Schwarzes kleeblatt Dort, wo die Palmen bl체hen Foxconn und seine schmutzigen H채nde - S. 6
Anarchosyndikalistisches Magazin
Unite all workers!
Zur globalen Vernetzung von Protesten gegen Adidas - S. 1 2
Ausgabe 1 6 ~ Januar/ Februar/M채rz
Die Lebensmittel der Zukunft Wie sich ein einziger Konzern die globale Landwirtschaft Untertan macht - S.1 4
Ethischer Konsum
Warum wohlt채tiger Konsum zwar wohltut, aber nicht immer Wohl tut - S. 1 6
Über das agentenbasierte Konsumverhalten humanoider Roboter
Editorial
Ein unvollständiges Gedankenexperiment Einkäufe sind lästig, das weiß jedes Kind. Aber stellen wir uns mal vor, wir würden einen Androiden darauf programmieren, nicht nur für uns den Einkauf zu erledigen, sondern sich dabei auch noch als Schnäppchenjäger anzustellen. Vermutlich müssten wir einige der folgenden Handlungsschritte als Algorithmen in seine Schaltkreise implementieren: 1 . Kaufauftrag bestätigen. 2. Produkttests und Preisvergleiche einlesen. 3. Anzeigen und Annoncen sondieren. 4. Anfragen senden, Angebote einholen. 5. Preise relativ zur Qualität kalkulieren 6. Produkt auswählen 7. Verhandlungsgeschick zeigen. 8. Kaufen/Bestellen 9. Ggf. Quittung, Kontoauszug und Wechselgeld kontrollieren. 1 0. Produktqualität prüfen. 1 1 . Makel reklamieren. 1 2. Sich beschweren und Preisreduzierung verlangen. Und so weiter und sofort! Wir selbst müssten dann nur noch unsere Einkaufsliste eingeben, Start drücken und uns zurücklehnen.
der bei Konsumartikeln beispielsweise auf Schadstoffe, Kindersicherheit und ästhetische Schönheit achtet. Zweifelsohne würde unserem Androiden ganz schön der Rechner brummen, um all unsere Kriterien auf einen Nenner zu bringen. Dafür bräuchten wir schon einen dieser Hochleistungsandroiden. Schließlich dürfte er sich nicht von Verkaufsstrategien, Verpackungstäuschungen und Mangelware täuschen lassen, um uns auch die gewünschte Qualität zu liefern. Nun gut, für unseren eifrigen Androiden soll auch das kein Problem sein. Wir sparen keine Kosten und rüsten ihn entsprechend auf.
Doch es hilft nichts, unser Androide enttäuscht uns noch immer. Skrupellos hat er zum widerholten Male Turnschuhe aus Kinderarbeit geliefert und zwar einfach mit der Begründung, dass diese ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis hätten. Wir sind empört! Daher entschließen wir uns, unseUnser Androide hingegen, hätte womöglich schon allein mit rem Androiden mal ein Gewissen einzubläuen und ihm eine diesen Aktionen den ganzen Tag zu tun. Doch die Arbeit empathiefähige Platine reinzuschrauben. Ab sofort soll dieser Androide unseren Konsum auch anhand ethischer Geund das geschäftige Misstrauen des sichtspunkte regulieren. Unser Einkauf soll ökologischen Androiden würden sich für uns und sozialen Kriterien genügen. Fair sollen die vielleicht auch bezahlt machen. Produkte gehandelt sein und gute Was wäre aber, wenn uns das nicht reichen würde und wir unseren Androiden zu einem umsichtigen, ernährungs- und gesundheitsbewussten Käufer erziehen wollten,
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Editorial Lebens- und Arbeitsstandards der produzierenden Arbeiter*Innen gewährleisten. Tiere sollen weder zu Schaden gekommen sein, noch kommen sie uns in die Tüte. Fortan wollen wir ausschließlich Produkte aus einem nachhaltigen, klimafreundlichen, ressourcensparenden Wirtschaftskreislauf und bitte nicht von dubiosen Großkonzernen. Puh! Gut, dass wir unseren Androiden haben. Das klingt wirklich nach einer Menge Arbeit. Eine Herkulesaufgabe: all unsere Vorsätze zu beachten und dabei das Portemonnaie nicht überzustrapazieren. Ein guter, ein ethischer Konsum scheint wirklich viele Parameter beachten zu müssen. Welcher Androide soll das denn leisten können? Gute Frage, doch unser kleines Gedankenexperiment ist nicht in jeder Hinsicht Science Fiction. Viele Menschen investieren schon heute eine Unmenge Zeit und Kraft in ein bewusstes Kaufverhalten. Dabei können ethische Aspekte selbstverständlich nicht immer Priorität
Konsum mittels humanistischer Androiden bewerkstelligen oder einfach selbst wie diese agieren würden? Wäre damit schon unsere Utopie einer herrschaftsfreien, gerechten Gesellschaft erreicht oder zumindest die ökonomische Kluft zwischen Globalen Süden und Globalen Norden eingeebnet? In dieser Ausgabe des Schwarzen Kleeblatts geht es eigentlich um Arbeit und Arbeiter*innen im Globalen Süden. Ethischer Konsum spielt dabei jedoch eine wichtige Rolle. Ebenso wie ein Androide nicht unser Gewissen und unsere Urteilskraft zu ersetzen vermag, kann das an bestimmten Richtlinien orientierte Kaufverhalten allein nicht die Arbeitsbedingungen der Produzierenden verbessern. Das argumentiert zumindest der Standpunkt auf Seite 1 6, der dem ethischen Konsum den Solidaritätsboykott gegenüber stellt. Eine allgemeine Einführung zum Thema Arbeit im Globalen Süden erhaltet ihr Auf Seite Y. Außerdem erfahrt ihr in dieser Ausgabe von den Machenschaften der Unternehmen Adidas (S. 1 2), Foxconn (S. 7) und Monsanto (S. 1 4) und über die Widerstände dagegen. Den Vergleich zwischen Ethischen Konsum auf der Einen und der Aktionsform Arbeitskampf auf der anderen Seite haben wir nicht zufällig gewählt. Er provoziert einen PaternalismusVorwurf: Die Vormundschaft der Ethischen KonsumentInnen des Globalen Nordens wird die Selbstbestimmung der Arbeiter*Innen des Globalen Südens gegenübergestellt. Abgesehen von dieser Problematik hat uns die Frage interessiert, warum das politische Verantwortungsgefühl ausgerechnet beim Konsum immer größere Ausmaße annimmt. Ließe sich doch einwenden, dass die größte Ausbeutung nicht durch den Markt, sondern durch das Produktionsverhältnis generiert wird. Wäre in diesem Sinne ein Androide, der uns auf der Arbeit vertritt und mit aller Konsequenz unsere Arbeitskämpfe für uns führt nicht viel wünschenswerter?
haben – zu einem gewissen Grad sind sie von der Geldbörse diktiert. Verbunden ist diese Form von Konsumverhalten allerdings mit einem neuen Selbstbewusstsein der KonsumentInnen, die sich nicht mehr nur als Verbraucher*Innen, sondern als politische AkteurInnen verstehen und auf einem globalen Weltmarkt für Gerechtigkeit sorgen oder zumindest keine Schuld an der Misere tragen wollen. Doch spinnen wir unser Szenario mal zu Ende: Wie sähe eigentlich eine Welt aus, in der alle Menschen ihren
Zu guter Letzt sei noch auf einen Artikel verwiesen, der – vielleicht ganz im Sinne seines Protagonisten – aus dem Konzept sticht und etwas mysteriös daherkommt. Auf Seite 1 9 wird euch das spannende Leben des B.Traven vorgestellt. Viel Vergnügen, wünscht euch… Eure Redaktion des Schwarzes-Kleeblatt
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Arbeit im Globalen Süden
Schwerpunkt
Eine Übersicht Die neoliberale Politik der 1 980er, 1 990er und 2000er Jahre hatte erheblichen Einfluss auf Arbeitsbedingungen und Arbeiter*innen weltweit. In westlichen Ländern wurde einerseits die Macht von Gewerkschaften zerschlagen, die Prekarisierung von Beschäftigungsverhältnissen, u.A. durch Befristung, Teilzeit, Zeit- und Leiharbeit, vorangetrieben und der Wohlfahrtstaat und die durch ihn teilweise Dekommodifizierung von Arbeit immer weiter zurück geschraubt. Andererseits klafft die Arbeitszeit von hoch und niedrig qualifizierten Beschäftigten zunehmend auseinander: „Overwork and underemployment“, zu viel Arbeit für manche und zu wenig für andere, ist ein bekanntes Phänomen westlicher Industriestaaten.
ganisation, verstärkten den Druck zur Liberalisierung, Deregulierung und Privatisierung – mit weitreichenden Konsequenzen für Arbeiter*innen. Mit dem Ziel vermeintlicher „internationaler Wettbewerbsfähigkeit“ wurde die Attraktion internationalen Kapitals privilegiert, oft auf Kosten essenzieller Arbeitsrechte. Die resultierende Informalisierung, sowie tief verwurzelte strukturelle Differenzierungen entlang Kategorien wie Klasse, Ethnizität und Gender begünstigten eine immer stärkere Kommodifizierung von Arbeit im Globalen Süden.
Gleichzeitig verlagerten sich die globalen Eigentumsverhältnisse zugunsten internationaler Kapitalinvestoren. Dadurch gerieten Arbeiter*innen im Globalen Süden in Dem gegenüber sehen sich Arbeiter*innen in Ländern des zunehmende Abhängigkeit der Weltwirtschaft, während loGlobalen Süden völlig anderen Problemen ausgesetzt. kale und nationale Entscheidungstragende an BedeuDas zunehmende Offshoring und Outsourtung verloren. Outsourcing führt vielerorts cing der Güterproduktion in diesen zur Dezentralisierung und FragmenLändern führt oft zu zunehmender tierung von Produktion, wobei Industrialisierung, einer erhöhkleinere Firmen oft zögerlich ten Nachfrage nach ungesind, Tarifvereinbarungen zu lehrten Arbeitskräften, akzeptieren. Technologisowie steigender Versche Innovation begünsdrängung lokaler und tigt eine zunehmend nationaler Industrien. hierarchische ArbeitsAnders als etwa in Euteilung mit immer moropa, ist Arbeit im Glonotoneren, körperlich balen Süden nie in belastenderen und einen Keynesianischen gefährlicheren BedinWohlfahrtsstaat eingungen am unteren gebettet gewesen, in Ende der Qualifikadem Gewerkschaften tionsordnung. zumindest teilweise Einfluss auf politische EntDas Entstehen eines gloscheidungen haben. balen Proletariats von etAufgrund deregulierter Arwa 1 Milliarde in Armut beitsmärkte und den Machtlebender, ortsungebundener verhältnissen auf internationalen Arbeiter*innen ist eine der Folgen Märkten, die im Globalen Süden für dieser Entwicklungen. Allein in China niedrige Nahrungsmittelpreise und billige gibt es schätzungsweise 200 Millionen Löhne sorgen, sind Arbeiter*innen in diesen LänWanderarbeiter*innen. Sie werden als flexible, dern besonders betroffen von Ausbeutung und Unter- verfügbare und billige Ware eingesetzt und verheizt – um drückung im Dienst der Profitmaximierung. den Lebensstandard und die Konsumkultur des Globalen Nordens aufrecht zu erhalten. Obwohl die meisten dieser Nach dem Ende des Kolonialismus war für viele Länder des Arbeiter*innen wenig Wahl haben, regt sich vielerorts WiGlobalen Südens die Entwicklung einer eigenständigen, un- derstand. In China gibt es nach der Landflucht nun Stadtabhängigen Volkswirtschaft kaum möglich. Mit zunehmen- flucht, weil viele Wanderarbeiter*innen die Arbeit der Globalisierung von Handel und Transport, sowie dem schmeißen und zu ihren Familien zurückkehren. Und in den Druck westlicher Industrienationen, ihre Märkte zu öffnen, verschiedensten transnationalen Unternehmen wehren sich sahen sich die meisten dieser Länder gezwungen, ihr Ab- Arbeiter*innen aktiv gegen ihre Ausbeutung. hängigkeitsverhältnis zum Globalen Norden fortzusetzen. Die Strukturanpassungsprogramme der 1 980er und 1 990er, So streikten diesen Sommer mehrere Tausend Arbeiter*indurchgesetzt von der unheiligen Dreieinigkeit aus Welt- nen des Apple-Zulieferers Foxconn, der in letzten Jahren bank, Internationalem Währungsfond und Welthandelsor- durch hohe Suizidraten Schlagzeilen machte. Ein Paradebei~4~
Schwerpunkt spiel für transnationale Solidarität sind Adidas-Arbeiter*innen aus Honduras, Indonesien, China, Nikaragua und anderen Ländern, die sich in der International Union League for Brand Responsibility organisieren und zurzeit diverse Protestaktionen gegen den Sportartikel-Hersteller unternehmen. In dieser Ausgabe wollen wir einige solcher Beispiele von Arbeitsbedingungen und Arbeitskämpfen im Globalen Süden aufzeigen.
Genauso werden auch Arbeiter*innen im Globalen Süden gegeneinander ausgespielt: Ein einzelnes Land hat kaum die Möglichkeit, schützende Arbeitsmarktregulierungen einzuführen, ohne ein Kapitalschwinden befürchten zu müssen. Solange die globale industrielle Reservearmee groß genug ist, werden Unternehmen bei den kleinsten Regulierungen von Arbeitsmärkten in andere Länder abwandern, wo noch billige, ausbeutbare Arbeit zu finden ist. Für viele Arbeiter*innen im Globalen Süden würde eine solche Kapitalflucht aber kurzfristig nur noch Schlimmeres bedeuten, insbesondere dort, wo die Mittel zur Subsistenzwirtschaft oft kaum mehr vorhanden (weil zerstört) sind. Das ist das Absurde am Kapitalismus: Das einzige, was schlimmer ist, als von ihm ausgebeutet zu werden, ist, nicht von ihm ausgebeutet zu werden.
Der Begriff des „Globalen Süden“ wird dabei als potenzielle Widerstandskategorie verstanden. Bisher v.a. in der Forschung in Verwendung, ist er in der Alltagssprache noch nicht besonders verankert. Er entstand spätestens mit dem Fall der Sowjetunion, als die entsprechende Dichotomie zwischen West- und Ostblock und die damit einhergehende Einteilung der Welt in Erste, Zweite und Dritte Welt hinfällig wurde, da nun die Länder der sogenannten Zweiten Nur durch transnationale Allianzen können Arbeiter*innen Welt, des Ostblocks, je nach wirtschaftlicher Entwicklung sich gegen diesen Zwang und die Vormachtstellung der der Ersten oder Dritten Welt zugeteilt wurden. Profitmaximierung wehren und sich widersetzen, wenn Unternehmen und Politiker*innen versuchen, sie gegeneinanDer Begriff des „Globalen Südens“ ist aber mehr, als nur ein der auszuspielen. Auch die globale Klasse der Ersatz für die hierarchische Restkategorie der Dritten Welt, Konsumierenden im Globalen Norden trägt hierfür Verantweil er Länder in ähnlicher wirtschaftlicher und geopoliti- wortung; obwohl sich ihre Mitglieder oft selbst in prekären scher Position im globalen Kapitalismus bezeichnet, um auf Beschäftigungsverhältnissen befinden, lassen sie sich meist ihre gemeinsamen Ziele und Interessen hinzuweisen. In die- vormachen, sie seien in der globalen Wertschöpfungskette sem Sinne definiert sich der Globale Süden über gemeinsa- diejenigen, die von Ausbeutung im Globalen Süden profitieme politische und sozio-ökonomische und nicht rein ren würden. geografische Koordinaten. Die Länder des Globalen Süden mögen im Norden, Süden, Westen oder Osten liegen. Diese Ethischer Konsum ist wichtig und stimuliert notwendige Ausgabe beschäftigt sich deshalb gleichermaßen mit Arbei- Diskussionen zum Spannungsverhältnis zwischen menschliter*innen in Asien, wie mit Arbeiter*innen in Lateinamerika chen Bedürfnissen und Wünschen, technologischer Innovaoder afrikanischen Ländern. tion und ökologischen Grenzen – aber ein besseres Kaufverhalten allein ändert nicht notwendigerweise etwas Die Lehre, die wir daraus ziehen ist diese: Nur wenn wir den an den Arbeitsbedingungen, unter denen ein Großteil der Begriff des „Globalen Südens“ weltweit als Widerstandska- Verbrauchsgüter, die wir täglich nutzen, hergestellt wertegorie verstehen und Allianzen schmieden, kann es uns ge- den. In dieser Ausgabe wollen wir daher auch konkrete Anlingen, gegen die Macht von Staat und Kapital anzugehen. regungen geben, wie Konsumierende sich durch Boykotts Viel zu oft ist es dem Neoliberalismus gelungen, Arbei- mit Arbeiter*innen im Globalen Süden solidarisieren könter*innen gegeneinander auszuspielen: In Deutschland et- nen. SK wa werden Reallöhne beständig niedrig gehalten, unter dem Vorwand, dass eine Anhebung der Löhne zu Einbußen der Wettbewerbsfähigkeit führen würde, und unter Drohungen der Unternehmen, in andere, „billigere“ Länder abzuwandern.
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Dort, wo die Palmen blühen Foxconn und seine schmutzigen Hände Steve und mein Macbook Pro
peh in Indien eine mysteriöse Gas-Explosion stattgefunden hatte und daraufhin 250 Arbeiter_innen ins Krankenhaus Ende 2009 habe ich mir mein Macbook Pro gekauft. Ein eingeliefert wurden. Und dann fragte ich mich, wie die PalFreund von mir hatte mich davon überzeugt, dass Apple- men, Apples Plädoyer der Verantwortung, Steve und die Produkte einfach leistungsfähiger und stabiler seien. Au- Explosion miteinander zusammenhängen. ßerdem – ich bin ehrlich – gefiel mir das Design: Das matte Aluminium, die schwarze Tastatur mit Beleuchtung, das EMS – „Wir sind alle Gewinner!“ schlanke Gehäuse. Ob ich mich über Alternativen informiert hatte? Nein. Der Apfel war halt im Trend und ich wollte un- Der Hauptzulieferer Apples ist Foxconn. Foxconn ist ein bedingt auch mal reinbeißen. Schlappe 1 000 Euro Ersparnis- EMS-Anbieter (Electronic Manufacturing Service); ein taiwase habe ich also dafür hingeblättert. nesisches Unternehmen, das 1 974 von dem heutigen Milliardär Terry Gou gegründet wurde. EMS ist eine Außerdem war doch dieser Steve Jobs eigentlich ganz ok. Outsourcing-Methode, bei der die Produktion ausgelagert So’n Hippie, der sich mit Cleverness und technischem Ge- wird, um Kosten zu senken und sich vornehmlich auf Markeschick hochgearbeitet hatte. Der tat wenigstens nicht so, ting und die Entwicklung neuer Produkte zu konzentrieren. als sei er mit seinem Geld auf wohltätige Zwecke aus. Nicht Apple tut genau dies und lässt seine iPhones und iPads von wie dieser Bill Gates mit seiner komischen Charity Organisa- Foxconn herstellen, um sich ganz auf die Entwicklung neuer tion, mit der er auch noch Gewinne einstreicht. Ideen und die Präsentation weiterer Geräte auf großen, Außerdem ist bei Apple alles so schön transparent. Wenn medienwirksamen Apple-Veranstaltungen zu konzentrieman auf die Seite geht, kann man sich mit ein paar Klicks un- ren. Wer erinnert sich nicht an den Tag, an dem das iPad in ter der Rubrik „Verantwortung der Zulieferer bei Apple“ die Geschäfte kam? In den USA zelteten Menschenmengen über die Haltung des Unternehmens zu den Arbeitstruktu- vor den Türen von Elektronikgeschäften, um eines dieser ren in anderen Ländern informieren. kostbaren Tablets zu ergattern. Und die Tagesschau widmete allabendlich um die zwei Minuten den Apple-Veranstal„Arbeiter überall haben ein Recht auf sichere und ethisch tungen, bis die Sprecherin mit einem breiten Grinsen im einwandfreie Arbeitsbedingungen. Und sie sollten Zugang Gesicht zum Wetter überleitete. zu Bildungsangeboten haben, um ihr Leben zu verbessern. Durch kontinuierliche Überprüfungen, Verbesserungspläne Doch der neoklassische Ökonom verspricht mit dieser glound Nachweise arbeiten wir eng mit unseren Zulieferern zu- balen Produktionsmethode nicht nur Apple und seinen sammen, um sicherzustellen, dass sie unseren Verhaltens- Kund_innen Vorteile, sondern ihm zufolge liegt hier eine kodex einhalten und diesen Idealen gerecht werden.“ win-win-Situation vor: Apple und andere Elektronik-Unternehmen wie HP und Nokia hätten einen Vorteil bei AuslageWer würde dem nicht zustimmen? Dieser ethische Verhal- rung der Produktion, weil in Ländern im Globalen Süden tenskodex, gepaart mit einem „Engagement für Transpa- niedrigere Löhne ausgezahlt werden, wodurch die Kosten in renz“ , lässt jede_n Apple-Kund_innen aufatmen; in dieser der Herstellung minimiert werden können. Die Länder des ach so vertrackten Welt mal ’was Richtiges oder wenigstens Globalen Südens, indem die EMS-Anbieter produzieren, hanichts Falsches getan zu haben. ben drei Vorteile: Erstens den Gewinn von Kapital über Unternehmenssteuern, zweitens eine Stärkung der Steves beruhigende Worte inländischen Unternehmen über ausländische Investitionen und drittens eine höhere Beschäftigungsrate. Etwas stutzig wurde ich dann allerdings schon, als 201 0 die Der Ursprung dieser Arbeitsteilung findet sich in der frühen Medien plötzlich von Selbstmorden in den Zulieferungsstät- Phase der Globalisierung Anfang der 1 980er, in der viele ten von Apple berichteten. Die richtigen Worte fand unser asiatische Länder ihre protektionistische und importorienSteve, die mich und viele andere Apple-Konsument_innen tierte Wirtschaftspolitik aufgaben und ihre Märkte für ausberuhigten: In Shenzhen gäbe es auf dem Fabrikgelände so- ländische Unternehmen öffneten. Dadurch wurden diese gar eine große Bibliothek, einen glitzernden Swimming- Länder abhängig vom Export dieser neuen, von privaten Pool und prächtige Palmen. Für eine Fabrik sei es dort also Unternehmen angefertigten Güter und von ausländischen „ziemlich nett“. Dem Argument, dass sich Menschen auf- Direktinvestitionen (engl. Foreign Direct Investment, kurz grund zu hoher Arbeitsbelastung in den Tod gestürzt hät- FDI), dem Import von Kapital. ten, konnte er so stichhaltig entgegen wirken. Und der Steve, der wird uns schon nicht anlügen. In China z.B. stieg die Privatwirtschaft durch die Öffnung des Landes enorm an. Der Staat zog sich von seiner Aufgabe Umso erstaunlicher war es dann, als ich zufällig davon las, der Allokation von Arbeitskräften immer stärker aus dem dass in einem anderen Zulieferungswerk von Apple in Tai- Markt zurück, wodurch sich ein dezentralisierter Arbeits~7~
Schwerpunkt
markt herausbildete. Die westlichen Unternehmen wurden durch das EMS zu einer Art globaler Fabrik innerhalb einer globalen Angebotskette („Global Supply Chain“). In dieser Kette wurde arbeitsintensive und umweltschädigende Produktion in die Länder des Globalen Südens outgesourct, während die Kontrolle über Produktion und Profit in den Händen der westlichen Unternehmen blieb, die sich ganz auf das Marketing, die Innovation und technikintensive Produktion spezialisierte. Die damit angekurbelte Urbanisierung machte vielerorts aus Bauern und Bäuerinnen verarmte und ausgebeutete Arbeitsmigrant_innen. Foxconn, wie auch viele andere EMS-Anbieter, rekrutiert seine Arbeiter_innenschaft vor allem aus diesen sogenannten Wanderarbeiter_innen.
Militarismus am Arbeitsplatz Die Foxconn-Fabrik in Shenzhen in China ist so groß, dass man von Süd nach Nord und von West nach Ost jeweils eine halbe Stunde laufen muss. An den Wänden in den Arbeitshallen hängen Poster und Zitate von Terry Gou, die die Arbeiter_innen anheizen und ihre Leistungsfähigkeit steigen sollen. In einem internen Handbuch von Foxconn heißt es:
ihre Arbeit aus. Es muss schnell gehen. Vorarbeiter_innen schreiten unentwegt durch den Raum, beobachten die Arbeitenden und stoppen ab und an die Sekunden, die sie für einen Handgriff benötigen. Bei Langsamkeit oder Ungehorsam kann es dazu kommen, dass sich Einzelne oder die gesamte Belegschaft der Halle sich eine Predigt anhören oder Überstunden machen muss. Es ist kein Einzelfall, dass einzelne Personen öffentlich vor den anderen gedemütigt werden. Eine Arbeitshalle wirkt wie ein Panoptikum. Jeder Schritt kann beobachtet werden. Der Arbeitsplatz ist von überall sichtbar. Die Arbeiter_innen tragen meist feuerfeste Schutzkleidung und eine Kopfbedeckung, in manchen Hallen auch einen Mundschutz. Es herrscht Redeverbot, das nur in dringenden Fällen gebrochen werden darf. Wer auf die Toilette möchte, muss den zuständigen Lagerkommandanten um Erlaubnis bitten. Gearbeitet wird rund um die Uhr, Tag und Nacht. Die Arbeiter_innen haben nachts eine Pause, für Tee und kleine Snacks. Doch oftmals liegt die Kantine fast einen Kilometer weit von der jeweiligen Halle entfernt. Viel Zeit zum Ruhen bleibt da nicht mehr.
Die per Gesetz festgelegten Arbeitszeiten und Überstunden werden bei Foxconn bis heute nicht eingehalten. Zwar wurde die Zahl von durchschnittlich 80 Überstunden im Monat gesenkt, aber weiterhin arbeiten die Menschen mehr als ihnen gesetzlich gestattet ist. Meistens sind sie wegen des Geldes dankbar für eine zusätzliche Schicht. Allerdings beAlles ist gut geordnet. An langen Tischen stehen die Arbei- kommen sie oft über die gesetzlich geregelte Überstundenter_innen und führen mit mechanischen Handbewegungen zahl – die in China bei 36 Stunden monatlich liegt – keinen „Hurry toward your finest dreams, pursue a magnificent life. At Foxconn, you can expand your knowledge and accumulate experience. Your dreams extend from here until tomorrow.“
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Schwerpunkt dazu, dass in den Gebäuden von Foxconn, in denen die Arbeiter_innen einquartiert sind, wenige Kontakte geknüpft werden können. Die Menschen leben zu sechst oder zu acht in einem Zimmer neben- anstatt miteinander. Hinzu kommt, dass die meisten Wanderarbeiter_innen sind und daher mit ihren weit entfernten Verwandten nur über Handy oder Skype kommunizieren können. Von jeglichen sozialen BeEine weitere, billigere und substituierbare Arbeitskraft stel- ziehungen entbunden, leben die meisten Arbeiter_innen len bei Foxconn – neben den Wanderarbeiter_innen – Prak- daher isoliert und für sich. tikant_innen und Studierende dar. Zwar darf in China erst ab dem 1 6. Lebensjahr gearbeitet werden, doch immer wie- Vor allem aufgrund ihrer sozialen und finanziellen Lage beder werden 1 4-Jährige in Fabriken entdeckt, die unentgelt- steht für viele Arbeiter_innen eine Notwendigkeit zu arbeilich oder für einen sehr geringen Lohn arbeiten. Die ten und Geld zu verdienen. In China steigt das Studierenden kommen meistens aus Universitäten, in de- Bruttoinlandsprodukt zwar stetig an, doch die große Masse nen sie einen dualen Studiengang belegen, wozu in dem der Verarmten profitiert daran nicht. Gerade die Wanderar„praktischen Teil“ des Studiums die Arbeit in einer Fabrik beiter_innen sind die Verlierer_innen dieses Wachstums. gehört. Foxconn schloss Verträge mit der Universität Xian Losgelöst von den ländlichen Strukturen müssen sie miseraab, die festlegen, dass die dortigen Studierenden für eine ble Angebote für ungelernte Arbeit annehmen, um sich webestimmte Zeit in einer seiner Fabriken arbeiten müssen – nigstens ihre Subsistenz sichern zu können. Diese unter noch schlechteren Bedingungen als die normale Be- Notwendigkeit, fast jeden Job annehmen zu müssen, ermöglicht es westlichen Unternehmen wie Apple, ihre “Koslegschaft. ten zu minimieren” und EMS-Anbietern wie Foxconn mit Dumping-Löhnen hohe Gewinne einzustreichen. Selbstmorde weiteren Lohn ausgezahlt. Über 40 Stunden unbezahlter Arbeit kann das für eine_n Arbeiter_in im Monat bedeuten. Terry Gou meint dazu, dass das natürlich ärgerlich sei, aber die Auftragslast nun mal nicht anders gestemmt werden könne. Im Klartext heißt das: Die iPads müssen gebaut werden. Koste es (die Arbeiter_innen), was es wolle.
Im Jahr 201 0 stürzten sich 1 8 Menschen aus den Gebäuden Foxconns in Shenzhen, 1 4 von ihnen fanden ihren Tod. Die Opfer sind fast alle männlich und Ende der 1 980er Jahre oder in den 1 990er Jahren geboren. Sie sind die Kinder der ersten Generation von Wanderarbeiter_innen, die meist bei nahen Angehörigen aufwuchsen, da die Eltern permanent arbeiten mussten. Ihr Traum von einer besseren Zukunft in der Stadt führte sie zu Foxconn, wo den meisten am ersten Arbeitstag erzählt wird, dass auch sie es schaffen könnten aufzusteigen. Während Arbeiter_innen und Organisationen die Arbeitsbedingungen bei Foxconn als Gründe für die Selbstmorde heranziehen, wehrt sich Terry Gou vehement gegen diese Behauptung. Wenn jemand psychisch nicht belastbar sei oder schon vorher seine Probleme gehabt habe, könne Foxconn nicht im Nachhinein für dessen Tod zur Rechenschaft gezogen werden, so seine Argumentation. Nach öffentlichem Druck musste sich jedoch Terry Gou insoweit beugen, als dass er einzelnen Familien eine Entschädigung zahlte. Die Selbstmorde sind jedoch nicht nur ein Zeichen von menschenverachtenden Arbeitsbedingungen bei Foxconn, sondern drücken vielmehr die Ohnmacht der Arbeiter_innen aus, sich gegen die ihnen widerfahrende Unmenschlichkeit wehren zu können. Wie kann es also sein, dass Selbstmord und nicht die organisierte Arbeitsverweigerung als einzige Lösung angesehen wird?
Streiks – Widerstand kann nicht unterdrückt werden Nach den Suizidwellen in Shenzhen und der Giftgas-Explosion in Taipeh formierten sich die Arbeiter_innen zum ersten Mal, um gemeinsam ihren Unmut gegenüber Foxconn und deren Unternehmensführung zum Ausdruck zu bringen. In Shenzhen gingen Arbeiter_innen Ende Mai 201 0 auf die Straße, woraufhin Foxconn nach nur wenigen Tagen die Löhne um 30 % erhöhte. Die Streiks verebbten daraufhin sehr schnell, gingen jedoch vorher noch auf Betriebe von Honda und anderen großen Unternehmen über, was eine Streikwelle an der gesamten chinesischen Ostküste in Gang brachte . In Taipeh gingen Mitte August 201 0 Arbeiter_innen auf die Straße, die vor allem höhere Löhne forderten und von denen ein paar Foxconn für den Unfall im Werk verantwortlich machten. Ohne großen Erfolgt folgte Ende September ein zweiter Streik, in dem direkte Lohnverhandlungen von Foxconn mit unabhängigen Gewerkschaften gefordert wurden. Foxconn entließ daraufhin mehr als 20 Arbeiter_innen. Der Streik dauerte 62 Tage an, in dem nun auch gefordert wurde, die entlassenen Arbeiter_innen wieder einzustellen. Die Repression, der sich die Streikenden gegenüber sahen, war gewaltig: Neben Polizeigewalt und Verhaftungen, wurde versucht, die Familien der Streikenden direkt zu beeinflussen, damit sie sich für die Rückkehr ihrer Angehörigen an ihren Arbeitsplatz einsetzten.
Nach den Unruhen von 201 0 gab es Mitte August 201 2 wieder Streiks in einigen Werken und eine Massenschlägerei in Widerstand soll unterdrückt werden einem Wohnheim zwischen Arbeiter_innen untereinander, Aufgrund verschiedener Faktoren schaffte es Foxconn rela- die über 1 0 Stunden dauerte und mehr als 40 Verletzte kostiv lang, dass sich dessen Arbeiterschaft nicht gegen ihre tete. Sowohl der Schlägerei als auch den Streiks wurde auch hier wieder mit harter Hand begegnet. Arbeitsbedingungen zur Wehr setzte. Die ständig wechselnden Tag- und Nachtschichten führen Zeitgleich zu den Streiks entstand ein großer öffentlicher ~9~
Schwerpunkt Druck durch die Forderung einzelner Organisationen und Medien, dass Foxconn endlich seine Arbeitsbedingungen verbessern müsse. Beide Faktoren, Streiks und öffentlicher Druck, spielten wohl eine erhebliche Rolle darin, dass sich Foxconn entschloss, die Löhne anzuheben und die Zahl der Überstunden durch weitere Einstellungen zu verringern. Damit einher gingen jedoch der Anstieg der Zahl von Studierenden und Praktikant_innen in den Werken sowie höhere Leistungsanforderungen. Wie schon Marx analysierte, sind Unternehmer_innen aufgrund des Ziels der Profitmaximierung „gezwungen“, wenn die Arbeitszeit verkürzt wird, die Arbeit selbst produktiver zu gestalten. Arbeiter_innen beklagen, dass die von ihnen geforderten Produktionszahlen, für die selbe verrichtete Arbeitszeit, in den letzten zwei Jahren stark angestiegen seien. Während das Unternehmen also die Löhne anhob, erhöhte es auch die Anforderung nach mehr Effizienz. Das bedeutet im Klartext: Wenn ein Handgriff vorher in 3 Sekunden erledigt wurde, muss er jetzt in 2 ½ Sekunden getan werden.
Terry Gou – der Zoodirektor Doch Terry Gou denkt von sich, kein Unmensch sein zu wollen. Er sprach einmal davon, dass er sich als ein Zoodirektor fühle und es ihm schwer falle, alle seine Tiere gleichzeitig zu bändigen. So ist es auch nicht verwunderlich, wenn er zum “Bändigen” eine massive Polizeipräsenz forderte, die mit Schlagstöcken und Pfefferspray gegen Streikende vorging. Doch die Selbstmorde sind letztlich Terry Gous Hauptproblem. Er sprach einmal davon, dass er nicht mehr ruhig schlafen könne, in der Angst, dass jeden Moment das Telefon klingeln und ein weiterer Selbstmord gemeldet werden könne. Er sei kein grausamer Mensch, wie ihn manche Medien beschreiben und um das zu zeigen überlegte er sich ein paar Dinge, um den Arbeiter_innen zu „helfen“: In bestechend einfacher Logik dachte er sich, „wenn ich die Menschen auch nicht am Springen hindern kann, dann doch wenigstens am Aufkommen“ und ließ überall auf dem Werksgelände Auffangnetze spannen. Die Fenster der Wohnheime wurden vergittert. Zudem richtete er eine Beratungs-Hotline ein, an die sich Arbeiter_innen jederzeit mit ihren Problemen wenden können. Damit er aber auch über ihre Probleme Bescheid weiß, vor allem bezüglich des Unternehmens, werden die Kritik und die Namen der Personen an ihn weitergeleitet.
Auch Gewerkschaften sollten stärkeren Einfluss im Unternehmen bekommen. Terry Gou wird sich freuen, dass knapp 90 % seiner Arbeiter_innen in der Gewerkschaft sind. Das sieht auf den ersten Blick wirklich vielversprechend aus. So berichtet auch die FLA (Fair Labor Association) – beauftragt von Apple, die Arbeitsbedingungen in dessen Produktionsstätten zu analysieren –, dass 98% aller Mängel behoben worden wären. Allerdings hat das Ganze einen Haken. Es handelt sich hierbei weitestgehend nicht um unabhängige, sondern um eine vom Vorstand des Unternehmens geleitete Gewerkschaft. Nach den Selbstmorden äußerten sich die Vertreter_innen der Gewerkschaft daher sehr abwertend über derlei Art von Protest, die doch für beide Seiten keine Lösung darstellen würde. Doch auch der Handlungsspielraum unabhängigerer Gewerkschaftsfunktionäre ist begrenzt: In vielen Betriebsstätten Foxconns werden deren Löhne meist ganz oder zu großen Teilen von den Unternehmen selbst getragen. Dadurch entsteht eine finanzielle Abhängigkeit des Gewerkschaftsvorsitzenden von dem Unternehmen, die ihn in seinen Entscheidungen stark beeinflusst.
Reformen sind eine Farce Bei all’ diesen Problemen, so wird uns der neoklassische Ökonom erzählen, müssten wir aber auch die Vorteile der Globalisierung betrachten. Westliche Unternehmen würden durch das globale Outsourcen in ärmere Länder doch Arbeitsplätze schaffen.
Da er weiterhin der Meinung ist, dass nicht Foxconn, sondern individuelle psychische Probleme die Ursache der Suizide seien, verlangte er für eine kurze Zeit – bis der öffentliche Aufschrei zu groß wurde – dass die Arbeiter_innen mit ihrem Arbeitsvertrag auch eine „NichtSelbstmord-Erklärung“ unterschreiben, in dem sie bestätigen sollten, dass nicht das Unternehmen für ihren etwaigen Tod zur Rechenschaft gezogen werden könne. ~ 10 ~
Schwerpunkt Durch einen ökonomisch etwas versierteren Blick können industrieller Arbeit, die erst dann als Arbeit in die Statistik wir diese Behauptung schnell widerlegen. einging. Die meisten ausländischen Direktinvestitionen in den Ländern des Globalen Südens sind sogenannte brownfield investments. Hierbei handelt es sich um Investitionen in die Produktion neuer Artikel in bereits bestehenden Fabriken. So wird durch die Produktion von iPhones nicht ein neues Werk eröffnet, sondern im Austausch für dieses ein anderes geschlossen, dessen Produkte keinen Absatzmarkt in westlichen Ländern mehr finden. Diese “brownfield investments” werden durch Fusionen oder Übernahmen getätigt. Durch die Öffnung der Märkte vieler Länder wurden durch diese Art der Investition viele staatliche Unternehmen privatisiert. Das Phänomen erklärt, warum in den meisten Ländern des Globalen Südens die Arbeitslosigkeit durch die Globalisierung eben nicht gesunken ist und der neoklassische Ökonom in seiner Behauptung einfach Unrecht hat. So wurden z.B. manche Berufe innerhalb der Landwirtschaft nicht als Arbeit gezählt, durch die Urbanisierung gingen sie nun jedoch in die Statistik ein. Falls der neoklassische Ökonom jetzt mit Zahlen kommt, können wir ihm sagen, dass auch hier kein Anstieg der Arbeit vorliegt, sondern nur eine Umstrukturierung der Arbeit von landwirtschaftlicher hin zu
Es handelt sich bei Gous Lösungen also nicht einfach nur um schlechte Reformen. Es wird vielmehr deutlich, dass Reformen gerade nicht den Kern des Problems – diese Art von hierarchischer Arbeitsteilung und die Ausbeutung von vielen Arbeiter_innen – bekämpfen können! Einer der Hauptfaktoren für weitreichende Veränderung muss daher ein kollektiver Widerstand gegen diese Form von Produktion innerhalb einer globalen Angebotskette sein. Das Problem bei den globalisierten Angebotsketten ist jedoch, dass plötzlich Arbeiter_innen aus dem Westen und dem Süden in direkter Konkurrenz um Arbeitsplätze miteinander stehen. Sie booten sich so gegenseitig aus und das Unternehmen sucht sich den billigsten Standort aus. Genau gegen diese Art von Logik muss vorgegangen werden, um nachhaltige Veränderungen erzielen zu können. Allerdings können sich Arbeiter_innen schon innerhalb eines Landes schwer vernetzen, dies über die Ländergrenzen hinweg zu schaffen, scheint daher eine Goliath-Aufgabe zu sein. Eine andere Lösung sehe ich jedoch nicht. (Wer nun auf die Möglichkeit verweist, den Konsum solcher Produkte zu verweigern und so durch ethisch motivierte Nachfrage gelenkt den Markt zu „humanisieren“, den verweise ich auf den Artikel auf Seite 1 6.)
In Zukunft… … will Foxconn expandieren, wie Terry Gou meint. Afrika sei sein nächstes Ziel, weil dort die Löhne so niedrig seien. … wendet sich Apple durch die Lohnerhöhungen bei Foxconn für seine Produktion des neuen BilligiPhones 5C von seinem bisherigen Fertigungsbetrieb ab und lässt noch billiger beim direkten taiwanesischen Konkurrenten Pegatron – unter zum Teil noch schlimmeren Arbeitsbedingungen – produzieren. Und Steve? Was er wohl zu all dem gesagt hätte? Man hätte ihm einfach nur wieder einen Swimming-Pool und vielleicht einen illy-Kaffee-Automaten auf dem Fabrik-Gelände zeigen müssen, dann hätte er gesagt „ziemlich nett“ und die meisten Apple-Kund_innen wären wieder beruhigt gewesen. SK Weiterführende Hinweise und Hintergundinformationen findet ihr in der Online-Version des Artikels auf schwarzeskleeblatt.blogsport.eu ~ 11 ~
Schwerpunkt
Unite all workers! Zur globalen Vernetzung von Protesten gegen Adidas Was als kleines Familienunternehmen für Turnschuhe begann, ist mittlerweile weit mehr als das. Neben seiner Funktion als offizieller Sponsor diverser SportmeisterInnenschaften und beispielsweise des DFB, verkörpert Adidas heute einen jungen und sportlichen Lifestyle, bei dem für jede/n was dabei ist. Aber nicht nur bei SportlerInnen, sondern auch in der sogenannten Linken Szene erfreut sich die Marke großer Beliebtheit und die Schuhe Samba und Spezial sind mittlerweile neben der schwarzen Kapuzenjacke fester Bestandteil des Demo-Outfits des Schwarzen Blocks. Dass das Unternehmen, wie die meisten anderen, Rechte von ArbeiterInnen mit Füßen tritt und die Produktionsbedingungen alles andere als „fair“ sind, dürfte dabei den
meisten bekannt sein oder wenigstens nicht überraschen. Das Beispiel Adidas zeigt jedoch, wie sich Kämpfe von ArbeiterInnen selbst mit Aktionen junger AktivistInnen im Globalen Norden verknüpfen lassen. Zeitgleiche Proteste haben sowohl von Seiten der Produzierenden als auch der potenziellen KonsumentInnen Druck auf das Unternehmen aufbauen können. Diese gemeinsame Vorgehensweise zeigt exemplarisch, wie globale Vernetzung von Protesten fernab der Idee „ethischen Konsums“ aussehen kann. Der deutsche Mode- und Sportartikelhersteller Adidas wurde 1 924, damals noch unter anderem Namen, von Adolf „Adi“ Dassler gegründet. Dassler war Parteimitglied der
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Schwerpunkt NSDAP und während des Nationalsozialismus produzierte das Unternehmen neben Sportartikeln auch Waffen – Details, die auf der Internetpräsenz des Unternehmens gezielt ausgespart werden. Heute ist Adidas eines der größten und wichtigsten Unternehmen weltweit und beschäftigt über eine Millionen ArbeiterInnen bei Zulieferunternehmen in 63 verschiedenen Ländern. Die Unternehmenspolitik von Adidas gegenüber diesen ArbeiterInnen gilt als besonders brutal und rücksichtslos. Wie die meisten großen Mode- und Sportmarken beschäftigt auch Adidas Zulieferunternehmen, bei denen die TextilarbeiterInnen angestellt sind. Dadurch ist Adidas selbst nicht direkt verantwortlich für die Arbeitsbedingungen und kann Aufträge zurückziehen, sobald Druck von Seiten der ArbeiterInnen entsteht, diese zu verbessern. Das ist in der Vergangenheit oft passiert und hindert Beschäftigte häufig daran, zu protestieren und zu streiken. Um den Arbeitsrechtsverletzungen entgegenzuwirken, wird von ArbeiterInnen und AktivistInnen, ein sogenannter „Jobber contract“ gefordert. Damit sollen Firmen wie Adidas, Nike, H&M etc. für ihre ArbeiterInnen verantworlich gemacht werden. Arbeitsverträge werden nicht mehr mit den Zulieferern, sondern mit den Unternehmen direkt abgeschlossen. Rechtlich würde dabei eine Grundlage entstehen, Arbeitsrechte einzufordern und Menschenrechtsverletzungen anzuklagen. Bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren TextilarbeiterInnen mit der Forderung nach „Jobber contracts“ erfolgreich und konnten so die damals noch in den USA angesiedelten „sweatshops“ abschaffen. Trotz der Gefahr, aufgrund gewerkschaftlicher Organisation entlassen zu werden oder für ein Unternehmens zu arbeiten, das keine Aufträge mehr von Adidas erhält, haben sich weltweit Adidas-ArbeiterInnen organisiert, unter anderem in der transnationalen Union League for Brand Responsibility, die im Oktober dieses Jahres Proteste in verschiedenen Ländern organisierte, in denen Adidas produziert. So protestierten im indonesischen Jakarta ArbeiterInnen gegen die Entlassung von 1 .300 Gewerkschaftsmitgliedern, die in Streik getreten waren, als sich das Adidas-Zuliefererunternehmen geweigert hatte, den gesetzlichen Mindestlohn zu zahlen. Einen Tag später prangerten Beschäftigte im Rahmen des „Tages für bessere Arbeit“ in Buenos Aires in Argentinien die gefährlichen Arbeitsbedingungen bei der Lederverarbeitung an. Was die Gewerkschaftsmitglieder und ArbeiterInnen fordern, ist jedoch nicht nur eine Symptombekämpfung in Einzelfällen, sondern ein flächendeckender Lösungsvorschlag, der Adidas und andere Großunternehmen für die Arbeitsrechtsverletzungen in den lokalen Betrieben verantwortlich macht.
ne der größten politischen Gruppen im Globalen Norden, die sich gegen Ausbeutung von ArbeiterInnen in der Textilindustrie und an Universitäten einsetzt. Als solche hat sie bereits erhebliche Erfolge erzielt. Sie steht in engem Kontakt mit ArbeiterInnenorganisationen, wie etwa der oben genannten Union League for Brand Responsibility. Bereits im Februar hatte die USAS mit ihrer Boykott-Kampagne „Badidas“ für Aufmerksamkeit gesorgt und den Druck auf Adidas erhöht. Damals stürmten USAS-AktivistInnen, gekleidet in T-Shirts mit der Aufschrift „adidas – all in sweatshops“ (einem Wortspiel mit „all in“, dem Namen einer derzeitigen Werbekampagne des Unternehmens) den Adidas-Laufsteg der New York Fashion Show. Dort verteilten sie Flyer an die Promi-Riegen der ersten Reihen, darunter Popstar Selena Gomez, die „brand ambassador“ für Adidas ist, mit wichtigen Informationen zum Umgang des Unternehmens mit seinen ArbeiterInnen sowie der Aufforderung: „Selena, be an ambassador to children, not to sweatshops“, bevor sie durch das Sicherheitspersonal entfernt wurden. Die Aufforderung bezog sich darauf, dass Adidas 2.800 indonesischen ArbeiterInnen des Zulieferers PT Kizone insgesamt 1 ,8 Millionen US-Dollar schuldete; Abfindungen, ohne die diese ihre Kinder nicht zur Schule schicken konnten. Außerdem veranlasste USAS durch diverse Aktionen an nordamerikanischen Hochschulen 1 7 Universitäten, ihre bestehenden Lizenzverträge mit Adidas zu kündigen, wodurch der Druck auf das Unternehmen weiter stieg. Am 1 . Mai diesen Jahres konnten indonesische Adidas-ArbeiterInnen und ihre UnterstützerInnen einen wegweisenden Erfolg verbuchen, als Adidas sich endlich verpflichtete, die ausstehenden Abfindungen zu bezahlen. Ähnliche Erfolge konnten ArbeiterInnen in Honduras im Jahr 201 0 verzeichnen, als Nike, auf diverse Aktionen von USAS und lokalen Gewerkschaften hin, mehrere Millionen Dollar Abfindungen zahlte. Solche Beispiele zeigen, dass durch Proteste, die mit konkreten Forderungen der Betroffenen direkt verknüpft sind, auch im Globalen Norden Druck auf Unternehmen aufgebaut werden kann. Die Verantwortlichkeit der Unternehmen für die Arbeitsbedingungen in Zulieferfabriken, beispielsweise durch „Jobber Contracts“, ist dabei ein notwendiger Schritt, um Verbesserungen bezüglich der Arbeitsbedingungen und Löhne durchzusetzen. Gerade vor dem Hintergrund der Fabrikbrände in Indien und anderen Ländern im letzten Jahr, wird deutlich, wie wichtig es ist, diese Unternehmen direkt zur Rechenschaft zu ziehen. SK
Zeitgleich mit den Protesten im Globalen Süden, fanden auch Proteste von Studierenden in Großbritannien und in den USA statt. Die United Students Against Sweatshops (USAS) ist mit über 250 Gruppen in den USA und Kanada ei~ 13 ~
Schwerpunkt
Die Lebensmittel der Zukunft Wie sich ein einziger Konzern die globale Landwirtschaft Untertan macht Die Globalisierung bringt vieles mit sich. In westlichen Industrieländern bedeutet sie ständig volle Supermarktregale, welche mit exotischen und vor allem billigen Lebensmitteln gefüllt sind und günstige Flugzeugreisen ans andere Ende der Welt. In vielen anderen Ländern führt sie jedoch zu neuen Abhängigkeiten und Armut. Diese neue Weltvernetzung machen sich viele multinationale Konzerne zu Nutzen, ohne auf soziale oder ökologische Probleme Rücksicht zu nehmen. Einer der größten Gewinner dieser neoliberalen Weltordnung ist der US-amerikanische Agrarkonzern Monsanto.
gesprochen wurde und zu Schadensersatzzahlungen verurteilt wurde, blieben die Behörden auf Seiten des Konzerns. Die Verantwortlichen wurden nicht zur Rechenschaft gezogen.
Im Vietnamkrieg zwischen 1 965 und 1 970 war Monsanto ein wichtiger Lieferant für Herbizide, welche zum Entlauben der Wälder benutzt wurden. Allerdings war das bekannte Gift „Agent Orange“ mit Dioxinen verseucht. Ein Großteil der Menschen, die in den ehemaligen Einsatzgebieten leben, sowie ehemalige US-Soldaten, leiden bis heute an irreversiblen Schäden und Krankheiten. Im März 2005 wurde Die Anfänge als Chemiekonzern eine Klage vietnamesischer Opfer abgewiesen, da nach Ansicht des Richters der Einsatz von „Agent Orange“ keine 1 901 wurde Monsanto als Chemiekonzern gegründet und chemische Kriegsführung war. Monsanto kam wieder ungeproduzierte jahrzehntelang PCB, eine heute als hoch giftig schoren davon. bekannte Chemikalie, die für Transformatoren und elektrische Kondensatoren benutzt wurde. Obwohl dem Konzern Der Weg zum Agrarriesen das Gefahrenpotenzial der Chemikalie bekannt war, produzierte Monsanto jahrzehntelang in der US-amerikanischen In den folgenden Jahren konzentrierte sich Monsanto mehr Stadt Anniston in Alabama, in der die Krebs- und Hepatitis- und mehr auf Biotechnologie für die Agrarwirtschaft. 1 982 Rate daraufhin extrem anstieg. Monsanto informierte die gelang es Monsanto-Forscher_innen erstmalig, eine genverzuständigen Behörden nur teilweise. Diese wiederum ver- änderte Pflanze zu schaffen. Mit diesem Durchbruch schuf schwiegen die Giftigkeit von PCB gegenüber der Bevölke- Monsanto einen neuen Geschäftszweig. Schon acht Jahre rung komplett. Sogar nach einer Sammelklage der später brachte das Unternehmen erste Biotechnologien für Bewohner_innen von Anniston, bei der Monsanto schuldig die Agrarindustrie auf den Markt. Die genveränderten ~ 14 ~
Schwerpunkt Pflanzen wurden jedoch nie richtig auf ihre Gesundheitsschädlichkeit überprüft, da Monsanto behauptete, das Einsetzen eines neuen Gens verändere die Pflanze im Grunde nicht. Sie entspreche immer noch einer konventionellen Pflanze. Die zuständigen US-amerikanischen Behörden überprüften diese Behauptung nicht und stuften alle Monsanto-Produkte auf diesem Grundsatz als vollkommen ungefährlich ein. Wissenschaftler_innen und Politiker_innen, die eine genauere Überprüfung forderten, wurden als fortschritts- und innovationsfeindlich abgetan und in vielen Fällen entlassen. Das Agrarkonzept von Monsanto basiert auf einer Kombination aus einer genveränderten Pflanze und dem dazugehörigen Herbizid oder Insektizid. 70 Prozent des genveränderten Saatguts sind resistent gegen das starke Herbizid Roundup, welches jegliches Unkraut tötet. Die restlichen 30 Prozent sind gegen ein Insektizid resistent, welches alle Arten von Schädlingen tötet.
Die Gier kennt keine Grenzen In den letzten Jahren hat sich Monsanto auf vielen Wegen eine Vormachtstellung auf dem Weltmarkt erkämpft. Auf 8 % der weltweiten Ackerfläche wächst heutzutage genverändertes Saatgut. 90 % davon ist patentiertes Saatgut von Monsanto. Von 1 995 bis 2005 kaufte das Unternehmen weltweit knapp 50 Saatgutfirmen auf und sicherte sich über 700 Patente auf Saatgut, Herbizide und Biochemikalien. Dadurch geraten Landwirt_innen weltweit in ein existenzbedrohendes Abhängigkeitsverhältnis. Vielerorts existieren keine Alternativen mehr zu genverändertem Saatgut von Monsanto. Ein Beispiel dafür ist Indien. Dort sind Kleinbauern und -bäuerinnen oft gezwungen, die genveränderte BT-Baumwollsaat von Monsanto zu kaufen. Diese ist jedoch viermal so teuer wie konventionelles Saatgut, weshalb viele der Kleinbauern und -bäuerinnen Kredite aufnehmen müssen. Die Zinsen für die Kredite sind meist so hoch, dass sie sich bei nur einer schlechten Ernte dauerhaft verschulden. Für viele Kleinbauern und -bäuerinnen gibt es keinen Ausweg aus diesem Teufelskreis. Ihre Verzweiflung endet immer häufiger im Selbstmord. Wenn sich Bauern oder Bäuerinnen dazu entscheiden, Saatgut von Monsanto zu kaufen, ist es ihnen vertraglich verboten, Saatgut aus der Ernte erneut auszusähen. Stattdessen sind sie gezwungen, für jede Ernte das Saatgut neu zu erwerben. Dies wird von einer vom Konzern geschaffenen „Genpolizei“ kontrolliert. Bisher kam es allein in den USA zu über 1 50 Verurteilungen von Landwirt_innen, die das angeblich missachteten. Trotz der Abhängigkeit, in die sie Monsanto zwingt, ist das Saatgut bei vielen Landwirt_innen, vor allem in den USA, sehr begehrt. Durch das Herbizid Roundup werden Arbeiten wie Unkrautjäten überflüssig. Besonders attraktiv ist das Rundum-Paket von Monsanto vor allem für Großgrundbesitzer, welche auf riesigen Flä-
chen Monokulturen züchten können. Häufig wird das Roundup gerade auf diesen riesigen Farmen per Flugzeug gesprüht. Das Herbizid wird allerdings auch in die umliegenden Dörfer und angrenzenden Felder getragen und vernichtet die Ernten von konventionellen Bauern und Bäuerinnen. Doch noch viel schlimmere Schäden sind bei der Bevölkerung, welche in unmittelbarer Nähe zu den Genfeldern lebt, festzustellen. Die Missbildungsrate bei Neugeborenen ist in vielen Fällen stark gestiegen, zudem treten vermehrt chronische Krankheiten wie Asthma auf und Krebserkrankungen nehmen drastisch zu. Doch all dies sind umstrittene Fakten, da die Krankheiten oft erst Jahrzehnte später auftreten.
Von Korruption bis hin zu offenem Betrug Doch nicht nur die Auswirkungen des Herbizids Roundup sind stark umstritten. Auch die langfristige Wirkung von genveränderten Lebensmitteln ist bislang unbekannt. Viele Studien zu dem Thema, die negative Schlagzeilen mit sich bringen könnten, werden unterbunden. Zum Beispiel wurde ein Forschungsteam in Großbritannien entlassen, nachdem es zu dem Schluss gekommen war, dass genveränderte Lebensmittel den Organismus schwächen und krankheitsanfälliger machen können. Durch die Auflösung und Entlassung der Gruppe wurde ebenfalls dem Studienergebnis die Aussageraft genommen. Diese und andere Fälle legen Vermutungen nahe, dass Monsanto eng mit politischen Führungskreisen verknüpft ist. Häufig wechseln MonsantoMitarbeiter_innen in die zuständigen Behörden und zurück. Gleichzeitig veröffentlicht Monsanto Studien, die die Schädlichkeit von genveränderten Lebensmitteln leugnen. Diesen Studien werden jedoch Mangel an wissenschaftlichen Daten, beabsichtigte Fehler und Fälschungen von unabhängigen Wissenschaftler_innen vorgeworfen. Zudem ist der Konzern in mehrere Korruptionsskandale verwickelt. Zwischen 1 997 und 2002 flossen 700 000 Dollar an indonesische Behördenmitarbeiter_innen. Allein 50 000 Dollar wurden an einen hochrangigen indonesischen Staatsdiener_innen gezahlt, damit eine Umweltstudie über Monsanto-Baumwolle nicht ans Licht kommt. Doch damit ist die Liste der skrupellosen Machenschaften Monsantos noch lange nicht zu Ende.
Unabsehbare Folgen In Mexiko, beispielsweise, ist der Anbau von genverändertem Mais verboten, um die einheimischen Sorten zu schützen. Trotzdem sind immer häufiger mutierte Maispflanzen zu finden. Diese Mutationen sind auf Kreuzungen des traditionellen mit dem genveränderten Mais zurückzuführen. Über den Wind verbreiten sich die Maispollen von den Genfeldern auch auf die traditionellen Felder, wodurch die konventionellen Pflanzen kontaminiert werden. Es ist nicht möglich, solche transgenen Verunreinigungen zu verhindern. Auf diesem Weg gefährdet das genveränderte Saatgut alle natürlichen Anbaumethoden. Monsanto ist auf dem besten Weg, die gesamte globale Landwirtschaft und somit alles, was auf unseren Tellern landet, zu kontrollieren.
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SK
Debatte
Ethischer Konsum
Warum wohltätiger Konsum zwar wohltut, aber nicht immer Wohl tut Wegen der neuen Adidas-Sneaker kritisch beäugt oder wegen der Coca Cola auf dem Plenum in Rechtfertigungszwang gebracht – gerade in der Linken scheiden sich in Bezug auf das Thema Konsum und Konsumkritik die Geister. Im Folgenden werden Argumente gegen sogenannten ethischen Konsum und für Boykotts in Solidarität mit Arbeitskämpfen beleuchtet.
nen die Produzierenden oft keinen Zugang zu den Märkten der von ihnen produzierten Güter haben, können erfolgreich sein. Ein wichtiges Beispiel ist die Anti-Apartheid-Bewegung: Der militante African National Congress (ANC) bat internationale Verbündete, Produkte aus Südafrika zu boykottieren, wodurch Südafrika innerhalb kürzester Zeit zum Pariastaat wurde. Eine ähnliche Strategie wird auch vom palästinensischen Aufruf nach Boycott, Divestment and SancKonsumboykotts in historischer Perspektive tions (BDS) gebraucht. Der internationale Boykott von südafrikanischen oder israelischen Produkten fand in beiBezüglich der verschiedenen Formen von Konsumaktionen, den Fällen aufgrund einer ausdrücklichen Forderung und in müssen zwei Konzepte voneinander getrennt werden. Das Solidarität mit der jeweils unterdrückten Gruppe statt. Konzept des „ethischen Konsums“ beruht auf dem Wohlwollen einer Konsumethik, während sich bei „Solidaritäts- „Es kann die Befreiung der Arbeiterklasse…“ boykotts“ Konsument_innen ihre Macht zum Nutzen und zur Waffe machen, als eine Art wirtschaftlichen Knüppel ge- Hierin liegt der entscheidende Unterschied zwischen „ethigen Staat oder Kapital. schem Konsum“ und „Solidaritätsboykotts“: Der ethische Konsum ist in seinem grundlegenden Ansatz paternalistisch, Es gibt eine reiche Tradition von Verbraucherboykotts in- Solidaritätsboykotts sind es nicht. Ethischer Konsum moralinerhalb sozialer Bewegungen. Gandhis Gebrauch von Boy- siert das Verhalten der Konsumierenden und spricht ihnen kotts etwa war darauf ausgerichtet, den das Privileg zu, handelnde Akteure der Veränderung und Konsument_innenkreis des Britischen Empire im Globalen Befreiung anderer Menschen zu sein. Arbeitsrechte können Süden austrocknen zu lassen. Die Montgomery Bus Boy- sich die betroffenen Arbeiter_innen nicht selbst erkämpfen cotts gegen segregierte Busse wurden von Schwarzen An- (mit der Unterstützung von anderen), sondern wohltätige wohner_innen geführt, die 75% der Montgomery Konsumierende können sie ihnen verleihen. Das Denken in Busnutzer_innen darstellten. Ihre Verweigerung, mit den globalen Hierarchien ist davon kaum zu lösen: Es sind die segregierten Bussen zu fahren, legte so das Transportsys- reichen, aufgeklärten Menschen im Globalen Norden, die tem lahm. In diesen Fällen waren es die unterdrückten und durch ihre Kaufentscheidung die Arbeiter_innen im Globamarginalisierten Gruppen selbst, die Konsumboykotts als len Süden befreien. Der ethische Konsum passt damit perAusdruck ihres Protests nutzten. fekt in die Logik eines Kapitalismus, der auf Unterdrückung und globalen Machtstrukturen beruht. Der SolidaritätsboyAber selbst wenn Arbeiter_innen nicht die Konsument_in- kott hingegen ist nicht bevormundend. Er bezieht sich dinenbasis der Produkte, die sie produzierten, darstellten, so rekt auf existierende Arbeitskämpfe und reagiert am Ort hatten sie (jedenfalls bevor Produktionskapital in den Glo- des Konsums auf die Forderungen der Ausgebeuteten am balen Süden abwanderte) zumindest Zugang zu den Orten Ort der Produktion. Die Arbeiter_innen sind hier die Prodes Konsums. US-amerikanische Textilarbeiterinnen der In- tagonist_innen ihrer eigenen Befreiung. ternational Lady Garments Workers Union, einst eine der größten Gewerkschaften der USA, demonstrierten im frü- Aufgrund dieser prinzipiellen Unterschiede haben ethischer hen 20. Jahrhundert an nicht-gewerkschaftlich organisier- Konsum und Solidaritätsboykotts auch unterschiedliche ten Einzelhandelsstandorten, während sie zeitgleich Wirkung. Ein neben der Kaufverweigerung entscheidender Produktionsstätten bestreikten. Eine solche zweigleisige Bestandteil von Solidaritätsboykotts ist die öffentliche KriStrategie wurde auch von den United Farm Workers ge- tik bestimmter Bedingungen, der Protest gegen diese und braucht, die es mit ihrem berühmten Delano Grape Streik damit einhergehend oft die Forderung nach spezifischen und sekundären Boykotts in den 1 960er Jahren erreichten, Veränderungen. Die politischen Gründe für eine Konsumdass sich 1 4 Millionen Amerikaner_innen weigerten, Wein- verweigerung werden hier also artikuliert – anders als im trauben der Produzierenden zu kaufen. Der Protest münde- „ethischen Konsum“-Modell, bei dem die individuelle Kaufte in einem historischen Abkommen, welches die haltung eine Lifestyle-Entscheidung darstellt, die politische Züchter_innen mit den Arbeiter_innen unterschrieben. Begründung für diese aber nicht an die Öffentlichkeit (geschweige denn an die Unternehmen und Arbeiter_innen) In all diesen Beispielen hatten Unterdrückte und Ausgebeu- getragen wird. Ethischer Konsum kann zwar bei einigen tete zumindest teilweise Zugang zu den Konsummärkten, Konzernen zu geringfügigen Absatzeinbußen führen, aber die Arbeits- und anti-imperiale Kämpfe verdrängten. Stets er wird keine signifikanten Veränderungen herbeiführen, waren sie selbst die Akteure ihrer eigenen Befreiungsbewe- solange sich ethische Konsument_innen nicht öffentlich pogungen. Aber auch internationale Solidarboykotts, bei de- sitionieren, mit den Betroffenen solidarisieren und spezifi~ 16 ~
Debatte sche Forderungen aufstellen bzw. die der Betroffenen unterstützen. Ohne diese entscheidenden Bestandteile eines Boykotts, bleibt ethischer Konsum fundamental unpolitisch und möglicherweise folgenlos.
Ethischer Konsum als moralische Selbstbefriedigung Sinn und Zweck von ethischem Konsum ist allerdings oftmals gar nicht die konkrete Veränderung von Arbeitsbedingungen und die Abschaffung von Ausbeutung. Stattdessen ist das moralisch überlegene Konsumverhalten vielerorts zu einem Ventil für Selbstgefälligkeit und Selbstzufriedenheit geworden. In vielen politischen Szenen fungiert ethischer Konsum als Identifizierungszeichen und Indikator für die Glaub- und Ehrenhaftigkeit einer Person. Zunehmend geht damit ein perverser Reinheitskult einher: Das Ziel ist es, das eigene Gewissen und den eigenen Lifestyle rein – d.h. frei von „schlechtem Konsum“ – zu halten. Sich nicht die Hände schmutzig zu machen, in einer schlechten Welt unschuldig zu bleiben. Eine solche Herangehensweise ist nicht nur fundamental egozentrisch, sie ist auch naiv. Sie geht davon aus, dass eine Unschuld (das richtige Leben im Falschen) möglich und darüber hinaus auch noch von Relevanz sei. In einer so von Unterdrückung und Ausbeutung durchdrungenen Welt ist es aber kaum möglich, von diesen Machtverhältnissen unberührt zu bleiben. Der Versuch sich von ihnen völlig los zu machen, birgt auch Gefahren. Die eigene moralische Position wird oft überhöht; viele begnügen sich mit ihr und sehen von weiterem Aktivismus ab. Außerdem werden Ziele, Strategien und Erfolge des ethischen Konsums kaum mehr diskutiert. Wenn ich nicht bei Nike oder H&M einkaufe, verbessern sich dadurch die Arbeitsbedingungen von Arbeiter_innen im Globalen Süden – oder verlieren sie dadurch kurzfristig ihren Arbeitsplatz? Was ist, wenn wir bekannte Persönlichkeiten, Politiker_innen oder öffentliche Institutionen dazu bringen können, nicht bei amazon zu bestellen – wird amazon dann gezwungen sein, auf unsere Forderungen zu reagieren? Anders als ethischer Konsum, der die Handlungsmacht der Konsumierenden privilegiert, keinen Bezug zu Arbeiter*innen oder ihren Forderungen hat und lediglich der Selbstzufriedenheit von Pseudo-Aktivist_innen dient, können Solidaritätsboykotts politische Veränderungen herbeiführen. Es ist Zeit, dass auch hierzulande Konsumierende weniger Zeit damit verschwenden, im Supermarkt das ethischste Produkt zu finden – und stattdessen mehr Zeit darauf verwenden eine Welt zu bauen, in der Produkte, die auf der Unterdrückung von Menschen beruhen, gar nicht mehr in unseren Supermärkten landen. SK
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In this worl a bad tragedy than guy havehis beauty Yes, I paid for it a m m I h o t c tc n a r e e g w v te e h ls n th e a s. se t t a e ir a nig y ’t a s g a n d th th t a st to o d u p b n C n rs y o u e a e et of w? en o ne om ent d dinne st happ railroad m mebody laugh or s lly it costs more m hat’s the matter no st night when I w p. You heard me. G “ Open r fo lunches an it funny. It may ju e in z a la a a mag y b ed ake akes so n. Usu eople! time! W t to slee time I’ ll m rd happens to have ss of whether it m r having lots of fu er than —A good ll. Yes, I paid for m ve me alone. I wan the Dutch a quiet p nter of the fo i le tt a a b e ll y rd le b it a a a is , c n it the ce y ill p time And if th ou of an idea, reg peace, dam ase. “ Goldfish in sh to his face. S o the and not the sun, is ple who w ho prefer a good in o e e p m re e d a v e , e in a z c a be squee my shoe ilor’s card re as there does not from. “ Le e people w d you for that pleasu ut it. Anyway, I lik ext bed will come my door, however, so that I could fire seems to me the sa r fo rs a ll body aske on. All n o It r o o d o n st b e t. a o r in h th d a a e g g n e w ri re a o e e th ll d g h ole n be open angin ow w ll right, a . B efore th or an ainst Nap erican nothing ca bed? I’d like to kn he knocking and b at bum would only minute.” “A n than that a cop, t have you war for liberty ag a a h r Am w fo T n a r th u o r A .” o h , d o fo y is l? s .” I w consu er rea r’s card am tire eak to ht their u o he paid g I th n o sp il u a o . y c p sa fo to o e k ri r n t c e s e u n o n r sl s m o a ia fo y A ss t me r I’ ll We w justice, bu g you, to show him ever since the Pru “Your consul? The right, so le y from that door o or. “ Open! Police. give , ocracy or ll in r m a si a e sk o f d a w d o s, a r r e y t rs, I would st Y fo fo e m a o t . ll t e m o t id a o c n a o d d n e p N t, n si te ic . h ll o c here. G o r e g e rs li v e u e w il v sp ; again the war was fo to ask you, and be dence are to be su d has been there e er. Not without pap you.” If I had a m e n that door” positive the great n h t k a e it h li r p e g a e t ri m d m e will, x w l u e o in t a b n d a g d a is e I am ng th his w you. S o h nt to th ver to e the le erty an ri d e e v b u e a te w N li iz td h c . r n o y e d y g n ll rt fo a a universe. o o e c c m ly ro b rs e li re e souri Rail d most lik on officer, people happy? Wa won, because all annot hav apers he will not y boy. An president of theMis reat country. He c immigrati e p as m th w o , r six n r re ry a e e tu w v w n a t e g h a d t c An this prisoned fo to e firs God’s s you hen th th in im f A w t r o e o o l. b g m N e o su in passport. st g d t? n d u n e o n is a e c rs m have st their fr a commun w York stock-exch such a fine understa take you to your Then we h o u t p ap e . it n w e iz p u peoples lo sailor? To, maybe, e it e c t N d o w a e g as ick ose ch a law ber of the oa of police anybody p oes not accept you t sooner or later su , do this. S upp t e a k li th consul? T , let us say, a mem w where this chief ’s is it listen sul d e law ut tha are no You see, h you? Th ed, since your con I am not so sure b s no money? Now, was a it w unless you , one tenth of it to k “Why not? Fine. o d e in a e h ell er to an.” could w be determ in the sea, althoug ed an alien who h .” What a man! H ton. half of it w .“ But I am Americ we have no way ev so, sir.” “S o what y cannot g fe u tr in o , n nce y d u rn ri e n o o P y c w k n m f lo m e e o p ro in a e v h in Rotterd d you over to us. T d? Do you?” “ I th country. Your nati with a disease, or d red thousand unem is will be all for th onomy, or be dean magazines han native o hund man, th nderstan onal ec e a dog English officially, ope you u e is deported to his annot shoot you lik ould we, having tw y is out. Well, my g problems of nati st. Buy him a few h I . king later. u o y akfa hy sh o the thin We c solvin erman re d W t. b f G . o d o a get rid of n he comes out, h , y n n n im y a tr r e h it n t o c th u h rs a it o . Fetc e cap fast fi to you for he e like ll right, ilized c ld have th Take him to his cell ht, let’s have break We want to speak stice, bu u months. W with us, whether w ve all in every civ ” “ Neither do I. A o w e h here ermans. ack home racy or ju w! All rig nd said: “ ntry, abo n! Police. keep you every cou “ I do not like the G at for their cops. B a cop to his desk a rtain at the win do at my door. “ Ope ght, not for democ what have you. in d e ss a u e u will be p ermany?” h get people like th and ours. He called with this sort of c or” ; again the voic e great war was fo ur sailor’s card, or fought their o e to go to G th tc s him yo russians you want nder where the Du European countrie home.” Feel at hom ople! “ Open that d erse. 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Kultur
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In at all to m e good ortune to will receiv nd girl st enos, he somebody else cry fun. Usually it cost od time better tha y m. d o e fr th m o e e c v ts of tors a r a go ill com gh or lo u ra fe w e la g re d should ha efitting a musical p p e o in y b v d o n a t o h o h x b T he for e ne ome ple w gas-stati ay b it makes s eople who will pay Anyway, I like peo e to know where th sleep. I am tired.” et r e to in a w railroad men and th e h w are p ss of I’d lik ut it. for let me of here. G magazine of an idea, regardle at pleasure as there g can be done abo he paid for a bed? for it all right, so e. Get out h a quiet m rd in th n a id u e e r th a o h ld o p fo tc squeezed l pay two dollars that, and n the last gu sleep. You o they call the Du irs. Yes, I le are like ehis beauty nap for when I went upsta e alone. I want to wil .S p e d to me the o c n e s a fa P m . p e is y e e h d e s e v m t w to a It h m e h in o v ig t. c a y n e h u o le g d g st o , ri y sh all shit reason ea go an’t a bed la oldfish in o that I could fire m inute.” “All right, e, bu for no other hat than to se the matter now? C es, I paid for my G “ . e s a e c m w t at’s the door s you for a cy or justic n it all. Y r, does no s card, or time! Wh eace, dam my door, howeve m would only open e want to speak to ht, not for democra w him your sailor’ ted most of p in e m “ Leave olice. W g against h that bu was foug asking you, to sho e are to be suspec “ Open! P you.” I wis c and bangin great war rty went r knocking at door or I’ ll sock e voice at my door. . I am positive the nd be well paid fo rty and independen on, because all libe Not t? e th th u, a erse war was w communis ars for lib away from n that door” ; again center of the univ gal right to ask yo happy? W freedom when that ilor? To, maybe, a e le e le p p e th o O th e “ is p e ! , v e n sa people may ha t the su nd were th s lost their sul? To a I had a rd, and no on officer, assport. A poleon. All people An American con p a r fo sailor’s ca p, or an immigrati ke you.” If . He li u a o l? m y N u su d st b n e o in a c sk a o try ac er to ody a rican rty ag great coun than that road. Nev ’s il e war nob t their war for libe r consul? The Ame papers. Not d a o th R G re ri f o u fo o e B t iss ing ians fough ot withou t of theM nderstand have you. s, sir “You t e the Pruss ere ever since. Ye g the next either. N r the first presiden e got such a fine u c n si r he will no e v e all, polic tdurin ange o been th o papers f o h n o s n c a x f e h ly v ie -e e a d h k k h n c c li a o u r st l. As yo where this ew York st to that wa , my boy. And mo rs your consu r of the N tenth of it to know ry e to b tu n u m e e o c h o u t p ap e y m is e a k in th we ta ed up wit ce your ll, one us say, e k e t s w ic o le p p it , y p f re d u o a o S n . th at anyb unless you , I would give half rmined, si ’s like this The law is try cannot be dete with a disease, ou see, it e no way ever to llars Y ? o m u . d o o e d y n in is o h F li w it il m not? c o un d his do w a dog e hav an.” “Why could we untry. Your native not shoot you like civilized country. s. Then w ve collecte n cannot ha .“ But I am Americ hand you over to u so, sir.” “S o what o a c c e v e v e ti W ot. ll in ery o no t his na lly, am ink like it or n ry country, above a to Germany?” “ I d I e in Rotterd . S o he will, officia d? Do you?” “ I th he is deported to w r e th e r. tan s, wh in eve you to go out, s a thinke recognize . I hope you unders When he comes eep you here with u law will be passed sten, do you want n! He wa r be dean a m a u li s. a k o t , th h y a to w n c h f o o get rid o for six m izen. Then we have at sooner or later su has no money? N r the morning.” W ational economy, o h him prisoned fo th cit ho fn . Fetc must be im ot accept you as a am not so sure but d, feed an alien w an, this will be all olving problems o to his cell in at the im h s e n e I f y m k s o a h lo e y T g p o y “ u m d ho acit ll, nem id: f curta consul the sea, alt undred thousand u ermany is out. We would have the cap to his desk and sa this sort o tch a quiet in h it u w o y e n m h or drow ed a cop home he ing two t, then, G Feel at ho o they call the Du me the ld we, hav I. All righ r their cops. Back s and ours. He call im feel at home.” face. S ems to h fo ie Why shou ans.” “ Neither do t e tr Mak c o un e into his ght, all right. It se ther reason ke tha o s. li n e a sh tt e le rm p p y e re o a ro m G e ig u p e c ri E re fi ll get im se no o like th the Dutch rence between tho wspapers and get h oor so that I could u for a minute.” “A or justice, bu for ard, or what re e h w r e e o d wond and n later. the diffe ak to y mocracy sailor’s c magazines n. That’s e thinking ant to spe most of not for de to show him your suspected went of Princeto y him a few English fast first and do th pen! Police. We w at war was fought, , e u b o y to g in re a k O sk “ Bu ce gre rea rty ra dependen se all libe sitive the t’s have b breakfast. t my door. ell paid fo ll right, le ; again the voice a e universe. I am po ask you, and be w rs for liberty and in ar was won, becau ommunist?Not A ! w o d win ,ac oor” of th that w ht to y? Wa To, maybe pen that d om when e legal rig the center ople happ people! “ O and not the sun, is fficer, may have th . And were the pe ples lost their freed consul? To a sailor? rd, on o assport All peo erican sailor’s ca p, or an immigrati ou for a p against Napoleon. an consul? An Am y d e sk o a c a c dy than that for liberty he Ameri war nobo efore the ns fought their war r “Your consul? T B . u o y e hav ssia Yes, si nce the Pru ver since. all, ever si d has been there e r an to that wa
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Kultur
B. Travens rätselhaftes Leben Eine Literaturempfehlung
„Wenn der Mensch in seinen Werken nicht zu erkennen ist, lich erschossen werden. Es gelang ihm allerdings zu fliehen. dann ist entweder der Mensch nichts wert oder seine Werke Wahrscheinlich nach Köln, wo "Der Ziegelbrenner“ zwischen 1 91 9 und Dezember 1 921 weiter herausgegeben wurde. sindnichts wert.“ – B. Traven Kurze Zeit später schließt sich das Kapitel um Marut, da er Aus der Feder des Schriftstellers B.Traven stammen viele 1 924 angeblich nach Mexiko floh und dann spurlos verbekannte Romane, wie etwa „Das Totenschiff“, „Der Schatz schwand. der Sierra Madre“ sowie die Werke des Caoba-Zyklus. Doch bevor wir uns dem Inhalt dieser Werke zuwenden, beginnen Ab 1 925 erschienen die ersten Romane von “B. Traven”, welche Erich Mühsam mit den ihm bekannten Schriften Mawir mit einer Biographie – und schon das fällt schwer. ruts verglich. Mühsam kam zu dem Schluss, dass es sich aufgrund großer sprachlicher und inhaltlicher Ähnlichkeiten um Wer ist Traven? den selben Autor handeln müsse. Diese Hypothese wurde Einen Menschen namens B. Traven gab es nie. Es ist ein 1 966 von dem Literaturwissenschaftler Rolf Recknagel Pseudonym. Wer wirklich dahinter steckt, ist immer noch überprüft und in einer ausführlichen Biographie belegt. Diskussionsgegenstand der Literaturwissenschaft. Unzählige Theorien und Hypothesen gab es im Laufe der letzten 80 Wer war Ret Marut? Jahre, wer der Literat wohl sein mag. Die abstrusesten darunter waren wohl die Behauptungen, Traven sei ein unehe- Alles was über Ret Marut bekannt ist, spielt sich im Zeitlicher Sohn von Kaiser Wilhelm II. oder das Pseudonym von raum von 1 907 bis 1 924 ab. Ansonsten ist weder etwas über Adolfo Lopez Mateos, dem Präsidenten Mexikos von 1 958 seine jungen Jahre, noch über die Flucht nach Mexiko bebis 1 964. Die heutzutage wohl wahrscheinlichste Hypothese kannt. Einige Literaturwissenschaftler*innen sehen es als über die Identität von B. Traven wurde von Erich Mühsam erwiesen an, dass Ret Marut/ B. Traven in Wirklichkeit Herraufgestellt. Diese besagt, dass sich hinter dem Geheimnis mann Albert Otto Max Feige hieß und 1 882 im damals brandenburgischen Schwiebus (heute Świebodzin, Polen) eine Person namens Ret Marut verbirgt. geboren wurde. Von 1 896 bis 1 900 absolvierte dieser eine Ausbildung zum Maschinenschlosser, von 1 902 bis 1 904 Ret Marut – ein weiteres Pseudonym? leistete er seinen Militärdienst und arbeitete danach eine Über diese Person ist allerdings wenig bekannt. Er soll aus kurze Zeit als Schlosser bis er im Herbst 1 907 seine Identität San Francisco stammen und trat seit 1 907 auf kleinen Thea- zu Ret Marut wandelte. 1 906 gab es ein schweres Erdbeben terbühnen im damaligen Deutschland auf und veröffent- in Kalifornien, welches fast alle relevanten behördlichen lichte Kurzgeschichten. Zur Zeit des ersten Weltkriegs Akten und Urkunden zerstörte. Dieses Wissen, so wird verengagierte er sich politisch und gab in München von 1 91 7- mutet, nutzte er, um ein Leben als Ret Marut zu beginnen. 1 921 die anarchistische Zeitschrift „Der Ziegelbrenner“ heraus, bei der er 1 923 versuchte Marut über England nach Kanada zu reisen, wo er jedoch festgenommen wurde, da er kein Visum beverantwortlich für Herausga- saß. Als Ausländer ohne gültige Aufenthaltserlaubnis wurde be, Schriftlei- er in der Abschiebehaft verhört. Beim Verhör durch die Lontung und Inhalt doner Polizei sagte Marut aus, dass sein echter Name Hermann Otto Albert Maximilian Feige sei und dass er am 23. war. Februar 1 882 in Schwiebus geboren sei. Die Echtheit von Ret Marut war Maruts Aussagen lassen sich in polnischen Archiven bestätiin der kurzen gen. Auch, dass die Person Otto Feige um 1 905 spurlos verZeit der Mün- schwand – zu genau der Zeit, als Ret Marut zu existieren chener Rätere- begann. publik Leiter der Wie Traven/Marut/Feige/… nach Mexiko kam, ist unklar. Presseabteilung des Zentralrats Doch es gibt Grund zur Annahme, dass er mit einem sogeder Räterepublik nannten Totenschiff von England über Umwege nach Mexiund Mitglied des ko kam. Als Totenschiffe wurden damals ausgediente Containerschiffe bezeichnet, welche meist vorbestrafte Propagandaausschusses. Am 1 . Mai Seeleute und Papierlose aufnahmen, die woanders keine 1 91 9 wurde Marut Arbeit bekamen und dementsprechend günstig zu unterhalverhaftet und sollte ten war. Die Schiffe waren schrottreif und fuhren so lange, als Akteur der Räte- bis sie untergingen, um das Geld für die Versicherungen zu republik standrecht- kassieren. Oft starb dabei fast die komplette Besatzung. ~ 19 ~
Literatur B.Travens Agenten unter Verdacht
Der Beweis?
Doch auch in Mexiko geht die Verwirrung um die Identität B. Travens weiter. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es zwei Namen, die heute mit B.Traven in Verbindung gebracht werden: Berick Traven Torsvan und Hal Croves. Beide gaben sich als literarische Agenten von B. Traven aus und führten geschäftliche Verhandlungen mit Verlagen. Viele Menschen dieser Zeit sind der Meinung, es handelte sich bei diesen Personen um B. Traven selbst, was jene aber stets bestritten und einzig und allein eine unterschriebene Vollmacht von B. Traven vorzeigten.
Die Verfilmung des Romans „Der Schatz der Sierra Madre“ wurde ein Kassenerfolg,sodass ein Hype um die Werke Travens sowie seiner Identität entstand. Der Journalist Luis Spota aus Mexiko machte sich auf die Suche nach Hal Croves. Bei seinen Nachforschungen fand er die Adresse eines Mannes mit dem Namen Berick Traven Torsvan. Spota bestach den Postboten von Torsvan und fand heraus, dass dieser u.a. Honorare von einem Zürcher Publizisten unter dem Namen B. Traven erhielt. Daraufhin besuchte er den Autoren und stellte ihn zur Rede. Der Journalist gab an, dass Torsvan auf die Frage ob Torsvan/Croves/Traven ein und dieselbe Person seien, sehr unsicher war und die Frage indirekt bejahte. Nach der Veröffentlichung der Nachforschungen erschien ein Dementi von Torsvan. Danach verschwand er für immer von der Bildfläche.
Berick Traven Torsvan Über Berick Traven Torsvan ist bekannt, dass er ab 1 924-1 930 in Tampico an der Westküste Mexikos verweilte und abgeschieden in einem kleinen Haus wohnte und arbeitete. Ab 1 930 lebte er in Acapulco an der Ostküste, wo er offiziell eine Gastwirtschaft betrieb und regelmäßige Expeditionen und Reisen durch Mexiko unternahm. Torsvan interessierte sich sehr für die Geschichte Mexikos und besuchte Sprachkurse in Spanisch und indigenen Sprachen der Azteken. Häufig besuchte er Vorlesungen über lateinamerikanische Literatur und mexikanische Geschichte. 1 930 erhielt er offiziell eine sogennante Ausländerkarte und ab 1 951 angeblich die mexikanische Staatsbürgerschaft.
Hal Croves kommt zurück
Hal Croves Der Roman „Der Schatz der Sierra Madre“ von B. Traven wurde 1 947 verfilmt. Als der Regisseur des Films ein Treffen mit Traven verabredete, erschien allerdings nur ein Mann namens Hal Croves, ein Übersetzer aus Acapulco und der angebliche Bevollmächtigte Travens. Croves blieb als technischer Konsultant die gesamte Dauer der Dreharbeiten vor Ort. Nach späteren Aussagen des Regisseurs und des Filmteams spielte Croves ein Doppelspiel zur Verschleierung, denn viele Leute des Teams waren überzeugt, Croves sei Traven in Verkleidung. Auf Nachfragen, ob er B. Traven sei, welche Croves stets verneinte, verhielt er sich aber oft so, als sei er es doch. Nach den Dreharbeiten verschwand Hal Croves spurlos.
Mit dem Abtauschen von Berick Traven Torsvan betrat Hal Croves wieder die Öffentlichkeit und verhandelte mit Verlegern und Filmgesellschaften über die weiteren Werke von B. Traven. Hal Croves heiratete 1 957 seine Sekretärin Rosa Elena Luján, die ab 1 960 alleinige Eigentümerin aller Werke Travens war.(!) Bei einem Besuch in Deutschland 1 959 anlässlich der Primiäre des Films „Der Schatz der Sierra Madre“, reagierte Croves auf die zahlreichen Fragen der Reporter, ob er Traven sei, ausweichend: „Wenn der Mensch in seinen Werken nicht zu erkennen ist, dann ist entweder der Mensch nichts wert oder seine Werke sind nichts wert.“
Die (halbe) Aufklärung Hal Croves starb am 26. März 1 969 in Mexiko Stadt. Nach dem Tod ihres Mannes hielt Rosa Elena Luján zwei Pressekonferenzen ab. In der ersten las sie Teile aus dem Testament Torsvans vor. Sein echter Name sei Traven Torsvan Croves gewesen und er habe in der Vergangenheit die
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Literatur Pseudonyme B. Traven und Hal Croves benutzt. Luján gab an, ihr Mann sei US-Amerikaner gewesen, doch – und das verschwieg das Testament – früh mit seinen Eltern nach Deutschland emigriert, wo er als Revolutionär Ret Marut gewirkt hätte. Bei einem letzten Interview sorgten die Aussagen seiner Frau für Verwirrung, da sie viele Ereignisse und Zeitpunkte im Leben Travens falsch wiedergab. Auch der Geburtsort schien unschlüssig. Vielleicht sollte eine vollständige Aufklärung um die Identität von B. Traven nie passieren.
und rassistische Unterdrückung erzählt. In sechs Bänden wird der Zusammenhang zwischen Kapitalismus und Rassismus geknüpft, welcher erst um die 1 980er Jahre in die europäische Literatur- und Sozialwissenschaften einfloss. Travens Schreibstil schafft eine perfekte Verbindung aus der Erzählung von Abenteuergeschichten und anarchistischer Agitation. So werden Ablehnung gegenüber Nationalismus/Grenzen, Rassismus, Kapitalismus und staatlicher Organisationen schnell deutlich.
In den Werken von Traven sind jedoch auch rassistische und diskriminierende Wörter zu finden (z.B. das N-Wort), allerdings sind diese Begrifflichkeiten wohl eher der Zeit geschuldet, in denen sie geschrieben wurden. Traven war der erste Schriftsteller, der nach dem ersten Weltkrieg auf diese Art Staatenlosigkeit thematisierte und Nationalismus und Rassismus kritisierte. Zudem ist es ihm zu verdanken, dass seine Leser_innen in Deutschland und Europa über Ausbeutungsverhältnisse der indigenen Bevölkerung in MeZur Zeit seiner Flucht von England nach Mexiko ist in einem xiko erfuhren. Seine ausgeprägte Globalisierungskritik hat kleinen Notizbuch notiert: „The Bavarian of Munich is dead“ bis heute nicht an Gültigkeit verloren. („Der Bayer aus München ist tot“), welches als ein Ende seines Wirkens in Europa und den Beginn der Existenz als B. Viel Spaß beim Lesen Traven angesehen werden kann. Die Geschichte um den rätselhaften Autor ist spannend. Die Werke Dass B.Traven wirklich auch Ret Marut, Berick Traven Torsvan, Hal Croves und eventuell auch Otto Feige war, wird Das Gesamtkonstrukt Travens bilden Reiseberichte, Erzäh- zwar angenommen, doch wohl nie vollständig geklärt werlungen, viele Kurzgeschichten, Gedichte und zwölf Romane. den. Seine Asche wurde nach seinem Tod über dem DschunDie Gesamtauflage all seiner Werke wird bis heute auf über gel von Chiapas, Mexiko, verstreut. 30 Millionen Exemplare geschätzt. Sie wurden in mehr als 24 Sprachen übersetzt und sind da- Und das ist auch gut so. Zu seinen Lebzeiten hätte er reich mit wohl die mitunter weitverbreitesten literarischen und berühmt sein können, doch vom Personenkult hielt er Schriften aus der Feder eines Anarchisten, auch wenn sie nichts. Seine Werke sollten für sich sprechen und das tun sie auf den ersten Blick nicht allen auffallen mögen. bis heute. Auf die Frage eines Verlegers, warum er seine Seine Romane werden als „klassische proletarische Aben- Identität nicht preisgebe, schrieb er : „Ich fühle mich als Arteuerromane“ definiert. Bei den Protagonist*innen handelt beiter, namenlos, ruhmlos wie jeder Arbeiter.“ es sich fast ausnahmslos um Entrechtete und am Rande der Gesellschaft stehende, einfache Leute, die aufbegehren, um Ein Besuch im Antiquariat lohnt sich, um die spannenden aus ihrer ungerechten, ausweglosen Lage zu entfliehen. Geschichten, die aufklären und wachrütteln, die traurig sind und doch Hoffnung geben, zu lesen. Sie sind Zeugnisse eiSei es der papierlose „Gales“, der als Staatenloser durch Eu- ner Zeit, dessen Strukturen auch heute noch besteropa gehetzt wird und von den Realitäten kapitalistischen hen. SK Profitwahns und Ausbeutung misshandelt wird (Das Totenschiff). Oder der arbeitslose „Dobbs“, der als Landstreicher und Goldsucher auf ein sorgenfreies Leben in Amerika hofft (Der Schatz der Sierra Madre). Oder den Caoba-Zyklus (verfasst zwischen 1 930-1 940), der vor und während der mexikanischen Revolution spielt und vom Auflehnen indigener Holzarbeitersklaven gegen die Schuldenknechtschaft, Rechtslosigkeit Durch Recherchen im umfangreichen, ehemaligen Privatarchiv Croves, sehen Wissenschaftler*innen es als bestätigt an, dass er aus Deutschland stammte, denn zahlreiche Bahnfahrscheine, Währungen aus vielen Ländern Europas und kleine Verweise in seinen Notizbücher, lassen eine Fluchtroute aus Deutschland durch halb Europa nach Mexiko erkennen.
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Impressum
Schwarzes Kleeblatt Das Schwarze Kleeblatt ist ein anarchosyndikalistisches Magazin, das Themen und Meinungen von einem sozialrevolutionären Standpunkt aus betrachtet. Herausgegeben von der Anarchosyndikalistischen Jugend Berlin (ASJ), erscheint es alle drei Monate und ist kostenlos als Onlineausgabe oder als Printversion verfügbar. Die Redaktion setzt sich sowohl aus ASJ-Mitgliedern, als auch SympathisantInnen zusammen und ist immer offen für interessierte. Die Artikel werden von einem ständig wechselnden AutorInnen-Pool erstellt, der sich jedezeit über Zuwachs freut. Wenn du also Interesse hast, als AutorIn für’s Schwarze Kleeblatt aktiv zu werden, Anregungen bzw. Kritik hast, dann schreib uns an schwarzeskleeblatt@riseup.net . Hast du eine Ausgabe verpasst oder würdest gerne in den alten Ausgaben Blättern? Kein Problem, auf unserem Blog schwarzeskleeblatt.blogsport.eu sind alle Ausgaben kostenlos verfügbar.
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Impressum
AS... What? Die Anarchosyndikalistische Jugend Berlin versteht sich als Kultur- und Kampforganisation nach Selbstverwaltung strebender Jugendlicher. Ziel ist es, die gesellschaftliche Selbstverwaltung in allen Lebensbereichen umzusetzen, um so letztendlich eine Gesellschaft ohne Herrschaft des Menschen über den Menschen zu verwirklichen. Ihre Mitglieder setzen sich zusammen aus SchülerInnen, Studierenden, Auszubildenden und jungen Menschen mit und ohne Arbeit. In unserer alltäglichen Arbeit organisieren wir sowohl kulturelle Veranstaltungen wie z.B. Lesungen, Info- und Diskussionsabende, Filmvorführungen, Konzerte und Partys, aber auch unsere eigenen Bedürfnisse z.B. in Bildungseinrichtungen, am Arbeitsplatz, etc. Die Mittel zur Durchsetzung unserer Bedürfnisse wählen wir selbst und gemeinsam. Dabei können Demonstrationen, Kundgebungen und Veranstaltungen, aber auch direkte Aktionen wie Blockaden, Streiks und Besetzungen eine Rolle spielen. Es erscheint uns als sinnvoll und notwendig alltägliche politische, soziale und ökonomische Kämpfe mit unseren herrschaftsfreien Ideen und Anschauungen zu verknüpfen. Wenn Du also deine Interessen und Bedürfnisse nicht mehr anderen überlassen, sondern selbst handeln willst, komm zu uns! Lass uns kreativ daran arbeiten und gemeinsam und solidarisch Lösungen finden. Wir treffen uns jeden 1., 3. und5. Dienstag des Monats um 18.00 Uhr im FAULokal Lottumstraße 11 (U Rosa-Luxemburg-Platz/ U Rosenthaler Platz).
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Termine 1 7.01 . | 1 9 Uhr | FAU Lokal (Lottumstr. 1 1 / U2 Rosa-Luxemburh-Platz / U8 Rosenthaler-Platz)
In ihrer Dokumentation “VIO.ME: Unter Arbeiterkontrolle” (201 3, griech. m. dt.en UT) berichtet das Videokollektiv Diakoptes vom Kampf der Beschäftigten der Baustofffabrik vio.me in Griechenland: Nachdem der Besitzer seine Fabrik in Griechenland verlassen hat und nach 1 7 Monaten ohne Lohnzahlungen haben die ArbeiterInnen beschlossen die Produktion der Baustoffe wieder aufzunehmen. Der Betrieb wird selbstbestimmt unter ArbeiterInnenkontrolle als Kollektiv weitergeführt und organisiert sich durch Vollversammlungen und direkte Demokratie. Ein Mitglied aus dem Videokollektiv Diakoptes ist vor Ort und berichtet. Eine Veranstaltung der Sektion Bau und Technik.
26.01 . | 20 Uhr | K9 (Kinzigstr. 9 / U5 Samariterstr.)
“Durruti – Biographie einer Legende”. Film-Macher: Hans Magnus Enzensberger. Historischer Berater: Abel Paz. Der Film ist eine Montage aus zeitgenössischen Aufnahmen, Augenzeugenberichten und Bildern die versuchen, die Persönlichkeit dieses wohl bekanntesten spanisch- anarchistischen Arbeiteraktivisten nachzuzeichnen. Der Film behandelt 4 Themenkreise: 1 . erkenntnistheoretische Schwierigkeiten über die historischen Vorgänge; 2. die Frage nach politischer Legendenbildung; 3. die Auseinandersetzung mit den Erscheinungsformen des Anarchismus; 4. das Problem des Alterns der Revolution. Combatiente zeigt: Revolution – politische Filmabende. Filme aus aktivem Widerstand und revolutionären Kämpfen. Gelebte Geschichte des Widerstands.
1 3.02. | 1 6 Uhr | Humboldt-Universität (Dorotheenstr. 24, Raum 1 .308)
Drei Mal im Semester finden einführende Workshops in Selbstverteidigung für Schwule, Tunten, Lesben, Bisexuelle, Trans* und Inter* statt. In entspannter Atmosphäre ohne Leistungsdruck berät und unterstützt eine erfahrene Selbstverteidigungstrain erin. Die Workshops sind kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht unbedingt notwendig, macht uns aber die Planung einfacher: lgbti@refrat.hu-berlin.de Veranstaltet vom Referat für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und Inter im RefRat der Humboldt-Uni.
08.03. | Internationaler Frauentag
Jedes Jahr am achten März wird der internationale Frauentag gefeiert. Auch 201 4 werden ASJ und FAU an den zahlreichen Aktionen teilnehmen. Haltet die Augen für Ankündigungen offen.
Jeder 3. Samstag im Monat | 1 9 Uhr | Lunte (Weisestr. 53 / U8 Boddinstraße)
Unser monatlicher Tresen mit kühlen Getränken, warmem Essen und heißer Musik. Für das Rahmenprogramm bitte auf unserem Blog nachschauen: asjberlin.blogsport.de