocent manner, and frequently ineffable wisdom, these texts communicate the experiences of individuals robbed of their childhood. We are shocked by the images of their reality in which hardship, humiliation, anguish, and bloodshed play a permanent role – horrifying testimonies from which we prefer to avert our glance. The texts also express a longing for lightheartedness and a bit of happiness: rides on sledges

www.schott-music.com


and roundabouts, family pets, and butterflies dancing above flowering meadows – prospects of hope. We know, though, that only 250 of the 15,000 children in Theresienstadt were liberated. Alexander Jansen Theresienstädter Tagebuch basiert auf Texten von Kindern, die im Ghetto Theresienstadt inhaftiert waren. Auf naiv-kindliche Art, oft voll unbegreiflicher Weisheit, überliefern sie uns, was sie sahen, als ihnen ihre Kindheit geraubt wurde. Die Bilder ihrer Wirklichkeit sind bedrückend und zeigen Drangsal, Erniedrigung, Qual und Mord – Schrecken, vor denen wir zurückweichen wollen. Sie künden auch von der Sehnsucht nach Unbeschwertheit und dem kleinen Glück: Schlitten- und Karussellfahrten, von Haustieren, gaukelnden Schmetterlingen auf blühenden Wiesen – Perspektiven der Hoffnung. Doch wir wissen: Nur 250 der 15.000 Kinder von Theresienstadt erlebten die Befreiung. Alexander Jansen

Paul Hindemith

When lilacs last in the door-yard bloom‘d A requiem ‘for those we love’ für Mezzosopran, Bariton, gemischten Chor und Orchester (1946) Text von Walt Whitman. Deutsch von Paul Hindemith (dt./engl.) 60’ ◆ 14 May 1946 New York, NY (USA) · Collegiate Chorale · Robert Shaw, conductor Paul Hindemith’s compositional analysis of American literature in the years he lived in exile is documented primarily by his ‘Lilac Requiem’ which is based on the poem ’When Lilacs Last in the Door-Yard Bloom’d’ by Walt Whitman. Hindemith began to compose this work in January 1946, just a few days after his naturalization, and at first wanted to give it the title ‘An American Requiem’. The oratorio is a bow to the cultural tradition of the country which readily welcomed him, on the one hand, and a document of grief and sympathy with the fate of the Jews during the Nazi dictatorship.

auch mit dem Titel „An American Requiem“ versehen wollte, im Januar 1946 wenige Tage nach seiner Einbürgerung. Das Oratorium ist zum einen eine Verneigung vor der kulturellen Tradition des Landes, das den Komponisten so bereitwillig aufnahm, zum anderen ist es ein Dokument der Trauer und der Anteilnahme am Schicksal der Juden während der Nazi-Diktatur.

Toshio Hosokawa

Stilles Meer Opera in one act (5 scenes) (2015) (see page 4 / siehe Seite 4)

Toshio Hosokawa

Voiceless Voice in Hiroshima for soloists, narrators, chorus, tape (ad lib.) and orchestra (1989/2000–2001) (jap./dt./engl.) 71’ ◆ 4 May 2001 München (D) · Nathalie Stutzmann, Alt · Theresa Kohlhäufl, Sprecher 1 · Tim Schwazmaier, Sprecher 2 · August Zirner, Sprecher 3 · Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks · Chor des Bayerischen Rundfunks · Sylvain Cambreling, Dirigent

Toshio Hosokawa

Memory of the Sea Hiroshima Symphony for orchestra (1998) 18’ ◆ 27 Mar 1998 Hiroshima (J) · Hiroshima Symphony Orchestra · Naohiro Totsuka, conductor

Toshio Hosokawa

Klage for soprano and orchestra (2013) based on texts by Georg Trakl (dt.) 22’ ◆ 25 Aug 2013 Salzburg (A) · Anna Prohaska, Sopran · NHK Symphony Orchestra · Charles Dutoit, Dirigent

Toshio Hosokawa

Meditation Paul Hindemiths kompositorische Auseinandersetzung mit amerikanischer Literatur während seiner Exiljahre dokumentiert vor allem sein „Flieder-Requiem“, das auf Walt Whitmans Gedicht „When Lilacs Last in the Door-Yard Bloom’d“ basiert. Hindemith begann die Komposition, die er zwischenzeitlich

www.schott-music.com

to the victims of Tsunami (3.11) for orchestra (2011–2012) 14’ ◆ 23 Mar 2012 Tongyeong (ROK) · Tongyeong Festival Orchestra · Alexander Liebreich, conductor

Toshio Hosokawa

Nach dem Sturm for two sopranos and orchestra (2015) based on Blumen nach einem Unwetter by Hermann Hesse (dt.) 18’ ◆ 2 Nov 2015 Tokyo (J) · Susanne Elmark, soprano · Ilse Eerens, soprano · Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra · Kazushi Ono, conductor Works by Toshio Hosokawa are always filled with his prayers: he composes them as one of the people who was born in Hiroshima after World War II. His spiritual pain is reflected in his music with Hiroshima, his hometown, as the theme: sometimes with severe expressions, sometimes with silence and full of stillness as in the works Memory of the Sea and Voiceless Voice in Hiroshima. However, his music is by no means only a consolation to share the sorrow. It is also a belief in the strength of human beings when they try to crawl out from the bottom of the deepest sorrow. It is a strong desire that human beings go on to live again in hope. After the To-hoku Earthquake on 11 March 2011, which is fresh in our memories, the composer came to contemplate more deeply what it is ‘to live’. In recent works, Meditation, a mourning for the victims of Tsunami, Klage, in which a mother could heal her deep sorrow by singing, and Nach dem Sturm depicting a flower that experienced storm gradually regaining the world of light, Hosokawa expressed fear of primitive power and the terror of nature, and the anger against irrationality that we are threatened by nuclear power we ourselves created. Ultimately, he illuminated those who try to find the light to live. Toshio Hosokawas Werke sind immer auch Gebete eines nach dem Zweiten Weltkrieg in Hiroshima Geborenen. Seine Geburtsstadt ist oft Thema seiner Musik, in der sich sein spiritueller Schmerz spiegelt: teils expressiv, teils voll Schweigen und Stille, wie in Memory of the Sea und Voiceless Voice in Hiroshima. Jedoch ist sie nie nur Ausdruck des Trostes, der hilft, Leid zu teilen: Hosokawa glaubt an die Kraft, mit der sich Menschen aus den Abgründen tiefsten Schmerzes befreien können, und wünscht sehnlich, dass die Menschheit wieder Hoffnung findet. Nach dem To-hoku-Erdbeben vom 11. März 2011, das im japanischen Gedächtnis noch sehr frisch ist, begann Hosoka-

wa, neu über das Leben nachzudenken. In seinen jüngsten Werken Meditation, der Trauer um die Opfer des Tsunamis, Klage, in dem eine Mutter ihren Schmerz durch den Gesang überwindet, und Nach dem Sturm, der Beschreibung einer Blume, die nach einem Unwetter das Licht wiederfindet, drückt er unterschiedliche Empfindungen aus: die Angst vor der Urkraft und dem Schrecken der Natur, die Wut über die selbst verursachte Gefährdung durch die Atomkraft, aber letztlich auch den Blick auf Menschen, welche die Kraft finden, in schwierigsten Zeiten stark und mutig zu leben.

Toshi Ichiyanagi

Symphony No. 8 – Revelation 2011 – version for orchestra (2011/2012) 26‘ ◆ 28 Aug 2012 Tokyo (J) · Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra · Tatsuya Shimono, conductor This work has a subtitle – Revelation 2011 –, which was derived from my feeling about the huge disaster caused by the great earthquake that hit East Japan on 11 March 2011. The unprecedented experience led me to look into my thoughts on the Japanese geographical features and on our way of living in this country more deeply and strictly. That is indispensable for me in order to keep a creative attitude as a composer. Symphony No. 8 will not only become a turning point in my activities as a composer, but also shows a new way of thinking for my following works. Toshi Ichiyanagi Der Untertitel – Revelation 2011 – drückt meine Gefühle angesichts der gewaltigen Katastrophe aus, die durch das Erdbeben vom 11. März 2011 über Japan hereingebrochen ist. Diese beispiellose Erfahrung hat mich dazu gebracht, tiefer und grundsätzlicher über die besondere geographische Situation Japans und über unsere Art, in diesem Land zu leben, nachzudenken. Für mich als Komponist war dies unverzichtbare Konsequenz, um auch weiterhin kreativ arbeiten zu können. Symphony No. 8 ist ein Wendepunkt in meinem Schaffen als Komponist und zeigt den neuen Weg, den meine Musik nehmen wird. Toshi Ichiyanagi

13

schott aktuell · the journal · 1/2016


Music of Remembrance

Pierre Jalbert

Shades of Memory for orchestra (2011) 13‘ ◆ 16 Sep 2011 Houston, TX (USA) · Houston Symphony Orchestra · Hans Graf, conductor A few months after 9/11, I remember being in New York and riding the subway past the World Trade Center Station, and I overheard a woman comment, ‘Thank God we don’t stop there – get me away from this place …’. Now many years out, the memory is still raw, if somewhat darkly muted by time. When I think about that day, what comes to mind are the individuals who lost loved ones and the individuals who sacrificed themselves to help others. My musical starting point for this work was two Gregorian Chants: ’Dies Irae’ and ’Agnus Dei’, which finishes with the line, ‘Grant us Peace’. Pierre Jalbert Einige Monate nach 9/11 saß ich in New York in der U-Bahn, die an der Haltestelle World Trade Center vorbeifuhr. Ich erinnere mich an die Bemerkung einer Frau: „Gott sei Dank halten wir hier nicht – nur weg von diesem Ort …“. Heute, nach vielen Jahren, ist die Erinnerung noch sehr wach, wenngleich durch die Zeit wie abgedämpft. Wenn ich über diese Tage nachdenke, kommen mir diejenigen, die geliebte Menschen verloren, ebenso in den Sinn wie all jene, die ihr Leben opferten, um anderen zu helfen. Zwei gregorianische Choräle sind die Basis dieses Werks: „Dies Irae“ und das mit den Worten „Dona nobis pacem“ endende „Agnus Dei“. Pierre Jalbert

Lei Liang

Bamboo Lights for chamber orchestra (2013) 11‘ ◆ 21 Feb 2013 Boston, MA (USA) · Callithumpian Consort · Stephen Drury, conductor ‘Bamboo Lights is a memorial for my family members who perished in China in World War II. Dense bamboo forests surround and shelter the villages in southern China. Those groves bore witness to the horrors and atrocities of war: howling winds, flickering lights, eyes, shining, gazing, peering through the leaves …’ (Lei Liang) Bamboo Lights evokes the bamboo grove in a manner similar to the haiku poetry of Matsuo Basho-.

14

schott aktuell · the journal · 1/2016

„Dichte Bambuswälder umgeben und schützen die Dörfer in Südchina. Diese Haine sind wie Zeugen für die Schrecken und Grausamkeiten des Krieges: Der Wind heult in ihnen, das Licht flackert, Augen scheinen durch die Blätter zu starren …“ (Lei Liang) Bamboo Lights ist ein Denkmal für Lei Liangs Familie, die im Zweiten Weltkrieg umkam, und beschwört Bilder von Bambushainen in einer Weise, die an die Haiku-Poesie von Matsuo Basho- erinnert.

Steve Martland

Babi Yar for large orchestra in three groups (1983) 35’ ◆ 22 Nov 1985 Liverpool (UK) · Royal Liverpool Philharmonic · Nicholas Cleobury, conductor Babi Yar is named for the location near Kiev where a mass slaughter by the SS took place. Steve Martland’s aim in composing the first and only orchestral work of his career was to confront the brutality of such acts, acknowledging the possibility of hope even in the face of violence. Martland divides the orchestra into three sections, each acting autonomously, incorporating instruments and performance practices more closely associated with jazz and rock music. His fierce, inimitable spirit is present through the shattering as well as serene moments of this monumental work. Babi Yar ist nach dem Ort nahe Kiew benannt, an dem die SS Massenerschießungen durchführte. In seinem ersten und einzigen Orchesterwerk wollte Steve Martland die Brutalität dieser Ereignisse und zugleich die Möglichkeit von Hoffnung angesichts von Gewalt zeigen. Martland teilt das Orchester in drei Gruppen, die jede für sich autonom agieren. Er verwendet Instrumente und Spielpraktiken, die mit Jazz und Rockmusik assoziiert werden. Sowohl die erschütternden als auch die abgeklärten Momente dieses monumentalen Werks sind bestimmt von Martlands wütendem und zugleich unnachahmlichem Temperament.

Peter Maxwell Davies

Commemoration 60 for children’s chorus, chorus (SATB), military band, military trumpets and trombones and orchestra (2005) text from Isaiah and Goliard Poets (13th century) (Eng./Lat.) 20’ ◆ 6 Jun 2005 London (UK) · Treble Choirs · London Symphony Chorus · Royal Philharmonic Orchestra · Peter Maxwell Davies, conductor Commissioned personally by Her Majesty the Queen to commemorate the sixtieth anniversary of the end of World War II, Commemoration 60 is scored for large forces, and uses them in dramatic ways. Invented hymns, fanfares and marches form a huge collage reminiscent of Charles Ives. The work concludes with the prayer for peace from the Latin Mass, rising to a massive climax for the full forces, then falling away to an ending suggesting hope. Commemoration 60 war ein persönlicher Kompositionsauftrag von Königin Elisabeth II. zur Erinnerung an den 60. Jahrestag des Kriegsendes. In dem sehr groß dimensionierten Werk setzt Sir Peter Maxwell Davies Hymnen, Fanfaren und Märsche zu einer an Charles Ives erinnernden Klangcollage zusammen. Das Stück endet mit dem „Dona nobis pacem“ aus der lateinischen Messe und verklingt in einem Schluss, der mehr Hoffnung auf Erfüllung dieser Bitte als Bestätigung ist.

Luigi Nono

Il canto sospeso für Sopran-, Alt- und Tenor-Solo, gemischten Chor und Orchester Textstellen aus Abschiedsbriefen zum Tode verurteilter europäischer Widerstandskämpfer (1955–1956) (ital./dt.) 30’ ◆ 24 Oct 1956 Köln (D) · Ilse Hollweg, Sopran · Eva Bornemann, Alt · Friedrich Lenz, Tenor · Kölner Rundfunkchor · Kölner Rundfunk-Sinfonieorchester · Hermann Scherchen, Dirigent The message in these letters from people condemned to death has been carved deeply into my heart, just as it has been carved into the hearts of all those who understand these letters as testimonies of love, as conscious decisions and responsi-

bility towards life, and as a model of sacrifice and resistance to Nazism, that monstrosity of irrationalism that tried to destroy reason. Luigi Nono Eingemeißelt wie in die Herzen aller derjenigen, die diese Briefe verstehen als Zeugnisse von Liebe, bewusster Entscheidung und Verantwortung gegenüber dem Leben und als Vorbild einer Opferbereitschaft und des Widerstandes gegen den Nazismus, dieses Monstrum des Irrationalismus, welches die Zerstörung der Vernunft versucht. Luigi Nono

Luigi Nono

Canti di vita e d’amore Sul Ponte di Hiroshima für Sopran- und Tenor-Solo und Orchester (1962) (ital.) 18’ ◆ 22 Aug 1962 Edinburgh (UK) · Dorothy Dorow, soprano · Richard Lewis, tenor · London Symphony Orchestra · Sir John Pritchard, conductor It was the ‘open wound Hiroshima’ which urged Luigi Nono to compose this work with the subtitle ‘Sul Ponte di Hiroshima’ in 1962. The composition consists of three very different sections based on texts by the philosopher Günther Anders and poems by Jesus Lopez Pacheco and Cesare Pavese. They are ‘… three current events – strongly depending on each other – which have inspired me to write these songs of ”life and love”. Love, not in the sense of denial or escape from reality, but in the conscious mind.’ (Luigi Nono) Die „offene Wunde Hiroshima“ war es, die Luigi Nono 1962 zu seiner Komposition mit dem Untertitel „Sul Ponte di Hiroshima“ drängte. Das Werk besteht aus drei sehr unterschiedlichen Teilen, die Texte des Philosophen Günther Anders sowie Gedichte von Jesus Lopez Pacheco und Cesare Pavese zur Grundlage haben. Es sind „… drei Situationen unseres Zeitgeschehens, die – einander engstens bedingend – mich zu diesen Gesängen des ,Lebens und der Liebe’ inspiriert haben. Liebe, nicht als Aufhebung oder Flucht aus der Wirklichkeit, sondern im Bewusstsein des Lebens.“ (Luigi Nono)

www.schott-music.com


Krzysztof Penderecki

Agnus Dei aus „Requiem der Versöhnung“ für vier Soli, gemischten Chor und Orchester (1995) zum Gedenken an die Opfer des 2. Weltkrieges (lat.) 6‘

Bernard Rands

Interludium aus „Requiem der Versöhnung“ for mixed chorus and orchestra (1995) zum Gedenken an die Opfer des 2. Weltkrieges (lat.) 10‘ ◆ (World Première of complete ‘Requiem der Versöhnung’): 15 Aug 1995 Stuttgart (D) · Donna Brown, Sopran · Ingeborg Danz, Mezzosopran · Thomas Randle, Tenor · Andreas Schmidt, Bass · Israel Philharmonic Orchestra · Gächinger Kantorei Stuttgart · Krakauer Kammerchor · Helmuth Rilling, Dirigent On the occasion of the 50th anniversary of the end of the World War II, Helmuth Rilling asked 14 composers from 13 countries to set the texts of the Requiem to music. The resulting ‘Requiem der Versöhnung’ became a universal tribute to the victims of this war. Krzysztof Penderecki wrote Agnus Dei for Poland. The four-part composition takes up the Gregorian liturgical melody of ‘Agnus Dei’ and is characterised by a late Romantic melancholy attitude of deep grief. Being a representative of England, Bernard Rands did not chose a traditional requiem text for his Interludium, but created a piece of absolute, impressionist funeral music whose five-bar structure, too, is reminiscent of Gregorian melodies. The vocalising choir is treated like an additional orchestra part. Only once we can hear the word ‘deus’ which sounds like a desperate cry. Für den deutschen Beitrag zu den weltweiten Gedenkfeiern anlässlich des 50. Jahrestages des Kriegsendes bat Helmuth Rilling 14 Komponisten aus 13 Ländern, gemeinsam die Texte des Requiem zu vertonen. Das so entstandene „Requiem der Versöhnung” wurde ein universales Gedenken an die Opfer dieses Krieges. Für Polen schrieb Krzysztof Penderecki das Agnus Dei. Die vierteilige Komposition greift die gregorianische

www.schott-music.com

liturgische Melodie des „Agnus Dei” auf und ist geprägt durch eine spätromantische, melancholische Grundhaltung tiefer Trauer. Bernard Rands als Repräsentant Englands wählte mit seinem Interludium keinen traditionellen Requiemtext, sondern schuf ein Stück absoluter, impressionistischer Trauermusik, deren fünftaktige Struktur gleichfalls an gregorianische Melodien erinnert. Der Vokalisen singende Chor wird wie eine zusätzliche Orchesterstimme behandelt. Nur einmal erklingt wie ein verzweifelter Aufschrei das Wort „Deus“.

Krzysztof Penderecki

Dies Irae Oratorium ob memoriam in perniciei castris in Oswiecim necatorum inexstinguibilem reddendam (Oratorium zum Gedächtnis der Opfer von Auschwitz) für Sopran, Tenor, Bass, gemischten Chor (SATB) und Orchester (1967) (lat./altgr.) 22‘ ◆ 16 Apr 1967 Oswiecim (Auschwitz) (PL) · Delfina Ambroziak, soprano · Wieslaw Ochmann, tenor · Bernard Ładysz, bass · Cracow Philharmonic · Cracow Philharmonic Choir · Krzysztof Missona, conductor Krzysztof Penderecki composed Dies Irae for the international inauguration ceremony of the memorial to the murdered victims in AuschwitzBirkenau on 16 April 1967. He chose Bible texts, quotations from the ‘Eumenides’ by Aischylos as well as contemporary Polish and French poems which he had translated into Latin (except for the Greek quotations) to provide them with timeless validity. With regard to the music, the three-part work is structured like a large crescendo-decrescendo. It gradually builds up from the first soft melismas of the choir basses in the introductory ‘Lamentatio’ to tremendous outbursts in the ‘Apocalypsis’ and finishes with the triple pianissimo of the double basses in the third part ‘Apotheosis’. Dies Irae komponierte Krzysztof Penderecki für die internationale Feierstunde, mit der am 16. April 1967 in Auschwitz-Birkenau ein Ehrenmal zum Gedenken an die Ermordeten eingeweiht wurde. Er wählte Bibeltexte, Zitate aus den „Eumeniden” des Aischylos und zeitgenössische polnische und französische Gedichte aus, die er, bis auf die griechischen Zitate, ins Lateinische

übersetzen ließ, um ihnen eine überzeitliche Gültigkeit zu verleihen. Musikalisch ist das dreiteilige Werk wie ein großes Crescendo-Decrescendo gestaltet. Es steigert sich von den ersten leisen Melismen der Chorbässe bei der einleitenden „Lamentatio” über gewaltige Ausbrüche in der „Apocalypsis” und endet im dritten Teil „Apotheosis” im dreifachen Pianissimo der Kontrabässe.

Krzysztof Penderecki

Kadisz per soprano, tenore, voce recitante, coro maschile ed orchestra (2009) auf Texte von Abraham Cytryn, aus den Klageliedern Jeremias, aus dem Buch Daniel und des hebräischen Kaddisch (poln./hebr.) 20‘ ◆ 29 Aug 2009 Łód´z (PL) · Krzysztof Penderecki, conductor Krzysztof Penderecki wrote this work to commemorate the eradication of the Jewish ghetto in Łód´z which took place 65 years ago. The composer uses a text by the then fifteen-year-old ghetto inhabitant Abraham Cytryn for the introductory movement and has selected a variety of different texts for the remaining movements. The work is brought to a close with the Kaddisch jatom [Orphan’s Kaddish], an extended, tranquil recitative of profound intensity. Against a background of quiescent held notes by the strings and occasional interjections by the male voice choir representing the congregation, the tenor recites the traditional prayer with intense conviction. Krzysztof Penderecki schrieb das Werk anlässlich des 65. Jahrestages der Liquidation des jüdischen Ghettos Łód´z. Für den Eingangssatz verwendet er einen Text des damals fünfzehnjährigen Ghettobewohners Abraham Cytryn. Für die übrigen Sätze wählte der Komponist geistliche Texte aus. Das Werk schließt mit dem Kaddisch jatom [Heiligungsgebet der Waisen]. Dieser Finalsatz – ein ausgedehntes, ruhiges Rezitativ – ist von besonderer Intensität. Begleitet von ruhigen Liegetönen der Streicher und gelegentlichen Einwürfen des Männerchores, der die Gemeinde verkörpert, trägt der Tenor das traditionelle Gebet eindringlich vor.

Fazil Say

1914 Ouverture for orchestra, op. 56 (2014) 9’ ◆ 21 Nov 2014 Bruxelles (B) · Orchestre National de Belgique · Andrey Boreyko, conductor In his piece 1914, commissioned by the Orchestre National de Belgique, Fazıl Say calls the atrocities of the World War I to mind. The sevenminute orchestral piece was part of a project for which one composer from each of the countries involved in the World War I has been commissioned to write a piece in remembrance of the start of the war 100 years ago. Say was chosen for Turkey (the Ottoman Empire). Mit seinem Stück 1914 erinnert Fazıl Say im Auftrag des Orchestre National de Belgique an die Grausamkeiten des Ersten Weltkrieges. Das siebenminütige Orchesterstück war Teil eines Projektes, bei dem anlässlich des Gedenkens an den Kriegsbeginn vor 100 Jahren je ein Komponist aus den beteiligten Ländern mit einer Komposition beauftragt wurde. Für die Türkei bzw. das Osmanische Reich wurde Say ausgewählt.

Fazil Say

Gezi Park 1 Konzert für zwei Klaviere und Orchester, op. 48 (2013) 27’ ◆ 24 Oct 2013 Hannover (D) · Ferhan und Ferzan Önder, Klaviere · NDR Radiophilharmonie · Arvo Volmer, Dirigent In the first piece of his Gezi Park series, Fazıl Say describes the first days of the protest campaign to protect the park in Istanbul in 2013 which developed into the largest Turkish protest against the government. The pianos represent two siblings going through the events. The music describes folk dances of the protesters, nature sounds and the first night in the park. In the last section, Say sets the violent intervention of the police (represented by the orchestra), with their water cannons and fuelair bombs, to music. The piece finishes with a long dialogue of the upset siblings (pianos), whose rage gradually gives way to a feeling of hope.

15

schott aktuell · the journal · 1/2016


Music of Remembrance

Im ersten Stück seiner Gezi ParkReihe schildert Fazıl Say die ersten Tage der Protestaktion zum Schutz des Istanbuler Parks im Jahr 2013, die sich zur bis dato größten türkischen Demonstration gegen die Regierung ausweitete. Die Klaviere repräsentieren zwei Geschwister, die die Ereignisse durchleben. Die Musik beschreibt Volkstänze der Demonstranten, Naturgeräusche und die erste Nacht im Park. Im letzten Teil vertont Say das brutale Einschreiten der Polizei (durch das Orchester vertreten) mit Wasserwerfern und Druckluftbomben. Das Stück endet in einem langen Dialog der beiden aufgebrachten Geschwister (Klaviere), deren Wut allmählich einem Gefühl der Hoffnung weicht.

Enjott Schneider

Glocken-Sinfonie „Lied an das Leben“ (Sinfonie Nr. 1) nach Texten aus dem Konzentrationslager Buchenwald für Sopran- und Bariton-Solo, gemischten Chor, Orgel, Orchester und Kirchenglocken (1998–1999) (dt.) 92’ ◆ 21 Aug 1999 Erfurt (D) · Birgit Fandrey, Sopran · Frank Schiller, Bariton · Silvius von Kessel, Orgel · Philharmonisches Orchester Erfurt · Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl · Philharmonischer Chor Erfurt · Chor des Sorbischen Nationalensembles Bautzen · Konzertchor Kassel · AugustinerKantorei · Regler-Singschar · Universitäts-Chor Jena · Wolfgang Rögner, Dirigent Premiered at the Domfestspiele in Erfurt in 1999, this nine-part symphony with orchestral songs is large scale in every way. The piece, which includes texts from Buchenwald concentration camp, commemorates the Holocaust victims. As the subtitle ‘Lied an das Leben’ [Song to Life] suggests, it is particularly important for Enjott Schneider [to] ‘accomplish the kind of constructive work of mourning (leading to a positive attitude)’. (Enjott Schneider) Church bells at the venue or a recording of church bells may be used for the performance. Aufführungsdauer und Besetzung der 1999 bei den Domstufenfestspielen in Erfurt uraufgeführten neunteiligen Sinfonie mit Orchesterliedern bewegen sich in großen Dimensionen. Das unter anderem auf Texten aus dem Konzentrationslager

16

schott aktuell · the journal · 1/2016

Buchenwald basierende Stück gedenkt der Opfer des Holocaust. Wie bereits aus dem Untertitel „Lied an das Leben“ hervorgeht, liegt es Enjott Schneider besonders am Herzen, „jene konstruktive (und ins Positive führende) Trauerarbeit [zu] leisten“. (Enjott Schneider) Nach Belieben ist der Einsatz von Kirchenglocken am Aufführungsort oder die Zuspielung vom Tonband möglich.

Arnold Schönberg

A Survivor from Warsaw for narrator, men’s chorus and orchestra, op. 46 (1947) text by the composer (engl./hebr.) herausgegeben von Josef Rufer und Christian Martin Schmidt (1975) (dt.) 7’ ◆ 4 Nov 1948 Albuquerque, NM (USA) · Sherman Smith, narrator · Albuquerque Civic Symphony Orchestra · Kurt Frederick, conductor In just 99 bars of music, Arnold Schoenberg was able to portray the suffering and persecution of an entire population. The text for the cantata was written by Schoenberg himself and focuses on the Nazi reign of terror by portraying a scene in the Warsaw Ghetto. In its closing chorale, the narrator calls out ‘Shema Yisroel’ a Jewish statement of faith in what is a devastating emotional climax of the work. Mit nur 99 Takten schafft es Arnold Schönberg in seinem monumentalen Werk, das Leiden und die Unterdrückung eines ganzen Volkes darzustellen. Die von Schönberg selbst verfasste Erzählung beschreibt den Terror des NS-Regimes anhand eines typischen Szenarios im Warschauer Ghetto. Der enge Bezug der Musik zum Text steht bei der bildhaften Schilderung eines Appells im Vordergrund. Für den Schlussteil des Männerchors greift der Komponist auf das jüdische Glaubensbekenntnis „Shema Yisroel“ zurück.

Mikis Theodorakis

Mauthausen Cantata for mezzo-soprano, chorus and orchestra (1965) orchestrated by Tasos Karakatsanis (1993) text by Iakovos Kambanellis (griech.) 20‘

In his Mauthausen cycle Mikis Theodorakis sets four poems of the same title by Iakovos Kambanelli. Kambanelli’s poems are based on the memories of his imprisonment in Mauthausen concentration camp. The plaintive character of the cantata made Theodorakis search for new tone colours never heard before in his works. ‘The Mauthausen songs are primarily addressed to those who suffered under fascism and struggled against it. We all have to bear in mind the crimes of the Nazis because this is the precondition that such crimes will not be repeated.’ (Mikis Theodorakis) Im Mauthausen-Zyklus vertont Mikis Theodorakis vier gleichnamige Gedichte von Iakovos Kambanelli, der seine Erinnerungen an die Gefangenschaft im KZ Mauthausen in Verse fasste. Der elegische Charakter der Kantate ließ ihn ganz neue, in seinen Werken bis dahin ungehörte Farbtöne suchen. „Die Mauthausen-Lieder richten sich vor allem an diejenigen, die unter dem Faschismus gelitten und gegen ihn gekämpft haben. Wir alle müssen uns immer wieder die Verbrechen der Nazis vor Augen halten, weil das eine Grundbedingung dafür ist, dass sich solche Dinge nicht wiederholen können.“ (Mikis Theodorakis)

Michael Tippett

out of Tippett’s vivid musical language, ensuring a work of unfailing emotional power. In den 30er Jahren erlebte Michael Tippett nicht nur vielfältige soziale Ungerechtigkeit, hervorgerufen durch wirtschaftliche Depression und Arbeitslosigkeit, sondern auch den Aufstieg von Nationalsozialismus und Stalinismus. Entsetzt erfuhr er 1938 von der „Kristallnacht“ und antwortete darauf mit einer Komposition, die als sein erstes öffentliches Bekenntnis als Künstler gelten darf. A Child of Our Time gleicht einem traditionellen barocken Oratorium, jedoch mit einer Eigenart: An die Stelle der Choräle setzt Tippett fünf Spirituals. Die universelle Gültigkeit von Text und Musik dieser Spirituals verstärkt die Wirkung des Werks, von dem auch heute noch eine einzigartig emotionale Kraft ausgeht.

Mark-Anthony Turnage

The Torn Fields for baritone and large ensemble (2000–2002) texts by Rudyard Kipling, Isaac Rosenberg, Wilfred Owen, Charles Sorley and Siegfried Sassoon (Eng.) 25’ ◆ 17 Sep 2002 Berlin (D) · Gerald Finley, Bariton · Birmingham Contemporary Music Group · Alexander Briger, Dirigent

A Child of Our Time Oratorio for soloists (SATB), chorus and orchestra (1939–1941) text by the composer (Eng.) 66‘ ◆ 19 Mar 1944 London (UK) · Joan Cross, soprano · Margaret McArthur, alto · Peter Pears, tenor · Roderick Lloyd, bass · London Philharmonic Orchestra · London Region Civil Defence Choir · Morley College Choir · Walter Goehr, conductor

The Torn Fields is a memorial to the World War I from the viewpoints of poets of the period. Poems by Kipling, Owen, Rosenberg, Sassoon and Sorley present different perspectives on war and its aftermath: trauma, desolation, rejection, but also humanity and hope. The work has a transcendent concluding vision above and beyond the immediate horrors of the torn fields that are its context.

Surrounded by the social injustices of the early 1930s caused by the Depression, widespread unemployment, the rise of Naszism and Stalinism, Michael Tippett felt he must address injustice through his work as a composer. Following the infamous ‘Kristallnacht’ of 1938, he composed the work that would become his first major statement as an artist. A Child of Our Time is a traditional oratorio with five Spirituals at its heart, instead of Bach’s chorales. With an inherently universal significance, they flow unselfconsciously

The Torn Fields gedenkt der Toten des Ersten Weltkriegs aus dem Blickwinkel von Dichtern dieser Zeit. Gedichte von Kipling, Owen, Rosenberg, Sassoon und Sorley zeigen unterschiedliche Perspektiven auf den Krieg und seine Auswirkungen: Trauma, Verzweiflung, Zurückweisung, aber auch Menschlichkeit und Hoffnung. Die transzendente Vision des Werkes weist über den unmittelbaren Schrecken der „zerfetzten Felder“, die sein Thema sind, hinaus.

www.schott-music.com


News

Czernowin: Heidelberger Künstlerinnenpreis 2016 On 24 February, Chaya Czernowin will receive the Heidelberger Künstlerinnenpreis 2016 at a gala concert in the Stadthalle Heidelberg alongside the German premiere of her piece White Wind Waiting for guitar and orchestra. Johannes Kalitzke will conduct the Heidelberg Philharmonic Orchestra and dedicatee Stephan Schmidt will play the solo part. The annual prize was established in 1987 and is the only one in the world which is awarded exclusively to female composers. We are very happy for this honour and send her our heartfelt congratulations!

Chaya Czernowin Photo: Priska Ketterer

Am 24. Februar erhält Chaya Czernowin den Heidelberger Künstlerinnenpreis 2016. Die Auszeichnung wird im Rahmen eines Festkonzerts in der Stadthalle Heidelberg überreicht, bei der die deutsche Erstaufführung ihres Stücks White Wind Waiting für Gitarre und Orchester zu hören sein wird. Johannes Kalitzke dirigiert das Philharmonische Orchester Heidelberg, den Solopart übernimmt der Widmungsträger Stephan Schmidt. Der 1987 ins Leben gerufene Preis wird jährlich vergeben und ist weltweit der einzige, der ausschließlich an Komponistinnen verliehen wird. Wir freuen uns sehr und gratulieren herzlich!

‘Wagner is a composer of the modern world, the future – not the past.’ Richard Wagner Complete Edition finished With the publication of the second act of his early opera Das Liebesverbot oder die Novize von Palermo, all 43 scores of Richard Wagner’s 13 completed operas have now been published in the Richard Wagner Complete Edition. Also included are all the playable versions of each opera, such as the first version of Der fliegende Holländer and the Dresden, Paris and Vienna versions of Tannhäuser. This monumental edition was started by Carl Dahlhaus in the 1980s with the aim to publish the complete works of the composer, focusing on the scientific aspects of the modern edition as well as on providing the best material for live performance. This is why the dark red scores have been references on conductors’ stands throughout international opera houses since their publication. In recent years, Schott has begun to provide performance material and vocal scores based on this Complete Edition. For each of the ten operas in the Bayreuth canon, the materials include simplified rehearsal numbers, bar numbers, appendices, and cuts relevant to performance, as well as a modern music format according to the standards of DOV and MOLA. We also offer alternative transpositions for certain instrumental parts so that, for instance, traditional or present-day horn and clarinet transpositions may be used, depending on the requirements of the theatre. The foundation has been laid for further exploration of the possibilities of Wagner’s operas. So summarises Teodor Currentzis after conducting with the Complete Wagner Edition in autumn 2015: ‘Wagner is a composer of the modern world, the future – not the past.’ Mit dem zweiten Akt der frühen Oper Das Liebesverbot oder die Novize von Palermo sind nun alle 43 Partituren von Richard Wagners 13 vollendeten Opern im Rahmen der Richard-Wagner-Gesamtausgabe erschienen. Eingerechnet sind auch alle spielbaren Fassungen wie die Urfassung von Der fliegende Holländer und die Dresdner, Pariser und Wiener Tannhäuser-Fassungen. Die monumentale Ausgabe wurde von Carl Dahlhaus begründet und befasst sich seit den 1980er Jahren mit der Herausgabe sämtlicher Werke des Komponisten. Die Arbeit richtet sich dabei sowohl auf die wissenschaftlichen Aspekte der modernen Edition als auch darauf, mit den Partituren die Voraussetzungen für eine lebendige Aufführungspraxis bereitzustellen. So wurden die dunkelroten Partitur-Bände unmittelbar nach ihrem Erscheinen zur Referenz auf den Dirigentenpulten der internationalen Opernhäuser. In den vergangenen Jahren hat Schott damit begonnen, Aufführungsmateriale und Klavierauszüge auf Grundlage der Gesamtausgabe zu erstellen. Zu den zehn Opern des Bayreuth-Kanons erhalten Sie Material mit vereinheitlichten Studierziffern und Taktzählern, aufführungsrelevanten Varianten und Strichen sowie einem modernen Notenformat nach den Vorgaben von DOV und MOLA. Darüber hinaus bieten wir nach den Bedürfnissen der Bühnen alternative Transpositionen für bestimmte Instrumentalstimmen an, so dass

www.schott-music.com

zum Beispiel wahlweise traditionelle oder heute übliche Horn- und Klarinetten-Transpositionen verwendet werden können. Die Grundlage für die weitere Erforschung der Möglichkeiten von Wagners Opern ist gelegt. Denn, so fasst Teodor Currentzis nach seinem ersten Dirigat mit der Wagner-Gesamtausgabe im Herbst 2015 zusammen: „Wagner ist ein Komponist der Moderne, der Zukunft – nicht der Vergangenheit.“

Richard Wagner Photo: Franz Seraph Hanfstaengl

17

schott aktuell · the journal · 1/2016


New Publications / Neue Publikationen

■ Solo Leonid Desyatnikov Album für Ailika Suite für Klavier zu 4 Händen 10‘ BEL 725 M.P. Belaieff

Enjott Schneider

John Casken

Krzysztof Penderecki

Luthermania für Orgel 4‘ ED 22476

That Subtle Knot double concerto for violin, viola and orchestra ED 13706 (study score)

Domine, quid multiplicati sunt (Psalm 3) für gemischten Chor a cappella (lat.) 7‘ SKR 20109 (Chorpartitur)

Paul Hindemith

■ Chamber Music

Naji Hakim Noel nouvelet für Orgel 3’ ED 22469

Naji Hakim Diptyque für Flöte (Txistu in F) und Klavier 6’ ED 22389

Paul Hindemith Präludium g-Moll für Violine solo (herausgegeben von Hermann Danuser / Giselher Schubert) 2’ VLB 199

Xuntian He Whirling Udumbara II for viola, violoncello and He-drum 15‘ ED 22342 (Partitur und Stimmen)

Harry Partch Nikolai Kapustin Sonata No. 17, op. 134 für Klavier 15’ ED 21873 Dialogue, op. 148 für Klavier 5‘ ED 22270 Etude courte mais transcendante, op. 149 für Klavier 3‘ ED 22271 Wandering, op. 153 für Klavier 4‘ ED 22274

Sergej W. Rachmaninow Symphonic Dances, op. 45 für Orgel (2 Spieler) (bearbeitet von Jean Guillou) 30’ ED 22244

18

schott aktuell · the journal · 1/2016

Two Studies on Ancient Greek Scales for Harmonic Canon II and Bass Marimba 3‘ ED 9347 (Spielpartitur)

Konzertstück für ein Trautonium (oder Klarinette) mit Begleitung des Streichorchesters 11‘ ED 22067 (Partitur und Stimme)

Harry Partch Even Wild Horses Dance Music for an Absent Drama for ensemble 25’ ED 9337 (Studienpartitur)

■ Vocal Music Gerald Barry Carol for 2-part choir or 2 voices (high/low) and keyboard · (Eng.) 2’ ED 13739 (choral score)

Vladislav Shoot Mini Partita für Altsaxophon und Klavier 8‘ BEL 717-10 M.P. Belaieff

Gerald Barry Karlheinz Stockhausen (1928–2007) for voice and piano · (Eng.) 2’ ED 13745

Naji Hakim

■ Score / Study Score Gerald Barry Day for orchestra ED 13820 (study score)

Trois Noels de France für 2 Singstimmen, Violine ad lib. und Klavier (oder Orgel) · (frz.) 7’ ED 22390 (Partitur und Stimmen)

Wilhelm Killmayer Mörike-Lieder für Tenor und Klavier · (dt.) 33‘ ED 20546

Mikis Theodorakis Echowand 13 Lieder von Mikis Theodorakis für Gesang und Klavier · (dt.) (herausgegeben von Sebastian Schwab) 53’ ED 22260

Georges Bizet Carmen Airs pour soprano (Micaëla) et piano · Arien für Sopran und Klavier · ED 21328 Airs pour mezzo soprano (Carmen) et piano · Arien für Mezzosopran und Klavier · ED 21329 Airs pour baritone (Escamillo, Morales) et piano · Arien für Bariton und Klavier · ED 21330 Airs pour ténor (Don José) et piano · Arien für Tenor und Klavier · ED 21331 (herausgegeben von Robert Didion) · (frz./dt.)

Huw Watkins Charm Me Asleep for SATB choir · (Eng.) 4’ ED 13776 (choral score)

Huw Watkins Slow, Slow, Fresh Fount for SATB choir · (Eng.) 4’ ED 13783 (choral score)

www.schott-music.com


Impressum

New Recordings / Neue Einspielungen

Impressum Herausgeber: Schott Music GmbH & Co. KG Verantwortlich: Dr. Christiane Krautscheid Redaktion: Sabine Schulz Tel.: +49 6131 246-885 sabine.schulz@schott-music.com Mitarbeit: Christopher Peter, Joscha Schaback, Rainer Schochow, Philipp Weber, Louisa Hungate, Sam Rigby, Norman Ryan, Chris Watford, Yuki Yokota Layout: Stefan Weis, Mainz-Kastel

■ New on WERGO

■ CDs

Pe-teris Vasks

Chaya Czernowin

5. Streichquartett 2. Streichquartett Spı-k¸eru String Quartet: Marta Spa-rnin¸a (violin) · Antti Kortelainen (violin) · Ineta Abakuka (viola) · Eriks Kiršfelds (cello) WERGO WER-73292 With its two contrasting movements, ‘being present’ and ‘so distant … yet near’, String Quartet No. 5 shows a duality of images and moods typical of Pe-teris Vasks. The String Quartet No. 2, ‘Summer Tunes’ reflects Vasks’ love of nature. Its first movement, ‘Coming into Bloom’ depicts the blossoming flora and ‘Birds’ includes artfully composed birdsong. The final movement, ‘Elegy’, heralds an autumnal farewell. Mit seinen beiden kontrastierenden Sätzen „being present“ und „so distant ... yet near“ zeigt das Streichquartett Nr. 5 einen für die Musik von Pe-teris Vasks typischen Dualismus von Bildern und Stimmungen. Seine Liebe zur Natur spiegelt sich in seinem Streichquartett Nr. 2 „Summer Tunes“ wider. Dessen erster Satz „Coming into Bloom“ beschreibt das Aufblühen der Flora, während „Birds“ raffiniert komponierte Vogelgesänge einbindet. Der Schlusssatz „Elegy“ kündigt bereits herbstlichen Abschied an.

Shu Hai practices javelin + Mark Andre Noa Frenkel (alto) · EXPERIMENTALSTUDIO des SWR NEOS 11516

Henri Dutilleux The Shadows of Time Ludovic Morlot (conductor) · Seattle Symphony SSM1001

Harald Genzmer Christkindleins Wiegenlied (aus: Acht Chorlieder aus „Des Knaben Wunderhorn“)

Joseph Haas Christnacht

Hermann Schroeder 6 Weihnachtslieder + various composers Münchner Frauenchor · Münchner Mädchenchor · Norbert Düchtel (organ) · Katrin Wende-Ehmer (conductor) TYXART TXA15070

Erich Wolfgang Korngold Sonate G-Dur Konzert D-Dur Paul Waltman (violin) · Bengt Forsberg (piano) · Swedish Radio Symphony Orchestra · David Björkman (conductor) DAPHNE 1032

Bohuslav Martinu˚ Partita (Suite I) H 212 + Concertino H 231, Concertino H 232 Georgisches Kammerorchester Ingolstadt · Ruben Gazarian (conductor) ARS PRODUKTION ARS 38 191

Krzysztof Penderecki Powiało na mnie morze snów … Olga Pasichnyk (soprano) · Ewa Marciniec (alto) · Jaroslaw Brek (bass-baritone) · Warsaw Philharmonic Orchestra · Warsaw Philharmonic Choir · Antoni Wit (conductor) NAXOS 8.573062

Aribert Reimann „… oder soll es Tod bedeuten?“ Fünf Ophelia-Lieder Sechs Gesänge Adagio Christiane Oelze (soprano) · Leipziger Streichquartett MDG 307 1921-2

Nino Rota Suite del Casanova di Federico Fellini 15 preludi + Desyatnikov Polina Osetinskaya (piano) QUARTZ QTZ 2104

Erwin Schulhoff 5 Stücke für Streichquartett + Suk, Dvorak Signum Quartett CAPRICCIO C5257

Pe-teris Vasks

These CDs and DVDs are available in all good music stores. You will find links to selected online shops and downloads plus further information at / Die hier vorgestellten CDs und DVDs sind im Handel erhältlich. Links zu ausgewählten Online-Shops, zum Download sowie weitere Informationen finden Sie unter www.schott-music.com/recordings

www.schott-music.com

- tne Concerto no. 2 – Kla-tbu (Presence) Gra-mata cˇellam + „Musique du soir“ pour violoncelle et orgue Sol Gabetta (cello) · Irène Timacheff-Gabetta (organ) · Amsterdam Sinfonietta · Candida Thompson (conductor) SONY CLASSICAL 88725423122

Redaktionsschluss: 15. November 2015 Druck: Druckerei Zeidler GmbH & Co. KG Fritz-Ullmann-Straße 7 55252 Mainz-Kastel · Germany An der Finanzierung des Unternehmens wirtschaftlich beteiligt sind: Dr. Peter Hanser-Strecker, Friederike Baechle, Carina Alexander, Betina Alexander, Beatriz Pochat, Dr. Hugo Tiedemann und Catalina Rid. © Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz Printed in Germany

Contact us: Schott Music Weihergarten 5 55116 Mainz · Germany Tel.: +49 6131 246-886 infoservice@schott-music.com Schott Music Ltd. 48 Great Marlborough Street London W1F 7BB · United Kingdom Tel.: +44 20 7534 0750 promotions@schott-music.com Schott Music Corporation 254 West 31st Street, 15th Floor New York, NY 10001 · USA Tel.: +1 212 461 6940 ny@schott-music.com Schott Music Co. Ltd. Hiratomi Bldg., 1-10-1 Uchikanda, Chiyoda-ku Tokyo 101-0047 · Japan Tel.: +81 3-6695 2450 promotion@schottjapan.com

19

schott aktuell · the journal · 1/2016


Repertoire

Dutilleux: 100th Birthday · 22 January 2016

Henri Dutilleux

The Shadows of Time Cinq épisodes pour orchestre (avec trois voix d’enfants) (1997) 22’ I Les heures - II Ariel maléfique - III Mémoire des ombres · Interlude IV Vagues de lumière - V Dominante bleue?

Orchester: 4 (3. u. 4. auch Picc.) · 3 · Engl. Hr. · Es-Klar. · 2 · Bassklar. · 3 · Kfg. - 4 · 4 · 3 · 1 - P. S. (Glsp. · Vibr. · Marimba · Trgl. · 2 hg. Beck. · Crot. · chin. Gong [h.] · 2 Tamt. [m./t.] · 3 Tomt. [h./m./t.] · kl. Tr. · Wood Chimes · Tempelbl. · Peitsche) (3 Spieler) - Hfe. · Cel. - Str.

Study Score / Studienpartitur ED 9294

World Première: 9 Oct 1997 Boston, MA (USA) · Boston Symphony Orchestra · Seiji Ozawa, conductor

H

I

enri Dutilleux wrote this five-movement cycle for full orchestra at an advanced age, repeatedly interrupted by severe illness, dedicating its middle section to ‘Anne Frank and all children who died innocently between 1945 and 1995’. These children are represented by three children’s voices asking: ‘Why us?’. The work is not, however, just a reverent tribute to the fate of a few individuals, but also a great, wistful reminiscence of life itself: Our existence is full of spectres (‘Sinister Ariel’), it is colourful (‘Light Waves’) and subject to the relentless pace of time (‘The Hours’). The composer, who died in 2013, wrote The Shadows of Time for conductor Seiji Ozawa and his Boston Symphony Orchestra, who premiered the piece in 1997. Ozawa also conducted the German première with the Berlin Philharmonic. Since then the piece has travelled the world and has been performed by renowned orchestras in Paris, London, Los Angeles and Tokyo. On 22 January 2016, Henri Dutilleux would have celebrated his 100th birthday.

m hohen Alter und durch schwere Krankheit mehrfach unterbrochen schrieb Henri Dutilleux seinen fünfteiligen Zyklus für großes Orchester, dessen Mittelstück „Anne Frank und allen 1945–1995 unschuldig gestorbenen Kindern“ gewidmet ist. Drei Kinderstimmen fragen stellvertretend: „Warum wir?“. Das Werk ist aber nicht nur ehrfürchtiges Gedenken an das Schicksal Einzelner, sondern darüber hinaus ein großes wehmütiges Erinnern an das Leben selbst: Unser Dasein steckt voller Spukgestalten („Der unheilvolle Ariel“), ist farbenreich („Lichtwellen“) und unerbittlich dem Takt der Zeit unterworfen („Die Stunden“). Der 2013 verstorbene Komponist schrieb The Shadows of Time für den Dirigenten Seiji Ozawa und sein Boston Symphony Orchestra, die es 1997 uraufführten. Ozawa leitete 1998 auch die deutsche Erstaufführung mit den Berliner Philharmonikern. Seitdem geht das Stück um die Welt und wurde unter anderen bereits von großen Orchestern in Paris, London, Los Angeles und Tokio gespielt. Am 22. Januar 2016 wäre Henri Dutilleux 100 Jahre alt geworden.

Selected Recordings NEW: Ludovic Morlot, conductor · Seattle Symphony SSM1001 Seiji Ozawa, conductor · Boston Symphony Orchestra ERATO/WARNER 2564 64275-5

Photo: Matthias Hammje

Henri Dutilleux

Esa-Pekka Salonen, conductor · Orchestre Philharmonique de Radio France DEUTSCHE GRAMMOPHON 0289 479 1180 7


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.