Klinik Öschelbronn Perspectiven Ausgabe 2

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Perspectiven Ausgabe 2

Mut zum Sein – Vertrauen ins Werden


THEMEN EINBLICK Dr. Günther Spahn,

Liebe Leserin, lieber Leser, das Jahr 2012 hat seine Halbzeit erreicht und wir als Klinik Öschelbronn wollen mit Ihnen Bilanz ziehen.

Leitender Arzt, im Interview ANKOM MEN Die stationäre Aufnahme in der Klinik Öschelbronn Susanne Kröner-Glauner heißt Sie willkommen

Die Beurteilung, wie die gesundheitspolitische Öffentlichkeit die Klinik Öschelbronn erlebt, ist unterschiedlich. Einerseits als Kostenfaktor für Deutschland oder als „Jobmotor“, wie es immer mehr Politiker anerkennend äußern. Wir sind der Meinung, dass wir in erster Linie (lebens-) notwendig für die Behandlung der Bevölkerung sind, unabhängig, wie gerade die Wirtschaftlage in Deutschland sich entwickelt. Erfreulicherweise wird dieses Anliegen uns auch rückgemeldet, nicht nur von Patienten, sondern auch von Einweisern und Kostenträgern.

ÜBERBLICK Unsere Befragung niedergelassener Ärzte 2011 ZUHÖREN Jede Krankheit ist ein

Rückblickend auf die vergangenen 6 Monate hat sich zu unseren Arbeitsabläufen einiges verändert. Ein wesentlicher Punkt sind hierbei die Rückmeldungen, die Sie uns kollegialerweise zukommen haben lassen – Ihre Meinung über unsere Klinik. Hier haben wir uns zum einen sehr gefreut über das breite Lob für unsere patientenbezogene Art der Medizin.

musikalisches Problem – die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis) Sebastian Weiss Musiktherapeut (BVAKT)

Auf der anderen Seite haben Sie uns klare „Hausaufgaben“ aufgegeben: Für viele von Ihnen ist es nicht nachvollziehbar, welche ärztlichen / therapeutischen Leistungen wir anbieten, auch die Arztbriefschreibung wurde bemängelt. Ihre konstruktive Kritik haben wir in den letzen Monaten zum Anlass genommen, hier Veränderungen zu initiieren, die wir Ihnen in dieser Ausgabe der Perspectiven näher bringen wollen. Wir freuen uns weiter auf Ihre Vorschläge und Verbesserungswünsche, damit die gemeinsame Behandlung unserer Patienten noch ein Stück besser werden kann!

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Ihr

Ihr

Ihr

Jürgen Heinz

Dr. Günther Spahn

Dr. Matthias Woernle

Geschäftsführung

Leitender Arzt

Leitender Arzt


© Diego Barbieri - Fotolia.com

Das Rudern hilft Dr. Spahn bei der Regeneration nach seinem Dienst

EINBLICK

AUSBLICK

Dr. Günther Spahn

Öschelbronner Gespräche Veranstaltungsort:

Herr Dr. Spahn, nun sind Sie bereits seit 5 Jahren in der Klinik Öschelbronn als Leitender Arzt tätig. Können Sie beschreiben, was für Sie das besondere an der Klinik Öschelbronn ist?

Kliniksaal, 20:00 Uhr 26.09.2012 Der Mensch als Ebenbild des trinitarischen Gottes Michael Debus

In der Klinik Öschelbronn arbeiten wir berufsgruppenübergreifend eng zusammen und orientieren uns in allen Aspekten der Behandlung an den individuellen Gegebenheiten. Damit meine ich einerseits die Konstitution des Patienten, seine Biographie und seine inneren Werte in Bezug auf die Therapie. Von medizinisch-pflegerischer und therapeutischer Seite werden hierbei die schulmedizinischen als auch die komplementärmedizinischen Aspekte berücksichtigt. Grundlage hierfür ist für uns die anthroposophische Medizin, die als erweiterte Heilkunst einerseits ein körperorientiertes, schulmedizinisches Behandlungsmodell bietet und andererseits im Rahmen eines erweiterten Leibmodells bio-psycho-soziale und spirituelle Aspekte integriert, um das Wesen der Krankheit, unseres Patienten und der Therapie in einem größeren Zusammenhang zu sehen. Dies ist insbesondere für die Patienten wichtig, die mit einer Krebserkrankung zu uns kommen. Diese Diagnose ist häufig zutiefst verunsichernd und der individuelle Weg, den Patienten hierbei gehen, erfordert eine entsprechende individuelle Behandlung.

17.10.2012 Was hat der Rhythmus des Lebens mit der Krebskrankheit zu tun? Dr. med. Günther Spahn 14.11.2012 Erkrankungen der Schilddrüse und ihre Therapie in der anthroposophischen Medizin Dr. med. Matthias Girke 12.12.2012 „Alles um des Menschen Wille“ – Die Komposition der Dreiheit im Menschen Josef Ulrich

Das heißt, dass wir hier in der Klinik Öschelbronn in einem sehr intensiven Austausch mit unserem Patienten, aber auch im Therapeutenteam versuchen, den

Das neue Programm ab Dezember unter

© Egor Grishunin - Fotolia.com

www.klinik-oeschelbronn.de Ansprechpartner: Frau Eichinger E-Mail: b.eichinger@ klinik-oeschelbronn.de

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EINBLICK |

Fortsetzung

Weg zu gehen, der für unseren Patienten stimmig ist. Dabei greifen wir auf eine leitlinienorientierte Medizin einerseits zurück, andererseits sind wir im Zuhören und Überdenken der therapeutischen Wege gemeinsam mit dem Patienten gefordert. Da uns die Patienten, aber auch unsere Einweiser in unseren Befragungen 2008 und 2010 sehr gute Noten in puncto Zufriedenheit mit der Behandlung gegeben haben, glaube ich, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind. Nochmals im Detail: Welche besondere Medizin bieten Sie an und an welche Patienten richtet sich dies? Was bedeutet dies konkret? In den letzten Jahren ist die medizinische Expertise der Klinik Öschelbronn in vielen Aspekten gewachsen. Durch eine enge ärztliche Zusammenarbeit der Klinik Öschelbronn mit ihren Partnern können wir dem Patienten von Seiten der Hämatologie/Onkologie, der Strahlentherapie, der Chirurgie, der Gastroenterologie, der Pulmonologie, der Radiologie, der Urologie, der Neurologie sowie der Rheumatologie viele diagnostische und auch spezifische therapeutische Möglichkeiten bieten. Im Rahmen der anthroposophischen Medizin ergibt sich für den Patienten ein Behandlungsweg sowohl ambulant und stationär (zur Klinik Öschelbronn gehören auch das MVZ AnthroMed Öschelbronn und MVZ AnthroMed Ludwigsburg), so dass für den Patienten eine Fortführung seiner Therapie in jedem Sektor jeweils gewährleistet ist. Über die onkologische Grundversorgung hinaus bieten wir den Patienten eine Behandlung im Rahmen der Hyperthermie (als Ganzkörperhyperthermie oder als lokoregionäre Hyperthermie) an. Das ganzheitlich anthroposophische Behandlungsspektrum umfasst weiterhin Heileurythmie, Kunsttherapie, Musiktherapie und die Psychoonkologie. Auch unsere physiotherapeutische Abteilung möchte ich hervorheben, da dort eine anthroposophische Physiotherapie neben einer medizinischen Trainingstherapie und einer spezialisierten Krankengymnastik (z.B. Bobath) vorgehalten wird. Dieses Miteinander unterschiedlicher Therapieansätze ist für den Patienten von hohem Wert. Selbstverständlich suchen uns viele Patienten auf, da sie im Rahmen ihrer Krebserkrankung von der Misteltherapie gehört haben. Diese wird seit 35 Jahren kompetent an der Klinik Öschelbronn und in den ihr verbundenen Praxen auf anthroposophischer Grundlage angeboten. Wenn Sie hier die Misteltherapie benennen – seit einem Jahr wird diese im ambulanten Sektor nach unserem Wissensstand nicht mehr übernommen. Können sich dies überhaupt viele Patienten leisten? Die Misteltherapie ist seit Ende letzten Jahres leider nur noch für Patienten mit einer aktiven Krebserkrankung erstattungsfähig, die frühere Indikation im adju-

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EINBLICK |

Fortsetzung

vanten Setting (d. h. die Krebserkrankung ist überwunden, es besteht jedoch eine Rezidivwahrscheinlichkeit), diese Form der Misteltherapie wird leider von den Kassen nicht mehr ersetzt. Die Monatskosten für eine solche adjuvante Therapie betragen derzeit 50 bis 80 €. Wenn ein Fatigue-Syndrom oder die Krebskrankheit weiter aktiv ist, besteht aber immer die Möglichkeit der Kostenerstattung. In der Klinik Öschelbronn bemühen wir uns, die für den Patienten stimmige und auf seine Biographie und Konstitution abgestimmte Therapie zu finden. Wie sehen Sie die Behandlungsperspektive für diese Patientengruppe in der Zukunft? Ein weiterer besonderer Punkt der Klinik Öschelbronn ist für mich die Möglichkeit zur Forschung. Wir widmen uns seit zwei Jahren insbesondere der Versorgungsforschung und nehmen am Netzwerk Onkologie teil. Im Rahmen dieser Initiative werden die Patientendaten, die in unserer Klinik und den Praxen mit Einverständnis der Patienten erhoben werden, ausgewertet. So bekommen wir Hinweise auf die Wirksamkeit unseres komplexen Therapieansatzes. Im Rahmen der Versorgungsforschung können dann auch Auswertungen vorgenommen werden, um z.B. tumorspezifisch das Behandlungssetting der Klinik Öschelbronn mit anderen Einrichtungen zu vergleichen. Hierbei haben wir eine enge Zusammenarbeit mit dem Carl Gustav Carus-Institut im Hause und auch eine enge Zusammenarbeit mit der AOK Nordschwarzwald etabliert. Ich freue mich sehr, dass das Besondere der Klinik Öschelbronn so auch durch wissenschaftliche Daten weiter untermauert wird. Nun einmal weg von der Arbeit – nach einem anstrengenden Dienst, wie entspannen Sie sich eigentlich? Meine Familie benötigt Aufmerksamkeit, sie ist aber auch Quell großer Freude. Wenn ich mit mir allein sein kann, so gehe ich gerne Schwimmen, treibe Ausdauersport mit meinem Rudergerät und in regelmäßigen Abständen versuche ich durch den Rückzug aus dem Alltag im Rahmen von Meditationsseminaren meine eigenen Kraftquellen wieder aufzufrischen. Hierbei habe ich die achtsamkeitsbasierte Meditation nach Jon Kabat-Zinn kennengelernt, die mir im Alltag auch hilft, Stress abzubauen. Ich glaube, dass sowohl der Patient als auch der Behandler von solchen Instrumenten profitieren, daher ist mir die Achtsamkeit auch im beruflichen Kontext sehr wichtig. Herr Dr. Spahn, vielen Dank für diesen Einblick!

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ANKOMMEN Die stationäre Aufnahme in der Klinik Öschelbronn

Susanne Kröner-Glauner

Bei einer stationären Aufnahme haben die Patienten den ersten Kontakt mit unserem Aufnahme- und Diagnostik-Team – kurz AuDi genannt – in der Ebene 0 (Untergeschoss). Hier können sie sich anmelden, werden an Ort und Stelle durch Ärzte und Pflegende untersucht und erhalten die notwendige Diagnostik. Die Besonderheit hierbei ist, dass die Patienten nicht von Mitarbeiter zu Mitarbeiter wechseln und die verschiedenen Aufnahme-Procedere (Arzt, Verwaltung, Pflege) über sich ergehen lassen müssen, sondern wir kümmern uns „ganzheitlich“ mit einer Kontaktperson um sie. Um eine schnelle Aufnahme zu erleichtern, sollten unsere Patienten ihre Versichertenkarte, den Personalausweis und eine Einweisung oder Überweisung mitbringen. Selbstverständlich können die Aufnahmeformalitäten auch vorab per Post erledigt werden. Bei Akut-Patienten erfolgt nach der diagnostischen Abklärung (Sonographie, Röntgen, Notfall-Parameter) eine rasche Erstversorgung. Hilfreich hierfür sind die von den Patienten mitgebrachten ärztlichen Vorbefunde und eine aktuelle Medikations-Liste. Diese Erst-Therapie findet ebenfalls im Aufnahmezimmer statt, so dass er erst auf Station geht, wenn die Diagnostik und Ersttherapieeinleitung (z. B: Pleurapunktionen, akute Schmerztherapie, Infusionstherapie) eingeleitet ist und das weitere Behandlungsregime durch den Arzt festgelegt wurde. Durch diese Umstrukturierung haben wir es geschafft, dass unsere Patienten durchschnittlich nach bereits 1,5 h sich komplett versorgt fühlen und die Ersttherapie bereits auf Station weitergeführt werden kann. Auch Endoskopie-Untersuchungen wie Koloskopie, Gastroenterologie und Sigmoidoskopie sowie ebenso das Legen einer PEG sind Bestandteil unseres therapeutisch-diagnostischen Angebotes neben einem speziell auf onkologisch erkrankte Patienten ausgerichteten Labor. Um diese komplexen Tätigkeiten patientenbezogen erfüllen zu können ist unser AuDi-Team interdisziplinär besetzt, bestehend aus dem Oberarzt, Herrn Maik Schröder, und Frau Susanne Kröner-Glauner, die berufsgruppenübergreifend das Leitungsteam bilden, Pflegekräften, Arzthelferinnen und MTAs. Das gesamte Team wird hierbei mindestens zweimal jährlich in Notfallmanagement geschult, um auch in kritischen Situationen adäquat handeln zu können.

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ANKOMMEN Ein besonderes „Highlight“ - unsere digitale Röntgenanlage Ebenfalls auf der Ebene 0 befindet sich direkt in der Aufnahme und Diagnostik unsere Röntgenabteilung. Seit Januar 2011 verfügen wir über eine digitale Röntgenanlage, die große Vorteile mit sich gebracht hat und unsere Arbeit enorm erleichtert. So werden z.B. durch die Möglichkeit der Bearbeitung des Bildes am Monitor doppelte Aufnahmen vermieden, was natürlich besonders dem Strahlenschutz des Patienten zugute kommt.

Digitales Röntgen

Die weiteren Vorteile sind: • umweltschonend, keine Chemie • die Bilder können sofort aufgerufen werden und stehen allen berechtigten Ärzten zur Verfügung • die zukunftsweisende Digitaltechnik liefert höchste Qualität • die sofortige Zuordnung der Bilder zum Patienten geschieht fehlerfrei – es gibt kein „Bildersuchen“ mehr • unserem Patienten können wir die Ergebnisse am Bildschirm präsentieren

Kontakt:

© grieze - Fotolia.com

Aufnahme und Diagnostik Leitung Maik Schröder, Oberarzt Susanne Kröner-Glauner Telefonnummer 07233 / 68-265 aufnahme@klinik-oeschelbronn.de

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ÜBERBLICK Unsere Befragung niedergelassener Ärzte 2011 „Ich habe noch nie unzufriedene Patienten nach der Behandlung in der Klinik Öschelbronn erlebt“ Bereits zum zweiten Mal nach 2008 haben wir 2011 durch ein renommiertes externes Forschungsinstitut unsere einweisenden Ärzte zu ihrer Meinung über unsere Klinik befragen lassen. Vielleicht waren Sie auch dabei? Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. So waren 58,3 % aller Befragten mit unseren Leistungen sehr zufrieden. Wir konnten also das schon gute Ergebnis von 2008 (44,4 %) noch steigern:

Der Vergleich der Ergebnisse der Befragung mit Externen Benchmark (Durchschnitt) hinsichtlich der Patientenmeinungen / Patientenwünsche zeigt deutlich, wie zufrieden die von Ihnen eingewiesenen Patienten mit uns sind (blau = Klinik Öschelbronn, violett = Externes Benchmark

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ÜBERBLICK

Gewünscht wurden vor allem mehr Informationen über z.B. die apparative Ausstattung unserer Klinik und die diagnostischen Möglichkeiten und Therapieangebote. Verschiedentlich bemängelt wurde die oft nicht rechtzeitige Information über bevorstehende Entlassungen und die Kommunikation allgemein. Wir haben verstanden! Wie bereits in der Einleitung beschrieben, haben wir uns sehr gefreut über Ihre positiven Rückmeldungen und verstehen das als Aufforderung, „weiter zu machen“! Vielen Dank dafür. Aber wo Licht ist, gibt es auch Schatten. Auch diesen haben Sie uns dankenswerter Weise aufgezeigt:

So haben wir es leider nicht erreicht, Ihnen unsere verantwortlichen ärztlichen Ansprechpartner ausreichend näher zu bringen. Dieses berechtigte Anliegen möchten wir zukünftig durch folgende Maßnahmen zu Ihrer Zufriedenheit lösen: 1. Umstellung der Telefonanlage ab Mai 2012, damit Sie unmittelbar eine Durchwahl für dringende ärztliche Anliegen haben 2. Vorstellung eines Facharztes und der jeweiligen besonderen Kompetenzen in jeder Ausgabe der Perspectiven 3. Besuche bei Ihnen: Gerne möchten unsere Leitenden Ärzte und Oberärzte, wenn es Ihre Zeit erlaubt, Sie persönlich besuchen. Toll wäre es, wenn Sie uns Rückmeldung geben, ob Ihnen das recht ist oder welches Thema Sie besonders interessiert. Hierfür haben wir Ihnen auf der Rückseite des Einlegers eine Faxvorlage angefertigt, die Sie gerne mit Ihren Wünschen ankreuzen und an uns zurückfaxen können. Wir freuen uns auf die persönlichen Kontakte mit Ihnen!

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ZUHÖREN Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem – die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

Sebastian Weiss Musiktherapeut (BVAKT)

Kennen Sie das? Sie sitzen in einem Konzert oder hören von einer CD ein Musikstück, das Sie innerlich stark berührt und im Verlauf des Zuhörens läuft Ihnen an einer bestimmten Stelle eine schaurig-schöne Gänsehaut über den Rücken? Wie eine Welle läuft diese Empfindung durch den ganzen Leib. Deutlich wird daran, dass das Hören und Miterleben von Musik eine innere Regung hervorrufen kann, die bis in den physiologischen Bereich des Menschen eine Veränderung bewirkt. Das primäre Ziel der Musiktherapie ist nicht, eine Gänsehaut hervorzurufen, sondern dieses Wirkprinzip - die Elemente der Musik vermögen die Physiologie des Menschen zu verändern - entsprechend der Individualität und des Krankheitsgeschehens des Menschen unterstützend und heilbringend zu nutzen. So kann z.B. die Atmung in ihrer Tiefe oder Frequenz über das musikalische Element des Rhythmus direkt verändert, der Blutdruck kann gesenkt oder tonisiert werden. Schmerzzustände und chronische Schmerzen können durch eine veränderte Aufmerksamkeitslenkung des Patienten mittels der Musik zum Positiven beeinflusst werden oder aber die stockende Verdauung kann durch das Klingen und Schwingen eines auf den Leib des Patienten aufgelegtes Instrument wieder angeregt werden. Neben dieser eher symptombezogenen Wirkung der Musiktherapie bietet sie den Menschen eine Ressource, die in einer Krankheits- und Krisensituation als sehr unterstützend erlebt wird. Die Diagnose einer Krebserkrankung bringt meist Ängste, Verlusterlebnisse und unter Umständen die Konfrontation mit der Endlichkeit des Lebens mit sich. Krankheit ist häufig mit dem Blick darauf verbunden, was an Lebensgestaltung möglicherweise nicht mehr vollbracht werden kann, was an Handlungskompetenz und -autonomie verloren geht. In der Musiktherapie kann ein Gegengewicht gesetzt werden, indem gerade der Selbstaktivität und –gestal-

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ZUHÖREN

tung (der Patient spielt auf einem oder verschiedenen Instrumenten oder nutzt seine Singstimme) eine große Rolle zukommt. Das positive Selbsterleben wird angeregt und ein Prozess ermöglicht, der zweckfrei geschehen kann. So erlebt sich der Mensch in seinem Innersten angesprochen und berührt, das frei von Krankheit und damit verbundenen Einschränkungen ist. Gerade auch im palliativen Bereich ist die Musiktherapie ein sehr geschätztes Therapieverfahren. Sie findet in der Regel im Zimmer des Patienten statt; je nach seiner Mobilität und Kräftesituation sitzend auf Stuhl oder Bett - aber auch liegend ist die aktive Musiktherapie durchführbar. Ja selbst wenn der Patient nicht mehr aktiv ein Instrument spielen kann, ist die Musiktherapie indiziert, da – abgesehen von der Altersschwerhörigkeit – der Hörsinn einer der menschlichen Sinne ist, der dem Menschen vor dem Lebensende oft am längsten zur Verfügung steht. Riechen und Schmecken sind schon lange nicht mehr von Relevanz. Meistens werden auch die Seheindrücke ab einer bestimmten Krankheitsphase nicht mehr aufgesucht – der Mensch schließt die Augen. Aber der Hörsinn ist in alle Richtungen des Raumes offen. So kann auf dieser Ebene ein Stück Lebensqualität gepflegt und gelebt werden, wenn der Mensch auf die ihm persönlich dargebotenen Klänge lauscht. Vielleicht entsteht dabei eine Gänsehaut, die dem Menschen über den Rücken läuft und dadurch sein gesundes Selbsterleben anregt.

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KONTAKT

AUSBLICK

Dr. Günther Spahn, Leitender Arzt Dr. Matthias Woernle, Leitender Arzt Maik Schröder, Oberarzt, Aufnahme und Diagnostik

In der nächsten Ausgabe werden wir u.a. auf folgende Themen eingehen:

über Frau Eichinger, Sekretariat Leitende Ärzte Telefon: 07233 68-170 E-Mail: b.eichinger@klinik-oeschelbronn.de

Jürgen Heinz, Geschäftsführer über Frau Rabe, Sekretariat Geschäftsführung Telefon: 07233 68-196 E-Mail: a.rabe@klinik-oeschelbronn.de www.klinik- oeschelbronn.de

• Chemotherapie • Misteltherapie • Heileurythmie Die Redaktion von Perspectiven freut sich auf Ihre Rückmeldungen, auf ihre Themenvorschläge und Fragen. Kontakt: Jürgen Heinz über Frau Rabe, Sekretariat Geschäftsführung, Telefon 07233 68-196; E-Mail: a.rabe@klinik-oeschelbronn.de

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Mut zum Sein – Vertrauen ins Werden


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