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DIE SONNE BRINGT

Die Wende

Der Schweizer Solarpionier Josef Jenni entwickelt bereits seit den 1970er-Jahren alternative Energietechnik. Er erklärt, wie die Energiewende gelingen kann – und ob sich eine Solaranlage auf dem Kirchendach lohnt.

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umweltschonendste aller erneuerbaren Energien. Die Anlagen bestehen aus einfachen, relativ problemlosen Rohstoffen, welche am Ende der langen Lebensdauer gut recycelbar sind. Dank der Saisonspeicher ist die solare Wärme eine Technologie, mit der heute eine ganzjährige Selbstversorgung erreicht werden kann.

Dann gibt es noch die dritte Säule mit anderen erneuerbaren Quellen wie zum Beispiel Energiespartechnik, Energiespeicherung und Einsatz von Biomasse.

Zudem kommen wir nicht drumherum, uns in unserem Energieverbrauch und unserem Konsum einzuschränken. Das ist die Botschaft, die wir natürlich nicht gerne hören.

Lohnt sich eine Solaranlage auf dem Kirchendach?

Herr Jenni, warum braucht es eine Energiewende?

Josef Jenni: Für mich ist es ein enormes Wunder, dass wir Menschen auf einer Erde leben, die fast vom Nordpol bis zum Südpol bewohnbar ist. Die Klimaveränderung verkleinert diesen Lebensraum. Durch die Erwärmung haben wir mehr Feuchtigkeit in der Luft, die extremere Wetterlagen bedingt.

Ein kleines Beispiel: Unsere Firma Jenni Energietechnik steht im Emmental. Die Emme fließt rund 100 Meter von unserem Firmengelände entfernt. Überschwemmungen, wie wir sie in anderen Regionen der Welt sehen, können sich auch bei uns durch eine intensive Wetterlage ereignen. Dann stehen wir im Emmental vielleicht drei bis vier Meter tief im Wasser. Wenn das einmal vorkommt, räumt man auf. Aber wenn das regelmäßig passiert, wird unsere Gegend unbewohnbar.

Man muss sich keine Illusionen machen. Unser heutiger Lebensstil führt zum Ende der Menschheit auf der Erde. Wenn wir weiter so viele Treibhausgase und Schadstoffe in die Umwelt bringen, dann wird die Umgebung auf der Erde lebensfeindlich. Darauf mache ich aufmerksam und dagegen wehre ich mich mit meiner Arbeit.

Wie gelingt die Energiewende?

Eine funktionierende Energiewende beruht nicht auf einer einzigen Technologie, sondern ist ein sinnvolles Zusammenspiel verschiedener Möglichkeiten. Grundsätzlich geht es darum, mit der Einstrahlung der Sonne so viel wie möglich zu machen.

Ich sehe drei Säulen für die Energiewende: Die ersten beiden Säulen sind der Solarstrom und die solare Wärme. Die Nutzung der thermischen Sonnenenergie ist gesamtheitlich betrachtet die

Man kann mit einer Solaranlage sicherlich eine Grundlastheizung gestalten. Also, das Gebäude so weit heizen, wie es mit der Sonne möglich ist. Aber warmes Wasser benötigt eine Kirche in der Regel nicht sehr viel.

Insofern ist eine Kirche für mich nicht das Paradegebäude für eine Solaranlage, mit der man ja nicht nur Strom, sondern auch Wärme erzeugen kann. Ihr Einsatz ist bei einem Mehrfamilienhaus energietechnisch viel interessanter. Eher würde eine Photovoltaik-Anlage in Frage kommen, bei der der Strom ins öffentliche Netz eingespeist wird.

Ich würde im Sinne einer Energieberatung schauen, ob man das Gemeindehaus außen nachisolieren oder die Fenster auswechseln kann, damit sie besser gedämmt sind.

Wie motiviert Ihr Glaube Sie in Ihrem Beruf?

Ich habe einen christlich-neutestamentlichen Hintergrund. Die Schöpfung zu bewahren, ist für mich seit meiner Jugend ein starker Antrieb. Das versuche ich beharrlich. Martin Luther soll mal gesagt haben: „Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen.“ Das ist auch meine Haltung.

Interview: Anne Albers.

Josef Jenni ist Solarpionier. Schon 1976 gründete der Schweizer nach seinem Studium zum Elektroingenieur seine eigene Firma und spezialisierte sich auf die Entwicklung von Solaranlagen. 1989 baute die „Jenni Energietechnik AG“ im Schweizer Oberburg das erste autark mit Sonnenenergie versorgte Wohnhaus Europas. 2007 folgte das erste ganzjährig solar-beheizte Mehrfamilienhaus Europas. Mehr Informationen: www.jenni.ch

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