6.2015
Willkommenskultur statt Ausgrenzung Digitale Technik in der Musikschule Sprache im Musikschulunterricht
musikschule )) DIREKT Wertschätzung und Willkommenskultur Dass Musik zur interkulturellen Verständigung beiträgt – über alle kulturellen Grenzen hinweg, einschließlich sprachlicher Barrieren –, stellt aktuell das Hamburger Konservatorium unter Beweis (siehe unseren Artikel auf den Seiten 2 und 3). Dessen Lehrkräfte gehen in zentrale Aufnahmelager für Flüchtlinge, in denen Hunderte von Kindern unter schwierigsten Bedingungen leben, und machen ihnen verschiedene musikalische Angebote – so viele, dass der Direktor des Hamburger Konservatoriums, Markus Menke, bereits von einer „Musikschule auf dem Gebiet der Zentralen Erstaufnahme“ spricht. Weitere Angebote sind im Aufbau, und künftig sollen auch erwachsene Flüchtlinge die Möglichkeit haben, Instrumentalunterricht an der Musikschule zu erhalten. Dafür übernehmen Mitbürger als Paten die Finanzierung. Hier zeigt sich eine Wertschätzung und Willkommenskultur, die man sich so auch andernorts nur wünschen kann: Musik als so oft in politischen Reden beschworenes Lebensmittel unkompliziert und großzügig zu verteilen. Sogar die Lehrkräfte werden fair bezahlt, statt dass (mal wieder) hauptsächlich auf ihr ehrenamtliches Engagement gebaut wird. Noch schöner wäre diese Nachricht allerdings, wenn dafür auch auf längere Sicht mehr staatliche Mittel bereitgestellt würden, die ebenso schnell und unkompliziert verfügbar wären wie seinerzeit die Mittel, mit denen systemrelevante Banken gerettet wurden. Doch ob das in Anbetracht der Absicht des Bundesinnenministers, Leistungen für Asylsuchende zu senken, passieren wird, ist mehr als fraglich. Vertrauen wir also weiter auf die anhaltende Spendenbereitschaft der Bevölkerung und die Zuwendungen aus Stiftungen, ohne die dieses Beispiel hundertprozentig gelungener Inklusion im Sinne einer Akzeptanz von Menschen ungeachtet ihres Alters, ihres Geschlechts und ihrer Herkunft nicht möglich wäre. Ich wünsche der ersten ZEA-Musikschule Deutschlands, dass sie ihren Wachstumskurs beibehalten kann. Lautete das Motto des ersten Hamburger Inklusionssymposions an der Landesmusikakademie im November 2013 doch: „Jeder ist anders und alle sind gleich, ob schwarz oder weiß, ob arm oder reich…“ In Hamburg folgen diesen Worten beeindruckende Taten. Anja Bossen
Deutschland steht vor der großen Chance und Herausforderung, das Leben in einer vielfältigen Gesellschaft gemeinschaftlich zu gestalten. Kulturinstitutionen kommt dabei eine tragende Rolle zu. Kultur öffnet Welten will diesen Prozess fördern und als gemeinsame Initiative von Kulturstaatsministerin Monika Grütters, Ländern, Kommunen, künstlerischen Dachverbänden und AkteurInnen aus der Zivilgesellschaft unterstützen. Alle Kulturschaffenden und -institutionen in Deutschland sind eingeladen, ihre Projekte und Angebote zur kulturellen Teilhabe vor Ort in einem Aktionszeitraum vom 21. bis 29. Mai 2016 sichtbar zu machen. www.kultur-oeffnet-welten.de
) Sie haben Fragen, Anregungen, Tipps oder Hinweise für die Redaktion? ) Sie möchten sich kritisch äußern zu unseren Themen und Beiträgen oder haben Vorschläge für neue Themen? Schreiben Sie uns: info@musikschule-direkt.de
2
musikschule )) DIREKT 6.2015
Das Hamburger Konservatorium engagiert sich in Flüchtlingsunterkünften
Willkommenskultur statt Ausgrenzung
Mail from Melanie Anger „Für mich das schönste Weihnachtsgeschenk“, schreibt Melanie Anger: Am 19. Dezember 2014 kam vom VdM die Bestätigung, dass der Antrag auf Mittel aus dem Fond „Kultur macht stark“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung für ein Musikangebot in einer Flüchtlingsunterkunft bewilligt wurde. Melanie Anger leitet im städtischen Betrieb „fördern und wohnen“ die Organisation aller Flüchtlingsunterkünfte – und spielt selbst Geige. Initiiert hatte den Antrag Markus Menke, Direktor des Hamburger Konservatoriums. Rückblick: Im Jahr 2014 wurde der Flüchtlingszustrom nach Hamburg immer größer. Am Hamburger Konservatorium wurde überlegt, was tun? Die Musik als globale Sprache sollte genutzt werden, um auf die asylsuchenden Menschen in Hamburg zuzugehen. In Gesprächen mit den Leitungen von Flüchtlingsunterkünften und den Sozialarbeiterinnen vor Ort wurde sondiert, welche Angebote Sinn machen. Folgende Voraussetzungen mussten beachtet werden bzw. gewährleistet sein: ) sich selbst organisierend: die Sozialarbeiterinnen leisten Immenses für ein vertretbares Leben in den Einrichtungen, sie haben nur wenig Ressourcen, weitere Angebote zu managen ) zuverlässig und regelmäßig ) auf Fluktuation der Teilnehmer vorbereitet sein ) Menschen mit unterschiedlichen Sprachkenntnissen integrieren ) improvisierend Räumlichkeiten nutzen (Container/Zelte/Ausstattung/Sauberkeit)
) mit emotionaler Betroffenheit umgehen können ) unterschiedliche kulturelle Identitäten akzeptieren
ZEA Schnackenburgallee In der Zentralen Erstaufnahme für Asylsuchende (ZEA) Schnackenburgallee leben etwa 3 000 Menschen, davon 450 Kinder. Es gibt eine provisorische Schule. Für die Menschen und vor allem die Kinder ist die ZEA nach einer langen Flucht der erste Ort, an dem sie Sicherheit erfahren. Der Aufenthalt soll drei Monate nicht übersteigen, beim derzeitigen Flüchtlingszustrom ist diese Zeitspanne allerdings für die Behörden schwer einzuhalten. Hier mit den Kindern zu musizieren, ist ein sinnvoller Baustein für das tägliche Leben, das einerseits vom Gefühl des Angekommen-Seins, andererseits von Eintönigkeit geprägt ist. Die Familien haben keinen selbstbestimmten Tagesablauf und sind auf sinnstiftende Angebote angewiesen. Die DozentInnen Petra Schmidt und Thomas Himmel haben seit Jahren Erfahrung mit soziokultureller Arbeit. Zwei Programme bieten sie in der ZEA Schnackenburgallee an: Trommelpower und BandBoxx. Trommelpower dient der Stabilisierung und Ressourcenaktivierung von Kindern zwischen sechs und acht Jahren. In der Gruppe vermittelt sich den Kindern, dass sie ihre Grenzen artikulieren dürfen, diese akzeptiert werden und sie auch die Grenzen und Bedürfnisse ihrer MitspielerInnen annehmen. Das Programm wurde von Andreas Wölfl in München zur Gewaltpräven-
Markus Menke
tion und sozialen Integration entworfen und von Petra Schmidt für die Arbeit mit Flüchtlingskindern weiterentwickelt. BandBoxx ist aktive Sprachförderung: Jugendliche zwischen zwölf und 16 Jahren gehen ins Aufnahmestudio, lernen erstes Instrumentalspiel, entwickeln in deutscher Sprache ihren Songtext, produzieren eine CD inklusiv Cover und Booklet. Sie übernehmen selbst die Verantwortung dafür, dass die CD als gemeinsames Produkt fertig wird. (Ab November 2015 wird das Angebot mit Gitarrengruppen erweitert, ab Januar 2016 mit Tanz, Rhythmik und Musiktherapie.)
Freude in gesichertem Umfeld Die aktuelle Situation der Kinder in der ZEA bringt es mit sich, dass die Bedingungen für gemeinsames Musizieren täglich neu erfunden werden. Die Freude, mit der die Kinder und Jugendlichen musizieren, ist der größte Lohn für die DozentInnen. Die Kinder begeben sich in die Gruppensituation zusammen mit den DozentInnen, also fremden Menschen. Ist dann Vertrauen aufgebaut, öffnen sie sich und nehmen mit großer Begeisterung das Angebot zu musizieren an. Gemeinsam mit dem Kinder- und Jugendorchester des Hamburger Konservatoriums fanden bereits zwei Konzerte statt. Geprobt wurde sowohl in der ZEA als auch im Konservatorium. Für die Schülerinnen und Schüler und die Eltern, die die Probenbesuche begleitet haben, waren es sehr beeindruckende Erfahrungen. Sie lernten die Lebensumstände der Kinder in der
3
Netzwerk Flüchtlingshilfe Erfahrungen und nützliche Informationen stellen Initiativen aus dem Bereich Kinder und Jugendkultur in Hamburg auf der Website der Landesarbeitsgemeinschaft Kinder und Jugendkultur (LAG) zur Verfügung. Die LAG organisiert Netzwerktreffen und Fortbildungen für Kulturanbieter, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren wollen. www.kinderundjugendkultur.info > Projekte > Netzwerk Flüchtlinge
© Hamburger Konservatorium
www.hamburger-konservatorium.de
Asyl-Unterkunft kennen, die Unterschiedlichkeit der Namen, die ferne Herkunft vieler Kinder. Die Herausforderung, einen neuen Klangkörper aus Kinderorchester und Instrumentalgruppen aus der AsylUnterkunft zu formen, meisterten die Orchesterleiterinnen Amorine Feddeler und Sornitza Patchinova gemeinsam mit den Instrumentallehrkräften erfolgreich. Der Auftritt im Rahmen der „Altonale“, dem größten deutschen multikulturellen Straßenfest, war ein Höhepunkt.
Finanzierung Die Ende 2014 über „Kultur macht stark“, eingeworbenen Mittel sicherten die Finanzierung der Personalkosten und waren für engagierte Stiftungen eine gute Motivation, Sachmittel zur Verfügung zu stellen. ZEIT-Stiftung, Haspa-Musikstiftung, Stiftung Maritim Hermann und Milena Ebel, Gerhard Trede-Stiftung und private Spender stellten erhebliche Mittel bereit, um Räume und Instrumentenausstattung zu finanzieren. Durch diese großzügige Unterstützung konnte Anfang November ein eigens konstruierter Musikcontainer mit Aufnahmestudio in der Asyl-Unterkunft aufgestellt werden.
Spendenmittel werden auch verwendet, um asylsuchenden Menschen Konzertbesuche zu ermöglichen; Freikarten stellen das Hamburger Konservatorium oder befreundete Veranstalter zur Verfügung. Ein Bustransfer muss organisiert werden, da die ZEA Schnackenburgallee nicht gut mit öffentlichem Nahverkehr zu erreichen ist. Die Organisation all dieser Angebote wird ehrenamtlich geleistet. Eine tragende Rolle spielen hierbei die Mitarbeiterinnen im „Freiwilligen Sozialen Jahr Kultur“ am Hamburger Konservatorium. Für den Unterricht stehen Honorarmittel zur Verfügung. Mit einer adäquaten Bezahlung sollen Qualität und Kontinuität der Arbeit langfristig gesichert werden. Es bedarf der Erfahrung mit soziokultureller Arbeit und der besonderen Qualifizierung, um den Anforderungen dieses Engagements gerecht zu werden. Die Kolleginnen und Kollegen am Hamburger Konservatorium übernehmen Verantwortung durch Engagement. Mitte November veranstalteten sie ein Benefizkonzert. Der Erlös aus diesem Konzert soll zur Finanzierung von Sprachunterricht gespendet werden. Kooperationspartner sind das Lesenetz Hamburg und das Altonaer Museum, das den Konzertsaal stellt. Das
Lesenetz Hamburg unterstützt LehrerInnen in Integrationsklassen durch zusätzliche qualifizierte Kräfte im Unterricht.
Und es geht weiter … Das Hamburger Konservatorium wird in den kommenden Monaten seine Arbeit mit asylsuchenden Kindern und Jugendlichen auf die Wohnunterkunft Sieversstücken ausdehnen. Hier leben Menschen mit einem Aufenthaltsstatus und längerer Perspektive. Für Menschen aus den Flüchtlingsunterkünften mit Kenntnissen im Instrumentalspiel kann, finanziert über ein Patenmodell, seit zwei Monaten Instrumentalunterricht angeboten werden. Nicht zuletzt eine gute Vernetzung mit Politik und Verwaltung öffnet viele Türen für eine schnelle Realisierung der Angebote, die das Hamburger Konservatorium im Verbund mit Spendern heute für asylsuchende Menschen zur Verfügung stellt. Dadurch gelang es im Juli, mit der FotoAusstellung „Leben auf der Flucht“ des Nordafrika-Korrespondenten Mirco Keilberth und begleitenden Diskussionsveranstaltungen die Situation von Menschen auf der Flucht in einen weltpolitischen Zusammenhang zu stellen. ))
Markus Menke ist Direktor des Hamburger Konservatoriums. Er studierte Ökonomie, Klavier, EMP und Kontrabass und lehrt seit 1999 Berufskunde an Musikhochschulen.
4
musikschule )) DIREKT 6.2015
Wer hat Angst vor App & Co.?
Mario Müller
Digitale Technik in der Musikschule: bessere Kommunikation und neue Möglichkeiten im Unterricht Musikschulen haben sich – obwohl sie ein sehr altes Kulturgut pflegen und Menschen seit Generationen die Möglichkeit zum Musizieren geben – immer wieder verändert und weiterentwickelt. Doch manche Musikschulen wirken wie Dinosaurier, die dringend modernisiert werden müssten. Viele MusikpädagogInnen jedoch haben Angst vor Veränderungen und lehnen z. B. digitale Technik im Unterricht ab.
einsetzen, die das Signal verstärken. Die ganze Installation ist ohne das Verlegen von Kabeln möglich und daher ohne großen Aufwand und preiswert zu bewerkstelligen. Zweckmäßig ist auch, einen Drucker in das Netzwerk einzubinden; auch das ist über WLAN möglich. Hierzu benötigt man einen WLAN-fähigen Drucker, den viele Hersteller im Angebot haben.
Die Cloud für die Musikschule
)) Die Verweigerungshaltung gegenüber neuen Medien kann in Musikschulen, in denen überwiegend klassische, akustische Instrumente unterrichtet werden, noch gut gehen. Hingegen kann dies in Musikschulen, die einen Rock/Pop- oder Jazzbereich anbieten, zum Problem werden. Kinder und Jugendliche werden mit Computern, Smartphones und Tablets groß, in ihrem Leben sind diese Geräte alltäglich. Natürlich kann man argumentieren, dass gerade die Musikschule eine Zone der digitalen Ruhe sein sollte; dies ist jedoch den meisten Kindern und Jugendlichen schwer zu vermitteln. Außerdem können wir uns in der Musikschule diese „digitalen Helfer“ zu Nutze machen und haben somit mehr Zeit für das Wesentliche, nämlich das Musizieren.
Netzwerk in der Musikschule Um Computer und Tablets einsetzen zu können, benötigt man in der Musikschule einen Internetzugang. Damit dieser in allen Räumen verfügbar ist, eignet sich ein WLAN-Router für diese Aufgabe am besten. Sollte die Musikschule zu groß sein, sodass das WLAN-Signal nicht überall verfügbar ist, kann man so genannte Repeater
Eine Cloud ist eine Festplatte außerhalb des heimischen Rechners. Auf diese Festplatte kann man mit den unterschiedlichsten Geräten zugreifen. Egal ob mit Computer, Tablet oder Smartphone: Auf die Daten kann ich überall dort zugreifen, wo ich eine Verbindung zum Internet habe. Cloud-Lösungen gibt es mittlerweile unzählige. Einige der bekanntesten sind Dropbox, iCloud oder die Google-Cloud. Der Speicherplatz einer Cloud variiert von Anbieter zu Anbieter, kann jedoch mit einem kostenpflichtigen Account beliebig erweitert werden. In der Cloud kann ich nun Unterrichtsmaterialien speichern, die ich für meine Arbeit mit den SchülerInnen benötige. Dies können selbstgeschriebene Noten, Playalongs oder Übungsblätter sein. Man muss allerdings das Kopierverbot von Noten beachten, wenn man keinen Verwertungsvertrag mit der VG Musikedition abgeschlossen hat. In der Cloud kann man für jede Lehrkraft einen persönlichen Ordner anlegen. Diesen Ordner kann die Lehrkraft dann abonnieren, sodass sie zu Hause ihren Unterricht vorbereiten und dort schon die Unterlagen in die Cloud hochladen kann. Das Ausdrucken der Schülerunterlagen aus der Cloud erfolgt dann direkt im jeweiligen Unterrichtsraum über den Netzwerkdrucker.
Kommunikation Viele Musikschulen betreiben Filialen oder haben Unterrichtsräume, die außerhalb der Hauptstelle liegen, wo sich die Verwaltung und somit auch der Telefonsupport befinden. Nun stellt sich folgendes Problem: Wie erreiche ich meine LehrerInnen im Unterrichtsraum, z. B. für die Absage eines Schülers? Da die DozentInnen während des Unterrichts ihre Handys zu Recht ausschalten oder zumindest stummgeschaltet haben sollten, kann man sie über dieses Medium nur schlecht erreichen. Hier können Computer oder Tablets in den Unterrichtsräumen ebenfalls hilfreich sein. Die Software Skype lässt sich sehr einfach auf jedem Gerät installieren. Wenn dies geschehen ist, richtet man für jeden Unterrichtsraum und in der Verwaltung einen Account ein und schon kann es losgehen. Die Verwaltungskraft ist nun in der Lage, Nachrichten direkt in die Unterrichtsräume zu senden. Natürlich funktioniert dies auch umgekehrt, sodass Lehrkräfte Nachrichten in die Schulverwaltung schicken können. Skype kann natürlich noch mehr. Die Übermittlung von schriftlichen Nachrichten und Dateien funktioniert sehr gut und einfach, außerdem ist Telefonieren möglich. In Skype lassen sich auf dem Schulverwaltungsrechner auch Gruppen erstellen, mit denen man z. B. mit nur einer Nachricht sämtliche Unterrichtsräume einer Filiale erreichen oder sogar Telefonund Videokonferenzen durchführen kann. Mein Tipp: Die Skype-Accounts nicht öffentlich machen und so sperren, dass niemand von außen Nachrichten schicken kann. Nur so ist eine rein interne Kommunikation möglich. E-Mail-Accounts wären ebenfalls möglich, um interne Kommunikation herzustellen.
5
Programme
Apps iOS Anytune Anytune Pro + Better Ears Beginner Better Ears Cleartune Tempo Lite Tempo forScore iReal Pro
Mac / OS
Android
gratis 14,99 gratis
– – –
09,99 03,99 gratis 02,99 09,99 12,99
09,99 02,99 gratis 00,99 – 13,60
Hierzu müsste allerdings für jeden Unterrichtsraum eine E-Mail-Adresse aktiviert und auf den einzelnen Rechnern installiert werden. Meiner Erfahrung nach ist dies sehr umständlich und nicht so komfortabel wie die Kommunikation über Skype.
Programme und Apps für den Unterricht Die bisher aufgeführten Einsatzmöglichkeiten von Computern und Tablets haben die Aufgabe, die Organisation der Musikschule zu verschlanken und die Kommunikation zu verbessern. Nun komme ich zu den Einsatzmöglichkeiten im Unterricht. Selbstverständlich gibt es unzählige Musiker-Apps in den diversen App-Stores und Programme für Mac oder PC. Ich möchte ein paar Ideen geben, in welchen Unterrichtsbereichen man welche Apps und Programme anwenden kann. ) Playalongs in unterschiedlichem Tempo oder unterschiedlicher Tonart Viele Unterrichtswerke haben eine CD oder Download-Möglichkeit für Playalongs. So können SchülerInnen mit einer Bandoder Orchesterbegleitung üben und spielen. Doch was im ersten Moment so gut klingt, ist in der Praxis meist nicht einfach. Die Playalongs sind häufig nur im Originaltempo verfügbar. Wenn ein Schüler noch nicht so schnell spielen kann, ist für ihn das Playalong zunächst nicht brauchbar. Hier gibt es Abhilfe durch Apps, die es ermöglichen, das Tempo oder sogar die Tonhöhe von Audiofiles zu verändern. So können Playalongs genau den Bedürfnissen des Schülers angepasst werden. Die App Anytune Pro + (Anystone Technologies) ist hierfür ein Beispiel. So macht den SchülerInnen das Üben mit den Playalongs aus der Konserve wieder richtig Spaß.
PC / Windows
EarMaster Pro 6
59,95
59,95
GarageBand
gratis
–
Sequel 3
79,99
79,99
) Gehörbildung Für diesen Unterrichtsbereich gibt es geradezu perfekt geeignete elektronische Hilfen. Viele SchülerInnen haben keine Lust, Akkorde, Tonleitern oder rhythmische Figuren zu erkennen und wiederzugeben. Hier wirkt Gehörtraining über Tablet oder Computer wahre Wunder. Aus meiner eigenen Unterrichtserfahrung weiß ich, wie motivierend es ist, wenn man z. B. nach einer Trainingsrunde „Tonleitern erkennen“ eine Punktzahl bekommt, die man dann in der nächsten Stunde verbessern kann. Es gibt viele Angebote, das Gehör zu trainieren. Ich möchte zwei davon erwähnen: die App Better Ears (appsolute GmbH) sowie für Mac und PC das Programm EarMaster Pro 6 (EarMaster). ) Arrangieren/Komponieren Viele fortgeschrittene SchülerInnen möchten selbst ein Playalong für ihr eigenes Spiel erstellen. Dies funktioniert mit verschiedenen fertigen Loops sehr schnell und einfach. Loops sind gespielte Patterns auf diversen Instrumenten, die man über eine App den Harmonien eines Stücks anpassen kann. Man kombiniert einen Drumloop mit einem Bassloop, dann noch etwas Piano dazu – und fertig. Diese Methode kann man bei zwei Programmen sehr gut anwenden: GarageBand (Apple) und Sequel (Steinberg). ) Sonstiges Einige kleinere Apps machen den Unterricht komfortabler. Ein Stimmgerät für alle Instrumente bietet z. B. Cleartune (Bitcount). Ein Metronom mit sämtlichen Taktarten gibt es bei Tempo (Frozen Ape). Und forScore (forScore LLC) ist ein Programm zur Notendarstellung mit Umblätterfunktion.
Für Schulen und Musikschulen gibt es Mehrfachlizenzen und Cloud-Angebote.
Lehrkräfte und Bildungsträger erhalten einen Preisnachlass von bis zu 50 %.
) Improvisieren Zum Schluss möchte ich eine App noch etwas hervorheben. Sie heißt iReal Pro (Technimo LLC) und ist für Jazzfreunde ein Muss. Nach der Installation kann man über eine Bibliothek z. B. sämtliche Akkordfolgen der Titel aus dem Realbook herunterladen. Diese können als Playalongs in verschiedenen Tempi oder Tonarten verwendet werden. Außerdem kann man den Stil der Stücke ändern, damit das Üben nicht langweilig wird. Der Clou ist jedoch, sich während des Abspielens die Skalen zur Improvisation einblenden zu lassen. Das ist für die Instrumente Klavier/ Keyboard, Gitarre und neuerdings auch Ukulele möglich. Für die Einblendung der Skalen orientiert sich die App an den Harmonien aus dem jeweiligen Titel und zeigt so pro Harmonie eine Skala an. Eine wirklich tolle Sache für das Improvisationstraining. Wenn man sich mit den Themen „Neue Medien“ und „App-Unterstützung im Unterricht“ beschäftigt, wird man immer wieder auf neue Ideen kommen. Ich kann nur dazu aufrufen, sich auf das ein oder andere Experiment einzulassen; neben dem Spaßfaktor erhält man eine echte Erleichterung in der Verwaltung der Musikschule sowie neue Ideen für den Unterricht. ))
Mario Müller ist Leiter einer privaten Musikschule in Bonn und Vorsitzender des Bundesverbands deutscher Privatmusikschulen (bdpm).
6
musikschule )) DIREKT 6.2015
„Spielst du wieder die B-Leitung?“
Anja Bossen
Angemessene Sprache im Musikschulunterricht bedarf der besonderen Aufmerksamkeit der Lehrkräfte
)) Als ich mich in einer Unterrichtsstunde mit meiner achtjährigen Querflötenschülerin Olivia ans Klavier setzte, um sie bei einem Stück zu begleiten, strahlte sie mich an und fragte: „Au prima, spielst du heute wieder die B-Leitung?“ „Was bitte soll ich spielen?“, fragte ich verständnislos. „Na, die B-Leitung, so wie letztes Mal“, sagte Olivia. Ich grübelte angestrengt, wovon hier wohl die Rede sein könnte und ob Olivia meinte, sie spiele dann die ALeitung. Doch auch dazu – und zu dem dann zwangsläufig existierenden Verhältnis zwischen A- und B-Leitung – fiel mir nichts ein. Ich versank in Schweigen. Plötzlich wurde mir klar, dass Olivia natürlich nicht die B-Leitung, sondern die Begleitung meinte. „Ach, du meinst sicher die Begleitung“, sagte ich. „Ja, sag ich doch, die B-Leitung“, bestätigte Olivia. „Das heißt aber Begleitung und nicht BLeitung“, erklärte ich mit phonetisch korrekter Betonung und überdeutlicher Artikulation. „Ich be-glei-te dich am Klavier.“ Dann fingen wir an, zusammen zu spielen. Damit war der Fall für mich zunächst erledigt und ich hinterfragte nicht, warum Olivia das Wort falsch verstanden hatte: Hatte ich das Wort zu undeutlich ausgesprochen? Hatte sie vielleicht ein Hörproblem? War es einfach nur ein Missverständnis, wie es bei Kindern häufiger vorkommt, weil das Wort „Begleitung“ in Olivias Gedächtnis überhaupt nicht oder zumindest nicht im Zusammenhang mit Musik repräsentiert war?
Sprache als Stiefkind der Ausbildung In meiner Zeit als Berufsanfängerin war mir die ungeheure Bedeutung von Sprache als Unterrichtsmedium noch nicht richtig klar. Sprache war kein Thema im musikpädagogischen Studium der frühen 1990er Jahre, weder im Lehramtsstudium noch im Studium der Instrumentalpädagogik. Selbstverständlich ging man davon aus, dass die Kommunikation im Unterricht reibungslos funktioniert. Auch heute spielt Sprache eine vergleichsweise geringe oder gar keine Rolle im musikpädagogischen Studium, obwohl eine reibungslose Kommunikation längst nicht mehr vorausgesetzt werden kann. Vor Kurzem, viele Jahre nach meinem Erlebnis mit Olivia, hospitierte ich im MGAUnterricht, der im Rahmen einer Kooperation einer Berliner Musikschule mit einer „Brennpunktschule“ einmal pro Woche stattfindet. Die Lehrerin spielte mit zwölf Kindern der ersten und zweiten Klassenstufe, die alle einen Migrationshintergrund hatten, ein musikalisches Bewegungsspiel. Sie erklärte, was getan werden soll, es wurden zwei Mannschaften gebildet, das Spiel begann. Doch die Regeln wurden von den Kindern nicht eingehalten, und sie bewegten sich auch nicht so zur Musik, wie es die Lehrerin beabsichtigt hatte (schleichen, hüpfen und weitere Fortbewegungsarten zu unterschiedlicher Musik). Schließlich war das Chaos perfekt, alle rannten ir-
gendwie durch den Raum, die Stunde lief aus dem Ruder. Daraufhin nahm ich einige Kinder zur Seite und fragte sie, ob sie ihrer Meinung nach das Spiel so spielen würden, wie die Lehrerin es erklärt hatte. „Wie geht das Spiel, könnt ihr es mir nochmal erklären?“, fragte ich. Dabei zeigte sich, dass vier von sechs Kindern nicht verstanden hatten, was sie tun sollten.
Sprache als Unterrichtsmedium Sprache ist das zentrale Unterrichtsmedium. Sie hat die Funktion, Inhalte zu vermitteln, Prozesse zu begleiten und Beziehungen zu schaffen. Selbstverständlich kann man auch nonverbal musikalisch handeln, doch Musikunterricht kommt niemals gänzlich ohne Sprache aus. Vorund Nachmachen sind zwar bewährte Methoden bei der Vermittlung musikpraktischer Fertigkeiten. Auch Musikverstehen kann sich zumindest teilweise ohne Sprache vollziehen, und jeder, der Musik studiert hat, kennt Momente, in denen man auch ohne Erklärungen des Lehrers oder der Lehrerin plötzlich verstand, wie man eine bestimmte Stelle zu spielen habe; man hatte die „Botschaft“ des Komponisten verstanden. Doch diese Momente stellen nicht den Hauptanteil des Unterrichts dar. InstrumentalpädagogInnen erklären viel, ihr Redeanteil ist gegenüber dem der SchülerInnen
© Inken Kuntze-Osterwind
7
Sprache hat als zentrales Unterrichtsmedium nicht nur die Funktion, Inhalte zu vermitteln und Prozesse zu begleiten, sondern auch Beziehungen zu schaffen. Für eine gelingende Unterrichtskommunikation sollte der Lehrer selbst ein Sprachvorbild sein und aufmerksam darauf achten, ob er auch wirklich verstanden wurde.
sehr hoch, die Rollen sind fest verteilt: Die Lehrperson erklärt, der Schüler oder die Schülerin nimmt das Gesagte rezeptiv auf und versucht, es umzusetzen. Daran, wie es umgesetzt wird, kann die Lehrperson erkennen, ob der Schüler oder die Schülerin das, was sie gesagt hat, verstanden hat. Oft laufen auch Erklärung und Vorspielen durch die Lehrkraft gleichzeitig ab, sodass sich die sprachliche Absicht und die musikalische Umsetzung gegenseitig verstärken. Dieses Modell funktioniert auch heute noch bei der „klassischen“ Musikschulklientel: SchülerInnen mit altersangemessener Sprachkompetenz auf einem bildungssprachlichen Niveau.
Einschulung Sprachförderbedarf, und dies betrifft keineswegs nur Kinder mit Migrationshintergrund. Auch um die Lesekompetenz ist es nicht bei allen Kindern gut bestellt und etwa fünf Prozent aller Kinder leiden an einer Lese-Rechtschreib-Schwäche. Dies erschwert auch das Lesen von Texten in Instrumentalschulen, die sich oft noch an einer gegenüber der Umgangssprache viel komplexeren Bildungs- und Fachsprache orientieren und keine nach verschiedenen Textniveaus differenzierten Texte anbieten.
Sprachkompetenz ist nicht mehr selbstverständlich
Um sein eigenes Sprachverhalten als LehrerIn an das Sprachniveau der Schülerinnen und Schüler anzupassen, bedarf es der Kenntnis von sprachlichen Problemen, die generell auftreten können – z. B. Hörprobleme, mangelnde Kenntnisse auf grammatikalischer Ebene, geringer Wortschatz, Aussprachstörungen, Redeflussstörungen wie Stottern oder Poltern, Dysgrammatismus u. a. –, sowie der Kenntnis von Möglichkeiten, darauf zu reagieren. (Inwieweit Sprache in Inklusionsfortbildungen berücksichtigt wird, kann an dieser Stelle nicht festgestellt werden.) Mit „Anpassung“ ist keineswegs gemeint, genauso zu sprechen wie die SchülerInnen. Vielmehr geht es darum, so weit wie möglich sicherzustellen, dass die Kinder verstehen, was gemeint ist, und eine er-
Mit der Erschließung neuer Zielgruppen (bildungsferne SchülerInnen, MigrantInnen) – vor allem in Kooperationsmodellen – und mit der Einführung der Inklusion können Lehrkräfte nicht mehr selbstverständlich davon ausgehen, dass alle Kinder sie verstehen, wie das Beispiel der Lehrerin an einer Berliner Brennpunktschule zeigt. Lehrkräfte, die mit Migranten, Behinderten oder bildungsfernen Kindern und Jugendlichen arbeiten, sollten sich bewusst machen, dass sie ihre Sprache an das (auch innerhalb einer Gruppe oft sehr heterogene) Sprachniveau anpassen müssen. Bis zu 25 Prozent aller Kinder eines Jahrgangs haben mittlerweile im Jahr vor der
Förderliches Sprachverhalten von Lehrkräften
folgreiche Kommunikation im Unterricht zu ermöglichen. Dies funktioniert nur mit einer Passung zwischen Lehrer- und Schülersprache. Ein nicht zu vernachlässigendes Problem ist, dass Musiklehrkräfte, die in Kooperationen an Schulen arbeiten, von den Lehrkräften der allgemein bildenden Schulen oft keine Auskünfte darüber erhalten, welche Kinder welche Sprachprobleme haben. Oft argumentieren die Lehrkräfte der Schulen damit, dass der Datenschutz solche Auskünfte verhindere. Hier muss sich noch viel bewegen, denn ein angemessenes Sprachverhalten aller Lehrkräfte gehört ohne Frage zu einem pädagogischen Konzept, da es den Lernprozess der SchülerInnen maßgeblich beeinflusst. Doch Musikschullehrkräfte oder freie MusikpädagogInnen sind keine Sprachdidaktiker und daher auf die Auskünfte der schulischen Lehrkräfte angewiesen. Im Musikschulunterricht (Instrumentalunterricht, EMP, Singprojekte und andere Angebote) nehmen die Kinder überwiegend eine Rolle als Sprachrezipienten und nicht als Sprachproduzenten ein. Demzufolge sind Hörverständnisprobleme viel gravierender als Probleme bei der Sprachproduktion, da die SchülerInnen Aufträge nicht umsetzen können. Mangelndes Hörverständnis führt allerdings auch dazu, dass auf Fragen keine adäquaten Antworten gegeben werden können, selbst wenn entsprechende sprachproduktive Fähigkeiten vorhanden sind, und die gesamte Kommunikation erschwert ist.
8
musikschule )) DIREKT 6.2015
Christiane Eiberger / Heide Hildebrandt Lehrersprache richtig einsetzen. Trainingsbausteine für eine wirksame Kommunikation in der sonderpädagogischen Förderung, mit CD Persen, Hamburg 2014, 76 Seiten, 25,95 Euro
Davon betroffen sind insbesondere Kinder mit Migrationshintergrund und mit Hörbeeinträchtigungen. Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund tendieren dazu, nicht ohne Weiteres zuzugeben, dass sie etwas nicht verstanden haben. Fragt die Lehrkraft, ob alle verstanden haben, was sie tun sollen, antworten sie oft mit „ja“. Erst später stellt sich heraus, dass sie es eben nicht verstanden haben. Hilfreicher ist es daher, diese Frage nicht zu stellen, sondern einige SchülerInnen einen erteilten Auftrag mit eigenen Worten wiederholen zu lassen. Darüber hinaus können Lehrkräfte den Unterricht durch folgende Verhaltensweisen kommunikationsfördernd gestalten: ) Eine falsch angewandte Grammatik sollte nicht dahingehend korrigiert werden, dass Kinder mit den Worten „das heißt aber …“ verbessert werden, da dies nach mehrmaligen Korrekturen dazu führen kann, dass sich derart korrigierte SchülerInnen überhaupt nicht mehr verbal am Unterricht beteiligen. Günstiger ist es, die falschen Stellen im Kontext richtig zu wiederholen. Sagt eine Schülerin z. B.: „Paula hat mir die Noten nicht gegebt“, kann man formulieren: „Warum hat Paula dir die Noten nicht gegeben?“ Sprachfördernd ist es auch, wenn Kinder ermutigt werden, Fragen nicht nur in Ein-Wort-Sätzen zu beantworten. ) Über Musik kann in sehr vielfältiger Weise gesprochen werden: Musik und Emotionen durch Musik können beschrieben, bewertet, eingeordnet, erklärt, begründet, gedeutet oder erzählt werden und sie eignen sich auch als Diskussionsanlass. All
diese Sprachhandlungen lassen sich auch auf außermusikalische Sprachsituationen übertragen, sodass allgemeine kommunikative Fähigkeiten gefördert werden. ) Die Lehrkraft sollte selbst ein Sprachvorbild sein. Lehrersprache sollte nicht zu schnell und frei von Füllwörtern wie „äh“ oder „halt“ sein. Lehrkräfte sollten Wichtiges durch Lautstärke hervorheben, die Klangfarbe abwechseln (z. B. kann Flüstern – sparsam eingesetzt – die Aufmerksamkeit durchaus steigern). Die Sprache sollte generell laut genug sein und man sollte sich, falls hörgeschädigte SchülerInnen am Unterricht teilnehmen, im Raum so positionieren, dass alle SchülerInnen die Mundbewegungen der Lehrkraft sehen können. Sätze sollten nicht zu lang und verschachtelt sein und immer beendet werden (was keineswegs selbstverständlich ist, wie Unterrichtsmitschnitte zeigen). Die nonverbale Lehrersprache (Gestik und Mimik) sollte immer kongruent mit der verbalen Sprache sein, da es sonst zu Missverständnissen und Unsicherheiten kommen kann. ) Aufträge (auch für das häusliche Üben), die für eine Gruppe erteilt werden, sollten klar formuliert sein und können nacheinander auf zwei verschiedenen sprachlichen Niveaustufen erteilt werden (komplexe Sprache und einfache Sprache). ) Fachsprachliche Ausdrücke können sich nur dann festigen, wenn die SchülerInnen ausreichend Gelegenheit erhalten, sie selbst sprachlich anzuwenden. ) Zur Unterstützung von Wortbedeutungen ist die Verwendung von Bildern sinnvoll; wird z. B. ein Lied gesungen, in dem
Pearl Nitsche Nonverbales Klassenzimmermanagement. Strategien aus der Praxis für die Gruppe tredition, Hamburg 2015, 204 Seiten, 30,– Euro
bestimmte Tiere vorkommen, kann es SchülerInnen mit geringen Wortschatzkenntnissen helfen, wenn sie die Tiernamen mit einem Bild verknüpfen können. Gerade, wenn Liedmelodien auf Instrumenten musiziert werden, ist das Verständnis des Liedtextes eine Voraussetzung für eine adäquate Interpretation auf dem Instrument; genauso gilt dies auch für programmatische Inhalte von Musik. Auch wenn man selbst nicht über sonderpädagogische Kenntnisse verfügt, kann man durch solche leicht umzusetzenden Verhaltensweisen dazu beitragen, seinen Unterricht kommunikationsfördernd zu gestalten und dadurch auch etwas zur Entwicklung der Sprachkompetenz der Schülerinnen und Schüler beizutragen – auch wenn dies nicht die Hauptaufgabe von Musiklehrkräften ist. Für den Lernprozess wird es dennoch förderlich sein. ))
Literatur Beiderwieden, Rolf: Musik unterrichten. Eine systematische Methodenlehre, Bosse, Kassel 2008 Biegholdt, Georg: Theorie und Praxis der Lerngruppensprache im Musikunterricht, Dissertationsschrift an der Universität Potsdam 2014 Brandstätter, Ursula: Musik im Spiegel der Sprache. Theorie und Analyse des Sprechens über Musik, Metzler, Stuttgart 1990 Kaiser, Constanze: Körpersprache der Schüler. Lautlose Mitteilungen erkennen, bewerten, reagieren, Luchterhand, Neuwied 1998 (nur antiquarisch) Kraemer, Rudolf-Dieter: Musikpädagogik – eine Einführung in das Studium, Wißner, Augsburg 22007 Sallat, Stephan: „Unterricht bei Kindern mit Sprach- und Kommunikationsstörungen“, in: Sprache Stimme Gehör 2/2015, S. 70-75
9
Im Musikunterricht interagieren Lehrkräfte manchmal verletzender als in anderen Unterrichtsfächern
„Du machst nur Müll!“
)) Wir befinden uns im jahrgangsübergreifenden Anfangsunterricht an einer staatlichen Grundschule. Auf dem Stundenplan steht Tanzen: Die Lehrerin spielt eine CD ab und erklärt den Kindern dazu Tanzschritte. Danach stellt sie die CD erneut an, wobei die SchülerInnen nun mittanzen sollen. Marcel jedoch wurde vom Tanzen ausgeschlossen, da er laut Lehrerin nicht die dazu notwendige Disziplin gezeigt habe und nun bestraft werden müsse. Die Lehrerin erlegt ihm die Strafe auf, in einer Ecke sitzen zu müssen. Christian, ein anderer Schüler, tanzt mit. Auf einmal stürmt die Lehrerin auf Christian zu, zieht ihn unsanft am Arm zur Seite und sagt laut und aufgeregt, dass er sich setzen solle. Sie deutet dabei mit ihrer Hand auf einen Stuhl am Rand. Ohne auf den Jungen näher einzugehen, wendet sie sich an die Klasse und sagt, dass er jetzt nicht höre und auch beim Tanzen nicht gehört habe. Sie fragt die Klasse, was Christian gemacht habe, was er nicht sollte. Einige SchülerInnen melden sich und antworten, dass er angefasst habe. Daraufhin nickt die Lehrerin zustimmend, während Christian mit gesenktem Kopf am Rand der Szene sitzt. Für den im Raum anwesenden Unterrichtsbeobachter wird das Kind für sein angebliches Fehlverhalten unangemessen bestraft, die Musiklehrerin wirkt überfordert. Auch der Beobachter fühlt sich in dieser Situation erbost und unwohl. Die Szene zeigt, wie schnell man als MusikpädagogIn in Situationen geraten kann, in denen man hilflos oder überfordert ist und nicht im Sinne des Kindes agiert. Sol-
che und ähnliche Szenen konnten mehrfach im Forschungsprojekt INTAKT der Universität Potsdam beobachtet werden – nicht nur beim Tanzen, sondern auch bei Unterrichtseinheiten wie Singen, Instrumentalspiel, Rhythmusspiel oder Theorie.
Forschungsprojekt INTAKT Das Forschungsprojekt INTAKT untersucht, wie MusiklehrerInnen im Schulalltag interagieren. Die Studie gibt einen Einblick in human-anerkennendes und -missachtendes Handeln von MusiklehrerInnen.
Christin Tellisch
Innerhalb des Projektverbunds wurde von 2008 bis 2012 Musikunterricht an 19 Primar- und elf Sekundarschulen untersucht, mit Beobachtungen aller Klassenstufen bei 39 MusiklehrerInnen: 1 105 Szenen in 91 protokollierten Unterrichtsstunden. Jede Szene wurde anhand einer Skala von - 2 bis + 2 eingeordnet, deren Werte für Grade der Anerkennung oder Verletzung des Kindes in den Lehrer-Schüler-Interaktionen stehen. Da pädagogisches Handeln Mehrdeutigkeiten und Widersprüche aufweisen kann, wurde auch die Kategorie „schwer einzuordnen“ aufgenommen (siehe Tabelle).
Kategorie
Wert
Beschreibung
sehr anerkennend
+2
Szenen, in denen eine besonders deutliche und als sehr angemessen zu erachtende Wertschätzung des Schülers vorliegt
leicht anerkennend
+1
Szenen, in denen eine wenig oder eher beiläufige Wertschätzung des Schülers empfunden wird
neutral
0
Szenen, die weder Wertschätzung noch Missachtung durch die Lehrperson aufweisen; sie sind pädagogisch professionell
leicht verletzend
-1
Szenen, in denen eine einfache oder beiläufige Missachtung des Schülers wahrgenommen wird
schwer verletzend
-2
Szenen, in denen eine heftige und eindeutig als unzulässig empfundene Missachtung des Schülers vorliegt
schwer einzuordnen 99
Szenen, in denen starke Widersprüche oder Ambivalenzen wahrgenommen werden und die eine Einordnung daher als schwierig erscheinen lassen
10
musikschule )) DIREKT 6.2015
Anerkennungsformen
Lob/Belohnungssysteme (98 Szenen)
Kooperation fördern (7)
Selbstständigkeit/Kreativität fördern (50)
Fairness (7)
sinnvolle Hilfe (49)
anerkennende Rituale (6)
freundlicher Kommentar (48)
positive Zuschreibung zum Kind (6)
konstruktive Anweisung (47)
Missachtung durch Mitschüler unterbinden (6)
konstruktive Ermahnung (35)
sinnvolle Konsequenzen aufzeigen (6)
freundliche Handlung (34)
konstruktive Strafe (6)
notwendige Grenzen setzen (30)
freundlicher Körperkontakt (1)
respektvolle Distanz (10)
Trost (1)
Die Analyse der Häufigkeitsverteilung der Grade der Anerkennung in den LehrerSchüler-Interaktionen im Musikunterricht (siehe Tabelle unten) ergibt, dass 40,4 % (445 Szenen) als anerkennend kategorisiert wurden. Davon wurden 8,5 % (94) „sehr anerkennend“ und 31,9 % (351) „leicht anerkennend“ gestaltet. Als „neutral“ wurden 24 % (265) und als den Schüler verletzend 29 % (320) eingestuft, davon 20,5 % (226) als „leicht verletzend“ und 8,5 % (94) als „schwer verletzend“. Ambivalente Szenen („schwer einzuordnen“) wurden eher selten nachgewiesen (6,5 %, 72).
Vergleich mit anderen Fächern Beim Vergleich dieser Ergebnisse mit den Befunden der INTAKT-Studien aus anderen Fächern ist festzustellen, dass starke Unter-
anerkennend
40,4 % (445)
neutral
24,0% (256)
verletzend
29,0% (320)
schwer einzuordnen
0
6,5%
0
(72)
andere Anerkennungsformen (1)
schiede in der Anzahl neutraler Szenen der Lehrer-Schüler-Interaktionen bestehen: In den anderen Fächern zeigen ein Drittel aller Szenen neutrales Interaktionsverhalten (33,5 %, 780 Szenen). Ein weiterer Vergleich zeigt, dass im Musikunterricht etwas weniger als ein Drittel (29 %, 320), in der Gesamtdatenmenge aller anderen Unterrichtsfächer jedoch nur etwas weniger als ein Viertel aller Szenen (21,9 %, 510) als verletzend eingestuft wurden. Während im Musikunterricht 20,5 % (226) als „leicht verletzend“ und 8,5 % (94) der Szenen als „schwer verletzend“ eingestuft wurden, sind die Werte für die Gesamtdatenmenge mit 16,7 % (388) für die „leicht verletzenden“ und 5,2 % (122) für die „schwer verletzenden“ Szenen etwas niedriger. Im Rahmen dieser Studie konnten also im Musikunterricht mehr verletzende
08,5 % 0(94) 31,9 % (351)
sehr anerkennend leicht anerkennend
20,5 % (226) 08,5 % 0(94)
leicht verletzend schwer verletzend
und weniger neutrale Lehrer-Schüler-Interaktionen als in der Gesamtzahl aller anderen Fächer beobachtet werden. Die beiden Tortendiagramme geben einen Überblick über die verschiedenen Formen anerkennenden und verletzenden Lehrerverhaltens, die in der Studie beobachtet werden konnten, sowie deren Häufigkeit. Es wird ersichtlich, dass Musiklehrkräfte vor allem wertschätzend mit Lob reagieren, aber auch, indem sie die Selbstständigkeit oder Kreativität der Kinder fördern oder sinnvolle Hilfen leisten und freundlich kommentieren. Verletzend interagieren sie oft mittels destruktiver Kommentare, durch Anbrüllen oder Ignoranz gegenüber dem Kind.
Kinderrechtskonvention Es stellt sich die Frage, nach welcher Maßgabe die Szenen eingeordnet wurden, denn schließlich gilt es – laut oben stehenden Grafiken – als missachtend, wenn der Schüler keine Grenzen erhält und als anerkennend, wenn auf negatives Verhalten konstruktiv seitens der Lehrkraft reagiert wird. Die Grundlage dafür bieten die Menschenrechtserklärung und die Kinderrechtskonvention. In diesen Erklärungen wird u. a. dargelegt, dass die SchülerInnen in ihrer Persönlichkeit, Begabung, den geistigen und körperlichen Fähigkeiten gefördert werden sollen, wobei ihnen in allen Prozessen Achtung entgegengebracht werden soll (vgl. Kinderrechtskonvention Art. 29-1a/b). Diskriminierungen jeglicher Art sind untersagt (vgl. ebd. Art. 2). Vielmehr ist die Disziplin so zu wahren, dass die Lernatmosphäre der Menschenwürde des Kindes entspricht (vgl. ebd. Art. 28-2). Interessant für den Musik- und Instrumentalunterricht ist zudem die Erklärung, dass
11 Verletzungsformen
www.netzwerkkinderrechte.de das Kind das Recht auf eine volle Beteiligung am kulturellen und künstlerischen Leben hat, wofür geeignete Möglichkeiten vor allem im schulischen Musik-, aber auch Instrumentalunterricht bereitgestellt werden müssen (vgl. ebd. Art. 31-2).
Anerkennender Unterricht Wie sieht eine der vielen anerkennenden Unterrichtsszenen im Musikunterricht aus? An einer staatlichen Grundschule in einer zweiten Klasse im Musikunterricht mit instrumentalem Schwerpunkt wurde folgende Szene beobachtet: Anton hat eine Schlauchtrompete mitgebracht, die er in einer vorangegangenen Unterrichtssequenz bereits kurz vorgestellt hatte. Nun holt er aus seiner Tasche Notenblätter. Anton sagt jedoch, dass er nicht vorspielen möchte. Daraufhin ruft Klaus provozierend, dass er es nur nicht gut könne. Die Lehrerin reagiert verständnisvoll und meint, dass er es vielleicht könne, aber nicht wolle. Zudem fragt sie die Klasse neugierig, wer ein ähnliches Instrument schon einmal gesehen habe. Daraufhin meldet sich Paul und erzählt von seinem Opa, der ein Posthorn hat. Bei diesem Instrument gebe es aber keinen Schlauch, sondern ein Metallrohr, erklärt er. Die Lehrerin geht auf die Antwort Pauls ein und erklärt den Unterschied zwischen Schlauchtrompete und Horn. Dann widmet sie sich wieder Anton und fragt ihn, ob er einen kurzen und einen langen Ton spielen könne. Das traut sich der Junge zu und spielt den kurzen Ton. Die Klasse lacht laut, als Anton spielt, weil sich der Ton „wie ein Pups“ anhört. Die Lehrkraft lobt Anton und sagt freudig: „Prima, dass du dieses Instrument mitgebracht hast.“ Sie klatscht und alle Kinder stimmen in den Beifall ein.
destruktiver Kommentar (51 Szenen)
Selbstständigkeit/Kreativität verweigern (17)
anbrüllen (29)
Drohung (16)
negative Zuschreibung zum Kind (28)
destruktive Ermahnung (14)
notwendige Grenzen nicht setzen (27)
Ausgrenzung (10)
ignorieren/nicht beachten (25)
aggressiver Körperkontakt (9)
destruktive Anweisung (23)
andere Missachtungsformen (6)
Spott/Ironie/Sarkasmus (19)
destruktive Hilfe (4)
Hilfsverweigerung (18)
Missachtung durch Mitschüler tolerieren (2)
destruktive Strafe (18)
Kooperation verhindern (1)
Diese Szene zeigt die individuelle Förderung eines Kindes auf der einen und die Gleichheit im Hinblick auf die Tätigkeit des Zuhörens und der Erziehung zur Toleranz der SchülerInnen auf der anderen Seite. Die Lehrerin überlässt dem Kind die Vorführung des Instruments und unterstützt es, indem sie angemessene Anforderungen stellt und für eine gute Lernatmosphäre in der Klasse sorgt; beispielsweise dadurch, dass sie die Kinder durch ihr eigenes Vorbild zum Beifall-Klatschen ermutigt. Auf das Lachen der Klasse wegen des Tons geht sie nicht ein, sondern zollt dem Jungen Anerkennung für sein Engagement, dieses Instrument mitgebracht und vorgeführt zu haben. Die Lehrkraft achtet in der Szene auf Fairness und auf einen respektvollen Umgang miteinander, indem sie Grenzen setzt und vorbildhaft agiert. Die Untersuchung dieser Szene zeigt die Möglichkeiten von Toleranzerziehung im Unterrichtsfach Musik.
Grundsätzliche Erkenntnisse Zunächst sollte man in kritischen Situationen stets einen klaren Kopf behalten. Das meint beispielsweise, gedanklich einen Schritt zurück zu machen und den nächsten Schritt danach zu wählen, wie es wohl am besten für die Entwicklung des Kindes wäre. Das meint konstruktives, konsequentes und wertschätzendes Agieren. Gerade Musik und ihre Nähe zu Emotionen machen es unbedingt erforderlich, einfühlsam
und anerkennend mit den SchülerInnen zu interagieren, um eine lernförderliche Atmosphäre zu schaffen, in der sich die Kinder gut entwickeln können. Dazu gehört auch, dass die Lehrkraft ihr verbales Verhalten immer wieder reflektiert oder sich auch Feedback seitens anderer KollegInnen durch Hospitationen holt. In diesem Zusammenhang ist auch die Reflexion von Schülersprache ein wichtiges Feld, denn auch diese hat Wirkungen. Leider mussten in der Studie auch immer wieder physische Übergriffe beobachtet werden. Diese gilt es unbedingt zu vermeiden. Grundlegend für einen sensiblen Umgang im Interaktionsverhalten ist die Kenntnis und Umsetzung der Kinderrechte, u. a. mit den oben genannten Schwerpunkten. Auf diese Weise ist ein großer Schritt in Richtung Anerkennung und konstruktiven Lernens gemacht. ))
Der Titel dieses Beitrags ist ein Lehrerzitat, das während einer Unterrichtsbeobachtung im Rahmen des Forschungsprojekts INTAKT aufgezeichnet wurde.
Christin Tellisch hat an der Universität Potsdam im Fach Musikpädagogik promoviert. Sie leitet das Rudolf-StempelGymnasium in Riesa und unterrichtet dort Musik.
12
musikschule )) DIREKT 6.2015
„Intunator“ – Töne spielen, hören und kontrollieren
Meine App )) Intonationskontrolle funktioniert am besten mit einem geschulten Gehör – oder einem Stimmgerät. Noch einen Schritt weiter geht die neue App Intunator. Markus Rombach, Diplom-Musikpädagoge für Solfège und Gehörbildung, Saxofonist und Saxofonlehrer, hat mit seiner eigens für diese App gegründeten Firma MARO in Zusammenarbeit mit der Entwicklerfirma Remolution Software GmbH ein Programm entwickelt, welches einen gespielten Ton erkennt und über Kopfhörer in korrigierter Höhe fast zeitgleich vorspielt. Wer also beim Spielen einige Cents vom gewünschten Ton abweicht, bekommt von Intunator die korrekt intonierte Note ins Ohr gespielt. Vor der ersten Benutzung sollten einige Parameter ausgewählt werden. Dazu gehört die Grundstimmung, welche leider nur von 440 bis 444 Hz (temperierte Stimmung) einstellbar ist. Fans Alter Musik werden nun zu Recht seufzen. Um eine einwandfreie Funktion des Intunators zu gewährleisten, ist eine Liste von Blasund Streichinstrumenten vorgegeben, die im Gegensatz zur Auswahl der Grundstimmung relativ umfangreich ist und aus der auch weniger Gängiges wie Cornet und Althorn in Es, Bassetthorn, Bass-Klarinette, Euphonium, Oboe d’amore oder Kontrafagott ausgewählt werden kann. Die gespielten Töne lassen sich wahlweise mit Kreuz- oder B-Vorzeichen anzeigen und die Umgebungslautstärke ist von sehr leise bis sehr laut wählbar, um den Intunator
musikschule )) DIREKT erscheint
alle zwei Monate als Supplement zu üben & musizieren
Kristin Thielemann
beispielsweise in Proben oder Aufführungen benutzen oder während des Intonationstrainings in der Hosentasche verstauen zu können – was tatsächlich einwandfrei funktioniert hat. Im Praxistest mit MusikschülerInnen erwies sich die App als sehr hilfreich, vor allem, da man die kompakte Handhabung selbst Smartphone-Neulingen in kurzer Zeit erklären kann. Nach nur wenigen Versuchen bekommt der User ein Gefühl für die Intonationskontrolle mittels der digitalen Anzeige und des Kontrolltons, der in drei verschiedenen Sounds zur Verfügung steht. Sehr positiv hervorzuheben ist der Support über das Kontaktformular der Website, welcher in meinem Test auch nach 21 Uhr am Wochenende eine Reaktionszeit von nur einer halben Stunde aufwies. Die Antwort auf meine Frage war keine computergenerierte Standard-Antwort, sondern ein sehr freundlicher, ausführlicher und vor allem nützlicher Text von Markus Rombach selbst. Schade ist allerdings, dass man sich mit dem Intunator – für 4,99 Euro für iOS, Android und Windows erhältlich – nicht aufnehmen kann und es auch keine Dokumentation der Töne mit Intonationstrübungen gibt. Hier hilft jedoch die Website www.intunator.com mit der Downloadmöglichkeit eines Intonationsprofils weiter (> Anleitung > Tipp), das ganz herkömmlich manuell ausgefüllt werden kann. Die Website bietet auch einen Ausblick auf weitere, derzeit in Planung befindliche
Ergänzungen, die hilfreich und interessant sein dürften. Schließlich geht es beim Musizieren höchst selten vom ersten bis zum letzten Ton um eine Stimmgeräte-Intonation. Als MusikerIn und MusikpädagogIn möchte man seinen SchülerInnen gerne auch Wissen über den Intonationsausgleich innerhalb verschiedener Akkorde, Leittöne, Terzen und vielem mehr vermitteln. Allerdings müsste eine Intonationssoftware mit ziemlich umfangreichen Daten gefüttert worden sein, um einen solchen Erkennungsmechanismus bieten zu können. Es geht also nach wie vor nichts über die Musiklehrkraft mit guten didaktischen Kniffs und einem geschulten Gehör, die in der Lage ist, SchülerInnen in die Geheimnisse der sauberen Intonation einzuweihen. Der sehr benutzerfreundliche Intunator kann gerade für die Anfangsphase, in der sich Lernende mit Intonation befassen, eine große Hilfe sein. Eine grandiose Idee, auf deren Weiterentwicklung man gespannt sein darf. Unter www.intunator.com findet man ein ausführliches Tutorial von Markus Rombach zur Funktionsweise der App. ))
Kennen Sie eine App, die Sie anderen Lehrkräften empfehlen möchten? Schreiben Sie uns: info@musikschule-direkt.de
Redaktion: Anja Bossen und Rüdiger Behschnitt Ständige Mitarbeiter: Jürgen Simon und Bernd Dahlhaus Layout: Rüdiger Behschnitt Grafik: Nele Engler